Engelhardt, N; Obristleutnant [ – ] N Engelhardt stand 1634 als Obristleutnant[1] in kaiserlichen Diensten. Er war in den Troppauer Aufstand von 1634 involviert.
Der Historiker Golo Mann urteilt über diese Ereignisse: „Zwar, die große Meuterei im Heer, die sie gefürchtet hatten zu Wallensteins Lebzeiten und jetzt immer noch fürchteten, die blieb aus, dank, sei es der Energie der Führer, oder der Müdigkeit und dumpfen Gleichgültigkeit der Geführten. Zu Akten der Rebellion kam es. Sie waren nicht stark genug, um zu etwas Wirksamem zusammenzuwachsen, sie ängstigten die neuen Herren als Symptom. Einer der beiden Obersten, die nach Wallensteins Flucht zuerst die Stadt Pilsen[2] besetzt hatten, Tavigny,[3] wurde bald danach von seinen Soldaten erschossen, man kennt die Umstände nicht. Man kennt nur ein wenig genauer den Versuch eines Aufstandes und Umsturzes, den der Oberstleutnant Freiberger spätestens am 2. März in Troppau[4] unternahm. Freiberger war ein Lutheraner aus Braunschweig,[5] ein Gehilfe und Freund des Grafen Schaffgotsch.[6] Ihm stand als kaiserlicher Kriegskommissar ein gewisser Lilienfeld zur Seite, auch Schneider genannt, ein Böhme und zurückgekehrter Emigrant. Jedenfalls wußte Freiberger noch nichts von Wallensteins Katastrophe. Er glaubte in seinem Sinn, er glaubte im Sinn des Pilsener Schlusses zu handeln, als er sein Manifest an alle Stände Oberschlesiens richtete: Daß der Kaiser die evangelische Religion ausrotten wolle, sei nun sonnenklar; der Herzog von Friedland ziele auf nichts anderes als dahin, das Römische Reich wieder in seinen alten Flor zu setzen und alle bei ihren Freiheiten zu erhalten; darum habe der dem König von Frankreich, den großmächtigen Staaten der vereinigten niederländischen Provinzen und der Krone Schweden[7] sich angeschlossen; den Deutschen, den Böhmen, den Schlesiern obliege es, ein Gleiches zu tun. Hilfe sei unterwegs, die Schweden,[8] die Sachsen.[9] Hilfe hätten die oberschlesischen Stände selber zu geben, Geld und Proviant und bewaffnete Männer; die Kaiserlichen aber und die kaiserlich Gesinnten mit Feuer und Schwert zu verfolgen. Es waren Fragmente von fünf Regimentern beteiligt, Schaffgotsch, Morzin,[10] Böhm,[11] Trčka,[12] Max Waldstein.[13] Es wurden Geiseln genommen, Adelige und Bürgerliche, denen man nicht traute. Es gab auch solche, den man wohl trauen durfte, tschechische und deutsche Protestanten, Adel, Bürgertum, Landvolk. Vivat Friedlandus, der längst tot war, vivat der König von Frankreich, der römischer Kaiser werden sollte. Natürlich kam Hilfe von nirgendwo. Natürlich war der Aufstand ins Irrtümliche, Blinde, Isolierte, Illusionäre unternommen. Natürlich waren die Kaiserlichen, die unter dem General[14] Goetz[15] gegen Troppau heranrückten, die Stärkeren. Bis zum 18. März konnte Freiberger sich in der Festung halten, dann sah er ein und gab auf. Man war in Wien klug genug gewesen, das Gnadenspiel zu wiederholen, das man vorher im Großen getrieben hatte: es sollten später alle Verführten pardonniert werden, nur die bösesten Verführer keineswegs.
Eine Bagatelle. Die Tragödie von ein paar Leutchen, die zu erforschen kein Historiker für wert befunden hat. Freibergs Quixoterie galt einem Traum-Wallenstein; galt ihm, so wie man in Wien nun seinen Charakter zeichnete. Wäre er aber der gewesen, der er nicht war, der große, großartig planende Rebell, so zeigt der Aufstand von Troppau, daß er kämpferische Gefolgschaft hätte finden können; in Schlesien mehr davon als in Böhmen“.[16]
Zu den Ereignissen nach der Exekution Wallensteins 1634 heißt es dagegen sehr ausführlich schon bei Krebs: „Mit dem kaiserlichen Kriegs- und Quartierkommissar Samuel von Lilienfeld, genannt Schneider, dessen Bruder[17] die sächsische Garnison von Oppeln[18] befehligte, verhandelte er[19] in Gegenwart anderer Offiziere zu Ohlau[20] über die Verteilung der Quartiere im Fürstentum Troppau und bestimmte Ort und Tag für die Beratungen der Troppauer Stände mit den dazu verordneten kaiserlichen Offizieren“.[21]
„Für alle diejenigen, welche Schaffgotsch für einen Verräter hielten, lag es nahe auch den eigentlichen Befehlshaber seines Regiments[22] als eingeweiht in seine Pläne zu betrachten. Der gleichfalls zu Troppau in Besatzung liegende kaiserliche Kriegs- und Quartierkommissar Samuel von Lilienfeld, genannt Schneider, ein Bruder des evangelischen, die sächsische Besatzung von Oppeln befehligenden Obristen, scheint nun mit letzterem in brieflichen Verkehr getreten zu sein, um die augenblickliche Verwirrung unter den kaiserlichen Truppen zum Vorteile der Verbündeten auszunutzen. Er spiegelte dem Obristlieutenant vor, daß er, Lilienfeld, vom Feldmarschall-Lieutenant[23] Götz Befehl erhalten habe, Freiberg das Regiment Schaffgotsch abzunehmen und diesem einen neuen Kommandeur in der Person des Grafen Heinrich von Schlick[24] vorzustellen. Schlick und Burggraf Heinrich von Dohna würden binnen kurzem persönlich in Troppau eintreffen, zwei mit ihnen kommenden Kompagnieen[25] des Morzinschen Regiments in den Vorstädten warten und den Oberstlieutenant gefangen nach Kosel[26] führen. Vielleicht hat Götz den erwähnten Befehl und die weiteren Mitteilungen auch wirklich an Schneider gelangen lassen. Jedenfalls glaubte Freiberg in der Aufregung, die ihn nach Hans Ulrichs Verhaftung ergriffen hatte, an die Wahrheit der Angaben des Kommissars und traf nun, da er als Protestant auf Dank vom Hause Habsburg nicht zu rechnen hatte, entschlossen und ohne Zaudern seine Maßnahmen. Er zog das außerhalb der Thore liegende Regiment Max Waldstein am 1. März in die Stadt, ließ die am Abend desselben Tages in Troppau eintreffenden Grafen Schlick und Dohna, sowie den Landeshauptmann des Fürstentums Troppau, Wenzel von Oppersdorf,[27] ferner den Grafen Mettich,[28] die Herren von Dietrichstein[29] und Eberstein[30] nebst dem kaiserlichen Rate Seeger[31] aus Breslau in Haft nehmen und verstärkte die Troppauer Besatzung am folgenden Tage noch durch das Dragonerregiment[32] Böhm[33] unter dem Obristlieutenant Engelhardt.[34] Die Landstände des Fürstentums ließ er aus den benachbarten Schlössern durch Dragonerabteilungen gewaltsam nach Troppau bringen, wo sie wertvolle Geißeln abgeben und seinen weiteren Handlungen einen gesetzlichen Anstrich geben konnten. Einer Deputation des Rates erklärte der Oberstlieutenant, er habe dem römischen Kaiser nunmehr in die achtzehn Jahre gedient, habe all‘ das Seinige dabei zugesetzt und wäre darüber krumm und lahm geworden; jetzt wolle man ihn also bezahlen und gefangen nach Kosel führen. Die Soldaten des Regiments Schaffgotsch, ‚die sich auch mit einem öffentlichen Jawort hören lassen, bei dem Herzog von Friedland zu leben und zu sterben‘, nahmen ihn als ihren neuen Obristen an und leisteten den Eid des Gehorsams. Dann stellte Freiberg der Gemeinde vor, er müsse von ihr hören, ob er sich auf sie verlassen könne. Sie waren nunmehr friedländisch und nicht mehr kaiserisch, und es müsse ihm einer gute Worte geben, der ihn wieder aus Troppau hinausbringen wolle. Am 3. März versammelte Kommissar Schneider Rat und Gemeinde und trug ihr vor: Weil sie sich unter den Schutz des Herzogs von Friedland und der Kurfürsten von Sachsen[35] und Brandenburg[36], sowie des Heiligen Römischen Reiches begeben hätten, hinfüro auch das Exercitium Religionis einem jeden freigelassen werden sollte und die Soldaten wissen möchten, ob die Bürgerschaft es mit ihnen halten und zu ihnen stehen wollte, als sollte sich die Gemeinde darauf resolvieren. Nach einigem Bedenken leisteten die Bürger den verlangten Schwur, ebenso wie die Truppen ‚dem Herzoge von Friedland und dessen Conföderierten‘. Den folgenden Tag wurde ein neuer evangelischer Rat eingesetzt, von dem jedes einzelne Mitglied angesichts der versammelten Bürgerschaft unter freiem Himmel folgenden Eid leistete: Ich schwöre zu Gott Ihrer Fürstlichen Gnaden dem Herzoge zu Friedland und dessen Conföderierten treu zu sein, das Geringste wider dieselben nit zu thun, sondern alles das, was wider I. F. Gn. oder deren Cohärenten,[37] auch ihre Soldaten laufen sollte, zu entdecken.
Aus geringen Anfängen war somit ein Mittelpunkt bewaffneten Widerstandes erwachsen, welcher bei der unter den obwaltenden Verhältnissen ohnehin gefährdeten Lage der Kaiserlichen immer größern Umfang gewinnen, schließlich den Verlust der ganzen Provinz zur Folge haben konnte. Troppau war, ‚mit aller Notwendigkeit von Munition, Proviant und Stücken[38] genugsam versehen‘. Es lagen an 200 Centner Pulver und Lunten, 400 Centner Blei daselbst im Vorrat; allda ist die die ganze Artigleriae Maestranze in esse,[39] viel verfertigte, viel unter den Händen der Meister notwendige Arbeiten, allerhand großer Vorrat‘, und man fürchtete schon, daß ‚die treulosen Buben dort alles was sie nur können, durch polnische Juden[40] und andere zu Geld machen, transportieren und das Übrige verderben würden‘. Die Stadt Breslau[41] hatte sich ‚offen feindselig‘ erklärt, sie sollte acht Compagnien zur Verstärkung der Garnisonen von Brieg[42] und Oppeln abgesandt haben; man wußte, daß der schwedische Oberst Duval[43] mit Hilfe der Breslauer städtischen Miliz das Regiment des Obersten Jungen[44] in Öls[45] überfallen und zerstreut hatte“.[46] Mit 1.500 Mann und vier Geschützen war Duwall in der Nacht zum 5.3.1634 nach Oels erschienen, erstürmte die Stadt am folgenden Morgen und zerstreute die aus 15 Kompanien zu Pferd bestehende kaiserliche Besatzung. „Am 6. März sandte Obrist Jungen ein Schreiben, das ihm Generalzeugmeister[47] von Hatzfeldt[48] entworfen hatte, an Duval, in welchem es heißt: Es sei weltkundig, daß der meiste und beste Teil von Duvals Volke, mit welchem dieser durch Verräterrei der Ölsischen in Abwesen seiner sein Regiment zerstreut, der Breslauer Landsknechte, Bürger und der Röm. Kais. Maj. rebellische Edelleute gewesen seien“.[49] Aus Oels selbst wird berichtet: „1634 war für Oels ein schreckliches Jahr. Am 7. März früh 5 Uhr kamen unter Dubalds Befehl 1500 Schweden angezogen, forderten die Kaiserliche Besatzung zur Uebergabe auf, und als diese tapfere Gegenwehr leistete, ließ Dubald die Schloßpforte aufsprengen, die Einwohner plündern und hinterließ beim Abzuge nach Breslau eine kleine Besatzungsschaar von 150 Mann“.[50] „Duvals verfügbare Truppen wurden auf 3000 Mann geschätzt; ängstliche Gemüter glaubten, daß er sich mit dem sächsischen Obristen Schneider in Oppeln verbinden, auf Troppau marschieren und zu der [auf fünf Regimenter angewachsenen] aufständischen Mannschaft Freibergs stoßen würde. Von einzelnen wurde selbst ein Anmarsch der Schweden aus Frankfurt a. d. Oder[51] in Betracht gezogen. Gegen einen ernsthaften Angriff der Kaiserlichen hielt sich Freiberg zunächst auch dadurch geschützt, daß er ‚gar viel und fast die vornehmsten der in Schlesien treu verbliebenen Cavalgieri mit Weib und Kind‘ als Geiseln in seiner Hand hatte. Wenn alle Gegner des Kaisers in Schlesien jetzt schnell und rücksichtslos zusammenwirkten, so war eine Verschiebung der Besitzverhältnisse in Oberschlesien zugunsten der Protestanten nicht ausgeschlossen. Allein während auf evangelischer Seite sich einer auf den andern verließ und deshalb nichts Entscheidendes geschah, war unterdessen im Mittelpunkte all‘ dieser Wirren, in der Person des Obristlieutenants Freiberg selbst, ein völliger Umschwung eingetreten.
Seine Sinnesänderung läßt sich zumeist wohl auf die mittlerweile eingetroffenen Nachrichten über die Vorgänge in Eger[52] zurückzuführen. Der Herzog von Friedland, der Mann, dem die aufständischen Regimenter soeben erst den Treueid geschworen, weile nicht mehr unter den Lebenden. Diese Thatsache übte gewiß an und für sich allein ihre Wirkung aua. Zugleich mahnte die dabei zu Tage getretene unerwartete Thatkraft des Kaiserhofes um so mehr zu vorsichtiger Erwägung, je deutlicher die selbstsüchtigen Nebenabsichten des Kommissars Schneider erkennbar wurden. Dieser forderte seinen Bruder in Oppeln brieflich wiederholt zur Vereinigung mit den abgefallenen Regimentern auf, was über Freibergs Ziele, der nur ‚Ehre und Leben‘ zu salviren‘ gedachte, offenbar weit hinausging. Der intrigante Kommissar ‚verwickelte‘ ihm ferner die Befehlshaber so untereinander, daß Freiberg sich auf seine eigenen Offiziere nicht mehr verlassen konnte. Er mußte mit seinem Oberstlieutenant in Person die Nacht hindurch wachen, um Raub und Plünderung zu verhüten und brachte es dadurch, ‚wiewohl mit großer Mühe wirklich dahin, daß keiner einzigen Seele Leid widerfuhr und keinem Menschen auf dem Lande wie in der Stadt mit Willen ein Huhn entwendet wurde‘. Angesichts dieser für ihn unerfreulichen Umstände und vielleicht auch von den in seiner Gewalt befindlichen Geißeln überredet, die zum Teil Träger vornehmer Namen, faßte der Obristlieutenant einen raschen Entschluß. Er erklärte seinem Genossen Schneider, daß er in nichts verwillige und seinem leichtfertigen Handel nicht zustimme. Der dadurch nicht unverdient zum Sündenbock gestempelte Kommissar sah nun die Folgen seines Thuns voraus, er geriet in Verzweiflung und wollte sich selbst umbringen, so daß ihn Freiberg drei Tage hindurch bewachen lassen mußte.[53] Dann setzte der Oberstlieutenant gewisse Puncte auf, nach deren Genehmigung er die Stadt dem Kaiser zu übergeben bereit war und sandte damit den Burggrafen von Dohna am 9. März an den zu Neustadt[54] in Oberschlesien befindlichen Feldmarschall-Lieutenant Götz. Derselbe verlangte den Abzug Freibergs und die Übergabe seines Volkes, verwarf aber die übrigen Bedingungen des Oberstlieutenants, weshalb Dohna am 15. März nach Wien abreiste, um für letztere die kaiserliche Genehmigung direkt zu erbitten. Bei seiner Ankunft erfuhr er, daß der Kaiser am 18. ein Verzeihungspatent für alle in Troppau anwesenden gemeinen Soldaten und niederen Befehlshabern erlassen hatte, worin die Oberstlieutenants Freiberg und Engelhardt nebst dem Kommissar Schneider als ‚offenbare Vaterlandsverräter und eidvergessene Leute‘ ausdrücklich von dem kaiserlichen Pardon ausgeschlossen waren. Daher hob Dohna in einer besonderen Eingabe vom 21. März hervor, wie sehr zur schleunigen Bewältigung Troppaus und zur Beruhigung Oberschlesiens, aus welchem Lande der Kaiser einzig noch etliche Hilfsmittel beziehen könne, eine gewisse Nachgiebigkeit gegen Freibergs Forderungen geboten sei. Während seiner Abwesenheit hatten sich endlich beträchtliche Streitkräfte gegen Troppau in Bewegung gesetzt. Am 18. erschien Götz persönlich vor der Stadt, fand jedoch die Sachlage so schwierig, daß auch er den Weg der Unterhandlung der Gewalt vorzog. Den folgenden Tag kam eine Kapitulation zustande, in welcher den aufständischen Offizieren Pardon, freier Paß, Geleitsmannschaften und Zeugnis ihrer langwierigen Dienste versprochen wurde; auch der Hauptschuldige, der Kommissar Schneider, war mit darin begriffen. Als aber am 19. März das Ilowsche Regiment unter dem uns wohlbekannten Oberstlieutenant Franz Borrey[55] in Troppau einrückte, wurde Schneider verhaftet und am 28. auf demselben Platze, wo er am 4. den Troppauer Bürgern den Eid für den Herzog von Friedland vorgelesen hatte, mit dem Schwerte enthauptet.[56] Seinen Kopf ließ Götz als Warnung auf einer Stange über einem der Stadtthore aufstecken“.[57]
„Einerseits wurde in den ersten Märztagen in Wien bekannt, daß sich ein Infanterieregiment in Schlesien im offenen Aufstand gegen den Kaiser befand. Nach der Verhaftung des kaiserlichen Obristen Schaffgotsch hatten Oberstleutnant Albrecht Freiberg und Kriegskommissar Samuel Schneider von Lilienfeld am 1. März die militärische Kontrolle über die Stadt Troppau übernommen und mehrere vornehme kaiserliche Räte und Offiziere gefangennehmen lassen. Am 3. März veranlaßten sie – in Unkenntnis der Ereignisse von Eger[58] – , daß die in Troppau zusammengezogenen kaiserlichen Truppen sowie Rat und Gemeinde dieser Stadt auf den Herzog von Friedland und seine confoederierten vereidigt wurden. Die Reaktion des Kaiserhofs auf die Troppauer Vorgänge von Anfang März glich der auf den Ersten Pilsener Revers vom 13. Januar in Inhalt und Form. Am 13. März erließ der Kaiser ein Patent, in dem die Übergabe der Stadt angeordnet wurde; zugleich wurde darin allen in Troppau stationierten Soldaten versichert, daß ihr Verhalten keine strafrechtlichen Folgen haben werde. Ausdrücklich von dieser Amnestie ausgenommen wurden jedoch Oberstleutnant Freiberg und Kriegskommissar Schneider als ofenbahre patriae proditores[59] und eydtvergeßne leuth.
Der Troppauer Aufstand konnte zwar binnen Wochenfrist beigelegt werden. Am 19. März kapitulierten Freiberg und Schneider vor den heranrückenden Truppen des kaiserlichen Generals Götz, der den Hauptverantwortlichen, Kommissar Schneider, neun Tage später auf dem Marktplatz von Troppau hinrichten ließ. Allerdings konnte die Wiener Regierung zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausschließen, daß die rasch verbreitete Nachricht vom Troppauer Aufstand in anderen Truppenteilen Schule machen und daß die in der Nähe liegenden schwedischen und sächsischen Regimenter in irgendeiner Weise intervenieren würden“.[60] Noch am 26.3.1634 hatte Rudolf Graf Colloredo[61] an Gallas geschrieben: Eben habe er erfahren, dass die Soldaten in Troppau einen Akkord schlossen, nachdem sie Kommissar Schneider und Obristleutnant Freiberg gefangen genommen hatten, noch bevor Dohna vom Wiener Hof zurückgekehrt war.[62]
Als das Regiment Gallas am 1.6.1634 unter dem Befehl von Suys[63] in Troppau einzog, ließ er Schneiders Kopf durch den Regimentsprofosen[64] abnehmen.[65]
In dem Akkord vom 19.3.1634 sollte Engelhardt sogar für den Fall, dass er nicht unter den kaiserlichen Truppen verbleiben wollte, mit einem Rekompens[66] versehen werden.[67]
Um weitere Hinweise wird gebeten !
[1] Obristleutnant [schwed. Överstelöjtnant]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] und 150 fl. bezog, in der brandenburgischen Armee sogar 300 fl. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann einer Kompanie, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[2] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[3] Florenz [Florent] Freiherr (Baron) v. Ouren zu Tavigny [ -Februar 1634], kaiserlicher Obrist.
[4] Troppau [Opava]; HHSBöhm, 625ff.
[5] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.
[6] Hans Ulrich Graf v. Schaffgotsch [28.8.1595 Schloss Greiffenstein (bei Greiffenberg, Niederschlesien)-23.7.1635 Regensburg], kaiserlicher General. Vgl. KREBS, Hans Ulrich Freiherr von Schaffgotsch; HENKEL, Schaffgotsch.
[7] „Drei Kronen“: Die „Drei Kronen“ waren die der Schweden, Goten und Wenden, als deren Herrscher sich die schwedischen Könige bezeichneten. Auch Dänemark beanspruchte die „Drei Kronen“ als Herrschaftsanspruch über die drei skandinavischen Königreiche (Dänemark, Schweden, Norwegen) seit der Union von Kalmar (1397) für sich. Zudem führte Gustav II. Adolf wie auch Christina in der Titulatur „Großfürst in Finnland, Herzog zu Estland und Karelien, Herr über Ingermanland“.
[8] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten„bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 9/10 der Armee Banérs stellten deutsche Söldner; GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach von Castelen II, S. 130. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Vgl. auch das Streitgespräch zwischen einem kaiserlich und einem schwedisch Gesinnten „Colloquium Politicum“ (1632).
Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.
[9] Vgl. allgemein SENNEWALD, Das Kursächsische Heer.
[10] Rudolf Graf (1636) v. Morzin [Marazin, Marazini, Marrazino, Marzin, Marotzin, Morazin, Moritzin], Freiherr auf Hohenelbe, Eglitz u. Platten [um 1585-1646 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.
[11] Konrad Böhm [Behem] v. Ehrenstein [ -14.2.1634], kaiserlicher Obrist.
[12] Adam Erdmann Graf Trčka z Lipy [1584, 1599, 1600-25.2.1634 Eger], kaiserlicher Obrist, Feldmarschallleutnant.
[13] Maximilian [Max] Graf v. Waldstein [z Valdštejna] [um 1600-19.2.1654], kaiserlicher Generalwachtmeister. Vgl. Alberti Fridlandi [= Kurz, Albert v.] PERDUELLIONIS CHAOS Sive Ingrati Animi Abyssus: Das ist Außführlicher und gründlicher Bericht Der vorgewesenen Friedtländischen und seiner Adhaerenten abschewlichen Prodition, was es damit vor eine eygentliche Beschafftnheit gehabt / und das vor boßhafftige Anschläge allbereit obhanden gewesen : Alles auß denen einkommenden glaubwürdigen Relationen / Original-Schreiben / und anderen Briefflichen Urkunden / so wol auch deren dißfals verhafften gethanen gütlichen Außsagen / jedermänniglich zur Nachrichtung verfaßt / zusammen gezogen / Und … in offenen Truck gegeben. Wien, 1635 [VD17 75:686705Y]; auch bei MURR, Beyträge, S. 288ff., hier S. 292 Online verfügbar unter: books.google.de. Albert Graf Kurz von Senftenau u. Toblach [1600-1671], SJ, Domprediger zu Wien ab 1646 Rektor am Neuburger Jesuitenkollegium, Astronom, Bruder des Reichshofrats Richard Vincenz Ferdinand v. Kurz und des bayerischen Geheimrats Maximilian Kurz Graf v. Valley, gen. Ahamstein, Freiherr v. Senftenau u. Toblach.
[14] General: Zumeist als Oberbegriff für alle Generalsränge verwendet, wenn eine genauere Zuordnung des Rangs dem Zeitzeugen nicht möglich war oder um in den schriftlichen Zeugnissen Papier zu sparen. Darunter fielen in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, „General(feld)wachtmeister“ („Generalmajor“ bei den Schweden). Etwa 20 % der bayerischen Generäle hatten sich „von der Pike auf“ hoch dienen müssen, während die Beförderung in der schwedischen Armee je nach Verdienst wesentlich schneller erfolgte. Sowohl in der kaiserlichen als auch in der kurbayerischen Armee spielten Herkunft, Gönner und verwandtschaftliche Beziehungen („Freundschaft“) eine entscheidende Rolle bei der Karriere. Bereits Anfang 1628 hatte Maximilian I. festgestellt: „An der fromen khaisers gueten intention ist zwar nit zu zweiflen; aber er ist seiner ministrorum bevorab denen, die daß kriegswesen dirigirn und füehren, so wenig mechtig alß dieselbige ihrer soldatesca; die experienz hat bißher gewisen, daß die generales des khaisers und die soldaten der generalen ordinanzen nur so weit in acht nemmen, alß es ihnen gelegen und gefellig. Daher alle ietzige confusiones.“ Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 218, fol. 63: Memorial für Richels Sendung nach Kurmainz, Januar/Februar 1628.
[15] Johann Graf v. Götz [Götzen, Götze] [1599 Zehlendorf-6.3.1645 bei Jankau gefallen], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.
[16] MANN, Wallenstein, S. 951ff.
[17] Christian Schneider [ – ], kursächsischer Obrist. Vgl. IRMER, Verhandlungen 3. Teil, S. 333f.
[18] Oppeln [Opole]; HHSSchl, S. 378ff.
[19] Hans Ulrich Graf v. Schaffgotsch [28.8.1595 Schloss Greiffenstein (bei Greiffenberg, Niederschlesien)-23.7.1635 Regensburg], kaiserlicher General. Vgl. KREBS, Hans Ulrich Freiherr von Schaffgotsch; HENKEL, Schaffgotsch.
[20] Ohlau [Oława]; HHSSchl, S. 373ff.
[21] KREBS, Hans Ulrich Freiherr von Schaffgotsch, S. 85.
[22] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[23] Feldmarschallleutnant: Der Feldmarschallleutnant war ein militärischer Dienstgrad, der gleichzeitig mit dem des Feldmarschalls im 17. Jahrhundert aufkam. Der Kriegsherr pflegte einem Feldmarschall einen „Untermarschall“ oder „Leutnant“ beizugeben, der den Feldmarschall zu unterstützen und zu vertreten hatte. Zu seinen Pflichten gehörten u. a. die Aufsicht über Proviantplätze und -straßen, die Kontrolle der Wachen usw.
[24] Heinrich v. Schlick [Schlik, Šlik], Graf zu Bassano [Passaun] u. Weißkirchen [1580-5.1.1650 Wien], kaiserlicher Feldmarschall, Hofkriegsrat.
[25] Kompanie [schwed. Kompani]:Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[26] Cosel [Koźle]; HHSSchl, S. 72ff.
[27] Wenzel Freiherr, Graf (1635) v. Oppersdorff, Freiherr v. Aich u. Friedstein, auf Großherrlitz, Freihermersdorf, Jäschkowitz [1590-1644], kaiserlicher Rat, Obristleutnant, Landeshauptmann des Fürstentums Troppau und Jägerndorf.
[28] Joachim Freiherr (1605), Graf (1633) v. Mettich [1578-23.9.1646 Oppeln], kaiserlicher Geheimrat u. Kämmerer, Rat der polnischen u. der schwedischen Krone, seit 1645 Landeshauptmann der Fürstentümer Oppeln u. Ratibor.
[29] Johann Balthasar Graf v. Dietrichstein [ -4.6.1634 vor Regensburg] kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister.
[30] Hans Heinrich v. Eberstein [6./16.7.1596-18./28.1.1636 bei Reinsdorf], kaiserlicher Rittmeister.
[31] N Seeger [ – ], kaiserlicher Rat.
[32] Dragoner [schwed. Dragon; frz. Dragon]: leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise machte man auch Unberittene zu Dragonern, indem man ihnen ein Pferd und eine Muskete gab; SCHWARZ, Die Neumark, S. 52. Des Öfteren führten Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung.Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[33] Konrad Böhm [Behem] v. Ehrenstein [ -14.2.1634], kaiserlicher Obrist.
[34] N Engelhardt [ – ], kaiserlicher Obristleutnant.
[35] Johann Georg I. Kurfürst v. Sachsen [5.3.1585 Dresden-18.10.1656 Dresden].
[36] Georg Wilhelm Kurfürst v. Brandenburg [13.11.1595 Kölln-1.12.1640 Königsberg].
[37] Cohärenten: Anhänger.
[38] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt]. Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden.„Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.
[39] Artigleriae Maestranze in esse: die Artilleriemannschaft in (gutem) Zustand.
[40] Judenfeindlichkeit: Unter 1636 heißt es aus Schmalkalden/Thüringen; WAGNER, Pforr, S. 139: „Umb dieße zeit hat burgerm: und raht sambt der burgerschafft bey H[errn Landgrafen Georg [v. Hessen-Darmstadt; BW] umb abschaffung der Juden alhier, wegen ihres großen wuchers und schinderey, unterthenig nachgesucht. Aber sie haben ein abschlegige antwortt bekommen, weil der fürst ihrer nicht entbehren könnte, mit diesem verweiß, das dieses suchen durch die geistlichen mögten angestifftet sey worden, solden sich deßwegen hüten, das keine Franckfurter hendell hierdurch entstehen mögten“. Frankfurter Händel: Der Fettmilch-Aufstand des Jahres 1614 war eine von dem Lebkuchenbäcker Vinzenz Fettmilch angeführte judenfeindliche Revolte in der Freien ReichsstadtFrankfurt am Main. Der Aufstand der Zünfte richtete sich ursprünglich gegen die Misswirtschaft des von Patriziern dominierten Rats der Stadt, artete aber in die Plünderung der Judengasse und in der Vertreibung aller Frankfurter Juden aus. Er wurde schließlich mit Hilfe des Kaisers, der Landgrafschaft Hessen-Kassel und des Kurfürstentums Mainz niedergeschlagen. [wikipedia] WAGNER, Pforr, S. 147 (1638): „Und nachdem auch viele frembde Juden bey den hießig[en eingeßeßnen etzlich jahr hero ohne schutzbrieffe unterschleiffe gehabt, alß sint solche um 500 goldf[florin gestrafft worden, welche der gemeine sage nach die [obbemelte] commissarien behaltten haben sollen“. LEHMANN, Leben und Sterben, S. 164f.: „Schmalkalder Juden werden mit der Zahlung von 500 Goldgulden hestraft, weil sie ‚viele fremde [geflohene] Juden, die keine Schutzbriefe vorweisen können, bei sich aufgenommen haben. Erneut kommt es durch die Verarmung der Bürger zu antisemitischen Aktionen in Schmalkalden. Bürgermeister und Rat beschweren sich in mehreren Schreiben bei Landgraf Georg, dass die Juden die Einwohner ‚mit übermäßigem Wucher beschweren‘. Von 100 geliehenen Reichstalern seien 34 an Zinsen fällig. Zudem würden die Juden ‚viele hundert Zentner Stahl, Eisen, Zinn und Kupfer den Bürgern aus den Augen hinweg kaufen. Dergestalt, dass sie nicht erwarten, bis die Leute ihre Sachen in die Stadt bringen, sondern laufen ihnen auf der Straße entgegen […] Ein einziger Jude hier, Meyer genannt der Ältere, hat in einem Jahr 370 Zentner und 34 Pfund lauter Erz, Zinn und Kupfer eingekauft und ein stattliches mehr erworben, also ist die Rechnung leicht zu machen, was andere Juden aufgekauft haben müssen‘. Den Schmalkalder Schmieden würde so die Existenzgrundlage entzogen.
Auch könne es nicht sein, dass die Juden ihre angesetzte Steuer in Höhe von 4.000 Gulden ‚mit ihrem gewöhnlichen Lamentieren‘ auf 2.250 Gulden gesenkt bekommen haben. Wenn sie so viele Zentner Metall aufkaufen können und zudem ‚was sie an Kleinodien, Silber und Bargeld im Handel haben, damit sie täglich schachern und wuchern‘, könne auch die Steuer bezahlt werden. Allein der ‚Jude Meyer‘ könnte die 4.000 Gulden aufbringen. Bürgermeister und Rat bitten daher Landgraf Georg, ‚dass die Juden wegen ihres übermäßigen Wuchers gestraft‘ werden. Auch möge der Landgraf darauf dringen, dass die ‚Judenordnung‘ wieder eingehalten werde, wonach ein Jude nur den ‚gesetzten Zins‘ nehmen darf. Außerdem sollen den Juden ‚alle bürgerlichen Geschäfte mit Einkäufen von Stahl, Eisen, Zinn, Kupfer, Erz und dergleichen gänzlich verboten‘ sein und sie sollen wieder die 4.000 Gulden Steuern zahlen“.
WAGNER, Pforr, S. 157 (1641): „Es haben auch die Juden alhier ihme, Roßen [Reinhold v. Rosen; BW], 100 bar pistoll geben müssen“. WAGNER, Pforr, S. 167 (1646): „Den 16. [Mai; BW] kam ein trupp Schwedischer reutter alhier an und und hatten unterwegeß 4 Mellerstedter [Mellrichstädter; BW] Juden gefangen bekommen, welche sich alhier mit 120 thlr rantioniret“. SCHMIDT, Der Aischgrund, S. 48 (Zitat nach SCHHNIZZER, Chronica): „Herrn Kantor Gostenhöfer, der entfliehen wollte, und schon auf dem Ried gewesen war, haben sie noch eingeholt, und weil sie ihn für einen Juden gehalten, daselbst niedergesäbelt, dass er todt geblieben. Um eben dieser Ursach wegen haben sie den Sekretär Caspar Pfister mit Schlägen übel tractirt, bis auf die Hosen ausgezogen, die Ohren abgeschnitten und also barfuß mit blutigen Haaren, die weie die roten Zöpfe ausgesehen, in der Stadt hin und her gejagt“. Zum Teil konvertierten Juden auch, um den Bedrückungen zu entgehen. WAGNER, Pforr, S. 171 (1647): „Den 23. Maii hat sich der Judt Meyer zum Christlichen Glauben freywillig bekand und nachdem er darauff, beneben seiner söhnlein 2, swß Christlichen glaubenß unterrichtet, alß ist er mit sein 2 söhnen uff dato in volckreicher versamlung getaufft und der alte Wilhelmuß /:weil er unßern Gnidg[en Fürsten und Herrn zum tauffbaden erwehlet / genennet worden. Die beyde knaben wurden durch die beampten und den raht auß der tauff gehoben, welche knaben er zur Christlichen schull angehalden. Und ist ihme und den knaben von geistlichen und weltlichen alleß guhts erzeiget worden. Weill aber sein weib hirmit nicht zufrieden geweßen, sondern mit dem eltisten sohn und 2 töchtern darvongezogen, hat ihn solches sehr geschmirtzet, deßwegen er sein vortheil ersehen und den 9. Novembr: gegen abend mit sein 2 getaufften söhnen /: welche, [und] er selbsten, gnugsamb schweinenfleisch geßen:/ heimlich uff und darvon gezogen und alßo zum schelmen word[en]. Und weil er diejenige unterpfand, so ihme von den bürgern versetzet geweßen, mitgenommen, alß ist sein hauß verkaufft und die kauffgelder denßelben bürgern /:weil ihre unterpfand mehr alß das anlehn wehrt gewßen:/ gefolget worden“. Dieser Fall des Wilhelm Meyer aus Fulda ist ausführlich dargestellt bei LITT, Juden in Thüringen, S. 202ff. Selbst bei öffentlicher Konversion misstraute man ihnen: Aus Mügeln wird berichtet; FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 163f.: „Anno 1635. im Januario sind zwo Churfürstliche Compagnien Fußvolck hieher kommen / unter Hauptman Wintern und Gehern / sind allhier gelegen biß zu Ende des Monats Iunii. Unter Hauptman Winters Compagni war ein Jüde ein Musqvetirer / Namens Michael Jod / der gieng auff Zuredung der Officirer fleissig zur Kirchen / und hörete Gottes Wort / auch gieng er eines Tages zu dem Diacono, lernete den Catechismum Lutheri / die Fragstücke / schöne Sprüche und Gebete / darzue er auch Lust und Liebe hatte. Als er nun dieses alles wol gelernet und gefasset / ist er den 19 Maji am Pfingst-Dienstage in die Kirchen gegangen / für dem Altar getreten / und in beyseyn etlich tausend Personen examiniret worden / und nach dem er auff alle Fragen so gut geantwortet / daß sich iedermänniglich verwundert / ist er von dem Diacono Herrn Christophoro Heinrici getaufft / und Johann Christian genennet worden. Hat sieben TauffBathen gehabt / vier Mannes- und drey WeibsPersonen / von Officiern und derer Weibern / die haben ein herrlich TauffEssen außgerichtet / und hat der Bathe fleissig auffgewartet. Wie beständig er aber hernach bey dem Christenthumb verblieben / kan ich nicht wissen / man will sagen / er habe sich wieder zum Jüden begeben“.
DÜRR, Heilbronner Chronik, S. 179 (1642): „Ratsverordnung, daß die Juden, die eine Zeitlang der Unsicherheit wegen alhie geduldet (1642), die Stadt wieder zu verlassen haben“. DÜRR, Heilbronner Chronik, S. 184 (1648): „Der Rat beschließt, nachdem seit 1647 durch die französischen Offiziere viele Juden aus dem deutschordischen Gebiet eingezogen worden waren, dieselben insgesamt aus der Stadt zu weisen. Nur dem Juden Aaron von Neckarsulm, soll Aufenthalt gewährt werden, weil der Kommandant La Varenne sich desselben zu Wechseln und anderen Dingen bedienen möchte. Da aber Aaron seine Stellung missbraucht und nicht nur medikastert [Medikaster: Kurpfuscher, Quacksalber; BW], sondern auch einen Beschneidungsaktum hier vornimmt, soll er vor Gericht gestellt werden, dem er sich aber zu entziehen weiß“. Teilweise sind Beispiele für den Verrat durch Juden an Kriegsparteien überliefert; STÜNKEL, Rinteln, S. 42 [der Fall des Juden Heine (Heidemann), 1636]
[41] Breslau [Wrocław]; HHSSchl, S. 38ff.
[42] Brieg [Brzeg]; HHSSchl, S. 54ff.
[43] Jacob [James, Joachim, Heinrich Jakob] Freiherr Duwall [MacDougal, MacDougall, Duwall, Duwalt, Duwaldt, Dubwaldt, Duval, Dual, Duual, Dugaldt, Dougal, Duvald, Thubald, Mag. Dubald, Mack Duwall, Tubal, Tubald] [um 1589 Prenzlau – 28.4./9.5.1634 Oppeln], schwedischer Obrist, Generalkommissar. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 1623.
[44] Johann Gottfried Freiherr v. u. zum Jungen [Jung] [1590-1661], kaiserlicher Obrist.
[45] Oels [Oleśnica]; HHSSchl, S. 368ff.
[46] KREBS, Hans Ulrich Freiherr von Schaffgotsch, S. 99ff.
[47] Generalfeldzeugmeister:Der Generalfeldzeugmeister war Befehlshaber der dritten, wenn auch teilweise gering geschätzten Truppengattung, der Artillerie; bei Beförderungen wurden die vergleichbaren Ränge bei der Kavallerie, dann der Infanterie bevorzugt. Der Rang umfasste das Kommando über Artillerie. Er erhielt nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) monatlich 1.200 fl.Ihrem Befehlshaber fielen die sogenannten „Glockengelder“ [Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken und ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß. KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], zu, wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] und mehr sein konnte. Vgl. auch HOCHEDLINGER, Des Kaisers Generäle. Ihm unterstanden die Schanzmeister und die Brückenmeister, zuständig für Wege-, Brücken-, Lager- und Schanzenbau sowie die Anlage von Laufgraben vor Festungen.
[48] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.
[49] KREBS, Hans Ulrich Freiherr von Schaffgotsch, S. 185f., Anm. 68.
[50] FISCHER; STUCKART, Zeitgeschichte, S. 135.
[51] Frankfurt a. d. Oder; HHSD X, S. 177ff.
[52] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[53] Vgl. Freibergs Schreiben an Schlick; KREBS, Hans Ulrich Freiherr von Schaffgotsch, A. 235.
[54] Neustadt O. S. [Prudnik]; HHSSchl, S. 353ff.
[55] Franz[François] Bourré [Bauré, Poure, Borey] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[56] mit dem Schwert hinrichten:die Enthauptung im Gegensatz zum Erhängen am Galgen galt nicht als ehrenrührige Todesstrafe. Standespersonen war die Hinrichtung in aufrecht kniender Haltung mit dem Schwert vorbehalten, während niedere Ränge auf einem hölzernen Richtblock mit dem Beil enthauptet wurden.Nicht nur das schwedische Militärrecht war, sofern es strikt angewendet wurde, sehr streng, schon für das Schlafen während der Wacht war im Art. 43 für Gemeine das Arkebusieren (Erschießen mittels Arkebuse) vorgesehen. Arkebusewar ein Gewehr, eine Waffe für leichte Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Höhere Offiziere wurden dagegen meist mit dem Schwert hingerichtet. Vgl. „Schwedisches Kriegs-Recht“; BERG, Administering justice. Zum Teil wurden auch einfache Kombattanten mit dem Schwert gerichtet. Ähnlich wurde auch in der kaiserlichen und kurbayerischen Armee verfahren. Vgl. die Hinrichtung des Obristen Schellart von Dorenwert, Adam Wilhelm, Freiherr zu Gürzenich; Obrist [ -12.10.1627 im Feld vor Rendsburg enthauptet] in den „Miniaturen“. Zum Teil wurden auch einfache Kombattanten mit dem Schwert gerichtet. Ähnlich wurde auch in der kaiserlichen und kurbayerischen Armee verfahren. Vgl. die Hinrichtung des Obristen Schellart von Dorenwert, Adam Wilhelm, Freiherr zu Gürzenich; Obrist [ -12.10.1627 im Feld vor Rendsburg enthauptet] in den „Miniaturen“.
[57] KREBS, Hans Ulrich Freiherr von Schaffgotsch, S. 101ff.
[58] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[59] patriae proditores: Vaterlandsverräter.
[60] KAMPMANN, Reichsrebellion, S. 174f.
[61]Rudolf [Rudolfo] Graf Colloredo [Coloredo, Coloreto, Coleredo, Colredo, Kolloredo]-Waldsee [Wallsee] [2.11.1585 Budweis-24.2.1657 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.
[62] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 816, S. 269.
[63] Ernst Roland, Baron de Grysort [Grisart, Chrisom], Graf v. Suys [Soise, Soisse, Sois, Suis, Suise, Suisi, Soy, Suse, Suy, Suyss, Duys] u. Tourabel [ -1645], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[64] Profoss: Militärischer, vielfach gefürchteter Offiziant, der die Einhaltung der Kriegsbestimmungen und Befehle, der Lager- und Marschordnung überwachte. Der Profoss zeigte die Zuwiderhandelnden beim Befehlshaber an, nahm sie fest, stellte sie vor Gericht und vollstreckte das vom Kriegsrichter (dem Auditeur) gesprochene Urteil. Er ersetzte dadurch den Scharfrichter, der nicht immer beim Regiment vorhanden war. Dabei unterstützten ihn Knechte und Gehilfen wie der Profosslieutenant. Es gab einen Profoss für jedes einzelne Regiment und einen Generalprofoss (auch „Generalgewaltiger“ genannt) für die gesamte Armee. Der Profoss hatte ferner die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel vor den Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Er überwachte gegen eine Abgabe der Händler oder Marketender den Lagermarkt. Zudem oblagen ihm die Einrichtung der Latrinen und die Reinigung des Feldlagers von den Fäkalien, die Entfernung toter Tiere. Einmal pro Woche wenigstens sollten die Quartiere durch die Huren und Trossbuben gereinigt werden, zur Aufsicht wurde auch der Hurenwebel (aufsichtsführender Organisator des umfangreichen Trosses) herangezogen. Mitglieder des Trosses, der immer wieder Gesindel aller Art anlockte, konnten zudem zu den kräftezehrenden und verachteten Schanzarbeiten und anderen Hilfsarbeiten herangezogen werden. Hier hatte der ihm unterstellte Hurenwebel die Aufsicht. Diese wichtige Funktion war für einfache Soldaten die wohl einzige militärische Aufstiegsmöglichkeit. Der Hurenwebel besaß einen eigenen Leutnant als Stellvertreter und wurde zudem vom Rumormeister unterstützt. Der Profoss und dessen Leutnant sollten zudem beim Verlassen der Quartiere die Huren und die Trossbuben aus den Quartieren vertreiben und dafür sorgen, dass alle Feuer gelöscht waren. Seine Aufgabe war es auch, die Gefangenen hinter dem Regiment herzuführen. Er erhielt monatlich 30 fl. (Kavallerie) bzw. 60 fl. (Fußtruppen). LAHRKAMP, Kölnisches Kriegsvolk; Schwedisches Kriegs-Recht; BERG, Administering justice, S. 6. Der Stadtarzt Gabriel Furttenbach [1640-1716] von Leutkirch (unter 1619); GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 106f.: „Den 25. Dito [1619]. Donnerstag Morgens sein abermahlen alle Fahnen auff bemeltes Feld Commandiert und Gemustert worden. Alß nun ein Soldat von Erazheimb Gebürtig / ein armer Tropff und Baursmann / umb fl. 7. deß Monats nicht Dienen / sondern fl. 8. haben wollte / hat sich der Herr Obriste [Johann Fuchs; BW] über ihn so hefftig Erzürnt / daß Er andern zu einem Exempel solchen den Scharpffrichter (nicht daß er ihne ohne weitern Befelch Hinrichten solle) in seinen Handen zugeben Befohlen: Demnach aber der Profos Caspar Tenger von Rothweil mit dem armen Tropffen zugeschwind fortgefahren / ihne zwar nochmalen erinnert die benannte Besoldung ohne widerred anzunemmen / oder ihme für einen Steckenknecht Zudienen / Er aber solches nicht thun / sondern ehender Sterben wolte / hat der Profos denselbigen / ohne weitere Ordre deß Obristen / welcher schon Perdon zugesagt hat / an einen Baum am Heggelbacher Weg Auffhencken lassen. Warüber aber der Obriste und Soldaten übel zufriden gewesen / und deßwegen diser Profos sich mit Leib und Leben dem Regiment Verschreiben miessen“.
[65] KREBS, Hans Ulrich Freiherr von Schaffgotsch, S. 186, Anm. 71.
[66] Rekompens: Ausgleich, Entschädigung, Belohnung.
[67] KREBS, Hans Ulrich Freiherr von Schaffgotsch, S. 234.