Isenburg und Grenzau, Ernst I. Graf von

Isenburg und Grenzau, Ernst I. Graf von; General [1584 -1664]

Ernst I. Graf von Isenburg und Grenzau war der Sohn Salentins VII., des Kurfürsten von Köln [1567-1577]. 1623 wurde er zum Generalleutnant, 1632 zum kurkölnischen General der Artillerie, 1636 zum Gouverneur von Luxemburg und Artois befördert.[1]

„Nachdem der spanische General Spinola aus seinem im August 1620 bei Frankfurt a. M.[2] bezogenen Heereslager wieder aufgebrochen und in die Pfalz eingedrungen war, befahl er noch vor Schluß des Jahres, die der Union zugetanen Städte und Grafschaften der Wetterau,[3] sowie einige zur Kurpfalz und deren Collator[4] gehörigen Taunusorte in Besitz zu nehmen. Diesem Befehl war eine Ordre des Kaisers d. d. Wien, 3. September 1620, betreffend die Ueberweisung von Kaiserlicher Salvaguardia an Spinola und die beteiligten Orte vorausgegangen.

Am 5. und 6. Dezember begab sich ein zu dem gedachten Zwecke bestimmtes Detachement von etlichen tausend Mann zu Pferde und zu Fuß unter dem Kommando des Grafen von Isenburg unterhalb Mainz[5] über den Rhein und nahm zunächst die pfälzischen Taunusorte ein. Hierauf rückte der übrige Teil der Spanier in die Wetterau, wo viele Orte, namentlich Dörfer gebrandschatzt und zu unerschwinglichen Kontributionen genötigt wurden. Auch die Stadt Gelnhausen[6] wurde dabei schwer betroffen; sie wurde als Endpunkt in der östlichen Marschrichtung von den Spaniern am 5. Januar 1621 eingenommen und erhielt von da ab eine dauernde Besatzung“.[7]

In der Chronik des Dr. Jeremias Molther aus Friedberg[8] heißt es: „Den 16. Dec. [1620] um drei Uher Nachmittags ist, uf Ihro Kais. Maj. Begehren, der [Oberst Ernst] Graf von Isenburg mit einer Kompanie zu Pferd und zwo Kompanie zu Fuß spanisch Volk eingelassen und quartiert worde“.[9]

Der hessische Chronist Joh. Philipp Götzenius aus Friedberg erinnert sich: „Dann Anno Christi 1620 den 14. Tag Decembris styl. vet. [alten Kalenders] sind erstlich die spanischen Kriegs-Völker Nachmittag umb 2 Uhr hier eingezogen, unterm spanischen Commando eines Grafen [Ernst von] von Nieder-Ysenburg, neben dem Kais. und spanischen Commissario [Ferdinand] von Efferen, Hauptmann Detten, Riedeseln und Hermann“.[10] Dett sei am 6.4.1621 wieder abgezogen. Die Angaben des Friedberger Gastwirts Johann Philipp Mohr [1573  1661][11] sind dagegen genauer: „Anno 1620, den 16. Decemb. ist ein kais. und spanischer Commissarius mit Namen Ferdinand von Efferen mit dem Herrn Obristen Graf Ernst von Nieder-Isenburg sich der Stadt Friedberg bemächtiget und eingenommen, und bei sich gehabt 500 Pferd und 2 Compagni zu Fuß, die Hauptleut mit Namen Hauptmann Hermann und Hauptmann Riedesel von Eschbach [Eisenbach[12]], und ist der Herr Obriste in dem Schwan einlosirt worden“.[13] „Aber der Schwane-Wirt Johann Runckel, wie er das erfahren, hat er alsobald seine Oefen in den Stuben einreißen und das Haus und Losament besudeln mit Müst und Kot wie ein Gesell, daß der Obriste nicht bei ihm können einziehen und mir den Herrn Obristen zugeschickt und gesagt: ‚Zum Wolf habt Ihr schöne Losamenter‘, und mir damit den Herrn Obristen über den Hals gewiesen und dermaßen mit Faltzebradieren [falsa practica, Schwindel] mit den Bolleden [Quartierzetteln] umbgangen, das keinem ehrlichen Mann zusteht. Herr Hauptmann Riedesel hat ein Bollet in mein Haus gehabt, aber der obgemelte Mann, Johann Runckel, hat es mit seinem Faltzenbradieren[14] dahin gebracht, daß ich den Herrn Obristen hab aufnehmen mit 47 Pferden. Hab ich auch diesen Pferd Hafern und Heu genugsam müssen geben und ein Tag in den anderen müssen speisen 100 Person, alles von dem Meinigten. Bis in den 16. Tag hab ich solches ausgestanden. Ist also bei mir ufgangen und verzehrt worden 2100 fl. Solche Zehrung und was andere hoche Offecirer bei mir verzehrt haben, die mir von meinen Herren zugelegt sein worden, daß die Stadt sie hat halten müssen, ausquittiren [wurden ausquartiert]. Damals haben mir meine Herrn zugsagt bei Treu und Ehr und Teufelholen, sie wolten mich ehrlich zahlen, was würde aufgehen, wöllen mich alle 8 Tag ehrlich zahlen. Aber sie haben gehalten wie eine böse Armbrust. Dem Verheiß nach müssen etlich darüber drigen [als Betrüger gelten]. Die mir solches verheißen haben und mir nichts gehalten, sind zum Theil zur Stadt hinausgezogen wie andre böse Buben und müssen darüber male [?]. Darumb steht’s fein bei Jungen und Alten: Was man verheißt, das soll man halten und soll den lieben Gott lassen walten.

Also werden’s meine Kinder heut oder morgen bei der Stadt und bei den Herrn und bei dem Schwanen-Wirt Johann Runckel wissen zu suchen. Er hat damals den Obrist sollen halten; so hat er einen Leutenampt mit 3 Pferden gehabt mit Namen Fillers. Wofern mir meine Herrn nicht zur Zahlung wöllen helfen, so werden’s mein Weib und meine Kinder dem lieben Gott klagen“.[15]

Am 19. Februar 1621 besetzte der spanische Oberst Graf Ernst von Isenburg-Grenzau mit 30 Reitern Braunfels,[16] das sich ohne Widerstand ergab. Die Besatzung des Schlosses bestand nämlich nur aus einigen Invaliden und dem Landesausschuss. Graf von Ysenburg verlegte am 20. Februar eine starke Truppenabteilung nach Braunfels. Alle Beamten und Diener des Grafen Solms mussten Kaiser Ferdinand[17] die Treue schwören. Die Spanier, zur Armee Spinolas gehörend, führten 20 Geschütze, mehrere 100 Musketen, viele Zentner Pulver und Blei, sämtliche Pferde und eine große Menge sonstiger Vorräte nach Friedberg. Die Grafschaft Solms-Braunfels, die damals aus dem Amte Gambach[18] und den späteren Bürgermeistereien Braunfels und Schöffengrund[19] bestand, musste innerhalb von 3 Tagen 6.065 Reichstaler Brandschatzung zahlen und 1.600 Achtel Hafer abliefern.

Die „7. Newe Vnpartheyische Zeitung 1632“ berichtet: „Aus Cölln vom 11. dito [2. a. St.; BW]. Von Prüssel ist dem Graffen von Isenburg [Ernst v. Isenburg-Grenzau; BW] [Philipp v.; BW] Manßfeldt / [Johann II. v.; BW] Merode / Herr von der Nersen [Virmond v. der Neersen; BW] vnd andern Obristen allhier ein grosse Summa gelts zukommen / 30000. Mann für Key. May. vnnd Spannien zu werben / Es scheint die Liga wolle sich der werbung abthun / damit sie nit in mehr unglegenheit falle“.[20]

Ende 1633 war er als Nachfolger Gronsfelds im Gespräch, von diesem selbst vorgeschlagen. Wallenstein hatte es abgelehnt, dass Isenburg wegen seiner Nähe zu Spanien neben Gronsfeld kommandieren sollte.[21]

Walter Leslie wandte sich am 10.8.1644 wieder an Piccolomini[22] und berichtete ihm über das Aufgebot von 1.500 polnischer Hilfstruppen gegen Rákóczi[23] und die Ankunft Rabattas in Wien. Im chiffrierten Teil äußerte sich Leslie über Spaniens unfreundliche Haltung Piccolomini gegenüber. „Io so che V. E. ha molti nemici fra li Spagnuoli, come ancora fra li Capi di Guerra, che comandano adesso, fra li altri il Conte d. Isembourg [Ernst Graf v. Isenburg; BW] credo che sia poco amico a V. E. e molti altri, che sono creature di don Francesco [de Melo; BW]. Alcuni hanno scritto a questa Corte, che V. E. parla male degli Spagnuoli, e che dice male delli Capi di Guerra, che se trovano la, e che desprezza la soldatesca del Re [Philipp IV.; BW], e che loda quella dell’Imperatore. Io non credo, che questo sia vero; ma sò di sicuro, che scrivono quà in Italia, ed in Spagna ogni parola, che V. E. dice. Questo supplico humilmente V. E. a fidarsi si pocho, e di moderar la sua spesa quanto sia possible, e far una volta la borsa pienna”.[24]

Um weitere Hinweise wird gebeten !

[1] Vgl. immer noch, obwohl zahlreiche sachliche Fehler enthaltend u. trotz des verwendeten Archivmaterials unzuverlässig, EGGEN van TERLAN, Graf Ernst von Isenburg; ferner RECK, Geschichte, S. 195.

[2] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[3] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.

[4] Collator: „Der Kollator ist der „Pfründeinhaber“ eines Altars. Er erhält als Lohn für seine Dienste (z. B. als Geistlicher) vom Eigentümer des Altars seine Pfründe und wird damit zum Kollator dieses Altars.Im Frühmittelalter, zur Zeit der Eigenkirche, wurden Kirchen nicht nur von der katholischen Kirche als Träger, sondern auch häufig von Gläubigen als eigene Kirche erbaut. Für diese Eigenkirche musste vom Eigentümer ein Geistlicher eingestellt oder für eine bestimmte Zeit geliehen werden, da das Bistum bzw. der Bischof nicht automatisch alle in seinem Gebiet liegende Kirchen mit Geistlichen ausstattete. Dieser Geistliche wurde vom Eigentümer der Kirche finanziert durch die Einkünfte, die durch diese Kirche (den dortigen Altar) erwirtschaftet wurden. Dazu zählten Spenden, das Abhalten von Messen, Totenfeiern usw. Der Lohn (die Pfründe) kam dem Kollator (dem Geistlichen) als Einkommen für die Zeit seines Dienstes zu. Wurde ein Geistlicher zum Beispiel von einem Kloster mit der Betreuung der Eigenkirche betraut, so bekam der Abt die entsprechenden Pfründe. Das gesicherte Einkommen eines Altars konnte auch verkauft werden. Dadurch kamen auch Nicht-Geistliche an die Pfründen einer Kirche und wurden somit zu Kollatoren“. [wikipedia].

[5] Mainz; HHSD V, S. 214ff.

[6] Gelnhausen; HHSD IV, S. 164ff.

[7] KREUTER, GELNHAUSEN I, S. 64.

[8] Friedberg [Wetteraukr.], HHSD IV, S. 145ff.

[9] WAAS, Chroniken, S. 123.

[10] WAAS, Chroniken, 147.

[11] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 171.

[12] Schloss Eisenbach, 3 km südlich v. Lauterbach [Vogelsbergkreis].

[13] WAAS, Chroniken, S. 243.

[14] Faltzenbradieren: falsa practica = Schwindel.

[15] WAAS, Chroniken, S. 243f.

[16] Braunfels [Kr. Wetzlar]; HHSD IV, S. 59f.

[17] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.

[18] Gambach, heute Ortsteil von Münzenberg [Wetteraukr.].

[19] Schöffengrund [Lahn-Dill-Kreis].

[20] ADRIANS, Journalismus, S. 142.

[21] HALLWICH, Wallensteins Ende Bd. 1, Nr. 181, S. 154.

[22] Vgl. BARKER, Generalleutnant. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des umfangreichen Archivmaterials noch immer nicht.

[23] Vgl. SZILÁGY, Georg Rakoczy I.

[24] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 363.

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