Kracht [Cracht, Kranche], Dietrich von

Kracht [Cracht, Kranche], Dietrich von, Freiherr und Ritter; Obrist [1603 Brahme- 6.7.1657 Schlabendorf]

Dietrich von Kracht[1], der Sohn Balthasar von Kracht, „wie er sich selbst nennt, ‚ein Landsknecht, welcher nun schon in die 20 Jahre mitgeloffen’“,[2] soll 1627 noch in kaiserlichen Diensten gestanden haben. Unter dem Gesellschaftsnamen „der Beißende“ war er seit 1634 Mitglied Nr. 233 der „Fruchtbringenden Gesellschaft“.[2a]

In der Hannover’schen[3] Chronik heißt es:Den 23. Julii [1627] hat der Dänische Obrist Bauditz [Baudissin; BW], welcher in 5000 Mann von den Weimarischen noch bey sich gehabt, des Hertzogs [Adolf; BW] von [Schleswig-; BW] Holstein Regiment zu Roß und Fuß, welche der Wallensteiner dem Könige [Sigismund III. Vasa; BW] in Polen zu Hülfe commandiret hatte, gegen den König von Schweden (welches nicht geringe Ursache mit gegeben, daß der König in Schweden solches zu revangiren, gegen den Kayser A. 1630 den schweren langwierigen Krieg angefangen) bey Eschewitz[4] und Lübrunnen[5] geschlagen und ruiniret. Den 24. Julii ist gemelter Bauditz wiederum von dem Obristen Cracht und Obristen Pechmann von den Wallensteinischen Völkern bey Krentzin[6] und Friedenburg[7] mit Hülfe der Crabaten und der Bauren, welche die Bauditzschen niederschießen und schlagen helfen, geschlagen und seine Völker gantz ruiniret und zertrennet, daß Bauditz nur selb 10 davon gekommen. Dieses ist also der Ausgang und Ende der beyden Königl. Armeen unter dem Hertzog von [Johann Ernst v. Sachsen-; BW] Weimar und dem Mansfelder“.[8]

1632 notiert der schwarburg-sondershausische Hofrat Happe in seiner „Thüringer Chronik“: „Den 11. Mai [21.5.; BW] ist der Königliche Stadthalter [Löwenstein-Scharffeneck, Georg Ludwig v.; BW] zu Erfurt[9] mit 700 Mann zu Fuß und einem Cornet Reuter vor Heiligenstadt[10] gerücket, darauf sich sobalde in die 150 Crabaten zum Scharmützel praesentiret, als aber von den Musquetiren zweene erschossen worden, sind die andern ausgerissen, und sich nach Einbeck[11] reteriret. Die Heiligenstedter haben sich aber wacker gewehret, und obwohl Herr Graf von Löwenstein das eine Stadtthor [hat] abbrennen und die Stadt stürmen lassen, haben sie sich doch dermaßen gewehret, dass über 60 Löwensteinische Soldaten todt blieben, viel verwundet worden und der Herr Graf unverrichter Dinge wiederumb abziehen müssen“. „Den 18. Mai [28.5.; BW] ist der Herr Graf von Löwenstein abermahls vor Heiligenstadt gerücket und dasselbe belagert. Den 19. Mai [29.5.; BW] hat besagter Herr Graf die Stadt Heiligenstadt mit Stücken starck beschießen lassen. Die Besatzunge aber hat sich dapfer gewehret und ist Major Krachten vor der Stadt [am 29.5.; BW] ein Schenckel abgeschossen worden“.[12]

Am 4.4.1633 tauchte Kracht in Eisenach[13] auf: „Am nächsten Tag [4.4.1633; BW] erschien der Oberstleutnant Kracht in Eisenach, um sechshundert Taler bares Geld zu holen. Der Herzog [Johann Ernst v. Sachsen-Eisenach; BW], welcher diese Summe ebenfalls zugesagt hatte, ordnete an, daß der Rat schleunigst einige hundert Taler bei vermögenden Bürgern leihen und den Betrag dann an der eben ausgeschriebenen ‚Extraordinär Judicasteuer‘ einbehalten sollten. Es wurden hundertfünfzig Taler zusammengebracht und durch Hans David von Creuzberg dem Oberstleutnant Kracht ausgehändigt“.[14]

In der Mühlhauser[15] Chronistik heißt es: „Den 12. August [1633; BW] ist der Obristlieutenant Kracht mit 1 Compagnie zu Fuß nach Ammern[16] gekommen und hat dort über Nacht gelegen. Beim Fortziehen kommt eben der Sohn des Müllers von Dachrieden,[17] der mit noch einem Bauern ein Soldatenweib geprügelt hatte, wurde festgenommen und mitgeschleppt und sollte gehangen werden. Vor dem Erfurter Thor in D. Reinhards Garten hat man ihm das Abendmahl gereicht, indem er auf S. Martins-Kirchhof gebracht worden, und hat schon auf der Leiter gestanden und den Strick um den Hals gehabt, als ihn die Semner noch los gebeten haben“.[18]

„Anfang Oktober [1633; BW] erneuerte Wallenstein seinen Angriff, den er diesmal gegen die Oder und Berlin richtete. Hals über Kopf verließ Georg Wilhelm Berlin und flüchtete sich zuerst nach Brandenburg,[19] von wo er Wallenstein auf dessen Friedensangebote eine klare Absage zuteil werden ließ. Dann setzte der Kurfürst seine Flucht nach Stendal[20] fort, nachdem er von Banér die Zusage erhalten hatte, etwa 1000 Mann Kavallerie nach Brandenburg zu schicken, das der Feind sich unserer beiden alte und Neuen Statt Brandenburg nitt bemechtige. Bald darauf erschienen auch die brandenburgischen Obristen Volkmann und [Dietrich v.; BW] Kracht in Brandenburg, um die Befestigungsanlagen dieses Ortes einer kritischen Betrachtung zu unterziehen. In ihrem Bericht an den Kurfürsten heißt es, daß die Wälle und Schantzen sehr zu Grunde gehen, ja bereits bald gar eingefallen sein. Banér hielt Wort. Gegen Ende Oktober entsandte er das Kavallerieregiment v. Sparenburg [Jost Matthias v. Sparrenberg; BW] ins Havelland und stellte die Sendung weiterer 1000 Mann unter dem Obristlieutenant Wendel v. Bomsdorf in Aussicht. Am 27. Oktober konnte der schwedische Resident in Berlin, Transehe, dem Kurfürsten melden, daß auch bei unser Veste [Spandau[21]] einiges von dem Generalen Banier commandirten Schwedischen Volk zu mehrer Verwahrung derselben ankhommen. Dem Obristen Volkmann solle nur bald Befehl erteilt werden, den Kapitän Forchheimer mit seinem Volk aus Spandau abzuberufen, damit die Schweden die Festung besetzen könnten. Trotzdem nun alle Pässe des Havellandes besetzt wurden, glaubte der Kurfürst das Havelland noch nicht hinreichend gegen Feinde gesichert. Daher machte er am 9. November ‚aus Stendal dem Havelländischen Kreise bekannt, das, da die Gefahr vom Feinde von Tage zu Tage größer würde und alle Rettungs-Mittel, wenn sie nicht unverzüglich vorgenommen würden, kraftlos werden möchten, ohngeachtet man stündlich auswärtigen Entsatz gewärtig wäre, das Land-Volck aus Städten, Flecken und Dörfern, wie auch die Lehn-Pferde, vornehmlich aus den der Gefahr nächsten Kreise, dem Havelländischen, Ober-[22] und Nieder-Barnimschen,[23] auch Teltowschen[24] ungesäumt zusammen gebracht u. gegen Feinde ausgeführt werden müßte. Es sollten also obgemeldete Kreise, ohne Zeit zu verlieren, ihr Land-Volck aus Städten, Flecken, Dörfern, wie auch die Lehn-Pferde, nachdem sie dieselben mit Waffen, Munition, Unterhalt u. aller Zubehörung gebührlich versehen, nach denen Städten Alt- und Neu-Brandenburg als dem rendez-vous fortgeschickt und gestellet werden. Der Obrist-Lieut. Michel Lemke, dem der Churfürst das Commando aufgetragen, solle sie dort befehligen’“.[25]

1635 soll er in den Diensten Georgs von Braunschweig-Lüneburg gestanden haben, der wieder ins kaiserliche Lager abgeschwenkt war. Am 11.8.1635 ist er unter den ranghohen Offizieren aufgeführt, die nach dem Prager Frieden mit Axel Oxenstierna und Johan Banér in Magdeburg[26] eine gegenseitige Treueverpflichtung[27] unterzeichneten. Allerdings war er nicht persönlich anwesend. 12 Kompanien seines Regiments lagen im September dieses Jahres vor Magdeburg. „Truppen seiner Formationen biwakierten bei Goslar;[28] Oberst Kracht kommandierte sie. Um sich zu versorgen, war ihnen der Weg nach Wernigerode[29] nicht zu weit. Im benachbarten Amt Harzburg[30] bedienten sie sich leidenschaftlich“.[31] In den Aufzeichnungen der „Sechsmänner“ von Wernigerode heißt es: „Den 18. Dez. begehrt Herr Obrist Kracht, so dazumal mit seinen Völkern bei Goslar[32] herum gelegen von der Stadt an Proviant 900 Pf. Brodt und 2 Faß[33] Bier, welches ihm auf Gutachten gn. Herrschaft[34] von der Stadt gegeben und gesammelt worden, thun 359 Stück. –

„Den 28. Dez. begehrte Oberst Kracht zum andern Mal Proviant

(6000 Pf. Brodt            60 Thlr.[35]

3000 Maaß[36] Bier        80 Thlr.

Hafer 6 Wispel[37] 140 Thlr.

_________________________

Summa     280 Thlr.)

oder in dessen Entstehung in der Stadt auf sein Regiment Quartier zu machen, warum mit ihm accordirt, daß ihm an Statt dessen 50 (40) Thlr. ausgezahlet worden sein. (und 40 Thlr. das Land)“.

„Den 9. Januar. Herrn Ob. Kracht auf vorgezeigte Ordre des Fürsten [Georg, BW] von Lüneburg Quartier auf eine Kompagnie geben müßen, und ist mit ihm accordiret, daß wöchentlich Stadt und Land zugleich zu Verpflegung derselben, benebst einem Vierten Theil von Staabspersonen, gegeben 300 Thlr. Den 12. Januar empfängt Herr Oberster von der Stadt ihre versprochene Quote der 150 Thlr., wobei gebeten, solche Gelder zu vertheilen, damit sich die Soldaten selbst können unterhalten und also die Bürgerschaft von ihnen weiter nicht beschwert würde. Worauf  Herr Oberster sich erkläret, wenn die Gelder nicht voll da wären, könne er keine Austheilung machen, es hätten sich die Bauren vom Lande mit ihrem Gelde nicht eingestellet. Den 16. Jan. ziehet Herr Oberst Kracht darüber weg zu seinem General, Herzog Georg dem Fürsten von Lüneburg, nimmt das Geld in seinen Beutel und läßet die Last den Bürgern mit Unterhaltung seiner Soldaten auf dem Halse liegen. Den 23. Jan. begehret Oberst Kracht zum andern Mal von der Stadt die Verpflegungsgelder. Ob man sich wohl geweigert, solche Geld zu geben, weil man die Soldaten unterhalten müssen, wie es auch ohne das wider getroffenen Accord liefe, weil man die Soldaten unterhalten müssen, hat es doch alles nicht helfen wollen, und weil sie vorgaben, wen[n] die Gelder da wären, hätten sie Order alsbald zu marschiren; so hat man ihnen diese Gelder noch einmal, zu desto schleunigster Beförderung ihres Aufbruchs, ausgezahlet. – – Ist zwar die Trommel zum Aufbruch darauf geschlagen, ist aber nur ein lauter Spiegelfechten gewesen, und nichts daraus worden. Den 25. Jan. begehrt Oberst Krachts Kapit. Leutnant die Schlüssel zu allen Thoren  – – sind darauf folgendes Tages 4 Kompagnien Krachtsche Völker in die Stadt geführet, welche nur ein Nachtlager begehret, denen sie aber nicht nachkommen; sondern haben die armen Leute überaus sehr geschätzet,[38] deswegen ein Schreiben an den Fürsten von Lüneburg, sowohl an Oberst Kracht geschickt.

Den 5. Febr. werden Krachtsche Völker abgeführt, nachdem sie das Quartier 4 Wochen, weniger 1 Tag, inne gehabt“.[39]

Im Oktober 1636 ersuchte Georg von Braunschweig-Lüneburg den kaiserlichen Feldmarschall Melchior von Hatzfeldt um die Befreiung  des Amts Hohnstein[40] von der Einquartierung durch Kracht.[41]

Christoph Graf von Stolberg-Stolberg beschwerte sich im Februar 1637 über die Einquartierung des Obristleutnants Valentin von Lützow und Krachts in Wernigerode und in der Grafschaft Stolberg[42]-Wernigerode.[43] „Den 30. Januar überreichet dem Rath Herrn Obersten Krachts Kapitän-Leutnant gleichfalls Order von General Götzen [Johann v. Götz; BW] (vom 17. Jan.) seinen Obersten auf beide Grafschaften Stolberg und Wernigerode ertheilet, wie dieses ablaufen wird, giebt (die) Zeit.

Den 1. Febr. [1637; BW] kommen Abgesandte von Stolberg wieder, und ist ihre Verrichtung diese gewest, daß gnädige Herrschaft[44] für gut angesehen, dieses H. General [Melchior v.; BW] Hatzfeld, weil selbiger (das) Commando dieses Ortes, die Quartier und nicht General Götze, so der Liga bedient, zuvortheilen, zu berichten, würde er ihm solches nicht gefallen lassen und bald andere Verordnung machen; Gott gebe nun Glück zu guter Verrichtung. Ob nun wohl auch unsere Abgesandten bei g. H. in Unterthänigkeit gesuchet und gebeten, weil der Stadt unmöglich beiderlei Völker und Obersten zu unterhalten, daß die Grafschaft Stolberg ihre Portion, entweder Obersten Kracht oder ObL. Lützau[45] Quartier zu geben hinnehme, hat es doch bei g. H. nicht können erlanget werden, inmittels die Stadt samt dem Nöschenrode[46] beiderlei Last tragen müssen. (Den 5. Febr. stand[47] Kaiser Ferdinand 2.) Den 6. Februar begehren Lützauische und Krachtische Völker bei der Bürgerschaft einquartiert zu sein, und wollen nicht länger in beiden Gasthöfen über einander logiren, wo nicht wollen sie selber Quartier machen. Da man nun solche Thätlichkeit verhüten wollen, hat man ihren Willen thun müssen, und die Einquartierung ergehen lassen. Den 9. deß. wird gn. Herrschaft auf abermalige Abfertigung des Raths und gemeiner Bürgerschaft in Unterthänigkeit ersuchet, erkläret sich gnädig darauf, nachdem I. G. allerhand dabei zu Gemüth geführet; daß es nicht allein der Stadt Ruin, sondern auch I. G. selbst eigener Verderb sein würde, daß innerhalb 2 Tagen die Lützausche Reiterei von der Stadt soll abgeführt werden. (Den 11. deß. Abgeordnete nach Stolberg, den 14. abermals, denn das Versprechen konnte nicht erfüllt werden) bei I. G. zu vernehmen, ob sie sich dieser Grafschaft wieder zu Stolberg annehmen wollten, da sie ja so wohl I. G. Unterthanen, als die andern wären, wo nicht, würden I. G. nichts gewissers, als eine ledige Stadt von Bürgern in wenig Tagen finden und haben. – (Antwort: der von Eich[48] sei aus dem kaiserl. Hauptquartier noch nicht zurück. Er konnte nicht weiter, wegen der täglich zunehmenden Mißverstände unter hohen und niedern Offizieren.) Weil die Reiterei endlich gesehen, daß sie ihren Unterhalt in der Stadt nicht mehr haben können, begehren beiderlei Offiziere die Stadt in zwei Theile zu setzen, und einen jeden Obersten in eine Summe Geld zu deren Unterhalt anzuschlagen, wollen sie die Reiter nach Stolberg legen. Den 18. Febr. wird die Stadt abgetheilet und ziehen die Reiter nach Stolberg, begehret darauf Oberstleutnants Regiments-Schuldheiß von der Stadt die Verpflegung auf eine Kompagnie nach Kaiserl. Order, so wöchentlich auf 200 gute Gulden[49] und 100 Scheffel Hafern[50] sich belaufen wolle, und soll der Staab hiemit nichts zu thun haben und ausgeschlossen sein; weil aber dieses ein unmöglich Ding und etwa von 76 Bürgern, so auf einen Theil kommen, dieses müßte hergeben und aufgebracht werden, und also gar ein Unerträgliches sein wollen, hat die Bürgerschaft solches durchaus nicht eingeben und aufgebracht werden, und also gar ein Unerträgliches sein wollen, sondern gebeten, daß es bei einen co[r]pore verbleiben möge, so sich denn endlich gefallen lassen.

2. April Schreiben des Kurfürsten Johann Georg zu Sachsen, als kaiserl. Oberbefehlshaber, er wisse von Krachts und Lützaus Sammelplätzen nichts, habe auch schon an den Gen. Feldmarschall Götze um Verlegung geschrieben; man müsse aber das versprechen wegen der kurfürstlichen Garnison in Magdeburg halten. 3. April gänzliche Befreiung von Einquartierung und Geldforderung durch den Kurfürsten Johann Georg zu Sachsen, da die beiden Grafschaften Stolberg und Wernigerode zur Verpflegung seiner in Magdeburg liegenden Garnison assigniret.)

Den ersten Mai begehren Lützauische Völker (unter dem Rittmeister Julius Heinrich von Streithorst) wieder auf 4 Kompagnien Quartier  – wollen mit den Verpflegungsgeldern nicht länger zufrieden sein; in Verweigerung dessen, wollen sie selber Quartier machen, da man es nun nicht gerne dazu wollen kommen lassen, ist ihnen Quartier auf 4 Kompagnien und die Staabspersonen gegeben worden; die Ursache ist gewesen, daß sie die Stolbergischen nicht einnehmen wollen, denen wir es zu danken.

Den 6. Mai kommt Ob. Leutn. Lützau von der Armee wieder ins Quartier und nachdem er Order zum Aufbruch mitbringet, begehret er von der armen Bürgerschaft und dem Lande 900 Thlr.,[51] unangesehen gethaner Zusage, ist endlich der Stadt gelassen auf 200 Thlr. und 25 Thlr. an Statt eines Pferdes, so sie darzu noch begehret. Wobei es denn noch nicht blieben, als ihnen solches versprochen worden, sondern er mit allen seinen Offizieren, kurz vor deren Abzuge beginnen noch weiter zu stinken,[52] (wäre mit dem vorigen Stank und der schweren Preßur wol genug gewesen.) da man nun nicht anders vermeinet, nachdem wegen vorigen Postulats Satisfaktion geschehen, es würde der Aufbruch gewiß erfolget sein, begehren sie noch über vorige 200 Thlr. ihren vermeinten Rest, so ihnen von einer halben Woche im Nachstande blieben sein, als 125 Thlr. und 12 Pferde. Die Pferde sein gegen eine gute Verehrung[,] dem Regimentsquartiermeister geschehen, erlassen, der vermeinte Rest aber hat müssen gegeben werden, da man ihrer wollen los sein, und ist darauf den 10. Mai, nachdem sie diesertwegen befriediget, mit seinen Völkern[53] abgezogen, nachdem sie das Quartier 15 Wochen, nicht ohne große Beschwerung die[54] Bürgerschaft inne gehabt und hat wohl redlich gehalten, das er anfangs gesagt, da es nach seinem Kopf nicht wollen gehen: er wolle noch vor seinem Abzuge einen solchen Stank hinter sich lassen, daß man seiner gedenken soll; welches er dann nicht allein, sondern fast alle seine Offiziere gethan, indem, da sie sich am Rath nicht genugsam rächen können, haben sie einstmals in der Nacht mit großen Steinen die Fenster in den Rathsstuben dermaßen zugerichtet und verschandflecket, daß auch bei währendem, nunmehr 12jährigen[55] Kriegswesen, solches von den ärgsten Feinden nicht geschehen ist. Gott bezahle es ihnen wieder, wie sie verdienet, auf ihren Kopf ! (Unterm 16. Mai wurde von der Magdeburger (Sächsischen) Garnison ein Hauptmann Nic. Gerboth[56] geschickt, um beide Grafschaften bei dem kurfürstlichen Schutz zu erhalten und die Krachtschen Völker delogirende zu machen.)

Den 13. Juni giebt Herr Oberst Kracht auch vor, das Quartier zu räumen, begehret aber vorerst von der Stadt noch 800 Thlr., welche zwar erbeten auf 400 Thlr. Und als man wohl vermeinet, von dieser Summe noch etwas abzubitten, denn H. Magister Joh. Fortmann[57] auf Bitten des Raths und der Bürgerschaft sich bei gedachtem Obersten, um etwas zu erhalten, intercedendo gebrauchen lassen, hat doch sein Bitten nicht Statt finden wollen, sondern schnur straks bei sothaner Forderung geblieben, und wofern sie nicht des oder folgenden Tages frühe erlangt würden, wollte er sich an Pferden und Kühen wohl bezahlet machen, und nicht allein über 400 Thlr., sondern über die erlassenen andern 400 Thlr. zugleich. Zur Verhütung dessen nun ist selbiges Tages unter der Bürgerschaft eine 12fache Kontribution angesetzt, und ist über die Restanten mit Soldaten, bis fast die Nacht durch, exequirt worden, welches denn nicht geschehen, so lange der Krieg gewehret, es haben also die beiden Obersten – – mit der Stadt also gespielet, daß man ihrer gedenken und so bald nicht vergessen wird, und ist nach Auszahlung solcher 400 Thlr. folgendes Tages (14. Jun.) der Aufbruch darauf erfolget. (Summa was auf die Lützau- und Krachtschen Völker gangen: 6966 Thlr. 5 Gr. 8 Pf. Alte Berechnung.) Stolberg mitgerechnet., 14362 Thaler. (Am 14. Jun. war der Kais. Oberst Kracht endlich angezogen,[58] der bis zum 15. Mai mit dem Oberst Lützau gemeinschaftlich die Stadt belegt gehabt – während der Kurfürst von Sachsen, als Kaiserl. Oberbefehlshaber, in Gemäßheit des Prager Friedens[59] die Grafschaften Stolberg (und Wernigerode) zur Verpflegung der sächsischen Besatzung in Magdeburg angewiesen hatte.)“.[60]

Im August 1637 war Kracht in brandenburgische Dienste übernommen worden.[61] Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg- Schwerin wandte sich am 23.8. aus Schwerin[62] an den kaiserlichen Kommandierenden Gallas: Der sächsische General Klitzing habe seine Festung Dömitz[63] umzingelt. Zweifellos werde er sie binnen kurzem erobern und von der schwedischen Besatzung befreien, schon im Hinblick darauf, dass sich in der Festung bloß 60 Mann befinden. Unter Berufung auf die Beschlüsse des Prager Friedensschlusses verlangte er, die Festung nach Klitzings Eroberung aufs Neue selbst mit seinem und niedersächsischen Kriegsvolk besetzen zu dürfen; Klitzing möge davon benachrichtigt werden.[64] Herzog Adolf Friedrich bat im September 1637 Kracht um die Wiederbesetzung von Dömitz.[65]

Am 4.6.1638 schrieb Georg Wilhelm von Brandenburg an Gallas: Er habe beschlossen, den Angriff auf Anklam[66] bis zu Gallas‘ Rückkehr zu verschieben. Er hoffe, in der gegenwärtigen günstigen Jahreszeit würden Aktionen gegen den Feind unternommen; er selbst werde zusehen, dass sich seine Soldaten fester Plätze bemächtigten und so die Basis für einen Angriff auf das von schwedischen Truppen besetzte Stettin[67] geschaffen werde. Zu diesem Zweck wolle er zwei Brücken bei Oderberg,[68] später noch eine bei Schwedt,[69] gegebenenfalls woanders, schlagen lassen. Er möge Hans Wolf von Salis anweisen, einerseits die 11 Regimenter zum 22.6. nach Neustadt-Eberswalde[70] zu kommandieren, anderseits sich an den genannten Aktionen mit den ihm unterstellten Reiter- und Infanterieabteilungen selbst zu beteiligen. Er dankte für die an Obrist Otto Christoph von Sparr erteilte Instruktion betreffs der Festungen Landsberg[71]und Dömitz, sowie für den Befehl an Sparr, für gewisse Zeit ihm, dem Kurfürsten, zur Verfügung zu stehen. Gallas möge die Übernahme der Festung Dömitz beschleunigen, da Kracht beordert werde, sich mit seinem Regiment am 19.6. in Spandau[72] einzufinden.[73] Kracht rückte Ende Oktober 1638 nach Berlin.[74]

„Bestand schon an und für sich ein für alle Mal ein schlechtes Verhältnis zwischen Stadt und Besatzung, so hatten in diesem Falle die Berliner ganz besonders wenig Zutrauen zum Krachtschen Regiment, das beinahe mehr Offiziere als Gemeine zählte, weil unter diesen ‚viele untüchtige Jungen seien, welche die arma zu traktieren nicht wissen’, und weil bei einem Zusammenwirken von Bürger und Soldat jener meist an die gefährlichen Stellen käme und ‚niedergematschet’ würde, während der Soldat sich schonte und ‚leer ausging’“.[75]

„Während die Bürgerschaft über das Vorhaben des Grafen [Adam v. Schwarzenberg; BW] noch nicht zur Ruhe gekommen war, traf eine neue Schreckenskunde ein. Im Nachbarstädtchen Bernau,[76] drei Meilen von Berlin entfernt, wurde plötzlich das Reiterregiment des Obersten [Georg; BW] Ehrentreich von Burgsdorff, eines Bruders des früheren Berliner Kommandanten, nachdem es kurz zuvor einen feindlichen Angriff auf die Oderberger[77] Schanze hatte abwehren helfen, am 10. Juni [1639; BW] von den Schweden überfallen, wobei der Oberst in Gefangenschaft geriet.[78] Bis Guben[79] und Lübben waren die Schweden gekommen, dann war es ruhig geworden. Aber man hatte sich getäuscht. Ganz unerwartet – es waren kaum zwei Wochen seit dem Bernauer Unglück vergangen – erschien der schwedische Oberst Dewitz mit einigen Truppen auf der cöllnischen Seite. Er begnügte sich damit, einen Teil der Stadtherde von den Wiesen als leichte Beute mitzuführen. Sofort befahl Schwartzenberg eine Verstärkung der Besatzung. Als die Berliner hörten, daß [Hartmann v.; BW] Goldacker, ein echter Haudegen, mit seinen Reitern nach der Residenz kommen sollte, baten sie dringend um ‚Verschonung’. Da inzwischen der Feind verschwunden war, erhielt der Oberstleutnant Gegenbefehl. Aber irgend etwas musste geschehen. Schwartzenberg forderte die Kriegsräte auf, die Stadt in Verteidigungszustand zu setzen. Sofort begab sich der Stadtkommandant Oberst v. Kracht aufs Rathaus und legte ein „Memorial“ vor, das den eilig zusammenberufenen Verordneten vorgelesen wurde. Danach sollten sie die Vorstädte rings um die Mauern auf Musketenschußweite[80] abbrennen und dann ihre Verteidigungsposten beziehen. Das musste unbedingt verhindert werden, und die Verordneten waren um Gegengründe nicht verlegen. Der Feind, meinten sie, ‚dürfte meistenteils solche Post einrennen’, die fest zur Verteidigung eingerichtet sei. Alle verfrühten Vorbereitungen könnten nur den Feind anlocken, der sich sonst um Berlin gar nicht kümmern würde. Wenn der Feind wider Erwarten doch anrücken sollte, so sei es ratsam, zunächst seine Stärke und seine Forderungen kennenzulernen, und nur, ‚da dessen Macht zu groß’ und sein ‚Anmuten’ unchristlich unbillig sei, ‚die extrema vor die Hand zu nehmen’, d. h. sich mit der Waffe zu wehren. Falls es übrigens zur ‚Demolierung’ der Vorstädte kommen sollte, wollten sie ‚vor Gott, gegen S. Ch. D., unsern gnädigsten Landesfürsten, derselben Churprinzen, E. Hochw. Gn. (Schwartzenberg) und der  g a n z e n  P o s t e r i t ä t  entschuldiget sein’.

Am folgenden Tage, als der Bericht über die Entschließungen der Bürgerschaft abgehen sollte, kam ein neues Schreiben des Grafen. Nochmals versammelte der Rat die Bürger, alle beharrten bei ihrer Ansicht, ja einige vermuteten, ‚solche Demolierung würde unnötigerweise von den Offizieren bloß aus einer Privatopinion getrieben’. Schwartzenberg ließ es sich nicht verdrießen, dem Rat in einer eingehenden längeren Antwort seine Vorschläge und Befehle zu begründen. Er wies sie auf den Widerspruch hin, daß sie erst ihre Bereitwilligkeit zu tapferer Gegenwehr erklärt hätten und nun selbst davon abrieten. Dann könnten sie sich die geplante Besichtigung der Waffen und Feuerlöschgeräte sparen. Wenn aber erst einmal der Feind in die Stadt gedrungen wäre, würden sie ihn kaum wieder hinausbringen. Vor allem sollten sie sich überlegen, daß sie mit der Ablehnung der Demolierung gegen einen kurfürstlichen Befehl handelten.

Aber gerade das glaubten die Bürger dem Grafen nicht. Man wollte wissen, der Kurfürst habe aus Preußen befohlen, die Gebäude auf dem Werder zu erhalten. In der Tat war Georg Wilhelm mit der Abbrechung nicht ganz einverstanden und wollte sie nur im äußersten Notfall angewandt sehen. Schwartzenberg setzte ihm seine Gründe auseinander und bat dringend, diesen neuen Befehl geheim halten zu dürfen, sonst hätten er und die Geheimen Räte, die sich gerade in dieser Frage auf des Kurfürsten frühere Verordnung stützten, noch stärkeren Widerstand zu gewärtigen. Daraufhin erklärte sich Georg Wilhelm mit den Maßnahmen einverstanden und überließ dem Grafen, sie nach Gutdünken auszuführen.

Das Rathaus trieb die gerade entgegengesetzte Politik. Hier begnügte man sich nicht damit, für die Erhaltung der Vorstädte zu sorgen, man forderte nicht mehr und nicht weniger als den Abzug der Garnison. Die Stadt befand sich in einem ‚hochbedauerlichen Jammerstand’. Die rathäuslichen Kassen standen leer; schon seit mehreren Jahren liefen die Einkünfte aus den Gefällen und den Kämmereidörfern nicht mehr ein, so daß die Stadtdiener nicht mehr besoldet werden konnten, von den Ratsherren ganz zu schweigen. Vor allem begannen die Bürger aufsässig zu werden. Drei Leute ohne jedes Amt, Wahl, Schmidt und Schlingebier, verlangten vom Rat eine Vermögensaufnahme sämtlicher Einwohner, um endlich einmal die zahlungsfähigen festzustellen. Man redete von heimlichen Zusammenkünften, die zur Nacht in Bürgerhäusern abgehalten würden; der Anstifter sollte ein gewisser Martin Melzow sein. Die Hauptursache des allgemeinen Rückganges war zweifellos die Pest, die jetzt schon das dritte Jahr anhielt. Aber die Fahrt der Bürgermeister nach Spandau[81] war, wie vorauszusehen, vergeblich. Die Besatzung blieb in der alten Stärke und die Kontribution in der alten Höhe. Indessen sollten Bürgerschaft wie Garnison Gelegenheit bekommen, ihre jetzt so oft zu Papier gebrachte Kriegskunst in der Wirklichkeit zu erproben.

Der Feind, um den sich Berlin nur kümmern wollte, wenn er in nächster Nähe erschien, eroberte Ende Juli nach heftigem Kampfe Landsberg an der Warthe[82] und zog sich von da nach Süden in den Sternberger[83] Kreis. Darauf wurde Frankfurt[84] von der brandenburgischen Besatzung aufgegeben, wie es im Falle eines Angriffs vorgeschrieben war. So konnten die Schweden, die dort übrigens von der Bürgerschaft mit auffälligem Entgegenkommen eingeholt wurden, die Oder überschreiten. Die Berliner beeilten sich nun, Abgeordnete an den General Lilliehök [Liliehöök; BW] mit der Bitte um eine Salvaguardia zu schicken. Aber dieser setzte seinen Marsch fort. Die kurfürstlichen Abteilungen in Fürstenwalde[85] und auf der Neuen Mühle bei Wusterhausen[86] flüchteten sich nach Berlin bis an den Tiergarten und zogen auch die Berliner Besatzung mit sich nach Spandau. Die Bürger gerieten in große Bestürzung, als es hieß, ‚daß der Feind mit etzliche Tausend auf beiden Seiten in vollem Anzug begriffen’. Sechs Regimenter stark, zwei zu Fuß und vier zu Roß, so rückten die Schweden vor Berlin. Der Führer, Oberst [Georg; BW] v. Dewitz, derselbe, der im Juni den Cöllnern ihr Vieh abgenommen, hatte den Befehl, wenn die Stadt sich nicht zur Güte verstünde, ‚feindlich’ anzugreifen. Doch ohne Garnison war jeder Widerstand unnütz. Die ‚gütlichen Traktate’ verliefen aber diesmal sehr viel ungütlicher als vor drei Jahren. Zunächst quartierte Dewitz seine sechs Regimenter in der Stadt ein. Der Feind forderte und forderte, unzählige Faß Bier mußten die Bürger hergeben und gewaltige Mengen Korn. Der Rat mußte noch vom Amtsschreiber des Mühlenhofes zwölf Wispel[87] Gerste entleihen, um die unersättlichen Gäste einigermaßen zufriedenzustellen. Am 20. August [1639; BW] schloß dann der Oberst mit Berlin und Cölln einen seiner Meinung nach sehr milden ‚Akkord’, nachdem er sich ‚hiesiger Städte Jammerstand zu Herzen gehen lassen’. Die Städte sollten zusammen zum Unterhalt der sechs Regimenter 11 700 Taler zahlen. Außerdem mußten sie sich zu einer besonderen Geldleistung von 13 200 Talern verstehen. Falls die Leute nicht in Reichstalern oder Dukaten zahlen könnten, wollte der Oberst auch ungemünztes Metall nehmen, wobei er natürlich den Preis machte. Schließlich verlangte er noch für seine Soldaten Tuch in verschiedenen Farben im Werte von 1000 Talern. Um nun die Erfüllung des Abkommens nicht durch die Einquartierung zu hindern, führte Dewitz seine Truppen ab und ließ nur eine Anzahl Fußvolk zurück, das für die Posten und die Beitreibung bis zur völligen Bezahlung in der Stadt bleiben sollte. Als Gegenleistung nahm Dewitz alle Einwohner, auch ‚die arme eingeflogene[88] Exulanten’, die Flüchtlinge vom Lande, in der Krone Schweden sicheren Schutz, damit sie ungestört Handel und Wandel zu Wasser und zu Lande treiben könnten.

Es fiel den Städten sehr schwer, die Kontribution aufzubringen. Trotz mehrerer Anleihen mußten sie noch Kramwaren, Pistolen, Pferde, Sättel und Geschirre in Zahlung geben, um den vereinbarten Betrag zu erreichen. Im ganzen hat diese Brandschatzung, die dritte und letzte in dem großen Kriege, die Residenz weit über 30 000 Taler gekostet. Noch ein Jahr später waren 600 Taler von der aufgenommenen Schuld ungetilgt. Die Sache hatte aber ein ungenehmes Nachspiel. Als der Feind abgezogen war, ließ Schwartzenberg den regierenden Bürgermeister Blechschmidt verhaften – wegen der ‚mit dem Feinde gepflogenen Handlung, auch gegen Sr. Chr. D. Völker bei dero Ankunft geführten Reden und actiones’ – auf die Festung Spandau bringen. Dem Statthalter, der bereits im vorigen Jahre Kontributionen an die Schweden verboten hatte, galt die Nachgiebigkeit des Rats gegen die schwedischen Forderungen als Landesverrat. In der ganzen Mark trieb es die Bevölkerung so arg, daß der Statthalter an den Kurfürsten schrieb: ‚Also willfährig erzeiget sich sich jedermann den Schweden, hingegen aber ist jedweder E. Churf. Durchl. Dienste und Bestes zu befördern nachlässig, verdrossen und widerwillig’. So konnte es nicht weitergehen; einmal mußte Ernst gemacht werden, und das Opfer war der Berliner Bürgermeister. Rat und Verordnete, dazu die Geistlichkeit, wandten sich an den Kurfürsten mit ihr Bitte, ihr Stadtoberhaupt freizugeben, er habe lediglich den Auftrag der Stadt ausgeführt. Darauf entließ ihn Georg Wilhelm aus der Haft gegen das Versprechen des Rats, ihn jederzeit dem Gericht zu stellen. Aber ein Verfahren ist gegen ihn niemals eingeleitet worden; wie hätte man es auch begründen wollen ! Nachdem sich die kurfürstlichen Truppen in das feste Spandau gerettet hatten, konnte man von der Bürgerschaft schlechterdings kein mutigeres Verhalten verlangen. Der Schuldige war in diesem Falle der Oberst v. Kracht, der das schlechte Beispiel gegen hatte. Gegen ihn scheint aber der Statthalter nichts unternommen zu haben.

Sobald die Dewitzsche Exekutionsmannschaft abgezogen war, rückte Kracht wieder ein. Nach der Brandschatzung fiel den Bürgern die Unterhaltung des Regiments, mit der sie ohnehin in Rückstand waren, doppelt schwer; zudem hatten sie seit Mai den Steueranteil der Altstadt Brandenburg und den von Bernau zu tragen, das im Mai von den Schweden gründlich ausgeplündert worden war. Der Statthalter nahm darauf nicht die geringste Rücksicht; konnte die Stadt mit den Schweden einen Vertrag über 30 000 Taler schließen, so mochte sie sich auch einmal für ihren Landesherrn anstrengen. In ihrer Notlage wandte sich die Bürgerschaft an den Kurfürsten: ‚Ihre Zinnen, Kupfer und andere Mobilien sindt dahin, Kisten und Kasten sein leer’. Sie baten, die Kontribution wenigstens etwas zu verringern und die Löhnungszahlungen zu regeln, damit die Soldaten wirklich ihr Geld bekämen; das sei oft nicht der Fall, ‚daraus dann allerhand Insolentien erfolgen’. Aber der Landesherr war in Preußen. Sechs Wochen dauerte es, bis die Antwort zurückkam. Schwartzenberg hatte unbeschränkte Vollmacht. Georg Wilhelm kannte die Verhältnisse nicht, und schließlich traute er seinem Statthalter mehr als den Bürgern, die ihm ja selbst in guten Zeiten die Einquartierung seiner Leibgarde hatten verweigern wollen. Die Klagen und Bitten der Bürgerschaft übten die entgegengesetzte Wirkung aus. Die Leistungen für das Regiment Kracht wurden um ein Drittel erhöht“.[89]

1640 führte Kracht ein Fußregiment von 5 Kompanien mit 400 Mann.[90] Am 1.12.1640 sollen es 600 Mann gewesen sein.[91]

1640/1641 war er Kommandant in Berlin-Cölln.[92]

„Die Schweden gaben auch jetzt im Winter ihre Beute nicht auf. Berlin reizte als eine rechte Goldgrube den Feind ganz besonders. Mühelos, ohne einen Mann und Pferd einzubüßen, hatten dreimal schwedische Abteilungen die Städte besetzt und ansehnliche Summen erpreßt. So machte man den Versuch, bei dem ja doch nicht das Geringste zu befürchten stand, zum vierten Male. Anfang Februar des Jahres 1640 zog der Oberst von Kehrberg, derselbe, der im Jahre 1638 mit verschiedenen anderen Offizieren nach mehrfachen Betrügereien aus brandenburgischen Diensten geflüchtet war, mit einer starken ‚Partei Völker zu Roß und zu Fuß’ von Osten her gegen Berlin. Diesmal blieb die Garnison, die noch durch Burgsdorffsche Reiter unter Oberstleutnant von Lüdicke verstärkt worden war. Jetzt war der Augenblick gekommen, da die kurfürstliche Vollmacht für die Verteidigung der Stadt in Kraft treten konnte. Kurz entschlossen befahl der Kommandant, die Vorstädte auf der Berliner Seite niederzubrennen. Die nichtsahnenden Bewohner konnten in der Eile nur das Nötigste retten und mußten von der Mauer aus die Vernichtung ihres Besitztums mit ansehen. Ein Teil der Häuser und Scheunen fiel, Ackergeräte gingen verloren; einem Ackerbürger verbrannten zwei Pferde, eine Witwe büßte ihren ganzen Kramladen ein. Krachts Reiter betrachteten den Brand als eine gute Gelegenheit, Beute zu machen; sie stahlen, wo sie konnten. Die Niederbrennung der Vorstädte war gewiß eine sehr harte Maßregel. Und es blieb fraglich, ob die Gefahr wirklich so dringend gewesen, daß man nicht einmal das bewegliche Eigentum in Sicherheit bringen ließ. Das eine war jedenfalls sicher: ohne Besatzung hätte die Bürgerschaft wieder tief in den Beutel greifen müssen. Das hielt ihnen der Statthalter vor, als sich die Stadt weigerte, die 712 Taler Zehrungskosten für die Burgsdorffschen Reiter zu zahlen, und noch darüber hinaus Ermäßigung der Krachtschen Kontribution beantragte. In der Tat eine sehr einfache Rechnung: der Brandschaden betrug zusammen mit der Reiterlöhnung wenig mehr als den sechsten Teil jener schwedischen Kontribution“.[93]

Das „Theatrum Europaeum“ konstatiert: „Nachdem dann die Käiserl. unterm General Goltzen Anfangs meistentheils im Groß-Glogauischen[94] die Winter-Quartier und zwar zu Groß-Kotzen[95] / darnach auch zur Neyß[96] daß Haupt-Quartier genommen / und also General-Major Stalhans [Stålhandske; BW] die seine zu Beuten[97] gehabt : doch seynd sie auch zu beyden theilen / wie es die Gelegenheit geben und leiden wollen / hin und wieder gezogen / und hat Stalhans diß Jahr so viel als voriges nicht verrichtet / sondern nur abgenommen : theils Chur-Sächs. seynd bey den Käiserl. gewesen / denen man ihre Winter-Quartier im Oppelischen[98] und Ratiborischen[99] gemacht.

Die Käiserl. unter dem Gen. Goltzen haben auß Preslau[100] dieses Lob und Zeugnüß gehabt / daß sie unerhörten grossen Schaden gethan / keines Menschen verschonet / wie sie dann im Eingang deß Jan. einen vom Adel / deß Geschlechts ein Sauerman / auff seinem Schloß Zöllditsch[101] / darum daß er sein Pferd nicht alsbalden hergeben wollte / todt geschossen. Die Goltzischen verstärckten sich mit 13. Regim. auß Böhmen / und Stalhans gieng auff sie mit desto stärckern Parteyen / bißweilen auch mit vollem Marche / und schwächte sie sehr / brachte auch seine Beuten nach Beuten meistentheils ungehindert. Er suchte auch die 3 Brandenburgischen Comp. in Cotbuß[102] heim / die vor ihm wichen / und nahme auch Winter-Quartier eine Zeitlang zu Sagan.[103] Ob nun wol Berlin und Cölln an der Spren mit Volck ziemlich wol besetzet war / darinnen der Obrist Kracht und Obrister Volckman sampt den Goldackerischen und Burgsdorffischen Reutern / auch die Kruringische Tragoner lagen : So wollte doch Herr Stadthalter Graff von Schwarzberg nicht trauen / sondern begab sich nach Spandau / deme die andern vornehmste von Räthen und Handelsleuthen mit ihren Gütern folgten“.[104]

„Dieweil die Werber-Schantz und Dömitz waren proviantiret worden / wusten die Schwed. die Käis. darinnen anderst nicht zu beschädigen / als daß sie die Windmühle bei Dömitz um den 10. Febr. abbranten / und Gen. Axel Lillie legte sich in Havelberg[105] / das Land herum / wie oben gemeldet / zu schützen.

Es war aber auch dieses auff etwas weiters / und zwar auff Berlin und Cölln angesehen / welche beyde Städte man Schwedischen theils nach erlangten Ranzion-Geldern verlassen hatte. Darum nahme General Axel Lillie das Volck auß Ruppin[106] / Havelberg und der gantzen Prignitz / und marchirte nach Neu-Brandenburg[107] / als wolte er in Vorder-Pommern gehen / er wandte sich aber auch in Eyl gegen Zedenick[108] / und vermeynte gedachte beyde Städte Berlin und Cölln zu überrumpeln.

Dem Obr. Krachten / so in Spandau gelegen / kame dieses Marchieren verdächtig vor / und zoge diesen Städten auch in Eyl also zu Hüllfe / daß er mit seinem Regiment zu Fuß und 300 Pferden / dem General Lillie um einen Tag vorgebogen hatte / neben welchem die Burgerschafft auch zu den Waffen griffe / sich vor weiterer Ranzion zu salviren. Als nun General Lillie in 3000. starck und mit 2 Feldstücklein / bey dem sich der Obrist [Ture Gabrielsson ?; BW] Ochsenstirn und Kerberger befunden / angezogen kam / und ernstliche Resistentz befande / konnte er nicht wol anderst / als bey der Kälte deß Februarii sich in die Vorstadt über Nacht zu verkriechen / und in guter Ordnung deß nechsten Morgens nach Cöppenick[109] zu gehen / als dann geschehen : und verblieben für dißmal diese beyde Städte unangegriffen.

Es konnte dieser Fehler ohne Empfindung nicht ablauffen : darum ersterneñte beyde Obristen / sich auff ein paar Tage in Fürstenwald[110] legten / als dann sie nach Münchenberg[111] / Buckow[112] / Weitzen[113] an der Oder / und andere Ort gegangen / und was nicht mitgehen können / mitgenommen haben“.[114]

„Am 2. Oktober 1640 erschienen plötzlich schwedische Reiter in der Nähe des Georgentores und trieben das dort weidende Stadtvieh, an 500 Stück, und eine Anzahl Pferde hinweg. Sobald der Sergeant von der Torwache die Ankunft des Feindes gemeldet hatte, ließ der Oberst alle Kompagnien in Bereitschaft setzen und eilte persönlich ans Tor. Nun rächte es sich, daß man die kurfürstliche Reiterei ausquartiert hatte. Die zwanzig Musketiere, die Kracht mit Mühe beritten gemacht hatte, wagte er nicht mit dem Fußvolk hinauszuschicken, da er die wirkliche Stärke des Feindes nicht kannte und einen Hinterhalt fürchtete. Die Bürger schrieen, sie wollten hinaus, ihr Vieh zurückholen, Kracht hielt das Tor geschlossen und fuhr sie grob an, denn er war in Harnisch gebracht, weil die Bürger, die für seine zwanzig Mann Pferde leihen sollten, sich lange gesträubt und die Soldaten mit Flüchen empfangen hatten. Gewitterschwüle lagerte über der Stadt. Die beraubten Bürger kamen fast täglich aufs Rathaus gelaufen und verlangten, aus der Steuerliste gestrichen zu werden, da sie jetzt nicht mehr zahlen könnten. Rat und Bürgerschaft schickten eine entrüstete Verwahrung an den Kurfürsten nach Königsberg,[115] ‚die hier einlogierten Völker hätten sich nicht eines ermannet, noch den Feinden, wie billig geschehen sollen, aus der Stadt zur Wiederabnahme des Viehes nachgefolget’. Nach ihrer Meinung war an diesem neuen Schwedenstreich die falsche brandenburgische Kriegsführung schuld, die den Feind reizte, statt sich auf die Verteidigung zu beschränken. Vor kurzem waren nämlich kurfürstliche Reiter [unter Hartmann v. Goldacker; BW] in Hinterpommern eingefallen und hatten dort den Leuten ihr Vieh abgejagt. Dafür nahm der Feind an Berlin Rache. Ähnlich schrieb man an Schwartzenberg. Der antwortete ihnen, wie Kracht sich gerechtfertigt habe: ‚Es sei nach Kriegsraison nicht thunlich gewesen’, mit so wenig Berittenen einem Feinde unbekannter Stärke zu folgen; habe doch ein Bürger, der zufällig vorm Tor gewesen, eine geschlossene Abteilung von 100 Reitern gesehen. Er, Kracht, habe die Bürger schon vor längerer Zeit gewarnt, solange die Reiterei fort sei, ihr Vieh überhaupt auszutreiben, wenn sie es nicht auf der weniger gefährdeten cöllnischen Seite weiden lassen wollten. Als Cavalier, der seinem Feinde vielmals im Felde die Stirn geboten habe, verwahrte er sich entschieden gegen die Vorwürfe der Bürgerschaft. Aber die Tatsache, daß der Feind erst im letzten Augenblick bemerkt wurde, zeugt doch von einem nachlässigen Wachbetrieb. Vorposten waren, wie es scheint, da man keine Reiter hatte, überhaupt nicht ausgestellt worden. Die Schweden, die solchen kecken Streich wagten, haben wohl wenig Achtung vor den kurfürstlichen Regimentern gehabt. Jedenfalls konnte dieser Vorfall die Bürger nur in ihrer Meinung bestärken, dass die Einquartierung völlig überflüssig sei, wenn sie nicht einmal vor solchen kleinen Überfällen schützte“.[116]

„Noch zu Lebzeiten Georg Wilhelms, im Sommer 1640, hatten kaiserliche Gesandte in Königsberg angedeutet, daß man nicht auf ewige Zeiten mit Schweden im Krieg liegen könne. Friedrich Wilhelm war entschlossen, in diese politische Richtung die ersten Schritte zu tun. Schwarzenberg erhielt schon im Januar 1641 die Anweisung, daß die brandenburgischen Reiter in der Mark sich auf rein defensive Maßnahmen beschränken sollten. Raubzüge in besetztes Gebiet würden die Schweden nur herausfordern und auf Kosten des völlig ausgebluteten Landes gehen. Würden die Schweden den Wink verstehen oder die Lage ausnutzen ?

Die Frage beantwortete sich schnell im gleichen Monat stürmten die Schweden Zossen[117] und schienen auf Berlin-Cölln zu marschieren, das ohne eigene Verteidigung bloß lag. Da erreichte den Kurfürsten die Nachricht, seine eigenen Soldaten hätten die Vorstädte der märkischen Residenz in Brand gesteckt. Schwarzenberg gab zu seiner Verteidigung an, es sei allgemeine Meinung gewesen, «dass die Vorstädte aus dem Wege geräumet werden müssten, denen ich auch, weil von dem Commandanten und anderen hohen Offizieren so unaufhörlich darauf gedrungen und sonsten die Städte vor verloren und unhaltbar gehalten worden, endlich nicht habe widersprechen können». Zu den zerstörten Häusern gehörten auch kurfürstliche Gebäude, in die unter Anführung des Berliner Kommandanten, Oberst Dietrich von Kracht, brennende Fackeln geworfen worden waren, um die Schweden abzuschrecken.

Schwarzenberg berief sich auf eine Anordnung des verstorbenen Kurfürsten und argumentierte, daß «die äusserste und aller Vernunft befehlende Nothdurft es also erfordert gehabt, so zweifle ich unterthänigst nicht, E. Ch. D. werden Ihro dieses Uebel in gnädigster Vergleichung mit einem besorglich erfolgenden viel und weit grösseren nicht missfalen lassen». Friedrich Wilhelm verglich, und es mißfiel ihm sehr. Die Magistrate von Cölln und Berlin legten Klage gegen Obrist Kracht beim Kammergericht ein.

Ein solches radikales Vorgehen ist tatsächlich zur besseren Verteidigung erlaubt, wenn alle anderen Maßnahmen nicht mehr greifen. Der Verdacht, das Feuer sei ein wenig voreilig gelegt worden, um den Bewohnern und auch dem Kurfürsten zu zeigen, wer Herr der Mark war, lag schon den Zeitgenossen nicht so fern.

Aus Königsberg kam ein wütendes kurfürstliches Schreiben: «Dass aber mit Abbrennung der Vorstädte vor Cöln und Unserer Gebäude auf dem Werder dermassen eilfertig verfahren und auch nicht einst, bis der Feind davor kommen, gewartet worden, solches gereichet Uns zu besonderem Missfallen und werden hierüber weitere Erkundigung noch einziehen müssen und Uns alsdann des zugefügten Schadens halber zu erklären wissen». Und für einen solchen Gebrauch der eigenen Soldaten – «des kostbaren Volkes» – hat der Kurfürst nur Spott übrig: «Denn wann allein dieses die Mittel, dem Feinde Abbruch zu thun, wann man Land und Städte verödet und einäschert, so bedörften Wir doch wol keines so kostbaren Volkes, sondern es könnte dieses der Feind selbst verrichten». Ein vernichtendes Urteil über die perverse Soldatenlogik aller Zeiten: Verbrannte Erde im eigenen Land als letztes Mittel, den Gegner aufzuhalten.

In Wahrheit ging es um mehr als nur ein paar abgebrannte Häuser, und der Kurfürst machte seinem Minister in Berlin sehr deutlich, daß er nicht als naiver Tropf fern von allen Informationen in Preußen saß und daß er keine Desavouierung seiner neuen Politik dulden würde. Die Schweden seien nämlich nur deshalb wieder kriegswütig geworden, «dieweil zuvor Unser Ob. Lieut. Hartmann v. Goldacker mit unserer Cavallerie in Pommern eingefallen, etliche Orte geplündert, das Vieh weggetrieben und dann noch unfern von Stettin etliche Mühlen abgebrannt worden» „.[118]

„Am 5. Januar 1641 kam von Spandau her die Nachricht, der schwedische General Stalhans [Stålhandske; BW] rücke mit starker Macht auf die Residenzen an. Niemand wußte genaueres, die abenteuerlichsten Gerüchte gingen; schließlich wurde die Beunruhigung so stark, daß die ‚vornehmsten’ Leute ihren wertvollsten Besitz auf Wagen luden und nach Spandau flüchteten. Gegen 9 Uhr abends erhielt der Rat endlich aus der Nachbarfestung ein Schreiben des Statthalters. Danach war Stalhans mit 200 Mann zu Fuß, 1500 Reitern und 8 Geschützen nach Kottbus[119] gerückt, und der kurfürstliche Rittmeister v. Strauß hatte sich noch rechtzeitig von dort auf Peitz[120] zurückziehen können. Es drohte also keine unmittelbare Gefahr. Aber aus der Angabe von Gefangenen und aus andern Nachrichten ergab sich, daß Stalhans’ Absicht auf die Residenzen ging; er habe besonderen Befehl von Banér, die Städte ‚zu ruiniren und in Brand zu stecken’. Dieses Schreiben wurde am nächsten Morgen nach der Frühpredigt bekanntgegeben; die Bestürzung und Verwirrung war unbeschreiblich. Wer konnte, eilte aufs Rathaus, um hier noch Schlimmeres zu hören. Denn inzwischen war der Kommandant erschienen und hatte dem Magistrat einen Befehl des Statthalters über die Verteidigung der Stadt vorgelegt. Bürgerschaft und Besatzung sollten mit vereinten Kräften den Feind abwehren. Zur Verstärkung waren die Regimenter [Hartmann v.; BW] Goldacker und Lüdicke [Marcus v. Ludicke; BW] nach Berlin kommandiert. Griff Stalhans noch vor ihrer Ankunft an, so waren die Städte nach Möglichkeit zu verteidigen und im Notfall ‚vermittelst eines guten und honorablen Akkords das Volk – die Truppen – zu salviren und nach Spandau zu führen’. Wenn Kracht aber die Reiterei bei sich habe, sollte er ‚die Städte aufs äußerste defendiren und eher sein Blut und Leben vergießen, als dieselbe in Feindes Gewalt kommen lassen’. Es war zum ersten und auch einzigen Mal in dem ganzen Kriege, daß für Berlin ein solcher Befehl gegeben wurde. Die Niederlegung der Vorstädte überließ Schwartzenberg der kriegskundigen Entscheidung des Obersten. Fürs erste sollte er die Spree von Cöpenick[121] bis Lützow[122] aufeisen lassen lassen, um dem Feinde das Herankommen zu erschweren.

Am schlimmsten war von allen diesen Bestimmungen die Reitereinquartierung. Noch am gleichen Tage rückten die zwölf Schwadronen ein. Die Quartierherren des Rats bemühten sich vergeblich, die 1300 Reiter gerecht zu verteilen. Über dreißig Bürger verließen abends ihre Häuser, um diesem Schrecken zu entgehen; so wurden die Quartiere überfüllt. In einem Hause, in dem schon einige von Krachts Leuten lagen, mußten noch zehn Reiter untergebracht werden. Und woher sollte man den Unterhalt für Mann und Pferd beschaffen ? Auf die dringende Bitte des Rats setzten die anwesenden Stände ein hochamtliches Schreiben an den Statthalter auf; der einzige Erfolg seiner Maßnahmen werde sein, daß die Schweden bei längerer Belagerung Teltow,[123] Havelland[124] und Zauche[125] ‚totaliter ruiniren’ würden. Die Residenz werde erschöpft und Spandau gefährdet. Schließlich würde es gehen, wie in Landsberg und Ruppin, wo die Besatzung bald den Kampf aufgegeben und die Einwohner, im Stich gelassen, alle ‚niedergemetzschet’ worden seien. Solch Unglück zu verhüten, sei der beste Ruhm. Die Stände durften eine entschiedene Sprache führen, als Rat und Bürgerschaft, die demütig bekannten, solche Strafen wie den Anzug des Stalhans mit ihren Sünden verdient zu haben, und nur die Bitte wagten, Krachts Auftrag zu mildern, damit bei zu großer feindlicher Macht auf jeden Fall ein Akkord geschlossen werde. Schwartzenberg berief sich auf den kurfürstlichen Befehl, dem Feinde Abbruch zu tun. Den Nutzen ‚Gütlicher Traktate’ vermöge er nicht einzusehen, besonders nach den Erfahrungen mit Jens [v. Hadersleff; BW], [Herman; BW] Wrangel und Dewitz. Stalhans werde ja durch ihre Kleinmütigkeit, zumal wenn noch die Garnison aus der Stadt genommen werde, geradezu verleitet, Ansprüche nach Belieben zu stellen, ‚seine postulata pro libitu anzustrengen’. Auch bei gütlichen Traktaten müßten sie die kurfürstliche Kontribution weiter bezahlen und täten am besten, die schon seit drei Monaten ausstehenden Summen für Kracht endlich zusammenzubringen. Den Ständen antwortete der Graf, wenn sie durchaus einen Akkord wünschten, sollten sie es auf eigene Verantwortung tun; jedenfalls müsse die Garnison freien Abzug nach Spandau erhalten. Er gab also nach. Entschieden verwahrte er sich aber dagegen, als ob die Verteidigung der Residenzen eine Aufreizung der Feinde bedeute. ‚Eine sehr fremde und bis daher nicht erhörte Art zu kriegen, wann der Feind nach seinem Willen agieren, der Kurfürst aber dies alles mit guten Augen und gebundenen Händen sehen und geschehen lassen sollte’. Die Bürger beruhigten sich keineswegs. Sie glaubten aus des Grafen Brief zu lesen, er habe die Reiterei in die Residenzen gelegt, um die Stände zu zwingen, endlich die Anweisungen für den Unterhalt der Truppen auszugeben, und außerdem schien es, als ob er überhaupt keine Unterhandlungen zulassen wollte. Schwartzenberg wies sie auf den Befehl für Kracht hin und ermutigte sie. Er rechnete so: Stalhans mußte einen Teil seiner Macht zur Deckung gegen Peitz in Kottbus zurücklassen; gegen das Übrige war die jetzige Besatzung der Residenz, zumal wenn die Bürger noch dazu kamen, stark genug. Und mit den 8 Regiment- oder Feldstücken, die der Schwede mit sich führte, waren doch weder Mauern zu brechen noch Breschen zu stürmen. Im Rathause scheine man die Bürger ängstlich zu machen; sie könnten sich leicht ausrechnen, wie der Feind handeln werde, wenn er höre, ‚daß man auf den Fall seiner Ankunft schon auf den Sprung eines Akkords und Übergabe stehe’. Die Bürger wußten nun, woran sie waren.

Um die Residenz vor einer Überrumpelung zu sichern, hatte der Statthalter das feste Haus in Zossen, das den Übergang über die Rotteniederung deckte, mit einer Kompanie besetzen lassen. So wurde Stalhans in seinem Vormarsch eine Woche lang aufgehalten. Während hier vier Meilen vor den Toren der Residenz gekämpft wurde, durchlebten die Berliner böse Tage. Es war ja nicht allein die Furcht vor einem Überfall, der täglich zu erwarten war. Die Stadt sah jetzt schon aus, ‚als wenn der Feind darin dominierte, daß einem die Berge zu Haare standen’. Jetzt war noch das Regiment Volkmann nach Berlin geschickt worden. Weit über 2000 Mann lagen in der Stadt. Täglich kam es zu Ausschreitungen. Der Statthalter hatte den Rat wiederholt aufgefordert, die Namen der Missetäter zu nennen, allgemeine Klagen könne er nicht verfolgen. Aber die Bürger werden sich wohl gescheut haben, ihre Einquartierung anzuzeigen; sie mochten die Rache der Bestraften fürchten. Diesen unerquicklichen Zustand hatte freilich die Stadt zum Teil selbst verschuldet. Als im Dezember die Landstände die Geldanweisungen für den Sold der Reiterei abgelehnt hatten, war bei den Verhandlungen, wie Schwartzenberg später an den Kurfürsten berichtete, ‚Berlin am schwierigsten gewesen’. Nun mussten die Bürger zum Quartier auch noch die Kost geben. Das führte natürlich täglich zu Reibereien zwischen Wirt und Einquartierung; denn die Soldaten steigerten ihre Ansprüche ins ungemessene. Auf Befehl des Kommandanten mussten außerdem für die Soldaten, die auf Posten zogen, täglich 8 Tonnen[126] Bier geliefert werden.

Da kam die Nachricht vom Fall des ‚Hauses’ Zossen; der Tod des tapferen Kommandanten hatte die Kompagnie schließlich zur Übergabe veranlaßt.[127] Kracht ließ sich zu seiner eigenen Sicherheit noch einmal vom Grafen die Vollmacht zum Abbrennen der Vorstädte erneuern. Schwartzenberg schärfte ihm ein, zeitig festzustellen, ob der Feind auch ‚wirklich anrücke. Am 18. Januar zeigten sich die Spitzen der Schweden an den cöllnischen Weinbergen. Sofort gab Kracht der Reiterei den entscheidenden Befehl. Als wenn eine wilde Meute losgelassen wurde, so brachen die Soldaten in die Cöllner Vorstadt ein. Sie arbeiteten gründlicher als die Krachtschen Musketiere das Jahr zuvor. Sogar die Offiziere beteiligten sich daran, an ihrer Spitze Kracht und die drei Herren von Goldacker [Burkhard, Caspar u. Hartmann v. Goldacker; BW], die persönlich brennende Fackeln in die kurfürstlichen Häuser auf dem Werder warfen. Fast alle Gebäude brannten bis auf den Grund nieder, nur wenige blieben, die geringeren Schaden litten. Die Vorräte auf dem Cöllnischen Holzgarten wurden zum großen Teil vernichtet, die Ostbäume ein Raub der Flammen. Selbst das Hospital verschonte man nicht. Die Soldaten gingen bei ihrem Werk ohne jede Rücksicht vor; sogar jenseits des ‚Kirchleins Jerusalem’ wurde ein Wohnhaus angezündet, das wegen der großen Entfernung die Verteidigung der Mauern nicht im geringsten hindern konnte. Inzwischen hatte der Kommandant einen Teil der Reiter gegen den Feind aufsitzen lassen. Der Ritt glückte: über 360 Gefangene und ebensoviel Pferde brachten die Brandenburger ein. Die übermütigen Reiter feierten ihren Sieg auf Kosten der Bürger, die angesichts dieses leichten Erfolges um so mehr überzeugt sein mußten, daß die Abbrennung der Vorstädte völlig überflüssig und geradezu unverantwortlich war. Die Reiter beuteten das fette Quartier gehörig aus. Es muß ein wüstes Treiben gewesen sein. Die Städte haben sich später bitter über ‚der Cavallerie Schwelgerei’ beklagt, ‚welche sie ungescheuet ihre Berlinische Hochzeit öffentlich genannt haben’. Nicht bloß in den Bierschenken und auf den Gassen machten sich Wut und Empörung Luft,, ‚auch auf allen Kanzeln war ein solch Schelten und vermaledeien zu hören’, daß es schien, als würden sich die Berliner der Fortführung der Schwartzenbergschen Defensionspolitik mit Gewalt widersetzen. Der Diakon M. Krautheim sollte bei der Predigt in der Petrikirche sogar gesagt haben, daß ‚der armen Spittelleute ihr Gebet viel thätiger als der Brenner ihre Karthaunen, denn es doch dazu kommen würde, daß sie den Degen in die Scheide und die Trommel in den Sack stecken und zu dem Loch, das der Zimmermann am größten gelassen, hinauslaufen würden’. Sofort begab sich der Oberstleutnant des Regiments Kracht, der Komtur von Goldacker, ein Vetter des Reiterführers, zum Propst und beschwerte sich in aller Form. Die Offiziere ‚könnten ferner nicht leiden, für böse Leute und Landesverderber ausgerufen zu werden’, sie seien auch Christen und kurfürstliche Untertanen. Der Propst wandte ein, es sei doch wohl ‚etwas geschwinde mit solchem Band verfahren worden’, und überdies würden seine ‚Pfarrkinder von einesteils übel disziplinierten Reitern und Soldaten mit Einquartierung, übermäßigem Fressen und Saufen, ja wohl gar harten Schlägen, Prügeln, nächtlich ungestraften Einbrechen und ehrenrührigen Worten, samt wären die Bürger Schelme, Diebe und Rebellen, übel traktiert’. Darum ‚haben wir uns unseres Strafamtes, weil sie in unsere Gemeine kommen, billig angenommen und mit dem feuerbrennenden Eifer göttlicher Rache sie angeschrien’. Er versprach aber, auf seine Kollegen einzuwirken, und als sich dann Besuch einstellte – der Propst musste wegen Krankheit das Zimmer hüten – , endete die Unerredung sehr friedlich; Goldacker blieb noch eine Stunde, und die Herren haben ‚ihr Kurzweil und Zeit im Brettspiel miteinander vertrieben’.

Zehn Tage nach ihrer Heldentat zogen die schlimmen Gäste endlich ab. Am 28. Januar war der Feind von Zossen nach der Lausitz aufgebrochen; Kracht schickte ihm die Reiter nach, die freilich weiter nichts ausrichteten, als daß sie einen Leutnant abfingen, der sich verspätet hatte. Nach dessen Aussage zählte die gesamte feindliche Macht nicht über 1000 Mann, die Kavallerie sei so schlecht ausgerüstet, ‚dass beim dritten Mann kaum eine tüchtige Pistole zu finden sei’. Wenn Schwartzenberg auch Krachts Handlungsweise zu verteidigen suchte, indem er sich auf die notwendige ‚conservation der schönen und stattlichen Städte und des in ganz Teutschland berühmten Residenzhauses’ berief, so hat er selbst sie doch wohl anders beurteilt; denn er geriet wegen des Vorfalls mit den Offizieren in einen ärgerlichen Streit; ‚nunmehr geschiehet solcher Zank viel zu spät’, bemerkte [Konrad von; BW] Burgsdorff, der seinem Herrn davon schrieb.

Die Residenz aber hatte die Folgen zu tragen. ‚Es gehen nunmehr viel Leut davon und lassen die Häuser stehen’, berichtete der Magistrat an den Kurfürsten. Nach ihrer Meinung war es der härteste Schlag, der sie im ganzen Kriege bisher betroffen; sie könnten mit Rechnungen belegen, daß diese Einquartierung viel höher gekommen sei als die Dewitzsche. Und noch lag der Troß der Reiterei in der Residenz. Des Statthalters Versprechen, dass sie nicht wieder nach Berlin zurückkehren würde, glaubte niemand. Tatsächlich sah sich der Graf gezwungen, schon am nächsten Tage seine Zusage zurückzunehmen. Anfang Februar musste Berlin zwei Goldackersche Schwadronen mit dem Regimentsstab aufnehmen. ‚Der Kottbusische, Bees-[128] und Storkowsche[129] Kreis’ sei vom Feinde besetzt – so hieß es – und auf Dörfern und in mauerlosen Städten die Reiterei dem Feinde preisgegeben.

Der Magistrat versuchte natürlich auf jede Weise, die drückenden Lasten zu mindern, und ging dabei ebenso bedenkenlos vor, wie die Soldaten in den Quartieren ihre Forderungen übertrieben. Schon 1640 hatte Georg Wilhelm die Obersten dazu bewogen, während des Sommers, Mai bis Oktober, mit dem halben Sold vorlieb zu nehmen. Von November ab wurde wieder das volle ‚Wintertractament gereicht. Im Januar 1641 fanden Verhandlungen zwischen Ständen und Offizieren unter Krachts Vermittlung statt: es sollte bei allen Regimentern im November, Dezember und Januar das volle Tractament gegeben werden, dafür sollten die Offiziere den Februar über nichts verlangen und auf die kurfürstliche Entscheidung aus Königsberg warten. Die Stände betrieben nämlich den Plan, schon vom Februar an das Sommertraktament einzuführen. Anfang Februar traf eine kurfürstliche Verfügung ein, daß die Soldateska ‚bei dem Sommertraktament friedlich sein solle’, und zwar galt die Entscheidung mit rückwirkender Kraft, auch für Dezember; die Hälfte des damals gezahlten Soldes, den natürlich jeder längst ausgegeben hatte, sollten sich also die Soldaten auf den Februar anrechnen, d. h. sie bekamen im Februar gar nichts. Das rief nun eine gefährliche Gährung in der Garnison hervor. Berlin war schon mit dem halben November im Rückstand. Wegen der Reitereinquartierung bat der Magistrat den Obersten Kracht, sich für Januar mit der Hälfte zu begnügen. Der Oberst willigte ein, natürlich in der Voraussetzung, dass im Februar wieder der volle Sold weiter bezahlt würde. Bald darauf reiste Kracht in persönlichen Angelegenheiten nach Dresden.[130] Als am nächsten Tage der Regimentssekretär im Rathause erschien, um wegen der weiteren Zahlung zu verhandeln, kam der Rat mit der kurfürstlichen Verfügung heraus und verlangte, das Regiment solle sich die anderthalb Monate Wintertraktament, Dezember und den halben Januar, gleichzeitig für die zweite Hälfte des Januar und Februar anrechnen. Von der rückständigen Novemberhälfte war nicht die Rede. Der stellvertretende Kommandant, Oberstleutnant Burchardt v. Goldacker, versuchte nun vom Rat wenigstens die Reste von November und Januar zu bekommen; die Offiziere wollten das Sommertraktament annehmen, wenn der Rat durch eine neue Taxe die Lebensmittelpreise auf die Hälfte herabsetzen würde. Es half alles nichts. Auf dem Rathaus berief man sich auf die kurfürstliche Verfügung. Da wandten sich der Oberstwachtmeister und die Kapitäne des Regiments an den Kurfürsten. Die Offiziere hätten von der letzten Löhnung ihre Schulden bezahlt; niemand habe sich auf diese Neuerung einrichten können. Wenn jetzt die Kompagnien kein Geld bekämen, wären die Soldaten genötigt, ‚zu nehmen und zu stehlen’. Goldacker bat dringend um einen kurfürstlichen Befehl an den Rat, daß zum wenigsten für den Rest des Januar das Wintertraktament und für Februar das Sommertraktament gereicht würde. Bis die Antwort zurück sein konnte, verging viel Zeit. Die Stimmung der Soldaten war höchst erbittert; auch die Offiziere hielten mit ihrem Unwillen nicht zurück. Die Zucht lockerte sich sichtlich, die Leute drückten auf die Bürger, und schließlich mußte Schwartzenberg seinem Herrn von einer bedenklichen Ausschreitung berichten: ‚Vorgestern 16. Februar sind in Berlin die gemeinen Knechte vor des Krachtschen Secretarius Logier in großer Anzahl erschienen, haben um Geld gerufen oder das Haus erbrechen und stürmen wollen, welche zu diesem Mal noch mit dreißig Talern, die der Secretarius noch im Vorrat gehabt und unter sie geteilet, gestillet, aber dabei von denselben allerhand nachdenkliche und gefährliche Reden gehöret worden, daß man also allenthalben sehr übel dran ist’.

Unter diesen Umständen war es für Schwartzenberg doppelt schwierig, die Residenzstädte aufs neue zu Verteidigungsmaßregeln zu bewegen. Am 9. Februar hatte der Kurfürst von Sachsen mitgeteilt, ‚des Feindes Intention ginge auf Berlin’. In der Tat erhielt der Statthalter bald darauf aus Kottbus die Nachricht vom Anrücken des Generals Stalhans, und gleichzeitig wurde gemeldet, daß 1500 Mann Reiterei und Fußvolk mit 7 Stück Geschütz im Norden an der Havel bei Zehdenick[131] „posto gefaßt’ hätten. Schwarzenberg berief in Spandau die Geheimen Räte zusammen und befragte auch die Kriegsobersten um ihre Ansicht. Da stellte sich heraus, dass keiner von ihnen die Verteidigung der Stadt übernehmen wollte, wenn jetzt nicht auch die Berliner Vorstädte, die 1639 nur zum Teil zerstört worden waren, aus dem Wege geräumt würden. Alsbald wurde der Kammergerichtsrat Fromhold nach Berlin geschickt und meldete sich dort beim Bürgermeister an. Dieser berief nun die ‚ganze Gemeine’ beider Städte zusammen. Alle zweifelten von vornherein, ob ein Widerstand dem Kurfürsten überhaupt recht sei, da er doch letzthin ausdrücklich befohlen hätte, die Reiterei solle in ihren Standorten still bleiben. ‚Ohne Spezialvorbewußt S. Ch. D.’ wollte man die Sache ‚nicht ferner auf die Spitze setzen und gleichsam mit dem Kopfe gegen die Wand werfen’. Auf keinen Fall wollte man die Reiterei aufnehmen. Lieber besorgte man die Verteidigung allein, vertraute auf die eigene Kraft. So stolz fühlten sie sich als wehrhafte Bürger, dass sie für ein Zusammengehen mit dem Krachtschen Fußvolk gar ihre Bedingungen stellten: ‚es sollten die Untauglichen und gleichsam nur Jungen, die nicht einmal mit der Seitenwehre angetan, ausgemustert werden’, da sich die Bürger mit ihnen zusammen zu fechten schämten. Im übrigen wollte niemand an eine Gefahr glauben, die Nachricht aus Kottbus beweise vielmehr den Abzug des Stalhans nach Schlesien. Nach ihrer festen Überzeugung waren diese ‚Zeitungen’ von den Reitern ausgesprengt, die gar zu gern wieder in die Residenzen rücken wollten, ‚sie vollends auszuzehren’“.[132]

Am 4.3.1641 war unerwartet Schwarzenberg verstorben. „Es war ein Irrtum, wenn die Berliner annahmen, daß nach Schwartzenbergs Tode sofort über den Frieden verhandelt würde. Gerade jetzt zogen die Schweden von allen Seiten heran, so dass die Mittelmark und so auch die Residenz förmlich eingekreist wurden. Es war zugleich eine Probe auf die Ehrlichkeit der neuen kurfürstlichen Politik.

Doch wie weit konnte man den Schweden trauen ? Militärische Vorsichtsmaßregeln durften auf keinen Fall versäumt werden. Berlin war augenblicklich keineswegs auf einen Widerstand eingerichtet. Über 80 Soldaten waren auskommandiert, eine große Zahl auf Exekution ausgeschickt. So befahlen die Geheimen Räte dem stellvertretenden Kommandanten Burchardt von Goldacker auf den auf beiden Seiten herumstreifenden Feind mit doppelter Wachsamkeit Acht zu geben. Die Warnung erwies sich als berechtigt. Kaum war eine Woche vergangen, als die Stadt plötzlich alarmiert wurde. Am Nachmittag des 14. März kamen drei adlige Herren ‚mit blutigen Köpfen’ hereingejagt und berichteten, daß sie in der verwichenen Nacht von Stalhans’ Reiterei ausgeplündert worden seien. Goldacker schickte seine wenigen Berittenen – 15 Leute – zur Erkundung hinaus, sie kamen aber bald im wilder Flucht zurückgejagt, nachdem sich drei von ihnen hatten fangen lassen; dann sah man einen Trupp sich den Gärten nähern, die vordersten standen bis an die Kapelle Jerusalem. Noch am gleichen Abend sandte der Oberstleutnant einen Boten nach Spandau, der die Kriegsräte um 12 Uhr nachts aus dem Schlafe weckte. Eilends schrieben diese an den Oberst Volkmann nach Brandenburg,[133] seine zwei Reiterkompanien nach Berlin zu schicken; Hartmann von Goldacker sollte mit der übrigen Kavallerie nach Spandau heranrücken, damit er zur Hilfe bereitstände. Der Rat in Berlin empfing die Benachrichtigung, daß das Vorhaben des Feindes verhindert werden müsse; sie würden demnächst Verstärkung erhalten und sollten sich entscheiden, ob sie es ‚auf eine beharrliche Defension ankommen lassen’ wollten. Es war das letzte Mal in diesem langen Kriege, dass die Frage an Berlin gestellt worden ist. Die Stadt wird sie wie immer verneint haben. Dafür sorgten schon die Schweden. Stahlhans’ Vorhut lag in Jüterbog.[134] Der dort kommandierende Oberst v. Dewitz gab dem Magistrat den guten Rat, Goldackers Reiter nicht einzunehmen. Stalhans würde sie dann so einschließen, ‚dass sie einander auffressen müßten’. Sie täten besser, ‚dafern es den Herrn um den lieben Frieden zu thun ist, sich als neutrale Leute zu halten’. Dewitz hatte von seinem General den Teltowschen Kreis zugewiesen bekommen und ging daran, von Cölln und den kleineren Städten Kontribution einzutreiben. Immer mehr verlautbarte die Absicht des Kurfürsten, mit Schweden einen Waffenstillstand zu schließen und nach dem Wunsche der Stände seine Truppen zu verringern. Das wirkte auf die Haltung der Regimenter, die immer noch rückständigen Sold zu fordern hatten, und machte böses Blut unter den Leuten.

Kracht fürchtete für seine Stellung. Er hatte gehört, daß er beim Kurfürsten nicht mehr in vollen Gnaden sei. Verschiedene Male hatte er an den Kurfürsten wegen seiner Forderungen geschrieben, ohne Antwort zu erhalten. Jetzt versuchte er es auf andere Weise; er übersandte seinem Kriegsherrn ein geschnittes Glas, so gut er es in Berlin hatte erhalten können. Der Oberst, der sich stets als ‚E. Ch. D. getreuer Knecht bis in den Tod’ unterzeichnet, bemühte sich zu erklären und zu rechtfertigen. Überall habe er Forderungen, die nicht bezahlt würden. Sein ganzes in fremden Diensten erworbenes Geld sei in Berlin für das Regiment draufgegangen. Für die Rückstände der Stadt müßte er Hufen und Acker annehmen, ‚sofern ich die armen Leute nicht gar verjagen wollte’. Er berief sich darauf, daß er die Residenz zweimal vorm Feinde gerettet habe ! Gern würde er jetzt mit seinem Regiment zu dem sächsischen General v. Arnim ziehen, der einen großen Zug gegen Banér plante.

Friedrich Wilhelm handelte anders. Inzwischen war der Markgraf Ernst von Jägerndorf zum Statthalter ernannt worden. Seine erste Tätigkeit sollte die Reduktion der kurfürstlichen Truppen auf drei Regimenter sein.

Schon am 12. Mai traf er mit Konrad v. Burgsdorff in der Residenz ein und übernahm die Regierung. Die Abdankung der Berliner Garnison war ein schwieriges Geschäft. Von allen Seien liefen jetzt die Klagen ein. Da hatte Kracht einzelne Bürger gepfändet, weil die betreffende Stadt ihre Kontribution nicht zahlte, er hatte von irgendwelchen Leuten Wagen und Pferde ‚fortgenommen’, ohne einen Schein auszustellen, und was dergleichen mehr angezeigt wurde. Dagegen stellte der Oberst nun seine Forderung: für seinen Stab und seine eigene Kompagnie hätte er laut seiner Kapitulation noch 46 900 Taler zu bekommen. Markgraf Ernst nahm das sehr kühl auf. Das müste erst nachgewiesen werden. Vorläufig gelang es ihm, die Soldforderungen der Leute durch 1500 Taler Anweisungen an Kracht zu decken; darauf dankte dieser am 30. Juli sein Regiment ab; ‚mit fliegenden Fähnlein’ zog die Garnison nach Cüstrin[135] ab, wo die tauglichen Knechte für die drei fortbestehenden Regimenter ausgemustert wurden. Es war der erste Tag reiner Freude, den die Berliner erlebten, seit Kracht vor drei Jahren im Oktober 1638 in ihre Mauern gekommen war“.[136]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet weiter über die politischen Verhandlungen 1641: „Wir wollen nunmehr von Chur-Sächs. Consiliis und Fürhaben welche auff Schlesien und Laußnitz abgesehen / und zwar erstlich vom Gen. Lieutenant Arnheim [Arnim; BW] hier zum Anlaß nehmen / dessen Intention vermuthlich gewesen auff Schlesien / und eins vom andern dependiret / die Schweden zu dämpffen  und successivè auß dem Römischen Reich / oder biß an die Seekanten zu treiben / vielleicht auch von Franckreich zu separiren / dabenebens Chur-Sachsen starck zu machen / und zum Frieden im Reich dardurch auffs wenigste viel / wo nicht alles / zu befördern / die Chur-Pfältzische Prätendenten / mit Ihrer Majest. Reputation postliminio also zu reduciren / daß sie in Gehorsam bleiben können / und was dieser Consequentien mehr gewesen seyn mögen : So alles auff einer neuen Union, neuer Werbung / und eintzigem glücklichem Treffen bestehen solen / durch dasselbe zu allem mehrerem Guten Thür und Thor zu öffnen.

Zu dem Ende hat der von Arnim schon voriges Jahr / nachdem er der Schwedischen Gefangenschafft glücklich entgangen / das Seinige zu consultiren und practiciren angefangen / und ist successivè nichts ohne Käiserl. Maj. Vorwissen vorgenommen / doch alles in grosser Geheim gehalten worden. Erst im Januario diß Jahrs in Preussen / wo nicht gar bey Polen gewesen / hat ohne Zweiffel seine Consilia zu erkennen geben / und ist den 1. 11. Februarii durch Ober-Schlesien auff die Sittau[137] / zu Dreßden wieder ankommen.

Die Reise gienge nach verrichter Relation den 6. 16. Februarii bald weiters fort / auf Hall[138] / Magdeburg[139] und Hamburg[140] zu / und war solches der rechte Weg nach Dennemarck / der Ruckweg nach Bremen[141] : Der von Arnheim aber wendete sich von Magdeburg auff Schöningen / von dannen zu Herzog Augusto nach Braunschweig[142] / und wurde vorgegeben es sollte von dannen der Weg auff Bremen und Hamburg zugehen / Bremen zu einer werbung von 12000. Mann zu bewegen.

Hertzog Frantz Albrecht von Sachsen-Lauenburg war schon im Vorschlag ein Feld-Marschall zuseyn / und wollte der von Arnheim das Gelt zur Werbung 16000. Mann herschiessen / nur daß ihme die Wiederzahlung auff Land und Leute / als etwa in Schlesien versichert würde. So viel ließ man von dieser geheimen Sache / um den 16. 26. Februarii offenbar werden; Und war Hertzog Frantz Albrecht ums Ende Februarii styl. vet. sampt dem Käis. Kriegs-Rath Johann Baptista Kielman zu Dreßden ankomen / auch waren Obr. Krackau [Krockow; BW] / [Hans v.; BW] Rochau [Rochow; BW] / und [Dietrich v.; BW] Kracht ohne das schon in loco vorhanden.

Solches war am Käiserlichen Hof in geheim schon proponiret / und sehr wol von dem von Arnheimb gesprochẽ unter dem Dafürhalten / daß kein besserer gefunden werden könnte / als er / dem Schwedischen Wesen einen Stoß zu geben / darum ihme das Generalat und Præ / vor einem Catholischen / wol zugönnen sey.

Um den 10. 20. Martii waren Hertzog Albrecht und der von Arnheim in Tractation gemeiner Sache / die gleich so weit so weit schon offenbar worden / zu Schöningen[143] beysammen / von denen man / daß sie allbereit in Käiserlicher / Chur-Sächsischer und Brandenburgischer Bestallung seyen / gehalten / unter denen der Obrist Booth [Hermann Bothe; BW] seine Werbung zu Hamburg schon schon angefangen hatte / und diß Orts viel Cavallier sich aufhielten / die auff Käiserliche Bestallungen / unter dem von Arnheim warteten : der auch nach Hamburg / aber nur in der Stille kam / seinen Weg zum König in Dennemarck nehmend / welcher aber nicht zu Coppenhagen / sondern zu Bergen[144] in Norwegen sich befande / den jüngst beschehenen Feuer-Schaden zu besichtigen.

Der Käiserliche Kriegs-Rath Kielman war um den 19. 29. Martii noch zu Dreßden / Hertzog Frantz Albrecht und Arnheim waren auch wider dahin kommen / und wurde fleissig Kriegs-Rath gehalten. Damals kam heraus / daß der von Arnheim über das Käiserl. Volck in Schlesien / und das Chur-Sächsische / mit Plenipotentz als ein Generalissimus, doch nur unter vorigem Prædicat eines Gen. Lieutenants / Hertzog Frantz Albrecht Feld-Marschall seyn / und Chur-Brandenburgisch Volck auch darzu stossen solle / vermittelst dessen allen und neuer Werbung von 6. Regimenter / man auch künfftig Johannis eine Armee von 20000. Mann beysammen haben möge : darum Käiserlich-Sächsisch- und Brandenburgisch Volck um den 24. Martii styl. vet. zu Wittenberg[145] zusammengeführet / und zu Dreßden eine Artolleria gerüstet wurde / der Sache einen Anfang auff weitern Progreß zu machen / und wenigstens das Volck interim zu recuperation deß Verlohrnen zu gebrauchen.

Der von Arnheim leistete hierauff Chur-Sachsen sonderbare neue Pflicht : Die Obristen Güstron [Henning v. Gristow; BW] / Krackou / Rochou / Mitzlaff / Hungar [Unger; BW] / Kracht und andere andere Officirer / waren Werbens und Recruten halben zu Dreßden gegenwärtig / und hatten der ihrigen auffs Werben schon außgeschicket / und ehe es an Volck mangeln sollte / wollte man es in England suchen.

Als alles wol beschlossen war / nahme Frantz Albrecht seinen Weg auff den Reichs-Tag nach Regenspurg[146] / davon Relation zu thun / deme der Kaiserl. Abgesandte und Kriegsrath Herr Kielman / erst über etliche tage / um den 29. Martii styl. vet. nachfolgte“.[147]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet weiter: „Deß Herrn Oberauffsehers zu Schleusingen[148] / Ludwig Ernst Marschallens Tochter / war dem Obr. Krachten / so vor diesem Bannerisch gewesen / versprochen / das wuste der Obriste Lieut. deß [Volmar v. Rosen; BW] Rosischen Tragoner-Regiments Namens Latomus. Sein Marche truge ihn im Eingang Aprilis von Hilpershausen[149] / auff Schleusingen. Als man daselbsten nicht so bald einlassen wollte / öffnete er mit seinen 70. Tragonern / und 50. Reutern ein Thorn / und begehrte den Herrn Oberauffseher zu besprechen / welcher vermeinte es wäre um Einquartierung zu thun. Als er ihn fürgelassen hatte / wollte er die versprochene Tochter / weil derselben verlobter ein Feind seye / herauß haben. Diese wurde nun in verstellter Kleidung auß dem Schloß gebracht. Dieweil sie nun nicht zu finden war / wollte der Obr. Lieut. entweders 2000. Ducaten vor sie haben / oder alles im Schloß auffschlagen. Warmit es endlich auff 500. Reichs-Thaler verglichen / und dieselben ihme alsobalden paar außgezahlet worden : mit welchen der Obrist-Lieutenant ohne mehrern Schaden abgezogen“.[150]

Im November 1644 war Kracht in Breslau.[151]

Wegen seiner Verdienste in der 2. Schlacht bei Breitenfeld am 2.11.1642 – in der er verwundet worden war[152] – erhielt er, nunmehr Kommandant in Breslau, im Oktober 1646 1.000 Rt.[153]

Er verstarb am 6.7.1657 zu Schlabendorf.[154]

[1] MÖRNER, Kriegsobristen, S. 241.

[2] SCHWEBEL, Geschichte Bd. 2, S. 9.

[2a] CONERMAN, Die Mitglieder, S. 253ff.

[3] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[4] Eschewitz: bisher nicht identifiziert.

[5] Lübrunnen: bisher nicht identifiziert.

[6] Krentzin: Grenzin, heute Ortsteil von Gremersdorf-Buchholz [LK Nordvorpommern] ?

[7] Friedenburg: bisher nicht identifiziert.

[8] JÜRGENS, Chronik, S. 452.

[9] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[10] Heiligenstadt [Kr. Heiligenstadt]; HHSD IX, S. 186ff.

[11] Einbeck; HHSD II, S. 128ff.

[12] HAPPE I 230 v – 231 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[13] Eisenach [Kr. Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.

[14] PETER, Eisenach, S. 25.

[15] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.

[16] Ammern [Unstrut-Hainich-Kr.].

[17] Dachrieden [Unstrut-Hainich-Kr.].

[18] JORDAN, Mühlhausen, S. 70f.

[19] Brandenburg [Stadtkr.]; HHSD X, S. 135ff.

[20] Stendal [Kr. Stendal]; HHSD XI, S. 447ff.

[21] Berlin-Spandau; HHSD X, S. 97ff.

[22] Oberbarnim [LK Märkisch-Oderland].

[23] LK Niederbarnim, ehemalige Verwaltungseinheit.

[24] Teltow [LK Potsdam-Mittelmark].

[25] SCHRÖER, Havelland, S. 74f.

[26] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[27] Quelle 20: Übereinkunft zwischen Axel Oxenstierna, Johan Banér und den Obristen im schwedischen Heer nach dem Prager Frieden, Magdeburg, 11.8.1635.

[28] Goslar; HHSD II, S. 174ff.

[29] Wernigerode [Kr. Wernigerode]; HHSD XI, S. 493ff.

[30] Bad Harzburg [LK Goslar].

[31] HOFFMANN, Harzschützen, S. 127.

[32] Goslar; HHSD II, S. 174ff.

[33] 1 Fass = 50 Liter.

[34] Christoph II. von Stolberg-Wernigerode; Graf [1.12.1567 – 21.11.1638].

[35] 1 Reichstaler = 36 Mariengroschen = 24 gute Groschen je 12 Pfennige = 288 Pfennige.

[36] 1 Maß = 0,8588 Liter.

[37] 1 Wispel Hafer = 24 Scheffel zu 55 kg = 1320 kg.

[38] geschätzt: erpresst.

[39] NÜCHTERLEIN; Wernigerode; S. 137f.

[40] Hohnstein [Kr. Sebnitz]; HHSD VIII, S. 151f.

[41] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 34.

[42] Stolberg [Kr. Sangerhausen]; HHSD XI, S. 453ff.

[43] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 34.

[44] Christoph II. von Stolberg-Wernigerode; Graf [1.12.1567 – 21.11.1638].

[45] Lützow, Valentin von; Freiherr, Obrist [ – ].

[46] Nöschenrode, heute Ortsteil von Wernigerode (Eingemeindung: 1929).

[47] starb

[48] Eich [Eichen], Uriel von der [Ulrich von]; Rat [ – ] Stolbergischer Rat, 16741 und 1646 Kriegskommissar; vgl. HAPPE I 427 r; mdsz.thulb.uni.jena.de.

[49] 1 Gulden = 240 Pfennige.

[50] 1 Scheffel Hafer = 55 kg.

[51] 1 Reichstaler = 36 Mariengroschen = 24 gute Groschen je 12 Pfennige = 288 Pfennige.

[52] stinken: hier wohl im Sinne von „undankbar sein“.

[53] Völkern: Truppen, Soldaten.

[54] der

[55] Das „Kriegswesen“ beginnt also mit dem Einmarsch der Kaiserlichen in die Grafschaft.

[56] Gerboth, Nicolaus [ – ]; kursächsischer Hauptmann unter Dam Vitzthum von Eckstedt in der Magdeburger Garnison.

[57] Fortmann, Johannes [25.11.1576 vielleicht in Elbingerode – 9.9.1654 in Wernigerode]; vgl. FRIEDENSBURG, Aus der Geschichte Wernigerodes, S. 58-76.

[58] Abgezogen.

[59] Prager Friede: Der in Folge der schwedischen Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen (5./6.9.1634) vereinbarte Prager Frieden zwischen Johann Georg von Sachsen und Kaiser Ferdinand II. wurde am 30.5.1635 unterzeichnet. Bei diesem Friedensschluss, dem fast alle protestantischen Reichsstände beitraten, verzichtete der Kaiser auf seinen Anspruch, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 allein zu interpretieren und damit das Restitutionsedikt von 1629 durchzuführen; Ergebnis war eine begrenzte Festschreibung des konfessionellen Status quo. Weitere Ergebnisse waren: die Festschreibung der Translation der pfälzischen Kurwürde auf Bayern, der Ansprüche Sachsens auf die Lausitz und die Bildung eines Reichsheers (wobei Johann Georg von Sachsen und Maximilian I. von Bayern eigene Korps führen ließen, die als Teil der Reichsarmee galten), die bestehenden Bündnisse waren aufzulösen, fremde Mächte sollten den Reichsboden verlassen, etwaige Ansprüche auf den Ersatz der Kriegskosten seit 1630 wurden aufgehoben, eine allgemeine Amnestie sollte in Kraft treten. Zudem kann der Prager Frieden als einer der letzten kaiserlichen Versuche betrachtet werden, ein monarchisches System im Reich durchzusetzen. Maßgebliches Mittel dazu war die so genannte Prager Heeresreform, mit der der Kaiser den Versuch unternahm, nahezu alle reichsständischen Truppen unter seinen Oberbefehl zu stellen und zugleich den Ständen die Finanzierung dieses Reichsheeres aufzuerlegen. Diese Vorstellungen ließen sich ebenso wenig verwirklichen wie das Ziel, durch die Vertreibung der ausländischen Mächte Frankreich und Schweden zu einem Frieden im Heiligen Römischen Reich zu gelangen. Zur Forschungslage vgl. KAISER, Prager Frieden.

[60] NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 152ff.

[61] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 33.

[62] Schwerin; HHSD XII, S. 114ff.

[63] Dömitz [Kr. Ludwigslust]; HHSD XII, S. 21ff.

[64] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 499.

[65] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 31.

[66] Anklam [Kr. Anklam]; HHSD XII, S. 153ff.

[67] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[68] Oderberg [Kr. Angermünde/Eberswalde]; HHSD X, S. 300f.

[69] Schwedt [Kr. Angermünde/Stadtkr.]; HHSD X, S. 351ff.

[70] Eberswalde [Stadtkr./Kr. Eberswalde]; HHSD X, S. 165ff.

[71] Landsberg [Gorzów Wielkopolski, Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 446ff.

[72] Berlin-Spandau; HHSD X, S. 97ff.

[73] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 628.

[74] FADEN, Berlin, S. 209.

[75] FADEN, Berlin, S. 210.

[76] Bernau [Kr. Niederbarnim/Bernau]; HHSD X, S. 125f.

[77] Oderberg [Kr. Angermünde/Eberswalde]; HHSD X, S. 300f.

[78] Am 11.6.1639 schrieb A. von Schwarzenberg an den kaiserlichen Kommandierenden Gallas: Der schwedische Generalmajor Lillehöök habe Truppen konzentriert und Landsberg belagert, sei jedoch zurückgeschlagen worden und über die Oder gegen Gartz zurückgewichen. Dann habe der Gegner versucht, Oderberg mit der Brücke zu nehmen, sei am 31.5. dort angerückt, seine Angriffe seien wieder abgewehrt worden, so dass er am 4.6. nach Neustadt-Eberswalde abzog, wo er sein Lager aufschlug. Dann habe er die Stadt Bernau angegriffen, wo Burgsdorff die Garnison befehligte. Dieser musste, nachdem der Gegner mit einer Petarde das Stadttor zerschlagen hatte, mit seiner Reiterei aus der Stadt in die Felder hinaus reiten, seine Leute gerieten jedoch in einen Sumpf und wurden dort teils erschlagen, teils gefangen genommen. Burgsdorff selbst, sein Obristleutnant, zwei Rittmeister und andere Offiziere wurden auch gefangen genommen. Die ganze Sache sei ein großer Verlust für den Kurfürsten von Brandenburg. BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 842.

[79] Guben [Gubin, Niederlausitz]; HHSD X, S. 210ff.

[80] Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote von 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. auch „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html.

[81] Berlin-Spandau; HHSD X, S. 97ff.

[82] Landsberg/Warthe [Gorzów Wielkopolski, Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 446ff. Im „Theatrum Europaeum“ heißt es dazu: „Was nun den Schwedischen im May an Landsberg mißlungen / haben sie im Ende deß Juli daran wiederum hereingebracht / in deme der Stetinische Commendant Lilli Hökh in 6000 starck / neuer Schweden / den 24. desselben / mit Canonen und Feuermörsern darfür gezogen / den Ort 2. Tag lang beschossen / mit Stein- und Feureinwerffen geplagt / und den 27. ejusd. gestürmet / auch dardurch in die Stadt kommen / aber wieder darauß getrieben worden / und doch auff einer Seitten nochmals darein kommen / von dannen die Brandenburgischen über eine Brücken in die Schantz gewichen / und die Brücke abgeworffen / aber doch endlich aus Mangel Nothdurfft sich ergeben müssen / deren in 340. Mann samt ihren Offiziren / nemlich 4. Hauptleute / 3. Lieutenant / 3. Fendrich gefangen / 70. nidergemacht / und 14. Stück Geschütz darinn erlangt worden. Nach Eroberung der Stadt / als sie darinn etliche Häuser abgetragen / Stück darauff gebracht / und am 29. Julii die Schantz über der Brücke beschossen / mit Granaten beängstiget / und zum Accord vermahnet / haben die Soldaten darinnen das Gewehr nieder geworffen / daß der Com̃endant Obr. Lieutenant Knörring solcher Gestalt sich zuergeben bezwungen worden. Und wiewol sie mit Sack und Pack abzuziehen verglichen / die Schwedische aber nach Hineinkunfft etlich verdeckte Granaten gefunden / als ist der Accord nicht gehalten / sondern die Soldaten alle untergestellet / und neben 15. Officirern nach Stetin geführet worden / daß also von den Brandenburgischen Völckern ohngefehr auff 1000. in bemeldtem Platz zu scheitern gangen“. THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 70f. „Die Landsbergische aber gingen im Augusto von dañen nach Frankfurt an der Oder / welche Stadt sich ihnen gar bald ergabe / und mit 7000. Reichsth. Brandschatzung loßkauffte / worauff sie auch dem Hn. Grafen von Schwartzenberg sein Residentzhauß Sonnenberg in selbiger Gegend gelegen / weggenommen“.THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 71.

[83] Sternberg [Torzym; Kr. Oststernberg]; HHSD X, S. 467f.

[84] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[85] Fürstenwalde; HHSD X, S. 193f.

[86] Wusterhausen [Kr. Ruppin/Kyritz]; HHSD X, S. 398ff.

[87] 1 Wispel = 24 Scheffel = 1348, 224 Liter (Mark Brandenburg).

[88] wahrscheinlich: „eingeflohene“.

[89] FADEN, Berlin, S. 212ff.

[90] http://www.grosser-generalstab.de/regiment/bredow/bw001.html.

[91] MEBES, Beiträge, S. 919.

[92] Berlin-Neuköllln; HHSD X, S. 86ff.

[93] FADEN, Berlin, S. 216ff.

[94] Glogau [Głogów]; HHSSchl, S. 127ff.

[95] Groß Kotzenau [Chocianowiec, Kr. Lüben]; HHSSchl, S. 154.

[96] Neisse [Nysa]; HHSSchl, S. 331ff.

[97] Beuthen a. d. Oder [Bytom Odrzánski, Kr. Glogau/Neusalz]; HHSSchl, S. 25ff.

[98] Oppeln [Opole]; HHSSchl, S. 378ff.

[99] Ratibor [Racibórz]; HHSSchl, S. 426ff.

[100] Breslau [Wrocław]; HHSSchl, S. 38ff.

[101] Zöllditsch: nicht identifiziert.

[102] Cottbus [Stadtkr.]; HHSD X, S. 134ff.

[103] Sagan [Żagań; Kr. Sprottau/Sagan]; HHSSchl, S. 462ff.

[104] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 576.

[105] Havelberg [Kr. Westprignitz/Havelberg]; HHSD X, S. 217ff.

[106] Ruppin [Land u. Kr.]; HHSD X, S. 343f.

[107] Neubrandenburg [Kr. Neubrandenburg]; HHSD XII, S. 69ff.

[108] Zehdenick [Kr. Templin/Gransee]; HHSD X, S. 403f.

[109] Berlin-Köpenick; HHSD X, S. 62ff.

[110] Fürstenwalde; HHSD X, S. 193f.

[111] Müncheberg [Kr. Lebus/Strausberg]; HHSD X, S. 284f.; HHSSchl, S. 284f.

[112] Buckow [Kr. Lebus/Strausberg]; HHSD X, S. 149f.

[113] Weitzen an der Oder: nicht identifiziert.

[114] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 221.

[115] Königsberg (Stadtkr.); HHSPr, S. 100ff.

[116] FADEN, Berlin, S. 218f.

[117] Zossen [Kr. Teltow/Zossen]; HHSD X, S. 408f.

[118] BEUYS, Großer Kurfürst, S. 72f.

[119] Cottbus [Stadtkr.]; HHSD X, S. 134ff.

[120] Peitz [Kr. Cottbus]; HHSD X, S. 307f.

[121] Berlin-Köpenick; HHSD X, S. 62ff.

[122] Lietzow, Ort auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Charlottenburg.

[123] Teltow [LK Potsdam-Mittelmark].

[124] Havelland [Landschaft; LK Havelland].

[125] Zauche, heute Ortsteil von Kasel-Golzig [LK Dahme-Spreewald].

[126] 1 Tonne = 100 Stof = 114,5 Liter (Bier).

[127] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 576f.: „Die Stalhansischen aber griffen auff das Schloß Zossen mit Ernst / beschossen es / und bliebe von einem Canon-Schuß der darinnen ligende Hauptman Centemeyr [Zehntmehner; BW] / dessen Lieutenant sich mit etlichen auff einen Thurn salvirte /und noch etwas wehrte / aber doch im Januario auff Gnad und Ungnad ergeben muste. Worüber die in Berlin / auß Furcht / daß sie die nächsten am Reyen werden seyn müssen / die 3. Vorstädte zu Cöllen an der Sprey theils einrissen / und darunter das Churfürstl. und andere andere Vorwercke ansteckten / auch an der Kirchen zu S. Gertraut etwas anfingen abzubrechen : daß also fast nichts als das Churfürstl. Reit- und Ballen-Hauß diß Orts stehend geblieben / welche beyde zur Defension verschanzt wurden / um welcher Defension willen man sich also menagiret hat : und kamen doch die Stalhansischen weiter nicht / als biß an dieses Zossen / allda sie den gefundenen Vorrath zuvorn verzehrten / die Thor verbrenneten / bey ungefehr 800. Mann über dieser Expedition im Stich liessen / worauff sie wieder / wo sie herkommen waren / hinkehreten : zuvorn aber aus dem Teltawischen[127] / und andern Orten herum / das Geträyde / Vieh und Pferd weg holten“.

[128] Beeskow [Kr. Beeskow-Storkow/Beeskow]; HHSD X, S. 15ff.

[129] Storkow [Kr. Beeskow-Storkow-Beeskow]; HHSD X, S. 367f.

[130] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[131] Zehdenick [Kr. Templin/Gransee]; HHSD X, S. 403f.

[132] FADEN, Berlin, S. 222ff.

[133] Brandenburg [Stadtkr.]; HHSD X, S. 135ff.

[134] Jüterbog [LK Teltow-Fläming]; HHSD X, S. 229ff.

[135] Küstrin [Kostrzyn, Kr. Königsberg]; HHSD X,  S. 441ff.

[136] FADEN, Berlin, S. 229f.

[137] Zittau; HHSD VIII, S. 371ff.

[138] Halle i. W. [LK Halle/Westf.], HHSD III, S. 282.

[139] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[140] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.

[141] Bremen; HHSD II, S. 69ff.

[142] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.

[143] Schöningen [Kr. Helmstedt]; HHSD II, S. 419f.

[144] Bergen [Prov. Hordaland].

[145] Wittenberg [Kr. Wittenberg]; HHSD XI, S. 504ff.

[146] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[147] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 580f.

[148] Schleusingen [Kr. Suhl]; HHSD IX, S. 382ff.

[149] Hildburghausen [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 198ff.

[150] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 613.

[151] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 278.

[152] BOETTGER, Ereignisse, S. 55, Anm. 1.

[153] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 73.

[154] VD 14:085095B: Jhesus Spectata Christianorum Haereditas. Das ist: Aller wahrer rechtgläubiger Christen Erbschafft. Aus der Epistel Pauli an die Philipper am 1. v. 21. : Bey der … Leich-Begängnüß Des … Herrn Dietrich Kracht/ Römischer Kayserl. auch zu Ungarn und Böhmen Königlicher Majestät gewesenen Obristen zu Fueß … Welcher … den 6. Iulii Newen Calenders … des 1657. Jahres/ allhier zu Schlabendorff … verschieden/ und folgends den 28. Martii Anno 1658. … in sein begehrtes Ruhebettlein versetzet worden/ Abgehandelt und einfältig erkläret / Praetorius, Martin. – Schleusingen : Schmid, 1658; Schlabendorf [ehemals LK Luckau, heute LK Dahme-Spreewald].

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