Metzfall [Mütschefall, Müttschefahl, Mutschefahl], Caspar Wilhelm von

Metzfall [Mütschefall, Müttschefahl, Mutschefahl], Caspar Wilhelm von; Obrist [ – ] Metzfall stand als Major zunächst in dänischen Diensten.

„Zellerfeld[1] steht für andere. Herzog Christian [v. Celle; BW] beorderte 300 Söldner dorthin. Sie sollten die Gemeinde wirksam gegen die streunenden Marodeure kaiserlicher oder ligistischer Provenienz schützen. An den unvernünftig hohen Geldforderungen, als Kontributionen maskiert, welche die Tillyschen geltend machten, änderten auch sie nichts. Ein erstes Scharmützel hatten fünfzig aus Osterode[2] heraufkommende Reiter, die Aufklärung zu betreiben gedachten, zu bestehen. Sie kamen dem Kommandeur der 300 Söldner, Hauptmann Hollstein, einem schneidigen Offizier, in die Quere. Mit seiner sechsfachen Übermacht jagte er die vorwitzigen Berittenen in die Pilze. Das war nur Vorspiel, aber Auftakt einer dramatischen Entwicklung. Clausthaler wie Zellerfelder, von den herzoglichen Truppen nicht angetan, gaben dem Hauptmann zu verstehen, sich zurückzuziehen, und redeten allen Ernstes von einem Schutzbrief, um den sie den Herzberger [Herzog ? BW] Georg bitten wollten. Die schroffe Ablehnung seiner Leute brachte den Hauptmann Hollstein auf, er mißbilligte hauptsächlich das Verhalten der Clausthaler, mußte jedoch mit ansehen, daß Herzog Georg ebenfalls 300 schickte, die Clausthal beschirmen sollten. Bis zum Privatkrieg zwischen den beiden kleinen Verbänden fehlte so gut wie nichts. Am 2. März 1626 warf Hollstein die Truppe Georgs aus Clausthal hinaus und setzte sich im Ort fest, was als feindlicher Akt begriffen wurde. Womöglich fühlte sich Hollstein nicht mehr wohl in seiner Haut, er ersuchte Christian um weiteren Nachschub, und dieser entsandte unverzüglich deutsche wie dänische Söldner. Zum Zuwachs gehörten der dänische Major Mütschefall [Metzfall; BW] und Hauptmann Schulze. Sofort machten die Männer die Orte verteidigungsfest.

Wie verworren sich die Lage darbot, ist aus dem Hilferuf Herzog Georgs deutlich geworden. Er wollte Braunschweiger und Dänen aus seinem Fürstentum heraushaben, was sich nur durch Blutvergießen erreichen ließ. Weil er selber nicht stark genug war, brauchte er den Angriff Tillys. Nach im März setzte der Feldherr seine Heerscharen in Bewegung, um eine Ordnung wiederherzustellen, die keine gewesen war.

In Clausthal und Zellerfeld herrschte, ob der deprimierenden Nachrichten, höchste Alarmstufe. Friedrich Gärtner schildert die zivile Seite des Sturms auf Zellerfeld: »Die Zellerfelder wehrhaften Männer stellten sich unter der Führung des Stadthauptmanns Thomas Merten den Fremden entgegen und leisteten mit ihren ungenügenden Waffen tapferen und erbitterten Widerstand, der aber angesichts der großen Überlegung des Feindes erfolglos bleiben mußte. Sicher sind unter den tapferen Bürgern auch viele Schützenbrüder gewesen. Das dürfte daraus zu entnehmen sein, daß sie ihren Kampf bis zu ‚ihrem‘ Schützenhaus führte, wo sowohl Thomas Merten als auch die meisten in der Chronik des Pastors Albert Cuppius[3] aufgeführten Bürger fielen.«

Die andere, die militärische Seite war ein Trauerspiel. Weder Braunschweiger noch Dänen rafften sich zur Verteidigung auf, sie versagten vor der heranrückenden Streitmacht, obschon sie hätten bestehen können. Nicht Mütschefahl, nicht Hollstein, der doch schon Mut bewiesen hatte, noch Schulze warfen sich ins Schlachtgetümmel. Was nützte das Bekenntnis der Bergstädter, mit ihnen Seite an Seite zu kämpfen; die Söldner retteten ihre Haut, sollten doch die Einheimischen die ihre zu Markte tragen.

Clausthal betrug sich vor dem berühmten, aber schon alt wirkenden, Feldherrn und seinen Truppen manierlich, der Rat entbot seinen Gruß. Ein nicht minder leichtes Spiel hoffte Tilly in Zellerfeld zu haben. Zumindest war seine Hoffnung einen Versuch wert. Er betraute einen Trompeter mit der Aufgabe, den Zellerfeldern die Übergabe schmackhaft zu machen. Zwei Fliegen mit einem Schlag ? Durfte er auf den milden Sinn der Gegenseite bauen ? Zwar hatte er die Truppen der Braunschweiger und Dänen in seinem Kalkül, glaubte jedoch, mit ihnen fertig zu werden. Wann erfuhr er, daß die Verteidiger das Feld geräumt hatten ? Vorerst traf ihn die bestürzende Nachricht, daß sein Trompeter tot war, von den Zellerfeldern ermordet, die von der Unversehrtheit eines Parlamentärs keine Ahnung gehabt hatten. Zur selben Stunde jagte die Furie des Krieges über die kleine Stadt hinweg, fochten die Mannen um Thomas Merten mit verzweifeltem Mut, aber vergebens gegen die wütende Soldateska. […] In den Mauern Zellerfelds wiederholte sich die Tragödie Grunds:[4] Mord, Totschlag, Plünderung, Vergewaltigung: Frauen, Greise, Kinder, wehrhafte Männer waren die Opfer. Wer konnte, flüchtete in die Wälder, in die Gruben, nahm den kalten Schnee in Kauf: Nur fort ! Familien verloren sich aus den Augen, starben Hungers, sanken, entkräftet, zu Tode erschöpft, in den Schnee und wachten nicht mehr auf. Der Ort war tot – und trotzdem voller Leben; eine nicht mehr zu bändigende Söldnerschar hauste nach Belieben, nichts fand Gnade vor ihren Augen. Als wäre das Ende der Welt gewalttätig eingeläutet worden“.[5]

„Wiederholt taucht der Name Mützschefahl in Verbindung mit dem Kampf der Insurgenten [gemeint sind hier die Harzschützen, eine bäuerliche Widerstandsbewegung gegen die Kaiserlich-Ligistischen im und am Harz; BW] auf. 1625 weilte ein Caspar Wilhelm Mützschefahl als Major im Zusammenhang mit der Verteidigung der Grafschaft Hohnstein[6] im gleichnamigen Amt. Später findet sich derselbe in dänischen Diensten, wo er am 19. Dezember 1626 durch die königlichen Kriegskommissare zu Stade[7] ermächtigt wurde, ein Freifähnlein von 500 Mann innerhalb von drei Monaten zu werben und nach Wolfenbüttel zu führen. Bei der Vernehmung von Hans Deneke am 3. Januar 1628 erklärte dieser auf die Frage: ‚Was vor einem Obristenn, unter dessen Regiment er gewesen, er geschworenn ?‘ – ‚Er hette von Müzefahl gehoret, sonsten keinem Obristen geschworen‘. Im Mai 1627 weilte im Zusammenhang mit der Gefangennahme Fessels und Preines ein dänischer Soldat in Quedlinburg,[8] der ein Patent von Jobst Heinrich Mützschefahl besaß, in dessen Auftrag Soldaten zu werben. Außerdem hatte er ein Schreiben an den Korporal Hans Müller bei sich. Da auch Hans Müller aus dem Amt Klettenberg[9] stammte, scheinen Verbindungen zwischen den Adligen und den Anführern der Reinsteiner[10] Harzschützen wahrscheinlich“.[11]

1632 stand Metzfall als Obrist in braunschweigischen Diensten. In der Hannover’schen[12] Chronik heißt es: „Den 6. April 1632 sein dem Obristen Müttschefahl, auf Fürstl. Braunschw. Befehl und Unterhandlung, unsere Stadt-Compagnie und des von Rottorff seine neu geworbene Soldaten angewiesen, die auf dem Walle allhie beiderseits, doch jede besonders, an die Fahne geschworen“.[13]

„Den 22. dito [Juli], Sontags, ist unsere Compagnie von 200 Mann von Illmo U. g. F. u. H. Friederich Ulrich unter dem Obristen Mutschefahl hora 3. nach der Vesper hinausgefordert, mit Capitain Oppermann nach Wolfenbüttel“.[14]

„Den 25. Sept. 1632 ist des Obristen Mutschefahls Regiment vor Wolfenbüttel und auch unsere Compagnie unter Capitain Oppermann, wie dann auch der Stadt Braunschweig[15] Volk meistentheils von denen Papenheimischen, so von Mastrick,[16] welches nunmehr von den Staden erobert, aus dem Niederlande wieder ins Land Braunschweig zurücke gekommen, geschlagen. Hertzog Georgen Volk ist bey Zeiten vor Wolfenbüttel ausgewichen, daß davon nichts geblieben.[17]

„Der Herzog [Georg von Braunschweig-Lüneburg; BW] war leider nicht selbständiger Herr seiner Entschließungen, sondern mußte sich nach den Ansichten des Kriegsrates richten, dessen gewichtigste Stimme er als anerkannt guter Feldherr wohl selbst war, dessen Meinungen aber doch oft auseinandergingen. So war es besonders jetzt, wo es sich um den Verfolg der weiteren Kriegsoperationen handeln mußte. Die schwedischen Offiziere im Kriegsrat waren der Meinung, dem Befehle Gustav Adolfs zufolge müßte der Herzog mit dem ganzen Heere nach Westfalen gegen Pappenheim aufbrechen. Der Herzog Friedrich Ulrich von Wolfenbüttel mahnte aber immer dringender, daß nun die sofortige Belagerung und Befreiung seiner Hauptstadt, wie zugesagt sei, erfolgen müsse. Georg entschied sich auch hierfür, und begründete seine Ansicht damit, „daß sowohl in dem Vergleiche, den er selbst mit dem König von Schweden zu Würzburg,[18] als auch in dem Traktat, den der Herzog von Wolfenbüttel später mit selbigem abgeschlossen habe, ausdrücklich festgesetzt sei, daß die Wiedereroberung der Festung Wolfenbüttel der erste Gegenstand der Unternehmung der schwedischen Truppen und ihrer Niedersächsischen Alliierten sein solle“. Der Entschluß, zu dem der Kriegsrat schließlich kam, war aber leider ein Kompromiß, der beide Meinungen vereinigen sollte, und der den Keim des Mißlingens in sich tragen mußte: die Armee sollte getrennt werden. Der Herzog sollte mit der halben Armee Wolfenbüttel belagern, mit der anderen Hälfte sollte der schwedische General von Baudissin nach Westfalen marschieren, um Pappenheim zu beobachten. Die Teilung einer kleinen Armee hat meist die Folgen, daß keiner der gestellten Aufgaben kraftvoll begegnet werden kann, und daß die getrennten Armeeteile in die Gefahr geraten, einzeln geschlagen zu werden. Der Herzog Georg wäre mit seinem vereinigten Heere dem des Grafen Pappenheim gewachsen gewesen, er hätte auch mit seinem vereinigten Heere zu einer aussichtsreichen Belagerung von Wolfenbüttel schreiten können. Wo er nun aber wie hier seine Streitkräfte teilen mußte, konnte auf keiner Seite etwas Entscheidendes erwartet werden. Schweren Herzens und voll Grimm mußte Georg sich dem Beschlusse fügen.

General v. Baudissin setzte sich mit den Schweden also nach der Weser in Marsch, Georg, vereinigt mit den Wolfenbüttelschen Truppen des Generalmajors von Lohausen, marschierte nach Wolfenbüttel. Hier vereinigte sich mit ihm der wolfenbüttelsche Oberst von Mützephal, der ein schwaches, meist aus Ausschuß-Kompagnien bestehendes Korps führte. Der Herzog schloß Wolfenbüttel von allen Seiten ein. Noch während des Anmarsches am 9. August wurde ein feindlicher Ausfall nach lebhaftem Gefecht, wobei die Kaiserlichen zwei Geschütze verloren, zurückgeschlagen. Auch ein zweiter, am 15. August unternommener Ausfall wurde zurückgeschlagen, doch nahmen die Kaiserlichen dabei den schwedischen Kriegskommissar, Oberst Anderson [Trana; BW], gefangen.

Aber der Herzog Friedrich Ulrich, der doch so dringend für die Belagerung seiner Residenz gestimmt hatte, war nicht einmal zu dem Entgegenkommen geschritten, Verpflegung in Magazinen für die Belagerungsarmee bereit stellen zu lassen. Von weither mußte gewaltsam requiriert werden, und die Kavallerie mußte Georg wegen fehlender Fourage bis ins Magdeburgische[19] verlegen. Dadurch war die Lage für Georg sehr schwierig, zumal seine Truppen kaum um die Hälfte stärker als die kaiserliche Besatzung waren. Auch machte sich Munitionsmangel bemerkbar. Seinen Bruder in Celle,[20] den Herzog Christian der Ältere, vermochte Georg nicht zur Unterstützung durch Lieferungen zu bewegen, vielmehr geriet er mit ihm in Mißhelligkeiten wegen der Forderungen, die das in Winsen[21] noch in der Formierung begriffene Regiment von der Heyden an den Herzog Christian zu stellen hatte.

Aber die Hauptschwierigkeiten kamen noch. Der General v. Baudissin hatte bei Höxter[22] die Weser überschritten, hatte Warburg[23] und Volkmarsen[24] besetzt und aus Paderborn[25] kaiserliche Werbe-Depots vertrieben. Da kam Pappenheim vom Rhein zurück und drang mit seiner vereinigten Macht gegen die Weser vor. Baudissin zog sich nach Höxter in eine verschanzte Stellung zurück und bat den Herzog dringend um Unterstützung. Schon der Kriegsrat hatte dem Herzog den Rat gegeben, Wolfenbüttel nur zu blockieren, und zwar mit seinen eigenen Regimentern, den Generalmajor von Lohausen aber mit allen anderen Truppen dem General v. Baudissin zu Hülfe zu schicken. Dem Herzog konnte die ihm zugedachte Rolle, Wolfenbüttel, welches er erobern wollte, nur zu blockieren, seine Armee aber ganz aufzulösen, natürlich nicht gefallen, und erst durch die dringenden Unterstützungsrufe Baudissins fühlte er sich bewogen, ihm den Generalmajor v. Lohausen zu Hülfe zu schicken. Am 20. September setzte sich Lohausen mit sieben Regimentern aus dem Lager von Wolfenbüttel in Marsch auf Höxter.

Nun verblieben dem Herzog außer seiner eigenen Infanterie nur noch Ausschußkompagnien des Herzogs von Wolfenbüttel und die Stadtkompagnien von Hannover. Georgs Kavallerie lag, wie erwähnt, zum großen Teil weit rückwärts im Halberstädtischen[26] und Magdeburgischen. Die Blockadetruppen wurden in drei Teile geteilt, und zwar stand der Hauptposten unter dem schwedischen Obersten King zu Halchter, [27]südlich der Festung, wo sich auch der größte Teil der wolfenbüttelschen Truppen befand, ein zweiter Posten zu Linden,[28] südöstlich der Festung, unter dem Oberst Mützephal, ein dritter zu Thiede[29] und Fummelse,[30] westlich, unter dem Oberst von Meerettig. Der Oberst King führte den Oberbefehl über die beiden Posten von Halchter und Linden. Herzog Georg stand mit der Hauptreserve unter dem Oberst v. d. Heyden in Kl.-Stöckheim[31] zwischen Wolfenbüttel und Braunschweig. So waren nur die Hauptausgangsstraßen der Festung blockiert.

Inzwischen war Pappenheim mit seiner Armeeabteilung vor Höxter angekommen. Um den schwierigen frontalen Angriff auf die verschanzte Stellung des General v. Baudissin zu vermeiden, setzte Pappenheim eine geschickte Umgehung der Stellung ins Werk, indem er einen Teil seiner Truppen bei Polle[32] über die Weser gehen und Baudissin im Rücken beschießen ließ. Die natürliche Folge war die Unhaltbarkeit der Stellung. Baudissin sah sich gezwungen, sich bei Nacht auf Münden[33] zurückzuziehen.

General v. Lohausen, der Baudissin unterstützen sollte, war auf dem Vormarsch auf Höxter über Seesen[34] hinaus gelangt, als er den Rückzug des General v. Baudissin auf Münden erfuhr. Er wagte sich nun nicht mehr ins Leine-Tal vor, aus Besorgnis, allein auf den überlegenen Pappenheim zu stoßen, sondern zog eilig in den Harz, um südlich dieses Gebirges über Duderstadt[35] die Vereinigung mit dem General v. Baudissin zu suchen. Er sowohl wie Baudissin begingen aber den Fehler, dem Herzog keine Meldungen über ihre Bewegungen zukommen zu lassen. Georg mußte daher die beiden Heeresabteilungen, wahrscheinlich vereint, jedenfalls zwischen seinen Blockadetruppen und Pappenheim vermuten. Er bekam am Morgen des 24. September die Meldung von Pappenheims Weserübergang bei Polle, und glaubte nun sinngemäß, daß Baudissin in Verbindung mit Lohausen sich direkt an ihn wieder heranziehen würden. Er rechnete aber mit der Wahrscheinlichkeit eines Entsatzes von Wolfenbüttel vor seiner Vereinigung mit Baudissin und wollte in diesem Falle wegen der geringen Zahl seiner Truppen die Blockade zeitig aufgeben und sich in nördlicher Richtung zurückziehen. Er gab an die einzelnen Abschnittskommandanten vor der Festung die hierfür nötigen Direktiven, die darauf hinausliefen, daß sämtliche Blockadetruppen sich auf Klein-Stöckheim zurückziehen sollten.

Am 25. September, noch bei Dunkelheit, durchbrach der General Graf Gronsfeld mit Pappenheims Kavallerie überraschend den schwachen Blockade-Ring und entsetzte die Festung, und Herzog Georg zog seine Reserve und die Blockadetruppen mit starken Verlusten auf Braunschweig zurück. Der Oberst King war verwundet in Gefangenschaft geraten. Nach Braunschweig zog sich auch das Regiment von Meerettig zurück, das der Herzog am Tage vorher nach Hildesheim[36] detachiert hatte, das aber bei seiner Ankunft vor Hildesheim Pappenheim mit seinen Truppen dort bereits vorgefunden hatte. Baudissin und Lohausen abgedrängt, Pappenheim vor Hildesheim, Wolfenbüttel entsetzt, das waren die Folgen von dem unseligen Beschluß des Kriegsrates, gegen Georgs bessere Meinung und Willen, die Armee zu verschiedenen Aufgaben zu trennen. Keine dieser Aufgaben hatte gelöst werden können. Auch war die Folge der unterlassenen Meldungen der beiden Generale von Baudissin und von Lohausen der Überfall auf die Blockadetruppen.

Für den Herzog waren die Verluste vor Wolfenbüttel und die am 29. September erfolgende Einnahme von Hildesheim sehr schmerzlich, obwohl nicht ihm, sondern allein dem Kriegsrat ein Vorwurf deswegen gemacht werden konnte. Herzog Georgs Bestreben mußte jetzt dahin gehen, seine gänzlich verzettelten und aufgelösten Truppen wieder zu sammeln. Bei der großen Nähe der Pappenheimschen Armee in Wolfenbüttel und Hildesheim konnte dieses Sammeln nur in nördlicher oder östlicher Richtung geschehen. Georg scheint zuerst gegen Norden zum Schutz der Residenz Celle das Zusammenziehen seiner Truppen beabsichtigt zu haben, denn nach Aufhebung der Blockade von Wolfenbüttel ist der Herzog nach Gifhorn[37] geritten. Von dort erteilte er aber die Marschbefehle an seine Regimenter und detachierten Korps und beorderte sie in die Gegend von Halberstadt. Er ließ nur das Regiment v. d. Heyden in Hannover, sowie die Regimenter von Wurmb und von Merrettig in Braunschweig, auf dringende Bitten des dortigen Rats. Am 7. Oktober schrieb ihm aus Nürnberg der schwedische Kanzler Oxenstierna und empfahl ihm im Namen des Königs Gustav Adolf, eine Aufstellung an der Elbe zu nehmen. Dieser Rat stimmte mit Georgs eigenen Absichten zusammen, der nach den eingegangenen Meldungen ein Vordringen Pappenheims in östlicher Richtung vermuten mußte. Er beabsichtigte also, die Elbübergänge gegen Pappenheim zu sperren, setzte sich auch sogleich mit dem Kurfürsten von Sachsen in Verbindung, der die nahende Hilfe Georgs freudig begrüßte und ihm einen Teil seiner eigenen Truppen unterstellte. Am 19. Oktober ersuchte der Kurfürst den Herzog, auf Torgau[38] zu marschieren zur Vereinigung mit dem sächsischen General-Wachtmeister von Hoffkirchen. Bei Leipzig[39] und Eilenburg[40] hätten sich feindliche Reiter in großer Zahl sehen lassen“.[41]

In der Hannover’schen Chronik heißt es weiter: „Den 12. Novembr. 1632 ist der Obriste Mutschefahl mit etlichen Reutern von Rittmeister Kochs Compagnie anhero kommen mit Ordinantz. Den 14. Novembr. 1632 ist eine Compagnie Reuter unter Rittmeister Kochen, so 125 Mann stark hereinquartieret worden, es sein aber vorerst nur 50 herein gelassen, welche man 8 Tage hat müssen verpflegen, darnach sein sie vom Lande verpfleget worden“.[42]

„Den 23. Martii [1633] sein die Fürstl. Braunschweigsche Soldaten, als 3 Compagnien zu Fuß unterm Obristen Mutzefahl, seinem Capitein-Leutenant Oppermann, Capitein Bortfelden und Capitein Rottorff, item Rittmeister Kochs Compagnie Reuter, so hie damahl gelegen, ausgezogen zur Hamelschen[43] Belagerung“.[44]

Unter 1636 heißt es: „Den 11. Juni läßt der Obrister Schlüter 3 ausgerissene Soldaten von Mützefahlen [Metzfall] Regiment ums Leben spielen, der geringste im werfen mußte hängen“.[45]

[1] Clausthal-Zellerfeld [Kr. Zellerfeld]; HHSD II, S. 98f.

[2] Osterode; HHSD II, S. 370ff.

[3] Vgl. HEINEMANN, Zellerfelder Chronik.

[4] (Bad) Grund [Kr. Zellerfeld]; HHSD II, S. 25.

[5] HOFFMANN, Harzschützen, S. 60ff.

[6] Honstein, Burg [Gem. Neustadt, Kr. Nordhausen]; HHSD IX, S. 205f.

[7] Stade; HHSD II, S. 432ff.

[8] Quedlinburg [Kr. Quedlinburg]; HHSD XI, S. 374f.

[9] Klettenberg; HHSD IX, S. 237f.

[10] Regenstein [LK Harz]; HHSD XI, S. 386f.

[11] BOBLENZ, Aktionen, S. 139.

[12] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[13] JÜRGENS, Chronik, S. 500.

[14] JÜRGENS, Chronik, S. 503; Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[15] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.

[16] Maastricht [Niederlande, Provinz Limburg].

[17] JÜRGENS, Chronik, S. 508.

[18] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[19] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[20] Celle; HHSD II, S. 94ff.

[21] Winsen/Luhe; HHSD II, S. 497f.

[22] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.

[23] Warburg [LK Warburg]; HHSD III, S. 752ff.

[24] Volkmarsen [Kr. Wolfhagen]; HHSD IV, S. 441f.

[25] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.

[26] Halberstadt [Kr. Halberstadt]; HHSD XI, S. 169ff.

[27] Halchter, heute Ortsteil von Wolfenbüttel.

[28] Linden (Stadt Hannover); HHSD II, S. 298f.

[29] Thiede, heute Stadtteil von Salzgitter.

[30] Fümmelse, heute Stadtteil von Wolfenbüttel.

[31] Klein Stöckheim, heute in Braunschweig eingemeindet.

[32] Polle [Kr. Hameln-Pyrmont]; HHSD II, S. 383.

[33] Hann. Münden; HHSD II, S. 333f.

[34] Seesen [Kr. Gandersheim]; HHSD II, S. 425f.

[35] Duderstadt; HHSD II, S. 123f.

[36] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[37] Gifhorn; HHSD II, S. 167ff.

[38] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.

[39] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[40] Eilenburg [Kr. Delitzsch/Eilenburg]; HHSD XI, S. 100ff.

[41] WERSEBE, Geschichte, S. 12ff.

[42] JÜRGENS, Chronik, S. 511.

[43] Hameln; HHSD II, S. 192ff.

[44] JÜRGENS, Chronik, S. 514.

[45] JÜRGENS, Chronik, S. 525.

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