Pforte [von der Pfordt, Pfordten, Pforten, Pfordta] Hans [Johann] von der

Pforte [von der Pfordt, Pfordten, Pforten, Pfordta] Hans [Johann] von der; Obrist [vor 1615 – Januar 1651 Puschwitz bei Torgau] Von der Pforte stand als Obristleutnant bzw. Obrist und Kommandant von Wittenberg[1] in kursächsischen Diensten.[2]

Hans (Johann) von der Pforte (er selbst unterzeichnete 1631, 1633 und 1643 als „Hans von der Pfordt“ gelegentlich auch „von der Pforten“ oder „von der Pfordta“ ) war der Sohn von Hiob von der Pforte und dessen Ehefrau Anna von Fitzner. Außer seiner protestantischen Erziehung ist über seine Kindheit und Jugend sehr wenig bekannt.

Am 20.8.1615 heiratete von der Pforte die Witwe von Georg von Seydewitz, Catharina Euphemia von Berbisdorf. Als seine Ehefrau Ende 1641 starb, heiratete er nach Ablauf des üblichen Trauerjahres Gertrud von Hanfstengl.

Als kursächsischer Offizier diente von der Pforte 1621 in Schlesien zunächst unter Obrist Karl von Goldstein.

1631 wurde er zum Obristleutnant befördert. Im August dieses Jahres kommandierte er noch 13000 Defensioner[3] als Garnison in Naumburg.[4] „Noch ehe der Kurfürst sich vom Kaiser gelöst hatte, am 26. August, kam eine reitende Post: ‚Das Tillysche[5] Volks zieht von Merseburg[6] auf Naumburg zu’. Der Oberstleutnant gedachte, die Stadt mit Gottes Schutz ein paar Tage lang zu halten, vielleicht bis kurfürstliche Hilfe zum Ersatz anmarschierte. Da empfing er die Order, schleunigst zur großen Armee zu stoßen. Als seine Kompagnien am 29. August in der Frühe mit Trommelschlag abrückten, kam er vor das Rathaus geritten und ermahnte: ‚Nicht gleich die Tore aufmachen, sobald ein kleiner feindlicher Trupp sich sehen lässt ! Wenn der kaiserliche Feldherr selbst anreitet, sollt ihr um Bedenkzeit bitten, bis ihr den Entschluß eures Fürsten wißt … Und wenn ihr von einer großen Übermacht vergewaltigt werdet, alsdann macht aus der Not eine Tugend und befehlt euer Schicksal dem lieben Gott !’“.[7]

Als Kommandant von Leipzig[8] musste er am 6./16.9.1631 desselben Jahres kapitulieren und die Stadt an den ligistischen Generalleutnant Tilly übergeben.[9]

„Kursachsen hatte den Waffenbund mit Schweden geschlossen, hauptsächlich um sich mit der Hilfe des Auslandes der Ligisten zu erwehren. Das Gegebene war jetzt, wo beide Heere vereint in Düben[10] standen, geradewegs auf den Feind loszumarschieren, ehe er noch gegen Leipzig ernstlich vorgehen konnte. Das war wohl auch des Kurfürsten eigentlicher Gedanke, aber der Leipziger Rat war geschwinder als des Bundesheeres Entschlüsse. Er hatte nichts Wichtigeres zu tun, als seine Kohlgärten zu retten und um ihretwillen die Stadt an Tilly auszuliefern. Am 6. September morgens besetzten die Ligisten Leipzig.

Die Verbündeten erfuhren von dieser schmachvollen Übergabe wohl erst am Spätnachmittage dieses Tages. Um 11 Uhr mittags wurden nämlich die Defensioner, die 5 Fahnen stark unter Obristleutnant v. d. Pfordten in Leipzig gelegen hatten, ‚von Tylli mit Sack und Pack ohne einige Eydesleistung dimittiret’. Tilly gab ihnen eine Begleitmannschaft mit. Daß es 3000 Mann gewesen seien, wie alle Flugschriften einstimmig bezeugten, ist ganz unwahrscheinlich. Vermutlich liegt hier ein Schreibfehler vor, der allen gemeinsam als Unterlage gedient hat: es waren sicher nur 300 Ligisten. Der ganze Zug hatte sich dann ‚etwas nähers gegen Wittenberg zu gethan / sindt aber von Schwedischen und Sächsischen vortrab umbringet / vnd fast alle nidergemachet / vnd der rest gefangen genommen worden’. Dieser Überfall muß der Kampf zwischen den beiden Vortrababteilungen ‚vor dem Dorf Pedelwitz’[11] (sic !) in der Nähe des ‚Gehölzes’, d. h. der Birkaue sein, von dem berichtet wird.

Hauptsächlich müssen die sächsischen Reiter den Angriff ausgeführt haben, denn Tilly glaubte noch am nächsten Tage, ‚daß Ihr. Durchl. (Johann Georg) allein mit dero Armada herbeyrucketen’. Zunächst hatte man auch nur zwei Boten aufgefangen, die Kursachsens Anmarsch in die Stadt melden sollten. Kurzerhand wurden sie ‚an ein Baum gehänckt’, wie es lakonisch heißt. Daher hatte Tilly auch ‚der Convoj ordinantz geben / zu erkunden / wo sich der Schwed hinwenden möchte / – ’. Durch den Überfall unterblieb für diesen Tag  jede weitere Aufklärung“.[12]

Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611 – 11.12.1688][13] erwähnt Pforte 1631: „(Der Kurfürst erobert Leipzig wieder nach der Schlacht bei Breitenfeld.[14] Die Kaiserlichen, die sich ergeben,) ließ er mit 6 Cornet Ritter-Pferden unter den Obr.-Leut. Caisar Pflugen und mit 500 Tragonern untter den Obristen Hans von der Pforden durch das Ober-Ertzgebirg durch den Reitzenheiner Paß[15] in Böhmen confoiren. Den 15. September lagen Sie zue Chemnitz,[16] den 16. September kahmen sie zue Marienberg[17] an. Die Confoi lag in der Stadt, die keyßerlichen uff den Spittelwiesen. Die Confoirten Sie biß auf den Böhmischen Reitzenhain, lagen in rückweg wieder in Marienberg, der kostets 426 fl“.[18]

Am 28.5.1632 wurde das Fußregiment Dietrich von Starschedel in einem Dorf zwischen Dresden[19] und Pirna[20] reformiert und in vier Fendl eingeteilt. Am 7.7.1632 wurde es dem Obristen Hans von der Pforte übertragen. Nach dem Tode des Kommandeurs der sechs „Schwarzen Fendl“, Obrist Christoph Schneider, wurde es mit dem Regiment Pforte vereinigt.[21] Das Regiment wurde in Torgau[22] am 29.1.1639 reformiert und mit dem Regiment des Obristen Joachim von Schleinitz in Leipzig zusammengelegt.[23]

Nach dem Bericht des „Theatrum Europæum“[24] nahm er an der Schlacht bei Lützen[25] teil und wurde verwundet.[26] Auch an der Wiedereroberung Leipzigs war er beteiligt.[27]

„Inzwischen hatte die sächsisch-lüneburgische Abteilung, die am 7. Torgau[28] verlassen hatte, Nachricht von der Schlacht bei Lützen[29] und deren Ausgang erhalten, war also nur bis Wurzen[30] vorgestoßen, da sie fürchten mußte, in den geordneten Rückzug Waldsteins [Wallensteins; BW] zu geraten, was ihr kaum gut bekommen wäre. Von Torgau aus wurde ihr v. d. Pfordten mit einen Dragonern von Taube und 2 Kompanien von Klitzing zu Fuß über Eilenburg[31] nachgesandt. Kaum hatten die Sachsen-Lüneburgischen Holcks Abzug vernommen, als sie sich auf den Weg machten. Am 10. nachmittags versuchten sie einen Handstreich gegen die Stadt. Hinter einem Wagen ritten 8 sächsische Reiter an das Grimmaische Tor heran und gaben sich für versprengte Kaiserliche aus. Die wenigen Waldsteiner, die zusammen mit sächsischen Defensionern dort Wache hielten, öffneten. Sofort zogen die Sachsen blank und hieben in die überraschten Feinde ein. Die Defensioner machten natürlich sofort mit ihnen gemeinsame Sache und im Nu war das Tor genommen.

Dann folgten weitere 150 Reiter nach, und ein furchtbares Blutbad hob in den Straßen der Stadt an. ‚Alle Kayserische / so viel sie derselben auff der Gassen / auff dem Marckte / vnd in den Häusern angetroffen’ / wurden ‚niedergestochen / daß ehe recht eine halbe Stunde vorgangen / vber die 100 Todte auff der Gassen lagen / von denen alle ihre Kleider / vnd alles was sie bey sich hatten / von den Schwedischen abgenommen wurde’. Hoffkirchen berichtet über die Greuelszenen aus ‚Leibtzig’ am 11. November: ‚leibtzig die Statt hob ich wieder ein v. sindt in der furie bey die zwey hundtert von feindt nidergemacht das Schloß weret sich noch hoffe aber es soll nicht lange weren ich habe die von Eylenburg v. die Helffte von Torgaw laßen hiher marsiren ich aber bin mit dem rest der Cavalery den Feind zu verfolgen zu der königlichen armee gemarsiret’.

Unter den Opfern befand sich der jüngere Isolani, Ein Rittmeister und der Hofmeister des Herzogs von Florenz [Mattia di Toscana; BW] Am Abende rückte Oberst Taube mit seinen Dragonern in die Stadt ein, dann folgten Hoffkirchen, v. d. Pfordten und Lüneburg, schließlich auch Altenburg, zusammen 40 Kornets. Die Dragoner ‚wurden ohne Verzug noch selbigen Abend gegen das Schloß commandiret / die bey anbrechender Nacht starck zu verschantzen anfingen / auch wurden noch selbigen Abend 2 grosse Rathsstücken in die Burgstrasse geführet / deren eines auf die kalckhütte / das andere auf das Petriner Collegium gebracht wurden’.

— Ein Tagebuch meldet seinen Einzug  in  Leipzig: „Den 10. [11. a. St.; BW] ists gar still gewesen und hat die Bürgerschaft von dem Kommandore [Moser, BW] auf dem Schloß erlangt, daß das Rannische und Grimmische Tor wieder hat sollen geöffnet und mit Soldaten und Bürgern verwahrt werden, wie denn mit dem Rannischen Tor vor Mittag der Anfang gemacht worden, da viel Bürgersvolk in Vorstädten in ihren Häusern gewesen. Es ist aber alsobald nach 12 Uhr dasselbe wieder zugemacht und das Grimmische eröffnet. Nach 1 Uhr aber ist ein Trupp Reiter, und zwar anfänglich nur deren 10, ans Tor kommen, und weil sie sich vor Kaiserliche angegeben, hereingelassen worden, die aber alsbald im Tore die kaiserlichen Soldaten niedergeschossen. Denen ist bald der Trupp gefolgt, der in Gassen, Häusern und auf dem Markt, was sich von kaiserlichem Volk angetroffen, niedergemacht, darauf in einer halben Stunde noch mehr gefolgt, daß in 2 Stunden die Kaiserlichen fast in 100 auf den Gassen tot gelegen, welche stracks geplündert und ausgezogen worden, und sind diesen Abend Herr Obrist Taube mit seinen Dragonern, insgleichen Herr Obrist Hoffkirch [Lorenz v. Hofkirchen; BW], Obrist Hans von der Pforte, Herzog [Friedrich Wilhelm; BW] von [Sachsen]-Altenburg und Herzog [Georg; BW] von Lüneburg in Person herein, wie auch über vierzig Cornetts auf den Markt gekommen“.[32] –

Trotzdem gelang es Mosen noch in der Nacht vom 10. zum 11. nach der  Thomasmühle zu auszufallen und sich zu ver-proviantieren. Des Flößholzes im Stadtgraben aber konnte er sich nicht bemächtigen. Am 11. früh trafen 250 Mann zu Fuß ein und am 12. Eustachius Loeser mit seinem Regimente zu Fuß, worauf um Mittag die Regimenter zu Roß die Stadt verließen. Als man an diesem Tage die Burg anblasen ließ, schlug Mosen alle Verhandlungen aus, doch wurden ‚noch selbiges Tages viele Kayserliche / so sich hier vnd dort verstecket / gefunden / die alle ohne Gnade niedergemachet wurden’.

Die Belagerung der Burg machte in den folgenden Tagen nur geringe Fortschritte. Der Feuer der sächsischen Musketiere reichte bei weitem nicht aus, die Belagerten einzuschüchtern. So erhielt v. d. Pfordten, als er am 18. die Burg zur Übergabe auffordern ließ, die boshafte Antwort: ‚Wier sollten umb Pfingsten wieder anhalten, Vnter deß nur nach Torgau marsieren, vnd auff dem Schlitten fahren’. Vor allem fehlte es den Sachsen auch an Schießbedarf. Es kam sogar noch schlimmer. In der Nacht vom 20. auf den 21. November fielen die Kaiserlichen überraschend aus, überrumpelten die Wachen und fingen einen Leutnant, einen Feldwebel und 4 Musketiere der Kompanie von Witzleben (Klitzing zu Fuß). Nur v. d. Pfordten persönliches Eingreifen verhinderte größeres Unheil.

Er selbst klagte sehr, er habe nicht genug Leute, um ähnliche Vorfälle unmöglich zu machen. Eins war den Belagerten allerdings nicht gelungen: sie hatten einen Barbier auftreiben wollen, ‚weil es ihnen in der Festung ein Feldscherer gemangelt’. Den zu fangen fehlte es an der Zeit. Übrigens wurden drei nachlässige Wachen ‚zur Justitia geführet’, aber dann nur ein Mann gehangen. Man sah sich schließlich gezwungen, von Chemnitz her schwedische Verstärkung zu holen, denn auch Chemnitz war belagert, weil sich dort Waldsteinsche Truppen festgesetzt hatten und noch hielten.

Am 24. November kündete darauf Dodo von Inn- und Knyphausen[33] seine Ankunft an. Wirklich rückten am 26. die Regimenter Knyphausen zu Fuß (1500 Mann), Franz Karl (600 Mann) und Herzog Bernhard zu Roß (300 Mann) in Leipzig ein, was der Rat am 28. sofort mit einer Jeremiade[34] über Einquartierungslasten an den Kurfürsten beantwortete. Auch der Kurfürst freute sich der schwedischen Hilfe nicht recht. Er befahl am 28. ausdrücklich, daß im Falle der Übergabe die Burg von den Sachsen und ja nicht von den Schweden besetzt werden solle. Auch die ersehnten Belagerungsstücke – zwei halbe Kartaunen – trafen am 30. November aus Wittenberg ein und wurden noch ‚selbige Nacht vor dem Thomasthor gepflantzet’. Am nächsten Morgen beschoß man den Pleißenturm‚ da man denn mit wenigen Schössen die Haube auff dem Thurm dermassen durchlöchert / daß die Büchsen-Meister alßbald von den Stücken weichen müssen / vnd selbige von dar nicht mehr gebrauchen können’.

Jetzt mußte Mosen erkennen, daß die Burg eine ernsthafte Belagerung nicht aushalten konnte. Am 1. Dezember trat er in Akkordverhandlungen, die am 2. dazu führten, daß die Kaiserlichen der freie Abzug in aller Stille bewilligt ward. Mit ‚8 Pagagi-Wägen, einer Kutschen, und 1 Senfften / so 2 Pferde getragen’ zog Mosen am 3. Dezember  ab. Er hatte unter sich gehabt:

 

Regiment              Leutnant  Feldwebel  Mann  Adjutanten     Summe

 

Breuner                       1              1             135             –               127

Waldstein                    1               –             131             1              133

Marques de Grana       –             1              154             –               155

Alt-Sachsen                1              2              141             –               144

Geiß                            1              1                55             –                 57

Baden                          –              1                52             –                 53

4              6             658             1              669                     

Die Hoffnung, viele Überläufer zu bekommen, zerschlug sich zunächst; Mosen hatte seine Leute erst noch tief in die kursächsischen Weinfässer blicken lassen, so daß ‚alle truncken gewesen’, und bei Kursachsen nicht untertreten wollten. Nur ‚etliche zwanzigk Man’ verließen ihre Fahnen. Trotzdem glaubte v. d. Pfordten, daß von den Kaiserlichen ‚Ihrer wenig davon vber die Grenze mit kommen werden’. Es wird auch behauptet, daß ‚auch von denen / so albereit schon vber ein Meil Weges hinausgewesen / viele wieder zurücke kommen / vnd Bestallung angenommen’.

Die sächsischen Truppen zu Fuß teilten sich nun. 60 Mann von v. d. Pfordten bezogen die eroberte Burg. Loeser ging mit seinem Regiment nach Wittenberg. V. d. Pfordten mit Klitzings Kompagnien nach Torgau und Mühlberg.[35] Diese beiden Teile vereinigten sich schließlich unter Loeser in Kamenz,[36] während v. d. Pfordten selbst nach Leipzig zurückkehrte.

Die Kaiserlichen wurden im Laufe des Dezembers ganz aus Sachsen gedrängt. Am 1. Dezember ging Chemnitz,[37] am 14. Zwickau[38] mit Akkord über, während am 4. die kaiserliche Besatzung ‚auff dem festen Hause Scharffenstein’[39] überfallen und davon der größte Teil ‚in 200 niedergemacht’ wurde.

In und um Leipzig sah es bös genug aus. Noch unterm 8. Dezember wurden die Schösser von Borna,[40] Düben,[41] Eilenburg, Grimma,[42] Lützen, Schkeuditz[43] und Wurzen[44] angewiesen, ihre Bezirke zu säubern, da ‚an etzlichen Ortten vf den Straßen noch Todte Menschen vnd Pferde, welches von der iüngsten Schlacht her rühret, liegen“. Das gleiche sollte mit dem Leipziger Schloßgraben geschehen, in den die Kaiserlichen ihre Toten einfach hineingeworffen hatten.

In der Stadt selbst befanden sich noch am 18. Dezember ‚mehr denn 300 kranke Soldaten’ und lange nachher noch ‚befinden sich theils gesund, theils aber noch verwundet im Lazareth vor den Ranstedtischen Thore’ 24 Personen. ‚Weil sie noch leiden müßen, bitten Sie unterthenigst vmb gnedigste endledigung’, 30 weitere ‚incl. Wenig Officirer’ und 20 Weiber ‚denen ihre Männer in der Schlacht blieben, befinden sich im neuen Hospital’.

Wegen der Pleißenburg klagt v. d. Pfordten am 28. Dezember, ‚das für den reverenter zu melden, darauff gelaßenen Vnflat fast niemand sein kann’. Ein Trommler und 2 Musketiere hatten schon die ‚Infection’ und v. d. Pfordten blieb selbst in der Stadt, ‚weil des gefehrlichen stangkes halber vf der Vestung nicht zu sein’.Den Grund der üblen Gerücke entdeckte erst im Januar 1633 der neue Burgkommandant Christoph von Drandorff. Er meldet ‚daß oben vf der Pastey von den Keyserischen etliche todte Cörper nägsthin vnter wehrender belagerung begraben worden, vnd noch daselbst liegen, die Erde aber kaum einer ele[45] hoch darüber geschüttet ist; wodurch nicht allein künftig großer stanck vnd Verlust, Sondern auch dieses zu besorgen, daß bey Zergehung des Schnees vndt einfallenden Regenwetter das Wasser sich dazwischen samblen, vndt endtlich in die Gewölben hinunter durchweichen vnd schaden tun möchte“.[46]

Am 3.5./13.5.1634 nahm er als Obrist unter Hans Georg von Arnim-Boizenburg an der Schlacht von Liegnitz[47] teil, in der die Kaiserlichen unter Rudolf Graf Colloredo geschlagen wurden.

Von der Pforte nahm zusammen mit dem Obristen Taube am 28.2.1635 an einer Gesandtschaft teil, welche einen Waffenstillstand mit Ferdinand II.[48] auszuhandeln versuchte, der sich unter Umständen nur auf die kaiserliche und kursächsische Armee beziehen sollte.[49] Im selben Jahr noch wurde von der Pforte durch Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen in dieFruchtbringende Gesellschaft“ aufgenommen. Der Fürst verlieh ihm den Gesellschaftsnamen der Bemeisternde und das Motto „so Gift als Seuchen“.

Den Höhepunkt seiner Karriere erlebte von der Pforte mit seiner Ernennung zum Stadtkommandanten von Wittenberg.[50]

Im März 1637 war er Kommandant in Wittenberg.[51]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet;: „In deme nun solches zu Stettin[52] vorgangen / haben die Schwedische auff disseit der Elb bey einem Dorff Fuckeroda[53] / eine Meyl von Dessaw[54] / von 3. von Wittenberg ligend / eine Schantz zu machen / und sonder Zweiffel auch daselbsten / auf begebenden Fall / eine Schiffbrücke über die Elbe zu schlagen / unterstanden, massen dann sie zu Vollführung dessen / umb Köthen[55] / Dessaw und andern Orthen / daselbst die Bauren mit Schüppen und Spaden zum Grab- und Schantzen auffgefordert. Als nun der Schwedische Commandant in Eulenburg[56] am 16. 26. diß [April; BW] 2. Muldaw Fähre hinunter gegen Dessaw schicken wollen / und die darzu commandirte Mußquetierer / mit denselben bald an die grosse Mühl bey Bitterfeld[57] ankommen waren / wegen der Bawren aber / Land-Förster und Schützen weiter fortzukommen nicht traweten / sondern (nach Verlassung der Fähren und etlicher der ihrigen bey denselben) zurücke nach Eulenburg lieffen / von selbigem Commendanten mehr Volck zu bitten / haben sich unterdessen die Bawren und Schützen zu den Fähren gemacht / die darbey gefundene übrige Schwedische Mußquetierer verjagt und erschlage / auch die Fähren zerhawen und darvon gangen.

Als solches der Schwedischen Beginnen und angefangene Schantzen-Baw dem Chursächsischen Obersten Pforta Commandanten in Wittenberg kund gethan worden /er auch vernommen / was mit jetztgemelten Eulenburgischen sich begeben / hat derselbe den 20. April bey 200. Mann außcommandirt / mit Ordre / daß die Elbe hinunter gegen Dessaw nach dem besagten Dorff Fuckeroda sie sich wenden sollten / welches auch geschehen. Da sie nun daselbsten ankommen / und die Schwedische ihrer ansichtig worden / ist es bald zu einem Scharmützel kommen / in welchem etliche von den Schwedischen (weil sie sich ziemblich schwach befunden) erlegt / etliche gefangen / der Rest von dem angefangenen Schantzenbau verjagt / und was allbereit geschantzt gewesen / wieder rasirt worden“.[58]

„Im April 1637 umschloß eine schwedische Abteilung unter dem Befehl des Generalmajors N. Stelhanzen[59] die Stadt Zahna[60] und forderte sie zur Übergabe auf. Dieses Ansinnen wurde jedoch von den Bürgern – an ihrer Spitze der tapfere Bürgermeister Caspar Lehmann – einmütig zurückgewiesen. Man glaubte, der die Stadt rings umgebene Sumpfboden müßte eine Belagerung sehr erschweren, und außerdem hatte der Wittenberger Festungskommandant Hans von der Pforte eine Garnison von 30 Mann in die Stadt gelegt mit dem ausdrücklichen Befehl, sie unter allen Umständen gegen den Feind zu halten. Doch alle Tapferkeit war vergebens. Am 25. April 1637 eroberten die Schweden die Stadt und brannten sie gänzlich nieder. Wer sich von den Einwohnern nicht durch eilige Flucht retten konnte, wurde niedergehauen, erschossen oder zu Tode gequält. Besonders schlimm erging es dem Bürgermeister Caspar Lehmann, der entsetzlich mißhandelt und als gefangener fortgeschleppt wurde. Er hat seine Heimatstadt nie wieder gesehen. Von 263 Bürgern waren nach dem Abzug der Schweden noch 41 am Leben“.[61]

Im Mai berichtete von der Pforte Melchior von Hatzfeldt von der Lage um Wittenberg.[62]

„Erst jetzt [1645; BW] sah sich Johann Georg I. genötigt, auf Torstenson einzugehen, zumal sich auch seine Söhne immer stärker dafür einsetzten. Herzog August hatte deswegen bereits an Königsmark geschrieben und erreicht, dass sich von beiden Seiten einige Gesandte zusammenfanden. Die Schweden schickten Lilie, Oberst Ludwig Sarrazin und Oberstleutnant Nehren. Sachsen beorderte den Geheimen Rat Dr. Oppel, Generalwachtmeister Wolf Christoph von Arnim und Oberst Pforte.

Die beiden ersten Gespräche fanden im Gasthof zu Cossebaude[63] unterhalb von Dresden statt. Doch angesichts umherstreifender Kaiserlicher wurde der Tagungsort auf die andere Seite der Elbe in das Pfarrhaus Kötzschenbroda[64] verlegt. Nach sechs Konferenzen konnten am 6. September 1645 die Unterschrift unter den zehn Artikel umfassenden Vertrag gesetzt werden. Das Übereinkommen sicherte dem Kurfürsten seine Einkünfte. Die Schweden sollten aus allen besetzten Orten, außer Leipzig, abziehen. Ihnen wurde jedoch ungehinderter Durchzug gestattet, mit Ausnahme einer Drei-Meilen-Zone um Dresden. Der Kurfürst durfte seine drei Regimenter dem Kaiser wieder nach Böhmen schicken und die drei anderen behalten. Das Land musste monatlich für 11.000 Reichstaler Kontributionen und Naturalien aufkommen“.[65]

Er hinterließ den Sohn Hans Siegmundt von der Pforte, der 1651 mit dem Rittergut Puschwitz[66] bei Torgau[67] belehnt wurde.

[1] Wittenberg; HHSD XI, S. 504ff.

[2] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab Dezember 2012).

[3] Defensioner: Angehöriger der Landesverteidigung, Landwehr: Landesverteidigung: Milizen aus von Offizieren angeleiteten Stadtbürgern und Bauern zum Schutz gegen Durchzüge marodierender Heere und Soldaten. Miliz zur selbstständigen Landesverteidigung (vgl. Landwehr), die teilweise schon beim ersten Musketenschuss auseinanderlief oder als Kanonenfutter diente, wenn sie nicht unter dem Schutz von Soldaten eingesetzt wurde. Zum Dienst im Ausschuss konnten sowohl Bürger – meist kleine Handwerker und ärmere Bürger, reichere Bürger drückten sich vor diesem Dienst –  als auch Bauern der städtischen Dörfer herangezogen werden. Üblich war die Stellung des 5. oder 10. Mannes. Die Erfurter Bürgerwehr soll aus 1.200 Mann bestanden haben; BEYER; BIEREYE, Geschichte S. 537. Zur Nutzlosigkeit des Bürgerausschusses vgl. die Äußerungen des brandenburgischen Kanzlers Friedrich Pruckmann [1562-1630]; FADEN, Berlin, S. 144: Sie wurden „von ihrer zween angeführt, die ihr Lebetage wohl keinen toten Menschen im Felde gesehen. Da war ein Trommelschlagen, Platzen und Schießen, auch Schreien in beiden Städten [Berlin und Cölln] die ganze Nacht hindurch, dass ihrer wohl wenige dieselbe Nacht werden geschlafen haben. Denn es war alles besoffen, was da war. Da hätte man wohlbeschossene Musketiere sehen sollen; der eine schoß die Lunte mit hinweg; dem andern entfiel der Ladestecken, dem dritten die Forschett [Gabelstock]; dem vierten versagte die Muskete zwei- bis dreimal; der fünfte steckte die Nase gar in den Ärmel, wenn er schießen wollte, gleich den Mönchen, Pfaffen und Jesuiten, die vor etlichen Jahren zu Paris gassatim gingen, Die dann losgeschossen hatten, konnten zu keiner Ladung wieder kommen, also voll waren sie. Die Pikeniere trugen die Pike auch gar musterlich, zu geschweigen, dass sie solche sonsten zu gebrauchen sollten gewusst haben. Summa, man hat nur lauter Schimpf gehabt“. FADEN, Berlin, S. 153f. Teilweise wurde schon aus Kostengründen der Ausschuss von Städten abgelehnt; BRUNS, Hallenberg, S. 258f.; WALLHAUSEN, Defensio Patriae.

[4] Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 341ff.

[5] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.

[6] Merseburg [Kr. Merseburg]; HHSD XI, S. 322ff.

[7] BORKOWSKY, Schweden, S. 24f.

[8] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[9] Vgl. KUNATH, Kursachen, S. 72.

[10] Bad Düben [Kr. Bitterfeld/Eilenburg]; HHSD XI, S. 93ff.

[11] Podelwitz [heute Ortsteil von Rackwitz/LK Nordsachsen].

[12] RUDERT, Kämpfe, S. 47f.

[13] SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann.

[14] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f. Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf und die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. HAPPES Zahlen (vgl. mdsz.thulb.uni-jena.de) liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen und 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen und 2.000 Schweden ums Leben gekommen. RUDERT, Kämpfe, S. 49ff.; WALZ, Der Tod, S. 51ff.

[15] Reitzenhain; heute Ortsteil von Marienberg [Erzgebirgskreis/Sachsen].

[16] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.

[17] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.

[18] LEHMANN, Kriegschronik, S. 29. Lehmann datiert nach dem alten Stil.

[19] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[20] Pirna; HHSD VIII, S. 276ff.

[21] SCHERER, Sächs. Regimenter, Fußreg. Nr. 11.

[22] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.

[23] SCHERER, Sächs. Regimenter, Fußreg. Nr. 4.

[24] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.

[25] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f. Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse [HAPPE I 295 v – 302 r; mdsz.thulb.uni-jena]. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen; BRZEZINSKI, Lützen 1632; MÖRKE, Lützen als Wende; WALZ, Der Tod, S. 113ff.

[26] MILGER, Gegen Land und Leute, S. 244; Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f. Vgl. KUNATH, Kursachsen, S. 116.

[27] KUNATH, Kursachsen, S. 119.

[28] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.

[29] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.

[30] Wurzen; HHSD VIII, S. 365ff.

[31] Eilenburg [Kr. Delitzsch/Eilenburg]; HHSD XI, S. 100ff.

[32] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 320f.

[33] SATTLER, Reichsfreiherr Dodo zu Innhausen und Knyphausen.

[34] Klage (nach den Klageliedern Jeremiä).

[35] Mühlberg [Kr. Liebenwerda]; HHSD  XI, S. 338ff.

[36] Kamenz; HHSD VIII, S. 158ff.

[37] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.

[38] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.

[39] Scharfenstein [Kr. Zschopau]; HHSD VIII, S. 315f.

[40] Borna; HHSD VIII, S. 34ff.

[41] Bad Düben [Kr. Bitterfeld/Eilenburg]; HHSD XI, S. 93ff.

[42] Grimma; HHSD VIII, S. 128ff.

[43] Schdeukitz [Kr. Merseburg/Leipzig]; HHSD XI, S. 413.

[44] Wurzen; HHSD VIII, S. 365ff.

[45] 1 Leipziger Elle = 0, 56638 m

[46] RUDERT, Kämpfe, S. 112ff.

[47] Liegnitz [Legnica]; HHSSchl, S. 283ff. Schlacht bei Liegnitz am 13.5.1634: Die kursächsische Armee unter Generalleutnant Hans Georg von Arnim schlug die Kaiserlichen unter Generalmajor Johann von Götz und Feldmarschall Rudolf von Colloredo: Die Kaiserlichen büßten 40 Fahnen, die gesamte Artillerie und 4000 Tote ein. Auch in dem mittlerweile wieder schwedisch besetzten Osnabrück wurde dieser Sieg entsprechend gefeiert, wie der protestantische Chronist Bellinckhausen berichtet; BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 281f.

[48] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.

[49] HUSCHKE, Wilhelm IV., S. 278.

[50] Wittenberg [Kr. Wittenberg]; HHSD XI, S. 504ff.

[51] Vgl. Slg. 15: Autographensammlung des Königlichen Hausarchivs der Niederlande. Online verfügbar unter: sachsen-anhalt.de/fileadmin/Elementbibliothek/Bibliothek_LHA/FB/Slg_15_00_Findbuch.pdf, Nr. 130: Oberst Hans von Pfordt an Fürst August von Anhalt-Plötzkau, Wittenberg 1637.

[52] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[53] Vockerode [LK Wittenberg].

[54] Dessau [Stadtkr. Dessau]; HHSD XI, S. 77ff.

[55] Köthen [Kr. Dessau-Köthen/Köthen]; HHSD XI, S. 253ff.

[56] Eilenburg [Kr. Delitzsch/Eilenburg]; HHSD XI, S. 100ff.

[57] Bitterfeld; HHSD XI, S. 44ff.

[58] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 789.

[59] Stålhandske !

[60] Zahna [LK Wittenberg].

[61] Die Flämingstadt Zahna.Ein Blick in die Historie der Stadt bis 1900; /www.rainbowkids.homepage.eu/zahnas_geschichte_05025663.html.

[62] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 227.

[63] Cossebaude, heute Ortsteil von Dresden.

[64] Kötzschenbroda; HHSD VIII, S. 172f.

[65] KUNATH, Kursachsen, S. 277f.

[66] Puschwitz, obersorbisch Bóšicy, ist ein Ort und die zugehörige Gemeinde etwa 12 km nordwestlich von Bautzen in der sächsischen Oberlausitz. Es gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Neschwitz.

[67] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.

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