Pichon, N chevalier de

Pichon, N chevalier de; Kapitän [ – ] Der Malteserritter Pichon stand 1637 als Kapitän einer Kompanie auf der Festung Ehrenbreitstein[1] in französischen Diensten.

„Der Fall des Ehrenbreitsteins, mit dem Werth täglich rechnete, wurde durch die kühne Tat eines französischen Offiziers für kurze Zeit hinausgeschoben. Der Malteserritter Chevalier de Pichon, Kapitän einer Kompanie, die nur noch 50 Mann zählte, erbot sich, von Hanau[2] her Proviant zu holen. In der Nacht schlich er sich mit dem Chevalier Dubreuil, einem Dolmetscher und fünf Soldaten seiner Kompanie auf gefahrvollem Weg durch die Wälder des Taunus nach Hanau. Für 200 Dublonen und 47 Taler erhielt er von Ramsey Lebensmittel aller Art, zum Transport zwei Lastkähne samt Bemannung und 12 Soldaten unter einem französischen Leutnant der Hanauer Garnison. Den mutigen Franzosen gelang es, mit ihrer Ladung ohne Zwischenfall rheinabwärts zu rudern; in der Nacht des Ostertages (9.-10. April) legten sie unter dem freudigen Jubel der Besatzung in Ehrenbreitstein an. Wider alle Erwartung war das Wagestück gelungen.

Am 16. April erschien Werth mit seinen aufgebotenen Bauern vor der Festung und ließ Laufgräben und Erdwälle in ihrer nächsten Nähe auswerfen. Der kühne Pichon bot sich erneut an, den Blockadering zu durchbrechen und nach Straßburg[3] zu eilen, um über den dortigen französischen Residenten Hilfe heranzuholen. Und tatsächlich gelang auch sein zweiter Ausbruch, diesmal offenbar allein unternommen. Er nahm dringliche Schreiben Bussys, Saludies, Montaigus und Hodiowas [Hodejowsky; BW] mit, die sich gegenseitig beschuldigten und den König von Frankreich, Richelieu und seinen Berater P. Joseph, die Staatssekretäre de Chavigny und Des Noyers sowie den Herzog von Weimar um Hilfe anflehten. Der französische Kapitän kam wirklich nach Straßburg (8. Mai), wurde aber kurz darauf noch im Elsaß von kaiserlichen Parteigängern abgefangen. Seine Korrespondenz geriet so in die Hände Jan von Werths, der dadurch die genauesten Einzelheiten über den Zustand der Besatzung erfuhr (Ende Mai)“.[4]

Pichon wurde nach seiner Gefangennahme in Breisach[5] festgehalten.

Im Hatzfeldt-Archiv findet sich eine Untersuchung gegen Pichon wegen der Proviantierung der Feste Ehrenbreitstein.[6]

[1] Ehrenbreitstein [Stadt Koblenz]; HHSD V, S. 86f.

[2] Hanau; HHSD IV, S. 199ff.

[3] Straßburg [Strasbourg, Dép. Bas-Rhin].

[4] LAHRKAMP, Werth, S. 75.

[5] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[6] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 559.

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