Rantzau [Rantzow, Rantzauer], Paul von; Brandmeister [ – ] Rantzow stand 1622 als Brandmeister in den Diensten Christians von Braunschweig. Er war Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ als „der Eingemachte“.
In einem Brief des Paderborner Arztes Galen (Pseudoym) aus dem besetzten Paderborn[1] vom 9.4.1622 heißt es: „Urheber aller Grausamkeit, der höchsten Unredlichkeit, von Unbeständigkeit, Brandstiftung und Frevel ist Paul Rantzow selbst (der leibliche Bruder dessen, der in Mülhausen[2] ist). Dieser verspricht dem Herzog nicht nur im Eichsfeld zu Duderstadt[3] und Mülhausen, sondern sich auf das Wohlwollen der Häretiker stützend, auch in Erfurt[4] fette Beute, dieser Brandstifter und giftigste Häretiker“.[5]
Das Tagebuch des Paderborner Kanzlers Konrad Wippermann hält fest: „2. Februarii [1622]. Ob man nun woll hirauff selbige nacht ihm thumb ubell gehaußet, so bin ich doch hirunter zum collegio, auch zu des hertzogen leibauffwarter dem von Rantzow verschiedentlich gefordert, die gantze sache und furderungh in ihre fürstliche gnaden hende zu stellen, die woltens vermittelen, welches also endtlich des mitwochens 2. Februarii eingehen, und zweithaußent reichsthaler versprechen mußen, wiewoll der Pflugh [Nikolaus Pflug; BW] damit nicht ghar content geweßen, unnd sonderlich hirumb, weill der hertzogh dem von Rantzow funffhundert zugetheilet, habe auch dem Pflugh alsopalte, und unter den nechsten thagen, wie auß den queitungen hiebei zu ersehen, einthaußent reichsthaler auffborgenn, erlagen, und Johan Raban die Wreden, daz er soweit vor mich handlen helffen, durch den hern drosten Melschede ein portegeloßer [Portugieser] danckshalber verehren mußen“.[6]
„Am meisten aber haben mich hirunter die beide Pfluegh und Rantzow von thagen zu thagen geplaget, daz denselben die vollige sumb der ubrige halbscheidt der versprochener zweithaußend reichsthaler erlagen und bezahlen sollen und mußen, welches mir wie menniglicher zu erkennen, zu selbiger zeit, und da ich bereits daß irste einthaußent ahn bekanten orten außgeborget, unnd selbst nirgents hinreißen oder schreiben durffen, gar schwer und saur gefallen“.[7]
Über die Ereignisse in der freien Reichstadt Mühlhausen[8] heißt es: „Den 30. Mai [8.6.1622; BW] begehrte Herzog Christian von Braunschweig, welcher mit einer Armee zu Roß und zu Fuß bei 24 000 Mann stark auf dem Eichsfelde lag, durch seinen obersten Brandmeister, Paul Rantzauer [Rantzow; BW], vom Rathe 200 000 Rtlr. zu einer Ritterzehrung[9], oder er wollte die Stadt mit Feuer und Schwert vertilgen, aber der Rath schlug es ab und suchte Hülfe bei dem Kurfürsten von Sachsen, der eben in Langensalza[10] war“.[11]
[1] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.
[2] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.
[3] Duderstadt [LK Göttingen]; HHSD II, S. 123f.
[4] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[5] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 34.
[6] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 192f.
[7] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 195.
[8] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.
[9] GRIMM; GRIMM, DWB Bd. 14, Sp. 1077: Ritterzehrung: „das einem armen oder irrenden ritter auf seinem zuge zur fristung seines lebens gewährte, auch almosen für einen vornehmen bettler“.
[10] Bad Langensalza [Kr. Langensalza]; HHSD IX, S. 33ff.
[11] JORDAN, Mühlhausen, S. 34.