Griesheim [Grißheim], Heinrich Christoph von und zu

Griesheim [Grißheim], Heinrich Christoph von und zu; Oberamtmann [1596/1598 – nach 1658]

Griesheim[1] hatte Jura in Helmstedt[2] und Rostock[3] studiert und war 1621 Professor der Jurisprudenz an der schaumburgischen Universität Rinteln[4] geworden. 1625 war er in hessen-kasselischen Diensten getreten. Dann war er konvertiert, in kurmainzische Dienste getreten und Amtmann in Fritzlar[5] geworden. Angeblich soll er zwei landgräfliche Dörfer bei Gudensberg[6] geplündert haben. 1631 ließ ihn Wilhelm V. gefangen nehmen, aber noch im selben Jahr wieder frei.

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[7] erwähnt ihn in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 17. Februar [27.2.1632; BW] die Stadt Duderstadt[8] von den Schwedischen eingenommen. Den 18., 19., 20. Februar  [28.-30.2.1632; BW] immer hart Winter Wetter und allenthalben viel Raubens und Stehlens auf den Straßen. Die Stadt Duderstadt hat sich wie oberwennet an Hertzog Wilhelm von Sachßen Weimar im Nahmen des Königs von Schweden ergeben per Accordo. Der Oberhauptmann ist gefangen genommen worden. Das andere Kriegs Volck hat sich untergestellet und haben die Bürger einen Monath Soldt vor die Plünderunge zu erlegen gewilliget, soll auf einhundert tausend Gülden laufen. Weil auch Theils des weimarischen Kriegs Volcks im Einzuge wieder den Accord in der Stadt zu plündern angefangen, soll Hertzog Wilhelm einen Soldaten selbst erschossen haben und einen hencken lassen“.[9]

Bereits im April 1633 hatte der ligistische Kommandierende Jost Maximilian von Gronsfeld Bönninghausen den Befehl erteilt, die Verbindung mit Johann von Mérode herzustellen und zum Entsatz des von den schwedisch-hessisch-braunschweigischen Konföderierten belagerten Hameln[10] heranzuziehen.[11] Auch hatte er Griesheim an den kaiserlichen Hof und zu Wallenstein abgeordnet, um erneut um einen Sukkurs zu ersuchen, der ihm nach Abschluss des Feldzuges in Schlesien zugesagt wurde,[12] der aber nie eintraf.

Nach der verlorenen Schlacht bei Hessisch Oldendorf[13] [8.7.1633] hatte Ferdinand von Köln[14] seinem Bruder Maximilian I. mitgeteilt, Gronsfeld – wie übrigens auch Bönninghausen – habe erklärt, aus Geldmangel vorläufig nichts unternehmen zu können. Ähnlich äußerte sich auch Maximilian gegenüber dem Kaiser.[15] Das ging wahrscheinlich auf Äußerungen Griesheims, der im Auftrag des höchst unzufriedenen Kurfürsten von Mainz, Anselm Kasimir,[16] handelte, zurück: „Gronsfeld vnd Benighausen schreien, sie könten nichts thun ohne geld, auch verkrieche sich das volckh darunten, dz man nit wisse, was endlich daraus werden werde. Deß von Bönighausen […] trouppen sollen 12 regiment sein. Man siehet aber nichts als confusion und bei etlichen gar desperation. Jedermann traget uf seinen abschied, wie den der obrist Asseburg nicht allein sein charge quittirt, sondern beim feind 2 neue regiment geworben hat. Diesen unheil zu remedirn, hat man schlegte apparentz, es sei den, das herrn generalwagtmeistern von Gleen [Geleen; BW], welcher in hegster renomee ist, noch ein capabel corpo demnegsten zugeordnet oder das ubrige volk heraufgefordert und wider in ordnung bracht werde, zumal wan der herr graf von Gronßfeld nicht lenger verbleiben wollte“.[17]

Tatsächlich gelang es Kurmainz später, in Zusammenarbeit mit Ferdinand von Köln, die Entlassung Gronsfelds zu erreichen, während Griesheim im Auftrag Anselm Kasimirs weiter versuchte, auch die Ablösung Bönninghausens zu erreichen: „Die in Köln weilenden Fürsten könnten dessen Gewalttätigkeiten nicht länger erdulden, über welche bei der Majestät schon öfter Klage geführt worden sei. Durch seine Fahrlässigkeit sei das feste Haus Braunfels[18] wieder in Feindeshand gefallen. Es seien nun anderthalb Jahre vergangen, daß die Grafschaften Waldeck und Mark Bönninghausen hohe Kontributionen hätten zahlen müssen, aus denen ‚vieltausend Taler‘ geflossen seien. Niemand dürfe fragen, wohin diese Gelder gewandert seien. Man gebe vor, man habe viele Regimenter dafür geworben; in Wirklichkeit habe Bönninghausen diese teils verkauft, teils anderweitig transferiert. Wie die beiden Kurfürsten von Mainz und Köln von Bönninghausen traktiert worden, werde genügend bekannt sein. Seine Offiziere, die gegen den Willen des Kölner Kurfürsten im Lande lägen, setzten sich über königliche Salvaguardia-Briefe einfach hinweg. Besonders beklagte sich Griesheim über den Obermarsberger[19] Kommandanten Jacob Beyer, der unaufhörlich den Grafen Wolrad von Waldeck drangsaliere. Der Bönninghausische Kommissarius Franz Meschede habe bedrohliche Schreiben an den Grafen abgehen lassen; Bönninghausen verlange viele tausend Taler und drohe nach ‚eingewurzelter Gewohnheit‘ mit der Exekution; dies könne allen ‚wohl affektionierten‘ Ständen, wie Oldenburg, Lippe u. a. Anlaß geben, die kaiserliche Partei zu verlassen.

Der Wiener Hofkriegsrat verschloß sich diesen Klagen nicht. Auf Griesheims Bericht erging am 28. Februar an Gallas[20] die Weisung, ‚über des von Bönninghausen gewalttätiges procedere zu inquiriren und mit recht fürzugehen‘. Aber Bönninghausen hatte inzwischen mit 400 Pferden einen Streifzug in den Rheingau unternommen. Der Feldmarschall Mansfeld meldete, die Streifschar Bönninghausens habe sich dort standhaft gehalten, den Feind bis Bingen[21] zurückgetrieben und jenseits des Rheins an der Mosel Posto gefaßt. Der Generalwachtmeister hatte erkundet, daß Herzog Bernhard von Weimar am 12. April mit Infanterie und Geschütz bei Mainz[22] den Rhein überschritten und bis Höchst[23] gelangt war, wovon Piccolomini und der Feldmarschall-Leutnant Suys unverzüglich benachrichtigt wurden. Indessen zog sich das schwedisch-französische Heer auf Worms[24] und Speyer[25] zurück, vergeblich französischen Zuzug erhoffend; auch Bönninghausen begab sich wieder in sein Hauptquartier Friedberg,[26] wo am 25. Februar sein Schwager, der Obristleutnant Ernst Wesseler von Pape, Kommandeur des Bönninghausischen Infanterieregiments, den Befehl übernommen hatte. Am 18. Mai beschwerten sich der Mainzer und der Kölner Kurfürst erneut über Bönninghausen, indem sie sich auf die Anzeigen bezogen, die ein Abgesandter bereits über das Benehmen der Mansfeldschen Armee im Erzstift im verflossenen Winter und die Eigennützigkeit Bönninghausens gemacht habe. Sie baten erneut um die Entfernung der beiden Generale und schlugen den Grafen Egon Fürstenberg oder den Feldmarschall-Leutnant Geleen[27] für das Armeekommando vor. Wieder erging Befehl, ‚die durch den von Bönninghausen in der Burg Friedberg verübten Incommoditeten abzustellen, auch Ihne von Bönninghausen selbiger Orthen gentzlich abzuschaffen‘. Wieder erfolgte nichts, da man Bönninghausen nötig hatte. Vergebens bat Griesheim am 26. Juni um eine unparteiische Untersuchung des durch Mansfeld und Bönninghausen im Erzstift Mainz angerichteten Schadens“.[28]

„Die kaiserlichen Truppen hofften den Landgrafen Wilhelm auf ihre Seite ziehen zu können, da dieser gerade aus dem Münsterland vertrieben worden war. Aus diesem Grunde war es ratsam, Rücksicht zu üben. Dies geschah, indem der kaiserliche General [!] Griesheim die Marsberger Besatzung ermahnte, nicht weiter umherstreifende Parteigänger aufzunehmen und sie hessische Gebiete verwüsten zu lassen. Die Verhandlungen des Kaisers mit dem Landgrafen über die Annahme des Prager Friedens verschafften den Westfalen eine – wenn auch nur kurze – Phase der Ruhe“.[29]

„Die beiden anderen Regimenter, die Bönninghausen im Jahre 1633 für den Kaiser geworben hatte, waren in neue Hände übergegangen. Sein zweites Kürassierregiment hatte sein Schwiegersohn Francisco Imperiali bekommen, der aber im Laufe des Jahres 1635 gestorben oder gefallen war. Der Kaiser hatte es dann dem Obristen Greckenbroch verliehen; es stand 1636 in den spanischen Niederlanden.

Bönninghausens Dragoner, die der Obristleutnant Andreas Klepping anführte, lagen in der Gegend von Trier.[30] Bereits am 31. Mai 1635 hatte der Feldmarschall Graf Mansfeld sich bei König Ferdinand III. für Klepping verwendet, dem Bönninghausen das Regiment abgetreten hatte. Der Obristleutnant wurde befördert und erhielt das Kommando vom Kaiser bestätigt. So konnte Bönninghausens Gegner Griesheim wohl mit Recht sagen, daß jener seine Regimenter ‚verkauft‘ habe; zweifellos hatten Imperiali und Klepping dem Generalwachtmeister hohe Geldsummen für die Überlassung bezahlen müssen. Bönninghausens Fußregiment unter Pape und dem Obristwachtmeister Hans Jakob Volpert wurde unter dem Generalwachtmeister von Lamboy zur Belagerung der Festung Hanau[31] verwandt.“[32]

Griesheim, ein Vetter des schwedischen Generalmajors Bernhard Schaffalitzky, Freiherr von Muckadell [1591-1641], der damals Oberkommandierender von Schwarzwald, Bodensee und Allgäu bis zur Iller und Kriegskommisar in Süddeutschland war, ließ sich von seinem Verwandten einen Pass ausstellen, um in seine Heimat Thüringen reisen zu können. Diese Reise führte ihn über Lindau.[33] Von dort aus er sandte einen Boten nach Ravensburg,[34] um besagten Pass zu erhalten. Nach Erteilung des Passes versuchte Griesheim seine Reise über Süddeutschland fortzusetzen. Als Herzog Bernhard von Weimar[35] hiervon erfuhr, ließ er Griesheim ins Lager nach Bopfingen[36] auf den Breitwang führen. Griesheim wurde dort „festgesetzt“ und in einer Art „ehrenvoller Haft“ gehalten. In seinem Bericht „Glückliche Haupt-Victoria und warhaffte Relation“[37] schilderte er, was ihm in Bopfingen widerfuhr. Die Zeit während der Schlacht bei Nördlingen[38] verbrachte Griesheim bei der Bagage in Neresheim.[39] Nach der Schlacht verweilte er kurz in Schorndorf,[40] einer der württembergischen Hauptfestungen, und reiste von dort nach Köln,[41] wo er seinen Bericht verfasste.[42] Er war ab 1635 als kurmainzischer Oberamtmann im Eichsfeld,[43] wo er u. a. die katholischen Pfarrer wieder einführen sollte.[44]

In den Aufzeichnungen der Stadt Hallenberg[45] heißt es: „Des hern von Griesheim, obristen Haxthausen und andern durchzuge montags nach Reminiscere, anno 1635 am 5. Martii:

Nachgehents montags nach Reminiscere, als die nachmals collectirte keiserliche truppen vorbeigezogen, ist der her von Griesheim, obrist Haxthausen, obristleutnant Bosen, obristleutnant Linteloe, tirmeister [ritmeister] Schiller, ritmeister Spigel [Spiegel], der regimentsquartirmeister und viele andere hern und officirer einher zogen, das arme vermogen vorlieb genommen und mit guten ordren wieder abgezogen“.[46]

Des hern von Griesheimb und obristleutenants Bosen widerkunft, anno 1635 am 20. Martii: Demenach nun der hern von Griesheim und obristleutnant Bose ohngefehr nach Letare wiederumb zuruck kommen, sein sie mit ohngefehr 24 pferden einher zogen und die ubrige reuterei voruber marchiren lasen, die nacht alhir logiret und das geringe vermogen abermal vorlieb angenommen […]“.[47]

„Des hern von Griesheimb durchzug mittwochens nach Palmarum, anno 1635 am 4. Aprilis:

Abermal als der her von Griesheim mittwochens vor Ostern nach der Amneburg [Amöneburg[48]] gezogen, hat er mit seinem comitat einen nachtlager hirselbst genommen und des morgens fruh widerumb aufgebrochen und mit guten ordre seinen   abscheidt genommen […]“.[49]

„Ritmeister Bunnighausen [Bönninghausen], Pachen und Vincken durchzug, anno 1635 am 22. Aprilis:

Widerumb als sontags Misericordias Domini der her von Griesheimb, Obristleutenant Jost von Zerzen und andere hirselbsten angelangt und einher zogen, sein auch zugleich der rittmeister Bunighausen, Gerhardt Vincken und Hermann von Ditzinghausen angelangt, daß man also die officirer allerseits einlasen und denen futter, mahl und einen drunk statten müssen, seint demnach gegen abent sammentlich vortgezogen und belaufen sich die kosten ad 12 reichstaler. Andere particular durch- und beizuge zu verschweigen, darbei man jedoch jederman seinen willen schaffen, auch essen und drinken heraus schaffen mussen […]“.[50]

Im September 1635 informierte Griesheim Feldmarschall Melchior von Hatzfeldt von den Verhandlungen wegen eines Friedensschlusses zwischen dem Erzherzog und Wilhelm V. von Hessen-Kassel.[51]

Ein unbekannter Absender übersandte Gallas am 26.2.1636 aus Würzburg[52] ein Schreiben Griesheims aus Eichstätt[53] das für Franz von Hatzfeldt, den Bischof von Würzburg und Bamberg, bestimmt war. Darin wurde vor der Gefahr gewarnt, daß sich die Schweden Erfurts[54] und seiner Umgebung auf eine Entfernung von 20 bis 30 Meilen bemächtigen könnten. Dann wären Langensalza,[55] Mühlhausen[56] und das Fürstentum Eisenach[57] auch in höchster Gefahr. Bedroht seien ferner Naumburg,[58] Weißensee,[59] Weimar[60] und Heldrungen.[61] Man müsse daher Verstärkungen heranziehen, um dem Feind trotzen zu können.[62]

Happe erinnert sich in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 7. Januar [1639; BW] ist der Oberamtmann Griesheim mit etzlichen keyserlichen Reutern zu Heiligenstadt[63] eingefallen und die schwedischen Guarden hinweg genommen“.[64]

Über die Kriegsereignisse in der freien Reichstadt Mühlhausen[65] heißt es in der Thomas-Chronik: „Den 9. März [19.3.1639; BW] ist durch Anstiftung des Oberamtmanns des Eichsfeldes Heinrich Christoph von Grießheim mit 600 kaiserlichen Reutern und 200 Fußknechten hier in die Vorstädte eingefallen und einen Trupp von 70 schwedischen Pferden und 200 zu Fuß aufgehoben. Und ist dahero kommen: erstlich ist ein Leutnant mit 20 Reutern vom Wittenbergischen Regiment angekommen, welcher des Rats zu Mühlhausen Obligation auf 1500 Rtlr. producirt und solutionem exigiret[66] hat. Inzwischen und weil sie aus gewissen Ursachen weder in die Stadt noch in die Vorstadt haben logiert werden sollen, nehmen sie ihr Oblager in der Steinbrückenmühle allernächst dem Ammertor. Die andere nacht um 9 Uhr geschieht ein Einfall und nehmen ihrer sechs gefangen mit weg samt allen ihren Pferden auf den Gleichenstein[67] zu dem Oberamtmann des Eichsfeldes. Inmittelst kommt noch ein Major vom Mordanischen [Mortaigne; BW] Regiment und bringt Order vom Generalkommissar Pfuhl [Pfuel; BW], den 23. Febr. [4.3.; BW] datiert, daß man acht Kompagnien in die Stadt nehmen soll oder wegen ihrer Verpflegung auf eine gewisse Summe Geldes wöchentlich tractiren soll. Des andern Tages ward berichtet, daß ein Regimentsquartiermeister im Anzuge sei, der von General Banier und vom Generalmajor Stahlhaußki [Stålhandske; BW] gewisse Assignation nach Mühlhausen habe, 25 000 Rtlr. Rekrutengelder zu fordern und 6 Kompagnien einzulogieren. In währenden Tractatis hat bemeldter Regimentsquartiermeister Lattermann die postulata so hoch gesteckt und sich mit Schnarchen[68] und vieler Bedräuung vernehmen lassen, daß die Bürgerschaft ins Gewehr getreten, die Tore verwahrt und wider des Raths Schluß keinen Mann von seinen Leuten wollen einlassen, wie beweglich ihnen auch ist zugeredet worden. Freitags nachts gegen Morgen 3 Uhr fielen die Eichsfeldischen neben bei sich habender kaiserlicher Kavallerie auf 1000 Mann stark zu Roß und zu Fuß, ein hier in die Vorstadt, erschießen einen Kapitänleutnant von den Finnen und einen Korporal neben 16 gemeinen Knechten, so alsdann auf der Wahlstatt und tot geblieben sind, dazu 12, so tödlich verwundet, und viel Gefangene mit sich weggeführt auf den Gleichenstein“.[69] Bei Happe heißt es dazu: „Den 9. März [19.3.1639; BW] hat der Oberamtmann Griesheim im Eichsfeld mit den Eichsfeldischen Ausschussen die in der Stadt Mühlhausen liegende Schweden überfallen, viel davon todt geschlagen, etzliche gefangen genommen und die andern in die Flucht gejaget“.[70] „In eben diesem Jahre 1639 ließen sich auch die Eichsfel[d]er Bauern vor unsern Mauern sehen; sie hatten uns schon manchmal in Verbindung mit Kaiserlichen Kriegsleuten heimgesucht, aber dießmal konnten sie uns nicht beikommen. Es war am 24. April, als der Amtmann vom Eichsfelde, ein Parteigänger, mit feindlichem Volke vor Langensalza vorüber nach Tonna[71] zog, wo er plünderte, und alsdann wieder heimkehrte. Langensalza war für den Streifzug zu fest“.[72] Happe notiert weiter: „Den 15. Juni [25.6.1639; BW] ist die Kingische Armee aus Heßen im Eichsfeld feindlichen eingefallen, anfangs Duderstadt eingenommen und darinnen in die achthundert keyserliche Reuter gefangen bekommen. Folgends haben sie auch Heiligenstadt[73] und das gantze Eichsfeld eingenommen. Der Oberamtmann Grießheim ist auch ausgerissen“.[74]

Der Würzburger Bischof Franz von Hatzfeldt schrieb seinem Bruder Melchior, dass Königsmarck Haus Maßfeld[75] besetzt habe und verwies auf die Gefahr für Haus Gleichenstein und das Herzogtum Franken.[76]

Happe hält fest: „Den 9. [19.; BW] Juli 1639 hat der Oberamtmann im Eichsfeld, Griesheim, das Schloss Gleichenstein dem schwedischen Obristen Königsmarcken aufgeben. Er ist gefangen genommen worden“.[77]

Dagegen schreibt der Hildesheimer[78] Arzt und Chronist Dr. Jordan unter dem 11./21.7.1639: „Eodem kegen Abend umb 6 Uhr ergab sich der Oberamtmann ufm Eichsfeld Grißheim uf Gnad und Ungnad mit Bergkschloß Gleichenstein an den Schwedischen Obristen Königsmark. Grißheimb wird gefangengenommen und die 15 Mann, so droben gewesen. Königsmark läßet sie aus coustodia nacher Wulfenbüttel[79] convoiren“.[80]

Das „Theatrum Europaeum“ fasst zusammen: „Gelangen solchemnach an das Eichsfelde / von demselben etwas weniges zu erzehlen / in welchem sich der von Königsmarck / neben andern / eben wohlherum getummelt hat. Die unterthanen dieses Ländleins haben vielmahls hart herwider gehalten / dardurch sie ihres erlittenen Schadens eigene Verursacher geworden. Im Aprilen seynd bey ihnen zwey Käiserliche Regimenter / das Rubländische [Ruebland; BW] und Hesterische [Heister; BW]einquartiret gelegen / welche hin und wider ohne Widerstand gestreiffet / beschädiget / und die Recruiten in Thüringen zerstöret. Der General King gieng diesen Monat über 3000. zu Roß starck / und that ihnen hieran Einhalt. Die Schwedische auß Erfurt[81] haben sich etlichemahl bemühet / selbiges Völcklein zur Contribution zu bringen / seyn aber iedesmahl unverrichter Sachen zurück kommen. Im Eingang deß Junii zogen die Käiserliche herauß / der von Grießheim aber behielte / als Ober-Amptmann / noch hundert Tragoner / das Ländlein darmit vor Schwedischer Contribution zu schützen / und solche hergegen von seinen Benachbarten zu fordern / welches ihm doch über angewendeten starcken Ernst nicht gelingen wolte. Dann nachdeme gedachte beyde Käiserliche Regimenter auß dem Ländlein abgezogen waren / und der Ober-Amptmann sich seines Intents würcklich gelüsten liesse / wurde der Obriste von Königsmarck / so die Kingische Trouppen zu Pferd zugleich führete / benebens dem Plettenbergischen und anderm Fußvolck / derer beyder man an der Weser bey Münden damals nicht bedorffte / nach dem Eichsfeld commandiret / den Ober-Amptmann im Zwang / welchem aber der Obriste Eppe / so hiebevor Hessisch gewesen / auß dem Stifft Oßnabrück in eil zu vermeynter Hülffe kam.

Dann als nun dieser zu Duderstatt mit 1000. abgemüdetem Volck zu Roß ankommen / und etwas außzuruhen gedachte / waren ihme die Schwedischen zu schnell und starck auff den Halß kommen / hatten ihn zeitlich in Unordnung / und was sich zu Pferd nach dem Salberg begeben / in die Flucht gebracht / ihn darauff nechstens mit seinem Uberrest in Duderstatt eingesperret gehalten / und so bald das Fußvolck mit der Artillerie ankame / den Orth beschossen / welchen er keinen Tag gehalten / sondern sich ergeben / und darinnen / sammt denen / die sich zu ihme retiriret hatten / in 500. starck gefangen genommen worden: Und obwohlen der Ober-Amptmann mehr obgedachte zwey Käiserliche Regimenter wieder zurück beruffen / seynd sie doch bey so gestalten Sachen bald durch und auff Saltzungen[82] zu gegangen / und haben den Orth geplündert / von dannen nach dem Fuldischen / und wo sie hin erfordert waren / sich wendende / dannenhero der von Königsmarck den Meister gespielet / und ausserhalb vorerwehnter Gefangener von den Zerstreueten noch vielmehr zur Beut bekommen. Ob auch wohl der Ober-Amptmann sich auff Gleichenstein sich innen halten / der gleichwol auch Rüstenberg[83] in eil mit etwas Fußvolck vom Land besetzet / und doch endlich mit Accord sich ergeben. Worauff sich andere Städtlein deß Eichsfeldes / und unter denselben Heiligenstatt zum ersten auch ergaben / dardurch unter die Contribution gebracht / der Ober-Amptmann aber / darum / daß er im Accord keinen Orth / wohin er geführet werden sollen / ernennet / auch einen im Accord mit begriffenen verpartiret hatte / ungestellter seiner Soldaten / in Arrest genommen wurde“.[84]

Um 1644 amtierte Griesheim in Amoeneburg,[85] Fritzlar,[86] Neustadt[87] und Naumburg.[88]

[1] ADB Bd. 9, S. 665; APW II A/5, S. 274, Anm. 2. Nach APW II C 4/1, S. 351, Anm. 1, * 1596, und freundliche Hinweise von Herrn Jörg Wöllper.

[2] Helmstedt; HHSD II, S. 219ff.

[3] Rostock; HHSD XII, S. 95ff.

[4] Rinteln [Kr. Grafschaft Schaumburg]; HHSD II, S. 395f.

[5] Fritzlar [Schwalm-Eder-Kreis]; HHSD IV, S. 149ff.

[6] Gudensberg [Kr. Fritzlar-Homberg]; HHSD IV, S. 192f.

[7] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[8] Duderstadt [LK Göttingen]; HHSD II, S. 123f.

[9] HAPPE I 219 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[10] Hameln; HHSD II, S. 192ff.

[11] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten1633/4/14 (chiffriert mit beiliegender Dechiffrierung): Kurmainz an Ferdinand II., Köln, 1633 IV 14.

[12] BA NF II/8, Nr. 108, S. 167: Stückl(in) an Maximilian I., Wien, 1633 V 25.

[13] Hessisch Oldendorf [LK Hameln-Pyrmont]; HHSD II, S. 226f.

[14] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.

[15] HALLWICH, Wallensteins Ende Bd. 2, S. 53: Maximilian I. an Ferdinand II., Braunau, 1633 X 28 (Extrakt v. Questenbergs Hand).

[16] Vgl. BRENDLE, Reichserzkanzler.

[17] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten schwarz 784, fol. 379-380 (Ausfertigung): Griesheim an Maximilian I., Straubing, 1633 X 05.

[18] Braunfels [Kr. Wetzlar]; HHSD IV, S. 59f.

[19] Marsberg [Hochsauerlandkr.]; HHSD III, S. 494ff.

[20] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[21] Bingen; HHSD V, S. 43ff.

[22] Mainz; HHSD V, S. 214ff.

[23] Höchst [Stadt Frankfurt/M.]; HHSD IV, S. 226ff.

[24] Worms; HHSD V, S. 410ff.

[25] Speyer; HHSD V, S. 350ff.

[26] Friedberg [Wetteraukr.], HHSD IV, S. 145ff.

[27] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen  (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).

[28] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 310f.; Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1635/II/91 (Ausfertigung): H. Chr. v. Griesheim an Ferdinand von Ungarn, Stadtberge (Obermarsberg), 1635 II 20.

[29] STOLZ, Marsberg, S. 122.

[30] Trier; HHSD V, S. 372ff.

[31] Hanau; HHSD IV, S. 199ff.

[32] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 318f.

[33] Lindau [Kr. Duderstadt], HHSD II, S. 297f.

[34] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff.

[35] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[36] Bopfingen [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 105f. Vgl. auch STOLCH; WÖLLPER, Schweden.

[37] „Glückliche Haupt-Victoria Und Warhaffte Relation wie dieselbe dem Hochwürdigsten ChurFürsten und Herrn H. Ertzbischoffen zu Maintz/ von dero Adelichen Raht / und Amptman zu Fritzlar / Christoff Heinrichen von Grießheim / Uber die von der Königlichen Mayst. zu Ungarn und Böheim / am sechsten … Septembris 1634. bey Nördlingen wieder die Schwedische … erhaltene … Victori … vorgetragen worden“. o. O.  1634 [VD17 12:125523A].

[38] Vgl. ENGERISSER; HRNČIŘÍK, Nördlingen (die umfassendste und detaillierteste Darstellung der Schlacht).

[39] Neresheim [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 556f.

[40] Schorndorf [Rems-Murr-Kr.]; HHSD VI, S. 714f.

[41] Köln; HHSD III, S. 403ff.

[42] Nach WOELLPER, Württembergische Landesdefension.

[43] Goldene Mark (Kr. Duderstadt); HHSD II, S. 172f.

[44] HANSTEIN, Urkundliche Geschichte, S. 84f.

[45] Hallenberg [LK Brilon]; HHSD III, S. 282f.

[46] BRUNS, Hallenberg, S. 286f.

[47] BRUNS, Hallenberg, S. 287.

[48] Amöneburg [Kr. Marburg]; HHSD IV, S. 10ff.

[49] BRUNS, Hallenberg, S. 287.

[50] BRUNS, Hallenberg, S. 287.

[51] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 93.

[52] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[53] Eichstätt [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 160ff.

[54] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[55] (Bad) Langensalza [Kr. Langensalza]; HHSD IX, S. 33ff.

[56] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.

[57] Eisenach [Kr. Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.

[58] Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 341ff.

[59] Weißensee [Kr. Weißensee]; HHSD IX, S. 487ff.

[60] Weimar; HHSD IX, S. 473ff.

[61] Heldrungen [Kr. Eckartsberga/Artern]; HHSD XI, S. 205f.

[62] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 191.

[63] Heiligenstadt [Kreis Eichsfeld]; HHSD IX, S. 186ff.

[64] HAPPE II 78 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[65] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.

[66] Einlösung verlangt

[67] Gleichenstein, Burg [Kr. Heiligenstadt]; HHSD IX, S. 147.

[68] GRIMM; GRIMM, DWB Bd. 15, Sp. 1180: „in freierer verwendung von einer erregten redeweise, schnaufen beim reden, als ausdruck des zorns, trotzes, hochmuts, der drohung, prahlerei“.

[69] JORDAN, Mühlhausen, S. 259.

[70] HAPPE II 244 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[71] Gräfentonna [Kr. Langensalza]; HHSD IX, S. 162ff.

[72] GÖSCHEL, Chronik Bd. 3, S. 59.

[73] Heiligenstadt [Kreis Eichsfeld]; HHSD IX, S. 186ff.

[74] HAPPE I 270 v – 271 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[75] Ober- und Untermaßfeld [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 319ff.

[76] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 613.

[77] HAPPE II 276 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[78] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[79] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[80] SCHLOTTER, Acta, S. 302.

[81] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[82] [Bad] Salzungen [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 36ff.

[83] Rusteberg [Gem. Marth, Kr. Heiligenstadt], HHSD IX, S. 365f.

[84] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 79f.

[85] Amöneburg [Kr. Marburg]; HHSD IV, S. 10ff.

[86] Fritzlar [Schwalm-Eder-Kreis]; HHSD IV, S. 149ff.

[87] Neustadt [Kr. Marburg]; HHSD IV, S. 343f.

[88] WOLF, Heiligenstadt, S. 69ff.; STRAMBERG, Antiquarius, 2. Abt., 1. Bd., S. 313f. Naumburg [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 341ff.

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