Kolovrat, N [Zbyněk Leopold ?] von; Offizier [1615 – 5.3.1647 Dörflas] Kolovrat[1] [Liebsteinsky ?] stand in kaiserlichen Diensten.
Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[2] aus dem von Eger[3] abhängigen Marktredwitz[4] erinnert sich an den März 1647: „Den 5. Marti[i] ist dieser Kapitänleutnant [Abschütz; BW] wieder von Eger [ge]kommen. Er hatte [ein] Schreiben an uns, von H[errn] Oberst Paradeiser [mit], nach dem ihn dieser zu dem Zweck hierher beordert habe, keinen von der Eskadron des Oberstleutnant Garnier, die bisher im Egerland gelegen ist und nunmehr ihren Weg (auf) hie[r]hero und nach Franken nehmen wolle, einzulassen.
Sie sind aber an diesem Abend nit weiter(s) als [bis] Schlottenhof[5] und Arzberg[6] [ge]kommen. Den andern Tag sind sie um 9 Uhr hier angelangt. Da ist dann die Cam[ionn]ag[e][7] um den Gottesacker hinum(b)gewiesen worden. Die Offiziere(r) aber sind alle hereingelassen worden. Die Reiter haben sich auf den Reiserberg gestellt und sind dort an die 2 Stund[en] gestanden. Unterdessen haben die Offiziere(r) mit etlich 30 gefüttert und Mittagsmahl gehalten. Dann sind sie fort und am selben Tag noch nach Neustadt am Kulm.[8] Es sind an die 400 wohl montierte Reiter gewesen. Sie hatten nur 5 Bagagewagen bei sich. Unter den Offiziere(r)n war auch Herr Oberstwachtmeister Lyloff, der „Schwarze Niklas“ und Rittmeister Weylersbach. Mit ihnen sind auch viel[e] egerische[n] Freireiter mit fortgeritten. Nachmittags sind noch etliche 30 Pferd[e] (her)nachgekommen und haben sich zu Dörflas[9] einquartiert. Dabei war[en] Herr Rittmeister Barthel und 1 Leutnant die vornehmsten unter den Freireitern. Als daselbst im Quartier 2 Reitersjungen in Zank geraten [sind], hat der größere einen Karabiner ge-nommen, den kleineren in den Leib geschossen und ist dann davongeloffen. Obwohl der [An]geschossene alsbald von unserem Bader verbunden worden ist und bewilligt worden war, daß er hereingenommen, gewartet und verpflegt werden sollte, so ist er doch am anderen Morgen so schwach geworden, daß er einem Sterbenden gleichsah. In diesem sterbenden Zustand [erst] haben ihn die Dörflaser auf eine Misttrage gelegt und durch 2 Weiber hereintragen lassen. Weil sie sich aber (be)sorgten, er würde unterwegs sterben, sind sie mit ihm sehr geschwind hereingeloffen, haben ihn unter des Baders Haustür niedergesetzt, stehen lassen und sind davongelaufen. Auf der Trage(n) ist er dann daselbst auch alsbald gestorben. Dieses leichte Beginnen der Dörflaser, das sie an diesem Jüngling verübt, haben wir dem Richter von Dörflas verweisen lassen. Der hat sich damit entschuldigt, daß er nit vermeint [habe], daß er sobald sterben würde. Wir haben ihn in einen Sarg legen und vom Haus des Baders aus am anderen Tag ehrlich begraben lassen. Man hat vorgegeben, daß er ein geborener Graf sei, andere [meinten], [er sei] einer vom Geschlecht der Kolowrat aus dem Königreich Boheim(b) gewesen. Den(en) 6 jungen Gesellen, die ihn zu Grabe getragen haben, hat man Bier und Brot [ge]geben“.[10]
[1] Vgl. die Erwähnungen bei HARRACH, Tagebücher.
[2] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[3] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[4] Marktredwitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.
[5] Schlottenhof, heute Ortsteil von Arzberg [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[6] Arzberg; HHSD VII, S. 31f.
[7] Transportwagen; Tross.
[8] Neustadt a. Kulm; HHSD VII, S. 514f.
[9] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].
[10] BRAUN, Marktredwitz, S. 291.