Mathäi [Mathey, Matthæi, Matthei], Lodovico Marchese; Obrist [ – ] Mathäi war 1632 noch Rittmeister[1] im Regiment[2] Piccolomini[3] und nahm an der Schlacht bei Lützen[4] am 16.11.1632 teil.[5]
Er stand 1634 während der Belagerung Regensburgs[6] bereits als Obristleutnant[7] des Regiments Fernemont in kaiserlichen Diensten.
„Am Morgen des 24.6. zwischen 1 und 2 Uhr fiel die Besatzung unter Major Kröcher und Kapitän Paswal mit allen in der Stadt befindlichen Reitern (ca. 150) und 200 Mann zu Fuß bei der Schanze in Stadtamhof[8] in das kaiserliche Lager, ‚da der Feind in ein solches schrecken, confusion vnd flucht gerieth, das, wenn etliche von den Hastverischen und Brinkischen die commendirte vom gelben vnd schwartzen Regiment recht secundiret hetten vnd […] nicht gewichen weren (weil sie ihre eigene Reiterei für den Feind ansahen), man dismahl dem Feinde alle seine approchen[9] abnehmen […] und die Stücke[10] vernageln[11] können. Der am gleichen Morgen zwischen 3 und 4 Uhr durchgeführte Ausfall durch das Jakobstor auf die stadtseitigen ‚Fernemontischen‘ Laufgräben blieb gleichfalls erfolglos. Lediglich dem Oberstleutnant des Fernemontischen Regiments, dem Marchese Matthei [Mathäi; BW], wurde das rechte Auge ausgeschossen. (Chemnitz II, S. 467; Khevenhiller, S. 1185. Hier irrt Khevenhiller, denn der Oberstleutnant des Generalfeldwachtmeisters[12] Johann Franz von Barwitz Frh. von Fernemont hieß Jean de La Moulie)“.[13]
„Eine große Truppenverschiebung muß am 5. März 1635 [25.3.1635; BW] stattgefunden haben. An diesem Tag zogen die Reitertruppen aus Meiningen[14] ab, und es rückten 4 Kompanien Fußvolk, die zum Ferlamontischen Regiment gehörten und dem Befehl des Obristenleutenants Marchese Matthei unterstanden, in unsere Stadt ein. Von ihnen wird gesagt, daß sie sich ständig vermehrten“.[15]
Mathäi fungierte später als Sonderbeauftragter Piccolominis.
Von 1638, allerdings ohne Monatsangabe, stammen in zwölf Punkten zusammengefasste Forderungen, die Mathäi im Auftrag Piccolominis dem Kardinal-Infanten vorlegte, sowie die Antworten des Kardinal-Infanten zu jedem Punkt. Sie bezogen sich auf Soldauszahlung, die Kommandoführung für den Fall einer Vereinigung der kaiserlichen mit der spanischen Armee, die Gewährung von Subsidien für den Feldzug, Hilfstruppen für Westfalen, die Verteidigung Jülichs, den Übertritt hessen-kasselischer Soldaten in kaiserliche Dienste, die Verstärkung von Piccolominis Truppen durch vier Regimenter aus Luxemburg, die finanzielle Hilfeleistung zur Reparatur von Kanonen und Wagen etc.[16]
Am 20.3.1638 schrieb Piccolomini aus Brüssel an den Kardinal-Infanten Fernando, Mathäi sei vom Kaiser[17] mit der Nachricht zurückgekommen, dass es keine Hoffnung auf Frieden mit den Schweden gebe, die eben Geld erhielten. Gallas[18] könne keinen Angriff auf sie wagen, da er sich selbst kaum wehre.[19]
Am 30.4.1638 teilte Mathäi dem Piccolomini-Vertrauten P. Bracciolini mit, er werde tags darauf sowohl als Kurier als auch in Sachen seiner drei Kompanien nach Brüssel fahren. Nichts Besseres stehe zu erwarten als die üblichen Versprechungen und schönen Worte.[20]
1640 war Mathäi am Sturm auf Königgrätz[21] beteiligt.
Das „Theatrum Europaeum“[22] berichtet: „General Banner hatte den Satzer-Cräyß[23] und Launa[24] daselbst er im Januario gelegen / nach grossem unnöthigen Brand-Schaden schon zeitlich verlassen / der Stallhans [Stålhandske; BW] / als er damals zu Wolau[25] / sechs Meilen hinter Breßlau[26] lage / auch sonsten im Lignitzischen[27] / Schweidnitzischem[28] und der Laußnitz[29] wol zu thun hatte / konnte umb dieser seiner und mehrern vorhabender Expedtionen willen / Schlesien und Laußnitz nicht also verlassen und zu ihm stossen : Königsmarck war zwar selbst in Person bey ihm ankommen / sein Volck aber / so schon vorhanden seyn sollte / noch zurück : Und lage Banner umb diese Zeit / da Kolin[30] und Chlumitz[31] bald nach einander übergiengen / die Käiserliche Armada allesampt der Artollerie / von sechtzig grossen und kleinen Stücken / über der Elbe war / meistentheils bey Jung-Buntzel[32] herumb / daselbsten er sieben Stücke auff eine Höhe gepflantzet hatte / aber auch da nicht lang ligen bliebe / sondern sich nach Melnick[33] und dort herumb zoge / und war zwar nicht ohne / daß ihme von auffgegangen Eyß / und angeloffenen Wasser / die Brucke zu Leutmaritz[34] auff und zu schanden gienge / also daß das Gehöltze / Bretter / Schiffe / Nachen und anders biß über der Pirna[35] uñ Dreßden[36] hinab flosse / er bemühete sich auch zum zweytenmahl die Brücke wieder machen zu lassen / und versuchte zugleich ob er mit Schüttung Geströhe eine Brücke / wie voriges Jahr im Mechlenburgischen geschehen / machen lassen könnte : Es wollte aber diß Jahr nicht also gelingen : und liesse er / daß er nicht stand halten würde / an seinem zu rück wenden / zeitlich vermercken.
Sein Commendant und Obrist Lieutenant [Schweinitz; BW] in Königingrätz konte auß diesem Zustand / wie es ihme ergehen wollte / leichtlich abnehmen / berichtete derwegen dessen seinen General / aber die Wiederantwort / in deren dem Commendanten Ordre gegeben wurde / auff dem Fall die Käis. Macht auf ihn zugehen möchte / und er denen nit widerstehen könte / den Ort zu verlassen / außzuplündern / und das Volck zu erhalten / wurde von den Käiserlichen auffgefangen / darauß sie / daß Banner den Ort nicht gedächte zu entsetzen / allgenug zu schließen hatten. Derohalben der Ort den 16. Februarii alsbalden von den Käiserlichen mit 100. Pferden / und 600. zu Fuß berennet und geschlossen wurde / daß nichts mehr sicher heraus kommen konte. Darauff man den 27. [17. !; BW] Ejusdem mit mehrer Macht dafür gezogen / und die Belägerung dergestalt / wie beygefügtes Kupffer / sampt folgender Buchstaben Erklärung mit sich bringet / vollführet worden.
A. Die Stadt Königgrätz in Böheimb. B. Die Fortification von Schwedischen gemacht. C. Die Vorstadt zu Sanct Anna / dahin den 17. Februarii deß Nachts ist commandiret worden das Regiment [Mattia; BW] von Toscana, sammt dem Ingenieur Carlo Cappi, sich darein zu legen / haben aber zu ihrer Ankunfft / daß die Schwedischen Feuer eingeleget gehabt / gefunden : als aber die Käiserlichen an sie gesetzet / haben sie sich in die halbe Tenaglia[37] oder Halte Num. 1. retiriret / welche die Käiserlichen eingenommen / und daraff die Baricata Num. 2. angestecket haben / ungeachtet deß Feuers / so die Schwedischen zur Zeit ihrer Retirade in S. Peters Vorstadt eingeleget hatten. Deß Morgens / als Herr General Feld-Marschall Graf Piccolomini / und General Feldzeugmeister Herr Francesco Marchese di Caretto ankamen / wurde das Fort Num. 3. eingenomen / und die Batterey D. gemacht. Auch ist der General Feld-Zeugmeister Grafe von Suys / und Ingenieur Carlo Cappi auff die andere Seiten der Stadt commandirt worden / daselbsten sie das Fort Num. 4. deß Abends eingenommen. Num. 5. ist die Fortification der Vorstadt S. Anthonii / darinnen die Schwedischen / zu der Zeit deß Anlauffes / gleicher gestalt Feuer eingeleget. Um 10. Uhren deß andern Tags / hat der Ingenieur die Batterey am Posten E. gepflantzet / die von der Fortification auff 160. Schritt weit ist. In der Nacht hat man am halben Mond Num. 6. angeloffen / gegen S. Peters Vorstadt / und ist der halbe Mond vom Marchese Mattei, und seinem Regiment erobert / auch eine Baricata Num. 7 gesetzet worden. Auff der andern Seiten der Vorstadt S. Anthonii / hat auch der Graf von Suys an die Fortificationen den anlauff thun lassen / damals die Regimenter deß Savelli / Gallas / und Beck / dessen Obrister Lieutenant Frangipan / die Avantgarde oder Vorzug gehabt / die Palisaden eingerissen / die Fortification erobert worden Num. 8. Deß ersten Thurns-Pforte F. geöffnet : An deß andern Thurn-Pforte G. hat der Ingenieur Feuer anlegen lassen; Wormit er die defendirende Schwedische verjagte / und die Pforte eingenommen; Alsdann hat man angefangen die letztere Pforte H. zu eröffnen : Darauff die Belägerten deliberiret / und sich auf Hochfürstliche Durchleucht. Clementz ergeben. Seyn also auß der Stadt gezogen 500. Fußknecht / 200. Dragoner / 8. Cavallier oder Rittmeister / 4. Hauptleute / viel Cornet und Lieutenanten / und ein Obrister Lieutenant der Commendant / von deß Zabelditzky [Zabeltitz; BW] altem Regiment : und seynd darvor gelegen das Toscanische / oder Florentinische / und Matthei Regiment / wie auch deß Savelli / deß Gallas / und deß Becken / alle an S. Peters Porten. Alsdann der General Feld-Zeugmeister Marchese di Caretto, und der General Feld-Zeugmeister / Graf von Suys.
Es sollen der Käiserlichen darvor bey dreyssig todt geblieben / bey sechtzig / und unter denselben 2. Obriste / Vernes und Leopold / aber nicht tödtlich beschädiget worden seyn.
In diesem vesten Orth hat man eine ziemliche Quantität von Geträyd / sampt vieler Munition bekommen / und hat man wol von fünff tausend Strichen Geträyds / und von sechszig tausend Reichsthalern verstecketer gefundener Baarschafft sagen wollen. Welches wir an seinen Ort gestellt sein lassen“.[38]
Der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg[39] berichtet in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ über die Eroberung von Königgrätz am 19.2.1640: „Aber es waren jetzt auch Hatzfeld und Piccolomini mit ihren Völckern zum Ertzhertzoge gestossen / welche mit einerley Muth vnd macht wider den Feind ziehen wolten. Alsdann hat Banner die hin vnd her auff der plünderung herumbstreiffenden Regimenter / damit nicht eines nach dem andern zunichte gemacht werden möchte / ins Läger beruffen / sich enger beyeinander / wie auch vorsichtiger gehalten.
Aber es wolte diese zusammen gezogene Macht jetzt wenig helffen. Dann es ist der Ertzhertzog / sampt dem Piccolomini ins freye Feld / vnd in eine Schlachtordnung getretten / wann vielleicht die Feinde / auß Hoffnung eines newen Sieges / ihnen entgegen gehen wolten. Aber es wolte diese zusammen gezogene Macht jetzt wenig helffen. Aber der Banner / welcher jetzt gleichsamb weniger als nichts werth war / oder aber / daß er dem Oesterreichischen Blut die Ehre gab / ist allgemach hinter sich gegangen. Vnd diß ist der erste wider ihn erhaltene Sieg gewesen / daß er keine Feldschlacht lieffern wolte.
Derhalben so hat Leopoldus Guilielmus sich zu den kleinen vnd grossen Städten gekehret / vnd König-Grätz / worin das weisse Regiment / so in zwölf Fähnlein bestund / vnter dem Generalwachtmeister Sabeiditz [Zabeltitz; BW] lag / belägert / auch in wenig Tagen zu solcher Noth gebracht / daß dem Marggraffen Matthæi, als er mit einer löblichen Tapfferkeit die Mawren erstiegen / zwölff Fähnlein entgegen geworffen worden. Man hat in dieser eintzigen Stadt 60000. Reichsthaler / vnd 10000 Scheffel Weitzen / so die Schweden den Böhmischen Bawren gewaltthätiger weise abgenommen / gefunden. Auch hat sich das gantze Regiment freiwillig vnter den Keyser begeben / vnd ihm geschworen“.[40]
Mislík von Hyršov[41] berichtete allerdings am 28.2.1640 aus dem kaiserlichen Feldlager bei Jičin[42] Jan Černin dem Älteren: Die kaiserliche Armee liege bei Jičin, der Hauptteil der Schweden bei Aussig.[43] Melnik[44] und Leitmeritz seien noch in gegnerischer Hand. Die schwedische Garnison in Königgrätz unter Schweinitz habe sich ergeben, ihre Soldaten seien in die kaiserlichen Regimenter eingetreten.[45] Möglich wäre es, dass sich Zabeltitz rechtzeitig abgesetzt hat und Schweinitz alles Weitere überließ.
Der kaiserliche Hofkriegsratssekretär J. B. Kielmann schrieb Piccolomini am 25.2.1640 aus Wien: Die Nachricht von der Eroberung der Stadt Königgrätz sei nach Rom, Venedig, Konstantinopel und Brandenburg weitergegeben worden. Gute Nachrichten seien in letzter Zeit eine Seltenheit gewesen.[46]
[1] Rittmeister: (Capitaine de Cavallerie). Oberbefehlshaber eines Kornets (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte, bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[2] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 ((offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obrist-Lieutenant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm von Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[3] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturverzeichnis).
[4] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.
[5] ELSTER, Piccolomini-Regimenter, S. 41.
[6] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[7] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[8] Stadtamhoff [Stadt Regensburg]; HHSD VII, S. 708f.
[9] Approchen: Approchen ist die Bezeichnung für die Laufgräben (Annäherungswege) bei der militärischen Belagerung von Festungen. Das Wort ist eine Eindeutschung des französischen Verbes s’approcher, sich nähern. Es handelt sich um eine Anlage, die der Angreifer einer Festung anlegen musste, bevor die Festung erstürmt werden konnte. Mit Hilfe einer Erdwalze (Sappe) konnte sich der Angreifer an die Festungsmauern heranarbeiten, um sie durch ein anschließendes Unterminieren zum Einsturz zu bringen. Mit Hilfe der Approchen konnte der Angreifer das Vorgelände gedeckt überschreiten. Sappen wurden von den zu den ingenieurtechnischen Truppen gehörenden Sappeuren angelegt, die über besondere Ausrüstung wie z.B. Schanzkörbe verfügten oder den typischen, breitkrempigen Eisenhelm zum Schutz vor Geschossen, welche die Verteidiger von oben abschossen. Bei mittelalterlichen Burgbelagerungen wurden Sappen häufig eingesetzt, um das Mauerwerk der belagerten Festung aufzubrechen und die Mauer so weit auszuhöhlen, dass sie, evtl. durch Verbrennen des Stützgebälks, zum Einsturz gebracht werden konnte. Die Approchen bestanden aus einem Graben von etwa 2,5 m Sohlenbreite und etwa 1,25 m Tiefe, der bis zur 3. Parallele im Zickzack geführt auf der der Festung zugekehrten Seite mit einer etwa 1 m hohen Erdschüttung versehen war. Die einzelnen Approchenzüge legte man vor den einspringenden Winkeln der Festungswerke an und führte die einzelnen Schläge so, dass ihre Verlängerung mindestens 50 m vor dem weitest vorspringenden Festungswerk vorbeischlug. Jeder vorwärtige Schlag wurde bogenförmig über den rückwärtig hinaus nach hinten verlängert, was man Haken oder Crochet nannte. Diese Haken dienten als Ausweichstellen und der Aufstellung kleinerer Wachposten. Die zickzackförmigen Approchen wurden als einzelne Sappen ausgeführt. In geringerer Entfernung zur Festung, etwa von der zweiten Parallele an, kam die vom Sappeur mit Wälzkorb und sonstigem Hilfsgerät auszuführende völlige Sappe, später (ab etwa 1870) die einfache Erdwalze zur Anwendung. In nächster Nähe zur Festung, etwa vom Fuß des Glacis ab, hätten die Zickzacks allzu spitzwinklig werden müssen, um gegen bestreichendes Feuer geschützt zu sein. Man ging deshalb auf dieser Strecke von der Anwendung der Zickzacks ab und führte hier die Approchen derartig in gerader Richtung auf die Saillants der Angriffsfront weiter, dass sie durch Traversierung (Traversensappe, Würfelsappe) gegen bestreichendes Feuer geschützt wurden. Die Anlage von Approchen seitens der Angreifer wurde von den Verteidigern durch die langjährige Anpflanzung von tiefwurzelnden Pflanzen auf dem Glacis der Festung erschwert. [wikipedia]
[10] Geschütz: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette], halbe Kartaunen [langläufiges Ge-schütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5 – 11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5 – 11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5 – 9 cm), Rohrgewicht: 12 – 24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14 – 20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12 – 15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575 ff. SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel, schätzt den finanziellen Aufwand pro 24 Pfund-Kugel auf 5 Rt. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden.
[11] vernageln: Durch die Zündlöcher hineingetriebene Nägel machten die Geschütze unbrauchbar.
[12] Generalfeldwachtmeister: Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen und dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.
[13] ENGERISSER, Von Kronach, S. 276 (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).
[14] Meiningen [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.
[15] KRAH, Südthüringen als Frontgebiet, S. 84.
[16] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 543.
[17] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.
[18] Vgl. REBITSCH, Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[19] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 576.
[20] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 602.
[21] Königgrätz [Hradec Králové]; HHSBöhm, S. 269ff.
[22] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.
[23] Saaz [Žatec, Bez. Laun]; HHSBöhm, S. 535ff.
[24] Laun [Louny]; HHSBöhm, S. 319f.
[25] Wohlau [Wołów; h. Polen]; HHSSchl, S. 569ff.
[26] Breslau [Wrocław]; HHSSchl, S. 38ff.
[27] Liegnitz [Legnica]; HHSSchl, S. 283ff.
[28] Schweidnitz [Świdnica]; HHSSchl, S. 491ff.
[29] Laußnitz [Kr. Kamenz]; HHSD VIII, S. 178.
[30] Kolin [Kolín]; HHSBöhm, S. 280ff.
[31] Chlumetz an der Cidlina [Chlumec nad Cidlinou, Bez. Königgrätz]; HHSBöhm, S. 96f.
[32] Jung-Bunzlau [Mladá Boleslav]; HHSBöhm, S. 237ff.
[33] Melnik [Mělník]; HHSBöhm, S. 370f.
[34] Leitmeritz [Litoměřice]; HHSBöhm, S. 324ff.
[35] Pirna; HHSD VIII, S. 276ff.
[36] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[37] Zange
[38] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 357.
[39] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[40] WASSENBERG, Florus, S. 358f.
[41] Vgl. TISCHER, Generál Zikmund Myslík z Hiršova. Freundlicher Hinweis von Herrn Dr. Andreas Pechtl.
[42] Jičin [Jičín], HHSBöhm, S. 233f.
[43] Aussig [Ústí nad Labem]; HHSBöhm, S. 13ff.
[44] Melnik [Mělník]; HHSBöhm, S. 370f.
[45] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 997.
[46] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 994.