Pappenheim, Wolf(gang) Adam Graf von

Pappenheim, Wolf(gang) Adam Graf von; Obrist [21.11.1618 Treuchtlingen-30.6.1647 Prag]

Wolfgang Adam war der Sohn Pappenheims aus 1. Ehe mit Anna Ludmilla von Kolovrat-Liebsteinský.

Als der junge, ungestüme Pappenheim im Juni mit seinem Regiment vor die Festung Hohen-asperg[1] kommandiert wurde, spottete er über die Misserfolge seiner Vorgänger und kündigte eine schnelle Eroberung im Sturm an. Er verlor innerhalb von zwei Wochen 400 Mann, kam nicht einmal zum Versuch einer wirklichen Erstürmung und musste vorzeitig abgelöst werden.

Er hatte mehrfach bis zum Sommer 1638 Maximilian I. um die Übertragung des Regiments ersucht, was dieser aber wegen seines jugendlichen Alters und wahrscheinlich wegen seiner nicht gerade überzeugenden Leistungen abgeschlagen hatte.

„Ein Schreiben des Grafen [Wratislaw v.; BW] Fürstenberg, der den Rheinübergang des Herzogs meldete, erreichte Werth in Augsburg,[2] wo er einen namhaften Chirurgen konsultieren wollte; er reiste sofort ab. Am 8. Februar [1638] traf er in Tübingen[3] ein und hielt dem kaiserlichen Generalwachtmeister von Enckevort Kriegsrat. Die verfügbaren Regimenter wurden alarmiert. Mehr oder minder einsatzbereit waren von der ‚Reichsarmada‘, also den Bayern, die Fußregimenter Gold, Pappenheim und Wahl, zusammen 2000 Mann, die Dragoner des Obristen Wolff und die Reiterregimenter Neu-Werth, Neuneck, Fallois [Vallois; BW], [Johann v. der; BW] Horst, Lothringen und Gayling, die aber nur 200-250 pro Regiment zählten. Dann die Kaiserlichen: daß Fußregiment Henderson von fünf Kompanien, die Reiterregimenter Lamboy, [Heinrich v.; BW] Metternich und Sperreuter, zusammen etwa 800 Mann, und die Kroaten (Isolani, Beygott, Draghi), deren Kopfstärke auf 300-800 Berittene geschätzt wurde. Pessimistisch meldete Werth dem Kurfürsten: ‚Obschon die Kayserische ihre Regimenter und Compagnien alßo eingeben, so will ich doch meinen Kopff verloren haben, daß nicht achthundert Mann in Allem ins Velt pringen können, wiewoll sie zwantzighmall mehr Quartier haben alß wir‘ „.[4]

1639 war er kommandierender Obrist in Mailand.

Wolfgang Adam wurde nach einem heftigen Wortwechsel „wegen des Generals Sperreuter“ von Goltz im Duell bei Prag getötet: „Am 30. Juni 1647 geriet Wolf Adam in Prag an der Tafel des Oberkommandierenden in Böhmen, Rudolf Graf Colloredo, mit Martin Maximilian von der Goltz in einen heftigen Wortwechsel und forderte den früheren Waffenkameraden seines Vaters und nunmehrigen Generalzeugmeister heraus. Obwohl es Colloredo zu verhindern trachtete, verliessen die Kontrahenten die Stadt und führten das Duell durch, in welchem der letzte Herr von Treuchtlingen[5] erschossen wurde“.[6]

„In die Geschichte ist der kaiserliche General-Feldzeugmeister Martin Maximilian von der Goltz nicht wegen seiner Verdienste im Dreißigjährigen Krieg, sondern wegen des Duells, in dem er am 30.6.1647 den einzigen Sohn des berühmten Feldmarschalls Gottfried von Pappenheim erschoss, eingegangen.

Mitte des Jahres 1647 drohte ein weiterer Einfall der Schweden in Böhmen. Für den 30.6. hatte der Militärgouverneur von Böhmen, Feldmarschall Rudolf Graf Colloredo die in Prag anwesenden kaiserlichen Generäle und Obristen zu einem Essen in seinen Palast auf der Prager Kleinen Seite eingeladen. Unter den Gästen waren auch Martin Maximilian von der Goltz und Wolfgang Adam von Pappenheim.

Goltz, durch seine geradlinige Art bekannt, äußerte sich während der Gespräche sehr abwertend über den Generalwachtmeister Klaus Dieter von Sperreuter. Der junge Pappenheim glaubte – den nicht anwesenden – Sperreuter verteidigen zu müssen, beleidigte vor den anwesenden Kavalieren Martin Maximilian, bedrohte ihn sogar mit einer Pistole und forderte ihn zum Duell.

Da Duelle damals bereits strikt verboten waren versuchte der Gastgeber, Graf Colloredo, die Wogen zu glätten. Der junge Pappenheim bestand jedoch auf Satisfaktion und so nahm das Verhängnis seinen Lauf. Es kann als sicher gelten, dass v. d. Goltz nicht darauf erpicht war, den einzigen Sohn seines ehemaligen Mitstreiters Gottfried von Pappenheim im Duell zu töten.

Trotz des regnerischen Wetters trafen sich die Kontrahenten unweit der Prager Burg auf der so genannten Maria-Wallanlage, benannt nach dem – heute nicht mehr existenten – Kirchlein der Jungfrau Maria.

Keiner der Beiden hatte einen Sekundanten. Die anwesenden Johann Christoph von Waldstein und Wenzel Tschabelicky von Soutic halfen zwar bei den Vorbereitungen, behaupteten aber bei den späteren Untersuchungen, nicht die Rolle eines Sekundanten übernommen zu haben. Wie es sich herausstellte, wurden die Beiden von Colloredo zum Ort des Geschehens geschickt, um ev. doch noch das Duell zu verhindern. Waldstein kam im letzten Moment auf einem Pferd an, dass er von Colloredo geliehen bekommen hatte.

Das Duell wurde zu Pferde mit Pistolen ausgetragen. Die Kontrahenten ritten durch behelfsmäßig hergerichtete Schranken auf einem Weg gegeneinander an, es krachte ein Schuss (manche Quellen erwähnen 2 Schüsse) und der junge Pappenheim fiel vom Pferd. Eine Kugel hatte den Arm durchschlagen und blieb in der Brust stecken. Er war sofort tot.

Erst nach drei Tagen informierten die böhmischen Statthalter den Kaiser über den Vorfall. Goltz musste versprechen, bis zur kaiserlichen Entscheidung in seinem Prager Haus zu verbleiben, was er auch dem Neustädter Stadthauptmann Alexius Wratislav von Mitrovic, der auch mit den Ermittlungen betraut war, mit Handschlag versprach. Martin Maximilian war sich keiner Schuld bewusst und verlangte seine Freilassung aus dem Hausarrest. Da die Witwe von Wolfgang Adam von Pappenheim Einspruch erhob und vor Allem verlangte, dass Goltz in seinen Ausführungen nicht den guten Ruf ihres verstorbenen Gatten beschädigte, stimmte auch der königlich-böhmische Prokurator gegen die Aufhebung des Hausarrestes. Ende Juli schickte von der Goltz seine schriftliche Rechtfertigung an die böhmischen Statthalter. Am 21. August entschied dann der damals in Pilsen weilende Kaiser Ferdinand III. dass v. d. Goltz in die Freiheit entlassen werden soll.

Das Duell blieb also für Martin Maximilian von der Goltz ohne ernsthafte Folgen. Inwieweit diese Begebenheit sein weiteres Leben und seine umfangreichen Spenden an die Kirche und vor allem an die Jesuiten beeinflusst hat, ist fraglich. Aus seiner späteren Korrespondenz geht hervor, dass er sich nie an dem Tod von Wolfgang Adam von Pappenheim schuldig gefühlt hat“.[7]

[1] Asperg; HHSD VI, S. 29ff.
[2] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[3] Tübingen [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 801ff.
[4] LAHRKAMP, Werth, S. 93.
[5] Treuchtlingen [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HSSD VII, S. 751f.
[6] STADLER, Pappenheim, S. 754.
[7] Beitrag von Herrn Harald Skala; nach Nationalarchiv Prag, Korrespondenz von M. M. v. d. Goltz, Inv. Nr. 1046 und 2583,  Karton 802, 1590 und 1591, versch. Signaturen. Der Kupferstich wurde freundlicherweise von Herrn Skala zur Verfügung gestellt.
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