Gotthard, N; Obristleutnant [ – ] Gotthard stand als Obristleutnant im Reiterregiment des Philipp Sadler von Salneck.
„Philipp Sattler, genannt von Salneck (in zeitgenössischen Quellen oft Sadler genannt), stammte aus einem angesehenen Kemptener[1] Geschlecht und war Diplomat, Oberst der Kavallerie und Kriegsrat in schwedischen Diensten. Geboren wurde er am 2. Dezember 1594 in Scheinfeld[2] in Franken als Sohn des Syndikus von Kempten, Zimprecht Sattler. Von 1610 an studierte er 3 Jahre lang in Tübingen,[3] ging dann auf Reisen und trat 1618 unter dem Kapitän Ehrenfried von Berbisdorf (bekannt als derjenige, welcher anläßlich des Prager Fenstersturzes mit der Muskete auf die fliehenden kaiserlichen Statthalter schoß) als gemeiner Reiter in das Leibregiment des Generalleutnants der böhmischen Stände Grafen Heinrich Matthias von Thurn in Prag. Um 1620 wurde er Sekretär dessen Sohnes, Franz Bernhard von Thurn, dessen Familie er nach der Schlacht am weißen Berg am 8. November 1620 nach Schlesien rettete. 1623 trat er zusammen mit diesem in die Dienste Gustav Adolfs von Schweden und machte sich bald als Geheimsekretär und Unterhändler des Königs verdient. Nach erfolgreicher Verhandlung zur Übergabe der Hafenstadt Pillau[4] im Jahr 1627 wurde ihm deshalb das Gut Salneck bei Uppsala verliehen. (Vergl. ADB 30, S. 413; Geijer III, S. 106, 124). In der Folge wurde Sattler zunehmend für diplomatische Missionen eingesetzt. Im März 1633 übernahm er das Reiterregiment des bereits vor der Schlacht von Lützen[5] erkrankten Wilhelm von Goldstein, konnte sich aber aufgrund seiner diplomatischen Verpflichtungen, beispielsweise nahm Sattler im Gefolge Oxenstiernas am Heilbronner[6] Konvent (19.-23.4.1633) und im Juni 1633 am ‚Consilium Formatum‘ in Frankfurt[7] teil, wenig um sein Regiment kümmern. Es wurde wohl die meiste Zeit von seinem Oberstleutnant Gotthard geführt und im Juli 1633 auf Anordnung Herzog Bernhards von Weimar in Bamberg[8] dem Reiterkorps Taupadel eingegliedert. Nach der Schlacht bei Nördlingen[9] (5./6. Sept. 1634), bei der er mit seinem Regiment teilnahm (es wurde wenig später aufgelöst), wurde Sattler vom Herzog Bernhard zum Kriegsrat der fränkischen Armee berufen. Im Jahre 1636 nahm er die gleiche Position unter dem Feldmarschall Hermann Wrangel in Pommern ein. 1639 wurde er von Königin Christine nach Schweden berufen, wo er am 29.4.1641 nach kurzer Krankheit in Stockholm starb. (u. a. ADB 30, S. 413; Theatr. Europ. IV, S. 619)“.[10]
Im Herbst 1633 geriet er in kaiserliche Gefangenschaft. „Ihr ‚Waterloo‘ sollten die Regimenter Steinau, Sattler und Rosen im Herbst 1633 erleben, als sie, wie wir später erfahren werden, am 11. Oktober von Johan[n] von Wert[h] in dem Flecken Alesheim[11] bei Weißenburg[12] überfallen wurden. Die drei Regimenter hatten dabei insgesamt mehr als 500 Tote zu beklagen. Am schlimmsten wurde das Steinau’sche Regiment getroffen. Oberst Wolf Adam von Steinau selbst wurde dabei ‚in den Leib geschossen und lagzu Ansbach‘, sein Oberstleutnant (Hans Otto ?) von Schaumberg, sein Obristwachtmeister Geyer und der Rittmeister Truchseß fielen, zudem wurden ’25 vom fränkischen Adel‘ getötet. Die Regimenter Rosen und Sattler verloren 7 Standarten. Der Sattler’sche Oberstleutnant Gotthard wurde gefangen. (Heilmann II, S. 439; Lahrkamp/Jan von Werth, S. 27; Soden II, S. 301)“.[13]
„Sperreuter hörte in der Folge nicht auf den gutgemeinten Rat des Grafen (Philipp Reinhard von) Solms, seine Truppen ins Nördlinger Ries zu führen, sondern wies seinen Regimentern neue Quartiere zwischen Gunzenhausen[14] und Weißenburg an. Als Johann von Werth dies in Erfahrung brachte, rückte er am Dienstag, den 11. Oktober gegen 1 Uhr mittags mit 16 Cornets Kavallerie, unter ihnen die Regimenter Manteuffel, Busch und einige Kroaten, auf die im Flecken Alesheim liegenden Reiterregimenter ‚Steinau, Rosa und Sadler‘. Obwohl Sperreuters Regimenter gewarnt worden waren und noch zu Pferde kommen konnten, waren sie der Übermacht nicht gewachsen und hatten insgesamt über 500 Tote zu beklagen. Die Regimenter Rosen und Sattler verloren 7 Standarten und der Sattler’sche Oberstleutnant Gotthard wurde gefangen. Oberst Steinau wurde schwer verwundet nach Ansbach[15] transportiert. Sein Oberstleutnant (Hans Otto ?) von Schaumberg, Obristwachtmeister (Major) Geyer und Rittmeister Truchseß waren gefallen. Die gesamte schwedische Bagage mußte den Bayern preisgegeben werden. Auch die bayerischen Reiter hatten erhebliche verluste, u. a. wurde der Oberst Eberhardt von Manteuffel schwer verwundet. Nach einem Brief (vom 12.10.) des Hans Jakob von Syrgenstein, Hofmeister des nach Ingolstadt[16] geflohenen Eichstätter[17] Bischofs Johann Christoph von Westerstetten, ist bei dem Überfall ‚Herr Obrister Montaiffel gefehrlich durch den Hals geschossen worden‘ (HStAM, Dreißigjähriger Krieg, Akten 328, Bl. 6). Manteuffel starb am 16. Oktober. Oberst Sperreuter selbst hatte mit einigen Kompanien Reitern und dem Fußregiment Schenck und Tiefenhausen seine Quartiere zwischen Ansbach und Gunzenhausen genommen und konnte so dem Überfall entgehen. Herzog Bernhard war über die laufenden Mißgeschicke seines Eichstätter Statthalters derart erbittert, daß er ‚ihn weder sehen, noch von ihm hören, ja selbst das Kommando ihm nehmen wollte‘. (Soden II, S. 301, 307)„.[18]
[1] Kempten (Allgäu); HHSD VII, S. 352ff.
[2] Scheinfeld [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 662.
[3] Tübingen [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 801ff.
[4] Pillau [Baltijsk, Kr. Samland]; HHSPr, S. 170ff.
[5] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.
[6] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.
[7] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[8] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.
[9] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff. Die zurzeit beste und ausführlichste Darstellung der Schlacht findet sich bei ENGERISSER; HRNČİŘİK, Nördlingen.
[10] ENGERISSER, Von Kronach, S. 171f. (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).
[11] Alesheim [LK Gunzenhausen-Weißenburg].
[12] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.
[13] ENGERISSER, Von Kronach, S. 173.
[14] Gunzenhausen [LK Gunzenhausen-Weißenburg]; HHSD VII, S. 260f.
[15] Ansbach; HHSD VII, S. 26ff.
[16] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[17] Eichstätt [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 160ff.
[18] ENGERISSER, Von Kronach, S. 196f.