Morelles, Cosmas

Morelles, Cosmas; Dominikaner [1557 – 1636] Cosmas Morelles war spanischer Dominikaner und seit 1618 Inquisitor in Köln, zudem war er Philipp von Söterns Interessenvertreter in Rom.[1]

Morelles hatte davon gesprochen, dass der Mangel an brauchbaren Geistlichen seine Ordensbrüder auf den Gedanken gebracht habe, einige Klöster als Seminarien und Schulen für die Societas Jesu zur Erziehung gut katholischer Priester einzurichten.[2] Dass die SJ bevorzugt wurde, mag mit der Form der „nachgehenden Seelsorge“, bei der die Untertanen in ihrem Lebensbereich aufgesucht wurden, mit der Predigt und Katechese sowie der beeindruckenden Ausgestaltung liturgischer Handlungen (Gottesdienst, Prozessionen, Wallfahrten, Heiligenverehrung) zusammengehangen haben.

Hye, Eiling und der Hildesheimer Advokat Melchior Martini vollzogen als servile Diener Ferdinands von Köln das Restitutionsedikt Anfang 1630 in Goslar.[3] Auf Wunsch Bavings wurde eine Residenz der Jesuiten begründet, die mit dem Vermögen der Kollegiatstifte „Simon und Judas“ sowie „Petersberg“ ausgestattet wurde. Die notwendige Übereinkunft zwischen Ferdinand II. und Urban VIII., mit der Kurfürst Ferdinand von Köln operierte, wusste er zur eigenen Legitimation mit der Abschrift einer Mitteilung Morelles'[4] vom 26.1.1630 aus Rom zu untermauern, die letztlich jedoch fingiert war.[5] Dessen Vermittlung in Rom war aber nicht nach den Vorstellungen Franz Wilhelm von Wartenbergs ausgefallen,[6] der nur von Carafa Unterstützung erfuhr.[7]

Der Generalpropositus der SJ, Vitelleschi, verlangte vom kaiserlichen Beichtvater Larmormaini die entschiedene Intervention gegen diese Eigenmächtigkeit,[8] während Wartenberg ihr Vorhaben mit einem „Extractus ex litteris Patris Morelles“ als Willen des Papstes legitimierte. Allerdings hatte Wartenberg dessen Vorstellungen schon 1628 falsch eingeschätzt, als er glaubte, die Inkorporation Walkenrieds[9] für sein Seminar „per viam secretam“ und durch ein „motu proprio“ des Papstes, der ja auf der Rückgabe der Klostergüter an die alten Orden bestand, erreichen zu können.[10] Ferdinand von Köln selbst hatte Wartenberg gebeten,

Morelles‘ Bemerkungen geheim zu halten und selbst Hye nicht zu informieren.[11] Der getäuschte Hye und Baving gingen gemeinsam vor, um eine Jesuitenschule als erstes Seminar zu errichten, in dem katholische Geistliche zum Einsatz in Westfalen und Sachsen ausgebildet werden sollten.[12] Baving erinnerte Wartenberg im März 1630, dass Ferdinand II. zur Gründung der Schule die Einkünfte von Wöltingerode[13] und zur Gründung einer Universität in Goslar die Einkünfte von Gerode[14] bestimmt habe.[15] Wöltingerode war noch im Juni 1630 von zwei Zisterzienserinnen-Nonnen und drei Novizinnen aus Teistungenburg (Eichsfeld)[16] besiedelt worden.

[1] LUCAS, Kurtrierische Frage, S. 13, Anm. 65-67.

[2] RITTER, Deutsche Geschichte Bd. 3, S. 424.

[3] Goslar; HHSD II, S. 174ff.; FORST, Korrespondenz, S. 400-403: Kurfürst Ferdinand an F. W. v. Wartenberg, 1630 I 30. Vgl. DUHR, Geschichte der Jesuiten Bd. II/1, S. 132f.

[4] Vgl. ENCICLOPEDIA UNIVERSAL ILUSTRADA 36, Barcelona 1919, 993; KRAUS, Annales, S. 262. BIRELEY, Maximilian, S. 132, vermutet Morelles hinter den für Kurfürst Ferdinand von Köln verfassten Gutachten “Consilium Theologicum Cuisdam Monachi Dominicani et Celebris Professoris”.

[5] FORST, Korrespondenz, S. 405f.: Kurfürst Ferdinand von Köln an F. W. v. Wartenberg, 1630 II 18; KLOPPENBURG, Jesuiten in Goslar, S. 155.

[6] Staatsarchiv Osnabrück Rep. 100 Abs. 375 Nr. 3, fol. 200′ (Ausfertigung): Doneux an F. W. v. Wartenberg, Rom, 1629 VIII 25.

[7] Staatsarchiv Osnabrück Rep. 100 Abs. 367 Nr. 19, fol. 79-80 (Abschrift): F. W. v. Wartenberg an Carafa, Iburg, 1629 V 09.

[8] STIEGELE, Beiträge, S. 867 (Brief vom 26.1.1630).

[9] Walkenried [Kr. Blankenburg]; HHSD II, S. 470ff.

[10] Staatsarchiv Osnabrück Rep. 100 Abs. 375 Nr. 3 fol. 103-104 (Abschrift): F. W. v. Wartenberg an Doneux, Iburg, 1629 III 07. Allerdings hatte die Propaganda den Antrag zur Einholung von Informationen an Holste u. Carafa verwiesen.

[11] FORST, Korrespondenz, S. 406: Kurfürst Ferdinand von Köln an F. W. v. Wartenberg, 1630 II 18.

[12] KLOPPENBURG, Jesuiten in Goslar, S. 152, 155.

[13] Wöltingerode [Stadt Vienenburg, Kr. Goslar]; HHSD II, S. 510.

[14] Gerode, Kloster [Gem. Weißenborn, Kr. Worbis]; HHSD IX, S. 143f.

[15] KLOPPENBURG, Jesuiten in Goslar, S. 156; SEIBRICH, Gegenreformation, S. 437. Gernrode als reichsunmittelbares Stift wurde allerdings v. Reichshofrat am 25.3.1630 ausgenommen; SEIBRICH, Gegenreformation, S. 447.

[16] Teistungenburg, Kloster [Kr. Worbis]; HHSD IX, S. 433f.; vgl. KNIEB, Zur Geschichte des Zisterzienserinnen-Klosters Teistungenburg.

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