Meusingen [Meusinger, Meising, Münzingen], Johann Georg von

Meusingen [Meusinger, Meising, Münzingen], Johann Georg von; Obristleutnant [ – ] Johann Georg von Meusingen [Meusinger, Meising, Münzingen] [ – ] war kurbayerischer Obristleutnant, allerdings Lutheraner. Er übernahm in Wahls Abwesenheit das Kommando in der Oberen Pfalz. Er stand unter dem Einfluss von Jesuiten und Franziskanern, die ihn zur Konversion drängten.

„Am 6. September erleiden die Schweden bei Nördlingen[1] eine vernichtende, entscheidende Niederlage. Als die Nachricht davon in Nürnberg[2] eintrifft, können es die Nürnberger lange nicht glauben. Doch es ist wahr, die Macht der Schweden in Süddeutschland ist gebrochen. Innerhalb kurzer Zeit fallen Würzburg,[3] Schweinfurt,[4] Rothenburg[5] und Weißenburg[6] in die Hände der Kaiserlichen.[7] Bayern will die Lähmung der evangelischen Stände ausnutzen, um die 1505 an Nürnberg verlorenen Ämter Velden,[8] Reicheneck[9] und Hersbruck[10] wieder in Besitz zu nehmen. Der stellvertretende Kommandant von Amberg,[11] Obristleutnant Johann Georg von Meusingen, wird damit beauftragt.

Als erstes lässt er die Rothenberger[12] Garnison in der Nacht vom 17. auf den 18. September wieder einmal das Dorf und Schloss Reichenschwand[13] besetzen. Da für die Nürnberger die wichtige Nachschubstrecke aus dem Osten damit abgeschnitten ist, greift der schwedische Oberst Klaus Hastver mit seinen Truppen, mit nürnbergischer Reiterei und vier Geschützen am 22. September den in Reichenschwand liegenden Feind an. Der Oberst wird, durch einen Musketenschuss schwer verwundet, nach Lauf[14] zurückgebracht und stirbt dort noch am gleichen Tag. Sein durch den Verlust den Verlust des Obersten erbittertes Kriegsvolk erobert am nächsten Tag Reichenschwand. Die darin liegenden 25 rothenbergischen Musketiere, ihr Korporal und vier Zimmerleute ergeben sich auf Gnade und Ungnade. Sie werden nach Nürnberg gebracht und im Wasserturm gefangen gehalten. Als sich herausstellt, dass der gefangene Korporal schon einmal unter Hastver gedient hat, ‚aber einen Schelmen gespielt und zwei Pferde mitgenommen hatte’ wird er auf Begehren des Oberstleutnant Hansen [Hansson; BW] an die Schweden ausgeliefert und am 26. September vor dem Laufer Tor bei den drei Linden aufgehängt. Das Schloss Reichenschwand wird mit 50 Nürnberger Mann unter Leutnant Baumgärtner besetzt. Die Männer haben allerdings kein Dach über dem Kopf, da es bei den Kämpfen eingestürzt bzw. abgebrannt ist“.[15]

Mit 500 Mann und 2 Geschützen der Amberger Garnison überfiel Meusingen am 15.10.1634 Happurg.[16]: „Die Besatzung, schwedische Reiter der Hersbrucker Garnison, verliert dabei alle Pferde und Waffen und 25 Mann. Damit ist auch die Verteidigungskraft von Hersbruck entscheidend geschwächt.

Prompt steht elf Tage später Meusingen vor Hersbruck und lässt die Stadt durch einen Trompeter zur Übergabe auffordern. Da der Hersbrucker Pfleger von Nürnberg die Weisung erhalten hat auszuhalten, bis aus Nürnberg Entsatz zur Eile herbeieilt, lehnt er die Übergabe ab. Er kann ja nicht wissen, dass die auf dem Marsch befindliche Nürnberger Hilfstruppe am nächsten Morgen bei Reichenschwand ‚liederlicherweise’ umkehrt, als sie von Hersbruck her Kanonendonner hört.

Am 28. Oktober frühmorgens beginnt Meusingen, mit seinen auf dem Anstieg zum Michelsberg aufgestellten drei Halbkartaunen die Stadt zu beschießen. Die Geschütze können immerhin Kugeln von24 Pfund verschießen und sind so schwer, dass 15 Pferde nötig sind, um die Kanonen zu transportieren. Es dauert nicht lange, dann ist die Stadt sturmreif geschossen und die Angreifer klettern über die Mauern. Dies ist kein Kunststück, haben die Hersbrucker doch allein durch die Pest in den letzten Monaten mehr als ein Drittel der Einwohner verloren. Ganze Mauerabschnitte können deshalb nicht verteidigt werden. Trotzdem gibt Meusingen seinen Soldaten den Befehl, ‚alles niederzuhauen und auszuplündern’. Später berichtet er seinem Kurfürsten stolz, dass nach dem Sturm nicht nur die 70 Soldaten, sondern auch viele Bürger niedergehauen wurden und zehn der ‚bösten’ Häuser niedergebrannt wurden. Laut Totenregister sind in den darauf folgenden Tagen 111 Menschen beerdigt worden. ‚Den Paß Reichenschwand, an dem den Nürnbergern viel daran gelegen, habe er ebenfalls in seiner Gewalt. Lauf und Altdorf[17] habe ich auch geschrieben, sie sollen sich accomodiren, habe aber noch keine Antwort …’

Lauf ist fürs Erste mit dem Schrecken davongekommen. Es hätte gegebenenfalls ebenso wenig widerstehen können wie Hersbruck. In Hersbruck jedoch hausen die Soldaten. Der mutige Pfarrer Sigmund Faber und sein Freund, der Stadtschreiber Büttner, wollen Meusingen um Gnade anflehen. Sie werden zwar unterwegs niedergeschlagen, raffen sich aber wieder auf und fallen vor Meusingen nieder und ‚bitten um Gottes Barmherzigkeit willen um Gnade’. Der verdutzte Obristleutnant findet keine andere Antwort, als Faber wie ein Beutegut seinem Kapitänleutnant von Unterschritt zu schenken und ihn abführen zu lassen. Am nächsten Morgen kommt Faber gegen ein Lösegeld von 24 Dukaten und 50 Reichstalen wieder frei. Meusingen entschuldigt sich für den gestrigen Vorfall, aber ‚er wüßte auch kein ander Mittel, als die Stadt von Stock zu Stock anzuzünden und demolieren zu lassen. Weil er aber um Gottes Barmherzigkeit willen um Gnade gebeten, möge die arme Stadt verschont werden’.

In anschließenden Unterredungen mit dem Pfleger und den Ratsherren verlangt Meusingen für die Schonung eine Kontribution von 3 000 Reichstalern innerhalb von fünf Tagen. Bemerkenswert schnell verlässt er die Stadt in Richtung Amberg, nimmt aber die Bürger Michael und Peter Rösel, Friedrich Fraunknecht und Hans Willibald als Geiseln mit. Schnell wohl deshalb, weil er er von dem Wüten der Pest in der Stadt erfahren hat. Da zwei Monate später in Hersbruck wieder eine Nürnberger Besatzung einzieht, scheint die Abführung der Kontribution und die Rückkehr der Geiseln bis dahin erfolgt zu sein“.[18]

Tatsächlich hatte Meusingen Hersbruck so schnell verlassen, um am 29.10. – allerdings vergeblich – Burg Veldenstein[19] anzugreifen; er verlor dabei dreißig Mann. Ein Angriff auf Reicheneck[20] bei Happurg blieb ebenfalls erfolglos. Dagegen wurde die schwedische Besatzung aus Velburg vertrieben.[21]

Am 12. Dezember 1634 erhielt er von der Stadt Amberg einen vergoldeten Pokal im Wert von etwas mehr als 90 fl. verehrt, um eine Erleichterung der Kriegssteuer zu erreichen.[22]

1638 ist das Regiment von Mörnsheim[23] her kommend in Gundelfingen[24] stationiert: „»würdt ihnen eben auch den Garauss machen«, meint der Berichterstatter“.[25] „Besonders schlimm hatte das Meising’sche Regiment in Gundelfingen gehaust, »so unchristlich, das es bei öffentlichen Feinden nicht hätte ärger zugehen können«. Das fürstliche Schloss mit Kasten wurde, was zuvor bei den verschiedenen Einquartierungen niemals vorgekommen war, geplündert und die Amtsregistratur mutwilligerweise zerstreut und verdorben. Schuld daran trug hauptsächlich der Oberstleutnant Johann Schnell.[26] Dieser stellte auch bei seinem Abzuge an die Stadt die unbillige Forderung, ihm die Lieferungen ins Feldlager noch zu leisten wie im Quartier“.[27]

[1] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[2] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[3] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[4] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[5] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.

[6] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.

[7] ENGERISSER, Von Kronach, S. 363ff., die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung.

[8] Velden [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 767f.

[9] Reicheneck, Burg [Stadt Hersbruck, LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 615f.

[10] Hersbruck [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 289ff.

[11] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.

[12] Rothenberg, Festung [Gem. Schnaittach, LK Lauf/Pegnitz, Mfr.]; HHSD VII, S. 635f.

[13] Reichenschwand [LK Nürnberger Land].

[14] Lauf (Pegnitz) [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 393.

[15] KÄPPEL, Nürnberger Land, S. 76f.

[16] Happurg [LK Nürnberger Land].

[17] Altdorf bei Nürnberg [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 8.

[18] KÄPPEL, Nürnberger Land, S. 77f.

[19] Veldenstein [Eschenbach/LK Neustadt Waldnaab]; HHSD VII, S. 769.

[20] Reicheneck, Burg [Stadt Hersbruck, LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 615f.

[21] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 153.

[22] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 158.

[23] Mörnsheim [LK Eichstätt].

[24] Gundelfingen a. d. Donau [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 257ff.

[25] RÜCKERT, Lauingen II, S. 14.

[26] Johann Schnell [ – ], kurbayerischer Obristleutnant.

[27] RÜCKERT, Lauingen II, S. 15f.

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