Parowitz, Ludwig von

Parowitz, Ludwig von; Obrist(leutnant) [ – ] Parowitz [Partowitz] stand 1637 als Obrist(leutnant) der als schwierig bekannten Polen und Kroaten in kaiserlichen Diensten.

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[1] aus dem von Eger[2] abhängigen Marktredwitz[3] erinnert sich an den Juni 1637: „Am Ende des vergangenen Monats ist ein Geschrei erschollen, daß abermals aus Böheim(b) auf Eger in Anzug und in das Reich hinaus marschieren wollten etlich[e] Komp[agnien] Polacken und Kroaten; es wäre so ein loses Volk, welches sehr übel hauste und sich von niemand kommandieren ließe, schnitten auch den Leuten Ohren und Nasen ab. Daher [sind] alle Lande, wo sie durch sollten, in Furcht und Schrecken gestanden. Auch hier [war] jedermann willens, von Haus und Hof zu laufen bis der Marsch vorüber. Doch auf unser (etlich) Zureden haben wir die Bürgerschaft beisammenbehalten und das Entlaufen verwehrt; wie ich mich denn selbst(en) freiwillig erboten, ihnen entgegen zu ziehen, zu vernehmen, wie stark sie wären und Salva Guardi[a] von ihnen zu sollizitieren. [So bin] ich denn zu Eger 8 Tag[e] gelegen und [habe] aufgewartet, bis sie an[ge]kommen und doselbsten wieder auf[ge]brochen sind. Der Ober[st], der sie führte, war Ludwig von Parowitz, ein sehr diskreter Herr. Es waren in allem 16 Komp[agnien] zu Roß. Ich hab mich zweimal zu Pograth[4] im Hauptquartier, der Hoffnung, den Marsch ganz von uns abzuwenden; wie denn Herr Oberstwachtmeister Moser, sich diesfalls auch sehr bemühte. So haben wir es doch damals nicht weiter bringen können, denn daß er uns alsbald 2 Kroaten zur Salva Guardi[a] gegeben, damit wir uns unterdessen von streifenden Truppen nit zu fürchten [brauchten]. Ich aber verblieb bei dem Obersten bis zum Aufbruch. Er brach zu Pograth auf den 6. Juli. Er kam nach Eger, in die Stadt, das Volk aber ließ herauswärts marschieren. Er (ver)blieb in der Stadt bis 12 Uhr mittags. Ich mußte bei ihm (ver)bleiben und mit ihm herausziehen bis auf Schirnding.[5] Da hieß er mich dann nach Hause eilen, vorgebend, daß nit über 60 Pferd[e] zu uns kommen würden. Wir hätten uns nit zu fürchten. Und da wir ja wider Verhoffen sollten beschwert werden, sollten wir zu ihm nach Wunsiedel[6] kommen, so wollte er’s abwenden. Als ich nach Brand[7] kam, fand ich eine Komp[agnie]. Die machte(n) Quartier. Bei Haag[8] hielt auch eine Komp[agnie] in einem Haferacker. Von selber begehrte ich eine Konvoi gar nach Haus[e], konnte aber keine erlangen. [Ich] kam aber glücklich durch. Wie ich vor das Tor komme, finde ich etlich[e] Komp[agnien], die alle herein wollten. Als ihnen aber des Ober[st] Vorhaben und Meinung entdeckt wurde, sind 100 Pferd[e] herein. Die anderen [sind] auf den Dörfern (ver)blieben. Man hatte sich hier über sie (ganz) nicht zu beschweren – obgleich sie ein böses Geschrei hatten – ; denn sie [hatten] mit gar einem Geringen vorlieb genommen.

Der Oberst(e) aber hat sein Quartier zu Wunsiedel nehmen wollen, welches ihm die Wunsiedler abgeschlagen; worauf er etlich[e] Schüsse auf die Tor[e] und Mauern tun lassen und mit Ernst und Gewalt hinein gewollt [hat]. Die Wunsiedler [haben] wieder Feuer heraus[ge]geben, 22 Reiter beschädigt und ein Pferd geschossen, worauf der Oberst zurückgewichen [ist]. Mit den Truppen [hat er] die Feldfrüchte, welche beinahe reif und zeitig, sehr beschädigen und verderben lassen. Hernach ist noch akkordiert und ihm herauszugeben bewilligt worden 100 Pfund[e] Brot, etlich[e] Eimer Bier, etlich[e] Säck[e] Hafer, auch 8 Ochsen zur Vorspann. Den andern Tag, den 7. dito, ist er auf[ge]brochen und mit allem bei sich habenden Volk gegen Kemnath[9] marschiert. Dieses Volk hat er dem König in [= von] Spanien zugeführt.

Nota: In dieser Okkasion – als sie gegeneinander Feuer [ge]geben – , [sind] H[err] Bürgerm[eister] Adam Scharf und Hans Nagler, so von hieraus zu dem H[errn] Ober[st] geschickt worden, gleich in das Mittel [ge]kommen. Do [haben] denn die Völker vermeint, sie wären aus der Stadt Wunsiedel. Daher wären sie in der Furi[e] bald zu kurz und ums Leben kommen. Der Obrist aber hat sie hernach gehört und mit sicherer Konvoi nach Haus[e] gelassen“.[10] Im Mai 1641 sollte Par[t]owitz noch einmal auftauchen: „Den 16. dito war Sonntag Jubilate und unser[e] Kir[ch]weih. [An diesem Tage] kam von Mitterteich[11] herüber H[err] Oberstleutnant Ludwig von Partowitz mit 500 Kroaten. Als er (nun) durch seine Fourier(er) das Quartier allhier begehrte, sind wir ihm bis auf Manzenberg[12] entgegen[ge]gangen und [haben dann] bei ihm so viel erhalten, daß er mit 40 Pferden in der Vorstadt geblieben [ist]. Die übrigen hat er nach Manzenberg, Pfaffenreuth,[13] Dörflas,[14] Lengenfeld,[15] Brand und Lorenzreuth[16] gelegt. Dem Oberstleutnant haben wir auch – über alle Küchenspeis [hinaus] – [noch] ein Fäßlein Wein und Hafer hinaus(ver)schaffen müssen. Er ist des andern Tags früh auf[ge]brochen und gegen Wunsiedel, Weis[sen]stadt[17] und Kulmbach[18] marschiert. Vorhero haben wir ihm [zusammen] mit unseren 2 Dörfern zwanzig, die anderen Dörfer 26 Ochsen zur Vorspann verschaffen [müssen]; [das waren also alles] in allem 46 Ochsen, welche er dann gegen [sein] Versprechen [bis] weit hinter Kulmbach mitgenommen und dann [nur] mit unserem großen Schaden wieder zurückgeschickt [hat]. Von diesem Oberst Ludwig ist vorhero im Juli a[nno] 1637 auch viel zu lesen“.[19]

[1] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[2] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[3] Marktredwitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.

[4] Pograth [Podhrad, heute Ortsteil von Eger (Cheb)].

[5] Schirnding; HHSD VII, S. 665f.

[6] Wunsiedel; HHSD VII, S. 836f.

[7] Brand, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[8] Haag, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[9] Kemnath; HHSD VII, S. 351f.

[10] BRAUN, Marktredwitz, S. 79f.

[11] Mitterteich [LK Tirschenreuth].

[12] Manzenberg, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[13] Pfaffenreuth, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[14] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].

[15] Lengenfeld, heute Ortsteil von Waldershof [LK Tirschenreuth].

[16] Lorenzreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[17] Weißenstadt; HHSD VII, S. 803f.

[18] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.

[19] BRAUN, Marktredwitz, S. 150f.

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