Haslang zu Hohenkammer und Giebing, Georg Christoph Freiherr von

Haslang zu Hohenkammer und Giebing, Georg Christoph Freiherr von; Obristleutnant, Hofrat [25.9.1602 München – 15.4.1684 Hohenkammer] Georg Christoph von Haslang zu Hohenkammer[1] und Giebing[2] war der Sohn des bayerischen Hofrats und Pflegers zu Vilshofen,[3] Heinrich von Haslang [† 1.7.1607], und der Barbara von Closen. Seit 1621 war er in erster Ehe verheiratet mit Anna Katharina, Tochter des Wolf Dietrich von Dalberg und Witwe des Johann Dietrich Echter von Mespelbrunn, in zweiter Ehe in Köln am 11.02.1635 (Ehevertrag) Maria Katharina von Fürstenberg zu Herdringen [1611-1679)], Tochter Friedrichs IV. von Fürstenberg [1576-1646] und der Anna Maria von Kerpen [um 1588-1646], aus der bedeutendsten Adelsfamilie des kurkölnischen Herzogtums Westfalen; der ersten Ehe entspringen drei Kinder, der zweiten fünf Söhne und eine Tochter. Seine Frau erschien 1645-1648 (zuletzt am 29.11.1648) in Münster[4] achtmal als Taufpatin und brachte in Münster einen Sohn Franz Wilhelm zur Welt (getauft am 25.01.1647 in der Pfarrkirche Liebfrauen-Überwasser).

Haslang studierte seit 1619 in Ingolstadt,[5] wurde 1621 kurbayerischer Truchsess und zum Hofrat ernannt, 1622 wurde ihm der Freiherrenstand zuerkannt. Er wirkte dann als Landschaftsverordneter und als Offizier.[6]

Georg Christoph von Haslang stand als Obristleutnant in ligistischen Diensten.

„Durch den Anmarsch der Horn’schen Armee wurde Aldringen allerdings um die ‚Früchte seines Erfolges in Oberschwaben‘ [die Eroberung Memmingens[7] und Kemptens;[8] BW] gebracht. Horn griff Aldringens Truppen am 9./19. Januar [1633; BW] zwischen Memmingen und Kempten an, vernichtete zwei kurbayerische Kavallerieregimenter, darunter das Regiment Cratz und zerstreute 200 Cronbergische Dragoner. Der Oberst Adam Philipp von Cronberg, welcher bei Zirndorf mit seinem berühmten bayerischen Kürassierregiment den Schweden so großen Abbruch getan hatte, wurde durch einen Schuß in die Schulter schwer verwundet, ebenso der uns als Kommandant Bambergs[9] bekannte Giambatista di Galiberto. (Chemnitz II, S. 41: dieser meldet Galiberto irrtümlich als gefallen). Aldringen und Generalfeldzeugmeister Ottheinrich Graf Fugger begaben sich sofort an den Ort des Geschehens, sammelten die verstreuten Truppen und führten neue Regimenter gegen den Feind. Der bayerische Generalquartiermeister und Oberst Lorenz von Münch wurde bei dem folgenden Gefecht tödlich verwundet und starb wenige Minuten später. Sein Oberstleutnant Georg Christoph von Haslang wurde verwundet. Generalfeldzeugmeister Fugger geriet kurzzeitig in Gefangenschaft, konnte sich jedoch befreien, indem er seinen Bedränger, der bereits den Arm um ihn gelegt hatte und ihm Quartier anbot, mit dem Degen durchstieß, aber, „weil damals ein sehr ungestümmer Wind war, ist ihm, Generalzeugmeister, der Hut sammt der peruca abgeweht, und von ihm im Stich gelassen worden‘ (Hans Jakob von Starzhausen an Kf. Maximilian am 21.1., StAM T. 252).[10]

„Während die kaiserlichen Truppen am 13. Januar 1633 Kempten – welliches Stättl es zu einem ernstlichen Sturm und Ausblinderung kommen lassen, daß außer den Soldaten in die 700 Bürger sind eingehaut worden – einnahmen, sammelten sich die schwedischen Truppen unter Horn westlich der Iller, um bei Heimertingen[11] den Fluß zu überqueren. Aldringen und Ott Hein-rich ließen die Brücke bewachen und zogen die Truppen bei Memmingen zusammen, wo am 19. Januar die Schweden die bayerischen Regimenter Cratz und Cronsfeld[12] in den Quartieren überfielen, weshalb es zur Schlacht im Gebiet der fuggerischen Herrschaft Grönenbach[13] kam. Der bayerische Oberst und Kriegsrat Starzhausen berichtete an Maximilian, daß während des Überfalls Aldringen und Ott Heinrich schnellstmöglich herbeigeritten waren. Das habe die Moral der Truppe erheblich gesteigert und diese zum Durchhalten anstatt zur Flucht veranlaßt. Beide Kommandanten hätten sich mit grossem Herz und muett bei diser occasion erzaigt, und [sich] mit sehr grosser gfahr under den Feindt auch Freundt bis siedz werckh in rechten standt gesezet, zu verschidenen mahlen durchgearbeitet. Beinahe habe jedoch Ott Heinrich Fugger seinen Mut mit dem Leben bezahlt. Er sei von den Feinden verfolgt und von einem mit dem Arm bereit umbfangen, auch gefragt worden, ob er quartir haben welle. Fugger sei allerdings schneller gewesen. Er habe den Angreifer durchstossen, das er gleich vom Pferdt gefallen. Diese mutige Selbstverteidigung wurde aber von einer peinlichen Begebenheit begleitet. Starzhausen schreibt nämlich weiter: alsdann er sich auch von den andern Ritterlich salvirt, aber weil damalen ein sehr ungestümer starcker Windt wahr, Ist ime General Zeugmeister der Huet sambt der paruca abgewehrt und von Ime im stich gelassen worden. In seinem eigenen Bericht an den Vetter Hans in Schwaz bot Ott Heinrich seine Sicht der Ereignisse sowie ein weiteres lebensrettendes Detail, unterschlug aber die blamable Situation mit den Worten: Sonsten wolle E. Ld. ich nit verhalten, das in nächster occasion bei Grönenbach auch mein Persohn nit in geringer Gefahr gewesen, denn es hatte mich einer des Feindts Reiter albereit am Zaum und fragte, ob ich Quartier wollte, Als ich den selben aber den Degen in Leib stiesse, setzte mir ein anderer zwar die Pistole an den Khopf, die hat ihm aber Gott Lob versagt, was weiter erfolgt davon gibe Ich D. Ld. geliebts Gott parte […].

Nicht alle hatten Ott Heinrichs Glück und überlebten die Schlacht. Viele Kriegsknechte wurden wie der Oberst und Generalquartiermeister Lorenz Münch getötet oder überlebten wie Oberstleutnant Haßlang nur schwer verletzt. Wie nach jeder Schlacht mußten neue Soldaten angeworben und vakante Offiziersstellen neu vergeben werden, für die immer auch schon Bewerber bereitstanden. Haßlang, der zwar ein guter, tapferer Soldat sei, aber wenig zur Stärkung seines Reiterregiments beigetragen habe, sollte auf Vorschlag von Ott Heinrich bei dieser Gelegenheit durch Oberstleutnant Eberhard [Zoege v.; BW] Manteuffel ersetzt werden, der obwohl er nit unserer Religion ist, seit 14 Jahren bey diser Armee gedient, sich ieder Zeit dapfer verhalten und sein fidelitet nunmehr genuegsamb demonstriert hat. Maximilian akzeptierte den Vorschlag und ernannte Manteuffel zum Obersten. Die Fürsprache für den evangelischen Manteuffel zeigt, daß in dem propagierten Kampf um die ›richtige‹ Religion auch überzeugte Katholiken wie Ott Heinrich Fugger nach pragmatischen Gesichtspunkten argumentierten“.[14]

1634 wurde im Krieg Haslangs Schloß zerstört, das er ab 1641 wieder aufbaute. 1635 zum Kämmerer ernannt, wurde er 1643 Hofmarschall (Erbhofmeister), amtierte 1639-1662 als Pfleger zu Pfaffenhofen[15] und wurde 1645 zum Geheimen Rat ernannt. Er bewährte sich als kurbayerischer Gesandter bei dem Regensburger Reichstag 1641/42 sowie in Wien 1642 und 1644 und wurd daher zum bayerischen Bevollmächtigten in Münster[16] ernannt, gemeinsam mit dem Juristen Dr. Johann Adolph Krebs.
Haslang traf mit der kurbayerischen Gesandtschaft am 22.02.1645 in Münster ein und wohnt anfangs im Stadthof des Klosters Gravenhorst am Krummen Timpen, dann ab Dezember 1645 im Hof des Freiherrn von Ketteler zu Assen am Breul. Als Hauptgesandter oblag ihm die offizielle Repräsentation Kurbayerns, z.B. bei Einzügen fremder Gesandter. Am 09.12.1647 hält er eine viel beachtete Rede in der Versammlung der katholischen Stände („Corpus Catholicorum“). Die Unterschrift unter die Verträge am 24.10.1648 leistete jedoch Dr. Johann Adolph Krebs.[17]

Reichsvizekanzler Kurz informierte Piccolomini am 23.6.1648 aus Linz,[18] am Vortag sei Haslang vom Kurfürsten von Bayern gekommen und habe von diesem das ehrliche Bekenntnis gebracht, dass er nun einsehe, dass weder Frankreich noch Schweden sowohl in der Frage des Friedensschlusses als auch gegenüber dem Hause Bayern ehrenhafte Absichten hege. Er, K., hoffe, der Kurfürst werde sich selbst zu helfen wissen, und die kaiserliche Armee werde unter Piccolominis Führung von den Katastrophen verschont bleiben, die ihr von der Aggressivität ihrer Feinde drohen.[19]

Wie misstrauisch man am Kaiserhof Maximilians Aktivitäten interpretierte und missverstand, zeigt das Schreiben Schlicks an Piccolomini vom 27.6.1648 aus Linz an Piccolomini: Der kurbayerische Kriegsrat Kütner sei zu den Schweden und Franzosen entsandt worden. Dies unliebsame Ereignis habe ohne Wissen und Willen des Kaisers stattgefunden. Traun und Haslang hätten sich zum Kurfürsten von Bayern aufgemacht und er, Schl., hoffe, sie würden jenen dazu bewegen, auf dem gemeinsamen Weg zu bleiben.[20] Die Sachlage selbst war völlig anders: Als Vertreter Maximilians verhandelten zwar Kurz, der Bruder des Reichskanzlers, und Kütner mit dem schwedischen Feldmarschall Wrangel,[21] um Kurbayern von den Verheerungen und Brandschatzungen freikaufen zu können, doch hatte dieser zwei Millionen Rt. gefordert und sich geweigert, auf Maximilians Bedingung der Räumung Bayerns einzugehen, bevor die von ihm verlangte Summe aufgebracht worden sei.

1653 war er als kurbayerischer Gesandter bei der Königswahl Ferdinands IV. in Augsburg[22] sowie in Wien tätig, stieg noch zum Oberstkämmerer und 1662 zum Geheimen Ratsdirektor auf und war 1662-1679 Pfleger zu Friedberg.[23] Er fand sein Grab in der Pfarrkirche zu Hohenkammer, wo der Grabstein erhalten ist.[24]

[1] Hohenkammer [LK Freising].

[2] Giebing, heute Ortsteil von Vierkirchen [LK Dachau].

[3] Vilshofen [LK Passau], HHSD VII, S. 772f.

[4] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[5] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.

[6] Gerd Dethlefs, in: http://www.westfaelische-geschichte.de/web526; HEYDENREUTER, Der landesherrliche Hofrat, S. 335.

[7] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.

[8] Kempten (Allgäu); HHSD VII, S. 352ff.

[9] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.

[10] ENGERISSER, Von Kronach, S. 137 (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[11] Heimertingen [LK Unterallgäu].

[12] Richtig ist Cronberg.

[13] Grönenbach [LK Unterallgäu]; HHSD VII, S. 249.

[14] HABERER, Ott Heinrich Fugger, S. 280ff.

[15] Pfaffenhofen a. d. Ilm [LK Paffenhofen/Ilm]; HHSD VII, S. 579f.

[16] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[17] Gerd Dethlefs, in: http://www.westfaelische-geschichte.de/web526.

[18] Linz; HHSÖ I, S. 66f.

[19] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1123.

[20] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1127.

[21] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 6, S. 505f.

[22] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[23] Friedberg [LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 213f.

[24] Gerd Dethlefs, in: http://www.westfaelische-geschichte.de/web526.

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