Piccolomini, [Andrea ?]

Piccolomini, [Andrea ?]; Offizier ? [ – ]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[1] aus dem von Eger[2] abhängigen Marktredwitz[3] erinnert sich an den Oktober 1640: „Am 5. Oktober ist des Kaiser. Generalwachtmeisters Gory[4] Quartiermeister mit etlichen Reitern hie[r]hero [ge]kommen und [hat] für seinen General und dessen Volk, welches seinem Vorgeben nach allbereit[s] heranmarschierte, Quartier begehrt. Weil wir dann gehofft, daß wir solches abwenden oder aber das meiste von uns [ab]schieben sollten, bin ich ihm [zusammen mit] Herrn Vetter Christof Hagen entgegengeschickt worden. [wir] haben aber bei ihm [nur] ein Geringes zu erhalten verspüren können, als wir ihn, mit dem Regiment stillhaltend, oberhalb Waldershof[5] [an]getroffen. Doselbst [hat]er sich nit anders(t) erklärt, als daß er mit uns herabreiten und rekognoszieren wollte. Sobald er hierher[ge]kommen [war], hat er das Hauptquartier hier in den Markt [nehmen] und die Regimenter auf die Dörfer ordnen und anstellen wollen. Weil aber ein Geschrei vom Feind erschollen [ist], (also) hat er alles Vieh beisammen gehalten und [auch] solchergestalt einquartiert. Er selbst(en) hat neben dem Oberst(en) Cabo [Caba; BW], Oberstleutnant Clari, dem Sohn des [Andrea ?, BW] Piccolomini, Herrn Generalwachtmeister von Brettau [Breda, BW] [und] seiner Gemahlin sein Quartier vor dem Badtor genommen. Die anderen Oberst[e] sind mit den Regimentern in den Stadeln vor dem Obertor und dem Untertor gelegen. Es ist also bei diesem Marsch niemand in dem Markt, auch niemand – außer den Pollacken, welche zu Oberrebitz logierten – auf den Dörfern gelegen, sondern [er ist] mit allem Volk – also mit 6 Regimentern zu Fuß und 2 Regimentern zu Roß – in den Städeln und Vorstädten über einen Haufen liegen(d) (ver)blieben.

Über diese 8 Regiment[er] [hinaus] sind auch 200 Polacken mit marschiert, welche – wie ob[en] gehört – zu Oberredwitz logierten: Einige sind auch in Dörflas[6] einquartiert worden. Obwohl wir hier im Mark[t] kein Quartier gehabt, so haben wir doch des Generals Tafel versehen und herrlich in die Küche (ver)schaffen müssen. Auch haben wir für die Regiment[er] hinaus[ge]geben 800 Brot[e], 800 Maß Bier und 2 Rinder. Überdies hat (ein)jeder Bürger, der seinen Stadel nicht zugrund reissen oder gar verbrennen lassen wollte, hinaus[ge]geben Fleisch, Fisch, Futter, Bier, Brot und Geld. [Es] ist dadurch auch sehr wenig erhalten worden, denn fast in jedem Stadel [hat] eine Kompanie gelegen, welche (dann) alles Heu, Stroh, ungedroschenes Getreide, Holz und Bretter aus den Stadeln in das Feld getragen. Es sind daraus Hütten gemacht und hernach meistens verbrannt [worden]. Um das, was liegen geblieben war, haben sich die Nachbarn auch [noch] gezankt. Sie haben auch alle Zäun[e] um die Gärten, Planken [und] Um(b)schrote umgehauen und verbrannt. Alle(e) unser[e] Fischkästen, [von denen] ein[jeder] vorher um 50 K[ronen] erkauft [worden war], haben sie in einer Geschwind[igkeit] eingehauen, zerrissen, hinweggetragen und in Grund verdorben. [Auf] dem neuen Freithof, welcher erst neu gemacht worden war, haben sie die Schindel[n] abgeschlagen und sam(b)t dem Tor verbrannt. In Summa, diese Leute haben einen großen Schaden getan in dem ungedroschenen Getreide, Futter, (Ge)stroh und Holz. [Sie haben auch] fast alle Stadel im Grunde zerschlagen und das Gezimmer verbrannt; denn die Kälte war sehr groß. Daher [haben] sie auch außer[halb] der Stadel noch über 1000 Feuer angezündet und gehalten. Was sie in den Vorstädten ertappt haben, [das haben] sie (hinweg)genommen und das Vieh geschlachtet. Die Nacht [über] hat die ganze Bürgerschaft auf Befehl des Generals um und um auf der Mauer im Gewehr stehen und wachen müssen. Ungeachtet dessen aber sind die Musketiere(r) doch an vielen Stellen über die Mauer hereingestiegen, [sind] in die Ställ[e] eingebrochen, [haben] kleines Vieh erwürgt und was sie sonst [noch] bekommen konnten, [haben sie] mitgenommen und [sind dann] wieder hinausgewischt. Dies geschah (nun) an vielen Orten, [so] daß wir also genug(samb) zu wehren und solches zu verhindern hatten. Die Tor[e] hatte er selbst(en) besetzt und mit seiner Wacht versehen.

Auch auf dem Land ist es übel hergegangen. Alles ist spoliieret worden. Des anderen Tags ist er mit allen Regimentern aufgebrochen und auf Eger marschiert. Er hat selbige [Stadt] auch sehr bedrängt, wie wir [später] hören werden. Er hinterließ uns einen Fähn(d)rich zur Salva Guardi[a]. Die Regiment[er] ließ er alle von hier [ab]rücken. Da er auch eine große Menge Bagage bei sich hatte, wurde alles Volk, zusammen mit dem Troß, über 6000 Mann stark geschätzt. Bei ihrem Aufbruch hatte man genug(samb) zu tun, daß man an etlichen Orten das aufgegangene Feuer mit Gottes Hilfe wieder (er)löschen konnte“.[7]

[1] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[2] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[3] Marktredwitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.

[4] Eindeutig ein Lesefehler des Hg. oder ein Schreibfehler Brauns.

[5] Waldershof [LK Tirschenreuth].

[6] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].

[7] BRAUN, Marktredwitz, S. 128ff.

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