Pachelbl von Gehag, Wolf Adam

Pachelbl von Gehag, Wolf Adam; Exulant [28.5.1599 in Eger – 16.6.1649 in Wunsiedel]

Pachelbls Familie war ursprünglich böhmischer Herkunft. 1528 erhielt sie von Kaiser Karl V. einen Wappenbrief, der 1610 von Kaiser Rudolf II. durch Beifügung des Namens von Gehag,[1] eines der Familie Pachelbl gehörenden Rittergutes, erweitert wurde. Offenbar waren und blieben die Pachelbls Lutheraner, denn sie verloren ihren Besitz, als sie von den Jesuiten verfolgt und zum Auswandern nach Preußen gezwungen wurden.

Pachelbel[2] war vor der Reformierung von 1625 bis 1629 Bürgermeister in Eger[3] gewesen und 1629 ins Exil nach Wunsiedel gegangen. 1631, als er wieder nach Eger zurückommen konnte, war er brandenburgisch-kulmbachischer Rat.

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[4] aus dem von Eger abhängigen Marktredwitz[5] erinnert sich an den Oktober 1631 und die unrühmliche Besetzung Egers: „Endlich nahete sich auch gegen Eger Rittmeister Diesel mit einer schwachen Partei Chursächsischen Volks. Der kam den 3. Okt. – alten Kalenders – früh vor die Stadt [und] forderte selbige im Namen Chursachsens auf [sich zu ergeben]. Obwohl die Stadt Eger Anstand begehrte, sie wollten selbst(en) nach Prag[6] an Chursachsen schicken, konnten [sie] aber keinen Aufschub erlangen. Der Rittmeister bedrohte sie nit allein sehr, sondern schwor auch noch: Wann sie ihm nit alsbald in der Güt einlassen wollten, so wollte er hernach alles in Brand stecken; den es kämen viel 1000 Mann hernach. Weil(n) nun ein edler, hochweiser Rat der Stadt Eger auf dem Rathaus und in Eil zu ratschlagen war, was man tun sollte, hat der Bürgermeister mit Zutun etlicher Gerber – weil sie sich besorgten, sie wären die nächsten, die er abbrennen könnte, die Aufzugbrücke vor dem Brucktor hiernieder gelassen und [ist] also mit Gewalt in die Stadt [ge]kommen. Er hatte nit über 200 Mann bei sich. Kein einziger Schuß geschah beiderseits. Dahero [ist] wenig Blut vergossen worden. Den(en) Gerbern aber, die diesem Rittmeister Vorschub getan, [die] an der Stadt und [an der] Kai[serischen] Maj[estät] pflichtvergessen und treulos worden [waren], ist es endlich(en) auch, die die Sächsischen wieder aus der Stadt [haben] weichen müssen, sehr übel [er]gangen. [Sie] sind etlich[e] Jahr[e] gefangen gesessen und sollten gerichtet werden, aber noch beim Leben erhalten worden; doch wegen langjährigen Gefängnis bald gestorben.

Diese Übersehung und verächtliche Eroberung der Stadt Eger hat nicht lang gewähret. [Sie hat] auch Ursach [ge]geben, daß dieses Land in Gefahr und äußerst[en] Ruin [ge]kommen und geraten [ist], denn die Chursächsischen haben sich in der Stadt Eger in kurzer Zeit in 4 bis (in) 5000 Mann gestärkt, der lieben Stadt und Bürgerschaft große Drangsal angetan und sie aufs höchste beschweret. Die Kommandanten waren erstlich der Obr[ist] von Wolffersdorf [Wolframsdorf; BW], hernach der Fürst [Christian II.; BW] von Anhalt, der dritte der Obr[ist] Carlewitz, der vierte der Obr[ist] Starschedel. Chursächsische Kriegskommiss[are] waren ein Freiherr von Fels [Colonna v. Fels; BW] und Herr Wolf Adam Pachelbel, Exul[ant] und vor der Reformation Bürgermeister der Stadt Eger, dieser Zeit aber fürstl. brandenburgischer Rat. Diese ließen in der Pfarrkirche(n) wieder evangelisch predigen, beriefen die vertriebenen Prediger wieder in die Stadt, richteten die Schul[e] wieder(um) auf und meineten es der Stadt treulich. Aber die Obr[isten] bedrängten und plagten die armen Bürger, [von] den[en] sie manchem ehrlichen Mann 20 in [= bis] 30 Soldaten ins Haus und überm Hals gelegt [hatten], aufs höchste. Sie tribulierten die armen Leute, plagten sie um(b) Geld und preßten sehr viel heraus; daß also solcher starker Besatzung [wegen] nichts anders(t) in der Stadt war als Jammer und Not und bei den armen Bürgern die größte Bekümmernis. Bei solchem betrübten Zustand überfiel auch die liebe Stadt ein starkes pestilenzisches Fieber, [so] daß (also) in kurzer Zeit fast der halbe Teil der Bürger draufging(en) und starb(en). Viel[e] Bürger wurden wieder evangelisch und [es] ging wunderlich her. Ingleichen ließen sich viel[e] Exulanten gelüsten, bei diesem Zustand wieder in die Stadt [zu kommen] und sind in ihre verlassenen Häuser gezogen. Da ihnen (doch) vorher, bei ihrem Auszug, die Stadt nimmermehr zu betreten geboten worden, [hatten] sie sich ihrer Hab und Güter verlustig gemacht. In summa, bei diesem sächsischen Wesen ist mancher ehrliche(r) Mann verführet und betrogen worden, [so] daß ihrer viel[e] um(b) Hab und Gut, auch [um] Leib und Leben [ge]kommen [sind], denn [es haben] sich ihr[er] viel[e] eingebildet, es wären Beschützer der Religion. Aber man hat in Kürz[e] erfahren, daß dieser gottlosen Leut[e] Sinn und Mut mehr auf Placken, Rauben und Plündern, denn auf die Religion gestanden. Sie sind oftmals heraus in die Pfalz gefallen, [haben] Waldsachsen [= Waldsassen[7]] geplündert [und] etlich[e] 1000 Kar[8] Getreide weggeführt, welches nicht etwa(n) dem evangelischen Wesen zum besten gebraucht und angewendet, sondern das Maß Korn [ist] von ihnen um(b) 1, 2 oder 3 gr[oschen] verkauft worden.

Auch haben sie damals im Kloster alle brieflichen Dokumente und Privilegien zunicht[e] gemacht. Uhren und Glocken – welches diesem Volk zum höchsten Spott gereichet und ja gar zu räuberisch ist – [haben sie] herabgenommen und hinweg geführet.

Allein, den Landleuten taten sie im Anfang kein Bedrang, wie sie denn an alle um(b)liegende[n] Ort(e) geschrieben, daß ein jed(wed)er sicher(lich) zu Haus[e] verbleiben sollte, denn sie wären solcher Gestalt vorhanden, daß sie jedermann bei der Religion, auch bei Hab und Gut schützen, hingegen die Landverderber vertreiben wollten. Aber es war darauf angesehen, wie sie das Geld aus uns herauspresseten, wie denn das ganze Land, sonderlich wir, wöchentlich eine starke Summa Geldes, wie auch Korn, Haber(n), Gerste(n) hinein kontribu(t)ieren mußten. Domals lagen etlich[e] Churbayerische Regimenter zu Kemnath,[9] Arbendorf [= Erbendorf[10]], Wieden [= Weiden[11]], Neustadt,[12] Falckenberg[13] und Dürschenreuth [= Tirschenreuth[14]]. Wider diese Völker fielen die Sächsischen oft aus Eger [aus], schrieb[en] den Landleuten zu, sie sollten mit ihnen [vorgehen], auch Rat und Tat geben, Weg und Steg zeigen, wo die Bayerischen Landverderber – aber sie waren nit viel besser – anzutreffen und wie ihnen abzubrechen wäre. Zu diesem Handel waren die Landleut[e] trefflich willig, daß oftmals mit den Sächsischen 5[00], 800 auch wohl (in) 1000 pfälzische Bürger und Bauern mit Büchsen, Spießen, Gabeln, Hacken und Sensen mitzogen. [Sie] wurden gleichsam(b) rebellisch und (hingegen) den Sächsischen in allem willig. Wo sie eine kaiserische oder churbayerische Partei, als [auch] ihres eigenen Herrn Volks wußten und vermerkten, die verrieten sie den Sächsischen bei Tag und Nacht.

Wir Rebitzer bekamen selbsten Befehl von den Sächsischen aus Eger, wir sollten gute Kundschaft halten wegen der bayerischen Völker und ihnen solches berichten bei Tag und Nacht. Und do wir ein[er] Truppe[n] ansichtig wurden, sollten wir’s aufschlagen. Do wir ihrer nicht mächtig werden konnten, sollten wir’s ihnen eilfertig berichten. Sie wollten uns in keiner Gefahr stecken lassen, sondern treulich sekundieren. Wir vermeinten, wir müßten diesen Leuten auch folgen, rüsteten uns in (Ge)wehr, stellten Schildwach(t)en auf alle Berg (herumben). Und do man was (ver)merkte, war[en] auf getanen Losschuß allhier etlich[e] hundert Mann zusammengebracht; von allen Dörfern, [es] war gleich [ob] pfälzisch, markgräflich oder adelig. Denn sie vom Adel taten selbst mitreiten, wie wir uns denn oftmals mit Pfeiffen und offenem Trommelschlag etliche 100 [Mann] stark – denn das Land war [in] dieser Zeit sehr volkreich – mit Streifen auf allen Bergen hin und wieder [haben] sehen lassen. Eins(t)mals kamen bei [= etwa] 200 Churbayer. Reiter von Wiesau[15] herüber. Wir warteten nicht, bis sie uns zu nahe kamen, sondern fielen (in) 100 [Mann] stark mit Musketen hinauf nach Pfaffenreuth.[16] Wir kamen noch eher in das Dorf denn sie. Und ob sie wohl nichts anders(t) gesonnen, denn durch Pfaffenreuth und nach Waltersdorff[17] zu ziehen wollten – dahin sie ihr Quartier zu nehmen Order hatten – gaben doch unsere Leut[e] Feuer auf sie, daß sie sich wenden mußten. Denn der Schnee war überaus tief, daß sie mit den Pferden nit fortkommen konnten. Dahero sich diese guten Gesellen, die es domals nit anders(t) machen konnten, in Forcht und Schrecken wieder zurückbegeben. Weil(n) auch (sonderlich) die Nacht herbeikam, haben sie viel Sachen verloren und von sich geworfen, welche(s) dann die Bauern oben zu Helmbrechts[18] und Poppenreuth[19] wußten aufzusammeln. Der große, tiefe Schnee war damals unser Glück und Leben. Sie würden uns sonst(en) den Weg herein gewiesen [haben] und der wenigste Teil [würde] wieder nach Haus[e] gelanget sein.

Als es nun (eben also) an ein Schießen gangen – denn da haben die Rebitzer [= Redwitzer] ihr[e] courage, sonderlich wie die Reiter uns den Rücken gewandt, trefflich und männlich sehen lassen – ist hier ein groß[es] Lamentieren von Weib und Kindern erstanden; auch [ist] mit allen Glocken Sturm geläutet worden, die Bauern aus den Dörfern auch herbeizubringen. Als sie aber [ge]kommen [waren], war der Feind bereits vertrieben.

Dieser freventliche und unnötige Ausfall, welchen auch unsere Herren treulich widerrieten, sollte uns in Jammer und Not, auch in (den) Brand gebracht haben; denn uns [ist] solches oft, sowohl von einem edlen, hochweisen Rat der Stadt Eger – als unser[er] hohen Obrigkeit – , [als] auch von den pfälzischen Beamten und anderen Kriegsobersten vor eine Rebellion vorgeruckt worden. Aber es war unbesonn[en]erweise geschehen.

Den dritten Tag hernach, als vorhero vom Graf [Alwig von; B. W.] Sulzischen[20] Regiment 2 Komp[anien] Reiter sich zu Mitterteich[21] einquartiert [hatten], sind etliche Bürger aus dem Rat und [der] Gemein[de] doselbst(en) heim(b)lich nach Eger, um(b) bei den Sächsischen Schutz zu suchen. [Es sind] auch Anschläg[e] gegeben [worden], wie die bayerischen Reiter mit schlechter Mühe könnten überfallen und erlegt werden. Mancher Anschlag [ist] heim(b)lich gehalten und [doch] zu Werk ge-richtet [worden]. So sind auch die Sächsischen in der heiligen Neujahrsnacht neuen Kalenders um Mitternacht mit etlich[en] 100 Mann zu Roß und [zu] Fuß (doselbst) zu Mitterteich an etlichen Orten eingefallen – wie sie denn die Mitterteicher selbst(en) durch die Städel und Gärten unvermerkt hinein gebracht, worauf sie als alsbald(en) niedergehauen und [wieder] geschossen, was sie angetroffen. Der Ober[st]leut]nant] [Bornival; BW] allein ist auf einem guten Pferd – doch ohne Schuh und Strümpfe – davon[ge]kommen. Ihrer 40 sind niedergeschossen, die übrigen – über 100 – gefangen nach Eger geführt worden. In diesem Einfall, darunter Rittmeister Diesel der Vornehmste gewesen, haben die Sächsischen eine große Beut[e] von Pferden, Silber und Geld bekommen. Von den Sächsischen ist kein ein[z]iger tot geblieben.

Diese schändliche Tat ist den Mitterteichern sehr übel bekommen, denn um dieser Verräterei willen ist Mitterteich hernach – a[nno] 1634 – an vier Orten angezündet und in Brand gebracht worden. Sind auch viel[e] Bürger, so zu diesem verräterischen Anschlag Rat und Tat [ge]geben, flüchtig [ge]worden. Teils [sind sie] mit den Sächsischen ausgerissen, teils lang gefangen gesessen. Etliche [sind] gar gerichtet worden. Auch hat man ihnen deswegen Freiheit und Markt(s)gerechtigkeit genommen und sie in diesen armseligen Zustand gesetzt. Dieses hat sich noch im Oktober des 1631. Jahres begeben und zugetragen und sich dieses Jahr nit geendet. Not.: Anno 1640 hat Churbayern Mitterteich wieder begnadet und [hat] sie [die Mitterteicher] in ihre vorige Freiheit wieder [ein]gesetzt“.

– – „Am 31. Dezember 1631 wurde Mitterteich von dem Regiment [Johann II. von; BW] Mérode besetzt. Der dortige Richter erhielt von dem schwedischen Rittmeister Kropp den Befehl, sich am 1. Januar mit allen Fuhren in Waldsassen einzufinden. Bornival meldete dies zwar nach Amberg,[22] tat aber nichts, um sich gegen einen Überfall zu sichern, der dann auch am 1. Januar 1632 abends erfolgte. Zwischen 7 und 8 Uhr erschien Kropp mit 200 Mann zu Pferd und zu Fuß vor Mitterteich. Die Schweden und Sachsen wurden von vier Bürgern erwartet, durch mehrere Stadel in die Stadt geführt und überfielen die ahnungslose Besatzung. Diese (wie schon früher erwähnt, lauter Wallonen, im Gefechte feige, dafür beim Plündern und Drangsalieren der Einwohner desto unverschämter), war sehr bald überwältigt, da die Reiter Fersengeld gaben, ohne einen Schuß abzufeuern, sie ritten in dieser Nacht noch bis Neustadt a. d. W.[23] und wollten in ihrem Schrecken sogar noch bis Hirschau[24] ziehen. Nur das Fußvolk setzte sich zur Wehr, gab sich jedoch schon nach einem Verlust von 15 Mann gefangen. Auch die Bürger und Bauern beteiligten sich am Kampf gegen die Kaiserlichen und haben nach einem Bericht Lintelos mehr Soldaten niedergemacht als die Feinde. Oberstleutnant Bornival verlor sein Silberzeug im Wert von 14000 Talern und all sein Geld. (Wie gewonnen, so zerronnen !). Der Richter Hans Georg Reh in Mitterteich stand im Verdacht mit dem Feind in Eger in schriftlicher Verbindung zu stehen und wurde verhaftet. Maximilian verfügte am 6. Januar, daß die Bürger, welche dem Feind den Weg gewiesen hatten, auf offenem Markt aufzuhängen sind. Diese hatten sich jedoch nach Eger in Sicherheit gebracht. Als aber Wallenstein im Juni Eger besetzt und über Weiden[25]-Amberg in das Lager bei Fürth[26] zog, wurden diese Bürger hingerichtet, das Haus des Bürgermeisters Seitz niedergerissen, an dessen Stelle eine Schandsäule errichtet und der Markt niedergebrannt“.[27] –

Leopold berichtet weiter: „Anno 1632. Bald im Anfang dieses Jahres ist Rittmeister Diesel, welcher Eger eingenommen, den Einfall zu Mitterteich ins Werk gerichtet, mit 2 Kornett Reitern (in) 250 [Mann] stark hierhero [ge]kommen und [hat] sich einquartiert. Des andern Tags, nachdem er hierhero kommen, ist er mit 200 Pferden hinaus gefallen gegen Pullenreuth,[28] Ebnath[29] und [in die] selbige Gegend. Dieser [Ausfall] machte ihm einen großen Anhang von Bauern, die sich willig brauchen ließen. [Sie] fingen den Pfaffen von Pullenreuth, schickten zurück allhero. Aber er rückte mit dem Haufen gegen Kemnath und forder-te die Stadt im Namen Chursachsens auf [sich zu ergeben]. Mit großer Bedrohung gab [er] vor, die Stuck und viel[e] 1000 Mann zu Fuß käme[n] hernach. Wann er hernach Gewalt brauchen sollte, wollte er des Kinds im Mutterleib nit schonen. Die Kemnather erschraken, sahen auch von ferne, daß noch viel Volk(s) im Anzug [war]. Aber es waren nur die Bauern. Mit diesem Diesel ritt auch ungebeten und nur vor die lange Weil der Junker Steffan Ulrich von Traut(t)enberg auf Fuchsmühl. Dieser redete der Stadt Kemnath beweglich zu, sie sollten sich vor höchster Gefahr hüten. Es kämen gewiß viel 1000 Mann hernach. Die Kemnather waren in Forcht und Schrecken, wehreten sich zwar nit groß, baten doch nur um Anstand. Unter des[sen] kamen die Bauern herbei, hieben die Schranken auf und wollten Ernst brauchen; aber die Kemnather machten mit Willen auf – sonderlich auf Zureden des von Traut(t)enberg(s) – und ließen sie hinein. Um(b) dieses – des Traut(t)enbergers – Reiterdienstes willen ist er – der von Traut(t)enberg – für einen Rebellen und Landsverräter erkläret worden, darauf [wurde] er landesflüchtig, [so] daß er sich in vielen Jahren nit [hat] dürfen sehen lassen; wie denn auch der Churfürst in [= von] Bayern seine Güter Fuchsmühl und andere eingezogen und dem Ober[sten] Cratz(en) verehret [hat]. Nachdem(e) Ober[st] Cratz mentenieret, ist es einem andern Ober[sten] eingeräumt worden; und haben gemeldete Oberste(n) verwalten lassen bis a[nno] 1637. Da ist es – auf starkes Interzessionales vom Churfürsten dem Traut(t)enberger – wieder verehret und eingeräumet worden“.

– – „Am 27. Januar abends verschwand der Gastwirt Johann Kraus, ‚Rotkopf‘ genannt, von Kemnath, vermutlich um den Feind von dem für den 28. befohlenen Abmarsch der Garnison und dem geplanten Angriff auf Mitterteich zu verständigen. Der Landsasse Stefan Ulrich von Trautenberg von Fuchsmühl erschien mit 140 Reitern des jungen Fürsten von Anhalt am 28. Januar um 3 Uhr nachmittags vor Kemnath. Die Bürger öffneten die Tore und ließen die Schweden hinein, wobei die Frau des Kraus den an der Spitze reitenden Trautenberg begrüßte. Die Schweden nahmen die zurückgebliebenen kranken Soldaten gefangen, nahmen die Pferde und zogen wieder ab. Am 29. kam die Garnison zurück, Trautenberg flüchtete, sein Gut Fuchsmühl auf 34 bis 36 000 fl geschätzt wurde dem General Graf Cratz verliehen“.[30] – –

Leopold hält fest: „Als nun Rittmeister Diesel abgehörtermaßen nach Kemnath [ge]kommen [war], hat er einen Rittmeister, 2 Kornet[t] und 1 Marketender mit großem Gut gefangen bekommen. Und als ihm von dem Fürsten zu Anhalt, [zu] dieser Zeit Kommandant in Eger, ein Kurier nach dem andern zu[ge]kommen [ist], mit Bericht, daß viel Kai[serisches] und Churbayerisches Volk von Weiden herauf im Anzug [sei], damit er sich in acht nehmen sollte, hat er die Stadt Kemnath verlassen und [ist] mit den Gefangenen und guten Leuten hiehero gekommen. Ehe dann aber Diesel zurück [ge]kommen und hier gewisse Nachricht eingelanget, daß die Kai[serischen] und die Churbay[erischen] Völker, (in) 6000 Mann stark, gegen Mitterteich in Marsch begriffen, [sind] wir von den hinterlassenen sächsischen Reitern gezwungen worden, mit unseren besten (Ge)wehren aufzuziehen, auch zu schwören, bei ihnen standhaft(ig) zu halten; welches dann geschehen mit unserer höchsten Gefahr. Denn als ein Bauer nach dem andern geloffen kam, daß das Volk von Mitterteich herüber auf uns ziehe, auch auf den Bergen ein Losschuß nach dem andern geschähe, da gab Rittmeister Diesel das Fersengeld (und), ging mit seinen sächsischen Reitern durch und ließ uns arme Leut[e] im Stich. Sie wollten ihr Retirada in Wunsiedel[31] nehmen, aber wegen allerhand bedenklicher Gefahr wollte man sie in Wunsiedel nit einlassen, dahero sie selbige Nacht im Dorf Holenbrunn geblieben. Als nun diese kaum hinweg [waren], ist das Kai[serische] und Churbayerische Volk herangenahet, wie denn selber Einfall solchergestalt geschlossen und folgendermaßen verrichtet worden. Der Einfall ist geschehen zwischen 10 und 11 Uhr in der Nacht.

Denn als sie sich gar gewiß eingebildet, den Diesel allhier zu überrumpeln und ihn mit der Münz wieder zu bezahlen, die er zu Mitterteich ausgeliehen, haben vorhero die Ober[sten] und Gener[ale] oben auf dem Lehen diese Order von sich geben – wie solches die Bauern, die ihnen den Weg gewiesen, gehöret und hernach ausgesaget haben – , daß erstlich eine Partei auf das Tor, so auf Eger zu gehet, sollte zueilen, eine andere auf das Badtor zu und also um(b) und um(b) den Markt um(b)bringen und ersteigen, auch die Reiter alle niederhauen und keinem (kein) Quartier geben. Würden (denn) die Bürger (auch) in Gegenwehr befunden und sie ohne Gefahr nit wohl hereinkommen könn(t)en, so sollten sie um(b) und um(b) anzünden, wo sie nur könnten und das Nest sam(b)t Jungen und Alten verbrennen. Das meiste Volk ist von dem Mühlberg herein[ge]kommen, auf das Untere Tor zu.

Ob[wohl] man nun wegen dieses Einfalls hier in höchsten Ängsten und Gefahr – wiedenn auch viel[e] Leut[e] mit Weib und Kind ausgerissen und ihrer nit erwartet [haben], so ist doch dieser starke Einfall (al)so abgegangen, daß wir Gott dem All-mächtigen herzlich dafürzu danken [haben]. Denn als die Tor[e] offen und keine Gegenwehr gefunden und [sie] gesehen, daß ihnen die Vögel entflogen [waren], haben sie nit begehret, ihnen weiter(s) nachzusetzen, sondern haben alles aufgeschlagen und von Mitternacht an geplündert bis 3 Uhr gegen den Tag. Do [sind] sie dann wieder auf[ge]brochen und auf Mitterteich [zu]rück [ge]gangen. Und ob sie wohl viel[e] Leut[e] hier angetroffen, so ist doch niemand diesmal von ihnen beschädigt worden. Aber zu Dörflas,[32] da haben sie den Lehenrichter niedergeschossen.

Als nun die Sächsischen vernommen, daß ihr Gegenteil hier eingefallen und [sie] sich besorgten, sie möchten ihnen nachhauen und sie überfallen, sind sie zu Ho(h)lenbrunn früh auf[ge]brochen [und] in großen Forchten flüchtig auf Eger zu [ge]gangen. Wo sie nur Stauden sahen, meinten sie, es wären Reiter und der Feind [wäre] vorhanden; denn als sie in dieser Flucht den Pfaffen von Pollenreuth mit sich führeten und ihn mit auf Eger nehmen wollten, da nimbt der gute Pfaff diese Gelegenheit in acht, wendete (sich) mit seinem Pferd (und), ritt wieder auf Pullenreuth zu und entwischte ihnen. Die Reiter aber haben den guten Herren beschuldet, er habe etlich[e] Kornet[t] Reiter in[s] Feld gemachet und sie in solch Schrecken gebracht, welches er aber nit [hat] gestehen wollen. Sobald er nun wiederum(b) nach Pullenreuth [ge]kommen [war], hat er als(o)bald(en) seine untreue[n] Pfarrkinder vor sich (er)fordern lassen, ihnen nit allein vorgehalten, wie sie ihn so schändlich verraten [und] den Sächsischen gefänglich überantwortet, sondern [hat] die Vornehm(b)sten dieses Handels wieder nach Kemnath und Waldeck[33] gefänglich führen lassen. Es wurde hierauf stark inquirieret, wer bei diesem Handel sowohl, [als] auch bei dem Kemnather Einfall die Rädelsführer gewesen, mit denen es hernach(er) [ge]gangen ist wie mit den Mitterteichern.

Denn es war so ein großer Eifer bei den neugezwungenen katholischen Christen, daß, wo sie nur ihre Pfaffen verraten und verkaufen oder wohl gar erschlagen konnten, spareten sie weder Mühe noch Fleiß; dahero ihrer viel zur Rettung ihres Lebens Weib und Kind im Stich gelassen und sich in Krieg begeben.

Etlichmalen sind die Sächsischen stark – von Eger heraus – vor Tirschenreuth gerückt, haben aber allezeit mit Spott zurückweichen müssen“.[34]

Das Pachelbl-Haus in Eger, in dem Wallenstein mehrfach übernacht hatte galt seit seit der Ermordung Wallensteins[35] als unheimlich und keiner wollte darin wohnen. Jesuiten, die hier ein Kolleg einrichtet hatten, schienen sich nicht daran zu stören. Der Jesuiten-Provinzial Martinus Stredonius [1587-1649], Rektor zu Klattau,[36] der 1638 im Mordzimmer übernachtet und dort offenbar schlecht geschlafen hatte, hatte nachts befremdliche Erfahrungen gemacht hatte. Beim Frühstück hat er den Rektor dafür gerügt, dass man ihn nicht ohne Warnung in einem Raum hätte schlafen lassen sollen, in dem Gespenster umgingen. Erstaunlich ist sein lateinisch überlieferter Ausspruch: „Und euch allen sage ich: daß mir niemand mehr schlecht über Wallenstein spreche“. Denn er wäre sehr töricht gewesen, nach der Krone Böhmens zu streben; wußte er doch, daß er höchstens noch zwei Jahre zu leben hatte“.[37]

1646 stand Pachelbel in den Diensten des Markgrafen Christian von Brandenburg-Ansbach.[38]


[1] Gehaag, heute Ortsteil von Eger [Cheb]. Vgl. STURM, Pachelbel.

[2] Bei MANN, Wallenstein, S. 1101, S. 312, Alexander Pachhelbel !

[3] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[4] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[5] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.

[6] Prag [Praha]; HHSBöhm, S. 470ff.

[7] Waldsassen; HHSD VII, S. 785ff. Zu den Einfällen in Waldsassen am 20., 24. u. 25. Dezember vgl. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 80ff.

[8] Ein im Egerland bis heute übliches Getreidemaß. 1 Kar = 8 bayr. Metzen = 32 Napf; 1 bayr. Metzen = 37, 06 l. 1 Kar faßte also 2, 9 hl. Beim Hafer wurde es zu 3, 08 hl. gerechnet.

[9] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.

[10] Erbendorf [LK Tirschenreuth].

[11] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.

[12] Neustadt a. Kulm [LK Eschenbach]; HHSD VII, S. 514f.

[13] Falkenberg [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 192f.

[14] Tirschenreuth; HHSD VII, S. 747f.

[15] Wiesau [LK Tirschenreuth].

[16] Pfaffenreuth, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[17] Waltersdorf, heute Ortsteil von Liebstadt [Sächsische Schweiz-Osterzgebirge].

[18] Helmbrechts [LK Hof]; HHSD VII, S. 282.

[19] Poppenreuth [seit 1978 Bestandteil der Gemeinde Waldershof].

[20] Nach HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 97, war es das Regiment Mérode.

[21] Mitterteich [LK Tirschenreuth].

[22] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.

[23] Neustadt a. d. Waldnaab [LK Neustadt a. d. Waldnaab].

[24] Hirschau  [LK Amberg-Sulzbach]

[25] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.

[26] Gemeint sind die Kämpfe an der Alten Veste [Gem. Zirndorf LK Fürth]; HHSD VII, S. 14. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 104ff., die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung.

[27] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 97f.

[28] Pullenreuth [LK Tirschenreuth].

[29] Ebnath [LK Tirschenreuth].

[30] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 99.

[31] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.

[32] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].

[33] Waldeck [LK Tirschenreuth].

[34] BRAUN, Marktredwitz, S. 13ff.

[35] Vgl. PLASCHKA, Avantgarde Bd. 1, S. 49ff.

[36] Klattau [Klatovy]; HHSBöhm, S. 262ff.

[37] MURR, Beiträge, S. 343f.; BERGER, Buch der Heimat Bd. 2, S. 265.

[38] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 235.

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