Montausier [Montesier, Montos, Montosier], Charles de Saint-Maure, marquis, später duc de

Montausier [Montesier, Montos, Montosier], Charles de Saint-Maure, marquis, später duc de; Feldmarschall [6.10.1610 Montausier-17.5.1690 Paris]

Montausier, Charles de Sainte-Maure, Duc deMontausier, Charles de Sainte-Maure, Duc de

 

 

Montausier war mit 28 Jahren bereits „maréchal de camp“ und später Gouverneur im Ober-Elsass.[1]

Er nahm am 24.11.1643 an der Schlacht bei Tuttlingen[2] gegen die Kurbayerisch-Kaiserlichen teil.

„Auf der Gegenseite war man nicht müßig gewesen. Feldmarschall [Franz v.; BW] Mercy hatte sich am 14. November bei Malmsheim[3] mit den Truppen des Herzogs Karl von Lothringen vereinigt, hatte zu Balingen[4] mit dem Herzog, Jan von Werth und Feldmarschall Graf Hatzfeldt – ‚welcher in Person vor Ankunft seiner unterhabenden Kayserlichen Völcker herbey kommen‘ – Kriegsrat gehalten, und man war übereingekommen, die Franzosen entweder zur offenen Schlacht zu zwingen oder sie in ihren Quartieren zu überraschen. Bei der lothringischen Armee befanden sich sechs kaiserliche Reiterregimenter unter dem Befehl des Generalwachtmeisters Zahradecky [Zahrádecký; BW], die vom Rheine herangerückt waren. Hatzfeldts Armeeabteilung war im Anmarsch. Auf Kundschaftermeldungen, daß der Feind unter Zurücklassung einer starken Besatzung im eroberten Rottweil[5] mit der Armee auf Tuttlingen ziehe, marschierten die bayerisch-lothringischen Streitkräfte über Straßberg[6] nach Sigmaringen,[7] wo sie am 23. November anlangten.

Ohne Ahnung von der Nähe ihrer Gegner hatten die Franzosen, deren Oberkommando der Generalleutnant Graf Rantzau übernommen hatte, ihre Winterquartiere bezogen. Rantzau besaß weder das militärische Genie noch die moralische Autorität Guébriants; er war ein Prahler, dem die weimarischen Regimenter nur ungern folgten. Taupadel war krank in Rottweil geblieben. Er hätte sich wohl kaum so leicht überraschen lassen, wie der Holsteiner Graf, der mit der Generalität, der sämtlichen Artillerie und dem Regiment der Königin in Tuttlingen Unterkunft bezog. Sieben französische Fußregimenter nahmen Quartier in Möhringen;[8] Generalmajor Rosen lagerte sich mit der deutschen Reiterei im Städtchen Mühlheim an der Donau[9] ein. Die notwendige Feindaufklärung [für die Rosen verantwortlich gewesen wäre; BW] wurde versäumt, in tiefer Sicherheit überließ sich die ganze Armee der Ruhe, ohne Kunde vom Gegner, welchen der Fluß und undurchdringliche Wälder von ihr trennten.

Als ausgesandte Kavalleriepatrouillen meldeten, daß die Franzosen um Tuttlingen lägen und vom Anmarsch der Armee keinerlei Ahnung hätten, faßten die Generäle den Entschluß, unverweilt den Feind zu überfallen. Ihr Heer setzte in aller Stille über die Donau und zog auf Meßkirch,[10] während die Bagage nach Riedlingen[11] zurückgeschafft wurde. Die Nacht über standen die Verbündeten ohne Feuer in Schlachtordnung bei Meßkirch, indem sie ‚zu solchem End Tag und Nacht marschirt‘. Gefangene bestätigten die Sorglosigkeit des Feindes. Ohne Trompetenschall und Trommelschlag rückten die Truppen durch die Wälder. Jan von Werth führte als General der Kavallerie und ‚Meister im Aufschlagen der Quartiere‘ die Avantgarde, die aus 1000 kommandierten Reitern, den Dragonern des bewährten Obristen [Caspar v.; BW] Wolff und 600 Musketieren bestand, die der bayerische Obrist Johann Ulrich Gold befehligte. Enge Waldwege behinderten den Vormarsch; man mußte beim Dorfe Neuhausen ob Eck,[12] nur eine Stunde von Tuttlingen entfernt, verhalten, bis das Gros mit der Artillerie nachkam, in steter Sorge, ob nicht Wachen Rosens, der ganz in der Nähe in Mühlheim lagerte, Alarm schlagen würden. Erst gegen 3 Uhr nachmittags stand Jan von Werth mit der Vorhut vor Tuttlingen, ohne daß der Gegner bisher etwas bemerkt hätte, ‚welches am mehristen zu verwundern, weil gleichwohl der Pferde Geschrey, der Stimmen Getöß einen nicht geringen Laut und Getümmel verursacht‘. Aber zum Glück begann es zu schneien, dichte Flocken verwehrten die Sicht, und die Luft wurde ‚dick und dunkel‘.

Die Artillerie der Franzosen war einen Flintenschuß entfernt von der Stadt auf einem Kirchhof aufgefahren, nur von einer geringen Wache beschirmt. Mercy versprach dem Obristen Wolff tausend Dukaten, wenn er sich der Geschütze bemächtige,[13] und Wolffs Dragoner, unterstützt durch Reiter des kaiserlichen Obristen Epp [Wilhelm v. Epp; BW], hieben die Bedeckung nieder und besetzten den Friedhof. Einige Schüsse mit den umgedrehten Kanonen auf das Städtchen taten den Überfallenen die Gefahr kund und riefen unbeschreibliche Verwirrung hervor. Tuttlingen war ganz von der Reiterei eingeschlossen, die Franzosen sahen ihre Kanonen und Pulverwagen im Besitz eines wie aus der Erde gestiegenen Feindes, jeder Ausgang war versperrt, jede Verbindung mit den benachbarten Dörfern abgeschnitten. Das feste Schloß Homburg[14] wurde durch Golds Musketiere erstiegen, die gesamte bayerisch-kaiserliche Armee nahm ’solche Postur, daß denen in der Stadt ohne hazard kein Entsatz zukommen‘ konnte. Bei Anbruch der Nacht zeigte sich zwar Generalmajor Rosen mit der weimarischen Kavallerie ‚unterhalb Tuttlingen im Felde‘; als er aber die gegnerische Schlachtordnung erblickte, kehrte er um und jagte mit verhängtem Zügel davon, verfolgt durch den Generalwachtmeister Caspar von Mercy, der mit seinem Regiment das französische Fußvolk aus Mühlheim zerschlug. Werth dagegen rückte mit 2000 Pferden nach Möhringen, wo der Hauptteil der französischen Infanterie einquartiert lag. Die dortige Reiterei ergriff die Flucht; doch wurden im Nachhauen viele Franzosen gefangen oder niedergeritten. Das Regiment Mazarin, eine Truppe, die zum Teil aus kriegsgefangenen Spaniern gebildet worden war und heftigen Widerstand leistete, wurde fast gänzlich vernichtet. Das französische Fußvolk verweigerte zunächst die Übergabe und wurde durch die Kürassierregimenter Kolb und La Pierre sowie das kaiserliche Regiment Epp zu Pferde die Nacht hindurch eingeschlossen gehalten. Werth und Graf Hatzfeldt, der ihm nach Möhringen gefolgt war, ritten nach Tuttlingen zurück, während Caspar von Mercy das Kommando vor Möhringen übernahm und der Obrist von Sporck mit 1000 Reitern zu Rosens Verfolgung ausgesandt wurde.

Am Vormittag des 25. November 1643 ergaben sich nach angstvoller Nacht alle französischen Generale in Tuttlingen, samt zwei Regimentern zu Fuß, ihrer berittenen Leibgarde und allen Artilleriebedienungen auf Gnade und Ungnade; die sieben Regimenter in Möhringen folgten ihrem Beispiel. Sporck kehrte von der Verfolgung der flüchtigen Kavallerie mit acht erbeuteten Standarten, dem gefangenen Obristen Chambre und mehreren Offizieren zurück; Rosen hatte sich nach Rottweil gerettet, verweilte dort aber nicht lange, sondern nahm Guébriants Leiche, den kranken Taupadel und Guébriants Leibregiment mit sich und wandte sich durch den Schwarzwald gegen Freiburg,[15] nachdem er die Besatzung von Rottweil auf sechs Regimenter, über 2000 Mann, verstärkt hatte. Viele Gefangene wurden durch die Garnisonen von Sigmaringen, Pfullendorf,[16] Meßkirch und Villingen[17] eingebracht, das ganze Franzosenheer befand sich in völliger Auflösung.

Die ganze Bedeutung des Sieges, die geringe Anzahl der entkommenen Feinde – nicht über 4500 Mann – und die fast gänzliche Vernichtung des Fußvolkes, stellte sich, wie Mercy dem Kurfürsten am 26. Dezember berichtete, erst nach und nach heraus. Einen glänzenderen Sieg hatte das bayerische Heer seit Tillys Zeiten nicht erfochten: 261 Offiziere, gegen 7000 Mann waren in den Händen der Sieger. ‚Angehend die Beuten, hat man einen Monatssold an barem Gelde, für mehr als 100000 Kronen Silbergeschirr, über die Maßen stattliche Rosse, köstliche Kleinodien, prächtige Kleidungen und dergleichen bekommen‘. 560 Artilleriepferde und 24 Maulesel wurden erbeutet, über 50 Feldzeichen nach München und Wien gesandt. Empfindliche Einbuße erlitt Frankreich durch die Gefangennahme fast aller Führer der Armee; neben dem Generalleutnant Graf Rantzau hatten sich die Generäle Louis de la Trémouille, Marquis de Noirmoutier, der Comte de Maugiron, der Baron de Sirot und der Marquis de Montausier – sämtlich im Rang eines Maréchal-de-Camp – ; ferner die Obristen Ehm, Schönbeck, Kluge, Kohlhaas, Nothafft, Tiffel und de Folleville ergeben müssen. Das war das größte Quartier, welches Jan von Werth unter den vielen jemals ‚aufgeschlagen‘; hatten gleichwohl auch die anderen Feldherren rühmlichen Anteil am Erfolge, so war er es doch gewesen, welcher die Vorhut mit solcher Kühnheit und Klugheit zuerst vor das Städtchen geführt; Kurfürst Maximilian sandte ihm am 30. November ein Lobschreiben.

Vergebens bemühte sich Mazarin, die Bedeutung der französischen Niederlage zu verkleinern, indem er seinen Gesandten beim Friedenskongreß in Münster[18] schrieb, vier Kompanien der Garde und ein Fußregiment seien vernichtet, der Rest der Armee sei in zwei Korps unter Rosen und Taupadel auf dem Rückzug begriffen. In Wirklichkeit war nur ein Teil der weimarschen Kavallerie dem Zusammenbbruch entkommen und fand bei Erlach, dem Gouverneur von Breisach,[19] ein Asyl. Hugo Grotius meldete nach Schweden, die französischen Generäle hätten beim Kartenspiel gesessen, anstatt sich vor dem Überfall in Acht zu nehmen“.[20]

Im Januar 1644 war Montausier in Schweinfurt[21] als Gefangener und schrieb an Hatzfeldt wegen seiner Entlassung und des von diesem geforderten Lösegeldes. Vom Juni existiert ein Vertrag über den Austausch von gefangenen Generälen; im Juli beschwerte er sich bei Hatzfeldt wegen seiner schlechten Behandlung in Würzburg[22] und Schweinfurt, in dem damals Hieronymus von Lodron kommandierte. Das Lösegeld von 14.000 Rt., das Hatzfeldt zustand, sollte im September an den Deutschmeister Stadion übergeben werden.[23] Am 22.9.1644 wurde Montausier aus Schweinfurt abgeholt.[24] Montausier wurde allerdings erst im November 1644 wieder aus der Gefangenschaft entlassen.[25]

Nach dem Historiographen Wassenberg[26] soll ein Obristleutnant de Montausier in der Schlacht bei Alerheim[27] (3.8.1645) gefallen sein.[28]

Die Anwesenheit seines Regiments ist ab 1646 im Herzogtum Pfalz-Neuburg dokumentiert.

„Am 10. September [1646; BW] kam ferner ein Schreiben des französischen General-Commissarius Tracy nach Lauingen,[29] in welchem der Stadt befohlen wurde, bei Vermeidung der äussersten Kriegsexecution unfehlbar in 2 Tagen aus dem bereitliegenden Mehl 60,000 Pfd. Brot backern zu lassen. Um diesem Befehl nachzukommen, musste der Rat erst die Mühlen reparieren lassen. Die Bürgerschaft hatte eine halbe Contributionsanlage dazu zu leisten und musste überdies noch die notwendigen Küchenspeisen liefern (Rats-Protocoll).

Es war nur ein zweifelhafter Trost, dass Vitus Pistorius, Schreiber am Landgerichte Höchstädt,[30] an diesem Tage (10. Sept.) eine königlich französische und schwedische Salva-Guardia brachte. Denn man wusste ja schon zur Genüge, welchen Wert derartige Versicherungen hatten.

Die Turenne-Weimarische Armee war im Anmarsche. Am 11. Sept. stand sie in Aalen,[31] am 12. Sept. in Heidenheim,[32] am 13. Sept. in Brenz.[33] Am 14. Sept. zog die Armee durch Lauingen über die Donaubrücke gegen Augsburg,[34] am 15. Septbr. war das Hauptquartier in Holzheim.[35] In Lauingen blieben 2 Regimenter, das Fries’sche und das Bönigkhaus’sche [Bönninghausen; BW], als Besatzung liegen. An Stelle des letzteren rückte am 14. Oktober das Montos’sche [Montausier; BW] Regiment ein. Diese Garnison blieb bis zum 14. Mai [1647; BW] und kostete die Stadt über 100,000 fl., also ungefähr in einem halben Jahre soviel als die 12 vergangenen Kriegsjahre aufgebraucht hatten. Ausserdem musste die Stadt sofort 250 graue gefütterte Mäntel anfertigen lassen. (Am 6. Oktober wurden 200 Mäntel und 200 Paar Schuhe abgeliefert). Zur Bestreitung dieser Kosten und zum Unterhalte der Garnison wurde von Tracy die Markgrafschaft Burgau[36] und die Städte Gundelfingen[37] und Günzburg[38] mit zwei Dritteln des Betrags assigniert. In diesen Herbstmonaten 1646 war Lauingen ganz überfüllt mit Landvolk, namentlich aus den jenseits der Donau gelegenen Orten: Holzheim, Glött,[39] Zusamaltheim,[40] Mindelaltheim,[41] Baumgarten[42] u. s. w. Die Sterblichkeit war infolge dessen sehr gross. Von den im Spital untergebrachten verwundeten Franzosen starben von September bis Dezember 105 Mann, ausserdem 33 Soldatenweiber.

Da die Stadt die Mittel zur Unterhaltung einer so starken Garnison unmöglich auf die Länge herbeischaffen konnte und zudem noch mit Fuhren und Schanzen sehr in Anspruch genommen war, so richtete sie am 28. Sept. an den Landesherrn die Bitte, man möchte für sie um eine Sublevation intervenieren. Herzog Wolfgang Wilhelm liess am 1. Oktober wissen, man möge noch warten, bis Tracy komme. Turenne habe den Erbprinzen Zusagen gemacht. Man werde auch mit dem Kommandanten von Donauwörth[43] reden, damit Höchstädt eine Beihilfe leiste. Allein am 13. Oktober schrieb Vitus Pistorius von Höchstädt, man könne betreffs der Sublevation noch nichts Gewisses sagen, bis Augsburg vorüber sei. Wann dieses falle, dann würden die Klagen von selbst ein Ende nehmen.

Zu Lauingen wurde unablässig an der Befestigung der Stadt gearbeitet. Der Kommandant war jedoch mit dem Fortschritte dieser Arbeiten nicht zufrieden. Am 30. November gab er den Befehl: Nachdem die Stadt, ohne die hineingeflohene Bauernschaft bis in die 400 Rauch (= Haushaltungen) zähle, aber nur 30 Personen und dazu meistens Kinder zum Schanzen stelle, so müssten für die ausgebliebenen 100 Arbeiter von Höchstädt nunmehr 100 Arbeiter von der Stadt gestellt werden.

Statt einer Erleichterung bekam die Stadt am 20. Dezember auf Befehl des Marschalls Turenne (gegeben im Hauptquartier zu Weissenhorn[44]) noch 2 Kompagnien Dragoner. Eine davon wurde am 25. Dezember nach Dillingen[45] gelegt. (Tracy stellte dafür folgende Verpflegungsordre auf, gegeben im Hauptquartier Waldsee[46]):

Capitain täglich 6 Rationen u. 1 Reichst. Servis,

Leutnant u. Fähnrich “ 4 “ “ 1/2 “ „

Sergeant “ 3 “ “ 1/4 “ „

Corporal “ 2 “ “ 3 Batzen „

Gefreite “ 1 1/2 “ “ 1 1/2 “ „

Gemeine “ 1 “ “ 1 “ „

1 Ration = 2 Pfd. Fleisch, 3 Pfd. Brot, 1 Mass Bier, 20 Pfd. Heu und 4 kleine Mässle Haber. Die andere Kompagnie sollte nach Schwäbisch-Gmünd[47] verlegt werden, allein der Kommandant von Lauingen liess dies nicht zu. Am 28. Dezember beklagt sich der Rat in einem Bericht an den Herzog Wolfgang Wilhelm, die Stadt sei durch den Unterhalt der Garnison en Geld, Futter und andern »vivers« so erschöpft, dass die Bürger, wenn nicht baldige Hilfe käme, Haus und Hof verlassen müssten.

Am 25. Dezember wurden von Tracy die 3 Städte Heidenheim, Giengen[48] und Gundelfingen zum Unterhalte des Fries’schen Regiments nach Lauingen assigniert. Giengen musste beispielsweise vom 25. Dezember 1646 bis 17. Februar 1647 1191 fl. 40 kr. und vom 18. bis 27. Februar weitere 150 fl. liefern. Doch lässt sich leicht denken, dass die Beitreibung dieser Summen in jenen schweren Zeiten nicht so regelmäßig erfolgen konnte.

Zum Beginn des neuen Jahres kamen Schreiben von Turenne und Tracy (dat. im Hauptquartier Waldsee, 1. Jan.) des Inhalts, man könne die 2 Dragoner-Kompanien nicht abführen lassen. Dafür werden die Städte Schwäbisch-Gmünd und Dillingen, wohin dieselben ursprünglich bestimmt waren, zu deren Unterhaltung assigniert. Dillingen musste vom 1. März an monatlich 1200 fl., Schwäbisch-Gmünd 1000 fl. nach Lauingen liefern. Die Stadt Lauingen richtete am 24. Februar neuerdings an Turenne und Tracy ein Memorial mit der Bitte um Verminderung der Garnison, deren Unterhalt monatlich ohne Futter und Servis 10180 1/2 fl. kostete. Auch beschwerte sich die Stadt, dass die assignierten Stände, nämlich das Domkapitel zu Augsburg, die Ritterschaft, Giengen und Gundelfingen und die Grafen Fugger, mit der Entrichtung ihrer Contributionen sehr im Rückstande seien und sich stets mit ihrer Unvermögenheit entschuldigten. (Das Domkapitel hatte monatlich 300 Reichstaler beizusteuern, die Ritterschaft 400 Rtlr.; die Fugger hatten noch keinen Heller geschickt).

Die beiden Regimenter wurden täglich durch neuangeworbene Mannschaften verstärkt, so dass die Last immer drückender wurde. Man schickte vom Rate Deputation auf Deputation, die den französischen Generälen mit beweglichen Worten und Schreiben die Not der Stadt vorstellen mussten, allein es war nichts zu erreichen. Der Dekan Georg Pistorius scheute die Mühe und Gefahr öfterer Reisen in das französische Hauptquartier nicht, um sich seiner bedrängten Gemeinde anzunehmen, allein auch er erhielt nur höfliche Versprechungen. So schreibt am, 10. März ein gewisser Adieudonné, sobald in Ulm[49] der Stillstand beschlossen sei, »welches sich auf den 6. August beruht«, werde man der Stadt ein Regiment abnehmen. Der Herr Dechant möge nur wieder heraufkommen; je öfter man sich »Überlasts halber« beklage, desto besser sei es.

Am 27. März erhielt wirklich das Fries’sche Regiment von Turenne Befehl, aufzubrechen und in guter Ordnung nach dem nächsten Dorfe zu marschieren, allwo sie weitere Befehle abwarten sollten. Auch wurden die 2 Kompagnien Dragoner der Stadt abgenommen.

Dafür befahl Tracy der Stadt am gleichen Tage, dass sie sich den Befehlen des Kommandanten genau fügen solle. Auch mussten die Untertanen von Haunsheim[50] mit Kontributionen verschont werden, da sie bereits nach Schorndorf[51] zur Ritterschaft assigniert und ins »äusserste Labyrinth« geraten waren.

Infolge dieser Verringerung der Lauinger Garnison wurden auch die Kontributionen der assignierten Orte etwas herabgesetzt. (Domkapitel auf 200 fl., Ritterschaft 200 fl., Dillingen 600 fl., Giengen 450 fl., Gundelfingen 600 fl., Höchstädt 300 fl. monatlich).

Lauingen hatte hatte jedoch von allen diesen Ständen bis anfangs April zusammen nur 6793 fl. erhalten, während die Verpflegungskosten der Garnison sich bereits in die 100000 fl. beliefen. Am 7. April beklagte sich Erbprinz Philipp Wilhelm in einem Schreiben an Turenne, er sei härter behandelt worden als ein Reichsstand, der mit der Krone Frankreich in Hostilität gestanden sei. Zur kräftigen Förderung seiner Angelegenheit schickte er den Landgerichtsschreiber Vitus Pistorius von Höchstädt in das französische Hauptquartier. Dieser traf die französisch-weimarische Armee in Terzbach[52] unterhalb Schwäbisch-Hall[53] und ritt mit ihr nach Bischofsheim[54] hinein. Turenne liess zuerst das mitgebrachte Memorial kürzer fassen, gab jedoch nichts als leere Vertröstungen. Auf der Strasse wurde er von Pistorius nochmals um eine bessere Antwort angesprochen und versprach, wenigstens die Contribution strenger eintreiben zu lassen.

Anfangs Mai 1647 wurde an den Schanzen gearbeitet. Die Bauern, die vor den Franzosen in die Stadt geflohen waren, kehrten allmählich wieder auf ihre Dörfer zurück. Auch den Juden wurde am 3. Mai befohlen, die Stadt zu verlassen. Die Bewohner von Hausen machten am 9. Juli dem Rat den Vorschlag, sie wieder in ihre Heimat zu entlassen. (Hausen war der Stadt eingebürgert). Es wurde ihnen jedoch zu Gemüte geführt, wie gefährlich dies bei bei der obwaltenden Unsicherheit wäre. Auch die Nördlinger[55] Messe konnte in diesem Jahre wegen Unsicherheit der Straßen nicht besucht werden.

Am 2. Mai reiste Dekan Georg Pistorius und Bürgermeister Melchior Mayr nach Neuburg[56] zum Landesherrn und traten von dort am 4. Mai mit dem Freiherrn Wolfgang v. Spirinckh die Reise nach Frankfurt[57] zu Turenne an. Turenne gebot am 6. Mai den Offizieren und Mannschaften zu Lauingen, den Bürgern nicht mehr abzufordern als in dem »ordre du payment« stehe. Die Contribution der Stadt Gundelfingen wurde um 80 fl., die der Stadt Giengen um 100 fl. monatlich erhöht, »à peine d’execution militaire«. Auch befahl er, wenn nötig, durch militärische Executionen die schuldigen Contributionen von den Fuggern, der Ritterschaft, Höchstädt, Dillingen, Gundelfingen und Giengen einzutreiben.

In Lauingen stieg die Not immer höher. Im Juli war die Stand nicht mehr imstande, die vom Landesherrn geforderte Kammersteuer (421 fl.) aufzubringen. Viele Bürger supplizierten beim Rat um Nachlass der Contribution, ebenso die Gemeinden Hausen, Riedhausen[58] und Faimingen;[59] sie konnten nicht erhört werden. Am 23. Juli wurde eine neue Deputation an Turenne gesandt. Letzterer begnügte sich damit, die regelmässige Lieferung der Contributionen einzuschärfen.

Im September zog endlich auch das zweite (Montos’sche) Regiment ab und es blieb in Lauingen nur mehr eine kleine Garnison unter dem Kommando des Monsieur de Laubergatt und Commissarius Baussbach, welche dafür desto unverschämter in ihren Forderungen waren. Ersterem mussten täglich 12 Reichstaler gereicht werden, während der andere sich mit 4 Reichstaler begnügte“.[60]

An der Schlacht bei Zusmarshausen[61] am 17.5.1648 hatte Montausier teilgenommen und war mit der Siegesnachricht von Turenne an den königlichen Hof geschickt worden.[62] Teile seines Regiments erschienen im November in Bruchsal:[63] „Ausgangs November erschienen nämlich vom Regimente Montausier 164 Gemeine nebst 9 Offizieren und 5 Unteroffizieren in Bruchsal, während sich die übrigen auf Waibstadt,[64] Rothenburg,[65] Grombach[66] und Kißlau[67] verteilten. Die Einwohner sollten ‚diesen Völkern neben ihren Pferden‘ nicht nur den Unterhalt, sondern auch noch  t ä g l i c h  zusammen 241 fl. reichen. Vergebens drohte Sötern, wenn Frankreich sich nicht an den westphälischen Friedensschluß binde, werde er sich auch nicht daran halten, sondern das im Frieden abgetretene Philippsburg[68] feierlich reclamieren. Vergebens stellte Hontheim dem General Turenne persönlich vor: ‚Die Untertanen können es nit prästieren, dann sitzen die Beamten allein im Labyrinth‘. Vergebens ergieng eine fürstbischöfliche Proklamation an die Bevölkerung, daß diese ‚executio militaris dem Friedensschlusse schnurstracks zuwiderlaufe und darum niemand mehr eine Kontribution zu erlegen brauche‘ – man vermochte nichts gegen die Gewalt. Die Untertanen nicht minder als die Beamten wurden eingesperrt; die fürstbischöflichen Schlösser wurden aufgehauen, die Weine und Früchte ‚verführt und verkauft‘. Die Soldaten beschlagnahmten alle Mobilien und Haustiere; ja ‚wenn auch ein einzelner Ort seine Quote entrichtet hat, wollen sie nicht weichen, bis auch die anderen bezahlt haben‘ „.[69] Bei seinem Aufbruch Ende Januar 1649 erhielt er trotz seines angeblichen Hinterstandes von 1.100 fl. nur 750 fl.[70]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] ROUX, Montausier; NBG Bd. 36, S. 116.
[2] Tuttlingen [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 806f. Vgl. die bayerische „Relation über den Überfall von Tuttlingen und die Rückeroberung von Rottweil“ bei HEILMANN, Feldzüge, S. 61-73.
[3] Malmsheim [Renningen, Kr. Böblingen]; HHSD VI, S. 500f.
[4] Balingen [Zollernalbkr.]; HHSD VI, S. 61ff.
[5] Rottweil [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 676ff.
[6] Strassberg [Zollernalbkreis]; HHSD VI, S. 765f.
[7] Sigmaringen [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 738ff.
[8] Möhringen [Tuttlingen, LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 531f.
[9] Mühlheim a. d. Donau [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 537f.
[10] Meßkirch [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 523ff.
[11] Riedlingen [LK Biberach]; HHSD VI, S. 661f.
[12] Neuhausen ob Eck [LK Tuttlingen], HHSD VI, S. 569.
[13] Der Kurfürst erlegte die erforderliche Summe und erlaubte, dass Wolff nach Wien reiste, um der Majestät ‚die particularia zu referirn‘. LAHRKAMP, Werth, S. 137, Anm. 84.
[14] Gemeint ist hier die Honburg, unter Tuttlingen [LK Tuttlingen], HHSD VI, S. 806f. 1645 von Widerholt, dem Kommandanten des Hohentwiel, im Handstreich genommen und zerstört.
[15] Freiburg im Breisgau, HHSD VI, S. 215ff.
[16] Pfullendorf [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 631.
[17] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.
[18] Münster; HHSD III, 537ff.
[19] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.
[20] LAHRKAMP, Werth, S. 136ff.
[21] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[22] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[23] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 154.
[24] HAHN, Chronik, S. 595.
[25] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 95.
[26] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[27] Alerheim [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 6f.
[28] WASSENBERG, Florus, S. 632.
[29] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.
[30] Höchstädt a. d. Donau [LK Dillingen]; HHSD VII, S. 301f.
[31] Aalen [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 2ff.
[32] Heidenheim a. d. Brenz [LK Heidenheim]; HHSD VI, S. 312f.
[33] Brenz [Sontheim a. d. Brenz, LK Heidenheim]; HHSD VI, S. 115f.
[34] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[35] Holzheim [LK Neu-Ulm], HHSD VII, S. 316.
[36] Burgau [LK Günzburg]; HHSD VII, S. 110f.
[37] Gundelfingen a. d. Donau [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 257ff.
[38] Günzburg; HHSD VII, S. 259.
[39] Glött [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 237.
[40] Zusamaltheim [LK Dillingen a. d. Donau].
[41] Mindelaltheim, heute Ortsteil von Dürrlauingen [LK Günzburg].
[42] Baumgarten, heute Ortsteil von Aislingen [LK Dillingen a. d. Donau].
[43] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[44] Weißenhorn [LK Neu-Ulm]; HHSD VII, S. 801f.
[45] Dillingen a. d. Donau; HHSD VII, S. 140f.
[46] Bad Waldsee [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 49ff.
[47] Schwäbisch Gemünd [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 720ff.
[48] Giengen a. d. Brenz [LK Heidenheim]; HHSD VI, S. 253ff.
[49] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.
[50] Haunsheim [LK Dillingen a. d. Donau].
[51] Schorndorf [Rems-Murr-Kr.]; HHSD VI, S. 714f.
[52] Terzbach: nicht identifiziert.
[53] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.
[54] Tauberbischofsheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 788ff.
[55] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[56] Neuburg a. d. Donau [LK Neuburg-Schrobenhausen]; HHSD VII, S. 497ff.
[57] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[58] Riedhausen, heute Ortsteil von Günzburg [LK Günzburg].
[59] Faimingen, heute Ortsteil von Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau].
[60] RÜCKERT, Lauingen II, S. 38ff.
[61] Zusmarshausen [LK Augsburg]; HHSD VII, S. 849f.
[62] d’HUART, Lettres, Nr. 383, S. 454: Turenne an Mlle de Bouillon, s. l., 1648 V 20: … j’envoie M. de Montausier à la Cour pour leur porter la nouvelle d’un avantage que nous avons eu sur les ennemis, qui est justement aussi grand qu’il est porté par la relation.
[63] Bruchsal [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 120ff.
[64] Waibstadt [Rhein-Neckar-Kr.]; HHSD VI, S. 842.
[65] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.
[66] Grombach [Bad Rappenau, LK Heilbronn], HHSD VI, S. 266.
[67] Kislau, unter Bad Mingolsheim [LK Karlsruhe].
[68] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.
[69] BAUR, Fürstentum Speier, S. 58f.
[70] BAUR, Fürstentum Speier, S. 60, Anm. 3.
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