Freiberg [Freyberg, Freibergk, Freiberger, Freyiunger, Freiburg, Freyburg, Freyburger, Greyberg], Albrecht [Albert] von

Freiberg [Freyberg, Freibergk, Freiberger, Freyiunger, Freiburg, Freyburg, Freyburger, Greyberg], Albrecht [Albert] von; Obrist [ -nach 1635] Der aus dem Braunschweigischen stammende Albrecht [Albert] von Freiberg [Freyberg, Freibergk, Freiberger, Freyiunger, Freiburg, Freyburg, Freyburger, Greyberg][1], 1630 noch Artilleriehauptmann, war 1632 kaiserlicher Obristleutnant der Artillerie,[1a] als er Oschatz eroberte.[2] Das Jahr „1632 vermehrte jedoch die Kriegsdrangsale für unsere Stadt [Oschatz; BW] und die umliegende Gegend. Nach dem Abmarsch des Schwedischen Regiments Steinau, das vom 1. bis 12. August hier verweilt hatte, ward eine Bürger-Miliz errichtet und ihr ein Wachtmeister vorgesetzt; auch wurden auf dem Thurme noch besondere Wächter angestellt, welche auf die Annäherung feindlicher Truppen Acht haben sollten. Was man besorgte, geschah. Kaiserliche Croaten,[3] die mit mehrern andern Corps bereits im August über Annaberg[4] nach Sachsen gedrungen waren, fielen den 12. October die Stadt an, zerhieben die Schläge an dem Strehlaischen und Hospital-Thore, jagten die Bürgerwachen in den Zwinger und tödteten von ihr in der ersten Hitze alles, was sich nicht durch die Flucht zu retten vermochte. Der Stadtrath Vogel und mit ihm 12 Bürger verloren an diesem angstvollen Tage ihr Leben, eine weitaus größere Anzahl ward verwundet, und Mancher sank durch den Schreck in die Arme des Todes. Bei und nach dieser blutigen Scene nahm eine allgemeine Plünderung überhand, wobei weder Kirchen, noch Schulen, noch Rathhaus verschont blieben. Die Stadtkirche allein verlor dabei alle Ornate, Meßgewande, 10 Kelche und eine große silberne Kanne, auch wurden andere Sachen, die von manchen Einwohnern dahin in Sicherheit gebracht worden waren, entwendet. Nach eingetretener Ruhe legte der Kaiserliche Oberst-Lieutenant, Albrecht Freiberger, von Mahlis[5] aus, wo er sein Quartier hatte, eine sogenannte Salve-Garde[6] in die Stadt, und eine besondere noch in die Apotheke. Jene, die etliche Wochen hier lag, verursachte der Stadt viele Kosten. Dabei mußte sie noch Bier und Brot nach Mahlis, Grimma[7] und Altenburg[8] liefern. Nach dem merkwürdigen Haupttreffen bei Lützen[9] am 6. November, worin die Schweden zwar einen vollkommenen Sieg erkämpften, aber auch ihren vortrefflichen König verloren, mußte sich der Kaiserliche General von Wallenstein[10] nach Böhmen zurückziehen und ganz Sachsen, so wie unsere Gegend, ward noch vor dem Ende des Jahres von den Feinden geräumt“.[11]

Er war 1633/34 kaiserlicher Obristleutnant eines Fußregiments unter dem kaiserlichen Generalwachtmeister Hans Ulrich von Schaffgotsch,[12] welches er 1634 als Obrist übernahm, und in die Wallenstein’sche Rebellion verwickelt.

„Zwar, die große Meuterei im Heer, die sie gefürchtet hatten zu Wallensteins Lebzeiten und jetzt immer noch fürchteten, die blieb aus, dank, sei es der Energie der Führer, oder der Müdigkeit und dumpfen Gleichgültigkeit der Geführten. Zu Akten der Rebellion kam es. Sie waren nicht stark genug, um zu etwas Wirksamem zusammenzuwachsen, sie ängstigten die neuen Herren als Symptom. Einer der beiden Obersten, die nach Wallensteins Flucht zuerst die Stadt Pilsen[13] besetzt hatten, Tavigny, wurde bald danach von seinen Soldaten erschossen, man kennt die Umstände nicht. Man kennt nur ein wenig genauer den Versuch eines Aufstandes und Umsturzes, den der Oberstleutnant Freiberger spätestens am 2. März in Troppau[14] unternahm. Freiberger war ein Lutheraner aus Braunschweig, ein Gehilfe und Freund des Grafen Schaffgotsch. Ihm stand als kaiserlicher Kriegskommissar ein gewisser Lilienfeld zur Seite, auch Schneider genannt, ein Böhme und zurückgekehrter Emigrant. Jedenfalls wußte Freiberger noch nichts von Wallensteins Katastrophe. Er glaubte in seinem Sinn, er glaubte im Sinn des Pilsener Schlusses zu handeln, als er sein Manifest an alle Stände Oberschlesiens richtete: Daß der Kaiser die evangelische Religion ausrotten wolle, sei nun sonnenklar; der Herzog von Friedland ziele auf nichts anderes als dahin, das Römische Reich wieder in seinen alten Flor zu setzen und alle bei ihren Freiheiten zu erhalten; darum habe der dem König von Frankreich, den großmächtigen Staaten der vereinigten niederländischen Provinzen und der Krone Schweden sich angeschlossen; den Deutschen, den Böhmen, den Schlesiern obliege es, ein Gleiches zu tun. Hilfe sei unterwegs, die Schweden, die Sachsen. Hilfe hätten die oberschlesischen Stände selber zu geben, Geld und Proviant und bewaffnete Männer; die Kaiserlichen aber und die kaiserlich Gesinnten mit Freuer und Schwert zu verfolgen. Es waren Fragmente von fünf Regimentern beteiligt, Schaffgotsch, Morzin, Böhm, Trčka, Max Waldstein. Es wurden Geiseln genommen, Adelige und Bürgerliche, denen man nicht traute. Es gab auch solche, den man wohl trauen durfte, tschechische und deutsche Protestanten, Adel, Bürgertum, Landvolk. Vivat Friedlandus, der längst tot war, vivat der König von Frankreich, der römischer Kaiser werden sollte. Natürlich kam Hilfe von nirgendwo. Natürlich war der Aufstand ins Irrtümliche, Blinde, Isolierte, Illusionäre unternommen. Natürlich waren die Kaiserlichen, die unter dem General Goetz[15] gegen Troppau heranrückten, die Stärkeren. Bis zum 18. März konnte Freiberger sich in der Festung halten, dann sah er ein und gab auf. Man war in Wien klug genug gewesen, das Gnadenspiel zu wiederholen, das man vorher im Großen getrieben hatte: es sollten später alle Verführten pardonniert werden, nur die bösesten Verführer keineswegs.

Eine Bagatelle. Die Tragödie von ein paar Leutchen, die zu erforschen kein Historiker für wert befunden hat. Freibergs Quixoterie galt einem Traum-Wallenstein; galt ihm, so wie man in Wien nun seinen Charakter zeichnete. Wäre er aber der gewesen, der er nicht war, der große, großartig planende Rebell, so zeigt der Aufstand von Troppau, daß er kämpferische Gefolgschaft hätte finden können; in Schlesien mehr davon als in Böhmen“.[16]

„Einerseits wurde in den ersten Märztagen in Wien bekannt, daß sich ein Infanterieregiment in Schlesien im offenen Aufstand gegen den Kaiser befand. Nach der Verhaftung des kaiserlichen Obristen Schaffgotsch hatten Oberstleutnant Albrecht Freiberg und Kriegskommissar Samuel Schneider von Lilienfeld am 1. März die militärische Kontrolle über die Stadt Troppau übernommen und mehrere vornehme kaiserliche Räte und Offiziere gefangennehmen lassen. Am 3. März veranlaßten sie – in Unkenntnis der Ereignisse von Eger – , daß die in Troppau zusammengezogenen kaiserlichen Truppen sowie Rat und Gemeinde dieser Stadt auf den Herzog von Friedland und seine confoederierten vereidigt wurden. Die Reaktion des Kaiserhofs auf die Troppauer Vorgänge von Anfang März glich der auf den Ersten Pilsener Revers vom 13. Januar in Inhalt und Form. Am 13. März erließ der Kaiser ein Patent, in dem die Übergabe der Stadt angeordnet wurde; zugleich wurde darin allen in Troppau stationierten Soldaten versichert, daß ihr Verhalten keine strafrechtlichen Folgen haben werde. Ausdrücklich von dieser Amnestie ausgenommen wurden jedoch Oberstleutnant Freiberg und Kriegskommissar Schneider als ofenbahre patriae proditores und eydtvergeßne leuth.

Der Troppauer Aufstand konnte zwar binnen Wochenfrist beigelegt werden. Am 19. März kapitulierten Freiberg und Schneider vor den heranrückenden Truppen des kaiserlichen Generals Götz, der den Hauptverantwortlichen, Kommissar Schneider, neun Tage später auf dem Marktplatz von Troppau hinrichten ließ. Allerdings konnte die Wiener Regierung zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausschließen, daß die rasch verbreitete Nachricht vom Troppauer Aufstand in anderen Truppenteilen Schule machen und daß die in der Nähe liegenden schwedischen und sächsischen[17] Regimenter in irgendeiner Weise intervenieren würden“.[18]

Richel, Agent Maximilians I. von Bayern[19] in Wien, schrieb dem Kurfürsten unter dem 8.3.1634: „Vor wenig Tagen hat des Schaffgoz [Schaffgotsch; BW] obristerleitenant einer, Freiberger genannt, so mit seinen kompagnieen zu Troppau in Schlesien gelegen, wie er vernommen, daß sein obrister von [Rudolf v.; BW] Coloredo gefangen, mit des feinds guarnison zu Oppel[20] heimbliche correspondenz gepflogen, dieselbe in Troppau eingelassen, und sich alsbald darzu geschlagen, und die andere officier, reiter und knecht, welche nit mit ihm zum feind umbtreten wollen, theils nidergemacht, theils gefangen“.[21]

Das „Theatrum Europaeum“[22] berichtet dazu: „Anlangend die Schlesische Sachẽ dieses Monats Aprilis / ist zuvor gedacht worden / Hr. Obr. Schafgotschen ( so eine Zeitlang zu Glatz[23] gefänglich gehalten / und darnechst gefangen naher Wien gelieffert / und scharpff examiniret worden) seines Obrist. Leutenant Freybergers / wie nehmlich er seines Generaln Hr. Schafgotschen Gefangenschafft vernommen / mit seinem unterhabenden Volck / so in 1800. Mañ starck gewesen / von den Käyserischen abgetreten / und sich zu dem Evangelischen Bund begeben wollen / und zu dem Ende nicht allein Troppau / da er gelegen / mit aller Nothdurfft wider die Kayserischen versehen / sondern auch Liebschütz[24] und Jägerndorff[25] / etc. eingenommen und besetzt / darneben etliche vornehme Personen / mit welchen er seinen Hr. Generaln wieder loß zumachen gedacht / gefangen bekommen und genommen. Es hat sich aber bey diesem Handel Herr Obr. Götze nicht gespart noch gesäumpt / sondern bald darauff mit etlich tausent Mann zu Roß und Fuß angezogen / erstlich Liebschütz und Jägerndorff in sein Gewalt gebracht / darnechst sich auff Troppau begeben / und dasselbige belägert: Darinnen sich ermelter Oberster Leutenant Freyberger zwar etwas gewehret / weil er aber von den Sächsischen oder Schwedischen sich keines Succurs der Zeit zugetrösten / ihme auch von seinem Herrn Generaln sich zu accomodiren / anbefohlen: Deßgleichen ihme die Käyserliche Macht viel zu groß und unerträglich gewesen: Zumahl auch Frey- und Sicherheit von Herrn Obersten Götzen verbindlich zugesagt und allerdingen Perdon versprochen / als hat er sich accomodirt / und ist wiederumb auff der Käyserlichen Seiten getretten / aber also bald gefangen genommen / und naher Wien zu den anderen gefangenen geschickt worden“.[26]

Die anti-kaiserlichen „Wochentliche[n] Postzeittungen Nr. 23“ vom 13.6.1634 berichten noch unter dem 20.5. aus Wien: „Die Friedländische Conspiranten seindt theils von hinnen auf Prag vnd Pilsen geführt worden / sein gewesener Astronomus [Senno; BW] aber / sambt seinẽ Cantzler Oelß [Eltz; BW] / Obr. Schaffgotsch / Obr. Leutenant Jacob [!] Freyiunger [Freiberg(er); BW] / Schlieff [Schlief(f); BW] vnd andere mehr / bleiben noch allhie in guter Verwahr sitzen / vnd täglich scharff Examinirt“.[27]

Freiberg soll dem Scharfrichter das Richtschwert, mit dem Schaffgotsch hingerichtet wurde, abgekauft haben.[28]

Bereits im Mai 1634 nahm Freiberg jedoch an dem kaiserlichen Feldzug gegen Regensburg[29] und Nördlingen[30] teil.

Freiberg blieb nach der Einnahme Rothenburgs[31] im September 1634 bis zum Frühjahr 1635 dort in Garnison.

Der Jurist Melchior Adam Pastorius [1624 Erfurt-1702 Nürnberg], ab 1658 Bürgermeister und Oberrichter in Bad Windsheim, berichtete zum Zustand des Regiments Ende Dezember 1634: „kamen dargegen 3. Compagnien Schwaben herein von dem Freybergischen Regiment / die hatten meistentheils alle Weiber und 5. biß 6. Kinder / alle sehr verhungert / die frassen alles aus / was sie bekommen kunten / mit solcher Begierde und in solcher Mäng / daß etlichen der Wanst zersprang. Zween Soldaten hatten 35. Glöß und 3. Spital Laiblein Brods uff einen Sitz gessen / hatte der eine noch ½. Gloß im Munde / da er starbe“.[31a]

„Nach der Einnahme Rothenburgs ging der Zug des Piccolominischen Korps, mittlerweile wieder mit Johann von Götz vereint, am 19.9.1634 weiter gegen Mainfranken. Zur Übergabe aufgefordert wurde die Stadt Windsheim,[32] wohin der kaiserliche Oberst Freyberger von Rothenburg aus mit 4 Regimentern zu Roß und einigen Dragonern gerückt war. Dort lagen immer noch die von Herzog Bernhard im August dorthin gelegten zwei Kompanien unter dem Oberstleutnant Balthasar Goll vom Brinken’schen Regiment. Dieser setzte sich allerdings zur Wehr, so daß Freiberger nach einiger Zeit der Blockade wieder abziehen mußte.[33]

Am 25.2.1635 marschierte Freiberg von Rothenburg ab und begab sich vor Hersbruck,[34] wo sein Regiment von der Nürnberger[35] Garnison unter dem Obristen Johann von Leubelfing und dem Hastver’schen Obristleutnant Magnus Hansson überfallen und zerstreut wurde. Freiberg begab sich daraufhin wieder zurück nach Rothenburg.[36] „Der kaiserliche Oberst von Freyberg war am 25. Februar vor Hersbruck erschienen, das im Besitz der Schweden war, besetzte die Michelsmühle und ließ bei dieser 1 Batterie erbauen. Am 26. brach Oberst Laublfing [Leubelfing !; BW] von Nürnberg auf, um Hersbruck zu entsetzen, was ihm nach Kämpfen am 27. abends, 28. Februar und 1. März gelang. Oberst von Freyberg zog sich nach Verlust von 5 Geschützen und nachdem seine Leute Hohenstadt[37] angezündet hatten, nach Auerbach[38] zurück“.[39]

In der Lokalchronistik heißt es: „500 Mann liegen als Besatzung im Frühjahr 1635 in Hersbruck. Man wäre sie gerne losgeworden, aber sie sind nicht zu entbehren. Alle paar Tage tauchen umherstreifende feindliche Trupps auf und versuchen auszukundschaften, wo etwas zu holen oder zu erobern ist. Deshalb werden Major Salomon Justus Bloch, seine 5 Kapitäne, elf Leutnants und Fähnriche, acht Sergeanten, 13 Unteroffiziere, elf Spielleute, 20 Korporale, 56 Rott- und 60 Unterrottmeister und ihre 251 Mannen dringend zur Sicherung der Stadt benötigt. Der Stab besteht aus einem Major, zwei Schultheißen, einem Priester, zwei Gerichtsschreibern, einem Proviantmeister, zwei Profosen,[40] einem Stockmeister,[41] zwei Regimentsspielleuten und drei Feldschern.[42] Außerdem müssen noch 51 Rekruten von den Hersbrucker Bürgern mit versorgt werden.

Am Abend des 17. Februar kommt der nürnbergische Hauptmann Burkhard Löffelholz aus Altdorf[43] nach Hersbruck, um einen Überfall auf einen feindlichen Konvoi vorzubereiten. Am nächsten Tag will er sich mit 36 Musketieren auf den Weg machen, doch gerade noch rechtzeitig erfährt er von spionierenden Bauern, dass sich 500 kaiserliche Reiter in der Nähe des Konvois aufhalten. So kehrt er wieder um, nach Hersbruck zurück. Dort ist inzwischen auch Kapitän Pfister mit 20 Mann eingetroffen. Er hätte eigentlich an der Unternehmung teilnehmen sollen, wurde aber unterwegs bei Engelthal[44] von einer 40 Pferde starken feindlichen Abteilung aufgehalten.

Löffelholz will alles abblasen und nach Nürnberg zurückreiten, da ertönen zwei scharfe Schüsse vom Michelsberg her. Alarm ! Mit 60 Mann stürzen sich die Hersbrucker die Nürnberger Straße hinaus und werfen sich dem Feind entgegen. Bald sieht man die Feinde in regelloser, wilder Flucht in die Wälder verschwinden. Ein kaiserlicher Kornett, ein Quartiermeister und 16 Mann bleiben tot am Platz, vier Leute und viele Pferde werden erbeutet. Dem Schrecken der Bauern, dem gefürchteten kaiserlichen Hauptmann Schachtel, der selbst die Streife angeführt hat, ist es leider geglückt zu entkommen.

‚So groß war die Furia unserer Leute’, schreibt Löffelholz, ‚daß ich ungeachtet ihnen nachgegangen, sie doch nicht mehr einholen, viel weniger von dem unbarmherzigen Niedermachen abhalten können’. Später reut es die Leute selbst, dass sie so dreingehauen haben, denn sie hätten einige Gefangene mehr gebraucht, um sie gegen ihre in Amberg[45] festgehaltenen Kameraden auszutauschen.

Ihren Diensteifer müssen wir aber um so höher bewerten, weil nämlich der Rat zu Nürnberg es damals sehr an Löhnung und Verpflegung fehlen ließ. Der Zentner ‚Biskotten’ (Zwieback), den er kurz vorher für die Soldaten und die Bürgerschaft herausgeschickt hatte, war doch nur Brosamen. Und was wollte es gar erst bedeuten, daß die Nürnberger, als der Feind mit dem Anzünden des Städtchens drohte, fürsorglich eine Spritze heraussandten ?

Als sich Anfang März die Nachrichten verdichten, daß der Feind die Absicht hat, die Nürnberger Ämter anzugreifen, befiehlt der Rat, die Besatzung nach Nürnberg abzuziehen. Die Bürger protestieren dagegen. Der Rat empfiehlt, daß sie ihr Hab und Gut ja in die Hauptstadt bringen könnten. Doch es ist schon zu spät !

Am 17. März bricht der kaiserliche Oberst Albrecht von Freyberg mit 2 500 Mann vom Rothenberg[46] auf und rückt gegen Hersbruck vor. Hier besetzt er die Michelmühle und lässt in deren Nähe eine Batterie aufwerfen. In größter Eile bringt ein Hersbrucker Bote die schlimme Nachricht nach Nürnberg. Unverzüglich bricht von dort Oberst Leubelfing mit 400 Mann Infanterie, 200 Pferden und vier Geschützen auf, um das Städtchen zu entsetzen, das man man schon eingenommen wähnt. Unterwegs erhält er noch Verstärkung durch die in Lauf gelegene Kompanie [Johann Sigmund; BW] Haller und 150 Mann der Besatzungen von Altdorf und Neumarkt,[47] so dass er zuletzt mit 870 Mann Infanterie und 200 Pferden am Abend des 19. März in Hersbruck einziehen kann.

Noch am selben Abend wagen 200 Musketiere einen Ausfall, geraten in ein Gefecht mit dem Feind und fügen ihm einen Verlust von 19 Mann zu. Am nächsten Morgen in aller Frühe beginnt der Feind aus der fast vollendeten Batterie mit einem lebhaften Feuer aus den Geschützen auf die Stadt. Es dauert bis zehn Uhr. Es scheint, als bereite er einen Sturm auf die Stadt vor. Zwar sieht man nur drei Reiterabteilungen zu je 70 Mann, hat aber durch Kundschafter erfahren, dass alles übrige sich in einem Hohlweg in Deckung befindet.

Wie stark der Feind eigentlich insgesamt ist, weiß niemand so recht. So wird der ursprüngliche Plan, mit 300 Musketieren, 200 schwedischen Fußsoldaten und der Kavallerie einen Sturm auf die Batterie auszuführen, wieder fallen gelassen. Man befürchtet einen Hinterhalt. So beschließen die Hersbrucker, 150 Infanteristen mit einigen Reitern auf Patrouille zu schicken. Kapitänleutnant Hans Sigmund von Haller und ein schwedischer Kollege [Magnus Hansson ?; BW] übernehmen die Führung des Häufleins.

Durchs Sittenbacher Tor rücken sie ab. Die Reiter umgehen den Michelsberg auf dem Weg zur Hagenmühle, während die Musketiere direkt auf die Batterie zu halten. Eine feindliche Reiterabteilung bemerkt dies und gerät mit den Streifenden auf halber Höhe des Michelsberges ins Gefecht. Unterdessen haben die Musketiere den Friedhof erreicht und eröffnen ein ziemlich lebhaftes Feuer auf die Batterie. Dadurch kommt Unordnung in die Reihen des Feindes, und bald sieht man die Soldaten der Batterie der Michelmühle zustreben. Auch die feindlichen Reiter scheinen Pech gehabt zu haben, sie sprengen ebenfalls der Mühle entgegen und halten erst dahinter an.

Oberst Freyberg, der sich inzwischen von der Schwäche der Ausfallabteilung überzeugt hat, läßt nun seinerseits zum Angriff übergehen. Es gelingt ihm, Infanterie und Reiterei zum Weichen zu bringen. Für die Patrouille wird es jetzt brenzlig. Doch Leubelfing, der vom Spitaltorturm aus das Gefecht verfolgt, läßt sofort 200 Musketiere zur Verstärkung ausrücken. Oberst Hanns Wilhelm Güss von Güssenbach führt sie zum Sittenbacher Tor hinaus. Sie nehmen die Zurückweichenden auf, stoßen wieder bis zum Friedhof vor und besetzen diesen.

Von hier aus kommt nun ein heftiges Schützenfeuer auf die Batterie in Gang. Plötzlich öffnet sich das Wassertor und heraus stürmt im Laufschritt Hauptmann Pömer mit dem Rest der Infanterie gegen die Batterie. Das ist das gegebene Zeichen für Güssenbach. Er lässt das Feuer einstellen und führt auch seine Mannen zum Sturm auf die Batterie an. Von zwei Seiten zugleich bedroht, vermögen sich die Gegner nicht mehr zu halten. Im Laufschritt rennen sie in die Mühle zurück. Noch einige Sprünge, und die Batterie gehört den Nürnbergern: Fünf schussfertig aufgestellte Geschütze und 20 Gefangene sind die Beute. Weil es gerade so gut läuft, machen die Stürmenden nicht Halt und gehen gleich gegen die Mühle los. Glänzend glückt auch hier der Sturm. Hals über Kopf reißen die Kaiserlichen aus, gegen Hohenstadt zu. Ihre Kavallerie, die dem ganzen Angriff von der Wiese aus untätig zugesehen hat, folgt den Fliehenden nach.

Leubelfing und seine Mannen ziehen jubelnd in Hersbruck ein, mit sich bringen sie die gefangenen Kaiserlichen und die folgende Kriegsbeute:

‚1 markgräflich-onolzbachische halbe Karthaune mit dem Brandenburgischen Adler, Anno 1618 in Nürnberg gegossen, 4662 Pfund schwer,

1 andere halbe Karthaune mit dem Brandenburgischen Wappen, im Jahr 1542 gegossen,

1 lange Feldschlange, hält 14 Schuh, schießt 10 Pfund Eisen, Anno 1542 gegossen,

1 einfaches Feldstücklein, schießt 4 Pfund Eisen, darauf das Eichstättische Wappen, Anno 1610 gegossen,

1 anderes Feldstücklein oder Schlänglein, schießt 3 Pfund Eisen, Anno 1605 zu Ulm gegossen,

5 Stückladen, zu jedem Geschütz eine, mit Rädern,

5 Vor- oder Prozwagen

2 starke Blockwagen (Lastenwagen), darunter einer zu Hersbruck schon verbrannt, aber die Räder sind noch tauglich,

2 alte Hebezeuge, jedes mit 4 Schenkeln, samt den Zugwellen,

2 metallene Flaschen mit viel Schrauben darin,

1 starkes Zugseil und weitere Flaschen, Hemmschuhe, Seile und Ketten,

   weiter

5 Ladeschaufeln, 5 Wischen und 5 Setzkolben,

Munition

14 Pfund Pulver, 60 halbe Karthaunenkugeln und 1 000 Musketenkugeln’.

Überglücklich ist man auch in Nürnberg. Der Rat läßt die gute Nachricht von den Kanzeln verkünden und beeilt sich, sie dem schwedischen Reichskanzler Oxenstierna[48] mitzuteilen. Und weil die Offiziere dieser Unternehmung irgendwie belohnt werden müssen, so ratschlagt man in Nürnberg, was man ihnen schenken könnte. Da man weiß, daß diese Herren das Becherklirren nicht minder lieben als das Waffenklirren, überreicht man den Oberstleutnanten, Majoren und Rittmeistern Trinkgeschirr im Wert von 477 Gulden“.[49]

Freiberg soll nach 1635 verstorben sein.

[1] Vgl. auch Slg. 15: Autographensammlung des Königlichen Hausarchivs der Niederlande. Online verfügbar unter: sachsen-anhalt.de/fileadmin/Elementbibliothek/Bibliothek_LHA/FB/Slg_15_00_Findbuch.pdf.: Albrecht von Freiberg an einen anhaltischen Amtmann [von Monchen?], Neuenburg 1627 (Nr. 61).

[1a] MOLLER, Theatrum Freibergense Chronicum (1653), 4. 778.

[2] Oschatz; HHSD VIII, S. 265ff.

[3] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „.

[4] Annaberg-Buchholz [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 5ff.

[5] Mahlis, heute Ortsteil von Wermsdorf [LK Nordsachen].

[6] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefster Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Taub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“.

[7] Grimma; HHSD VIII, S. 128ff.

[8] Altenburg [Kr. Altenburg]; HHSD IX, S. 6ff.

[9] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f. Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse [HAPPE I 295 v – 302 r; mdsz.thulb.uni-jena]. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen; BRZEZINSKI, Lützen 1632; MÖRKE, Lützen als Wende; WALZ, Der Tod, S. 113ff.

[10] Vgl. auch CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[11] HOFFMANN, Historische Beschreibung der Stadt, des Amtes und der Diöces Oschatz, 5. Abt., Kap. 4. Datierung nach dem alten Stil.

[12] Vgl. HENKEL, Schaffgotsch.

[13] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.

[14] Troppau [Opava]; HHSBöhm, S. 625ff.

[15] Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.

[16] MANN, Wallenstein, S. 951ff.

[17] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab November 2012).

[18] KAMPMANN, Reichsrebellion, S. 174f.

[19] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.

[20] Oppeln [Opole], HHSSchl, S. 378ff.

[21] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 426.

[22] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.

[23] Glatz [Kłodsko; Grafschaft u. Stadt]; HHSSchl, S. 116ff.

[24] Leobschütz [Glubczyce]; HHSSchl, S. 275f.

[25] Jägerndorf [Krnov; Bez. Freudenthal]; HHSBöhm, S. 222ff.

[26] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 261f.

[27] Archives Municipales Strasbourg AA 1065.

[28] HENKEL, Schaffgotsch, S. 136.

[29] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[30] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[31] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.

[31a] PASTORIUS, Kurze Beschreibung, S. 117.

[32] Bad Windsheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 63f.

[33] ENGERISSER, Von Kronach, S. 366 (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[34] Hersbruck [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 289ff.

[35] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[36] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 546.

[37] Hohenstadt, heute Ortsteil von Pommelsbrunn [LK Nürnberger Land].

[38] Auerbach i. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.

[39] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S.160.

[40] Profos: Militärischer, vielfach gefürchteter Offiziant, der die Einhaltung der Kriegsbestimmungen und Befehle, der Lager- und Marschordnung überwachte. Der Profos zeigte die Zuwiderhandelnden beim Befehlshaber an, nahm sie fest, stellte sie vor Gericht und vollstreckte das vom Kriegsrichter (dem Auditeur) gesprochene Urteil. Er ersetzte dadurch den Scharfrichter, der nicht immer beim Regiment vorhanden war. Dabei unterstützten ihn Knechte und Gehilfen wie der Profoslieutenant. Es gab einen Profos für jedes einzelne Regiment und einen Generalprofos (auch „Generalgewaltiger“ genannt) für die gesamte Armee. Der Profos hatte ferner die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel vor den Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Er überwachte gegen eine Abgabe der Händler oder Marketender den Lagermarkt. Zudem oblagen ihm die Einrichtung der Latrinen und die Reinigung des Feldlagers von den Fäkalien, die Entfernung toter Tiere. Einmal pro Woche wenigstens sollten die Quartiere durch die Huren und Trossbuben gereinigt werden, zur Aufsicht wurde auch der Hurenwebel (aufsichtsführender Organisator des umfangreichen Trosses) herangezogen. Mitglieder des Trosses, der immer wieder Gesindel aller Art anlockte, konnten zudem zu den kräftezehrenden und verachteten Schanzarbeiten und anderen Hilfsarbeiten herangezogen werden. Hier hatte der ihm unterstellte Hurenwebel die Aufsicht. Diese wichtige Funktion war für einfache Soldaten die wohl einzige militärische Aufstiegsmöglichkeit. Der Hurenwebel besaß einen eigenen Leutnant als Stellvertreter und wurde zudem vom Rumormeister unterstützt. Der Profos und dessen Leutnant sollten zudem beim Verlassen der Quartiere die Huren und die Trossbuben aus den Quartieren vertreiben und dafür sorgen, dass alle Feuer gelöscht waren. Seine Aufgabe war es auch, die Gefangenen hinter dem Regiment herzuführen. Er erhielt monatlich 30 fl. (Kavallerie) bzw. 60 fl. (Fußtruppen). LAHRKAMP, Kölnisches Kriegsvolk; Schwedisches Kriegs-Recht; BERG, Administering justice, S. 6.

[41] Stockmeister: Gefängnisaufseher, Gefangenenaufseher.

[42] Chirurgus, Wundarzt im Dienst einer Armee, des Generalstabes (hier Hofstabsfeldscherer genannt) bzw. eines Regiments. In der Regel hatten die Feldschere, im Unterschied zu den studierten Medici, ihre Kenntnisse nicht auf Universitäten, sondern auf dem Schlachtfeld oder als Wanderärzte auf Jahrmärkten erworben. Sie waren in erster Linie für die primäre Wundversorgung, darüber hinaus jedoch auch für Knochenbrüche und Amputationen zuständig. Die Verwertung der Menschenhaut bei Delinquenten war ihnen gestattet. Auch waren sie wegen der grassierenden Lagerkrankheiten ständig im Einsatz. Feldschere waren oft schlecht ausgebildet und unzureichend ausgestattet (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 268f.). In der kaiserlichen Armee erhielten sie 60 fl. pro Monat. Die medizinische Versorgung der Soldaten wurde jedoch zum Teil auch von kundigen Ärzten und studierten Medizinern geleistet. Ärztliche Oberaufsicht im Feld hatte der General-Stabs-Chirurgus (neben dem Feld-Medicus). Unter ihm stand der Regiments-Feldscher, seinerseits mit Weisungsbefugnis über die Compagnie-Feldschere. Bei militärischen Einsätzen wurden die Feldscher mitgeschickt. Ihnen oblagen zusammen mit den Führern die Krankenversorgung und die Sorge für die Feldapotheke. Kranke und verwundete Soldaten blieben zumeist in Städten und Orten zurück und fielen diesen zur Last – sofern sie keine Familie als Schutzgemeinschaft im Lager besaßen – , obgleich man dort zum Teil die Aufnahme der Kranken aus Furcht vor der Ausbreitung von Seuchen und vor den Kosten verweigerte. Verwundete erhielten z. B. im Neumarkter (Oberpfalz) Lazarett (1647): ein gemeiner Soldat wöchentlich 1 fl. 30 kr.; ein Feldwebel oder Korporal täglich 18 kr.; RIED, Neumarkt, S. 106. Zudem erhielt ein Angeschossener 18 gr. oder den Gegenwert in Heringen, für einen abgeschossenen Daumen gab es 1 Rt., was etwa 36 Eiern entsprach. Finanziert wurden die Spitalkosten über die erhobenen Kontributionen. Daher liegen die Kosten für die medizinische Notversorgung, für das Feldspital (ein studierter Arzt erhielt etwa 260 fl., der „Chirurgus“ 60 fl. monatlich), in der Hauptkostenrechnung nur bei 1 %.

[43] Altdorf bei Nürnberg [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 8.

[44] Engelthal [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 174f.

[45] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.

[46] Rothenberg, Festung [Gem. Schnaittach, LK Lauf/Pegnitz, MFr.]; HHSD VII, S. 635f.

[47] Neumarkt i. d. OPf.; HHSD VII, S. 505f.

[48] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.

[49] KÄPPEL, Nürnberger Land, S. 84ff.

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