Ostringer [Oestringer, Osteringer], Alexander von

Ostringer [Oestringer, Osteringer], Alexander von; Obrist [ – 18./28.11.1636 in Hildesheim]

Ostringer, ein Schwager der Uslar-Brüder, verheiratet mit deren Schwester Anna Elisabeth, stammte aus dem Elsass und nahm bei allen kriegführenden Parteien gedient. Er hatte zunächst in kurpfälzisch-englischen Diensten am Böhmischen Krieg teilgenommen, war dann in spanische Dienste getreten und hatte 1625 an der Belagerung Bredas[1] teilgenommen. Er trat dann zur ligistischen Armee über, um 1627 als Hauptmann unter Christian IV. von Dänemark zu dienen. 1631 nahm er im Infanterieregiment Thilo Albrecht von Uslar an den Kämpfen an der Alten Veste[2] und an der Schlacht bei Lützen[3] teil.

Oestringer stand dann als Obristleutnant, Obrist und Kommandant von Hildesheim[4] 1634-1636 in braunschweig-lüneburgischen Diensten.

Der Hildesheimer Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 5./15.10.1634: „Der Commendant Ostringer muß uf Fr: Befehl Joachim Götzen und ander Br. Räthe, so im Jesuiter Collegio bishero gewesen, darumb, daß das Collegium sehr spoliirt, Götzen aus seinem Hoffe im Papenstieg, dem vorigen Thumb-Coster[5] zuständig, weisen“.[6] 7./17.11.: Heut kegen Abend kamen die jüngst ausgezogene drithalb Compagnia zue Fueß wieder von Minden[7] anhero, nebst dem Obrist-Luitnand Oestringer, davon man sagte, daß er Obrister worden“.[8]

20.10./30.10.: „Alexander Ostringer hiesiger Commendant verehret heut den Schützen einen freißen Ochsen von 20 Thl, darumb sie geschoßen“.[9]

In der Hannover’schen[10] Chronik heißt es: „Den 29. [8.9.1636; BW] sein des Obristen Schlüters 2 Compagnien, so eine Zeitlang auf dem Brande gelegen, zu uns herein quartiieret und Osteringers 2 Compagnien, so daselbst auch gelegen, auf die Neustadt verquartiret“.[11]

Der Hildesheimer Dr. Jordan hält unter dem 20.10./30.10.1636 einen Raufhandel fest, bei dem Oestringer tödlich verletzt wurde: „Als Alexander Ostringer, hiesiger Commendant, bey den Obrist Erath gezechet und in allerhand Discurs endlich zum Raufen komen, wird in den Verfolg Ostringer beym h. Creutzes Platz von Erathen os humeri[12] durchschossen, verfolgt ihm auch ferner bis an sein Haus an Olden Stadtmarckt, dar er, Erath, noch einmal die Pistol auf ihn, Ostringer, tückt, aber fallirt Ostringer, fält vom Pferd, den andern bringen die Soldaten in der Schuster hauß beym Rathhaus mit guten Stößen, verwahren ihn die Nacht über daselbst. Morgens ward er in seinem Logir bey Pavel Colditzen in Brüel verwahrt“.[13]

9./19.11.1636: „Heut oder Morgen ist durch Unterhandlung des Commendanten aus Wulfenbüttel[14] der Obr: Ostringer mit dem Obristen Erath verglichen“.[15]

18./28.11.1636: „Alexander Oestringer, hiesiger Commendant, stirbt kegen Abend“.[16]

15./25.1.1637: […] „der verstorbene Commendant Alexander Ostringer ward heut von der Soldatesche und Officirern hinaus bis an die Carthaus um 8 Uhr begleitet“.[17]

Unter dem 5./15.3.1641 wird noch erwähnt: „Pater Augustinus Guardianus in der Congregation der Capuciner verkauft Godfried Möller von Braunschweig die Bibliothek, so er in der Congregation gefunden und der Obrist Alexander Oestringer ihm versetzt“.[18]

In seiner Leichenpredigt heißt es: „Darumb den[n] auch Anno 1627. sie abereins an einen tapffern vnd fürnehmen Elsassischen Edelman mit Nahmen Alexander Ostringer durch Gottes Gnade Verheyrahtet ist. Selbiger ihr ietziger Eheman[n] / ist von Jugendt auff in Schulen vnd Gottesfurcht also erzogen / daß er noch heutigs tages seine Lateinische Sprache / un[d] [Ende S. 113] andere löbliche Künste zugebrauchen weiß. Gleich wol hat er nicht gescheuhet bald anfangs dieses noch im heiligen Reich continuirenden Kriegs / als ein Lehnman[n] auff Chur Fürstlicher Pfaltz seiten in der Königlichen Majestätt zu GroßBrittanien Diensten / von der vntersten Staffel an / sein Man[n]liche Natur zu erweisen / auch also trewlich darinnen verharret / daß ihm bald ein Fähnlein zu Fueß vertrawet: Nach ehrlicher Quitierung selbiger Diensten / hat er bey andern Armèen seine Tapfferkeit zu erweisen / sich praesentiret, da er dan[n] alß Leutenand in Königlichen Hispanischen Diensten / bey Belager: vnd Einnehmung der Stadt Breda / in Brabandt ein zeitlang zu bracht: Nach Beurlaubung derselben / auch die Käyserliche Ligistische Armèe in diesen Landen besucht / vnd ferners als Leutenandt in mancherley occasionibus also exerciret vnd probirt, daß er nach Einnehmung der Vestung Erigßburg[19] / zum ersten Käyserlichen Commendanten darauff verordnet worden. Als er nach gehendes Anno 1627. erkennender / wie es nicht nur vmb die praetendirte Region: Sondern vmb die zwey edleste Kleinoder der Evangelischen Religion vnd Teutschen Libertät zu thun / die Käyserliche Diensten resignirt, hat ihme so balden vnter der Königlichen Majestätt in Dennemarck [Ende S. 114] / die Hauptmanschafft gebührt / da er dan[n] abermals mit seiner vnterhabenden Compagnia solche Ehre eingeleget / daß Ihr Majestätt nach dem getroffenen Frieden / ihne sampt seiner Compagnia, mit mehr andern / den Herrn Staden der vereinigten Niederlanden / vberlassen haben: In selbigen Diensten hat seine Hochadeliche Gestr. bey der trefflichen Belager- vnd Einnehmung der vesten Stadt Hertzogenbusch[20] / vnd allen andern Gelegenheiten / so gar nichts verseumet / daß sie Anno 1631. in Königlichen Schwedischen Diensten / vnter Herrn Landgraff Wilhelms zu Hessen / Fürstlicher Gnaden Armèe, mit einer Compagnie Reuter, vnd der Rittmeister stelle begabt / balden darauff zum Obristen Leutenandt / vber damaligen Herrn General Major Tile Albrechts von Vßlar Regiment zu Fueß bestellt worden / da er dan[n] auß verhindernis jetzt wolgedachten Herrn Obristen General Wachtmeister Charge, die gantze Zeit vber solch löbliches Regiment absolutè Commendirt, vnd vnter andern in dem Ernsthafften Anfall der Käyserlichen Wallsteinischen grossen Armada vor Nürnberg[21] / vnd der mit des Gottseligen Königs Gustaphi Adolphi zu Schweden / Sieghafften Blutgefärbten berümbten Feldtschlacht vor Lützen / jedesmals seine Tapffer- vnd Beständigkeit [Ende S. 115] im Werck erwiesen: Wie er sich seithero in Fürstlicher Braunschweigischer Bestallung / bey Belager- vnd Eroberung der Stadt Hildeßheim vnd anderer mehr Vestung vnd Städten / vnd darzwischen vorgefallenen occasionen, sonderlichen auch im Sarßstettischen[22] Treffen / noch als Obrister Leutnandt sehen lassen / das hat Hertzog Friederich Vlrichs zu Braunschweig Fürstliche Gnaden Christlöbliches andenckens / als dere sein HochEldGestr. relation gethan / mit gnädige Verehrung dero Fürstlichen Bildnüß vnd Ketten / nebenst mehr Fürstlichen promessen remunerirt, vnd jederman in diesen Landen nützlich erfahren / [etc.] Also daß nunmehr von des Hochlöblichen Niedersäschsischen Cräyses / Herrn Generalen, Hertzog Georgens zu Braunschweig vnd Lüneburg [etc.] Fürstlicher Gnaden dieser Ostringer seid Anno 1634. biß noch zum Obristen vber ein ansehnliches Regiment zu Fuß vnd Commendant der Stadt vnd Vestung Hildeßheimb bestellet: Vnter dessen auch zu andern mehr Ruhmwürdigen Kriegs expeditionibus emploijrt, vnd also ein rechter wolverdienter Teutscher / jederzeit erfunden ist. Hat mit seiner Haußfraw erzeuget drey Söhne deren nur noch einer im Leben / mit Nahmen Ernst Albrecht Ostringer / ein Knab von wenig [Ende S. 116] Jahren / aber guter Hoffnung vnd schönes Ingenij.“[23]

[1] Breda [Niederlande, Prov. Nord-Brabant].

[2] ENGERISSER, Von Kronach, S. 639; Alte Veste [Gem. Zirndorf, LK Fürth]; HHSD VII, S. 14.

[3] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.

[4] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[5] Domküster.

[6] SCHLOTTER, Acta, S. 205.

[7] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.

[8] SCHLOTTER, Acta, S. 207.

[9] SCHLOTTER, Acta, S. 225.

[10] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[11] JÜRGENS, Chronik, S. 525.

[12] Oberarmknochen.

[13] SCHLOTTER, Acta, S. 251.

[14] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[15] SCHLOTTER, Acta, S. 253.

[16] SCHLOTTER, Acta, S. 253.

[17] SCHLOTTER, Acta, S. 260.

[18] SCHLOTTER, Acta, S. 333.

[19] Erichsburg [Gem. Hunnesrück, Kr. Einbeck]; HHSD II, S. 141.

[20] Herzogenbusch [s’Hertogenbosch, Prov. Nordbrabant].

[21] Gemeint sind die Kämpfe an der Alte Veste [Gem. Zirndorf, LK Fürth]; HHSD VII, S. 14.

[22] Sarstedt [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 410f.

[23] SPECHT, Stambuch, S. 113f. Den frdl. Hinweis auf diese Quelle verdanke ich Uwe Volz; BW.

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