Motz [Mootz, Maytz, Matz, Moitz], Johann Christian

Motz [Mootz, Maytz, Matz, Moitz], Johann Christian; Obrist [11.3.1604 Witzenhausen-3.2.1683 Kassel]

Motz.Johann.ChristophJohann Christian Motz [Mootz, Maytz, Matz, Moitz] [11.3.1604 Witzenhausen-3.2.1683 Kassel] stand 1632/33 als Hauptmann und dann als Obristleutnant in hessen-kasselischen Diensten.

„Am 3. und 4. Februar [1633] war der Landgraf [Wilhelm V.; BW] in Lette,[1] 5 km südlich Koesfeld.[2] Er hatte noch das weiße und das blauweiße Regiment z. F. und die Kavallerie bei sich. Das Baudissinsche Hilfskorps, bei dem jetzt ein Generalmajor von Berbistorf mehrfach erwähnt wird, löste die unter Hauptmann Motz in Haltern[3] zurückgelassenen Teile des weißen Regiments ab, besetzte Dülmen[4] und sicherte nach Osten gegen Soest-Arnsberg,[5] wo Gronsfeldsche Truppen aufgetaucht waren“.[6]

Motz wurde am 13.6.1636 bei Windecken[7] nördlich Hanau[8] im Kampf gegen kaiserliche Truppen verwundet.[9]

In der Chronik des Adolff Wilhelm Moerbecke zu Stevening [1611 – 1675] heißt es: „Ock hefft die overste Luytenant Matz [Motz; BW] den 14 deser maent [März 1644; BW] met ein goedtdeel volcks (umme voer die contributie te executeren) utgegaen ende noch met einige ruteren ut Warborgh[10] under den oversten wachtmeister Elenberger versterckt, ende also in alles 400 perden en 200 te voete starck synde, ein breef van den hertzog van Holstein [Philipp Ludwig Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Wiesenburg; BW] (ligende in dienst des Keisers tot Paderborn[11] in garneson) an den commendant tot | Hoxter[12] geschreven, met befel, hem met 3 companien ruters tegemoten ende hem met syn bagagie na Hoxter te convoyeren, geintercipyert, ende met ein vertrouvde va de sinigen na Hoxter gesonden ende die 3 companien ruters tusschen Lemgouv[13] ende Hoxter wargenahmen ende geslagen, ist vortz tegen den hertzogh gegaen, denselven gelickfals angetroffen, totaliter geslagen ende hem neffens syn huisfrouve, bagagie, 3 ritmeisters, 2 capiteins, 1 capiteinluitenant, 1 maior ende andere geringe officeren neffens 200 ruters ende 6 standarden (so up wagens vor syn regement te perde medegefoert worden) | gefangen ende bekommen en tot Cassel[14] binnen gebracht“.[15]

Der Schmalkaldener[16] Chronist Pforr hält fest: „Den 15. Jul: [1646; BW] ist der Darmbstattische Obristleutenant Sax, beneben Rittmeister Becker, mit 60 pferden alhier einkommen und von H[errn Landgraff Georgen diesen ernste[n] befelch uberbracht, dießes inhalts, dass nicht allein bemelte officirer 4 compagnia völkcker alhier zu Schmalkalden werben und richten, sondern auch zu werbung solch[er völcker von statt und ambt 2200 thlr ohnverzügklich erheben solden. Weil dan ein solcheß begehren wegen der hieoben erzehlten großen außgestanden<en> geltpreßuren ohnmügklich zu bewilligen geschienen, hat man sich bedacht, zu abwendung itzbegehrter werbgeld[er und einquartirung zwey bürger zu Landgraff Georg[en abgefertigett und demselben [die] bißhero außgestandene beschwerung zu gemüht zu führen und sonderlich, dass seine officirer alhier gantz unsicher liegen thetten, baten derowegen, uns mit obbemelter forderng in etwaß zuverschonen. Aber es ist anstatt einer gewührigen resolution noch ein scherfferer befelch erfolget. Weil wir alhier an einem gesegneten ort seßen, alß weren wir schultig, unserm landsfürsten anjetzo unter die arm zu greiffen und anstatt obberürter geltforderung 7000 thlr denen anhero gewießenen officirer<n> ohne einige fernere außrede oder seumnuß zu beförderung der angestelten werbung außzehlen solden. Und so sich begeben sollte, dass seine anhero gelegte leuht feindlich angedast[17] würden, dass die bürgerschafft sie beschützen solden. Weil dan nichts zu erbitten geweßen, ist ein anlag gemacht und 500 thlr erhoben und dießelbe Rittmeister Beckern zugestelt worden, welcher darmit uff die werbung gangen.

Nachdem nun die Princessin [Amalie Elisabeth; BW] zu Caßell[18] innenworden, welcher gestalt man an Darmbstattischer seiten ein sammel: und musterplatz in hießiger und dem hauß Caßell erbeigenthümlicher statt ansichten thete /: darmit nun durch dieße obberührte werbung und starcke geltforderung dießer ort nicht gar verderbet werden mögte :/ hat sie, die Princeßin, den 9. Aug: den Obristleutenant Motz mit 500 mann zu fueß, 200 reuttern und 2 stück geschütz anhero geschicket, welcher uff den abend ohnversehens alhier ankom[m]en, der dan alßobalden an den Obristleut: Saxen und die bürgermeister begeret, ihm die statt zu öffnen.

Weil sie aber frist biß uff den morgen begehrt, auch der Obristl. Sax ein guten rausch getrungen [sic] und sich zu bet geleget, haben die Caßelisch[en in der nach tumb 2 uhr dieße statt ohne gegenwehr erstiegen und eingenommen, den Obristleutenant Saxen auß dem bett gelangt und gefangen genommen. Und wiewol sich zwar der Darmbstadische cornet mit etzlichen reuttern uff das Eyerthor retterirt und unterstanden, sich daruff zu wehren, auch 2 Caß: mußquetirer geschossen, hat er sich doch endlichen mit seinen reuttern, [deren 24 geweßen,] müssen gefangen geben“.[19]

„Den 20. Aug: [1646; BW] brach der Obristleutenant Motz mit theilß völcker uff und nahmen den Ambtman D.[oktor; BW] Happel und Stattschultheißen Fichtel gefangen mit, welche zu Caßell [Kassel; BW] 7 wochen in ihrem großen uncosten verharren müßen. Der Major Conrad Witzell [ist] alß ein commendant mitt fast 200 mann in der statt liegen gepliben, welcher nicht allein das schloß umb und umb mit pallißaten besetzen laßen, sondern auch alle gefehrlkiche örtter umb die statt mit mawrwerk, palleßaten und stempfung deß waßers verwahren, auch uff den stattgraben die fruchtbare beum wechhauben laßen, welches wol schad geweßen, hat auch durch seine pallaßeten bauen an dem jungen tannenwalt am Gißelbergk [Gieselsberg; BW] großen schaden gethan. Und weil die bürgerschafft itzbemeldeß bauenß halber mit frohndienst sehr beschwert worden, alß ist ufs heupt ein halb kopst: erhoben und den soldaten, welche die arbeit vor die bürger verrichtet, darvon gelohnet worden“.[20]

Nach Wilhelm von Westphalens[21] Bericht an Piccolomini, Paderborn, 1646 I 19,[22] war Motz (Mey, Maytz) nach Dänemark geschickt worden, um 6.000 (!) abgedankte Soldaten in hessen-kasselische Dienste zu bringen. Der ehemalige dänische Generalmajor Hans Philipp Baur von Eysenek, jetzt hessen-kasselischer Generalmajor, werde diese mit Sicherheit an sich ziehen.[23]

Westphalen schrieb am 25.10.1647 aus Paderborn an den in den Spanischen Niederlanden weilenden Ottavio Piccolomini: „Die Lamboyschen und Königsmarck sambt den Hessischen und theils Weymarschen stehen annoch bei Rheine[24] verschantzet und hatten die Hessische durch den Obristen Moitz mit etlichen trouppen den unsrigen in Friesland eine schantze neben zweyen redouten abgenohmmen. Dahin aber aus dem Lamboyschen lager der Obriste Graf von Hennin [Bournonville; BW] mit einigen trouppen zu roß und fueß commandirt worden, die gedachte schantze und Hessische also mit sturmb angefallen und glücklich erobert, daß den verschiedene thodt pliben und über hundert gefangene neben einem Capitein, 2 Lieutenants und anderen mehren zutheil worden“.[25]

Westphalen schrieb am 21.12.1646 erneut an Piccolomini, „daß nach glücklicher eroberung dieser statt [durch Reumont; BW] die Fürstliche Frau Landtgräffin etc. sich sehr bemühet sehr bemühet und dahin trachtet, welcher gestalt dieser posto wieder in ihren gewaldt bringen möge, inmaßen den Königsmarck sich dieser endts herunterzuziehen begehret. Deswegen man sich dagegen desto mehr zu beobachten haet. Sonsten haben die Hessische vor weinig thagen unterm commando beider Obristerlieutenanten Möytz und Bosen in hiesigem stifft die stattpforten und mauren zu Brakel[26] wie auch folgents zu Höxar[27] ruiniren und abbrechen lassen, damit die Kayserliche sich nit hineinleggen und Hessenlandt so viel freyer sein möge. Der commandant auff Neuhaus[28] lasset noch thaglichs arbeiten. Wie es endtlich damit ablaufft, stehet zu erwarten“.[29]

Am 18.11.1647 hatte die Landgräfin Amalie Elisabeth durch ihren Obristen und Residenten bei Wrangels Armee, Motz, die Schweden um einen schnellen Reitervorstoß ins hessische Gebiet ersucht, um die Kaiserlich-Bayerischen unter Holzappel und Gronsfeld entweder zum Aufbruch oder zur Konzentration ihrer Streitkräfte zu veranlassen: „Alsdann könnten die armen Unterthanen, welche sonst verschmachten und erfrieren müßten, am Leben bleiben und wieder zu ihren Hütten gelangen“.[30] Da Wrangel noch im sicheren und bequemen Oldendorfer Winterquartier lag, blieb der gewünschte Entlastungsangriff durch Königsmarcks Reiterverbände trotz wiederholter Appelle zunächst aus. So wurde das belagerte Marburg[31] unter dem Kommando Fernemonts am 14.12.,[32] nach Aussage der Landgräfin am 15.12., von den kaiserlichen Truppen erobert: „So erlange ich die unangenehme zeitung, daß der feind die statt Marburg vorgestern morgen mit sturmb erobert, dieselbe ausgeplündert und viel soldaten und bürger niedergemacht,[33] auch nunmehr im werk seie, das schloß zu miniren und mit gewalt anzugreiffen.

Gleichwie nun dem gemeinen wesen nicht weniger als mir an conservation dieses schlosses zum höchsten gelegen, also hab ich obgedachten meinen geheimen rhat[34] oder in dessen abwesen den obristleutnant Mey uffgetragen, bei dem herrn generaln und feldmarschalln den entsatz gemelten schlosses zu urgiren“.[35]

Der dem Schreiben Amalie Elisabeths beigelegte Bericht des Kommandanten der Festung Ziegenhain, Jacob von Hoff,[36] sollte wohl Wrangel davon überzeugen, dass man auch nach Aussage eines den Kaiserlichen entflohenen hessischen Untertanen selbst im gegnerischen Lager die Ansicht vertrat, dass ein schwedischer Entsatz des Schlosses den Abzug ihrer Truppen erzwingen musste. Außerdem hätten die Belagerer bereits über 500 Mann verloren.[37]Tatsächlich gelang es der Schlossbesatzung, sich zu verteidigen, während Hunderte der kaiserlichen Soldaten während dieser Belagerung in diesem strengen Kriegswinter starben. Wrangel dachte gar nicht daran, zu einem Entsatz aufzubrechen, solange die Remontierung seiner Armee im Braunschweigischen und Oldenburgischen noch nicht abgeschlossen war. Auch die Vorstellungen Meys brachten keinen Erfolg.

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Lette [LK Wiedenbrück]; HHSD III, S. 458.

[2] Coesfeld [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 144ff.

[3] Haltern [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 283ff.

[4] Dülmen [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 180f.

[5] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.; Arnsberg [LK Arnsberg]; HHSD III, S. 28ff.

[6] GEYSO, Beiträge II, S. 23.

[7] Windecken [Kr. Hanau], HHSD IV, S. 475f.

[8] Hanau; HHSD IV, S. 199ff.

[9] GEYSO, Beiträge II, S. 88.

[10] Warburg [LK Warburg]; HHSD III, S. 752ff.

[11] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.

[12] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.

[13] Lemgo [LK Lemgo]; HHSD III, S. 452ff.

[14] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.

[15] STROTHMANN, Westfalen, S. 140f.

[16] Schmalkalden [Kr. Schmalkalden]; HHSD IX, S. 387ff.

[17] angetastet

[18] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.

[19] WAGNER, Pforr, S. 168f.

[20] WAGNER, Pforr, S. 169.

[21] Bei W. v. Westphalen (NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 110) OL Maytz, Moitz = Motz; nach den APW auch z. T. auch Meyen; bei GEYSO, Beiträge II wird allerdings als Kommandeur-Stellvertreter des „Weißen“ Regiments Obristleutnant Johann Chr. Motz erwähnt; vgl. GÖRLICH, Wolfhagen, S. 70.

[22] W. v. Westphalen an Piccolomini, Paderborn, 1646 I 19 (Statní oblastní archív v Zamrsku Rodinný archiv Piccolominové 25.271 (Ausfertigung); NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 111).

[23] In W. v. Westphalens Schreiben v. 1646 II 02 (Statní oblastní archív v Zamrsku Rodinný archiv Piccolominové 25.273 (Ausfertigung)) hieß es, dass der kaiserliche Kommandant v. Lemgo, Philipp Ludwig Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Wiesenburg, „300 vollmundirte dannische Reuter“ mitgebracht habe.

[24] Rheine [LK Steinfurt]; HHSD III, S. 637f.

[25] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 134.

[26] Brakel [LK Höxter]; HHSD III, S. 112f.

[27] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.

[28] (Schloss) Neuhaus [LK Paderborn]; HHSD III, S. 671f.

[29] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 117f.

[30] HOFMANN, Melander, S. 284.

[31] Marburg; HHS IV, S. 35ff.

[32] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 172, fol. 323-324 (Ausfertigung): Gratulationsschreiben Georgs v. Hessen-Darmstadt, Dillenburg, 1647 XII 14, an den noch in Altena weilenden Holzappel; bzw. den Bericht Enckevorts an Holzappel, Remlingen, 1647 XII 20; Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 172, fol. 69-74 (Ausfertigung).

[33] BÜCKING, Wilhelm, Geschichtliche Bilder, S. 168ff.

[34] Dr. iur. utr. Andreas Christian Pagenstecher, hessen-kasselischer Generalauditor, Kriegsrat u. Geheimrat (1612-1677); MITTEILUNGEN, S. 275-282.

[35] Riksarkivet Stockholm E 8373 (Ausfertigung): Amalie Elisabeth an Wrangel, Kassel, 1647 XII 07 (a. St.); eingegangen Minden, 1647 XII 18 (a. St.); Statní oblastní archív v Zamrsku Rodinný archiv Piccolominové 25.591 (italienisches Original): Gronsfeld an Piccolomini, Hauptquartier Kitzingen, 1648 I 16.

[36] Vgl. GIEBEL, Jacob von Hoff.

[37] Riksarkivet Stockholm E 8373 (Ausfertigung): Bericht des Kommandanten v. Ziegenhain, Hoff, an Amalie Elisabeth, 1647 XII 04 (a. St.), beigelegt ihrem Schreiben an Wrangel, Kassel 1647 XII 07 (a. St.); wie Anm. 35. SAMBRAUS, Feldzug, S. 25, geht v. 400 Mann Verlust aus.

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