Ketteler, Johann Freiherr von

Ketteler, Johann Freiherr von; Obrist [ – Januar 1644 ?] Johann Freiherr von Ketteler [Kettler], Herr auf Lage[1] und Assen,[2] damals ligistischer Hauptmann im Regiment Anholt – vom 16.2.-18.3. ist er in Arnsberg[3] bzw. in Werl[4] nachgewiesen[5] – , verbrachte die Osterfeiertage 1622 mit dem Grafen von Anholt, dessen Gemahlin, seinem Kriegskamerad Jost Maximilian von Gronsfeld und großem Gefolge, aber „mit wenig Frömmigkeit“ in der Zisterzienser-Abtei Himmerod,[6] und zwar zum großen Schaden des Klosters und der Nachbarschaft. Dabei sollen nach späteren Angaben des Abts Robert Botz (1650-1730)[7] Unmengen von Fleisch, Fisch, Brot und zwei Fässer Wein konsumiert worden sein. Ketteler war seit 1622 mit Agnes Alexandrina von Velen, der Schwester Alexanders II. von Velen, verheiratet.

„Von dem eigentlichen Krieggeschehen war die Grafschaft [Bentheim; BW] – ebenso wie Westfalen überhaupt – in jenen Jahren verschont geblieben. Lediglich ein kleines militärisches Ereignis ist zu vermelden. In Lage, das zwar vom Gebiet der Grafschaft weitgehend umschlossen war, nicht aber der Landesherrschaft der Bentheimer Grafen unterstand, befand sich seit dem hohen Mittelalter eine Utrechter Burganlage, welche 1556 wie die Niederlande spanisch geworden war. Doch hatte König Philipp II. die Burg mit dem dazugehörigen Gebiet – das später als ‚Herrlichkeit Lage‘ bezeichnet wurde – 1576 an Dietrich von Ketteler verpfändet, welcher die Burg mit großem Aufwand zu einer beachtlichen Anlage hatte ausbauen lassen, wie eine zeitgenössische Darstellung verdeutlicht. In dieser Burg lag nun jedoch eine spanische Garnison unter dem Kommando des Freiherrn von Ketteler. Desgleichen befanden sich in Oldenzaal,[8] Groenlo[9] und Lingen[10] spanische Garnisonen, die durch Einfälle in die benachbarten niederländischen und deutschen Gebiete erheblichen Schaden anrichteten. In den Stadtrechnungen von Neuenhaus[11] wird unter dem 15. März 1626 außerdem erwähnt, daß es ‚zwischen den jungen Gesellen und etzliche Lagische Soldaten einigh Tumult und Schlagerey‘ gegeben habe. Um den Streit gütlich beizulegen, mußten sich die Bürgermeister nach Lage begeben, um dort mit dem Freiherrn von Ketteler und dem Leutnant Bentinck zu verhandeln. Über den Anlaß jenes Streites wird nichts mitgeteilt, doch könnte es sich durchaus um eine simple Wirtshausrauferei gehandelt haben. Im April hatte sich der spanische Rittmeister de Navarro mit geworbenen Reitern und 30 Pferden in Neuenhaus aufgehalten. Als er die Stadt am 24. April wieder verlassen wollte, verlangte der zum Abschied eine ‚Verehrung‘, was ihm jedoch verweigert wurde. Schließlich wurde eine andere, wohl kostengünstigere Lösung gefunden. Man habe, so heißt es, ‚darnach mit dem Hern Ritmeister, Cornet und untern Officiren daß Valete mußen drincken, also von Adrian von der Heiden laßen holen in alles 18 Kanne Wein, jede Kanne ad 16 Stüber […] facit 4 Daler 24 Stüber‘.

Um den leidigen Übergriffen der Spanier ein Ende zu bereiten, beschlossen die Generalstaaten der Niederlande auf Drängen der Provinzen Geldern, Friesland, Groningen und Overijssel, gegen die fraglichen spanischen Garnisonen vorzugehen. Im Juli 1626 zog Graf Ernst Casimir von Nassau vor Oldenzaal, welches, kaum daß mit der Beschießung begonnen worden war, am 1. August 1626 kapitulierte. Daraufhin wurden die Festungsanlagen geschleift, damit sich der Feind nicht erneut festsetzen könne. Von Oldenzaal aus schickte der Graf von Nassau sodann den Obristen Caspar van Eusum mit Soldaten und Geschütz nach Lage, mit dem Auftrag, die dortige Burg gleichermaßen einzunehmen. Nach erfolgreicher Mission ließ van Eusum einige Tonnen Schießpulver in die Keller legen und die Anlage kurzerhand in die Luft sprengen. ‚Hier door dan is wel dese Landtschap eenen scharpen doorn uyt den voet getrocken‘, bemerkt Picardt sehr anschaulich zu diesem Ereignis, das den Zeitgenossen immerhin als so wichtig erschien, daß sie die Zerstörung der Burg Lage in einem Stich […] festhielten. Die Niederländer scheinen eine so gründliche Arbeit geleistet zu haben, daß ein Wiederaufbau der Burg, deren Ruinen noch heute zu sehen sind, wohl nicht mehr in Betracht kam“.[12]

„Von Schüttorf[13] aus berichtete [Franz von; BW] Haslang 1630 an Alexander von Velen, daß es Mißverständnisse zwischen dem Grafen [Arnold Jobst von Bentheim; BW] und dem Obristen Ketteler gebe. Vermutlich ging es um die Höhe der Kontributionen, weil man nicht in der Lage war, den Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Wiederholt ist in den Akten die Rede davon, daß ein großer Teil der Zahlungen rückständig sei. Als Haslang mit seiner Kompanie aus Schüttorf am 10./20. Februar 1631 abrückte, ließ er dort 8 Reiter mit 12 Pferden zurück mit dem ausdrücklichen Auftrag, die monatliche Kontribution von 1.333 Rtlr. 16 Stbr.[14] und 5 Dt.[15] einzutreiben. […] Wiederum liefern die Stadtrechnungen von Neuenhaus eine Hintergrundinformation über die damaligen Verhältnisse. Unter dem 11. Juni ist vermerkt, daß der Bürgermeister Jakob Münz nach Schüttorf geritten war, um persönlich dem Sekretär der ‚Haslangschen Kompanie‘ den Anteil der Stadt in Höhe von 198 Rtlr. für die 4. Monatskontribution abzuliefern. Dabei kam es zu Differenzen, weil der Sekretär keine Quittung über die erfolgte Zahlung ausstellen wollte“.[16]

Er führte 1632 unter Pappenheim ein kaiserlich-ligistisches Infanterie-Regiment.[17] Außer von einer Plünderung im August in der Region Wermelskirchen[18] hörte man von diesem Regiment wenig.

„Kommandant der hessischen Garnison in Rheine[19] war der inzwischen zum Obristleutnant avancierte Carl Rabenhaupt. Als er das münsterländische Städtchen Ottenstein[20] belagerte, überrumpelten die Kaiserlichen unter dem Generalwachtmeister von Bönninghausen am 25. Januar 1634 die Garnison Rheine. Diesem war es schon vorher gelungen, den Hessen Borken[21] und Bocholt[22] abzunehmen. Zwar versuchte Rabenhaupt, die Stadt Rheine wieder in seine Gewalt zu bringen, doch scheiterte das Unternehmen. So wurde er Kommandant von Burgsteinfurt,[23] welches die Hessen besetzt hatten.

Nun verlangte der kaiserliche Obrist von Ketteler von Rheine entsprechend einer schriftlichen ‚Ordinantz‚ des Generalwachtmeisters von Bönninghausen von der Grafschaft Bentheim für den Unterhalt von Stab und zweier Kompanien seines Regiments den monatlichen Betrag von 1.600 Rtlr., beginnend am 3. Mai 1633. […] Die Bewohner waren jedoch nicht in der Lage, die geforderten Summen aufzubringen. Allein für die ‚Lüneburgische und Kettlersche Kontribution‘ mußte die Grafschaft monatlich 1.200 Rtlr. zahlen“.[24] „Im Archiv der Stadt Neuenhaus ist außerdem ein Schreiben des Grafen Arnold Jobst vom 9. April 1634 an die drei Städte überliefert, in dem es heißt, der kaiserliche Obrist von Ketteler habe ihm angedroht, wegen der rückständigen Kontributionen aus der Grafschaft Bentheim die auf dem Schloß in Burgsteinfurt befindlichen ‚Mobilien und Sachen‘ des Grafen wegzuführen, also zu pfänden. ‚Damit aber solcher Schimpf und unwiederbringlicher Schaede verhutet werde‘, beschwört der Graf die Richter, Bürgermeister und Vögte, möge man alles daransetzen, die geschuldete Kontribution aufzubringen.

Daher wurde eine außergewöhnliche Abgabe von 2 Rtlr. von jedem Bauernerbe und von den Köttern und Bürgern ein Betrag entsprechend ihrem Einkommen erhoben. Die Stadt Neuenhaus mußte außerdem für die in Burgsteinfurt einquartierte Reiterei des Obristen von Ketteler 200 Müdde Hafer und über 20 Fuder Heu liefern“.[25]

In der Chronik des Adolff Wilhelm Moerbecke zu Stevening [1611 – 1675] heißt es unter 1634: „Kortz hirna hebben haer die Munstersche[26] garnesonen weer versamet, trocken vor Steenvorde,[27] namen die stat sonder resistentie under het commando van den baron Ketteler in. Vort darup hefft sich ock het kasteel [avergegeven], alwaer see passelick von geschut gefonden hebben, diewelcke platz see besettet hebben, ende met die gefundene stucken weer up Munster vertrocken“.[28]

In der westfälischen Chronik des Ratsherrn Kothe aus Wiedenbrück wird Ketteler 1636 erwähnt: „Anno 1636 den 29. Februarii ist der Oberst Kettler allhie außgezogen, dennach ehr mitt dem gansen Regiment zwey Jahre weniger elf Wochen alhie gelegen. Undt, wie ehr alhie gehauset, ist jeydermennichlich bekandt“.[29]

In der städtischen Kostenrechnung von Geseke wird Ketteler ebenfalls 1636 aufgeführt: „Am 12. Decembris [1636] ist herr obrister baron kettler mit seinem regiment in die statt kommen, auch obristenleutenant Bose mit 5 compagnien reutern, die verzeret 2 251 rt. 4 schillinge. Als die reuter abgefurdert und die fueßvolker noch verblieben 31 tage, deren kosten gerechnet ad 5 210 rt“.[30]

„Im Winter 1637 bezog das Regiment des kaiserlichen Generals Graf von Goetz Winterquartier in Westfalen. Laut Anweisung des Generals vom 10. Dezember 1637 wurden eine Kompanie zu Pferd und die Freikompanie zu Fuß des Obristen von Ketteler in die Grafschaft Bentheim gelegt, die außerdem einen Anteil für den Unterhalt des Stabes des Generalwachtmeisters von Velen aufzubringen hatte“.[31]

Ketteler avancierte zum kaiserlichen Obristen und Kommandanten in Rheine. Am 11.5.1638 hatte er durch einen überraschenden Nachtangriff – angeblich durch Verrat[32] – Meppen[33] seiner pfalzgräflichen Besatzung unter Obrist Horneck entreißen können. Die Chronik des Adolff Wilhelm Moerbecke zu Stevening [1611 – 1675] hält dies ausführlich fest: „| Tuschen den 9 ende 10 Maii des nachtes hebben die keiserschen ut Reine, Stenvorde, Munster, Warendorp[34] ende andere garnesonen, under het commenmdo van den oversten Ketteler haer versamet hebbende, die stercke ende wel gelegenne platz Meppen oder einen anslagh, gepractisert oder sekere officiren, vor desen tot Meppen in dienst gelegen hebbende,[35] vermeistert. Erstlick die Hase baven dee stat, mede darna wederum tegens dee stat langes het hornwerck,[36] vor dee Haessbrugge ligende, sonder dat dee wacht darbinnen het gewar wierde, passerende, syn see up het plein tussen dee | stat en dee Hase ende vortz aver einen beer, doer die gracht ligge[n]de, so met palisaden, (warvon einige utgebraken offte gefallen waren) besat wass, bess up den wal by dee schiltwacht, sonder dat het deesolve gewaer wierde, geraket ende dee schiltwacht doot schetende, ist die naest corps de garde met confusie utgekommen. Ende nadat dee keiserschen einige schoten under haer gedaen hadden, ist dieselve, sonder einige tegenweer te doen, verbaest na de naeste porten ende vorts na dee marckt gelopen. Het corps de garde an de portte, seende dee anderen fluchten, begrefft hem | mede up den loop ende na dee marckt, latende den wal ende porte den keiserschen ten besten. Deewelke in yl den wal upklemmende, doe pore geopent ende de rutrye ingelaten hebben ende van dar tesamer hant na dee marckt ingedrongen syn, alwaer see het garneson in postuer gefonden ende hetsolve na ein scharp gevecht, in her welke dee guvernoer [Horneck;[37] BW] bleff,bes up den kerckhoff gedreven hebben, alwar see haer ock noch ein tyt lanck gedefendert hebben. Maer also ock daer dee prinssepale officeren bleven, ist dee reste meest in confusie geraket, doch hefft noch | ein capitein geassistert, met noch ein goet deel van’t garnesoen hem na de wal gesalvert ende darsolvest ein bolwerck ingenamen, ende ein tyt lanck hem wel geweret, doch avermant synde, genade begeret. Ist also dee stat van den keiserschen vermeistert, in diewelke see grote quantiteit an gerede penninge, voer 8000 man geweer, volle schone ende sware stucken wnde mer andere kriges ammonitie (also het magesyn aldaer voer het gehele leger syn soude) neffens volle gefangenne, ende andere treffelike buit bekommen ende die platz met genochsam garnesoen under general overste Ketteler besettet hebben“.[38]

„Anfang Mai 1638 gelang es Truppen Alexanders II. von Velen, die Festung Meppen zu erobern. Diese erhielt nun eine kaiserliche Garnison, an die fortan zu zahlen war. Der münsterische Landesherr, Ferdinand von Bayern, ermahnte am 19. Mai 1638 die Heimgelassenen Räte in Münster, die wiedereroberte Stadt Meppen mit allem Notwendigen zu versehen, damit sie gehalten werden könne, weil sie nicht nur für das Fürstbistum Münster sondern für das Reich überhaupt wichtig sei. Schon mit Schreiben vom 6. Juni 1638 forderte der Obrist Ketteler als neuer Kommandant von Meppen die Stadt Neuenhaus auf, die auf Befehl des Generalwachtmeisters von Velen dorthin entsandten Soldaten einzuquartieren und gemeinsam mit ihnen die Stadt mit Eifer gegen andere Einquartierungen zu verteidigen. Des weiteren wurde im Juli 1638 veranschlagt, daß für die Verpflegung der Garnison in Meppen der Betrag von 7.383 Rtlr. monatlich aufzubringen sei, wobei der Anteil der Grafschaft Bentheim auf 2.600 Rtlr. festgesetzt wurde. Der Rest verteilte sich auf die münsterischen Ämter Vechta,[39] Cloppenburg[40] und Meppen. Die Grafschaft Bentheim war also durch die Vertreibung der Schweden aus Meppen nur vom Regen in die Traufe gekommen.

– – Im Juni dieses Jahres ging es im Briefwechsel mit Melchior von Hatzfeldt um die Befestigung von Meppen wegen der Gefahr eines Angriffs hessen-kasselischer, kurpfälzischer und französischer Truppen;[41] im September um die Anlegung von Gräben um die Stadt. In diesem Monat beschwerte sich Agnes von Ketteler bei Hatzfeldt über die Gefangennahme ihres Mannes in Rheine durch Leittersam wegen dessen angeblicher Forderungen an Ketteler.[42] – –

Aber auch die münsterischen Untertanen in der Stadt Meppen hatten nicht weniger unter der Last des Krieges zu leiden. In einem Bericht von Bürgermeistern und Rat vom 23. September 1638 an die Heimgelassenen Räte in Münster wird Klage darüber geführt, daß ungeachtet der Tatsache, daß die Hälfte der Bewohner aus ‚Hungers Nhott‘ die Stadt verlassen hätte, 11 Kompanien Infanterie einquartiert seien. Man möge daher die Leibgarde des Feldmarschalls von Hatzfeldt nicht nach Meppen sondern an einen anderen geeigneteren Ort verlegen. Andernfalls sei zu befürchten, daß von den verbliebenen Bürgern sich noch weitere aus Not ‚verlaufen‘ würden.

Mit Unterstützung der Generalstaaten der Niederlande wurden mehrere Regimenter angeworben, um Meppen für den Pfalzgrafen zurückzugewinnen. Übrigens waren unter den Geworbenen auch zahlreiche Engländer und Hessen. Im September 1638 unternahmen schließlich schwedische und pfälzische Truppen unter dem Befehl des Generalleutnants King, bei denen sich auch die Pfalzgrafen Karl Ludwig und Ruprecht befanden, einen Vorstoß auf Meppen. Generalwachtmeister von Velen berichtete an Feldmarschall von Hatzfeldt, die Schweden seien im Vormarsch auf Gildehaus, schwedische und pfälzische Truppen hätten sich vereinigt, so daß die Grafschaft Bentheim gefährdet sei. Diese Einschätzung erwies sich als realistisch. Einem Bericht des Generalwachtmeisters von Westerholt an Hatzfeldt zufolge kam es im September 1638 im Kloster Wietmarschen[43] sogar zu Plünderungen. Westerholt selber war mit seinen Truppen in die Nähe Meppens gezogen, und es fanden einige kleinere Gefechte statt, die indes kaum etwas bewirkten. Schließlich verzichtete der Pfalzgraf auf sein Vorhaben, Meppen den Kaiserlichen wieder abzunehmen“.[44]

Im Oktober dieses Jahres berichtete Ketteler Hatzfeldt über seine Versorgungsschwierigkeiten wegen der feindlichen Truppenbewegungen und die Übergriffe Leittersams, die Verhandlungen mit hessen-kasselischen Offizieren wegen der Anwerbungen, die Verhandlungen der Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel und des Generalleutnants Melander [Holzappel; BW] mit einem englischen Gesandten und seine Kontributionsforderungen an die Grafschaft Bentheim.[45] Um Streitigkeiten um Generalkommissar Böhmer und den münsterischen Räten wegen des Unterhalts der Granison und der Abgabe von Munition nach Vechta ging es im November dieses Jahres.[46] Nach der Niederlage der Pfalzgräflichen bei Vlotho[47] am 17.10.1638 gegen die Kaiserlichen unter Melchior von Hatzfeldt ersuchte der pfalzgräfliche Major Hannemann im Dezember 1638 um die Aufnahme in kaiserliche Dienste.[48]

Auseinandersetzungen mit Leittersam in Vechta wegen der Kontribution gab es auch im Januar 1639. Zudem musste Meppen weiter befestigt werden.[49] „Im Juni 1639 wurde durch die ‚Interims Sommer Ordinantz‘ festgelegt, daß die Grafschaft Bentheim für die Garnison Meppen 3.000 Rtlr. monatlich an Kontributionen aufzubringen habe. Im gleichen Monat verließ der Feldmarschall-Leutnant von Leutersum die Festung Vechta, um sich mit seinen Truppen in die Grafschaft Mark zu begeben und nahm dabei seinen Weg durch die Grafschaft Bentheim. Einmal mehr belegt dieses Ereignis, daß die Grafschaft wegen ihrer Verkehrslage durch die Durchmärsche von Truppen in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Für den Monat Oktober 1639 liegt eine Aufstellung über die Verpflegungskosten der kaiserlichen Garnisonen Meppen und Vechta in Höhe von insgesamt 12.610 Rtlr. vor. Diese Summe war wie folgt aufgeteilt:

Amt Meppen                    3.069 Rtlr.

Amt Vechta                     2.841 Rtlr.

Amt Cloppenburg            2.352 Rtlr.

Wildeshausen                    307 Rtlr.

Diepholz[50] und Auburg[51] 1.100 Rtlr.

Grafschaft Bentheim       3.000 Rtlr.

Insgesamt                     12.669 Rtlr.

Damit fiel der Grafschaft Bentheim allein ein Betrag von 23, 7 % zu. Vom Dezember 1639 ist eine Aufstellung der Beiträge erhalten, welche die verschiedenen westfälischen Territorien zum Unterhalt der kaiserlichen Garnisonen aufzubringen hatten. Für die Grafschaft Bentheim waren 3.000 Rtlr. veranschlagt, die damit nach dem Fürstbistum Münster mit 18.000 Rtlr., dem Fürstbistum Osnabrück mit 5.900 Rtlr. und der Grafschaft Ravensberg mit 3.500 Rtlr. an vierter Stelle folgte. Wiederholt wurde seitens der Bentheimer Grafen darauf hingewiesen, daß ihr Land im Hinblick auf dessen Größe und Leistungsfähigkeit entschieden zu hoch veranschlagt werde“.[52]

„1640 schickte der Generalwachtmeister von Velen eine militärische Exekution nach Neuenhaus wegen rückständiger Kontributionszahlungen an die Kaiserlichen. Erhalten ist ein Schreiben des Obristen von Ketteler vom 24. Januar 1640, in welchem er den Offizieren und Soldaten der Garnison Anweisungen bezüglich der Eintreibung der Kontributionen gibt. Von der Generalität seien Klagen gekommen, daß bei der Eintreibung übel verfahren und den Untertanen schwerer Schaden zugefügt werde, so daß jene ‚von Hauß und Hoff weichen, und ins Elendt sich begeben müssen‘. Daher gibt er Anordnung, die Exekutionen ‚mit guter Bescheydenheit und ohne Schaden und Schimpff der Beamten, Receptoren und Unterthanen ergehen zu lassen‘. Im übrigen hätten sich die Soldaten mit dem zu begnügen, was ihnen zustehe, nämlich sowohl für Reiter als auch für Fußsoldaten ein Kopfstück[53] pro Tag. Offenbar war dieses eine Reaktion auf eine  entsprechende Anordnung des Generalwachtmeisters von Velen an seine Kommandanten vom 8. Januar des gleichen Jahres“.[54]

Den Abmarsch der schwedischen Truppen aus Minden[55] und Nienburg[56] zu Banér sowie die Schanzarbeiten hessen-kasselischer Truppen in Ostfriesland konnte er Hatzfeldt im August 1640 melden.[57] Ketteler berichtete Hatzfeldt im Oktober 1640 vom hessen-kasselischen Überfall auf Barsel[58] (Kr. Cloppenburg[59]). Bei Nordhorn[60] sei der hessen-kasselische Offizier Gronsfeld gefallen, man habe Briefe an Amalie Elisabeth und Kaspar von Eberstein beschlagnahmt.[61] Zudem erwähnte er die Befestigungsarbeiten, die der ehemalige kaiserliche Obristwachtmeister und jetzige hessen-kasselische Major Reinking im besetzten Meppen vornehme.[62] Im Dezember unterrichtete er Hatzfeldt über die Weigerung der Grafschaften Oldenburg, Oldenburg-Delmenhorst und Hoya, Kontributionen nach Meppen zu zahlen.[63]

Ketteler informierte Feldmarschall Wahl im Januar 1641 über die Schwierigkeiten der Kontributionserhebungen in den Grafschaften Oldenburg und Bentheim.[64] „Im Juni 1641 richtete Graf Arnold Jobst eine erneute Beschwerde an Feldmarschall von Hatzfeldt wegen der zu hohen Kontributionszahlungen. Auch hier scheint er erfolgreich gewesen zu sein, denn im Juli 1641 verbot Hatzfeldt dem Obristen von Ketteler, Kontributionen aus der Grafschaft Bentheim zu erheben“.[65] Nach seinen Mitteilungen an Hatzfeldt im August 1641 sollten dem Gerücht nach die hessen-kasselischen Truppen in Ostfriesland durch staatische Truppen abgelöst werden. Im September konnte er tatsächlich den Abmarsch der Hessen-Kasselischen aus Ostfriesland melden; zugleich teilte er Hatzfeldt den Tod seiner Ehefrau Agnes mit.[66]

Im September 1642 informierte er Hatzfeldt über den Überfall hessen-kasselischer Truppen auf Meppen; im Oktober lagen sachsen-weimarische Truppen in der Grafschaft Ravensberg.[67]

Gelder zur Befestigung von Meppen hatte er bei Kurfürst Ferdinand von Köln beantragt, wie er Hatzfeldt im September 1643 mitteilte.[68]

„Wegen der Zahlung der Kontributionen kam es wiederholt zu Konflikten mit den verschiedenen Militärs. Die Zahlungspflichtigen konnten die gesetzten Termine nicht einhalten, die Befehlshaber benötigten aber das Geld für den Sold und die Versorgung ihrer Truppen. Daher versuchten sie, die Landesherren und ihre Untertanen unter Druck zu setzen. Im Oktober 1643 mußte sich der Kommandant von Meppen, Obrist von Ketteler, bei Feldmarschall von Hatzfeldt wegen angeblich rechtswidriger Forderungen an die Grafschaft Bentheim verantworten,[69] nachdem der Graf [Ernst Wilhelm; BW] von Bentheim sich über ihn beschwert hatte“.[70]

Seine Tochter Ursula Francelina war mit dem Kommandanten von Wiedenbrück, Graf Arco, verheiratet. Ketteler blieb bis zu seinem Tod Kommandant von Meppen.

Im Februar 1644 wurde Obristleutnant Hermann von Westerholt als Nachfolger des verstorbenen Ketteler Kommandant von Meppen.[71]

[1] Lage [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHS II, S. 278.

[2] Assen, Burg [Gde. Lippborg, LK Beckum]; HHSD III, S. 36.

[3] Arnsberg [LK Arnsberg]; HHSD III, S. 28ff.

[4] Werl [LK Soest]; HHSD III, S. 768ff.

[5] SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 116.

[6] Himmerod, Kloster [Kr. Wittlich]; HHSD V, S. 137ff.

[7] Bistumsarchiv Trier Hs. Nr. 1720/432, fol. 352. SCHNEIDER, Cistercienserabtei Himmerod, S. 271; ferner S. 66. Abt war zu dieser Zeit Matthias III. Nisaeus (1613-1631); a. a. O., S. 9.

[8] Oldenzaal [Prov. Oberijssel].

[9] Groenlo oder Groll, Stadt nordwestlich von Winterswijk [Prov. Gelderland].

[10] Lingen; HHSD II, S. 299f.

[11] Neuenhaus [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, S. 340.

[12] STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, S. 45.

[13] Schüttorf [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, S. 421f.

[14] 50 Stüber ergaben 1 Reichstaler.

[15] 8 Deute ergaben in der Regel einen 1 Stüber.

[16] STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, S. 51f.

[17] STADLER, Pappenheim, S. 814.

[18] Wermelskirchen [Rheinisch-Bergischer Kreis].

[19] Rheine [LK Steinfurt]; HHSD III, S. 637f.

[20] Ottenstein [LK Ahaus]; HHSD III, S. 598.

[21] Borken [LK Borken]; HHSD III, S. 103f.

[22] Bocholt; HHSD III, S. 87ff.

[23] Burgsteinfurt [LK Steinfurt]; HHSD III, S. 135ff.

[24] STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, S. 64f.

[25] STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, S. 68.

[26] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[27] Burgsteinfurt [LK Steinfurt]; HHSD III, S. 135ff.

[28] STROTHMANN, Westfalen, S. 85.

[29] FLASKAMP, Chronik, S. 16.

[30] BRUNS, Geseke, S. 170.

[31] STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, S. 95f.

[32] HEILMANN, Kriegsgeschichte, S. 606.

[33] Meppen; HHSD II, S. 327f.

[34] Warendorf [LK Warendorf]; HHSD III, S. 754ff.

[35] Vgl. STÜVE, Geschichte Bd. 3, S. 222.

[36] Als Hornwerk wird eine in den Graben vorgeschobene bastionierte Front bezeichnet, die zu den Außenwerken einer frühneuzeitlichen Festung zählte. Es bestand aus zwei mit einer Kurtine verbundenen Halbbastionen, die durch lange Flanken eingefasst wurden. Der Kurtine konnte ein Ravelin vorgelegt sein. Vom Hornwerk zu unterscheiden ist das Kronwerk, welches sich aus mindestens zwei bastionierten Fronten zusammensetzte. Hornwerke kamen im späten 16. Jahrhundert als Element der altniederländischen Befestigungsmanier auf und wurden üblicherweise an besonders gefährdeten Abschnitten vor einer Bastion oder einem Ravelin errichtet. Die Bestreichung ihrer Flügel erfolgte dabei von den Bastionsfacen aus. Das Hornwerk bildete auch eine der Grundformen von Feldbefestigungen und Brückenköpfen. [wikipedia]

[37] STÜVE, Geschichte Bd. 3, S. 222.

[38] STROTHMANN, Westfalen, S. 107f.

[39] Vechta [Kr. Vechta]; HHSD II, S. 461f.

[40] Cloppenburg [Kr. Cloppenburg]; HHSD II, S. 100f.

[41] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 120.

[42] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 120.

[43] Wietmarschen [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, S. 490f.

[44] STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, S. 97f.

[45] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 120.

[46] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 120.

[47] Vlotho [LK Herford]; HHSD III, S. 738f.

[48] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 120.

[49] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 120.

[50] Diepholz [Kr. Grafschaft Diepholz]; HHSD II, S. 114f.

[51] Auburg [Gem. Wagenfeld-Bokel, Kr. Grafschaft Diepholz]; HHSD II, S. 22f.

[52] STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, S. 101.

[53] Silbermünze im Wert von etwa 20 Kreuzern oder 2/9 Reichstalern.

[54] STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, S. 104f.

[55] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.

[56] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.

[57] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 120.

[58] Nicht identifiziert.

[59] Cloppenburg; HHSD II, S. 100f.

[60] Nordhorn; HHSD II, S. 351f.

[61] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 120.

[62] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 120.

[63] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 120.

[64] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 146.

[65] STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, S. 105. Vgl. ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 120.

[66] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 120.

[67] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 120.

[68] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 120.

[69] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 120.

[70] STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, 110.

[71] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 55.

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