Ermes [Ermisch, Eermis, Emmes, Ermeß, Armes, Armis, Armiss, Evermes, Ermus, Ermuß, Ermis] auf Kochenberg [Kockenberg], Caspar

ermes1 Ermes, Kaspar

Ermes [Ermisch, Eermis, Emmes, Ermeß, Armes, Armis, Armiss, Evermes, Ermus, Ermuß, Ermis] auf Kochenberg [Kockenberg], Caspar; Obrist [Dezember 1592-12./22.5.1648 Erfurt]

Der Baltendeutsche, aus livländischem Adelsgeschlecht, wahrscheinlich sächsischen Ursprungs,[1] stammende Caspar Ermes [Ermisch, Eermis, Emmes, Ermeß, Armes, Armis, Armiss, Evermes, Ermus, Ermuß, Ermis] auf Kochenberg [Kockenberg], wurde mit 5 Jahren zusammen mit seinen jüngeren Geschwistern Waise, zunächst von „Seiner BlutsFreundin eine“[2] erzogen und zur Schule gebracht, die ihn dann „bey einen andern Lieffländischen vom Adel Georg Löwe / etc. für einen Bage,[3] ein Jahr lang / welcher Ihn hernacher zu einen Churländischen vom Adel zum Kriegs-Dienst / in seiner noch zarten Jugend gebracht / dem Er auffgewartet: Auch mit demselben den Moscowitischen Kriegen etzliche Jahr nachgezogen: Nachmahln mit einen Officirer / genant Wunsch[4] wieder heraus auß der Moscaw kommen / zu der Königlichen Residentz Stockholm in Schweden sich begeben / vnd also vnter die Königliche LeibCompagnie[5] zu Pferd gelanget: Bey welcher Er dann drey Jahr lang in Herren Dienst ausgeharret“.[6]

Ermes hatte 1611 den Leichenzug des am 30.10.1611 an den Folgen eines Schlaganfalls in Nyköping[7] verstorbenen Karls IX.[8] bis nach Kalmar[9] begleitet, um dann wieder in die Königliche Leibgarde zurückzukehren. Nach der Eroberung Rigas[10] war er in die Leibkompanie des Obristen[11] „Cobron“[12] aufgenommen und 1624 zum Fähnrich[13] befördert worden, um 1628 in das Regiment[14] Gustav Horns[15] einzutreten. Zusammen mit Horn war er bei den Kämpfen gegen Polen bei Treyda[16] in Gefangenschaft[17] geraten, in der er ein Jahr verbleiben musste. 1629 war er noch Rittmeister[18] einer Kompanie,[19] bis er in dem von Claus Hastver[20] in Abo[21] 1630 geworbenen Regiment aus Finnen[22] zum Obristleutnant[23] befördert wurde. Das Regiment war 1627 ursprünglich von Horn zur Verteidigung Livlands gegen Polen aufgestellt worden als Savolax-karelisches Fußregiment aufgestellt worden und bestand zum größten Teil aus wehrpflichtigen Bauern aus dem Gebiet der finnischen Seenplatte zwischen Imatra und Kuopio.[24]

Nach der Schlacht bei Breitenfeld,[25] in der Hastver eine Squadron[26] von vier Kompanien kommandierte, wurde Ermes nach Franken geschickt und zum Kommandanten von Ochsenfurt[27] und auch nach Bad Windsheim[28] abgeordnet. Von ihm wird gesagt, dass seine Zeche im Wirtshaus die seines Feldpredigers[29] angeblich kaum überstieg.

Melchior Adam Pastorius [1624 Erfurt-1702 Nürnberg], Bürgermeister und Oberrichter in Bad Windsheim, hält in seiner „Kurtzen Beschreibung“ fest: „1632. den 27. Jan. brach die nun lang alhier gewesene Garnison[30] auf / und kam dagegen der Obrist-Lieutenant Caspar Ermes / mit 250. herein / dieser bauete eine Schanze[31] vor dem Rothenburger Tore“.[32] Das Riksarkivet Stockholm bewahrt sechs an Gustav Horn gerichtete Briefe vom Februar 1632 aus dem von Hastver besetzten Lichtenfels[33] auf.[34]

Möglicherweise stand er im Juni 1632 vor der von Hastver vergeblich belagerten Festung Kronach.[35]

„ ‚Vffn Abendt [den 10. Juni] seind 4. Compagni[36] Finnlender zu Fuß mit Gelb in schwartzen Fahnen von Grub [Burggrub[37]] durch Gumelsdorff [Gundelsdorf[38]] herab ins Läger marchirent gesehen worden‘. (Zitter 1666, S. 19). Die Belagerungsskizze zeigt interessanterweise nur eine Kompanie Finnen mit schwarzgelben Fahnen zusammen mit den Unterstützungstruppen des Regiments Johann Georgs von Brandenburg[39] von Gundelsdorf herauf ins Lager ziehen. Nach den Korrespondenzen Hastvers, Truchseß'[40] und Heußners[41] scheint der am 10. Juni eingetroffene Sukkurs wirklich nur aus 2 Kompanien Johann Georgs unter Oberstleutnant Winckler[42] und einer Kompanie Finnen bestanden zu haben, welche Hastver aus seiner Garnison[43] Königshofen[44] beordert hatte. Dem Obristen Hastver wäre es auch ohne königlichen Befehl überhaupt nicht möglich gewesen, die Königshöfer Garnison in größerem Maße zu entblößen. Die Finnen konnten jedoch nicht mehr entscheidend in die Belagerung eingreifen. Die Musterrolle[45] des savolax-finnischen Regiments, obwohl penibel genau geführt, nennt auch nur einen einzigen vor Kronach gefallenen Finnen, nämlich Peter Peussinnen aus Ayräpää bei Wiborg[46] als ‚Skjutin [gefallen] för Kronach‘ (Rulla auf des Herrn Obersten[47] Ermes Regiment der Finnen vom 8. April 1638 etc., Kriegsarchiv Stockholm, bei Pleiss, S. 99). Die Kompanie aus Wiborg/Äyräpää war die des Oberstleutnants, so daß die Möglichkeit besteht, daß der damalige Oberstleutnant und spätere Oberst und Kommandant in Königshofen Caspar Ermes sich bei der Kompanie vor Kronach befand“.[48]

Der Erfurter[49] Blaufärber[50] Hans Krafft [1584-1665][51] hielt in seiner Chronik fest: „Anno 1632, als Ihre Königliche Majestät Gustavus Adolphus, der König der Wenden, Schweden und Goten, Unser allergnädig[st]er Herr, aus dem Reich wieder nach Erfurt marchiret ist, waren an die 20 Personen von Papenheim[52] auf die Cyriaksburg[53] ins Gefängnis geführt worden. Unter diesen war einer, der falsche Briefe bei sich hatte. Als er seine Zeit ersehen hat, meint er, er wollte sich befreien. Er hatte alte Stofflappen und dergleichen zusammengeknüpft und ließ sich aus einem Loch hinunter, bricht ein Bein entzwei. Er hält sich kurze Zeit zu Hochheim[54] auf, danach fuhren sie nach Waltterschleben.[55] Als der Kapitän Armes auf die Werbung[56] zieht, kommt er nach Waltterschleben, findet den Losgebrochenen hinter einem Ofen mit seinen Krücken sitzen. So gibt er den Befehl, dass […] Bauern ihn auf einen Schubkarren binden und nach Erfurt fahren müssen. Letztlich wird er auf einen Karren gesetzt und auf die Cyriaksburg gebracht. Und sie stecken ihn aus dem selbigen Loch hinaus und er wird an demselben Riegel gehängt, an dem er sich hinausgelassen hatte. Er blieb zum Schauspiel über drei Wochen hängen. Endlich wurde ein Loch unter ihm gegraben und gegen die Ziegel[mauer] offengemacht. Er wurde abgeschnitten, so dass er in die Grube fiel, und [die Grube] wurde zugescharrt. Ist geschehen im Dezember“.[57]

Am 13.3.1633 schrieb Ermes in Abwesenheit des Kommandanten von Königshofen, Claus Hastver, an Adam Hermann von Rotenhan,[58] den schwedischen Statthalter im neugeschaffenen Herzogtum Franken: „Woledler Gestrenger undt vester insbesonders H. geliebter Heerr und freundt. Dem Herren soll ich, neben bereitwilliger Dienstoblation,[59] uneröffnet nicht laßen, daß unlängsten in meiner abweßenheit, undt alß ich zu Würtzburg[60] in Verrichtungen geweßen, Herren Oberschatzmeister von Brandenstein[61] ObristLeutnant Rebart von Regal[62] genandt mit etlichen trouppen vorbey marchirt, undt nicht allein uff offener Landtstraßen, da billich jedermann sicher passiren solle, etlichen Fuhrleuten nahe bey hundert reichsthaler abgenötiget, sondern auch nachmahls in dem Dorff Saal,[63] welches bishero noch vor freundt undt feinden beschützet worden, loggirt, daßelbsten sehr übel undt alß ein feindt gehaußet, daß Dorff gantz außgeblündert undt zu grundt ruinirt, auch bey dem auffbruch zween Bawern umb erpreßung eines stück geldes mittgenommen, Welche biß dato noch nicht anheimb kommen, undt ob sie noch bey leben oder gar nidergemacht unwißendt; Wann dann dergleichen ge-waltthedigkeit in freundtslanden unverantwortlich alß habe dem Herren ich solches notificren undt darbey bitten wollen, Herren OberSchatzmeistern von Brandenstein solches zu communiciren, damitt bemeldem ObristenLeutenant diße Ungebühr verwißen, die zwien abgeführten Bawern ohne einige entgeldt uff freyen fuß gesteltt, undt im Widrigen nicht anlaß gegeben werden möge, diße Unverantwordtliche Verübung bey Herren Reichscantzlers[64] Excellenz gebührlich zu klagen; so danne ihme dem Obristleutenant zu schlechtem frommen gedeyen würdte‘. […] Es kam nicht oft vor, daß ein Oberstleutnant dem anderen so auf die Füße trat, einiger deutscher Fuhrleute und Bauern wegen. Rehbarts Räubertruppe saugte übrigens auch Ebern[65] aus“.[66] Aber auch Ermes’ Einstellung zu diesen Problemen sollte sich bald ändern.

In seiner Leichenpredigt heißt es, er habe die Schweinfurter[67] Garnison in der als schwedenfreundlich geltenden Reichsstadt „so rühmlich geführet / daß beydes das hochlöbliche Stifft Würtzburg / vnd die löbliche freye Ritterschafft im Herzogthumb Francken / sampt demselbigen gantzen Lande / Ihme / auff den heutigen Tag / noch ein gut Zeugniß vnd Lob nachschreiben vnd sagen können“.

In der Schweinfurter Chronistik ist lediglich festgehalten, dass Ermes‘ Finnen gemeinsam mit Schweinfurter Bürgern auf Plünderungszüge[68] im Gebiet des Hochstifts Bamberg ausgingen: „Ungefahr 70 Finnen von unserer Besatzung und 40 hiesige Bürger zu Pferd, mit welchen viele Bauern, besonders Gochsheimer,[69] freiwillig gingen, zogen am 28. Januar kurz vor der Thorsperre aus der Stadt, um in der Frühe nach Ebersberg,[70] einem Bambergischen Schloße, zu kommen, wo sich immer Kaiserlich-Forcheimische[71] Soldaten aufhielten. Sie kamen zur bestimmten Zeit da an, das Thor wurde mit einer Petarde[72] geöffnet. Man wollte bloß den dasigen Amtmann gefangen nehmen und hieher führen; aber ein Finne, der ihn nicht kannte, haute ihn fast den Kopf von einander, daß man ihn halbtodt liegen ließ. Nun wurde das Schloß ausgeplündert und der Rückzug wieder angetreten“.[73] Ermes wurde dann mit seinen Finnen im Juli nach Augsburg[74] abkommandiert.

Thomas Sigmund von Schlammersdorffs[75] Regiment wurde teilweise unter Horn wieder ergänzt und entging einer zweiten Vernichtung bei der Schlacht von Nördlingen[76] nur, weil Horn es im Juli 1634 zusammen mit acht finnischen Kompanien unter Ermes in Augsburg zurückgelassen hatte. Vom Juli 1634 bis zum 28.3.1635 war Ermes unter dem „Gubernator“ Hans Georg aus dem Winckel[77] Kommandant von Augsburg und des finnischen Savolax-Regiments.

„Am gleichen Tag, an dem die Veste Coburg[78] übergeben wurde, fiel nach mehr als sechsmonatiger Belagerung auch die protestantische Hochburg Augsburg an die Kaiserlichen. Bereits am 12.9.1634, sechs Tage nach der Schlacht bei Nördlingen, war die Stadt durch den Deutschordensmeister[79] Kaspar von Stadion[80] zur Übergabe aufgefordert worden. Das Aufforderungsschreiben war jedoch nicht beantwortet worden.[81] Dessen ungeachtet hatten Kommandant und Bürgerschaft sämtliche Vorbereitungen zur Verteidigung der Stadt getroffen. Augsburg wurde anfänglich nicht förmlich belagert, sondern durch bayerische Truppen blockiert.[82] Zu diesem Zweck wurden die Lechübergänge bei Augsburg, Rain[83] und Landsberg[84] besetzt und somit die Stadt von möglichen Versorgungslinien, vor allem aus Memmingen[85] und Ulm,[86] fast vollständig abgeschnitten.

Die Belagerungstruppen bestanden aus den bayerischen Regimentern Stephan Binder[87] (Arkebusiere[88]), Caspar Schnetter[89] (Fußvolk), Jan von Werth[90] (Dragoner[91]), Hans Wolf von Salis[92] (Dragoner und Kroaten[93]), Salzburg (Fußvolk, 1633 von Piccolomini[94] geworben, ab 1635 unter bayerischen Befehl) und Hans Heinrich von Haslang[95] (Fußvolk). Die Dragoner Werths wurden nach der Ankunft von Wahls[96] Dragonern, welche aus der Oberpfalz anrückten, wieder abgelöst. Das Kommando über dieses Blockadekorps hatte seit dem 17. September der bisherige Kommandant der Oberpfalz, Feldmarschall-Leutnant[97] Joachim Christian Graf von der Wahl, unterstützt durch den Obersten Sebastian von Pörring.[98] Die Besatzung Augsburgs bestand aus dem Alten Blauen Regiment[99] des seit April 1633 von Oxenstierna[100] zum Augsburger Gouverneur ernannten Oberst Johann Georg aus dem Winckel und dem finnischen Savolax-Regiment unter dem Kommando des Obersten Caspar Ermes und des Majors Georg Paykull.[101] Letzteres war im Juli 1634 durch den schwedischen Feldmarschall Gustav Horn von Königshofen und Schweinfurt hierhin verlegt worden. In den zeitgenössischen Berichten wird Winckel stets als ‚Gubernator‘, Ermes als der Kommandant oder einfach nur Oberst genannt. Die beiden Fußregimenter wurden noch durch 300 Dragoner ergänzt.

Als bewährtes Mittel der Blockade wurden kroatische[102] Streiftrupps eingesetzt, um die Stadt hermetisch abzuriegeln, Sabotageakte durchzuführen und die umliegende Bevölkerung zu terrorisieren. Am 28. September wagten sich die Kroaten bis dicht vor die Mauern von Augsburg und raubten das Vieh der nächstgelegenen Dörfer. Die Tatsache, daß man sie aus der Stadt beschoß, auch einen Ausfall auf sie machte, machte keinerlei Eindruck: am 1. Oktober brannten sie 2 Mühlen in Göggingen[103] nieder. Am folgenden Tag begannen 9 Kompanien beim sogenannten Ablaß (Stauwehr am Lech mit Ableitungskanal zur Wasserversorgung) die Wehre mit Kies zu verschütten, so daß von dort kein Wasser mehr in die Stadt fließen konnte. Der Besatzung gelang es jedoch, diese am Abend wieder in Stand zu setzen. Gleichzeitig brannte sie vorsorglich die Brücke oberhalb des Ablaß ab, um das Übersetzen vom anderen Ufer zu erschweren. Die Belagerer ließen sich aber davon nicht von ihrer Strategie abbringen, zumal ihnen Kurfürst Maximilian von Bayern[104] aufgetragen hatte, der Stadt ‚obverstandenermaßen das Wasser zu benehmen und sie dadurch verhoffentlich bald zur Ergebung zu bezwingen‘. Man begann deshalb am 4.10. den Brunnenbach und die Sinkel abzugraben. Auch diese wurden von der Besatzung wieder in ihren ursprünglichen Stand versetzt. Am 5.10. fand ein Gefecht mit den Kroaten statt, welche erneut versuchten, die Wasserversorgung zu stören. Um weitere Zwischenfälle dieser Art zu verhindern, ließ der Kommandant den Ablaß beim Siechenhaus[105] St. Servatius sowie die dortige Kapelle abbrennen. Den hohen Ablaß brannten die Kroaten selbst nieder.

Feldmarschall-Leutnant von der Wahl hatte am 3. und am 16. Oktober der Stadt einen Akkord[106] angeboten, worin er sich erbot, die Dinge dahin zu verhandeln, daß die Stadt bei ihren Privilegien und ihrer Religion belassen würde. Beide Schreiben Wahls wurden jedoch nicht beantwortet. Die Stadt hatte zu diesem Zeitpunkt Ursache, allen Übergabeangeboten kritisch gegenüberzustehen. Chemnitz erfaßt die Ausgangssituation wie gewöhnlich richtig, wenn er schreibt: ‚Zudeme war der Feind nach der Nördlinger Schlacht so hochmütig und vermessen, das er in denen hernachmahls occupirten Plätzen fast niemahls accord gehalten, sondern die gvarnisonen, wider gegebene parole ruinieret: Das also, war vor promesse und schriftliche Versicherung er geben könte oder möchte, auch mit was praetext[107] Er es versprechen thete, der accord jedoch ohne völlige[n] ruin nicht würde abgehen‘. (Bd. II, S. 656). Die Augsburger setzten im November des Jahres 1634 deshalb auf Unterhandlung mit dem sächsischen Kurfürsten,[108] um eventuell mit in die laufenden Pirnaer Friedenstraktate einbezogen zu werden. Diese Hoffnung zerschlug sich allerdings, da innerhalb dieses Verhandlungsspielraumes die Forderungen Augsburgs nicht erfüllt werden konnten.

Mittlerweile hatte Wahl den Belagerungsring um die Stadt enger gezogen, so daß Hunger[109] und Infektionskrankheiten immer mehr um sich griffen. Gegen Ende des Jahres 1634 waren bereits 4664 Personen an Hunger und an der Pest[110] gestorben. Dies war dennoch erst der Anfang. Mit Beginn des Jahres 1635 verschlimmerten sich die Zustände dramatisch. Da die Wege nach Ulm und Memmingen blockiert waren, machte die Augsburger Garnison am 1. Februar 1635 einen Ausfall und überfiel das Städtchen Aichach.[111] Die Tore wurden mit Petarden[112] aufgesprengt und die dort liegende bayerische Besatzung vom Regiment des Obersten Friedrich von Schletz[113] unter dem Obristwachtmeister[114] Antonio Valtorto[115] überwältigt. Der Major,[116] sein Fähnrich,[117] alle Unteroffiziere und 84 Gemeine[118] wurden gefangengenommen. Der gesamte Proviantvorrat Aichachs wurde nach Augsburg transportiert. (Chemnitz II, S. 654). Dieser Vorrat war aber nur ein Tropfen auf einen heißen Stein und reichte nur wenige Tage. Als er aufgezehrt war, suchten die Menschen alles zusammen, was sie irgendwie verdauen konnten: ‚Hunde, Katzen, Mäuse und dergleichen waren nicht mehr zu bekommen. Das Pferdefleisch war bei den Vornehmsten ein allgemein, und das beste Gerichte. Der anderen Leute verschmachteten täglich viele vor Hunger, fielen und sunken auf freyer Gasse darnieder. Nicht nur die Todten, sondern mehr andere vnnatürliche Sachen wurden angegriffen vnd, das Leben damit ein zeitlang aufzuhalten, hervorgesucht‘. (Ebd. S. 655). Als auch hiervon nichts mehr zu bekommen war, kochten die notleidenden Menschen Leder, verzehrten Aas und menschliche Leichen.[119] Es gab sogar Berichte, nach denen Eltern ihre gestorbenen Kinder aßen. ‚Es wandelten menschliche Gerippe auf der Gasse umher und priesen das Glück der Todten. Gegen die letzte Zeit starben gewöhnlich hundert und mehr Menschen an einem Tag‘. (Stetten, Geschichte von Augsburg II, S. 369). Nachdem schließlich auch die letzten Vorräte zur Neige gingen, trat man in Übergabeverhandlungen mit dem zu Stuttgart[120] weilenden Generalleutnant[121] Matthias Gallas.[122] Zuvor hatte der weimarische Generalleutnant Lorenz von Hofkirchen,[123] der sich nach seiner am Vortag der Nördlinger Schlacht erhaltenen Verwundung immer noch in Ulm aufhielt, dem Augsburger Gouverneur Winckel den Vorschlag gemacht, sich mit der Garnison ohne Akkord und unbemerkt, samt Munition, Geschützen und unter Mitnahme der Münchener Geiseln, nach Ulm zu begeben. Dieses Ansiehen wurde jedoch von Winckel vernünftigerweise als undurchführbar und unehrenhaft abgelehnt. (Chemnitz II, S. 656). Nach langwierigen Verhandlungen kam schließlich am 13. März 1635 ein Übergabevertrag zustande. Es wurde vereinbart, daß Augsburg eine freie Reichsstadt bleiben konnte, hingegen mußte es in Bezug auf Religion und Kirchengüter bei den vom Kaiser im Jahr 1629 im Zuge des Restitutionsediktes[124] getroffenen Anordnungen bleiben. Die Stadt mußte 300.000 Gulden an den Kaiser und 80.000 Gulden zur Erstattung der Belagerungskosten an den bayerischen Kurfürsten zahlen. Die im Mai 1632 aus der Münchner Kunstkammer geraubten Schätze mußten zurückgegeben und die Münchner Geiseln ohne weitere Ansprüche freigelassen werden.

Am 28. März 1635 verließ die schwedische Garnison unter Winckel und Ermes die Stadt und marschierte nach Thüringen ab. Das finnische Regiment unter Caspar Ermes begab sich nach Erfurt. In Augsburg rückte eine Garnison von 14 Kompanien kaiserlichen und 6 Kompanien bayerischen Truppen unter Caspar Schnetter ein. Der bayerische Generalfeldzeugmeister Ottheinrich Graf Fugger[125] wurde zum neuen Gouverneur ernannt, dem die Stadt monatlich 2000 Reichstaler zahlen mußte. Auch die ursprünglichen Akkordbedingungen wurden, wie zu erwarten war, nicht eingehalten. Der evangelische Stadtrat wurde abgesetzt und für einige Zeit im Rathaus arrestiert, dafür ein katholischer eingesetzt. Sämtliche Kanonen, welche die Schweden aus München mitgenommen und im Augsburger Zeughaus eingelagert hatten, mußten bis Ende April auf Kosten der Stadt wieder nach München gebracht, auch Umgießungs- und Reparaturkosten in Höhe von 9000 Gulden bezahlt werden. Die Bürgerschaft wurde am 2. April entwaffnet, die Besatzung auf 5000 Mann verstärkt, jedoch nach einiger Zeit auf 2600 und nach acht Monaten auf 1000 Mann verringert. Die evangelischen Kirchen wurden, bis auf eine, gesperrrt, so daß die Protestanten den Gottesdienst unter freiem Himmel halten mußten. Zudem wurden alle evangelischen Schulen geschlossen und die Schuldiener entlassen. Auch sonst hatte die Bürgerschaft noch lange zu leiden. Die Häuser wurden als frei erklärt, so daß nicht nur Garnisonssoldaten, sondern auch andere Personen sich nach Belieben einquartieren konnten. Schließlich waren von den 80.000 Einwohnern, die Augsburg zu Mitte des Jahres 1632 noch gezählt hatte, nur noch 18.000 Personen in 2400 Haushalten übrig. (Die Schilderung der Belagerung und Einnahme Augsburgs, wo nicht anders vermerkt, nach Chemnitz II, S. 653-663 und Heilmann II, S. 516-519)“.[126] Winkel hatte dem Augsburger Rat ein von ihm und Ermes am 19.3. ausgefertigtes Zeugnis aushändigen lassen, „daß der Rath zu Augspurg öffters bey den confœderirten Evangelischen Ständen durch vielerley Art und Vorstellungen inständigst angehalten, die Stadt zu proviantiren, sonderlich das an die Armeen abgegebene und fürgestreckte Proviant zu ersetzen, solches aber wegen der harten Bloquirung nicht bewerckstelligen können; dahero selbige in die leidigste Extremitäten gerathen, und dem Magistrat weiter nicht verantwortlich fallen wollen, bey so grossen Mangel, welchen sie und ihre Officiers selbst augenscheinlich gesehen, zumal da die benachbarten Stände ihnen mit Getreyd auszuhelffen verweigert, die Bürgerschafft in völligen Ruin zu stürzen. Da nun endlich der Rath bey Kayserlicher Majestät um einen leidentlichen Accord anzuhalten sich entschließen müssen; als könnten sie mit Grund der Wahrheit bezeugen, daß solches gar nicht übereilet worden, sondern aus gröster Noth geschehen, wie sie sich dann gegen der Guarnison der Confœderation gemäß gehalten, und der Stadt das größte Unrecht geschähe, wann ihr in ein- und anderm etwas ungleiches vorgerücket werden wollte“.[127]

Ermes war an dem Prozess gegen Johan Stalman[128] beteiligt, dem der Versuch eines Attentats auf Feldmarschall[129] Johan Banér[130] vorgeworfen wurde. Das „Theatrum Europaeum“[131] hält dazu fest: „Dem außgerissenen und wieder zur Hand gebrachten Cantzler Stallmann ward zu Magdeburg[132] der Proceß gemacht / die darzu Deputirte seynd zu Magdeburg angelangt / als der VizeCantzler von Halberstatt[133] Christoff Schultze / D. Christian Staffel / Fiscal[134] in der Sache / Gerhard Busso von der Asseburg / HoffRath / Tota von Teutschenthal / LandRath / CammerPræsident / General Major[135] Lohausen / Obrister Salomon Adam[136] / der Finnische Obriste Armis, und der Regiment Schultheiß[137] Nüchtern“.[138]

Am 11.8.1635 ist Ermes unter den ranghohen Offizieren aufgeführt, die nach dem Prager Frieden[139] mit Oxenstierna und Banér in Magdeburg[140] eine gegenseitige Treueverpflichtung[141] unterzeichneten. Im September 1635 lag Ermes’ Regiment mit 8 Kompanien vor Magdeburg.[142] Unter denen aus Finnland (Wiborg[143]) stammenden Infanteristen sind 1635 3 Kompanien zu 536 und 8 zu 600 Mann aufgeführt, was einer Gesamtstärke von 1.136 Mann entsprach.[144]

Unter dem Juni 1636[145] sind 8 Kompanien zu 400 Mann in Magdeburg gelistet.[146] In der vom 24.11.1635 datierten Liste aus Altenstettin[147] werden 8 Kompanien zu 400 Mann geführt.[148] In Magdeburg wurde Ermes 1636 schwer verwundet. Der schwedische Hofhistoriograph Bogislaw Philipp von Chemnitz [9.5.1605 Stettin-19.5.1678 Hallsta, Gem. Västerås] hält zum Juli 1636 fest, „das besagte Stadt Magdeburg allbereit vor etlichen Tagen mit Accord übergangen, sondern es kam auch der Obriste Ermes, so durch ein Stücke[149] (in deme er vnter losbrennung dessen, wie dasselbe zurück gelauffen, zu nahe dabey gestanden) ans bein gefährlich verwundet war, den achten tag HewMonats[150] zu Werben[151] an, mit eigentlichem berichte davon, wie nemlich die Knechte zwar in der Stadt annoch sehr gutes muths gewesen, auch der Feind einiges aussenwerck davor nicht erobert, weniger einigen general sturm darauff gethan gehabt; es were aber, wie er von den Obristen Draken[152] und Salomon Adam[153] verstanden, der mangel pulvers die einige ursache, das sie sich ergeben“.[154] In seiner Leichenpredigt ist festgehalten: „darinnen Er auch den Schaden an seinem Schenckel empfangen: Vnd / in dem Er in stäter Action begriffen gewesen / vnd auß den Kleidern wenig / oder wohl gar nicht kommen / der Schade also arg worden: daß fast kein Remedium[155] mehr hette helffen wollen / wo nicht ein guter Balbierer[156] / in ermelter Stadt Magdeburg / demselben gerahten / vnd in etwas geholffen hette“.

„Der Obriste Ermes lehnete, wegen gedachten empfangenen schadens, stracks anfangs die schuld von sich ab, vnd lies alle verantwortung der übergabe auf die beyden Obristen vnd Commendanten, Hans Draken und Salomon Adam, ankommen; welche dan, angesehen der Feind noch nicht bis in den graben mit seinen approchen[157] gelanget, auch einiges aussenwerck nicht erobert, vielmehr in zween Stürmen, so Er aufs eine Hornwerck[158] gethan, ziemlichen schaden erlitten hatte, anders nicht dan gebrech[159] von pulver vorzuwenden gewust. Dahingegen der FeldMarschalck[160] diese ihre entschuldigung nicht vor erheblich erachtet: in betrachtung, Er ihnen einen ansehnlichen vorrath, so sich auf zweyhundert sieben vnd dreissig tonnen erstrecket, worzu noch sechszehen tonnen, jede bey einen centner haltend, die der Rath in einem gemäuer verstecket gehabt, vnd aufgefunden worden, kommen, hinterlassen; welchen sie vnnütz- vnd vergeblich verplatzet vnd verschossen: zumahl auch verlauten wollen, das bey ihrem abzuge noch fünffzehen centner übrig zurücke geblieben. Weshalb Er sie stracks in arrest nehmen lassen, in willens, vors Krieges-Recht[161] die sache zu bringen, jedoch, nach gefälletem vrtheil, die vollstreckung dessen der Reichs-Regierung in Schweden anheim zu stellen.[162] Gestalt sie nach Wismar[163] geschicket, vnd dem Obristen John Lilliesparr,[164] sie, bis auf fernere bescheid, in arrest vnd guter verwahrung zu behalten, anbefohlen worden“.[165] Allerdings scheint die Untersuchung eingestellt worden zu sein. In einer Auflistung von 1636 werden 11 Kompanien von 824 Mann angeführt,[166] in der Liste vom 10.7.1636 aus Werben allerdings 8 Kompanien mit nur 150 Mann.[167] In der Schlacht bei Wittstock[168] war eine Brigade mit 892 Mann aus Ermes‘, Drakes und Adams Regimentern eingesetzt.[169]

Seine Verwundung – die Verletzung im rechten Schenkel – machte ihm weiter zu schaffen, wie die Leichenpredigt erkennen lässt: „Bey Vbergang selbigen Orthes / ist Er vom Feinde selbsten / biß nacher der Residentz Schwerin[170] in Mechelnburg auff der Elbe hinab gebracht: Alwo Er ein hartes Lager außgestanden: Hernach Anno 1637. wieder Seinem Regiment gefolget / vnd bey Leipzig[171] zu demselben sich verfüget. Da es dann zu Torgaw[172] / mit seinem Schenckel aber einsten wieder gar arg worden: Jedoch einen Feldscherer[173] / einen Engelländer[174] / so vnter deß Herrn Turo Bielckens[175] Regiment gewesen / zu weiter besser vnd heilsamer Cur, überkommen“.

Am 11.1.1637 schrieb Ludwig von Anhalt-Köthen[176] aus Köthen[177] an Ermes wegen dessen beabsichtigten Durchzugs: „Lieber besonder, Wir haben von dessen Abgefertigten des Herrn gutwilligkeit auff Vorzeigung die von dem GeneralFeldmarschalck Herrn Johan Banern ertheilte Salvaguardien,[178] mit gnedigem Danck vernommen, Inmassen nun der Proffiant für die Völcker dieses orts soll fertig gehalten werden, Alß ersuchen wir ihn günstig, er die quartier vom Ueberbringer vernehmen, darauff sich endlich wegen Abfuhr des Proviants erklären, fürnemblich aber es dahin richten wolle, das Reutter vnd Fußvolck von ein einander möge gesondert werden, in den bestimmten quartieren ieden benachrichtigen, vnd also diese marche mit guter Ordnung, des Herrn General Feldtmarschalcks ertheilten ordre Zu folge, durchgehen, Solches erwiedern Wir hinwieder mit Gnaden vnd allem Guten, vnd seind demselben ganz wohl affectioniret“.[179] Der anhaltische Präsident Heinrich von Börstel[180] teilte am 10.1.1637 aus Bernburg[181] Ludwig von Anholt-Köthen mit: „Alß ich gestern eingefügte nachricht bekommen, habe ich sobald den alhier liegenden Corporal[182] vom Duglaßischen[183] Regiment mit den bewussten patenten nach Staßfurt[184] abgefertiget vndt vmb abwendung der marche von diesem Fürstenthumb bitten laßen, eventualiter aber mich erbotten, do ie die marche her vorbei gehen müste, das sie quartier in einem oder ein paar Dörffern nehmen mochten, sollte ihnen von hieraus proviant dahin geschickt werden.

Der Oberst Armis so die partey commendiret, hat mir Zur antwort sagen lassen, Er hette nach Hall[185] vmb order geschrieben, Sollte aber über verhoffen sein march hier durchs Fürstenthum gehen, thete er meinen Vorschlagk acceptiren, Nicht desto minder kombt ietzo der Oberst mit seinen troupen von 400 Zu Fuß, 100 Tragonern vndt vielen Wägen für die Stadt, vndt begehret darinnen quartier, Ich schicke Zu ihm hinaus, laße ihn der gestrigen Zusage erinnern, vnd bitte nochmals, Er die Völcker auf die nechsten Dörffer legen, Er aber mit den Officiren in die Stadt Ziehen wolte, mit erbieten, Proviant hinaus Zu schaffen, Was nun wirdt erhalten werden, kann ich Zwar nicht wissen, habe es aber Efgn. vnterth. berichten wollen, ob die diesen Völckern iemands entgegen schicken solten“. Im Postskriptum heißt es allerdings: „Ich fürchte daß inskünfftig alle marchen dergestalt gehen, vndt dadurch das Landt vollends ruiniret werden“.[186] Im beiliegenden Eilbrief des Bürgermeisters von Güsten[187] an Börstel vom 9.1.1637 hieß es: … „ich habe heut einen boten nach Staßfurt gehabt, so mir die antwort bracht, daß 3 Regimenter Schwedisch Volck, alß 1 Regiment Tragoner, 1 Regt. Reuter vnd 1 Regt. Fußvolck, gestern eingefallen, mit Vorgeben, daß sie heut Zu Bernburgk nachtquartier nehmen wollen undt folgents nach Cöthen hinab marchiren, haben sonsten ihre ordre vf Halle, laßen sich hören, daß in den Dörffern nichts sey, müßen in den Städten einlogiren, können in der itzigen Kelte ihre Völcker nicht weit führen, Sie haben einen Boten nach Halle geschickt, ob Sie nun seiner in Staßfurt erwarten vnd nicht eher vfbrechen möchten, weiß man nicht“.[188]

Auch der Hinweis auf eine gehabte Pest und deren mögliche Folgen fehlte nicht bei diesem Versuch, eine Einquartierung abzuwenden. Im Erlass für den Kriegskommissar Stephan Unger,[189] Köthen, 10.1.1637, hieß es: „Von dem Durchleuchtigten etc. etc. ist Vorweiser dieses S. F. G. Diener St. Unger befehlicht, nachdeme bericht eingelanget wie der Obriste Armiß mit etzlichen trouppen im march begriffen, vnd seinen Zugk von Bernburg auß, entweder nach Hall, oder sonsten dieser örter durch Zu nehmen gemeinet, daß er mit dem alhier logirenden Schwedischen Corporal gedachtem Herrn Obristen alsofort entgegen Ziehen, Demselben, oder in dessen abwesen, seine Officirer mit gnädiger begrüßung vnd vorzeigung inhabender salvaguardien patenten ersuchen und vermögen solle, damit bey dieser march diese S. F. G. ResidenzStadt Cöthen, weil vnter andern die Pest[190] nechstvergangenes Jahr starck darinnen gewesen, vnd durch diese einquartierung etwas davon auch mit schaden der Soldatesca möchte Zukommen, wie auch, do möglich, die nechst umher gelegene Dörffer mit nachtlager vnd quartir verschonet werden,

Sollte aber wider Zuversicht je der Zugk dieser ortten vnumgenglich erfolgen müßen, vf solchen fall hat er mehr gemeltem Herrn Obristen und die andern Officirer dahin Zu disponiren, damit sie sich vf den Dörffern, die er (St. Unger) ihnen nach gelegenheit benennen kann, gedulden, auch bey der Soldatesca alle insolentien[191] verbiethen möge, wogegen auß der Stadt nottürfftig bier vnd brot gefolget werden sollte, wie dan vmb beßerer ordre willen, er der march (dofern sie dieser orthen gehen würde) beizuwohnen, vnd den erfolg eilend anhero Zu berichten hatt, damit man sich darnach achten könne“.[192] Am 11.1.1637 erstattete Unger aus Bernburg dem Kammerrat Wieß[193] in Köthen Bericht: „[…] ich bin heute früe 6 vhr alhier angelanget, vnd habe alsbald den Præsidenten angesprochen, vnd mich wegen des einlogirenden Volckes erkundigung eingezogen, welche dan gestrigs tages sich durchaus nicht wollen abweisen laßen, sondern mit gewalt vff die Stadt gegangen, den Schlagbaum[194] also balden mit einer Axt auffgeschlagen vndt sich in die Stadt logiret, vnd berichtet der Herr Præsident, daß ingesampt gewiß ein 800 Man und 400 Pferde wehren, Eß berichtet mihr aber der von Büdersehe[195] daß er die Pferde ingesampt beritten, vndt so in wagen gegangen, mehr nicht alß 175 Stück gewesen; dan er sie alle in dem herein marchiren gezehlet, Er hat gestern abendt, der Herr Præsident, albereit durch hiesigen Ambtman den Obristen Armis ahnsprechen laßen, damit er vnsers gnädigen Fürsten vndt Herrn ResidentzStadt wie auch das Landt im marchiren möchte verschonen, Es hat aber gedachter Herr Obrister, weil er erstlichen der ordre, so ihme von Jesuwitzke (Jizwitzky)[196] aus Halle geschickt werden müste, erwartete, sich nicht resolviren wollen, ich aber habe mich dieses nicht irren laßen, sondern mit Ihr. F. G. gnädigen Begrüßung den Herrn Obristen selbst ahngesprochen, indeme kömpt gleich die ordre von Halla, daß sie ihren march anders nicht alß vff Cöthen, von dar vf Bitterfeldt,[197] vnd von dar vf Jeßnitz[198] nehmen, alsdann sie ferner biß Zu des Herrn Generals Specialordre verwarten wollen, Ob ich mich nun höchlich angelegen sein laßen, solchen march von der Stadt abzuwenden, vndt ihnen gar wohl accomodirte Oerter fürgeschlagen, auch daß sie mit futter, mehl vnd Proviandt versehen werden sollten, ahnzeige gethan, hatt es doch durchaus nicht verfangen wollen, sondern bleibt der Oberste gantz bestimt die Marche vff Cöthen vnd das Quartier darinnen Zu nehmen, hatt sich entlichen dahin erboten, daß er sich bemühen will ob die Reuterey so dem Obristen Pfuel[199] gehörig, von sich schaffen könnte, damit man nicht mit selbigen beunruhiget würde, Es stehet aber noch dahin, dan der Major so die Reuterey führet ist nicht vom besten einer, do auch gleich der Oberste sich ein beßeres erklehret, wehret[200] doch dieser alles, wie dan ohne das nicht gar gute order wegen deß, das Volck von vnterschiedenen Regimentern ist, kann gehalten werden, vndt hat mir der Obriste befohlen bey ihme Zu verharren, damit man ehr die Reuterey von sich bringen möchte, daß ich solches Ihr. Fstl. Gn. Zu wißen machen könnte, in Summa mein Bitten vndt flehen auch waß ich vorschütze, vndt mich dargegen wieder erbiete, hilfft alles nichts, sondern bleibt bey der einquartierung, Zu dem ende dan Morgen mit dem früesten der RegimentsQuartiermeister[201] vorahn kommen wirdt, weil der Obriste sich gar nicht will vff die Dörffer weisen laßen, alß stellet ehr eß dahin, ob man das fußvolvk Zusammen in verschiedene Häuser legen, vndt ihnen mit Proviandt darinnen versehen will, ich will noch ferner sollicitiren vnd meinen fleiß nicht sparen, sehe aber daß es fast alles vergeben sein will, Carl von Freybergk, wie auch der gewesene Küchschreiber[202] Gürgen ist auch bey dem Volck, können aber bey diesen Sachen nichts thun, waß ich ferner verrichten werde, will ich stündtlichen Zu wissen machen, ich habe mich auch vmb die einquartirung Rolla beworben, kann aber solche nicht erlangen, bekomme ich sie noch, will ich selbige überschicken“.[203] Ludwig hatte sich am 13.1. aus Köthen selbst an Ermes gewandt: „Auß beigefügtem Verzeichnuß, hatt der Herr mit mehrerm Zu vernehmen, was vnsern Unterthanen Zu Dohndorff[204] vndt Wörbtzig[205] von dem daselbst logirenden Volck abgenommen worden. Wan es dan die billigkeit erfordert, daß diejenige, so dieses bey sich haben Zur Wiedererstattung ahngehalten werden, alß ersuchen wir den Herrn hiermit günstig vnd gnedig, Er wolle die Verordnung thun, damit nicht allein dasjenige, waß specificiret, Zeigern dieses wieder abgefolget, Sondern auch, weil der Regimentsquartiermeister einen Proviantwagen mit drey Pferden, biß ins nechste Quartir mitgenommen, daß ebenfalls derselbe Zusampt den Pferden alsobaldt wiederumb Zurückgeschicket werden möge; Hieran erweiset vnß der Herr einen angenehmen gefallen, deme wir hinwiederumb allen günstigen vnd gnedigen willen Zu erweisen geneigt“.[206] An diesem Tag schrieb Ludwig auch an den Obristen llzwitzky:[207] „Wir Zweifeln nicht, der Herr werde gutte wißenschaft tragen, welchermaßen der Obriste Armiß mit etzlichen starcken trouppen Zu Roß vnd Fuß dieser ortten seinen Durchzugk genommen, Inmaßen dan die nachricht darneben eingelangt, daß der Herr ihme vnterwegens die ordre ertheilet den Zug vff Cöthen, vnd also fürter Zu nehmen.

Dieweil dan dem Herrn nicht vnbekandt sein kann, daß diese Kriegszeit über vnsere Städt vnd Aembter gantz verderbet, vnd wir die nachricht haben, daß noch mehr trouppen dieser ortten folgen mochten; wir aber das gnädige Vertrauen Zu dem Herrn, alß vnserm alten guten Bekandten nicht unbillig tragen, daß er bey jeder gelegenheit die verschonung deß vnserigen Zu befördern geneigt sein werde: Alß gesinnen wir an denselben in gnaden, wan ja dergleichen Durchzug, wie wir vns befahren,[208] mehr fallen solten, er wolle seinenm guten vermögen nach, ein beförderer sein, damit Jenseit der Sahlen vnser Ambt Warmbßdorf vnd Städtlein Güsten vnd Nienburg[209] (alß welche ohne das gantz zu grunde gerichtet) vnd dißeits der Sahlen vnsere Dorfschafften, vornemblich aber die Stadt vnd das Ambt Cöthen, mit allen ablagern vnd einquartirungen gentzlich verschonet bleiben mögen, gestalt wir auch deßen von dem Herrn General vnd FeldMarschalcken Banern durch schrifftliche Patenten versichert seind“.[210] Im Antwortschreiben des Obristen aus Halle vom 14.1. hieß es dazu: „Ew. Fürstl. gnaden gnädiges schreiben hab ich mit gebürender reverentz empfangen, vnd darauß verstanden, wie daß Ew. Fürstl. gnaden bericht einbekommen, alß wann der Oberst Ermuß von mir Order bekommen, seinen Durchzug durch das Ambt Cöthen Zu nehmen, So bericht ich Ew. F. Gn. vnterthenig, daß der Oberst Ermuß an mich geschrieben vnd sich dem verhoffen noch Zu der Armee befragett, ich auch in keinem andern gedancken gewesen, alß daß er, vor seine Person nur Zu Ihr. Excellenz Herrn Feldmarschall reisen wolte, alß bitt ich Ew. Fürstl. Gnd. mich gnädig entschuldigt Zu halten, Was Ew. Fürstl. Gn. in dero gnädigem schreiben wegen weiter schonung gedencken, So weiß ich nit, daß über ein Partie Pferde mehr vorhanden, vnd dieselbigen ihre assignirte quartir ohn Zweifel beziehen wollen, wie dann alhier auch etzliche hundert Pferdt recrut,[211] gelegen, welche ich Zu ihren Quartiren gewiesen“.[212]

Hillebrandt führt in seiner Leichenpredigt weiter aus: „Nach deme der sehlige Herr Obrister in etwas restituiret, vnd zu seinem damahligen Finnischen Regiment (welches fast mehrentheils in der Wittstocker-Schlacht[213] drauff gangen) gelanget: hat deß Herrn Generalissimi Baners Excellentz, hochsehligen Andenckens / Ihme / deß sehligen Herrn General-Majeurs[214] Karrns[215] / diß nunmehr verledigte Regiment / das Alte Gelbe[216] genant / (so Graff Philipp von Manßfeld[217] / dem Glorwürdigsten Könige Gustavo Adolpho, Anno 1612. nacher dem Reiche Schweden zugeführet) übergeben: Vnd ist also der sehlige Herr Obriste dieses Regiments Hochteutschen FueßVolcks in der Ordnung der Fünffte Obrister: vnd hernacher mit dem selbigen in Pommern / in vnterschiedlichen Orthen / alß Stettin[218] vnd Stargart[219] an der Ina / verlegt gewesen.

Alß aber die Königliche Schwedische Armee / in Anno 1638 sich refrechirt, gegen den Feind wieder præsentirt, vnd erstlich die Stadt Gartz[220] (worinnen eine Brandenburgische Besatzung von vier hundert Mann gelegen)[221] mit einem Generalsturm[222] angegriffen: da hat der sehlige Herr Obrister / mit seinem Regiment / bey dem WasserFluß der Oder / seinen Vortheil zum ersten ersehen: seynd also der Löblichen Infanterie Fähnlein[223] mit auff den Wahl kommen / der Feind in die Stadt getrieben / Selbige glücklichen erobert / vnd letztens demoliret worden.

Folgends / alß die Schantzen[224] vor Schwed[225] an dem OderFluß der sehlige Herr Obrister mit seiner damaligen geführten Brigada,[226] glücklichen erstiegen / vnd die Völcker darinnen / was in der Furi nicht niedergemachet / gefangen bekommen / vnd vntergestossen:[227] hat Er zwar / bei solcher Occasion, in keiner geringen Gefahr gestunden / doch nur an einer Hand gestreifft worden. Nachdem auch der hochsehlige Herr Generalissimus Baner / etc. die Stadt Pirna[228] in Meissen attaqviret / hat vnser sehl. Herr Obrister gleichfals von Gott das Glück gehabt / daß Er / nach langem Canoniren, eine Schantze an dem vorbey gehendem ElbeFluß / wie vff der andern Seite die Brech[229] geleget war / einbekommen: vnd also mit seiner Brigada in der Stadt sampt allen Fähnlein eher / als der Anlauff in die Breche beschehen mögen / auff dem Marckt schon gehalten“.

Die Schweden veranstalteten in der Stadt ein Massaker.[230] „Um sich des Engpasses zu bemächtigen, rückten die Schweden unter Baner am 16. April 1639 vor Pirna, das nur schwach besetzt war. Der Befehlshaber über Schloß und Stadt, Oberstleutnant Johann Siegmund von Liebenau,[231] ließ, um sie möglichst noch fernzuhalten, die nächsten Häuser in den Vorstädten auf 50 Schuh[232] im Umkreise vom Stadtgraben niederbrennen. Aber die Schweden belagerten die Stadt nun regelrecht und erstürmten sie am 23. April. Als der Kommandant von Liebenau keine Möglichkeit mehr sah, die Feinde wieder hinauszudrängen, zog er sich aufs Schloß zurück. Die Bürger waren teilweise schon vorher von ihren Posten entwichen. So kam die Stadt in die Hände der erbarmungslosen Feinde, die ihrer Mordsucht und Raublust zügellos fröhnten.“ – „Die Schweden fuhren Pirna so unmenschlich mit, daß man dergleichen wenig in der Geschichte finden wird. Viele Hundert Bürger wurden auf den Gassen niedergehauen, und weder Weiber noch Kinder blieben verschont. Ja, selbst die Kirche, in welche sich viele Hundert Menschen gerettet, blieb von ihren entsetzlichen Grausamkeiten nicht frei. Sie erbrachen sie mit Gewalt, hieben viele, die auf den Altarstufen auf den Knieen flehentlich um ihr Leben baten, in Stücken.“ „Erst nach 3 Tagen tat der Feldmarschall dem Wüten seiner entmenschten Horden Einhalt. Die Leichen der Erschlagenen blieben 8 Tage lang auf den Gassen liegen. Etwa 600 Leute waren getötet worden. Ueber 400 Bürger und Einwohner, die gänzlich ausgeplündert waren, verließen Pirna“.[233]

Ermes nahm auch an den Kämpfen um Brandeis[234] teil, als 18.000 Schweden unter Banér 10.000 Kaiserliche unter Hofkirchen[235] schlugen. „Am 27. Mai 1639 ging Baner über die Elbe nach Alt-Bunzlau,[236] gegenüber Brandeis, wo Hofkirchen mit einigen tausend Mann stand. Die Infanterie überquerte mit Fähren den Fluss. Da das Übersetzen der Kavallerie mit Schiffen zu viel Zeit gekostet hätte, gab sich ein Bauer für 100 Goldgulden[237] dafür her, den sichersten Weg durch den Fluss zu zeigen. Hofkirchen erhielt Nachricht davon und schickte starke Truppen unter Raimondo von Montecuccoli[238] entgegen. Als Baner die meisten Reiter am anderen Ufer zu wissen glaubte, wollte er eine Schlacht wagen. Hofkirchen zog sich aber in flaches Gelände zurück und stellte seine Truppen in Schlachtordnung auf. Als die Schweden ihn angreifen wollten, wich er auf Prag zurück. Baner setzte nach, hieb über 1.000 Mann nieder und nahm ihn und Montecuccoli gefangen“.[239]

Das „Theatrum Europaeum“[240] berichtet dazu: „Hiernechst ist es in Böheim zwischen den Käiserl. und Schwedischen zu einem ernstlichen Gefecht kommen. Dann als Sonntag den 19. 29. May Hr. Feld-Marschall Banner auff Anweisung eines Bauren / der ihme einen Furt gewiesen / mit seiner Cavallerie bey Brandeyß durch die Elbe zu setzen angefangen / seynd die Käis. unter Ih. Excell. Hn. Grafen von Gallas in 8. Regimenter von Prag auß dahin gecom̃andirt worden / selbigen Paß so viel möglich zu behaupten. Dieweil aber vor Ankunfft der Käiserl. Völcker die Schwedische allbereits übergesetzt / und deß Orts sich impatronirt haben / (worinnen sich 300. Mann unterstellen müssen / und ziemlich Proviant und Munition gefunden worden) seynd sie den Käiserlichen entgegen gerückt / selbige auch angetroffen / daß es zu einem ernsthafften Gefecht kommen / in welchem vorgedachte Regimenter meistentheils ruinirt / etlich hundert der Käiserl. niedergemacht / viel gefangen / der Käiserl. General Hoffkirch in einen Arm geschossen / und er selbst von deß Grafen Hoditzen[241] Cammer Junckern / neben ihm auch Graf von Monte-Cuculi / (von deß Herrn Marschalls Pagen) ein General-Quartiermeister[242] unter dem Grafen von Fürstenberg[243] / und noch mehr andere hohe Officirer gefangen worden / daß also von ermeldeten acht Regimentern über dreyhundert Mann nicht davon / und die Schwedischen zweyhundert Standarten[244] bekommen. Die Flüchtigen haben sich auff die Weinberge gähling nach nach Prag retirirt / welchen Banner Montags den 20. 30. diß gefolget / und sie gar in Prag getrieben / da sie dann die alte und neue Stadt verlassen / und allein auff dem Rätschin[245] und kleinen Seiten[246] logirt / die Bannerische aber auf erstgemelte Weinberge sich gelägert / von darauß sie hefftig mit Stücken[247] in Prag gespielet.[248] Bey solcher Rencontre[249] haben die Bannerische Regimenter auch grossen Schaden gelitten / dann weil ihnen das Maul nach der Käiserl. Bagage[250] allzu sehr gestuncken / und die darauff allzu begierig gewesen / seynd ihnen die Ungarn[251] gähling eingefallen / auff die Bannerische getroffen / ihrer viel erlegt / und hätten ihnen leichtlich den Garauß machen dörffen / da sie nicht zeitlich von den ihren entsetzt / und die hungarn wieder zurück geschlagen worden wären“.[252]

Dazu heißt es in der Leichenpredigt: „Alß darauff die Königliche Schwedische Armee in Böheimb gegangen: Hat der sehlige Herr Obrister sich mit commandirten Völckern deß Hauses Brandeis[253] auff Discretions-Ergebung[254] / bemächtiget: Vnd ist hernachmals / wie die Königliche Schwedische Armee ferners auß Böheimb / heraußwarts / im Frühling Anno 1640. nach Düringen / vnd hiehero sich gewendet / zu einem Gouverneur deß Düringischen Estaats, vnd Commandanten hier an diesem Orth ernennet vnd bestätiget worden. Was für Trew / Sorgfalt vnd Fleiß nun / desgleichen was vor statliche der hochlöblichen Cron Schweden geleistete Dienste / zu mercklichem Abbruch des Feindes / binnen wärender solcher Zeit / der seelige Herr Obriste angewendet vnd verspüren lassen: Solches wird zu mänigliches / ohne vielen Anführen vnd Remonstirung / besserm Wissen hiemit gestellet: Doch ist hierbey zugedencken / daß in wärender seiner Obristen Charge, Ihme vnterschiedlichmahl die General Major Charge offeriret worden: Welches Er aber jederzeit wegen einiger haben Vrsachen / nicht acceptiren wollen“. Ursachen waren wahrscheinlich der Wunsch, für längere Zeit sesshaft zu werden und die Zahl von vier Söhnen und vier Töchtern, die ihm seine aus altem baltischen Adelsgeschlecht stammende Frau Anna Gräfin von Loewenwolde (Löwenwalde) [1609-3.1.1645 Erfurt] geboren hatte. erm2Das Gemälde in der Kaufmannskirche zu Erfurt zeigt Anna Ermes und im Hintergrund ihre beiden im Kleinkindalter vor ihr verstorbenen und im gleichen Grab vor ihr beigesetzten Söhne.

Im Frühjahr 1639 soll Ermes sich in dem von schwedischen Truppen eroberten Hornburg[255] und bei Wolfenbüttel[256] aufgehalten haben.[257] Das „Theatrum Europaeum“ berichtet unter 1639: „Sonsten haben die Schwedische / das veste Hauß Wolffsburg / bey Brunschweig[258] / vñ Wolfenbüttel gelegen / darinnē die Wolfenbüttlische Besatzung hatten / im Februario vermittelst Canonirens vnd stürmens eroberet: Nachmals ingleichen vmb dē 16. Martii sich auch deß Schlosses Hornburg / in Stifft Halberstatt gelegē / welches die auß Wolfenbüttel ebenmässig besetzet hatten / sich bemächtiget“.[259]

Ermes wurde im Mai 1640 Nachfolger des von Banér seines Amtes enthobenen Christoph Heinrich von der Goltz[260] als Kommandant von Erfurt. [261]

Über die Kriegsereignisse in der freien Reichstadt Mühlhau-sen[262] heißt es in der „Thomas-Chronik“: „In diesem Jahre wurden die Herren von Erfurt einig mit dem General Banier und nahmen ein Regiment Fußvolk ein in die Stadt Erfurt beneben einem Kommandanten [Ermes; BW]. Derselbe nahm 8 Meilen Weges um die Stadt Erfurt herum alle in seine Kontribution,[263] und das brachte ihm viel Geld ein. Hier die Stadt Mühlhausen ist dem schwedischen Tuboldischen[264] Regiment assigniert, hat alle Monate 1000 Rtlr. geben müssen und 91 Malter[265] Hafer, dazu Heu und Stroh und alle Jahre 1000 Malter Früchte. Das ist einem jeden Bürger gesetzt, nachdem er in der Kontribution gestanden, und mußtens die Bürger auch nach Erfurt führen. Das hat also müssen gegeben werden bis zum Friedensstande 16 Jahre. Nebst diesem schreibt der Kommissarius Peter Brandt,[266] daß diese Stadt ins Erfurtische Magazin 1600 Malter Früchte einschicken sollte. Wiewohl nun der Rat zeithero cunctirt[267] und angestanden mit der Abfertigung aus des Rats Mittel bis auf den 20. August [30.8.; BW]. Allda Herr Christoph Ringleb und Herr Valtin Dehmarn Kommission aufgetragen, die tractaten dieser beiden Punkte selber zu Erfurt zu expediren,[268] so ist doch selbigen Morgen 5 Uhr der Rittmeister[269] Israel[270] mit 40 Pferden, von allen Kompanien 4 Mann ohne die Offiziere, zur Execution[271] anhero commandirt wegen des praeteriti.[272] Inmittelst wie des Rats Abgesandte fortreisen, nimmt sie bemeldter Rittmeister mit 8 Convoyern an und liefert sie hinein in Erfurt, allda sie in Arrest Zeitlang gehalten worden, bis ihnen ihr Begehren bewilligt worden. – Den 22. Aug. [1.9.; BW] sind die Tuboldischen Executores auf des Rats Einwilligung ad interim[273] herein in die Stadt gelassen und bequartiert, inmaßen ihnen denn alsbald halbe Löhnung[274] gegeben worden“.[275]

Der schwarzburg-sondershausische Chronist und Hofrat Volkmar Happe[276] hält in seiner „Thüringischen Chronik“ das Auftauchen der Finnen unter Ermes fest: „Den 23. Juli [2.8.; BW] ist die finnländische Convoi um Gebesee[277] wieder zurücke kommen. Den 23. Juli gegen Abend sind diese finnländische Völcker, als 4 Compagnien Reuter und drey Compagnien Fußvolck nach Franckenhausen[278] kommen, haben alle in der Stadt Quartier genommen und übel darinnen gehauset“.[279] „Den 9. [19.10.; BW] ist mein collegia, der Hofrath Christian Henckel,[280] von meinem Gnädigen Herrn[281] nach Erfurt verschicket worden. Den hat der Commendant in Arrest genommen und mit Musquetiren[282] verwachen lassen“.[283] „Den 20. [30.11.; BW] hat der Commendant Obrister Ermiß zu Erfurt etzliche Executions Reuter nach Greußen[284] gesandt. Den 21. [1.12.; BW] hat er auch anhero nach Sondershausen[285] Exequirer[286] gelegt. Den 27. [7.12.; BW] haben diese Exequirer, als sie so viel Geld, als sie begehret, nicht bekommen können, Hauptmann Hannß Christoph Zengen[287] mit Bürgermeister Caroll Götzen gefangen mit nach Erfurt genommen. Eodem [die], den 27. [7.12.; BW] ist der Flecken Großenehrich[288] von etzlichen schwedischen Reutern geplündert worden. Eodem [die] ist ein schwedischer Obrister Lieutenant mit einhundert Reutern nach Ebeleben[289] kommen, aldar Mittag gehalten und alle Heuser ausgeplündert, auch alle Leuthe, die sie antroffen, ausgezogen“.[290] „Den 1. [11.12.1640; BW] ist der schwedische General Banier mit der gantzen Armee in und umb Duderstadt[291] ankommen. Eodem [die] hat der Commendant aus Erfurt, Obrister Ermiß, einen Serganten[292] und 2 Musquetierer zur Salva Guardi nach Ebeleben gelegt“.[293]

Der Erfurter Blaufärber Krafft notiert in seiner Chronik: „Anno 1640 am 22. Dezember [1.1.1641; BW] hat der Commandant Armis einen auf dem Spitalrasen köpfen[294] und hernach vierteilen[295] lassen Verräterrei[296] halber“.[297]

Von der Drehschreibe Erfurt aus dirigierte Ermes die Logistik der schwedischen Armeen von 1640 bis 1648. „Dem von Gustav Adolf als Resident[298] von Thüringen eingesetzten schwedischen Rat Alexander Eßkein[299] war in Erfurt der Obrist Caspar Ermes als Kommandant gefolgt. Mit Zustimmung des von den schwedischen Verbündeten ernannten Kriegskommissars Peter Brandt setzte er die Höhe der Kontribution fest, die dann zu Anfang jeden Monats ausgeschrieben wurde und bis zum Schluß des Monats abgeliefert sein mußte. Der Zahlungsaufforderung beigefügt war stets die Androhung militärischer Exekution bei nicht rechtzeitigem Empfang des Geldes. Für März [1641; BW] war die Abgabe auf zweihundert Taler festgesetzt worden, zu denen für Fourage[300] weitere vierzig Taler traten. Im April wurde der gleiche Betrag gefordert und außerdem noch besonders zur Unterhaltung der Garnison auf der Wartburg[301] vierzig Taler. Viele Ortschaften hatte der Krieg verwüstet und vollständig zerstört, es war von ihnen nichts zu haben, und so fehlten viele Steuerposten, und der geforderte Betrag konnte trotz aller Anstrengung nicht eingebracht werden. Der Herzog[302] wandte sich deshalb in verschiedenen Schreiben an Ermes und bat unter Darlegung der Verhältnisse um Aufhebung der Kontribution oder doch wenigstens um Erlaß für einige Monate. Die Gesuche blieben unberücksichtigt. Er sandte darauf eine aus dem Kanzler und seinen Räten bestehende Androhung [Abordnung ?] nach Erfurt, aber sie vermochte nur eine Milderung um hundert Taler zu erreichen. Bei der ermäßigten Forderung blieb es bis Oktober“.[303]

Am 17.3.1641 ließ Banér aus Kaden[304] Ermes durch einen Offizier über den aus seiner Sicht erfolgreich verlaufenen Rückzug vor den Kaiserlichen unter Leopold Wilhelm[305] und Piccolomini aus der Oberen Pfalz informieren. Das „Theatrum Europaeum“ bringt beide Schreiben an Ermes: „Weiln ich leichtlich gedencken kan / daß mein Herr. Obr. und Bruder viel ungleiches Spargiren[306] wegen unserer Retraite auß der Pfaltz wird vernommen haben / als habe ich mir fürgenommen / dem Herrn Obristen und Bruder die gründliche Beschaffenheit desselben ungehindert zu erzehlen / in Meynung ihme darmit einige Freundschafft zu erweisen; so wol auch alle ungleiche und ungegründete Impressionen mit warhaffter Relation umzustossen. Und ist demnach mit obgemeldtem unserm zurück Zug anderst nit beschaffen / als daß der Feind durch der Frantzösischen und Weymarischen Armee geschehene Separation Anlaß genommen / sein Tempo und Glück an uns zu tentiren und hinter der Donau alle seine Force auß Bäyern / Schwaben / Böhmen und Schlesien zusammen zuziehen / und ist damit in grosser Still und Eyl nach der Nabe avanciret: so bald aber Ihre Excellentz Herr General und Feld-Marschall Banner solches vernommen / haben sie zwar denen an der Nabe und Filß / fürnehmlich der Communication-Linie Auffenthaltung halber hinder sich gelegten Trouppen / zu Schwandorff[307] / Nabburg[308] / Vilßeck[309] / Aurbach[310] und Burglengenfeld[311] / welche allein deß Obristen Schlangen[312] [Slange; BW] / als deß Quartier in Schwandorff gewesen Conduite gestanden / eylige Ordre ertheilet / sich unverzüglich zu uns nach Chamb[313] zu begeben / welchen auch der Herr Obriste Schlang so weit nachkommen / daß er am 7. dieses zu Nachts um drey Uhren zu Neuburg[314] / drey Meilen von gemeldtem Chamb mit seinem Regiment angelangt / demnach er aber die beyde Regimenter die in Nabburg gelegen / als Obriste Heuckings[315] / und Obristen Freyherns von Kinsky[316] erwarten wollen / und über solcher guten Meynung sich dergestalt verweilet / daß sie alle 3. mit ihren Regimentern und dem Obristen-Leutenant deß Leib-Regiments zu Fuß Georg Nemaren[317] / der nur vor seine Person zu Demolirung gedachter Stadt Neuburg geschickt gewesen / und dem Feind seine Bloquirung / welches er in bemeldtem Neuburg / Retz[318] und WaldMünchen[319] gegen uns vorgehabt / dardurch vernichten wollen / mit deß Feinds ganzen Cavallerie circumvalliret / und darinnen eingeschlossen worden / worauß Ihre Excellentz dann bewogen worden / die vorhin beschlossene Retraite in Eyl vor die Hand zu nehmen / darzu auch am 9. dieses den Anfang gemacht. Es ist der Feind mit 1000. Reutern unter Conduite deß Herrn von Geleen[320] / Bornevals[321] und Graff Broyen[322] uns dergestalt gefolget / daß er allezeit auff eine halbe und gantze zum weitesten anderthalb Meilen[323] hinder uns gewesen / und Piccolomini mit Fuß-Volck und Stücken ihme nachmarchiret. Wir haben aber die Avantgarde solcher feindlichen Reuterey allemal dergestalt zurück gejagt / daß der Feind von einem Tempo zum andern stutzend gemacht / und sich zu keinem Scharmützel[324] / viel weniger Chargiren oder grössern Action zu præsentiren unterstehen wollen / und ob wol diese Retraite der jenigen / so Anno 1637. von Troppau[325] nach der Oder genommen werden müssen / nicht ungleich / sondern mit eben so grossem Hazard[326] und Gefahr begleitet gewesen / so hat dennoch der Allerhöchste seine Gnad und Segen so kräfftig darbey erwiesen / daß dieselbe biß hieher über die Eger dergestalt volnzogen / daß wir gestern mit allen Stücken und Bagage auch Reutern und Knechten ohne Verlust alhie zu Caden[327] über solchen Fluß biß an den Böhmer-Wald kommen / und biß daher unsern Rückgang glücklich absolviret / und ist der gantze Verlust nicht grösser als daß der Obrist Schlang / Freyherr von Kinsky und Obrist Heucking nebenst ihren Regimentern ohnentsetzt / in Neuburg gelassen werden müssen / welche der Feind / in deme ohne das schlechten Platz / mit Canonen also beschossen / daß fast kein Stück von der Mauren mehr gantz blieben / dannoch durch ihre dapffere Gegenwehr drey Stürme abgeschlagen / und dem Feind an Fuß-Volck grossen Schaden gethan / endlich aber auf Discretion sich zu ergeben gezwungen worden / die Obristen und Officirer seynd gefangen / und den gemeinen hat man Dienste angetragen / weiln aber den Obristen allen sie zu ranzioniren[328] versprochen / haben sie sich nicht in deß Feinds Bestallung einlassen wollen / sondern seynd gefänglich nach Regenspurg[329] geführet / und hoffen ihre Excellentz sie allerseits / weil noch genug Gefangene von dergleichen Qualitäten in unserer Gewalt seynd / bald zu liberiren / und ihre Regimenter wider auffzurichten / welches dann die Zeit lehren / und man bald hören wird“.[330]

In einem weiteren Schreiben an Ermes vom 22.3. aus Zwickau[331] hieß es: „Mein jüngstes an den Herrn Obristen und Bruder ist gewesen den 17. dieses auß Caden / worauß der Herr Obrist und Bruder klärlich wird vernommen haben / wie daß wir Gott lob mit der Armee / neulich an den Reutern / Fuß-Volck / Stück und Bagagy durch und über die Eger glücklich und ohne einigen Verlust passiret seyn. Nun berichte ich meinen herrn Bruder weiter / desselben Tags haben sich Ihre Excellentz wieder in ihrem Marche gegen Annaberg[332] gerichtet / und von der in vorigem Schreiben gemeldten starcken Cavallerie verfolgt blieben / Piccolomini aber ist mit der Infanterie und Stücken nach Schlackenwerth[333] / ein ziembliches in die Richte gangen / und an seinem Fleiß nichts erwinden lassen / wie er uns bey dem Paß in Priesenitz[334] vor dem Wald fürbeugen / um uns zwischen sich und gedachte seine Cavallerie einzuschließen / und also zu einem mahl auffreiben möchte: Es wäre ihm auch nach menschlichem Jugement angangen / und hätte ihm gleichsam nicht fehlen können / wann nicht der treue viel gütige Gott seine Gnade / Beschützung seiner gerechten Sache / damahls so herzlich erwiesen / daß wir eine halbe Stund eher über solchen Paß zu Priesenitz gewesen / als er daselbst ankommen / und hat auff dieses halben Stunden Vortheil / ja wie man zu sagen pflegt / an einem Haar oder seidenen Faden Ihrer Königl. Majest. und dero Aliirten und Interessenten gantze Sache gehangen / auch den allergefährlichsten Extremitäten und Untergang niemals näher als dißmahl gewesen / damit nun unsere Cavallerie, wie auch die schweren Stück / Munition / Wägen und Bagagy über den Wald sich retiriren können / seynd Ihre Excell. der Herr Feld-Marschall selbsten in Person vor demselben mit der Infanterie und etlichen commandirten Stücken stehen blieben / und von Mittag an durch die gantze Nacht mit Mußqueten[335] und Stücken fechten müssen / darüber auch der Feind keine Seiden gesponnen[336] / und uns aber wissentlich niemand beschädiget; von den Regimentern zu Pferd / die jetztgedachter massen fort marchiret / haben sich leichtfertige Vögel rottiret / und einen Theil von deß Fuß-Volcks Bagagy[337] / die wegen deß engen und einigen Wegs nicht so schleunig fortkommen können / im Wald angetroffen / bey derselben Alarm gemacht / und nachdem die Gutscher und Gesinde die Strenge abgehauen / und mit den Pferden sich salviret / die Wägen geplündert / darvon Ihre Excellentz etliche / die ertappet worden / an die Bäume hängen lassen; sonst ist demnach durch Götlichen Beystand und Seegen die vollkommene Retraite dergestalt glücklich absolviret / daß wir mit Reutern / Fuß-Volck und Stücken / Munition und Bagagy / ausser der / wie vorhin erwehnet / unser eigen leichtfertige Gesellen Preyß gemacht / am 20. dieses allhier zu Zwickau ankommen / und der in der Warheit nicht rühmen kan / daß er von uns in der gantzen Marche daß geringste überkommen. Nun wird es an deme nicht ermangeln / daß deß Feinds Armee und von dessen allenthalben vorhandenen Adhærenten die Gemüther in gemein zu alteriren / deme ihme anhangenden ein Frolocken / und die von Ih. Kön. Maj. und deren Participanten dependirende zaghafft zu machen / von grossem Gewiñ an seinem / und übermässigen Verlust an unserm Theil / die Ohren erfüllet / und die Sache axaggeriret[338] werden / allein es ist in Grund anderst nicht / als ich meinem Herrn Bruder referirē / ergangen. Eine halbe Canon ist den Tag als Ih. Excell. zu Chamb[339] aufbrechen wollen / und darauß den Regimentern die Losung schiessen lassen / in etlich hundert Stücke entzwey gesprungen / dabey dann ihre Excell. selbst und die General-Majorn / auch viel Obristen / ich und andere Officirer gestanden / und die Stücken von solchem Canon / zwischen und neben uns herum geflogen / aber Gott sey Lob / niemand davon gerühret worden / Ih. Excell. haben zwar die zerschmetterte Stücke zusammen lesen / und mit sich führen lassen; weil aber die Artollerie-Pferdte ohne das über alle massen fatigiret und mit der Artollerie es schwer und sehr mühesam in den trefflich bösen Wegen und Bergen daher gangen / haben Ihre Excell. endlich solch zertrümmerten Metall hinweg zu werffen / und der andern Artollerie die Pferd zu gute zu gebrauchen anbefohlen / ausser deme ist nicht eine Bley-Kugel noch anders geringers von der Armee zu rück gelassen worden.

Vor welche Göttliche Gnade und Beystand / zu Ablegung und Vollführung einer so genereusen und zwar schweren Retraite der Göttlichen Allmacht nicht genugsam gedancket werden kan / die wollen Ihrer Königlichen Majestät gerechte Sache ferner in seinen Göttlichen Schutz nehmen / vor grösserer Gefahr und Unglück behüten / und den hochlöblichen Zweck dieses Krieges dannoch mit unsterblicher Glory und Ruhm erreichen lassen.

Wir haben uns nun allhier im Voigt-Land[340] mit der Französischen und Weymarischen Armee hinwiederum conjungiret / und verhoffen mit Rath und Hülff des gütigen Gottes uns bald wieder zu solchen Actionen die dem Feind zu Resistentz / und der gemeinen Sach zu Nutz gereichen mögen / einzurichten. So dem Herrn Obristen und Bruder / ich alsdann auch hiernach zu avisiren nicht unterlassen werde“.[341]

„Am 11. Mai [a. St.; BW] erhielt der Rat [Saalfelds;[342] BW] ein beschwerliches Drohschreiben des Erfurter Kommandanten, während am 28. Mai in der Nacht Erfurter Soldaten ins Vorwerk[343] einfielen und das Vieh wegtrieben, worüber am Morgen am Morgen in der Stadt Alarm geschlagen und die Trommel gerührt wurde. Als man am 19. Juni in Gräfenthal[344] zum Vesper läuten wollte, ist die große Glocke zersprungen, was als böses Omen gesehen wurde“.[345]

„Die Stadt Pößneck[346] hatte monatlich einen bestimmten Geldbetrag an das Erfurter Lager zu entrichten. Das war der Stadt unmöglich. So wurde die monatliche Lieferung auf 15 Taler herabgesetzt, später aber wieder auf 55 Taler erhöht. Darauf reichte der Herzog[347] selbst bei dem schwedischen Kommandanten zu Erfurt ein Bittgesuch für Pößneck ein und nannte den Ort ‚ein kleines, vielfach ausgeplündertes, armseliges Städtlein’. Umsonst ! Das Geld musste beschafft und abgeführt werden“:[348]

Unter dem 23.7. (a. St. 1641) heißt es bei dem Hofer[349] Chronist und Organist Jobst Christoph Rüthner [1598-1648]: „Den 23. kam post ein, daß zwey starcke partheyen von Erfurth waren ausgegangen und eine auf Lobenstein,[350] wie dann dergleichen montags zuvor auch geschehen, da sie etliche von adel gar niedergeschossen und das vieh allenthalben weggetrieben, derowegen die hier gelegene salva guardia des gallusischen[351] regiements in der nacht von hinnen hinwegzog und auf Wunsiedel[352] sich retirirte“.[353] In der Rüthner-Chronik ist weiter festgehalten: „Den 12. Septembris hat herr obristleuthnant Wolf Siegmund von Lüchau[354] mit dem schwedischen Commendanten zu Erfurth, Caspar Ermes, und Peter Brand, kriegscommisario, aufs neue der contribution halber tractieren müssen, weil nicht nur sehr grose bedrohlichkeiten fürgegangen, sondern auch zu Ludwigstadt[355] und andern orthen [schlimmes] erfolgte, da burgermeister und richter gefänglich hinweggeführet worden. Darauf ist vermittelst geschehen, dass man monatlich 150 thaler liefern sollte, und ist auf die stadt 20 gulden, castenamt[356] 6 gulden, closter[amt] 6 gulden, Rehau[357] 1 ½ gulden, Nayla[358] 1 ½ gulden und die ritterschaft 8 gulden angeleget worden. Für die zwey verflossene monath julium und augustum hat gedachter von Lichau ein pferd von 300 thaler praesentiret, darzu von der stadt und haubtmannschaft 140 gulden spendiret werden müssen, und ist solches den 19. publiciret und gemeiner bürgerschaft nebst dem schwedischen protectorialschreiben angefüget worden“.[359]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet weiter über eine angebliche Bluterscheinung, charakteristisch für den Aberglauben seiner Zeit: „Im Junio hat sich zwischen der Stadt Erffurt und und der Cyriacsburg[360] in einem stehenden Quell-Wasser Blut sehen lassen / dergleichen zur Zeit deß Königs in Schweden Ankunfft / und als General Banner die Stadt occupiret gehabt / an selbigem Ort auch gesehen worden : der damahlige Commendant ließ es biß auff den Grund außschöpffen / und bewachen / es wurde aber nichts destoweniger andern Tags in vieler Leut Gegenwart und noch öffters hernacher widerum gesehen“.[361]

Weiter heißt es im „Theatrum Europaeum“: „Chur-Sachsen hatte im September den Ständen in Thüringen gebiethen lassen / nichts mehr nach Erffurt zu contribuiren / noch von Geträyd ins Magasin dahin zu lieffern / wie dann auch den Unterthanen verbotten wurde / ichtwas auff den Marckt hinein zu tragen. Das war ein Zeichen / wessen sich die zu Erffurt ins künfftig zu versehen hätten.

Um den 11. 21. Septembris thaten die in Erffurt 400. starck einen Streiff nach der Neustatt[362] in Francken / steckten ein Dorff an / brachten zimlich viel Vieh hinweg / und proviantirten Maßfeld[363] in etwas / und zwar das letzte Mahl. Der von Hatzfeld[364] hatte der Käiserl. Haupt-Armada Abzug auß dem Braunschweigischen nicht erwartet / sondern seine Marche nach Thüringen zuvorhero genommen. Die in Erffurt giengen den 15. 25. Octobris auffs recognosciren / und bekamen etliche Gefangene welche von deß von Hatzfeld Ankunfft außsagten : andern Tags waren schon etliche Trouppen vorhanden / denen Hatzfeld mit gantzer seiner Armee folgte / und das HauptQuartier zu Ichtershausen[365] nahme. Die Resolution sollte / wie vermutlich / gewesen seyn / wann Stück und Munition von Würtzburg[366] und Königshofen angebracht / Erffurt mit Gewalt anzugreiffen.

Die Erffurter ließen Angesichts ihre Salvaguardien / wie auch ihr Volck auß Mühlhausen und Salza[367] abfordern. Als nun die in Mühlhausen den 14. 24. Octobris deß Nachts um 1. und 2. Uhren außzogen / kamen frühen Tages 6. Käiserl. Regimenter hinein / die etliche der ihrigen / so sich verspätet / ertappet: und kamen nächster Tagen 300. Kürassirer in Salza zu ligen / wie auch der Obriste Sporck.[368] Es kamen auch 400. Käiserl. Reuter in Tenstätt[369] / plünderten die Stadt / so viel darinnen zu finden war. General Hatzfeld tentirte bey so nahender Winters-Zeit an Erffurt nichts / als daß er selbiges nur bloquirte / um Herbeyschaffung Proviants sorgte / und deßwegen an die die umligende Territoria Befelch außschickete / sonsten liesse er anfangen Feuerwerck zu machen : und wurde zugleich etwas Chur-Sächsisches Volck[370] darvor geführet / und zu Dreßden[371] die Artigleria zugerüstet. Der Commendant in Erffurt Caspar Ermes / war der Fürsichtigkeit / und liesse sich die Bürgerschafft im November auffs neue schwören / da aber doch diß Jahr kein Ernst wider sie vorgenommen worden / verstärckte auch die Guarnison in der Cyriacsburg unterm Obrist-Lieutenant Lichen[372] mit 200. Mann.

Die Käiserl. Generalität schickte nach Altenbu[r]g[373] / mit Anzeige / daß kein ander Mittel als 6. Regiment zu Pferd / und eins zu Fuß ins Land einzunehmen / und zu verpflegen : darumben das zu Gräventhal[374] ligende Sächs. Regim. nach Eysenach[375] erfordert wurde. Die Käiserl. Haupt-Armee war mit mehrerm Volck in Anzug gegen Thüringen zu / und solten zur Naumburg[376] / auch zu Schleusingen[377] Magasin zum Proviant auffgerichtet werden : darum man im Sin hatte / eben lang in dieser Lands-Gegend still zu ligen.

Die zu Erffurt hatten einen Hauptmann in Heldrungen[378] ligen / der hatte sich mit 50. Pferdten Eingangs Novembris entweder zu kühn heraus gewagt / zu recognosciren / oder vielleicht mit Herrn Commendanten in Erffurt sich zu unterreden : wurde aber von den Hatzfeldischen beym Dorff Garß[379] oder Karspielen[380] / eine Meil von Erffurt contriret[381] / ihrer 30. sampt dem Lieutenant erleget / und der Hauptmann als Commendant in Heldrungen mit 20. Pferdten in das Hatzfeldische Haupt-Quartier gefangen eingebracht : darum Hatzfeld den Ort desto leichter einzunehmen hatte“.[382]

Bei dem Erfurter Blaufärber Krafft ist überliefert: „Anno 1641 am 22. Oktober [1.11.; BW] ist der Oberst Sparr[383] mit etlichen Truppen Reitern um Erfurt geritten und hat in der Stadt sagen lassen, sie sollten das schwedische Volk rausschaffen und sollten sich zum Kaiser begeben. So fällt der Commandant, der Oberst Armiß, mit etlichen Reitern aus. Sie bringen vier kaiserliche Reiter gefangen [zurück] und schießen mit Stücken auf sie und haben auch [welche] erschossen. Also ist die Blockade immer […][384] angangen, so dass niemand sich auf eine halbe Meile Wegs hat sicher sehen lassen können. Am 20. November [30.11.; BW] kommt ein kaiserlicher Reiter ins Brühler Tor, in die Wache zur Schildwache geritten, nimmt seine Pistolen und will den Soldat erschießen. Ihm versagt das Rohr und so schmeißt er den Soldaten zu Tode und reitet davon“.[385]

Im März 1642 richtete Ermes an den Markgrafen Christian von Kulmbach[386] ein scharfes Drohschreiben, das er zum Zeichen seines Zornes an den vier Ecken angebrannt hatte. In dieser Zuschrift drohte er, dass er das Land mit Feuer und Schwert vernichten werde, falls ihm nicht die seit September rückständigen Schutzgelder und dazu die künftigen in allerkürzester Zeit ausgezahlt würden. Der Hofer Chronist Rüthner hält fest: „Um diese zeit hat der commendant zu Erfurth an seiner fürstlichen gnaden ein ganz bedrohliches schreiben abgehen lassen, woferne man mit der geforderten contribution und deren hinterstandt vom septembri anno 1641 her nicht sogleich abtragen und künftig einhalten würde, so wollte er das land mit feuer und schwerd verderben, wie dann dieses feindseelige schreiben zum zeichen seines zorns an allen 4 ecken angebrandt gewesen, seine feindseeligkeit desto gewisser anzudeuten und zu bezeugen“.[387]

Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[388] schreibt in seinem „Florus“ von 1647: „Zu eingang deß Aprils [1642; BW] / als dem Erfurdtischen Commandanten vier Kroatische Regiment im Stättlein Greussen[389] verkundschaffet / hat er in aller stille 200. Musquetierer / vnd 300. Pferde dahin commandirt / welcher deß Nachts das Stättlein angefallen / überstiegen / einen Obristen Wachtmeister / einen Rittmeister / 2. Leutenant / 2. Cornet / sampt etlichen gemeinen Soldaten gefangen / neben 248. Pferde in Erffurd gebracht.

Ingleichen hat der Erffurdische Commendent den 28. Aprilis [1642; BW] seinen Obristen Leutenant Lorenz von der Linden / mit 400 Musquetierern / Obrister Leutenant Balthasar Rhödinger[390] / und Major Pegen[391] / mit ihren vnterhabenden Trouppen zu Pferde / samt hundert Fewerröhren[392] / Granaten[393] / vnd 2. Petarden[394] / in 900 Mann starck auff Rudolstatt[395] commandirt / vmb daselbsten die Keyserische Wolff Ramsdorff[396] vnd Kroatische Regimenter Kurissirer[397] zu überfallen / welches ihnen auch zimlicher massen geglücket / daß sie also ohne allen widerstand daselbst angelanget / die doppelte Palissaden nidergerissen / in die Statt eingedrungen / den Obristen Ramsdorff / welcher mit den meisten Reuttern zu Pferd kommen / neben hinterlassung 50. Todten durchs Ober-Thor verfolgt / der also über die Sahl gegen Sahlfeld[398] sich retiriret / da dann die Erfurder von deß Obristen Ramsdorff gefangenen Frawen an Ketten vnd Kleinodien auff 8000. Reichsthaler wehrt / ein Leutenant ein Regiments Quartiermeister / drey Krafftische[399] Standarden / ein paar Heerpaucken / zwo Kutschen / wie auch alle Bagage / 12 schöne Hand-Pferde[400] / sampt 500 Reutter-Pferden / vnd köstlichen Beuten überkommen“.[401] Das „Theatrum Europaeum“ berichtet dazu: „Den 10. Maji lage der Käiserl. Obriste von Ramsdorff mit seinem Regiment zu Pferd zu Rudelstatt / welchen der Commendant in Erfurt gegen Tag um 4.Uhr mit einer starcken Parthey Reuter und 400. Mußquetirern überfallen ließ / darüber etliche Officirer todt blieben / und der Obriste sich durch die Saal salviren muste / von dessen Standarten, samt allem Bagage / und 450. so Reuter- als Fuß-Pferd im Stich blieben / der übrige Rest aber sich mit der Flucht salvirte“.[402]

Das „Theatrum Europaeum“ hält die Kriegsereignisse um Erfurt fest: „Von Thüringen / als Erfurt / dem Schloß Manßfeld[403] / und dergleichen zu melden / ist mehr als kundbar / daß die Unstrut und Sala mit Käiserl. Volck beleget / und ihnen allen zwar von drey monatlicher zeit gesaget / dieselbe aber nach Gefallen verlängert worden. Man hatte das Aug auff Erfuhrt geworffen / selbige Stadt zu bloquiren / und kam im Januario zum ersten der Obriste Truckmüller[404] / mit 1000. Pferden davor / nachdem er aber von Gefangenen Kundtschafft bekommen / gieng er zeitlich wieder zurück. Die beyde Herrn Generalen / Hatzfeld und Wahl / hatten auch darauff gezielet / aber ihrer keine / nachdeme General Lamboy[405] im Untern Stifft Cöllen geschlagen gewesen[406] / darvor bleiben können / sondern der von Hatzfeld erstlich mit Käiserl. Volck sich dahin wenden / und solchen der von Wahl mit Bäyrischen folgen müssen / darvon wir unterm Titul Wetterau und Cöllen mehrers gehandelt. Im Aprilen haben sie auß der Käiserlichen im Land herum beschehenen Einquartirung eine Bloquade vermuthet : im Majo besorgeten sie sich gar einer Belägerung : liessen derowegen ihre Partheyen starck außgehen / allerley Lebens-Mittel für Menschen und Pferd einzuholen : so liesse auch der Commendant Caspar Ermes sein Volck mustern[407] / und befande die Reuter nur dreyhundert starck / das Fußvolck aber in zwölffhundert. Der Ratsherr Hollenhorst[408] war mit dem Commissario Brandt beym General Torstensohn[409] / brachte aber keine bessere Resolution mit / als daß eine rechte hinnach geschickt werden sollte / darum wurden die Burger zur Contribution unwilllig. Als die Laußnitzische und Schlesische Successus ihnen die Forcht benommen / vermeynte man / es würden etliche Käiserliche Regimenter um die Stadt von ferne ligen bleiben / die Guarnison innen zu halten : es musten aber diese Regimenter im Eingang Junii meistentheils nach Schlesien ziehen.

Darnach hatte man für gewiß außgeben / der General-Wachtmeister Baron de Soye[410] habe Ordre bekommen / seine Regimenter nach Salfeld und Preßnick[411] zu legen / und die so vielfeltig außstreiffende Erfurtische Guarnison genauer einzusperren.

Dieweilen aber auch dieses Volck anderwerts hin muste / so ist es gegen dem Ende Julii dahin kommen / daß dem Erfurtischen Commendanten das Fürstliche Hauß Sachsen Altenburg und Weymar einen Waffen Stillstand vorgeschlagen / und ist hierunter der von Dumshirn[412] als Gesandter zum theil gebraucht worden / zum theil sollte sich Hertzog Wilhelms Fürstliche Gn. mit deß Commendanten Obristen-Lieutenant und dem Commissario Schwanensee[413] / persönlich hierüber unterredet haben.

Haben demnach die Erfurter inzwischen über die Victori contra Lamboy[414] / Salve geschossen / sich deß Außfallens / Streiffens / und in Contributionsetzens also gebrauchet / daß ihnen die in Heldrungen gelegene wenige Soldatesque schlechten Widerstand und Hinderung thun dörffen.

Darnach haben sie mit dem Coburgischen Städtlein Remmelt[415] / darinnen damals Wahlisch Volck gelegen / den Anfang gemacht / solches um den 10. Martii überfallen / ihnen Vieh und Pferd abgenommen : alsdann um den 16. dieses zur Pforten[416] bei Naumburg[417] drey Käiserliche Compagnien Reuter totaliter ruiniret / eine zwischen Ilmenau[418] und Arnstatt[419] vagirende geschlagen / in und durch die Saal gejaget. Auff solches haben sie einen Streiff biß an Coburg[420] um den 22. dieses vorgenommen / einen Wahlischen Obristen-Wachtmeister / 2. Cornette / und 2. Quartiermeister von der Artigleria, samt 30. gesattelten Pferden / nach Erfurt gebracht / und rantzioniret. Hergegen hatte ein Kaiserl. Parthey um den 26. dieses 3. Burger von Erfurt / samt etlichen Pferden weggeholet / und nur einem Crabaten im Nachsetzen gefangen dahinden gelassen.

Sie feyreten[421] aber nicht / sondern fielen um den 10. Aprilis dem Bäyrischen Regiment Crabaten im Städtlein Greusen ein / schlugen alle nider / und bekamen einen Obr. Wachtmeister / etliche Lieutenante und Cornetten gefangen / welche sie samt 260. Pferden in Erfurt gebracht / darauff 200. Schwein von Elfeld[422] / Landgräfischen Gebiets / weggeholet / und ferners um den 23. dieses / 300 Reuter außgeschickt / denen aber der Obriste Goldacker[423] mit 2. Trouppen Teutschen / und 60. Crabaten begegnet / sie nach Zimmern[424] auff den Kirchhoff getrieben / woselbsten ihnen die Bauren beygestanden / daß mehr nicht als der Lieutenant Franckenhäuser / samt 4. Reutern todt geblieben / und 2. verwundet worden : hergegen sie den jungen Goldacker[425] / deß Obristen Sohn und Rittmeister / samt 2. Crabaten in der Retirada gefangen bekommen : dem dem Herrn Obristen zu Ehren den Sohn alsbalden ohne Rantzion loß gelassen. Hergegen hatte dieser Obriste zur Danckbarkeit den Erfurtern um den 4. Maji 12. Karren Waidfarb[426] abgenommen. […]

Den 24. [Mai 1642] diß hernach vermeynete der Obr. Lieut. Balthasar Rudinger / einer Käis. Comp. Pferd / so bey Schmalkalden[427] gelegẽ / ingleichem zu thun / die war ihm aber auß dem Garn entgangẽ / traff aber bey Benßhausen[428] 37. von Hamburg[429] nach Nürnberg[430] gehende Güter-Fuhren an / die zwar vom Herrn Commendanten Paßzettel vorzuweisen hatten / von diesen Reutern aber nichts destoweniger spoliret[431] worden. Als nun die Fuhrleuthe den Schaden geklaget / und die Güter mit etwas Geld rantzioniren sich erbottẽ / hat zwar der Herr Commendant durch Trommelschlag verbieten lassen / den Soldaten nichts abzukauffen / was aber von diesen Gütern mag wieder bekomen worden seyn / das hat ohne Zweiffel / auff gutem Glück bestanden.

Um diese Zeit lagen 2. Käis. marchirende Regimenter in Salfeld / die der Obr. Lieut. Balthasar deß Morgens frühe überfiele / hart beschädigte / uñ mit guter Beute zurück kame / der gleichen er auch 2. in Ilmenau ligenden Käis. Compagnien gethan : nicht weniger ist im Ende Maji einer Comp. zu Fuß / so in Eisleben[432] gelegen / widerfahren / deren Officirer mit den übrigen 28. Mann / und von noch einer Compagnie Pferd 35. Reuter von Gräventhal[433] eingebracht worden.

Das veste Schloß Manßfeld war von dem von Königsmarck[434] im Junio schon entsetzt / darum sich die Erfurter mit selbiger Guarnison im Eingang Junii conjungirten / welche sämtlich durch das Stifft Halberstadt[435] giengen / und die Stadt Großen-Saltza[436] bey Magdeburg[437] erstiegẽ / von wannen sie 16. Chur-Sächs. Soldaten / ja mehr dann 100. Stück Vieh / samt 60. Pferden hinweg geführet und getrieben / und diese gute Beute mit den Manßfeldischen getheilet / in welchem Strich sie auch einen guten Theil Halberstattischen Gebiets in Contribution gesetzet / und im Rückmarchiren die Stadt Meynungen[438] besucht / sie proviantirten auch das Schloß Manßfeld mit ziemlicher Nothdurfft / und exequirten wider die Oerther im Hartz / welche sie biß dahero in Contribution gesetzt hatten. Ingleichem giengen sie in diesem Monat Junio auff Cronach[439] / Schmalkalden / und ins Culmbachische[440] / nit weniger in Francken herum / und brachten fast alles unter ihre Contribution, sie streifften deßwegen biß gen Eger zu / plünderten das Städtlein Adorff[441] / wendeten sich zurück gegen Ober-Hessen / ingleichem gegen Leipzig[442] / Naumburg und Weissenfelß[443] / und andere Oerther / und muste man ihnen allenthalben contribuiren. Unter diesem Contributions-Zwang gienge an vielen Orthen das Viehe / und Pferd / und so gar von Schneberg[444] und auß dem Voigtland[445] durch / daß sie in kurtzer Zeit bey 600. Stücken einbrachten. Es unterwarffen sich ihnen auch die zu Mühlhausen[446] gutwillig / und trieben von sich auß vier schwache Compagnien zu Pferd / dem Obristen Columbo[447] gehörig / die nach Northausen[448] wandern musten“.[449]

Aus Saalfeld wird berichtet, dass am 13.6. a. St. 200 Erfurter Reiter mit 300 Stück erbeutetem Vieh dort übernachtet hätten. „30. Junii kam wieder eine Erfurtische Parthey von 250 Pferden mit 400 Stück Vieh von Eger, und abermals den 2. Julii eine Partey von 60 Pferden mit 120 Stück Vieh alhie an. Den 8. und 11. Julii giengen abermal Erfurtische Parteyen vorbey“.[450]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603 – 1676][451] aus dem von Eger[452] abhängigen Marktredwitz[453] erinnert sich an die Streifzüge im Juni und Juli 1642: „[Zu] dieser Zeit ist die schwedische Besatzung zu Erfurt immerzu mit etwa 1000 Reitern und Dragonern herausgefallen. [Diese] haben nit allein ganz Franken durchstreift, sondern haben sich auch [unseren] Orten genähert, wie denn [auch] den 9. Juni eine Partei von 250 Pferden nach Hof[454] [ge]kommen [ist]. Doselbst aber – wie auch im ganzen Markgrafentum – haben sie nichts Feindliches vorgenommen, da sie in erfurtischer Kontribution [standen]. Von Hof sind sie [aber] nach Adorf, sind dort mit Gewalt eingedrungen, haben die ganze Nacht geplündert und haben des andern Tags beim Aufbruch [nicht nur] großen Schaden getan, [sondern auch] alles Vieh mit hinweggetrieben.

Den 20. dito hat ein edler, hochweiser Rat der Stadt Eger uns durch [einen] eigen Boten berichten lassen, daß abermals eine starke Partei aus Erfurt [ge]gangen wäre, weshalb wir uns versehen und in acht zu nehmen hätten.

Den 28. dito sind an die 400 Erfurtische Reiter in [den] Egerkreis eingefallen, [haben] um(b) Wildstein,[455] Lohma[456] und dero Orten mit anbrechendem Tag über 1000 Stück Vieh und Schaf[e] hinweggetrieben und auch ein[en] Mann und eine Magd erschossen. Als es nun [allerorts] so herzugehen begann, ist nit allein hierum(b), sondern auch in der Pfalz [so] große Furcht und [großer] Schrecken gewesen, daß sich [daraufhin] alle churpfälzische Beamte[n] und Geistliche[n], so an der Grenze gesessen. Aus Furcht von dannen gemacht und in Sicherheit begeben. Auch wir sind von verschiedenen Orten gewarnt worden, daß wir uns wohl vorsehen sollten, da sie gewiß [auch] auf uns einen Anschlag hätten.

Dahero haben wir den 5. Juli an den Kommandanten von Erfurt, H[errn] Oberst Caspar Ermiß geschickt [und] ihn mündlich und schriftlich ersuchen lassen, daß er uns in den Schutz der Kron[e] Schweden[s] auf- und einnehmen und uns mit schriftlicher Salva Guardi[a] begnaden wolle. Obzwar er sich erst sehr hart erwiesen, hat er sich doch endlich, nachdem er vernommen, daß wir noch evangelisch wären, erklärt, uns in schwedischen Schutz zu nehmen. Dafür sollten wir monatlich 20 Taler kontribuieren. Die schriftliche Salva Guard[a], die er mit überschickte, kostete 13 Taler. Diese erhaltene Salva Guardi[a] hat uns sehr erfreut und uns von Angst, Furcht und Schrecken entladen, so [daß] wir uns also von [den] Schwedischen nit mehr so groß wie vorher gefürchtet. Aber von der anderen Seite[n] ist uns dieser Schutz viel anders(t) gedeutet worden; denn obwohl wir uns vorhero, ehe wir nach Erfurt geschicket, bei einem edlen, festen, hochweisen Rat der Stadt Eger – als unserer Obrigkeit – Rat(s) erholet, wie wir uns bei [einem] so gefährlichen Zustand verhalten [und] ob auch wir – wie auch und andere benachbarte [Orte] im Markgrafentum – nach Erfurt um Salva Guardi[a] schicken sollten, ist uns doch solches von einem hochweisen Rat der Stadt Eger weder begünstigt und bewilligt, noch verboten und abgeschlagen worden.

Unterdessen hat sich in der Pfalz – um Kemnath,[457] Falkenberg,[458] Tirschenreuth[459] und Waldsassen[460] – churbayerisches Volk – an die 1000 Mann [stark] – versammelt, den Schwedischen aus Erfurt zu widerstehen. Den 12. dito ist dann auch H[err] Oberst Sporck[461] [von] Waldershof[462] [aus] mit etlichen Reitern hier vorbei und nach Waldsassen gegangen.

Den 13. Juli früh ist mit dem anbrechenden Tag von Thölau[463] (herüber) eine schwedische Partei aus Erfurt – an die 100 Pferd[e] stark – vor das Tor [ge]kommen. Sie haben von uns begehrt, daß man ihnen Futter, Bier und Brot hinaus(ver)schaffen sollte. Obwohl wir (zwar) anfangs nit wußten, ob es Feind[e] oder Freund[e], haben wir ihnen doch Bier, Brot, Käs[e] und Butter, auch [das], was an anderem Essen vorhanden [war] und – weil kein Hafer vorhanden – 4 Maß Korn hinausverschafft. Sie haben sich auf den Wiesen zwischen hier und Oberrebitz gelagert, an selber Gegend viel junge Gerste(n) zum Futtern abgemäht und ziemlich[en] Schaden getan. Sie haben fast 3 bis 4 Stund[en] gehalten. Alsdann sind sie den Berg hinauf gegen Wunsiedel[464] marschiert.

Eodem die mittags zwischen 12 und 1 Uhr ist nach ihrem Aufbruch Herr Oberst Sporck mit 300 Pferden von Waldershof [aus] über Meußelsdorf[465] den Schwedischen stark nachgeeilt und hat sie zu Schwarzenbach[466] – wo sie, nachdem sie Quartier gemacht, abgesattelt, die Pferd[e] auf die Weide getan und sich ausgezogen, die Nacht über verbleiben wollten – angetroffen und überfallen. Do dann die Schwedischen in solcher Eil nit alle [haben] zu Pferd kommen können, sind ihrer 3 – darunter ein Leutnant – totgeschossen und gegen 20 gefangen worden. Obwohl die Bayerischen weiter(s) nachsetzen wollten, haben sich doch duie Schwedischen etliche Male gewendet, etlich[e] Bayerische beschädigt und 5 gefangen mitgenommen. In diesem Lärm(en) haben die Bayerischen die Schwedischen in den Häusern gesucht und unter solchem Schein die Schwarzenbacher gar rein und sauber mit ausspoliiert.[467]

Wie dieser Lärm(en) vorüber [war] ist auch Herr Oberstwachtmeister Melch[i]or Adam Moser,[468] [der] Kommandant in Eger, mit 100 Pferden zu Schwarzenbach an[ge]kommen. Weil [aber] dann die Nacht herbei [ge]kommen war, haben sie weiter(s) nit nachsetzen wollen, sondern sind (miteinander) wieder zurückgekehrt. Dieser Einfall ist zu Schwarzenbach abends zwischen 5 und 6 Uhr geschehen.

Als nun dieses beiderseits vorgegangen [war], sind wir nit allein von den pfälzischen Beamten und churbayerischen Soldaten, sondern auch von einem e[dlen], festen Rat der Stadt Eger ein[z]ig und allein deswegen auf das äußerst[e] verhaßt und verfeindet worden, weil wir nach Erfurt um(b) Salva Guardi[a] geschicket und uns in Kontribution eingelassen. Sie gaben vor, wir hätten dadurch gleichsam(b) den Feind ins Land gelockt und [haben] uns für Rebellen, die es mit dem Feind hielten, öffentlich gescholten. Auch [haben] sie gedroht, uns mit Volk so stark zu belegen, daß wir aufs äußerst[e] ruiniert und im Grund verderbet würden.

Auf der anderen Seite(n) haben die Schwedischen vor[ge]geben, daß wir ihre Ankunft – während sie hier gefüttert – den Churbayerischen angedeutet und verraten hätten. [Da] wir so [zu] ihrem Überfall Anschläg[e] und Ursach [ge]geben, [haben] sie uns öffentlich gedroht, uns zu spoliieren und hernach in Brand zu stecken.

Wir [sind] also hie[r]durch in noch größere Gefahr geraten. Wir haben [dadurch] von Freund und Feind nichts Gutes zu hoffen [gehabt], sondern sind von beiden Teilen ganz unschuldig aufs höchste bedroht worden. [Darüberhinaus] haben auch noch die Schwarzenbacher fälsch vor[ge]geben, 3 Bürger von Rebitz wären mit den Churbayerischen zu Schwarzenbach eingefallen – was die Schwedischen für glaubwürdig ein[ge]nommen – , [obwohl] kein ein[z]iger Bürger zu den Bayerischen (nit) hinaus [ge]kommen ist.

In solcher Gefahr haben wir Tag und Nacht fast allerorts zu schreiben und zu schicken gehabt, um uns allerseits zu purgieren und unser[e] reine Unschuld zu bezeugen. [so sind] wir dann auch auf [die] Interposition des H[errn] Brigadeleutnant Nicola de Quesnoy,[469] des Landrichters zu Waldeck[470] und [des] H[errn] Rittmeister Hans Wilhelm von und zum Brand[471] mit H[errn] Oberst von Sporck(en) [wieder] ausgesöhnt worden, der uns [dann] auch mit schriftlicher Salva Guardi[a] versehen [hat]. Auf der anderen Seite(n) haben wir gleichfalls nach Erfurt schicken und doselbst [die] Attestation des Rats zu Schwarzenbach und [die] des H[errn] Hauptmanns zu Wunsiedel – daß keiner unserer Bürger bei dem Einfall zu Schwarzenbach [dabei] gewesen, viel weniger, daß wir an solchem Überfall Rat und Tat haben sollten – bei H[errn] Kommandanten doselbst ablegen und übergeben lassen ! [Dort haben wir dann auch wieder etwas Gnad[e] erlangt, aber bei den pfälzischen Beamten, die uns gleichsam(b) für Landesverräter gehalten und nichts mehr an Viktualien heran[ge]lassen haben, wie auch bei der Stadt Eger, unser[er] lieben, hohen Obrigkeit, habten wir keine Gnade finden [können]. Bei ihr [hat] unsere Unschuld auch gar nit angenommen werden wollen. Dahero [waren] wir [in] dieser Zeit so veracht[et] und gleichsam(b) von jedermann verlassen, daß [es] kein Wunder gewesen, wenn wir in unserem großen Elend vergangen wären; denn im ganzen Land [ging] ein allgemeines Geschrei: ‚Heut wird man Rebitz plündern !‘ ‚Morgen wird man es in Brand stecken !‘ ‚Die Churbayerischen werden heut mit 600 (Mann) hineingelegt, die alles verheeren und verzehren !‘

Auf der anderen Seite(n) gab man vor, die Schwedischen aus Erfurt wären schon auf dem Weg, Rebitz an vier Orten anzustecken und im Grund auszubrennen. Dahero haben die Bauersleut, die nun [schon] viel[e] Jahr[e] ihre Mobilien zu uns herein in Sicherheit geflehet [hatten], diesmal all(e) ihre Sachen hinausgenommen und [haben] nit das Geringste hier gelassen. Die Pfälzer haben [sogar] all[e] ihre Leinwand, die sie hier in der Farb gehabt, hinweggenommen, [ganz] gleich ob sie fertig, trocken oder [noch] naß war.

Wie heftig sich unsere Mißgünstigen darum(b) auch bemühten, die schutzreiche Hand des Allerhöchsten wollte uns diesmal [doch] keines Übels begegnen lassen.

Als unsere Bürger und Untertanen von Manzenberg[472] und Pfaffenreuth[473] den 28. Juli eine Lohn[fuhre] Korn und Malz nach Hof führen wollten, sind zu Kotzau[474] etwa 20 schwedische Reiter aus Erfurt über sie [ge]kommen und haben sie nit allein geschlagen und verwundet, sondern haben ihnen auch ihre 20 Ochsen ausgespannt und sind [mit ihnen] davon [ge]trieben. Eine Meile Wegs hinter Hof haben sie ihnen solche dann wieder um(b) 162 Reichstaler zu lösen [ge]ben. Obwohl wir deswegen an den Kommandanten nach Erfurt geschrieben, daß er diesen Schaden, der durch seine Soldaten geschehen, wieder ersetzen lassen sollte, ist doch nichts erfolgt. Wir sollten [erst] die Täter namhaft machen, dann sollte Hilf[e] erfolgen“.[475]

Bei dem Erzgebirgschronisten Christian Lehmann [11.11.1611-11.12.1688][476] heißt es zu diesen Streifzügen der Erfurter Garnison: „Alß die keßerlichen regiementer von der Sale und Elbe nach Böhmen und Schlesien weg und fort wahren, bekahmen die Erfurter luft, weit und breit zuegehen sazten gantz Meißen, Vogtlandt[477] und das Ertzgebirg[478] außer wenigen Städten in die Contribution, sandten den 18. Julii patenta an alle ortte, ämpter und Städte auß, daß sie abgesandte schicken und der Contribution sich ergeben und sich mit ihnen vertragen solten. Doch wahr sie leidlich, manche Stadt muste monatlich geben 10, 20 thl., manches ampt 40, 50 thl. ohne reisekosten. Darüber streiften Sie hin und wieder. Den 24. Junii nahmen Sie vor Beernwalde[479] das Viehe weg, den 2. August 120 stück rindtviehe und ezliche Pferde vor Zwicke[480] weg. Oft paßirten 100, 200 Pferde von ihnen in Böhmen durchs gebirg, gewannen und busten ein, theilten Sich und durchstrichen das landt Meißen. Diese Contribution hat das Oberertzgebirg auch stez ezliche jahre liefern mußen, wolte mann anders ruhe und friede haben“.[481]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: „Die Erfurtische Guarnison gienge im Ende Maji Vet. [alten Stils; BW] abermals auß auff Gräventhal / und brachte mit sich den Käiserl. Obrist-Wachtmeister Schwendendorff[482] / wie auch deß Tags zuvor einen vor dem Wald bekommenen Rittmeister / samt etlichen Reutern. Sie streifften mit einer starcken Parthey ins Magdeburgische / wie nechst oben gedacht / proviantirten aber und umnitionirten das Schloß Mansfeld / und wurde zu Leipzig über diese Guarnison / und das noch im Land vorhandene Käiserl. Volck / daß man grosse Betrangnuß von beyden habe / geklaget“.[483]

„Eine ähnliche unangenehme Auseinandersetzung [wie mit Melchior v. Hatzfeldt] rief einige Wochen später die Abrechnung der Getreidelieferungen hervor, die Ermes im vorhergegangenen Oktober zur Auffüllung der Erfurter Getreidemagazine beansprucht hatte. Der Stadt Eisenach[484] waren ihrerseits je fünfzehn Malter,[485] zwei Metzen[486] Korn, Gerste und Hafer auferlegt worden. Die Landschaftskasse hatte damals die Lieferung ausgeführt und der Rat ihr dagegen den Einzug der Martinisteuer überlassen. Als am 6. Juni 1642 der fürstlich sächsische Obereinnehmer Johann Caspar Storch zur Regelung der Angelegenheit seine Abrechnung einreichte, ergab sich, daß die Stadt noch einen Rest von 372 fl. elf Groschen 9 1/2 Pfennig herauszuzahlen hatten, während diese nur einundsiebzig Florin neun Groschen schuldig zu sein behauptete. Das gab einen erregten Schriftwechsel, aber der Herzog wies die Beschwerde des Rates ab. Es blieb die Storch’sche Forderung bestehen, doch wurden zur Beiziehung des von der Martinisteuer vorhandenen Restes dem Rat „die Wartburgischen Soldaten“ zur Verfügung gestellt und ihm außerdem zugestanden, die rückständigen Steuern der Hofdiener und Kanzleibeamten dem Rentmeister als bares Geld anzurechnen“.[487] „Die Völker des Marschalls Guebriant[488] waren kaum aus Eisenach abgezogen, da rückten aus Erfurt ein Leutnant, ein Proviantmeister[489] und zwanzig Dragoner ein, um nicht allein die alten Reste an Geld und Getreide einzutreiben, sondern sogar schon die Kriegssteuer des laufenden Monats Januar zu holen. Der Herzog wandte sich an den Obristen Ermes, schilderte ihm die trostlose Lage seiner Untertanen und bat um Erlaß oder doch Milderung der schier unträglichen Abgaben, die in den letzten Monaten bis auf fünfhundertfünfzig Taler gestiegen war. Als Antwort hierauf ging von Erfurt die Drohung ein, daß bei weiterer Säumnis in den Zahlungen die bisherigen Beitreibungen gegen die folgenden nun ein Schatten gewesen sein sollten. Herzog Albrecht wendete sich wegen dieser Antwort an die schwedische Generalität, doch ehe von da aus ein Bescheid zu erwarten war, konnte lange Zeit vergehen. Es blieb zunächst nichts übrig, als die Forderungen auf das schleunigste zu erfüllen“.[490]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet weiter: „Weilen nun es die Chur-Sächs. Gräntzen in Meissen[491] und dem Voigtland mit betroffen / hat Se. Durchl.[492] im Julio bey den Käiserl. im Land übrig gebliebenen angefangen / hart anzuhalten / daß diese also um sich greiffende [Erfurter; BW] Guarnison belägert werden sollte : Altenburg aber hat befunden / daß man hierdurch übel ärger machen würde / derowegen hieran beweglich dissuadiret[493] / und das Contribuiren für leydentlicher erachtet. Ist solchemnach gedachter Sächsischer Gesandter von Dumshirn um den 21. julii abermals beym Commendanten in Erfurt gewesen / und hat ihme wegen Einstellung deß hefftigen stätigen Streiffens / mit Andeutung gewisser Bloquirung so viel zugeredet / daß man eine empfindliche moderation, einem Waffens-Stillstand gleich von der Zeit an empfunden. Doch hatte indessen das Land Zwickau[494] um diese Zeit sich zur Contribution bequemet / da etliche auch von der Stadt sagen wollen. Sie thaten mit 110. Pferden noch einen Streiff gegen Böheim / ins Ertz-Hertzogliche / wurden aber von zweyhundert Käiserlichen erdappet / ihrer dreyssig / samt zween Lieutenanten / nidergeschossen / ein Rittmeister neben etlichen beschädiget / bey zwantzig gefangen / und der Uberrest kame theils ohne Sattel und Pistolen wiederum nach Erfurt.

Um den Eingang Augusti hatten 30. Käis. Reuter auß Mörsburg[495] Schaf zu Ettersberg[496] weggetrieben / denen 60. Erfurtische / und 100. Musquetirer in Eil nachsetzten / nur daß diese ihrer Reuterey nicht folgen konten. Eine andere Käiserl. Parthey hatte Hertzogen Wilhelms[497] Fürstliche Gn. von dero Fuhrwerck Bechsteden[498] in 1500. Schaf weggetriben / denen Hr. Gubernator in Erfurt zu einem Reuters-Dienst in Eil nachsetzte. Sie hatten einander gejaget / uñ unweit bey Heldrungen[499] angetroffen / daselbsten die Käiserl. sich besser verstärckten / darüber auff Erfurtischer Seiten der Capit.-Lieut.[500] Schlachting[501] / samt einem Corporaln und 8. Reutern / auff Käis. der Lieuten. samt 5. Pferden / geblieben / Hr. Commendant auß Erfurt hielte mit 12 Pferden in einer Embuscade,[502] und errettete dardurch seine übrige Reuterey / daß sie nicht sämtlich gefangen wurden / hatten also 400. Schaf kaum darvon zurück gebracht / und musten mit Schaden abziehen / welchen die zurück gebliebene Musquetirer nicht helffen konten.

Die Columbischen[503] holten darauff den 8. Augusti von Gottern[504] in 500. Schaf / und trieben sie nach ihrem Quartier Northausen.

Hierauf gingen die Erfurtischen den 9. ejusdem mit ungefehr 250. Pferden nach Zeitz[505] auff Pegau[506] / und holeten auß nechsten 3. Dörffern bey Leipzig die Pferd hinweg / bekamen den gewesenen Wachtmeister[507] Ritscheln auff seinem Gut / und den Medicum D. Vierling samt einem Burger auff dem Feld. Etliche Tag hernach überfielen sie die Stadt Meynungen / besetzten die mit etlichen Reutern und 100. Mußquetirern / eine Retirade für ihre Partheyen zu haben / und setzten alles herum in Contribution / biß an den Obern Mayn“.[508]

Ermes war aber auch gezwungen, die Raids Königsmarcks zu unterstützen und musste dafür Streifzüge der Kaiserlichen um Erfurt hinnehmen. Das „Theatrum Europaeum“ hält fest: „Der General Maj. Königsmarck kame im Augusto mit Reuterey und Dragonern von Schwedischer Armee wieder angezogen / und wurde von etlichen in drey / von andern vier tausend starck angegeben : hatte aber kein Fußvolck bey sich / sondern nur deß Hessen-Casselischen und Erfurtischen sich zu prævaliren[509] / und konnte doch jedes auch nicht / wie er gern wollte / zu seinem Intent haben“.[510]

Aus Zwickau[511] wird 1642 berichtet: „Den 2. Augusti [12.8.1642; BW] ist unversehens eine Schwedische Parthie von der Erphurdischen Besatzung ankom̃en / und hat 150. Stück Rindvieh / neben etlichen Pferden weggetrieben. Von diesem Vieh hat der Commendant daselbst denen Bürgern ein gutes Theil wieder folgen lassen / mit vorwenden / es were diese That ohne sein Wissen und Willen geschehen; so hätte er auch das andere alles ohne Entgelt wollen folgen lassen / wo es nicht allbereit / gleichfals ihm unwissend / theils geschlachtet / theils verparthiret[512] wär worden“.[513]

Leopold aus Marktredwitz notiert: „Den 26. dito [August 1642, BW] ist H[err] Oberst von Sporck mit [etwa] 600 Reitern bis nach Erfurt gestreift und hat von dort Vieh, etliche Bürger – darunter auch einen Bürgermeister – gefangen mit zurück und nach Kemnath[514] gebracht“.[515] Im November dieses Jahres gab es erneut Schwierigkeiten mit der schwedischen Garnison in Erfurt: „Den 31. sind uns Schreiben von dem schwedischen Oberkriegskommissar H[errn] Peter Brandt aus Erfurt zukommen, darinnen uns angedeutet worden, daß wir auf Befehl des H[errn] Kommandanten Caspar Ermes(en) dem H[errn] Rittmeister Flecht(en)[516] zu seinen Rekruten- und Werbungsgeldern[517] 100 Reichstaler alsobald(en) nach Erfurt liefern sollten. So wir uns säumig erweisen würden, sollten wir (mit ehesten) die militärische Exekution – die nicht allein den Herren, sondern auch den Inwohnern sehr schwer fallen würde – zu gewärtigen haben. Daraufhin [haben] wir alsbald(en) Hans(en) Miedel nach Erfurt geschickt (und auch) dem Kommandanten geschrieben und gebeten, daß doch dies schwere Begehren, welches uns nit möglich zu erlegen, kassiert werden möchte. [Es] ist aber nicht das Geringste erhalten worden“.[518] Auch das „Theatrum Europaeum“ hat diesen Streifzug festgehalten: „Als Eingangs Sept. der Obriste Sporck / dass die Guarnison in Erfurt sich entblößet hatte[519] / vermercket, ist er den 4. diß mit starcker Reuterey vor Erfurt kommen / und hat vor drey Pforten deß Commendanten / der Officirer und Bürger Rindvieh / Schaaf / Schwein und Pferde ab- und nach Rudelstatt getrieben / einen Rathsherrn samt etlichen Bürgern gefangen genommen: darwider nichts helffen wollte / dass man auff diese Streuffer Feuer auß der Stadt auß Canonen gegeben hatte / und wurde dieser Schaden hoch geschätzet“.[520]

Weiter heißt es im „Theatrum Europaeum“: „Sporck befand sich um den 20. Octob. mit 600. Reutern vor Meynungen / und ließ eine Parthey auff Salzungen gehen: deßwegen der Gubernator in Erfurt den 17. dieses bey 150. Musquetirer nach Meynungen / da Obr. Lieut. Balthasar mit ungefehr 300. innen lag / commandirte / nur dass diß Orts wenig Proviant vorhanden war: Königsmarck aber hatte den Tag zuvor auß Erfurt zwey 12.pffündige / und zwey 4.pfündige Stück / samt einem Feuer-Mörser[521] / Granaten / Pulver / Stück- und Mußqueten-Kugeln / wie auch seine Frau / und seiner Officirer Weiber abholen lassen / durchs Halberstattische nach der Elbe / und wieder zur Haupt-Armee zu gehen. Er kam den 24. diß bey Franckenhausen[522] fürüber / nach dem Anhaltischen zu gehen / er lage aber um den 28. ejusd. noch bey Halberstatt.[523]

Sporck hatte damals „Meynungen beschossen / und Granaten hineinwerffen lassen / davon eine Scheuer in Brand gerathen / und wollte der Obrist-Lieut. Balthsar sich zum accordiren legen / dem Sporcken aber zersprange ein Stück Geschützes / schluge einen Connestable[524] todt / beschädigte den andern / und Hr. Obrist bekame Ordre von Bäyern / nach der Obern Pfaltz zu marchiren / deßwegen er Sonnab. den 8. Nov. st. n. von Meynungen ab: und Obrist Lieuten. Balthasar den 10. ejusd. hernach auß: und nach Erfurt in ungefehr 300. starck zoge“.[525]

„Sonsten hat sich auch der Käiserl. Obrister Sporck nach seinem Feind umgesehen: inmassen er im Octobr den Obr. Lieuten. Knorren[526] auß Ilmenau geschlagen / dẽselben seine Comp. Reuter zerstreut / und ihn nach Erfurt gejagt“.[527]

Auch Mühlhausen musste 1642 wieder in das Erfurter Magazin Getreide abliefern: „Im Oktober hat die Stadt auf Anforderung des Erfurter Commandanten 1000 Malter[528] Früchte auf ihren eigenen Wagen nach Erfurt führen müssen“.[529]

Die „Thomas-Chronik“ überliefert für November/Dezember 1642: „D. 20. Nov. [30.11.; BW] ist die französische, weimarische und hessische[530] Infanterie mit dem Generalstab[531] allhier in Mühlhausen angekommen und in der Stadt logiret, bis auf den 10. Dezember allhier verblieben und dann wieder abgezogen, hat gemeine Stadt in die 30 000 Fl. Unkosten gestanden, wobei gleichwohl zu wissen, daß der Kapitän[532] vom Obersten Ermiß zu Erfurt mit 60 Mann zur Salvaguardia allhier nicht respektiret worden, haben auch seines Verwendens ungeachtet die Quartiere bezogen und der Stadt solche große Unkosten verursacht“.[533]

Für Anfang 1643 heißt es in den Aufzeichnungen aus Mühlhausen über Ermes’ „Werbemethoden“: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte“.[534]

Im folgenden Jahr gingen auch die Schwierigkeiten der Stadt Markredwitz mit Ermes weiter: „Den 5. Mai sind abends sehr [spät] an die 40 kaiserliche Reiter aus Eger hie[r]hero[ge]kommen [und] haben hier in 3 Häusern logiert. Des andern Tags sind sie mit einem hiesigen Boten weiter(s) [ge]gangen. Von den schwedischen Völkern sind diesmal Herr Graf Jarislaus von Kinsky[535] und H[err] Oberst Tettau[536] mit einem Regiment zu Roß – an die 350 Mann stark – in der Stadt Hof liegend verblieben. Man hat uns den 11. Mai durch einen Boten von Hof ein Citationsschreiben zugeschickt, daß wir alsobald nach Verlesung des Schreibens eine Abordnung zu ihm nach Hof [schicken] sollten, um uns mit ihm wegen der Kontribution zu vergleichen. Auch sollten wir alsobald(en) etwas (von) Geld mit überschicken; bei Unterbleibung (dessen) sollten wir eine militärische Exekution mit Feuer und Schwert bis auf den letzten Grad zu erwarten haben.

Wir haben solches hierauf alsobald(en) nach Erfurt berichtet [und] den Oberkriegskommandanten Brandt und den Kommandanten daselbst gebeten, daß sie uns wegen der Kontribution ledig lassen oder aber bei H[errn] Oberst (und) Graf(en) Kinsky ledig machen sollten. Ingleichen haben wir auch H[errn] Oberst Kinsky geschrieben, daß wir bereit(s) in schwedischem Schutz und nach Erfurt kontribuierten; er solle uns(er) deswegen von der Exekution verschonen oder sich aber so lang[e] gedulden, bis von Erfurt Antwort bekämen und [von dort] ledig würden“.[537] […] „Die im Egerland ankommenden kaiserl. Völker sind den 16. Mai auf Hof [ge]gangen. Bei ihrer Ankunft ist der schwedische Oberst Kinsky mit seinen Völkern in das Schloß [zurück]gewichen, [während] die Kaiserlichen in die Stadt [ein]gefallen sind. Weil sie aber dem Schloß diesmal nit beikommen konnten, sind sie wieder friedlich aus der Stadt gerückt [und] haben nur begehrt, daß man ihnen vor die Stadt Essen, Trinken und Futter hinaus(ver)schaffen sollte, was man ihnen auch gern bewilligte. Auf Begehren des Herrn Superintendent[en haben] die Kaiserlichen in der Stadt [sogar] einen Reiter zur Salva Guardi[a] hinterlassen.

Als nun diese zur Stadt hinaus waren und die Hofer – ihrem Versprechen nach – im Begriff waren, Essen und Trinken hinauszuschaffen, sind die Schwedischen wieder aus dem Schloß [heraus] und in die Stadt [einge]fallen, haben die Tore versperrt und ihnen nichts hinausgeben lassen. Die hinterlassene Salva Guardi[a] haben sie gefangen mit in das Schloß genommen. Darauf[hin] waren die Kaiserlichen entrüstet, (er)öffneten die Tore wieder und fielen in die Stadt ein. Weil man ihnen auch die Guardi[a] genommen, haben sie die Stadt Hof etwas geplündert und [später] wieder verlassen.

Graf Kinsky ist nach dieser Zeit auch nit mehr lang im Schloß verharret, sondern mit seiner Reiterei gegen Saalfeld [ge]gangen. Da ihn aber dort die Kaiserlichen auch keine Ruhe gelassen [haben], ist er bis nach Erfurt [zurück]gewichen. Das Schloß zu Hof hat er jedoch mit 50 Dragonern besetzt gelassen.

Die churbayerischen Völker, die in der Pfalz angekommen [waren], sind täglich gegen Hof [zu] ausgestreift, weshalb es sehr unsicher war, da sie die Leut[e] auf der Straße[n] ausgezogen und das Vieh auf vielen Dörfern hinweggetrieben haben.

Unser (verschickter) Bote nach Erfurt hat vom Kommandanten doselbst ein Schreiben an Oberst Kinsky mitgebracht, dorin(nen) er ihm geschrieben, daß er uns wegen der Kontribution nit beschweren sollte; wie er uns denn auch durch den Boten mündlich sagen ließ, daß wir ihm nichts geben sollten. Da aber Kinsky bei Ankunft des Schreibens in das Schloß gewichen war [und] wir ihm wegen der kaiserlichen und bayerischen Parteien das Schreiben nit überbringen konnten – überdies unterdessen gar von Hof hinweg war – , so ist damals zwischen ihm und uns alles unterblieben“.[538]

Die Thomas-Chronik berichtet weiter: „D. 5. Juni [15.6.1643; BW] hat Kapitän Ludolph Order bekommen, von hier abzuziehen. In seinem Aufbruch hat bemeldter Kapitän auf öffentlichem Markte Dr. Lehmann[539] vor einen Schelmen[540] gescholten und sich fein eleganter auf die andere Seite gewendet und eben solche Worte repetirt. Ob das nun dem Rate rühmlich, daß er einen solchen Mann in Bestellung, lasse ich unpassionierte Leute davon judiciren“. „D. 10. Aug. [20.8.; BW] hat der Oberst Ermeß und Gubernator der Stadt Erfurt seinen Auditeur[541] und Amtmann zu Salza[542] anher nach Mühlhausen geschickt und Herr Zacharias Werling,[543] Kapitän, deß Dr. Lehmanns Injurien zu inquiriren bis auf den 15. Aug. [25.8.; BW], haben über 200 Rtlr. vertan und ist alles geblieben, wie es gewesen ist“.[544] Über die Kriegsereignisse in und um Mühlhausen[545] heißt es: „Den 11. August hat der Commandant in Erfurt einen Officier mit etlichen Soldaten gelegt, die Contribution einzufordern“.[546]

Der Erfurter Blaufärber Krafft hielt auch die von Ermes praktizierte Justiz in seiner Chronik fest, darunter eine Hinrichtung wegen der häufig auftretenden Sodomie:[547] „Anno 1643 hat der Commandant Caspar Ermeß einem den Kopf abhauen und danach mitsamt einer Kuh verbrennen [lassen], weil er bei ihr geschlafen hat. Anno 1643 hat der Commandant eine Frau [hinrichten lassen], die einen anderen Mann gefreit hat und deren erster Mann noch lebte. Als der erste Mann wieder gekommen ist, hat sie ihn wieder nehmen sollen. Sie hat gesagt, sie wolle lieber sterben mit dem anderen Mann, als dass sie den 1. Mann wieder nehmen wollte. So sind sie alle beide hingerichtet worden.[548] Anno 1643 hat der Commandant [einem Mann] die Ohren[549] und Nasen abschneiden lassen und den Galgen und das Rad auf die Stirn und die Backen gebrannt, weil er Degen, Sporen, Flore[550] aus der Kaufmannskirche gestohlen[551] [hatte] und auch davon gelaufen war“.[552]

Für 1643 heißt es auch für Eisenach: „Wie vorausgesehen, traf bald danach für August eine Kriegsauflage in der letzterhobenen Höhe von fünfhundertfünfzig Talern ein, begleitet von den üblichen Exekutionsandrohungen. Unliebsam überraschte der Kommandant Ermes das Fürstentum bezüglich der Höhe der Kontribution im September. Er verlangte tausend Taler und das jährliche Magazingetreide, diesmal dreihundert Malter. Da im Sommer ein Hagelwetter viele Feldfrüchte vernichtet, war es ganz aussichtslos, eine so hohe Forderung erfüllen zu können, und Herzog Albrecht unternahm Schritte, eine Ermäßigung herbeizuführen, konnte aber nur erreichen, daß der Geldbetrag auf sechshundert Taler herabgesetzt wurde. Bei dieser Summe verblieb es dann bis zum Ende des Jahres. Eine Beratung mit dem engeren Ausschuß der Stände ergab den Beschluß, durch eine Steuer in Höhe der letzterhobenen den Barbetrag zu decken, die Getreideforderung aber nur zur Hälfte abzustatten, und zwar wurden die Stände unter Angabe der auf sie entfallenden Fruchtmenge einzeln aufgefordert, ihren Anteil selbst nach Erfurt an das Magazin abzuführen oder dort mit Geld zu begleichen und die Bescheinung in Eisenach bei der Kasse einzureichen. – Auf die Stadt Eisenach entfielen je achteindrittel Korn, Gerste und Hafer. Der Rat nahm zu deren Lieferung wiederum die Hilfe des Geleitschreibers Andreas Kley in Anspruch und ihn bat, diese Forderung mit dem Proviantmeister in Erfurt zu ordnen. Trotz der eindringlichen und beweglichen Vorstellungen, welche Herzog Albrecht den Landständen sowohl mündlich als auch schriftlich machte, und trotz der scharfen Drohbriefe, die von dem Kommandanten, dem Regierungsquartiermeister und dem Proviantmeister einliefen, ja sogar ungeachtet mehrmaliger Exekutionen, die Ermes in einigen Ämtern vornahm, kamen von den Rückständen, zu denen inzwischen noch die Kontributionen vom Oktober und November getreten waren, kaum nennenswerte Abzahlungen ein. So fühlte sich der Herzog veranlaßt, an sämtliche Mitglieder der Landstände Anfang November nochmals einen Umlauf zu richten, jedem einzelnen seine Schuld mitzuteilen und deren umgehende Begleichung zu fordern. Die Säumigen wurden für alle entstehenden Unkosten ersatzpflichtig gemacht und ihnen bei weiterer Lässigkeit die ‚Sequestrierung‘ ihrer Botmäßigkeiten und der ihnen zustehenden ‚Jurisdiktionen‘ angedroht. Es war eine schwere Strafandrohung. Erfolg hatte sie jedoch so wenig, wie die früheren und die nachfolgenden. Das war erklärlich, denn der größte Teil der Bevölkerung war durch die nun schon jahrelang andauernden Kriegslasten so verarmt, daß es ihm beim besten Willen nicht möglich war, die geforderten Beträge zu den vorgeschriebenen Fristen zu beschaffen. Die Bürger waren abgestumpft und ließen die Straf-Exekutionen gleichgültig über sich ergehen. Der Aufforderung, auf der Handelsstube zur Bekanntgabe neuer Steueranlagen zu erscheinen, folgten noch weniger als früher, und diese verhielten sich mürrisch und gingen ohne eine Antwort zu geben stillschweigend davon“.[553]

„Im September [1643; BW] betrug die Kriegssteuer für die Stadt Eisenach 181 fl. sechs Groschen sechs Pfennig, im Oktober wuchs sie wegen der fränkischen Ämter auf 225 fl. an, ging im November auf 181 fl. sechs Groschen sechs Pfennig zurück, und stieg im Dezember nochmals auf vierhundertfünfzig Florin. Der Meininger Kommandant[554] hatte nämlich durch Wegnahme von Vieh in den fränkischen Orten eine Getreidelieferung erzwungen, für die die Landesteile diesseits des Waldes eintreten mußten, und der Obrist Ermes hatte zur Bekleidung seiner Truppen in Erfurt für die nächsten drei Monate einen Zuschuß von je zweihundert Reichstalern verlangt“.[555]

Selbst der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg[556] musste im „Florus“ zugeben, dass die von Ermes unterstützten Operationen Königsmarcks erfolgreich waren: „Damahliger zeit [Juli 1643; BW] hat der Schwedische General Major von Königsmarck vnterschiedlicher Orten gute progress gethan : Sintemal er am 2. dieses sich deß Schlosses / dem Herrn von Hoym zuständig[557] / zwischen Quedlinburg[558] vnd Halberstatt / auff Gnad vnd Vngnade / nach dem zwey halbe Carthaunen[559] davor gepflantzet / vnd in sechs Schüß hinein gethan worden / bemächtiget / daselbsten sich der Leutenant sampt fünff vnd zwantzig Mann vnterstellen müssen.

Wenig Tage hernach mussen sich die sonst wol verwahrte drey plätze / Gottersleben[560] / Wigeleben[561] / vnd Aschersleben[562] / an ihn ergeben; da zugleich der herr Commendant zu Erffurt sich deß Hauses Lora[563] bemächtiget: Vnd seynd alle diese vier Orter auff Bescheidenheit übergangen / die darin gelegene Soldaten aber ins gesampt zweyhundert vnd funfzig Mann / vntergestellt worden“.[564]

Im Dezember versuchte man sich in Mühlhausen mit Ermes gut zu stellen, wie die „Thomas-Chronik“ festhält: „D. 4. Dez. [14.12.; BW] ist von den Herren Senioren eine Abschickung erkannt, daß H. Dr. Lehmann und H. Dehmar nach Erfurt gemeiner Stadt Sachen verrichten sollen, ist absque consensu Superiorum[565] geordnet und H. Dransfeld substituirt worden, welcher sein bestes Pferd vor 120 Rtlr. angeschlagen und Herrn Oberst Ermeß praesentirt, darauf so viel unzählige Schmäh- und Lästerworte gefallen sind“.[566]

Es gibt auch positive Einschätzungen Ermes’, wie etwa die des Pfarrers Johann Daniel Ludwig aus Dachwig,[567] das am Ende des Krieges nur noch 10 % seiner Bevölkerung besaß: „Umb diese zeit [1643; BW] ward zue Erffurd gubernator rei militaris Suecorum Caspar Ermes, ein guter bauernfreund und vortreflicher soldat, welcher die grausame belagerunge der stadt Augspurg gegen die Keyserlichen so lange aufgehalten, bis alle hunde und katzen drinne aufgezehrt, auch endlich eine maus auf 1 rthlr. zu stehn kommen. Dieser hielt gut regiment im lande, theilte den dörfern salvaguardien[568] aus, begegnete dem feinde wo er konnte, und brachte das land wieder in etwas zur ruhe. Das volck begunte sich wieder zue erholen, bauten den acker und besserten sich ziemlich, also, das so sehr vorhin unter dem commendanten Golzen[569] das land verdarb, denn derselbe suchte nur seinen nuz, so sehr nahm es unter diesem durch gottes gnade wieder zue, nachdem derselben treib, der auch weder fürsten noch herren schonete, hinweggenommen war. Es wurde bestendig gesagt, obrist Golz hette auf ein mahl 14 centner kopfstücke[570] hinweggeschickt. Da muste mancher drüber arm werden“.[571]

1644 werden 4 Kompanien mit 200 Mann angegeben.[572] Als Erfurter Garnison sind unter Ermis 11 Kompanien zu 600, 1 Kompanie unter Kapitän Putzar mit 60, 4 Kompanien mit 200 Mann unter Obristleutnant Knorr aufgeführt.[573]

Aus Mühlhausen wird berichtet: „D. 7. April [17.4.1644; BW] ist ein nachdenklich Schreiben vom Gouverneur zu Erfurt, Kaspar Ermeß, an den Rat gekommen, darin begehrt worden, das Bottlarische[574] Regiment zu Roß von hier aus zu verpflegen. Deswegen aus des Rats Mittel Dr. Michael Lehmann, Syndikus,[575] H. Georg Adam Strecker und H. Joachim Bläsing eilfertig abgeordnet worden, anzuhören und zu vernehmen, was des Generalmajors Order hierob besagen würde, was anderen Ständen diesfalls angemutet und bewilligen würden, daneben hätten sie auch dieser Stadt höchstes unvermögen, und was eben allbereit in den bemelten 13 Wochen wäre aufgegangen, umständlich suchen zu remonstriren und um die Barmherzigkeit Gottes Willen zu bitten, daß für diesmal die arme erschöpfte Bürgerschaft möchte verschont werden. Sind Freitags den 12. April [22.4.; BW] wiedergekommen und berichtet, daß gedachtem Regiment auf Rechnung bis in 1500 Rtlr. sollte gegeben werden“.[576]

Für den Juli und August 1644 hält Leopold fest: „Weil zu dieser Zeit wiederum die schwedischen Parteien aus Erfurt sehr stark heraus[ge]gangen [sind], so ist das churpfälzische [oberpfälzische; BW] Landvolk stark armiert und aufgemahnt worden“.[577] […] „Den 17. August sind an die 200 schwedische Reiter aus Erfurt abermals in die Pfalz gefallen, [haben] um Auerbach[578] etliche Dörfer spoliiert und neben viel Pferden an die 1000 Stück Vieh nach Erfurt hinweggetrieben. Ingleichen sind den 19. früh (morgens) 10 oder 11 schwedische Reiter zu Höflas[579] bei Konnersreuth[580] eingefallen und haben ihnen das Vieh (hin)weggenommen. Da [sind] ihnen die Bauern (hi)nachgesetzt, haben unter sie geschossen und ihnen das Vieh bis auf 9 Stück, die sie davongebracht haben, wieder abgejagt“.[581]

Die Vergeltung der Schweden auf den Befehl von Ermes hin ließ nicht lange auf sich warten:Weil die Höflaser jüngst der schwedischen Partei nachgesetzt sind, unter sie geschossen und ihnen das meiste Vieh wieder abgejagt haben, sind den 30. August früh mit dem anbrechenden Tag dort und in Konnersreuth die Schwedischen aus Erfurt, an die 200 Mann stark, zu Roß, eingefallen. Weil zu Konnersreuth etliche (Los)schüsse[582] geschehen [sind], die die Schwedischen vernommen haben, haben sie Konnersreuth alsbald (mit Feuer) angesteckt, wodurch 5 Häuser und 5 Städel samt dem Getreide verbrannt sind. Ingleichen haben sie sowohl den Bürgermeister Leopoldt, als auch den Braumeister niedergeschossen, dem Hauser, der Richter gewesen ist, sehr um Geld gepeinigt, hernach die Hand abgehauen und noch etliche erschossen. Summa sie haben übel gehaust, alles spoliiert, das Vieh hinweggenommen und großen Schaden getan; was dann in der ganzen Pfalz einen solchen Schrecken verursachte, daß es nit zu beschreiben ist.

Solchen feindlichen Einfällen zu begegnen sind an die 300 bis 400 wohl bewehrte Bauern um Kemnath, Waldeck[583] und an anderen Orten in der Pfalz hin und wieder in die Vorhölzer[584] gelegt worden, hoffend, einmal eine solche Partei zu empfangen, damit sich dann die andere daran stoßen sollte. Mit ihrem Spüren, Wehren und Aufpassen haben sie es aber nur ärger gemacht“.[585] […] „Den 2. Dezember [1644; BW] haben die Schweden aus Erfurt zu und um Thumbach[586] geplündert und etliche 100 Stück Vieh (hin)weggetrieben. Ungeachtet, daß die churbayerische Reiterei zu Kemnath, Auerbach und Eschenbach[587] gelegen, haben sie doch solchen Raub nach Erfurt gebracht“.[588]

Über die Ereignisse in der freien Reichstadt Mühlhausen heißt es in der „Thomas-Chronik“: „D. 9. Sept. [12. 9.1644; BW] ist Dr. Lehmann, Syndikus, und H. Georg Adam Strecker nach Erfurt des Magazins halber geschickt, haben mitgebracht, daß diese Stadt auf die nächstkünftigen drei Monate, als September, Oktober und November jedesmal 400 Rtlr. dem Rochauischen[589] Regiment geben sollen. Item dem Oberstleutnant Rosenkranz[590] für Fütterei monatlich 60 Rtlr. und fürs Magazin, so auf Geld veraccordiret worden 900 Rtlr., jedesmal 300 Rtlr. monatlich zu bezahlen, dazu dem Rochauischen Regiment 120 Rtlr. Heugeld assigniret worden. Hierbei hat ein jeder vernünftiger Mensch zu ermessen, wie mächtig starke Vorbitte die Abgesandten für die arme bedrängte Bürgerschaft der begehrten Linderung halber eingeleget haben, da man zuvor monatlich nur 500 Rtlr. gegeben hat und sich beschwert, daß man es hinfort nicht geben könne. Den 5. Sept. [15.9.; BW] sind obige Herren Abgesandten wiedergekommen“.[591]

1645 wird in Mühlhausen festgehalten: „Der Commandant von Erfurt legte den Capitain Steysting[592] mit seiner Compagnie hier in die Stadt, daß sie die Stadt erhielte“.[593] „Ao 1645 ist H. Hermann Bläsing wieder von Erfurt gekommen und dieses mitgebracht, daß der Oberstleutnant Schmidt[594] mit seinen Völkern und Rittmeister Schuhmann[595] mit seinen Reutern marschieren sollten, und daß wir hinfür monatlich 400 Rtlr. dem Kommandanten nach Erfurt geben sollten“.[596]

In der Thomas-Chronik ist notiert: „D. 25. Febr. [6.3.1645; BW] hat der Oberst Ermeß, Kommandant zu Erfurt, ein Schreiben geschickt, so Ihre Exzellenz Dorstensohn an ihn getan, worin begehrt wird, daß die zu Erfurt und umliegenden Orte, weil die Königin Christiana[597] in Schweden nunmehr ihr völlig Alter erlangt und an die Regierung getreten, daß Gott der Allmächtige ihr lange beständige Gesundheit und glückliche Regierung, daß auch Gott verleihen wolle, daß ein allgemeiner durchgehender Friede im Römischen Reiche Teutscher Nation erworben werden möge, ein Dankfest halten sollen – D. 2. März [12.3.; BW] ist erwähntes Dankfest feierlich begangen worden, da denn herrlich tam vocaliter quam instrumentaliter[598] musiziert worden“.[599]

„Franken war wieder in der Hand der Bayern unter General Geleen.[600] Die Schweden unter Wrangel[601] hielten sich derweil unbehelligt in Böhmen auf. Der Bischof von Würzburg[602] musste ihnen hohe Kontributionen leisten. Ein diesbezüglicher Erlass erging am 13. Mai auch an die Stadt Kitzingen.[603] ‚ … werdet ihr aus jüngstem unserem sub dato 24. aprilis nechst abgelauffenem Monaths ergangenen befelch genugsamb verstand haben …, welcher Gestalt wir bey jetztigen Läufften uns mit der Cron Schweden Commandanten zu Erfurth wegen unseres Stiffts und Fürstenthumbs in Contribution einlassen … müssen … Und befehlen Crafft diß hiemit nochmalen ernstlich, ihr wollet nach Empfahung diß die Anstalt machen, dass nicht allein der erste Termin sobalden und ohne Verzug anhero denen darzu deputierten Personen geliefert, sondern auch mit Abtragung der anderen nachfolgenden Terminen dergestalt richtig und gewiß eingehalten werde, damit uff weiter verspürenden Ungehorsamb man nicht die unausbleibliche militärische execution mit größerem Schaden und Ruin der armen leutte erfahren müsse …’ “.[604]

Auch 1645 wiederholten sich die Einfälle schwedischer Streifkorps aus Erfurt, wie Leopold berichtet: „Den andern Tag – den 3. Juni – sind früh vor anbrechendem Tag an die 70 schwedische Reiter aus Erfurt in Walbenreuth,[605] Wolfersreuth[606] und Poppenreuth[607] eingefallen und haben den armen Leuten dieser 3 Dörfer über 200 Stück grobes Rindvieh hinweggetrieben. Sie sind damit hier vorbei und gegen Thölau und Hof. Obwohl sie versprochen, 4 Stück, die auf der Weide gelassen worden waren und unseren Bürgern gehörten, wieder zurückzugeben, haben sie es doch nicht getan, sondern haben eines nach dem andern fortgetrieben. […] Ingleichen ist H[err] Hauptmann Amtsverweser zu Waldsassen mit 100 bewehrten Männern Landvolk daselbst vorbei, hat sich bis gegen Abend zu Waldershof aufgehalten und ist dann am Abend hier durchgezogen. Der Hauptmann und seine Offiziere(r) haben zwar bei mir zugesprochen und einen Trunk getan, haben sich aber dabei hoch beklagt, daß wir die schwedischen, erfurtischen Reiter mit dem geraubten pfälzischen Vieh so friedsam hätten vorüberpassieren lassen. Wenn wir ihnen [wenigstens] einen Teil des Viehes wieder abgenommen hätten, so hätte man daraus eine gute Nachbarschaft verspüren können. So aber war es ihnen leicht verantwortet“.[608] […]

„Eodem d[ie] [23.6. a. St., BW] – auch vortags – ist eine schwedische Partei aus Erfurt, an die 150 [Mann] stark, auf die pfälzischen Dörfer zwischen Weiden[609] und Kemnath eingefallen und hat alles Vieh (mit hin)weggetrieben“.[610] „Den 12. August sind um Mitternacht an die 200 schwedische Reiter aus Erfurt von Wunsiedel[611] herab, nahe bei uns vorüber und dann zwischen Waldershof und Pfaffenreuth in aller Stille vorbei. Sie haben zu Sichersreuth[612] und anderen Orten Hacken und Sägen mitgenommen, sind bei Groschletzgrün[613] – nachdem sie vorher den Hau[614] eröffnet – durch den Wald und mit [dem] anbrechenden Tag zu Mitterteich[615] eingefallen. Sie haben es – wie auch die nächstgelegenen Dörfer – spoliiert und [nahe]bei 2000 Stück Rindvieh und 50 Pferde mit hinweggenommen. Auf dem Rückweg sind sie über Konnersreuth, Arzberg,[616] Thiersheim[617] und dann gegen Hof.

Zu Arzberg ist unser Pfarrherr mit 12 Talern ledig worden, zu Thiersheim der Herr Kastner[618] und der Amtsschreiber mit 50 Talern. Ihre Pferd[e] und Kleidung [freilich] ist im Stich geblieben. Weil sie auch den H[errn] Bürgermeister Lindner zu Mitterteich, welcher ihnen als reicher Mann angegeben worden war, mitgenommen hätten, ihn aber nit bekommen konnten, haben sie statt seiner sein 14 Wochen altes Kind mitgenommen. Wegen des Kindes hat sich nun die Mutter hervorgetan. Die Reiter aber haben auch sie, samt dem Kind, bis Thiersheim mitgenommen. Daselbst ist auch sie mit 20 Talern ledig worden. Den Wirt von Mitterteich aber haben sie noch weiter bis nach Hof mitgenommen. Dort hat auch er sich mit 21 Talern ledig gemacht. Das ganze Vieh ist nach Thüringen gewandert. Bei diesem Einfall ist ein Bauer zu Großsiegelberg[619] erstochen worden. Viel[e] andere Leute sind hart geschlagen und beschädigt worden“.[620] […]

„Den 17. September in der Nacht ist eine schwedische Partei aus Erfurt, an die 120 Pferd[e] stark, bei Thiersheim vorbei und früh beim anbrechenden Tag in Markhausen,[621] Pirk,[622] Stein[623] und [in] andere egerische Dörfer eingefallen. Sie hat über 400 Stück Vieh und viel[e] Schaf[e] und Pferd[e] hinweggetrieben. Als aber der churbayerische Oberst Druckmüller,[624] der [zu] dieser Zeit zu Kemnath gelegen, diesen Anschlag beizeiten erkundet hatte, ist er ihnen mit 300 Pferden nachgegangen, hat sie bei Hof angetroffen, hat ihnen den Raub wieder abgejagt, hat drei Reiter niedergeschossen und auch 2 Gefangene mit zurückgebracht. Auch 1 Bayerischer ist erschossen und einer gefangen worden. Oberst Druckmüller hat den egerischen Bauern das Vieh um 350 Taler wieder [zurück]gegeben. Die Schafe haben die Reiter meist [selbst] behalten. Sie haben auch viel Vieh verschleppt. H[err] Thoma Reichel und H[err] Hieronymus Rupprecht von Eger sind mit einer Konvoi hie[r] durch und haben dem Oberst das Geld hinausgebracht. Der Bader von Kotzau hat von den (obigen) erschossenen Schwedischen Riemen geschnitten,[625] was ihm hernach übel bekommen ist“.[626] […]

„Kaum waren die letzten Reichwaldtschen[627] Truppen [1645] abgezogen, so traten wieder der Erfurter Kommandant Ermes und der schwedische Oberkriegskommissar Brandt mit Forderungen an das Fürstentum [Eisenach; BW] heran. Im April und Mai verlangten sie 655 Taler und überwiesen die Forderungen dem in Langensalza[628] liegenden Rittmeister Adam Weeße[629] zum sofortigen Einzug, der dann durch militärische Exekution erfolgt. Hieran schlossen sich wie früher von Monat zu Monat Kriegssteuern, erst zweihundert Taler, von August ab dreihundert Taler, und dazu traten dann in den drei letzten Monaten weitere siebenundzwanzig Taler Fouragegelder“.[630]

Der Erfurter Krafft äußert aber auch Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Ermes’schen Justiz: „Im Februar anno 1646 ist der junge Nicol Heinnardt, der Sohn des Weißgebers Nickel Heinnhardt, ins Gefängnis gesetzt worden. Er soll auf dem Judenfriedhof, als ein Konstabel[631] auf dem Kornboden, oft zwei eiserne Stäbe losgemacht haben und hat dem Commandanten Caspar Ermißen aus dem schwedischen Magazin etliche viele Malter[632] Gerste gestohlen, welche er etlichen Biereigen[633] zum Bier[brauen] geborgt, und etliche Malter Korn, aus denen seine Frau Branntwein[634] gebrannt und Schweine gemästet hat. Als der Diebstahl ruchbar geworden ist, ist er ins Gefängnis eingezogen worden und hat eine gute Zeit gesessen. Danach stirbt ihm ein Kind und er wird auf 300 thl losgebürgt von seinem Vater und sonstigen guten Leuten. So wird er auf freien Fuß gestellt bis nach dem Begräbnis, da sollte er sich wieder stellen. Nach dem Begräbnis verbirgt er sich und macht sich aus dem Staube. Danach musste sein Vater sich an die Stelle setzen, wo der Sohn gesessen hatte, so lange, bis die Sache heimlicher Weise beigelegt und verglichen worden ist, dass der Tausendste nicht weiß, wie“[635].

Die „Thomas-Chronik“ berichtet weiter: „D. 1. März [11.3.1646; BW] ist vom Kommandanten Ermeß zu Erfurt wegen aus Austeilung der schwedischen Hauptarmee in den Thüringischen Quartieren anhero nach Mühlhausen geschrieben worden geschrieben worden. – D. 10. März [20.3.; BW] bringt Oberstleutnant Bohner[636] mit bei sich habendem Comitat[637] von Generalfeldzeugmeister Wrangel Order, daß die Stadt Mühlhausen vier Brigaden verpflegen soll. Inzwischen ist H. Georg Engelhardt, H. Georg Adam Strecker nach dem Reichszeugmeister[638] geschickt, um Moderation zu bitten: Weil nun derselbe nicht anzutreffen und die Assignation an den H. Generalmajor Wittenberg[639] und Generalmajor Beykel[640] verwiesen, ist diese Sache peraccordiret auf 1000 Rtlr. an Gelde, 350 Mltr.[641] Hafer und 40 Faß[642] Bier, so man auf Abschlag in Erfurt liefern soll, denn sollte an Victualien 1500 Rtlr. gegeben werden, sollte für diesmal die Einquartierung abgestellt werden. – D. 14. März [24.3.; BW] ist Dr. Lehmann in dieser Sache nach Erfurt zum Kommandanten verschickt, Moderation zu bitten, weil aber das Werk im Hauptquartier veraccordirt, hat Dr. Lehmann nichts ausgerichtet, sondern sind zugleich wiedergekommen den 16. März [26.3.; BW]“.[643]

Ein Beispiel für die Verschlagenheit des „lahmen Bösewichts“ Ermes zeigt auch sein Umgang mit einem Knecht:

„Anno 1646 am 20. Mai [30.5.; BW] ist der Junker Hanns Gerg von Utzberg des Abends mit seiner Schwester neben anderen guten Leuten im ‚Weinfaß’ im Garten gewesen. Und als sie des Abends um 9 Uhr nach Hausegehen, so kommt bei St. Barfüßern der Musterschreiber[644] des Rittmeisters Legat[645] und sticht den frommen guten Junggesellen schelmischerweise tot. Der Täter hat einen Knecht, der lässt sich von seinem Herrn überreden, er sollte zum Tor hinausgehen, als wenn er die tat getan hätte. Die anbefohlenen Leute suchen und finden den Schreiber, den Täter. Der beruft sich auf den Knecht, so wird der Knecht auch gesucht und gefunden. So werden sie beide [fest]gesetzt bis auf den 5. Juni, da sie alle beide auf dem Spitalrasen geköpft wurden. Der Musterschreiber, da ihm der Kopf abgeschlagen wurde, ist vor sich [hin] gefallen, der Knecht, da ihm der Kopf abgehauen war, ist rücklings gefallen, und das Maul hat sich lange auf und zu getan, so als ob es reden wollte. In der Nacht sind sie alle beide mit christlicher Ceremonie nach Art und Weise der Soldaten zu Barfüßern[646] [beigesetzt worden], auf Befehl des Commandanten Caspar Ermiß. Auch ist es von dem Knecht gedacht worden, dass sein Herz gelebt hat, bis die Sonne zurückgegangen ist, dabei war zu spüren, dass ihm Unrecht geschehen ist, so dass diese Mordtat vier Tote verursacht hat. Die Geschwister des ermordeten Junkers haben für den Knecht wegen seiner Unschuld gebeten. So ist ihnen auch zugesagt worden, Fürbitte zu tun, wie es auch geschehen ist. Aber der lahme Bösewicht hat zum carnifex[647] gesagt, er gewähre keine Gnade, wenn er ihn nicht richten wolle, so wollte er ihn im Kreis erschießen,[648] weil er kein gutes Gewissen hat. Denn er hatte dem Knecht geheißen zu laufen und schickte doch Reiter aus, dass sie ihn haben suchen und gefangen bringen bringen müssen. Die Schwester des Knechts hatte sich vorgenommen, ihn im Gericht loszubitten. So lässt er sie solange auf das Stockhaus[649] anlegen, bis der Knecht gerichtet gewesen ist“.[650]

Wassenberg berichtet für den 20.7.1646: „Deßgleichen haben sie in Hessen die Statt Schmalkalden / nach dem sie sich mit etlichen Schwedischen Völckern von Erfurt Conjungirt / in 700. Mann starck am 10. 20. Julij vberstiegen / vnd den darinn gelegenen Hessen-Darmstattischen Oberst. Ln. Sachsen / nebenst etlichen Officirern vnnd geworbenen Soldaten gefangen bekommen / vnnd also die angestellte Werbung von 4. Comp. zu Pferd / vnnd 2. zu Fuß verhindert vnnd rückstellig gemacht / deßgleichen das Schloß zu Hay[651] / vnnd Bibra[652] sich bemächtiget“.[653]

Der Schmalkaldener Chronist Johann Georg Pforr [1612 -1687] hält fest: „Und nachdem den 11. Aug: noch 300 man auß Erfurtt mit 2 große stück geschütz alhier ge angelangt, alß sint den 12. dießes <monats> die Schwedischen und Hessischen vor das adeliche hauß Biber[654] /:darin ein Keyß: leutenant mit 26 raubischer reutter gelegen:/ gerücket, welche rauberische parthey, die bißhero das land durchstreifft, nachdem dass schloß zuvor beschossen worden, sich auf discretion ergeben, welche gefengklich angenommen und das hauß Biber in brand gestecket. Sint alßo bemelte völcker den 14. Aug: alhier wieder ankommen, worauff die Hessischen fußvölcker in die statt, beneben den Erffurdischen officirer, in die statt, deren gemeine soldaten aber in die Weidebrunner und die reutterey in die Stiller und Eyer vorstatt geleget worden, biß den 19. dießes <monats>, alda die Erfurtische völcker wiederumb wechgezogen.

Mitlerzeit aber haben die Erffurtische officirer den bürgern, bey welchen sie gelegen, durch ihr unauffhörliches pancketiren[655] große beschwerung und uncosten verursachet, worüber dießes unglück vorgangen. Indem Urban Levin vom Stein den Schwedisch[en Rittmeister Legaten besucht und alda sich starck berauschet, ist der vom Stein mit den spilleuten uneinig geworden und darüber die stiegen hinundergestürtzet und den halß gebrochen. Weil man aber nicht gewust, wer ihne hinundergestoßen, so ist doch durch mutmaßung der spielman Hanß Bambergern nebent Ritmeister Legats knegt und trompeter[656] gefengklich eingezogen und gericht über sie gehalden worden. Den 24. octobr: ist der trompeter und knegt dem commendanten zu Erfurtt zu bestraffung gefolget und den 19t[en 9br: der spielman gegen verbürgung 200 f auch wieder ledig worden“.[657]

In Mühlhausen hatte man wieder versucht, sich der Gunst von Ermes zu versichern: „D. 1. Febr. [11.2.1647; BW] ist Dr. Lehmann auf Anordnung der H. Bürgermeister nach Erfurt verschickt mit 2 Discretionspferden[658] an H. Oberst Ermeß zu verehren,[659] welcher den 6. Febr. wieder zurückgekommen und die bierglocke neu mitgebracht, dabei er auch mancherlei Hausrat mit ein hat gegrämpelt,[660] auch wegen der Reisekosten niemals Rechnung getan“.[661]

Krafft erinnert sich an die von Ermes getroffenen Verteidigungsmaßnahmen, die augenscheinlich mit dem Rückzug der Schweden und dem Nachrücken der Kaiserlich-Kurbayerischen im Oktober/November dieses Jahres zusammen hingen: „Anno 1647 hat der Commandant Caßpar Armiß die Schmidtstetter[662] Kirche und die Dittelsteter[663] Kirche abreißen und die Steine und Balken zur Schanze vor dem Schmidtstetter Tor zur [Errichtung von] Mauern und Sturmpfählen[664] führen lassen“.[665]

In seinem Thüringer Sprengel hielt Ermes auf die Sicherheit der Straßen ebenso wie auf die Pünktlichkeit der Kontributionszahlungen. Ermes war, wenn man den Äußerungen des Pfarrers Schmidt von Dornheim glauben darf, ein frommer Mann. Fromm bedeutete, dass er Geld gegen Gebete für die schwedisch-finnische Armee bot. Sein Amtskollege Hildebrandt hielt dagegen in seiner Leichenpredigt in unüblicher Offenheit fest, was Ermes‘ Christentum angehe, so sei dieser „kein Engel“ gewesen, sei aber seinen Christenpflichten wohl nachgekommen.

Ermes wurden Güter im Fuldaischen und die Kommende[666] Griefstedt[667] bei Erfurt doniert.[668] Zu den Vorgängen um die Kommende Griefstedt der Ballei[669] Hessen des Deutschen Ordens[670] heißt es, wobei Ermes sogar ein vorsätzlicher Mord unterstellt wird: „Dieses war aber erst der Anfang vom Unglück, dann die ganze Balley wurde kurtzz darauf gantz Preiß gegeben. Hessen-Cassel occupirte die Castnerey[671] Fritzlar[672] und Felsberg,[673] und zog alle dazu gehörige Revenüen[674] an sich, Chur-Sachsen nahm die Commende Griffstadt unter dem nichtigen Vorwand hinweg, weilen es der Teutsche Orden mit dem Kayser hielte, daher der Commenthur[675] fortgehen, und alles im Stich lassen muste. Und obgleich nach dem Pragischen Frieden,[676] Chur-Sachsen solche Anno 1636. restituirte, so nahmen doch die Schweden selbige 1638. wieder ein, zerstörten alles, verjagten den Commenthuren und hausseten dermassen, daß Häuser und Güter wüste stehen blieben. Anno 1645. wurde zwar Adam Wilhelm von Kettler[677] als Hauß-Commenthur dahin geschickt, weil aber nach seinen Berichten das Hauß Griffstadt so wüste gelegen, daß sich die wilde Thiere darin aufgehalten, so wohnte er zu Erfurth, und wurde endlich von des Schwedischen Gouverneurs, Caspar Ermes, Secretario,[678] bößlicher Weise erstochen. Dessen Successor Philipp Leopold von Neuhoff[679] konnte anfänglich auch nicht zur Possession kommen, indem der Schwedische Obrist Ermes vorgab die Commende wäre Ihm von der Krone Schweden geschencket worden“.[680] Der Erfurter Chronist Krafft hält dazu fest: „Auf Andreas Junkricht seiner Tochter Hochzeit ersticht Kangießer den Contra[681] am Reigen auf dem Tanzboden.[682] Er, Melchor Kangießer, hält sich bei dem schwedischen Oberst[683] auf und geht mit in Schweden, so ist gleichwohl der Contra tot“.[684]

„Am Donnerstag den 13./23. März 1645 nahm Kettler Besitz vom Comthurhause[685] in Erfurt und Sonnabend den 15./25. ging er nach Griefstedt, um sich huldigen zu lassen; er fand auf der Commende, sowie auf den drei Ordensdörfern[686] im Ganzen nur 14 Personen vor, welche der Commende Unterthanen waren. Mit großen Ceremonien war daher unter diesen Umständen nicht zu beginnen, wie es andere Comthure vor und nach diesem zu thun pflegten. Die Armseligkeit und Trübsal war zu groß, auch war Kettler der Mann nicht, der unter solchen Umständen gewußt hätte, wo die Hand zuerst anzulegen war. Die Vorhandenen huldigten. Der Pfarrer, Jeremias Georg Tilemann zu Waltersdorf, verweigerte indessen den Huldigungseid und gab blos den Handschlag. Bei so traurigen Umständen war Kettler noch froh, den alten Lieutenant Fiedler[687] bereit, gegen 40 Malter[688] Getreide die Commende auf 6 Jahre in Pacht zu nehmen. Das Uebereinkommen war geschlossen und Kettler ging zurück nach Erfurt, wo er von dem geringen Einkommen des dasigen Ordenshauses und den Zinsen lebte, die der Rath zu Erfurt von einem Capitale von 4000 Thlr. zahlte, das derselbe vom Comthur Fuchs[689] erborgt hatte.

Bald sollte er nicht mehr unter den Lebenden sein. Neuhoff[690] berichtet: ‚Kettler wollte gern das Haus wieder anbauen, weil es aber viele Jahre unbewohnt gewesen, daß Füchse und andere wilde Thiere sich darin aufhielten, die Ländereien auch unbebaut lede war, so hat er sich großentheils in Erfurt aufgehalten, bis er endlich von des Schwedischen Gouverneurs, Caspar Ermes, Secretario Diener auf Andreas Gombrechtens[691] Tochter Hochzeit im September 1645 schelmischer Weise erstochen worden‘. Durch Meuchelmord[692] wurde der Comthur aus dem Wege geschafft, denn längst hatte der beutegierige Schweden-Oberst Ermes ein Auge auf das Ordensgut gerichtet. Ob er glaubte, die Schwedenherrschaft werde noch bis an sein Lebens-Ende dauern, wissen wir nicht, aber so viel erfahren wir, daß er sich die Commende von der Krone Schweden erbeten hatte und dieser es sehr leicht wurde, ihm solche ohne Weiteres zu gewähren. Von Ermes wissen nichts, als daß er mit großen Gewalttätigkeiten[693] dem alten Lieutenant und Pächter Fiedler den Pacht von 40 Malter Getreide und mehr noch abpreßte, dagegen weder Steuer noch Abgabe noch Dienstgeschirrgelder,[694] noch Ordensabgaben an die Ordens-Casse oder den Kurfürsten[695] während des angemaßten Besitz diese Commende zahlte, er hielt sich als Eroberer für frei von Allem“.[696]

Doch schien Ermes sich nach Kriegsende in Mainfranken niederlassen zu wollen. Er erwarb 1647 den Reichelhof bei Schweinfurt.[697] Sporcks Pfandbesitz in Unterpleichfeld[698] und im Stift Fulda wurden ihm nach dessen Übergang ins kaiserliche Lager (1647) geschenkt.

„Im Anfang dieses Jahres [1648; BW] mußte Mühlhausen wieder an den Commandanten 1000 Malter Früchte nach Erfurt liefern“.[699]

Am 12.5.1648 verstarb Ermes an den Folgen seiner Schussverletzung im rechten Schenkel und dem eintretenden „febris hectica“,[700] die er sich – unter Wrangels Befehl stehend – angeblich bei Hof (?) sich zugezogen hatte, und wurde am 2.[12.]7. – nach dem Erfurter Blaufärber Krafft am 9.[19.]7.1648[701] – in der Erfurter Kaufmannskirche beigesetzt.[702] Die Thomas-Chronik berichtigt die Angabe 9./19.7.: „D. 2. Juli [12.7.; BW] sind dem Kommandanten und Kriegskommissar in Erfurt von der Stadt Mühlhausen 7 Eimer[703] Frankenwein überschickt und praesentirt worden“.[704] Auch in der Saalfelder Chronistik heißt es anlässlich des Durchzuges von Ermes, der an der Eroberung Egers teilgenommen haben soll: „Nachdem den 7. Julii [17.7.; BW] die Stadt Eger mit Accord an die Schweden übergegangen, ist den 16. Juli [26.7.; BW] der schwedische Commendant zu Erfurt Caspar Ermes wieder von Eger und Hoff nach Erfurt gezogen, hatte 150 Pferde und 100 Musquetiere zur Convoji bey sich und blieb alhie zu Mittage“.[705]

Sein Bildnis, gemalt von Christian Richter (um 1650), wie das seiner bereits am 3.1.1645 verstorbene Frau Anna Gräfin von Loewenwolde (Löwenwalde, 1609-1645] hängen in der Erfurter Kaufmannskirche.[706]

Ein Finne schottischer Herkunft namens Robert Gerner,[707] von 1642-1643 Befehlshaber in Meinungen zur Zeit der Belagerung, wurde sein Nachfolger. In Erfurt folgte ihm aber Paykull, eine der seltenen finnischen „Kriegsgurgeln“,[708] der schon als Major unter ihm gedient hatte und mittlerweile zum Generalmajor avanciert war.

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] KNESCHKE, Adels-Lexicon Bd. 3, S. 176. Vgl. HILLEBRANDT, Caspar, Auxilium Nostrum A Domino: Mit der Hülffe deß Höchsten. Firma Medela Sub Gravissima Querela: Gewisse Artzney in dem Schweren CreutzGeschrey. : Auß dem Esaia 38. vers. 17. Bey HochAdelichem Begräbniß Deß … Herrn Caspar Ermes: Ihrer Königlichen Majestät zu Schweden/ bestalten Obristen / über ein Regiment HochTeutscher FueßVölcker … Gouverneur deß Thüringischen Estaats, und Commandanten der Stadt und Burgk Erffurth: Welcher Anno 1648. den 12. Maii … entschlaffen / und den 2. Julij … beygesetzt worden. Erfurt 1648. Online verfügbar unter: VD17: 39:109126N.

[2] Blutsfreundin: Verwandte.

[3] Page: junger Adeliger, der kleinere Dienstleistungen unter Aufsicht des Kammerherrn in der Umgebung eines Fürsten verrichtete. Er wurde bei Hofe erzogen und später Offizier oder selber Kammerherr.

[4] Reinhold Wunsch [ -16.11.1632 Estocolmo], finnischer Obristleutnant in schwedischen Diensten.

[5] Leibkompanie: Mit Leibkompanie oder Obrist-Kompanie wurde im 17. und 18. Jahrhundert die erste Kompanie eines Regiments bezeichnet. Der Obrist und Inhaber des Regiments war gleichzeitig Inhaber der Leibkompanie, was ihm durch die Kompaniewirtschaft zusätzliche Einnahmen verschaffte. Das gleiche galt für die Kompanie (Oberstleutnants-Kompanie), deren Inhaber sein Stellvertreter (Obristleutnant) war, später auch für die Kompanie eines Majors (Majors-Kompanie). Diese Kompanien wurden aber tatsächlich geführt von einem Kapitänleutnant oder StabsKapitän, die im Rang unter einem Hauptmann standen, der gleichzeitig Inhaber einer Kompanie war [wikipedia].

[6] Biographische Angaben z. Teil nach der Leichenpredigt von HILLEBRANDT, Caspar, Auxilium Nostrum A Domino: Mit der Hülffe deß Höchsten. Firma Medela Sub Gravissima Querela: Gewisse Artzney in dem Schweren CreutzGeschrey. : Auß dem Esaia 38. vers. 17. Bey HochAdelichem Begräbniß Deß … Herrn Caspar Ermes: Ihrer Königlichen Majestät zu Schweden/ bestalten Obristen / über ein Regiment HochTeutscher FueßVölcker … Gouverneur deß Thüringischen Estaats, und Commandanten der Stadt und Burgk Erffurth: Welcher Anno 1648. den 12. Maii … entschlaffen / und den 2. Julij … beygesetzt worden. Erfurt 1648. Online verfügbar unter: VD17: 39:109126N.

[7] Nykøbing; HHSDän, S. 147ff.

[8] Karl IX. König (1604) v. Schweden [4.10.1550 Stockholm. 30.11.1611 Nyköping], König v. Schweden (1604-1611].

[9] Kalmar [Prov. Kalmar län].

[10] Riga [Lettland].

[11] Obrist [schwed. Överste]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld und 400 fl. für Aufwärter. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 504. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[12] Samuel Cockburn [Cobron, Coburn, Coborne, Kobron] [1574 Schottland]-1621 oder 1622], schwedischer Obrist.

[13] Fähnrich [schwed. Fänrik]: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Zum Teil begannen junge Adelige ihre militärische Karriere als Fähnrich. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f. In der brandenburgischen Armee erhielt er monatlich 40 fl., nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 50 fl.

[14] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl. eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[15] Gustav-Carlsson Horn af Kanckas, Graf af Björneborg [22.10.1592 Örbyhus im Kirchspiel Vendel-10.5.1657 Skara], schwedischer Feldmarschall. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13818.

[16] Treyda: bisher nicht identifiziert.

[17] Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Man Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke und Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt und wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14.

[18] Rittmeister [schwed. Ryttmåstere]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte – 1620 erhielt er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur 25 fl. – , bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[19] MANKELL, Arkiv, S. 7, 48.

[20] Claus Hastver [Halswert, Hasever, Haster, Hastuer [1596 oder 1597 Sommerhusen/Estland-23.9.1634 Lauf/Pegnitz], schwedischer Obrist. Vgl. die Erwähnungen bei ENGERISSER, Von Kronach; die zur Zeit beste Darstellung dieser Kriegsereignisse.

[21] Ǻbo [finn. Turku].

[22] Finnen [auch hagapells, hakkapeller genannt, nach hakkaa päälle: hau drauf]: Sammelbegriff für Finnen, Lappen und Finnlanddeutsche im schwedischen Heer. Bei den finnischen Verbänden wäre zu differenzieren zwischen Finnländern und Finnlandschweden (Soumen Ruotsalaiset), Deutschen in Finnland. Vgl. die zahlreichen Arbeiten von PLEISS. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. In der schwedischen Propaganda wurden die Finnländer – als „Truppe des Schreckens“ – als Pendant zu den in kaiserlichen Diensten stehenden Kroaten aufgebaut, die Gustav Adolf als des „Teufels neuen Adel“ bezeichnete. Die Wirklichkeit jedoch sah anders aus, auch wenn sie von Zeitgenossen als wild und brutal beschrieben wurden. Zudem standen sie im Verdacht, Wetter machen zu können und den Teufel anzubeten. Vgl. WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 241 (1647): „So ist aber ein solches ungewüdter, luft, saußen und braußen eben zur selben zeit, wol 2 oder 3 tag und nacht lang, angestanden, daß vermaint, eß werde alle heyßer und palest zue haufen werfen, also und daß sich kain schüff von dannen sich möchte bewögen; hat man auch gänzlich dafürgehalten, haben solches (weilen diese Lapp- und Seeländer in dißer und dergleichen hexen- und unholden künsten wol erfahren und bey ihnen für ain freye kunst gehalten und paßirt) ungewidter selbsten gemacht und verzoberet. Dan man für gewiß gesagt, dass ain ganzes regiment under ihnen dem schwarzen Caspar ergeben und verschriben seye, welcher ihnen den weg naher dem Haagen als vorher geloffen und paßiert. Wie dan auch von Eyßne oder Kämpten wird bericht, daß sie ihnen den M. Hämmerlein in ainem glaß gezaiget: diß seye ihr obrister, deme seyen sie verlobt und geschworen, deßen seyen sie mit leib und seel versprochen, dere ihnen trewlich halt und sie ihme redlich dienen“. Auch in Zeitzeugnissen wurden sie als „gottlose, schändliche Menschen, Saumagen“ bezeichnet (so WINTER, Möser’s Aufzeichnungen, S. 46). Aus Staßfurt wird unter 1639 berichtet; GEIß, Chronik, S. 136: „Es war muthwilliges Gesindel, das sich nicht commandiren lassen wollte. Den 9. [19.; BW] zogen diese Finnen wieder nach Quedlinburg, weil der Fähndrich sich beklagt hatte, daß er sie weder mit Worten noch mit Prügeln zwingen könnte“.

Die Finnländer – „von Natur aus gesetzlose Viehdiebe“ (BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 56), die anfangs noch unzureichend montiert zum Teil mit Pfeil und Bogen in den Kampf zogen – standen sozial auf der untersten Stufe des schwedischen Heeres, wurden bei Angriffen als erste aufgeopfert und zu Arbeiten herangezogen, die der gewöhnliche Soldat ablehnte oder nur unter Zwang verrichtete. Sofern eine Entlöhnung überhaupt erfolgte, wurden sie regelmäßig vergessen, oder es wurden ihnen nie eingelöste Verschreibungen ausgestellt. Obwohl die Finnländer nur geringe Chancen hatten, sich in Deutschland in Sicherheit zu bringen, war ihre Desertionsquote mindestens doppelt so hoch wie diejenige der schwedischen Soldaten. Jeder 5. Finne desertierte. Finnische Reiterregimenter wurden z. B. schlechter besoldet als nationalschwedische. Vgl. die Äußerungen Axel Oxenstiernas über die in Königshofen im Grabfeld liegenden Finnen gegenüber dem schwedischen Statthalter in Franken, Krafft von Hohenlohe, Schleusingen, 1632 XI 27; PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 49: „Wie ich vorgestrigen dages nahe Königshofen offen, befinde ich die wenige Finnen, so daselbst in Guarnison ligen, zimblich nackhendt und unbeklaidt, auch etwas verdrossen daß sie so gar übel accomodiret, dannenhero sie auch umb dimission, inn ihr vatterlandt widerumb zu ziehen, mir instendig nachgeruffen. Weil dann ich sie zur verdrossenheit ohnedem geneigt weiß, zumahlen sie eine so geraume zeit hero stets an selbigem ort inn guarnison gelegen, unnd nicht wie andere knechte, so zu felde gebrauchet werden, ihnen etwas profit machen oder unnterhalt verschaffen können … bitte, die anordnung zu machen, daß von der regierung daselbst zu einem kleidigen ausgetheilet werde, damit sie gleichwol inn etwas contentement und ergetzlichkeit wider haben mögen“. Vgl. auch BECK, Chronik, S. 26 [Schweinfurt 1631]: „Mit dem König war auch ein Regiment Finnen zu Pferde eingezogen, und hatte auf dem Markte Halt gemacht. Ihr schwaches und mattes Aussehen, ihre geringe, wetterfarbene Bekleidung, ihre kleinen und unansehnlichen Pferde ließen eben nicht viel erwarten, und hätte nicht die Welt von ihren Thaten zu Leipzig gehört gehabt, hätte man wohl fast zweifeln mögen, ob sie auch einen Marsch bis Würzburg auszuhalten im Stande seien. Aber die Bewunderung abnöthigende Schnelligkeit ihrer Bewegungen und die prompte Ausführung jedes Commando’s, ja jedes Winkes der Offiziere erweckte bald bessere Begriffe, die sich, da man noch nicht so ganz wußte, wie die Sache ablaufen werde, allmählig beinahe in Furcht verwandelten“. Vgl. auch die zeitgenössische Einschätzung; GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 72: „An den Finnen und Schweden hette der König diese Vortheil: 1. Könnten sie Frost vnd Kälte besser als Hitze vertragen. 2. Lieffen eher nicht / biß sie gleichsam mit der Natur fechten müsten. 3. Behülffen sie sich kläglich. 4. Ohne alle Meutenacion. 5. Weren vnverdrossen / vnd mit devallisiren fest nit zu erschöpffen / so weit es nicht leicht ein ander Herr mit seinen Vnterhanen gebracht“. Bei dem Rothenburger Chronisten Dehner heißt es unter 1632; HELLER, Rothenburg, S. 94f.: „lauter Schweden und Finnen, darunter auch Lappländer und Irrländer gewest, die hat man den Burgern einquartiert bey 8. 9. 10. u. mehr, haben mit den Burgern für gut genommen, mit ihnen gebetet und gesungen fast in allen Quartieren“. In den Generalstaaten hieß es im August 1633; PLEISS, Der Zug, S. 27: „Ist wacker Volk, die allezeit unter des Königs Batalien gewest seyn … Solche Macht und wacker Volk hat man niemalen in diesen Landen gesehen“. Das „Theatrum Europaeum“, 3. Bd., S. 108f., unter 1633: „Die Schwedische vnd Finnen allesampt ansehenliche starcke starcke Männer / machten die andern Niderländer in dreyen Dingē schamrot / nemlich 1. in Gehorsam / 2. in Ordnung / vnd 3. in Gottesforcht / dann alle Morgen / wann sie auffbrachen / schlossen sie einen Ring / vnnd auff den Knien rufften sie Gott an / beteten vnd sungen / etc“.

Zum Teil waren sie noch aus Mangel an Ausrüstung noch mit Bogen bewaffnet. Kommandierender der 1. Finnen-Schwadron war Torsten Stålhandske. Vgl. LANGER, Formen der Begegnung, S. 84f. Zum zeitgenössischen Bild der Lappländer (auch sarkastisch „Lippenländer“, etwa „gefräßige Personen“ genannt) vgl. OPEL; COHN, Dreißigjähriger Krieg, S. 242ff. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. Nach dem Krieg wurden zerstörte Orte wie z. B. Torgelow [LK Uecker-Randow/Mecklenburg-Vorpommern] auf Befehl Christinas von Schweden mit Finnen und Livländern neu besiedelt. Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; 1625 soll Banérs Armee bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) meist als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Eine Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die von Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, und den von den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten bastanten Armeen erscheint jedoch überflüssig. Nach ENGLUND, Die Verwüstung Deutschlands S. 76, waren 1630 bereits jeder 10. Schwede und jeder 5. Finne desertiert. Nach LUNDKVIST, Schwedische Kriegsfinanzierung S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 1651 wurde festgestellt, dass 50 % der Kavallerie und 41 % der Infanterie aus Finnen bestand; PLEISS; HAMM, Der Dreißigjährige Krieg, S. 41. Nach GUTHRIE, The Later Thirty Years War, S. 59, soll Banérs Armee im Juli 1638 um 9.000 Schweden und 5.000 Finnen verstärkt worden sein, was wohl zu hochgegriffen erscheint. Zu den Verlusten LINDEGREN, Frauenland, S. 145: „Grob gerechnet kann man behaupten, daß in der ganzen Periode von 1620 bis 1720 ca. 75 % aller Todesfälle auf Krankheiten und andere Entbehrungen zurückzuführen sind. Ca. zehn Prozent starben in Kriegsgefangenschaft. Die restlichen 15 Prozent fielen bei Kampfhandlungen. Ungefähr ein Drittel dieser direkt kampfbezogenen Todesfälle geschah im übrigen im Zusammenhang mit Belagerungen. Große Feldschlachten und kleinere Gefechte forderten im allgemeinen nicht besonders viele Todesopfer, vergleicht man sie mit dem Alltag des Krieges. […] Die Zahl der toten Soldaten kann total auf 1,7 Millionen geschätzt werden. Von diesen starben gut eine Viertel Million im Feld oder infolge von Kampfhandlungen; gut eineinviertel Millionen fielen dem ‚Alltag des Krieges‘ zum Opfer“. => Mortalität.

[23] Obristleutnant [schwed. Överstelöjtnant]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] und 150 fl. bezog, in der brandenburgischen Armee sogar 300 fl. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann einer Kompanie, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[24] Vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 438.

[25] Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf und die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. HAPPES Zahlen (vgl. mdsz.thulb.uni-jena.de) liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen und 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen und 2.000 Schweden ums Leben gekommen. RUDERT, Kämpfe, S. 49ff.; WALZ, Der Tod, S. 51ff.

[26] Schwadron [schwed. Skvadron]: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug).

[27] Ochsenfurt [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 557.

[28] Bad Windsheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 63f.

[29] Feldprediger, Feldkaplan: Im Codex Iuris Canonici (c. 564–572 CIC) bezeichnet der Begriff Kaplan einen Geistlichen mit einem extraterritorialen Seelsorgebereich für einen Sonderbereich, hier der Armee. Maximilian I. von Bayern hat für seinen Generalvikar Benedikt Rauh am 5.4.1642 eine ausführliche Instruktion erlassen; FRISCH, Rauh, S. 156f.: „Insbesondere sorge der von uns bestellte Generalvicar, dass die Feldcapellane, sowohl bei Infanterie als Reiterei, ein exemplarisches Leben führen. Wenn sie scandalös sich aufführen oder zur Verwaltung der Sacramente weniger tauglich erfunden werden, soll er sie verbessern, strafen, oder nach Fund der Sache vom Heere entfernen. Er soll drei oder vier Verkündiger des Wortes Gottes mit sich zum Heere bringen; sorgen, dass morgens und abends die Gebetsstunden eingehalten werden, zu welchen mit Trompeten etc. ein Zeichen gegeben wird; dan an Sonn- und Feiertagen bei jeder Legion öffentlich Messe gelesen und von den Capellanen Predigten gehalten werden, namentlich dass zur österlichen Zeit die Soldaten ihre Sünden bekennen, und zur heil. Communion gehen, wenn auch ihre Officiere andersgläubig sein sollten. Anstalten soll er treffen, dass kein Soldat, der tödtlich verwundet oder sonst gefährlich darniederliegt, der heil. Wegzehrung beraubt werde. Hauptsächlich soll er darauf sehen, dass die Officiere und Soldaten der Legionen die Concubinen und gemeinen Dirnen von sich entfernen oder zur Ehe nehmen; wenn sie mit guten Worten nicht gehen wollen, soll er sie öffentlich hinauswerfen lassen. Dann soll er dafür sorgen, dass er die schrecklichen Gotteslästerungen und Schwüre sowohl bei Officieren als Soldaten ausrotte, sowie die lasciven Worte. Zu diesem Zwecke soll er durch seine Feldcapellane alle und jeden in Glaubenssachen unterrichten und ihre Kinder im Katechismus belehren lassen. Wenn hierin der Capellan nichts ausrichte, soll er es dem Führer der Legion berichten, wenn dieser nichts zu Stande bringe, soll der Generalvicar es dem Obersten melden und wenn auch dieses nichts fruchte, die Hilfe des Generals in Anspruch nehmen. Nicht weniger bemühe er sich, dass die Feindschaften sowohl unter Hohen als Gemeinen auf jede Art und Weise beigelegt werden. Er selbst soll an Sonn- und Feiertagen vor dem Generalstab predigen. Damit dieses Alles besser vollzogen werde, soll er alle 8 oder wenigstens 14 Tage seine Capellane berufen und einem nach dem andern ausfragen und hören, was für Laster in dieser oder jener Legion grassieren, damit sie in Zukunft geheilt werden können. Endlich soll der General-Vicar so viel als möglich darauf sehen, dass die Kranken und tödtlich Verwundeten zur Reue, Beichte, Communion und wenn es nothwendig zur letzten Oelung disponirt werden; sollten Viele oder Wenige dem Heer nicht folgen können, soll er Geistliche zurücklassen, welche ihnen in ihren letzten Nöthen beistehen“. Eine ähnliche Funktion dürften auch die Feldprediger in den anderen Armeen gehabt haben, die die einzelnen Regimenter begleiteten. In der brandenburgischen Armee erhielt der Feldprediger 1620 gerade einmal 20 fl., also 2 fl. mehr als ein Feldscher oder Trommelschläger, nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 24 fl., ein Prädikant 25 fl. Vgl. dazu auch BRENDLE; SCHINDLING, Geistlichkeit.

[30] unter dem Befehl von Žerotina, Jan [Johann] Freiherr ze, der am 15.1.1632 bei Höchstadt gefallen war.

[31] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser harten Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale, S. 64f.. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255). Bei den Schweden wurden bevorzugt die Finnen zu diesen schweren Arbeiten herangezogen. Aus Iglau wird unter 1647 berichtet, wie der schwedische Kommandant Österling die nur noch 299 [von ehemals 13.000) Einwohner fassende Stadt während der Belagerung durch die Kaiserlichen zur Schanzarbeit trieb; STERLY, Drangsale, S. 64f.: „In das kaiserliche Lager langte immer mehr und mehr schweres Geschütz an; als dieses der Kommandant erfuhr; ließ er er voll Grimm die Einwohner wie das mit aller Gewalt auf die Schanzarbeit treiben, und erließ das strengste Verboth, daß außer dieser Arbeit sich keine Manns- noch Weibsperson sehen lasse. Was war dieses für ein Trübsal unter den armen Bürgern ! dieselben hatten ihren geringen Vorrath an den nothwendigsten Lebensmitteln bereits aufgezehrt, und konnten sich bei dem bestehenden strengsten Verbothe, nicht auszugehen, keine andere beischaffen; vom Hunger und Durst gequält, und daher ganz erschöpft, mussten sie sich dennoch den schwersten Arbeiten unterziehen. Der Kommandant war taub gegen alles Bitten und Flehen; verlangten einige die Erlaubniß, sich aus der Stadt zu entfernen, so ließ er sie in den Zwinger einschließen, ihnen des Tags ein bischen Brot und ein wenig Wasser reichen, dafür aber unter Schlägen zur Arbeit anhalten. Als der Kommandant die Deserzion zweier seiner Leute am vorhergehenden Tage erfuhr, und besorgte, daß Mehrere diesem Beispiele folgen dürften, so ließ er den Arbeitenden Fußeisen anlegen“.

[32] PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 113.

[33] Lichtenfels [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 408.

[34] Riksarkivet Stockholm, Wijksamlingen. Gustaf Horns och Sigrid Bielkes arkiv (RA/720900.028), vol. E 2820. Vgl. auch HÖNN, Sachsen-Coburgische Historia, 2. Buch, S. 262.

[35] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.

[36] Kompanie [schwed. Kompani]: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[37] Burggrub bei Kronach [LK Kronach].

[38] Gundelsdorf [LK Kronach].

[39] Johann Georg Markgraf v. Brandenburg-Kulmbach [4.8.1598-27.1.1637], schwedischer Obrist. Vgl. auch ENGERISSER, Von Kronach, S. 91ff.

[40] Wolf Dietrich v. Truchsess v. Wetzhausen auf Weißendorf u. Weisenbach [ – 3.8.1645 bei Alerheim ?], schwedischer Obrist.

[41] Sigismund [Sigmund] Heusner [Heussner, Heußner, Häussner, Heysener, Heisener, Heißler, Heißner, S. v. Wandersleben] v, Wandersleben [17.4.1592 Coburg-12.4.1645 Wittenberg], schwedischer, dann kaiserlicher Generalkriegskommissar.

[42] Johann Winkler [? -16.11.1632], schwedischer Obristleutnant.

[43] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie und Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger und Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.

[44] Bad Königshofen im Grabfeld [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.

[45] Musterrolle [Stammrolle]: Die Musterrolle verzeichnete den Personalstand der Kompanie und enthielt natürlich auch falsche Angaben des Namens, etwa wenn der Betreffende sich einer Strafe zu entziehen gedachte, des Alters, der Herkunft, eines bereits gehabten Ranges und des Todesdatums.

[46] Wyborg (russisch Выборг) (deutsch Wiburg oder Wiborg, finnisch Viipuri, schwedisch Viborg) ist heute eine Stadt in Russland in der Oblast Leningrad. Sie liegt in der historischen Region Karelien zwischen Sankt Petersburg und der finnischen Grenze.

[47] Obrist [schwed. Överste]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld und 400 fl. für Aufwärter. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 504. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[48] ENGERISSER, Von Kronach, S. 95f.

[49] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[50] Blaufärber (Waidfärber): Im 14. Jahrhundert bildeten die Färber, die bisher zu Tuchscherern und Webern gehörten, eigene Zünfte. Sie gehörten in Erfurt zu den neun kleineren Zünften. Aus ihnen entstanden dann die spezialisierten Bleicher. Langes Bleichen, Walken und Mangeln der Leinwand war zunächst erforderlich, bis das Waschen, Beizen, Spülen und Färben erfolgen konnte. Als Beizmittel wurden Alaun, Asche, Kalk, Urin und Zinn verwendet. Eisensalze, Farbhölzer, Indigo, Kupferwasser, Gallus, getrocknete und zu Pulver zermahlene Waidblätter und Färberkraut lieferten die Farben für Leinen, Wolle oder Seidenstoffe.

[51] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 144f.

[52] Soldaten des Regiments Gottfried Heinrich Graf v. Pappenheim [8.6.1594 Treuchtlingen-16.11.1632 bei Lützen], ligistischer u. kaiserlicher General. Vgl. STADLER, Pappenheim.

[53] Erfurt wurde im Laufe der Besetzung zu einer schwedischen Realfestung und der stärksten Festung im mitteldeutschen Raum ausgebaut. 1480 war Baubeginn der Cyriaksburg als wichtiger Teil der Befestigung für den Süd-Westteil Erfurts. Der Bau dauerte immerhin 25 Jahre. Otto von Guericke sollte im Auftrag Gustav Adolfs die Cyriaksburg umbauen, riet jedoch von dem Plan ab. 1631/32 führte Baumeister Caspar Vogel nach Konsultationen mit Guericke Befestigungsarbeiten an der Cyriaksburg durch. BEYER; BIEREYE, Geschichte der Stadt Erfurt, S. 543: „Gleich nach dem Abmarsch Gustav Adolfs arbeiteten unter dem tüchtigen Erfurter Festungsbaumeister Caspar Vogel 600 Mann allein daran, das Hornwerk auf dem Petersberg zu befestigen; auf der Südwestseite der Stadt, zwischen Löber- und Brühlerwall, wurden große Stauschleußen angelegt. Sämtliche Tore erhielten Zugbrücken, die Wälle wurden mit Brustwehren versehen, hinter denen nicht weniger als 91 Kanonen Aufstellung fanden, durch Pallisaden wurden namentlich die Tore stark verschanzt. Die Cyriaksburg erhielt 30 Kanonen“.

[54] Hochheim, heute Stadtteil von Erfurt, Thüringen Hochheim, einst eines der sogenannten Küchendörfer des Mainzer Hofes zu Erfurt, seit dem 01.04.1938 Ortsteil von Erfurt, Thüringen.

[55] Waltersleben, heute Stadtteil von Erfurt.

[56] Werbung: Der jeweilige Kriegsherr schloss mit einem erfahrenen Söldner (Obrist, Obristleutnant, Hauptmann) einen Vertrag (das sogenannte „Werbepatent“), in dem er ihn eine festgelegte Anzahl von Söldnern (auch „Neugeschriebene“ genannt) anwerben ließ. Dafür wurde ihm ein der von Städten und Territorien wegen der Ausschreitungen gefürchteter => Musterplatz angewiesen. Zudem erhielt der Werbeherr eine vereinbarte Geldsumme, mit der er die Anwerbung und den Sold der Geworbenen bezahlen sollte (=> Werbegeld). Manchmal stellte der Werbende auch Eigenmittel zur Verfügung, beteiligte sich so an der Finanzierung und wurde zum „Gläubiger-Obristen“ des Kriegsherrn. Zudem war der Werbeherr zumeist Regimentsinhaber der angeworbenen Truppen, was ihm zusätzliche beträchtliche Einnahmen verschaffte. Der Zeitzeuge Hanns Kahn aus Klings/Rhön; LEHMANN, Leben und Sterben, S. 196: „Ein bayerischer Major der kaiserlichen Armee verlangt 5.200 Taler, um eine Kompanie Reiter zu werben. Das Geld wird ‚von den armen und übel geplagten Leuten herausgetrieben‘. ‚Weil der Major großen Zulauf bekommt, wird die Kompanie bald komplett, welche den 28. März des folgenden Jahres nach Hildburghausen marschiert‘. Insgesamt kosten die Anwerbungen 12.000 Taler an Werbe- und Verpflegungsgeldern“. Manche Rekruten wurden von den Werbeoffizieren doppelt gezählt oder unerfahrene, z. T. invalide und mangelhaft ausgerüstete Männer als schwerbewaffnete Veteranen geführt, um vom Obristen eine höhere Summe ausgezahlt zu erhalten. Auch Hauptleute, meist adliger Herkunft, stellten Kompanien oder Fähnlein auf eigene Kosten dem Kriegsherrn bzw. einem Obristen zur Verfügung, um dann in möglichst kurzer Zeit ihre Aufwendungen wieder hereinzuholen und noch Gewinne zu erzielen, was zu den üblichen Exzessen führen musste. Teilweise wurde die Anwerbung auch erschlichen oder erzwungen. Auf der Straße eingefangene Handwerker wurden für Wochen ins Stockhaus gesteckt und durch die Erschießung von Verweigerern zum Dienst gezwungen; SODEN, Gustav Adolph II, S. 508. Wie schwierig Werbungen bereits 1633 geworden waren, zeigen die Aufzeichnungen des Dr. Molther aus Friedberg; WAAS, Chroniken, S. 141: „Im Junio [1633] hat die hiesige Stadt und allenthalben die Grafschaften und adeligen Örter Volk geworben, welches zu Heilbrunn [April 1633] ist beschlossen worden, und hat die Stadt alhier 24 Mann sollen werben. Es ist aber keiner zu bekommen gewesen. Man hat einem zu Fuß geboten 10, 20, auch 30 Thaler, wohl auch 40, und hat doch fast niemand bekommen können. Derowegen hat der Officier, so das Volk abholen sollen, die Soldaten, so die Stadt Wetzlar geworben, hero geführet, so 16 Mann sind gewesen, und so lang hier behalten, bis die Stadt ihre 24 Mann hat gehabt. Darbei noch gedrohet, er wollte, so sie nicht balde geworben, die Burger und deren Söhne mitnehmen“. Für Anfang 1643 heißt es in den Aufzeichnungen aus Mühlhausen über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte“. In einem Bericht aus Wien (Dezember 1634) heißt es: „Aus Schwaben und Bayern kommen wegen der großen Hungersnoth viele tausend Menschen auf der Donau herab, so dass man immer von Neuem werben und die Regimenter complettiren kann“. SODEN, Gustav Adolph III, S. 129. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f. (1637) über den Werbeplatz Sporcks: „Den 4. April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Für Anfang 1643 heißt es über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte“. Vgl. RINKE, Lippe, S. 20f.; Die Hildesheimer Handwerksmeister berichteten dem Rat am 12./22.11.1638, dass „die Handwercksbursch […] vor den Stadtthoren nicht allein angehalten und befragt worden, ob sie Lust haben, sich alß Soldaten gebrauchen zu laßen, sondern auch überredet werden, daß sie keine Arbeit allhier bekommen können […] und wann sie sich deßen verweigern, die Werber […] sie dahin nötigen, daß sie Geldt nehmen oder […] ihnen die Bündel vom Halße schneiden undt anders, waß sie sonsten bey sich tragen, nehmen, biß sie sich zu der Soldaten Charge sich verstehen wollen“. PLATH, Konfessionskampf, S. 482. Unter 1642 heißt es in Raphs Chronik von Bietigheim (BENTELE, Protokolle, S. 200) , dass der kaiserliche Obristwachtmeister Dusin 1642, weil er „mit Werbung eines Regiments und Musterung desselben gegen dem Bayerfürsten großen Falsch gebraucht, auch andere tyrannische Untaten in der Marggrafschaft Durlach und anderswo unerhört verüebt, hingegen mit Klaidungen Tractamenten und Dienern sich mehr als fürstlich haltend und hierdurch alles Geld, üppiglich vergeudet hat, zu Tüwingen [Tübingen; BW] uff der Burgstaig seinem Verschulden nach mit dem Schwert gerichtet worden. Sein Großvatter soll ein Großherzog zu Venedig gewesen sein“. Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“ zum April 1623: „Dietrich von Falkenstein ein Mansfeldischer Werber, so vor wenig tagen zue Breslau eingezogen, ist gerichtet, der Andere, so catholisch geworden, ist beim Leben erhalten“. DUVE, Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium, S. 26. Vgl. auch ERB, Die Werber in Schwallungen 1620; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 275ff.

[57] KRAFFT 137 v – 138 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[58] Adam Hermann v. Rotenhan [25.4.1585-19.3.1637], Direktor der reichsfränkischen Ritterschaft und schwedischer Statthalter des Herzogtums Franken.

[59] Oblation: freiwillige Übernahme einer rechtlichen Verpflichtung oder Übergabe eines Rechtstitels.

[60] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[61] Christoph Carl Graf v. Brandenstein [Bradsten], Freiherr zu Oppurg u. Knau [1593 Oppurg-1637 Dresden] schwedischer Reichsschatzmeister, Obrist.

[62] Rebart v. Regal [ – ], schwedischer Obristleutnant.

[63] Saal a. d. Saale [LK Rhön-Grtabfeld].

[64] Axel Gustafsson Oxenstierna Greve af Södermore [16.6.1583 Fanö bei Uppsala-28.1.1654 Stockholm], schwedischer Reichskanzler. Vgl. WETTERBERG, Axel Oxenstierna; FINDEISEN, Axel Oxenstierna; BACKHAUS (Hg.), Brev 1-2.

[65] Ebern [LK Haßberge]; HHSD VII, S. 152f.

[66] PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 99.

[67] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[68] Plünderung: I. Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung von Festungen und Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen und Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kann nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich, S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, dass wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, dass wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt’ “. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames und ausbeuterisches Verhalten auffielen, die von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. von Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 101f. Vielfach wurden die Plünderungen auch aus Not verübt, da die Versorgung der Soldaten bereits vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper. II. zum Teil aber auch bei Ausschreitungen der Bevölkerung, die sich an den Gütern der Flüchtlinge bereicherte, so z. B. 1629 in Havelberg: „Im Tempel war viel Gut in Kasten und Kisten, wovon die rechtmäßigen Besitzer das Wenigste wiederbekamen. Das meiste wurde den königlichen [Dänen], die während des Brandes darüber hergefallen waren, die Kirche zu plündern, und später den kaiserlichen Soldaten zuteil. Auch einigen Einwohnern und Benachtbarten, die keine Rechte daran hatten. Summa: Ihrer viele wurden arm; etliche mit unrechtem Gut reich“. VELTEN, Kirchliche Aufzeichnungen, S. 76-79, bzw. BRAUN, Marktredwitz, S. 84f., über die auch anderweitig übliche Plünderungsökonomie: „Hingegen ihre Herbergsleute, die sich vor diesem als Tagelöhner bei ihnen erhalten, die haben sich jetzt sehr wohl befunden; denn diese hatten keine Güter, daher gaben sie auch keine Kontribution. Und ein solcher Gesell hat allezeit so viel gestohlen, daß er sich [hat] erhalten können. Wie er ein paar Taler zusammengebracht, hat er gesehen, daß er von den Soldaten eine Kuh [hat] erkaufen können. Oder aber, er hat den Soldaten etwas verraten, do er dann von ihnen eine geschenkt und umsonst bekommen. Do [hat] er dann solche an einen anderen Ort getrieben und soviel daraus erlöst, daß er hernach 3 oder 4 von den Soldaten hat (er)kaufen können. Denn es ward so ein Handel daraus, daß man auch aller christlichen Liebe vergaß; vielweniger fragte man auch mehr nach Ehrbarkeit und Redlichkeit. Wie es dann auch soweit gekommen [ist], daß die Soldaten in einem Dorf das Vieh genommen und hinweg getrieben, und die Bauern als ihre Nach(t)barn in dem nächsten Dorf haben solches Vieh von den Soldaten erkauft und alsbald bei Nacht weiter getrieben und wieder verkauft. Und war schon fast ein allgemeines Gewerbe daraus. Ihrer viel[e] hatten sich auf diesen ehrbaren Handel gelegt, denn wenn ein Soldat eine Kuh gestohlen, wußte er schon seinen gewissen Kaufmann. Und wenn an manchem Ort eine Partei Soldaten mit einer geraubten Herd[e] Vieh ankam, da war bei etlichen gottlosen Menschen ein freudenreiches Zulaufen und Abkaufen, nit anders(t) als wenn zu Amsterdam in Holland eine indianische Flotte anlangte. Ein jeder wollte der nächste sein und die schönste Kuh er(kaufen); ungeachtet der armen Leute, denen das Vieh abgenommen worden, [die] allernächst auf der Seite mit jämmerlichen Gebärden standen und sich wegen der Soldaten nichts (ver)merken lassen durften“. Zum Teil plünderten auch Nachbarn die Hinterlassenschaft ihrer geflüchteten oder abgebrannten Mitbürger; KRAH, Südthüringen, S. 95.: „So berichtete Suhl, daß ‚sich noch etliche volks- und ehrvergessene Leute allhier und anderswo gelüsten lassen, sich an der armen verbrannten Sachen, so nach der Plünderung und Brand in Kellern, Gewölben und sonderlich im Feld und in den Wäldern geflüchtet und übrig geblieben, zu vergreifen und dieblich zu entwenden. Wie dann etliche – auf frischer Tat allzu grob begriffen und darum zu gefänglicher Verhaftung gebracht‘ seien. Auch Benshausen erhielt seine Salvaguardia, um dem täglichen Plündern, nicht nur durch streifende Soldaten zu wehren !“

[69] Gochsheim [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 239. Vgl. WEBER, Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld.

[70] Ebersberg [LK Ebersberg]; HHSD VII, S. 153f.

[71] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.; nach Maximilian I. „Schlüssel des Bayernlandes“; denn „mit Forchheim und Kronach steht und fällt das ganze Stift“ [zit. bei KUPFER, Forchheim, S. 64.]. In Forchheim kommandierte zu dieser Zeit [Johann] Friedrich v. Schletz [Schlez, Schleuß, Schlentz, Schlitz] [ -1658 Wasserburg], kurbayerischer Obrist.

[72] Petarde: durch Petardiere angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.FEIL, Die Schweden, S. 461 Anm.: „Petarden (Pétara Polyclastra, Sprengkessel), zum Aufsprengen von Festungsthoren, Zugbrücken, Fallgittern, Palissaden, Ketten, Minen u. s. w. bestimmt, waren aus Stückgut oder Eisen gegossene Kessel, mit gutem Kornpulver gefüllt, welche mit der breiten Mündung auf einem starken Brett (Mandrill-Brett) befestiget und dann an das zu sprengende Objekt (z. B. Thor) entweder angeschraubt, oder mittels eines Balkens mit starkem Stachel angestemmt, oder auf einem Karren soweit angetrieben wurden, bis sie hafteten. Losgebrannt wurden sie mittels Lauffeuers oder Lunten“. „Sie dienten zum Zerstören von solchen Objekten, denen man durch direkten Kanonenschuss nichts anhaben konnte. Besonders häufig wurden sie zum Sprengen von Toren und Eindrücken von Contre-Escarpen beim Sappe-Durchbruch oder zum Sprengen von Pallisaden etc. verwendet. Die Petarde war ein mörserartiges bronzenes Gefäss, welches mit 0,5 bis 100 kg Pulver geladen [normal waren 6-8 Pfd. Pulver; BW] und nach gehöriger Dämmung mittels Schrauben, Ketten oder Seilen an ein beschlagenes Brett befestigt wurde. Man brachte die Petarde unter Schutz der Dunkelheit an den Ort der Verwendung (meist durch Freiwillige) und hängte sie dort an. Sie wurde dann durch eine lange Feuerleitung durch die im Boden angebrachte Brandröhre zur Explosion gebracht. Die Anwendung soll 1574 von den Franzosen herrühren.
Die Kaiserlichen unter FM Adolf v. Schwarzenberg sprengten mit Hilfe zweier Petarden bereits am 29.3.1598 zwei Tore der von Türken verteidigten Festung Raab. Sie waren unter der Leitung des FZM Johann Albrecht v. Sprinzenstein auf seine eigenen Kosten in Wien erzeugt worden. Die Gefäße hielten der Explosion stand und konnten wieder verwendet werden !
Sprinzenstein hatte eine Reihe von Verbesserungen bei der Artillerie eingeführt und eine Reihe von Erfindungen gehen auf sein Konto. Er hatte für Herzog Wilhelm V. v. Baiern ein Geschütz mit gezogenem Rohr als Hinterlader hergestellt. (Der Herzog schenkte es späte Kaiser Rudolf II.) Die Petarden hatten ein großes Gewicht. Auf 5 kg. Ladung wurden 40 kg Metall gerechnet, eine leere Petarde für 100 kg Ladung wog 2,5 Zentner !“ [http://www.kuk-wehrmacht.de/regiment/artillerie/artgesch.html].

[73] MÜHLICH; HAHN, Chronik, 3. Teil, S. 425f.

[74] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[75] Thomas Sigmund v. Schlammersdorff [ -nach 10.12.1637 oder 6.2.1641 ?], schwedischer Obrist.

[76] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff. Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.

[77] Johann Georg aus dem Winkel [Winckel] [1596-18.2.1639 Hildesheim], schwedischer Obrist.

[78] Coburg; HHSD VII, S. 127f.

[79] Deutscher Orden: Der Deutsche Orden (auch Ordo Teutonicus, Ordo domus Sanctae Mariae Theutonicorum Ierosolimitanorum, Orden der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem, Deutschherrenorden, Kreuzritterorden, Deutschritterorden oder Deutscher Ritterorden) (abgekürzt OT = Ordo Teutonicus) ist ein geistlicher Ritterorden und war maßgeblich an der Deutschen Ostkolonisation beteiligt. Seit 1929 ist er ein klerikaler Orden. Er ist neben dem Johanniter- bzw. Malteserorden und den Templern der dritte große Ritterorden, der in der Zeit der Kreuzzüge gegründet wurde. An der Spitze des Deutschen Ordens stand der Hochmeister, der jeweils auf Lebenszeit gewählt wurde. An seiner Seite standen fünf Großgebietiger: der Großkomtur als Statthalter des Hochmeisters, der Marschall mit Zuständigkeit für das Heerwesen, der Tressler in der Funktion des Schatzmeisters, der Trapier in Verantwortung für die Ausrüstung und der Spittler als Leiter des Hospitalwesens.
Daneben gab es einige Provinzialobere: den Deutschmeister für die zwölf deutschen Ordensballeien, der seit 1494 Reichsfürst war, und seit 1525 nach der Säkularisierung des Ordensstaates, das Hochmeisteramt verwaltete und daher später auch als Hoch- und Deutschmeister bezeichnet wurde. Der Landmeister für Livland sowie Landkomture für die Ordensgebiete außerhalb Deutschlands. Der Orden setzte sich aus dem Mönchsgelübde verpflichteten Priester- und Ritterbrüdern zusammen sowie aus dienenden Halbbrüdern. Das Ordenszeichen ist ein schwarzes Tatzenkreuz auf weißem Grund. Zur typischen Ordenskleidung gehört für die Geistlichen, welche Soutane, Halskreuz und Brustkreuz tragen, ein weißer Mantel, auf dem rechtsseitig ein graues Kreuz angebracht ist. Der Wahlspruch des Ordens lautet „Helfen, Wehren, Heilen“. [wikipedia]

[80] Johann Kaspar Graf v. Stadion [21.12.1567 Belfort-21.11.1641 Ammern], Hochmeister.

[81] ROECK, Als wollt die Welt, S. 272: „Dem Deutschmeister Graf Stadion, der nach der Nördlinger Schlacht den Ausgleich zwischen der Reichsstadt und dem Kaiser vermitteln wollte, schrieb man: «Auf allen unverschuldeten und nicht hoffenden Fall aber sind wir alles dasjenige gewissenshalben zu erdauern gezwungen, was der liebe Gott in diesem schnöden Jammertal über uns in seinem göttlichen unwandelbaren Willen beschlossen: geströsten uns auch gegen Gott und eine ganze ehrbare Welt unserer Unschuld, und daß alle zeitliche Macht, Hab und Gut, Leid und Freud in dieser flüchtigen Zergänglichkeit gar bald ihre Endschaft gewinne, die Gewissensruhe und Seligkeit aber immerwährenden bestehe und rechtschaffener Christen ewiger Trost und erwünschtes Heil sei.» „

[82] Blockade (blocquade, plocquade): Absperrung, Einschließung, Besetzung, Belagerung. Blockade und Einschließung einer Festung zielten auf Aushungerung der Bevölkerung. Der Salemer Mönch Bürster berichtet über die Blockade Überlingens 1644; WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Den 19. Februarii hat der commendant [Courval; BW] wol uff zway oder anderthalb hundert personen außgelaßen, welche herr obriste Wolff widerum haißen zuerugg hineinzuetreiben oder niderzueschießen und nit paßieren laßen, uff welches ain solches geschray, jamer, heylen und wainen, insonders klainer kindern und schwangeren weiber, daß doch ainen harten stain und letstlichen auch ihn hat mießen bewegen; hat er solche laßen verwahren biß er befelch vom obristen Merzi [Franz v. Mercy; BW] bekomen, wie er sich mit ihnen solle verhalten, welche also lange zeit im veld in großer kelte, regen und wind, tag und nacht uffgehalten, und letstlich befelch komen, solche alle widerumb zuemahlen zuerugg hineinzuejagen oder aber niderzueschießen. Allain welche gelt gehabt, weil nun deß beschaids von Merzi erwartet, haben sich interim ihre ettliche redimirt oder außkauft, da0 man sie hat laßen laufen, entreunen und darvon komen, welche außgeben, daß man kain kazen noch hund nit mehr darinnen thue sehen und ain solches schwarzes brod thue backen, daß manß nit oder kümmerlich kendte glauben und allberait an schmalz schon großen mangel. Und sollen die gemaine soldaten, deren über 600 nit, deren maßen also elend und der mehrer thail so kraftloß herumber gehen, daß sie die muggen oder fliegen schier möchten umbstoßen. Lassen auch schon kuglen biß in die schanzen, unangesehen sie so weit vorhußen, heraußlaufen, wie sie dann voriger tagen in ainem schuz ihr drey getroffen, 2 gebliben, der drüdte ob er möchte curiert werden, ist ungewiß“.

Dagegen wurden Ausfälle aus der Festung unternommen, um Nahrung zu beschaffen, den Belagerungsring zu sprengen, die Belagerer aus den Gräben zu werfen und diese zuzuschütten. Doch es gelangten immer wieder Güter hinein, weil der Ring wie z. B. um Eger 1647 nicht lückenlos geschlossen werden konnte. Holzappel erließ daher einen Aufruf an die Nachbarorte, mit dem er jedem für das Einschleusen von Lebensmitteln die übliche drakonische Strafe des Abschneidens von Nasen und Ohren androhte. Dass der Befehl auch vollstreckt wurde, zeigen die Erinnerungen Leopolds aus Marktredwitz: „In dieser Woche(n) sind 3 Männer, die etwas auf dem Rücken nach Eger tragen wollten, von den bayer. Reitern gefangen genommen worden. Dem einen davon ist der Bart samt der Haut, dem anderen die Nase(n) und dem dritten sind die Ohren abgeschnitten worden. Dann hat man sie wieder laufen lassen“. BRAUN, Marktredwitz, S. 318. Ein ähnliches Mandat hatte Ferdinand III. auch Nürnberg zugehen lassen, das ebenfalls Transporte nach Eger hatte abgehen lassen. Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsakten 168, fol. 271: Kaiserliches Mandat an Nürnberg, Pilsen, 1647 VIII 26.

[83] Rain am Lech [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 599f.

[84] Landsberg am Lech [LK Landsberg am Lech]; HHSD VII, S. 385f.

[85] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.

[86] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.

[87] Stephan Binder [Pinder] [ -April 1637 ?], kurbayerischer Obrist.

[88] Arkebusier: Leichter, mit einer Arkebuse bewaffneter Reiter, eigentlich berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß). Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr, eine Waffe für bis zu über 100 g schwere Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Sie erhielt ihren Namen vom hakenförmigen Hahn der Luntenklemme, der das Pulver in der Zündpfanne entzündete. Gerüstet war der Arkebusier mit einem Kürass aus schussfreiem Brust- und Rückenstück (dieses wurde mit 11 Rt. veranschlagt) oder auch nur dem Bruststück. Seitenwehr war ein kurzer Haudegen, in den Sattelhalftern führte er 1 – 2 Pistolen. Er wurde zumeist in kleineren Gefechten oder für Kommandounternehmen eingesetzt. In den Schlachten sollten sie die Flanken der eigenen angreifenden Kürassiere decken und in die von ihnen geschlagenen Lücken eindringen. Er erhielt als Verpflegung die Hälfte dessen, was dem Kürassier zustand, zudem auch weniger Sold. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 464 ff. Des öfteren wurden Arkebusierregimenter, wenn die Mittel vorhanden waren, in Kürassierregimenter umgewandelt.

[89] Caspar Freiherr v. Schnetter [Schmetter, Schnitter, Schneder] [ -Oktober ? 1644], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.

[90] Vgl. LAHRKAMP, Werth.

[91] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.

[92] Hans Wolf Freiherr v. Salis [1597-6.4.1640 Wismar], kurbayerischer Obrist, kurbayerisch-kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.

[93] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „.

[94] Ottavio Fürst Piccolomini-Pieri d’Aragona, Herzog v. Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).

[95] Johann Heinrich Freiherr v. Haslang zu Haslangskreit [ – ], kurbayerischer Obrist.

[96] Joachim Christian Freiherr, 1642 Graf v. der Wahl [1590-31.8.1644 Ingolstadt], kurbayerischer Feldmarschall.

[97] Feldmarschallleutnant: Der Feldmarschallleutnant war ein militärischer Dienstgrad, der gleichzeitig mit dem des Feldmarschalls im 17. Jahrhundert aufkam. Der Kriegsherr pflegte einem Feldmarschall einen „Untermarschall“ oder „Leutnant“ beizugeben, der den Feldmarschall zu unterstützen und zu vertreten hatte. Zu seinen Pflichten gehörten u. a. die Aufsicht über Proviantplätze und -straßen, die Kontrolle der Wachen usw.

[98] Sebastian v. Pöring [ – ], kurbayerischer Obrist.

[99] „Altes Blaues Regiment“: „Das blaue Regiment ist im Jahre 1624 während des polnisch-schwedischen Krieges um Livonia (ein Gebiet des heutigen Lettlands und Südestlands) aus schwedischen Söldnertruppen entstanden. Seit 1632, in der Schlacht bei Lützen, wurde dieses Regiment – das bei Lützen erhebliche Verluste erlitt –-[BW], schon als das Alte blaue Regiment bezeichnet (Altblau Regiment), aber offiziell wurde es in dieser Art angeblich erst 1634 benannt. Als es 1635 zur Auflösung von drei von vier der ältesten schwedischen „bunten“ Regimenter kam (des Grünen, Roten und Gelben, die fortlaufend im Zeitraum von 1613 bis 1627 entstanden), blieb als letztes das Altblaue übrig. In der Zeit um 1629 wurden noch andere „bunte“ schwedische Regimenter aufgebaut (z.B. das Orange, Weiße, Braune und einige Schwarze), die jedoch in der Zeit bis 1638 aufgerieben wurden. Im Jahre 1650 wurde auch das Altblaue Regiment aufgelöst“. Nach: http://www.altblau.cz/de/11-Historisches-Regiment/.

[100] Axel Gustafsson Oxenstierna Greve af Södermore [16.6.1583 Fanö bei Uppsala-28.1.1654 Stockholm], schwedischer Reichskanzler. Vgl. WETTERBERG, Axel Oxenstierna; FINDEISEN, Axel Oxenstierna; BACKHAUS (Hg.), Brev 1-2.

[101] Jöran [Jörgen, Jürgen, Jyri, Georg] Paykull [Paickel, Paijkull, Peikel, Peikul, Peykel, Patkul, Beckel, Beykel, Bickell, Pryckel, Poiquel, Putkul (Patrulius)] [2.5.1605 Reval-1.2.1657 Stockholm], schwedischer Generalmajor.

[102] Kroaten: kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten, des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteien“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Vgl. GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 85 (1630): „Die Crabaten litten dieser Zeit von den Schwedischen viel schaden / weil es bey ihnen viel stattliche Beuten gab. Dann sie hatten theils Gürtel voller Gold und Silber vmb den Leib / auch gantze Blatten von Gold vnd Silber geschlagen vor der Brust“. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“, S. 75: „In einer Supplik der niederhessischen Stände an Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel aus dem Jahr 1637 heißt es beispielsweise, die „unchristlichen Croaten“ hätten ‚den Leute[n] die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die augen außgestochen, Nägel in die Köpff und Füsse geschlagen, heis Blech, Zinn und allerhand Unflat, durch die Ohren, Nasen und den Mund, in den Leib gegossen [und] etzliche durch allerhand Instrumenta schmertzlich gemartert’ “. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „. METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 41: „Diese [Kroaten; BW] nach dem sie die Thor deß Stättleins [Penkun (LK Vorpmmern-Greifswald); BW] zerbrochen / haben sie mit grossem Grimm auff dem Schloß / in der Kirche / in der Pfarr / in den Häusern / Ja auch unerhörter Weise in den Todtengräbern gesuchet: Das Korn theils außgetroschen vnnd hinweg geführet / theils auch zertretten / die Inwohner hefftig geschlagen vnnd biß auff den Todt gemartert / daß sie solten sagen / on sie Gelt vergraben hetten / vnder denselben haben sie auch deß Pastorn nicht verschonet / der ihnen doch vor diesem alle Ehr vnnd Freundschafft erwiesen: Vnnd welches das allerärgste / haben sie Weibspersonen genothzüchtiget vnd geschändet / vnnd so sich etliche im Wasser vnder dem Rohr / oder sonst verborgen / haben die Crabaten / als deß Teuffels rechte Spürhund / solche auffgesucht / vnd wie das Vieh zur Vnzucht vor sich hergetrieben / auch ein theils Mannspersonen / so ihre Weiber vnnd Kinder wider solchen Teufflischen Muthwillen vnnd Gewalt vertheidigen wollen / jämmerlich erschossen vnd nidergehawen. Vnd dergleichen Vnzucht haben sie auch an Mägdelein von acht vnnd zehen Jahren zu treiben vnd am hellen Tag auff den Kirchhöfen / öfffentlichen Gassen vnd Gärten zu begehen / sich nicht geschewet“. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“, bzw. die Aufzeichnungen des Pfarrers Lucas, Trusen (Anfang Januar 1635); LEHMANN, Leben und Sterben, S. 129: „[…] die Dorfschaften sind nacheinander alle ausgeplündert, die Leute übel geschlagen und beraubt worden, einige tot geblieben, Elmenthal und Laudenbach und Heßles sind ganz ledig [menschenleer] diese Zeit über gestanden, alles an Heu, Stroh, Holz hinweg ist geführt worden, das Getreide in den Scheunen ist ausgedroschen oder sonst verdorben worden, die Häuser sind zerschlagen, das Eisenwerk an Türen und Läden, Bratkacheln, Ofenblasen sind ausgebrochen und hinweg genommen worden [ …] sind über 300 Kroaten zu Elmenthal und Laudenbach gewesen, dort geplündert und folgenden Tag nach Brotterode gezogen und dort auch großen Schaden verübt, indem sie allein 100 Pferde allhier weggenommen, des anderen Viehs zu geschweigen, mancher Mensch ist übel traktiert worden, viele sind in großen Schaden gekommen, zu Herges sind alle Pferde hinweg genommen, desgleichen mehrentheils auch die Schafe und jungen Lämmer, in der Auwallenburg sind über 3 Kühe nicht verblieben, sondern alle hinweg genommen worden […]“. WERTHER, Chronik der Stadt Suhl 1. Bd., S. 226f. (1634): „In einem Umlaufschreiben wies die gemeinschaftliche Regierung und das Consistorium zu Meiningen darauf hin: ‚Es gehen viele und große Sünden wider das sechste und siebente Gebot im Schwange, da die Weibspersonen sich leichtfertig an die Croaten gehänget“. Gefangene Kroaten wurden schon unter Gustav II. Adolf von den Schweden in ihre Kupferbergwerke verbracht; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 349; METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 87.

[103] Göggingen [Stadt Augsburg]; HHSD VII, S. 239f.

[104] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.

[105] Siechenhaus: Oberbegriff für mittelalterliche Seuchenhospitäler wie Leprakolonien (Leprosorien) und Pesthäuser, dann auch Krankenherberge, oft mit Kapelle oder Kirche, in denen den Kranken das Abendmahl gereicht wurde.

[106] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.

[107] Prätext: Vorwand.

[108] Johann Georg I. Kurfürst v. Sachsen [5.3.1585 Dresden-18.10.1656 Dresden].

[109] Hunger: Hungerkrisen traten durch Missernten, Wettereinflüsse, Truppendurchzüge, Einquartierungen, Erntezerstörungen, Pferde- und Viehdiebstahl immer wieder auf. Oftmals blieb nur die Flucht ins Heer oder der Anschluss an den Tross. So hatten sich 2.000 hungernde Eichsfelder Pappenheims Soldaten angeschlossen. Ein Berittener oder Knecht in der Musterung hatte immerhin noch zwei Pfd. Fleisch, drei Pfd. Brot, eine Maß Wein und drei Maß Bier pro Tag zu fordern – drei bis fünf Maß Bier je nach Geschlecht pro Tag galten auch sonst als üblich – , was zur raschen Auszehrung einer Landschaft führte, zumal die eingeforderten Naturalabgaben im Laufe der Zeit noch weiter anstiegen und von Jahr zu Jahr neue Verpflegungssätze erfordern. Vom Verpflegungsansatz her war dies eine gewaltige Kalorienmenge, entsprachen doch drei Pfd. (gutes) Brot allein bereits etwa 3.750 kcal. Rechnet man noch über 2.000 kcal für das Fleisch hinzu, ohne Bier und Wein, so wird eine Kalorienzahl zwischen 6.000-7.000 kcal erreicht, was dem Zweieinhalb- bis Dreifachen eines durchschnittlichen Tagesbedarfs entsprochen hätte. Das war wohl Anfang des 17. Jahrhunderts nur Privilegierten vorbehalten, während die Gemeinen nur unzureichend verpflegt wurden. HIPPEL, Bevölkerung, S. 422, schätzt den täglichen Nahrungsbedarf in Württemberg auf knapp 2.400 kcal pro Tag. Vgl. BEHRENDS, Chronik, S. 145f. (1636): „Man gab den Armen von jedem Backvorgang ein Brot, […] welches damals als Krieg, Pest und Hunger hieselbst gar übel hauseten, von armen Leuten nicht für eine geringe Gabe gehalten ward, sintemal man damals oft weder Brot noch Bier und Geld haben konnte, und viele, meistenteils aber die Soldaten Hunde und Katzen, Pferde- und Menschenfleisch fraßen und nicht einmal bekommen konnten“. 1641 heißt es über die Prignitz: „So sind auch alle Dörfer so gar verwüstet, verödet, universaliter et particulariter in Brand gesteckt, die Untertanen Hungers und des milites immanitet [Unmenschlichkeit, Rohheit] halber gestorben und ins Elend [Ausland] verlaufen, dass man in dem ganzen Kreise nach angestellter fleißiger Inquisition bloß 373 Bauersleute, die doch etliche gar wenig ausgenommen, weder Hunde noch Katzen, weniger etliche Lebensmittel haben, besonderen sich vom Obste und wohl ganz unnatürlichen Speisen aufhalten müssen, gefunden worden“. HERRMANN, Ländliche Bevölkerung, S. 86. Der Bieberauer Pfarrer Minck (1635); KUNZ/LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 261: „Durch diesen Hunger verschmachteten viele Leut dermaßen, daß nichts als Haut und Bein an ihnen war, die Haut hing ihnen am Leib wie ein Sack, waren ganz schwarz-gelb, mit weiten Augen, gepläcketen Zähnen, grindicht, krätzig, gelbsichtig, dick geschwollen, febricht [= fiebrig], daß einem grauete, sie anzusehen“. ZILLHARDT, Dreißigjähriger Krieg, S. 161f. (1635): „Dan auß diser teürung und hungersnot ist entstanden noch ein jamer uber alle jamer, nemlich ein sterbet und pestelentz, das vüll taußendt menschen sind zu grundt gangen durch hunger, krieg und pestelenz. Dan durch den hunger ist von denen armen menschen vüll greüwlich und abscheüliches dings auffgefressen worden. Alls nemlich allerley ungereimbten dings: hundt und katzen, meüß und abgangen vüch, roßfleisch, das der schinder und meister uff dem vassen sein fleisch von dem abgangne vüch, als roß, hundt und andere thier, ist hingenomen worden, und haben dannoch einander drumb gerißen und für köstlich gut gehalten. Es ist auch für gut gehalten worden allerley kraut uff dem feld: die distel, die nesle, schersich, hanefüeß, schmerbel, schertele. In suma allerley kraut ist gut gewessen, dan der hunger ist ein guter koch, wie man im sprichwort sagt“. Vgl. auch die Lebensbeschreibung des Gottfried Andreae (1637); DOLLINGER, Schwarzbuch, S. 321: „Doch im Jahr 1637 stieg das Elend auf’s höchste, nachdem kaum 200 Bauern in der untern Pfalz mehr übrig waren, da die übrigen teils an Hunger und Pest bereits gestorben, teils von den Kaiserlichen erwürgt oder als Soldaten weggeschleppt worden waren … Der Hunger aber zwang die Leute zu den unnatürlichsten Nahrungsmitteln: Gras, Kräuter, dürre und grüne Baumblätter, Felle von Tieren; Hunde, Katzen, Ratzen, Mäuse, Frösche und faulendes Aas waren gesuchte Bissen. Die Hungernden erschlugen einander selbst, verzehrten sie, durchwühlten Gottesäcker, erstiegen Galgen und Rad und nahmen die Toten zur Speise weg“. Notiz aus dem Pfarrbuch von Mauern (LK Neuburg/Donau) für 1648: „Viele haben aus Hunger Roßmist gegessen, der Feind hat alles fort; es ist nichts angebaut worden. Viele sind Hungers gestorben, die Überlebenden nähren sich von Wurzeln und Baumblättern und sind froh um die Häute der gefallenen Pferde“. [rdl. Mitteilung von Herrn Fahmüller, Pfeffenhausen]. Der Kitzinger Pfarrer Bartholomäus Dietwar [1592-1670] über 1649; DIETWAR, Chronik, S. 91: „Etliche tausend bayerische Bauern bettelten mit Weib und Kind durchs Land. Darunter waren auch Mörder. Sie stahlen und raubten was sie konnten. Das war Gottes sichtbare Strafe dafür, dass der Kurfürst von Bayern im 30jährigen Kriege viele Tausend armer Leute gemacht hatte. Darum war sein Land im vorigen Jahre durch die Schweden und Franzosen wieder verdorben worden, also dass seine Leute von München und Landshut her das Frankenland durchliefen, das gebettelte Brot dörrten und heim nach Bayern trugen“.

[110] Pest: Eine während des gesamten Krieges immer wieder auftretende Seuche war die Pest (die „zur frühen Neuzeit wie das Amen in der Kirche“ gehörte, Ulbricht, Seuche10) als demographische Katastrophe für einzelne Landstriche, von Happe [I 87r] und seinen Zeitgenossen neben Krieg und Hunger zu den drei Hauptstrafen Gottes gerechnet; vgl. dazu auch LANG, Pestilentz, S. 133 f. Truppenbewegungen, Zerstörungen, Hungerkrisen bzw. chronische Unterernährung, mangelnde Hygiene etc. trugen zur Verbreitung der Pest bei, die in vier Formen auftrat: 1. die abortive Pest als „leichte“ Variante: Symptome waren leichtes Fieber sowie Anschwellen der Lymphdrüsen. War die Infektion überstanden, wurden Antikörper gebildet, die eine etwa 10 Jahre anhaltende Immunisierung gegen die drei anderen Formen bildete. Marx starb 10 Jahre nach der Pest von 1625 an der Pest von 1635. 2. die Beulenpest (Bubonenpest nach griech. bubo = Beule), die nach ca. 9 Tagen zum Tod führen konnte, wenn der Erreger ins Blut eintrat, die Letalität konnte zwischen 60-80 % liegen). Die Ansteckungszeit lag zwischen wenigen Stunden und etwa einer Woche, Symptome waren Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Benommenheit, Schlaflosigkeit, später treten Bewusstseinsstörungen und Ohnmachtsanfälle auf. Im Bereich des Flohbisses bildeten sich stark anschwellende und äußerst schmerzhafte Beulen am Hals, an den Leisten und Achselhöhlen. Diese Beulen erreichten eine Größe von ca. 10 cm und waren durch die die Blutungen in den Lymphknoten dunkelblau bis schwarz eingefärbt. Sie fielen nach Vereiterung in sich zusammen. Die Beulenpest an sich war nicht tödlich, da die Beulen von selbst abheilen konnten. Das Aufschneiden der Beulen war insofern gefährlich, da die Bakterien über das Blut in andere Organe gelangen konnten. Bei den unbehandelten Patienten kam es wohl bei 30-50 %r zur gefährlichen Lungenpest. Die Beulenpest verbreitete sich im Winter kältebedingt langsamer als im Somme und erreichte ihren Höhepunkt im Herbst. 3. die Pestsepsis (Pestseptikämie), wenn die Bakterien in die Blutbahn eintraten, entweder über offene Wunden oder beim Platzen der Pestbeulen nach innen. Symptome waren hier hohes Fieber, Kopfschmerzen, Anfälle von Schüttelfrost, danach kam es zu größeren Haut- und Organblutungen. Der Tod trat bei Nichtbehandelten wohl spätestens nach 36 Stunden auf. 4. die Lungenpest, bei der die Erreger durch die Pestsepsis in die Lunge kamen oder von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion übertragen wurde, bei der der Tod angeblich in 24 Stunden, zumeist aber unbehandelt in 2 bis 5 Tagen eintrat und die eine Letalität von 95 % hatte. Angeblich konnte man sich in nur 1 bis 2 Tagen anstecken. Symptome waren eine starke Atemnot, Husten, blaue Lippen und blutiger Auswurf. Das führt zu einem Lungenödem, verbunden mit dem Zusammenbruch des Kreislaufs. Marx’ Angaben lassen vermuten, dass es sich bei der Pest von 1625 um die Beulenpest gehandelt haben muss. Geschlecht, sozialer Status und Ernährung waren Determinanten, die über Ansteckung und Abwehrkräfte entschieden. Der Pestbazillus wurde durch Rattenflöhe, Wanzen, Läuse und andere Parasiten übertragen. Das Bakterium blieb z. B. in Flohkot, Staub, Kleidung, Pelzen, Wasser und Erde wochenlang virulent. Zumindest scheint man in Erfurt 1625 recht sorglos mit der Ansteckungsgefahr umgegangen zu sein, wie HEUBEL, S. 42 festhält. Möglicherweise hatte der Rat jedoch durch eine strenge Quarantäne von vierzig Tagen Versorgungsengpässe befürchtet und wollte die Handelsbeziehungen nicht gefährden. Allerdings scheint die in der Forschung vertretene Meinung, dass gerade die unteren Schichten die Angst vor der Pest beiseite geschoben hätten (ULBRICHT, Seuche, S. 44), so nicht stimmig. Mehr als 50 Pestheilige, angeführt von den Heiligen Sebastian und Rochus, wurden angerufen. Gebet, Frömmigkeit, Sittenreinheit und Liebe zu Gott galten aus theologischer Sicht als wirksamer Schutz vor der Pest. Man glaubte sich durch die Umwicklung mit Stroh auch der Leichen vor der Ansteckung mit der Pest schützen zu können. Pestzeiten boten einen durchaus lukrativen Erwerb für die verachteten Totengräber, der von „ehrlichen“ Berufsgruppen ausgeübt wurde, da z. T. pro Begräbnis bis zu 20 Rt. (BRAUN, Marktredwitz, S. 52f.) verlangt wurde, aber auch von Angehörigen der ärmeren Bevölkerungsschicht. RUTHMANN, „Was damals fruchtbar und gebauet“, S. 78f. II. Zum Teil wurden ansteckende Krankheiten seit dem Mittelalter als „peste“ (z. B. die „Ungarische Krankheit“) bezeichnet.

[111] Aichach [LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 3.

[112] durch „Petardiere“ angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.

[113] [Johann] Friedrich v. Schletz [Schlez, Schleuß, Schlentz, Schlitz] [ -1658 Wasserburg], kurbayerischer Obrist.

[114] Obristwachtmeister [schwed. Major]: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 40 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] oder 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht. Daneben war er zum Teil auch Rittmeister, um seinen Sold aufzubessern.

[115] Antonio Valtorto [ – ], kurbayerischer Obristwachtmeister.

[116] Major [schwed. Major]: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obrist-Lieutenants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[117] Fähnrich [schwed. Fänrik]: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Zum Teil begannen junge Adelige ihre militärische Karriere als Fähnrich. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f. In der brandenburgischen Armee erhielt er monatlich 40 fl., nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 50 fl.

[118] Knecht, gemeiner: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr., in der brandenburgischen Armee auf 8 fl. 10 gr. = 7 Rtl. 2 Gr; nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 6 fl. 40 kr. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Doch schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung. In den Feldlagern (über)lebte er unter den schwierigsten Bedingungen bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 3, 4 Jahren. Bei Gefangennahme oder Stürmen auf eine Stadt lief er immer Gefahr, getötet zu werden, da für ihn keine Ranzion zu erwarten war, oder wenn eine Untersteckung unter die eigenen Truppen nicht notwendig erschien.

[119] Anthropophagie: Es ist hervorzuheben, daß HAPPE hier nicht als direkter Zeuge eines Falls von Anthropophagie berichtet. Jedoch greift er mit dem Breisacher Bespiel einen Fall von Menschenfresserei auf, der im Unterschied zur häufig unkonkreten metaphorischen Erwähnung von Fällen der Anthropophagie in Selbstzeugnissen der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zur Bezeichnung von Zuständen äußersten Hungers (wie in HAPPES Text etwa I 322 r) in diesem Fall direkt verbürgt ist. Unter den vielfachen zeitgenössischen indirekten Berichten über den Breisacher Fall kann der des Historiographen und Habsburg-Anhängers Wassenberg als typisch gelten: „Also hielten sich die elenden Brisacher / da sie aller hülffe beraubet waren / in der Trew vnd Armuth; vnd als es noch lenger anstundt / da giengen ihnen beydes die gewöhnlichen / so wol auch vngewöhnlichen Speisen allgemach ab; sintemal sie allbereit die Pferdt / vnd andere Thiere / so die schändliche Noth zum täglichen Gebrauch verwendet / verzehret hatten. Hernach haben sie Gartenstauden vnd Baumstämme / auch die zwischen den Steinen wachsende Kräuter außgerupffet / vnnd sind deß elends vnd der Gedult Exempel gewesen. Endlich aber als auch dieses ganz auff war / so ist die Trew in ein Wüten verwandelt worden / vnd hat einer den andern auffgefressen. Dann zu schweigen / daß sie 2000. Felle verzehret / vnnd die Menschen mit den Fingern den Kalck vnd Leimen an statt der Speise auß der Wand gegraben; auch etliche mit warmen Wasser ihr Leben biß in die fünfte vnnd sechste Woche gefristet / endlichen aber wann eine Geschwulst an den Füssen zugeschlagen / plötzlich gestorben. Diß alles / sag‘ ich / zu geschweigen / so will ich noch wol ärgere dinge / wovon man in den alten Zeitbüchern nichts findet / erzehlen; nemblich / daß vornehme Bürgerskinder auff einen tag verlohren / vnnd / zweiffels ohne mit den Zähnen zerrissen vnnd verzehret worden; daß die Leute / wann sie auff der Gassen einander begegnet / den Hunger zu stillen einander vmbgebracht; daß der vor etlichen Tagen begrabenen Menschen Eingeweide gekocht; ja auch der allererst gestorbenen Menschen rohes Fleisch / Adern vnnd Blut an statt der Speise gebrauchet worden“ (WASSENBERG; Florus, 430f.). Auffällig ist, daß ein als Selbstzeugnis überlieferter Augenzeugenzeugenbericht des Adjutanten des Prinzen Bernhard von Weimar von Weimar, Johann Christoph von der Grün von der Übergabe der Festung durch den habsburgischen Kommandanten an Prinz Bernhard von Weimar diesen Fall von Anthropophagie zwar bezeugt, ihn zugleich jedoch als einen sehr viel eingeschränkteres und spezifischeres Geschehen darstellt, in dem nicht etwa wie in der Darstellung Wassenbergs lebende Menschen „einer den anderen aufgefressen“, sondern im Zustand äußersten Hungers (lediglich) die Leichname dreier verstorbener Kriegsgefangener von ihren Kameraden verzehrt worden seien: (Dem Bericht zufolge äußerte der Kommandant der Festung, Freiherr von Rheinach, bei Ihrer Kapitulation und Übergabe eine spezielle Bitte): „Es würde der mehrere Theil seiner verhungerten Soldaten nicht wohl über den Platz, geschweige durch die Stadt und das Thor zu den Schiffen marchiren können, daß sie nicht tott darnieder fielen! Und bäte er derowegen Ihro fürstl. Gnaden gar hoch, Sie wolten Ihme vor accordirtermassen bey der Stadt in die Schiff sitzen und abziehen lassen. Dieweilen aber Ihro fürstl. Gnaden ihme von Rheinach noch einmal durch mich anzeigen lassen, es wäre kein ander Mittel, er müße solcher Gestalt den Anzug nehmen, damit er sich aber keiner Arglist und Gefahr zu besorgen habe, so sollte er auf Ihro fürstl. Gnaden parole sich versichern, daß keinen Soldaten einiges Leid geschehen würde…“ [Auszug erfolgt mit 400 Gesunden und 50 kranken gemeinen Soldaten] „darvon etliche im Stehen und Marchiren, darnieder gefallen, mit 19 Fahnen gefolgt. Hier zwischen stund unsere Infanterie auf beiden Seiten in Schlachtordnung, und als der Generalfeldzeugmeister Freyherr von Rheinach Ihro fürstl. Gnaden Hertzog Bernhardten: welcher auf der Seiten bei dem Eisenberg zu Pferdt sitzend gehalten: ersahe, stieg er von seinem Pferdt, ging mit sehr tieffer und oftmals wiederholter Reverence gegen höchstgedacht Ihro fürstl. Gnaden und küßete deroselben die Stieffel, welche sich aber anfänglich nicht bewegt, sondern aufrecht zu zu Pferdt sitzend Ihro Autorität gehalten, und mit scharffen und harten Wortten zu ihm gesagt, daß sie wohl genugsam Ursach hetten, ihme seinen Accord nicht zu halten, indem er, wie Sie allererst vernommen, 30 von deroselben gefangenen Soldaten zu Breysach im Stockhauß sterben, und 3. dererselben von ihren anderen Cameraden, auß großer Hungersnoth aufzehren lassen, welches eine unerhörte, unverantwortliche und crudele That sey, so der Gerechte Gott nicht ungestraft würde lassen hingehen. ob nun zuvor der Freyherr von Rheinach viel Entschuldigung, warum er die Gefangenen übel tractiret und nicht loßgeben wollen, vorgewendet, sagend, daß seine Armuth so groß gewesen, welches denen Gefangenen bekandt, sie es im Hineinführen an seinen Wachten [Wachen], welche schlecht waren, gesehen, und nun herauf dieselbe wieder sehen würden, welches Ihme sehr nachtheilig gewesen: so hätten ja auch die Gefangenen so lang Rossfleisch gehabt, alß seine Knechte, biß endlich die Noth so groß worden, daß sie einander selbsten gefressen, wäre also einer wie der andere gehalten worden. Verhoffe deswegen Ihro Fürstl. Gnad. würde Ihme verzeihen, daß Er es auf die Extremität kommen lassen müßen, da er solches auch Unserseits vor diesem in Augspurg und mehr andern Orthen geschehen wäre. Er nun ausgeredt, und sich solcher gestalt, so gut er gekunt, entschuldiget, so ließen Ihro Fürstl. Gnad. Ihn von sich, da Er dan mit den Frauenzimmer und denen Soldaten zu Fuß biß an den Eisenberg gegangen, und alda in die Schiffe geseßen.“, aus: Des durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Bernharden des Grafen Hertzogen zu Sachßen, Jülich, Cleve und Bergk höchst preißwürdigste Helden Thaten, welche Derselbe nach tödtlichen Abgang des Ehrwürdigsten Königs der Schweden, Gustavi Adolphi, biß an sein Seel. Ende, von Ao: 1632 biß 1639, verübet, wie solche von H. Johann Christoph von der Grün, Seel:; bey Höchstgedacht Sr. Fürstl. Durchl: gewesenen General Adjudanten, mit allen Fleiß auffgezeichnet, und auß dessen Annotatis in dieß Compendium verfaßet worden.“ Bl. 233 r, Forschungsbibliothek Gotha, Handschrift Churt. B 67. Vgl. auch FULDA, Gewalt gegen Gott.

[120] Stuttgart; HHSD VI, S. 768ff.

[121] Generalleutnant: Der Generalleutnant vertrat den General bzw. Feldherrn und war in der kaiserlichen, kurbayerischen, dänischen und schwedischen Armee der höchste Befehlshaber und Stellvertreter des Kaisers und des Königs/der Königin, mit weitgehenden politischen und militärischen Vollmachten. Über ihm stand nur noch der „Generalissimus“ mit absoluter Vollmacht. Als Rekompens erhielt er für seine Leistungen Landzuweisungen (zumeist aus eroberten Gebieten oder den sogenannten „Rebellengütern“) sowie die Erhebung etwa in den Grafen- oder Herzogsstand. Als Stellvertreter seines Dienstherrn führte er Verhandlungen mit den Ständen, erzwang die Depossidierung von Adligen und Absetzung von Territorialherrn in den besetzten Gebieten und lenkte durch seine Abgesandten auch Friedensverhandlungen. Wichtige Träger der gesamten Organisation des Kriegswesens waren dabei die Generalkriegskommissare und die Obristen, die in der Regel nach ihm oder nach seinen Vorschlägen bestallt wurden.

[122] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[123] [Wolf] Lorenz [Laurenz] (II.) Freiherr [Graf] v. Hofkirchen [ ? -Anfang 1656], kursächsischer Obrist, Generalmajor, dann kaiserlicher Generalleutnant, Feldmarschallleutnant.

[124] Restitutionsedikt vom 6.3.1629: „Das von Ferdinand II. erlassene Edikt sprach dem Kaiser das alleinige Recht zu, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 authentisch zu interpretieren. In Ausübung dieses Rechts setzte der Kaiser die Calvinisten außerhalb der Augsburger Friedensbestimmungen. Zudem befahl er die Rückgabe aller nach 1552 von den Protestanten eingezogenen (säkularisierten) Kirchengüter. Davon betroffen waren 12 reichsunmittelbare Bistümer, 500 Klöster und Konvente. Proteste gegen das Restitutionsedikt erhoben sich nicht nur von protestantischer, sondern auch von katholischer Seite. Dass HAPPE den ganzen Text des Edikts aufnimmt, zeigt doch wohl, dass er die damit verbundenen oder potentiellen Gebietsveränderungen und deren Folgen wohl einzuschätzen glaubte. Allerdings zeigen kaiserliche Kostenberechnungen aus dem Niedersächsischen Kreis, dass die Kosten für die Restitutionen die tatsächlichen Einnahmen für das Haus Habsburg überstiegen“. [mdsz]

[125] Ott Heinrich Fugger, Graf v. Kirchberg-Weißenhorn [12.1.1592 Augsburg-12.10.1644 Augsburg], bayerischer, kaiserlicher Generalleutnant.

[126] ENGERISSER, Von Kronach, S. 419f.

[127] STETTEN, Geschichte 2. Bd., S. 370f.

[128] Johan Stalman der „Ältere“ [vom Stall, Stahlmann, Stallman] [1577-1635 ? oder um 1640], 1612-1628 anhaltischer Rat, schwedischer Hof- u. Kriegsrat.

[129] Feldmarschall [schwed. fältmarskalk]: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen und Zuständigkeit für Ordnung und Disziplin auf dem Marsch und im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- und Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl. [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)], die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften wie Ranzionsgeldern, den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.

[130] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall.

[131] BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.

[132] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[133] Halberstadt [Kr. Halberstadt]; HHSD XI, S. 169ff.

[134] Ankläger.

[135] Generalmajor: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.

[136] Salomon [Solomon, Salm] Adam [Adams] [ – ], schwedischer Obrist.

[137] Regimentsschultheiß: militärischer Dienstgrad: Vorsitzender des sogenannten Schultheißengerichts, einer genossenschaftlichen und von den Kriegsherren weitgehend unabhängigen Rechtsinstanz in den Landsknechtsheeren, die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges von den Unter[kriegs]gerichten abgelöst wurde. Der Regimentsschultheiß erhielt in der brandenburgischen Armee im Monat 40-50 fl., in der kaiserlichen 40 fl. [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)].

[138] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 545.

[139] Prager Frieden: Der in Folge der schwedischen Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen (5./6.9.1634) vereinbarte Prager Frieden zwischen Johann Georg von Sachsen und Kaiser Ferdinand II. wurde am 30.5.1635 unterzeichnet. Bei diesem Friedensschluss, dem fast alle protestantischen Reichsstände beitraten, verzichtete der Kaiser auf seinen Anspruch, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 allein zu interpretieren und damit das Restitutionsedikt von 1629 durchzuführen; Ergebnis war eine begrenzte Festschreibung des konfessionellen Status quo. Weitere Ergebnisse waren: die Festschreibung der Translation der pfälzischen Kurwürde auf Bayern, der Ansprüche Sachsens auf die Lausitz und die Bildung eines Reichsheers (wobei Johann Georg von Sachsen und Maximilian I. von Bayern eigene Korps führen ließen, die als Teil der Reichsarmee galten), die bestehenden Bündnisse waren aufzulösen, fremde Mächte sollten den Reichsboden verlassen, etwaige Ansprüche auf den Ersatz der Kriegskosten seit 1630 wurden aufgehoben, eine allgemeine Amnestie sollte in Kraft treten. Zudem kann der Prager Frieden als einer der letzten kaiserlichen Versuche betrachtet werden, ein monarchisches System im Reich durchzusetzen. Maßgebliches Mittel dazu war die so genannte Prager Heeresreform, mit der der Kaiser den Versuch unternahm, nahezu alle reichsständischen Truppen unter seinen Oberbefehl zu stellen und zugleich den Ständen die Finanzierung dieses Reichsheeres aufzuerlegen. Diese Vorstellungen ließen sich ebenso wenig verwirklichen wie das Ziel, durch die Vertreibung der ausländischen Mächte Frankreich und Schweden zu einem Frieden im Heiligen Römischen Reich zu gelangen [mdsz]. Zur Forschungslage vgl. KAISER, Prager Frieden.

[140] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[141] Quelle 20: Übereinkunft zwischen Axel Oxenstierna, Johan Banér und den Obristen im schwedischen Heer nach dem Prager Frieden, Magdeburg, 11.8.1635.

[142] KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 36 (hier „Emmes“).

[143] Wyborg (russisch Выборг) (deutsch Wiburg oder Wiborg, finnisch Viipuri, schwedisch Viborg), heute eine Stadt in Russland in der Oblast Leningrad. Sie liegt in der historischen Region Karelien zwischen Sankt Petersburg und der finnischen Grenze.

[144] MANKELL, Uppgifter, S. 209, S. 210.

[145] muss heißen 1635.

[146] MANKELL, Uppgifter, S. 220, 221.

[147] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[148] MANKELL, Uppgifter, S. 224, 226.

[149] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt]. Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.

[150] Heumonat: Juli.

[151] Werben (Elbe) [LK Stendal].

[152] Sir Johann [Hans] Baronet Drake v. Asch [ – ], schwedischer Obrist.

[153] Sir Arthur [Arturus] Aston [Ashton, Astin, Austin, Astong] sen. [ -1649], schwedischer Obrist. Vgl. MURDOCH, SSNE ID 1869.

[154] CHEMNITZ, Geschichte, 1. Buch, 5. Kap., S. 8 (Datierung nach dem a. St.).

[155] Remedium: Heilmittel.

[156] Balbierer [schwed. Barberare]: Im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit wurden im Bereich der Körperpflege, Wundheilung und Krankenpflege tätige Personen wie Bartscherer, Badeknechte und Krankenpfleger als Barbiere bezeichnet. Zusammen mit dem Bader versorgte der Barbier die vorwiegend männlichen Klienten, indem er deren Haare und Bärte pflegte. Aufgabe der Barbiere war es auch, Zähne zu ziehen, zur Ader zu lassen, Klistiere zu verabreichen und ähnliche Behandlungen zu geben. Die Barbiere haben sich vermutlich aus den Baderknechten entwickelt und auf einige bestimmte Aufgaben der Bader spezialisiert. Die erste Erwähnung der Barbiere findet sich 1397 in einem Amtsbrief in Köln. Barbierzünfte sind in den Hansestädten ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu finden: 1457 in Danzig, 1480 in Lübeck, 1486 in Hamburg. Wie die Bader konnten auch die Barbiere die von ihnen genutzten Badestuben oft nur pachten, weil Bau und Ausstattung oft zu teuer waren, und zu dem die Badestubengerechtigkeit gewahrt werden musste. Mit dem Niedergang der Baderstuben ab dem 16. Jahrhundert überflügelten die Barbiere oft den Stand der Bader. Zwar gehörten beide Berufe zum Chirurgenhandwerk, jedoch konnten die Barbiere oft auch außerhalb der Barbierstuben arbeiten. Riskante, aber gewinnbringende Eingriffe wie Steinschnitte, Starstiche, Amputationen, sogar operative Geburtshilfe wurde bis zum 18. Jahrhundert von Barbieren übernommen. Die Mehrheit der Barbiere lebte von einfachen, gering bezahlten Tätigkeiten wie Rasieren, vom Aderlassen, Schröpfen und Zahnziehen sowie Wund- und Frakturbehandlung. Entgegen den gesetzlichen Verordnungen besaßen die Barbiere und Bader auch Kenntnisse in der inneren Medizin und der Pharmazie. [wikipedia] Vgl. Christian der Jüngere von Anhalt-Bernburg (1620); KRAUSE, Briefe, S. XI: „ ‚Nichts verdroß mich mehr,‘ äußert er sich, ‚als da der Graf Buquoy einen jungen Balbirer, der mich verband, fragte, wo ich geschädigt wäre, antworte: In den Rücken wäre ich von einer Musketenkugel durchschossen worden, da man doch darnach befunden, daß der Schuß, so durch die Brust gegangen, vom Pistol gewesen, der andere aber nicht durchgangen. Und ich mag mich rührmen, daß in dieser Schlacht ich den Feind ins Gesicht gehabt, auch da ich beide Wunden empfangen, ihm nicht den Rücken zugekehrt, welches wenige werden sagen können. Dieser unwissende Balbirer aber, weil er den Eingang der Pistolkugel vorm unterm rechten Arm nicht sah, und ich vor großen Schmerzen in der Achsel mich auch nicht recht alsbald besann, stieß mir das Instrument vorn in die Brust, da die Pistolkugel ausgegangen, hinein, und zur Schulter, da die Musketenkugel hineingegangen, wieder heraus. Ich meinte, es müßte als sein, und litte es geduldig, dessen mir die Wallonischen werden Zeugniß geben, sahe also das frische neue Blut herauslaufen, daß ich auch endlich den Balbirer zur Rede setzte, und glaube, er habe mich durch das Stören, sonderlich auf diese Weise, mehr verderbt, als die Wunden an sich selbst. – Es sind wol ein fünf Balbirer dieselbe Nacht über mich gewesen und taugte keiner nichts: Napolitaner, Teutsche, Franzosen, Wallonen‘ “.

[157] Laufgraben: Graben, der bei der Belagerung einer Festung oder Stadt im Zickzackverlauf aufgeworfen wurde, in dem man sich möglichst ungefährdet nähern konnte. Approchen ist die Bezeichnung für die Laufgräben (Annäherungswege) bei der militärischen Belagerung von Festungen. Das Wort ist eine Eindeutschung des französischen Verbes s’approcher, sich nähern. Es handelt sich um eine Anlage, die der Angreifer einer Festung anlegen musste, bevor die Festung erstürmt werden konnte. Mit Hilfe einer Erdwalze (Sappe; vgl. dazu auch PIERER, Universal-Lexikon, Bd 14, S. 886-887) konnte sich der Angreifer an die Festungsmauern heranarbeiten, um sie durch ein anschließendes Unterminieren zum Einsturz zu bringen. Mit Hilfe der Approchen konnte der Angreifer das Vorgelände gedeckt überschreiten. Sappen wurden von den zu den ingenieurtechnischen Truppen gehörenden Sappeuren angelegt, die über besondere Ausrüstung wie z. B. Schanzkörbe verfügten oder den typischen, breitkrempigen Eisenhelm zum Schutz vor Geschossen, welche die Verteidiger von oben abschossen. Bei mittelalterlichen Burgbelagerungen wurden Sappen häufig eingesetzt, um das Mauerwerk der belagerten Festung aufzubrechen und die Mauer so weit auszuhöhlen, dass sie, evtl. durch Verbrennen des Stützgebälks, zum Einsturz gebracht werden konnte. Die Approchen bestanden aus einem Graben von etwa 2,5 m Sohlenbreite und etwa 1,25 m Tiefe, der bis zur 3. Parallele im Zickzack geführt auf der der Festung zugekehrten Seite mit einer etwa 1 m hohen Erdschüttung versehen war. Die einzelnen Approchenzüge legte man vor den einspringenden Winkeln der Festungswerke an und führte die einzelnen Schläge so, dass ihre Verlängerung mindestens 50 m vor dem weitest vorspringenden Festungswerk vorbeischlug. Jeder vorwärtige Schlag wurde bogenförmig über den rückwärtig hinaus nach hinten verlängert, was man Haken oder Crochet nannte. Diese Haken dienten als Ausweichstellen und der Aufstellung kleinerer Wachposten. Die zickzackförmigen Approchen wurden als einzelne Sappen ausgeführt. In geringerer Entfernung zur Festung, etwa von der zweiten Parallele an, kam die vom Sappeur mit Wälzkorb und sonstigem Hilfsgerät auszuführende völlige Sappe, später (ab etwa 1870) die einfache Erdwalze zur Anwendung. In nächster Nähe zur Festung, etwa vom Fuß des Glacis ab, hätten die Zickzacks allzu spitzwinklig werden müssen, um gegen bestreichendes Feuer geschützt zu sein. Man ging deshalb auf dieser Strecke von der Anwendung der Zickzacks ab und führte hier die Approchen derartig in gerader Richtung auf die Saillants der Angriffsfront weiter, dass sie durch Traversierung (Traversensappe, Würfelsappe) gegen bestreichendes Feuer geschützt wurden. Die Anlage von Approchen seitens der Angreifer wurde von den Verteidigern durch die langjährige Anpflanzung von tiefwurzelnden Pflanzen auf dem Glacis der Festung erschwert. [wikipedia]

[158] Hornwerk: hornförmige Befestigungsanlage. Als Hornwerk wird eine in den Graben vorgeschobene bastionierte Front bezeichnet, die zu den Außenwerken einer frühneuzeitlichen Festung zählte. Es bestand aus zwei mit einer Kurtine verbundenen Halbbastionen, die durch lange Flanken eingefasst wurden. Der Kurtine konnte ein Ravelin vorgelegt sein. Vom Hornwerk zu unterscheiden ist das Kronwerk, welches sich aus mindestens zwei bastionierten Fronten zusammensetzte. Hornwerke kamen im späten 16. Jahrhundert als Element der altniederländischen Befestigungsmanier auf und wurden üblicherweise an besonders gefährdeten Abschnitten vor einer Bastion oder einem Ravelin errichtet. Die Bestreichung ihrer Flügel erfolgte dabei von den Bastionsfacen aus. Das Hornwerk bildete auch eine der Grundformen von Feldbefestigungen und Brückenköpfen. [wikipedia]

[159] Gebrech: Mangel.

[160] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall.

[161] Kriegsrecht: Kriegsgericht.

[162] Am 9.9.1636 erging die Weisung nach Banér, die Kommandanten von Magdeburg, Havelberg, Brandenburg und Werben wegen frühzeitiger Übergabe vor ein Kriegsgericht zu stellen. GEIJER, Geschichte Schwedens Bd. 3, S. 306, Anm. 3.

[163] Wismar [Kr. Wismar]; HHSD XII, S. 133ff.

[164] Johan [Jon, Ion] Persson [Pedersson] Lilliesparre [Lillie Sparr] [1595-15.2.1641], schwedischer Obrist.

[165] CHEMNITZ, Geschichte, 1. Buch, 5. Kap., S. 10 (Datierung nach dem a. St.).

[166] MANKELL, Uppgifter, S. 231.

[167] MANKELL, Uppgifter, S. 236.

[168] Schlacht bei Wittstock: 24.9./4.10.1636: Schwedische Truppen (9150 Berittene und 7228 Infanteristen) unter Johan Banér schlagen die kaiserlich-sächsischen Truppen (9000 Berittene und 9000 zu Fuß) unter Melchior von Hatzfeldt. Dadurch konnten die schwedischen Kontributionsgebiete wieder ausgeweitet werden; Banér hatte bewiesen, dass mit Schweden als Militärmacht in dieser Kriegsphase wieder zu rechnen war. Vgl. Eigentlicher Verlauff Des Treffens bey Wittstock / etc. vorgangen den 4. October / 24. September 1636 [VD17 23.313240S]. Vgl. die hervorragende Edition von EICKHOFF; SCHOPPER, 1636; MURDOCH; ZICKERMANN; MARKS, Battle of Wittstock; ferner HÖBELT, Wittstock; HEßELMANN, Simpliciana XXXIII.

[169] MANKELL, Uppgifter, S. 238.

[170] Schwerin; HHSD XII, S. 114ff.

[171] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[172] Torgau [LK Nordsachsen]; HHSD XI, S. 467ff.

[173] Feldscher: Chirurgus, Wundarzt im Dienst einer Armee, des Generalstabes (hier Hofstabsfeldscherer genannt) bzw. eines Regiments. In der Regel hatten die Feldschere, im Unterschied zu den studierten Medici, ihre Kenntnisse nicht auf Universitäten, sondern auf dem Schlachtfeld oder als Wanderärzte auf Jahrmärkten erworben. Sie waren in erster Linie für die primäre Wundversorgung, darüber hinaus jedoch auch für Knochenbrüche und Amputationen zuständig. Die Verwertung der Menschenhaut bei Delinquenten war ihnen gestattet. Auch waren sie wegen der grassierenden Lagerkrankheiten ständig im Einsatz. Feldschere waren oft schlecht ausgebildet und unzureichend ausgestattet (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 268f.). In der kaiserlichen Armee erhielten sie 60 fl. pro Monat. In der kurbrandenburgischen Armee wurden sie 1626 mit 20 fl. besoldet. Die medizinische Versorgung der Soldaten wurde jedoch zum Teil auch von kundigen Ärzten und studierten Medizinern geleistet. Ärztliche Oberaufsicht im Feld hatte der General-Stabs-Chirurgus (neben dem Feld-Medicus). Unter ihm stand der Regiments-Feldscher, seinerseits mit Weisungsbefugnis über die Compagnie-Feldschere. Bei militärischen Einsätzen wurden die Feldscher mitgeschickt. Ihnen oblagen zusammen mit den Führern die Krankenversorgung und die Sorge für die Feldapotheke. Kranke und verwundete Soldaten blieben zumeist in Städten und Orten zurück und fielen diesen zur Last – sofern sie keine Familie als Schutzgemeinschaft im Lager besaßen – , obgleich man dort zum Teil die Aufnahme der Kranken aus Furcht vor der Ausbreitung von Seuchen und vor den Kosten verweigerte. Feldscher wurden schlecht bezahlt; HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 218: „Nach einem Bericht des Regierungs-Medikus Dr. Golla [1643; BW] hat der Feldscherer Kasimir Ebner des Rgt. [Johann Heinrich v:; BW] Haslang im Amberger Feldspital zu St. Katharina über hundert Schwerkranke behandelt, von denen kein einziger starb; Ebner bat um die Anstellung beim Feldspital. Er war in seiner Kleidung so heruntergekommen, daß er kaum über die Straße gehen konnte und stellte die bescheidene Forderung, wöchentlich nur 1 Taler zu erhalten“. Verwundete erhielten z. B. im Neumarkter (Oberpfalz) Lazarett (1647): ein gemeiner Soldat wöchentlich 1 fl. 30 kr.; ein Feldwebel oder Korporal täglich 18 kr.; RIED, Neumarkt, S. 106. Zudem erhielt ein Angeschossener 18 gr. oder den Gegenwert in Heringen, für einen abgeschossenen Daumen gab es 1 Rt., was etwa 36 Eiern entsprach. Finanziert wurden die Spitalkosten über die erhobenen Kontributionen. Daher liegen die Kosten für die medizinische Notversorgung, für das Feldspital (ein studierter Arzt erhielt etwa 260 fl., der „Chirurgus“ 60 fl. monatlich), in der Hauptkostenrechnung nur bei 1 %.

[174] Engländer: Unter den englischen Truppen befand sich ein hoher Anteil an von den Lord Lieutenants zwangsrekrutierten, aus dem Königreich ausgewiesenen Kriminellen und Asozialen, den „masterless men,“ [BEIER, Masterless Man; allgem. auch GEREMEK, Geschichte der Armut; z. B. auch die Chronik des Heinrich v. Weseken aus Wesel (1614); BAMBAUER; KLEINHOLZ, Geusen und Spanier, S. 354: „28. Novembr[is] ist hier auff dem Marckt ein Schott auffgehenckt, der Tags zuvor begangenen Einbruchs und Diebstals halber gefangen, die anderen sind weg kommen“] die unter der Bedingung amnestiert worden waren, z. T. unter Androhung der Todesstrafe, nie wieder nach England zurückzukehren [MASSON, Register of the Privy Council of Scotland. Second Series 1: 1625-1627, S. 385, 542f.; BRUCE, Calendar of State Papers. Domestic Series 1628-1629, S. 395, 568; OGLE; BLISS, Calendar of the Clarendon State Papers Preserved in the Bodleian Library I: Domestic 1628/29, S. 395, 568; FISHER, The Scots in Germany, S. 91]. Schon bei der Aushebung der Truppen für Mansfeld hatten die Lord Lieutenants befehlsgemäß die für die Landesdefension benötigten „trained bands“ geschont und Gesindel rekrutiert [LOCKYER, Buckingham, S. 207f. Das galt auch für die Rüstungen 1625-1627; FORTESCUE, A History of the British Army Bd. 1, S. 191-194; allgem. auch COGSWELL, The Blessed Revolution, für die Zeit 1621-24, zu den englischen Zwangsabgaben CUST, The Forced Loan. Vgl. die Nachrichten über englischen Truppen für Christian IV., die zuerst in den Generalstaaten unterhalten wurden; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten schwarz 51, fol. 155′ (Konzept): Maximilian I. an Ferdinand II., München, 1626 XI 04]. Das war eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, mit Randgruppen fertig zu werden [Nach HAY, War, S. 117ff., eine Möglichkeit der Verringerung der Kriminalität (so auch BEHRINGER, Mörder), was SHARPE, Crime, S. 62-63, 119ff., allerdings in Frage stellt] und gleichzeitig seine Verpflichtungen gegenüber seinen Verbündeten zu erfüllen. Vgl. die Einschätzung des protestantischen Osnabrücker Schuhmachers, Amtsbotes und Chronisten Rudolf von Bellinckhausen [1567-19.3.1645] unter dem 24.4.1637; BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 354: „Am gemelten tage sein widerumb uber 300 zu fuß von unteutschen volck als Ihrländer, Schotten und Engels[chen] in unser stad kommen, arm, nackt und viel jungs volcks“. HÄVECKER, Chronica und Beschreibung, S. 96 (Calbe 1642): „Uber dieses ist dieser Ort auch mit Theurung und Hungersnoth nicht verschonet geblieben. Denn Ao. 1642. hat ein Scheffel Rocken 3. Thl. und mehr gegolten / und man das Getreyde allhier nicht einmal darum erlangen können / sondern es hat dasselbe von andern Orten müssen geholet werden; Die nun kein Geld gehabt / es so theur zu bezahlen / haben sich mit geschroteten Bohnen / Erbsen- und Gersten-Brod behelffen müssen / so aber auch beynöthig gewesen. Dahero viel arme Leute statt des Korns / mit Knoten-Kafft / Wurtzeln aus der Erden sich sättigen / und das Kraut auf dem Felde kochen und essen müssen. Und weil eben in derselben Zeit die Engel- und Schottländer in der Stadt gelegen / sind derer viel wegen Mangel des Brods gestorben / und haben einige den Hunger mit Pferdefleisch zu stillen gesuchet / und das Fleisch des verreckten Viehes gegessen“.

[175] Ture Nilsson [Duro] Bielke [Bilke, Belke, Beelke] [13.6.1616-11.5.1648], schwedischer Obrist.

[176] Ludwig I. Fürst v. Anhalt-Köthen [17.6.1579 Dessau-7.1.1650 Köthen]. Vgl. KRAUSE, Gottlieb, Ludwig, Fürst zu Anhalt-Cöthen und sein Land vor und während des Dreißigjährigen Krieges. 3 Bände. Köthen und Neusalz 1877-1879; KRAUSE, Urkunden, Aktenstücke und Briefe, Bd. 1-5.

[177] Köthen [LK Anhalt-Bitterfeld]; HHSD XI, S. 253ff.

[178] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Raub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266.

[179] KRAUSE, Urkunden 4. Bd., 1. Abt., S. 1.

[180] Heinrich v. Börstel [1581-26.3.1647], anhaltischer Geheimrat, Präsident zu Bernburg, Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft. Vgl. VD17 23:684966X: STUBENRAUCH, Rudolph, Davids des Königlichen Propheten Exempel Wie man Des Menschlichen Elendes sich erinnern … solle : Bey … Leichbestattung Des … Heinrich von Börstell / Fürstlicher Anhaldischer gesampter Herrschaft Geheimbten Rathes und Praesidenten zu Bernburgk / uff Güsten / Plötzkaw und Ilberstedt Erbgesässen; Dessen Seele der Gott aller Gnaden verwichenen 26.ten Mertz Monats Tage … abgefordert. Der verblichene Cörper aber am 23.ten Aprilis … beygesetzet worden / In der Schloß Kirchen daselbst Einfältig fürgestellet / Von Rudolpho Stubenrauchen / Dienern am Wort Gottes zu Plötzkaw. Zerbst 1647.

[181] Bernburg [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 37ff.

[182] Korporal [schwed. Korpral]: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich; „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes. DESING, Historia auxilia 2. Bd., S. 186: „Corporal ist ein Unter-Officier, der viel zu thun hat: Darumb seynd bey einer Compagnie zwey, drey oder vier. Für seine 15. Mann, welche man eine Rott nennt, empfängt er vom Capitain d’Armes das Gewehr, vom Fourier das Quartier, vom Muster-Schreiber das Geld, vom Sergeanten die Ordre, gehört nit zur Prima plana“.

[183] Robert Douglas [Duclas, der Lebhafte; Duglaß, Duclas] of Whittinghame, Freiherr [1651], Graf [1654] [17.3.1611 Standingstone/Schottland-28.5.1662 Stockholm], schwedischer Obrist, Generalleutnant. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 2378.

[184] Staßfurt [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 443ff.

[185] Halle a. d. Saale; HHSD XI, S. 177ff.

[186] KRAUSE, Urkunden 4. Bd., 1. Abt., S. 1f.

[187] Güsten [Salzlandkreis].

[188] KRAUSE, Urkunden 4. Bd., 1. Abt., S. 2.

[189] Stephan Unger [ – ], anhaltischer Kriegskommissar.

[190] Pest: Eine während des gesamten Krieges immer wieder auftretende Seuche war die Pest (die „zur frühen Neuzeit wie das Amen in der Kirche“ gehörte, ULBRICHT, Seuche, S. 10) als demographische Katastrophe für einzelne Landstriche, von HAPPE [mdsz.thulb.uni-jena.de: I 87r] und seinen Zeitgenossen neben Krieg und Hunger zu den drei Hauptstrafen Gottes gerechnet; vgl. dazu auch LANG, Pestilentz, S. 133 f. Truppenbewegungen, Zerstörungen, Hungerkrisen bzw. chronische Unterernährung, mangelnde Hygiene etc. trugen zur Verbreitung der Pest bei, die in vier Formen auftrat: 1. die abortive Pest als „leichte“ Variante: Symptome waren leichtes Fieber sowie Anschwellen der Lymphdrüsen. War die Infektion überstanden, wurden Antikörper gebildet, die eine etwa 10 Jahre anhaltende Immunisierung gegen die drei anderen Formen bildete. MARX mdsz.thulb.uni-jena.de] starb 10 Jahre nach der Pest von 1625 an der Pest von 1635. 2. die Beulenpest (Bubonenpest nach griech. bubo = Beule), die nach ca. 9 Tagen zum Tod führen konnte, wenn der Erreger ins Blut eintrat, die Letalität konnte zwischen 60-80 % liegen). Die Ansteckungszeit lag zwischen wenigen Stunden und etwa einer Woche, Symptome waren Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Benommenheit, Schlaflosigkeit, später treten Bewusstseinsstörungen und Ohnmachtsanfälle auf. Im Bereich des Flohbisses bildeten sich stark anschwellende und äußerst schmerzhafte Beulen am Hals, an den Leisten und Achselhöhlen. Diese Beulen erreichten eine Größe von ca. 10 cm und waren durch die die Blutungen in den Lymphknoten dunkelblau bis schwarz eingefärbt. Sie fielen nach Vereiterung in sich zusammen. Die Beulenpest an sich war nicht tödlich, da die Beulen von selbst abheilen konnten. Das Aufschneiden der Beulen war insofern gefährlich, da die Bakterien über das Blut in andere Organe gelangen konnten. Bei den unbehandelten Patienten kam es wohl bei 30-50 %r zur gefährlichen Lungenpest. Die Beulenpest verbreitete sich im Winter kältebedingt langsamer als im Sommer und erreichte ihren Höhepunkt im Herbst. 3. die Pestsepsis (Pestseptikämie), wenn die Bakterien in die Blutbahn eintraten, entweder über offene Wunden oder beim Platzen der Pestbeulen nach innen. Symptome waren hier hohes Fieber, Kopfschmerzen, Anfälle von Schüttelfrost, danach kam es zu größeren Haut- und Organblutungen. Der Tod trat bei Nichtbehandelten wohl spätestens nach 36 Stunden auf. 4. die Lungenpest, bei der die Erreger durch die Pestsepsis in die Lunge kamen oder von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion übertragen wurde, bei der der Tod angeblich in 24 Stunden, zumeist aber unbehandelt in 2 bis 5 Tagen eintrat und die eine Letalität von 95 % hatte. Angeblich konnte man sich in nur 1 bis 2 Tagen anstecken. Symptome waren eine starke Atemnot, Husten, blaue Lippen und blutiger Auswurf. Das führt zu einem Lungenödem, verbunden mit dem Zusammenbruch des Kreislaufs. MARX’ Angaben [mdsz.thulb.uni-jena.de] lassen vermuten, dass es sich bei der Pest von 1625 um die Beulenpest gehandelt haben muss. Geschlecht, sozialer Status und Ernährung waren Determinanten, die über Ansteckung und Abwehrkräfte entschieden. Der Pestbazillus wurde durch Rattenflöhe, Wanzen, Läuse und andere Parasiten übertragen. Das Bakterium blieb z. B. in Flohkot, Staub, Kleidung, Pelzen, Wasser und Erde wochenlang virulent. Zumindest scheint man in Erfurt 1625 recht sorglos mit der Ansteckungsgefahr umgegangen zu sein, wie HEUBEL, S. 42 [mdsz.thulb.uni-jena.de] festhält. Möglicherweise hatte der Rat jedoch durch eine strenge Quarantäne von vierzig Tagen Versorgungsengpässe befürchtet und wollte die Handelsbeziehungen nicht gefährden. Aus Schweinfurt wird 1628 berichtet; HAHN, Chronik 2. Theil, S. 377 (Datierung nach dem a. St.): „Der Rath ließ am 27. December bekannt machen: Daß diejenigen, welche mit der jetzt grassirenden Pest entweder persönlich angesteckt, oder nur aus angesteckten Häusern und Orten wären; sich der gemeinen Badstuben und anderer gemeinen Versammlungen äussern und enthalten sollten“. Auf die seltsamste Weise versuchte man sich übrigens damals vor Ansteckung zu schützen: So legte man frisches, warmes Brot auf die Toten und im Sterbezimmer wurden Zwiebeln aufgehängt, da man glaubte, beides ziehe das Pestgift aus der Luft“ [http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1600-1700]. Die Kurfürsten äußerten im Oktober 1630 ihre Befürchtungen, die aus Italien zurückkehrenden Soldaten würden Pest und Syphilis mitbringen; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 33, S. 32. Allerdings scheint die in der Forschung vertretene Meinung, dass gerade die unteren Schichten die Angst vor der Pest beiseite geschoben hätten (ULBRICHT, Seuche, S. 44), so nicht stimmig. Mehr als 50 Pestheilige, angeführt von den Heiligen Sebastian und Rochus, wurden angerufen. Gebet, Frömmigkeit, Sittenreinheit und Liebe zu Gott galten aus theologischer Sicht als wirksamer Schutz vor der Pest. Man glaubte sich durch die Umwicklung mit Stroh auch der Leichen vor der Ansteckung mit der Pest schützen zu können. HAHN, Chronik 2. Teil, S. 375 (Schweinfurt 1627): „Von dem Rathe dahier wurde am 4. December beschlossen, dass alle an der Pest Gestorbene bey Nacht und ohne Procession begraben werden sollten“. Pestzeiten boten einen durchaus lukrativen Erwerb für die verachteten Totengräber, der von „ehrlichen“ Berufsgruppen ausgeübt wurde, da z. T. pro Begräbnis bis zu 20 Rt. (BRAUN, Marktredwitz, S. 52f.) verlangt wurde, aber auch von Angehörigen der ärmeren Bevölkerungsschicht. RUTHMANN, „Was damals fruchtbar und gebauet“, S. 78f. II. Zum Teil wurden ansteckende Krankheiten seit dem Mittelalter als „peste“ (z. B. die „Ungarische Krankheit“) bezeichnet. Vgl. die Ausführungen des Arztes Johann Gigas (1582-1635-1638; PRINZ, Johann Gigas), des Leibarztes v. Kurfürst Ferdinand von Köln u. des Osnabrücker Bischofs Franz Wilhelm von Wartenberg, der auch Anholt u. Tilly behandelte; SÖBBING, Eine Beschreibung, S. 13, 15: „10 Unnd weil die pest niemandt leichtlich angreifft, er sei dan dazu disponirt, daß ist, habe viel ungesunde feuchtigkeitenn bei sich, alß ist guet, bei gueter zeitt purgiren, aderlaßen, schwitzen etc., dan diese entwedder frey sein, oder aber lichtlich konnen errette[t] werden. 11 Hiezu ist auch gehoerigh mäßigh unnd zuchtigh lebenn, ordentliche diaet, naturlicher schlaeff, bewegungh des leibs, kunheit unnd zulaßige freuwde, dann die traurigenn unnd forchtsamen ins gemein die ersten sein. 12 Endtlich weill dießes alles von Godt, ist ein christlich eifferigh gebett, godtsehliges lebenn, meidungh der sunden, daß aller wrombste, soll nicht allein hinder, sondern warnen und allenhalben in acht genommen werden“. Vgl. die Beschreibung der Symptome bei dem erzgebirgischen Pfarrer u. Chronisten LEHMANN, der die Pest mehrfach erlebte: „Diese entsetzliche Seuche führt unzählig viel ungewöhnliche Zufälle und Beschwerden mit sich, nachdem das Gift und Patient beschaffen. Sie fället an mit ungewöhnlichem Frost, auch Schrecken und Schwindel, innerlicher Hitze und Unruhe, Mattigkeit in allen Gliedern, Hauptschmerzen, Rücken- und Seitenstechen, schwerem Odem, hitzigen Augen, Vertrocknung des Mundes, brennendem Durst, Blutstürzen, Achsel-, Ohren- und Seitenschmerzen. Sonderlich ist dabei große Herzensangst, Traurigkeit, Ohnmacht, tiefer Schlaf oder stetes Wachen und Rasen. Der Magen empfindet vom giftigen Ferment lauter Unlust, Aufstoßen, Erbrechen, Durchlauf, daher erfolgen oft gefährliche Spasmi, Konvulsionen, Schwindel, Fresel [Krämpfe; BW], Zittern und Schlagflüsse. Es schießen Karfunkel und Branddrüsen auf in den Weichen, unter den Achseln, hinter den Ohren. Die mühlselige Natur ängstigt sich, daß allerhand rote, gelbe, grüne, blaue, dunkelbraune Giftflecken ausschlagen. Das Angesicht wird ungestalt, gilbicht und grünlicht, der Puls schlägt hitzig, zitternd, unordentlich, die Glieder erkalten oft, es bricht die Herzensangst mit großem Schweiß aus, und zeigen die Schmerzen, Stiche, Flecken, Schlag, Wüten, Toben, Drüsen und Schwären, Urin und Exkremente an, welche innerlichen Hauptgliedmaßen am meisten leiden müssen. Ist also kein Wunder, daß die Pest, nachdem sie mit einem und anderm Zufall auf das schrecklichste grassieret, so vielerlei Namen führet“. LEHMANN, Erzgebirgsannalen, S. 96ff.

[191] Insolentien: Unverschämtheiten, Beleidigungen, Grobheiten; Ungebührlichkeiten.

[192] KRAUSE, Urkunden Bd. 4/1, S. 2f.

[193] Johann David Wieß [1594-1643 Worms], anhaltischer Amtsrat (1633), Hof- u. Kammerrat (1635).

[194] Schlagbaum: Absperrung vor allem gegen das Eindringen von Reiterei, zudem juristische Stadtrechtsgrenze.

[195] Matthias v. Biedersee [Beudersehe, Büdersehe] [ – ], anhaltischer Kriegskommissar.

[196] Matthias v. ltzwitzky [Ilzwitzky, Jesuwitzky, Jewitzky, Iruschwitz, Jeßvitzky, Jißwitzky, Jitzwitzki, Jesuwitzke, Jizwitzky] [ – ], schwedischer Obrist.

[197] Bitterfeld, heute Ortsteil von Bitterfeld-Wolfen [LK Anhalt-Bitterfeld]; HHSD XI, S. 44ff.

[198] Jeßnitz (Anhalt), heute Ortsteil von Raguhn-Jeßnitz [LK Anhalt-Bitterfeld].

[199] Adam v. Pfuel [Pfull, Pfuhls, Phuell, Pfuell, Pfuhl] [1604-5.2.1659 Helfta], schwedischer Generalleutnant.

[200] wehret: gewährt.

[201] Regimentsquartiermeister [schwed. Regementskvartermästare]: Der Regimentsquartiermeister war der Dienstvorgesetzte aller Quartiermeister des Regiments, ein einträgliches Amt, da ihm viele „Verehrungen“ zukamen, um die Einquartierungen abzuwenden. Ein Quartiermeister erhielt in der kaiserlichen Armee 40 fl. [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)], in der brandenburgischen Armee im Monat 50 fl.

[202] Küchenschreiber: Küchenverwalter; allgemeiner: Amtsträger eines herrschaftlichen Haushalts, der die Rechnungen über die privaten Einnahmen und Ausgaben führt; Stellvertreter des Amtmanns.

[203] KRAUSE, Urkunden Bd. 4/1, S. 3f.

[204] Dohndorf (Köthen), heute Ortsteil von Köthen [LK Anhalt-Bitterfeld].

[205] Wörbzig, heute Ortsteil von Südliches Anhalt [LK Anhalt-Bitterfeld].

[206] KRAUSE, Urkunden Bd. 4/1, S. 4f.

[207] Matthias v. llzwitzky [Jesuwitzky, Jewitzky, Iruschwitz, Jeßvitzky, Jißwitzky, Jitzwitzki, Jesuwitzke, Jizwitzky] [ – ], schwedischer Obrist.

[208] befahren: befürchten.

[209] Nienburg (Saale) [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 350f.

[210] KRAUSE, Urkunden Bd. 4/1, S. 5.

[211] Rekrut: neugeworbener Soldat. Valentin v. Winter, Kommandant von Olmütz, 20.11.1646 an Carl Gustav Wrangel; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 236. „Er klagt, dass das ihm vnterstehende brave Regiment viel an Mannschaft verloren habe ‚hiesigen orthes aber bey so schlecht einkommenden Mitteln ihm wenige hülffe geschehen kann, viel recruten auch anhero zu spediren von nöthig achte, sintemalen an diesem vngesunden orthe, wie auch sonsten dieser landen geworbene, nicht thauern, noch Füss halten, sondern da sie schon gantz versperret gehalten werden, dennoch alle mittel, wiederumb zu entgehen suchen“. => Werbung.

[212] KRAUSE, Urkunden Bd. 4/1, S. 5f.

[213] Schlacht bei Wittstock am 24.9./4.10.1636: Schwedische Truppen (9150 Berittene und 7228 Infanteristen) unter Johan Banér schlagen die kaiserlich-sächsischen Truppen (9000 Berittene und 9000 zu Fuß) unter Melchior von Hatzfeldt. Dadurch konnten die schwedischen Kontributionsgebiete wieder ausgeweitet werden; Banér hatte bewiesen, dass mit Schweden als Militärmacht in dieser Kriegsphase wieder zu rechnen war. Vgl. Eigentlicher Verlauff Des Treffens bey Wittstock / etc. vorgangen den 4. October / 24. September 1636 [VD17 23.313240S]. Vgl. die hervorragende Edition von EICKHOFF; SCHOPPER, 1636; MURDOCH; ZICKERMANN; MARKS, Battle of Wittstock; ferner HÖBELT, Wittstock; HEßELMANN, Simpliciana XXXIII. – Wittstock [Kr. Ostprignitz/Wittstock]; HHSD X, S. 394ff.

[214] Generalmajor (schwed. Generalmajor): Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.

[215] Thomas Karr [Carr, Kerr] [ -1637], schwedischer Generalmajor. Vgl. MURDOCH, ID: 2791.

[216] Gelbes Regiment (Hofregiment): „Hovregementet/Gula regementet. Besked om att det ska upprättas i brev till Jakob de la

Gardie 17/12 1623. Kaptenerna värvar kompanier men ingen överste får värvningspatent (SL, s 479f). Den först tilltänkte chefen, Rhengreven Johan Philip, tillträdde inte (SL, s 419) och överstebefattningen var vakant till maj 1625 då Frans Bernhard von Thurn (se Röda regementet) blev chef (SL, s 436). Han efterträddes av Maximilian Teuffel (från Blå Regementet) i slutet av oktober 1627 (SL, s 535). Teuffel stupade vid Breitenfeld 7/9 1631 och efterträddes 1/10 1631 av Nils Brahe (SL, s 572, 574) som stupade vid Lützen 6/11 1632; http://www2.historia.su.se/personal/jan_glete/Glete_Varvade_reg_1618-31.pdf. Das Gelbe Regiment wurde bis 1632 geführt von Nils Abrahamsson [„Nelen, Nilius, Niclas“] Brahe, Graf zu Visingsborg, Freiherr zu Rydboholm und Lindenholmen [14./24.10.1604 Rydboholm – 21./1.12.1632 Naumburg], schwedischer Obrist, ab 1632 von Lars [Laes] Graf Kagg [Kagge, Kache, Kaggin, Kaggi, Kago, Kalle, Kaach, Gaugk, Kiege] [1.5.1595 Källstorp-19./29.11.1661 Stockholm], schwedischer Reichsmarschall. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=12302.; ab 1635 von Wulf v. Schönbeck [ – ], schwedischer Obristleutnant bzw. französischer Obrist, Generalmajor.

[217] Philipp (V.) Graf v. Mansfeld-Vorderort zu Bornstedt [1589-8.4.1657 Raab], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. die Erwähnungen bei SEIDEL, Die Grafen von Mansfeld.

[218] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[219] Stargard [Szczeciński, LK Stargard Szczeciński]; HHSD XII, S. 276ff.

[220] Gartz a. d. Oder [LK Uckermark]; HHSD XII, S. 185ff.

[221] Gartz wurde am 18.7.1638 eingenommen. Gallas hatte am 5.9.1638 den kaiserlichen Feldmarschall Braganza mitgeteilt; BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 683: Inzwischen habe Banér den Stand seiner Truppen erhöht – nach Aussagen von Kundschaftern, Überläufern und Gefangenen angeblich auf 10.000 Reiter und 14.000 Infanteristen – , habe die Verspätung genutzt und die Garnison in Gartz angegriffen; die Festung sei dem Erdboden gleichgemacht worden. Die brandenburgische Besatzung unterstand dem Befehl von Hans Kaspar [Caspar] v. Klitzing [1594 Gollmitz-24.6.1644 Köln], Obrist bzw. Generalleutnant in schwedischen, kursächsischen, brandenburgischen u. braunschweig-lüneburgischen Diensten.

[222] Sturmlauf: heftiger, schnell vorgetragener Angriff mit dem Ziel, den [völlig unvorbereiteten] Gegner zu überraschen, seine Verteidigung zu durchbrechen. Zum Teil wurden für die Erstersteigung der Mauern oder des ersten Eindringens in die Stadt, Festung etc. Geldprämien bis zu 1.000 Rt., die „erste Beute“ oder Rangerhöhungen (so etwa bei der Erstürmung Frankfurts a. d. Oder 1631), von den Offizieren ausgesetzt worden. Die Sturmkolonnen sollten Wälle oder Festungen auf Sturmleitern ersteigen, sich dort festsetzen und das Tor von innen öffnen, um den nachrückenden Soldaten den Weg frei zu machen. Teilweise wurde allerdings auch Branntwein ausgeschenkt, um die Angst zu betäuben, oder es wurden Gefangene bei allen Armeen als Schutzschilder vor der ersten Sturmreihe vorangetrieben; vgl. die Aussagen eines Untergesteckten (1634) => Gottmann, Peter in den „Miniaturen“; GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 80.

[223] Fähnlein [schwed. fana]: militärische Einheit; die kleinste Gliederungseinheit beim Fußvolk, im 17. Jahrhundert allmählich durch die Bezeichnung „Kompanie“ verdrängt. In der kursächsischen Armee bestand ein Regiment zu Fuß aus 10 „Fendl“: ein Fähnlein umfasste ca. 300 Mann (100 Pikeniere, 160 Musketiere, 20 Hellebardiere und 20 Rundschildner), bei den Schweden z. T. bis 500 Mann. Es gliederte sich wiederum in Rotten von 10-15 Mann, die von einem Rottmeister angeführt wurden.

[224] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser harten Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale, S. 64f.. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255). Bei den Schweden wurden bevorzugt die Finnen zu diesen schweren Arbeiten herangezogen. Aus Iglau wird unter 1647 berichtet, wie der schwedische Kommandant Österling die nur noch 299 [von ehemals 13.000) Einwohner fassende Stadt während der Belagerung durch die Kaiserlichen zur Schanzarbeit trieb; STERLY, Drangsale, S. 64f.: „In das kaiserliche Lager langte immer mehr und mehr schweres Geschütz an; als dieses der Kommandant erfuhr; ließ er er voll Grimm die Einwohner wie das mit aller Gewalt auf die Schanzarbeit treiben, und erließ das strengste Verboth, daß außer dieser Arbeit sich keine Manns- noch Weibsperson sehen lasse. Was war dieses für ein Trübsal unter den armen Bürgern ! dieselben hatten ihren geringen Vorrath an den nothwendigsten Lebensmitteln bereits aufgezehrt, und konnten sich bei dem bestehenden strengsten Verbothe, nicht auszugehen, keine andere beischaffen; vom Hunger und Durst gequält, und daher ganz erschöpft, mussten sie sich dennoch den schwersten Arbeiten unterziehen. Der Kommandant war taub gegen alles Bitten und Flehen; verlangten einige die Erlaubniß, sich aus der Stadt zu entfernen, so ließ er sie in den Zwinger einschließen, ihnen des Tags ein bischen Brot und ein wenig Wasser reichen, dafür aber unter Schlägen zur Arbeit anhalten. Als der Kommandant die Deserzion zweier seiner Leute am vorhergehenden Tage erfuhr, und besorgte, daß Mehrere diesem Beispiele folgen dürften, so ließ er den Arbeitenden Fußeisen anlegen“. Augsburg 1632; STETTEN, Geschichte 2. Bd., S. 211: „Den 14. Septembris ließ der Gouverneur Oxenstirn [Bengt Bengtson Freiherr v. Oxenstierna; BW] etliche Bischöfliche, Capitlische und Fuggerische Beamte und Vögte, so ihre Unterthanen bey der Schantz-Arbeit zu erscheinen nicht angehalten hatten, zur Straffe durch den Profosen etliche mal um das höltzerne Roß oder Esel herumführen“.

[225] Schwedt/Oder [LK Uckermark]; HHSD X, S. 351ff.

[226] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2016 Mann und 256 Offizieren, ab 1631 nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann und 64 Offizieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere und 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.

[227] Untersteckung, Unterstoßung: (zwangsweise) Eingliederung von (insbesondere gefangen genommenen) Soldaten in bestehende unvollständige Verbände. „Die ‚Untersteckung‘ von gefangenen Soldaten des Kriegsgegners war in der frühen Neuzeit allgemein üblich, wurde für gewöhnlich von den Betroffenen ohne Widerstände akzeptiert und scheint gar nicht selten die Zusammensetzung eines Heeres erheblich verändert zu haben“ (BURSCHEL, Söldner, S. 158). In der kurbayerischen Armee – Maximilian I. von Bayern war grundsätzlich gegen die Untersteckung wegen der Unzuverlässigkeit in Schlachten – wurden sie als Kugelfang beim Angriff oder Sturm auf eine Stadt vorausgeschickt; SEMLER, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 67. Franz von Mercy hatte nach seinem Sieg bei Tuttlingen (24.11.1643) an die 2000 Franzosen untergesteckt. HEILMANN, Kriegsgeschichte, S. 69f. Doch wurden schon seit dem Böhmischen Krieg Gefangene, die die Untersteckung verweigerten, oft hingerichtet. HELLER, Rothenburg, S. 158: (1645): „Die [bayr.] Furir aber haben alle Häußer, wo Franz. oder Weimar. gelegen, außgesucht und was sie hinterlaßen, alles weggenommen. Wie sie denn im güldenen Greifen einen Weimarischen Feldscherer sampt seiner Feldtruhen, welcher allhie geblieben und hernach wollen nach Hauß ziehen in Holstein, ertapt, übel gemartert und geschlagen, endlich mit sich hinweggefürt und, wie man gesagt, weilen er ihnen nit wollen dienen, auf dem Feld erschoßen“. MAHR, Monro, S. S. 157, bei der Einnahme der Schanze bei Oppenheim: „Als unsere anderen Leute sahen, daß das Schloß gefallen war, rannten sie los, die vorgelagerte Schanze zu erstürmen, in der sich neun Kompanien Italiener mit ihren Fahnen befanden. Ihre Offiziere sahen nun, daß das Schloß hinter ihnen überrumpelt war und daß der Angriff vor ihnen losbrach, da warfen sie ihre Waffen weg und riefen nach Quartier, die ihnen auch gewährt wurde. Ihre Fahnen wurden ihnen abgenommen. Da sie alle bereit waren, in unsere Dienste zu treten, wurden sie vom König Sir John Hepburn zugewiesen, der nicht nur ihr Oberst wurde, sondern auch ein guter Schutzherr, der sie in guten Quartieren unterbrachte, bis sie neu eingekleidet und bewaffnet waren. Aber sie zeigten sich undankbar und blieben nicht, sondern liefen in Bayern alle davon. Nachdem sie einmal die warme Sommerluft verspürt hatten, waren sie vor dem nächsten Winter alle verschwunden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70f. (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, daß die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. => Ktiegsgefangene.

[228] Pirna [Sächsische Schweiz-Osterzgebirge]; HHSD VIII, S. 276ff.

[229] Bresche, Breche, brescia, bresica: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer oder auch in einer Verschanzung. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]

[230] Massaker: „Massaker“ wurden in den offiziellen Berichten z. B. an Maximilian I. von Bayern schlichtweg geleugnet, so etwa im Fall der Stadt Germersheim, die nach mehrtätiger Belagerung am 12.8.1622 im Sturm genommen wurde. Die Sieger hatten alles niedergemacht, was sich nicht durch die Flucht hatte retten können: „Massacre fand keins statt; nur im Anfang wurden 3 bis 4 Bürger erschlagen, auch keine Brunst noch Schändung der Weibsbilder unangesehen die Cosaggen und allerlei Gesindel dazu gefallen, nicht ergangen“.HEILMANN II, Kriegsgeschichte II, S. 146. Dass Notzucht zudem aus Rücksicht auf die Empfindlichkeit Maximilians ohnehin nicht erwähnt wurde, liegt auf der Hand, trotz der Klagen Tillys in der »Schultheißen-Instruktion« (1626 X 16); ZIEGLER, Dokumente II, S. 985ff. Das „Diarium Gottingicum“ (Stadtarchiv Göttingen AB III/5, Band 1, S. 84-86) des Georg Mengershausen; zit. bei ECKHARDT, Blutpfingsten 1626 (hier „Diarium Goettingense“): „Den 31. Maii kam die betrübte, elende, jämmerliche Zeitung einen, daß leider Tilly gestrigs Abends zwischen 8 und 9 Uhren sich der Stadt Münden (nachdeme er dieselbe den ganzen Tag mit 14 groben Stücken und bei die 866 Schossen beschossen und die Maur fur der Mohlenpforten vom Brauerhaus an bis an das Schlachthaus auf Verräterrei eines gottlosen Bürgers zu Münden, Jürgen Krüger genannt, und nachdeme auch die Bürgerschaft abgemündet (?), unentsetzet plieben und nicht mehr raten können, herniedergeschossen und daselbst in der Lieken (?) eingefallen, sonsten auch noch an zwei andern Oertern mit Sturmleitern übergestiegen) bemächtiget und sich dieselbe erobert und die Bürgerschaft, Soldaten und was nur ann Weib und Kindern, auch darin vorhandenen Pauren anzutreffen gewesen, alle herniedergemetschet und jämmerlich ermordet, auch des folgenden Morgens was hin und wieder uff den Türmen und Zwingern noch übrig vom Mannvolk, ferner herniederstechen und umbringen lassen, was an Jungfrauen und jungen Ehefrauen vorhanden, mit sich hinaus ins Lager geschleppet, Ranzion (Lösegeld) von denselben begehret, was sich nicht ranzionieren noch Entgelt geben können, herniedergehauet und in Summa der Kinder in der Wiegen, auch Mutterleib, nicht verschonet, und Summa Summarum ärger denn kein Türk, Tartar oder Tieren bishero gehauset, mit den armen Leuten umbgangen. Hatte zwar viel Feuerkugeln, worin noch 4 Pfund Pulver gewesen, eingeschossen, so auch in Gebäude, Stroh und anders eingefallen, angangen, aber, weil die Bürger die ersten Feuerkugeln, sobald bekommen, gedämpfet und laufen lassen, keine angezündet, sondern nur das Stroh und Kleider, worein sie gefallen, alleine schwarz geschmoket. Und hatte forters, wie Tilly die Stadt einbekommen, dieselbe dem Volk zu plündern übergeben, die dann forters mit dem Volk übel gehauset, alles uff und in Stücken zerschlagen, was nur zu bekommen, weggeraubet und außer der Stadt ins Feldlager bringen lassen. Waren auch etzliche Häuser angestecket, aber bald wieder geleschet. Sonsten auch viel vornehmer und ehrlicher Leute hatten ihr Leben zubüßen müssen. Und demnach Tilly des Morgens vor anfangendem Schießen einen Trompeter fur der Stadt geschickt und, ob sie sich geben wollte oder nicht, fragen lassen, mit Bericht, dessen sie solches nicht tun würden, er alsdann aufs Aeußerste ansetzen und im eroberten keinem Quartier geben wollte. Und der Rat und Bürgere sich wohl gern uff Arrest geben wollen, hat aber Illm., Herzog Christians, darin gelassener Obrister-Leutenant, Cloth genannt, solches nicht nachgeben wollen, mit Anzeigung, itzo würde Entsatzung ankommen, und hätte er der Stadt und nicht ein Rat derselben nötig und müsse er dieselbe verteidigen, wollte ihnen für allen Schaden gut sein. Ist aber im ersten Anfall solcher Leutenant etliche mal mit einer Helleparten durchstochen worden und all seine Soldaten sein herniedergemetschet worden.

Haben sich so noch etliche Bürger in dem Turm des Nachts bis gegen den Morgen verborgen, darnach sich mit Seilen daraus gelassen, durchs Wasser gesetzet und sein also mit Hinterlassung ihrer Weib und Kinder davon kommen. Es ist nachmals von dem Syndico zu Münden, N. Hüpeden, wahrhaftig resolvieret worden, daß die Kriegsleute unter anderm ein kleines Knäblein, etwa vom Jahr, einem ehrlichen Bürgersmann in seinen Disch gestecket und darnach denselben zugeschlossen, wie aber über etliche Tage hernach der Disch eröffnet, ist das arme Kind tot darin befunden worden. Es hatte Tilly den guten, ehrlichen Leuten in der Stadt selber Zeugnis gegeben, sie hätten sich ehrlich und ritterlich gewehret, und hätte nicht gemeinet, daß sie sich also zur Wehr stellen würden, gestalt denn ihm auch viel Volks davor plieben sein sollte, sonderlich, wie sie schon in der Stadt gewesen, da noch 2 Stücken von der Brücken, mit Hagel geladen, unter sie und derselben eine große Anzahl herniedergeschossen und wie die Holzäpfel herniedergefallen wären. Es ist nach der Zeit oft und vielmals und sonderlich bei der Belagerung der Stadt Northeim gesagt, daß Ihre Exzellenz oftmals erwähnet, sie könnte sich des Blutbads ohne Unmut nicht erinnern, sondern es wäre Ihrer Exzellenz dasselbe oft täglich, als wäre es frisch, vor Augen. Selbiges 31. Maii wurden über Göttingen vorm Albaner Tor 11 Feuerkugeln in Form einer Granaten, gleich wären dieselbe angestecket, und daß das Feuer daraus geschlagen, an dem Firnament öffentlich von vielen Leuten gesehen. Den 1. Junii kamen zwar viel Bürgere von Münden, auch Frauen und Kinder, so teils von den Zwingern und Türmen sich mit Stricken gelassen, teils und was die Weiber und Kinder, so mit den Soldaten aus der Stadt kommen, anhero nach Göttingen, konnten aber keinen eigentlichen Bericht einer vom andern geben, nur das sie sagten, beide Bürgermeistere wären tot, der Pastor M. Udenius, auch der Amptmann zu Münden, mit ihren Frauen gefangen, Amptschreiber, Schultheiß und andere aber niedergemetztelt, konnten doch aber keine Gewißheit davon sagen … Es hätte der Feind die folgenden Tage noch die toten Körper, so hin und wieder auf den Straßen und in den Häusern gelegen, sehr tyrannisert, indem er denjenigen, so etwa ein wenig fett gewesen, das Fett aus und von dem Leibe schneiden und schinden, etliche mit Pulver anstecken und vieler einen und die übrigen, was an Bürgern, Soldaten und Pauersleuten in der Stadt geplieben, auf viel Wagen bei das Wasser fahren und hineinwerfen lassen, und weil eben die Weser etwas klein, hätte sich das Wasser wegen Vielheit der toten Körper an etlichen Oertern etwas aufgestauet. Ja, Jungfrauen und Frauen schänden wäre der Bösewichter beste Kurzweil gewesen. Den dritten Tag nach der Eroberung sein die Erschlagenen von Bürgern, Pauren und Soldaten, so an 2 200 gewesen, uff die Brücken geführet und in die Weser geworfen, und da schon etliche darunter gewesen, so zwar in etwas gequetschet oder verwundet, aber noch gelebet und daß ihnen noch wohl zu helfen, geschrien und sie nicht hineinzuwerfen gebeten, hat es doch helfen, sondern sie hinuntergeschmissen werden müssen. Und sein darunter viel vornehme Bürger in Münden nicht verschonet worden. Den 4. Junii berichteten die von Münden anhero gekommenen und verstreueten Leute, daß gewiß, daß von Bürgern, Pauren und Soldaten von Mündischer Seiten bei die 2 500, auch von dem Feind fast nicht weniger geplieben, auch ein vornehmer Obrister und vier vornehme Konstabel bei den Geschützen aus der Stadt erschossen, auch, nachdem all der Feind die Stadt einbekommen und nach der Hand sein übriges Pulver in einen Pulverturm in Verwahrung pracht und dessen bei 4 Fuder und des Mündischen Pulvers noch bei die 15 Tonnen gewesen, solcher Turm in Brand geraten, das Pulver angestecket, solcher Turm elendiglich zerrissen und bei die 15 Häuser in der Nachbarschaft jämmerlich zerschlagen worden. en 5. Junii kamen etzliche Bürger aus Münden anhero, anzeigend, daß viel Leute … aus Münden in Witzenhausen zerstreuet lägen, aber wegen Hungers sterben müßten, weil sie daselbst nichts inbekommen hätten“. KOSSERT, Die Eroberung der Stadt Muenden 1626. Online verfügbar unter: muenden.kossert.net [z. Zt. nicht im Netz], bzw. dessen Magisterarbeit mit dem gleichen Titel, Freiburg i. Breisgau 2007. In dem zeitgenössischen Flugblatt „Continuatio der beschehenen Schlacht vor Hameln / aus Oldendorff den 29. Junii Anno 1633″ (Kungliga Bibiotheket Stockholm Svea krig Nr. 22a) wurde das Massaker an den verwundeten und fliehenden Kaiserlichen damit begründet, es sei „auf ein Metzgen außgangen / vnd solches fast biß an die Thor von Minden continuirt / ohne daß wir die vnserigen wieder zu einige stand bringen können / weiln sie wegen vieler außgegossenen Schmähworten / welche von den Hamelischen vnd diesen Combattanten noch deß Morgens ausgegossen / vnglaublich verbittert / waren / vnd mit dem Degen die bösen Zungen straffen wollten“. So sollen, was wortwörtlich dem Schlachtbericht Knyphausens an den Bremer Bürgermeister Havemann entnommen ist [SATTLER, Knyphausen, S. 652], konfessionell gefärbte Schmähungen des Gegners an diesen Exzessen schuld gewesen. Der finnische Rittmeister Duesse soll wegen dieses Abschlachtens sogar um seinen Abschied gebeten haben. Bei Mannschaften und Offizieren sprach man davon, man sei hier wie bei Rinteln auf die Schlachtbank geführt worden. Zu den bekanntesten Massakern gehörte außer der Eroberung und Zerstörung Magdeburgs (vgl. die Erinnerungen des Magdeburger Bürgermeisters Otto von Guericke; Neubauer, Magdeburgs Zerstörung 1931, S. 43f.); der Bieberauer Pfarrer Johann Daniel Minck; KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 244f.) auch das »Pasewalker Gemetzel«, MILGER, Gegen Land und Leute, S. 199f., die Eroberung Neubrandenburgs, MILGER, Gegen Land und Leute, S. 203; die Eroberung Frankfurts a. d. Oder am 3.4.1631, nach dem Bericht im THEATRUM EUROPAEUM, Teil 2; bei Griesa, Frankfurt (Oder) S. 47f.; die Erstürmung von Höchstadt/Aisch am 28.2./10.3.1633 (vgl. die Bamberger Dominikanerin Maria Anna Junius; Hümmer, Bamberg, S. 121f.); die Erstürmung Reichenbachs (1634), JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 368f.; die Beilage zum Bericht des Kommandanten Schrautenbach und des Kellers Uloth zu Lichtenberg über den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff. Zur Barbarisierung des Krieges in der calvinistisch geprägten Lehre des Althusius vgl. BEHNEN, Krieg, S. 92; allgem. DAHM; KRAWIETZ; WYDUCKEL. Der Völkerrechtler Hugo Grotius rechtfertigte kriegsbedingte Massaker an Zivilisten mit dem »jus talionis« des Alten Testaments; z. B. SCHÄTZEL, Grotius, S. 336f.; DUFFY, Siege warfare, S. 253; BEI DER WIEDEN, Niederdt. Söldner, S. 86ff.; DIESNER, Stimmen.

[231] Johann Siegmund v. Liebenau [17.11.1607-14.9.1671], kursächsischer Obristleutnant. Vgl. UHLMANN, Johann Siegmund v. Liebenau.

[232] Schuh: altes Längenmaß, das je nach Land meist 28 bis 32 cm maß, in Extremfällen auch 25 und 34 cm.

[233] STÖRZNER, Was die Heimat erzählt, S. 419f.

[234] Brandeis a. d. Elbe [Brandýs nad Labem, Bez. Prag-Ost]; HHSBöhm, S. 62f.

[235] [Wolf] Lorenz [Laurenz] (II.) Freiherr [Graf] v.Hofkirchen [ ? -Anfang 1656], kursächsischer Obrist, Generalmajor, dann kaiserlicher Generalleutnant, Feldmarschallleutnant.

[236] Altbunzlau [Stará Boleslav, Bez. Prag-Ost]; HHSBöhm, S. 4.

[237] Goldgulden: 1 Goldgulden = 1 Reichstaler 4 Mariengroschen (Osterode); 1 Goldgulden = 4 fl., auch 2 Rt.

[238] Raimondo Fürst Montecuccoli, Herzog v. Melfi [21.2.1609 Schloss Montecuccoli in Pavullo nel Frignano bei Modena-16.10.1680 Linz], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHREIBER, Raimondo Montecuccoli; BARKER, The Military Intellectual.

[239] KUNATH, Kursachsen, S. 242.

[240] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.

[241] Zdenko [Zdeňek] Graf v. Hoditz v. Hoditz u. Wolframitz [Hodický z Hodic a Olramovic; Hoditsch, Hoeditz] [ -29.7.1641], schwedischer Obrist.

[242] Generalquartiermeister: Der Generalquartiermeister leitete das Quartieramt (mit zwei Oberquartiermeistern und dem Stabsquartiermeister sowie drei weiteren Offizieren), unterstützt von der Kriegskanzlei. Die Eingänge wurden dem Feldmarschall vorgetragen und die Antwortschreiben dementsprechend zur Billigung vorgelegt. Für technische Fragen wurden Ingenieure des Stabs herangezogen. Die mündliche Befehlsübermittlung oblag zwei bis vier Generaladjutanten. Das Quartieramt lieferte je nach Eingang Berichte an den Kaiser, den Hofkriegsrat, Weisungen an die Kommandeure der Feldarmeen, an die örtlichen Kommandeure und Festungskommandeure, an alle zuständigen Verwaltungsbehörden und gab Lageberichte an hohe abwesende Generäle und Nachrichten an die Gesandten des Westfälischen Friedenskongresses heraus. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) erhielt er 400 fl. monatlich. Der Generalquartiermeister hatte als Dienstvorgesetzter alle Quartiermeister der einzelnen Regimenter unter sich, sein Amt war eine sehr lukrative Einnahmequelle wegen der „Verehrungen“, um Einquartierungen (gerade bei den Winterquartieren) abzuwenden oder zu erleichtern. Zudem war er meist auch Inhaber eines eigenen Regiments, das die besten Quartiere zu erwarten hatte.

[243] Friedrich Rudolf Graf v. Fürstenberg [23.4.1602 Stühlingen-26.10.1655 Datschitz], Reichshofrat, Reichshofkriegsrat, Oberfeldzeugmeister, Generalfeldwachtmeister und Oberstallmeister. Seit 1639 war er Landgraf von Stühlingen und wurde 1642 vom Kaiser vom Freiherren- in den Grafenstand des Deutschen Reichs befördert. In erster Ehe war er mit Maria Maximiliana v. Pappenheim [ -16.10.1635] verheiratet, in 2. Ehe mit Anna Magdalene von Hanau-Lichtenberg [14.12.1600 Buchsweiler (heute: Bouxwiller) oder Hanau ?-22.2.1673], Bruder von Wratislaw II. Vgl. auch die Erwähnung bei HARRACH, Diarien.

[244] Standarte: an einer Stange als => Fahne angebrachtes Feldzeichen berittener Truppen.

[245] Hradčany [deutsch: Hradschin; seltener auch: Burgstadt): Name des Prager Hügel- oder Bergsporns, auf dem sich die Prager Burg (Pražský hrad) befindet, und des westlich an die Burg angrenzenden Stadtteils. Unweit steht das Kloster Strahov.

[246] Prager Kleinseite (tschechisch: Malá Strana): mit dem Kleinseitner Ring (tschechisch: Malostranské náměstí), Stadtteil von Prag, von 1257 bis 1784 eine rechtlich eigenständige Stadt unterhalb der Burg mit einem von der Altstadt deutlich abweichenden Charakter [nach wikipedia].

[247] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt]. Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.

[248] spielen, mit stücken: Spielen ist ein Terminus technicus der Artillerie: Das Verb markiert die aus dem zeitgenössischen Tennisspiel bekannte Flugbahn des Balles und spielt auf die sogenannten Göllschüssen an, indem man die Kugeln auf- und in die gegnerischen Haufen hineinprallen ließ, um die Moral des Gegners zu schwächen; LANGER, Kulturgeschichte, S. 185.

[249] Rencontre: Treffen.

[250] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscher, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.

[251] Ungarn: Schriftlich erwähnt werden „hussarones“ (ursprünglich Grenzsoldaten in den ungarischen Festungen) erstmals 1481 in einem lateinischen Schreiben des Ungarnkönigs Matthias Corvinus (1443-1490). Die Husaren hatten sich bereits zu schwer gepanzerten Reitern entwickelt. Sie trugen Helme im türkischen Stil (Zischäggen), Brust- und Armpanzer, mit Eisenblech beschlagene Schilde (bezeichnet als „Tartschen“), schwere Säbel (Sarrass), Streitkolben und Lanzen, außerdem einen Panzerstecher (hegyestőr, „Pikenschwert“). Falls die Lanze beim ersten Ansturm brach, wurde dieses drei- oder vierkantige Schwert mit einer etwa 150 cm langen Klinge auf den Oberschenkel gesetzt und als Stoßwaffe benutzt. Zur zeitgenössischen Einschätzung vgl. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 456f. (1619):Es ist zwar ein außerlesen schön ungerisches Kriegsvolckh, aber auch außerlesene Freybeutter; so mit stelen und rauben niemand verschonen; lassen nichts liegen, ziehen die leutt – freund oder feind – ganz nacket auß oder hawens wol gar nieder“. Eine ganz ähnliche Klage findet sich auch in dem Wiener Bericht vom 27. Oktober [1619]: „Die Hungern haußen gar übel auch bei den Evangelischen sine omni discretione, hauen alles nieder, plündern und verbrennen alles, so erbärmlich ist; wann sie alßo procediren, möchte waß anderst drauß entstehen“. Der Marktredwitzer Chronist Leopold (1635); BRAUN, Leopold, S. 54f. „Den 6. Febr[uar] hat ein edler, hochweiser Rat der Stadt Eger hie[r]her(o) berichtet, (wie) daß etliche Regimenter Ungarn aus Böheim(b) auf sie in (den) Anzug [seien] und fürters in das Reich marschieren wollten. Weil es (dann) ein böses und loses Volk, das sich auch von niemand kommandieren, vielweniger durch Kommiss[are] führen ließen, als(o) wäre ihr Rat: Wir sollten uns beizeiten mit Weib und Kindern, Vieh und [den] besten Sachen [und dem], was wir [sonst] noch hätten in Sicherheit begeben, denn [= weil] sie aller Orten sehr übel hauseten und sie uns vor solcher Gewalt nit schützen könnten“.

Der katholische irische Feldkaplan Thomas Carve [1590 – 1672 ?] berichtet; CARVE, Reyßbüchlein Bd. 2, S. 159f.: „Den 17. Octobris [1639; BW], ward ein Vngarischer Graff mit 500 Pferden / von Prag auff Prandis [Brandýs nad Labem] zu / allda die Schweden sich auffhielten / vmb Kundschafft einzuholen / außcommandirt. Dieser ist bald nach seinẽ Außzug von den Schwedischen Partheyen vmbgeben vnnd ertapffet / vnnd weilen in dem Außreissen / sein Pferdt vnter ihme gestrauchlet / gefangen worden; Obwohl nun er der Gefängnuß sich zu entledigen vermeyndt / gleichwohl gesehen dass solches durch kein anderes Mittel / alß mit gewehrter Handt geschehen könne / hat er sich allermassen ritterlich gewehret / auch der Schwedischen viele mit seiner eygenen Handt niedergemacht / biß endtlich er also verwundet / vnnd mit sieben tödtlichen Wunden verletzt / heroisch auff der Walstatt todt blieben. Sein todten Leichnamb haben nichts desto weniger die Vngaren dem Feindt entzogen / vñ mit sich nacher Prag gebracht vnangesehen irer etliche hundert das Leben darüber eingebusset / allda selbiger nach Standtsgebühr / mit grossen Ehren zur Erden bestattet worden“.

[252] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 104f.

[253] Brandeis a. d. Elbe [Brandýs nad Labem, Bez. Prag-Ost]; HHSBöhm, S. 62f.

[254] „Discretions-Ergebung“: Ergebung im Vertrauen auf eine angemessene Behandlung.

[255] Hornburg, heute Ortsteil von Schladen-Werla [LK Wolfenbüttel].

[256] Wolfenbüttel [LK Wolfenbüttel]; HHSD II, S. 503ff.

[257] PLEISS, Den Vorfahren auf der Spur, S. 5.

[258] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.

[259] THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 109.

[260] Christoph Heinrich v. der Goltz [1.1.1600 Klein Mellen-9.9.1643 Damitz], schwedischer Obrist. Vgl. die Erwähnungen bei mdsz.thulb.uni-jena.de/anhang/person_gesamt.php; SCHWARTZ, Neumark; BERG, Regulating war, S. 60f.

[261] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[262] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.

[263] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts, des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“ Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky.

[264] Tobias Duwall [Duval, McDougall, Dubald, Tubalt, Tubold, Tuboldt, Tubolt] [ -1657], schwedischer Obrist. MURDOCH, SSNE ID: 2475; AILES, British Military Community, S. 102; CRONHOLM, Trettioåriga kriget, S. 45; BOETHIUS, Duwall, S. 608.

[265] 1 Erfurter Malter = 715, 358 Liter.

[266] Petter Brandt zu Langwedel u. Brock [1.3.1609-27.3.1648], schwedischer Kriegskommissar, ab 6.10.1647 Generalkriegskommissar.

[267] cunctirt: gezögert.

[268] expedieren: befördern.

[269] Rittmeister [schwed. Ryttmåstere]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte – 1620 erhielt er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur 25 fl. – , bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[270] N Israel [ – ], schwedischer Rittmeister.

[271] Exekution: (notfalls gewaltsame) Umsetzung von Bestimmungen und Auflagen; Zwangsvollstreckung, Zwangseintreibung von Kontributionen. Das Militär setzte dafür gern die allseits gefürchteten Kroaten ein; LEHMANN, Kriegschronik, S. 68f., 70. Die Bürger hatten den zwangsweise bei ihnen einquartierten Soldaten Wohnung, Holz, Licht, Salz und Lager zu gewähren und für jeden Tag und Mann z. B. ein Kopfstück zu zahlen, bei halben Tagen dementprechend ein halbes Kopfstück und bei einzelnen Stunden im Verhältnis weniger, bis die fragliche Summe aufgebracht war. Der Memminger Arzt Christoph Schorer [2.12.1618 Memmingen-12.2.1671 Memmingen] schreibt in seiner „Chronick“ eine derartige Exekution, SCHORER, Memminger Chronick, S. 146f.: „Was die Soldaten / im Hornung / Merzen vnd April [1637; BW] / vor grewliche Tyranney geübet / die Thor gesperret / den vornembsten Burgern eingefallen / eine grosse Summa gelt zuerpressen / ist vnbeschreiblich. Zu diesem Elend kam noch ein Verbott / vnd Ringerung etlicher Müntzsorten im Römischen Reich / also daß der arme Mann vmb sein gering übrigs Geltlen kein bissen Brodt bekom̃en konnte. O deß grossen Elendts ! über diesen grossen Jam̃er / kam im Mayen Ordinantz / daß die Stadt 1 ½ Regiment vom Piccolominischen Volck verpflegen solle: Darzu man Monatlich 3200. Gulden geben muste. Als man den 10. May durch einen Commissarium mit den Officirern rechnete / war die Stadt gezwungẽ der Officirer Rechnung / welche sie nach ihrem Beliebẽ gemachet / zu vnderschreiben. Den 31. May waren Herrn Burgermeister vnd Geheimbde [Ratsherren; BW] in Arrest / in deme die Officirer viel tausent Gulden begehrten. Den 2. Junii haben die Officirer die vornehmbste Häusser bezogen / vnd sich mit Gewalt eingelegt / Geld zu erpressen / wehrete biß auff den 7. Junii. Man forderte das Gericht und Rath zusamen / vmb Mittel zu sehen Gelt auffzubringen / aber es scheinete vnmöglich / also weil nunmehr die Burgerschafft vmb ihr baares Gelt / Gold /Silbergeschirr vnd Kleinodien gäntzlich gekommen / hat man sich resolvirt / den Soldaten Zin / Kupffer vnd Kleider anzubieten. Darauff gieng den 10. Junii das Exequiren widerum an. War ein kläglicher Tag / konnte kein Burger dem andern helffen / bald hörte man wie die Soldaten da / bald dort eingefallen / vnd Gelt presseten. Den 13. Junii war der Rath widerumb arrestirt / vnd Soldaten in der Burger Häuser geschicket / von manchem 200/300/400 biß in 500 fl. zuerpressen: Da man sich dann mit ihnen vergleichen / oder so lang zu Essen vnd zu Trincken geben müssen. Wie sich dann befunden / dass sie auff die 2049. fl. von den Burgern in ihren Häusern erpresst: auch 160. Kühe vñ 60. Pferdt ihnẽ weg genom̃en / solches auch vnder grossem heulen vnd wehklagen der armen Burger / vnd ihren kleinen Kindern fort biß nach Ochsenhausen getriben / doch hernacher widerumb allher gebracht / vnd auff 30. Stuck an ihrer Forderung in behalten. Als man ihnen nun satisfaction gegeben / an Vieh / Gelt / Geltswerth vnd Obligationen / etlich tausent Gulden betreffent / seyn sie (die vom Beckischen Regiment) den 17. Junii weggezogen / worauff die Stadt widerumb etwas Lufft / vnd die Schlüssel zu den Thoren bekommen. Es befande sich nach ihrem Abzug / als die Rechnungen von Biberach / Ravenspurg / Kauffbeuren / Leutkirch vnd vnserer Stadt zusamen getragen wurden / daß die Beckische [Johann Freiherr v. [der] Beck [Bec]; BW] Soldaten / diese bemelte Stätt innerhalb 5. Monaten auff die 130000. fl. gekostet“.

[272] Praeteriti: des Vergangenen, des Früheren.

[273] ad interim: bis auf weiteres.

[274] „lehnung“: alle zehn Tage zu entrichtender Sold für die schwedischen Truppen, z. B. Kapitän 12 Rt., Leutnant und Fähnrich 10 Rt., Sergeanten, Fourier, Führer, Musterschreiber und Rüstmeister zusammen 12 Rt., Trommelschläger, Pfeifer zusammen 6 Rt., Korporal 2 Rt., sowie den unteren Dienstchargen gestaffelte Beträge in Groschen. BURSCHEL, Sozialgeschichte, S. 975f.

[275] JORDAN, Mühlhausen, S. 261.

[276] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[277] Gebesee [LK Sömmerda]; HHSD IX, S. 128f.

[278] Frankenhausen [Kyffhäuserkreis].

[279] HAPPE II 280 r; mdsz.thulb.uni-jena.de/mdsz.

[280] Christian Henckel [ – ] schwarzburg-rudolstädtischer Sekretär; ab 9.3./19.3.1638 Hofrat in Ebeleben.

[281] Christian Günther I. Graf zu Schwarzburg-Hohenstein (11.5.1578-25.11.1642)

[282] Musketier [schwed. musketerare, musketör]: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet 1634, dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe; SCHLOTTER, Acta, S. 194. Der Bad Windheimer Chronist Pastorius hält unter 1631 fest; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 100: „1631. Den 10. May eroberte der General Tylli die Stadt Magdeburg / plünderte sie aus / eine Jungfrau hatte ihres Bruders Kleider angezogen / und sich in ein groß leeres Weinfaß verstecket / ward endlich von einem Reuter gefunden / der dingte sie für einen Knecht / deme sie auch drey Monat treulich die Pferde wartete / und als in einem Treffen der Reuter umkam / und sie von denen Schweden gefangen gen Erffurt kam / ließ sie sich für einen Musquetirer unterhalten / dienete fünff Jahr redlich / hatte in etlichen Duellen mit dem Degen obsieget / wurde endlich durch eine Müllerin / wo sie im Quartier lag / verrathen / daß sie ein Weib wäre / da erzehlete sie der Commendantin allen Verlauff / die name sie zu einer Dienerin / kleidete sie / und schenckte ihr 100. Ducaten zum Heyrath-Guthe“. Weiter gibt es den Fall der Clara Oefelein, die schriftliche Aufzeichnungen über ihren Kriegsdienst hinterlassen haben soll. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[283] HAPPE II 364 v – 365 r; mdsz.thulb.uni-jena.de/mdsz.

[284] Greußen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 170f.

[285] Sondershausen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 402ff.

[286] Exequierer: Der Memminger Arzt Christoph Schorer [2.12.1618 Memmingen-12.2.1671 Memmingen] schreibt in seiner „Chronick“ eine derartige Exekution, SCHORER, Memminger Chronick, S. 146f.: „Was die Soldaten / im Hornung / Merzen vnd April [1637; BW] / vor grewliche Tyranney geübet / die Thor gesperret / den vornembsten Burgern eingefallen / eine grosse Summa gelt zuerpressen / ist vnbeschreiblich. Zu diesem Elend kam noch ein Verbott / vnd Ringerung etlicher Müntzsorten im Römischen Reich / also daß der arme Mann vmb sein gering übrigs Geltlen kein bissen Brodt bekom̃en konnte. O deß grossen Elendts ! über diesen grossen Jam̃er / kam im Mayen Ordinantz / daß die Stadt 1 ½ Regiment vom Piccolominischen Volck verpflegen solle: Darzu man Monatlich 3200. Gulden geben muste. Als man den 10. May durch einen Commissarium mit den Officirern rechnete / war die Stadt gezwungẽ der Officirer Rechnung / welche sie nach ihrem Beliebẽ gemachet / zu vnderschreiben. Den 31. May waren Herrn Burgermeister vnd Geheimbde [Ratsherren; BW] in Arrest / in deme die Officirer viel tausent Gulden begehrten. Den 2. Junii haben die Officirer die vornehmbste Häusser bezogen / vnd sich mit Gewalt eingelegt / Geld zu erpressen / wehrete biß auff den 7. Junii. Man forderte das Gericht und Rath zusamen / vmb Mittel zu sehen Gelt auffzubringen / aber es scheinete vnmöglich / also weil nunmehr die Burgerschafft vmb ihr baares Gelt / Gold /Silbergeschirr vnd Kleinodien gäntzlich gekommen / hat man sich resolvirt / den Soldaten Zin / Kupffer vnd Kleider anzubieten. Darauff gieng den 10. Junii das Exequiren widerum an. War ein kläglicher Tag / konnte kein Burger dem andern helffen / bald hörte man wie die Soldaten da / bald dort eingefallen / vnd Gelt presseten. Den 13. Junii war der Rath widerumb arrestirt / vnd Soldaten in der Burger Häuser geschicket / von manchem 200/300/400 biß in 500 fl. zuerpressen: Da man sich dann mit ihnen vergleichen / oder so lang zu Essen vnd zu Trincken geben müssen. Wie sich dann befunden / dass sie auff die 2049. fl. von den Burgern in ihren Häusern erpresst: auch 160. Kühe vñ 60. Pferdt ihnẽ weg genom̃en / solches auch vnder grossem heulen vnd wehklagen der armen Burger / vnd ihren kleinen Kindern fort biß nach Ochsenhausen getriben / doch hernacher widerumb allher gebracht / vnd auff 30. Stuck an ihrer Forderung in behalten. Als man ihnen nun satisfaction gegeben / an Vieh / Gelt / Geltswerth vnd Obligationen / etlich tausent Gulden betreffent / seyn sie (die vom Beckischen Regiment) den 17. Junii weggezogen / worauff die Stadt widerumb etwas Lufft / vnd die Schlüssel zu den Thoren bekommen. Es befande sich nach ihrem Abzug / als die Rechnungen von Biberach / Ravenspurg / Kauffbeuren / Leutkirch vnd vnserer Stadt zusamen getragen wurden / daß die Beckische [Johann Freiherr v. [der] Beck [Bec]; BW] Soldaten / diese bemelte Stätt innerhalb 5. Monaten auff die 130000. fl. gekostet“.

[287] Hans Christoph Zenge [ – ], Hauptmann zu Lohra und Sondershausen; KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 21.

[288] Großenehrich [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 175f.

[289] Ebeleben [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 84f.

[290] HAPPE II 372 r – 372v; mdsz.thulb.uni-jena.de/mdsz. – Kleiderraub: Kleider waren relativ teuer, so dass man sich bei jeder Gelegenheit und oft auch auf offener Straße welche zu verschaffen suchte. Nach einer Nachricht in den Akten des Staatsarchivs Bückeburg aus dem Jahr 1633 betrug nach der Schlacht bei Hessisch Oldendorf (1633) die Zahl der Gefallenen 6.534, die der Gefangenen zwischen 1.700 und 1.800 Mann; ZARETZKY, Flugschrift, S. 7, 3; darunter waren allein 1.000 Weiber; RIEZLER, Baiern Bd. 4, S. 170. Anscheinend hatten sich auch die Soldatenfrauen und Trossweiber der Konföderierten an dem Gemetzel an den Kaiserlich-Ligistischen beteiligt; Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 117 (Abschrift, PS): August Erich an Johann Ernst v. Sachsen-Eisenach, Kassel, 1633 VI 30 (a. St.): „Unter andern sagt mann auch, dz ein solcher eÿwer unter den soldaten weibern gewesen seÿ, daß die Heßische und Schwedische sambt andern soldaten weibern die Merodischen und Gronsfeldischen mit meßern unnd gewehr darnieder gestoßen, und ihnen ihre kleider sambt andern außgezogen und abgenommen“. ENGLUND, Verwüstung, S. 261f.: „Kleider waren kostspielig. […] Dies erklärt, warum man Gefangenen und Gefallenen in den Feldschlachten die Kleider auszog. In der schwedischen Armee versuchte man in der Regel, solche von Kugeln durchlöcherten und blutgetränkten Kleidungsstücke zu sammeln, die gewaschen und geflickt und nach Hause gesandt wurden, wo man die neu Ausgehobenen in sie hineinsteckte“. Vgl. auch KOLLER, Die Belagerung, S. 28, 34.

[291] Duderstadt [LK Göttingen]; HHSD II, S. 123f.

[292] Sergeant [schwed. Sergeant]: Der Sergeant war ein Unteroffiziersdienstgrad. Der Feldwebel war ein vom Obristen oder Hauptmann eingesetzter Gehilfe in der Infanterie. Er wirkte zunächst an der Einteilung und Aufstellung der Schlachtordnung des Fähnleins mit. Im 17. und 18. Jahrhundert übernahm diese Funktion der Major/Obristwachtmeister, und im Zuge dessen beschränkten sich die Aufgaben des Feldwebels auf den inneren Dienst: auf Empfang und Ausführung der Kommandos der höheren Offiziere, die Abholung und Weitergabe der Losung an die Korporale und Gefreiten, die Aufsicht über die Disziplin der Compagnie und die Erfüllung der herrschaftlichen Dienstverpflichtungen, auf das Schreib- und Rechnungswesen. Der Feldwebel wurde teilweise auch Sergeant genannt, bei Artillerie und Kavallerie hieß er Wachtmeister. Im Schultheißengericht, der genossenschaftlichen und von den Kriegsherren weitgehend unabhängigen Rechtsinstanz in den Landsknechtsheeren (die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges von den Unter[kriegs]gerichten abgelöst wurde) dienten Feldwebel als Gerichtsoffiziere.

[293] HAPPE II 373 r; mdsz.thulb.uni-jena.de/mdsz.

[294] enthaupten: die Enthauptung im Gegensatz zum Erhängen am Galgen galt nicht als ehrenrührige Todesstrafe. Standespersonen war die Hinrichtung in aufrecht kniender Haltung mit dem Schwert vorbehalten, während niedere Ränge auf einem hölzernen Richtblock mit dem Beil enthauptet wurden. Nicht nur das schwedische Militärrecht war, sofern es strikt angewendet wurde, sehr streng, schon für das Schlafen während der Wacht war im Art. 43 für Gemeine das Arkebusieren (Erschießen mittels Arkebuse) vorgesehen. Arkebuse war ein Gewehr, eine Waffe für leichte Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Höhere Offiziere wurden dagegen meist mit dem Schwert hingerichtet. Vgl. „Schwedisches Kriegs-Recht“; BERG, Administering justice. Zum Teil wurden auch einfache Kombattanten mit dem Schwert gerichtet. Ähnlich wurde auch in der kaiserlichen und kurbayerischen Armee verfahren. Vgl. die Hinrichtung des Obristen Schellart von Dorenwert, Adam Wilhelm, Freiherr zu Gürzenich; Obrist [ -12.10.1627 im Feld vor Rendsburg enthauptet] in den „Miniaturen“.

[295] Vierteilung (Dismembration): Dabei erfolgte die Hinrichtung durch Zerren und Auseinanderreißen der Arme und Beine des Verurteilten, so dass drei der vier Gliedmaßen vom Rumpf abgetrennt wurden. Aufgrund des dann fehlenden Widerstandes verblieb die letzte Extremität am Körper; der Delinquent wurde in die namensgebenden vier Teile zerrissen. In den meisten Fällen wurde die Vierteilung nach vorheriger Tötung des Verurteilten vollzogen. Teilweise zogen die Henker selbst an den Stricken, an welche die Hand- und Fußgelenke des Verurteilten gefesselt waren. Manchmal übernahmen auch Pferde oder Ochsen diese Aufgabe; mitunter reichte diese Zugkraft jedoch nicht aus, und erst nach längerer Qual wurde der Verurteilte dadurch erlöst, dass die Henker mit Messerschnitten nachhalfen. Bei einer anderen Variante wurden die Arme und Beine (vier Gliedmaßen und Rumpf) des Verurteilten abgesägt oder abgeschnitten (Zerstückelung). Beim Vierteilen wurden die Haut, die Muskeln und die inneren Organe außerordentlich stark gezerrt. Nach einiger Zeit rissen die Sehnen, die Haut und die Muskeln entzwei, die Arme und Beine wurden gezerrt und die Gelenke ausgekugelt. Das Opfer wurde buchstäblich in Stücke gerissen und starb qualvoll an seinen schweren Verletzungen. Beim Abschneiden oder Absägen der Gliedmaßen starb das Opfer innerhalb kurzer Zeit durch Verbluten [wikipedia].

[296] Verrat: Bürger, die wie in Konstanz 1643 mit dem Feind in Verbindung standen, um die Stadt ausliefern, wurden gevierteilt, gehenkt und ihre Angehörigen der Stadt verwiesen; SEMLER, WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 170: „Wer beßer geweßen, were kain graf oder dergleichen obrister, so kriegßweßen nit erfahren, darbei geweßen: obriste Nussbaum und Matthaeus Bach hetten beßer corascha darzue gehabt, werß an ihnen gelegen und sie daß commando gehabt, hettenß gewiß einbekomen. Haben fürgeben, daß loch seye zue klain (da es doch bald hette geweitert werden kenden; seyen auch schon 2 oder 3, wie oben gemelt, hineingeschloffen), da doch der ratsherr Hewdorf, der nur ain dicker mann, selbsten heraußer geschloffen sampt seinem sohn, so auch auß den correspondierischen waren, uff sie gewartet, seinen sohn entgegen, weil sie so lang außwaren und umb 12 uhr nit erscheinten, biß naher Burgberg oder Nußdorf geschickt, es und andere Uberlingerische correspondierische burger, so vor haußen sie gefüert und mitgeloffen. Alß sie vernohmen, daß die obriste nit an die sach wollten, sonder wider zuerugg commandirten, haben sie solche umb deß jüngsten gericht wüllen gebetten, solen doch fortsezen, sie wöllen alß vor ihnen hergehen, die sach werde guot werden. Hat auch M. Hannß, der scharpfrüchter, der auch ainer auß den correspondierischen ware, von innen herauß bey seiner behaußung zuegeschrayen: nun wacker her ! er wolle uff dem Galler die wacht, deren wohl uff 12 waren, allein mit seinem hänkerschwert nidermachen, welches nachmahlen ihme und andernen, wie volgen wird, übel außgeschlagen, alß der anschlag entdeckt und derenselben ettliche eingezogen, under denen er auch einer gewesen war, welcher lange zeit zum öfternmahlen an die folter geschlagen, gestreckt und ernstlich gepeiniget worden. Andere 2 muoste er selbsten einen tag zuevor, ehe man ihne würde hänken, dan er zum galgen schon war condemniert, fiederthailen und die stuck uff die straßen außerhalb der statt uffhänken. So ist er aber endlichen von den geystlichen und insonderß von den Salmanschweylischen, welche bey dem commendanten vil vermöcht, erbetten und deß lebenß wider gefrüstet worden, uff welches er bald hernach außgerüßen und sich auß dem staub gemacht, auch viel andere intreßirte, welchen man weib und kinder schier nackend und bloß nachgeschickt, dass war nun ain großer jammer, elend und wohl über die maßen zue erbarmen, so also deren ettliche naher Costantz gekomen“. Teilweise wurden wie etwa in Olmütz Spione gevierteilt; DUDIK, Sammel-Chronik, S. 49. Vgl. dazu das berüchtigte Patent Wallensteins vom 29.8.1626 aus Neiße; KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 308, S. 306: Während des gegenwärtigen feindlichen Einfalls hätten viele Städte und Orte dem Feind nicht nur keinen Widerstand entgegengesetzt, wie es sich angesichts der Pflichten gegenüber dem Kaiser gebührt hätte, sondern hätten vielmehr dem Feind bereitwillig die Tore geöffnet und diesem jede mögliche Hilfe und Unterstützung gewährt. Viele Menschen aus dem Königreich und den Ländern des Kaisers seien zum Feind übergelaufen und hielten sich bei ihm auf. Darum befehle er, dass solche meineidigen, abtrünnigen Untertanen aus Böhmen und Mähren, Schlesien, der Lausitz und Österreich bei Gefangennahme auf der Stelle getötet, die Städte aber, die sich verräterisch und ohne Gegenwehr dem Feind ergaben, im Falle ihrer Eroberung durch die kaiserliche Armee geplündert und durch Feuer vernichtet werden sollten. SCHORER, Memminger Chronick, S. 141 (1633): „Den 10. September ließ der H. Commandant einen hieigen Burger auff dem Weinmarckt / auß Verdacht / daß er mit den Schweden zu Biberach correspondirte / bey hellem Tag auffhenecken / da musten die Burger zu sehen / vnd jeder dergleichen gewärtig seyn“. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 606 (Zwickau 1640): „Etliche Bürger hatten sich hinaus zum Kaiserlichen begeben / die geriethen in und Leib-und Lebens-Gefahr / durfften nicht wieder in die Stadt; einem ließ auch der Obriste Schliebe sein Hauß auff dem Holtz-Anger niederreissen / und auff den Grund schleiffen“. MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 525f. (Schweinfurt 1640): „An dem nämlichen 19. April wurden, auf Befehl des Feldmarschalls von Geleen, drey angesehene Bürger, nämlich Heinrich Arnold, Mitglied des äußern Rathes und Wirth zum goldenen Einhorn, Johann Caspar Seuppel, Wirth zum schwarzen Bären und Jacob Renninger, Kaufmann allhier, wegen eines Verdachtes, als ob sie mit dem Feinde (den Schweden) einen geheimen Briefwechsel unterhielten, mit Weibern und Kindern arretirt und mit Musketirern scharf bewacht. Alle ihre Briefe wurden in Beschlag genommen und durchgelesen. Um aber den angedrohten härtern Verlust zu verhüten, schlugen sich mehrere Generale ins Mittel, und dadurch erhielt man so viel, daß Weib und Kinder frey; Arnold aber in das Wirthshaus zur Krähe (jezt zum Raben) Seuppel in das Quartier des Grafen Bornival und Renninger in das Wirthshaus zum schwarzen Bären gefänglich eingebracht wurden. Erst am Montage, den 27. d., kamen sie, nachdem sie der General-Auditor scharf examinirt hatte, und nichts fande, was Verdacht erregen konnte, auf freyen Fuß. Nichts desto weniger mußte der Rath für sie Bürge werden“. Aus dem von den Kaiserlichen heimgesuchten Pommern heißt es 1631; METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 84: „Das Landvolck thäte den Schwädischen grosse Hülffe / vnd erfrewete sich vber die massen / daß sie dermahleins von der schröcklichen Tyranney sollten erlöset werden“. Vgl. den Verrat des Kapitän Homann, der das Rodenberger Schloss 1637 den Kaiserlichen ausgeliefert hatte; MITHOFF, Chronik der Stadt Rodenberg, S. 260f.

[297] KRAFFT 155 r; mdsz.thulb.uni-jena.de/mdsz.

[298] Resident: Diplomatischer Vertreter zweiten bzw. dritten Ranges im Gegensatz zum Legaten oder Ambassador, der teilweise auch aus dem Land gejagt werden konnte, da er nicht den Schutz des Ambassadors besaß. Residenten waren selten adlig, an den Höfen der Souveräne waren sie in der Regel Gelehrte.

[299] Alexander [v.] Erskein [Esken, Eske, Erskeine, Eßkhen, Eschen] [31.1.1598 Greifswald-27.7.1656 Zamość], schwedischer Kriegsrat, Resident. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=15450.

[300] Fourage: Viehfutter, Unterkunft und Verpflegung für die jeweilige Einheit. Die Fourage  musste von der betreffenden Garnisonsstadt und den umliegenden Dörfern aufgebracht werden und war an sich genau geregelt; vgl. auch die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Natürlich wurde gegen die Bestimmungen immer wieder verstoßen.

[301] Wartburg; HHSD IX, S. 462ff.

[302] Albrecht Herzog v. Sachsen-Eisenach [27.7.1595 Altenburg-20.12.1644 Eisenach].

[303] PETER, Eisenach, S. 37.

[304] Kaaden [Kadaň, Bez. Komotau]; HHSBöhm, S. 241ff.

[305] Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.

[306] spargieren: ausstreuen, verbreiten, reden, gerüchteweise verlauten lassen.

[307] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.

[308] Nabburg [LK Nabburg]; HHSD VII, S. 491f.

[309] Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.

[310] Auerbach i. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.

[311] Burglengenfeld [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 117f.

[312] Erik Klarson Slang [Slange, Schlange, Schlang, Schleng] [1600-2.11.1642 Breitenfeld], schwedischer Generalmajor.

[313] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.

[314] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.

[315] Wilhelm Heuking [Heucking, Heckin, Höcking, Höckinger, Hoikhing, Hinking] [ -1644], schwedischer Obrist.

[316] Jaroslav Petr Freiherr Kinský [Kintzky, Kinscky, Kinßky, Kynsky, Kynski] v. Vchynice [ -1669], schwedischer Obrist.

[317] Georg Nemar [Neumarckh ?] [ – ], schwedischer Obristleutnant.

[318] Rötz [LK Cham], HHSD VII, S. 649.

[319] Waldmünchen [LK Cham]; HHSD VII, S. 785.

[320] Gottfried Huyn van Geleen, Freiherr u. Graf v. Amstenrade u. Geleen [um 1598-27.8.1657 Alden Biesen],bayerischer u. kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).

[321] Jacques (Jacob) [Barrli; Robert; Karl ?] Freiherr v. Bornival [Borneval, Bornaval, Bonnival, B(o)urnevelli, Bornuel, Bornevika] d’Arlin [Barrli, Erlin] [ – ], kaiserlicher Generalmajor.

[322] Albert Gaston Spinola Graf v. Bruay [Broy, Bray, Bernai, Bonari, Borry, Bruye, Bruny, Bruari, Broi, Braui, Bray, Bru, Broui, Brouay, Bronj, Brivius, Bruween, Bruny, Brunay, Brusse] [1601-6.3.1645 bei Jankau gefallen], kaiserlicher Obrist.

[323] Meile: 1 Meile = ca. 7,420 km, eine schwedische (auch große) wie auch westfälische große Meile wurde mit 10 km bzw. 10, 044 km gerechnet. In der Regel kein bestimmtes Maß, sondern eine Strecke, „die ein Fußgänger ohne Anstrengung in zwei Stunden zurücklegen“ konnte. HIRSCHFELDER, Herrschaftsordnung, S. 192.

[324] Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“: Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin [Valten Hanke; BW] genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.

[325] Troppau [Opava]; HHSBöhm, S. 625ff.

[326] Hazard: Risiko.

[327] Kaaden [Kadaň, Bez. Komotau]; HHSBöhm, S. 241ff.

[328] Ranzion, Rançon, ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Teilweise wurde Offizieren gestattet, zum „Rekompens“ drei bis Häuser zu ranzionieren; FRITSCH, Tagbuch, S. 129. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade auch der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten je nach Rang in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht gelassen worden“.

[329] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[330] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 609f.

[331] Zwickau [LK Zwickau]; HHSD VIII, S. 380ff.

[332] Annaberg-Buchholz [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 5ff.

[333] Schlackenwerth [Ostrov, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 547ff.

[334] Pressnitzer Pass: Der Pressnitzer Pass stellt eine der ältesten Pfadanlagen dar, die aus dem Zentrum Mitteldeutschlands über den dichten Grenzwald nach Böhmen führte. Sein ursprünglicher Verlauf ging von Halle (Saale) kommend über Altenburg, Zwickau, Hartenstein, Grünhain und Zwönitz nach Schlettau. Hier wurde die obere Zschopau gequert. Anschließend führte der Weg über Kühberg am Blechhammer vorbei nach Weipert (Vejprty) und erreichte dann östlich schwenkend über Pleil (Černý Potok) mit Pressnitz (Přísečnice) die älteste Bergstadt des Erzgebirges. Von hier aus verlief der sogenannte Böhmische Steig vermutlich über Kaaden (Kadaň) und bis nach Saaz (Žatec). Die Passhöhe selbst befand sich auf böhmischer Seite nahe Pleil (Černý Potok) auf ca. 800 m ü. NN. Damit war der Pressnitzer Pass deutlich niedriger als die sich nach Westen hin anschließenden Pässe über Wiesenthal, Rittersgrün, Platten, Hirschenstand und Frühbuß. Dies war einer der Gründe für seine häufige Benutzung während des Dreißigjährigen Krieges. [wikipedia]

[335] Muskete [schwed. musköt]: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete mit Forquette (Stützgabel), Bandelier und Kugelform kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. 2. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber und langem Lauf, die von Scharfschützen verwendet wurden. Zum Teil machte man aus Unberittenen Dragoner, in denen man ihnen Musketen gab. SCHWARTZ, Die Neumark, S. 52.

[336] keine Seide spinnen: keinen Vorteil, keine Annehmlichkeit bei etwas haben.

[337] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte, die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.

[338] exaggerieren: übertreiben.

[339] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.

[340] Vogtland; HHSD VIII, S. 350ff.

[341] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 610f.

[342] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.

[343] Vorwerk: Wirtschaftshof eines Rittergutes oder landesherrlichen Amtes oder Schlosses.

[344] Gräfenthal [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 161.

[345] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 167.

[346] Pößneck [Saale-Orla-Kr.]; HHSD IX, S. 342f.

[347] Friedrich Wilhelm II. Herzog v. Sachsen-Altenburg, genannt „Posthumus“ [12.2.1603 Weimar-22.4.1669 Altenburg], schwedischer Obrist, kursächsischer General.

[348] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 168.

[349] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[350] Lobenstein [LK Saale-Orla-Kreis]; HHSD IX, S. 261f.

[351] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[352] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.

[353] KLUGE, Hofer Chronik, S. 193f.

[354] Wolf Siegmund v. Lüchau [Lichau] auf Tanndorf [1604-1647], schwedischer Obristleutnant, 1640-1641 brandenburgischer Kriegsrat.

[355] Ludwigsstadt [LK Kronach]; HHSD VII, S. 419.

[356] Kasten(amt, -gebäude): Einhebestelle für die grund- und landesherrlichen Naturalgefälle der Untertanen und Grundholden. Oft Mittelpunkt des Amtes, das ein Kastner (Keller) verwaltete.

[357] Rehau [LK Hof]; HHSD VII, S. 613.

[358] Naila [LK Hof]; HHSD VII, S. 492.

[359] KLUGE, Hofer Chronik, S. 194f.

[360] Erfurt wurde im Laufe der Besetzung zu einer schwedischen Realfestung und der stärksten Festung im mitteldeutschen Raum ausgebaut. 1480 war Baubeginn der Cyriaksburg als wichtiger Teil der Befestigung für den Süd-Westteil Erfurts. Der Bau dauerte immerhin 25 Jahre. Otto von Guericke sollte im Auftrag Gustav Adolfs die Cyriaksburg umbauen, riet jedoch von dem Plan ab. 1631/32 führte Baumeister Caspar Vogel nach Konsultationen mit Guericke Befestigungsarbeiten an der Cyriaksburg durch. BEYER; BIEREYE, Geschichte der Stadt Erfurt, S. 543: „Gleich nach dem Abmarsch Gustav Adolfs arbeiteten unter dem tüchtigen Erfurter Festungsbaumeister Caspar Vogel 600 Mann allein daran, das Hornwerk auf dem Petersberg zu befestigen; auf der Südwestseite der Stadt, zwischen Löber- und Brühlerwall, wurden große Stauschleußen angelegt. Sämtliche Tore erhielten Zugbrücken, die Wälle wurden mit Brustwehren versehen, hinter denen nicht weniger als 91 Kanonen Aufstellung fanden, durch Pallisaden wurden namentlich die Tore stark verschanzt. Die Cyriaksburg erhielt 30 Kanonen“. [mdsz]

[361] THEATRUM EUROPEUM Bd. 4, S. 603. Vgl. auch die Ausführungen von BENTELE, Protokolle, S. 126ff.

[362] [Bad] Neustadt/Saale [LK Rhön-Grabfeld], HHSD VII, S. 59f.

[363] Untermaßfeld [LK Schmalkalden-Meiningen].

[364] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.

[365] Ichtershausen [Ilm-Kreis]; HHSD IX, S. 208ff.

[366] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[367] (Bad) Langensalza [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 33ff.

[368] Johann Graf v. Sporck [Sporgk, Spurgk, Spork, Sperckh] [um 1601 Westerloh-6.8.1679 Heřmanměstetz], kurbayerischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[369] (Bad) Tennstedt [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 39f.

[370] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab März 2013).

[371] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[372] Lorenz Freiherr v. der Linde [Linden, Liche] [30.7.1610 Stockholm-25.6.1671 Stockholm], schwedischer Obrist, Feldmarschall.

[373] Altenburg [LK Altenburger Land]; HHSD IX, S. 6ff.

[374] Gräfenthal [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 161.

[375] Eisenach [LK Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.

[376] Naumburg (Saale) [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 341ff.

[377] Schleusingen [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 382ff.

[378] Heldrungen [Kyffhäuserkreis]; HHSD XI, S. 205f.

[379] Garß: nicht identifiziert.

[380] Kerspleben, heute Ortsteil von Erfurt.

[381] contrieren: streiten, kämpfen.

[382] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 603f.

[383] Otto Christoph Freiherr v. Sparr [1605 Lichterfelde-9.5.1668 Prenden], kaiserlicher, brandenburg-preußischer Generalfeldmarschall. Vgl. GÖSE, Der erste brandenburgisch-preußische Generalfeldmarschall.

[384] Wort unleserlich.

[385] KRAFFT 203 v; mdsz.thulb.uni-jena.de/mdsz.

[386] Christian Markgraf v. Brandenburg-Bayreuth [30.1.1581 Cölln an der Spree-30.5.1655 Bayreuth]. Vgl. STICHT, Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach.

[387] KLUGE, Hofer Chronik, S. 200.

[388] Everhard Wassenberg [9.11.1610 Emmerich-nach 1668], Historiograph, Diplomat. Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg

[389] Greußen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 170f.

[390] Rüdiger Balthasar [Rüdiger, Balthasar; Rudinger, Rhödinger, „Schwarzer Balthasar“; „Baltzer“] [ – ], schwedischer u. französischer Obrist.

[391] Hans Caspar Pege [Pegau, Böge] [ – ], schwedischer Obrist.

[392] Feuerrohr: Büchse mit Luntenschloss; volkstümlich auch gebraucht für Musketier.

[393] Granat(feuer)kugel: eiserne Sprengkugel als „eine spezielle form der granate älteren gebrauchs, die auch in der feuerwerkskunst verwendet wurde“ [DWB]. Zum Teil versuchte man diese in Schlachten (z. B. Hessisch Oldendorf 1633) in die Munitionswagen der Gegner zu werfen. Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 115 v (Ausfertigung): August Erich an Johann Ernst v. Sachsen-Eisenach, Kassel, 30.6.1633 (a. St.).

[394] Petarde: durch Petardiere angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.FEIL, Die Schweden, S. 461 Anm.: „Petarden (Pétara Polyclastra, Sprengkessel), zum Aufsprengen von Festungsthoren, Zugbrücken, Fallgittern, Palissaden, Ketten, Minen u. s. w. bestimmt, waren aus Stückgut oder Eisen gegossene Kessel, mit gutem Kornpulver gefüllt, welche mit der breiten Mündung auf einem starken Brett (Mandrill-Brett) befestiget und dann an das zu sprengende Objekt (z. B. Thor) entweder angeschraubt, oder mittels eines Balkens mit starkem Stachel angestemmt, oder auf einem Karren soweit angetrieben wurden, bis sie hafteten. Losgebrannt wurden sie mittels Lauffeuers oder Lunten“. „Sie dienten zum Zerstören von solchen Objekten, denen man durch direkten Kanonenschuss nichts anhaben konnte. Besonders häufig wurden sie zum Sprengen von Toren und Eindrücken von Contre-Escarpen beim Sappe-Durchbruch oder zum Sprengen von Pallisaden etc. verwendet. Die Petarde war ein mörserartiges bronzenes Gefäss, welches mit 0,5 bis 100 kg Pulver geladen [normal waren 6-8 Pfd. Pulver; BW] und nach gehöriger Dämmung mittels Schrauben, Ketten oder Seilen an ein beschlagenes Brett befestigt wurde. Man brachte die Petarde unter Schutz der Dunkelheit an den Ort der Verwendung (meist durch Freiwillige) und hängte sie dort an. Sie wurde dann durch eine lange Feuerleitung durch die im Boden angebrachte Brandröhre zur Explosion gebracht. Die Anwendung soll 1574 von den Franzosen herrühren.
Die Kaiserlichen unter FM Adolf v. Schwarzenberg sprengten mit Hilfe zweier Petarden bereits am 29.3.1598 zwei Tore der von Türken verteidigten Festung Raab. Sie waren unter der Leitung des FZM Johann Albrecht v. Sprinzenstein auf seine eigenen Kosten in Wien erzeugt worden. Die Gefäße hielten der Explosion stand und konnten wieder verwendet werden !
Sprinzenstein hatte eine Reihe von Verbesserungen bei der Artillerie eingeführt und eine Reihe von Erfindungen gehen auf sein Konto. Er hatte für Herzog Wilhelm V. v. Baiern ein Geschütz mit gezogenem Rohr als Hinterlader hergestellt. (Der Herzog schenkte es späte Kaiser Rudolf II.) Die Petarden hatten ein großes Gewicht. Auf 5 kg. Ladung wurden 40 kg Metall gerechnet, eine leere Petarde für 100 kg Ladung wog 2,5 Zentner !“ [http://www.kuk-wehrmacht.de/regiment/artillerie/artgesch.html].

[395] Rudolstadt [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 360ff.

[396] Rudolf Georg v. Wolframsdorf [Ramsdorf, Wolffersdorf] [ – ], kursächsischer u. kaiserlicher Obrist.

[397] Kürassier [schwed. Kyrassiärer; Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder)]: Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment – und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.

[398] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.

[399] Heinrich Freiherr Krafft v. Lammersdorff [zu Lambersdorf] [ -1656], kaiserlicher Obrist.

[400] Handpferd: Reservepferd, das für einen möglichen Gebrauch sofort zur Hand sein soll [DWB].

[401] WASSENBERG, Florus, S. 478f.

[402] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 833.

[403] Mansfeld [LK Mansfeld-Südharz]; HHSD XI, S. 316ff.

[404] Georg Druckmüller [Truckmüller, Truckmiller] v. Mühlburg, Freiherr zu Prunn, Herr zu Roggenstein [ -27.4.1659], kurbayerischer Feldmarschallleutnant.

[405] Wilhelm [Guillaume de] Freiherr [1634], Graf [1649] v. Lamboy [Lamboj, Lambri, Lamboji, Lampoi, Lambey] [um 1590 – 13.12.1659 Schloss Dymokury], kaiserlicher Feldmarschall.

[406] Schlacht bei Kempen am 17.1.1642 zwischen katholischen (kaiserlichen und kurkölnischen) Truppen unter dem Befehl Wilhelms von Lamboy auf der einen und protestantischen (französischen, hessischen-kasselischen und weimarischen) Truppen auf der anderen Seite in der Heide zwischen Kempen, Hüls, Krefeld und St. Tönis am Niederrhein ausgetragen wurde. Das Gefecht endete mit einer vernichtenden Niederlage der kaiserlich-kölnischen Verteidiger. Die Kaiserlichen verloren v. 9.000 Mann 2.000 durch Tod, 5.000 gerieten in Gefangenschaft, 2.000 konnten entkommen; WILSON, The Thirty Years War, S. 633. In der Folge fiel das nördliche Kurköln unter protestantische Besatzung. WASSENBERG, Florus, S. 464ff. (unter Quelle 16). SCHAUMBURG, Die Schlacht. – Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.

[407] Musterung: Zum Teil erfolgte die Musterung sogar, wenn noch nicht alle Waffen vorhanden waren; GRÄF, Söldnerleben, S. 110; SEMLER, Tagebuch, S. 115 (1633). Der militärische Unternehmer richtete einen Platz, meist in der Nähe einer Stadt, in deren Wirtshäusern oder in Landstrichen ein, die wegen ihrer wirtschaftlichen Krisensituation als besonders geeignet galten, ein, an dem sich die von Werbern mit einem Handgeld geworbenen Söldner oder Rekruten einfanden. Wenn sie gemustert und für tauglich befunden wurden, wurden sie durch den Musterschreiber in Musterrollen eingeschrieben und an ihren Bestimmungsort verbracht. Die Heeresunternehmer hatten ein Werbepatent, das sie zur Stellung einer festgelegten Anzahl von Soldaten verpflichtete. Konnte die Anzahl nicht erreicht werden, mussten die Werbegelder vom Kriegsunternehmer aus eigener Tasche zurückgezahlt werden. Im Laufe des Krieges wurden so viele Neuanwerbungen notwendig, dass die Werbung trotz steigender Werbegelder immer schwieriger wurde, so dass sich erzwungene Werbungen häuften. (BURSCHEL, Söldner, S. 126f.). LANGER, Hortus, S. 92f. Vgl. die selbstkritischen Äußerungen des schottischen Söldners Sir James Turner [1615-1686; vgl. MURDOCH, SSNE ID: 63], Memoirs, S. 14: „I had swallowed without chewing, in Germanie, a very dangerous maximie, which militarie men there too much follow; which was, that so we serve our master honnestlie, it is no matter what master we serve; so, without examination of the justice of the quarrel, or regard of my dutie to either prince or countrey, I resolved to goe with that ship I first rencounterd”.

[408] Johann Hallenhorst [28.1./7.2.1602 a. St.-10.1.1673], Erfurter Ratsherr. Hallenhorst war in Hildesheim geboren, 1619 immatrikulierte er sich an der Universität Erfurt und heiratete 1629 Maria Brand, Tochter des Heinrich Brand; wohnhaft zunächst am Wipertikirchhof, ab 1635 „Zum Hirsch und Rosenberg“ im Stadtviertel Mercatorum (Anger 69). 1632 war er Unterstadtvogt, 1633 städtischer Amtmann auf dem Petersberg, 1636 Stadtvogt, 1641 Ratsmeister, Oberratsmeister 1646, 1665, 1668, 1671; Vertreter von Kurmainz bei Westfälischen Friedensverhandlungen, nach KRAFFT, fol. 35r, sollen er und Rudolf Geisler zweimal in Osnabrück gewesen und dort 16.000 Taler (!) verzehrt haben. Nach Kriegsende war er königlich schwedischer Rat, bevor er 1665 kurmainzischer Vizedom und Regierungsrat wurde. 1665, 1668 und 1671 amtierte er als Oberstratsmeister. BAUER, Erfurter Personalschriften Nr. 321; BAUER, Erfurter Ratsherren Nr. 216.

[409] Lennart Torstensson [Torstensohn, Torsten-Sohn], Graf zu Ortala u. Freiherr v. Virestad [17.8.1603 Forstena im Kirchspiel Västra Tunhem (Västergötland)-7.4.1651 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.

[410] Achilles Baron Precipiano de Soye [Soy, Hoye, Soiani, Sove] [ -2.11.1642 bei Leipzig gefallen], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.

[411] Pressnitz [Přisečnice]; Ort u. Pass in Böhmen. ?

[412] Wolf Conrad v. Thumshirn [28.4.1604 Altenburg-24.11.1667 Altenburg], sachsen-altenburgischer Gesandter, 1647 Direktorium der evangelischen Fürsten am Westfälischen Friedenskongress. Vgl. BRAUN, Skizzen, S. 14ff.

[413] N Schwanensee [ – ], schwedischer Kriegskommissar.

[414] Schlacht bei Kempen am 17.1.1642 zwischen katholischen (kaiserlichen und kurkölnischen) Truppen unter dem Befehl Wilhelms von Lamboy auf der einen und protestantischen (französischen, hessischen-kasselischen und weimarischen) Truppen auf der anderen Seite in der Heide zwischen Kempen, Hüls, Krefeld und St. Tönis am Niederrhein ausgetragen wurde. Das Gefecht endete mit einer vernichtenden Niederlage der kaiserlich-kölnischen Verteidiger. Die Kaiserlichen verloren v. 9.000 Mann 2.000 durch Tod, 5.000 gerieten in Gefangenschaft, 2.000 konnten entkommen; WILSON, The Thirty Years War, S. 633. In der Folge fiel das nördliche Kurköln unter protestantische Besatzung. WASSENBERG, Florus, S. 464ff. (unter Quelle 16). SCHAUMBURG, Die Schlacht. – Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.

[415] Römhild [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 353ff.

[416] Schulpforte, heute Ortsteil von Bad Kösen [Ortsteil von Naumburg (Saale); Burgenlandkr.]; HHSD XI, S. 251ff.; HHSSD XI, S. 429ff.

[417] Naumburg (Saale) [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 341ff.

[418] Ilmenau [Ilm-Kreis]; HHSD IX, S. 211ff.

[419] Arnstadt [Ilm-Kreis]; HHSD IX, S. 18ff.

[420] Coburg; HHSD VII, S. 127f.

[421] feiern: rasten, pausieren.

[422] Eisfeld [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 98f.

[423] Burkard [Buchard, Burchardt] v. Goldacker [ -25.3.1648 beim Sturm auf Geseke gefallen], kaiserlicher Obristleutnant, Obrist.

[424] Zimmern, heute Ortsteil von Bad Langensalza [Unstrut-Hainich-Kreis].

[425] N v. Goldacker [ – ], kaiserlicher Rittmeister.

[426] Waidfarb: der aus den Blättern der Waid-Pflanze gewonnene Farbstoff. Der Raum zwischen Erfurt, Langensalza, Gotha, Arnstadt und Weimar war vom 14. bis zum 16. Jahrhundert ein bevorzugtes Anbaugebiet aufgrund der besonderen Färbekraft des dortigen Waids und der Anbindung des Thüringer Beckens an die wichtigen Fernhandelsstraßen in Ost-West- und Nord-Süd-Richtung. Der Niedergang des Waidhandels Anfang des 17. Jahrhunderts war bedingt durch die wachsende Konkurrenz des in Übersee produzierten Indigo und die Beeinträchtigung des Fernhandels durch den Dreißigjährigen Krieg.

[427] Schmalkalden [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 387ff.

[428] Benshausen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 45.

[429] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.

[430] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[431] spolieren: plündern.

[432] Eisleben [LK Mansfeld-Südharz]; HHSD XI, S. 103ff.

[433] Gräfenthal [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 161.

[434] Hans Christoffer Graf v. Königsmarck [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall. Vgl. RÜDIGER, Leben und Thaten.

[435] Halberstadt [LK Harz]; HHSD XI, S. 169ff.

[436] Groß Salze, heute Ortsteil von Schönebeck [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 420ff.

[437] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[438] Meiningen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.

[439] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.

[440] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.

[441] Adorf [Vogtlandkreis]; HHSD VIII, S. 1f.

[442] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[443] Weißenfels [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 487ff. Vgl. REICHEL, Weißenfels.

[444] Schneeberg [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 320ff.

[445] Vogtland; HHSD VIII, S. 350ff.

[446] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.

[447] Giacomo de Colombo [Columba, Columbo, Columbach] [ – ] kaiserlicher Obrist.

[448] Nordhausen [LK Nordhausen]; HHSD IX, S. 305ff.

[449] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 832f.

[450] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 170.

[451] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[452] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[453] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.

[454] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[455] Wildstein [Vildštein, seit 1650 Skalna]; HHSBöhm, S. 662.

[456] Lohma, heute Ortsteil von Pleystein [LK Neustadt a. d. Waldnaab].

[457] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.

[458] Falkenberg [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 192f.

[459] Tirschenreuth [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, 747f.

[460] Waldsassen [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 785ff.

[461] Johann Graf v. Sporck [Sporgk, Spurgk, Spork, Sperckh] [um 1601 Westerloh-6.8.1679 Heřmanměstetz], kurbayerischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[462] Waldershof [LK Tirschenreuth].

[463] Thölau, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[464] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.

[465] Meußelsdorf, heute Ortsteil von Markredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[466] Schwarzenbach an der Saale [LK Hof].

[467] spolieren: berauben, plündern.

[468] Melchior Adam v. Moser [ – ], kaiserlicher Obristwachtmeister.

[469] Nikolaus [Nicola] v. [de] Quesnoy [ – ], bayerischer Obristleutnant, Landrichter v. Waldeck. Vgl. die Erwähnungen bei HELML, Der Dreißigjährige Krieg.

[470] Waldeck [LK Tirschenreuth].

[471] Hans Wilhelm v. u. zum Brand [ – ], kurbayerischer Rittmeister.

[472] Manzenberg, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[473] Pfaffenreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[474] Oberkotzau [LK Hof]; HHS VIII, S. 547.

[475] BRAUN, Marktredwitz, S. 163ff.

[476] SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann.

[477] Vogtland; HHSD VIII, S. 350ff.

[478] Erzgebirge; HHSD VIII, S. 90ff. „Hunger- und Haberland“: Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann und Pfarrer [11.11.1611 – 11.12.1688] berichtet; SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann, S. 133: „Spottweise nennen dieses Gebirge die böhmischen Papisten und Mammelucken das Hunger- und Haberland, den beständigen Exulanten zum Schimpf, die sich meist bei der böhmischen Verfolgung von 1624 bis 50 in dieses Gebirge retterirt (= gerettet) und niedergelassen haben, teils sind (sie) wider hineingelaufen nach den Ägyptischen Fleischtöpfen, das davon ein Sprichwort entstanden: So lange ein Teil Exulanten in Beckers Psalter singen und was zuzubüßen haben, sind sie gute Lutheraner, wenn sie aber müssen in dem Habermann beten und schmal leben, da liefen sie wieder nach dem böhmischen Mehl und Knödlein“.

[479] Bärenwalde, heute Ortsteil von Crinitzberg [LK Zwickau]; HHSD VIII, S. 18

[480] Zwickau [LK Zwickau]; HHSD VIII, S. 380ff.

[481] LEHMANN, Kriegschronik, S. 139.

[482] Johann Leonhard v. Schwendendorf [Schwendendorff. Schwendorf], kaiserlicher Obristwachtmeister.

[483] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 835.

[484] Eisenach [LK Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.

[485] 304, 69 Liter.

[486] 9, 521 Liter.

[487] PETER, Eisenach, S. 40f.

[488] Jean Baptiste de Budes comte de Guébriant [Guebrian, Gabrian] [2.2.1602 Plessis-Budes-24.11.1643 Rottweil], französischer Marschall.

[489] Proviantmeister: Der Proviantmeister war zuständig für die Versorgung der Truppe mit Nahrungsmitteln, für die Fouriere und die Marketender. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) erhielt er 40 fl. monatlich.

[490] PETER, Eisenach, S. 42.

[491] Meißen; vgl. KÖBLER, Historisches Lexikon, S. 389f.

[492] Johann Georg I. Kurfürst v. Sachsen [5.3.1585 Dresden-18.10.1656 Dresden].

[493] dissuadieren: widerraten, abraten.

[494] Zwickau [LK Zwickau]; HHSD VIII, S. 380ff.

[495] Merseburg [Saalekreis]; HHSD XI, S. 322ff.

[496] Ettersburg, Schloß [LK Weimarer Land]; HHSD IX, S. 121f.

[497] Wilhelm IV. Herzog v. Sachsen-Weimar 11.4.1598 Altenburg-17.5.1662 Weimar], schwedischer Generalleutnant. Vgl. HUSCHKE, Wilhelm IV.

[498] Bechstedt [LK Saalfeld-Rudolstadt].

[499] Heldrungen [Kyffhäuserkreis]; HHSD XI, S. 205f.

[500] Kapitänleutnant [schwed. Kaptenslöjtnant]: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig und die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[501] N Schlachting [ -August 1642], schwedischer Kaptänleutnant.

[502] Embuscade, Emboscade, Embouscade: Hinterhalt.

[503] Giacomo de Colombo [Columba, Columbo, Columbach] [ – ] kaiserlicher Obrist.

[504] Bisher unbekannt.

[505] Zeitz [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 519ff.

[506] Pegau [LK Leipzig]; HHSD VIII, S. 272ff.

[507] Wachtmeister: Unteroffiziersdienstgrad. Der Wachtmeister war zuständig für die Sicherheit des Lagers und der Truppen sowie für die Einteilung, Aufstellung, Beaufsichtigung der Wachen und Ausgabe der Losung. Selbst ein Wachtmeister hatte noch 3 Knechte, 1 Jungen und 5 Pferde, manchmal sogar noch einen Narren als Begleitung; WAGNER; WÜNSCH, Notabilia, S. 110. Mit der Einrichtung stehender Heere wurde die Bezeichnung „Wachtmeister“ synonym für Feldwebel verwendet. Ein Wachtmeister der Reiterei erhielt in der brandenburgischen Armee monatlich 40 fl.

[508] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 833f.

[509] praevalieren: das Übergewicht haben, sich durchsetzen können.

[510] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 835f.

[511] Zwickau [LK Zwickau]; HHSD VIII, S. 380ff.

[512] verparthiret: verteilt.

[513] SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 679f. (SCHMIDT datiert nach dem a. St.)

[514] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.

[515] BRAUN, Marktredwitz, S. 174f.

[516] N Flecht [ – ], schwedischer Rittmeister.

[517] Werbegeld: Handgeld für neugeworbene Soldaten; Summe, die dem Werbeoffizier zur Ausführung von Werbungen anvertraut wurde, die je nach Truppengattung und Armee differierte und oft von Werbeoffizieren unterschlagen wurde. Üblich waren etwa 8 Rt., der Durchschnittssatz für Fußsoldaten. Für Kürassiere (mit ganzem Harnisch) erhielt ein Obrist 1635/37 15-20 Rt., für Kroaten 10-13.30 Rt., Kosaken (polnische Reiter) 20 Rt., Dragoner 12 Rt., Arkebusiere 15 Rt.; ERNST, Madrid und Wien, S. 301. 1633 wurden in Mühlhausen bis zu 34 Rt. für einen Söldner ausgegeben bzw. in Rechnung gestellt. Nach der Aufstellung von KAPSER, Kriegsorganisation, S. 271ff., entstammten von den 1638-1648 in Kurbayern und in der Oberen Pfalz Rekrutierten folgenden Beschäftigungsbereichen: 1, 6 % Handel, 16, 2 % Nahrungsmittel- und Gastgewerbe, 28 % Bekleidungs-, Textil- und Leder-verarbeitungssektor, 16, 7 % Baugewerbe, Holz- und Metallverarbeitung, 17, 3 % Landwirtschaft, Gartenbau und Viehzucht; alle anderen Gewerbe lagen bei max. 1, 7 – 1, 1 % oder niedriger. Nach SCHLÖGL, Bauern, S. 157, kam ein Dienstbote im bayeri-schen Raum auf etwa 12 Gulden pro Jahr (ohne Verpflegung), so dass der Militärdienst angesichts des Werbegeldes unter Umständen attraktiv erscheinen konnte. PARKER, Der Dreißigjährige Krieg, S. 284, vermutet, dass Handgeld, neue Kleidung sowie Aussicht auf Sold und Beute als Alternative zur Unsicherheit der Existenz (bei rückläufiger Produktion) und der Möglichkeit, von Söldnern beraubt oder durch Steuern ruiniert zu werden, betrachtet wurden, und dass trotz aller Umstände die Armee eine gewisse Sicherheit bot. Für die bayerische Armee 1648 trafen angesichts sinkender Preise und steigender Löhne aber nur Handgeld und die Aussicht auf Beute zu. Der einfache bayerische Soldat wurde mit 12 Dukaten abgefunden. Der Zeitzeuge Hanns Kahn aus Klings/Rhön; LEHMANN, Leben und Sterben, S. 196: „Ein bayerischer Major der kaiserlichen Armee verlangt 5.200 Taler, um eine Kompanie Reiter zu werben. Das Geld wird ‚von den armen und übel geplagten Leuten herausgetrieben‘. ‚Weil der Major großen Zulauf bekommt, wird die Kompanie bald komplett, welche den 28. März des folgenden Jahres nach Hildburghausen marschiert‘. Insgesamt kosten die Anwerbungen 12.000 Taler an Werbe- und Verpflegungsgeldern“.

[518] BRAUN, Marktredwitz, S. 176.

[519] Königsmarck hatte Truppen für seinen Angriff auf Nordhausen und Duderstadt abgezogen.

[520] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 836.

[521] Feuermörser, Mortier: Steilfeuergeschütz, dessen Rohre aus geschmiedeten Schienen bestanden, die, wie bei einem hölzernen Fass, durch eiserne Reifen zusammen galten wurden. Bei einem Kaliber von bis zu einem Meter Durchmesser waren die Feuermörser bis zu 2, 50 m lang und wurden vor dem Abschuss in die Erde eingegraben. Ihre Stahlkugeln hatten eine sehr steile Flugbahn, man konnte mit ihnen also hinter Mauern schießen. Sie dienten auch zum Werfen von Brand- oder Sprengkugeln (Bomben) mit einem Kugelgewicht zwischen 25 Pfund (1/16 Mörser) und mehreren Zentnern (ganzer Mörser, Kaliber 5-15 Zoll). Nach Pflummerns Aufzeichnungen konnte man mit ihnen Kugeln von 100 Pfund und mehr werfen; SEMLER, Tagebücher, S. 68. Vgl. auch die Abbildung bei FREYTAG, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 1, S. 89.

[522] [[Bad] Frankenhausen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 29ff.

[523] Halberstadt [LK Harz]; HHSD XI, S. 169ff.

[524] Konstabel [schwed. Konstapel]: Geschützmeister (Schütze), Kriegshandwerker, der auch für schwere Festungs- und Belagerungsartillerie Rohre und Geschosse herstellte. Er musste Richten und Laden, Instandhaltung und Reparatur beherrschen. Stückgießer und Büchsenschmiede wie Pulvermacher arbeiteten unter seiner Anleitung. Gut bezahlte Büchsenmeister nahmen an Kriegszügen teil und genossen eine bessere Verpflegung als Soldaten. Der Büchsenmeister unterstand dem Zeugmeister, der sie auch anwarb, im Gefecht hatte der (General)Feldzeugmeister den Befehl. => Büchsenmeister.

[525] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 837.

[526] Georg Knorr [Knor] [ – ], schwedischer Obristleutnant.

[527] THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 837.

[528] 1 Malter entsprach ca. 500 kg.

[529] JORDAN, Mühlhausen, S. 96.

[530] „Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312, über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein. Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885. Vgl. auch SODENSTERN, Die Anfänge.

[531] Generalstab: die Summe aller ranghohen Offiziere, die der obersten militärischen Führung zuarbeiten. Der Generalstab umfasste das Quartieramt, die Kriegskanzlei, die Generaladjutantur, das Kriegskommissariat, das Kriegszahlamt, die Generalauditoren, den Generalprofos, die Feldapotheke, das Feldpostamt und die Generalwagenmeister. 1640 sollen der General- und Hofstab Piccolominis 1.200 Personen umfasst haben; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 123.

[532] N Ludolph [ – ], schwedischer Kapitän.

[533] JORDAN, Mühlhausen, S. 264.

[534] JORDAN, Mühlhausen, S. 97.

[535] Jaroslav Petr Freiherr Kinský [Kintzky, Kinscky, Kinßky, Kynsky, Kynski] ze Vchynice az Tetau [ -1669], schwedischer Obrist.

[536] Es handelt sich aber auch um Jaroslav Petr Freiherr Kinský [Kintzky, Kinscky, Kinßky, Kynsky, Kynski] ze Vchynice az Tetau [ -1669], schwedischer Obrist.

[537] BRAUN, Marktredwitz, S. 186.

[538] BRAUN, Marktredwitz, S. 188f.

[539] Dr. Michael Lehmann [ -], Mitglied des Mühlhausener Rats.

[540] „Schelm“ war früher der Berufsname des Abdeckers. Jemanden einen Schelm (Bösewicht, Betrüger, Verführer, Schinder, Teufel) zu schelten, jemanden zum Schelmen zu machen, galt als eine der ehrenrührigsten Beschimpfungen, eine der größten Ehrverletzungen. Vgl. BERG, Regulating war, S. 55f. „Jemanden zum Schelmen machen“ hieß, in Kriegsgerichtsverfahren einen Straftäter für ehrlos zu erklären, aus der Armee zu verstoßen und der Stadt/des Landes zu verweisen; WAAS, Chroniken I, S. 127. Zur grobianischen Schimpfartistik der Soldaten vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 36f.: „Die soldaten thun unse große uberlast, die manß personen mußen ihr dieb, schelm, boßwicht und hunde sein, die weibs personen ihr schand und brand, hurn auch, ihr hexen und zauberinnen. (57v) Ihr fluch und wunsch ist schrecklich, nicht allein die alten fluch der kriegs knecht und marter hansen, sondern neu fluchen, so der sathan herfur gebracht, als das dich der donner, blitz und hagel schlag“.

[541] N Roppert [Rippert] [ – ], schwedischer Regimentsauditor. – Auditor: militärischer Justizbeamter: Richter eines Unterkriegsgerichts, der für sämtliche militärische Gerichtssachen innerhalb eines Regimentes und dessen Trosses zuständig war. Mit dem Unterkriegsgericht stand der Auditeur einer Instanz vor, die im 17. Jahrhundert das genossenschaftliche Schultheißengericht (vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 54ff.) ablöste, und so war der Auditeur kein erfahrener Söldner, sondern ein ausgebildeter, nicht dem Regiment angehörender Jurist (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 141ff.), der aus der Beamtenschaft des Kriegsherrn rekrutiert wurde. Er unterstand dem Befehl des Obristen, erhielt aber nur 20 Rt. samt Gebühren pro Monat und war deshalb empfänglich für „Verehrungen“, zumal auch er meist mit Familie, immer aber mit Gesinde und einem Soldatenjungen reiste. Er wurde in der Regel auf die Initiative des Feldmarschalls bzw. des Obristen hin tätig. Ihm waren zwölf Geschworene und ein Gerichtsschreiber zugeordnet. Der Auditeur bedurfte der Erfahrung in Inquisitions- und Kriegsprozessen sowie in bürgerlichen und natürlichen Rechten, genoss aber teilweise ein recht fragwürdiges Ansehen. Die nach den Grundsätzen des Militärstrafrechts verhängten Urteile betrafen zumeist Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung. Todesurteile wurden teilweise, insbesondere bei entstehenden Unruhen in der Truppe, dem Kommandeur vorgelegt und nach dessen Bestätigung in der Regel öffentlich vollstreckt. Vgl. auch STIELER, Auditeur, über seine Erfahrungen in der brandenburg-preussischen Armee; dazu BERG, Der Spate.

[542] [Bad] Salzuflen [LK Lippe]; HHSD III, S. 48.

[543] Zacharias Werling [ – ], schwedischer Kapitän.

[544] JORDAN, Mühlhausen, S. 265.

[545] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.

[546] JORDAN, Mühlhausen, S. 96.

[547] Sodomie: Unter Sodomie, dem abscheulichsten Sittlichkeitsverbrechen im Verständnis der Zeit überhaupt, verstand man Homosexualität wie auch „bestialitas“, d. h. Unzucht mit Tieren. Die Delinquenten wurden mit dem betreffenden Tier bei lebendigem Leib verbrannt, wenn nicht der Täter gnadenhalber vor der Verbrennung stranguliert wurde. Teilweise wurde der Täter aber auch nur ausgestrichen und der Stadt verwiesen; TRÄGER, Magister Adrian Beiers Jehnische Chronika, S. 53. Im ländlichen Bereich oder in den Heeren war diese sexuelle Devianz angeblich alltäglich und weitverbreitet. Gerade die „italienischen“ Truppen genossen einen schlechten Ruf. So berichtet ZEITHOFF, Stolberg, S. 277: „Ja es wurde auch zu Erpressung solcher Gelder eine gantze Compagnie zu Fuß unteutscher Italiänischer Völcker den 17. Maji huius anni [1628] hieher gelegt / welche / weil man sie nicht verstehen konnte / grossen Frevel übeten / die Leute sehr quäleten / sich auf freyer Strasse prostituirten / Mägde und Knaben schändeten /ja (ich erstaune über solcher Erzehlung) gantz Sodomitisch mit dem unvernünftigen Vieh / sonderlich mit den Ziegen zuhielten / dass deren etliche sturben / und kein Bürger in einem Jahre fast kein Ziegenfleisch essen wollte“. In der „Constitutio Criminalis Carolina“ Karls V. hieß es unter Art. 116 [CCC, S. 33]: „Item so eyn mensch mit eynem vihe, mann mit mann, weib mit weib, vnkeusch treiben, die haben such das leben verwürckt, vnd man soll sie der gemeynen gewonheyt nach mit dem fewer vom leben zum todt richten“. Aus Erfurt wird berichtet; KRAFFT, mdsz-thulb.uni-jena.de, fol 156 v: „Anno 1643. So hat der Commandant Caspar Ermeß lassen einen den Kopf lassen abhauen und darnach verbrennen mitsamt einer Kuh, dieweil er bei ihr geschlafen“. Im März 1625 wurde ein 80jähriger Greis in Memmingen wegen Sodomie geköpft und verbrannt; SCHORER, Memminger Chronick, S. 130, bzw. S. 138 (1632). Der Stadtrichter und Chronist Matthias Herbst [8.4.1623-nach 1679] aus Greiffenberg berichtet unter 1631; LUGE, Chronik, S. 14: „Den 26. July ist Joachim Lauiber von Hennersdorf selber angegeben, das er mit 3 Pferden; und 2 Kühen Unzucht getrieben, gefänglich eingezogen, nachmahls herauf gehohlet und mit dem Schwerdte zugerichtet, nochmals aufs Holtz geleget, und verbrennet worden“.

[548] Bigamie: Der Zeitzeuge Ludolf von Münchhausen [28.4.1570-21.9.1640 Hessisch Oldendorf] hält in seinen Aufzeichnungen unter 1633 fest; BEI DER WIEDEN, Oldendorf, S. 51: „4. ejusdem [März; BW] wart ein Soldat zu Oldendorff auff dem Marckte gerichtet wegen das er zwey Weyber genohmen“.

[549] Ohr abschneiden: Im Mittelalter war das Ohrenabschneiden häufig mit der Verweisung verbunden gewesen. Bei Diebstahl, Gotteslästerung, Tragen verbotener Waffen und Desertion wurde meist ein Ohr abgeschnitten und an den Galgen genagelt. In der Hannoverschen Chronik heißt es unter 1633; JÜRGENS, Chronik, S. 514: „Den 11. [21.4.1633; BW] ist ein Königsmarkischer Soldate, so entlaufen, und hie unter Caspar von Lühden Stadt-Compagnien angetroffen, vor Linden bey dem Galgen stigmatisiret und das rechte Ohr abgeschnitten durch unsern Nachrichter Meister David“. Das Abschneiden eines Ohres galt als Strafe und Warnung zugleich, in Zukunft ein ordentliches Leben zu führen. Von Caspar Ermes, schwedischer Kommandant in Erfurt, wird berichtet; KRAFFT 156 r – 156 v; mdsz.thulb.uni-jena.de: „1643 hat der Commandant [einem Mann] die Ohren und Nasen abschneiden lassen und den Galgen und das Rad auf die Stirn und die Backen gebrannt, weil er Degen, Sporen, Flore aus der Kaufmannskirche gestohlen [hatte] und auch davon gelaufen war“. Vgl. auch NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 81.

[550] Florbinde: gewebtes Band.

[551] Kirchenraub: Kirchenraub galt als eines der abscheulichsten Verbrechen, in den Kriegsartikeln zumindest mit der Todesstrafe bedroht, und wurde nach Art. 172 der „Constitutio Criminalis Carolina“ generell mit dem Tode durch Verbrennung bei lebendigem Leibe bestraft, im Militärstrafrecht mit dem Tod durch den Strang. Mithin war die Bezeichnung „Kirchenräuber“, mit der die kaiserlich-kursächsischen Soldaten bei HAPPE apostrophiert werden, nach dem „Schelm“ eines der schlimmsten Schimpfworte. Mit Befriedigung stellte z. B. der Stassfurter Pfarrer Möser fest, wie Banér Kirchenraub bestrafen ließ; WINTER, Möser, S. 50. Theatrum Europæum Band 3, S. 616f.: „Unter diesen Crabaten und Polacken ward eine scharpffe Kriegs-Disciplin und gute Ordnung halten / wie dann drey ihrer Soldaten / welche in einem Dorff auß einer Kirchen etwas gestohlen / und darüber ergriffen worden / eine harte Straff haben außstehen müssen / in deme sie alle drey an Pfählen angebunden / und lebendig im Feuer verbrandt worden“. Der Erzgebirgschronist Lehmann über schwedische Truppen (1640); LEHMANN, Kriegschronik, S. 117: „Darbei haben Sie keiner Kirchen geschonet, alle Sacristeyen zerhauen, die Altare gestümmelt, die Orgeln zerrißen, den Ornat, Leich- und Altartücher, kelche weggenommen. Den do ist alles Preiß gewesen, kirchen, kirchengeräthe, Gottesäcker, Epitaphia, Crucifixe, die Sie verstümmelt und verbrandt; in ezlichen kirchen ist die strew von Pferden ellenhoch gelegen. In kirchen haben Sie die verborgenen löcher gefunden, drin die alten die Pepstlichen Kirchengeräthe, Monstrantzen, becken, weihkeßel vermauret hatten, und darvon kein einwohner gewust, und mitgenommen, Die Libreyen der Priester geraubet und aufgeladen“. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 541 (Zwickau 1633): „Ein anderer [Kaiserlicher; BW] hatte ein grün Taffendes Meßgewandt gestolen / und ihm etliche Sachen / unter andern ein paar Kniebänder daraus machen lassen / dem bekam sein Kirchen-Raub übel. Denn im hinaus ziehen ist er gefallen / und ist ihm ein Wagen über die Beine gangen / der hat ihm beyde Beine / eben an dem Ort / wo die KnieBänder herumb gebunden / zerknirscht / und ihn sonst so übel zugericht / daß er in grossen Schmertzen sterben müssen“.

[552] KRAFFT 156 r-156 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[553] PETER, Eisenach, S. 45f.

[554] Robert [Rovert] Gerner [Gairdner, Gardnier, Gardiner, Gärtner] [ – ], schwedischer Obrist.

[555] PETER, Eisenach, S. 47.

[556] Everhard Wassenberg [9.11.1610 Emmerich-nach 1668], Historiograph, Diplomat. Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[557] Hoym, heute Ortsteil von Seeland [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 221f.

[558] Quedlinburg [LK Harz]; HHSD XI, S. 374f.

[559] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite von 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.

[560] Gatersleben [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 132f.

[561] Wegeleben; HHSD XI, S. 486f.

[562] Aschersleben [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 23ff.

[563] Großlohra [LK Nordhausen]; HHSD IX, S. 179f.

[564] WASSENBERG, Florus, S. 528.

[565] Ohne Zustimmung der Stadtobersten.

[566] JORDAN, Mühlhausen, S. 265.

[567] Dachwig [LK Gotha].

[568] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefster Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Taub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen:

Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.«

[569] Christoph Heinrich v. der Goltz [1.1.1600 Klein Mellen-9.9.1643 Damitz], schwedischer Obrist. Vgl. die Erwähnungen bei mdsz.thulb.uni-jena.de/anhang/person_gesamt.php; SCHWARTZ, Neumark; BERG, Regulating war, S. 60f.

[570] Kopfstück: 1 Gulden = 4 Kopfstücke (Schmalkalden), Kopfstück = 2 Groschen = 12 Pfennige.

[571] Zit. bei BERG, Regulating war, S. 62; PLEISS, Ermes; PLEISS, Finnische Musketiere; PETER, Eisenach.

[572] MANKELL, Uppgifter, S. 279.

[573] MANKELL, Uppgifter, S. 281.

[574] Jost [Jobst] Sigismund Treusch v. Buttlar-Markershausen [ – ], schwedischer Obrist.

[575] Syndikus: Sachwalter, Berater, Advokat oder Bevollmächtigter einer Gemeinde, einer Stadt, einer Republik, eines Kollegiums oder einer Zunft. [In Schmalkalden betrug die Besoldung 1632 90 fl. im Jahr, 5 Malter Korn, 6 Klafter Holz und 6 Schock Reisig; zudem war er von Wache, Steuern und Einquartierung befreit; WAGNER, Pforr, S. 114.]

[576] JORDAN, Mühlhausen, S. 266.

[577] BRAUN, Marktredwitz, S. 222.

[578] Auerbach [Vogtland]; HHSD VIII, S. 12f.

[579] Höflas, heute Ortsteil von Konnersreuth [LK Tirschenreuth].

[580] Konnersreuth [LK Tirschenreuth].

[581] BRAUN, Marktredwitz, S. 222f.

[582] Losschuss, loseschus: Losungsschuss, Signal.

[583] Waldeck [LK Tirschenreuth].

[584] Vorholz: DWB Bd. 26, Sp. 1213: „gewöhnlich lichter waldsaum, unterholz am waldrande; besonders auch wenn es andere eigenthümer hat als der eigentliche wald (Jacobsson 8, 112b); nach Adelung ein vom groszen walde durch freies land getrenntes waldstück: umb diese zeit hat es viel wilder sew auff dem Hartz in den vorhöltzern gegeben C. Spangenberg mansfeld. chron. (1572) 483a; ein vorholtz ist ein holtz, das vor einen groszen wald daran stoszet und nicht der herrschaft zugehöret“.

[585] BRAUN, Marktredwitz, S. 223.

[586] Kirchenthumbach [LK Neustadt a. d. Waldnaab].

[587] Eschenbach i. d. OPf. [LK Neustadt/Waldnaab], HHSD VII, S. 186.

[588] BRAUN, Marktredwitz, S. 228.

[589] Otto Christoph [I.] v. Rochow [Rochau, Rochauer, Rockow] [Februar 1607-17.1.1659 Ribe/Jütland], schwedischer Obrist.

[590] N Rosenkranz [ – ], schwedischer Obristleutnant.

[591] JORDAN, Mühlhausen, S. 258f.

[592] N Steußing [Steysing, Strußing] [ – ], schwedischer Rittmeister.

[593] JORDAN, Mühlhausen, S. 98.

[594] N Schmidt [Schmitt] [ – ], schwedischer Kommissar, Obristleutnant

[595] N Schumann [ – ], schwedischer Rittmeister.

[596] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[597] Christina Königin v. Schweden [17.12.1626 Stockholm-19.4.1689 Rom]. Vgl. FINDEISEN, Christina von Schweden; HERMANNS, Christina Königin von Schweden; BUCKLEY, Christina; HEYDEN-RYNSCH, Christina von Schweden.

[598] wie mit Gesang so auch mit Instrumenten.

[599] JORDAN, Mühlhausen, S. 272.

[600] Gottfried Huyn van Geleen, Freiherr u. Graf v. Amstenrade u. Geleen [um 1598-27.8.1657 Alden Biesen],bayerischer u. kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).

[601] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesberg [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Feldmarschall. Vgl. auch die Erwähnungen bei BACKHAUS, Brev 1-2.

[602] Johann Philipp v. Schönborn [6.8.1605 Laubuseschbach-12.2.1673 Würzburg], Erzbischof v. Mainz, Fürstbischof v. Würzburg. Vgl. WILD, Johann Philipp von Schönborn.

[603] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.

[604] HOCK, Kitzingen, S. 125.

[605] Walbenreuth, heute Ortsteil von Waldershof [LK Tirschenreuth].

[606] Wolfersreuth, heute Ortsteil von Waldershof [LK Tirschenreuth].

[607] Poppenreuth [seit 1978 Bestandteil der Gemeinde Waldershof].

[608] BRAUN, Marktredwitz, S. 228f.

[609] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.

[610] BRAUN, Marktredwitz, S. 239.

[611] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.

[612] Sichersreuth, heute Ortsteil von Bad Alexandersbad [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[613] Groschlattengrün, heute Ortsteil von Pechbrunn [LK Tirschenreuth].

[614] Hau: Verhau.

[615] Mitterteich [LK Tirschenreuth].

[616] Arzberg [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 31f.

[617] Thiersheim [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[618] Kastner: Amtmann über alle Einkünfte.

[619] Bisher nicht identifiziert.

[620] BRAUN, Marktredwitz, S. 242f.

[621] Pomezná (Markhausen), heute Ortsteil der Gemeinde Libá [Bez. Cheb].

[622] Pirk [LK Neustadt a. d. Waldnaab].

[623] Stein, heute Ortsteil von Gefrees [LK Bayreuth].

[624] Georg Druckmüller [Truckmüller, Truckmiller] v. Mühlburg, Freiherr zu Prunn, Herr zu Roggenstein [ -27.4.1659], kurbayerischer Feldmarschallleutnant.

[625] streifenförmiges Ablösen einzelner Hautpartien, wobei zur zusätzlichen Peinigung die Wunde mit Salz und Pfeffer eingerieben oder heißes Öl in sie gegossen werden konnte. Tilly entschuldigte im Niedersächsisch-Dänischen Krieg die Gewalttaten seiner neugeworbenen und unerfahrenen Soldaten, die von den Bauern immer häufiger angegriffen wurden und ungeachtet ihrer eigenen Herkunft aus bäuerlichen oder unterbäuerlichen Schichten diese als Feinde ansehen mussten, damit, dass „die Bauern durch ihren beharrlichen und vermittelst bei sich habender Directorn und Offizierern besteiften Ungehorsam und rebellische Mordthaten es verdient hätten, als ob sie die Bauern nit auch der Soldaten Weib und Kinder schänden und schinden, Ohren und Nasen, Händ und Füß, ja gar die Häls und Häupter mit Aexten, auch den vornehmsten Offizieren unter den Soldaten greulich abhauen und theils lebendig schinden, ihnen Riemen aus den Leibern schneiden und sie also lebendig liegen lassen thäten, wie bei Holzminden und anderen Orten den Soldaten wahrhafftig beschehen“ sei. OPEL, Der niedersächsisch-dänische Krieg Bd. 2, S. 247. Vgl. dazu die Strafexpedition des kaiserlichen Obristen Pecker v. der Ehr gegen Harzschützen u. deren Hinrichtung in Halberstadt, wo ihnen „Riemen ausgeschnitten“ wurden; BOBLENZ, Aktionen, S. 105f.; BOBLENZ, Aktionen, S. 294, Anm. 96: Pecker habe die „Hartzbauren gar erbärmlich in Halberstadt hinrichten, rädern, spiessen, mit glühenden Zangen ziehen, auch zum theil Riemen ausschneiden, andre aber köpfen und hängen lassen“. BÖTTCHER, Halberstadt, S. 182. Zum »Riemenschneiden« im Strafvollzug HEINEMANN, Richter, Abb. 114.

[626] BRAUN, Marktredwitz, S. 244.

[627] Johann Reichwaldt [Reichvald, Reichwald, Reichwalt, Rauchwald] [9.11.1609 Semcaden-28.2.1662 Kemnitz], schwedischer Obrist.

[628] Bad Langensalza [Kr. Langensalza]; HHSD IX, S. 33ff.

[629] Adam Weeße [ – ], schwedischer Rittmeister.

[630] PETER, Eisenach, S. 49f.

[631] Konstabel: Geschützmeister (Schütze), Kriegshandwerker, der auch für schwere Festungs- und Belagerungsartillerie Rohre und Geschosse herstellte. Er musste Richten und Laden, Instandhaltung und Reparatur beherrschen. Stückgießer und Büchsenschmiede wie Pulvermacher arbeiteten unter seiner Anleitung. Gut bezahlte Büchsenmeister nahmen an Kriegszügen teil und genossen eine bessere Verpflegung als Soldaten. Der Büchsenmeister unterstand dem Zeugmeister, der sie auch anwarb, im Gefecht hatte der (General)Feldzeugmeister den Befehl.

[632] 1 Malter = ca. 500 kg.

[633] Biereige: vererbbares Privatrecht auf Bierbrauen und Ausschank; ist kein Erbe vorhanden, fällt das Recht an den Rat zurück, der es ausschließlich an nicht zünftisch organisierte Bürger weitergibt. Der Biereige musste vom Rat und den Stadtviertelsvormunden der Biereigen-Genossenschaft bestätigt werden musste. Nach Zahlung des jährlichen Braugeldes – der sogenannten „Bierwette“ – , durfte er zu einem nach Los festgelegten Termin, ein Bier brauen und ausschenken.

[634] Branntwein: als Arznei verwendet, besonders gegen die Pest, später allgemein das billige Getränk des armen Mannes, mit Wasser gemischt, um dieses teilweise zu desinfizieren, dann durch Bier weitestgehend abgelöst. Branntwein hatte eine lange Lagerfähigkeit und half, Ernteüberschüsse (Obst und Getreide) abzubauen, zumal auch schlechtere Qualitäten verwendbar waren und die Abfälle als Viehfutter verwertet werden konnten. Vor Angriffen oder bei Ausfällen wurden den Soldaten, um ihnen Mut zu machen, regelmäßig Branntwein ausgeschenkt.

[635] KRAFFT 88 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[636] N Bohner [Bohn] [ – ], schwedischer Obrist.

[637] Comitat: Gefolge.

[638] Lennart Torstensson [Torstensohn, Torsten-Sohn], Graf zu Ortala u. Freiherr v. Virestad [17.8.1603 Forstena im Kirchspiel Västra Tunhem (Västergötland)-7.4.1651 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.

[639] Arvid [Arwid, Ernst, Arfulch] Wittenberg [Wittenbergk, Wirtenberg, Wirtenburg, Württemberg(er), Württenberg] v. Döbern u. Nyborg [1606 Porvoo-7.9.1657 Zamość], schwedischer Generalmajor.

[640] Jöran [Jörgen, Jürgen, Jyri, Georg] Paykull [Paickel, Paijkull, Peikel, Peikul, Peykel, Patkul, Beckel, Beykel, Bickell, Pryckel, Poiquel, Putkul (Patrulius)] [2.5.1605 Reval-1.2.1657 Stockholm], schwedischer Generalmajor.

[641] 1 Malter = ca. 500 kg.

[642] 1 Fass = [co: wieviel ? das sind im Sächs. immerhin 393 Liter.]

[643] Dr. Matthias Lehmann, Syndikus von Mühlhausen.

[644] Musterschreiber (Feldschreiber): Schreiber, der bei der Musterung der künftigen Söldner deren Name, Alter, Herkunft, Gewerbe und bereits unter anderen Kriegsherren abgeleistete Dienstjahre in der Musterrolle verzeichnete. Er teilte auch die Löhnung aus, führte die Korrespondenz und fertigte Pässe und Abschiede aus. In der kurbrandenburgischen Armee erhielt er 1620 je nach Regiment 12-16 fl.

[645] N Legat [ – ], schwedischer Rittmeister.

[646] Barfüßerkirche: Die Kirche am Anger wird 1182 erstmals urkundlich erwähnt, 1591 wird der Turm Glockenturm der Barfüßerkirche, 1660 wurde sie beim Großen Stadtbrand zerstört, 1668 erfolgt der Abbruch der Kirche. Der Turm blieb bis heute erhalten. Die ehemals katholische Kirche war während der schwedischen Besetzung Erfurts protestantische „Hauptkirche“ für die schwedischen Gesandten und ihre Verbündeten, wo die jeweiligen Konventstage des „Heilbronner Bundes“ eröffnet wurden.

[647] carnifex: Scharfrichter (auch Henker, Freimann, Nachrichter, Kasperer oder Schinder). Aufgabe des Regimentsscharfrichters war die Enthauptung, während ein Henker Hinrichtungen mit dem Strang vollzog. Die Hinrichtung erfolgte zur Abschreckung stets öffentlich. Der Scharfrichter im Militärdienst bezog einen festen Sold, während der zivile Scharfrichter die ihm entstandenen Kosten auflisten musste. Die übliche „Unehrlichkeit“ des zivilen Scharfrichters scheint im Militär aufgehoben gewesen zu sein. Zum Teil nahm auch in Abwesenheit eines „carnifex“ der Profos dessen Aufgaben war. => Scharfrichter.

[648] im Kreis erschießen: gemeint ist hier archibusieren: zur Strafe mit einer Arkebuse CALLOTL'arquebusadeerschießen, im Militärrecht als Strafe für untere Dienstränge (z. B. Art. 43 des schwedischen Militärrechts) vorgesehen, noch nach dem Dreißigjährigen Krieg üblich; GÖRLICH, Geschichte, S. 501. HERBST berichtet in seiner Chronik von Greiffenberg: „1649 den 3. Novemb. seiner Diebereÿ auf dem Markte Archibusiret, und nieder geschoßen, und weill er die ersten 2 Schüße nicht recht troffen worden, stund er wieder auf, und hätte sich lieber loß gemacht ward aber also balde wieder vor den Kopff geschoßen, und alßo hingerichtet“. HERBST, Chronik, S. 50. Gefangene Soldaten, die sich nicht unterstecken lassen wollten, wurden ebenfalls arkebusiert. Vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 174 (1634), S. 359 (1638). GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 268 [1642]: „In solcher Zeit hat ein Reuter einen armen Taglöhner, Linhard Schleichern, auff dem Unter-Rasen über seiner Arbeit mit vielen Hieben und Stichen dergestalt ohne einige gegebene Ursach verwundet, daß er vor tod herein getragen worden, gleichwol durch Gottes Gnad und angewänden Fleiß der Wund-Aertzte wieder zu recht gebracht, der Reuter aber ist, andern zum Abscheu, auff dem Marckt allhier archibusiret worden“. THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 591 (1641): „Solchemnach haben wir Vrsach den Wege auch nach dem vnterRhein vnnd zum Theil in Westphalen zunehmen: Da vns dann ein historia jocoseria [spaßhaftes Ereignis], oder lächerlichen ernstes / von einē Eppischen Soldaten / der Nation ein Curländer so im Ende voriges Jahrs zu Söest vermög ergangenen Gerichts hat hangen sollen / aber archibusiret zu werden immer gebetten / vorkom̃et: Welcher vber dieser Execution an Galgen kommen / vnd schon im erworgen gewesen / dene der Scharpffrichter für tod gehalten / aber eine eylende Post kommet / er solle archibusiret werden: als ihn nun der Hencker auff ernstliches zusprechen der Vmbstehenden werden: als loß geschnitten gehabt / vnd er mit Wasser angesprützet worden / ist er wider zu sich selbsten kommen / vnnd den fragenden Vmbstehenden sagen wollen / wie ihm gewesen seye / hat er geantwortet / daß er es nicht wisse / sondern ihm seye nunmehr / als wann er auß einem tieffen schlaff kommen were: Darauff der Obr. Eppe ihm das Leben geschenckt“. Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr, eine Waffe für leichte Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Sie erhielt ihren Namen vom hakenförmigen Hahn der Luntenklemme, der das Pulver in der Zündpfanne entzündete.

[649] Stockhaus: http://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/s/ks34595.htm: „ein Haus oder Gebäude, in welchem sich mehrere Gefängnisse zur Verwahrung der Gefangenen befinden. Von Stock, ein Klotz, ingleichen Gefängniß. Man pflegt gewöhnlich einen Unterschied zwischen Stockhaus und Zuchthaus zu machen. In das Letztere bringt man solche Gefangene, die zur Correktion und Arbeit verurtheilt werden, in das Erstere alle schwere Verbrecher, Straßenräuber, Bandendiebe, Mörder, Mordbrenner etc., daher sind in dem Stockhause auch die Gefängnisse dunkel, und nur durch kleine, mit Stäben verwahrte Fenster kommt so viel Licht und Luft hinein, als man für nöthig hält. In das Stockhaus werden daher boshafte Verbrecher eingesperrt, von denen man wenig oder gar keine Besserung erwartet, und die hier entweder ihre Zeit auf gewisse Jahre absitzen müssen, oder welche zum Tode verurtheilt werden“.

[650] KRAFFT 169 v – 170 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[651] Hay: bisher nicht identifiziert.

[652] Bibra [LK Schmalkalden-Meiningen].

[653] WASSENBERG, Florus, S. 693.

[654] Bibra; HHSD IX, S. 49f.

[655] Gastereien, Bankette: Zweimal täglich ein Gericht mit zwölf Gängen für einen Obristen war üblich, dazu kamen über den Tag verteilt weitere „kleinere“ Mahlzeiten. Alle Chargen hielten je nach Rang so genannte „Tische“ zu 10-12 Personen, deren Verpflegung der jeweilige „Wirt“ zu stellen hatte. In der Regel pflegte man reihum zu speisen. Vgl. die kaiserliche Einquartierungsordnung Melchior von Hatzfeldts für Westfalen (1636 III 09): „Wirt ebenmeßigh geklagtt, daß nicht allein die officierer, sondern auch die soldat(en) mitt ubermeßigem banquitier(en), sonderlich mitt verschwendungh vieler weins und geträncks den armen mahn gentzlich außlaugen, derenthalb(en) ein jeder und alle hiemit erinnert, das, was sie dergestalt uppich verzehr(en), ihnen an der contribution abgehe“. Vgl. die Klagen aus Köthen, 8./18.2.1634; KRAUSE, Urkunden 2. Bd., S. 635: „Durch die vielfelltige Gastereyen, so täglich vnter den Reitern vnd Officirern vorgehen, do dan unaufhörlich gesoffen wirdt, tag und nacht, darüber die Wirthe geschlagen, mit blosem Degen ausgejagt vnd die Preßuren duplirt würden“.SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 127. Bürgermeister und Rat von Büren schrieben an die kurfürstlich-kölnischen Beamten in Paderborn und an den Edelherren Moritz von Büren über Vorfälle der am 1.4.1626 erfolgten Einlagerung einer Korporalschaft der Leibgarde des ligistischen Generalwachtmeisters Timon von Lintelo, Büren, 1626 April 15; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 185: „Bey Lübbertt Drevelnn ist ein reformirter corporal, so ein matresse bey sich gehapt, einlogirt gewest. Gleich wie der [Corporal; BW] einkommen, hat ihme der wirt nach zustandtt dieser orther unnd settigungh eines ehrlichen menschenn gnugsame speißenn, alß nemblich saurs krautt mit einer bratt- oder metwurst, ein schaffschinckenn, ein stück gerauchert rindtfleisch, ein außgeweßerten schweinenn potharst, dabei, dabei einen halben schaffenn käß nebenn butter aufgesetztt. Der corporal wirfft die speisenn mehrnntheilß zur dehl hinauß, unnd sagtt mit entrustungh zu seinem wirth, solche speisenn solte er einem hudler gebenn. Ob er meinte, das er ein hudler vor sich hette. (46) Er hette woll beßer speiß dem bettler vor die thuer gebenn etc., unnd will sich nicht stillen laßenn, biß ihme der wirth folgendenn tags nach seinem willenn schincken, hüner, kalbfleisch etc. aufzutragenn verpflichtet“. Nach der schwedischen Kammerordnung, 1635 X 04 (Geheimes Staatsarchiv Berlin-Dahlem I – 34 -179 b) hatte Oxenstierna den Anspruch pro Monat und gemeinen Reiter auf 4 ½ Rt., 60 Pfd. Brot und 60 Feldmaß Bier festgelegt. Im Juni 1634 sollte Generalkriegskommissar Ossa Erzherzogin Claudia von Tirol raten, den nach besserer Verpflegung begehrenden hohenemsischen Soldaten gegebenenfalls durch das Landvolk „die Hälse entzwei schießen“ zu lassen, was Claudia nicht tat, um eine weitere Eskalation der Lage zu vermeiden; SCHENNACH, Soldat, S. 71. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt geforn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaiser und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. PAPKE, Landsknechte, S. 22:Ende 1618 wurden Reiter in Altendresden einquartiert. Ihre Verpflegung regelte ein kurfürstliches Mandat vom 8. November. Es sah für ein Frühstück Butterwecken vor sowie Brot, Butter, Käse und Bier. Zum Mittag sollte Suppe geben mit Rahm, Butter, Eiern, Muskatnelken und Semmeln, danach 5 Pfd. Rindfleisch mit Meerrettich, eine Hammelkeule, Zugemüse, Butter und Käse, Brot und Semmeln und pro Person 2 Kannen »hiehisches« Bier. Dazu wurden Salz, Würze, Essig, Schmalz, Holz für den Herd, Licht für Stuben und Ställe gerechnet, für 9 Personen insgesamt 2 Gulden, 11 Groschen, 6 Pfennige. Unkosten für Bett- und Tischwäsche wurden erwähnt, aber nicht berechnet“. 1619 mussten ins Lager bei Themar geliefert werden: Rindsmäuler, Gelüng, Rindsmagen, Gekröse, Sülze, Zungen, Rindsherz, Rindsfüße, Rehwild geliefert werden. Dazu kamen Konfekt, Mandeln, Rosinen, Feigen, Nürnberger Küchlein (Lebkuchen), Reis, Muskatblüten, Peffer, Nelken geliefert werden. Vgl. ERB, Die ersten Kriegsereignisse, S. 10f.

[656] Trompeter: Eigener, mit 12 fl. monatlich wie der Trommelschläger recht gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.

[657] WAGNER, Pforr, S. 168.

[658] Discretion: Die „discretio“, eigentlich ein Begriff aus dem Klosterleben der Benediktiner, war die Kunst und Gabe der weisen Unterscheidung, die das Zuviel wie das Zuwenig zu vermeiden und in allem das rechte Maß zu finden versucht. Die „Diskretion“ war ein „Ehrengeschenk“, das von ein- oder durchziehenden Offizieren eben je nach Rang im „rechten“ Maß erwartet oder auch erzwungen wurde und in Geld- oder Sachleistungen der verschiedensten Art bestand.

[659] Verehrung: Schenkung: Derartige „Schenkungen“,auch „Discretionen“, zutreffender aber „corruptiones“ genannt, waren von Anfang des Dreißigjährigen Krieges an zumeist erzwungene oder von vornherein erwartete Leistungen in Geld- oder Sachwerten an die Offiziere einer Einheit bis hin zu den untersten Rängen, die den Stadt- oder Gemeindehaushalt je nach Umständen erheblich belasten konnten. Diese mehr oder minder freiwilligen „Verehrungen“ waren zur Abwendung von Einquartierungen oder zur Durchführung rascher Durchzüge gedacht. Sie waren je nach Rang des zuständigen Offiziers gestaffelt und wurden von diesen als fester Bestandteil ihres Einkommens betrachtet, zumal Soldzahlungen nicht selten ausblieben. Sogar ein Willkommensgeld beim Einzug der Offiziere wurde erwartet. Vgl. ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet.

[660] krämpeln: hökern, mäkeln, schachern, feilschen; DWB Bd. 11, Sp. 2008; hier verhökert.

[661] JORDAN, Mühlhausen, S. 279.

[662] Schmittstedt existiert heute nicht mehr.

[663] Das heute eingemeindete Dittelstedt lag östlich von Erfurt.

[664] Sturmpfähle: vor Brustwehren und Wällen eingerammte Holzpfähle mit zugespitztem Ende (bevorzugt Weinbergpfähle), als Abwehr gegen anstürmende Soldaten.

[665] KRAFFT 173 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[666] Kommende: Ordenshaus der Johanniter oder des Deutschen Ordens, von einem Komtur geleitet, auch Komturei genannt.

[667] Griefstedt [LK Sömmerda].

[668] Donation: Schenkung, Übertragung. Ursprünglich im Römischen Recht eine unentgeltliche Zuwendung. Diese schwedische Art der „Schenkung“ von nach dem „Kriegsrecht“ angeeigneten weltlichen und geistlichen Besitzungen unterschiedlicher Größe wegen rückständigen Solds etc. war jedoch nicht immer kostenlos. Neben der gewöhnlichen Kontribution mussten noch ganz erhebliche Summen aufgebracht werden. So musste sich etwa Bernhard von Sachsen-Weimar für das „Herzogtum Franken“ verpflichten, innerhalb von 4 Jahren 600 000 Reichstaler an die Krone Schweden zu bezahlen und mit den im Heilbronner Vertrag (April 1633) vereinbarten Zahlungen zu beginnen. Zudem wurde Reichskanzler Oxenstierna und schwedischen Gesandten kostenlose Bewirtung versprochen, Bernhard von Sachsen-Weimar übernahm auch die hohen Schulden der beiden Stiftern (Würzburg und Bamberg) und musste zudem den Schweden den Besitz alles vorhandenen Getreides und des Weines einräumen. Das „Herzogtum Franken“ bestand vorwiegend aus den Hochstiften Bamberg und Würzburg. Die wichtigen Festungen Königshofen und Marienberg in Würzburg blieben jedoch in schwedischem Besitz. Vgl. DEINERT, Die Schwedische Epoche; SCHAROLD, Geschichte.

[669] Ballei: Beim Deutschen Orden bildeten in späterer Zeit mehrere Komtureien eine Ballei unter einem Landkomtur.

[670] Deutscher Orden: Der Deutsche Orden (auch Ordo Teutonicus, Ordo domus Sanctae Mariae Theutonicorum Ierosolimitanorum, Orden der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem, Deutschherrenorden, Kreuzritterorden, Deutschritterorden oder Deutscher Ritterorden) (abgekürzt OT = Ordo Teutonicus) ist ein geistlicher Ritterorden und war maßgeblich an der Deutschen Ostkolonisation beteiligt. Seit 1929 ist er ein klerikaler Orden. Er ist neben dem Johanniter- bzw. Malteserorden und den Templern der dritte große Ritterorden, der in der Zeit der Kreuzzüge gegründet wurde.

An der Spitze des Deutschen Ordens stand der Hochmeister, der jeweils auf Lebenszeit gewählt wurde. An seiner Seite standen fünf Großgebietiger: der Großkomtur als Statthalter des Hochmeisters, der Marschall mit Zuständigkeit für das Heerwesen, der Tressler in der Funktion des Schatzmeisters, der Trapier in Verantwortung für die Ausrüstung und der Spittler als Leiter des Hospitalwesens.
Daneben gab es einige Provinzialobere: den Deutschmeister für die zwölf deutschen Ordensballeien, der seit 1494 Reichsfürst war, und seit 1525 nach der Säkularisierung des Ordensstaates, das Hochmeisteramt verwaltete und daher später auch als Hoch- und Deutschmeister bezeichnet wurde. Der Landmeister für Livland sowie Landkomture für die Ordensgebiete außerhalb Deutschlands. Der Orden setzte sich aus dem Mönchsgelübde verpflichteten Priester- und Ritterbrüdern zusammen sowie aus dienenden Halbbrüdern. Das Ordenszeichen ist ein schwarzes Tatzenkreuz auf weißem Grund. Zur typischen Ordenskleidung gehört für die Geistlichen, welche Soutane, Halskreuz und Brustkreuz tragen, ein weißer Mantel, auf dem rechtsseitig ein graues Kreuz angebracht ist. Der Wahlspruch des Ordens lautet „Helfen, Wehren, Heilen“. [wikipedia]

[671] Kastnerei: Einnahmeamt.

[672] Fritzlar [Schwalm-Eder-Kreis]; HHSD IV, S. 149ff.

[673] Felsberg [Schwalm-Eder-Kreis].

[674] Revenuen: Einkommen, Einkünfte.

[675] Komtur: Vorsteher der Niederlassung eines Ritterordens, führt eine Komturei (Kommende). Beim Deutschen Orden bildeten in späterer Zeit mehrere Komtureien eine Ballei unter einem Landkomtur.

[676] Prager Frieden: Der in Folge der schwedischen Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen (5./6.9.1634) vereinbarte Prager Frieden zwischen Johann Georg I. von Sachsen und Kaiser Ferdinand II. wurde am 30.5.1635 unterzeichnet. Bei diesem Friedensschluss, dem fast alle protestantischen Reichsstände beitraten, verzichtete der Kaiser auf seinen Anspruch, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 allein zu interpretieren und damit das Restitutionsedikt von 1629 durchzuführen (vgl. s. v. „Religionsedikt“); Ergebnis war eine begrenzte Festschreibung des konfessionellen Status quo. Weitere Ergebnisse waren: die Festschreibung der Translation der pfälzischen Kurwürde auf Bayern, der Ansprüche Sachsens auf die Lausitz und die Bildung eines Reichsheers (wobei Johann Georg von Sachsen und Maximilian I. von Bayern eigene Korps führen ließen, die als Teil der Reichsarmee galten), die bestehenden Bündnisse waren aufzulösen, fremde Mächte sollten den Reichsboden verlassen, etwaige Ansprüche auf den Ersatz der Kriegskosten seit 1630 wurden aufgehoben, eine allgemeine Amnestie sollte in Kraft treten. Zudem kann der Prager Frieden als einer der letzten kaiserlichen Versuche betrachtet werden, ein monarchisches System im Reich durchzusetzen. Maßgebliches Mittel dazu war die so genannte Prager Heeresreform, mit der der Kaiser den Versuch unternahm, nahezu alle reichsständischen Truppen unter seinen Oberbefehl zu stellen und zugleich den Ständen die Finanzierung dieses Reichsheeres aufzuerlegen. Diese Vorstellungen ließen sich ebenso wenig verwirklichen wie das Ziel, durch die Vertreibung der ausländischen Mächte Frankreich und Schweden zu einem Frieden im Heiligen Römischen Reich zu gelangen. HAPPE schätzte den Prager Frieden zu Recht als trügerisch ein; Happe I 396 v – 397 r, mdsz.thulb.uni-jena.de; vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik, S. 87. Zur Forschungslage vgl. KAISER, Prager Frieden.

[677] Adam Wilhelm von Kettler [-September 1645 Erfurt].

[678] Melchior Kannegieser [Kangießer] [ – ], Diener von Ermes‘ Sekretär.

[679] Philipp Leopold v. Neuhoff [ – ], Landkomtur v. Hessen 1668-1669. Vgl. ANDERSON, Geschichte der Deutschen Ordens-Commende Griefstedt, S. 173f.

[680] FEDER, Historisch-Diplomatischer Unterricht, S. 61f.

[681] Wahrscheinlicher ist die Transkription „Cont[u]rn“ für Comtur“.

[682] Tanzboden: Zur besseren Kontrolle der z. T. recht ausschweifenden Tanzveranstaltungen war der Tanzboden auf dem Rathaus untergebracht.

[683] Andreas v. Sommerfeld [Sommerfeldt] [1608-16.9.1681], schwedischer Obristleutnant.

[684] KRAFFT, fol. 200 v; http://www.mdsz.thulb.uni-jena.de. Undatiert, wird hier unter 1652 (!) zugerechnet.

[685] Komturhof: Gemeint ist der Comthurhof in der Comthurgasse 4, im Renaissance-Stil 1573 erbaut. Der Deutsche Ritterorden, einer der drei großen mittelalterlichen Ritterorden, hatte 1198 das Gebäude vom Kloster Reinhardsbrunn erworben und von 1223 bis 1230 den Hof aufgebaut. An der Spitze des Deutschen Ordens stand der auf Lebenszeit gewählte Hochmeister, wurde. An seiner Seite standen fünf Großgebietiger: der Großkomtur als Statthalter des Hochmeisters, der Marschall mit Zuständigkeit für das Heerwesen, der Tressler in der Funktion des Schatzmeisters, der Trapier in Verantwortung für die Ausrüstung und der Spittler als Leiter des Hospitalwesens. Daneben gab es einige Provinzialobere: den Deutschmeister für die zwölf deutschen Ordensballeien, der seit 1494 Reichsfürst war, und seit 1525 nach der Säkularisierung des Ordensstaates das Hochmeisteramt verwaltete und daher später auch als Hoch- und Deutschmeister bezeichnet wurde, der Landmeister für Livland sowie Landkomture für die Ordensgebiete außerhalb Deutschlands. Der Orden bestand aus dem Mönchsgelübde verpflichteten Priester- und Ritterbrüdern sowie aus dienenden Halbbrüdern. Die Hauskirche des Ordens war die Nikolaikirche in Erfurt. Vgl. WEIß, Deutscher Orden, S. 125ff. [mdsz]

[686] Scherndorf [heute Ortsteil von Weißensee [Kreis Sömmerda], Waltersdorf [Kreis Sömmerda] und Riethgen [LK Sömmerda].

[687] N Fiedler [ – ], Leutnant.

[688] Malter: 1 Malter (Erfurt) = 772,3252 Liter.

[689] Johann Fuchs [ – ], Komtur. Vgl. ANDERSON, Geschichte der Deutschen Ordens-Commende Griefstedt, S. 145ff.

[690] „Handschriftliches Verzeichniß mehrerer Urkunden und Sammlung einiger Notizen zur Geschichte der Commende von dem Comthur Philipp Leopold von Neuhoff. 1651“.

[691] Andreas Gombracht [Gombrecht] [ – ] Ratsherr, Kaufmann und Biereige in Erfurt, wohnhaft „Zum Großen Siebenbürgen“ (Markstr. 21 und Große Arche 18), 1615 an Vaterstelle von Georg Gombracht in Gotha aufgenommen worden, 1638 Saflorhändler und Biereige in Erfurt, Kämmerer 1649 − 1654, Ratsmeister 1659, 1663, Anderer Ratsmeister 1665, 1668. BAUER, Erfurter Ratsherren, Nr. 196. Gombracht betrieb in Erfurt ein Waisenhaus.

[692] Anm.: „In einem Bericht des Amtsschössers Henning zu Weißensee vom 1. März 1700 heißt es, ‚daß Kettler auf meuchelmörderische Weise von einem Kerl, Namens Kannegieser erstochen, nach dessen Tode Ermes sich die Commende ex jure belli angemaßet etc.‘ “

[693] Exekution: (notfalls gewaltsame) Umsetzung von Bestimmungen und Auflagen; Zwangsvollstreckung, Zwangseintreibung von Kontributionen. Das Militär setzte dafür gern die allseits gefürchteten Kroaten ein; LEHMANN, Kriegschronik, S. 68f., 70. Die Bürger hatten den zwangsweise bei ihnen einquartierten Soldaten Wohnung, Holz, Licht, Salz und Lager zu gewähren und für jeden Tag und Mann z. B. ein Kopfstück zu zahlen, bei halben Tagen dementprechend ein halbes Kopfstück und bei einzelnen Stunden im Verhältnis weniger, bis die fragliche Summe aufgebracht war. Der Memminger Arzt Christoph Schorer [2.12.1618 Memmingen-12.2.1671 Memmingen] schreibt in seiner „Chronick“ eine derartige Exekution, SCHORER, Memminger Chronick, S. 146f.: „Was die Soldaten / im Hornung / Merzen vnd April [1637; BW] / vor grewliche Tyranney geübet / die Thor gesperret / den vornembsten Burgern eingefallen / eine grosse Summa gelt zuerpressen / ist vnbeschreiblich. Zu diesem Elend kam noch ein Verbott / vnd Ringerung etlicher Müntzsorten im Römischen Reich / also daß der arme Mann vmb sein gering übrigs Geltlen kein bissen Brodt bekom̃en konnte. O deß grossen Elendts ! über diesen grossen Jam̃er / kam im Mayen Ordinantz / daß die Stadt 1 ½ Regiment vom Piccolominischen Volck verpflegen solle: Darzu man Monatlich 3200. Gulden geben muste. Als man den 10. May durch einen Commissarium mit den Officirern rechnete / war die Stadt gezwungẽ der Officirer Rechnung / welche sie nach ihrem Beliebẽ gemachet / zu vnderschreiben. Den 31. May waren Herrn Burgermeister vnd Geheimbde [Ratsherren; BW] in Arrest / in deme die Officirer viel tausent Gulden begehrten. Den 2. Junii haben die Officirer die vornehmbste Häusser bezogen / vnd sich mit Gewalt eingelegt / Geld zu erpressen / wehrete biß auff den 7. Junii. Man forderte das Gericht und Rath zusamen / vmb Mittel zu sehen Gelt auffzubringen / aber es scheinete vnmöglich / also weil nunmehr die Burgerschafft vmb ihr baares Gelt / Gold /Silbergeschirr vnd Kleinodien gäntzlich gekommen / hat man sich resolvirt / den Soldaten Zin / Kupffer vnd Kleider anzubieten. Darauff gieng den 10. Junii das Exequiren widerum an. War ein kläglicher Tag / konnte kein Burger dem andern helffen / bald hörte man wie die Soldaten da / bald dort eingefallen / vnd Gelt presseten. Den 13. Junii war der Rath widerumb arrestirt / vnd Soldaten in der Burger Häuser geschicket / von manchem 200/300/400 biß in 500 fl. zuerpressen: Da man sich dann mit ihnen vergleichen / oder so lang zu Essen vnd zu Trincken geben müssen. Wie sich dann befunden / dass sie auff die 2049. fl. von den Burgern in ihren Häusern erpresst: auch 160. Kühe vñ 60. Pferdt ihnẽ weg genom̃en / solches auch vnder grossem heulen vnd wehklagen der armen Burger / vnd ihren kleinen Kindern fort biß nach Ochsenhausen getriben / doch hernacher widerumb allher gebracht / vnd auff 30. Stuck an ihrer Forderung in behalten. Als man ihnen nun satisfaction gegeben / an Vieh / Gelt / Geltswerth vnd Obligationen / etlich tausent Gulden betreffent / seyn sie (die vom Beckischen Regiment) den 17. Junii weggezogen / worauff die Stadt widerumb etwas Lufft / vnd die Schlüssel zu den Thoren bekommen. Es befande sich nach ihrem Abzug / als die Rechnungen von Biberach / Ravenspurg / Kauffbeuren / Leutkirch vnd vnserer Stadt zusamen getragen wurden / daß die Beckische [Johann Freiherr v. [der] Beck [Bec]; BW] Soldaten / diese bemelte Stätt innerhalb 5. Monaten auff die 130000. fl. gekostet“.

[694] Dienstgeschirrgeld: Dienstgeschirr waren Wagen, Pferde und Knechte, die für den Landesherrn in Bereitschaft gehalten werden mussten, später durch ein Dienstgeschirrgeld abgelöst.

[695] Anselm Casimir Wambold v. Umstadt [30.11.1579 Speyer (?)-9.10.1647 Frankfurt/M.], Kurfürst u. Erzbischof v. Mainz. Vgl. BRENDLE, Reichserzkanzler.

[696] ANDERSON, Geschichte der Deutschen Ordens-Commende Griefstedt, S. 173f.

[697] RYBA, Schonungen, S. 177f.; Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[698] Unterpleichfeld [LK Würzburg].

[699] JORDAN, Mühlhausen, S. 100.

[700] Febris hectica: Fieber mit sehr großen Schwankungen; bei chronisch-septischen Erkrankungen, Tuberkulose.

[701] KRAFFT 173 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[702] EINERT, Landpfarrer, S. 87.

[703] In Leipzig hatte 1 Eimer 75, 8 Liter.

[704] JORDAN, Mühlhausen, S. 281.

[705] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 189.

[706] HERRMANN, Bibliotheca, S. 380. – Die Kaufmannskirche am Anger, eine der ältesten Pfarrkirchen Erfurts, dem Heiligen Gregor, Bonifatius und dem Leib Christi geweiht, wurde von friesischen Kaufleuten begründet und diente diesen auch als Lagerhalle für ihr Handelsgut. Anlässlich der Ausschreitungen während der Einführung der Reformation in Erfurt predigte hier Luther am 22.10.1522 über die Ziele der Reformation. Von 1636 bis 1650 war die Kaufmannskirche schwedische Garnisonskirche [mdsz].

[707] Robert [Rovert] Gerner [Gairdner, Gardnier, Gardiner, Gärtner] [ – ], schwedischer Obrist.

[708] „Kriegsgurgel“ (Rotwelsch): Synonym für bettelnde Soldaten (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 303); darüber hinaus: Marodeure des Krieges, unter ihnen auch von ihren eigenen Soldaten solcherart bezeichnete Offiziere, die durch besonders grausames und ausbeuterisches Verhalten auffielen. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. von Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). „name mag um 1500 im munde der bauern aufgekommen sein für die gartenden landsknechte, die ihnen hauptsächlich mit der thätigkeit ihrer gurgel bedeutsam wurden, zumal sie sie auszer dienst zu erhalten hatten“ [DWB] „eine harte, mit Verachtung verbundene Benennung eines wilden, ungesitteten und ruchlosen Kriegers“ [ADELUNG]. „verächtliches kraftwort des 16. 17. jh. für die kniegsknechte jener zeit, urspr. besonders für die landsknechte in ihren untugenden“ [DWB]. Zu den Entsprechungen vgl. RÄDLEIN, Europäischer Sprach-Schatz, S. 566: „Lüderlicher lumpischer Soldat / soldato guidonesco, birbon di soldate, fripon ou coquin de soldat“.

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