Fargel [Vergell, Vogelius, Forgelius], Hans [Johann]

Fargel [Vergell, Vogelius, Forgelius], Hans [Johann]; Obristleutnant [ – (nach) 1657]  war kaiserlicher Obristwachtmeister bzw. Obristleutnant.

1642/43 war er Kommandant von Angerort.[1] Im Juli 1642 informierte er Melchior von Hatzfeldt über den schlechten Zustand der französischen Verstärkungen für Guébriant und die Streitigkeiten mit Obrist Flanz, dem Kommandanten von Kaiserswerth.[2] Feindliche Truppen seien auf dem rechten Rheinufer zum Fouragieren. Franzosen und Sachsen-Weimarische würden durch die Generalstaaten unterstützt; Friedrich Heinrich von Oranien sei im feindlichen Lager angekommen. Er informierte ihn über die Befestigung von Angerort und den Brückenschlag bei Duisburg.[3] Den Abmarsch der französischen und sachsen-weimarischen Truppen konnte er Hatzfeldt im August vermelden.[4]

„Aus Angerort und Kaiserswerth wurde Hatzfeldt täglich über die Rückzugsbewegungen des Feindes unterrichtet. Fargel, der Kommandant von Angerort, meldete schon am 27. September [1642], die Bagage marschiere von Uerdingen[5] in Richtung Moers[6] und Orsoy.[7] In der Nacht zum 29. September traf sie im Lager bei Rheinberg[8] ein, um nach Wesel[9] weiterzumarschieren“.[10]

Im Oktober berichtete Fargel Hatzfeldt von den Befestigungsarbeiten in Linn[11] und von den Beschädigungen am Schloß in Uerdingen. Er konnte ihm den Abmarsch der feindlichen Truppen über Wesel nach Bocholt[12] mitteilen.[13]

Im Juli 1643 erläuterte er Hatzfeld die Befestungsanlagen von Angerort; im August ging es um die Bezahlung der Arbeiter aus dem Herzogtum Berg sowie um die Ansprüche Herzog Wolfgang Wilhelms von Jülich-Berg auf Angerort und die Stärke der dortigen Besatzung.[14] Hessen-kasselische Truppen waren im September 1643 im Anmarsch auf Uerdingen und Linn.[15] Um die Anlage einer Schleuse in Angerort ging es im Oktober dieses Jahres.[16] Im Oktober 1643 wurde er von Christian Herzog von Sachsen-Merseburg zur Beförderung empfohlen.[17]

Im März 1644 war ein Teil der Befestigungsanlagen in Angerort eingestürzt.[18] Um seine Ablösung als Kommandant von Angerort verhandelte er im Juli 1644.[19] Die Räumung von Mainz[20] und der Weitermarsch nach Koblenz[21] waren Inhalte seiner Korrespondenz im September.[22] Im Oktober 1644 erschien Fargel in Montabaur.[23]

Im Juni 1645 fungierte er als kaiserlicher Kommandant von Höxter.[24] Im November 1645 korrespondierte er mit Hatzfeldt wegen der Verstärkung der Garnison in Höxter.[25]

Ein unbekannter Chronist aus Höxter erwähnt ihn anlässlich der Belagerung und Eroberung der Stadt im Mai 1646: „Anno 1646 ist der fürste [Philipp Ludwig; BW] von Holstein undt der obrist leütenandt Vergell zu roß undt fues mit 600 mann in Huxar gelegen, den 25./15. Maii ist ein Schwedischer generall Wrangel[25a] auch Mortan,[25b] Tubal [Taupadel !; BW] mit vielen hohen und niedrigen officirern mit 40 stücken undt viell volckes zu ros undt fus die stadt berennet und dapfer darein geschossen, aber der fürste [Philipp Ludwig; BW] von Holstein war nicht mehr in Hoxar, so hat sich der kayserliche commendant obrist leutenand Vergell mit seinen officirern undt soldaten dapfer gehalten, zehen tage lang. Wie er nuhn gesehen, das er es nit halten könte, weilen grose presse geschossen undt vor dem Steumrigen thor unterminirt war, so hat er accodiren müsen, undt is also den 3. Junii ubergeben worden. So ist nuhn die statt Huxar einmahll mit gewahlt zweymahll mit accordt eingenohmen worden“.[26] Bei dem Jesuiten Turck liest sich das so: „Unter diesem derart engagierten und mutigen Führer [Wrangel; BW] wurde Höxter von 26 Geschossen erschüttert, durch zwei Laufgänge unterminiert und durch zahlreiche Explosivgeschosse aus sechs Mörsern an verschiedenen Stellen in Brand geschossen. Johann Vogelius [Fargel; im lateinischen Original Forgelius], Stellvertreter des Stadtkommandanten und Befehlshaber der Schutzgarnison, bot am 12. Tage der Belagerung die Kapitulation an, verbunden mit der Bitte, mit der kompletten Besatzung in voller Bewaffnung und mit Gepäck hinausgehen zu dürfen. Dieses wurde aber hernach verweigert. Lediglich ihm selbst und den höheren Offizieren bis hin zu den Wachtmeistern wurde der Abzug gestattet; 600 Verteidiger, die sich in der Stadt befanden, wurden in den schwedischen Militärdienst überstellt. 6.000 größere Scheffel Getreide. 18 Kriegsmaschinen und die gesamte militärische Ausrüstung wurden daselbst nach Wolfenbüttel[27] gebracht, hernach sind die zum Brückenbau notwendigen Hölzer beim Sieger eingetroffen“.[28]

Noch in diesem Mai wurde Fargel wegen der Übergabe der Stadt verhaftet. Im September fand in Hamm[29] die kriegsgerichtliche Verhandlung gegen Fargel statt. Er saß im November noch immer im Arrest, da Generalleutnant Holzappel, der Kommandierende der westfälischen Kreistruppen, die Aufhebung des Arrestes abgelehnt hatte.[30] In diesem Monat wurde er dann nach Köln beurlaubt.[31] Endgültig aus dem Arrest entlassen wurde er erst, als sich im Dezember Erzherzog Leopold Wilhelm bei Holzappel für seine Freilassung verwandt hatte.[32]

Im November 1646 meldete Fargel Hatzfeldt den Tod Don Felipe de Carrascos.[33]

[1] Haus Angerort, Burg und Festung im Duisburger Stadtteil Hüttenheim.

[2] Kaiserswerth [Stadt Düsseldorf]; HHSD III, S. 371f.

[3] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 176; Duisburg; HHSD III, S. 176ff.

[4] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 176.

[5] Uerdingen [Stadtkr. Krefeld]; HHSD III, S. 725.

[6] Moers [LK Moers]; HHSD III, S. 521f.

[7] Orsoy [LK Moers]; HHSD III, S. 596.

[8] Rheinberg [LK Moers]; HHSD III, S. 636f.

[9] Wesel [LK Rees]; HHSD III, S. 773ff.

[10] ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 54; ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 191.

[11] Linn [Stadtkr. Krefeld]; HHSD III, S. 468f.

[12] Bocholt; HHSD III, S. 87ff.

[13] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 176.

[14] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 176.

[15] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 176.

[16] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 176.

[17] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 62.

[18] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 176.

[19] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 176.

[20] Mainz; HHSD V, S. 214ff.

[21] Koblenz; HHSD V, S. 178ff.

[22] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 176.

[23] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 176; Montabaur [Unterwesterwaldkr.]; HHSD V, S. 239f.

[24] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.

[25] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 252.

[25a] Helm[old] [Wilhelm] Wrangel [Wrangler, Vrangel, Vrange, Brengel] genannt der „tolle Wrangel“ [1599-25.8.1647 bei Třebel], Sohn des Helmold Wrangel aus Livland; schwedischer Reiter, Korporal (1627), Leutnant (1631), Rittmeister (1631), Obristleutnant (1632-1634), Obrist (1636), 1638/39 kurbrandenburgischer Obrist u. schwedischer Generalmajor der Kavallerie (1645). Nach Aussage v. William Forbes fiel er am 12./22.8.1647 bei Třebel; PLEISS, Das Kriegsfahrtenbuch, S. 149. Vgl. ZIRR, Die Schweden.

[25b] Caspard Corneille [Kaspar Kornelius] Mortaigne de Potelles [Mordani, Mordoni, Mortaiger, Montagne, Mortagne, Mortagni, Mortaine, Mortague, Montani, Mortaignie, Mortainge] [Oktober 1608 Den Haag-18.7.1647 vor Rheinfels], flämischer Adliger, schwedischer Generalmajor, dann hessen-kasselischer Generalleutnant. Seit 1644 Mitglied Nr. 419 der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ als „Der Gewidmete“; CONERMANN, Die Mitglieder, S. 501f.

[25c] Georg Christoph v. Taupadel [TauffAdeL, Tupadel, Tubalius, Tupadelius, Tupadell, Tupatell, Tubadelius, Taubadl, Tubatl, Taubadel, Taubendell, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Tobartel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, Dubold, Dubartle, Duc Bartel, Dewbattel, Duc Bartel, „Raubartl“, „Raupartel“, Teupold, Dewbatle, Zubadel, Huball] [um 1600 Fichtenberg-12.3.1647 Basel], Sohn des Heinrich v. Taupadel; 1625-1628 in dänischen Kriegsdiensten, danach schwedischer Obrist (1631) u. Generalmajor (1632); 1635-1639 Obrist unter Bernhard v. Sachsen-Weimar (1604-1639); seit 1640 französischer Obrist, schwedisch-französischer Generalleutnant.

[26] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 105.

[27] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[28] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 76f.

[29] Hamm in Westfalen; HHSD III, S. 286ff.

[30] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 252.

[31] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 252.

[32] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 252.

[33] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 252.

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