Krug [Krueg], Caspar

Krug [Krueg], Caspar; Obristleutnant [ – 20.4.1634] Krug stand 1633/34 als Obristleutnant in hessen-kasselischen Diensten.

Als 1633 die Einnahme Münsters[1] durch Wilhelm V. von Hessen-Kassel scheiterte, wandte dieser sich gegen Bocholt.[2] „Er sandte seinen Generalmajor von Dalwigk [Franz Elger von Dalwig; BW] mit der Kavallerie nach Norden, um die Verbindung mit Knyphausen herzustellen, der sich der Ems nähern sollte; als Rückhalt für die Reiterei folgte der Major Krug mit 250 Musketieren. Dieser konnte den Auftrag, sich in den Besitz von Ahaus zu setzen, nicht ausführen, da unvermittelt Kavallerieeinheiten Bönninghausens erschienen und die hessischen Reiter bei Wessum,[3] nordwestlich Ahaus,[4] überfielen. Zwar hielten sich die Musketiere auf dem Friedhof, mußten sich aber bald zurückziehen, und die Verbindung zu Knyphausen konnte nicht hergestellt werden“.[5]

„Durch die ungestörte Winterruhe gestärkt, gingen indes Bönninghausen und Geleen zum Angriff gegen die Protestanten über. Bönninghausen verließ Ende März das Sauerland, zog den Obristen [Heinrich Leo v.; BW] Westphalen, der mit 24 Reiterkornetts um Brilon[6] stand, und die Obristen Osterholt und Eremite [Bracht] mit 21 Kompanien aus Büren[7] und Geseke[8] an sich und hielt zwischen Boke[9] und Salzkotten[10] General-Rendezvous, wo am 10. April [1634] auch Geleen zu ihm stieß, der alle aus Minden,[11] Nienburg[12] und dem Münsterland aufgebotenen Garnisonen zusammengezogen hatte. Beider Streitkräfte zählten gegen 10 000 Mann. Groß war die Spannung, ob sie Hessen brandschatzen, Paderborn[13] wegnehmen oder sich der Weser nähern und Hildesheim[14] entsetzen würden. Melander [Holzappel; BW] mußte seine Garnison Dorsten[15] verlassen und rüstete sich zum Abmarsch an die Diemel, als bekannt wurde, daß die Ligaarmee zwischen Paderborn und Detmold[16] zur Weser marschierte. Am 13. April überschritt sie den Fluß zwischen Holzminden[17] und Höxter,[18] unangefochten von Herzog Georg, der nur einen Tagesmarsch weit in ihrer Flanke stand und auf schwedische Verstärkungen unter dem Schotten Jakob King wartete. Geleen und Bönninghausen begannen am 15. April mit der Beschießung von Höxter. Der hessische Stadtkommandant Obristleutnant Kaspar Krug wies die wiederholte Aufforderung zu akkordieren, trotzig zurück, unterstützt von der Bürgerschaft, die auf das Erscheinen des in der Nähe stehenden Herzogs Georg vertraute. Aber der Herzog kam nicht, am 20. April drangen die Kaiserlichen durch mehrere Breschen in die Stadt, die in Flammen aufging. Die erbitterte Soldateska machte Besatzung wie Bürgerschaft nieder, den um Schonung (Quartier) Flehenden erwiderten die Eroberer ‚Salzkotter Quartier‘, auf die Behandlung der Stadt Salzkotten anspielend. 1500 Leichen sollen, um sie nicht begraben zu müssen, in die Weser geworfen, nur 30 Bürger am Leben geblieben sein. Die Stadt sah alle Greuel eines im Sturm eroberten Platzes; selbst der Abt und die Mönche von Corvey entrannen nur mit knapper Not dem Verderben. Drei Tage lang wurde – nach dem damaligen Kriegsrecht – geplündert“.[19]

Die Eroberung Höxters am 20. April 1634 hat ihren Niederschlag in den Aufzeichnungen des Chronisten Olxheimb[20] gefunden: „Zu damahligen commendanten Wernern würden noch mehr Hessische völcker undt ein obristlieutenant Caspar Krueg herein geschicket, welche alle miteinander in der statt gelegen, die wälle undt mauren mit Stecketten, pallisaden undt anderen nohtwendigen kriegesrüstungen bevestiget, bis endtlich im jahr 1634 am grünen donnerstag [13.4.1634; BW] herr Gottfridt Huy freyherr von Gleen [Geleen; BW] mit ohngefehr 7000 pferden undt 3000 zu fueß die statt berennet, an zweyen örteren, alß am Lucas hohle undt in Heistermans campe, wo mann nacher Corbey gehet, ein ordentliches läger machte, mit etzlichen 100 canonen schüßen undt 35 fewr granaten (so alle aber nichts außrichteten) tag undt nacht beschoß. Hierauff both er den belagerten einen accord an, allein der commendant auff vielfältige starcke vertröstung des entsatzes schlug sölchen rundt ab, ging also den 10. [20.] Aprilis daß arme Hüxar mit sturm über. Ach ! daß ich den jammer sölcher blütigen eroberung erzehlen muß ! Alles, waß sich nur blicken ließ, gerieth dem feindt in die händte, über 300 soldaten, 220 bürger undt mehr alß 1000 eingeflüchteter haußleuthen nebst vielen anderen frembden musten erbarmblich herhalten, nichts köndte dem feindt entrinnen. Die bürgere, denen noch auß gnaden daß leben geschencket wurde, musten woll 100, 200, 300 ja 700, 800 undt mehr thaler ranzion dafür erlegen. Die pforten der statt wurden alle zerschleifft, die wälle und mauren gantz verwüstet, kirchen undt schulen verheeret, alle adeliche häuser und höffe geplündert, undt ward auch ihre fürstliche gnaden abbt Johann Christoph [v. Brambach; BW] nebst dem capitul, so damahls in Hüxar waren, auff dem Bruderhoffe gahr nicht verschönet, sondern alles ihres geistlich habiets undt bey sich habenden sachen beraubet; die Weeserbrücke ward im grundt abgebrant undt alles grausamblich zerstöret, summa es war ein weesen der zerstörung Jerusalems, mann riß den Männeren ihre weiber auß den händen undt säbelte sie nach gethaner nothzüchtigung erbarmlich darnieder, mann schlagtet jung undt alt, kindtlein einer spannen lang. Da lagen die leichnamb der erschlagenenn auff den gassen wie daß geschlachtete vieh, undt dennoch übete mann seinen grimmen an ihnen, etzliche bestrawete mann mit pulver undt brante sie vollendts zu aschen, andere entkleidete mann undt weltzete sie im schlamm herumb ! Ach ! Wie kann ich alles melden. […] Alß Otto Ziegenhirts Hüxarischen secretarii haußfraw vernahm, daß die statt nun über undt über wäre, lieff sie mit zweyen kleinen unmündigen kinderen nach der brücken, setzte sich oben auff den pfeyler undt warff erstlich ihr söhnlein, so vor ihr stundt, hinnab ins wasser undt sprung mit einem [söhngen] säugenden kindt vollendts hernach“.[21]

[1] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[2] Bocholt; HHSD III, S. 87ff.

[3] Wessum, heute Ortsteil von Ahaus.

[4] Ahaus [LH Ahaus]; HHSD III, S. 9f.

[5] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 279; GEYSO, Beiträge II, S. 23f.

[6] Brilon [LK Brilon]; HHSD III, S. 119f.

[7] Büren [LK Büren]; HHSD III, S. 131ff.

[8] Geseke [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 253f.

[9] Boke [LK Büren]; HHSD III, S. 92f.

[10] Salzkotten [LK Büren]; HHSD III, S. 660f.

[11] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.

[12] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.

[13] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.

[14] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[15] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.

[16] Detmold [LK Detmold]; HHSD III, S. 156ff.

[17] Holzminden [LK Holzminden]; HHSD II, S. 240f.

[18] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.

[19] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 297f.

[20] Vgl. OLXHEIMB, Leiden, S. 87f., der eine abweichende Darstellung liefert.

[21] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 95ff.

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