Moser [Mosen], Melchior

Moser [Mosen], Melchior; Obristwachtmeister [ – ] Melchior Moser [ – ] stand als Obristwachtmeister in kaiserlichen Diensten.

Nach der Schlacht bei Lützen[1] am 16.11.1632 verteidigte er die Pleissenburg in Leipzig[2] gegen die Kursächsischen.

„Inzwischen hatte die sächsisch-lüneburgische Abteilung, die am 7. Torgau[3] verlassen hatte, Nachricht von der Schlacht bei Lützen und deren Ausgang erhalten, war also nur bis Wurzen[4] vorgestoßen, da sie fürchten mußte, in den geordneten Rückzug Waldsteins [Wallensteins; BW] zu geraten, was ihr kaum gut bekommen wäre. Von Torgau aus wurde ihr v. d. Pfordten mit einen Dragonern von Taube und 2 Kompanien von Klitzing zu Fuß über Eilenburg[5] nachgesandt. Kaum hatten die Sachsen-Lüneburgischen Holcks Abzug vernommen, als sie sich auf den Weg machten. Am 10. nachmittags versuchten sie einen Handstreich gegen die Stadt. Hinter einem Wagen ritten 8 sächsische Reiter an das Grimmaische Tor heran und gaben sich für versprengte Kaiserliche aus. Die wenigen Waldsteiner, die zusammen mit sächsischen Defensionern dort Wache hielten, öffneten. Sofort zogen die Sachsen blank und hieben in die überraschten Feinde ein. Die Defensioner machten natürlich sofort mit ihnen gemeinsame Sache und im Nu war das Tor genommen.

Dann folgten weitere 150 Reiter nach, und ein furchtbares Blutbad hob in den Straßen der Stadt an. ‚Alle Kayserische / so viel sie derselben auff der Gassen / auff dem Marckte / vnd in den Häusern angetroffen’ / wurden ‚niedergestochen / daß ehe recht eine halbe Stunde vorgangen / vber die 100 Todte auff der Gassen lagen / von denen alle ihre Kleider / vnd alles was sie bey sich hatten / von den Schwedischen abgenommen wurde’. Hoffkirchen berichtet über die Greuelszenen aus ‚Leibtzig’ am 11. November: ‚leibtzig die Statt hob ich wieder ein v. sindt in der furie bey die zwey hundtert von feindt nidergemacht das Schloß weret sich noch hoffe aber es soll nicht lange weren ich habe die von Eylenburg v. die Helffte von Torgaw laßen hiher marsiren ich aber bin mit dem rest der Cavalery den Feind zu verfolgen zu der königlichen armee gemarsiret’.

Unter den Opfern befand sich der jüngere Isolani, Ein Rittmeister und der Hofmeister des Herzogs von Florenz [Mattia di Toscana; BW] Am Abende rückte Oberst Taube mit seinen Dragonern in die Stadt ein, dann folgten Hoffkirchen, v. d. Pfordten und Lüneburg, schließlich auch Altenburg, zusammen 40 Kornets. Die Dragoner ‚wurden ohne Verzug noch selbigen Abend gegen das Schloß commandiret / die bey anbrechender Nacht starck zu verschantzen anfingen / auch wurden noch selbigen Abend 2 grosse Rathsstücken in die Burgstrasse geführet / deren eines auf die Kalckhütte / das andere auf das Petriner Collegium gebracht wurden’.

– – Ein Tagebuch meldet seinen Einzug  in  Leipzig: „Den 10. [11. a. St.; BW] ists gar still gewesen und hat die Bürgerschaft von dem Kommandore [Moser, BW] auf dem Schloß erlangt, daß das Rannische und Grimmische Tor wieder hat sollen geöffnet und mit Soldaten und Bürgern verwahrt werden, wie denn mit dem Rannischen Tor vor Mittag der Anfang gemacht worden, da viel Bürgersvolk in Vorstädten in ihren Häusern gewesen. Es ist aber alsobald nach 12 Uhr dasselbe wieder zugemacht und das Grimmische eröffnet. Nach 1 Uhr aber ist ein Trupp Reiter, und zwar anfänglich nur deren 10, ans Tor kommen, und weil sie sich vor Kaiserliche angegeben, hereingelassen worden, die aber alsbald im Tore die kaiserlichen Soldaten niedergeschossen. Denen ist bald der Trupp gefolgt, der in Gassen, Häusern und auf dem Markt, was sich von kaiserlichem Volk angetroffen, niedergemacht, darauf in einer halben Stunde noch mehr gefolgt, daß in 2 Stunden die Kaiserlichen fast in 100 auf den Gassen tot gelegen, welche stracks geplündert und ausgezogen worden, und sind diesen Abend Herr Obrist Taube mit seinen Dragonern, insgleichen Herr Obrist Hoffkirch [Lorenz v. Hofkirchen; BW], Obrist Hans von der Pforte [Pforten; BW], Herzog [Friedrich Wilhelm; BW] von [Sachsen]-Altenburg und Herzog [Georg; BW] von Lüneburg in Person herein, wie auch über vierzig Cornetts auf den Markt gekommen.[6]

Trotzdem gelang es Mosen noch in der Nacht vom 10. zum 11. nach der  Thomasmühle zu auszufallen und sich zu verproviantieren. Des Flößholzes im Stadtgraben aber konnte er sich nicht bemächtigen. Am 11. früh trafen 250 Mann zu Fuß ein und am 12. Eustachius Loeser mit seinem Regimente zu Fuß, worauf um Mittag die Regimenter zu Roß die Stadt verließen. Als man an diesem Tage die Burg anblasen ließ, schlug Mosen alle Verhandlungen aus, doch wurden ‚noch selbiges Tages viele Kayserliche / so sich hier vnd dort verstecket / gefunden / die alle ohne Gnade niedergemachet wurden’.

Die Belagerung der Burg machte in den folgenden Tagen nur geringe Fortschritte. Der Feuer der sächsischen Musketiere reichte bei weitem nicht aus, die Belagerten einzuschüchtern. So erhielt v. d. Pfordten, als er am 18. die Burg zur Übergabe auffordern ließ, die boshafte Antwort: ‚Wier sollten umb Pfingsten wieder anhalten, Vnter deß nur nach Torgau marsieren, vnd auff dem Schlitten fahren’. Vor allem fehlte es den Sachsen auch an Schießbedarf. Es kam sogar noch schlimmer. In der Nacht vom 20. auf den 21. November fielen die Kaiserlichen überraschend aus, überrumpelten die Wachen und fingen einen Leutnant, einen Feldwebel und 4 Musketiere der Kompanie von Witzleben (Klitzing zu Fuß). Nur v. d. Pfordten persönliches Eingreifen verhinderte größeres Unheil.

Er selbst klagte sehr, er habe nicht genug Leute, um ähnliche Vorfälle unmöglich zu machen. Eins war den Belagerten allerdings nicht gelungen: sie hatten einen Barbier auftreiben wollen, ‚weil es ihnen in der Festung ein Feldscherer gemangelt’. Den zu fangen fehlte es an der Zeit. Übrigens wurden drei nachlässige Wachen ‚zur Justitia geführet’, aber dann nur ein Mann gehangen. Man sah sich schließlich gezwungen, von Chemnitz[7] her schwedische Verstärkung zu holen, denn auch Chemnitz war belagert, weil sich dort Waldsteinsche Truppen festgesetzt hatten und noch hielten.

Am 24. November kündete darauf Dodo von Inn- und Knyphausen seine Ankunft an. Wirklich rückten am 26. die Regimenter Knyphausen zu Fuß (1500 Mann), Franz Karl (600 Mann) und Herzog Bernhard zu Roß (300 Mann) in Leipzig ein, was der Rat am 28. sofort mit einer Jeremiade[8] über Einquartierungslasten an den Kurfürsten beantwortete. Auch der Kurfürst freute sich der schwedischen Hilfe nicht recht. Er befahl am 28. ausdrücklich, daß im Falle der Übergabe die Burg von den Sachsen und ja nicht von den Schweden besetzt werden solle. Auch die ersehnten Belagerungsstücke – zwei halbe Kartaunen – trafen am 30. November aus Wittenberg[9] ein und wurden noch ‚selbige Nacht vor dem Thomasthor gepflantzet’. Am nächsten Morgen beschoß man den Pleißenturm‚ da man denn mit wenigen Schössen die Haube auff dem Thurm dermassen durchlöchert / daß die Büchsen-Meister alßbald von den Stücken weichen müssen / vnd selbige von dar nicht mehr gebrauchen können’.

Jetzt mußte Mosen erkennen, daß die Burg eine ernsthafte Belagerung nicht aushalten konnte. Am 1. Dezember trat er in Akkordverhandlungen, die am 2. dazu führten, daß die Kaiserlichen der freie Abzug in aller Stille bewilligt ward. Mit ‚8 Pagagi-Wägen, einer Kutschen, und 1 Senfften / so 2 Pferde getragen’ zog Mosen am 3. Dezember  ab. Er hatte unter sich gehabt:

Regiment              Leutnant  Feldwebel  Mann  Adjutanten   Summe

Breuner                       1              1             135             –               127

Waldstein                    1              –             131              1              133

Marques de Grana     –              1             154             –               155

Alt-Sachsen                 1              2             141             –               144

Geiß                               1              1              55              –                57

Baden                           –               1              52             –                  53

                                      4              6             658             1              669

Die Hoffnung, viele Überläufer zu bekommen, zerschlug sich zunächst; Mosen hatte seine Leute erst noch tief in die kursächsischen Weinfässer blicken lassen, so daß ‚alle truncken gewesen’, und bei Kursachsen nicht untertreten wollten. Nur ‚etliche zwanzigk Man’ verließen ihre Fahnen. Trotzdem glaubte v. d. Pfordten, daß von den Kaiserlichen ‚Ihrer wenig davon vber die Grenze mit kommen werden’. Es wird auch behauptet, daß ‚auch von denen / so albereit schon vber ein Meil Weges hinausgewesen / viele wieder zurücke kommen / vnd Bestallung angenommen’“.[10]

Der sächsische Chronist Lehmann erinnert sich in seinem Kapitel: „Die Weiber-Schlacht am Weipert“[11] am Pressnitzer Paß[12]: „Den 23. October [1632; BW] hatte der keyßerliche General Holcke [Holk; BW] das Schloß in Leipzig mit 600 Mann zue Fuß untter den Obrist-Wachmeister Melchior Mosern besazt gelaßen, der sich wohlgehalten, und da den 10. November die Stadt schon wieder eingenommen worden, dennoch 3 wochen lang eine harte belagerung außgestanden, biß Er den 2. December accordiret mit dem vorbehalt und parole, daß mann ihm und die seinen mit genuegsamer Confoi biß an die Böhmische Gräntze nach Presnitz bringen und vor den besorglichen angrif der Bauern sichern solte. Dargegen mußte Er 2 Officirer zue Geyseln hinderlaßen, biß der Confoi wiederkehme. Den 3. December zog er ab nur mit der untterwehre, 348 Mann zue fuß und einen ziemlichen Droß von Weibern, Kindern und buben, die alle schwer trugen, der Commendant selbst mit 2 kutschen und etlichen pagagiwagen und drauf befindlichen reichen beuten, die ettwan die flüchtigen Officirer nach der Lützner Schlacht ihme in Verwahrung gegeben. Die wurden alle mit 150 Chur-Sächsischen Pferden biß an Pas confoiret. Den 11. Dezember logirten Sie in Marienberg,[13] und weil der Reitzenheiner Pas[14] verhauen, musten Sie auf Annenberg[15] zue marchiren zue ihren Unglück. Den 14. December kamen Sie zum Annenberg, lagen innen und vor der Stadt biß 16. December und kosteten der Stadt 400 thl. Die Confoien wechselten ab und wahr die lezte, Capitän Waxmuth mit einer Compagnie Tragonern auß Chemnitz von Obrist-Leutenant Ambrosio [Ambrosius; BW]. Der kostete der Stad Annenberg einen tag 150 thl. Der confoirte Sie den 16. December auß der Stadt an Presnitzer Paß zue, an welchen schon 300 bauern wohlbewehrt lagen und auf Sie lauerten. Der Droß, Weib und Kinder, zogen voran, der Commendant in der Mitten und seine Soltaten hinden nach, die ihre Seitenwehren und kürtze röhren hatten. Do Sie nun ans gräntz-Waßer kahmen, lagerten Sie sich 1 viertel stunde, der Commendant lezte sich freundlich mit einen trunck Wein mit der Confoi und ließ endlich seine leute auf Böhmischen boden den berg hienauß marchiren, Do fallen 100 beschoßene bauern den berg herunder, schießen und umbringen die keyßerlichen mit der frage, Ob Sie wolten Quartir haben. Der Commendant springt von wagen, lest alles in stich und retterirt sich nach der Confoy. Desgleichen thun die anderen. Ein Saxischer Corporal mit 10 reutern war darbey und ruft: Ihr Bruder, die bauern schlagen euch alle todt, wer sein leben retten will, der hebe 2 finger auf und schwere, daß er den Saxen dienen will. Einer auß den hauffen sagte: so diene ich den Saxen nicht, und wenn ich flux sterben solte. Der wurde strax niedergeschoßen. Do baten die  andern umb Quartier, schuz und ließen Sich mit ihren Commendanten wieder in Annenberg confoiren, lagen wieder tag und nacht mit der Confoy in der Stadt und kosteten uber 400 thl. Untter deßen hatten die Bauern grausame tyranney mit Ihren Weibern, kindern, Buben und theils Soltaten verubet, weder Schwangern, Jungfern noch kinder verschonet, sondern 42 ohne untterscheid niedergemacht, fingernackendt außgezogen, die Wagen geplundert und von ihren kostbaren beuten, an güldenen ketten, pocalen, ringen, golt- und Silberstücken, kleidern mit gantz guldenen Knöpfen, Perlen und andern geschmeide erobert, das ezliche viel 100 thl. wehrt, theils auch nicht 1 hellers werth in der schlacht darvon bekommen.[16] Die erschlagenen sindt halb in einer alten schantze doselbst begraben, halb in eines abgebranden heußels keller geworffen und verschüttet, die halbtoden nach Presnitz auf handtschlitten geführet, viel von Weibern und Soltaten in die Wälde verjaget und zerstreuet, das theils in Dorf Pöle[17] heraußkommen, die noch lebendigen Unmündigen kindern von Annenbergischen bürgern auß erbarmung angenommen und erzogen worden. Dieses hatt eine große Verbitterung gemacht bey den Bohmen und keyßerlichen, die Sich an gebirge und unschuldigen auch Darinnen grausam gerechet, wie folget. Den 2. December wurden in Jochimsthal[18] einquartirt der Crabaten-Obrist Daniel Beygott mit 7 Compagnien Crabaten. Das Schloß daselbst besazte der Obrist Becker auch mit 150 Mann untter dem Commendanten Peter Starcken und ließe es befestigen. Von denen mußte Wiesenthal[19] eine Salvaguardia lösen pro 15 thl. und wöchentlich 12 thl. contribution geben. Balt kam auch dohin Steigenhofer, ein keyßerlicher Leutenant zue Fuß, mit 23 Mann und wolte die junge Pursch mit gewalt auß der kirchen nehmen an statt der erschlagenen an Weipert.

Den 17. December, den folgenden tag nach der Laniena am Weipert, kamen die 2 Crabaten-Obristen Isolani und Corpitz [Corpes; BW] mit ihren Crabaten und Böhmen, fingen und beschedigten, wen Sie antreffen, branden in Waltersdorf[20] das Richtergut weg, gingen durch Buchholtz[21] auf Annenberg und hohleten den Rest von des Mosers Soltaten ab und ließen mechtige treuword hinder sich, kehreten nach der Presnitz und branden ein fuhrwerck an Beerenstein weg, dem Rath zu Annenberg zuständig. Balt kehren Sie wieder, branden in Fern-Ruckerswalde[22] dem Förster Gabriel Poppen, den Sie ergriffen, und weil er fest, arm und bein entzwey geschlagen, daß er gestorben, seinen hoff, darzue Pfarre und Schule ab, und kundten die gefangenen kaum durch ihr bitten die Kirche erhalten. So arg es herginge, und die Keyßerlichen mit feuer und schwerd dieses gebirg beschedigten, blieben dennoch die Bauern halßstarrig, wolten Sich zue keiner Contribution verstehen, sondern ließen ihre heußer wüste stehen, lagen mit Weib und kindt, Pferd und viehe und, was Sie sonst noch hatten, in der Kälte und Frost auf den Wilten Wald und hütten, legten Sich des tages in die vortheil und schoßen untter die feinde, wurden auch oft selbst getroffen“.[23] […]

„Den 10. December [1632] in anfang der Belagerung Zwickau[24] ging der Obrist-Major Paul Schell an Presnitzer Paß und zuerück auf Annenberg und bekam 50 thl. vors Quartir, sonderlich lag deswegen in gebirge auf der Vorwache ein Obrist-Leutenant von General Tupadel [Taupadel; BW], Lorentz Ambrosius genandt, mit 150 Trajonern, meist Franzosen. Den 2. December legte er sich in Annenberg und hielte Sich ubel gegen die Stadt, die ihme wöchentlich ein großes geben mußte, und verzehrete uber 1500 thl., sein Capitan Waxmut [Wachsmut; BW] bekam 50 thl. zum kleid. Dieser zoge von einem Pas zum anderen und hatte aufsicht auf der Keyperlichen thun und außfälle in Böhmen. Er kam mit 2 Compagnien in die Pele und bewahrte den Pas, ehe er in Scheibenberg[25] kam. Den 22. December lage er 2 tage in Scheibenberg. Den 24. December an Weinachtheiligen abendt quartirte er sich zum Elterlein[26] ein, schickt stez partheien an die Päße und thut relation darvon ins lager vor Zwicka. Als Er kundtschafft bekommet, daß der Feindt sich in Böhmen versamlet, gebeut er die bauern in den Amptern wieder auf, das Sie in Elterlein erscheinen und den feindt wiederstandt thun solten. Die meisten blieben außen zue ihren glück, und war das die ursache. Melchior Moser, der keyßerliche Obrist-Wach-Meister wahr des Schwedischen Obrist-Leutenant Laurentii Dutzbruder, der hatte an ihn begehret, weil Er wieder kriegsparole an Weipert[27] von Bauern wehre geplündert worden, daß Er sie drauf exequire und nötigte, ihme die abgenommene sachen wieder einzueliefern. Das thete er, legte den Ambt-Schößer und Oberforster und andern führer auf, daß Sie die bauern gestelleten, darvon eines theils in ketten und kercker geworffen wurden; endlich gaben Sie das geringste und ließen es durch den Oberförster nach Elterlein liefern und durch den Schößer vorbitte thun, biß was mehr zue erforschen. Die blieben do den 27. December, fraßen und soffen mit ihm, Die Elterlinischen Bürger musten auf die Wache, und wahr alles sicher. Doch brachten des Ambrosii Partheien gewisse post von Feindt, daß Er von Presnitz auf die Schletta[28] marchirte, dessen March er wolte selbst sehen, ritte, spornstreichs nach Hermersdorf[29] auf eine höhe und besahe ihn und eilete wieder nach Elterlein. Do die Holkischen in Elterlein einfielen, kahmen seine Reuter und fragten in Scheibenberg, ob Schwedisch volck do lege. Harnisch [Richter zu Scheibenberg] sagte: Nein, Inn Elterlein. Drauf ging der March hin. Der Holcke hat das Fußvolck in der Schletta liegen und die Crabaten auf einen Hügel durch den Schlettner Wald nach Elterlein in vollen trab gehen laßen, die auch mit den Obrist-Leutenant Lorentz Ambrosio zuegleich kommen. Fruhe um 10 Uhr kamen die Crabaten angehauen, traffen uff die Schwedischen uff der Pfarrbeute und scharmitzirten. Die Schweden rißen auß, in die Flucht gejaget; 8 darvon niedergehauen, daß Lorentz Ambrosius kümmerlich darvon kommen und mit seinen flüchtigen Trajonern lerm bey Hertzog Bernhart [Bernhard v. Sachsen-Weimar; BW] gemacht, welcher umb Hartenstein[30] gestanden. Inmittelst ging es über die Bürger; 26 personen wurden gar todt gemacht und 25 biß auf den todt beschediget: Der Oberförster gefangen, des Schwedischen Obrist-Leutenant sachen, pagagi und was von Bauern wahr eingeandt wordet worden, alles weggenommen“.[31]

[1] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.

[2] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[3] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.

[4] Wurzen; HHSD VIII, S. 365ff.

[5] Eilenburg [Kr. Delitzsch/Eilenburg]; HHSD XI, S. 100ff.

[6] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 320f.

[7] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.

[8] Klage (nach den Klageliedern Jeremiä).

[9] Wittenberg [Kr. Wittenberg]; HHSD XI, S. 504ff.

[10] RUDERT, Kämpfe, S. 112ff.

[11] Weipert [Vejperty, Bez. Komotau]; HHSBöhm, S. 650.

[12] Pressnitzer Pass: Der Pressnitzer Pass stellt eine der ältesten Pfadanlagen dar, die aus dem Zentrum Mitteldeutschlands über den dichten Grenzwald nach Böhmen führte. Sein ursprünglicher Verlauf ging von Halle (Saale) kommend über Altenburg, Zwickau, Hartenstein, Grünhain und Zwönitz nach Schlettau. Hier wurde die obere Zschopau gequert. Anschließend führte der Weg über Kühberg am Blechhammer vorbei nach Weipert (Vejprty) und erreichte dann östlich schwenkend über Pleil (Černý Potok) mit Pressnitz (Přísečnice) die älteste Bergstadt des Erzgebirges. Von hier aus verlief der sogenannte Böhmische Steig vermutlich über Kaaden (Kadaň) und bis nach Saaz (Žatec). Die Passhöhe selbst befand sich auf böhmischer Seite nahe Pleil (Černý Potok) auf ca. 800 m ü. NN. Damit war der Pressnitzer Pass deutlich niedriger als die sich nach Westen hin anschließenden Pässe über Wiesenthal, Rittersgrün, Platten, Hirschenstand und Frühbuß. Dies war einer der Gründe für seine häufige Benutzung während des Dreißigjährigen Krieges. [wikipedia]

[13] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.

[14] Reitzenhain; heute Ortsteil von Marienberg [Erzgebirgskreis]

[15] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.

[16] Anm. LEHMANN: „Theophil Groschupf partete untter den Scheibenbergern, bekam ein stück roth Sammet zum Mützel, 3 dutzend guldene knöpfe und 32 ellen guldene Schnüre. Ubel Ende der Weibermorder: Ein Schmid Toberle schlug mit einen hammer der frau die zeen in halß, da0 das kind in leib sich regte, der wahr blind und ging betteln. Ein Knecht erhing sich in der Putteley zum Annenberg am Christtag. Salomon Adner starb an Ungrischen morbo. Georg Nobis in der Schletta wurde blind, fiel von der treppe und brach den halß. Merten Muller zum Elterlein verfaulte beym lebendigen leibe, lag 4 jahr, fielen gantze stücke von ihn. Seiner töchter eine erschlug der keller, die andere het den stall und geth betteln. Der bret Crams zue Crotendorf geht betteln. Der Wagner in der Schletta ging betteln.

[17] Pöhla bei Schwarzenberg; unter Crottendorf; HHSD VIII, S. 55.

[18] Sankt Joachimsthal [Jáchymov; Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 540ff.

[19] Oberwiesenthal [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 261.

[20] Waltersdorf, heute Ortsteil von Liebstadt [Sächsische Schweiz-Osterzgebirge].

[21] Buchholz [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 41f.

[22] Großrückerswalde [Erzgebirgskreis].

[23] LEHMANN, Kriegschronik, S. 57f. Lehmann datiert nach dem alten Stil.

[24] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.

[25] Scheibenberg [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 316ff.

[26] Elterlein [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 89.

[27] Weipert [Vejperty, Bez. Komotau]; HHSBöhm, S. 650.

[28] Schlettau [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 319f.

[29] Hermannsdorf (Hermersdorf), heute Ortsteil von Elterlein [Erzgebirgskreis].

[30] Hartenstein [Kr. Zwickau]; HHSD VIII, S. 142f.

[31] LEHMANN, Kriegschronik, S. 59f.

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