Nothaft von Hohenberg, Johann [Werner]; Offizier [ – 1635 ?] Johann [Werner] Nothaft stand 1634/35 als Major[1] in schwedischen Diensten.
Unter dem 28.4.1634 hält der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald,[2] Georg Gaisser [1595-1655],[3] in seinem Tagebuch fest: „Bisher wurde das Simonswald von unsern Reitern unter der Führung Binders (besetzt) gehalten. Aber aus dem Breisgau[4] führen Joh. Werner Nothaft von Hohenberg, aus dem oberen Teile aber Jakob Bernhard von Gültlingen gegen dieselben eine Streitmacht heran. Deshalb entweichen jene fluchtartig und lassen die Siedler (coloni) unter dem Messer (der Feinde); etwa 30 schlagen sich mit dem genannten Führer und dem Sekretär Ruoffeysen hierher durch“.[5]
Gaisser notiert weiter unter dem 9.5.1634: „Unsere Reiter sammeln sich in sehr starker Zahl auf der meinem Hause benachbarten Wiese außerhalb der Stadt und teilen sich in drei Geschwader ein. Das erste rückt mit einer ziemlich starken Rotte Fußsoldaten in die Wäldertäler des Klosters ab zum Wegfangen der Herden, die aus den benachbarten Orten der Sicherheit halber zum Weiden in Verstecken in das Gebiet des Klosters getrieben waren. Diesen sollten die beiden andern bald folgen, aber da durch einen gewissen Schneider Antonius gemeldet wurde, daß eine Abteilung Schweden[6] aus dem nördlichen Walde, wo es nach Obereschach[7] geht, einer städtischen Viehherde auflaure, biegen die Unsern nach rechts ab und teilen sich in zwei Gruppen. Die erste führt Konrad Digasser, der, als er in Sicht des Feindes kam, diesen durch verstellte Flucht zum Verfolgen verlockte. Aber Tanner und Binder erschienen verfrüht, Digasser kehrte dann ebenfalls in den Kampf zurück, streckte einen von den Gegnern, der stark andrängte, nieder und stürmte mit solcher Gewalt auf die andern ein, dass diese in regellose Flucht gejagt werden. Gefangen wurden von den Feinden etwa 20, darunter ein aus Ulm[8] gebürtiger Fähnrich,[9] niedergemacht 28, unter ihnen Christoph Huber, ein ausgezeichneter Baumeister von Befestigungswerken, bei dem Karten (Verzeichnisse ? tabulae[10]) gefunden wurden, in denen dieser ganze Bezirk beschrieben war. Jakob Bernhard von Gültlingen gelangte, nachdem er zur Erleichterung der Flucht den Mantel abgeworfen hatte, mit etwa 15 Reitern nach Rottweil,[11] stärkte sich an einer Stelle bei der Stadt in der Gegend des St. Georgener Hofes durch ein militärisches Frühstück und schickte einen Boten hierher, der den Austausch der Gefangenen anbieten sollte. Eine prächtige Beute, besonders von Militärpferden, kam in die Stadt“.[12]
Johann Nothaft soll 1635, als er bei seinem Bruder, dem damaligen Obristlieutenant[13] Werner Nothaft[14] in Lothringen weilte, beim dortigen Einfall des Jan von Werth[15] erschossen worden sein.[16]
[1] Major: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.
[2] St. Georgen im Schwarzwald [LK Schwarzwald-Baar-Kreis].
[3] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 93f. Vgl. auch SCHULZ, Strafgericht.
[4] Breisgau; HHSD VI, S. 113f.
[5] STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 549.
[6] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon.
[7] Obereschach, heute Ortsteil von Villingen-Schwenningen [Schwarzwald-Baar-Kreis].
[8] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.
[9] Fähnrich: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.
[10] tabulae: Landkarten.
[11] Rottweil [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 676ff.
[12] STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 554.
[13] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[14] Werner Nothaft von Hohenberg; Major [6.3.1602-17.4.1657 Hochberg].
[15] Vgl. LAHRKAMP, Johann von Werth.
[16] http://notthafft.de/geschichte/hohenberg.htm.