Materialien 1: WASSENBERG, Florus, S. 629ff., über die Schlacht bei Alerheim (3.8.1645)

Materialien 1: WASSENBERG, Florus, S. 629ff., über die Schlacht bei Alerheim (3.8.1645)

Der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg berichtet in seinem 1647 wieder aufgelegten „Florus“: „Vnterdessen dieses in Catalonien vnd Lothringen vorgangen / haben die conjungirte Frantzösisch-Hessischen vnd Chur-Beyerische einander keine seiden gesponnen / dann nach Eroberung Wimpffen[1] / (davon wir droben gesagt:) durch den Marschall Grammont mit dem Vortrab beschehen / haben die Confœderirten Armeen daselbst eine Brücke über den Neckar geschlagen / sind am folgenden Tag über das Wasser nach der Tauber gegangen / vnd sich vieler Oerter bemächtiget / weiln sich keine Garn. im gantzen Lande zur gegenwähr gesetzt als zu Rotenburg[2] / welches doch in einer Nacht übergieng / mit 200 Mann / so dienste genommen. Den tag zuvor / ehe die Confederirten Armeen ankommen / bekam der H. G. L. Königmarck Zeitung / daß sich die Chur-Säxische sehr stärckten / weßwegen er seinen Abschied genommen / vnd noch selben Tags gegen Thüringen abgangen. Die Chur-Beyerischen giengen inmittelst ihrem Feind stets an der Seiten her / kamen nach Schwäbischen Hall[3] / von dar auff Krelsheim[4] vnd Feuchtwangen[5] / an welchem Ort vnterschiedliche Scharmützel zwischen der Reuterey vorgangen / worbey vnter den Frantzosen vnd Hessen beschlossen / die Chur-Beyerischen entweder zu einer Feldschlacht zu bringen / oder biß an die Donaw zu treiben / vnd alsdann auff Heilbrunn[6] zu gehen.

Zu welchem Ende die Confœderirten sich rectà gegen Dünckelspiel[7] gezogen / welchen Ort sie zwar stracks anzugreiffen vermeinten / weiln man aber Kundschafft bekam / daß die Chur-Beyerische die gantze Nacht fortgiengen / eine Stund Wegs von dar / liesse man den Troß stehen vnd zog ihnen entgegen. Kurtz hierauff kriegten beyde Theil einander ins Gesichte / Vnd wurden die Confœderirten gewahr / daß sich die Chur-Beyerische gar vortheilhafftig gestellt / nemblich an einen Moraß mit Weyern verwahrt / die von einem Flügel biß zum andern reichten / also daß nur ein einiger Durchgang war / ihnen beyzukommen / worüber man einen gantzen Tag zugebracht / vnd in 2. biß 300. Mann beyderseits durch den Canon erlegt worden. Weil nun die Chur-Beyerische an diesem Ort zu keinem schlagen zu bringen / nahmen die Confœderirten ihren Weg auff Nördlingen[8] / die Beyerischen aber auff Donawerth[9] / da inmittelst Bericht einkommen / die Chur-Beyerischen giengen nur anderthalb Stund von denen Confœderirten / wie man dann auch befunden / daß sie sich disseits deß Flusses Wernitz gestellet / weßwegen Duc de Anguin [d’Enghien = Condé II.; BW] die gantze Armee in Eil fort zu rucken ermahnete / vnd allda in einem flachen Feld in Ordnung gestellt würde. Der Frantzosen Schlachtordnung ward also formirt / der Marschall de Grammont führete den gantzen rechten Flügel / in welchem die völlige Frantzösische Reutterey. Der Marschall de Touraine den gantzen lincken / bey welchen die gantze Teutsche Reutterey. Das gesampte Fußvolck (so zwischen beyden Flügeln stunde) ward vom Herrn von Bellenave / von Marsin vnd Casteleau [Castelnau; BW] commandirt. Der Hessische General Herr Geyß [Geyso; BW] / vnd Herr Obrister Oehm [Ehm; BW] / führeten die gantze zweyte Ordnung / welche bestund in Hessen vnd 2. Turainischen Regim. als ein Reserve hinder dem lincken Flügel. Mons. de Chabot führete den Hinderhalt / der Marquis de Monsaye aber beneben dem Duc de Anguin ritten vmbher / vnd gaben Ordre / wo es schiene Noth seyn. In Vorgang dessen legten sich die Chur-Beyerische auff eine Höhe / daran nicht leicht zu kommen / hatten auch noch einen andern Berg vnd Felsen zur rechten Hand / sehr hoch vnd schwerlich zu ersteigen / auff welchen sie Fußvolck gelegt / daselbsten sie angefangen sich zu verschantzen. Etwas herabwarts lag das Dorf Allerheim / vnd gerad gen der Seiten das Schloß gleichen Namens / so die Chur-Beyerischen mit Fußvolck besetzt. Darauff ließ der Duc de Anguin das Dorff mit der Frantzösischen Infanterie angreiffen / welches bey einer halbē Stund canonirt / vnd darauff zwischen den Fußvölckern so hart gegeneinander getroffen worden / daß neben vielen andern der Chur-Beyerische Herr General Feld-Marschall Freyherr von Mercy ein treflich berühmter vnd wolversuchter Soldat / allda todt geblieben.[1] Nach dem nun das Dorff in Brand gerathen / muste das Fußvolck weichen in die Kirchen / vnd 2. Adeliche von Stein erbawte Hauser / darauß ein grosser Widerstand geschehen / massen daselbst der Herr von Marsin / Herr von Casteleau / Marggraff von Monßloye vnd Herr von Bellenave verwundet worden. Vnter dessen giengen die Chur-Beyerische auff der Frantzosen lincken Flügel / mit Reutterey vnd Fußvolck / denen der Duc de Anguin mit Curassirern vnd Fußvolck begegnete / vnd sie wider zurück triebe / allda im ein Pferd erschossen / vnd er selbst in den Oberschenkel verwund ward / darauß etwas vnordnung ent-stunde / in welcher occassion der Marschall de Grammont gleichsfalls einen Schuß auf den Helm empfangē. Solchem nach begab sich der Duc de Anguin zur lincken / da dann noch ein Pferd im vorüber reiten vnter im erschossen worden / worauff die Beyerischen mit der Reuterey vnd Fußvolck einen gewaltigen Angriff gethan / also dz nach einē grossen Widerstand das Frantzös. Fußvolck vnd Cürassirer auß dem Dorff getrieben wurden / allda Mr. de la Rabastelerie / Leutn. vnter den Anguinischen Cürassirern / Mr. de Montaret / Obr. Leut. de Conty / Obr. Leut. de Montausier / vnd andere hohe Officirer mehr geblieben. Mr. de Beufalmy / so die Mazarinischen Welschen geführt / wurd verwund vnd gefangen / in dem er sein Gebühr wol gethan. Gremonville vnd Morses Gen. Maj. Leut. blieben auch tod / vnd eben zur Srund gieng die Beyerische Reutterey auff die Frantzös. welche der Marschall de Grammont vnd Mr. Arnoult führeten / da die erste Ordnung der Frantzos. getrennt wurde. In dem nun Mr. de Grammont sich wider zu stellen Platz suchte / hat er mit der zweyten Ordnung auch ansetzen lassen / wurden aber ebenmessig getrennt / vnd er gefangen / vnd beneben ihm der Marquis de Chastre: Mr. de Lyruy Feld-Marschall deß Anguinischen Regim. blieb auch tod / der Marschall de Pienne Feldm. deß Mazarinischen Regim. verwundt / der Obr. Chambre tod. Mons. de Islebonne deß Duc de Elbeuf Sohn / vnd Rittmeister vnter dem Mazarin hat im ersten Treffen sich wol gehalten / vnd empfieng 2 Pistol-Schüsse / doch ohne Lebens Gefahr: der Marquis Pisany tod / der Vicomte de Aubeterre gefangen / Obr. Truchseß [von Wetzhausen; BW] vnd Sourzat Obr. Leutn. die der Marschall de Grammont mit ihren Reg. hatte befohlen anzuziehen / die Reutterey zu beschützen / wie auch deß Faberts / seynd alle tod geblieben. Der Chevalier de Chabot kam mitlerweilen an mit seinem grossen Hauffen Reserve / vnd hielte die Beyerischen lang auff / weiln aber die Reutterey sich hinter ihm nit wider gestellt / nach dem er alle Möglichkeit gethan / ward er endlich auch getrent / Mr. de Baron de Poty / Obr. Leut. deß New-Ros. Regim. verwundt / Mons. Lamberti / Obr. Leut. vnterm Fußvolck gefangen. Vnter dessen drungen die Chur-Beyerischen weit ins flache Feld / auff der Confœderirten Bagage / weil der gantze Flügel zertrennt war / wurden doch von deß Marquis Regim. so bey dem Troß gestanden / abgetrieben. Hingegen hat der Marschall de Touraine mit seiner ersten Ordnung der Beyerischen rechten Flügel durchbrochen / darauff der Hertzog von Anguin mit der zweyten Ordnung angezogen / da sich die Hauffen von der ersten Ordnung wider gesamlet. Als nun der Duc vnd Marschall de Touraine zugleich vnd auff einmal auff die Beyerische gegangen / vnd alsobald etliche hauffen getrennet / haben sich etliche vor / etliche nach / widerumb gestellt / nach dem jeder 4. oder 5. mal angesetzt / da dem Duc de Anguin sein Pferd getroffen / vnd er selbst von einer Pistol-Kugel am Arm verwundt worden. Inzwischen liessen die Beyerisch. ihren lincken Flügel / wie auch den grossen Hauffen deß Hinderhalts herbey kommen / weßwegen auch die gantze Hessische Armee herbey / vnd die reutterey ins gesampt in gleicher Ordnung neben einander / den letzten Gewalt zu versuchen / da dann das Treffen erst recht angangen / beyderseits mit so grimmigem Ernst / biß endlich die Chur-Beyerischen Reichs-Völcker getrennet vnd flüchtig worden. Weilen aber in ermeldtem Dorff noch etlich Beyerisch Fußvolck vnd Reutterey / so der Frantzosen rechten Flügel geschlagen / vnd die Nacht mit Gewalt eingebrochen / hat man sich auff der Confœderirten Seiten gleichfalls zusammen gezogen / vnd das Beyerische Fußvolck / 1. Regim. auff dem Kirchhof gefangen[1] / auch 12. Stück Geschütz sampt der Munition / vnd 40. Fahnen / etc. erhalten. Hierbey ward gefangen / Herr Graff von Geleen / Keyserl. Succurs General, Herr General Freyherr von Mercy tod. Der Hertzog [Philipp Ludwig; BW] von Hollstein / Obr. Royer / Kolb vnd Hüller [Hiller; BW] / gefangen / Obr. Pucher [Puech; BW] tod blieben / neben viel Obristen / Obr. Leut. vnd Hauptleute / 3. in 4000. gemeine Knechte todt; 1500. biß in 2000. gefangen / auff Beyerischen Seiten. Frantzösischen Theils seynd ebenen falls in 3000. Mann / beneben vielen Officirern vmbkommen / auch eine grosse Menge verwundet worden.

Auf so hitzige Action / ward der Teutschen Retterey ein sonderlicher Ruhm ihres erwiesenen Valors zugeschrieben / vnd bevorab neben dem Duc de Anguin / vnnd Marschall de Tauraine / der Herr General Major Geyß / vñ Junge Landgraff  [Ernst von Hessen-Rheinfels-Rotenburg; BW] / als Obr. Leut. vnterm Obr. Schwert [Sweerts; BW] / so geblieben / hoch gepriesen daß sie ihr eusserstes gethan; vnnd könne man den Hessischen ins gemein ihre ehre nicht nehmen / weil sie ein grosses verrichtet haben. Der Herr Graff von [Sayn-; BW] Witgenstein wurde gleich anfangs mit einem Stück getroffen / darob er tod geblieben / Herr Obr. [Friedrich Wolfgang von, BW] Fleckenstein an einem Arm verwundt. Herr Obr. Rußwurm / Herr Obr. Oehm [Ehm; BW] / welcher bey den Hessischen gefochten / der Obr. Leutn. deß Tupadelischen [Taupadel; BW] Regiments / vnd in Summa alle / so die Teutsche Regimenter geführt / nemblich Nichius / Berchen / deß Chanoffskyschen [Chanovský von Langendorf; BW] Reg. Obr. Leut. so verwundet / haben das Lob / daß sie sich tapffer gehalten. Mr. Trahi [Tracy; BW] ist zweymal verwundt worden / in dem er sein Reg. angeführt. Mr. de Tourville verwundt / Ma. de Meilles / de Bocquet / de Fors / de Canisy / vnnd de Grammont General Major bey Duc de Anguin haben sich alle woll gebrauchen lassen. Mr. de Allegre / de Cherisy / de Villemontee vnd Fombert / welche das Persanische / Anguinische / Mazarinische Regim. geführt / wie auch Haute / vnnd andere mehr verwundt / wie dann in gleichem der Marquis de Bourry / so die Frantzösische Reutterey geführt / tod geblieben. Den Chur-Bäyerischen hat der Herr Mar. de Tauraine mit 1000. Pferden nachgesetzt / vnd ein Schloß / Henneberg genannt / anderthalb Stunden von dar eingenommen. Die Chur-Bäyrischen aber haben sich in selbiger Nacht zusammen gezogen / vnnd weil sie sich auß Mangel Munition nicht mehr praesentiren können / ihren Weg auff Donawerth zu genommen / auff dem Schellenberg allda sich wider gesetzt / vnnd auß Bäyern verstärckt. Die Confœderirten Armeen hingegen haben sich gegen Nördlingen gewendt / selbige Statt mit Accord eingenommen“.


[1] [Bad] Wimpfen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 51f.

[2] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.

[3] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.

[4] Crailsheim [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 133f.

[5] Feuchtwangen [LK Feuchtwangen]; HHSD VII, S. 196f.

[6] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.

[7] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.

[8] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[9] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

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