Nostitz, Caspar von

Nostitz, Caspar von; Adliger [ -15.11.1636 bei Greiffenberg]

„Den 15. Novembr. [1636; BW] ist Herr Caspar von Nostitz auf Schoha[1] in dem Defensions-Treffen / weil sich die andern vom Adel mit der Flucht salviret / bey Greiffenberg[2]Greiffenberg.sShlesien von den Polacken[3] gefangen / Qvartier[4] gegeben / aber darauff in einen hohlen Weg geführet / mit 8. in den Kopff gehauenen Wunden / vom Leben zum Tode gebracht worden / seinen todten Cörper haben sie biß auffs Hembde ausgezogen / und auff dem Wege liegen lassen“.[5]

„Den 15. November c. legten sich hier trotz allen Widerstrebens 3000 Mann Polen in die Vorstädte.

Der Landadel wollte diese Gäste gewaltsam vertreiben, wurde aber in die Flucht geschlagen, und Caspar von Nostitz auf TschochaCzocha_front_1 gerieth in die Gefangenschaft und wurde von den Polen bei hiesiger großer Mühle im Hohlwege niedergestoßen, mit einer Axt in den Kopf gehauen, dann ganz entkleidet auf dem Wege liegen gelassen, und beschloss er also jammernswerth sein Leben, das er zum besten der hiesigen Stadt in die Schanze geschlagen“.[6]

[1] Czocha:  Es handelt sich um einen Ort mit einer Burg der Familie von Nostitz, der nur etwa 7 km von Greiffenberg entfernt ist. Die Ortschaft heisst heute Sucha und die Burg heisst Czocha (dt. Tschocha). Er liegt jetzt in Polen, im Kreis Lubań/Lauban, am Fluss Queis, der bis 1815 eine Grenze zwischen Schlesien und Sachsen war. Freundliche Hinweise von Herrn Dr. Jaroslaw Bogacki, Opole. Foto: wikimedia commons: Rafał Konieczny.
[2] Greiffenberg i. Schl. [Gryfów Śląski, LK Löwenberg]; HHSSchl, S. 148f.
[3] Polen, Polacken: Die übliche, zunächst nicht pejorative Bezeichnung für die im kaiserlichen Heer wenig geschätzten polnischen Truppen, die hauptsächlich von Spanien besoldet und in habsburgischen Diensten standen. Die Kampfkraft dieser Truppen galt als gering. Einerseits galt ihre Führung als schwierig, andererseits waren sie wegen ihrer Tapferkeit und Geschicklichkeit im Umgang mit Muskete, Pistole, Säbel, Lanze und Wurfspeer gesuchte Söldner. Von Philipp Graf von Mansfeld-Vorderort stammt die negative Beurteilung: „Sie fressen wohl weder Samstag noch Freitag Butter oder Eier; sich aber sonsten für den katholischen Glauben, das Romische Reich oder auch ihr eigenes Vaterland einige Ungelegenheiten zu machen, seind sie ganz keine Leut. Wahrheit oder Ehr hat bei ihnen nicht länger Bestand, als wan es ihnen zum Profit dient; wan der aufhört, schwören sie für fünf Groschen einen Eid, dass Gott nie zur Welt geboren!“ HALLWICH, Wallensteins Ende, S. I51f. Vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik (Oktober 1636), S. 89: Die polnischen Reiter „soffen sehr viel bier auß, machten es mit Plündern, schenden erger denn alle feinde, ritten uff die welde, durchschändeten die Weibsbilder, dass Sie nicht gehen kundten, nötigten die Steinalten Weiber, dass Sie starben, zernichteten alles in heußern, weil ihrethalben alles uff die Welder und in die Städte gewichen wahr, haben viel vergrabene sachen aufgesucht, vermaurete keller gefunden, zien und kupfer mitgenommen, kirchen erbrochen, kelche, leichen- und Altartücher mitgenommen. Den 31. October s. n. fiel das Fest aller heiligen ein, drumb blieben Sie liegen, feyerten es mit fasten und speisen nur von öhl, Eßig und fischen, wo sies haben kundten, wahren aber nichts desto frömmer und brachen an Sontag frühe auf und marchirten auf Presnitz und Wiesenthal. Das ärgste und grausambste an ihnen wahr, dass Sie schöne kinder, gleich wehren Sie Turcken oder Tartarn, mitgenommen“. WAGNER, Pforr, S. 129.
[4] Quartier: Pardon, Gnade. Das hingt zumeist von den Möglichkeiten ab, sich zu ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29.  Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 450.
[5] ROCH, Neue Laußnitz- Böhm- und Schlesische Chronica, S. 290.
[6] LUGE, Chronik der Stadt Greiffenberg, S. 40.
Dieser Beitrag wurde unter Miniaturen abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.