Kehrweer, Peter

Kehrweer, Peter; Hauptmann [ – ]

Kehrweer war Hauptmann einer in französischen Diensten stehenden, seit dem Juni 1642 in Kempen[1] einquartierten generalstaatischen Besatzung unter dem Kommando des Peter von Ziel, die Guébriant bei seinem Abmarsch vom Niederrhein im Oktober 1642 nicht an die Hessen-Kasselischen abgetreten, sondern unter seinem Oberbefehl dort zurückgelassen hatte. Erst im Mai 1643 konnten hessen-kasselische Truppen in Kempen einrücken.[2]

Der katholische Chronist Wilmius berichtet über dessen Einquartierung: „Am 29. und 30. April [1643; BW] blieben die Tore geschlossen, weil unsere Besatzungstruppen aus ängstlicher Sorge über die Stadtflucht niemand mehr in die Stadt hinein- und aus der Stadt herausließen. Da schickte meine Einquartierung, Peter Kehrweer, seinen Leutnant, der sich trotz seines vorgerückten Alters unter dem Einfluß des calvinistischen Giftes toll und wild gebärdete, mit acht oder neun Musketenträgern zu mir. Kehrweer hatte dabei nur den einen Gedanken, seinen Geldbeutel zu füllen und auf jede erdenkliche Art Geld aus mir herauszupressen, zumal er mit meinen täglichen Leistungen nicht zufrieden war. Die Hellebarde in der Hand betrat der Leutnant mit seinen Gefolgsmännern mein Haus. Er bemerkte, daß ich mich in meinem Stübchen im Obergeschoß aufhielt und kam ohne Gruß nach oben. Sogleich rief er mich wild an und befahl mir, mit ihm zu kommen. Auf meine Frage nach dem Wohin, entgegnete er mir: ‚Ins Gefängnis, in den Turm !‘ Darauf ich: ‚Ohne Anklage ?‘, worauf er mir erwiderte, mir die Anklage ein andermal sagen zu wollen. Ich ging also mit ihm nach unten und sah die übrigen Soldaten auf mich warten. Aus dem Saal eines anderen Hauses nahm ich mir eine Mütze und sagte ihm, ich sei bereit. Der Leutnant stutzte und änderte sofort seine Absicht. Der Magd befahl er, Feuer zu machen und eine Mahlzeit mit gekochtem Fleisch herzurichten. Unter Drohungen und Schlägen gebot er, reichlich Wein und Bier vorzusetzen. Andere Offiziere lud er noch dazu ein, die er nach seinen Worten traktieren müsse. Meine Magd deckte den Tisch, trug auf, was sie hatte, und nötigte jeden, sich beizusetzen. Jede schnitt sich eine Portion von dem Salzfleisch ab und verzehrte es. Nichts blieb außer den Knochen übrig. Mit Butter und Käse verfuhren sie in gleicher Weise, so daß nachher schließlich alles aufgegessen war. Was noch an Bier übrigblieb, gaben sie Dazukommenden, die gierig ihren Durst stillten. Nach der Tafel mußte ich Tabak und Wein beschaffen und mich zu ihnen setzen. Mit ihrem exotischen Tabakrauchen, wovon sie mir auch anboten, hätten sie mich beinahe umgebracht. Auf solche Weise abgehetzt und bis Mitternacht zum besten gehalten, mußte ich ihnen auch noch Geld aussetzen und versprechen. Auf sein besonderes Geheiß sollte ich den Schultheiß zufriedenstellen, dem er 14 Reichstaler schuldete. Darüber hinaus mußte ich ihm noch sieben Rosenobel versprechen. Ich willfahrte seinem Wunsch, um endlich von dieser Plage freizukommen. Mitten in der Nacht endlich konnte ich als freier Mann aufatmen, nachdem die umgebetenen Gäste um diese Stunde mein Haus verlassen hatten. Am folgenden Tag ging ich mit wenig Hoffnung nach Wachtendonck[3] zwecks Beschaffung des Geldes. Noch während meines Aufenthaltes dort erhielten die Holländer am nächsten Tag, dem 1. Mai, den Befehl, ihre Sachen zu packen und die Stadt Kempen wieder den Hessen zu übergeben. Während der Vorbereitungen zum Abmarsch versuchte mein Quartiergast Kehrweer unter Flüchen und Schimpfen, das Geld von meinen Hausleuten zu erzwingen, da ich ja zu meinem Glück abwesend war. Voll Unruhe und Angst setzten meine Leute ihm meine finanzielle Not auseinander und schlugen ihm schließlich einen Bürgen vor. Nach anfänglicher Weigerung erklärte er sich mit Heinrich Winges als Bürgen einverstanden unter der Bedingung, daß er ihm binnen 14 Tagen in Rheinberg[4] oder Wesel[5] die Zahlung leiste“.[6]

[1] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.

[2] ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 59f.

[3] Wachtendonk [LK Geldern] HHSD III, S. 745.

[4] Rheinberg [LK Moers]; HHSD III, S. 636f.

[5] Wesel [LK Rees]; HHSD III, S. 773ff.

[6] WILMIUS, Chronicon, S. 139f.

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