Fries, N

Fries, N; Obrist [ – ] Fries führte eines der weimarischen Regimenter in der französischen Armee.

„Am 10. September [1646] kam ferner ein Schreiben des französischen General-Commissarius Tracy nach Lauingen,[1] in welchem der Stadt befohlen wurde, bei Vermeidung der äussersten Kriegsexecution unfehlbar in 2 Tagen aus dem bereitliegenden Mehl 60,000 Pfd. Brot backern zu lassen. Um diesem Befehl nachzukommen, musste der Rat erst die Mühlen reparieren lassen. Die Bürgerschaft hatte eine halbe Contributionsanlage dazu zu leisten und musste überdies noch die notwendigen Küchenspeisen liefern (Rats-Protocoll).

Es war nur ein zweifelhafter Trost, dass Vitus Pistorius, Schreiber am Landgerichte Höchstädt,[2] an diesem Tage (10. Sept.) eine königlich französische und schwedische Salva-Guardia brachte. Denn man wusste ja schon zur Genüge, welchen Wert derartige Versicherungen hatten.

Die Turenne-Weimarische Armee war im Anmarsche. Am 11. Sept. stand sie in Aalen,[3] am 12. Sept. in Heidenheim,[4] am 13. Sept. in Brenz.[5] Am 14. Sept. zog die Armee durch Lauingen über die Donaubrücke gegen Augsburg,[6] am 15. Septbr. war das Hauptquartier in Holzheim.[7] In Lauingen blieben 2 Regimenter, das Fries’sche und das Bönigkhaus’sche [Bönninghausen; BW], als Besatzung liegen. An Stelle des letzteren rückte am 14. Oktober das Montos’sche [Montausier; BW] Regiment ein. Diese Garnison blieb bis zum 14. Mai [1647] und kostete die Stadt über 100,000 fl., also ungefähr in einem halben Jahre soviel als die 12 vergangenen Kriegsjahre aufgebraucht hatten. Ausserdem musste die Stadt sofort 250 graue gefütterte Mäntel anfertigen lassen. (Am 6. Oktober wurden 200 Mäntel und 200 Paar Schuhe abgeliefert). Zur Bestreitung dieser Kosten und zum Unterhalte der Garnison wurde von Tracy die Markgrafschaft Burgau und die Städte Gundelfingen[8] und Günzburg[9] mit zwei Dritteln des Betrags assigniert. In diesen Herbstmonaten 1646 war Lauingen ganz überfüllt mit Landvolk, namentlich aus den jenseits der Donau gelegenen Orten: Holzheim, Glött,[10] Zusamaltheim,[11] Mindelaltheim,[12] Baumgarten[13] u. s. w. Die Sterblichkeit war infolge dessen sehr gross. Von den im Spital untergebrachten verwundeten Franzosen starben von September bis Dezember 105 Mann, ausserdem 33 Soldatenweiber.

Da die Stadt die Mittel zur Unterhaltung einer so starken Garnison unmöglich auf die Länge herbeischaffen konnte und zudem noch mit Fuhren und Schanzen sehr in Anspruch genommen war, so richtete sie am 28. Sept. an den Landesherrn die Bitte, man möchte für sie um eine Sublevation intervenieren. Herzog Wolfgang Wilhelm liess am 1. Oktober wissen, man möge noch warten, bis Tracy komme. Turenne habe den Erbprinzen Zusagen gemacht. Man werde auch mit dem Kommandanten von Donauwörth[14] reden, damit Höchstädt eine Beihilfe leiste. Allein am 13. Oktober schrieb Vitus Pistorius von Höchstädt, man könne betreffs der Sublevation noch nichts Gewisses sagen, bis Augsburg vorüber sei. Wann dieses falle, dann würden die Klagen von selbst ein Ende nehmen.

Zu Lauingen wurde unablässig an der Befestigung der Stadt gearbeitet. Der Kommandant war jedoch mit dem Fortschritte dieser Arbeiten nicht zufrieden. Am 30. November gab er den Befehl: Nachdem die Stadt, ohne die hineingeflohene Bauernschaft bis in die 400 Rauch (= Haushaltungen) zähle, aber nur 30 Personen und dazu meistens Kinder zum Schanzen stelle, so müssten für die ausgebliebenen 100 Arbeiter von Höchstädt nunmehr 100 Arbeiter von der Stadt gestellt werden.

Statt einer Erleichterung bekam die Stadt am 20. Dezember auf Befehl des Marschalls Turenne (gegeben im Hauptquartier zu Weissenhorn[15]) noch 2 Kompagnien Dragoner. Eine davon wurde am 25. Dezember nach Dillingen[16] gelegt. (Tracy stellte dafür folgende Verpflegungsordre auf, gegeben im Hauptquartier Waldsee[17]):

Capitain                     täglich 6 Rationen u. 1 Reichst. Servis,

Leutnant u. Fähnrich       “    4     “           “   1/2   “        “

Sergeant                          “    3     “          “   1/4   “        “

Corporal                           “    2     “          “   3 Batzen   “

Gefreite                            “    1 1/2 “        “   1 1/2 “       “

Gemeine                          “    1     “          “   1       “       “

1 Ration = 2 Pfd. Fleisch, 3 Pfd. Brot, 1 Mass Bier, 20 Pfd. Heu und 4 kleine Mässle Haber. Die andere Kompagnie sollte nach Schwäbisch-Gmünd[18] verlegt werden, allein der Kommandant von Lauingen liess dies nicht zu.. Am 28. Dezember beklagt sich der Rat in einem Bericht an den Herzog Wolfgang Wilhelm, die Stadt sei durch den Unterhalt der Garnison en Geld, Futter und andern »vivers« so erschöpft, dass die Bürger, wenn nicht baldige Hilfe käme, Haus und Hof verlassen müssten.

Am 25. Dezember wurden von Tracy die 3 Städte Heidenheim, Giengen[19] und Gundelfingen zum Unterhalte des Fries’schen Regiments nach Lauingen assigniert. Giengen musste beispielsweise vom 25. Dezember 1646 bis 17. Februar 1647 1191 fl. 40 kr. und vom 18. bis 27. Februar weitere 150 fl. liefern. Doch lässt sich leicht denken, dass die Beitreibung dieser Summen in jenen schweren Zeiten nicht so regelmäßig erfolgen konnte.

Zum Beginn  des neuen Jahres kamen Schreiben von Turenne und Tracy (dat. im Hauptquartier Waldsee, 1. Jan.) des Inhalts, man könne die 2 Dragoner-Kompanien nicht abführen lassen. Dafür werden die Städte Schwäbisch-Gmünd und Dillingen, wohin dieselben ursprünglich bestimmt waren, zu deren Unterhaltung assigniert. Dillingen musste vom 1. März an monatlich 1200 fl., Schwäbisch-Gmünd 1000 fl. nach Lauingen liefern. Die Stadt Lauingen richtete am 24. Februar neuerdings an Turenne und Tracy ein Memorial mit der Bitte um Verminderung der Garnison, deren Unterhalt monatlich ohne Futter und Servis 10180 1/2 fl. kostete. Auch beschwerte sich die Stadt, dass die assignierten Stände, nämlich das Domkapitel zu Augsburg, die Ritterschaft, Giengen und Gundelfingen und die Grafen Fugger, mit der Entrichtung ihrer Contributionen sehr im Rückstande seien und sich stets mit ihrer Unvermögenheit entschuldigten. (Das Domkapitel hatte monatlich 300 Reichstaler beizusteuern, die Ritterschaft 400 Rtlr.; die Fugger hatten noch keinen Heller geschickt).

Die beiden Regimenter wurden täglich durch neuangeworbene Mannschaften verstärkt, so dass die Last immer drückender wurde. Man schickte vom Rate Deputation auf Deputation, die den französischen Generälen mit beweglichen Worten und Schreiben die Not der Stadt vorstellen mussten, allein es war nichts zu erreichen. Der Dekan Georg Pistorius scheute die Mühe und Gefahr öfterer Reisen in das französische Hauptquartier nicht, um sich seiner bedrängten Gemeinde anzunehmen, allein auch er erhielt nur höfliche Versprechungen. So schreibt am, 10. März ein gewisser Adieudonné, sobald in Ulm[20] der Stillstand beschlossen sei, »welches sich auf den 6. August beruht«, werde man der Stadt ein Regiment abnehmen. Der Herr Dechant möge nur wieder heraufkommen; je öfter man sich »Überlasts halber« beklage, desto besser sei es.

Am 27. März erhielt wirklich das das Fries’sche Regiment von Turenne Befehl, aufzubrechen und in guter Ordnung nach dem nächsten Dorfe zu marschieren, allwo sie weitere Befehle abwarten sollten“.[21]

„Ferner überrumpelten die Spanier in der Nacht zum 26. Sept. [1648] Deidesheim,[22] wo sich neben anderen ‚4 Standartenreiter vom Regimente Fries‘ gütlich thaten. Der französische Major ‚goß unterschiedliche Reden aus, als hätten die Bürger davon einige Kenntnis gehabt‘. Um dem Major ’seine Imagination zu nehmen‘, ließen sich die fürstbischöflichen Räte vom frankenthaler[23] Kommandanten [Frangipani; BW] ein Zeugnis ausstellen, ‚daß die speierischen Untertanen seinen Parteien eher etwas zu Nachteil als zu Vorteil verrichteten‘. Gleichwohl bestanden sowohl der Major als Kommissär Leblanc darauf, daß die armen Deidesheimer Schadensersatz leisteten“.[24]

[1] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.

[2] Höchstädt a. d. Donau [LK Dillingen]; HHSD VII, S. 301f.

[3] Aalen [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 2ff.

[4] Heidenheim a. d. Brenz [LK Heidenheim]; HHSD VI, S. 312f.

[5] Brenz [Sontheim a. d. Brenz, LK Heidenheim]; HHSD VI, S. 115f.

[6] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[7] Holzheim, erwähnt unter Göppingen [LK Göppingen], HHSD VI, S. 261.

[8] Gundelfingen a. d. Donau [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 257ff.

[9] Günzburg (Schw.); HHSD VII, S. 259.

[10] Glött [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 237.

[11] Zusamaltheim [LK Dillingen a. d. Donau].

[12] Mindelaltheim, heute Ortsteil von Dürrlauingen [LK Günzburg].

[13] Baumgarten, heute Ortsteil von Aislingen [LK Dillingen a. d. Donau].

[14] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[15] Weißenhorn [LK Neu-Ulm]; HHSD VII, S. 801f.

[16] Dillingen a. d. Donau; HHSD VII, S. 140f.

[17] (Bad) Waldsee (LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 49ff.

[18] Schwäbisch Gmünd [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 720ff.

[19] Giengen a. d. Brenz [LK Heidenheim]; HHSD VI, S. 253ff.

[20] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.

[21] RÜCKERT, Lauingen II, S. 38ff.

[22] Deidesheim [Kr. Neustadt a. d. W.]; HHSD V, S. 71.

[23] Frankenthal; HHSD V, S. 100ff.

[24] BAUR, Fürstentum Speier, S. 57.

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