Lilliehöök [Lillie-Höck, Lilli Hökh, Lillie Höck, Lilienhöck, Lilliehock, Lilliehöck], Johan Nilsson

Lilliehöök [Lillie-Höck, Lilli Hökh, Lillie Höck, Lilienhöck, Lilliehock, Lilliehöck], Johan Nilsson; Reichszeugmeister [1598-2.11.1642]

Lilliehook2

Johan Nilsson Lilliehöök af Fårdala wurde 1628 Obrist, 1634 Generalmajor, 1638 Gouverneur von Hinterpommern, Kommandant von Stettin[1] und stand 1642 als Reichszeugmeister in schwedischen Diensten.

Am 11.6.1639 schrieb A. von Schwarzenberg an den kaiserlichen Kommandierenden Gallas: Der schwedische Generalmajor Lilliehöök habe Truppen konzentriert und Landsberg[2] belagert, sei jedoch zurückgeschlagen worden und über die Oder gegen Gartz[3] zurückgewichen. Dann habe der Gegner versucht, Oderberg[4] mit der Brücke zu nehmen, sei am 31.5. dort angerückt, seine Angriffe seien wieder abgewehrt worden, so dass er am 4.6. nach Neustadt-Eberswalde[5] abzog, wo er sein Lager aufschlug. Dann habe er die Stadt Bernau[6] angegriffen, wo Burgsdorff die Garnison befehligte. Dieser musste, nachdem der Gegner mit einer Petarde das Stadttor zerschlagen hatte, mit seiner Reiterei aus der Stadt in die Felder hinausreiten, seine Leute gerieten jedoch in einen Sumpf und wurden dort teils erschlagen, teils gefangen genommen. Burgsdorff selbst, sein Obristleutnant, zwei Rittmeister und andere Offiziere wurden auch gefangen genommen. Die ganze Sache sei ein großer Verlust für den Kurfürsten von Brandenburg.[7]

Im „Theatrum Europaeum“ heißt es dazu: „Was nun den Schwedischen im May an Landsberg mißlungen / haben sie im Ende deß Juli daran wiederum hereingebracht / in deme der Stetinische Commendant Lilli Hökh in 6000 starck / neuer Schweden / den 24. desselben / mit Canonen und Feuermörsern darfür gezogen / den Ort 2. Tag lang beschossen / mit Stein- und Feureinwerffen geplagt / und den 27. ejusd. gestürmet / auch dardurch in die Stadt kommen / aber wieder darauß getrieben worden / und doch auff einer Seitten nochmals darein kommen / von dannen die Brandenburgischen über eine Brücken in die Schantz gewichen / und die Brücke abgeworffen / aber doch endlich aus Mangel Nothdurfft sich ergeben müssen / deren in 340. Mann samt ihren Offiziren / nemlich 4. Hauptleute / 3. Lieutenant / 3. Fendrich gefangen / 70. nidergemacht / und 14. Stück Geschütz darinn erlangt worden. Nach Eroberung der Stadt / als sie darinn etliche Häuser abgetragen / Stück darauff gebracht / und am 29. Julii die Schantz über der Brücke beschossen / mit Granaten beängstiget / und zum Accord vermahnet / haben die Soldaten darinnen das Gewehr nieder geworffen / daß der Commendant Obr. Lieutenant Knörring solcher Gestalt sich zuergeben bezwungen worden. Und wiewol sie mit Sack und Pack abzuziehen verglichen / die Schwedische aber nach Hineinkunfft etlich verdeckte Granaten gefunden / als ist der Accord nicht gehalten / sondern die Soldaten alle untergestellet / und neben 15. Officirern nach Stetin geführet worden / daß also von den Brandenburgischen Völckern ohngefehr auff 1000. in bemeldtem Platz zu scheitern gangen“.[8] […] „Die Landsbergische aber gingen im Augusto von dañen nach Frankfurt an der Oder[9] / welche Stadt sich ihnen gar bald ergabe / und mit 7000. Reichsth. Brandschatzung loßkauffte / worauff sie auch dem Hn. Grafen von Schwartzenberg sein Residentzhauß Sonnenberg[10] in selbiger Gegend gelegen / weggenommen“.[11]

Wie aus den Ratsunterlagen hervorgeht, trat Lilliehöök am 6.8.1639 mit dem Rat Frankfurts a. d. Oder in Verhandlungen. Als Unterhändler kam Lillieström. Am 8.8. erfolgte dann die schwedische Besetzung unter den Obristen Debitz, Steinberg und Schulman.[12]

Banér selbst konnte am 26.8.1639 Erskein aus Altbunzlau[13] für seine Berichte über seine Ankunft in Deutschland und die Verhandlungen mit der schwedischen Regierung danken. Er lud ihn einer persönlichen Zusammenkunft ein. Die Reise sei gefahrlos, nachdem Landsberg erobert und Lilliehöök zur Oder vorgedrungen sei, dem er, B., Truppen entgegen geschickt habe.[14]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: „Im Eingang deß Februarii [1640; BW] thäten die Brandenburgische Reuter einen Streiff in Pommern / und trieben zimlich Viehe hinweg / welches der Schwed. Commendant in Stetin Hr. Lillie Höck eben sehr empfande / und sollten dessen die Ucker-Märcker / daß sie nichtes dar von offenbahr gemacht / allerdings entgelten / unangesehen sie / vermög Accords / contribuirten.

Der Gubernator in Wißmar[15] bekame nun diese Zeit Befehl / Dömitz[16] anzugreiffen / und fienge an sein Volck in Bereitschafft zu halten / er hatte sich aber zu schwach befunden : doch ist im Martio einer starcken Dömitzer Parthey dergestalt auff den Dienst gewartet worden / daß von derselben nur ein Fehndrich mit 20. Knechten wieder zurück in die Vestung kommen : hingegen auff Schwed. Seiten Hauptmann Halberstatt todt geblieben / und Hauptmann Heller tödtlich verwundet darvon kommen / und seyn die in der Vestung einer starcken Compagnie auß Wolfenbüttel[17] gewärtig gewesen / die bey ihnen zur Besatzung bleiben sollen : auch hatte den Dömitzern der Käis. Commissarius Zangenmeister / etliche Schiff mit Korn / eben um diese Zeit / von Magdeburg[18] auß verschaffet / die ohne Anstoß bey ihnen ankommen waren : dannenhero es den Schwedischen mit diesem Platz nicht gelingen wollte : und war dieses die ursach / weßhalben sie im Aprilen die Elbe / als wir oben gemeldet / von Hamburg her gesperret hätten.

Darum sie im Eingang Martii zu Fürstenwald[19] / gegen und in Franckfurt[20] still lagen / theils sich die oder auffwarts thäten / theils nach Prenzlau[21] quartirten / mit denen es / daß sie auff Berlin und Cölln[22] noch laureten / das Ansehen hatte : nachdem sie alles außgeplündert und außgezehret hatten / nahmen sie ihren March wieder in Vorder-Pomern / und nach Stettin“.[23]

Er nahm an der 2. Schlacht bei Breitenfeld[24] am 2.11.1642 teil und geriet verwundet in Gefangenschaft.

„Am 7. Oktober[25] brach Torstensohn von Zittau[26] auf und erreichte am 14. das rechte Elbufer bei Torgau.[27] Hier ging er am 15. über den Strom, ‚die Infanterie und Artillerie mit Fähren vñ Karren’. Auf dem linken Ufer traf er Königsmarck, doch machte sich der Mangel an Lebensmitteln ‚in diesem öden Lande’ sehr fühlbar; da ihnen die Kaiserlichen bereits auf den Fersen waren, galt es vor allem, sich Leipzigs[28] schnell zu bemächtigen, um nicht zwischen zwei Feuer zu geraten, und namentlich, um sich mit Vorräten zu versehen.

Königsmark hatte schon am 24. März 1640 Leipzig einen kurzen Besuch abgestattet. Damals war aber nur das Vorwerk Pfaffendorf (jetzt Zoologischer Garten) in seine Hände gefallen. Die Schweden hatten ‚daselbsten alles vnaußgeschroschene Getreyde verfüttert, Thore, thüren, vndt ander Holtzwerck benebenst etzlichen vnaußgedroschenen Korn verbrant, Viell Schweine niedergestochen vnd mit sich genommen, vndt so einen mercklichen großen schade gethan’. Diesmal ging es um mehr.

Den Befehl in Leipzig führte als Statthalter der Generalkriegskommissar [Joachim; BW] von Schleinitz, über dessen Persönlichkeit an anderer Stelle zu sprechen sein wird; unter ihm standen nur zwei Fahnen zu Roß (abzüglich 96 Mann auswärtige Besatzung) und 3 Fahnen zu Fuß: Alles in allem kaum mehr als 400 Mann Soldaten. Dazu kamen 300 geworbene Handwerksburschen, etwa ebensoviel Bürgerdefensioner und eine geringe Schar Lehnsreiterei unter dem Herrn von Dieskau. Schließlich gelang es noch im letzten Augenblicke 30 Reiter von Goldacker zu Roß einzunehmen, so daß die Gesamtbesatzung nicht über 1100 Mann, davon über 600 Miliz, betrug. Auf der Burg befehligte, wie schon 1633 und 1637 Christoph von Drandorff [Trandorf; BW], der etwa 30 Mann zur Verfügung hatte. Die Schweden dagegen waren 16/18000 Mann stark: 10/12000 Fußknechte und 6000 Pferde.

In Eilmärschen rückte Torstensohn heran. Am 14. erreichte er Eilenburg,[29] am 17. sah man gegen 2 Uhr nachmittags sein Heer über Breitenfeld heranziehen. Die nächsten Tage verwandten die Schweden darauf, Geschützstände zu erreichten, besonders ‚bey Bosens Forwerge’ in der Grimmaischen Vorstadt. Am 20. Oktober vormittags traten die Batterien in Wirksamkeit. Ein wohlgezielter Kugelregen ging über der Stadt nieder. Beim Paulinerkolleg (heute Augusteum der Universität) ward sofort Bresche geschossen. ‚Des Becks hauß in der Niclasstraße’ (Ritterstraße) ward von einer Bombe ‚auf die Helffte’ zerschmettert und begrub fünf Menschen unter sich. Um 10 Uhr morgens geriet die ‚Große Feuerkugel’ auf dem Neumarkte in Brand. Auch wurde der Hauptmann Kitzscher von Grubbach zu Fuß auf der Petersbastei erschossen, ‚in dem er etliche Leuthe so von der Pastey zur Stadt vber eine Brücke ohne Blendung gegangen, gewarnet’.

Das wütende Stückfeuer hatte aber nur die Einleitung zum Hauptsturm gebildet. Nach ein Uhr erschienen plötzlich die schwedischen Sturmmassen und versuchten, in die Bresche am Paulinerkollege einzudringen. Der Sturm wäre wohl auch gelungen, wenn die Leute ‚gegebener Ordre recht gefolgt / nicht an einem vnrechten Ohrt angegangen / vnd die Leitern wie befohlen worden / mit sich in den Graben genommen’ hätten. So fehlte es an Leitern, und der Sturm ward abgeschlagen. Dabei fiel der Major im Leibregimente: Baner, 2 Hauptleute, 1 Leutnant, 2 Fähnriche und 44 Mann. Wie das ganze erste Belagerungsunternehmen, so hatte auch der Sturm etwas übereiltes an sich und mißlang daher. Torstensohn mußte also darauf verzichten, Leipzig als Rückhalt seiner Unternehmungen gegen die Kaiserlichen zu wählen, und verhielt sich daher am 21. ruhig.

Generalmajor Schlange [Slange; BW] stieß an diesem Tage gegen die Mulde vor, um die feindlichen Truppen zu beobachten. Als er aber den Grafen Buchheimb [Hans Christoph III. von Puchheim; BW] mit dem linken Flügel der Kaiserlichen ‚nebst denen Vngarn vnd Croaten’ ‚bey einem Dorff Mügeln[30] an einẽ Paß stehend’ fand, ging er nach einigen kleinen Vorpostengefechten auf Leipzig zurück. Im Laufe des 21. schob sich dann das kaiserliche Heer derart vor, daß es zwischen Grimma[31] und Wurzen[32] zu stehen kam.

Jetzt mußte Torstensohn für seinen Rücken bangen. Am 22. Oktober hob er die Belagerung auf, zog mittags gegen ein Uhr in der Richtung auf Seehausen[33] ab. Es war auch die höchste Zeit gewesen, denn schon eine Stunde später langte der kaiserliche Vortrab in Leipzig an und meldete den nahen ‚succurs’. Die Kaiserlichen versuchten sogar Carl Gustav Wrangel, der mit seiner Brigade zuletzt in der Vorstadt gewesen war / ’von der übrigen Armee abzusondern / welcher sich doch vor des Feindes Augen mit dem Vortrab ohne Schaden conjungirte’.

Dieser Angriff erfolgte, als die Schweden ‚einen Paß’ überschritten hatten, also wohl am Partheübergang bei Mockau.[34] Nun rückte Torstensohn ‚eine Meileweges zurück ins flache Feld’, machte dann eine Schwenkung um den linken Flügel und marschierte so auf, daß er ‚die Stadt Leipzig vor sich gelassen / do dann dero Feind selben Tages nicht zu folgen vermochte’, d. h. er stellte sich südlich Podelwitz[35] so auf, daß seine ‚bataglia’ mit der Kunststraße Podelwitz-Wiederitzsch[36] einen rechten Winkel bildete. Mit großer Genugtuung sahen die Kaiserlichen, es ‚fieng der Feind an mit behändigkeit von der Stadt zu weichen’. So rückten sie bis Seehausen vor und nahmen ‚in dem Dorff Seehausen’ enge Quartiere. Diese Wendung der Kaiserlichen geschah erst nach Einbruch der Dunkelheit und in der Nacht, denn Torstensohn berichtet, sie seien ‚wie ich die Nacht vber gestanden / vff die lincke Hand (von Torstensohn aus) gezogen / in Meinung / dz ich noch weiter weichen / vñ jnn den Rücken geben[37] würde’.

Daß Torstensohn ursprünglich nach Merseburg[38] und Halle[39] gehen und dort die Franzosen erwarten wollte, und ‚in verendem March aber’ seinen Plan änderte und zu schlagen beschloß, in der Erkenntnis, ‚der Sieg käme doch einig und allein von Gott dem Herrn / dessen Ehre er suchte / der könnte jhme so wol an diesem als an einem andern Orte helfen’, klingt recht unglaublich. Viel sicherer scheint die Erklärung: Torstensohn wollte von Anfang an schlagen, zog aber von Leipzig ab und in das freie Land, um sich den Rücken freizuhalten. Dort hatte er vor allem die unbehinderte Wahl des Kampfplatzes, war nicht durch irgendwelche Geländeschwierigkeiten eingeengt, und nicht zuletzt mag ihn der Umstand veranlaßt haben, gerade ‚am breitten Feld’ zu schlagen, daß dort vor 11 Jahren sein königlicher Herr und Lehrmeister seinen glänzendsten Sieg erfochten hatte.

Dies Schlachtfeld mußte auch dem gemeinen Manne eine erhöhte Begeisterung und Siegeszuversicht einflößen und ihn anspornen, es seinen Kameraden von damals gleichzutun. Im kaiserlichen Lager scheint man allerdings geglaubt zu haben, Torstensohn wolle um jeden Preis einer Schlacht ausweichen. Und wenn Torstensohn tatsächlich abzog, – was auch nicht sehr glaubhaft klingt – , ‚damit er (der feind) sich vmb so viel mehr einbilden möchte / ob stünde man auff dieser (Torstensohns) Seiten gegen jhme in Forchten’, so erreichte er, was er wollte, denn in Seehausen glaubte alles fest ‚daß der Feindt fortlauffe’.

Am 23. früh gingen die Kaiserlichen mit mehr Siegesgewißheit in den Kampf, als ihrer Sache gut war. Torstensohn hielt sich die ganze Nacht kampfbereit und war ‚gantz still ohne Fewer anzumachen / mit gesattelter vnd gantz allerter Reuterey’ biß Sontags den 23. Octob. deß Morgens dann ‚Losung zu der Betstunde gegeben’. Die Kroaten aber zeigten sich bereits, ehe ‚die betstunde vollendet’.

Das frühzeitige Auftauchen der leichten feindlichen Reiter benachrichtigte Torstensohn rechtzeitig, daß man drüben schon näher an die Stellung der Schweden heran war, als Torstensohn gedacht hatte. Überdies zeigte sich bald genug, daß die Kaiserlichen im rechten Winkel zur schwedischen Schlachtreihe standen, so daß Torstensohn gezwungen war, eine Viertelschwenkung um seinen linken Flügel auszuführen, wenn anders er nicht gewärtig sein, von den Kaiserlichen in der Flanke gefaßt zu werden.

Früh sieben Uhr sollen dann die Kaiserlichen ‚ganz ankommen’ sein. Das ist zweifellos der Augenblick, wo die Schweden die volle Schlachtreihe ihrer Feinde erblickten. Diese war noch im Dunkeln aus Seehausen ‚in bataglia’ aufgebrochen und geradeaus nach Nordwesten gezogen, wobei sie den Knietzschkebach zur Linken ließ. Als Richtungspunkt für den linken Flügel scheint man dabei das ‚Trinckische Wäldlein’ genommen zu haben, das schon 1631 von Beutung gewesen war.

Der Umfang des Holzes muß damals bedeutender als heute gewesen sein, immerhin war es noch nicht so umfänglich, daß die kaiserlichen Feldherren ihm irgendwelche Beachtung schenkten, was sie bitter bereuen sollten. ‚So bald man also marchirende vber ein Wäldtlein kommen’, d. h. es also schon im Rücken hatte, sah man die Schweden anrücken. Da die Sonne am 23. Oktober (nach heutiger Rechnung war es der 3. November) 706 Uhr aufgeht, konnte man den Feind auch nicht viel eher ‚sehen’, wodurch wir eine Bestätigung der ersten Angabe erhalten, daß sich beide Heere etwa um 7 Uhr zu Gesichte kamen. In den Reihen der Kaiserlichen herrschte große Siegeszuversicht, denn man wußte sich erheblich überlegen, hatte man doch 54 Schwadronen = 5400 Pferde und 12 Regimenter zu Fuß = 16000 Mann, also etwa 21/22000 Mann, dabei war das starke Fußvolk ‚eytel alte gute Knechte’.

Die genaue Schlachtordnung der Kaiserlichen war folgende:

Rechter Flügel

Kroaten

Lacorvo         {  o

“ “                  {  o                                    Münster                o

Neu-              {  o                                    Bornival                o

Piccolomini   { o                                     Hanau                 { o    II. Treffen

“  “                   { o

Sperreuter      {  o           I. Treffen       Cappaun             { o

Jung-               { o                                        “   “                   { o

Montecuccoli { o                                     Lüttich                { o

Bruoay            { o                                          “   “                  { o

{ o                                     Rambsdorf             o

Alt-                  { o

Piccolomini   { o                                       Spiegel                o

Misling           { o

“   “                  { o

13 Schwadronen                                          10 Schwadronen

Im ganzen umfaßte demnach der rechte kaiserliche Flügel rund 23 Schwadronen und enthielt die eigentliche Garde zu Roß: die alten Regimenter Piccolomini und Montecuccoli. Dem rechten Flügel sollte also offenbar die Hauptaufgabe zufallen, wie dies ja damals fast immer üblich war.

Das Mitteltreffen enthielt, nach dem Vorbilde der alten Stoßschlachthaufen, das gesamte Fußvolk.

Mitteltreffen

I. Treffen                                                    2. Treffen                       Stabswacht u. Reiterreserve

Leibregiment zu Fuß    Gonzaga              Leibregiment zu Roß      Dufour      o o

o o o

Soys                                     Ranft               Piccolomini

Fernamond                                                   Leibschwadron  o

Wangenheim

Wevel

Don Felix                           Lesly                        Schleinitz

zu Roß    o o          Columba       o

Caretto                             Franz Albrecht

Moncada

8 Regimenter                4 Regimenter        6 Schwadronen              3 Schwadronen

12 Regimenter                                               9 Schwadronen

In dem Mitteltreffen ist der alte spanische Viereckshaufen fast ganz aufgelöst. Nur die beiden mittelsten Doppelregimenter erinnern an die reine Massenanhäufung. Offenbar hatte man auf kaiserlicher Seite eingesehen, daß der leichtbeweglichen schwedischen Aufstellung mit den alten Kriegsmaßnahmen doch nicht beizukommen war. Die Reiterei hinter der Fußvolkstellung war in dem Umfange nicht vorgesehen gewesen. Leibregiment zu Roß und Piccolomini-Leibschwadron hatten allerdings die Stabswacht bilden sollen. Die beiden sächsischen Schwadronen von Schleinitz zu Roß aber waren erst eingetroffen, als die Schlachtordnung schon fertig entworfen war. Um nun nicht alles umzuwerfen, stellte man diese Abteilung zur freien

1. Treffen                                     2. Treffen

Buchheimb            o o o                   X           X Der bezeichnete Platz war zu Beginn des

Nikola                          o                                     Kampfes unbesetzt. Erst im Laufe der

Alt-Heister                   o                                   Schlacht rückte hier Schleinitz zu Roß ein.

Jung-Heister               o              Knoch                    o

Wintz                            o              Gall                     o o

Vorbauer                     o             Callenberg           o o

Gonzaga                o o o              Warlowsky             o

Madlung                      o              Burgsdorff           o o

Pompeio                       o

12 Schwadronen                        8 Schwadronen

Verfügung des Oberbefehls dicht neben die Stabswacht. Die drei ganz rückwärts aufgestellten Schwadronen (2 von Dufour, 1 von Columba) hatten wohl in erster Linie das Gepäck zu decken und die Aufgabe der heutigen Feldschutzleute; nämlich etwaige Drückeberger nach vorn zu schieben.

Im ganzen besaß der linke Flügel 3 Schwadronen weniger als der rechte. Ein weiterer Nachteil war es, daß sich seine Linie 1 außer den Regimentern Gonzaga und Buchheimb aus einer Anzahl kleinerer Einzelverbände zusammensetzte, was die Geschlossenheit natürlich nicht erhöhte. In diesen beiden Umständen ist wohl auch der Grund zu suchen, weswegen dieser Flügel so rasch und gründlich zusammenbrach. Den Befehl über den linken Flügel führte, wie schon erwähnt, Graf Buchheimb.

Die schwedischen Verbände waren folgendermaßen gestellt:

Rechter Flügel

I. Treffen                                                                  II. Treffen

Befehlshaber Generalwacht-                    Befehlshaber Generalwachtmeister Stallhanske

Meister Wittenberg

Leibregiment           o o                             Derfflinger                   o o o

Hessen                   o o o                             Wittkopf                          o o

Thubald                 o o o                             Toll-Wrangel               o o o

Höcking                 o o o                             Polen                               o o

Kinsky                      o o                              Tortz                                o o

13 Schwadronen                                       12 Schwadronen

Mitteltreffen

I. Treffen                                         II. Treffen                     III. Treffen

Generalwachtmeister Axel Lilie

G. Wrangel                                      Axel Lilie                     Maul

Mortange                                         Schlieben                     Plettenberg         Reiter    o o o

Lilie Höck                                         Pfuel                            Altes Blaues

Baner                                               Jesuwitzky

4 Regimentr.                                   4 Regimentr.                 3 Regimentr.      3 Schwadr.

Auffällig an dem schwedischen Mitteltreffen ist seine tiefe Gliederung, während das Kaiserliche mehr breit gegliedert war.

An der Gliederung des linken schwedischen Flügels fällt die Schwäche seines zweiten Treffens auf. Vermutlich setzte Torstensohn hier alle irgendwie verfügbaren Kräfte in das erste Treffen ein, weil er sonst eine Übermacht des starken rechten Flügels, vielleicht sogar eine Umklammerung fürchtete. Immerhin war diese breitgezogene, dünne Reihe ein Wagnis, das auch um ein Haar schlimm für die Schweden ausgeschlagen wäre.

Linker Flügel

I. Treffen                                                              II. Treffen

Befehlshaber                                                        Befehlshaber Generalmajor Graf Königsmarck

Generalwachtmeister Schlange     o o o

Wittenberg                                        o o              Seckendorff                    o

Schlange                                            o o

Kratzenstein                                     o o               Diedemann                o o o

Douglas                                              o o

Billinghausen                                    o o              Lilie Höck                     o o

Mitzlaff                                              o o

15 Schwadronen                                                 6 Schwadronen

In vorgezeigter Ordnung begegneten sich also um 7 Uhr die Feinde. Den Gang des ersten Kampfteiles lassen wir am besten Piccolomini selbst erzählen.

‚Unterdessen der Feind sonderlich mit der Cavalleria von rechten Flügel auff vnseren deß Lincken zu avanciren fortgesetzt / in ein Dorff auff selbiger seithen gelegen / (Wiederitzsch) von welchen er auff vns zu dringen vber einen Paß (Rietzschkeübergang) vnd Höhe (Höhe 123, 6 südlich des Birkholzes = Trinckisches Wäldchen) zu marchiren hatte / was von Infanterie gelegt / allwo von den vnserigen die occasion den Feind in solchem Vortel vorzukommen / vnd die verhoffte Oberhand zuerhalten vbersehen worden / vnd also auff vnsere gleicher gestalt anziehende zusetzen nicht gefeuert (gefeiert = verabsäumt) / denn zwar von etlichen Squadronen dapffer gegenwehr gethan / der mehrere theil aber die Rücken gewendet / in Disordre davon lauffende / vnd ob zwar zwey oder drey Squadronen von der Reserve / welche die fordere zu secundiren hatte / jhr davor gethan / so nahmen doch die andere auch die flucht / vngeachtet Ihr Ertzfürstl. Durchlaucht jhnen nachschicketen / selbst in Person vor den Regimentern sich setzeten / vnnd die Officirer / mit ermahnung / bitten / straffen / vnd auch schlagen trieben / so hat es doch die präsentz Hochheit vnd Exempel eines so grossen Potentaten ausser etlicher sehr wenigen zurück nicht bringen können’.

Der Verlauf des Flankenangriffes war also: es war Torstensohn nicht entgangen, daß die Kaiserlichen ihre linke Flanke vernachlässigt und den Ritzschkeübergang sowie das Dorf Klein-Wiederitzsch nicht besetzt hatten. Er warf also Fußvolk hinein (‚was von der Infanterie geleget’). Von dieser gedeckt ritt Generalmajor Wittenberg mit der ersten Reiterreihe an und dam dem kaiserlichen linken Flügel in die offene linke Flanke.

Wie es dabei auf kaiserlicher Seite zuging, berichtet der sächsische Oberst Kurt Reinecke von Callenberg in seiner ‚Verantwortung’ vom 29. November 1642. Darnach war gleich zu Beginn der Schlacht auf kaiserlicher Seite manches nicht in Ordnung. Der Erzherzog forderte erst alle Regimentskommandeure zu sich, dann kam plötzlich der Gegenbefehl: sie sollten bei ihren Verbänden bleiben. Nun ritten der Generaladjutant Fuchs, Oberst Gall, und endlich auch der Erzherzog ‚selbsten mit entblösten Degen’ die Regimenter ab. Das sah sehr schön und kriegerisch aus, ‚wie aber Ein Esquadron den anderen secundiren sollen ist /: vielleicht wegen kürze der Zeit nicht befohlen worden’. Zudem hatte man ‚vorhergehendes tages die Battaglia geendert’, so daß man erst recht nichts Genaues über die gegenseitigen Hilfs- und Vereinigungsbewegungen wußte. Der Unterschied zwischen der Callenbergischen ‚Battaglia’ und der im Theatrum Europaeum dürfte wohl auch darauf zurückzuführen sein, daß das Theatrum Europaeum eben die alte, erst im letzten Augenblicke dann geänderte aufnahm.

Ein weiterer Fehler war bei dem Aufmarsche insofern begangen worden, als man die Abstände der beiden Treffen nicht innegehalten hatte. So war daß zweite Treffen dem ersten ‚so nahende (daß) alß die Avantguarde getroffen ward vnd sich gewendet / Sie gantz baldt bey vnß gewesen’.

Die Schweden überrannten nämlich gleich beim ersten Angriffe, – obschon sie den Rietzschkebach überschreiten mußten, was für Regimenter zu Roß leicht gefährlich werden konnte – , die äußerste linke Schwadron der Kaiserlichen (Pompeio). Hans Georg von Madlung riß nun sofort aus, das ganze erste Reitertreffen schloß sich an und prasselte gegen das eigene zweite Treffen. Zunächst versuchten Oberst Gall und Callenberg auch, es aufzuhalten. Als sie aber sahen, daß ihre eigenen Schwadronen dabei in Gefahr kamen, umgerannt zu werden, gingen sie selbst zum Angriff über, um so die Flüchtigen mit nach vorwärts zu reißen.

Callenberg warf zunächst eine überlegene feindliche Schwadron, wurde dann aber von vier anderen schwedischen in der Flanke gefaßt und ging ‚mit etwas weniger, aber nicht achtender Zerrüttung auff ein 100 Schritt zurück’. Seine zweite Schwadron geriet nach links von ihm ab, ward aber von Oberst Gall noch zweimal zum Angriffe geführt. Nachdem sich Callenbergs Schwadron neu geordnet hatte, ritt sie wieder an, überflügelte auch von rechts schwedische Schwadronen ‚so Rothe Standarten geführet’, doch ward sie wieder in der Flanke gefaßt, so daß sie ‚viel Officirer vnd Reutter todt vnd gefangen im stich laßen müßen’ und ‚über hundert Schritt’ zurückwich.

Trotz allem hatte Callenberg seine Truppe noch in der Hand und vereinigte sich mit ‚etzlichen Gallischen Standarten, zwei von Warlowsky, ‚vnd den Obristen Leutenant von Jungk Heister’, – der Oberst Heister war bereits beim ersten Angriffe gefallen, als er vergeblich seine Leute zu halten versuchte – ‚welcher veber seine Reutter geclaget’, (weil sie ohne Widerstand davongegangen waren). Im ganzen hatte Callenberg ‚kaum noch in 50 Pferde’. Die ganze bunte Gesellschaft ritt darauf, von Oberst Gall geführt, nochmals an, überflügelte den Feind wiederum nach rechts, erhielt aber selbst von zwei schwedischen Squadronen Flankenfeuer. Damit brach der Angriff in sich zusammen. Der Kaiserlichen und Sachsen verloren viele Leute und ‚2 Standarten’. Doch, so berichtet Callenberg ‚habe ich mich herausgeschlagen und 25 biß 30 Pff. bey mir behalten’. Fünf schwedische Schwadronen haben sie ‚biß fast an daß Dorff, Jedoch dasselbe vf der Rechten handt laßende, da wir deß Nachts gestanden, (also Seehausen) geiaget’.

Dort traf Callenberg den Rittmeister seiner zweiten Schwadron, der ihm berichtete ,daß solche auch dreymahl getroffen’ (d. h. angeritten) ‚vnd dadurch gäntzlich ruiniret vnd von einander gebracht wordenn auch 2 Standarten nebenst den Cornetten verlohren. Zwar hatte sie dem Feinde selbst zwei abgenommen ‚aber nur eine darvon bracht’. Um die andere hatten sich die Sachsen selbst gestritten ‚die weiln von der andern daß Strohzeichen sobaldt nicht zu bringen gewesen (d. h. das Abzeichen der Schweden, die Kaiserlichen trugen weiße Binden am Arm. Wahrscheinlich hatten als die Reiter in der Hitze des Gefechtes ihren eigenen Kameraden, der die Standarte erobert hatte, für einen schwedischen Kornett gehalten), doch ein Wachtmeister hatte ‚daß Kröhnell mit gelb vnd blaven quasten darvon abgebrochen vnd behalten’.

In Seehausen traf fast alles zusammen, was den letzten Angriff mitgeritten hatte: einige Gallische Standarten, die zwei von Warlowsky ‚deren auch etzl. in voller verfolgung zu mir kommen’, sowie der Oberst Seduari [Fetuari; BW] (dessen Regimentsgehörigkeit nicht zu ermitteln ist). Daß schließlich alles wieder in dem Dorfe zusammenkam, beweist, daß dieser letzte Angriff gleich zu Beginn scheiterte und daß die Kaiserlichen sofort flohen, als sie Callenbergs Schwadron umringt sahen.

Callenberg, der Obristleutnant von Jung-Heister und Warlowsky wurden sich nun einig, daß der linke kaiserliche Flügel nicht mehr zu retten war. Daher beschlossen sie, auf den rechten Flügel zu reiten ‚[v]nnd daselbst vollents alß ehrliche Leute vnser Leben auffsetzen’. Als sie sich aber dem Flügel auf etwa 300 Schritte genähert hatten, sahen sie, daß dieser bereits ‚gegen Delitzsch’[40] durchging. Darauff ritt die Gruppe ‚in die 30 Pff. starck’ auch ab und zwar nach Taucha[41] zu. Es war nicht zuviel gesagt, wenn Callenberg erklärte: ‚mit Gott wohlgefälliger wahrheit kann ich meinen untergebenen Officirern vnd Reuttern daß Zeugnüß geben, daß sie treulich bey mir gehalten vnd gefochten auch nicht eher, alß oberzehlt den Plazs der Schlacht verlaßen’.

Von seinen Leuten waren 3 Rittmeister und 2 Kornetts ‚in erstem vnd andern treffen hauptsachlich verwundet’ worden; ‚habe ich von der Wahlstadt bringen laßen’. Rittmeister Spohr und des Obersten eigener Leutnant blieben, obschon auch verwundet, ‚vff mein zureden’ bei der Truppe und sind ‚darveber dritten treffens verlohren worden’. Unangefochten ritt Callenberg zuerst nach Taucha, von da nach Colditz[42] und schließlich nach Meißen,[43] wo er den Erzherzog fand. Es berührt angenehm, zu sehen, wie mitten im heillosesten Wirrwarr sächsische Reiter es waren, die den Schweden gegenüber die kaiserliche Waffenehre aufrecht erhielten.

Nicht viel Rühmliches ist von dem zweiten sächsischen Reiterregiment Haubold von Schleinitz zu berichten, daß unmittelbar neben dem Fußvolk des dritten Treffens hielt. Es muß gleich zu Beginn von dem fliehenden ersten Treffen mitgenommen worden sein. Besser fochten die fünf Kompagnien von Alt (Generalkriegskommissar) – Schleinitz zu Roß, die erst ‚deßelben tages, alß die bataglia geschloßen, nur zur Armee kommen’ und deshalb ‚zur Reserve hinter daß Fußvolck commandirt worden’. Ihr Befehlshaber, Rittmeister Lincke berichtet über seine Teilnahme an der Schlacht:

‚Alß der lincke flügel in der Flucht’ sein Heil suchte, holte Piccolomini die Sachsen persönlich an den bedrohten Punkt. ‚Alß ich nun deßen commando zu pariren fortgangen, habe ich niemantß mehr gefunden, außer ein Regiment, so gleich vom feindt rebüschiert. Weil vnß aber der feindt gesehen, hat er selbiges verlaßen, vndt sich alsobaldt zurück an ihre Bataglia gezogen, gegen welche wier unß gesetzet, da sich auch etzliche standarten wieder zu unß gefunden. Alß aber der feindt avanchiert, seindt selbige alsobaldt inß feldt gezogen vndt also meine leuthe in confusion gebracht, welche ich aber zurück gehalten, vnndt wiederumb gesetzet, wir mier deßen der Herr Obrister Calenberg, denn ich in wenden angetroffen, vnnd zuletzt bei mir gestanden’ Zeuge sein kann. ‚Waß aber das vor Standarten, so bey vnß gestanden, weiß ich nicht’.

‚Alß ich auf den Lincken flügel kommen’, seindt alle Regimenter außer des Herrn. Obr. Calenbergß vnndt etzliche Standarten, welche wie oben gemelt, mier nicht bekannt, gestanden …’

Hier ist dem Schreiber ein Fehler unterlaufen. Dem Sinne nach müßte hier statt ‚gestanden’ ‚fortgewesen’ stehen. Da er aber gleichzeitig daran dachte, da´Callenberg und ‚etzliche Standarten’ allein noch standen, hat er beides durcheinander gebracht, und so ungereimtes Zeug geschrieben.

Auch Lincke schloß sich dem Reste an, der zum rechten Flügel reiten wollte; ‚alß wier aber an daß Holtz kommen, ist vnß selbiger (der rechte Flügel) in confusion begegnet, mit denn wier dann fortgegangen’. Auf der Flucht fanden sich Trümmer von Cappaun [Kapoun; BW] zu Roß samt dem Obristen Albrecht Weickhardt Cappaun, von Haubald von Schleinitz zu Roß und der Oberst Moncada, der sein Regiment zu Fuß verloren hatte, zusammen. Lincke ist ‚mit ihnen biß Eilenburgk fortgangen’. Von dem ganzen linken Flügel hatte sich nur Nicolai bei dem Fußvolk gehalten, auch die Schweden ‚offt zurück’ geworfen. Als aber schließlich Oberst Nicolai fiel, gingen seine Leute ebenfalls durch und haben die ‚Infanterie bloßgelassen’.

Wie im einzelnen der übrige Kampf auf dem zuerst gebrochenen linken Flügel verlief, wissen wir nicht. Zu seiner Auflösung mag beigetragen haben, daß Generalwachtmeister Baron de Soye, der die 8 Schwadronen des äußeren linken zweiten Treffens führte, gleich im Anfange ‚bald Todt’ vom Pferde sank. Von den übrigen Regimentern haben wir folgende Verlustangaben:

Buchheimb                           – Obristleutnant gefallen

Nicolai                                  – Oberst gefallen

Alt-Heister                            – Obristleutnant Stahl verwundet

Jung-Heister                          – Oberst gefallen

Wintz                                     – Oberst gefallen

Vorhauer                               – Oberst verwundet und nach Leipzig gerettet

Don Luis Gonzaga                – Oberst gefallen

Madlung                                – Ohne Widerstand geflohen

Pompeio                                – Oberst verwundet

Warlowsky                            – Oberst verwundet“.[44]

„Der auffällig hohe Verlust an hohen Offizieren bei den übrigen Regimentern scheint darauf hinzuweisen, daß nur die Chargen ernstlich widerstanden und außer Vorhauer, den seine Leute nach Leipzig retteten, von den Ihren einfach im Stiche gelassen wurden, was dem Geiste des kaiserlichen Heeres kein schönes Zeugnis ausstellt. Die Schweden selbst geben an, sie wären über die Kaiserlichen hergefallen, während deren ‚lincker Flügel von der Cavalleri sich noch nicht recht in Bataglia zustellen Zeit gehabt’, sie ‚in grosser furi angegriffen’, so ‚das selbige wie auch die Infanterie alsobalden in confusion gebracht worden’. Das war aber nicht das gesamte Fußvolk des Mitteltreffens, sondern nur das Regiment Moncada zu Fuß, dessen Oberst in der Reiterflucht wieder auftaucht, also wohl mitgerissen ward. Sein Obristerwachtmeister Bauer fiel, sein Obristleutnant ward gefangen genommen.

Erheblich günstiger stand das Treffen auf dem rechten kaiserlichen Flügel. Hier wurden die schwedischen Reiter arg bedrängt und vor allem durch das Verschwinden ihres Vortreffenführers, Generalmajor Schlange verwirtt (‚weil sonderlich das Vngluck den Herrn General Major Schlangen betroffen / daß Er alsbald im Anfang geblieben’). Er ward ‚tödlich geschossen / vnd gefangen vnter den flüchtigen Reutern davon geführt / aber in einem Dorff gestorben / vnd von den Keyserl. liegen blieben / vnd im Nachhawen von den Schwedischen wiederumb gefunden worden’. Seine Leiche ward endlich am 15. Dezember zu Leipzig in St. Nicolai beigesetzt.

Auch das Regiment Baner zu Fuß wurde mit überrannt. Dessen Oberst, ‚der junge Baner’ berichtet, daß er schon ‚vor meinem Regiment haltende’ durch den Arm geschossen ward. Im folgenden Handgemenge erhielt einen Pistolenschuß ‚ins gesicht / zum Maul hinein / vnd beim Ohr wieder herauß’. Dann nahmen ihn Reiter von Alt-Piccolomini gefangen. Sofort begannen sie ihn ,außzuziehen’ und haben ‚allerhand Thätligkeiten vndt vmbarmhertzig procedere mit mir vorgenommen’. Der Quartiermeister von Haubold von Schleinitz zu Roß kam dazu, beredete die Reiter, ihm den Gefangenen zu überlassen, und brachte ihn zu seinem Obersten, der ihn nach Dresden mitnahm. Später behauptete dann Oberst Albrecht Weickhardt von Cappaun [Kapoun; BW], seine Leute hätten den ‚Jungen Baner’ gefangen und Schleinitzens Leute hätten ihnen den Gefangenen ‚mit gewalt’ abgenommen. Diese ziemlich dreiste Lüge widerlegt aber Baners eigene ehrenwörtliche Aussage.

Doch die kaiserlichen Reiter des ersten rechten Flügeltreffens verfolgten ihren Vorteil nicht, sondern blieben halten. Piccolomini, der sah, daß sich die Schweden durch Königsmarcks und des zweiten schwedischen Treffens Bemühungen wieder zu sammeln begannen, befahl einen weiteren Angriff. ‚Wie aber diese zum chargiren giengen / fingen die Squadronen vom rehten (sic !) Flügel des Feinds / so mitten auff der Campagna stille gehalten / in starckem trab zu avanciren / vnd sich in die rücken vnserer Reuterey vom rechten Flügel zu setzen’ an. Darauf ergriff die gesamte Reiterei des kaiserlichen rechten Flügels die Flucht ‚gestalt denn auff der Wahlstadt mehr nicht dann zwey Squadronen noch geblieben / eine von der Ertzfürstl: Durchl: vnnd die andere von der Piccolominischen Leibguardi / deren erste der Obriste Misling  vorgestanden / den anderen aber der Cavalier Tempi zu commandiren gehabt / vnd dann fünff zu Fuß / neben welchen die andere sich wiederumb in Ordnung gestellet’.

Aus Piccolominis Angaben können wir entnehmen, daß auch das Fußvolk schon zurückgehen mußte. Anfangs hatte sich die Schlacht im Mitteltreffen recht günstig entwickelt. ‚Wegen zu hoher Pflantzung’ trafen die schwedischen Geschütze nicht, dagegen rissen die kaiserlichen Stückschüsse, die zum Teil mit ‚Kettenkugeln’ (einer Art Schrapnells) ‚wider Kriegsgewohnheit (d. h. gegen das Völkerrecht !) feuerten, bedenkliche Lücken in die schwedischen Reihen. Ein solcher Schuß aus ‚einer halben Canone’ hat ‚zugleich diese 5 Personen und Pferde getroffen / als den Herrn Generaln Feldmarschalln Excell. (Torstensohns) Pferd / negst hinter dem Sattel durch den Ruckgrad / so nahe am Leibe / daß Ihr Excell. Occasion-Peltz (d. h. der Pelzrock, den Torstensohn in der Schlacht zu tragen pflegte) ein Loch / mehr als ein Kopff groß davon bekommen. Item des Herrn Pfalßgraffen Fürstl. Gn. Pferd / darauff Sie gesessen / durch den Hals / der Herr Obrister vnd Assistenz Rath (Grubbe) mitten durch den weichen Leib (Unterleib) / Herr Rittmeister Rakenow durch den Peltz vnd sein Pferdt todt / vnd dessen deß jetzt gemeldten Herrn Obristen Gruben Diener das Bein ab / davon er auch gestorben’.

Die Art der Verwundungen beweist, ebenso wie die Angaben über die geringe Wirkung der schwedischen Geschütze, daß die schwedischen Reihen etwas höher als die Kaiserlichen standen. Darnach wird sich die schwedische Geschützstellung etwa an dem Punkte 128, 8 an der Kunststraße Podelwitz-Wiederitzsch befunden haben, von wo aus das Gelände ganz allmählich zum Kietzschkebach hinunter bis zum Punkte 123, 6 (wo der kleine Wassergraben von der Birkaue in die Knietzschke einmündet) absinkt. Es gelang sogar der rechten Seite des Mitteltreffens, den Regimentern: Leibregiment, de Soye, Don Camillo Gonzaga, Ranfft und Wangenheim (alle zu Fuß) sich vorübergehend der schwedischen Stücke zu bemächtigen. Ihr Befehlshaber, Don Camillo Gonzaga, führte sie mit gezogenem Degen vorwärts. Aber im entscheidenden Augenblick brach die Reiterei des linken Flügels weg und öffnete so die Flanke. Die linke Hälfte des Mitteltreffens war wohl nie weit vorwärtsgekommen. Ihr äußerstes linkes Flügelregiment Moncada wurde in die Flucht der linken Flügelreiterei mitgerissen. Der Oberbefehlshaber dieser Truppenteile General-Feldzeugmeister Freiherr von Fernamont war ‚bald nach angegangenen Treffen gefangen worden’. Deshalb mußte das ganze Fußvolk zurück. Die Schweden drückten nach, eroberten nun ihrerseits die feindlichen Stücke und die beiden Fußvolkmassen standen plötzlich ‚pique gegen pique’.

Im Rücken des kaiserlichen Fußvolkes aber befand sich das mehrfach erwähnte ‚Wäldtlein’. Die Schweden fürchteten, die feindlichen Verbände zu Fuß möchten sich dieses natürlichen Verhaues bemächtigen, um so ihren Rückzug zu decken. Deshalb warf sich der Generalwachtmeister Lillie Höck an der Spitze einer gemischten Abteilung aus Fußvolk und Reiterei zwischen das Gehölz und die noch stehende Masse des kaiserlichen Fußvolkes, bedrohte also bereits ihren Rückzugsweg.

Inzwischen war ein Sammlungsversuch, den der Erzherzog persönlich auf dem rechten Flügel machte, nach einem kleinen Erfolge, – zwei schwedische Squadronen wurden zersprengt, – gescheitert, und die mühsam zusammengeholte ‚etzliche Reutery’ stob in alle Winde. Aber auch Lillie Höcks übereilter Angriff mißlang. ‚Mit wenigen Bedienten’ seinen Leuten vorauseilend geriet er in des Erzherzogs Leibregiment zu Roß und ward vom Pferde gestochen. Das ist der Kampf, den Piccolomini wie folgt beschreibt:

‚Zwischen das Wäldlein vff (sic ! und ?) die unserigen setzten zwar etliche Schwedische Reuterey vnd Fußvolck / wurden aber die Reuterey von der ertzherzoglichen Leibguardia chargiret / vnd das Fußvolck von einer Squadron der vnserigen zu Fuß zu schanden gemacht / also daß man wiederumb die Infanteria der lincken Hand waß remittirt hatte’.

Doch das Fußvolk war nicht mehr zu halten. Als es in seinem Rücken den Lärm des Gefechtes vernahm, glaubte es sich umgangen. Und nun brach die Estampeda los. Nur noch ein Gedanke beherrschte den gemeinen Mann: in den Wald können die schwedischen Reiter nicht nach. So geschah es: die Fußknechte ‚lieffen gantz zusammen / die ordnung des Fechtens verlassende’. Dabei ließen sie kaltblütig ihre hohen Offiziere im Stiche, genau so, wie es die Reiter des linken Flügels meistenteils getan hatten. Generalfeldzeugmeister Soys versuchte vergeblich, mit seinem Regimente die ihm unterstellten Stücke zu retten, ‚ja stellete sich letztlich in Person vor sein Regimente / vnnd blieb bei selbigen / biß die sämptliche Infanteria in confusion gerathen / vnd er gefangen worden’. Ähnlich erging es dem Generalwachtmeister Webel.

Zweimal war er schon in die Gewalt der Schweden geraten, ‚so errettet er sich gleichwohl durch seinen Valor vnnd Beystand etlicher der vnserigen / und setzte sich wiederumb zu seiner Infanteria (seinem Regimente) solche in Ordnung zu stellen ‚biß auffs letzte’, und als auch sein Regiment durchging, warf er sein Pferd herum und suchte seinen hohen Feldherrn. Diesen fand er in großer Bedrängnis. Als das Fußvolk auseinander und in den Wald hinein stob, setzte Piccolomini seine letzten beiden Schwadronen ein: die eine von Erzherzog Leibregiment, die andere von seiner eigenen Stabswacht. Aber auch diese konnten nur ‚mit hinterbleibung ihrer viel sich durchschlagen’.

Der Erzherzog kam selbst ‚in die höchste Gefahr / indem ihme schon der Carabiner an die Seite gesetzt wurde / welcher doch versagte’. Eine Art rasch gebildeter Leibwache warf sich vor den ritterlichen Habsburger: der unermüdliche Generalwachtmeister Webel, Oberst Mißling und die beiden Obristen und Grafen Hannibal und Camillo Gonzaga. Sie brachen ihm Bahn durch die Schweden und retteten so ihren Feldherren wenigstens vorm Tode oder vor schimpflicher Gefangenschaft. Piccolomini wurde nach Leipzig abgedrängt und fand trotz höchster Gefahr noch Zeit, dem dortigen Befehlshaber, Joachim von Schleinitz, den Ausgang des Treffens zu berichten, wie denn Schleinitz von ihm schreibt, ‚welcher nach dem treffen am Petersthor mit mir geredet’.

Damit war die Schlacht vollends entschieden. Die Reiterei jagte in alle Richtungen der Windrose davon: das Fußvolk war im Gehölze eingekeilt, das sich nun als richtige Mausefalle entpuppte. Kaum waren die Kaiserlichen drin, als Torstensohn begann, ‚sofort darauff den Walde canoniren vnd anfallen (zu) lassen / daß Sie (die Kaiserlichen) endlich daraus weichen müssen / da dann mehr bemelte Kayserliche Infanterie so bald sie ins flache Feld gekommen / von der Schwedischen Reutherey vmbringet / vnnd was nicht niedergemacht / gefangen genommen / gestalt dann zu diesem mahl allein bey 3000 Mann bekommen worden / die da meistentheils sich so fort gutwillig ohne einigen Zwang vntergestellet / vnd sampt ihren Fahnen Compagnienweis / so viel derer dabey noch vbrig gewesen / neben der Schwedischen Bagage hergemarchiret / nicht anders als wenn Sie solcher Parthey geschworen hetten’.

Die Ungarn und Kroaten ‚die noch nie bey einer solchen Hatz gewesen / sondern neulich in Meissen[45] bey die Armee kommen’, sahen erst dem Kampfe zu, – sie waren ja auch eigentlich mehr Aufklärungs- als Kampftruppen, – und als sie gewahrten, daß die Schlacht verloren war, machten sie einfach kehrt und ritten ab“.[46]

Der schwedische Sieg bei Breitenfeld am 2.11.1642 wurde propagandistisch auch in Pommern ausgenützt: „In Pommern zu Alten Stettin wurden die in letzter Leipziger Schlacht den Kaiserlichen aberhaltenen Fähnlein und Standarten, so neben des Reichszeugmeisters H. Johann Lille Hööks und des Gen. Commissarii Grubbens Leichen als den ersten Tag Jenner aufs Schloß gebracht, woselbst der Königliche Legat H. Johann Oxenstierna sie auf dem Platze öffentlich fliegen und jedermänniglich vorzeigen lassen, auch also mit Triumph, Freud- und Frohlocken diesem Jahr ein Anfang gemacht“.[47] Dagegen ist im „Theatrum Europaeum“ für die Ereignisse nach der Schlacht festgehalten: „Hingegen führete der Obrist Lillie-Höck / die grossen Stücke / so in dem Treffen für Leipzig bekommen worden / naher Schweden“.[48] Möglicherweise handelte es sich um einen Verwandten.

[1] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[2] Landsberg [Gorzów Wielkopolski, Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 446ff.

[3] Gartz a. d. Oder [Kr. Randow]; HHSD XII, S. 185ff.

[4] Oderberg [Kr. Angermünde/Eberswalde]; HHSD X, S. 300f.

[5] Eberswalde [Stadtkr./Kr. Eberswalde]; HHSD X, S. 165ff.

[6] Bernau [Kr. Niederbarnim/Bernau]; HHSD XI, S. 125f.

[7] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 842.

[8] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 70f.

[9] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[10] Sonnenburg [Kr. Oststernberg]; HHSD X, S. 464.

[11] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 71.

[12] GRIESA, Frankfurt/Oder, S. 34, Anm. 14.

[13] Altbunzlau [Stará Boleslav, Bez. Prag-Ost]; HHSBöhm, S. 4.

[14] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf,  Nr. 891.

[15] Wismar [Kr. Wismar]; HHSD XII, S. 133ff.

[16] Dömitz [Kr. Ludwigslust]; HHSD XII, S. 21ff.

[17] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[18] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[19] Fürstenwalde; HHSD X, S. 193f.

[20] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[21] Prenzlau [Kr. Prenzlau]; HHSD X, S. 320ff.

[22] Berlin-Neukölln; HHSD X, S. 86ff.

[23] THEATRUM EUROPAEUM Bd 4, S. 221.

[24] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.

[25] Nach der alten Zeitrechnung.

[26] Zittau; HHSD VIII, S. 371ff.

[27] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.

[28] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[29] Eilenburg [Kr. Delitzsch/Eilenburg]; HHSD XI, S. 100ff.

[30] Mügeln [Kr. Oschatz]; HHSD VIII, S. 236ff.

[31] Grimma; HHSD VIII, S. 128ff.

[32] Wurzen [ LK Leipzig]; HHSD VIII, S. 365ff.

[33] Seehausen, heute Stadtteil von Leipzig.

[34] Mockau, heute Stadtteil von Leipzig.

[35] Podelwitz, heute Ortsteil von Rackwitz [LK Nordsachsen].

[36] Wiederitzsch, heute Stadtteil von Leipzig.

[37] gehen ?

[38] Merseburg [Kr. Merseburg]; HHSD XI, S. 322ff.

[39] Halle a. d. Saale [Kr. Halle]; HHSD XI, S. 177ff.

[40] Delitzsch [Kr. Delitzsch]; HHSD XI, S. 73f.

[41] Taucha [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 343f.

[42] Colditz [Kr. Grimma]; HHSD VIII, S. 49ff.

[43] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.

[44] RUDERT, Kämpfe, S. 131ff.

[45] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.

[46] RUDERT, Kämpfe, S. 144ff.

[47] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 388.

[48] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 21.

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