Götz [Götzen], Jobst Friedrich Graf von

Götz [Götzen], Jobst Friedrich Graf von; Obrist [1608-1669] Götz war kaiserlicher Obristleutnant[1] und unter seinem Namensvetter Johann von Götz an den Kämpfen gegen Bernhard von Sachsen-Weimar[2] am Oberrhein 1638 beteiligt, wie der Kriegsteilnehmer und spätere Kommandant von Weiden,[3] Augustin von Fritsch [1599-1662],[4] berichtet: […] „vnd weiln wider etliche Kayl. Regimenter zu vnß khommen, sein wür gangen Preisach[5] zu entsezen, da wür aber befundten, daß der Feindt so starckh verschanzt, sein wür zwar etliche Tage vor Irem Läger still gelegen, nach solchen aber sein wür unuersehens vfgebrochen, vnnd oberhalb Preysach neben einen Busch, alwo der Feindt 2. schanzen darinnen gehabt, welche zwischen dem schönen fliessenden wässerl so disseits des Rheins vf Preysach laufft vnd zwischen eines khleines Armbs von Rein gelegen, in Petali gestelt, darauf von den Kayl. daß Conhagische Regiment: von vnß aber 1000. Mann vnderm Commando des Obristen Marschalckhs, darbey ich auch gewesen, Commandirt worden, vnd haben die zwo schanzen die erste mit Sturm: alwo lautter Franzosen vnnd alle gefrorn oder vesst gewesen, welche wür alle Todt geschlagen, auß der andern aber sein sie alsobalden entloffen, nach diesem haben wür die beyde Schanzen besezt, da ich dann in die erste, in die andere aber Obristl. Göz Commandirt worden, der Obristmarschalckh ist mit den ybrigen Völckhern fort vnnd vf die Schifbrückhen, welche der Feindt yber einen Armb von Rhein gehabt, vnnd wann er nur 2 Schiff von den Ankhern abgeschnitten hette, so were der Feind von einander separirt worden, weiln aber solches ybersehen gewesen, ist herzog Bernhardt mit villen Gaualirn spornstreich auß der grossen Insel yber die Brückhen deß Armbs vom Rein, welche in 5. Schiffen bestandten, geritten khommen, die Völckher Commendirt, vnnd ist von seinen Pferdt abgestigen, vnsere Leuth zurück getriben“.[6]

Im Januar 1642 weilte Götz in Köln[7] und berichtete dem kaiserlichen Feldmarschall Melchior von Hatzfeldt um die Auseinandersetzungen wegen des Nachlasses seines verstorbenen Bruders Kaspar Sigismund.[8]

Im November 1645 war Götz in Höchst.[9] Von dort berichtete er Hatzfeldt von dem Erscheinen sachsen-weimarischer Truppen vor Kronberg[10] und Rheinfels[11] sowie der Besetzung von Butzbach[12] durch hessen-kasselische Truppen.[13]

Im Mai 1646 informierte Götz Melchior von Hatzfeldt über seinen Streit mit dem kaiserlichen Obristwachtmeister Sturmschütz.[14] Anselm Kasimir von Mainz[15] intervenierte im Juli in der Auseinandersetzung zwischen Götz, dem Kommandanten von Höchst, und Hatzfeldt, wegen gefangener Italiener.[16] Im August lag er in Ilbenstadt[17] und ersuchte Hatzfeldt um seine Beförderung zum Obristen.[18]

Mit den Operationen vor Eger[19] beauftragte Ferdinand III.[20] am 14.10.1647 – einen Tag später sollte die vereinte kurbayerisch-kaiserliche Armee aufbrechen – Croon.[21] Mit seinem Kürassierregiment, den allerdings recht schwachen Regimentern Puchheim und de Mers, den aus Tachau[22] abgezogenen Kompanien und unterstützt durch kurbayerische Kavalleristen aus Waldsassen[23] sowie etwas Artillerie begann Croon am 23.10. den Angriff, der schon zwei Tage später erfolgreich war.[24] Im Anschluss daran übernahm Croon die Blockade von Eger.[25] Der Erfolg blieb jedoch zweifelhaft, denn ihm standen nur das eigene Regiment und das des kaiserlichen Obristen Jobst Friedrich Graf Götz zur Verfügung. Zwar konnten einige für die Stadt bestimmte Versorgungsgüter abgefangen werden, so auch ein Transport von fünfzehn Fuhrwerken aus Nürnberg.[26]

Der Chronist und Bürgermeister Leopold erinnert sich an den November 1647: „Den 5. dito ist der kaiserliche Oberst, H[err] Jan de Lacron [Croon; BW], der Kommandant zu Pilsen,[27] mit seinem Regiment Dragonern zusammen mit dem Oberst Graf [Jobst Friedrich; BW] Götz und seinem Regiment zu Pferd und an die 1300 Männer zu Fuß aus Böhmen heraus über Bärnau[28] spät in der Nacht hierher[ge]kommen, nachdem er vorher durch seine (geschickten) Quartiermeister – was nicht abzuwenden war – für das gesamte Volk die Quartiere bestellt und machen lassen hat.

Als sie nun herein[ge]kommen waren, ist der Markt angefüllt worden mit Volk, Pferden und Wagen und stark belegt gewesen. Nach dem Abendessen haben uns die beiden Obersten scharf examiniert und uns vorgehalten, ihnen klar anzudeuten, was wir bisher, sowohl dem Feind nach Eger, als auch dem churbayerischen Oberst [Beltin; BW] nach Waldsassen[29] geben und kontribuieren mußten.

Auf unsere (Ver)antwort(ung) hin hat uns der Oberst Lacron angedeutet, daß wir hinfort weder dem Kommandanten, noch dem Rat zu Eger etwas an Viktualien – ganz gleich, ob es Bier, Brot, Fleisch, Salz, Getreide oder sonst was sei – geben oder schicken dürften. Gleichfalls sollten wir auch gar nichts mehr an Geld – ganz gleich, ob es sich um Steuer, Um(b)geld,[30] jährliches Gefälle oder [um] den Rest einer hinterstelligen Kontribution [handeln würde] – weder heimlich noch öffentlich geben oder schicken; denn wenn er erfahren würde, daß wir es uns gelüsten würden, nur für 1 Kreuzer oder für den Wert eines Kreuzers hineinzubringen, so sollten wir für nichts anderes als für Feinde und Verräter der Römischen Kaiserlichen gehalten und als Rebellen mit Feuer und Schwert verfolgt werden.

Desgleichen wundere es ihn nit wenig, daß wir als Verächter nit in Königswart[31] erschienen wären und, nachdem er uns nach der Eroberung der Schanz[e] geschrieben, es unterlassen hätten, dorthin zu kontribuieren. Er wolle sich deshalb eine Bestrafung vorbehalten. Unterdessen aber sollten wir uns mit ihm vergleichen.

Wir haben ihm daraufhin ein Paar Handschuhe versprochen und uns entschuldigt, daß uns von der Königsberger[32] Schanz[e] aus niemals eine Zitation[33] zugekommen sei. Wir erboten uns auch, hinfüro zu kontribuieren, doch (ver)hofften wir, der Herr Oberst würde es mit uns – als den getreuen, armen und verlassenen Untertanen der Röm. Kaiserl. Majestät, die ohnehin vom Feind [bereits] verdorben und [schon immer] mit großen Quartierungen beschwert worden sind – so machen, daß wir weiter bei unserem Hüttlein (ver)bleiben könnten und er uns in seinen Schutz nehme. Daraufhin hat er versprochen, uns Paß, Repaß und Salva Guardi[a] zu geben und uns aufs beste zu schützen. Was wir dem Oberst zu Waldsassen schuldig wären, das sollten wir ihm geben; von dato an sollten wir ihm aber nichts mehr geben und es ihm durch Schreiben aufkündigen.

Obwohl der Oberst auf unser Anhalten hin allen Soldaten gebieten ließ, gute Order zu halten, so haben sich doch in vielen Häusern sehr lose Gäste befunden, die von der Bürgerschaft viel Geld erpreßt haben. Den andern Tag – also den 6. – sind sie nach dem Frühstück aufgebrochen und insgesamt nach Wunsiedel[34] marschiert. Eodem ist auch ein Leutnant vom Graf Serinischen [Zrinyi, BW] Regiment hie[r]hero [ge]kommen und mit diesen Völkern fort[ge]gangen.

Als nun diese Völker nach Wunsiedel [ge]kommen [waren], haben sie vorher einige Offiziere(r) hineinpartiert. Die haben dort um ihr Geld gefrühstückt und vor[ge]geben, daß die Völker bald nachkommen und [dann] gegen Hof marschieren würden. Als sie aber an[ge]kommen [waren], hat sich ein Teil der Offiziere und der Dragoner zu Fuß dem Tor genähert. Die sind alsobald(en) zur Wache hinein, haben ihr die Lunte ausgelöscht und das Gewehr abgenommen, haben die Tore und Schranken ganz geöffnet, und [daraufhin] ist der ganze Schwall in die Stadt hineingedrungen.

Obwohl der Hauptmann daselbst Lärm(en) geschlagen und die Bürger ins Gewehr bringen ließ, war es doch schon zu weit [ge]kommen. Durch die vorgewiesene kaiserl. Order war alles bald gestillt und für alle Völker Quartier gemacht worden.

Als sie sich nun zu Wunsiedel ordentlich eingelegt hatten, kamen um(b) Mitternacht aus Wunsiedel 2 Boten mit Schreiben vom Oberst Lacron, des Inhalts, daß wir alsobald nach Verlesung nach(er) Wunsiedel 2 geschworne Boten schaffen, die daselbst stetig(s) aufwarten und allezeit den 3. Tag [wieder] abgelöst werden sollten; außerdem zum Schanzen 4 Zimmerleute und 10 starke Arbeiter mit Hauen, Schaufeln und 3000 langen und starken Brettnägeln.

Wir haben alsobald wieder geantwortet, daß die Boten und Schanzarbeiter mit dem Tag folgen und die Nägel gemacht und (hi)nachgeschickt werden sollten. Weil aber kein Zimmermann [vorhanden sei], baten wir, uns mit diesen zu verschonen. Der Oberst hat aber wiederum(b) um 2 anhalten lassen, die wir ihm dann auch endlich schickten.

Den 7. November haben wir dem Oberst Beltin nach Waldsassen 4 Eimer[35] Weißbier, 1 Kar[36] Hafer(n), 4 Haselhühner und etliche Vögel, dem Hauptmann Zenati 1 Eimer [Weißbier] und dem Regiment Schulthes[37] auch 1 Eimer geschickt und dabei unsere Notdurft anbringen lassen. Wir haben zugleich auch einen Boten mit Schreiben an einen edlen, festen, hochweisen Rat der Stadt Eger ablaufen und den Oberst Beltin bitten lassen, daß er diesen Boten nach Eger passieren lassen wolle. In dem Schreiben haben wir einem edlen Magistrat der Stadt Eger das ernstliche Verbot des Oberst zu vernehmen [ge]geben und klagten dabei [auch über] unseren armen elenden Zustand und die schwere Quartierung, wodurch uns alle Mittel genommen und abgeschnitten wären, die verakkordierten 100 Reichstaler zu schicken. Weil uns außerdem vom Oberst im Namen der röm.-kaiserl. Majestät unter Verlust von Leib und Leben verboten worden sei, den Vergleich [aufrechtzuerhalten], mußten wir auch den renuncieren und aufkündigen. Bald darauf hat der kaiserl. Fähnrich Erhard Weib, der bei der Eroberung der Stadt mit ausgezogen war, eine Anweisung von e[inem] edlen Rat bei uns eingebracht, die wir auch angenommen und bezahlt haben. Den 10. November ist H[err] Oberst Lacron zu Wunsiedel mit einem Teil seiner Völker nach Hohenberg[38] gerückt, wo auch die Churbayerischen zu Waldsassen zu ihm gestoßen sind. Sie sind alsdann ins Egerische gerückt und haben daselbst alle Schlösser um(b) die Stadt Eger, wie Seeberg,[39] Großlehnstein,[40] Reichelsdorf,[41] Pograt,[42] (Stadt) Königsberg,[43] (Schloß) Kinsberg[44] besichtigt und besetzt.

Eodem [haben wir] auch H[errn] Oberst Lacron und H[errn] Graf Götz(en) 2 Faß Weißbier nach Wunsiedel gesandt.

Den 11. November ist ein Hauptmann mit 50 Musketiere(r)n und 3 Munitionswagen, die H[errn] Oberst Lacron gehörten, aus Böheim(b) kommend, hier durch. Diesem hat man zur Fortbringung der Munition zu Manzenberg[45] 14 Ochsen bis nach Wunsiedel vorspannen müssen.

Den 13. Nov. ist um(b) 1 Uhr nachmittags aus Verwahrlosung in dem Malzhaus in Wunsiedel in Herrn Eichters Behausung Feuer aus[ge]kommen. Es ist neben 2 weiteren Häusern – in dem einen hat H[err] Hauptmann gewohnt – abgebrannt, wodurch nit allein viel Malz und Getreide verbrannt worden sind, sondern auch noch die Mobilien, die Kleidung, Kleinodien, kostbare Gewehre, künstliche Uhrwerke und viele andere, dem Hauptmann gehörende, kostbare Sachen von hohem Wert. Der Mälzer ist entlaufen. Der Oberst Lacron hat mit bloßem Degen seine Soldaten zum Löschen und [zur] Rettung gezwungen“.[46] […] „In der Nacht des 13. ist auch Post anher(o) [ge]kommen, daß zu Mitterteich[47] an die 1000 Mann kaiserlicher Völker liegen sollten. Wir haben daher(o) alsobald(en) sowohl H[errn] Oberst Lacron nach Wunsiedel, als auch H[errn] Oberst Beltin nach Waldsassen[48] geschrieben und gebeten, daß sie sich unseretwegen bemühen sollten, damit wir von diesen Völkern verschont bleiben würden.

H[err] Oberst Lacron hatte auch alsobald(en) den Völkern (zu)geschrieben, uns, die wir in seiner Kontribution wären, mit Quartierung zu verschonen und hat uns zugleich auch einen Leutnant zur S[alva] Guard[ia] herabgesandt. Am andern Tag aber sind um(b) 10 Uhr die Quartiermeister herüber[ge]kommen und haben für alle Völker Quartier begehrt. Obwohl wir inständig um(b) Verschonung gebeten haben, haben wir doch endlich den Kommandanten dieser Völker, dem Grafen Brusse und außerdem noch folgenden Personen Quartier verschaffen müssen: dem Obersten Paschewe [Pachonhay; BW], dem Major des Obristen Bocke, 2 Oberstwachtmeistern, 1 Oberstleutnant, 2 Kriegskommissaren, den 2 Sekretären des Feldmarschalls Graf von Holzapfel [Holzappel; BW] (mit Stallmeistern und Leibpferd), 4 Hauptleuten, 4 Leutnanten, 2 Rittmeistern, etlichen Fähnrichen und anderen Offiziere(r)n (mit 40, mit Kleidung beladenen und [je] mit 6 Pferden bespannten Wagen), etlichen Reitern und an die 50 Musketiere(r)n. Die übrigen 7-800 Mann der Reiterei sind zu Pfaffenreuth,[49] Manzenberg, Reutlas,[50] Wölsau,[51] Haag,[52] Lorenzreuth,[53] Thölau,[54] Meußelsdorf,[55] Leutendorf,[56] Dörflas[57] und Sichersreuth[58] gelegen. Sie sind am andern Tag gegen Wunsiedel, wo sie bei H[errn] Oberst Lacron gefrühstückt haben und dann nach Weißenstadt[59] gezogen. Dem Grafen haben wir neben anderem auch 1 Eimer[60] Wein verschaffen sollen; er hat sich aber mit einem halben Eimer begnügen lassen.

Den 14. November hat uns H[err] Oberst Lacron eine Assignation zugeschickt und geschrieben, daß er auf Befehl der röm.-kaiserl. Majestät die Stadt Eger aufs engste blockieren und alle Schlösser ringsherum(b) besetzen müsse. Weil er [diesbezüglich] auch das Haus Kinsberg hinter Waldsassen mit 50 Dragonern besetzt habe, sollten wir zur Unterhaltung selbiger Völker 30 Mann täglich mit je 2 Pfund Brot, 1 Pfund Fleisch und 2 Maß Bier verpflegen und [die Verpflegung] neben den Servicegeldern, neben Hafer(n), Heu und Streu, alsobald zusammenrichten und morgen früh dahin(ver)schaffen. Weil wir aber mit so vielen Völkern bedrängt waren, haben wir dem Oberst geschrieben, daß bei der vorausgegangenen Quartierung alles aufgezehrt worden und es uns nit möglich sei, solches ins Werk zu richten. Da wir überdies auch über unser Vermögen hinaus mit [viel] zu vielen Portionen angesetzt wären, bäten wir um(b) Erleichterung und Moderation.

Den 15. November ist ein Leutnant mit 50 Mann an[ge]kommen, der den nach Kinsberg gehörigen Proviant mitnehmen sollte. Weil das aber nit möglich war, haben wir versprochen, inner[halb] 2 Tagen soviel (gewiß) einzuschicken, wie uns der H[err] Oberst befehlen würde. Darauf[hin] ist er mit seinen Völkern abgezogen; doch hat er einen Reiter hier gelassen, der auf [den Proviant] warten sollte.

Unterdessen haben wir H[errn] Bürgermeister Adam Scharf(en) und den Richter, H[errn] Sebastian Schmidt, zum H[errn] Oberst nach Wunsiedel geschickt und bitten lassen, daß er doch sowohl die überschickte Assignation mildern, als auch seinen Leutnant, den er uns zur S[alvia] Guard[ia] geschickt habe, wieder abfordern wolle. Die H[errn] Abgeordneten haben aber an diesem Tag nit vor ihn kommen können. […] Am anderen Tag – am 16. Nov. – hat sich der H[err] Oberst auf das inständige Anhalten unserer Herren Abgeordneten [hin] dahin erklärt, daß es bei der täglichen Verpflegung mit 20 Mann (ver)bleiben soll; die übrigen 10 Mann sollten Dörflas, Reutlas, Wölsau, Lorenzreuth und Thölau verpflegen.

Den 17. November sind 4 mit 16 Ochsen bespannte Wagen nach Kinsberg mit Fleisch, Bier, Brot, Hafer(n), Heu und Streu und mit den Servicegeldern abgeschickt worden. Sie sind glücklich (da)hin und zum andern Tag wieder nach Haus[e] gekommen.

Weil [zu] dieser Zeit auch etliche Bauern aus dem Egerland hierhergekommen waren, Getreid[e] einzukaufen und vorgaben, daß sie es zur Unterhaltung der kaiserlichen Besatzung auf dem Schloß Seeberg (ge)brauchen würden, haben wir diesbezüglich H[errn] Oberst geschrieben, ob wir ihnen [et]was [verab]folgen lassen dürften. Er hat (sich) darauf erklärt, daß es wohl geschehen dürfe, da er nit begehre, die Gewerb[e] zu hindern, doch sollten wir den Leuten ausdrücklich andeuten, daß sie darvon nit das geringste in die Stadt Eger bringen dürften, da es ihre Hälse kosten und ihre Dörfer und Häuser in Rauch und Feuer aufgehen müßten.

Den 20. November ist sehr spät abends ein Reiter von Wunsiedel herausgesprengt [ge]kommen und hat begehrt, daß man ihm eilfertigst einen reitenden Boten bis nach Waldsassen verschaffen solle. Wenn wir dies nit als[o]bald befördern würden, stünde sein Leben in Gefahr und wir hätten nichts als Unglück zu erwarten. Wir haben bald Mittel gemacht und [ihm] ein gutes Pferd und einen Boten verschafft. Wir haben das so verstanden, daß die schwedischen Völker, die sich um Hof sehen ließen, danach getrachtet haben, nach Eger zu kommen; zu dem End[e], zu verwehren, [daß] der Oberst Lacron und der Graf Götz mit allem berittenen Volk und auch mit der Reiterei aus Waldsassen gegen Eger gehen [können].

Wie sich nun die kaiserlichen und churbayerischen Völker in Münchenreuth[61] konjungiert hatten und in der Nacht bis an Eger [herange]gangen waren, hatten sie (soviel) Kundschaft eingebracht, daß die schwedischen Völker – an die 1200 [Mann] stark – bereit[s] schon in die Stadt [ge]kommen waren. [Daraufhin] sind die kaiserlichen Völker wieder in ihre Quartier[e] nach Wunsiedel [ge]gangen. [Als] aber auch die bayerische Reiterei wieder in ihr Nest wollte und an Waldsassen [herange]kommen [war], haben sie befunden, daß schon etliche schwedische Reiterei vor Waldsassen gestanden hatte. Da sie nit hineinkommen konnten, sind ihrer 400 bei Wölsau über das Wasser herauf und auf Manzenberg, Pfaffenreuth und Waldershof und dann gegen Wiesau[62] hinüber.

Unterdessen haben die Schwed[ischen] mit den Waldsassenern etwas scharmütziert.[63] Weil es aber zu wohl verwehrt war und auch viel Fußvolk drin lag, haben sie [weiter] nichts richten können, als daß sie die Städel, einen nahe bei Waldsassen gelegenen Hof und das Dorf Kondrau[64] angezündet und das Vieh (hin)weggetrieben haben. Dann sind sie wieder auf Eger.

Den 21. November sind 30 Lacronische Dragoner nach Oberredwitz [ge]kommen. Drei davon sind hereingeritten, haben Schreiben gefertigt, die wir alsbald an den Oberst Beltin nach Waldsassen schicken mußten.

Den 22. November hat uns in der Nacht H[err] Oberst Lacron aus Wunsiedel geschrieben, daß es Kaiserl. Majestät Kriegsdienst unum(b)gänglich erfordere, daß das Haus Kinsberg mit Proviant versehen würde. Wir sollten daher alsbald (nach dem Empfang) 6 Strich Mehl, 10 Eimer Bier, 1 gutes Rind, 1 Salzschäube[65] und anderes mehr dahin(ver)schaffen. Bei Verbleibung (dessen) sollten wir seine Ungnad[e] und die militärische Exekution zu gewärtigen haben. Daraufhin haben wir noch selbe Nacht 2 Säck[e] Mehl, 8 Eimer Bier, 44 Laib[e] Brot, 1 gute, feiste Kuh, 1 Salzschäube usw. zusammengerichtet und fortgeschickt.

Zwei Stunden nach dieser Abschickung sind H[err] Oberst Lacron und Graf Götz mit ungefähr 500 Reitern hierher[ge]kommen. Wir haben zwar unter [dem] Tor mit Boten aufgewartet, er hat aber diesmal nit durchgewollt, sondern ist außerhalb vorbei gegen Dörflas und Mitterteich [zu].

Am Nachmittag sind 2 Boten von Eger mit einem offenen Schreiben hierher[ge]kommen. Eines davon war von einem edlen Rat der Stadt Eger an H[errn] Oberst Lacron, worin sie um(b) Erledigung eines bei ihm gefangenen Boten, der ein ehrlicher Mann aus Eger wäre, baten. Das andere war ein offenes Schreiben vom kaiserlichen Feldmarschall H[errn] Graf von Holzapfel, wegen des französischen H[errn] Ambassadors [d’Avangour; BW], der sich in Eger befand.

Item ward auch in einem Brieflein von dem französischen Ambassadeur gemeldet, daß er zu[r] Erlangung seiner Gesundheit ein ‚Rebitzer weißes Bier‘ vonnöten hätte. Er bat uns deshalb, wir sollten ihm – was ja auch sonst in solchen Fällen kriegszulässig sei – ein Fäßlein folgen lassen. Wir haben das aber [erst] H[errn] Oberst Lacron berichtet [und angefragt], ob er es zulassen würde.

Weil sich nun diesmal H[err] Oberst Lacron mit seinen (bei sich habenden) Reitern zu Waldsassen befunden [hat], wo er 2 Tage verharrte, hat er uns von dort aus geschrieben, daß wir das begehrte Weißbier mit nach Eger folgen lassen könnten.

Da H[err] Oberst Lacron diesmal zu Waldsassen erfahren [hatte], daß das in Eger ankommende schwedische Volk Petschau[66] und andere in Böheim(b) gelegene Ort[e] ausgeplündert und den Raub nach Eger [ge]bracht habe, um von dort aus wieder nach Hof zu gehen und sich dort festzusetzen, (also) ist er ihnen am 24. mit den Bayerischen etwas [hi]nach[ge]gangen, hat [ihnen] etliche Gefangene abgenommen und ist selbe Nacht samt den churbayerischen Völkern wieder in die Quartier[e] nach Wunsiedel [ge]kommen. Weil nun die Stadt ohnedies von den Kaiserlichen stark angefüllt [war], hat man die Churbayerischen in die Neustadt losiert, wo sie etliche Tag[e] (beisammen) verblieben sind.

Den 29. November schrieb uns H[err] Oberst Lacron, daß der französische Ambassadeur, Freiherr von Arancourt [d’Avangour; BW], der sich auf seinen empfangenen Schuß [hin] in Eger (wiederumb) kurieren ließ, bei ihm um ein Fäßlein Weißbier angehalten habe, weshalb wir ihm ein Fäßlein auf einem Schubkarren überschicken sollten; was auch am 30. November geschehen ist.

Eodem – also am Tag Andreas – ist von Manzenberg eine starke bayer. Partei herab[ge]kommen. Weil sie wegen großen Schnees nit wohl hinten[her]um reiten konnten, hat man sie durch den Markt reiten lassen. Als diese kaum nach Oberredwitz gekommen [waren], kamen von Waldershof die Quartiermeister des H[errn] Grafen Brusse herabgesprengt, die für den Grafen und für 600 Pferde Quartier begehrten, da sie wegen des in Eger ankommenden Feindes wieder zurück- und hierher beordert worden seien. Wir haben sofort H[errn] Oberst de Lacron in Schriften gebeten, diese Völker von hier wieder abzufordern, da wir sonst abermal[s] verhindert würden, das (im Werk begriffene) Proviant nach Kinsberg zu schicken. Er hat uns hierauf in der Nacht wiederum(b) geschrieben, daß eine solche Quartierung für dieses Mal nit zu ändern gewesen wäre; doch habe er [auch] dem Grafen geschrieben, daß er morgenden Tags zufrühest von hier abziehen soll. Weil er aber zu den vorigen noch 30 Mann auf das Schloß Kinsberg gelegt habe, wolle er uns (v)ermahnt haben, unsere Portionen eilfertig dahinzuschicken. Andern Tags – den 1. Dezember also – ist der Graf Brusse nach gehaltenem Frühstück mit allem Volk auf[ge]brochen und hat den[selben] Weg, den er gekommen war, [auch hinzu] wieder genommen.

Eodem ist das Proviant nach Kinsberg auf 2 Wagen abgeführt worden: 300 Pfund Brot, 150 Pfund Fleisch, 4 Eimer Wein, 1 Maß Branntwein, 1 Buch[67] Papier, 30 Gulden an Geld, dazu Hafer(n), Heu und Streu“.[68]

[1] SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 98.

[2] Bernhard Herzog v. Sachsen-Weimar [16.8.1604 Weimar-18.7.1639 Neuenburg am Rhein], 1620 Mitglied Nr. 30 als „der Austrucknende“ der „Fruchtbringenden Gesellschaft“; CONERMANN, Die Mitglieder, S. 33, Teilnahme an den Treffen bei Wiesloch u. Wimpfen, 1623 bei Stadtlohn, 1625 Eintritt in dänische, 1631 in schwedische Dienste, April 1632 Beförderung zum General. In der Schlacht bei Lützen übernahm er nach dem Tod Gustav Adolfs v. Schweden den Oberbefehl über das schwedische Heer, als Donation erhielt er das Herzogtum Franken. 1635 Eintritt in französische Dienste, 1638 Sieg über die Kaiserlichen bei Rheinfelden, Dezember 1638 Einnahme v. Breisach. Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst; RÖSE, Herzog Bernhard der Große; DROYSEN, Bernhard von Weimar I, II; ACKERMANN, Herzog Bernhard von Weimar; ACKERMANN, Vom Feldherrn zum regierenden Fürsten ?

[3] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.

[4] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 92f.

[5] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[6] FRITSCH, Tagbuch, S. 167f.

[7] Köln; HHSD III, S. 403ff.

[8] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 221.

[9] Höchst [Stadt Frankfurt/M.]; HHSD IV, S. 226ff.

[10] Kronberg [Obertaunuskr.]; HHSD IV, S. 278ff.

[11] Sankt Goar; HHSD V, S. 328ff.

[12] Butzbach [Kr. Friedberg]; HHSD IV, S. 73f.

[13] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 221.

[14] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 221.

[15] Vgl. BRENDLE, Reichserzkanzler.

[16] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 302.

[17] Ilbenstadt [Kr. Friedberg]; HHSD IV, 242.

[18] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 221.

[19] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[20] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.

[21] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1647/10/8 a: Ferdinand III. an Croon (Corona), Prag, 1647 X 14.

[22] Tachau [Tachov]; HHSBöhm, S. 595ff.

[23] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1647/10/8 b: Ferdinand III. an Beltin, Kommandant von Waldsassen, Prag, 1647 X 14.

[24] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsakten 171, fol. 26-27: Croon (Corona) an Holzappel, Pilsen, 1647 XI 04.

[25] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsakten 171, fol. 125-126: Croon (Corona) an Holzappel, Wunsiedel, 1647 XI 25.

[26] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[27] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.

[28] Bärnau; HHSD VII, S. 73.

[29] Waldsassen [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 785ff.

[30] Umgeld: Verbrauchssteuer.

[31] Bad Königswart [Lázně Kynžvart, Bez. Eger]; HHSBöhm, S. 20f.

[32] Königsberg a. d. Eger [Kynšperk nad Ohří, Bez. Falkenau], HHSBöhm, S. 277f.

[33] Zitation: Ladung.

[34] Wunsiedel; HHSD VII, S. 836f.

[35] Zwischen 64, 14 – 68, 418 Liter.

[36] Ein im Egerland bis heute übliches Getreidemaß. 1 Kar = 8 bayr. Metzen = 32 Napf; 1 bayr. Metzen = 37, 06 l. 1 Kar fasste also 2, 9 hl. Beim Hafer wurde es zu 3, 08 hl. gerechnet.

[37] Ein offensichtlicher Lesefehler, gemeint ist Regimentsschultheiss.

[38] Hohenberg a. d. Eger; HHSD VII, S. 307f.

[39] Seeberg (seit 1950 Ostroh, Stadt Eger); HHSBöhm, S. 566f.

[40] Gemeint ist hier wohl Liebenstein [Libštejn, seit 1950 Libá; Bez. Eger]; HHSBöhm, S. 339f.

[41] Reichersdorf  [Hradiště, Ortsteil von Eger (Cheb)].

[42] Pograth [Podhrad, heute Ortsteil von Eger (Cheb)].

[43] Königsberg a. d. Eger [Kynšperk nad Ohří, Bez. Falkenau], HHSBöhm, S. 277f.

[44] Kinsberg [Hrozňatov, heute Ortsteil von Eger (Cheb)].

[45] Manzenberg, heute Ortsteil von Marktredwitz.

[46] BRAUN, Marktredwitz, S. 315ff.

[47] Mitterteich [LK Tirschenreuth]

[48] Waldsassen; HHSD VII, S. 785ff.

[49] Pfaffenreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[50] Reutlas; heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[51] Wölsau, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[52] Haag, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[53] Lorenzreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[54] Thölau, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[55] Meußelsdorf, heute Ortsteil von Markredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[56] Leutendorf, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[57] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].

[58] Sichersreuth, heute Ortsteil von Bad Alexandersbad [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[59] Weißenstadt; HHSD VII, S. 803f.

[60] Zwischen 64, 14 – 68, 418 Liter.

[61] Münchenreuth, heute Ortsteil von Waldsassen [LK Tirschenreuth].

[62] Wiesau [LK Tirschenreuth].

[63] Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, auch Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefecht oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein; Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten Scharmützel auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die sich in diesem kleinen Krieg hervortaten. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten.

[64] Kondrau, Ortsteil von Waldsassen [[LK Tirschenreuth].

[65] Schäube: die Scheibe (Scheube) Salz, eine Masse Salz, die in eine flache zylinderförmige Holzeinfassung gepresst und transportiert wird. Die Scheibe entsprach etwa einem Scheffel Salz = 17 Metzen = 119 Pfd. Kramgewicht. Zum Teil entsprach die Scheibe (Scheube) aber auch 1 ½ Zentner.

[66] Petschau [Bečov nad Teplou, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 443.

[67] Buch: Ein Buch Schreibpapier hat 24 Bogen, ein Buch Druckpapier 25 Bogen.

[68] BRAUN, Marktredwitz, S. 318ff.

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