Günterode [Güntherot], Otto Moritz von

Günterode [Güntherot], Otto Moritz von; Obrist [ – ] Günterode stand als Obristleutnant bzw. Obrist in hessen-kasselischen Diensten.

Im Niederelsunger Fruchtregister (Landgrafschaft Hessen-Kassel) von 1623 werden eine Reihe Namen höherer Offiziere genannt, die zeigen, dass in diesem Jahr hessische Soldaten hier waren. So werden genannt: „Capitein Glachterinx, Rittmeister Gogreben, Rittmeister Johan Meinoin, Oberst Ridtesel, Oberst Schauwenburgk, Rittmeister Schmollhausen, Oberst Leutenandt von Gunterodt“. Sie alle bekamen Frucht für Pferde usw. von denen von der Malsburg.

1635 musste ihm die Stadt Hallenberg[1] wegen angewiesener Kontribution einmal 30, 29 und 20 Rt. abliefern.[2]

Er war 1636 hessischer Kommandant von Soest.[3]

„Schon am 15. August [1636] war der kaiserliche Generalfeldmarschall Graf Johann von Götz mit einem Heer vor Paderborn[4] erschienen. Nach mehreren heftigen Artillerieangriffen mit seinen 16 großen und mehreren kleineren Geschützen ergab sich die kleine hessische Besatzung, und Götz zog am 25. August in die Stadt. Damit hatten die Kaiserlichen einen Keil zwischen Hessen und die von den hessischen Truppen besetzten westlichen Landesteile Westfalens getrieben.

Schon in einem Brief vom 15. August an die brandenburgische Regierung in Emmerich hatte der Soester Rat Befürchtungen geäußert, daß Götz sich nach der Eroberung von Paderborn gegen Soest wenden könne. Am 20. August schrieb der Rat erneut nach Emmerich. Der hessische Kommandant in Soest, Otto Moritz von Güntherot, hatte den Rat gefragt, wie er sich denn bei einer Belagerung seiner Stadt durch die Kaiserlichen verhalten werde und ob die Soester ihn bei seiner Verteidigung unterstützen würden. Die Meinung des Rates war eindeutig. Soest sei eine brandenburgische Stadt, und ihr Landesherr sei dem allgemeinen Reichsfrieden, wie die Soester den Prager Waffenstillstand nannten, beigetreten. Deshalb dürften sie gegen den Kaiser nicht die Waffen ergreifen.

Wenn auch die hessische Garnison in der nächsten Zeit noch verstärkt wurde, so war bei einer Belagerung und Beschießung mit Zerstörungen und bei der offensichtlichen Unterlegenheit der Hessen und Soester und der vermuteten Kapitulation der Stadt mit Rache und Drangsalierungen durch die Götzschen Truppen zu rechnen. In Soest lagen zu dieser Zeit ein Regiment Fußsoldaten mit vier Kompanien und 408 Mann und dem Stab, eine Artillerieeinheit mit 23 Pferden, mit Feuerwerkern, Geschützleuten, Konstablern u. a. und eine Kompanie Reiter, für die die Stadt alle zehn Tage 1.760 Rt. Unterhalt bezahlen mußte. Eine weitere Kompanie Reiter und zwei Kompanien zu Fuß sollten die Besatzung noch verstärken.

Nachdem Götz Paderborn eingenommen hatte, erwarteten die Soester seinen Marsch auf ihre Stadt. Da aber schwedische Truppen bei Höxter[5] an die Weser gekommen waren, wandte er sich dorthin. In einem erneuten Schreiben an die brandenburgischen Räte meinte der Rat, daß Götz, wenn er die Schweden dort verjagt habe, umdrehen und sich gegen Soest wenden werde. Der Rat sah schon die plündernden Kaiserlichen in der Stadt, weil diese sich gegen Truppen des Kaisers gestellt habe. Er bat deshalb die brandenburgischen Räte, den Landgrafen von Hessen dazu zu bewegen, die Garnison aus Soest zu verlegen, denn die Stadt wäre als weite unbefestigte Feldstadt nicht zu verteidigen“.[6]

In den Aufzeichnungen eines Chronisten aus Höxter heißt es: In Höxter sei der Obrist „Nietzeht am 2. Junii mit seinem gantzen regiment gefolget, welcher biß auff den 17. Augusti darinn gelegen; wie aber der general graff Göttz nach eroberung der statt Paderborn sich Hüxar näherete, hatt gemelter obrister auff empfangene ordre die statt quitiret, undt seindt damahls die meisten bürgere mit sack undt pack zugleich mit außgezogen undt eine geraume zeit zu Holtzminden[7] sich auffgehalten. Wie nun die Hessische besatzung mittages ümb 12 uhren außzog, ist des nachts glock 8 general Sperreüter vor Hüxar kommen, des nachts mit alligen Croaten darein lieggen blieben undt folgenden morgen ümb 8 uhr auß, der obrist Hasenbein aber undt obriste Klepping mit 2 regimenteren zu pferd undt fueß wieder einkommen“.[8]

„Am 11. September war Götz von der Weser zurück und lag im Kurkölnischen und vor Lippstadt, gegen das er aber nichts unternahm, weil die Stadt inzwischen zu einer starken Festung ausgebaut war. Soest aber befürchtete einen Angriff. Am 19. des Monats eroberte er die Stadt mit seinen bayerischen Truppen. Die Angreifer schossen acht unterschiedliche Feuerkugeln ohne einen einzigen weiteren Schuß aus Kanonen oder Geschützen. Daraus dan eine solche solche Feuersbrunst entstanden, daß dadurch leider mehr als die halbe Statt und zwar das Hertz von derselben mit dem darin vorhandenem Vorrath an Getraide, anderen Mobilien und Gütern gantz … eingeäschert worden ist. Der Rat gab dabei die Zahl der zerstörten Häuser mit 500 an. Auch das Nöttentor brannte bis auf das äußerste Ravelin (Außenwerk) ab. Der Rat hatte in seinen verschiedenen Schreiben immer wieder die Gefahr hervorgehoben, die die hessische Garnison, die sich wehren wollte, für die Stadt darstellte. Es scheint, daß an dem Bericht auf der Seite 703 im Band 3 des Theatrum Europaeum etwas Wahres ist und er zumindest den taktischen Vorstellungen des Rates entsprochen haben könnte: In deme nun der Feld-Marschall … bey der Stadt Soest Posto genommen, ist ihme stracks avisirt worden, daß wenn die Bürger vermercken, daß man den Orth mit Feuer attaquieren würde, sie alsdann gegen die [hessischen] Soldaten das Gewehr ergreifen und die selbigen zum Accord [zur Kapitulation] nöthigen wollten. Götz soll nach diesem Bericht den Soestern erlaubt haben, die hessische Garnison heimlich aus der Stadt zu lassen, und mit seinen Granaten nur einen Scheinangriff gegen Soest geführt haben. Dabei entstand der gewaltige Brand, der letztlich dazu führte, daß der hessische Kommandant, dem 700 Mann unterstanden, nach Bitten des Rates kapitulierte und auch abziehen durfte. Im Theatrum Europaeum heißt es, daß 200 Häuser neben vielen Scheunen und Ställen, insgesamt 400 Gebäude, verbrannt wären“.[9] Am 21.9.1636 schrieb Götz an Melchior von Hatzfeldt aus Soest: ‚Hätte der Kommandant, Oberst Günterode, seine Schuldigkeit getan, so hätten wir bei der Festigkeit ihrer Häuser Wochen zur Eroberung der Stadt gebraucht“. Der hessischen Besatzung, etwa 800 Mann zu Fuß und 1 Kompanie zu Pferd, gewährte er freien Abzug.[10] Günterode selbst wurde nach der Rückkehr Wilhelms V. dafür in Arrest genommen.[11] Der Hildesheimer[12] Arzt und Chronist Dr. Jordan hält in seinem Tagebuch unter dem 18./21.11.1636 fest: „Dieser Tage soll der Obrist Guntherod, Commendant in Cashel,[13] in Eschwege[14] gefallen, darein an die 1000 Musquetirer niedergehawet und den Rest“.[15]

Ab September bzw. Oktober 1641 wohnte er als Beauftragter der Landgräfin Amalie Lisabeth den Goslarer Friedensgesprächen bei.[16] Am 14./24.1 nahm er am Leichenzug Georgs von Braunschweig-Lüneburg teil.[17]

Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 19./29.4.1644: „Gral.-Majeur H. Christoph von Königsmark unterredet sich mit dem Heßischen Obristen Guntherod zue Nörten,[18] läßet unterdeßen etzliche regimenter hier vorbey nach der Leine gehen, so mit Rauben übel Haus hielten, da doch das Stift sich mit ihnen verglichen. Ursache, daß der Kayserl. Gral. Hatzfelt mit etzlichen Lüneburgischen Trouppen sich geschwind nach der Saal begeben mit Graf Brivius [Bruay; BW] und etzlichen Bayerschen sich zue convoyren“.[19]

[1] Hallenberg [LK Brilon]; HHSD III, S. 282f.

[2] BRUNS, Hallenberg, S. 278.

[3] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.

[4] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.

[5] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.

[6] WIDDER, Soest Bd. 3, S. 808ff.

[7] Holzminden [LK Holzminden]; HHSD II, S. 240f.

[8] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 97f.

[9] WIDDER, Soest Bd. 3, S. 811f.

[10] KREBS, Hatzfeldt II, 229.

[11] GEYSO, Beiträge III, S. 97, bzw. Anm. 1.

[12] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[13] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.

[14] Eschwege; HHSD IV, S. 114ff.

[15] SCHLOTTER, Acta, S. 253.

[16] SCHLOTTER, Acta, S. 356, 357.

[17] SCHLOTTER, Acta, S. 364f.

[18] Nörten-Hardenberg [Kr. Northeim]; HHSD III, S. 352f.

[19] SCHLOTTER, Acta, S. 426.

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