Rantzau, Marquard

Rantzau, Marquard; Generalkommissar, Generalmajor [ – ] Rantzau stand 1626/1627 als Obrist in dänischen Diensten.

„Die Furcht vor den Dänen wirkte zu Anfang 1626 auch beunruhigend in Wildeshausen,[1] besonders auch auf das Wildeshauser Kapitel, so daß dadurch die derzeit vorgenommene Neuwahl des Propstes nicht unwesentlich beeinflußt wurde. Das Befürchtete trat ein. Der dänische Obrist Marquard Rantzau brandschatzte die Ämter Vechta[2] und Kloppenburg,[3] und im Amte Wildeshausen verhinderte nur eine schnell erhobene Viehschatzung, daß den Leuten nicht die Dächer über den Köpfen angezündet wurden. In der Stadt Wildeshausen muß es wohl dazu gekommen sein, denn das Kapitel berichtete später, Rantzau habe ‚alles bittens, flehens und erbietens ohnerachtet heimlich feuerwerck durch Lunten vnd anderes in etzliche heuszer zu Wildeshausen einleggen lassen‘. Vielleicht war das auch nur Auftragung in stärkeren Farben, die das Geschehene wesentlich schlimmer hinstellte, als es wirklich gewesen war. Rantzau, der sich in Emsteck[4] aufhielt, ließ einen Leutnant Bomgarden mit einer Fahne in Wildeshausen Quartier nehmen, schickte einen Rittmeister Oynhausen nach Huntlosen[5] zum Drosten und den Hauptmann Johann von Stralenberg zum Wildeshauser Richter, um die verlangte Brandschatzung zu holen. Der Richter Kögelke konnte dem Hauptmann das Geld aber noch nicht mitgeben, sondern reiste einige Tage später nach Bremen,[6] um Rantzaus Bevollmächtigten das Geld zu überbringen. Ein Kapitain-Major bekam 900 Taler ausbezahlt, der Rittmeister Oynhausen 100 Taler. Auf der Rückfahrt von Bremen brachte Kögelke den dänischen Kornett Hans Christoph von Zedwitz mit, der zu dem Herzog [Johann Ernst; BW] von [Sachsen-; BW] Weimar und zu Rantzau gen Osnabrück[7] wollte. Der Kornett versprach dem Richter, bei Rantzau ein Salvatorium[8] auszuwirken. Um dieses Salvatorium gleich wieder mitzubringen, wurde ein Kurt von Bassen dem Kornett mit auf den Weg nach Syke[9] gegeben, in welcher Richtung Rantzau inzwischen abgezogen war. Von einem erhaltenen Salvatorium war in der Folgezeit aber nie die Rede. Im Gegenteil, die dänischen Soldaten nahmen den Bauern das Vieh in so unverschämter Weise, daß Kögelke Mitte April Boten zu Rantzau sandte und sich auch selbst zu ihm auf den Weg machte. Allem Anscheine nach fand er ihn nicht, denn die Soldaten setzten die Räubereien fort und nahmen den Leuten weiter das Vieh, besonders in der Bauernschaft Glane.[10] Als Kögelke den Räubern nachzog, wurde er gefangen und konnte sich nur gegen ein Lösegeld von 18 Talern wieder befreien.

Als die drei Drosten von Vechta, Kloppenburg und Wildeshausen von Mansfeld nach Diepholz[11] beschieden wurden, reiste Kögelke dorthin und erlangte von den Obersten Plesse und Kniphausen, daß das Amt Wildeshausen für das Mal nichts zu geben brauchte. Mit der Dänenherrschaft in Wildeshausen war es bald vorbei. Als am 24. April 1626 zufällig oder nicht zufällig Truppen vom Fürstenbergischen Regiment unter dem Hauptmann Dinte fast gleichzeitig mit den Dänen unter Rantzau vor Wildeshausen ankamen, kam es zur Schlacht, in der der Fürstenbergische Hauptmann fiel. Die Fürstenbergischen behaupteten die Stadt. Rantzau, der die Stadt ‚sowoll mit groben stücken alsz Musquetten zu beschießen angefangen‘ hatte, mußte sich zurückziehen. Von da ab behaupteten fürs erste die Ligatruppen Wildeshausen“.[12]

1627 kämpfte Rantzau in Schlesien gegen Wallenstein[37] und versuchte vergeblich Troppau[38] zu halten: „Cosel[39] fällt schon nach vier Tagen – statt nach vier Wochen. Dann folgt Teschen,[40] dann Troppau. Hier dauert die Belagerung zwei Wochen, die Besatzung des Obristen Marquart Rantzau besteht aus dreizehn Kompanien zu Fuß und drei Reiterkornetten. Am meisten macht den Belagerern die Artillerie zu schaffen, Wallensteins Lagerzelt wird von einer Fünfunddreißigpfünderkugel zerfetzt. Nach der Kapitulation am 29. Juli notiert Wallenstein: »Heut hat sich Troppau auch ergeben, gleich mit den Konditionen wie Kosel. In ein paar Tagen marschiere ich nach Deutschland«“.[41]

1627 wurde Rantzau Kommandant von Glückstadt.[42] 1628 gelang es ihm, Glückstadt mit Hilfe der „Allerheiligenflut“ erfolgreich gegen Tillys und Wallensteins Truppen zu behaupten.[43]

[1] Wildeshausen [Kr. Oldenburg]; HHSD II, S. 492ff.

[2] Vechta [Kr. Vechta]; HHSD II, S. 461f.

[3] Cloppenburg [Kr. Cloppenburg]; HHSD II, S. 100f.

[4] Emstek [LK Cloppenburg].

[5] Huntlosen [Kr. Oldenburg]; HHSD II, S. 252f.

[6] Bremen; HHSD II, S. 69ff.

[7] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.

[8] Salvatorium: Befreiung (von Einquartierung).

[9] Syke [Kr. Grafschaft Hoya]; HHSD II, S. 449.

[10] Glane, heute Ortsteil von Wildeshausen [LK Oldenburg].

[11] Diepholz [Kr. Grafschaft Diepholz]; HHSD II, S. 114f.

[12] STRAHLMANN, Wildeshausen, S. 12ff.

[37] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[38] Troppau [Opava]; HHSBöhm, S. 625ff.

[39] Cosel [Koźle]; HHSSchl, S. 72ff.

[40] Teschen [Český Těšín, poln. Cieszyn, Bez. Karwin]; HHSBöhm, S. 607ff.

[41] DIWALD, Wallenstein, S. 388.

[42] LUCHT, Glückstadt, S. 189ff.; Glückstadt [Kr. Steinburg]; HHSD I, S. 66ff.

[43] Glückstadt [Kr. Steinburg]; HHSD I, S. 68.

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