Lissau [Liesau, Lisau, Lissan, Lißan], Johann Freiherr von

Lissau [Liesau, Lisau, Lissan, Lißan], Johann Freiherr von; Obrist [ – ] Lissau war kaiserlicher Obrist der Kavallerie und hatte das Kürassierregiment Joachim von Streithorst übernommen.

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold aus dem von Eger[1] abhängigen Marktredwitz[2] erinnert sich an Februar, März und April 1636 und die bereits übliche Remontierung kaiserlicher Soldaten: „Den 28. Febr[uar] sind zu Wunsiedel[3] an[ge]kommen 2. Komp. Reiter von dem Liesauischen Regiment, haben kaiserl. Ordonnanz, auch landesfürstl. Befehl vorgewiesen, ihr Winterquartier allda zu nehmen. Sobald sie hineingelassen worden [waren], haben sie die Bürgerschaft in Wunsiedel sehr geplagt. [Sie haben] ihnen verschaffen müssen Kleider, Feldzeichen, Pistol[en], Sattel und Zeug, auch bisweilen manchem ein Pferd dazu. Über dieses alles haben sie ihnen auch geben müssen eine große Summe Geldes. Ingleichen sind auch von diesem Regiment 3 Komp. nach Hof[4] [ge]kommen und haben eben diese Manier gebraucht.

Den 19. Mart[ii] kamen 40 Reiter von dem höfischen Volk hierher vor das Tor und begehrten hinein. Sie ließen sich aber mit einem Boten abweisen und blieben übernacht in Poppenreuth“.[5]

Den 10. [April; BW] dito ist der Ober[st] mit seinem ganzen Regiment, so bisher um Hof und Kulmbach[6] gelegen, zu Wunsiedel an[ge]kommen. Sie brachen miteinander auf am 12. dito, nahmen ihren Marsch auf Ober Lorntzerreuth [= Rodenzenreuth[7]] gegen Kemnath.[8] Der Ober[st] aber war ni[ch]t dabei, sondern hatte seine Frau nach Eger begleitet. Wie sie aber nach Riglasreuth[9] kommen, schickte ihnen der Landrichter zu Waldeck[10] entgegen und läßt ihnen den Paß und Durchzug durch die Pfalz abkünden. Und da sie darüber wider Verhoffen durchbrechen wollten, wollte er sie mit dem Landvolk überfallen und ihnen alle Pferde und Pagage abnehmen. Dahero sich das Regiment – weil der Oberst ni[ch]t beihanden – wieder zurückbegab und in der Nacht auf den nächsten Dörfern um Wunsiedel Quartier genommen; welches dann in der Stadt, die nicht wußten, warum sie zurück kamen, einen großen Schrecken verursachte. Denn sie besorgten sich, sie würden wieder in die Stadt kommen und die Zech bezahlen, welches gestern im Aufbruch und in [der] Eile vergessen worden [war]. Aber sie brachen andern Tags früh(e) auf, zogen auf Weiß[en]stadt[11] und gegen Franken.

Den 15. dito kam von Eger hierher He[rr] Ober[st] Liesau mit 10 Pferden, wollte seinem Regiment nach auf Kemnath. Als er aber vernommen, daß sein Volk wieder zurück und nicht durchgelassen worden, ist er auf Wunsiedel zu“.[12] Am 12. Mai zog Liesau durch Marktredwitz.[13] Für den Juni heißt es: Die Lisauischen [sind] vorher auch 7 Wochen [da gelegen]. Diese haben das Markgrafentum, sonderlich die 6 Ämter, sehr verderbt. Und ob sie auch uns bedroht, weil(n) sie da gelegen, sind wir doch von ihnen ruhig verblieben.[14]

Am 10.4.1636 [a. St.] forderte das Regiment Piccolomini Einquartierung in der Stadt Hof. Den Bemühungen des von Podewils und des Rittmeisters Fürstenauer gelang es, diese Truppen in der Haid,[15] in Trogen[16] und Leimitz[17] unterzubringen. Aber so rasch ließen sich die ungerufenen Gäste nicht abweisen. Bereits in der Frühe des nächsten Tages erschien Piccolominis Oberstleutnant mit seinem ganzen Regiment vor den Toren und forderte aufs Neue Quartier in der Stadt. Nach längeren Verhandlungen rückten je eine Kompanie nach Rehau,[18] Helmbrechts,[19] Schauenstein,[20] Naila[21] und in die um diese Orte liegenden Dörfer ab. Zwei Kompanien quartierten sich mit Gewalt in der Altstadt und auf dem Graben ein. Erst am 9.6. rückten die Truppen, welche Land und Bürgerschaft bis aufs Blut gequält hatten, wieder ab. Beim Hofer Chronisten Rüthner heißt das Regiment „Lissan“: „Den 10. aprilis kam zu vorigen 2 hier liegenden compagnien noch das picolominische regiement, begehrte noch selbigen abends in die stadt logirt zu seyn. Es ritt aber der von Pudewels sambt dem rittmeister Fürstenauer hinaus und begügtigten[22] sie sofern, dass sie auf den nächsten dörfern der stadt als Heydte,[23] Trogen,[24] Leimnitz[25] logirten. Den 11. früh aber kam der picolominische obristleuthnant mit dem ganzen regiement und begehrte quartier in die stadt, weil der obriste ordre von dem general-lieutenant erhalten, in den Marggrafthum zu logiren. Ob man nun wohl die königliche ordre und was man vermochte fürschüzte, so wolte doch nichts verfangen, sondern es marchirte das regiment immerzu an, also dass 8 standarten auf der wießen von der Untern Steinern Brücken hielten und 3 compagnien gegen die Nürnberger Strasse. Endlich und nach langer behandlung brachen sie zu Mittag auf und gieng eine compagnie auf Rehau, 1 auf Helmbrechts, 1 auf Schauenstein, 1 auf Nayla und der orthen, hatten viel gestohlenes vieh bey sich. 2 compagnien aber quartierten sich mit gewalt in die Altenstadt und auf dem Graben und haußeten in theils häußern, da die armen leuthe aus unvermögen entwichen, sehr übel mit plündern und schlagen. […]

Den 12. Aprilis brachen die 3 lißanischen compagnien, so gleich 6 wochen hier gelegen, dermalseins auf. Und obschon rittmeister Aach den vorigen tag, als man mit ihm zusammengerechnet, versprochen, die schlüsseln der stadt wieder [zu] überantworten, so gab er doch solche, als er zum thor hinausgeritten, dem picolominischen regimentswachtmeister. Darauf  3 compagnien von picolominischen regiment sofort einruckten, zu welchen sich die zu Nayla liegende compagnien auch zogen, und musten also diese 3 compagnien wieder einquartiret werden. Was damals die liebe stadt und burgerschaft ausgestanden, ist nicht zu beschreiben. Der unglaubliche aufgang aber noch specifice zu finden bey der raths-, kriegs- und landschaftsregistratur und diesen 1636. jahr“.[26]

[1] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[2] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.

[3] Wunsiedel im Fichtelgebirge; HHSD VII, S. 836f.

[4] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[5] Poppenreuth [seit 1978 Bestandteil der Gemeinde Waldershof].

[6] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.

[7] Rodenzenreuth, heute Ortsteil von Waldershof [LK Tirschenreuth].

[8] Kemnath; HHSD VII, S. 351f.

[9] Riglasreuth, heute Ortsteil von Neusorg [LK Tirschenreuth].

[10] Waldeck [LK Tirschenreuth].

[11] Weißenstadt; HHSD VII, S. 803f.

[12] BRAUN, Markredwitz, S. 64.

[13] BRAUN, Markredwitz, S. 66.

[14] BRAUN, Markredwitz, S. 67f.

[15] Hof-Haidt.

[16] Trogen [LK Hof].

[17] Hof-Leimitz.

[18] Rehau [LK Hof]; HHSD VII, S. 613.

[19] Helmbrechts [LK Hof]; HHSD VII, S. 282.

[20] Schauenstein [LK Hof].

[21] Naila [LK Hof]; HHSD VII, S. 492.

[22] Verschrieben für „begütigten“.

[23] Hof-Haidt.

[24] Trogen [LK Hof].

[25] Hof-Leimitz.

[26] KLUGE, Hofer Chronik, S. 101.

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