Dargitz [Dargetz, Dargatz, Stargate ?], Melchior [Melcher] von

Dargitz [Dargetz, Dargatz, Stargate ?], Melchior [Melcher] von; Obrist [ – ] Der aus Ostpreußen stammende Dargitz[1] stand zunächst als Obrist in schwedischen Diensten und war Kommandant der sogenannten „Weißen Brigade“.

Der schottische Kriegsteilnehmer und Augenzeuge Monro schildert den Einsatz der „Weißen Brigade“ bei der Einnahme von Frankfurt a. d. Oder[2] am 3.4.1631: „Als die Kavallerie angewiesen worden war, das zu tun, und S. M. die Angst seiner Feinde sah, die die Vorstädte von sich aus niedergebrannt hatten, was S. M. als Vorzeichen für einen künftigen Sieg ansah, befahl der König, daß ein Teil der abkommandierten Musketiere durch die brennende Vorstadt vorstoßen und sich beim Haupttor festsetzen sollte, und zwar solange, bis S. M. über den Einsatz der übrigen Armee Anordnungen getroffen hätte, wobei er jede Brigade gesondert in ihren Abschnitt einwies. Die Gelbe [Teuffel; BW] und die Blaue Brigade [Winckel; BW] hatten den Auftrag, in den Weingärten der Stadt Posten zu beziehen, auf der Seite, die Küstrin[3] am nächsten lag, und sie erhielten den Befehl, ihre Wachen vorzuschieben, während die übrige Brigade sich in geschlossener Formation mit ihren Waffen zur Ruhe niederlassen sollte, um ständig in Bereitschaft zu sein, wenn es zu einem Ausfall käme. Die Weiße Brigade, auch Dargitz-Brigade genannt, wurde angewiesen, in der Vorstadt Stellung zu beziehen, um den abkommandierten Musketieren Rückendeckung zu geben, die zwischen dieser Brigade bei der vom Tor ausgehenden Gefahr unmittelbar hinter den Wällen standen. Hepburns Brigade wurde abkommandiert, beim anderen Tor Stellung zu beziehen und ihre Posten ebenfalls vorzuschieben. Die übrigen abkommandierten Musketiere, die von Major John Sinclair befehligt wurden, erhielten den Befehl, auf einer Anhöhe in der Nähe eines Friedhofs Stellung zu beziehen, der unmittelbar vor den Festungswerken des Feindes lag. Auf dieser Anhöhe ging eine Batterie in Stellung, während die Artillerie und die Munitionswagen der Armee, wie es üblich war, zwischen unserer Brigade und den Reitern des Rheingrafen [Otto Ludwig von Salm; BW] ihren Platz fanden, die hinter uns standen. Als das alles so eingeteilt war und alle in Stellung gegangen waren, wurden Leute aus allen Brigaden abkommandiert, Schanzkörbe für die Kanonen zu machen und Gräben auszuheben.

Dann ging der König, wie es üblich war, in eigener Person zusammen mit Oberst Teuffel zur Erkundung in die Nähe des Walls, wo der Oberst dann in den linken Arm geschossen wurde, was S. M. veranlaßte, für ihn selber in aller Öffentlichkeit um Hilfe zu rufen, weil der König glaubte, außer Hepburn keine Hilfe zu haben (II, 32). Im selben Augenblick wurde David Monro, mein Leutnant, von einer Musketenkugel ins Bein getroffen, dort wo Major John Sinclair in der Nähe der im Bau befindlichen Batterie die für den Schutz des Königs abkommandierten Musketiere befehligte. Um uns zu verspotten, hängte der Feind nun am Wall eine Gans heraus und machte sofort darauf mit 200 Mann einen Ausfall gegen unsere Wachen, die den Feind mit Musketensalven empfingen. Da er aber für die Wachen zu stark war, befahl S. M. dem Major Sinclair, einen Offizier mit weiteren 50 Musketieren abzukommandieren, die den Wachen beistehen sollten. Als der Feind trotzdem unsere Wachen weiter zurückdrängte und sie zwang, Gelände aufzugeben, befahl der König dem Major unverzüglich, mit 100 Musketieren einzugreifen, dem Feind Widerstand zu leisten und den Wachen zu Hilfe zu kommen, was der Major auch sofort ausführte. Er zwang den Feind, sich schneller zurückzuziehen als er vorgerückt war, wobei ein Oberstleutnant und ein Hauptmann gefangengenommen wurden. Nachdem der Major den Friedhof eingenommen hatte, lagen unsere Leute unmittelbar vor den Befestigungswerken des Feindes. Sinclair behielt seine Wachen nun dort bei und hatte ein Auge auf den Feind, so daß wir nicht mehr mit Ausfällen belästigt wurden, obwohl verschiedene Offiziere und Soldaten durch den Feind von seinen Befestigungen aus verwundet wurden, denn der Friedhof bot unseren Leuten, die unmittelbar unter den Werken des Feindes lagen, keinen Schutz.

Am Sonntagmorgen, es war Palmsonntag, der 3. April 1631, nahmen der König und die ganze Armee in ihrem besten Staat an einem Gottesdienst teil, und nach der Predigt ermunterte S. M. unsere Soldaten. Er sagte, er wünsche, daß er die schlechten Tage, die sie augenblicklich mit Geduld ertrügen, von ihnen nehmen könne, und er hoffe, ihnen in Kürze bessere Tage bescheren zu können, an denen er sie Wein trinken lassen könne, anstatt des Wassers, das sie nun tränken. Dann gab der König dem General Baner Befehle, allen Brigaden mitzuteilen, sich mit ihren Waffen für weitere Anweisungen in Bereitschaft zu halten. Als dieser Befehl gegeben war, versahen sich einige der abkommandierten Musketiere, die unter Sinclairs Befehl standen, mit Leitern, da sie einen bevorstehenden Sturmangriff vermuteten.

Gegen 5 Uhr am Nachmittag kam S. M. zu unserer Brigade und ließ einen deutschen Hauptmann namens Guntier von Hepburns Regiment rufen. Er befahl ihm, einen leichten Harnisch anzulegen, seinen Degen zu ziehen, einen Sergeanten mit zwölf tüchtigen Burschen mitzunehmen, durch den Graben zu waten und zu erkunden, ob sich Leute zwischen dem Erdwall der äußeren Befestigung und dem steinernen Festungswall der Stadt aufhalten könnten. Dann sollten sie sich, so schnell sie es nur vermöchten, zurückziehen. Als die das getan hatten, kam S. M. zur Erkenntnis, daß zwischen den beiden Wällen Platz sei, Soldaten hineinzubringen, und da die Brigaden schon in Schlachtordnung standen, sollten sie, nachdem der Hauptmann ohne Verwundung zurückgekommen war, auf ein Zeichen hin angreifen. Der König befahl Baner und Hepburn, mit unserer Brigade den Graben zu überwinden und zu stürmen, und wenn sie den Feind vom Wall der äußeren Verteidigungslinie zurückgetrieben hätten, so sollten sie sich zwischen ihm und dem steinernen Hauptwall festsetzen. Wenn es glücken sollte, den Feind zum Weichen zu bringen, sollten sie mit ihm zusammen in die Stadt eindringen. Die gleichen Befehle ergingen auch an die übrigen Brigaden, die schon bereitstanden.

Der König hatte eine Anzahl großer und kleiner Kanonen in den Batteriestellungen laden lassen und befahl nun, an allen Abschnitten achtzugeben. Wenn die Geschütze abgefeuert würden, sollten die Sturmtruppen noch mitten im Pulverdampf der ersten Salve zum Angriff vorbrechen, was sie dann auch taten. Wir durchquerten den Graben und wateten dabei bis an die Hüften in Wasser und Schlamm, und als wir dann hinaufstiegen, den Wall zu erstürmen, da standen uns einige starke Palisaden im Weg, die im Wall so gut eingegraben waren, so daß wir, wenn der Feind sich nicht voller Angst vom Wall zurückgezogen hätte, nur mit großem Glück hätten eindringen können. Der Feind zeigte sich aber so schwach und zog sich zurück, so daß die Kommandeure die Befehle ausführen konnten, die sie vom König erhalten hatten (II, 13). Wir drängten nach, in der Absicht, dem zurückweichenden Feind durch eine große Ausfallpforte, die zwischen den beiden Wällen lag, in die Stadt hinein zu folgen. Sie hatten zwei große Türflügel geöffnet und drängten hier hinein. Nach ihrem Rückzug (vor einigen Tagen) hatten sie hier ein paar Orgelgeschütze in Stellung gebracht, mit denen man ein Dutzend Schüsse auf einmal abfeuern kann. Daneben hatten sie noch zwei kleine Ordonanzgeschütze aufgepflanzt, die ebenfalls den Eingang absicherten, und dann standen da noch Musketiere, die nun zusammen mit den Schüssen aus den Geschützen unbarmherzig unter unseren Musketieren und Pikenieren aufräumten.

Der tapfere Hepburn, der die Schlachtreihe der Pikeniere aus seiner eigenen Brigade anführte, wurde, als er bis auf eine halbe Pikenlänge Abstand zur Ausfallpforte vorgedrungen war, in dem Augenblick, als er eindringen wollte, oberhalb des Knies in den Schenkel geschossen, so daß er lahm wurde. Die großen Schmerzen betäubten seine Sinne, was ihn auch zwang, sich zurückzuziehen. Er sagte zu mir, ‚Schulfreund Monro, ich bin angeschossen worden‘, was mir wirklich sehr leid tat. Dann wurde sein Major, ein entschlossener Kavalier, der vorstürmte, um in die Ausfallpforte einzudringen, unmittelbar vor dem Eingang erschossen. Darauf wichen die Pikeniere zurück und blieben zunächst stehen. General Baner, der dabei war, feuerte nun die Kavaliere an, doch einzudringen. Oberst Lumsdale [Lumsden; BW] und ich, die wir beide an der Spitze unserer Fahnenabteilungen standen, er mit einer Partisane, ich mit einer Halbpike in der Hand und einem Sturmhelm auf dem Kopf, der mich schützte, gaben nun unseren Pikenieren das Zeichen zum Angriff. Wir führten sie Schulter an Schulter an, und beide konnten wir glücklicherweise die Pforte ohne Verletzung erreichen, doch einige von uns, wie ich weiß, fanden dort den Tod. Der Feind wurde nun gezwungen, sich in Verwirrung zurückzuziehen. Er war von unserem Eindringen so überrascht, daß er weder den Mut noch die Geistesgegenwart hatte, das Fallgatter des großen Tores herunterzulassen. So konnten wir, indem wir dem Feind auf den Fersen blieben, in die Straßen der Stadt eindringen. Dort hielten wir dann an, bis unsere Pikeniere nachgekommen waren und sich in Formation aufgestellt hatten. Flankiert von Musketieren griffen wir mit gefällten Piken an, wobei die Musketiere auf den Flanken Feuerschutz gaben, bis die Ordnung des Feindes ins Wanken gebracht wurde.

Nach uns kam General Baner mit einer Abteilung frischer Musketiere heran. Er verfolgte die Kaiserlichen in der einen Straße, Lumbsdale und ich in der anderen. Wir stießen mit dem Feind wieder zusammen, schlugen ihn aber ganz und gar, und unsere Offiziere nahmen ihm neun Fahnen ab, die dann S. M. überbracht werden sollten. Der größte Teil ihrer Soldaten wurde niedergehauen als Vergeltung für die Greueltaten, die sie in Neu-Brandenburg[4] verübt hatten, aber einige ihrer Offiziere erhielten ‚Quartier‘, so wie sie es auch gegenüber unseren gegeben hatten. Nachdem dieses Regiment besiegt war, wiesen wir einen Offizier mit einer starken Abteilung an, sich der Brücke zu bemächtigen, damit der Feind nicht mehr entkommen könne. Als den Feinden der Fluchtweg auf diese Weise abgeschnitten war, wurden sie nun alle niedergehauen, und die Straßen lagen voll mit Toten. Der größte Teil unserer Soldaten und Offiziere lief nun auseinander, um Beute zu machen, und sie ließen mich mit einer kleinen Zahl anständiger Soldaten zurück, die Fahnen zu schützen. Ich muß gestehen, daß ich einfach nicht in der Lage war, etwas gegen diese Disziplinlosigkeit zu unternehmen. Soweit zu Lumsdales Rolle und meiner. Ich kann mich dafür verbürgen, daß alles wahr ist. Und so wie ich von unseren eigenen Taten die Wahrheit ohne Aufhebens berichtet habe, auch wenn es kein Mensch als Freund der Tugend nachprüfen kann, so will ich von den Taten anderer Leute erzählen, soweit ich aus den Berichten meiner ehrenhaften Kameraden weiß, daß auch sie wahr sind.

Oberstleutnant Musten, der ernannt worden war, die Musketiere von Lumsdales Regiment und dem meines Obersts zu kommandieren, das unter meinem Befehl stand, sah uns eindringen und folgte uns nach. Er gab denen, die unter ihm standen, von sich aus den Befehl, wie sie sich verhalten sollten, so daß sie dem Feind keine besseren Bedingungen für ‚Quartier‘ gewährten, als wir es auch taten. Auch die Deutschen, die sich der Grausamkeiten erinnerten, die der Feind in Neu-Brandenburg verübt hatte, gaben nur wenig ‚Quartier‘ (II, 34). Major John Sinclair, wie mir glaubhaft versichert wurde, und Leutnant George Heatly, der ihn begleitete, beide entschlossen und tüchtig, waren die ersten, die mit Leitern über den Wall in die Stadt hineinkamen. Da sie bei ihrem Eindringen nur wenige Musketiere dabei hatten, wurden sie in den Straßen von den Kürassieren des Feindes, den besten Reitern, attackiert, die sie zwangen, dicht beieinander zu stehen, mit dem Rücken zum Wall, über den sie eingedrungen waren. Sie gaben mehrere Musketensalven auf die Reiter ab, die dadurch zum Rückzug gezwungen wurden.

Nachdem wir hineingekommen waren, drangen die Gelbe [Teuffel; BW] und Blaue Brigade [Winkel; BW], die von der ganzen Armee als entschlossen und tapfer in ihren Aktionen angesehen wurden, ebenfalls ein. Sie sollten die Stellungen der Iren angreifen, wurden aber zweimal unter großen Verlusten wütend zurückgeschlagen. Dabei erlitten sie schlimme Verluste durch die Handgranaten, die die Iren unter sie warfen. Als sie dann zuletzt doch vordrangen, stellten sich ihnen die Iren entgegen, die zahlenmäßig schwach waren. Ungeachtet des Unterschieds im Zahlenverhältnis kämpften sie lange mit Pike und Schwert in den Festungswerken, bis die meisten an der Stelle gefallen waren, an der sie gestanden waren und gekämpft hatten, so daß am Ende Oberstleutnant Walter Butler, der die Iren anführte, gefangengenommen wurde, nachdem er einen Schuß in den Arm und einen Pikenstich in den Schenkel davon getragen hatte. Am nächsten Tag konnte man an den einzelnen Stellen erkennen, wo am heftigsten gekämpft worden war, und in der Tat, hätten die anderen sich so tapfer gehalten wie die Iren, hätten wir uns mit großen Verlusten zurückziehen müssen, ohne den Sieg davongetragen zu haben.

Als die Wut verraucht war, waren alle Soldaten, die nun ihre Pflicht vernachlässigten, um so mehr darauf aus, Beute zu machen, denn die ganze Straße stand voll mit Reiteseln, Reitpferden, Kutschen und verlassenen Wagen, angefüllt mit Reichtümern aller Art, Tafelsilber, Juwelen, Gold, Geld, Kleidern, so daß ich später nie mehr sah, daß man den Offizieren so schlecht gehorchte und keinen Respekt mehr vor ihnen hatte, wie es hier eine Zeitlang geschah, bis der Höhepunkt überschritten war. Und ich kenne sogar einige Regimenter, die keinen einzigen Mann mehr bei ihren Fahnen stehen hatten, bis das Wüten vorüber war. Einige Fahnen waren die ganze Nacht hindurch verschwunden, bis man sie dann am nächsten Morgen wieder beibrachte. So eine Unordnung herrschte bei uns, und das alles wurde hervorgerufen durch die Raffgier, die Wurzel allen Übels und der Ehrlosigkeit.

Als die Einnahme der Stadt abgeschlossen war, kam S. M. selbst herein. Er wurde vom Rheingrafen [Otto Ludwig von Salm; BW] und seinen Reitern bewacht, die nun unverzüglich abkommandiert wurden, die Brücke zu überqueren und dem Feind auf den Fersen zu folgen, der in Richtung Glogau[5] auf der Flucht war. Dorthin hatten sich der Feldmarschall Tiefenbach, der Graf von Schauenburg und Montecuccoli mit jenen zurückgezogen, die entkommen waren. S. M. hatte kaum in der Stadt Quartier genommen, als ein zufällig ausgebrochenes Feuer die Stadt einzuäschern drohte. Unter Trommelschlag wurden daher Befehle in allen Straßen laut ausgerufen, daß sich alle Offiziere und Mannschaften bei Todesstrafe sofort bei ihren Fahnen auf der anderen Seite der Oder in den Außenbefestigungen einfinden sollten, wo Sir John Hepburn angewiesen war, das Kommando innerhalb der Festungswerke zu übernehmen. Ausgenommen waren die Truppen, die bestimmt worden waren, die Tore der Stadt zu bewachen, dazu das Quartier S. M. und die Unterkünfte der Generale am Marktplatz, wo eine starke Wache gehalten wurde, um Plünderungen und Übergriffe der Soldaten zu unterbinden. Obwohl diese Befehle öffentlich ausgerufen wurden, hielten sich viele nicht daran und blieben in der Stadt, um zu plündern.

Bei diesem Zusammenstoß verlor der Feind fast 3 000 Mann, nicht gerechnet die Offiziere, die dabei getötet wurden, vier Obristen, Pernstein [der allerdings erst am 26.7.1631 fiel; BW], HydouMayence, [Berthold v.; BW] Wallenstein [der erst bei Lützen fiel; BW] und Joure. Weitere 36 Offiziere kamen ums Leben. Oberst [Ernst Georg v.; BW] Sparr mit fünf deutschen Oberstleutnanten und ein irischer Kavalier wurden gefangengenommen, der sich tapfer und ehrenvoll geschlagen hatte. Der Feind verlor 41 Fahnen, wie ich am nächsten Tag sehen konnte, als vor General Baner eine Zählung stattfand, dazu kamen neun Standarten der Reiterei. Auf unserer Seite kamen mindestens 800 Mann ums Leben, davon verloren das Blaue und das Gelbe Regiment allein 500. Dem König fiel hier eine sehr große Menge von Vorräten für die Armee in die Hand, Getreide, Munition und 18 Ordonanzgeschütze. Am nächsten Tag ernannte S. M. Generalmajor Lesly [Alexander Leslie; BW] zum Gouverneur über die Stadt und gab ihm den Befehl, die schadhaften Festungswerke und Wälle auszubessern. Dann wurde der Befehl gegeben, die Toten zu begraben, was man in sechs Tagen nicht völlig schaffen konnte. Zuletzt warf man sie in Haufen in große Gruben, mehr als hundert in jedes Grab. Am nächsten Tag erhielten wir die Anweisung, unsere Regimenter zu versammeln, damit man sie mit den Waffen ausrüsten könne, die den Soldaten fehlten, da viele von ihnen in der dem Sturm folgenden Unordnung ihre Waffen verloren hatten“.[6] 1631 war er Kommandant in Spandau,[7] wurde aber in diesem Jahr wieder abberufen.

Am 18.11.1631 zog Dargitz mit Gustav II. Adolf durch Frankfurt.[8]

„Ein weiterer Augenzeuge unbekannter Herkunft schrieb an einen Augsburger[9] Freund, daß dieser prächtige Durchzug bereits um acht Uhr morgens begonnen habe und erst am Nachmittag gegen vier beendet gewesen sein soll. Auch wenn dieser Anonymus keine genauen Angaben zu der Truppenstärke der Royalarmee macht, lieferte er doch den detailliertesten Bericht der Ereignisse, die nach seinen Angaben ebenfalls zwei Tage lang gedauert hatten.

Die königlichen Truppen bewegten sich an jenem Novembertag [18.11.1631; BW] durch Sachsenhausen,[10] marschierten über die Alte Brücke und zogen weiter durch die Stadt, um sich jenseits der Stadt am Bockenheimer Tor wieder zu sammeln und sich dann zu teilen. Hans Vitzthum von Eckstädt blieb mit seiner 600 Mann starken Garnison zur ‚Defension’ in Frankfurt zurück, der Rest bewegte sich nach Höchst.[11] Im Kriegsarchiv in Stockholm findet sich eine Zeichnung mit französischer Beschriftung, welche die Einzugsordnung der Royalarmee, später auch Rheinische Armee genannt, unter Gustav Adolf in die Reichsstadt zeigt. Die Einheiten der Kavallerie wechseln sich gleichmäßig mit Infanterieregimentern und insgesamt 1 600 Musketieren ab, die auch ausdrücklich als solche ausgewiesen sind. Jene Aufmarschordnung, die der Schotte Monro als ‚gute Ordnung’ bezeichnete, ist auf dem Stich von Matthäus Merian dem Älteren nachvollziehbar. Die Truppen der Kavallerie wurden unter anderem von den Obristen Hall,[12] Moritz Pensen von Caldenbach, dem Grafen [Johann Philipp; BW[13]] von Ortenburg, Wolf Heinrich von Baudissin und Ernst Dönhoff geführt. Auch die ebenfalls einziehenden Livländer, Småländer und Finnen waren beritten, der jeweilige Kommandeur wird in der Zeichnung nicht ausgewiesen. Die Infanterie-Regimenter standen unter dem Befehl der Obristen Lundsdel [Sir James Lumsden of Innergelly; BW], Friedrich von Rossen [Rosen !; BW], Maximilian Freiherr von Teuffel und Melchior von Dargitz. Die Fußsoldaten des Blauen Regimentes führte Hans Georg aus dem Winckel, unter dessen Befehl auch Christoph Haubold stand. Der General Jacob Spens, der den Oberbefehl über die englischen und schottischen Truppen in schwedischen Diensten hatte, marschierte mit seinen Infanterie-Regimentern ebenso in Frankfurt ein wie der Oberstleutnant Daniel Hebron [John Hepburn !; BW] mit seinen Soldaten. Oberstleutnant Damitz führte sowohl ein Infanterie- als auch ein Kavallerie-Regiment durch die Stadt. Als ein weiterer Truppenführer wird der ‚Comte de la Tour’ aufgeführt. Unklar ist, ob es sich hierbei um den Oberst Hans Jakob von Thurn oder sogar den schwedischen Generalleutnant Heinrich Matthias Thurn-Valsassina handelt.[14] Wäre letzterer mit in die Reichsstadt eingezogen, hätte man solches unzweifelhaft als ein weiteres, deutliches Signal gegen den Kaiser werten können.Thurn-Valsassina gehörte der oppositionellen Adelspartei in Böhmen an und war eine treibende Kraft bei deren Aufstand gegen die Habsburger. Nach der Niederlage in der Schlacht am Weißen Berg war der Graf nach Siebenbürgen geflohen, der Kaiser hatte ihn mit der Reichsacht belegt Zudem war Thurn-Valsassina in Abwesenheit zum Tod verurteilt worden. Er schloß sich Gustav Adolf an und erhielt von ihm ein militärisches Kommando in seiner Armee. Folglich wäre ein Geächteter ausgerechnet mit dem Feind des Kaisers in jene Stadt eingezogen, in der die imperiale Macht legitimiert, manifestiert und nach außen hin repräsentiert wurde.

Der anonyme Briefschreiber konnte seinem Bekannten in Augsburg aber noch genauere Angaben zu den einziehenden Personen machen. Der schwedische König war auf einem ‚Schwarzen Spanischen Pferdte’ in Begleitung vieler Fürsten, Grafen und anderer Herren ‚als Graf von Salms [Solms], [Ludwig Heinrich; BW] von Nassau [-Dillenburg; BW], von Eysenburg, von Witigstein [Johann von Sayn-Wittgenstein; BW], [Heinrich Volrad ?; BW] von Stollberg, von Ertbach [Georg Friedrich v. Erbach; BW], der Obrist [Johann Melchior v.; BW] Schwalbach, Gustav Horn, […] herzog Wilhelm von Weimar, und Marggraf Hans Görge von Brandenburg’ in die Stadt eingeritten. Die Auflistung der Regimenter ist mit den Ordres des Batailles abgleichbar, lediglich zwei Regimenter zu Pferd, darunter die Livländer unter Dönhoff, und ein Infanterieregiment konnte der seinerzeit offenbar genau beobachtende Anonymus nicht identifizieren“.[15]

„Um diese [kaiserliche Besatzung in Volkmarsen[16]] zu vertreiben, zog am 14. Juni 1632 General von Uslar mit den Reiterregimentern Uslar, Dalwigk, Seekirch, Mercier und Rostein, der das grüne Leibregiment zu Pferd befehligte, sowie sechs Kompanien vom weißen [Dargitz; BW] und vom grünen Regiment gegen Volkmarsen. Geschütze hatte er jedoch keine bei sich. Die Infanterie unter dem Befehl des Oberstleutnants von Romrod war schon am 13. Juni bis Wolfhagen[17] vorgeschoben worden. Am 14. Juni gegen Mittag vereinigten sich die Truppen vor Wolfhagen, legten eine halbe Stunde Rast ein, formierten sich daraufhin in Schlachtordnung und rückten nun gegen Volkmarsen vor. Die Stadt wurde eingeschlossen und mit herbeigeschafften Geschützen beschossen. Nach zwei Tagen wurde sie am 17. Juni zur Übergabe gezwungen. Bevor sie jedoch besetzt werden konnte, erschien ganz unvermutet der kaiserliche General Graf von Gronsfeld mit 57 Fähnlein zu Pferd, griff unverzüglich die Truppen des Generals von Uslar an, der alle Sicherungsmaßnahmen sträflich unterlassen hatte, und fügte den völlig erschöpften Soldaten Uslars trotz hartnäckiger Gegenwehr eine schwere Niederlage bei. Die Hessen verloren dabei sechs Geschütze und sechs Standarten. Außerdem gerieten 240 Mann in Gefangenschaft, und 100 Soldaten fanden den Tod. Aber schon vierzehn Tage später waren dieselben Regimenter schon wieder soweit aufgefüllt, daß sie unter persönlicher Führung des Landgrafen nach Franken eilen konnten, um hier dem Schwedenkönig zu Hilfe zu kommen“.[18]

„Am 3. und 4. Februar [1633] war der Landgraf [Wilhelm V.; BW] in Lette,[19] 5 km südlich Koesfeld.[20] Er hatte noch das weiße [Dargitz; BW] und das blauweiße Regiment z. F. und die Kavallerie bei sich. Das Baudissinsche Hilfskorps, bei dem jetzt ein Generalmajor von Berbistorf mehrfach erwähnt wird, löste die unter Hauptmann Motz in Haltern[21] zurückgelassenen Teile des weißen Regiments ab, besetzte Dülmen[22] und sicherte nach Osten gegen Soest[23]-Arnsberg,[24] wo Gronsfeldsche Truppen aufgetaucht waren. In Lette beratschlagte der Landgraf mit Fr. E. v. Dalwigk und Joh. Geyso, ob und wie Koesfeld belagert werden könne. Die anfangs gehegten Bedenken bezüglich eines Angriffes auf diese stärker befestigte und auch stärker besetzte Stadt, die die Residenz des Bischofs [Franz Wilhelm v. Wartenberg; BW] und nächst Münster[25] damals die bedeutendste Westfalens war, schienen nicht begründet gewesen zu sein. Es gelang schon in einer der nächsten Nächte, die Stücke an die Umwallung heranzubringen. Die mit 1500 Mann besetzte Stadt akkordierte schon nach eintätiger Beschießung (7.2.). Zum Kommandanten wurde Joh. Geyso ernannt. Die Korrespondenz, die jetzt zwischen ihm und dem Landgrafen einsetzt, unterrichtet uns über die nächsten 8-10 Tage ziemlich genau. Während der Landgraf nach Westen weiterzog, Borken[26] am 10.2. und Bocholt[27] am 12.2. besetzte, stieß Dalwigk mit der Kavallerie nach Norden vor. Seine Hauptaufgabe war es, die Verbindung mit Knyphausen herzu-stellen, von dem das Gerücht ging, daß er sich der Ems nähere. Als Rückhalt für die Reiterei folgte Major Krug mit 250 Musketieren vom weißen Regiment. Sein Auftrag, sich in Besitz der Stadt und des festen Schlosses Ahaus[28] zu setzen, konnte nicht ausgeführt werden, da die Regimentsstücke gegen die starken Mauern des Schlosses wirkungslos waren. Bevor die vom Landgrafen erbetenen Geschütze mit den Konstablern eintrafen, erschienen ligistische Truppen unter dem von Wallenstein an Gronsfeld gesandten Generalwachtmeister von Bönninghausen, überfielen die Rostienschen Reiter in Wessum,[29] nordwestlich von Ahaus am 12.2. und zersprengten sie. Die Krugschen Musketiere hielten sich tapfer auf dem Kirchhof, und der stets tätige Obrist Mercier trieb den Feind zurück; er hieb eine Anzahl nieder, darunter vom Regiment Ohr [Oer; BW] den Oberstleutnant und einen Rittmeister und machte Gefangene. Ahaus konnte jedoch nicht erobert und die Verbindung mit Knyphausen nicht hergestellt werden“.[30]

Ab 15.1.1636 war Dargitz vorübergehend Kommandant in Pillau,[31] 1638 wurde er kurbrandenburgischer Obrist[32] und lag zusammen mit Georg Volkmann in Frankfurt/Oder.[33] Wegen der Übergabe von Gartz[34] am 3.3.1638 in Ungnade gefallen, wurde sein 428 Mann umfassendes Regiment aufgelöst, er selbst erst im Februar 1641 angeblich auf Fürsprache seiner Verwandten pardoniert.

[1] MÖRNER, Kriegsobristen, S. 238f. Stargate war möglicherweise der Lautname für Dargitz; GRANT, Die Memoiren, S. 68, Anm. 159.
[2] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.
[3] Küstrin [Kostrzyn; Kr. Königsberg]; HHSD X, S. 441ff.
[4] Neubrandenburg [Kr. Neubrandenburg]; HHSD XII, S. 69ff.
[5] Glogau [Głogów]; HHSSchl, S. 127ff.
[6] MAHR, Monro, S. 118ff. Theatrum Europaeum Bd. 2 (1646), S. 47f.: „Den 3. Apr. welches war der Palm Sonntag / nach dem der König Predigen und Bettstunden halten lassen / hat man das Geschütz auff den hin und wieder verfertigten Battereyen gepflantzet / darzu der König allenthalben selber geholffen / und sich keine Mühe und Arbeit verdrießen lassen. Weil nun mit loßbrennung deß Geschützes damals noch inngehalten worden / sind die Kayserische darüber in den Wahn gerathen / als wann der König etwa zu schwach were / die Statt mit Ernst anzugreiffen / und dahero ihnen ein solch Hertz gemacht / daß sie nicht allein unauffhörlich starck Fewer herauß gegeben / davon in 150 Schwedische Soldaten erlegt worden / sondern auch eine Ganß uber den Wall herauß gehenckt / unnd darbey gegen den Schwedischen Soldaten allerhandt hönische unnd spöttische Wort gebraucht.
Unterdessen aber ist mit den Lauffgräben starck fortgefahren worden / also daß man umb den Mittag mit denselben in den Spittalgarten vorm Gubenischen Thor kommen / und die Kayserische auß ihren Außenwercken in die statt getrieben. Darauff der König gedachtes Thor mit 12 groben Stücken / welche er alle selbsten gerichtet / starck zur Presse beschießen lassen. Auff solches hat gegen Abend etlich schwedisch Volck daß Gubenische Thor geöffnet / und die Schwedische mit Macht in die Statt eingefallen.
Wie nun die Kayerische Obriste v. Tieffenbach gesehen / daß sie von den Schwedischen ubermannet weren / haben sie den Muth sincken lassen / und sich auff die Flucht begeben / dahero aber das niderhawen allererst recht angangen.
Dann als die Flüchtlinge oder Oder=Brücken zueyleten / darbey ein jeder der erste seyn wolte / die Pagagy Wägen auch darzwischen kamen / geriethe alles in große Confusion: Die Wägen blieben aneinander hangen / also daß auch das Volck darvor nicht fortkommen kondte / biß die Schwedische mit Macht uber sie kamen / und ihrer ein große Anzahl nidermachten / daß auch in den Gassen gegen der Brücken zu / die Todten so hoch ubereinander gelegen, daß man darvor nicht fortkommen können. Die Kayserischen haben zwar bei solchem mächtigen Einfall der Schwedischen accordiren wollen / aber die Schwedischen / weil sie den Vortheil in Händen gehabt / unnd es schon zu lang gewartet gewesen / haben sich zu keinem Accord verstehen wollen. Den Soldaten hat der König Gustav Adolf / weil die Statt mit stürmender Hand eingenommen worden / 3 Stunden lang zu plündern erlaubet; aber sie haben solche Licentz mißbrauchet / und mit plündern und allerley Muthwillen uber die bestimpte Zeit so lang angehalten / biß der König und seine Obristen mit Prügeln und bloßen Dägen mit Gewalt abgewehret / und darüber auch etliche / so es gar ubermacht / aufgehencket. Deß Abend umb 8. Uhren ist noch uber voriges ein groß Fewers=Brunst in der Statt entstanden / unnd sechzehen Häuser zu Grund gerichtet“. Gottfried schreibt in seiner Historischen Chronik, GRIESA, Frankfurt/Oder, S. 49: „Die aufgesetzte Puncten kamen ihnen wieder zu scharff vor, daher man von beyden Theilen von neuem zu schießen anfieng; endlich aber erboten sich die Belagerten zum Accord, welcher am 28. May [23.5.] zum Stande kam, vermöge dessen die Besatzung, 1000 Mann starck, mit Sack und Pack, Ober= und Unter=Gewehr, jedoch mit Hinterlassung von 20 Fahnen, aller Stücke und Munition, auszog, der oberste Manteuffel aber, der von einem Stein aus einem Mörser verwundet war, noch zurück blieb“.
[7] Berlin-Spandau; HHSD X, S. 97ff.
[8] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[9] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[10] Sachsenhausen [Kr. Waldeck]; HHSD IV, S. 395.
[11] Höchst [Stadt Frankfurt/M.]; HHSD IV, S. 226ff.
[12] Wolfhard [Efferen v.], genannt Hall ?
[13] Es ist unbegreiflich, warum die Verfasserin hier wie in anderen Fällen sich nicht um eine genaue Zuordnung bemüht hat.
[14] Das ist keineswegs unklar, es handelt sich tatsächlich um Johann Jakob v. Thurn; vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 283, Anm. 194.
[15] RIECK, Frankfurt, S. 58f.
[16] Volkmarsen [Kr. Wolfhagen]; HHSD IV, S. 441f.
[17] Wolfhagen; HHSD II, S. 479f.
[18] GÖRLICH, Wolfhagen, S. 68.
[19] Lette [LK Wiedenbrück]; HHSD III, S. 458.
[20] Coesfeld [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 144ff.
[21] Haltern [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 283ff.
[22] Dülmen; HHSD III, S. 180f.
[23] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.
[24] Arnsberg [LK Arnsberg]; HHSD III, S. 28ff.
[25] Münster; HHSD III, S. 537ff.
[26] Borken [LK Borken]; HHSD III, S. 103f.
[27] Bocholt; HHSD III, S. 87ff.
[28] Ahaus [LH Ahaus]; HHSD III, S. 9f.
[29] Wessum, heute Ortsteil von Ahaus.
[30] GEYSO, Beiträge II, S. 23f.
[31] Pillau [Baltijsk, Kr. Samland]; HHSPr, S. 170ff.
[32] BEMER, Quellen Bd. 5, S. 417ff. Nach SCHRÖER, Havelland, S. 290 stand er ab 1633 in kurbrandenburgischen Diensten.
[33] MÖRNER, Kriegsobristen, S. 242.
[34] Gartz a. d. Oder [Kr. Randow]; HHSD XII, S. 185ff.
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