Hoff [Schnorbein, genannt Hoff], Jacob

Hoff [Schnorbein, genannt Hoff], Jacob [1598-1670], hessen-kasselischer Hofmarschall und Offizier.

Hoff war hessen-kasselischer Hofmarschall und 1647/48 Kommandant von Ziegenhain.[1] Für Wilhelm V. war er 1636 in den Niederlanden tätig gewesen. Ende Oktober dieses Jahres war er nach Frankreich aufgebrochen, um dort auf die baldige und regelmäßige Zahlung französischer Subsidien und die Aufnahme Hessen-Kassels in das Niederländisch-Französische Bündnis zu dringen, wo er sich bis mindestens August 1637 aufgehalten muss, während Wilhelm V. die Kosten für diese Gesandtschaft langsam über den Kopf wuchsen.[2]

Marburg[3] wurde auf Drängen Georgs II. von Hessen-Darmstadt unter dem Kommando Fernemonts am 14.12.1647,[4] nach Aussage der Landgräfin Amalie Elisabeth, der Witwe Wilhelms V., am 15.12.1647, von den kaiserlichen Truppen erobert, die sich nach der Abdrängung der schwedischen Armee unter Wrangel nach dem Niedersächsischen Reichskreis in der Niedergrafschaft einquartiert hatten: „So erlange ich die unangenehme zeitung, daß der feind die statt Marburg vorgestern morgen mit sturmb erobert, dieselbe ausgeplündert und viel soldaten und bürger niedergemacht,[5] auch nunmehr im werk seie, das schloß zu miniren und mit gewalt anzugreiffen. Gleichwie nun dem gemeinen wesen nicht weniger als mir an conservation dieses schlosses zum höchsten gelegen, also hab ich obgedachten meinen geheimen rhat[6] oder in dessen abwesen den obristleutnant Mey[7] uffgetragen, bei dem herrn generaln und feldmarschalln den entsatz gemelten schlosses zu urgiren“.[8] 

„Wie war es nun der Stadt nach der Eroberung ergangen ? Daraus, daß die Bürger mitgefochten hatten, leiteten die Kaiser-lichen nach damaligem Kriegsgebrauch das Recht der Plünderung ab, die 3-4 Tage lang ausgiebig erfolgte. Nur die Sachen, die in die Superintendentur und das Pädagogum gerettet waren, blieben verschont, die in der lutherischen Kirche befindlichen wurden auch geplündert. In allen Häusern wurden Kisten und Kasten aufgeschlagen, auch die Holztäfelungen in den Wänden und die Fußbö-den aufgerissen, um nach verborgenen Schätzen zu suchen, woran sich auch die darmstädtischen Soldaten und Offiziere betei-ligten. Ganze Wagenladungen geraubter Sachen, Waschkessel, voll Leinen wurden fortgeschafft, auch viel Vieh weggetreiben, z. T.

nach Gießen,[9] und dort von der Bürgerschaft, allerdings gegen den Einspruch der Gießener Geistlichkeit, aufgekauft. Die Mar-burger haben das damals den Gießenern gewaltig übel genommen. Die Stadt berechnet ihren Schaden in einer Aufstellung von 1653 auf 1 Million Rthlr., das ist natürlich eine ungeheuerliche Uebertreibung, die um so grotesker wirkt, als die Stadt schon 1645 in gemeinsamer Sitzung mit den fürstlichen Beamten als Gesamtvermögen der Bürgerschaft, die Häuser, Gärten und Land einbegriffen, nur 43 000 Gulden angegeben hatte. Die Stadt Biedenkopf,[10] wo ein kaiserlicher Kurier erschossen war, und die dafür geplündert und z. T. eingeäschert wurde, es wurden 150 Häuser verbrannt, beziffert ihren Verlust nur auf ca. 30 000 Rthlr., die vier Hausdörfer um Marburg auf 6 000 Rthlr., das Amt Wetter[11] auf 24 000 Rthlr. […] Am schlimmsten erging es den Ratsherrn, sie wurden ins Rathaus gefangen gesetzt, dem kaiserlichen Profoß übergeben und sollten als eidbrüchige Rebellen gegen den Kaiser und ihren Landesherrn hingerichtet werden. Man drohte ihnen, wenn sie die geforderte Kontribution nicht zahlten, außerdem ihre Häuser abzubrennen und zu ewiger Schande Galgen auf der Trümmerstätte zu errichten. Nun ging ein tagelanges Feilschen um die Höhe der Brandschatzungsgelder an, in dessen Verlauf sie sich wacker wehrten und mannhaft die unmäßigen Forderungen ablehnten. Einmal war ihre Hinrichtung schon festgesetzt, sie beichteten abends im Gefängnis und nahmen am Morgen das heilige Abendmahl. Da endlich, kurz vor der Hinrichtung, gab die Bürgerschaft nach und unterschrieb mit dem Rat einen Schuldschein auf 12 000 Rthlr. an den kaiserlichen Kriegskommissar v. Traun, halb auf der Ostermesse, halb auf der Herbstmesse 1648 in Frankfurt[12] zahlbar. Außerdem verlangte die kaiserliche Artillerie unter Feldzeugmeister Fernamont nach damaligem Kriegsbrauch alles Metall in der Stadt für sich oder statt dessen sogenannte „Glockengelder“ auch in Höhe von 10 000 Rthlr. Man einigte sich schließlich auf 2 500 Rthlr. Glockengelder, für die gleichfalls ein Schuldschein ausgestellt wurde. Nun wurde ein Teil des Rates aus der Gefangenschaft befreit, aber 4 Bürger wurden von den Artilleristen als Bürgen für die Glockengelder, zeitweise unter miserabler Behandlung, anfangs gefesselt zu Fuß mitgeschleppt, später unter die Offiziere verteilt, die ihnen gegen Versprechung der Zahlung Wagen und Pferde und bessere Behandlung bewilligten. Dreien von ihnen gelang es im März in der Gegend von Regensburg[13] zu entwischen, der vierte, Schöffe Bierau, wurde von da an wieder ganz schlecht behandelt, bis er im August 48 nach Zahlung des Lösegeldes frei wurde. Unterwegs wurde er noch einmal von Buschkleppern bis auf die Hose ausgeplündert“.[14]

Der dem Schreiben Amalie Elisabeths beigelegte Bericht des Kommandanten der Festung Ziegenhain, Jacob von Hoff, sollte wohl Wrangel davon überzeugen, dass man auch nach Aussage eines den Kaiserlichen entflohenen hessischen Untertans selbst im gegnerischen Lager die Ansicht vertrat, dass ein schwedischer Entsatz des Schlosses den  Abzug ihrer Truppen erzwingen musste. Außerdem hätten die Belagerer bereits über 500 Mann verloren.[15] Tatsächlich gelang es der Schlossbesatzung unter Hoff, sich zu verteidigen, während Hunderte der kaiserlichen Soldaten während dieser Belagerung in diesem strengen Kriegswinter starben.

[1] Ziegenhain; HHSD IV, S. 483ff. Zu Hoff vgl. GIEBEL, Jacob von Hoff.

[2] GEYSO, Beiträge 2, S. 101.

[3] Marburg; HHS IV, S. 35ff.

[4] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 172, fol. 323-324 (Ausfertigung): Gratulationsschreiben Georgs v. Hessen-Darmstadt, Dillenburg, 1647 XII 14, an den noch in Altena weilenden Holzappel; bzw. den Bericht Enckevorts an H., Reimlingen, 1647 XII 20; Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 172, fol. 69-74 (Ausfertigung).

[5] Vgl. BÜCKING, Geschichtliche Bilder, S. 168ff.

[6] Dr. iur. utr. Andreas Christian Pagenstecher, hessen-kassel. Generalauditor, Kriegsrat u. Geheimer Rat [1612-1677]; MITTEILUNGEN, S. 275-282.

[7] Adolf v. Mey [May], Herr zu Brüntrup in der Grafschaft Lippe, 1623 Obrist unter Chr. v. Braunschweig, dann hesssen-kass. Obrist, hessen-kasselischer Resident bei der schwedischen Hauptarmee, 1646/47 Bevollmächtigter bei Ulmer Stillstandsverhandlungen, 1649-1650 Ges. auf Nürnberger Exekutionstag.

[8] Riksakivet Stockholm E 8373 (Ausfertigung): Amalie Elisabeth an Wrangel, Kassel, 1647 XII 07 (a. St.); eingegangen Minden, 1647 XII 18 (a. St.); Vgl. Státní oblastní archív v Zámrsku Rodinný archiv Piccolominiové 25.591 (italienisches Original): Gronsfeld an Piccolomini, HQ Kitzingen, 1648 I 16.

[9] Gießen; HHSD IV, S. 172ff.

[10] Biedenkopf; HHSD IV, S. 50f.

[11] Wetter; HHSD IV, S. 455ff.

[12] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[13] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[14] KÜRSCHNER, Marburg, S. 8.

[15] Riksarkivet Stockholm E 8373 (Ausfertigung): Bericht des Kommandanten v. Ziegenhain, Hoff, an Amalie Elisabeth, 1647 XII 04 (a. St.), beigelegt ihrem Schreiben an Wrangel, Kassel 1647 XII 07 (a. St.); SAMBRAUS, Feldzug, S. 25, geht v. 400 Mann Verlust aus.

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