Keller [Kheller, Keßler] von Schleitheim [Schlaytheim, Schlayten], Adam Heinrich, Freiherr von Isenburg

Keller [Kheller, Keßler] von Schleitheim [Schlaytheim, Schlayten], Adam Heinrich, Freiherr von Isenburg; Obrist [1577 Schaffhausen-1674 ? 7.11.1664 Horb a. Neckar ?] Adam Heinrich Keller [Kheller, Keßler] von Schleitheim [Schlaytheim, Schlayten], Freiherr von Isenburg[1] [1577 Schaffhausen-1674[2]; 7.11.1664 Horb a. Neckar ?[3]] stand als Rittmeister,[4] Obristwachtmeister[5] bzw. Obrist[6] in kurbayerischen bzw. kaiserlich-vorderösterreichischen Diensten. Die Kellers waren ursprünglich Ministeriale des Klosters Reichenau (Bodensee)[7] in dessen Besitz Schleitheim[8] bei Schaffhausen gewesen und Mitglieder der schwäbischen Reichsritterschaft. Er war verheiratet mit Rosamunde von Ortenburg. Von 1636 bis 1645 war er Stadtkommandant von Konstanz.[9]

Er gehörte als Rittmeister dem bayerischen Kürassierregiment[10] des Adam Philipp von Cronberg an.

Keller überbrachte Kurfürst Maximilian I. von Bayern[11] die Nachricht von der Niederlage bei Breitenfeld[12] und war bei der Rückreise zu seinem Regiment von dem Würzburger[13] Bischof Franz von Hatzfeldt[14] mit dem Kommando über die Festung Marienberg betraut und wie Maximilian I. am 19.10.1631 an seinen Generalleutnant Tilly[15] schrieb, „in Mangel eines qualifizierten subjecti gleichsam beeidigt worden“.[16]

„Der gerade neu gewählte Fürstbischof Franz von Hatzfeld hatte seine Residenz bereits am Samstag den 11. Oktober verlassen, um in Frankfurt[17] Hilfe für sein Land zu bewirken.[18] Auf dem Marienberg befehligte der Rittmeister Adam Heinrich Keller von Schleitheim, welcher nach besten Kräften versuchte, die Festung in einen verteidigungsfähigen Zustand zu bringen. Seine Mannschaft bestand aus 400 Mann kaiserlichen Soldaten und ungefähr 300 Mann Ausschuß,[19] wovon allerdings der größte Teil bei Annäherung der Gefahr entlief. Am Dienstag, den 14. Oktober gegen 9 Uhr vormittags erreichte das schwedische Heer[20] also Würzburg und lagerte sich auf dem Grainberg. Der König ließ sofort Stadt und Festung zur Übergabe auffordern. Die Stadt bat sich drei Tage Bedenkzeit aus, welche jedoch nur bis zum nächsten Morgen 8 Uhr gewährt wurde. Weil aber das schwedische Lager aus der Festung beschossen wurde, ließ der König das Teufelstor am dicken Turm mit einer Petarde[21] aufsprengen und bemächtigte sich der Vorstädte Haug und Pleichach. Ohne Aussicht auf Erfolg und möglichen Entsatz entschloß sich die Stadt zu kapitulieren. Am 15. Oktober 1631, morgens gegen 8 Uhr rückte das schwedische Heer durch das Spitaltor in die Stadt ein, welche sich mit 80.000 Reichstalern ranzionieren[22] mußte.

Gustav Adolf ritt in Begleitung des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar[23] und des schwedischen Hofrats und General-Kriegspräsidenten Graf Philipp Reinhard von Solms in die Stadt ein und nahm vor dem Gasthaus zum Kleebaum die Parade seiner Truppen ab. Noch waren Stadt und vor allem Festung nicht gewonnen, denn die würzburgische Besatzung hatte einen Bogen der Mainbrücke abgetragen, welches sich als größtes Hindernis zur Eroberung der Festung erwies. Die Eroberung dieser Brücke, eines der riskantesten Kommandounternehmen dieses Eroberungsfeldzuges, wurde erneut von den schottischen Eliteregimentern durchgeführt, die bereits in der Schlacht bei Breitenfeld einen maßgeblichen Anteil am Sieg der protestantischen Truppen hatten. Robert Monro, zu diesem Zeitpunkt noch Oberstleutnant[24] des schottischen Regiments Mackay, der sich mit dem zweiten schwedischen Heereskorps zum Zeitpunkt der Kapitulation Würzburgs gerade auf der Höhe von Karlstadt[25] befand und erst am Abend in der Stadt eintraf, hat die Aktion nach der Erzählung seiner schottischen Kameraden überliefert. Danach wählte Gustav Adolf zur Erstürmung der Brücke die beiden Obersten Sir James Ramsay, den späteren Gouverneur von Hanau,[26] und Sir John Hamilton mit ihren Regimentern aus, welche zusammen mit dem Regiment Mackay die schottische Brigade[27] bildeten. Über den mittleren herausgebrochenen Brückenbogen war eine lange, dünne Planke gelegt, welche von den Musketieren[28] nur einzeln überwunden werden konnte, während die Verteidiger mit ganzen Abteilungen von Pikenieren[29] und Musketieren sich am gegenüberliegenden Ufer verschanzt hatten und von der Festung aus die Brücke mit allen zur Verfügung stehenden Geschützen beschossen. Schließlich gelang es einigen Schotten mit kleinen Booten im Hagel der Musketenkugeln[30] den Main zu überqueren und nach heftigen Kämpfen am anderen Ufer Fuß zu fassen, während ihre Kameraden, dadurch angespornt, einer nach dem anderen die Planke überwanden und schließlich das festungsseitige Mainufer erobern konnten. Beide schottische Regimenter hatten schwere Verluste und der Oberst James Ramsay erhielt einen Schuß in den linken Arm. Die kaiserlichen Verteidiger zogen sich auf die Festung zurück. (Monro/Expedition II-80).

Die Schweden besetzen nun das Mainviertel, von wo das Schloß am folgenden Tag mit zwei Geschützbatterien beschossen wurde. Tags darauf, 17.10., nachdem auch die zweite Übergabeaufforderung, bei Angebot freien Abzugs mit allem Gepäck, abgeschlagen worden war und die Gefahr des Entsatzes durch Tilly’sche[31] Truppen sich vergrößerte, wurden vom Kloster Himmelpforten[32] aus alle Vorbereitungen zum Sturm getroffen und die vom Höchberg in die Festung führenden Wasserleitungen abgegraben, so daß die Besatzung auf die Zisternen angewiesen war.

Am Samstag den 8./18. Oktober früh um 4 Uhr ließ der König den Marienberg an der stadteigenen Flanke stürmen. Der erste Sturmversuch wurde abgeschlagen. Beim zweiten Versuch erstiegen die Angreifer die untere Mauer des Schloßgartens mit Leitern, rissen die Palisaden nieder und öffneten das Brückentor, dessen Zugbrücke nicht aufgezogen war. Schließlich sprengten sie das innere Schloßtor und eroberten so innerhalb von zwei Stunden die Festung. Der größte Teil der Besatzung wurde unter dem Ruf ‚Magdeburgisch Quartier‘ niedergehauen (in Anspielung an die 20.000 Toten der grausamen Erstürmung Magdeburgs[33] durch kaiserlich-ligistische Truppen unter Tilly und Pappenheim[34] am 20. Mai 1631). Der Rittmeister Keller wurde schwer verwundet gefangengenommen und vor den König gebracht, der ihn sofort erschießen lassen wollte, ihn jedoch verschonte, als dieser einen Kniefall tat und um Gnade bat. Er wurde später gegen einen schwedischen Offizier ausgewechselt. In das Schloß hatten sich, neben der Besatzung, auch viele Bürger, Frauen, Mönche, Nonnen und fürstbischöfliche Hofbeamte mit ihren besten Sachen, Gold, Geld und Hausgeräten geflüchtet. Sämtliche Personen mußten sich ranzionieren (Lösegeld) bezahlen. ‚Des Bischofs Edelknaben aber, 12 an der Zahl, deren Präceptor, dann Doctoren und darunter Doctor Rikleh, Ratsherren, Notare und andere gelehrte Leute, die sich im Schlosse aufgehalten, mußten hernach wacker schwitzen‘. Die Schweden eroberten 30 Stück grobes Geschütz,[35] bedeutenden Vorrath an Proviant, Munition, Kraut und Loth, an Gold und Silbergeschmeid, auch baarem Gelde, ein unermeßlicher, unschätzbarer Schatz. Der fürstliche Marstall war voll der stattlichsten Pferde, und der Keller mit einem solchen Vorrath an Wein versehen, daß er für 20 Jahre hinreichte. In Summa, man fand und erbeutete im Schlosse, was ein König zu seiner königlichen Hofhaltung brauchte‘. (Continuatio der siegreichen Victorien, so der Allerhöchste Ihre kö. Maj: zu Schweden etc., Würzburg 1631, bei Soden I, S. 40). Zum Festungskommandanten wurde der Schwede Axel Lillie mit dem Uppland und Värmland Regiment bestellt, die Stadtkommandantur übernahm der schwedische Oberst Johann Yxkull (Üxkull) zu Casti (Scharold, Zwischenregierung I, 12f. u. III, S. 246, wo nicht anders angegeben). Nach Geijer (Bd. III, S. 199) gab es nach der Einnahme Würzburgs kaum einen Soldaten in der schwedischen Armee, der nicht neue Kleider hatte. Die umfangreiche Bibliothek mit vielen kostbaren Büchern, Manuskripten und Dokumenten schenkte der König der Universität Uppsala. Heute stehen sie in der königl. Bibliothek in Stockholm“.[36]

Am 10.12.1632 stand Cronberg in Weilheim[37] und bat Maximilian I. vergeblich, das vakant gewordene Regiment Pappenheim an seinen Obristleutnant Keller zu übertragen.[38]

Der Überlinger[39] Advokat Dr. Johann Heinrich von Pflummern [1595 – 1655][40] berichtet in seinem Tagebuch zu 1633: „Dieser Schloßer macht sich vnd seine mitverhaffte officier (deren in allem fünf) gar arm, laßt aber wahr sein, daß bei einem frantzosen (deme das obgedachte costliche pferdt vor Villingen[41] erschossen worden, vnd den obrist leuttenant Kheller) mit sich führe, der auch mit ihme Schlosser gefangen worden) auf die 10.000 thaler wert bekommen worden. (Schlosser nennet disen monsieur Lebef vnd sagt, dass neben anderer costlichaitt er kragen vmb 4 vnd 500 thaler wert angetragen vnd seiner trachten halb einem fürsten zu vergleichen seye)“.[42] „Den 26 Septemb. gegen abendt ist die zu Ravenspurg gelegne scherfenbergische[43] armada von 4000 pferdten zu Salmanßweiler[44] vnd der orten ankommen, weltliche auf dem gottshauß nachtquartier genommen, im closter selbsten zwar 8 compagnien,[45] zu Mimmenhaußen[46] 18, zu Weildorff[47] 15 vnd zu Neufra[48] 3. Herr general, obrist [Augustin v.; BW] Vitzthumb vnd der cronbergisch obrist leüttenant Kheller) haben im gottshauß losirt, darbei auch graff von Mößkirch[49] vnd graff Leopold von Hohenzollern[50] alß auffwarter sich finden lassen“.[51]

Am 27.1.1634 hatte der schwedische Obrist Bogislav Berndt von Plato Ravensburg[52] eingenommen und den Obristen Keller von Schleitheim mit seinem ganzen Regiment gefangen genommen. Horn verlegte daraufhin sein Hauptquartier nach Ravensburg.

„Zu jener Stunde war Adam Philipps Ende bereits ganz nahe; denn schon am 5. August 1634 richtet der Obristleutnant Adam Heinrich Keller von Schleitheim, aus Wolnzach[53] bei Pfaffenhoven[54] an den Kurfürsten Maximilian I. ein Gesuch um Beförderung zum Obersten des Cronbergschen Kürassier-Regimentes: ‚Demnach der Allmechtige Gott nach seinem Allweisen Rath den hochwolgeborenen Graven und Herrn, Herrn Adam Philipp Graven zu Cronnenburg verschienenen Freitag (Donnerstag) den 3 huius Abentsz 6 Uhrn in Regenspurg … zu den Ewigen Freuden abgefordert hat‘. … Keller, der das Regiment während Adam Philipps höherer Kommandos geführt hatte, erhielt [am 8.8.;[55] BW] 6 Kompanien Kürassiere,[56] die späterhin als das Gayling’sche Regiment erscheinen werden“.[57]

Keller nahm am 5./6.9.1634 an der Schlacht bei Nördlingen[58] teil.

„Man war sich nun im schwedischen Lager bei Bopfingen[59] einig, daß ein Aufschub des Angriffes nicht länger möglich sei. Der Plan war jedoch vorerst dahingehend ausgerichtet, daß man sich der Stadt nur nähern wollte, einmal um Präsenz zu zeigen und um einen günstigen Posten zu fassen, von wo man die weitere Entwicklung besser im Auge behalten konnte und dabei die Ankunft der Rheingräflichen Truppen abwarten wollte. Der Aufbruch der schwedischen Armee von Breitwang[60] erfolgte am Morgen des 5. September. Auf Anraten des schwedischen Generalquartiermeisters Morshäuser begab man sich jedoch nicht direkt nach Osten, sondern zog zuerst nach Süden bis etwa auf die Höhe von Dehlingen,[61] um sich dann in nordöstlicher Richtung entlang der Straße nach Ulm[62] an die Stadt Nördlingen anzunähern, und zwar über den sogenannten Arnsberg oder Ohrenberg, einem Höhenzug der Schwäbischen Alb, dessen höchste Erhebung der Ohrengipfel zwischen den Orten Härtsfeldhausen[63] und Schweindorf[64] bildete.

Kurz vor diesem Zeitpunkt waren auch die Truppen des Feldmarschalls Cratz und die 4 rheingräflichen Kompanien unter dem Major Goldstein [Johann Arndt v. Goltstein; BW] zur Armee gestoßen. Während Herzog Bernhard, der das Hauptheer und die Vorhut führte, im Bereich der heutigen Schwäbischen Albstraße heranzog und sich zwischen Ederheim und Holheim den Vorposten der kaiserlichen Belagerungsarmee näherte, hielt sich die Nachhut mit der schweren Artillerie unter Feldmarschall Horn weiter östlich bis auf die Höhe von Schweindorf, um dann in einem nordöstlichen Schwenk, entlang des Buchbrunnenwaldes und unter südöstlicher Umgehung des Thalbergs durch einige in das Retzenbachtal hinabführende Hohlwege bei Ederheim[65] den Riesgrund zu gewinnen. Die Gesamtstärke des vereinten schwedisch-weimarischen Heeres betrug nach Khevenhiller: unter Herzog Bernhard 9500 (4500 zu Roß und 5000 zu Fuß), unter Gustav Horn 6300 Mann (4000 zu Roß und 2300 zu Fuß) und unter Feldmarschall Cratz 3800 Mann (800 zu Pferd und 3000) zu Fuß. Dazu kamen 6000 Mann württembergischer Ausschuß. Zusammen waren dies 9300 Mann zu Roß und 16.300 zu Fuß, nach Gustav Horns Bericht 11.000 Mann zu Roß und 14.000 Mann zu Fuß, mithin insgesamt ca. 25.000 Mann.

Vor den nördlichen Abhängen des Rieskraterrandes, gegenüber der Ortschaft Hürnheim,[66] wirft sich eine strategisch günstige und unbewaldete Erhöhung namens Albuch auf. Dieser Hügel fällt nach Süden relativ moderat ab und ist von den  Höhenzügen der Schwäbischen Alb durch ein damals teilweise sumpfiges Bachtal getrennt, durch welches in westöstlicher Richtung der Retzenbach (ehemals Goldbach) fließt, welcher östlich von Hürnheim in den Forellenbach mündet. An den Albuch schließt sich nach Westen eine Reihe mehr oder weniger zusammenhängender Erhebungen an. Die markanteste davon ist der bewaldete Heselberg (auch Häselberg), nordöstlich der Ortschaft Ederheim gelegen. Daran gliedert sich in westlicher Richtung der nördlich Ederheims liegende, teilweise bewaldete Lachberg mit seinen sanft in die Nördlinger Riesebene abfallenden Hängen und dessen bewaldeter und etwas höher gelegener westlicher Fortsatz, das Ländle. Den westlichen Abschluß dieser Hügelkette bildet das sogenannte Himmelreich, eine flache Felsformation, vom Ländle durch eine Senke getrennt, durch welche die Straße von Ulm nach Nördlingen führt.

Bei der Annäherung der protestantischen Truppen, die man erst bemerkte, als die Vorhut unter Herzog Bernhard auf der Straße westlich von Ederheim aus dem Wald kam, wurden diese Anhöhen mit Infanterieabteilungen besetzt. Vor allem der bewaldete Heselberg (bei Khevenhiller als Wäldchen bezeichnet) wurde von den kaiserlichen Befehlshabern zunächst als strategisch wichtig eingeschätzt, und mit einer starken Abteilung aus 200 spanischen sowie 300 deutschen und burgundischen Musketieren besetzt (Die in Neapel gedruckte ‚Relatione della Grandissima Vittoria‘ (bei Rystadt, S. 236) nennt 400 Musketiere aus dem spanischen Regiment des Conde de Fuenclara unter dem Befehl des Majors Francesco Escobar). Der Großteil des kaiserlich-spanischen Heeres sammelte sich auf dem Schönefeld, einer flachen Erhöhung im Süden Nördlingens zwischen Reimlingen,[67] Schmähingen, Herkheim und dem Albuch und auf den Höhen bei Reimlingen. Einige Regimenter kaiserlicher Kürassiere wurden von König Ferdinand (bzw. dem General Gallas,[68] der den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen führte) auf die leicht erhöhten Ausläufer des Tannenbergs zwischen Ederheim und der Ulmer Straße, südlich des Ländle kommandiert, um dort am Fuß des Arnsbergs (bzw. Thalbergs) einen Posten zu fassen und zu versuchen, die Annäherung der weimarischen Vorhut unter Bernhard aufzuhalten und den Paß zwischen Ländle und Himmelreich zu sichern.

‚Umb 4. Uhren [nachmittags] ist der Feind mit Reutter, Fussvolck unnd Stucken auss dem Waldt auff der Ulmer Strass auff Nördlingen herauss kommen […]‘ (Kurze eylfertige Relation etc., bei Rystad, S. 121). Die kaiserlichen Kürassiereinheiten, ca. 3000 Reiter stark, konnten jedoch das Vordringen der Schwedischen, welche mit kommandierten Fußtruppen und etlichen Regimentstücken[69] vorrückten, nicht verhindern. Sobald Herzog Bernhard einige seiner berittenen Truppen herangezogen hatte, etwa gegen 5 Uhr nachmittags, befahl er den Angriff. Feldmarschall Cratz, der bei dieser Gelegenheit erstmals auf schwedischer Seite seine Fähigkeiten im Gefecht unter Beweis stellen wollte, griff die kaiserlichen Kürassierabteilungen zusammen mit den Regimentern Philipp Sattler [Sadler; BW] und Reinhold von Rosen mit Vehemenz an, welche sich zwar anfänglich unter dem Oberstleutnant Octavio de la Trapolla wieder etwas sammeln und die Cratzische Reiterei etwas aufhalten konnten, aber schließlich, nach dem Eingreifen der weimarischen Reiterei unter Lorenz von Hofkirchen, vor dieser massiven Attacke dennoch weichen mußten und über den Paß zwischen Ländle und Himmelreich, heute noch der ‚Kampf‘ genannt, zurückgedrängt wurden. Die weimarischen Fußtruppen bemächtigten sich relativ schnell der westlichen Hügel Lachberg, Ländle und Himmelreich und schlugen die dort postierten kaiserlichen Musketierabteilungen aus dem Feld, während einzelne berittene Abteilungen ziemlich weit ins freie Feld vordrangen: ‚bey dieser Escarmouche haben sich 3000. Käys: Reuther befunden, welche vom Feindt biss in die Ebene under dem Berg [Lachberg] abgetrieben worden, worauff derselb vff vorbesagten Busch [das Ländle] mit unaussprechlicher furi zugesetzt […] daß die Käyserischen umb 9. Uhren Abendts denselben quittieren müssen […]‘ (Kurtze Relation und Specification etc., bei Rystad, S. 81).

Die Hauptmacht Herzog Bernhards rückte nun in Schlachtordnung vor, wobei die Fußbrigaden ungefähr zwischen Ederheim und Himmelreich, die Reiterei zwischen Ländle und Holheim zu stehen kam. Weil jedoch mittlerweile die Nacht hereingebrochen war und man an diesem Tag in offener Feldschlacht nichts mehr verrichten konnte, zog Bernhard die Schlachtordnung hinter Hesel- und Lachberg zurück zurück, wo man bei Ederheim Aufstellung nahm. Bei dem erwähnten Kavalleriegefecht wurde gleich zu Anfang der Malteser-Grandprior Pietro Aldobrandini, Oberst eines Kürassierregiments, angeblich eigenhändig von Feldmarschall Cratz erschossen: ‚vnd wiewohl ihme [Aldobrandini] die vndergeende Sonne Straalen in das Gesicht giengen, nichts desto weniger, so setzte er Mannlich in den Feind, gleich wie es einem solchen Cavalier wolzustehet. Aber weil die Kriegslauff vngewiss, vnnd jhne das vnglück getroffen, wirdt er mit einer Pystolen durch den Kopff geschossen, da er dann vom Pferd gefallen vnd von dem Feind als der da mutmasse das es eine vornemme Person war auff gehebt worden, jhne nun gleich widerumb zu curiren‘. (Grundtlicher vnd aussführlicher Bericht etc.). Khevenhiller weiß noch einige Einzelheiten: ‚Als der Kratz zurück, hat er den Aldobrandino todt auf der Erden liegen gesehen, und seinen Todt, als seines guten Freundts, sonderlich, weil er ihn selbst durch den Kopf geschossen, betauret, und dem Obristen Rosa [Reinhold von Rosen] befohlen, den Leichnam auf eine Calesse zu legen und in das Dorf zu führen, in welchem, als es angezündet worden, der Cörper auch verbrandt‘. (Khevenhiller XII, S. 1214). Ebenfalls auf kaiserlicher Seite gefallen war der Baron de la Tornetta aus Piemont, der ein Freifähnlein aus 2 Kompanien Arkebusieren[70] geführt hatte. Der Marques Baptista Sanct Martin de la Baina, ein ‚Burgunder‘ und Oberst eines wallonischen Arkebusierregiments, wurde lebensgefährlich verwundet. Auf protestantischer Seite fiel der Obristleutnant aus dem Regiment Öhm.[71] Verletzt wurden der schwedische Generalleutnant[72] Lorenz von Hofkirchen und der weimarische Oberst Bodendorf, welche sich noch am selben Abend zurück nach Ulm führen ließen.

Durch diese Entwicklung und die unvermuteten schnellen Erfolge der Vorhut Herzog Bernhards war nun eine Situation eingetreten, die ursprünglich überhaupt nicht beabsichtigt war, und vor der der schwedische Feldmarschall Gustav Horn ausdrücklich gewarnt hatte. Dessen Vorschlag, auf den sich auch beide Feldherren vorher verständigt hatten, war gewesen, daß man ‚auf vnd am‘ Arnsberg einen befestigten Posten gefaßt, gleichermaßen eine befestigte Stellung über den nordöstlich gegen Utzmemmingen[73] vorgelagerten Hügel bis an die Eger gezogen und sich hinter dieser Linie festgesetzt hätte. Auf diese Weise hätte man Gelegenheit gehabt, die heranziehenden Truppen des Rheingrafen Otto Ludwig abzuwarten und die Stadt Nördlingen bei Bedarf zu verstärken. Zudem hätte man sich in Richtung Neresheim[74] einen offenen Nachschubweg für Verpflegung und Material aufrechterhalten. Diese Vorteile hätten gleichzeitig schwerwiegende Nachteile für das kaiserlich-spanische Heer bedeutet, welches bei seiner großen Zahl jetzt schon unter Nahrungsmangel litt, und durch einen solchen Posten in Richtung Ulm und Bopfingen blockiert gewesen wäre. Wie man aus zuverlässigen Quellen nach der Schlacht erfuhr, wäre das spanische Heer unter dem Kardinalinfanten Don Fernando unter diesen Umständen maximal 10 Tage bei der kaiserlichen Armee verblieben und hätte dann seinen Weg in Richtung Bodensee und das Elsaß genommen, was die Kaiserlichen gezwungen hätte die Belagerung Nördlingens aufzugeben. (Chemnitz II, S. 530).

Die weimarischen Fußtruppen hatten, wie erwähnt, die nördlich von Ederheim liegenden Vorhügel des Arnsbergs: Lachberg, Ländle und Himmelreich, eingenommen. Die Eroberung des Wäldchens auf dem Heselberg gestaltete sich etwas schwieriger. Die anfänglich zu dessen Einnahme dorthin kommandierten Fußknechte konnten nichts ausrichten und wurden durch die dort postierten 500 kaiserlich-spanischen Musketiere zurückgeschlagen. Herzog Bernhard kommandierte daraufhin die Fußbrigade des Generalmajors Johann Vitzthum von Eckstädt dorthin, welcher diese Stellung zuerst mit Artillerie beschießen ließ, daraufhin die Anhöhe stürmte und die Musketiere, welche durch die Artillerie in Unordnung gebracht, auch wegen der Dunkelheit Freund von Feind nicht mehr unterscheiden konnten, vertrieb und sich so des Heselbergs bemächtigte. Als diese Aktionen abgeschlossen waren, ging es bereits gegen Mitternacht (Khevenhiller XII, S. 1215). Generalmajor Vitzthum sollte nun auch den östlich des Heselbergs liegenden Albuch unter seine Kontrolle bringen. Weil Herzog Bernhard aber Besorgnis trug, daß seine Fußregimenter zu weit von seinen Haupttruppen entfernt würden, erbot sich Feldmarschall Gustav Horn, dem ja der rechte schwedische Flügel zugedacht war, diese Aufgabe zu übernehmen. Die Truppen des Feldmarschalls waren, wie wir bereits erfahren haben, mit der Artillerie und der Nachhut in einem nordöstlichen Schenk unterhalb von Schweindorf herangerückt und begannen den Abstieg vom Arnsberg östlich des Thalbergs bei Ederheim. Dabei hatte Horn geplant, daß die Reiterei vorangehen sollte, gefolgt von den Fußtruppen, und die groben Stücke mit dem zugehörigen Train nachfolgen sollten. Im Anmarsch auf den waldfreien unteren Teil des Arnsbergs, bis zu dem man durch Gehölz und Hohlwege vorandringen mußte, war jedoch diese Ordnung in das Gegenteil verkehrt worden. Die Artillerie hatte sich noch vor der Reiterei eingereiht und in den Hohlwegen zum Teil umgeworfen, so daß an ein geordnetes Vorrücken nicht mehr zu denken war. Als man endlich im Talgrund anlangte[,] war es Mitternacht geworden und an gezielte Aktionen nicht mehr zu denken.

Durch den Verlust der Musketierstellung im Wäldchen auf dem Heselberg gewarnt, hielt man im kaiserlichen Lager Kriegsrat. Zu diesem kamen in der Kutsche König Ferdinands[75] der spanische Kardinalinfant, General Matthias Gallas[76] und Herzog Karl IV. von Lothringen[77] zu einer Beratung zusammen. Man beschloß die Stellungen auf dem Albuch durch etliche Regimenter zu verstärken. Gleichzeitig begannen die auf diesem Hügel liegenden spanisch-italienischen Einheiten unter dem Kommando des italienischen Conte Gio[v]anni Cerbellone [Serbellone; BW] (der auch ein Kürassierregiment führte) und der Anleitung des Paters Gamaja, einem Experten für Fortifikationen, während der verbleibenden Nacht drei Erdverschanzungen aufzuführen, die zusammen eine dreipassige oder kleeblattförmige Anordnung hatten und mit Geschützstellungen versehen waren. Die schwedischen Generale nahmen diese Vorbereitungen nicht besonders ernst, obwohl ‚von selbigem Hügel etliche Schüsse aus Feldstücken unter die Königl. Schwedische Trouppen geschehen […] Sintemahl ob man schon den Feind stark arbeiten gehöret, man darvor gehalten, daß Er in so kurtzer Zeit seine Wercke in keine sonderliche defension zubringen vermögen würde; Bevorab da man gewußt, daß der Berg felsicht, und nicht tieff in die Erde zu kommen‘. (Chemnitz II, S. 531).

Zur Sekundierung der spanischen Pioniere auf dem Albuch kommandierte der General Gallas die unter spanischem Befehl stehenden Regimenter der Obersten Erhard Wurmser, Graf Wilhelm Salentin von Salm und Don Casparo Toralto (Neapolitaner) auf diese befestigte Höhe. Ebenfalls dorthin schickte er das Altschauenburgische Regiment[78] zu Fuß unter dem Grafen Walter Leslie sowie das bayerische Regiment Ottheinrich Graf Fugger,[79] welche zusammen eine Brigade bildeten. Auf Bedenken des kaiserlichen Feldzeugmeisters Marchese Francesco Caretto di Grana, die 4 kommandierten Regimenter auf dem Albuch könnten noch nicht ausreichend sein, auch teilweise noch unerfahren, man müsse noch ein spanisches Regiment dazugeben, erteilte der Kardinalinfant dem Obersten Don Martin de Idiaques [Ydiaquez; BW] den Befehl, sich mit seinem spanischen Regiment zusätzlich dorthin zu begeben. Als dieser sich zu fragen unterstand, wie sich das Regiment im Falle eines Angriffs bei der Gefahr zerstreut zu werden verhalten solle, antwortete der Kardinalinfant Don Ferdnando: ‚Que Crepaay‘, womit er meinte, er solle auf seinem Posten eher krepieren als weichen. Gleichzeitig unterstellte Don  Fernando die gesamte spanische Armee dem Oberbefehl des Matthias Gallas. (Khevenhiller XII, S. 1215, 1217, nach Don Diego de Aedo y Gallart).

Unterdessen berieten auch die beiden schwedischen Generale in Herzog Bernhards Kutsche die weitere Vorgehensweise. Bei den Kämpfen um den Heselberg hatte man den spanischen Major Escobar und einen Hauptmann gefangen genommen. Man ließ den Major vorführen. Die Frage nach der Stärke der spanischen Truppen beantwortete dieser mit etwa 20.000 Mann, was zwar leicht übertrieben war, der Wahrheit allerdings näher kam als die 7000 Mann, welche Herzog Bernhard annehmen wollte. Bernhard geriet durch die Antwort des Spaniers dermaßen in Rage, daß er drohte, diesen aufhängen zu lassen, falls er nicht die Wahrheit sage. Dieser blieb jedoch bei seiner Meinung und der Herzog ließ ihn abführen. (Ayedo y Gallart). Die beiden Feldherren waren sich einig, daß die Eroberung des strategisch außerordentlich wichtigen Albuchs ein hartes Gefecht bedingen würde und weil es mittlerweile etwa 3 Uhr morgens war und bis zum Tagesanbruch nicht mehr als 2 Stunden zu erwarten waren, kam man überein, während der Dunkelheit nichts mehr zu unternehmen und den folgenden Tag abzuwarten.

Das vereinte katholische Heer hatte am Morgen des 6. September, einem Mittwoch, etwa folgende Schlachtordnung eingenommen: die Hauptmacht besetzte das sogenannte Schönefeld. Hier und hinter dem Albuch hatte sich vor allem das spanische und kaiserliche Fußvolk und die Reiterei positioniert. Der linke Flügel stand auf den Anhöhen bei Schmähingen[80] und wurde durch spanische und kaiserliche Reiterverbände unter dem Oberbefehl von General Matthias Gallas, dem der spanische Generalleutnant Diego Felipe de Guzman, Marquès de Leganés zur Seite stand, gebildet, wobei die äußerste linke Stellung aus 9 Squadrons Kavallerie unter dem Kommando des spanischen Obersten Gerardo de Gambacorta gebildet wurde. Eine starke spanisch-bayerische Abteilung aus den bereits weiter oben erwähnten Regimentern hatte den Albuch und die dortigen Erdschanzen besetzt. Hinter diese Verschanzungen hatte Gallas die Kürassier- und Arkebusierregimenter unter dem kaiserlichen Feldmarschall Graf Octavio Piccolomini und dem Obersten Rittberg [Rietberg; BW] kommandiert. Diese bestanden aus den Regimentern Alt-Piccolomini, Rittberg, Aldobrandini, Nicola und Altsachsen. Das Mittelfeld bestand aus starken italienisch-spanischen Verbänden unter dem Conte Gioanni Cerbelloni und dem spanischen General Felipe Spinola, Marqués de los Balbases. Hier, gegenüber den schwedischen Stellungen auf dem Heselberg, standen die starken lombardischen Fußregimenter unter Giovanni Battista Panigarola und Carlo Guasco [Lixheim; BW]. Dahinter standen in Reserve die drei neapolitanischen Regimenter San Severino, Torrecusa und Cardenas, das spanische Regiment des Conde de Fuenclara, das lombardische Regiment Lunato und eine Reserve von 1000 Pferden kaiserlicher Reiterei. Der rechte Flügel zog sich in einem Bogen, am westlichen Ende des Schönefelds vorbei, bis etwa auf die Höhe von Herkheim nördlich des Heselbergs und wurde im wesentlichen von den bayrisch-ligistischen Truppen unter dem Oberkommando des Herzogs von Lothringen mit den Kavallerieregimentern unter Generalwachtmeister Johann von Werth und Feldmarschalleutnant Maximilian de Billehe gebildet, an deren rechten Flügel sich noch die Kroaten anschlossen.

Die Gesamtstärke des verbündeten katholischen Heeres betrug nach Khevenhiller 12.000 Mann Kaiserliche (7000 Roß und 5000 Fuß), 15.000 Mann Spanier (3000 Roß und 12.000 Fuß) und 6000 Mann Bayerisch-Ligistische (3000 Roß und 3000 Fuß), zusammen 20.000 Mann zu Fuß und 13.000 zu Roß. Dazu kam die irreguläre Reiterei der Ungarn und Kroaten mit etwa 2000 Mann zu Roß. Dies bestätigt Horns Bericht, der 20.000 Mann zu Fuß und 15.000 zu Roß angibt, insgesamt also 35.000 Mann. Der ‚Grundtliche und aussführliche Bericht etc.‘ gibt 16.000 Spanier und 22.000 kaiserl.-ligistische Truppen an, insgesamt 38.000 Mann. Man war also auf katholischer Seite dem protestantischen Heer um mindestens 10.000 Mann überlegen.

Bei Tagesanbruch machte sich der Feldmarschall Horn daran, den Albuch anzugreifen. Vom Heselberg zog sich ein mit Hecken bewachsener Hohlweg herunter, welchen der schwedische Vormarsch zu überwinden hatte. Horn entschloß sich deshalb, zu Gewinnung freien Raums, die Kavallerieregimenter von Hürnheim ausgehend etwas mehr auf den rechten Flügel östlich des Albuchs zu verlegen und das Fußvolk frontal auf die Erhebung vorrücken zu lassen, so daß sich daraus eine Art Zangenangriff ergab. Zum Sturm auf die zentrale Südflanke des Albuch kommandierte er die Würt[t]embergischen Brigaden zu Fuß unter Oberst Philipp von Liebenstein und ein Regiment unter Oberst Josias von Rantzau. An vorderster Front stand, wie so oft, die schottische Brigade unter Oberst Ludovick (oder Robert) Leslie, dem Oberstleutnant des Monro’schen Regiments, William Stewart und dem schottischen Oberst Henry Muschamp sowie das grüne Regiment unter Oberst Adam von Pfuel (ehemals Sir John Hepburns Rgmt.). Nach Osten schloß sich Horns Reiterei an, beginnend mit seinem Leibregiment aus 2 Squadrons à 4 Kompanien unter Oberstleutnant Georg Melchior von Witzleben, nach rechts anschließend Arvid Wittenbergs finnische Squadron, die Regimenter des Generalmajors Bernhard Schafelitzky [Schaffalitzki; BW] und Friedrich von Rostein [Rostien; BW], das Regiment des Generalleutnants Lorenz von Hofkirchen (ex Baudissins Regiment) unter dem Befehl von dessen Oberstleutnant und die 4 rheingräflichen Kompanien des Majors Johann Arnd von Goldstein. Die Absicht Horns war, die Kavallerie gleichzeitig mit dem Fußvolk vorrücken zu lassen um dieses in der rechten Flanke zu sekundieren.

Dem Feldmarschall Horn unterlief nun der erste folgenschwere Fehler, indem er, weil die Fußbrigaden etwas langsam heranrückten, einen Erkundungsritt auf die erste Anhöhe des Albuchs machte. Dieses wurde von Oberstleutnant Witzleben mißverstanden, welcher nun meinte, mit den 2 Squadrons des Horn’schen Leibregiments vorrücken zu müssen. Ehe sich Horn versah, war Witzleben auf der Höhe der Verschanzungen und attackierte sofort Walter Leslies Alt-Schauenburgisches Regiment und die spanischen Fußregimenter. Als ihm aber das spanische Kürassierregiment des Gerardo de Gambacorta in die Flanke fiel, wandte sich Witzleben gegen dieses, schlug es mitsamt der anrückenden Unterstützung zurück, wobei der Oberst Gambacorta schwer verletzt wurde, und verfolgte es bis auf die östlichen Anhöhen des Schönefelds bei Schmähingen. Dort wurde Witzleben von den Kürassierregimentern unter Gallas und Leganés zurückgeworfen, woraufhin Horn letztendlich gezwungen war, seinem Oberstleutnant zu sekundieren und mit etlichen Kavallerieregimentern nachzurücken, die, weil sie gegen die verschanzten Musketiere und Artilleriestücke anreiten mußten, ebenfalls empfindliche Verluste erlitten.

Der schwedische Feldmarschall wollte sich nun unbedingt der am vordersten gelegenen halbmondförmigen Verschanzung, in der die Fußregimenter Salm und Wurmser sowie 3 halbe Kartaunen und etliche Feldstücke standen, versichern. Er ließ deshalb die beiden vordersten Brigaden zu Fuß vorrücken, welche auch wirklich die Schanze, nach Heilmann erst im 7. Anlauf, eroberten und die darin stehenden beiden Regimenter herausschlugen. Die beiden in spanischen Diensten stehen Obersten Graf Wilhelm von Salm und Erhard Wurmser kamen bei diesem Angriff ums Leben. Indem aber die beiden Horn’schen Sturmbrigaden ‚mit kurtzen Wöhren‘ (Helmbarten) fast gleichzeitig von zwei Seiten in die Verschanzungen eindrangen, brachten sie selbst in Unordnung, wobei noch zu allem Unglück die dort gelagerten Munitionsvorräte in die Luft flogen und auf beiden Seiten zahlreiche Tote und Verletzte forderten. Diese Verwirrung nutzten nun die hinter den Schanzen, welche zu dieser Seite offen waren, haltenden Kürassiere unter Piccolomini und Rittberg, trieben die schwedischen Fußregimenter in die Schanzen zurück und zwangen diese schließlich zum verlustreichen Rückzug an den Fuß des Albuchs. Die demoralisierten Brigaden waren vorerst nicht mit allem Zureden Horns zu einem neuen Sturmversuch zu überreden, obwohl die Verschanzung mit den darin stehenden Geschützen für eine geraume Weile leer stand. Chemnitz (S. 532) bemerkt bei dieser Stelle richtig, daß, wären die Regimenter zu Roß, welche sich nach ihrem ersten Rückschlag etwas weiter zurückgezogen hatten, zusammen mit den Fußtruppen zur Stelle gewesen, hätte man wohl unweigerlich die Schanze einnehmen und halten können. Dieser Fehler kann zweifelsohne als eines der Versäumnisse angesehen werden, die entscheidend zur Niederlage der protestantischen Truppen beitrugen.

Auf kaiserlich-spanischer Seite hatte man die Schwachstelle der unbesetzten Schanze schnell erkannt und beeilte sich, diese wieder zu besetzen. Das Alt-Schauenburgische Regiment unter Leslie wurde nun auf die rechte (westliche) Seite der Verschanzungen herübergezogen und an der rechten Flanke mit den lombardischen Fußregimentern Panigarola und Guasco verstärkt. Die bayerischen Regimenter der Obersten [Johann Christoph Fhr.] von Ruepp und von Hartenberg wurden als Reserve hinter dem westlichen Teil des Albuch auf dem Schönefeld in Bereitschaft gestellt. Als dies geschah, war es gegen 8 Uhr morgens. Nun war aber die Wichtigkeit der Gewinnung des Albuch zu groß, als daß man schwedischerseits darauf hätte verzichten können. Horn ließ also frische Brigaden heranführen, welche erneut vergeblich versuchten, das Bollwerk zu erstürmen. Nach einer Bemerkung im Theatrum Europaeum hätte sich in diesen Aktionen besonders die weimarische Brigade des Generalmajors Johann Vitzthum von Eckstädt bewährt und ihre ‚devoir, wie gesagt wird, wohlgethan‘. Vitzthums Brigade, die zu Herzog Bernhards Armeekorps gehörte und in der vergangenen Nacht die Höhe des Heselberg eingenommen hatte, auch im Begriff war den Albuch zu stürmen, wurde von Herzog Bernhard jedoch, wie wir wissen, zurückgehalten, nachdem sich Horn bereit erklärte diese Aufgabe zu übernehmen. Sie war wohl im rechten Teil von Herzog Bernhards linkem Flügel vor dem Heselberg positioniert, links neben Johann Jakob von Thurns Brigade und dem gelben Regiment. Als man bei den Sturmtruppen am Albuch, es war gegen 10 Uhr, gewahr wurde, daß etliche Truppen von Bernhards linkem Kavallerieflügel in Unordnung gerieten und sich auf die Höhe des Lachbergs, teilweise sogar bis an die Hänge des Arnsbergs zurückzogen, sank die Moral der Sturmbrigaden auf den Tiefpunkt.

Um den Zusammenhang zu wahren, soll an dieser Stelle auch die Entwicklung auf der Seite des linken schwedischen Flügels unter Herzog Bernhard von Weimar beleuchtet werden, wo sich folgendes Szenario entwickelt hatte. Die Fußregimenter Herzog Bernhards hatten sich bald nach Tagesanbruch an den Nordhängen des Hesel- und Lachbergs in Schlachtordnung aufgestellt. Nördlich des Lachbergs formierte sich die weimarische Reiterei unter Feldmarschall Cratz in folgender Anordnung: im Anschluß an die Brigaden zu Fuß, knapp westlich der Verbindungsstraße zwischen Ederheim und Herkheim, stand das Kavallerieregiment Christoph Karl von Brandenstein unter dessen Oberstleutnant. Nach links schlossen sich an: das Regiment von Eberhard Beckermann, das Regiment des Obristen Johann Bernhard von Öhm, eine Reitersquadron unter dem jungen Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Ansbach (ehemals Regiment Bulach), das Regiment Herzog Ernst von Sachsen-Weimar, das Regiment Courville unter dessen Oberstleutnant, das Regiment Uslar unter Oberstleutnant Birckenfeld[81] (der weimarische Generalmajor Georg von Uslar selbst war am 3. August von Forchheim[82] aus zu Herzog Wilhelm abgereist) und schließlich Feldmarschall Cratz‘ eigenes Regiment zu Pferd. Den äußersten linken Flügel bildeten die Regimenter Georg Christophs von Taupadel (dem man erst im Frühjahr dieses Jahres vor Furth im Wald[83] den linken Arm abgeschossen hatte) mit seinen Obersten Philipp Sattler und Reinhold von Rosen.

Diesen gegenüber stand die bayerische Kavallerie unter Feldmarschall-Leutnant Maximilian de Billehe und Generalwachtmeister Johann von Werth, welche den rechten Flügel der katholischen Kavallerie formierten. Taupadels Reiter schwärmten nun gleich anfänglich, es war gegen 8 Uhr morgens, an der Straße nach Nördlingen gegen Kleinerdlingen[84] aus, in der Absicht, der bayerischen Reiterei in die Flanke zu fallen. Auf diese Weise zog sich die schwedische Kavallerieaufstellung nun in einer bogenförmigen Anordnung vom Heselberg bis fast nach Kleinerdlingen, wie dies auf Merians Kupferstich im Theatrum Europaeum (Bd. III, S. 334) deutlich zu sehen ist. Werths Reiterei eilte den Taupadel’schen Esquadrons entgegen und es entspann sich ein hin- und herwogendes Reitergeplänkel, wobei die schwedische Reiterei ‚bald zum Streit gelocket, bald zurückgetrieben‘ wurde (Khevenhiller XII, S. 1220). Dabei wurde gleich anfangs der kurbayerische Feldmarschall-Leutnant Billehe erschossen. General Gallas kommandierte nun das kaiserliche Kürassierregiment Luigi Gonzaga und das Neu-Piccolomini’sche Kürassierregiment unter Oberstleutnant Hans Notario zur Unterstützung auf den rechten Flügel, welche zusammen mit Werths Truppen den linken schwedischen Flügel bis zu den Hängen des Lachbergs und des Heselbergs zurückjagten[,] und bei dieser Gelegenheit die zur Unterstützung kommandierten schwedischen Musketiereinheiten niedermachten.

Nach dem Tagebuch des bayerischen Obersten Fritsch ergibt sich der Eindruck, als hätte Johann von Werth die schwedische Kavallerie absichtlich in Richtung des Kirchdorfes Kleinerdlingen (welches niederbrannte) locken wollen: ‚Da dann der General Wert, samt den Croaten etliche Male unweit über ein Kirchlein dieselben Truppen [schwedische Reiterei] angefallen, aber allezeit wieder zurückgejagt worden; als aber; als aber von uns etliche Regimenter deutscher Reiter, die hinter dem Kirchlein gehalten und von unserem Regiment Hauptmann von Angelbach[85] mit 200 Mann kommandiert darin gewesen [d. h. im Dorf lagen 200 kommandierte Musketiere], als hat Herr General den Hauptmann aus dem Kirchhof herausgenommen, zwischen dem Regiment reutend eingemischt, darauf er mitselbigen Reitern und Croaten mit ganzer Macht auf des Feindes Reiter losgegangen, und weil sie [die Weimarischen] auch Musketiere unter sie eingetheilt gehabt, sind selbige, welche bei 300 gewesen zu rechnen, in einem Augenblick niedergemacht. Jan van Wert ist alsobald fort und auf die Infanterie gegangen, welche auch nicht lange gestanden, weil sie gesehen, daß ihre Reiter durchgegangen, haben sie sich auch fort wollen machen, aber es sind wenig davon kommen‘. (Fritsch, Tagebuch, bei L. v. Westenrieder Bd. 4, Teil 4, S. 105-191). Durch die Mitteilung Fritschs wird klar, daß dieses Re[n]contre bei Kleinerdlingen und nicht, wie bisweilen angenommen, bei Herkheim seinen Ausgang genommen hatte. Dies geht auch aus der Darstellung des sehr detaillierten Kupferstiches der Schlacht von Matthaeus Merian im Theatrum Europaeum hervor. Dort ist Erdlingen als einzig brennende Ortschaft eingezeichnet, während Herkheim komplett von kaiserlichen-spanischen Verbänden und Feldbefestigungen umgeben ist.

Gegen 10 Uhr vormittags hatte Herzog Bernhard von Weimar die schwedischen Brigaden zu Fuß, welche bisher noch an den Nordhängen des Hesel- und Lachberges gestanden hatten, in die Ebene hinabrücken und, von der Artillerie auf diesen Anhöhen unterstützt, gegen die kaiserlichen Stellungen am westlichen Rand des Schönefelds vorgehen lassen. Von dort wurden sie jedoch durch massives Musketenfeuer zum Stehen gebracht und durch die zwei oben genannten Kavallerieregimenter Gonzaga und Piccolomini, unterstützt von einigen Kompanien zu Pferd und etlichen Hundert kommandierten Musketieren des Regiments Fuenclara, die ihnen der Marqués de los Balbases entgegenschickte, zurückgetrieben.

Dies war nun der Zeitpunkt [,] als die Horn’schen Sturmbrigaden am Albuch die bis auf die Höhen des Lachbergs zurückflutenden schwedischen Reiter Taupadels wahrnahmen. Herzog Bernhard, der sich im rechten Abschnitt des linken schwedischen Flügels befand, versuchte mit den verbliebenen Fußregimentern die Stellungen vor dem Heselberg zu halten und die linke Flanke Horns zu decken. Von seiner Position hatte er die Probleme Horns am Albuch mitbekommen. Er kommandierte deshalb den Grafen Johann Jakob von Thurn mit einer Brigade, die aus dem gelben Regiment (ehemaliges Regiment Lars Kagg) und Thurns eigenem schwarzen Regiment bestand, dem rechten Flügel zu Hilfe zu kommen. Diese Brigade rückte nun, unterstützt durch Bernhards Leibregiment zu Pferd unter Oberstleutnant Bouillon, am nördlichen Waldsaum des Heselberges an den Albuch heran, traf jedoch nicht auf die umkämpfte vordere Schanze, sondern auf die steil abfallende und mit Gebüsch bewachsene[n] westliche Flanke des Berges, wo die starke neapolitische Brigade des Obersten Caspar Toralto, das Altschauenburgische Regiment unter Leslie und die spanischen Fußtruppen standen.

Thurn, der gegen diese starken Verbände auf erhöhter Position nicht ankommen konnte, setzte sich am Westhang des Berges fest und verhinderte auf diese Weise das Eindringen der katholischen Truppen auf die strategische Waldhöhe des Heselbergs. Piccolominis Kürassierregimenter versuchten verschiedene Male, die Thurn’sche Brigade in der Flanke zu treffen, wurden aber durch die nun aktiver werdende Horn’sche Kavallerie in Schach gehalten, bei der vor allem der Oberstleutnant von Witzleben mit Horns Leibregiment seine anfangs erhaltene Scharte wieder auszuwetzen suchte, sodaß sich nach und nach ein ausgedehntes Kavalleriegefecht entwickelte. Der königl.-schwedischen Reiterei gelang es allerdings nicht, die kaiserlichen Kürassiere nachhaltig zurückzudrängen und sie mußte sich nach jedem der bergauf zu führenden Angriffe wieder an den Fuß des Hügels stellen. Mit der Zeit hatten das gelbe und schwarze Regiment unter Graf von Thurn schwere Verluste erlitten und mußten abgelöst werden. Das neu herangeführte Regiment war hingegen schon demoralisiert und konnte die Stellung nicht lange halten, so daß es den lombardischen Fußtruppen unter Guasco und Panigarola gelang, an der westlichen Flanke des Albuchs vorzurücken und in das strategisch wichtige Wäldchen auf dem Heselberg einzudringen.

Das Treffen hatte nun (nach Horns Bericht bei Chemnitz II, S. 532) ‚in die sieben oder acht stunden gewehret, darin die truppen durch so viel unterschiedliche Chargen […] sehr schwach geworden. Nicht weniger, daß sich die Soldaten mit den Verwundeten (deren man nach und nach sehr viele bekommen) hauffenweyse weggeschlichen […]. Dieser Ursachen halber, sowol in Erwegung, daß, da der Feind in obgemeldtes Holtz [Heselberg] mit theils Fußvolck gerücket, [und] er den FeldMarschalck [Horn] sambt den Seinigen […] von der Seyte und von hinten her anfallen, zugleich vom lincken Flügel gantz abschneiden können, [darum] sprachen die hohe Officirer dem FeldMarschalck unterschiedlich zu, darauff zu gedencken, wie er sich von dem Ort ab[be]geben, und einen sicheren Stand ergreiffen möchte‘. Die schwedischen Kommandeure dachten nun also über einen geordneten Rückzug nach, welches unter den zu diesem Zeitpunkt herrschenden Bedingungen ein extrem riskantes Unternehmen war.

An dieser Stelle ist es interessant, den Zeitpunkt dieser Phase der Schlacht etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Geht man von einem Beginn des Vormarsches bei Tagesanbruch gegen 5 Uhr aus, dann war es nach Horns Bericht und der Schilderung bei Chemnitz jetzt gegen 12 Uhr Mittag. Zum gleichen Ergebnis kommt die ‚Kurtze eylfertige Relation etc.‘, nach der ‚Morgens zwischen 4. und 5. Uhren […] der Feind […] in grosser furi […] angesetzt [… und …] nach siebenstundigem unauffhörlichen Treffen dess Feindts gantze Armada [… usw.]‘ (Rystad, S. 121). Nach dem ‚Grundtlichen vnd aussführlichen Bericht‘ hatte die Hornsche Armee bei Hürnheim in Schlachtordnung gestanden, ‚so sich die schöne Morgenröthe herfürgethon‘, mußte also erst, wie auch Horn schildert, über den Hohlweg anmarschieren, worüber es wohl 6 Uhr war, welchen Zeitpunkt auch Khevenhiller bestätigt, worauf Horns Brigaden nach obigem Bericht ‚sechs gantzer Stunden in die vnserige bestendig gesetzt‘. Also war es auch nach dieser Quelle um die Mittagszeit, bis zu welchem Zeitpunkt die schwedischen Sturmtruppen insgesamt 15, nach anderen Quellen 17 erfolglose Stürme gegen den Albuch vorgetragen hatten und dadurch stark dezimiert und völlig erschöpft waren.

Horn schickte deshalb den Generalquartiermeister Morshäuser zu Herzog Bernhard, um ihn nach seiner Meinung zu fragen. Bernhard schlug vor, sich in den jetzigen Stellungen zu verschanzen, und dort die Dunkelheit abzuwarten. Dies wurde jedoch von Horn abgelehnt: ‚[…] nachdemmahl es aber nicht viel über mittag, und dahero eine Unmüglichkeit an so unbequemen Ort, und unter so viel offensen eine dergleichen lange Zeit abzuwarten‘. Man einigte sich schließlich darauf, daß Bernhard mit dem Fußvolk die Stellungen auf den Hügeln halten und mit der Reiterei den Feind in Schach halten sollte, bis Horn seine Truppen abgeführt hätte, um sich dann unter dem Schutz von Horns Artillerie selbst zurückzuziehen.

Horns einzige Möglichkeit des Rückzugs bot sich am Retzenbachtal entlang in westlicher Richtung gegen Ederheim, um von dort den Arnsberg zu gewinnen, sich dort zu verschanzen und sodann mit einigen Geschützstellungen Bernhards Rückzug zu decken. Dies konnte aber nur unter der Voraussetzung gelingen, daß Bernhard ihm die linke Flanke und damit den Zugang dorthin freihielt. Horn ließ, weil die Artillerie ziemlich weit vorgerückt war, seine Reiterei nochmals auf den Feind chargieren und unter dieser Bedeckung die Geschütze einholen. Die Zugordnung arrangierte er so, daß er die Geschütze an den Anfang setzte, dann kam die Avantgarde an Reiterei und Fußvolk, danach das Hauptheer und schließlich die Nachhut. Dieser Zug setzte sich schließlich in Richtung Ederheim in Bewegung und machte auch ziemliche Fortschritte. In das Dorf selbst plante Horn, sobald der Zug dieses passiert hätte, starke Musketiereinheiten zu legen um auf diese Weise den Nachzug zu decken.

Über die genaue Abzugsrichtung Horns hat es einige Spekulationen gegeben. Der Grund hierfür ist, daß in Merians Schlachtskizze des Theatrum Europaeums, in welchem alle Schlachtbewegungen, auch die des Vortages, sonst akribisch dargestellt sind, das besagte Dorf, über welches der Anzug wie auch die Flucht der Horn’schen Truppen erfolgte, mit ‚Hirnheim‘ bezeichnet ist. Auch der zugehörige Text im Theatrum Europaeum (Bd. III, S. 335, gedr. i. J. 1639) lautet: ‚[…] und haben sich (Horns Truppen) bey dem Dorf Hirnheim sampt und bey den Stücken gestellt, da sie dann schon allbereit den Berg zu gutem Vortheil gefaßt, und unterschiedliche Truppen neben den Canonen darauff gebracht und sich wieder gestellet‘. Betrachtet man den Merian’schen Stich allerdings genauer, dann sieht man, daß am linken Bildrand, unterhalb der heutigen Ruine Niederhaus, einige Häuser stehen, die zweifelsohne zu Hürnheim gehören. Ederheim ist auch am richtigen Ort, jedoch mit dem falschen Namen ‚Hirnheim‘ eingezeichnet. Es kann sich also nur um eine Verwechslung der Ortsnamen handeln.

Chemnitz, unter Einbeziehung von Horns Bericht, definiert die Örtlichkeit wie folgt: ‚Es lag aber in dem Thal am Arnsberge, ohngefähr zween mußquetten-Schuß von dem Hügel, da das Treffen vorgangen [in diesem Fall dem zentralen Ort, als dem Heselberg], ein Dorff, welches sich von der einen Hand nahend an die Höhe schloß, von der anderen Seite ein morrassisches Bächlein [den Retzenbach] hatte‘. Nimmt man zwei Musketenschüsse mit max. 600-800 m an, so wird klar, daß hier nur Ederheim gemeint sein konnte, von wo man die Artillerie in die Stellungen auf dem Arnsberg zu bringen gedachte. Weiter bei Chemnitz: ‚In deme also der Canon schon über das Dorff hinauß, die avantguarde fast neben dem dorffe, und die arriereguarde über dreyhundert Schrit nicht mehr davon, siehe da kommt der linke flügel [Herzog Bernhards] in gänzliche confusion, und dessen etliche Regimenter zu Roß [von Lachberg und Ländle] ins Tal hinunter gehauen‘. (Chemnitz II, S. 533).

Was war geschehen ? Herzog Bernhard hatte, nachdem die Reiterei des linken Flügels gegen 10 Uhr zu-rückgeworfen worden war, damit begonnen, sich in seinen Stellungen festzusetzen. Dazu wurden die auf der Höhe des Lachbergs und den anderen Erhebungen installierten Geschütze aktiviert (auf dem Lachberg standen 2, auf dem Ländle 6 Stücke) und vor dem Heselberg einige starke Brigaden zu Fuß postiert. Diese bestanden aus den Regimentern Bartholomäus Zerotin [Žerotina; BW], dem Fußregiment des Feldmarschalls Cratz, dem Regiment (Detlof von) Tiesenhausen, dem orangen Regiment des Generalmajors Johann Vitzthum von Eckstädt, dem Fußregiment James King unter seinem Obristleutnant, den Resten der Brigade Mitzlaff (Joachim Mitzlaff selbst nahm zwar an der Schlacht teil, jedoch als ‚reformierter‘ Oberst, d. h. ohne Kommando), dem Fußregiment James Ramsey und Herzog Bernhards (grünem) Leibregiment unter Oberstleutnant Rüdiger von Waldau [Waldow; BW].

Mit dieser neuen Aufstellung gelingt es Bernhard, die Front wieder einigermaßen zu festigen. Die schwedische Reiterei formiert sich wieder und der Kampf mit den Truppen Johanns von Werth und den Regimentern des Herzogs von Lothringen wogt einige Zeit hin und her. Schließlich gelingt es den Kaiserlichen, die schwedische Reiterei massiv zurückzudrängen. Nachrückende Fußtruppen bemächtigten sich der Höhe des Lachbergs. Der bayerische Artillerieobrist Johann Puck [Puech; BW] läßt die beiden schwedischen Stücke gegen die feindlichen Stellungen wenden und beginnt den Wald des Heselbergs zu beschießen. Sobald der kommandierende General der bayerischen Liga, Herzog Karl von Lothringen, den Rückzug von Horns rechtem Flügel bemerkt, und dies kann nach Horns und den anderen Berichten, entgegen vieler Behauptungen, nicht vor Mittag dieses Tages gewesen sein, wirft er alle verfügbaren Regimenter zu Roß gegen die vor dem Heselberg befindlichen schwedischen Brigaden. Mit dem Herzog attackieren die kaiserlichen Kürassiere der beiden Mantuanischen Markgrafen und Brüder Annibale und Luigi Gonzaga, von denen der letztere acht Mal in den Feind setzt, dem ersteren zwei Pferde unter dem Leib erschossen werden (Grundtlicher vnd aussführlicher Bericht etc.). Parallel dazu rücken die spanischen Kürassiere unter dem Grafen Gioanni Cerbellone sowie, peletonweise feuernd, die spanischen Fußregimenter des Zentrums unter dem Marqués de los Balbases vor. Die Regimenter des kaiserlich-spanischen linken Flügels unter Gallas und Leganés sowie Piccolominis Kürassiere dringen über und östlich des Albuch auf die abziehenden Horn’schen Regimenter. Ununterbrochen attackiert Johann von Werths Kavallerie zusammen mit den Kroaten die schwedischen Reiterverbände des linken schwedischen Flügels, wobei die Kroaten nun östlich der Ulmer Straße über das Himmelreich ausschwärmen und dem abziehenden schwedischen Troß in den Rücken fallen. Die bayerischen Regimenter zu Pferd, (Egon Graf) Fürstenberg und (Adam Heinrich) Keller, dringen in die schwedischen Fußregimenter ein.

Herzog Bernhards Leibregiment zu Fuß wird vom Regiment Keller fast völlig vernichtet. Umsonst versucht der Herzog, die Fahne seines Leibregiments schwingend, die Truppen zu stoppen und erneut zu formieren, schickt auch noch einige Esquadrons Reiter in die Flanke des anstürmenden Gegners. Es gibt jetzt kein Halten mehr. Während die weimarischen Fußregimenter größtenteils niedergehauen werden, fluten die berittenen schwedischen Schwadronen über Lachberg und Ländle sowie den von Herkheim nach Ederheim zwischen Lach- und Heselberg hindurchführenden Weg zurück in Richtung Ederheim und Arnsberg. Im Retzbachtal prallen sie mit den sich noch in geordnetem Rückzug befindlichen Truppen Horns zusammen, bringen diese in Unordnung und reißen sie mit in die Flucht. Obwohl der Feldmarschall Horn von der Nachhut nach vorne galoppiert und die Verbände wieder zu ordnen versucht, ‚war die confusion doch so gros, daß er nichts auszurichten vermochte. Bevorab, da die Kayserliche ihnen stracks in den Eisen gewesen […] daß es also hiemit bund über eck, und alles in voller Flucht durcheinander davon gegangen: da sonderlich das Königl. Schwedische Fußvolck hefftig eingebüsset, und was sich nicht in die Büsche verkrochen, mehrentheils niedergemachet, das allerweinigste aber gefangen genommen worden‘ (Horn bei Chemnitz II, S. 533).

Herzog Bernhard hatte man das Pferd erschossen. Zu Fuß und mit einer leichten Verletzung am Hals kämpfte er gegen eine Kroaten und konnte, nachdem man ihm bereits den Degen genommen und die rote Feldbinde vom Leib gerissen hatte, von dreien seiner Leute wieder befreit werden. Er wäre dennoch unweigerlich in Gefangenschaft geraten, hätte ihn nicht ‚ein Capitain[86] von den Tupadelischen Dragonern mit einem kleinen, doch untersetzten raschen Klöpper ausgeholfen: Der Dißmahl das Beste bei demselben gethan und ihn davon getragen (ebd. S. 534). Nach dem ‚Grundtlichen vnd aussführlichen Bericht‘, der zu diesem Zeitpunkt die genauen Umstände der Flucht noch nicht kennen konnte, ist der ‚Weinmar mit einer Mussqueten Kugel geschossen worden, aber weil er zu Pferd war, hat er die flucht fort gesetzt gleichwohl das Pferd aller müd vnd ubel zugericht, weil ers selbige gantze Schlacht gebraucht, wie Horn selbst bekennt‘.

Der schwedische Feldmarschall Gustav Horn wurde in der allgemeinen Verwirrung von einigen Reitern vom bayerischen Kürassierregiment des Werth’schen Obristen Bruno Busch gefangengenommen, der Feldmarschall Johann Philipp Cratz von Scharfenstein von einem Kroatenrittmeister[87] namens La Fontana [Fontaine; BW]. In Gefangenschaft fielen auch die beiden schwedischen Generalmajors[88] Schafelitzky[89] und Friedrich von Rostien sowie die Obersten Schneidewein (Johann Schneidewindt), Hans Wachtmeister, Wettberger (Arvid Wittenberg), Bartholomäus von Zerotin (Bartholomé von Žerotín)  und dessen Oberstleutnant Hans Georg Colonna von Fels. Die beiden letzteren waren mährische bzw. böhmische Exilanten, von denen von Fels wenig später an der Pest starb (Chemnitz II, S. 534).

Nicht unmittelbar in der Schlacht, aber auf der Flucht von den Kroaten gefangengenommen wurde Horns Generalquartiermeister[90] Morshäuser. Auch der schottische Generalmajor Jakob (James) King, der am 8. September auf Befehl Herzog Georgs von Braunschweig-Lüneburg zur Unterstützung der schwedischen Truppen in Richtung Main gezogen war, wurde Ende Oktober von Truppen des Kroatengenerals Goan Lodovico Isolano gefangen. Dies wird durch einen Brief Isolanos an Feldmarschall Piccolomini[91] vom 10.11.1634 bestätigt, in welchem dieser über die seit der Schlacht bei Nördlingen gemachten Gefangenen berichtet. Darin schreibt er, er selbst halte Oberst König, einen Schotten, in Gewahrsam. Die Polen[92] (Kosaken) hielten neben anderen Personen den Oberstleutnant zu Roß (David) Leslie, gleichfalls Schotte, Horns Generalquartiermeister[93] und den Generaladjutanten[94] Herzog Bernhards, von der Grün, gefangen. (StA Leitmeritz, RA Clam-Gallas XVIII/5, in: DBBTI V/1059).

Der Blutzoll dieser Schlacht übertraf alles bisher in Feldschlachten des Dreißigjährigen Krieges Dagewesene. Das schwedisch-weimarische Heer hatte insgesamt etwa 8000-10.000 Tote, zum weitaus größten Teil Fußvolk, zu beklagen, 3000-4000 Mann gerieten in Gefangenschaft. Unter diesen hatte der württembergische Landesausschuß, von dem allein 4000 tot oder gefangen waren, und die schottische Brigade die schlimmsten Verluste. Von Robert Monros schottisches Regiment (Regiment Mackay) unter Oberstleutnant William Stewart konnte Ende September bei Worms[95] in der Pfalz gerade noch eine Kompanie gebildet werden. Hier beklagt Monro in seinen Erinnerungen zu recht: ‚Eine unselige Angewohnheit aller Generale war es, daß sie für gefährliche Dienste meistens diejenigen heranzogen, die ihnen auch sonst am besten dienten, und nachdem sie einmal deren Mut erfahren hatten, versäumten sie es nie, diese immer in den gefährlichsten Aktionen einzusetzen, wobei sie als einzige Belohnung nur deren Mut lobten, während andere überhaupt nicht erwähnt wurden‘. (Monro/Expedition I-1, I-19 u. II-List 1). Das verbündete katholische Heer hatte 1200 Tote und ebensoviel Verwundete.

Was die Befehlshaber anbelangt, so waren im protestantischen Heer von den Deutschen nur der gerade mündig gewordene Markgraf Friedrich von Brandenburg-Ansbach und, bereits am Vortag, der Oberstleutnant des Regiments Ohm gefallen. Die schottische Brigade verlor den Oberst Henry Muschamp und Oberstleutnant John Forbes of Tullough sowie die Obristwachtmeister [Majors] Ruthven, Sidserfe und David King, einen Bruder des schwedischen Generalmajors. Die katholischen Verbündeten hatten neun Obristen und viele Offiziere verloren. Gefallen waren der Oberst Silvio Piccolomini (ein Neffe des späteren kaiserlichen Generalleutnants und Herzogs von Amalfi, Graf Octavio Piccolomini), der durch einen Pistolenschuß fiel, die in spanischen Diensten stehenden Obristen Erhard Wurmser und Wilhelm Salentin von Salm, der Conte Giovanni Battista Panigarola, der piemontesische Oberst Ayazzo (Don Diego schreibt Ayasso), der gleich morgens um 6 Uhr zwischen dem Kardinal-infanten Don Fernando und König Ferdinand stehend mit einer Geschützkugel getroffen wurde, der ebenfalls spanische Feldmarschall Carlo Guasco[96] und der bayerische Feldmarschall-Leutnant Maximilian de Billehe. Billehe, ein Wallone, wurde nach Khevenhiller allerdings nicht in der Schlacht getötet, sondern durch einen Schuß mit einem gezogenen Rohr[97] aus dem Wald getroffen. Auch Johann von Werths Major Mörmann war gefallen. Am Vortag waren, wie bereits berichtet, die kaiserlichen Obersten Pietro Aldobrandini, der piemontesische Baron de la Tornetta und der wallonische Marques Baptista Sanct Martin de la Baina auf dem Schlachtfeld geblieben. Letzterer wird von einigen Quellen unter den Toten verzeichnet, Khevenhüller schreibt ‚tödtlich verwundet‘, was im damaligen Sprachgebrauch als lebensgefährlich verwundet zu verstehen ist, an anderer Stelle wird bestätigt, daß ‚Hr. Obr. St. Martin, doch nicht tödlich, verwundet worden […]‘ (Kriegskommissär Reinhard von Walmerode in einem Brief an Hofkriegsratspräsident Graf Heinrich von Schlick). In den kaiserlichen Kriegslisten ist er nicht unter den Toten verzeichnet.

Das Elend, das auf dem Schlachtfeld zurückblieb, entzieht sich unserer heutigen Vorstellungskraft. Auf protestantischer Seite wurden die Verwundeten überhaupt nicht registriert, da die leichteren Fälle zu den Gefangenen gezählt wurden, die schwerer Verwundeten keine Überlebenschance hatten. Die siegreichen Soldaten durchzogen das Schlachtfeld, machten alles nieder, was sich noch bewegte, zogen den stöhnenden Verwundeten und Toten die Kleider aus[98] und plünderten, was zu bekommen war. Dabei taten sich vor allem die Spanier unrühmlich hervor: ‚Beynebens war auch der Spanier Eifer so groß, daß sie auf der niedergemachten schwedischen Soldaten Kleyder Pulver gestrewet und angezündet haben, mit vermelden, weils Ketzer seyen, so müsse man sie mit Feuer verfolgen und verbrennen‘ (Gründliche und wahrhafte Relation usw.). Ein spanischer Soldat, nennen wir ihn Estebanillo Gonzáles, der sich zu Beginn der Schlacht neben einem Pferdekadaver tot gestellt hatte, nun aufsprang, sein Rapier zog und sich über die Verwundeten hermachte, war wohl nur einer von Vielen, die zum Realität gewordenen Alptraum der hilflos am Boden Liegenden wurden. Die meisten Äußerungen dieser Art, von denen die zeitgenössische Literatur eine Vielzahl bietet, sind sicherlich tendenziell und deshalb mit Vorsicht zu genießen. Auch verbietet sich hier eine einseitige Klassifizierung der siegreichen Seite (so bestand z. B. die spanische Armee des Kardinalinfanten auch aus einem Großteil Italienern und die Verfolgung und Niedermetzelung der Fliehenden wurde hauptsächlich von Kroaten und den bayerischen Kürassieren Johann von Werths übernommen). Jedoch wird niemand, der sich mit diesem Metier auseinandersetzt, die Tatsache in Frage stellen, daß die Brutalität der Wirklichkeit diejenige der erhaltenen Schilderungen bei weitem übertraf.

Auch König Ferdinand und der Kardinalinfant ließen sich das schaurige Szenarium des Schlachtfelds nicht entgehen: ‚Nach geendigter Schlacht ist der König und der Infante hin und wieder auf der Wahlstatt herumgeritten, und die toden Cörper in grosser Anzahl zerhackt und durchschossen liegen sehen; der Prince Don Matthias [Matteo di Medici, Prinz von Toscana] ist mit geritten, dessen Pferd auf einen toden Cörper getreten, so noch eine brennende Lunde bey sich gehabt, die in die Pulver-Flaschen kommen, und einen solchen Stoß gethan, daß ihm sein Roß gantz aufgehoben und niedergeworfen‘. (Khevenhiller XII, S. 1221). Selbst die Verwundeten auf der siegreichen katholischen Seite konnten nur ungenügend versorgt werden: ‚Auf obgemeldete [664 Mann] ist an dato 14. [September] verordnet worden 350 Rationen Brot, 600 Pfund Fleisch, 370 Maß Bier; die Knechte müssen bei dieser Verpflegung ganz verderben‘. (Fugger und Ruepp an Maximilian von Bayern, bei Heilmann II, S. 495).

Die Beute der Sieger war beachtlich. Mehr als 300 Cornets und Fähnlein, ein damaliger Gradmesser für die Größe des Sieges, wurden erbeutet und den Monarchen zu Füßen gelegt. Von diesen präsentierten die bayerisch-ligistischen Truppen unter Herzog Karl von Lothringen 125 Exemplare, 75 Trophäen hatte allein Johann von Werths Leibregiment erobert. Dazu kam der gesamte Schwedische Troß, bestehend aus 4000 vollbeladenen Wägen, 80 Geschützen und 1200 Pferden. Die berittenen Siegertruppen, vor allem die Kroaten, schwärmten nun regimentweise aus, um die Fliehenden zu verfolgen, niederzusäbeln und Beute zu machen. ‚Im Verfolgen sind die Reutter [der Schweden] hauffenweiß von den Pferden heruntergefallen und [haben] die schlechte auch unarmierte Croatenbueben kniend mit aufgehobenen Handen umb Quartier gebetten‘, berichtete Ferdinand III. (Lahrkamp/ Werth, S. 40). Zum Glück für die Flüchtigen, jedoch auch nur für die Berittenen, war der Rheingraf Otto Ludwig über Göppingen[99] bis nahe Schwäbisch Gmünd[100] herangerückt, und konnte die verfolgenden Kroaten: ‚welcher nur drey Meilen von der Wahlstatt in bataille gehalten, und manchem guten Kerl das Leben gerettet‘. (Chemnitz II, S. 533).

Die Straße in Richtung Stuttgart[101] war auch voll von zivilen Flüchtlingen. Der kurmainzische Rat und Amtmann von Fritzlar,[102] Christoph Heinrich von Griesheim (nach G. Rystad ein Verwandter des schwedischen Generalmajors Schafelitzky) schildert die Zustände drastisch: ‚uff 3. unnd 4. meil wegs seyn die Leut auss den Stätten gelauffen, nur die Kinder an den Armen gehabt, mit großem jamer und geschrey [… auf die Frage, wohin sie wollten …] Gott möchte es wissen, sie könten in dieser eyl keinen rath finden, wehe und immer wehe gerufen, daß die Schweden ins Reich kommen, zuvor hetten sie mit accord handlen können, jetzo ginge es alles zu grundt […]‘ (Rystad, S. 193)„.[103]

„Herzog Karl von Lothringen hatte sich unterdessen, eine Abteilung zur Blockade Augsburgs[104] zurücklassend, mit dem größten Teil des bayerischen Heeres in die Markgrafschaft Durlach und die Unterpfalz begeben. Nachdem er auf dem Weg dorthin Heidenheim,[105] Eppingen[106] und Pforzheim[107] eingenommen hatte, zog er mit der bayerischen Reiterei und 6 Feldgeschützen am 23. September von Pforzheim nach Ettlingen,[108] wo er am 25.9. ankam, um sich von dort weiter auf die Verfolgung des Rheingrafen zu begeben. Am 26.9. ging es weiter nach Steinbach[109] (bei Bühl[110]) und am 27.9.1634 näherten sich die Bayern der Rheinbrücke bei Kehl.[111] Auf der Höhe von Willstätt[112] kam es zu einem kleineren Gefecht mit den rheingräflichen Truppen, welche durch die mitt-lerweile zum bayerischen Heer gestoßenen Werth’schen Reiter einige Verluste erlitten. Rheingraf Otto Ludwig, der beabsichtigt hatte, bei Willstätt sein Armeekorps zusammenzuziehen, war von Offenburg[113] kommend, wo er zusätzliche Truppen gesammelt hatte, im Anmarsch auf Straßburg. Als der Rheingraf, welcher mit nur 15 Begleitern vorausritt, auf das bayerische Reiterregiment Keller stieß, war er der Meinung, dieses gehöre zu seinen Truppen und ritt eine Zeitlang parallel zu diesem. Seinen Irrtum schließlich bemerkend, gab er, verfolgt von den Keller’schen Reitern, seinem Pferd die Sporen und versuchte, an der Kinzig angekommen, diese unter dem Kugelhagel der Verfolger schwimmend zu überwinden: ‚da er dann sambt dem Pferde über ein schrecklich hoch Gestade hinab, gantz unters Wasser und den Schleim [Schlamm] sich gestürtzet, nachgehens dem Pferde den Kopff mit den beiden Fäusten wieder hervorgezogen, und bis ans andere Gestade durchgeschwummen, das pferd, dieweilen demselben, da hinauff zuklettern nicht müglich, verlassen, sich an den Bäumen und Gesträuche hinauff geholffen und also, unerachtet des continuierlichen Schiessens vom Feinde, gantz unversehret auf die andere Seite gelanget‘.[114]

Otto Ludwig erreichte also wirklich das andere Ufer, wo sich erneut ein tiefer Graben auftat, den er ebenfalls durchschwamm, sich mehrere Stunden in einem Busch versteckte und sich mit Hilfe eines Hanauischen[115] Bauern schließlich nach dreistündiger Fußwanderung nach Kehl[116] zu seinen Truppen durchschlug, welche er dort eilig in Schlachtordnung stellte. Auf diese traf der Herzog von Lothringen eine Stunde vor Sonnenuntergang und eröffnete mit 2 Geschützen das Feuer. Die Rheingräflichen mußten schließlich ihre Stellungen bei dem Dorf Kehl verlassen und wichen bis an die Rheinbrücke zurück, wobei eine Abteilung, die nicht rechtzeitig aus dem Dorf kommen konnte, eingeschlossen wurde und in den Flammen umkam. Durch einen Flankenangriff des frischgebackenen Feldmarschall-Leutnants Johann von Werth wurden die Truppen des Rheingrafen schließlich in die Flucht gebracht. 1500 Mann von ihnen blieben auf dem Schlachtfeld, eine große Anzahl wurde in den Rhein gesprengt. Ein Teil des Gepäcks, welches noch auf dem Weg nach Offenburg war, wurde erbeutet. Das Gefecht ging auch als ‚Schlacht an der Straßburger Brücke‘ in die Annalen ein. Aus Wut und Enttäuschung über die seit Nördlingen erlittenen Niederlagen übergab Otto Ludwig alle besetzten Städte im Elsaß an die Franzosen und starb an den Folgen dieser Strapazen und Aufregungen am 16.10.1634 in Worms“.[117]

1634/35 führte Keller 6 Kompanien von ingesamt 500 Mann.[118]

Am 25.5.1635 schrieb Maximilian I. an Johann von Werth: „Weil der Oberst Keller in Tyrol Dienst angenommen und jetzt, da er in dem Winterquartier den Beutel gespickt, bei angehendem Feldzug zu quittieren vorhabens, wäre man wohl befugt ein anderes gegen ihn vorzunehmen, man habe aber resolviert, und dem Herzog [Karl IV.; BW] von Lothringen geschrieben, ihn Keller alsogleich zu cassieren und bei dessen Regiment dem Oberstleutnant Gayling [v. Altheim; BW] anzustellen“. Gayling von Altheim übernahm das Regiment Kellers am 20.9.1635 als Obrist.[119] Von 1636 bis 1645 war der in vorderösterreichische Keller Stadthauptmann in Konstanz.[120]

Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald,[121] Georg Gaisser [1595-1655],[122] hält in seinem Tagebuch unter dem 9.10.1637 die Heimreise Kellers aus dem kaiserlichen Lager fest.[123]

Unter dem 1.2.1638 notiert der Überlinger[124] Advokat Dr. Johann Heinrich von Pflummern [1595 – 1655][125]: „Bald hernach bericht herr obrist Kheller von Zell[126] einen E. Rath alhie, daß ettliche des feindts vortruppen zu roß vnd fůß alberaitt vmb Hohentwiel[127] ankommen, weßwegen man ihme hievor accordirtermaßen zu nachparlichem succurs 50 mann alsbald zuschickhen wollte. – Darveber ein E. Rath sich willfährig erclärt, auch alsbald auß den zünfften die außwahl per decimationem (daß ist allweg der zehendt mann solle auß-[S. 468]geschoßen werden, weiln die zünfften an der anzahl gar vngleich vnd so vil alsdan mann ein jede zunfft (allwegen den zehenden mann gerechnet) hergeben solle, so vil sollen auß den zünftigen durch daß loß gewöhlt vnd zum succurs geschickt werden) fürnemmen, wie auch die baurschafft auf dem land in diestatt erfordern lassen“.[128] „Februarij 11 hatt man alhiesige burgerschafft neben ettwaß vom landtvolckh (dan dessen vil außgebliben) alhie gemustert, vnd seyn in der musterung bei 700 mann, ohne die exempten,[129] gefunnden: gegen nacht vnd folgenden morgen aber ettlich schüß auß groben stuckhen[130] gegen Zell werts gehört worden. Deren bedeüttung den 12 Februarij morgen kundtbar worden, in deme herr obrist Kheller aus Costantz einem E. Rath alhie bericht, dass er nach mitternacht  aviso von Zell bekommen, dass der feind zu roß vnd fůß in 4000 starckh zu Stüelingen,[131] Hiltzingen[132] vnd Riethen[133] ankommen, also solle man die 50 mann zum succurs veberschickhen, deß feinds ankunft nach Lindaw[134] vnd die nachparrschafft avisirn, auch gegen abndt auß großen stuckhen drey losschüß[135] ergehen laßen: dergleichen solle zu Costantz vnd zu Zell beschehen“.[136] „Februarij 12 avisirt herr obrist Kheller einen E. Rath alhier ferner in antwort deßen schreiben, daß ihme abermaln bericht einkomme, der feind sterckhe sich lenger ihe mehr, vnd hab sich alberait mit veber 1000 pferdt vnd etlich tragonern veberhalb Stüelingen herauf begeben, vnd werde sich bald im Hegöw[137] oder anderer orten sehen lassen, deßwegen man sich alhie vnd anderer orten wol vorzusehen vnd wolle man den succurs biß morgen frühe nach Zell abschickhen. Hierauff hatt man die begerte 50 mann gleichwoln nach Zell fortgeschickht. Es seyn aber hernach zeittung eingelangt, daß allein 40 reütter nach Hiltzingen kommen, deren ettlich auf Hohentwiel geritten, vermůttlich demselben commandanten waß ordinanz von hertzog Eberhard von Würtemberg zu bringen, alß wellicher neben seinem jüngsten brůder[138] bei der weinmarischen armada sich befinden solle. Die bemelte reütter seyn ohne sondern schaden wider zuruckh geritten“.[139] Gaisser notiert unter dem 19.2.1638: „Für das gefährdete Konstanz hatte die Erzherzogin[140] 600 Mann Besatzung bestimmt, die mit Ausnahme von einer Kompanie von den Bürgern mit solcher Entschiedenheit abgewiesen wurde, daß auch Oberst Keller von Schlayten, als er die Befehle der Erzherzogin ausführen wollte, fest in Lebensgefahr geriet“.[141]

Unter dem 4.3.1638 hält Pflummern fest: „Eodem haben die hohentwielische reütter den fleckhen Watterdingen[142] in die herrschafft Blůmenfeld[143] teutschen ordens gehörig, weiln derselb zur contribution sich nit verstehn wollen, außgeplündert vnd bei 60 stuckh vich hinweg getriben. Davon die Croaten im zuruckhkheren einen reütter gefangen bekommen, der den 5 Martij nach Costantz herrn obrist Keller zugeführt worden“.[144]

„Den 20 Decembris ist general commmandant [Martin Maximilian; BW] von Goltz mit herrn obrist Kheller zu Veberlingen angelangt vnd begert, dass morgen die herrn burgermaister sich bei ihme einstellen wollten, vnd dieweil herr burgermaister Waibel sich entschuldigt, daß er nicht von hauß kommen könne vnd den fürschlag gethon, daß herr amtsbürgermaister Jodocus Reutlinger mich zu sich ziechen solle, seyn wir beide morgen den 21 December festo S. Thomae apostoli zu ihme herrn generaln in die herberg zur Cronen gangen. Daselbst er die vrsach der erforderung angezaigt, daß nämblich ihr kayß. Mst. befunnden, wie vebel bishero im h. reich nicht allein mit dem armen landtmann gehaußet, sonder auch die armee, ohne daß man waß fruchtbarliches ausgericht, ruinirt, vnd dem feind vor Breysach sich also zu verschantzen platz gelaßen worden, dass wa dieser post nit vebergangen, seye es jedoch nächst darbei.[145] Also haben ihr Mst. durch den churfürsten in Bayern letzstlich einsehens haben vnd vermittelst seiner (dessen von Goltz) den geweßten general Götzen [Johann v. Götz;[146] BW] in hafftung nemmen laßen) ihme auch die kayß. Armee zu commandirn (vnd sonderlich die seeposten wol in acht zu nemmen) aufgetragen. Vnd demnach er dises landts vnbericht, seye er kommen den augnschein selbst einzunemmen, vnd aller orten nothwendigen anstallt zu machen. Inmaßen obrist [Augustin; BW] Vitzthumb von ihr kayß. Mst selbst gewisen worden, daß er von ihme dependirn solle, weßwegen derselb von [S. 507] ihme ordre zu erholen sich heutt nach Costantz begeben werde. Nhun finde er der statt Veberlingen halb so vil, daß dieselb nach Breysach gleichsamb deß feindts nechstem anfall exponirt, deßwegen er durch seinen commissarium begeren laßen, daß man ettwaß von seinem volckh zu besser verwahrung der statt einnemmen wollte, daß ihme zwar hart falle vnd schwär vil von seinem volckh zu ermanglen, inmaßen er dem obrist Vitzthumb vnd Kheller, so für ihre plätz volckh begert, nicht willfahren wollen. Demnach ihm aber veber seines commissarij werbung abschlegiger beschaidt ervolgt, hab er ietzt selbst personlich einem E. Rath in namen ihr kayß. Mst. ersůchen, für sein person aber bitten wollen, ettwaß volckh zu angeregtem end einzunemmen vnd ihme hierveber eine resolution ervolgen zu lassen. – Hierauff herr amtsburgermaister mich die anttwort gebn laßen, vnd weiln wir besorgen müeßen (inmassen herr general selbst nicht affimirn dörffen, daß er daß an ihne jüngst abgangen widerantwortlich schreiben empfangen) dass sollches zu gemainer statt vnglimpff vnderschlagen worden, hatt vnß beede vor rathsamb angesehen den inhalt desselben mundtlich zu recapitulirn, sonderlich weiln herr general selbst bekennt, daß er von beschaffenhaitt dieser lannden keinen bericht habe. – Also hab ich angefangen ihme zu erzehlen, wie hiervmb khein kornwachß, die burger ihr brott selbst von wochen zu wochen erkhauffen, der weniger thail waß in vorrath habe, vnd obwoln zuweil waß zu marckht gebracht werde, so werde doch daselb alsobald an sollche ort, da mans nicht vorhallten könne, als nach Costantz, Lindaw, Bregentz etc. verführt, dahero s. excellentia zu vernnemmen, warumb auf großen vorrath proviants bei dieser statt khein rechnung zu machen. – Für ander hab die kayß. Mst. vnß vnderweiln vnd erst iüngst wider an den vnderhallt der guarnison zu Lindaw gewießen, auß der vrsach vnd mit der vertrostung, daß wir von dannen im nothfall hilff haben vnd succurrirt werden sollen, gestallt darumb die Be[S. 508]satzung bishero so starckh allda erhallten worden, damit die andere ort vnd sonderlich wellche sollche besatzung helffen vnderhallten, von derselben auch hilff haben können, dan die experienz vnß beraitt so vil unterrichtet, daß der feind die seeposten nicht alle zumal werde anfallen können, vnd werde also ein ort dem andern so wol, alß hievor beschehen, hilff thůn können. Welliches alß ich mit seinen vmbständen weitters ausgeführt, ist mihr herr general in die red gefallen, mit dem anziechen, er verspüre wol, daß man nichts zu thůn begere, es seye die statt Veberlingen beraitt darfir bekhandt, daß man aller orten nhur entschuldigung firwende vnd mit der vnvermöglichaitt sich ausreden wolle, man solle ohne weitläuffiges geschwätz sagen, waß man thůn wolle, (es werde die statt noch gar gerewen, wa man sich weitters setzen wollte). – Ich replicirt, meine lengere ausführung solle ihme nicht verdrüßig sein, sonder seye nothwendig geweßt, damit s. excellentia sehen, wie die sachen bei alhiesiger statt beschaffen, wie mangelbar man deß proviants, daß der weniger thail der burger selbst nit auf ein halb jahr zu essen, vnd da man erst vil volckh darzu aufnemmen müeßte, würde niemandt vnd den soldaten selbst nicht geholffen sein. – Die vmbgelegne landschafft könne der stadt khein hilff thůn, seye selbst ruinirt vnd zum wenigern thail der statt zugehörig, vnd waß auch der statt zustendig, da werde also gehauset, daß ein E. Rath willenß geweßt deßhalb ihr excellentia zu clag zu kommen. Vnd alß hierveber herr general simulirt, alß wan es sein volckh nicht gethon, sonder müeßte hievor von andern vnd vor seiner ankunft beschehen sein, hab ich dargegen bericht, daß erst vorgestern die von Hagnow[147] (so der statt vornembste fleckh seye) sich bei einem E. Raht erclagt, waß maßen sie zum zwayten mal von starckhen compagnien zu 250 pferdten veberfallen, die häußer ausgeplündert vnd gar ein burger (wellches gar zu ty[S. 509]rannisch währe) in dass wachtfewr gestellt vnd an den füeßen vebel verbrennt worden. – Vnd dieweiln (herr obrist Kheller in die stuben eben herein kommen,) alß ich diß factum erzehlt vnd wie billich, mit ettwaß bewegnuß darbei angehenggt: ihr excellentia sollen ietzt  bei sich ermessen, waß ein statt werde thůn können, wan ihre alle mittel der vnderthonen, von denen man hilff haben sollte, entzogen vnd die leütt also tractirt werden; ist auf diese erinnerung herr general (vielleicht daß er sich geschämbt sollche vnerbare soldatische handlungen in gegenwart herrn obrist Khellers anzuhören) in die cholera[148] gestigen, mit vnderschidlichen anzügen gegen mihr ausbrechendt, ob ich vermaine, daß er alles vebel bei den soldaten abstellen könne, ich sollte herrn burgermaister reden laßen, mihr seye dergleichen nichts anbefolhen, schilltet mich darbei einen aufwiggler, vnd daß ich nit, sonder ein E. Rath zu der sachen zu reden, von dem woll er der resolution gewärtig sein; schilltet mich auch einen aufwiggler zum zwayten vnd dritten mal, also daß ich sollche vnverschuldte auflaag billich widersprechen müeßen mit bitt, meiner mit sollchem praedicat zu verschonen, ich hab noch vor dem römischen kayßer vnd könig reden können zu derselben gnedigsten satisfaction. Dargegen er aller zornmüethig geantwort, es hab offt mancher narr beim kayßer audienz gehabt. Es finden sich leütt, die wollen daß alleß nach ihrem kopff gehe, vnd bringen dardurch daß gemaine weesen in vnglückh. Dieweiln es dan nicht zeitt noch ortwahre mehr wort zu wechßlen, habe ich mich erclärt, daß ich schweigen wolle, vnd laße gleichwoln einen E. Rath die resolution schöpfen“.[149]

Pflummern erwähnt Keller wieder unter dem Juli 1639 anlässlich der zweiten Belagerung des Hohentwiels: „Alß ich biß auf den 10. Julij mehrern thailß zu Einsiedlen,[150] vnd in 4 tag zu Wettingen[151] abweesendt geweßt, vnd auf bemellten 10 Julij meines hierzwischen abgeleibten sohnß Hieronymi Peregrini see. vf den 12 Julij angesehnem tricesimo[152] beizuwohnen, widerumb zu hauß kommen, hab ich vernommen, dass hierzwischen die costantzische vnd zellische[153] musquetierer vnderm commando herrn obrist Khellers, obrist leüttenant von Rost vnd anderer den vorhof von Hohentwiel veberstigen, erobert vnd in brand gesteckht, denen obrist leüttenant Holtz, so vom general [Franz v.; BW] Mercy von der armee zu dem end dahin mit ettlichen reüttern geschickht worden, secondirn sollen. Alß aber die blocquierung der vestung Hohentwiel kaum anfang genommen, ist [S. 526] selbige wider beßer verhoffen bald wider zu waßer worden, weiln ein erdichtes geschray erschallen, daß der feind Hohentwiel zu entsetzen mit aller macht im anzug währe; diesen rumor[154] sich die vnserige abschreckhen lassen, vnd haben durch ihren abzug die vf der vestung lufft bekommen, waß sie gewollt, auß vnd einzubringen. Man hatt wohl verdacht auf vorbesagten o. leüttenant Holtzen legen wollen, weiln er mit dem auß der vestung zu ihme geschickhten trompeter, vnd wie etliche sagen, gar mit dem commandanten Widerholt selbst geheime vnderred gehallten. Wellicher verdacht dahero gewachßen, daß er aus Würtemberg gebürtig sein solle“.[155] Unter dem 25.9.11640 hält Gaisser fest: „Ein Bote aus Neustadt[156] meldet dem Grafen von Fürstenberg[157] und mir, daß der österreichische Generalkommissar Oberst Keller von den schwarzwälder Reichsständen eine Kontribution[158] für 3 Monate anfordert. Daher neue Beschwerden, die aber weder behoben noch vorgelegt, sondern nach Innsbruck geleitet werden“.[159]

„30.[10.1640; BW] Es liegen im benachbarten Kirnachtal, das zur Stadt Villingen gehört, einige Soldaten vom Regiment von Leyen, die verbrüdert mit andern in der Stadt selbst untergebracht, die ganze Gegend mit Plünderungen behelligten, die auch  in den letzten Tagen meinen Diener Andreas ausplünderten und an mehreren Vorbeiziehenden gewalttätig Hand anlegten. Man sah dieselben auch heute von ferne einen Hinterhalt legen. Aber sie wagten nicht, die durch Gewehre gedeckte Fuhre anzugreifen.

31.[10.1640; BW] der österreichische Kommissar Joh. Burkard Kreuter kommt in Begleitung des Oberstleutnants Bildtstein und wiederholt die neulich durch Generalkommissar[160] Keller [Keller v. Schleitheim; BW] eröffnete Forderung der österreichischen Kontribution. Ich erwiderte, daß ich meine schriftliche Antwort wiederhole, d. h.: obgleich meine Untertanen durch die Leyen’schen Unbilden allzu sehr mitgenommen seien, würde ich, wenn die andern Reichsstände in der Umgegend etwas kontribuierten, auch das Meine tun, aber so, daß meinen Untertanen erstattet würde, was über den Betrag von 405 fl. ihnen auch gewaltsam genommen worden sei. Ich begann dann im einzelnen anzuführen: die Beraubung des Joh. Bösinger, des Erasmus Hettich, des Michael Weisser, des Anton Kätterer, des Ulrich Kämmerer, des Kaspar Reuther usw. er entschuldigt einige Vorfälle mit allerlei Beschönigungen und stellte in Abrede, daß sie, als vor Antritt seines Kommissariats erfolgt, ihn angingen. Die Anschläge des Obersten überstiegen seine (Amts-) Gewalt (vires) und müßten mit ihm ins Reine gebracht werden. Die Handlungen des Oberstleutnants Schlosser seien eben demselben (?) vorzutragen. Der Oberstleutnant Bildtstein bekannte, ein Pferd zu haben, das vielleicht meinen Untertanen gehört habe, aber es sei mit seinem Gelde erworben worden und ohne sein Wissen von dem Sachverhalt, was er heilig versicherte; den Preis habe Oberstleutnant Schlosser erhalten. Übrigens traf noch während ihrer Anwesenheit ein Schreiben eines Leyenschen Soldaten namens Eberlin ein, der versicherte, daß der Soldat, der vor einigen Jahren im Kirnachtale von den Meiningen mit vollem Rechte niedergehauen wurde, sein Bruder gewesen sei und er deshalb eine Bestrafung oder Geldbuße von denselben fordere, unter Androhung von Feuer und Schwert. Ich erwiderte, daß meine Untertanen zu nichts verpflichtet seien, wenn sie aber freiwillig etwas geben wollten, so hätte ich nichts dagegen. Er bemerkte, jener habe sich zu 20 Taler verstanden, diese würden zur Beilegung der ganzen Angelegenheit genügen, wozu er wenigstens aus dem Grunde rate, damit der auch sonst erregte Mensch die Untertanen in Ruhe lasse“.[161]

Am 5.1.1641 hält Gaisser fest: „Mauch bringt ein Schreiben von Oberst Keller, worin er in Aussicht stellt, daß das geraubte Vieh von Oberst [Philipp v. der; BW] Leyen zurückzubekommen sei“.[162]

Der Salemer Zisterziensermönch Sebastian Bürster [? – 1649][163] schreibt in seiner Chronik unter dem 27.10.1641: „In disem monat ist noch nit vil sonders fürgenohmen, sonder mit einschanzen, laufgräben und andere praeparatoria zue machen die zeit fürübergangen.[164] Obriste general Spaar [Ernst Georg v. Sparr; BW] und Deubaß [Matthäus; BW] Bach haben guote hoffnung, dass raappennäst[165] mieße ihnen bald werden; wöllen ehe leib und leben davor lassen, seyen aber eben zue spath darfür gezogen. Obristen Keller [v. Schleitheim; BW] aber von Costantz solle nichts gelten und von dem general Spaar wenig oder gar nichts respectiert werden, nihil sine causa“.[166]

Pflummern erwähnt Keller unter dem Oktober 1642: „Auß vast gleicher vrsach [wie auch Hohenbodmann[167] v. der Hohentwieler Garnison am 17.7.1642 eingeäschert worden war; BW] auch bald hernach daß fürstl. S. gallische schloß Homburg[168] von den Twielischen eingeäschert worden, weiln von Zell auß ettlich wenig soldaten darein gelegt, vnd mit gehöriger notturfft zur restistenz nicht versehen worden. Also hatt morgen in einem näbel der commendant zu Hohentwiel sich dem schloß genähert, mit petarden[169] daß thor geöffnet vnd die soldaten sich zu ergeben gezwungen. – Allein wahre noch vebrig daß schloß Nellenburg,[170] welliches obrist Keller von Costantz mit etlichen wenigen soldaten besetzt, vnd gleichwoln die zum schloß gehörige velder vnd wisen die zeitt hero vnder guardia derselben guarnison gebawt vnd genutzt. Es hette aber vorbesagter hohentwielische commandant auch mehrmaln verlautten laßen, daß er kheine soldaten auf den berghäusern für seine speculatores aut inspectores[171] gedulden könne, sonsten wa die schlößer ordinarie bewohnt vnd mit bawgesind besetzt, begerte er ihnen nichts laydts zu thůn. – Neben dem auch daß landtvolckh von disen guarnisonen ab den schlößern mehrers beschwärt, dan geschirmbt, dan weil man dem soldaten nicht genug brott gab, müeßte er sich mit peütten auf den straßen ernehren. – Als derohalben gedachter com[S. 554]mandant ab Hohentwiel den 25 Octobris mit einer starckhen anzahl zu ruß vnd fůß gegen Nellenburg gezogen in mainung dasselbig schloß auch zu vergwältigen oder vil mehr (wie sich hernach in thatt befunden) sollcher gestallt die von Zell außzulockhen, die auf Nellenburg aber, alß sie des feindts ansichtig worden, die gewohnliche loßschuß[172] ergehn laßen, hatt auf sollchen vernommen aviso der commandant zu Zell Hanß Gaudentz von Rost, so eben noch beim Mittageßen ob der tafel saße, sich mitseinen wenigen reüttern zwar bald vnd behertzt zu pferd gemacht vnd auf den feind geeilet, aber mit solcher schlechten fürsichtigkheitt, daß er selbst die stifel nicht angezogen, noch einige kundtschafft voran geschickht, sonder villeicht ihme eingebildet, daß der feind gleich ab seiner praesentz erschreckhen vnd daß veld raumen werde. Wie zwar geschehen, daß Widerhold commandant auf Hohentwiel anfangs sein retirata gegen dem wald, darinnen seine musquettierer versteckht gelegen, genommen, vnd alß der von Rost gar zu vnbedachtsamb gevolgt vnd an einen solchen engen ort kommen, da nicht zway pferdt neben einander passirn können, haben die twielische musquettierer ihne von Rost mit bei sich gehabten wenigen soldaten in die mitte genommen, vnd weil er zum fechten schlecht gerüst geweßt, auch dem verlautten nach seine pistolen nicht lösen können, ohne schwertstreich gefangen vnd auf Twiel geführt. Ettlich wenig Zeller, so nicht ausreißen können vnd dem feind stand gehallten, seyn todt geblieben, wie gleichfahlß vom feind im ersten anlauff zu Steißlingen[173] auch drey nidergemacht worden, also daß dieser verlust mehr schimpflich, dan schädlich vnd dessen von Rost gefangenschafft für eine verdiente vnd von gott verhenggte straff[174] zu achten geweßt, allweyln er nicht allein vor ettwaß zeitt den gantz vnschuldigen salmaßweilischen fleckhen Owingen[175] nhur darumb, daß ettliche seine raüberische reütter zu Bachhaupten[176] in salmanßweilischer jurisdiction, nicht aber von salmanßweilischen, sonder von schußenriedischen[177] vnd andern vnderthonen erschlagen worden, gantz ausplündern lassen: sonder auch dass wenig tag zuvor seine reütter burgermaister Schneller von Pfullendorf, alß er gleich andern mehr ständt vnd herrschafften (die weiln sie von kayßerischen oder andern reichsvölckhern khein schutz noch schirmb bishero haben mögen, nothgedrungener weiß sich mittelst einer leidenlichen contribution bei hauß vnd hof zu conservirn mit dm commandanten auf Twiel in accordo einlassen müeße) die accordirte contribution früchten auf Twiel [S. 555] gelifert vnd wider im haimbfahren geweßt, auf offner straß ohne einige gegebne vrsach iämmerlich vmbs leben gebracht“.[178]

Bürster erwähnt Keller noch einmal anlässlich des versuchten Überfalls auf Petershausen[179] und damit auf Konstanz am 25.11.1642:[180] „Den 25. November in vigilia st. Conradi episcopi et civitatis Constantiensis singularis patroni,[181] hat sich der find vor der Mainow[182] und Costanz in lauter nachts praesentiert, Pettershaußen wollen überfallen und beyneben die statt einnähmen; ist aber auß sonderbare gnaden gotteß verhüet und nit beschehen, dan sie zue vorderst, alß dan ihrem sonderbaren patronen, daß diese prodition[183] nit beschehen, haben zue danken und zuozeschreiben. Dan, wie oben angedeut, war dieser statt schon längsten getrewt und, neben gewüßer prodition, lunden und zündstrück, so aber gefunden, an ettlichen underschidlichen und gefährlichen orten gestrewt, aber ohn schaden abgangen. Weiter Hohentwielerische kamen obgesagte nacht für Pettershaußen, aber zue dem unrechten thor und etwaß zue spath, wegen viler wägen, so sie mit pedarden[184] und munition zuo gar beschwert und darvon sie verkürzt worden, allda sie haben völlen ansezen und die Rheinbruggen sprengen; andere aber haben über Rhein und dem Schüzenthörlin zuo, so zuovor zwei oder 3 nächt offen geblüben, uff sie gewardt, deßgleichen zue Pettershaußen. Wären sie bälder und an dem rechte orte ankomen, weren villeicht die thor auch gegen ihnen uff gangen, weilen obriste Keller an end, da er nie gewesen, noch hat sollen sein, erfunden worden. Ist die statt nun gnuog wohl schon in ihrer handen gewesen, ist aber gottlob der bock nit angangen, sonder seyen ermörkt, vermährt und abgetriben worden; hett wohl ein großes bluotbad abgeben, dann man die pfaffengaßen hat sauber sollen machen, kain mönch, pfaffen noch nonnen hat sollen darvon komen, wie dan zuo disem end und erschröckliche mordet ihr vil mit schlachtschwertern[185] darzu waren verordnet. Waß beschicht ? Gott die seinige wohl behiedt und dan dem, der ainem anderen ain gruoben machet, oftermahlen selbsten darein fallet. Die sach würd nit lang eingestelt, obriste Käller kombt proditionis halber in verdacht und wird suspect; bald waren commissarii Einßbruggerische, als commissarius Schüller [Schuller; BW] und doctor Colmar verhanden, beruöften ihne auß seiner behaußung uff die gaßen, obriste Rost begerte von ihm die wehr, commissarius Schüller nahm ihne in Ihr Durchlaucht[186] Einßbruggische verhaft, sampt seinem Schwängkfäldischen secretario, und nit in seiner behaußung, sonder in ain andere behaußung, so stracks über die gaßen herüber war, ganz wohl verwachtet; stöllten uber ihne ain lange inquisition an (interim in werender inquisition stürbt commissarius Schüller); waß nun heraußenkomen, haltet man wegen großer fraindschaft in gehaimb; würd aber von Costanz uff dem waßer hinweg nach Veldtkürch, da er auch in aresto uffgehalten ain lange zeit; letstlichen wird ihme vergunt, uff seine güeter zue züchen, soll aber die stadt Costanz meiden und in den Inßbruggischen stättlin nit lassen betredten;[187] wird [89] also darmit die sach zimmlichermaßen wider gestült und sopiert,[188] haubtmanschaft und obristenampß zue Costanz totaliter priviert,[189] deponiert[190] und postponiert“.[191]

Im „Theatrum Europaeum“[192] heißt es zu 1643: „Der Commendant auff Hohen-Twiel[193] / Herr Obrister Widerhold[194] / hatte besser Glück / darzu ihme eben wohl gedienet / daß das meiste Volck vom Bodensee abgeführet gewesen war / inmassen auch alles Käiserliche und Bäyrische Volck / so im Algäu / und Würtembergischen gelegen / auß den Besatzungen genommen / und unter dem General [Franz v.; BW] Mercy, wegen der Schwedischen Successen, nach Donawerth[195] geführet worden / geführet worden / massen dann erwehnter Herr Obrister Widerhold / auff empfangene gute Kundschafft / wie es um Uberlingen[196] am Bodensee beschaffen / den Orth auf den 19. 29. Januarii deß 1643. Jahrs / Morgens um 5. Uhr überfallen / ein Thor petardiret und einbekommen / drey Stund lang geplündert / darinnen eine gute Quantität Früchten gefunden / und die Stadt mit 600. Mann besetzt / welches denen zu Costnitz[197] nicht geringe Perturbation und Schrecken gegeben / angesehen der Orth zu erhalten / und von ansehnlicher importantz ist : insonderheit auch der in Costnitz gewesene Commendant, Obrister Keller / seithero der von Erlach im Ende Novembris vor der Stadt gewesen / und genugsamen Schaden gethan / sich so verdächtig gemacht / daß man ihn Wehrloß gemacht / seinen Secretarium zu examiniren angefangen / und den Obr. Lieutenant vom Commendanten verordnet hat.

Viel Bürger / Weiber und Kinder haben im ersten Schrecken die Flucht von Uberlingen nach Costnitz zu nehmen vermeynet / und sind darüber auff der See ersoffen. Der von Erlach aber hatte sich um diese Zeit deß Januarii allbereit mit Weymarischer Armee am Württemberger-Land conjungiret / und Baron d’Oysonville hatte seinen Weg schon Eingangs Decembris nach Pariß genommen / um Heraußsendung mehrern Volcks in Person zu sollicitiren“.[198]

Wegen Pflichtvergessenheit wurde er seines Postens enthoben.

Unter dem 18.6.1646 berichtet Gaisser, dass er anlässlich eines Besuches Kellers mit diesem Freundschaft geschlossen habe.[199] Alerdings findet sich auch unter dem 14.10.1649 anlässlich der Vorbeireise Kellers bei Gaisser das Horaz-Zitat „Vor diesem, o Römer, (muß[t] du dich hüten)“.[200]

Keller wurde als österreichischer Landeshauptmann der Grafschaft Hohenberg in den Freiherrnstand erhoben.[201]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Vgl. HAßLER, Chronik, S. 186.
[2] KREKLER, Handschriften, S. 205.
[3] http://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/PERSON/wlbblb_personen/1012277704/Keller+von+Schleitheim+Adam+Heinrich;jsessionid=42818362C45C4DD9F862F3BB6E60A64A
[4] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte,  bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[5] Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.
[6] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide.  II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[7] Freundlicher Hinweis von Herrn Peter Müller.
[8] Schleitheim [Kanton Schaffhausen].
[9] Konstanz [LK Konstanz]; HHSD VI, S. 419ff.
[10] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obrist-Leutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm von Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige. – Kürassier: Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment –  und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[11] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.
[12] HALLWICH, Briefe und Akten Bd. 1, S. 549-553: Bericht Kellers vom 6.10.1631; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten schwarz 73, fol. 248 (Konzept): Maximilian I. an Ferdinand II., München, 1631 X 13; Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f. Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf und die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. HAPPES Zahlen (vgl. mdsz.thulb.uni-jena.de) liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen und 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen und 2.000 Schweden ums Leben gekommen. RUDERT, Kämpfe, S. 49ff.; WALZ, Der Tod, S. 51ff.
[13] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[14] Vgl. WEBER, Würzburg und Bamberg.
[15] JUNKELMANN, „Der Du gelehrt hast meine Hände den Krieg“. JUNKELMANN, Tilly. Eine Karriere; JUNKELMANN, Tilly. Der katholische Feldherr; KAISER, Politik.
[16] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 303.
[17] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[18] Franz v. Hatzfeldt war unter Mitnahme einer erheblichen Summe Geldes schlicht und einfach geflohen, nicht ohne die entsprechenden Durchhaltebefehle an seine Untertanen auszugeben.
[19] Ausschuss: Bürgerwehr: (zumeist relativ wirkungslose, unzuverlässige und aufsässige) Miliz zur selbstständigen Landesverteidigung (vgl. Landwehr), die teilweise schon beim ersten Musketenschuss auseinanderlief oder als Kanonenfutter diente, wenn sie nicht unter dem Schutz von Soldaten eingesetzt wurde. Zum Dienst im Ausschuss konnten sowohl Bürger – meist kleine Handwerker und ärmere Bürger, reichere Bürger drückten sich vor diesem Dienst –  als auch Bauern der städtischen Dörfer herangezogen werden. Üblich war die Stellung des 5. oder 10. Mannes. Die Erfurter Bürgerwehr soll aus 1.200 Mann bestanden haben; BEYER; BIEREYE, Geschichte der Stadt Erfurt, S. 537. Zur Nutzlosigkeit des Bürgerausschusses vgl. die Äußerungen des brandenburgischen Kanzlers Friedrich Pruckmann [1562-1630]; FADEN, Berlin, S. 144: Sie wurden „von ihrer zween angeführt, die ihr Lebetage wohl keinen toten Menschen im Felde gesehen. Da war ein Trommelschlagen, Platzen und Schießen, auch Schreien in beiden Städten [Berlin und Cölln] die ganze Nacht hindurch, dass ihrer wohl wenige dieselbe Nacht werden geschlafen haben. Denn es war alles besoffen, was da war. Da hätte man wohlbeschossene Musketiere sehen sollen; der eine schoß die Lunte mit hinweg; dem andern entfiel der Ladestecken, dem dritten die Forschett [Gabelstock]; dem vierten versagte die Muskete zwei- bis dreimal; der fünfte steckte die Nase gar in den Ärmel, wenn er schießen wollte, gleich den Mönchen, Pfaffen und Jesuiten, die vor etlichen Jahren zu Paris gassatim gingen, Die dann losgeschossen hatten, konnten zu keiner Ladung wieder kommen, also voll waren sie. Die Pikeniere trugen die Pike auch gar musterlich, zu geschweigen, dass sie solche sonsten zu gebrauchen sollten gewusst haben. Summa, man hat nur lauter Schimpf gehabt“. FADEN, Berlin, S. 153f. Teilweise wurde schon aus Kostengründen der Ausschuss von Städten abgelehnt; BRUNS, Hallenberg, S. 258f.; WALLHAUSEN, Defensio Patriae.
[20] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon.
[21] Petarde: durch „Petardiere“ angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.
[22] ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29.  Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht ge[S. 129]lassen worden“.
[23] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.
[24] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[25] Karlstadt [LK Main-Spessart]; HHSD VII, S. 343ff.
[26] Hanau; HHSD IV, S. 199ff.
[27] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Squadrons oder Halbregimentern, also 2016 Mann und 256 Offizieren, ab 1631 nur noch aus 3 Squadrons Fußvolk zu je 504 Mann und 64 Offzieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere und 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.
[28] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[29] Pikenier: Fußsoldat, der die Pike führte, einen Landsknechtspieß von 3 bis 5 m Länge, die entscheidende Waffe des in geschlossenen Haufen kämpfenden Fußvolkes. Die Pikeniere bildeten die unterste Klasse des Fußvolks. Bei einem Reiterangriff richteten die ersten beiden Reihen des Fußvolkes die Piken gegen die Angreifer. Die Pike war eher eine Defensivwaffe, da die Pikeniere den Rückhalt für die beweglicheren Musketiere bildeten (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, S. 89f.). Hochrangige Offiziere wie Piccolomini behaupteten gern von sich, sie hätten das Kriegshandwerk „von der Pike auf“ („con una picca“) gelernt. Vgl. FIEDLER, Taktik.
[30] Muskete: Die 1, 5 – 2 mm dicken Brustharnische der Pikeniere boten keinen ausreichenden Schutz gegen Musketenkugeln, die mit 300 m/sec noch auf 40 Meter den Harnisch und seinen Träger durchschlugen und ihm meist tödliche Verletzungen zufügten. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 79, 156. Bei einer Schussentfernung von 100 m wird der Brustpanzer noch durchschlagen, in der Regel blieb aber die Kugel im Körper zurück und fügt dem Getroffenen schwere Verletzungen zu. Bei einer Entfernung von 200 m wird der Panzer zwar nicht mehr durchschlagen, der Getroffene erleidet aber schwere Prellungen. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 79f. Vgl. auch EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[31] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.
[32] Himmelspforten, Kloster (Stadt Würzburg); HHSD VII, S. 297f.
[33] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[34] Vgl. STADLER, Pappenheim.
[35] Grobe Stücke: große Geschütze, meist: Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17, 5 – 19 cm], verschoß 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde nötig: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge des Kalibers (15 cm), schoss 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-75 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt.
[36] ENGERISSER, Von Kronach, S. 22ff. (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).
[37] Weilheim [LK Weilheim-Schongau]; HHSD VII, S. 797.
[38] OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 549.
[39] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.
[40] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 179f.
[41] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.
[42] SEMLER, Tagebücher, S. 68f.
[43] Johann Ernst Freiherr v. Scherffenberg [Scharffenberg],
[44] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f.
[45] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[46] Mimmenhausen, heute Ortsteil von Salem [Bodenseekr.].
[47] Weildorf, heute Ortsteil von Salem [Bodenseekr.].
[48] Neufra [Riedlingen, LK Biberach]; HHSD VI, S. 566.
[49] Wratislaw II. Graf v. Fürstenberg [1600 – 27.5.1642]. Vgl. auch die Erwähnungen bei HARRACH, Diarien.
[50] Leopold Friedrich Graf von Hohenzollern-Hechingen [ -19.6.1659 Köln], Domherr zu Köln.
[51] SEMLER, Tagebücher, S. 98f.
[52] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff.
[53] Wolnzach [LK Pfaffenhofen a. d. Ilm]; HHSD VII, S. 831f.
[54] Pfaffenhofen a. d. Ilm [LK Paffenhofen/Ilm]; HHSD VII, S. 579f.
[55] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 928.
[56] Kürassier: Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment –  und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[57] OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 564.
[58] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff. ENGERISSER; HRNČIŘÍK, Nördlingen (die umfassendste und detaillierteste Darstellung der Schlacht).
[59] Bopfingen [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 105f.
[60] Breitwang: Als Breitwang wird eine auf der Hochfläche des Härtsfeldes gelegene Ebene bezeichnet.
[61] Dehlingen, heute Stadtteil von Neresheim [Ostalbkreis].
[62] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.
[63] Härtsfeldhausen, heute Ortsteil von Bopfingen.
[64] Schweindorf, heute Stadtteil von Neresheim [Ostalbkreis].
[65] Ederheim [LK Donau-Ries].
[66] Hürnheim, heute Ortsteil von Ederheim [LK Donau-Ries].
[67] Reimlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 617f.
[68] Vgl. REBITSCH, Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[69] Regimentsstück: leichtes Feldgeschütz, durch Gustav II. Adolf eingeführt, indem er jedem Infanterie-Regiment ständig zwei leichte Geschütze zuordnete. Die Bedienung übernahmen erstmals besonders eingeteilte Soldaten. Die Regimentsstücke waren meist 3-Pfünder-Kanonen. Sie wurden durch eine Protze im meist zweispännigen Zug, gefahren vom Bock. d. h. der Fahrer saß auf der Protze, beweglich gemacht. [wikipedia]
[70] Arkebusier: Leichter, mit einer Arkebuse bewaffneter Reiter, eigentlich berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß). Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr, eine Waffe für bis zu über 100 g schwere Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Sie erhielt ihren Namen vom hakenförmigen Hahn der Luntenklemme, der das Pulver in der Zündpfanne entzündete. Gerüstet war der Arkebusier mit einem Kürass aus schussfreiem Brust- und Rückenstück (dieses wurde mit 11 Rt. veranschlagt) oder auch nur dem Bruststück. Seitenwehr war ein kurzer Haudegen, in den Sattelhalftern führte er 1 – 2 Pistolen. Er wurde zumeist in kleineren Gefechten oder für Kommandounternehmen eingesetzt. In den Schlachten sollten sie die Flanken der eigenen angreifenden Kürassiere decken und in die von ihnen geschlagenen Lücken eindringen. Er erhielt als Verpflegung die Hälfte dessen, was dem Kürassier zustand, zudem auch weniger Sold. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 464 ff. Des öfteren wurden Arkebusierregimenter, wenn die Mittel vorhanden waren, in Kürassierregimenter umgewandelt.
[71] Hier sollte man die richtige Schreibweise Ehm bevorzugen.
[72] Generalleutnant: Der Generalleutnant vertrat den General bzw. Feldherrn und war in der kaiserlichen, kurbayerischen, dänischen und schwedischen Armee der höchste Befehlshaber und Stellvertreter des Kaisers und des Königs/der Königin, mit weitgehenden politischen und militärischen Vollmachten. Über ihm stand nur noch der „Generalissimus“ mit absoluter Vollmacht. Als Rekompens erhielt er für seine Leistungen Landzuweisungen (zumeist aus eroberten Gebieten oder den sogenannten „Rebellengütern“) sowie die Erhebung etwa in den Grafen- oder Herzogsstand. Als Stellvertreter seines Dienstherrn führte er Verhandlungen mit den Ständen, erzwang die Depossidierung von Adligen und Absetzung von Territorialherrn in den besetzten Gebieten und lenkte durch seine Abgesandten auch Friedensverhandlungen. Wichtige Träger der gesamten Organisation des Kriegswesens waren dabei die Generalkriegskommissare und die Obristen, die in der Regel nach ihm oder nach seinen Vorschlägen bestallt wurden.
[73] Utzmemmingen, heute Ortsteil von Riesbürg [Ostalbkreis].
[74] Neresheim [Ostablkr.]; HHSD VI, S. 556f.
[75] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.
[76] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[77] Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.
[78] Das Regiment Hannibal von Schaumburg, der im März 1634 bei Freiburg an einem Fieber verstorben war.
[79] Vgl. HABERER, Ott Heinrich Fugger.
[80] Schmähingen, heute Stadttteil von Nördlingen [LK Donau-Ries].
[81] Berkefeld [Birkenfeld], Jobst Rudolf von.
[82] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.
[83] Furth i. Wald [LK Cham]; HHSD VII, S. 221f.
[84] Kleinerdlingen, heute Stadtteil von Nördlingen [LK Donau-Ries].
[85] Bei FRITSCH, Tagbuch, S. 149, heißt der Hauptmann Angellach !
[86] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste.  Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[87] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“. – Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte,  bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[88] Generalmajor: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.
[89] Schaffalitzky [Schafelitzky] zu Mukadel [„Mückenthal“], Bernhard; Generalmajor [1591-1641] siehe den Beitrag von Jörg Wöllper in den Miniaturen.
[90] Generalquartiermeister: Der Generalquartiermeister leitete das Quartieramt (mit zwei Oberquartiermeistern und dem Stabsquartiermeister sowie drei weiteren Offizieren), unterstützt von der Kriegskanzlei. Die Eingänge wurden dem Feldmarschall vorgetragen und die Antwortschreiben dementsprechend zur Billigung vorgelegt. Für technische Fragen wurden Ingenieure des Stabs herangezogen. Die mündliche Befehlsübermittlung oblag zwei bis vier Generaladjutanten. Das Quartieramt lieferte je nach Eingang Berichte an den Kaiser, den Hofkriegsrat, Weisungen an die Kommandeure der Feldarmeen, an die örtlichen Kommandeure und Festungskommandeure, an alle zuständigen Verwaltungsbehörden und gab Lageberichte an hohe abwesende Generäle und Nachrichten an die Gesandten des Westfälischen Friedenskongresses heraus. Der Generalquartiermeister hatte als Dienstvorgesetzter alle Quartiermeister der einzelnen Regimenter unter sich, sein Amt war eine sehr lukrative Einnahmequelle wegen der „Verehrungen“, um Einquartierungen (gerade bei den Winterquartieren) abzuwenden oder zu erleichtern. Zudem war er meist auch Inhaber eines eigenen Regiments, das die besten Quartiere zu erwarten hatte.
[91] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).
[92] Polen, Polacken: Die übliche, zunächst nicht pejorative Bezeichnung für die im kaiserlichen Heer wenig geschätzten polnischen Truppen, die hauptsächlich von Spanien besoldet und in habsburgischen Diensten standen. Die Kampfkraft dieser Truppen galt als gering. Einerseits galt ihre Führung als schwierig, andererseits waren sie wegen ihrer Tapferkeit und Geschicklichkeit im Umgang mit Muskete, Pistole, Säbel, Lanze und Wurfspeer gesuchte Söldner. Von Philipp Graf von Mansfeld-Vorderort stammt die negative Beurteilung: „Sie fressen wohl weder Samstag noch Freitag Butter oder Eier; sich aber sonsten für den katholischen Glauben, das Romische Reich oder auch ihr eigenes Vaterland einige Ungelegenheiten zu machen, seind sie ganz keine Leut. Wahrheit oder Ehr hat bei ihnen nicht länger Bestand, als wan es ihnen zum Profit dient; wan der aufhört, schwören sie für fünf Groschen einen Eid, dass Gott nie zur Welt geboren!“ HALLWICH, Wallensteins Ende, S. I51f. Vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik (Oktober 1636), S. 89: Die polnischen Reiter „soffen sehr viel bier auß, machten es mit Plündern, schenden erger denn alle feinde, ritten uff die welde, durchschändeten die Weibsbilder, dass Sie nicht gehen kundten, nötigten die Steinalten Weiber, dass Sie starben, zernichteten alles in heußern, weil ihrethalben alles uff die Welder und in die Städte gewichen wahr, haben viel vergrabene sachen aufgesucht, vermaurete keller gefunden, zien und kupfer mitgenommen, kirchen erbrochen, kelche, leichen- und Altartücher mitgenommen. Den 31. October s. n. fiel das Fest aller heiligen ein, drumb blieben Sie liegen, feyerten es mit fasten und speisen nur von öhl, Eßig und fischen, wo sies haben kundten, wahren aber nichts desto frömmer und brachen an Sontag frühe auf und marchirten auf Presnitz und Wiesenthal. Das ärgste und grausambste an ihnen wahr, dass Sie schöne kinder, gleich wehren Sie Turcken oder Tartarn, mitgenommen“. WAGNER, Pforr, S. 129.
[93] Generalquartiermeister: Der Generalquartiermeister leitete das Quartieramt (mit zwei Oberquartiermeistern und dem Stabsquartiermeister sowie drei weiteren Offizieren), unterstützt von der Kriegskanzlei. Die Eingänge wurden dem Feldmarschall vorgetragen und die Antwortschreiben dementsprechend zur Billigung vorgelegt. Für technische Fragen wurden Ingenieure des Stabs herangezogen. Die mündliche Befehlsübermittlung oblag zwei bis vier Generaladjutanten. Das Quartieramt lieferte je nach Eingang Berichte an den Kaiser, den Hofkriegsrat, Weisungen an die Kommandeure der Feldarmeen, an die örtlichen Kommandeure und Festungskommandeure, an alle zuständigen Verwaltungsbehörden und gab Lageberichte an hohe abwesende Generäle und Nachrichten an die Gesandten des Westfälischen Friedenskongresses heraus. Der Generalquartiermeister hatte als Dienstvorgesetzter alle Quartiermeister der einzelnen Regimenter unter sich, sein Amt war eine sehr lukrative Einnahmequelle wegen der „Verehrungen“, um Einquartierungen (gerade bei den Winterquartieren) abzuwenden oder zu erleichtern. Zudem war er meist auch Inhaber eines eigenen Regiments, das die besten Quartiere zu erwarten hatte.
[94] Generaladjutant: Der Generaladjutant war ein dem Stab des Regiments bzw. dem Generalquartiermeister oder dem Feldmarschall zugeordneter Adjutant und für die mündliche Befehlsübermittlung zuständig.
[95] Worms; HHSD V, S. 410ff.
[96] Das stimmt nicht.
[97] Nach dem „Kriegsbüchlein“ von Hans Conrad Lavater (65) hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinen Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“.
[98] Ein durchaus üblicher Vorgang angesichts der meist schlechten Versorgungslage mit Bekleidung. Bei den Schweden wurden Kleider nach Stockholm verbracht, geflickt, gereinigt und wieder an die Truppe ausgeteilt; BW.
[99] Göppingen; HHSD VI, S. 260f.
[100] Schwäbisch Gmünd [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 720ff.
[101] Stuttgart; HHSD VI, S. 768ff.
[102] Fritzlar; HHSD IV, S. 149ff.
[103] ENGERISSER, Von Kronach, S. 321ff.
[104] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[105] Heidenheim a. d. Brenz [LK Heidenheim]; HHSD VI, S. 312f.
[106] Eppingen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 184f.
[107] Pforzheim [Stadtkreis]; HHSD VI, S. 627ff.
[108] Ettlingen [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 199ff.
[109] Steinbach [Stadtkr. Baden-Baden ]; HHSD VI, S. 753.
[110] Bühl [LK Rastatt]; HHSD VI, S. 123f.
[111] Kehl [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 395f.
[112] Willstätt [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 892f.
[113] Offenburg [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 607ff.
[114] Vgl. HOLTZ, Generalfeldzeugmeister Georg Friedrich vom Holtz, S. 60.
[115] Hanauerland; HHSD VI, S. 285f.
[116] Kehl [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 395f.
[117] ENGERISSER, Von Kronach, S. 358f.
[118] KAPSER, Kriegsorganisation, S. 222.
[119] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 928, 1048, 1121.
[120] Konstanz [LK Konstanz]; HHSD VI, S. 419ff.
[121] St. Georgen im Schwarzwald [LK Schwarzwald-Baar-Kreis].
[122] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 93f. Vgl. auch SCHULZ, Strafgericht.
[123] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 684.  (2. Auflage 1984, heute noch erhältlich bei Stabsstelle Archiv von 79002 Villingen-Schwenningen).
[124] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.
[125] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 179f.
[126] Radolfzell [LK Konstanz], HHSD VI, S. 636ff.
[127] Hohentwiel [Singen, LK Konstanz]; HHSD VI, S. 352ff.
[128] SEMLER, Tagebücher, S. 339f.
[129] exempt, exemt: ausgenommen, befreit. Exemtion bedeutet jede Befreiung von ordentlicher Gerichtsbarkeit und Zuerkennung eines besonderen Gerichtsstandes, auch die Befreiung vom Dienst im Ausschuss. Das Exemtionsrecht stand nur dem legitimen Landesherren zu.
[130] Grobe Stücke: große Geschütze, meist: Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17, 5 – 19 cm], verschoß 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde nötig: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge des Kalibers (15 cm), schoss 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-75 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt.
[131] Stühlingen [LK Waldshut].
[132] Hilzingen [LK Konstanz].
[133] Riedheim [LK Konstanz].
[134] Lindau (Bodensee); HHSD VII, S. 414ff.
[135] Losschuss, loseschus: Losungsschuss, Signal.
[136] SEMLER, Tagebücher, S. 340.
[137] Hegau; HHSD VI, S. 299f.
[138] Württemberg, Friedrich Herzog von.
[139] SEMLER, Tagebücher, S. 340f.
[140] Vgl. WEISS, Claudia de‘ Medici.
[141] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 708.
[142] Watterdingen [LK Konstanz].
[143] Blumenfeld, heute Ortsteil von Tengen [LK Konstanz].
[144] SEMLER, Tagebücher, S. 344.
[145] Breisach hatte am 17.12.1638 kapituliert.
[146] Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.
[147] Hagnau [Bodenseekreis].
[148] cholera: Jähzorn.
[149] SEMLER, Tagebücher, S. 363ff.
[150] Einsiedeln [Kanton Schwyz].
[151] Wettingen [Kanton Aargau].
[152] tricesimus: der dreißigste.
[153] Radolfzell [LK Konstanz], HHSD VI, S. 636ff.
[154] rumoren: toben, aufsässig werden, einen Aufstand anzetteln, Unruhe erzeugen. In den bayerischen Regimentern gab es bis zum Ende des Krieges noch einen von den Soldaten verachteten, teilweise auch verfolgten Rumormeister und eine berittene Rumorkompanie, die bei Unruhen und Straftaten aller Art eingesetzt wurden. Der Rumormeister hatte zudem den Hurenwebel zu unterstützen. Vgl. BERG, Administering justice, S. 9, 17.
[155] SEMLER, Tagebücher, S. 375f.
[156] Neustadt [Waiblingen; Rems-Murr-Kreis]; HHSD VI, S. 572f.
[157] Friedrich Rudolf Graf von Fürstenberg [23.4.1602 Stühlingen – 26.10.1655 in Datschitz] war Reichshofrat, Reichshofkriegsrat, Oberfeldzeugmeister, Generalfeldwachtmeister und Oberstallmeister. Seit 1639 war er Landgraf von Stühlingen und wurde 1642 vom Kaiser vom Freiherren- in den Grafenstand des Deutschen Reichs befördert. In erster Ehe war er mit Maria Maximiliana von Pappenheim [ – 16.10.1635] verheiratet, in 2. Ehe mit Anna Magdalene von Hanau-Lichtenberg [14.12.1600 in Buchsweiler (heute: Bouxwiller) – 22.2.1673], Bruder von Wratislaw II. Vgl. auch die Erwähnung bei HARRACH, Diarien.
[158] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts, des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“ Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky.
[159] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 819.
[160] Generalkriegskommissar: Der General(kriegs)kommissar war das oberste Aufsichts- und Kontrollorgan für das gesamte Kriegswesen, Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontributionen) und zur Kontrolle der Kriegskommissare. Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung). Der Generalkommissar, der entweder erfahrener Heeresverwaltungsbeamter oder selbst Obrist war, war der Dienstvorgesetzte aller dieser Kommissare, der wiederum seinen Anteil bei seinen untergebenen Kommissaren einforderte. Zudem waren die oft korrupten Generalkriegskommissare verpflichtet, alle Vorkommnisse im Feld und in der Garnison an den obersten Kriegsherrn einzuberichten, weshalb sie nicht zu Unrecht als die „Augen und Ohren“ etwa Maximilians I. bei der Truppe bezeichnet wurden. Sie besuchten bzw. kontrollierten die vom Hauptquartier entfernt operierenden oder liegenden Regimenter. Bei der Truppe waren sie aufgrund ihrer umfangreichen Kontrollfunktionen im Allgemeinen verhasst. Zudem hatten sie die Weisung, die Kosten der Kriegs- und Truppenfinanzierung zu senken und Reduktionen durchzuführen, was zu ständigen, teilweise handfesten Konflikten mit den Obristen als Kriegsunternehmern führen mussten, da die Generalkriegskommissare auch für den Transport und die Auszahlung des Soldes zuständig waren. Bei besonders unruhigen Truppenteilen waren sie auch für die Ausgabe der Munition zuständig. Der Generalkriegskommissar hatte zudem die Aufgabe, in den besetzten Gebieten nach lohnender Beutekunst (Altäre, Gemälde, Bücher etc.) Ausschau zu halten und gemäß seinen Weisungen zu beschlagnahmen. Der Generalkriegskommissar trat als Militärsachverständiger bei Liga-, Kurfürsten- und Reichstagen auf und war bei Friedensverhandlungen (z. B. beim Abschluss des Lübecker Friedens 1629) und Gesandtschaften beteiligt. Zum Teil kam er durch seine vielfältigen Aufgaben, Einnahmen (Sold etwa 5000 fl., Anteil an Kontributionen ca. 1800 fl. pro Jahr ohne diverse andere Einnahmen) und Belohnungen zu einem beträchtlichen Vermögen. Da die Generalkriegskommissare den Schriftverkehr mit der Kriegskanzlei bzw. dem obersten Kriegsherrn führten, gaben sie oft anders lautende, kritische oder auch gefälschte Berichte weiter.
[161] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 824f.
[162] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 834f.
[163] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 59f.
[164] Vgl. WASSENBERG, Florus, S. 460ff. ZILLHARDT, Zeytregister, S. 187.
[165] Rabennest.
[166] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 137f.
[167] Hohenbodmann, heute Ortsteil von Owingen [Bodenseekreis].
[168] Homburg, heute Ortsteil von Waldshut-Tiengen [LK Waldshut].
[169] Petarde: durch „Petardiere“ angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.
[170] Nellenburg, westlich v. Stockach [LK Konstanz].
[171] für seine Kundschafter und Beschauer.
[172] Losschuss, loseschus: Losungsschuss, Signal.
[173] Steißlingen [LK Konstanz].
[174] Strafe Gottes: Im Hinweis auf die göttliche Strafe manifestiert sich lutherische Geschichtsauffassung, nach der sich in der Geschichte der diesseitigen Welt der göttliche Wille offenbart. Man spricht von den drei Hauptstrafen: Krieg, Teuerung und Pestilenz. Auch auf katholischer Seite jedoch konnten verlorene Schlachten als Strafe Gottes, etwa für die verwerfliche Lebensweise der Soldaten, interpretiert werden. Die „Strafe Gottes“ erhielt im Laufe des Krieges immer mehr Topos-Charakter.
[175] Owingen [Bodenseekreis].
[176] Bachhaupten, heute Teil von Tafertsweiler, Ortsteil von Ostrach [LK Sigmaringen].
[177] Bad Schussenried [LK Biberach].
[178] SEMLER, Pflummern, S. 399f. Vgl. auch WALCHNER, Geschichte, S. 95.
[179] Petershausen, heute Stadtteil von Konstanz [LK Konstanz].
[180] Nach MARTENS, Geschichte, S. 108, am 17.11.1642.
[181] am Tag vor dem Fest des heiligen Konrad, Bischofs und einzigartiger Schutzherr der Stadt Konstanz.
[182] Mainau [Konstanz, LK Konstanz], HHSD VI, S. 498f.
[183] prodition: Verrat.
[184] Petarde: durch „Petardiere“ angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.
[185] Schlachtschwerter wurden z. B. bei Ausfällen der Belagerten und Angriffen verwendet und galten als geeignete Waffen für den Graben- und Nahkampf, so überliefert bei den Belagerungen Kronachs 1634, Regensburgs 1634 und der Veste Coburg 1635. Gustav Adolf hatte die hinteren Reihen der Infanterie angewiesen, zunächst die Schwerter zu benutzen und erst im Nahkampf zu Pistolen zu greifen. Allerdings besaßen viele Infanteristen wegen der zu geringen Stückzahl nur Äxte oder Beile.
[186] Vgl. WEISS, Claudia de‘ Medici.
[187] betreten: antreffen.
[188] sopieren: soupieren: essen.
[189] privieren: entziehen, wegnehmen.
[190] Deponieren: aufheben.
[191] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 143f. postponieren: hintansetzen.
[192] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.
[193] Hohentwiel [Singen, LK Konstanz]; HHSD VI, S. 352ff.
[194] Widerholt, Conradt [20.4.1598 Ziegenhain – 13.6.1667 Kirchheim unter Teck] von Jörg Wöllper siehe unter „Miniaturen“.
[195] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[196] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.
[197] Konstanz [LK Konstanz]; HHSD VI, S. 419ff.
[198] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 794f.
[199] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 1081.
[200] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 1215.
[201] http://stmauritius-nordstetten.drs.de/fileadmin/Baukasten/Horb-Nordstetten/kirchenfuehrer.pdf. Vgl. KÖBLER, Historisches Lexikon, S. 265.
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