Goëssen [Goëss; Gois], Johann Franz de Trooch Freiherr von

Goëssen [Goëss; Gois], Johann Franz de Trooch Freiherr von; Reichshofrat, Diplomat [1611 Brüssel-10.10.1696 Rom] Johann Franz de Trooch von Goëssen [Goëss; Gois] war kaiserlicher Reichshofrat und Diplomat der Habsburger Kaiser Ferdinand III. und Leopold I., nachmals Fürstbischof von Gurk und Kardinal.

Aus Schweinfurt[1] wird 1645 berichtet: „Ein Schreiben von dem Erzherzoge[2] an die ausschreibenden Fürsten, darin sie nochmals erinnert wurden, die Stadt Schweinfurt zu schonen und dieselbe nicht ruiniren zu laßen, wurde ihnen durch den Commißär Beierlein, der auch zugleich an sie schrieb, zugeschickt.

Ob nun gleich der Erzherzog die Erleichterung der Stadt verlangte, meldete sich doch den 12. Nov. ein Abgeordneter von dem Herzoge, Baron de Gois,[3] bey E. Rathe an, und begehrte für gedachten Erzherzog von der Stadt 60 Pferde, oder Geld für so viele Pferde. Weil man aber solches nicht einwilligen konnte, verlangte er 30 Pferde, zulezt auch, statt dieser, Getreide. Man stellte ihm aber vor, daß hiesige Stadt über die ihr angewiesenen Römerzüge bereits 36,000 fl. mehr bezahlt habe, als sie schuldig gewesen sey; auch die jetzige Garnison die Stadt täglich 115 fl. koste, deßwegen man hoffe, man werde nichts mehr von ihr verlangen können.

Sollte aber den Ständen etwas auferlegt werden, so wäre die Stadt bereit, ihren sie treffenden Antheil gerne zu geben. Darüber erzürnte sich der Abgeordnete heftig, stieß Drohworte aus und reiste wieder ab. Der Rath entschuldigte sich hierauf schriftlich bey dem Erzherzoge und verehrte seinem Canzler, D. Kaltschmidt,[4] 100 Rthlr.“.[5]

Er wurde am 18.4.1654 zu Regensburg im Reichsfreiherrenstand bestätigt und nannte sich später nur noch Freiherr von Goëss. Er erhielt das Böhmische Inkolat am 7. November 1668.

Von ihm stammt die Schrift: „Der Türckische Feldzug / Anno 1663. Oder Warhafftiger gründlicher Bericht / von der Türckischen Armee / welche und wie viel Bassen solche geführet/ wie stark dieselbe von Belgrad abmarschiret / und was mit selbiger biß zu des Käyserl. Legatens H. Baron de Gois Abreise / denkwürdiges passiret. Samt einer Beschreibung der fürnehmsten Personen bey der Türckischen Armee; Auch Einer Lista / derer … gefangenen Christen / Von einer beglaubten Person / welche aller Orten mit gegenwärtig gewesen/ mit Fleiß beschrieben und auffgezeichnet“. o. O. 1664.[6]

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[1] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[2] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien] Bischof v. Straßburg (1625-1662) u. Passau (1625-1662), Erzbischof v. Magdeburg (1629-1635), Olmütz (1637-1662), Breslau (1655-1662) u. Halberstadt (1627-1648), Administrator v. Hersfeld, Fürstabt v. Murbach u. Lüders, Hoch- u. Deutschmeister (1641-1662), Generalstatthalter der Spanischen Niederlande (1646-1656), Oberbefehlshaber über die kaiserlichen Truppen u. kaiserlicher Generalissimus (seit 1639). 1640 Siege über die schwedischen Truppen in Böhmen u. Niedersachsen, Frühjahr 1641 militärische Erfolge in der Oberpfalz u. Entsatz Regensburgs mit Rückzug Johan Banérs, am 2.11.1642 Niederlage in der 2. Schlacht bei Breitenfeld u. Niederlegung des Oberkommandos, 1645 neuerliche Ernennung zum kaiserlichen Oberbefehlshaber u. Abgabe der Erzbistümer Magdeburg u. Bremen, Spätherbst 1646 Ernennung zum Generalstatthalter der Spanischen Niederlande durch Philipp IV., 30.1.1648 Frieden Spaniens mit der Republik der Vereinigten Niederlande, 20.8.1648 Niederlage in der Schlacht bei Lens, 21.1.1656 päpstliche Bestätigung der Wahl Leopold Wilhelms zum Bischof v. Breslau 1655, 1656 Niederlegung des Amtes des Generalstatthalters. 1657 versuchten einflussreiche katholische Kreise, Leopold Wilhelm für eine Kaiserkandidatur zu gewinnen. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation v. SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[3] Johann Franz de Trooch Freiherr v. Goëssen [Goëss; Gois] [1611 Brüssel-10.10.1696 Rom], Reichshofrat, Diplomat.
[4] Dr. Johann Baptist Kaltschmidt v. Eisenberg [ – 1662], Kanzler.
[5] MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 608f. (Datierung nach dem a. St.).
[6] VD17 3:011695U.
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