Gent, Wallraven [Walram, Walrab] Baron von

Gent, Wallraven [Walram, Walrab] Baron von; Obrist [1580 – 1644] Gent stand 1614 noch in kurbrandenburgischen Diensten.

„Im Jahre 1614 wurden aus Anlaß der erneuten Jülichschen Händel geworben: Oberst Walrab v. Gent, ein Arkebusierreiter-Regiment von 7 Kompagnien, darunter eine Kompagnie als ”Leibgarde” des Statthalters, nachmaligem Kurfürsten Georg Wilhelm bezeichnet, 386 Mann, eine Kompagnie Leibgarde zu Fuß, 174 Mann“.[1]

Er führte dann ein Regiment im Dienst der Generalstaaten.

Anfang Februar 1622 lagen pfalz-neuburgische Truppen unter Generalkriegskommissar Olcea (Olchoa) und Gomez de la Torre vom Regiment Bergh in der Grafschaft Mark und versuchten vergeblich staatische Söldner des Regiments Baron von Gent aus der Burg Altena[2] zu vertreiben. Ab Mai 1622 wurde die Anlage unter Fürst von Falkenburg von lothringischen und pfalz-neuburgischen Soldaten belagert; am 24.5. erfolgte die Übergabe.

1625 war Gent holländischer Kommandant in Hamm.[3] „Am Fastnachtsdienstag, den 11. Februar 1625, wurde Soest[4] zum vierten Mal überfallen. Weil hier nur eine kleine spanische Besatzung lag, wurde der holländische Kommandant von Hamm, Baron de Gent, verursachet … , unvermutet die Mauren zu Soest übersteigen zu lassen und die Hispanischen teils zu töten und gefangen zu nehmen, wobei auch viele Bürgerhäuser ausgeplündert worden, hernach aber gute Ordre ins fünfte Jahr darin gehalten, daß sich … die Stadt in etwa erholet‘. De Gent nahm Soest im Namen des Brandenburger Kurfürsten in Besitz. Am 15. Februar erneuerte der Rat den 1609 beiden Possedierenden geleisteten Eid vor vor den brandenburgischen Räten, die aber versprachen, daß die Rechte des pfalz-neuburgischen Miterben nicht damit berührt seien. Gegenreformatorische Bestrebungen, die die Spanier eingeleitet hatten, wurden rückgängig gemacht, in der Börde evangelische Pfarrer wieder eingesetzt, wo die Spanier sie vertrieben hatten. Der neue Kommandant hielt dem Soester Rat sofort vor, daß Soest in den letzten Jahren 2.700 Rt. Kontributionsgelder an die Brandenburger in Hamm schuldig geblieben sei, denn Soest war vor der Eroberung durch die Spanier vom Landtag der Grafschaft Mark verpflichtet worden, sich an solchen Zahlungen mit einer bestimmten Summe zu beteiligen. Die Soester entgegneten ihm, sie hätten bereits insgesamt über 40.000 Rt. bezahlt, nicht gerechnet die vielen tausend Reichstaler, die die Rentmeister den Einwohnern für die Verpflegung der Soldaten noch erstatten müßten. Nur waren diese Gelder in die Tasche des Gegners und nicht in die des Brandenburgers oder seiner Verbündeten geflossen. Der Rat erklärte sich schließlich bereit, im Mai 900 Rt. zu bezahlen.

Damit gaben sich die brandenburgische Räte nicht zufrieden. Im Juli wurde der Stadt wegen dieser schuldiggebliebenen Kontributionsgelder hart zugesetzt. Mehrere Kompanien Reiter zogen durch die Bördedörfer, trieben Gelder ein und nahmen Pferde, Rinder und Schafe. Einige Bördeeinwohner, so auch der Pastor zu Dinker,[5] Heinrich Meyer, wurden als Geiseln verschleppt“.[6]

„Als die Spanier 1625 ihre Hauptmacht zur Belagerung von Breda[7] aus Westfalen abgezogen hatten, eroberte der brandenburgische Oberst von Zoppenbroich Unna,[8] Kamen[9] und Lünen,[10] und Oberst von Gent nahm Soest, Bielefeld[11] und Herford[12] ein. Bei der Eroberung Bielefelds bediente er sich einer List: Soldaten in Frauenkleidern gingen abends unerkannt in die Stadt und öffneten in der Nacht die Tore. Als er auch den Sparrenberg[13] belagerte, wurde er von Landvolk unter Rembert von Kerssenbrock auf Brinke unterstützt. Doch als Tilly nahte, mußte die Belagerung abgebrochen werden. Oberst von Gent zog sich zurück und die Bauern mußten für ihre Erhebung büßen“.[14] In der Hannover’schen[15] Chronik heißt es dazu: „Als Tilly vernommen, daß das Königsche Volk dem Weserstrom sich näherte, hat er sein Volk in Hessen, in der Wetterau[16] und der oerter versammlet und sich aus Hessen zu Felde begeben ins Stift Paderborn,[17] das Schloß Sparenberg, weil der Stadische Obrister Gent die Spanischen darin belagert, auf Anhalten der Belagerten mit 8000 Mann zu Roß und Fuß durch den Obristen Erwitte entsetzet“.[18]

„Die niederländisch-brandenburgische Besatzung unter Baron de Gent, für die die Rentmeister noch 1630 fast 2.000 Mark bezahlen mußten, übergab am 31. März 1631 dem Rat wieder die Schlüssel der Stadttore und verließ mit drei groben Geschützen Soest. Der Wunsch des Rates, der allmächtige Gott wolle alles zum besten schicken und den eine geraume Zeit von Jahren sehnlich erwünschten Frieden weiter gnädiglich fortsetzen, trat nicht ein, wie der Stadtschreiber hinzusetzte: Ein Regiment nach dem anderen des kaiserlichen und katholischen Bündnis Kriegsvolk hat in dieser Börde das Quartier genommen, und aus dieser Stadt Proviant und allerhand Notdurft verschafft werden mußte. Die der Grafschaft Mark und somit auch Soest vom Kaiser 1630 garantierte Neutralität hatte keine Bedeutung.

Da die Soester unter der niederländisch-brandenburgischen Besatzung nicht besonders gelitten hatten, wurde der Kommandant Baron de Gent vom Bürgermeister und dem Ziesemeister auf der Rentkammer freundlich verabschiedet. Man verzehrte ein halbes Pfund Butter für 3 Schilling (ß), dreieinhalb Pfund holländischen Käse für 14 ß und für 9 ß Brot, insgesamt für 2 Mark 2 ß. Getrunken wurde Wein, der 25 Mark und 10 ß kostete“.[19]

[1] http://www.grosser-generalstab.de/regiment/bredow/bw001.html.

[2] Altena [LK Märkischer Kreis]; HHSD III, S. 17f.

[3] Hamm in Westfalen; HHSD III, S. 286ff.

[4] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.

[5] Dinker, heute Ortsteil von Welver [LK Soest].

[6] WIDDER, Soest Bd. 3, S. 782f.

[7] Breda [Niederlande, Prov. Nord-Brabant].

[8] Unna; HHSD III, S. 726ff.

[9] Kamen [LK Unna]; HHSD III, S. 377f.

[10] Lünen; HHSD III, S. 486f.

[11] Bielefeld; HHSD III, S. 73ff.

[12] Herford; HHSD III, S. 312ff.

[13] Sparrenburg [Stadt Bielefeld]; HHSD III, S. 73.

[14] TESKE, Bürger, S. 76f.

[15] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[16] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.

[17] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.

[18] JÜRGENS, Chronik, S. 363.

[19] WIDDER, Soest Bd. 3, S. 788.

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