Kratz [Kraz, Cratz, Chraz, Craz, Cräz, Crätz, Kreitz, Gratz] Graf zu Scharfenstein [Scharffenstein], Johann Philipp

Kratz [Kraz, Cratz, Chraz, Craz, Cräz, Crätz, Kreitz, Gratz] Graf zu Scharfenstein [Scharffenstein], Johann Philipp; Feldmarschall [1591 Engers am Rhein-6.7.1635 in Wien hingerichtet] Johann Philipp Kratz [Cratz, Craz, Cräz, Crätz, Kreitz, Gratz] Graf zu Scharfenstein [Scharffenstein],[1] Freiherr von Riesenburg,[2] ein Sohn des Anton Kratz zu Scharfenstein [um 1560 Scharfenstein im Rheingau-24.6.1619 Engers am Rhein], war eine der obskursten Gestalten dieses Krieges. Sein Geschlecht stammte ursprünglich von Burg Scharfenstein[3] bei Kiedrich[4] nahe Rüdesheim.[5] Er soll Besitzungen zu Salzbrunn[6] bei Saaralben[7] besessen haben. 1628 kaufte er von Herzog Karl IV. von Lothringen die Herrschaft Saargemünd[8] um 200.000 fl. Zudem besaß er durch seine 2. Ehe mit Eleonora Colonna von Fels (seine 1. Frau Maria von Metternich war 1625 gestorben) große Güter in Böhmen, dazu andere, wahrscheinlich von den im Nassauischen erpressten und gestohlenen Geldern.[9]

In seiner Jugend war er Domherr zu Worms,[10] resignierte aber 1621 und erschien 1620 erstmals als Obrist der Liga. Der Jesuitenpater, Beichtvater Maximilians I. von Bayern und Schriftsteller Drexel schrieb am 27.10.1620 in sein Tagebuch über den Böhmischen Krieg: „Wir verließen Kralovice[11] und marschierten quasi Fuß an Fuß mit dem Feind, der seitlich von uns marschierte. In der stockfinsteren Nacht wurden wir abgedrängt, und weil der Feind nahe war, begannen die Unsrigen in derselben Nacht mit ihm zu plänkeln. Das Ständeheer erreichte Rakovník[12] [40 km vor Prag] vor den Bayerischen. Am 27.10. notierte sich der etwas naive Christian d. J. v. Anhalt: „Nachricht, daß der Feind Rakovnik belagern wird. Befehl, mit meinem Infanterieregiment und zwei Kompanien Landvolk dem Feind die Passage zu verlegen. Kaum hatten wir Stellung bezogen, da erschien der Feind. Man hatte schöne und tapfere Scharmützel, die Ungarn jagten sich gegenseitig herum. Man schätzt 60 Tote beim Feind, bei uns wenige. Die Nacht hat uns getrennt. Der König war rechtzeitig angekommen, um den Feind zu sehen und nahm sein Plaisir daran“. Friedrich V. v. der Pfalz,[13] in militärischen Angelegenheit ebenso naiv, schrieb an seine Gemahlin am 27.10.: „Der Feind hat sein Lager ganz in der Nähe. Ich habe heute ein sehr schönes und heftiges Gefecht gesehen“.[14] Im bayerischen Bericht vom 30.10. heißt es: „Des Feindes und die ganze bayrische Armada sind gegeneinander gerückt, haben mit Geschützen stark aufeinander geschossen, die Reiter sind aufeinander getroffen und das Fußvolk hat scharmütziert. In diesem Treffen ist der Feind geschlagen und zerrieben worden und die Unsrigen haben eine Fahne erobert, die dem General Christian [d. Ä.] von Anhalt gehört haben soll. Der Oberst Kratz hat den Fähnrich, der die Fahne trug, mit samt dem Pferd mit einem Schuß totgeschossen. Das wird von Anhalts Sohn bestätigt: Man schlug sich wacker um den Wald. Unsere Musketiere machten ihre Sache extrem gut, die Kavallerie aber nicht sehr gut, wir mußten uns zurückziehen. Die Kompagnie von S. A. war auch dabei, deren Standarte genommen wurde, nachdem der Fahnenträger tot war“.[15]

1621 monierte Tilly[16] seine ständige Abwesenheit: Es sei Aufgabe eines Befehlshabers, „billig seinem ambt ab[zu]warten und nicht also spazirn [zu] geen“.[17] Sein Regiment hatte sich der „mustrung, abrechnung halber sehr widerwillig“ bezeigt und sich geweigert abzurücken, da der Befehlshaber häufig abwesend war. Zwar hatte Maximilian I.[18] Cratz zur Anwesenheit aufgefordert,[19] wie es scheint, ohne Erfolg, denn Tilly wies Maximilian I. erneut darauf hin, dass, wenn hier nicht Abhilfe geschaffen würde, „ihre trutzigkeit nicht allein under ihnen weiter greiffen, sondern die ybrige ritterschaft zu gleichem ungehorsamb veranleitet“ würde.[20]

„Besonders schlimm trieben es die Reiter des Regiments Craz, das hauptsächlich aus Niederländern bestand. Auf dem Rückmarsch von Nürnberg[21] in die Oberpfalz plünderten die Reiter Etzelwang,[22] schlugen viele Leute tot und richteten einen Schaden von 5 136 fl an. Dann plünderten sie Adlholz[23] und Atzmannsricht,[24] wo sie die Kirche stürmten, den Altar umstürzten und bei den Bauern einen Schaden von 2 995 fl verursachten. Der Bischof von Bamberg, zu dessen Gebiet die Orte gehörten, beklagte sich hierüber am 7. November bei Maximilian und betonte, daß die Mansfelder,[25] obwohl sie Feinde waren und bei Vilseck[26] lagerten, die Orte geschont hätten. Am 6. November plünderten sie Groß- und Kleinschönbrunn,[27] am 9. Freihung,[28] in den dazwischenliegenden Tagen Ebersbach,[29] Thansüß,[30] Gressenwöhr[31] – hier besonders bei Hans Adam von Wildenstein – Gebenbach,[32] Axtheid,[33] nach dem 9. November 1621 Kaltenbrunn,[34] wo sie 6 Bürger erschossen und Ensdorf,[35] hier brannten sie mehrere Häuser nieder. ‚Sie haben ärger als die Feinde gehaust, Frauenzimmer bei Tag auf offenem Feld geschändet und die vor Schrecken geflohenen Einwohner durch die Drohung alles niederzubrennen, zur Rückkehr gezwungen‘. Auch die Offiziere dieses Rgt. beteiligten sich an den Plünderungen. Maximilian verfügte daher am 29. November 1621 die Abdankung des Rgt., ‚weil sie so fürchterlich hausen, übel diszipliniert sind und man sich auf sie vor dem Feind nicht verlassen kann‘ „.[36]

Die Abdankung scheint aber nicht erfolgt zu sein. Am 8.1.1622 erschien Kratz mit seinem Regiment in Vilshofen,[37] Rieden[38] und Ensdorf in der Oberen Pfalz und plünderte. Die Reiter warfen den Einwohnern Stricke um den Hals, zogen sie daran in die Höhe und erpressten von ihnen das Geständnis, wo sie ihre Wertsachen versteckt hatten.[39] „Am 22. April 1622 schliessen die Räte im Namen des Herzogs [Maximilian I.; BW] einen Befehl an Oberst Cratz, dass er sich mit seinen Reitern gleich nach der Musterung zu Tilly in die Unterpfalz begeben solle. Maximilian schrieb aber eigenhändig auf das Konzept, dass Oberst Cratz sich von ihnen nicht wie ein Rittmeister vom Oberst fortschicken lassen werde, sondern von dem Fürsten selbst Befehle erwarte. Die Ordonnanz sei dementsprechend auszufertigen“.[40]

Kratz trat 1623 in kaiserliche Dienste. Anfang Januar zog sein Regiment erneut durch die Obere Pfalz.[41]

Im August 1625 soll er als Obrist ein Kroatenregiment[42] geführt haben. „Mitten in die Landständeversammlung platzte am 21. August 1625 die Nachricht, daß kaiserliche Truppen, nämlich die Kroatenregimenter unter den Obersten Strozzi, Cratz und Collalto, im Bergischen Land Quartier beziehen sollten. Der [Wilhelm v.; BW] Metternich wußte Rat: ‚Entgegenziehen und mit Verehrungen, anders geht es nicht, erreichen, daß sie nicht ins Bergische kommen’. Und so geschah es. Die Kroaten kamen ins kurkölnische Recklinghausen,[43] wo sie Tilly, von dem bekannt war, dass er seine Soldaten so weit als möglich  in Disziplin hielt, unter seine Aufsicht nahm (‚zu Paß nahm’)“.[44]

Angeblich soll Kratz bereits 1626 von Wallenstein[45] seines Dienstes wieder entsetzt worden sein. In einem auf Befehl Wallensteins verfassten Bericht heißt es über seine Truppen: „Bref, ils ont commis des cruautez si barbares et si horribles qu’il ne se peut rien dire ny penser de plus“.[46] Dem Vernehmen nach soll er versucht haben, mit einem Freikorps in die Dienste Karls IV. von Lothringen[47] zu treten,[48] doch im Frühjahr 1627 kamen die kaiserlichen Regimenter Kratz und Verdugo in das hohenlohische Gebiet und nahmen unbekümmert um den Wallenstein’schen Schutzbrief Quartier in Langenburg[49] und Kirchberg[50] sowie den benachbarten Ortschaften, trotzdem Graf Philipp Ernst ihnen bis Michelfeld[51] westlich Hall[52] entgegengeritten war und den Schutzbrief vorgezeigt hatte. Sie hatten sogar die Unverfrorenheit, von ihm und den übrigen Grafen eine schriftliche Erklärung zu verlangen, dass die Einquartierung durch ein Missverständnis erfolgt sei. Diese Erklärung wurde aber verweigert.

Kratz‘ Frau Eleonora Colonna von Fels zog mit dem Regiment 1627 durch die Obere Pfalz an den Rhein, wobei sie ein Gefolge von 50 Begleitern und 50 Pferden bei sich hatte. Im Juni 1627 erpressten Reiter unter Kratz Abgaben in der Reichsstadt Wimpfen.[53] Wimpfen stellte zum eigenen Schutz eine Bürgerwehr auf. Im August wurde ein Reiter erschlagen, der Kratz bezahlt werden musste.[54]

„Im August und September 1627 war für einige Wochen die Reiterei des kaiserlichen Obristen Kratz von Scharfenstein im Kraichgau[55] einquartiert. Eine Beschwerde der Kraichgauer Ritterschaft deswegen beim bayerischen Kurfürsten wurde auch von der Heidelberger[56] Regierung unterstützt, die zu bedenken gab, daß durch diese Einquartierungen auch pfälzische Untertanen geschädigt wurden, weil sie mit den ritterschaftlichen vermischt wohnten. Kein einziger Bauer durfte sich im Kraichgau[57] mit einem Pferd auf dem Feld sehen lassen, weil es ihm von den kaiserlichen Reitern sofort ausgespannt worden wäre. Garnisonssoldaten, die die Regierung zum Schutz der Untertanen in die Dörfer legte, wurden von den Reitern überwältigt und entwaffnet.

Auch die Markgrafschaft Durlach wurde hiervon in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Abmarsch der Kompanien [Heinrich v.] Metternich und Stein-Kallenfels zur Liga-Armee Ende Juli 1627 hatte Markgraf Friedrich [v. Baden-Durlach; BW] von bayerischen Kurfürsten gebeten, auch die 160 Garnisonssoldaten des Heidelberger[58] Statthalters aus seinem Land abzuziehen. Die Heidelberger Regierung riet dem Kurfürsten jedoch am 7.9. von einem Abzug der Garnisonen aus der Markgrafschaft dringend ab. Inzwischen hatten die kratzischen Reiter dort mit Gewalt Quartiere genommen, obwohl  Metternich sich dem heftig widersetzt hatte, weil das Land schon die bayerischen Garnisonen unterhalten mußte. Die kaiserlichen Reiter versuchten sogar, die bayerischen Soldaten gewaltsam zu vertreiben und vom Unterhalt abzuschneiden. Bei einem Abzug der Garnisonen aus der Markgrafschaft mußte man den Einfall der Reiter in die pfälzischen Ämter Bretten[59] und Heidelberg sowie ins Bistum Speyer befürchten. Bei Markgraf Friedrich hatte die Anwesenheit der kratzischen Reiter in seinem Land einen Sinneswandel ausgelöst: er erklärte jetzt, die bayerischen Garnisonen noch länger unterhalten zu wollen, wofern er vor anderen Einquartierungen in Zukunft beschützt würde“.[60]

In der „Haus-Chronik“ des Schwäbisch Haller[61] Arztes Johann Morhard [1554 – 1631][62] heißt es: „12. Julii 1627 [a. St.; BW] ist der obrist Kratz mit etlich companien in das hällisch gebiet eingefallen, die bawren heufig in die statt geflehwet, under dem Berg[63] nit weniger ein forcht entstanden. Gott helf abermahl.

Kratz hat meine herren[64] umb vil 1000 taler gebrandschetzt, zum abzug das vihe weg zu treiben getrewet, wan man im nit vil 1000 taler erlege. Sich doch entlich mit eim ringen ersettigen lassen.

[…] „21. Sept. in festo (am Fest) Matthaei ist der obrist Kratz nach langer weil und er vil 1000 fl. emungiert (geprellt) entlich hinweg gezogen“.[65]

„Am 6.1.1628 setzte der kaiserliche Kriegskommissar Wolf Reinhard von Ossa die Regierung des Bistums Speyer in Philippsburg[66] vom Befehl des Generals über die kaiserlichen Truppen am Rhein, Graf Wolf von Mansfeld, in Kenntnis, daß die Regimenter zu Pferd zu Pferd und zu Fuß des Obersten Kratz [Cratz] über den Rhein gesetzt werden und mit drei weiteren kaiserlichen Regimentern aus der Wetterau[67] ihren Weg weiter hinauf ins Reich nehmen sollten. Er bat die Philippsburger Regierung, dem kratzischen Kriegsvolk die Überfahrt bei Rheinhausen[68] zu gestatten, wofür dann die speyerischen Dörfer von Einquartierungen verschont werden sollten, und setzte hinzu: ‚Falls aber wieder verhoffen solches abgeschlagen werden sollte, und man selbsten daß überfahr suchen müste, will ich der ungelegenheitten, so darauß entstehen möchten, entschuldigt sein‘. Trotz dieser unverhüllten Drohung verweigerte die Philippsburger Regierung den Kaiserlichen die Überfahrt und ordnete an, alle Kähne, außer dem Postschiff zu Rheinhausen, von den Fährstellen abzuführen und zu versenken. Weil der Landesherr des Bistums Speyer, der Trierer Kurfürst Philipp Christoph von Sötern, seiner Regierung zu Philippsburg befohlen hatte, in solchen Fällen gemeinsam mit der Heidelberger Regierung und anderen umliegenden Herrschaften vorzugehen, informierten die Philippsburger Räte am 10.1. Heidelberg von ihren Maßnahmen und äußerten die Hoffnung, daß auch [Heinrich v.; BW] Metternich die Rheinfähren in seinem Gebiet einstellen und ihnen im Notfall zu Hilfe kommen werde. Um einen Rheinübergang der kaiserlichen Regimenter zu verhindern, schloß sich neben der Heidelberger Regierung auch noch die hessische Regierung in Darmstadt[69] den von Philippsburg getroffenen Maßnahmen an, wodurch die Sperrung der Rheinübergänge bis hinunter zur Einmündung des Mains verlängert wurde.

Metternich war umso mehr daran interessiert, die kaiserlichen Truppen von den rechtsrheinischen Gebieten fernzuhalten, weil Ende Dezember 1627 bereits das ligistische Kavallerieregiment Courtenbach [Cortenbach; BW] bei Höchst[70] über den Main gegangen war, welches von Tilly den Auftrag hatte, durch die Unterpfalz in die Markgrafschaft Baden zu marschieren, um dort zu überwintern. Vier Kompanien des Regiments Courtenbach wurden in der Markgrafschaft Baden-Durlach und im Kraichgau einquartiert. Diese Gegenden waren jedoch durch die Anwesenheit der kratzischen Reiter im August und September immer noch so geschädigt, daß die Mehrzahl der Untertanen ihre Güter verlassen hatte“.[71]

In dem Verzeichnis der Unkosten des Reichsdorfs Gochsheim[72] bei Schweinfurt[73] heißt es für den Juni 1628: „Im Junio ist 1 Campanie Gräzische Reuter hier gelegen. Haben verzehrt über die 550 fl., an Pferden mit genomen 3, Kosten 94 fl“.[74] Das Verzeichnis der Unkosten des benachbarten Reichsdorfs Sennfeld[75] bei Schweinfurt hält für 1628 fest: „Im Junio ist eine Companie Crätzische Reuter hiere gelegen, haben die gemein gekostet 312 fl“.[76]

Im Juli 1628 wurde als Verstärkung bei der Belagerung des von dänischen Truppen besetzten Krempe[77] auch das Kratzsche Regiment angekündigt.[78] In der Chronik der Stadt Beelitz[79] heißt es: „Den 17. September [1628; BW] folgte der Obrist Graf Christoph Philipp Kratz nach, der hatte auch viel Volks bei sich; der Stab und eine ziemliche Menge Kürassiere blieben allhier 4 Tage, das andere Volk lag auf dem Lande“.[80]

Der Romancier Alfred Döblin schreibt in seinem Wallenstein-Roman: „Der ältere Kratz, Graf Hans Philipp von Scharffenstein, wurde in Prag auf dem Kirchgang überrumpelt und aufgehoben. Ihm hatte der Friedländer stolz und mit vielsagenden Blicken versprochen, er hätte ein Herz für seine Soldaten, Kratz solle herrliche Quartiere Quartiere mit seinen Regimentern beziehen. Darauf ging Kratz, verständnisvoll lächelnd, mit sich zu Rate, führte seine Reiter nach Franken und Schwaben, den Markgrafen von Baden herausfordernd. Das Urteil des Wilden, der vom Leben zum Tode befördert werden sollte, war schon gesprochen, als ihm, der riesenstark war, gelang, sein Zellgitter zu zerbrechen, bei Nacht in den Graben zu springen. Dem Wachtposten, der ihn jenseits erwartete, drückte er, ihn hin und her werfend, mit den Ellbogen den Brustkasten ein, entkam in den Kleidern des Ausgeraubten, in den Graben Geschleuderten. In Baden zeigte er sich an der Spitze der von ihm geworbenen Regimenter, schickte einen Hohnbrief an seinen General; nach drei frech im Lande durchbrausten Wochen führte er seine Regimenter über den Rhein zum Herzog von Lothringen“.[81]

Kratz trat in lothringische Dienste und wechselte nach Wallensteins Entlassung wieder in kaiserliche.

1631 verkaufte Holk[82] sein Infanterieregiment dem Obristen Kratz für 6.000 Taler.[83] Mit Bewilligung des Generalissimus wurde Kratz am 28.12.1631 Generalfeldwachtmeister.[84]

Er avancierte am 1.1.1632 zum General der Artillerie und an Stelle des glücklosen und wohl auch zu nachgiebigen Lintelo zum Kommandanten in der Oberen Pfalz.[85] Kratz begann seine Tätigkeit am 13.1.1632 mit der Visitation der Amberger[86] Befestigungswerke, deren Verstärkung sofort mit 150 Arbeitern in Angriff genommen wurde. Dann vereinbarte er mit Marradas und Gallas[87] in Böhmen einen von Tilly empfohlenen Angriff auf Eger,[88] der jedoch auf Anweisung Maximilians unterblieb. Dagegen wurde, was man Lintelo als Versäumnis vorgeworfen hatte, am 23.1. Tirschenreuth[89] besetzt und am 28.1. mit allen verfügbaren Truppen und drei Geschützen von Weiden[90] aus gegen Mitterteich[91] gezogen.

„Konnte der Markgraf [Christian v. Brandenburg-Kulmbach/Bayreuth;[92] BW] den bedrohten Ämtern auch keinen bewaffneten Schutz zuführen, so war er doch nicht gewillt, ihre Besetzung ohne weiteres hinzunehmen. Da ihm kein anderes Mittel blieb, versuchte er wieder einmal auf dem Wege von Verhandlungen, die Lage zu klären. Deswegen wandte er sich sowohl an die kurbayerische Regierung in Amberg[93] als auch an Kurfürst Maximilian persönlich. Auch entsandte er den Rittmeister Joachim von Varell an den Befehlshaber der um Kemnath[94] liegenden ligistischen Truppen, den Obersten Cratz, um letzteren von allen eigenmächtigen Schritten abzuhalten. Eine gewisse Beruhigung im Land trat aber erst ein, als der Kurfürst von Bayern am 15. Februar [1632; BW] in einem persönlichen Schreiben an den Markgrafen versicherte, daß die in der Oberpfalz liegenden Truppen keinerlei böse Absichten hätten und daß Kurbayern sich von eh und je beflissen habe, mit Brandenburg-Kulmbach gute Nachbarschaft zu halten. Erstaunlich ist dieser ganze Vorgang besonders deshalb, weil er zeigt, daß auch nach dem Beitritt der Markgrafschaft zum schwedischen Bündnis offensichtlich zwischen dem Markgrafen und dem Kurfürsten von Bayern noch normale Beziehungen bestanden. Sicher darf man daraus schließen, daß diesem Beitritt in München zunächst nur durchaus formale Bedeutung zugemessen worden war“.[95]

Geschütze, die Lintelo am 28.10.1631 nach Donaustauf[96] hatte bringen lassen – vermutlich jedoch, um seine eigenen Besitzungen zu schützen – forderte Kratz am 27.1. wieder zurück. Als die Nachricht vom Anmarsch schwedischer Korps unter Horn gegen Bamberg[97] eintraf, befahl er am 7.2. alle entbehrlichen Truppen nach Vilseck[98] und zog dann über Auerbach[99] in Richtung Bamberg.[100] In Pottenstein[101] begegnete am 12.2. dem flüchtenden Bamberger Bischof, der ihm die tags zuvor erfolgte Einnahme der Stadt durch Horn mitteilte. Kratz kehrte um, beabsichtigte am 14.2. Creußen[102] zu überfallen, überlegte es sich jedoch anders und blieb bis Anfang März in Auerbach, um seine Truppen mit denen Tillys zu vereinigen.

„Die schwedischen Parteien und ihre Verbündeten gingen in der Folge daran, das gesamte Hochstift Bamberg systematisch einzunehmen. Feldmarschall Horn zog dazu alle entbehrlichen Besatzungen aus dem Raum Nürnberg[103] zusammen. Der markgräflich-kulmbachische Oberst Muffel begann damit, die befestigten Orte in der Fränkischen Schweiz einzunehmen und besetzte Pottenstein. Obwohl Bischof Johann Georg alle Hebel in Bewegung setzte, die katholischen Verbündeten zu mobilisieren, war deren Unterstützung für das Bistum anfangs nur halbherzig. Der bayerische Feldzeugmeister und seit 1. Januar Kommandant der Oberpfalz Johann Philipp Cratz von Scharfenstein, der in Garnison in Auerbach lag, hatte sich bereits am 12. Februar mit 300 Mann zu Roß und zu Fuß nebst etlichen Geschützen zusammen mit dem Grafen Albig von Sulz auf den Weg gemacht, um Forchheim[104] zu unterstützen. Auf halber Strecke kam ihm der Fürstbischof, welcher sich auf die Reise nach Vilseck begeben hatte, mit ‚etlichen 40 Reisigen[105] und Kutschenpferden‘ entgegen. Gemeinsam zog man zurück nach Auerbach (Soden I, S. 188). Dort bat der Fürstbischof den Feldzeugmeister noch einmal eindringlich um Unterstützung. Cratz zeigte sich erbötig, meinte jedoch, er benötige zu einer erfolgreichen Intervention mindestens noch 2 Regimenter zu Fuß und eines zu Pferd. Aus Kronach[106] schrieb der Statthalter Wolfgang Philipp Fuchs von Dornheim am 15. Februar 1632, daß ‚heute Sonntag zwischen 11 und 12 Uhr der gewesene Rat und Festungshauptmann Carl Neustetter, Stürmer genannt, gestorben ist‘. Der Statthalter und die Beamten von Kronach bekamen am 16. Februar den Befehl, den Ausschuß und das Landvolk in der Hauptmannschaft und in den umliegenden Ämtern zu mobilisieren und für einen möglichen Einsatz bereitzuhalten. Von diesem war jedoch wenig zu erhoffen: so wurde dem Fürstbischof am 17.2. aus Kupferberg[107] und Stadtsteinach[108] gemeldet, daß der Ausschuß nicht mehr nach Kronach will. In Kronach gewähre ihnen die unwillige Bürgerschaft nicht einmal eine Bank zum Niedersitzen. Sie wollten lieber zu Hause bei den Ihrigen für das Stift sterben. Von Amberg wurden 300 Zentner Pulver und 300 Zentner Lunten in die Festung Forchheim transportiert. Am 14. Februar sagte auch der bayerische Kurfürst Maximilian den benötigten Sukkurs (Verstärkung, Zuzug, Entsatz) zu. Nach seiner Anordnung sollten Generalleutnant Tilly 4000 Mann zu Fuß und 1000 Pferde, Graf Cratz 1600 zu Fuß und 1000 Pferde zur Verfügung stellen. Dazu komme der Obrist d’Espaigne mit seinen 5 Cornets Arkebusieren (627 Pferde nach einer Musterung vom 15.1.1632) und der Ausschuß. (Looshorn VI, S. 202, 215ff.). Am 26. Februar besetzte eine Abteilung aus 300 Mann des Regiments Muffel Hollfeld[109] und am folgenden Tag Waischenfeld.[110] Oberst Muffel trug dem Amt auf, innerhalb von 6 Tagen 2400 Reichstaler zu erlegen. Die Bürgerschaft wurde entwaffnet und die gesamte Ausrüstung nach Kulmbach[111] transportiert (ebd. S. 232).

Anfang März 1632 machten die Kaiserlichen Ernst und schritten zur Rückeroberung des Hochstifts. Am 5. März schrieb zu Auerbach Sekretär Beringer zum Bischof nach Vilseck, daß das Volk des Generals Cratz unversehens Hollfeld überfallen habe, die ‚Garnison, ungefähr 300 stark, darunter ein Leutenant, ganz und gar ufgeschlagen und den Hauptmann Guttemberger [Wolff Gerhard von Guttenberg aus dem Regiment Muffel] neben einem Leutenant und Fähndrich gefangen bekommen‘. Nach dem Bericht der Schwester Junius[112] (S. 53) erfolgte der Überfall auf Hollfeld durch Reiter des Regiments d’Espaigne, welche dort ‚Bey 500 schwedten angetroffen, die noch in der Ruh gelegen und sich gar nicht besorgt haben […], welche sie alle nidter gemacht haben / in aller Stille dan es nur Bysch, Basch gangen ist […]‘ (eine erstaunliche Wortwahl für eine Nonne). Cratz nahm sein Quartier zuerst in Pottenstein[113] und schlug am folgenden Tag das Hauptquartier in Pretzfeld[114] auf. Nach Angabe des Pottensteiner Vogts Schmelzing bestand seine Streitkraft aus etlichen 1000 Mann. (Looshorn VI, S. 237).

Beim Vergleich der hinsichtlich ihrer Aussage und politischer Intention höchst unterschiedlich gefärbten Berichte zu diesem Thema, zeigt sich wieder einmal deutlich, daß man sich in der Geschichtsschreibung nicht unkritisch von einseitigem Quellenmaterial beeinflussen lassen sollte, welches, gerade wenn es sich um Primärquellen handelt, in der Regel von den jeweils verfassenden Parteien in ihrem Sinne abgefaßt und möglichst positiv formuliert wurde. In folgendem Fall ist es sinnvoll, sich vergleichend an den offiziellen Berichten beider Seiten zu orientieren. Meist verlässlich sind auch die Briefe Tillys an Maximilian von Bayern, welche in die folgende Schilderung einfließen.

Der bayerische Generalleutnant Tilly war am 22. Februar 1632 mit 72 Fähnlein zu Fuß und 60 Cornets zu Pferd von Nördlingen[115] aufgebrochen. Nach Hurter (Bd. 10, S. 506), betrug die Stärke der Armee 14.500 Mann zu Fuß und 6000 Reiter. Am 27. Februar stand Tilly in Neumarkt,[116] wo er ‚Generalrendezvous‘ hielt. Die Stärke der Truppen soll dabei auf 20.000 Mann, darunter allerdings 8000 Mann neugeworbener bayerischer Ausschuß,[117] und 22 Geschütze gemustert worden sein (Theatr. Europ. II, S. 526). Der bayerische Generalquartiermeister Lorenz Münch von Steinach (Looshorn (Bd. VI, S. 234) nennt ihn von Rinach) beziffert in einem Brief an den Bamberger Fürstbischof aus Nördlingen die voraussichtliche Truppenstärke Tillys mit nur 8000 zu Fuß und 3000 Reitern, ohne jedoch die neugeworbenen Truppen zu berücksichtigen. Tilly selbst spricht in seiner 1632 in Augsburg[118] gedruckten Relation von 12.000 Mann, wobei auch er die 8000 Mann neugeworbenen Ausschusses außer Acht läßt. Die Zahlen werden von Looshorn (Bd. VI, S.2 43/244) bestätigt, welcher in Berufung auf M. Wieland (S. 14f.) die Hauptmacht Tillys mit 12.000 Mann (einschl. der Cratz’schen Truppen von 2000-3000 Mann) plus 8000 Mann bayerischer Landmiliz angibt.

Am 3. März brach Tilly in der Oberpfalz auf und erreichte über Altdorf[119] (4. u. 5. März), Lauf[120] (6. u. 7. März), Neunhof,[121] Eschenau[122] und Neunkirchen[123] am 8. März mit seiner ‚Leibguardj‘ Forchheim (Soden I, S. 192f.). Dort traf er den Generalfeldzeugmeister Johann Philipp von Scharfenstein, der nach Maximilians früherer Anordnung über zusätzlich mindestens 800 Pferde und 1600 Mann zu Fuß verfügte, welche sich vom Hauptquartier Pretzfeld Richtung Hirschaid[124] in Bewegung setzten. Die Truppenstärke des Generalfeldzeugmeisters muß jedoch, wie auch der Pottensteiner Vogt Johann Schmelzing bestätigt, wesentlich größer gewesen sein, denn u. a. gehörten auch drei kaiserliche Regimenter, nämlich das Fußregiment des Grafen Albig von Sulz sowie die berittenen Regimenter Bredau [Johann Rudolf Frh. von Bredau, auch Bredow, welcher 9 Kompanien deutsche Kürassiere führte) und das wallonische Regiment Jung-Merode [Johann II. von Mérode[125]] aus 10 Kompanien Dragonern dazu (Soden I, S. 187 und DBBTI/LKKA V, S. 388, 403).

Nach einer Verpflegungsordonnanz des schwedischen Generalkommissärs Sigmund Heußner von Wandersleben (Looshorn VI, S. 223) betrug die Gesamtstärke der Truppen des schwedischen Feldmarschalls Horn in Bamberg 96 Kompanien Infanterie und 54 Cornets Kavallerie, mithin ca. 96000 Mann zu Fuß und 4300 Reiter, insgesamt 14.000 Mann […].

In Pottenstein ließ Cratz eine Garnison von 57 Musketieren zurück, weswegen die Bewohner den auf der Durchreise von Auerbach nach Forchheim befindlichen Fürstbischof am 8.3. baten, sie von diesen Soldaten zu befreien, die ‚ganz undeutsch sind und die man hier nit verstehen kann‘ (Looshorn VI, S. 238). Es handelte sich dabei um im Bistum Lüttich geworbene Wallonen[126] des Jung-Merodischen Regiments. Der Fürst begab sich am gleichen Tag weiter nach Forchheim, um dort mit Tilly zusammenzutreffen. Dem Dienstag den 9. März brach man nach Bamberg auf. In Hirschaid, eine Stunde vor Bamberg, wurde Kriegsrat gehalten. Es war schon gegen Abend und Tilly schickte eine Kompanie Kroaten vom Regiment Fugger und eine Kompanie Dragoner zum Rekognoszieren voraus (Der bayerische Generalwachtmeister Ottheinrich Graf Fugger[127] führte, außer seinem starken Fußregiment, das einzige bayerische Kroatenregiment, bestehend aus 500 Reitern in 6 Kompanien, geworben 1631, außerdem eine Kompanie Dragoner. Das ‚fuggerische croatisch Regiment‘ ging im Jahr 1635 mit einer Bestallung als Oberst an den späteren kurbayerischen Generalwachtmeister zu Roß und Feldmarschall-Leutnant Georg Truckmüller [Druckmüller; BW]).

Mittlerweile hatten sich auch Bamberger Bürger, dem Herannahen des Ersatzheeres ermutigt, gegen die schwedischen Besatzungstruppen gestellt. Da mehrere seiner Leute bereits von Bürgern getötet worden waren, mußte Horn erhebliche Anstrengungen unternehmen, um die schwedische Armee[128] von einem Blutbad abzuhalten. Trotzdem fielen etwa 20 Bürger den Soldaten zum Opfer. Die offiziellen Berichte verschweigen, wie nahe Bamberg damals einer Katastrophe entging.

Gustav Horn hatte die Befestigung Bambergs mit Verstärkungen versehen lassen, welches, wie die Nonne vom Heiligen Grab schreibt, nur langsam vor sich ging weil der Boden teilweise noch gefroren war: ‚[…] da haben sie bey unsern closter angefangen zu schantzen / aber es ist so hart gefroren gewessen / das sie nicht haben hauen könen / allso haben sie dissen tag gar wenig gearbeit‘. Horn selbst machte am 9.3. gegen Abend eine ‚Tour um die Retranchements'[129] um die arbeitenden Soldaten anzufeuern, die noch nicht vollendeten Befestigungsabschnitte zu schließen. Ein Teil der Regimenter war deshalb noch mit Schanzarbeiten beschäftigt, als die kaiserlich-bayerischen Truppen heranrückten.

Als Horn die Annäherung der bayerischen Vortruppen bemerkte, schickte er den Grafen [Heinrich Wilhelm Graf zu; BW] Solms zu seinem vor der Stadt an der Seeßbrücke (der späteren Kettenbrücke) mit Schanzarbeiten beschäftigten Regiment, um ein frühzeitiges Engagement mit dem Feind zu verhindern. Parallel dazu schickte Horn jedoch auch durch den Obersten Kochtitzky [Kochczitz; BW] dem Reiterregiment (Wolf Heinrich von) Baudissin, welches die ‚Reiterwacht hatte‘, den Befehl, sich in Bereitschaft zu halten. Dieser Befehl wurde allerdings von dem überbringenden Boten fehlinterpretiert, so daß sich das Baudissin’sche Regiment unter dem Oberstleutnant Johann von Bülow zum Angriff schickte und ‚gar weit gegen das Holz, da der Feind sich sehen lassen avancirt‘. Nachdem Horn dieses bemerkte, begab er sich mit dem Oberst Solms zur Brücke und erteilte dem Bülow’schen Regiment den Befehl sich zu retirieren und hinter den Verschanzungen aufzustellen.

Es war jedoch schon zu spät. Von den bayerischen Kroaten und Dragonern sowie 300 Musketieren unter Feldzeugmeister Cratz und Graf Waldemar von Fahrensbach angegriffen, wurden die Bülow’schen Reiter in Unordnung gebracht und zogen in ihrer Flucht die Solms’schen Knechte, welche eigentlich die Verschanzungen an der Regnitzbrücke sichern sollten, mit sich. Obwohl Horn und Solms sich nach Kräften bemühten, die eigenen Truppen zum Stehen zu bringen und zur Verteidigung zu bewegen, drangen die Bayern in die Stadt ein. Graf Solms wurde bei dieser Attacke ins Bein geschossen. Vom Regiment des jungen Grafen (Johann Jakob von) Thurn unterstützt, gelang es Horn, die bayerischen Truppen wieder über die Brücke zurückzudrängen, welche daraufhin abgeworfen wurde, und die Verschanzungen mit Solms’schen und Muffel’schen Knechten zu besetzen. Die schwedischen Musketiere standen hinter einer Brustwehr aus mit Erde gefüllten Weinfässern und es entspann sich nun ein hartnäckiges Feuergefecht, das bis in die Nacht dauerte. Der Hasselhof sowie viele Gebäude in der Wunderburg und in der Gärtnerei brannten dabei ab. Nachdem Tilly in einem Garten zwei Geschütze hatte auffahren lassen (an dem der Brücke gegenüberliegenden Gasthaus zum Einhorn, jetzt Deutsches Haus) begannen Horns Truppen, sich zwischen 1 und 2 Uhr nachts zurückzuziehen (aus den Stadttoren bei St. Jakob, auf dem Kaulberg und dem ‚Pfeufersthore‘).

Die kaiserlichen Regimenter bemächtigten sich nun der Stadt. Tilly kommandierte sofort seine Reiter zur Verfolgung der flüchtenden schwedischen Truppen. Die Kroaten, eine Anzahl Dragoner sowie die Reste des kaiserlichen Regiments Bredau und des bayerischen Regiments d’Espaigne erreichten die schwedische Nachhut und verbreiteten unter ihr Tod und Verderben. Nach der Jesuitenchronik gelang es dem Baudissin’schen Oberstleutnant Johann von Bülow knapp die Flucht mit nur wenigen Begleitern, welche unterwegs niedergehauen wurden, so daß Bülow alleine entkam. Der schwedische Oberst Georg Wulf von Wildenstein und sein Oberstleutnant Limbach gerieten in Gefangenschaften (BHVB 48, 20, 23). ‚Das Nachsetzen und Verfolgen hat auf unterschiedlichen Straßen von 2 bis 3 Meilen Wegs continuiert [1 deutsche Meile betrug 7, 415 km] und sind hierunter auch von den katholischen Bauern viele Schweden erlegt worden, also daß die schwedische Infanterie, so in allem 5 [?] Regimenter gewesen in diesem und hievorgenannten gegen Hallstadt[130] und selbiger Seite gelegenen Bergen geschehenen Nachsetzen ganz dissipiert[131] und zerstrümmert worden‘. (Nach der Anzahl der 96 Kompanien zu schließen umfaßte die schwedische Infanterie mindestens 12 Regimenter). Auch die schwedische Reiterei erlitt großen Schaden. Insgesamt verloren die Schweden 3000 bis 4000 Mann. Die meisten jedoch durch Überläufer, da viele Soldaten, welche nach der Niederlage von Breitenfeld[132] untergesteckt worden waren, wieder zu ihren alten Fahnen zurückkehrten. Auch Feldmarschall Horn war bereits von 2 Kroaten gefangen worden, als ihn 17 seiner Reiter wieder befreiten. Die bayerisch-kaiserliche Seite hatte nur wenige Tote zu beklagen, doch waren der kaiserliche Oberst Graf Albig von Sulz und ein Oberstleutnant vom bayerischen Regiment Fahrensbach gefallen. Das Kürassierregiment des Obersten Bredau erbeutete bei der Verfolgung das Gepäck und Silbergeschirr des Grafen Solms. Auch die gemeinen Soldaten machten durchwegs gute Beute ‚und oft mancher gemeine Knecht ein gutes Bündel mit Geld, des Silbers, schöne Kleider, Pferde u. a.‘ Die schwedischen Truppen zogen sich nun auf beiden Seiten des Mains, teils über Hallstadt, welches sie anzündeten, teils über Eltmann[133] und Haßfurt[134] in Richtung Schweinfurt[135] zurück. Um die Verfolgung zu erschweren, ließ man die Brücken bei Hallstadt und Eltmann über den Main abbrennen. In Haßfurt sammelte Horn seine Armee so gut wie möglich wieder. Die schweren Geschütze ließ er in der Nacht von den Lafetten heben, in Schiffe laden und nach Schweinfurt führen. 20 leichte Regimentsstücke, welche 3 und 4 Pfund schossen, 3000 schöne neue Musketen samt allem Zubehör, 100 Zentner Pulver, 130 Zentner Lunten und 136 Fäßlein mit Musketenkugeln fielen jedoch den kaiserlich-bayerischen Truppen in die Hände. Nach dem Bericht Gustav Horns an den König verloren beide Seiten an Toten nur jeweils 400 Mann. Am meisten Schaden erlitten das Solms’sche und das Muffel’sche Regiment, speziell die Kompanien des Oberstleutnants Wolf Gehard von Guttenberg und des Hauptmanns Georg Wilhelm von Künsberg.

Bamberg war die erste große Niederlage, welche die Schweden seit ihrer Landung in Deutschland erlitten. Beim Abzug wollten sie bei der Seeßbrücke 2 Tonnen Pulver anzünden, ‚alles zersprengen‘ und dem Gegner den Einzug unmöglich machen, ‚aber Gott, der die seinigen nicht verlest / hat gnad geben / das zwey alte eheleüdt die do gewondt haben solches gwar wordten / und alls Balten wiederumb gelescht / haben aber sich mechtig verbrent / wie sie dan nicht lang darnach alle zwey gestorben seint‘. Auch in vielen Gassen und in den Häusern selbst in den Betten hatte man Pulver und Stroh gelegt um die Stadt zu zerstören, welches die Bürger jedoch verhindern konnten. Bischof Johann Georg kam am Mittwoch den 10. März in die Stadt, welches der Tag der Erhebung des h. Kaisers Heinrich war, und hielt im Domstift wiederum die erste Messe. (Looshorn VI, 239f.; Maria Anna Junius in BHVB Nr. 52, S. 61)„.[136]

Am 4.5. kam Kratz nach Regenstauf[137] und Umgebung ins Quartier und hauste dort fürchterlich. An Frauen und 8-10jährigen Kindern wurden abscheuliche Verbrechen verübt. Seine Reiter plünderten auch die Kirchen aus, warfen in Leonberg[138] die Hostien in den Kot und traten sie mit den Füßen. In dem geplünderten Pielenhofen[139] wurden die Pferde in der Klosterkirche eingestellt; die beiden Kirchen glichen Räuberhöhlen.

Im Mai dieses Jahres stand Kratz vor Weißenburg.[140] Im damals schwedenfreundlichen „Theatrum Europaeum“[141] heißt es:Die Schwedische Besatzung hat sich zwar tapffer gewehrt vnnd der Bayerischẽ etlich hundert erlegt / als sie aber etliche Tag lang sich also auffgehalten /  vnnd vergeblich auff Succurs gewartet / haben sie endlichen / nach dem die Bayerische mehr Geschütz von der Festung Wülzburg (welche Anspachisch vnnd vor diesem dem Graffen von Tylli / wie er auff das Bisthumb Bamberg angezogen / eingeraumet werden müssen / vnnd damals noch in der Bayerischen Gewalt war) herab gebracht / accordiret / vnnd den acht vnd zwantzigsten Maij mit ihren Gewehren / Sack vnd Pack nach Kriegsgebrauch abgezogen. Aber der gemachte Accord ist ihnen bey dem Abzug nicht gehalten worden. Dann die Bayerischen sie vberfallen / geplündert / vnnd wer sich nicht bey ihnen understellen wollen / nidergehawet: solchem nach in das Stättlein eingefallen / alles außgeplündert / Kisten vnnd Kasten zerhawen, Weiber vnnnd Jungfrawen geschändet / deren vber hundert neben den Rathsherren vnd Predigern weggeführet / vnnd die drey Thor verbrennet. Der Obriste Cratz hatte Befelch auch die Mawren niderzureissen vñ Anspach[142] / Schwabach[143] vnd Rott[144] gleichfals zu ruiniren: Aber wegen der Schwedischen Ankunfft zu Donawert[145] / war ihm die Zeit zu kurtz / deßwegen er sich wider durch Aichstätt[146] nacher Ingolstadt[147] begehen muste“.[148] Der Weißenburger Chronist Alexander Döderlein berichtet: „Die Kaiserlichen haben uneingedenk der Akkordpunkte die Stadt totaliter ausgeplündert, sonderlich die Schweden totgehauen, geschlagen, geraidelt,[149] Frauen und Jungfern geschändet, teils zu bestialischer Lust davon geführt, teils Bürger und Herren in Arrest genommen und an die 7/4 Jahre darin gehalten, und die Stadttore mit höchster Gefahr in Brand gesteckt. Es sind nicht mehr als 10 Personen in der Stadt geblieben.“[150] Der schottische Söldner Robert Monro[151] erinnerte sich: „Zu dieser Zeit wurde auch Weißenburg von den Streitkräften des Herzogs wieder eingenommen, die einige Kanonen aus der Festung Wülzburg[152] erhalten hatten. Obwohl sich die Garnison der Schweden tapfer hielt und auch einen ehrenvollen Akkord schloß, brachen die Papisten in unwürdiger Weise ihr Wort, denn diejenigen, die nicht unter ihren Fahnen dienen wollten, wurden niedergehauen, und die Stadt, die sich ihnen willfährig zeigte, wurde trotz des Akkords geplündert. Frauen und Kinder wurden geschändet, während man die Prediger und die Bürgermeister gefangen nach Ingolstadt führte. Der Feind legte daraufhin die Stadttore nieder und verbrannte sie“.[153]

In den Aufzeichnungen des Pfarrarchivs von Heidenheim[154] heißt es dazu: „Um diese Zeit, Dienstag nach Pfingsten, ist die Stadt Weißenburg von etlich tausend kaiserlichem Kriegsvolk, so Ingolstadt[155] und Regensburg herauf kommen, unter dem Kommando des Obristen Cratzen belagert und bis an den fünften Tag stark beschossen worden, darin sich die Bürger und Soldaten ritterlich gewehret. Doch endlich, als sie keinen Entsatz bekommen, Sonntags in festo Trinitatis mordiert[156] und die Stadt übergeben, auch sobalden vom Feind rein ausgeplündert worden. Zeit währender Belagerung sind die kaiserlichen Reuter überall ausgefallen auf die Beut und Plünderung, haben die Dörfer an der Altmühl alle spoliert (beraubt). Berolzheim[157] samt dem Schloß in Brand gesteckt und etlich 70 First in die Aschen gelegt. Heidenheim ist den 25. und 26. Mai aufs neue wieder ausgeplündert und Jung und Alt verjagt worden“.[158] Kratz scheint das nicht beeindruckt zu haben, denn die Dinkelsbühler Geiseln sind wahrscheinlich erst im Frühjahr 1634 wieder frei gekommen.

„Als Gegenreaktion auf die Landshuter[159] und Münchner Geiselnahmen erpresste Johann Philipp Kratz, Graf von Scharfenstein, nach der Einnahme Weißenburgs seinerseits von den Weißenburgern die Stellung von Geiseln ‚quam Landshuti & Monachij ceperat Rex Gustavus‘, Wie König Gustav in Landshut und München Geiseln genommen hatte“.[160] Aus Rache wurde am 11.6.1632 bei der Wiedereroberung Weißenburgs durch die Schweden auch die kaiserliche Besatzung der Wülzburg durch Sperreuters Truppen niedergemacht.[161]

Im Juli dieses Jahres leistete Kratz sich wieder etwas Besonderes in Landsberg:[162] „Auf Befehl des Kurfürsten kam dann der kaiserliche Oberst Kratz von Scharffenstein am 14. Juli mit 8000 Mann am Bayertor vor Landsberg an, hieb die schwedischen Wachen nieder, vertrieb die Feinde und den schwedischen Befehlshaber aus der Stadt. Dabei gingen die kaiserlichen Kroaten und ebenso die Bayern mit den abziehenden Schweden nicht gerade zimperlich um und besetzten dieselbe, während Oberst Kratz selbst ein Lager außerhalb der Stadt bezog, in welchem er bis zum 19. Juli verblieb.

Am 18. Juli, am Tag vor seinem Abzug, berief er die kurfürstlichen Beamten und den Stadtmagistrat zu sich in das Lager und stellte ihnen vor, daß die Schweden unter ihrem General Baner an den Lech marschierten. Weiter sage er, da er dem schwedischen Heer nicht gewachsen wäre, sei ihm vom Kurfürsten befohlen worden, mit seiner Besatzung die Stadt zu räumen. Was ihm aber am meisten am Herzen läge, wäre die Sicherheit der Einwohner und ihrer Habseligkeiten. Sein Rat sei daher, daß sich die Landsberger in Geleitschaft seiner Leute aus der Stadt begäben, alles an wertvollen Hausgerätschaften mit sich nehmen und dann unter dem Schutz seiner Truppen an sicheren Orten ihren Zufluchtsaufenthalt suchen sollten.

Beinahe alle vermögenden Einwohner folgten diesem anscheinend guten Rat. Sie packten ihre Kostbarkeiten zusammen und zogen wohlbeladen mit Frau und Kind mit den Soldaten zum Tor hinaus. Kaum hatte man eine Meile zurückgelegt, so gab Kratz den Seinigen das verabredete Zeichen, worauf die Kroatenhorden über die getäuschten Landsberger herfielen, ihnen alles abnahmen und sie unter Hohn und Schlägen in die Stadt zurückjagten. […] Wegen der an den Landsbergern begangenen Untat wurde er jedoch vom Kurfürsten und vom Kaiser seiner Stelle enthoben und aus dem Militär entlassen, worauf er zu den Schweden überlief“.[163] Soweit die Landsberger Lokalhistorie.

In der Pfarrchronik von Vach[164] (bei Nürnberg) heißt es unter dem 10.11.1632: „An diesem Tag sind die kaiserischen Reiter unter dem kreitzischen Regiment, zu Höchstadt[165] logierend, in unser Dorf zum andern Mal eingefallen, alles Rindvieh weggetrieben, das Dorf geplündert, und mich todkranken Mann aus dem Bett genommen, mit Schlägen so traktiert, daß das Blut von mir geflossen, und mich also mit ihnen nacher Höchstadt geführt, doselbsten ich und mein Sohn Hans Jorg 6 Wochen in harter Gefängnus gelegen, bis ich endlich 400 Reichstaler zu Ranzion [Lösegeld] geben, do bin ich wieder los worden“.[166]

Kratz war neben Aldringen und Cronberg von Maximilian I. als „Berater“ des alternden Tilly vorgesehen.[167]

„Durch den Anmarsch der Horn’schen Armee wurde Aldringen allerdings um die ‚Früchte seines Erfolges in Oberschwaben‘ [die Eroberung Memmingens[168] und Kemptens;[169] BW] gebracht. Horn griff Aldringens Truppen am 9./19. Januar zwischen Memmingen und Kempten an, vernichtete zwei kurbayerische Kavallerieregimenter, darunter das Regiment Cratz und zerstreute 200 Cronbergische Dragoner. Der Oberst Adam Philipp von Cronberg, welcher bei Zirndorf[170] mit seinem berühmten bayerischen Kürassierregiment den Schweden so großen Abbruch getan hatte, wurde durch einen Schuß in die Schulter schwer verwundet, ebenso der uns als Kommandant Bambergs bekannte Giambatista di Galiberto. (Chemnitz II, S. 41: dieser meldet Galiberto irrtümlich als gefallen). Aldringen und Generalfeldzeugmeister Ottheinrich Graf Fugger begaben sich sofort an den Ort des Geschehens, sammelten die verstreuten Truppen und führten neue Regimenter gegen den Feind. Der bayerische Generalquartiermeister und Oberst Lorenz von Münch wurde bei dem folgenden Gefecht tödlich verwundet und starb wenige Minuten später. Sein Oberstleutnant Georg Christoph von Haslang wurde verwundet. Generalfeldzeugmeister Fugger geriet kurzzeitig in Gefangenschaft, konnte sich jedoch befreien, indem er seinen Bedränger, der bereits den Arm um ihn gelegt hatte und ihm Quartier anbot, mit dem Degen durchstieß, aber, ‚weil damals ein sehr ungestümmer Wind war, ist ihm, Generalzeugmeister, der Hut sammt der peruca abgeweht, und von ihm im Stich gelassen worden‘ (Hans Jakob von Starzhausen an Kf. Maximilian am 21.1., StAM T. 252).[171]

„Während die kaiserlichen Truppen am 13. Januar 1633 Kempten – welliches Stättl es zu einem ernstlichen Sturm und Ausblinderung kommen lassen, daß außer den Soldaten in die 700 Bürger sind eingehaut worden – einnahmen, sammelten sich die schwedischen Truppen unter Horn westlich der Iller, um bei Heimertingen[172] den Fluß zu überqueren. Aldringen und Ott Heinrich ließen die Brücke bewachen und zogen die Truppen bei Memmingen zusammen, wo am 19. Januar die Schweden die bayerischen Regimenter Cratz und Cronsfeld[173] in den Quartieren überfielen, weshalb es zur Schlacht im Gebiet der fuggerischen Herrschaft Grönenbach[174] kam. Der bayerische Oberst und Kriegsrat Starzhausen berichtete an Maximilian, daß während des Überfalls Aldringen und Ott Heinrich [Fugger; BW] schnellstmöglich herbeigeritten waren. Das habe die Moral der Truppe erheblich gesteigert und diese zum Durchhalten anstatt zur Flucht veranlaßt. Beide Kommandanten hätten sich mit grossem Herz und muett bei diser occasion erzaigt, und [sich] mit sehr grosser gfahr under den Feindt auch Freundt bis siedz werckh in rechten standt gesezet, zu verschidenen mahlen durchgearbeitet. Beinahe habe jedoch Ott Heinrich Fugger seinen Mut mit dem Leben bezahlt. Er sei von den Feinden verfolgt und von einem mit dem Arm bereit umbfangen, auch gefragt worden, ob er quartir haben welle. Fugger sei allerdings schneller gewesen. Er habe den Angreifer durchstossen, das er gleich vom Pferdt gefallen. Diese mutige Selbstverteidigung wurde aber von einer peinlichen Begebenheit begleitet. Starzhausen schreibt nämlich weiter: alsdann er sich auch von den andern Ritterlich salvirt, aber weil damalen ein sehr ungestümer starcker Windt wahr, Ist ime General Zeugmeister der Huet sambt der paruca abgewehrt und von Ime im stich gelassen worden. In seinem eigenen Bericht an den Vetter Hans in Schwaz bot Ott Heinrich seine Sicht der Ereignisse sowie ein weiteres lebensrettendes Detail, unterschlug aber die blamable Situation mit den Worten: Sonsten wolle E. Ld. ich nit verhalten, das in nächster occasion bei Grönenbach auch mein Persohn nit in geringer Gefahr gewesen, denn es hatte mich einer des Feindts Reiter albereit am Zaum und fragte, ob ich Quartier wollte, Als ich den selben aber den Degen in Leib stiesse, setzte mir ein anderer zwar die Pistole an den Khopf, die hat ihm aber Gott Lob versagt, was weiter erfolgt davon gibe Ich D. Ld. geliebts Gott parte […].

Nicht alle hatten Ott Heinrichs Glück und überlebten die Schlacht. Viele Kriegsknechte wurden wie der Oberst und Generalquartiermeister Lorenz Münch getötet oder überlebten wie Oberstleutnant Haßlang nur schwer verletzt. Wie nach jeder Schlacht mußten neue Soldaten angeworben und vakante Offiziersstellen neu vergeben werden, für die immer auch schon Bewerber bereitstanden. Haßlang, der zwar ein guter, tapferer Soldat sei, aber wenig zur Stärkung seines Reiterregiments beigetragen habe, sollte auf Vorschlag von Ott Heinrich bei dieser Gelegenheit durch Oberstleutnant Eberhard Manteuffel ersetzt werden, der obwohl er nit unserer Religion ist, seit 14 Jahren bey diser Armee gedient, sich ieder Zeit dapfer verhalten und sein fidelitet nunmehr genuegsamb demonstriert hat. Maximilian akzeptierte den Vorschlag und ernannte Manteuffel zum Obersten. Die Fürsprache für den evangelischen Manteuffel zeigt, daß in dem propagierten Kampf um die ›richtige‹ Religion auch überzeugte Katholiken wie Ott Heinrich Fugger nach pragmatischen Gesichtspunkten argumentierten“.[175]

Desavouiert durch Wallenstein erfolgte der Übertritt in schwedische Dienste, denn Kratz fühlte sich zurückgesetzt, weil Aldringen im Januar 1633 den Oberbefehl erhalten hatte. „Mit Ingolstadt ging es nicht so reibungslos. Graf Cratz von Scharfenstein, der damalige Kommandant der Stadt, war der fortwährenden Kränkungen durch Wallenstein überdrüssig und wollte die Stadt dem Feind ausliefern. In der Nacht vom 14. auf den 15. Mai sollte die Übergabe stattfinden. Bernhards Truppen hatten sich jedoch verspätet und kamen erst mit anbrechendem Morgen des 15. Mai (Pfingstfest) vor der Stadt an. Die Wache entdeckte den drohenden Verrat und konnte die Übergabe verhindern. Cratz beteuerte seine Unschuld und konnte unter dem Vorwand fliehen, sich zum Kaiser zwecks Erklärung der Vorgänge begeben zu wollen. Er begab sich allerdings nach Schlesien, wo er zur schwedischen Armee überlief und zum Feldmarschall ernannt wurde. Sein Mitverschwörer, der Oberst Fahrensbach, konnte sich seiner Verhaftung nicht schnell genug durch die Flucht entziehen und wurde zum Tode verurteilt“.[176]

Kratz trat zu Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar[177] über, der ihm die Charge eines Feldmarschalls zugesagt hatte und der Probleme hatte, diese Zusage bei Oxenstierna zu rechtfertigen, weshalb Kratz‘ offizielle Ernennung erst im Juni 1634 erfolgte.[178]

Rašin schilderte in seiner Relation vom 20.10.1635 über Wallensteins Verschwörung eine Begegnung im Juli 1633: „lß dann ist der Friedländer mit Herzog Franz Albrecht und andere Officire lustig gewesen, und haben auß den hüeten getruncken; ich aber bin nit dabei gewesen, sondern allerst zu Liegnitz[179] zu dem Grafen von Thurn kommen, alldahin auch der Kratz kommen, deme der Graf Thurn alles vertraut: wie dann der Kratz selbst zu mir gesagt: es stünde nun alles wol, der Friedländer müsse König werden, alßdann bekäme er seine güter wieder, er wolle ihm gerne alles verzeihen. Hat auch beteuert, daß der Herr Bernhardt ihme die stundt nit gehalten, welches wann er gethan hät, so het er die Festung Ingolstadt bekommen“.[180] Der holländische Diplomat Cornelis Pauw schrieb am 6.10.1633 aus Frankfurt/M.[181] an die Generalstaaten: „Die Gespräche und Mitteilungen über die Person und das Vorhaben des Generals Wallenstein, nämlich daß derselbe den Kaiser verlassen und sich dieser [der protestantischen] Seite angeschlossen haben solle, lauten so unterschiedlich und sind noch mit solchen Unsicherheiten ermengt, daß ich so wichtige weitreichende Angelegenheiten mehr nach dem allgemeinen Reden und Urteil [wiedergebe], als [daß ich] zur Zeit einen richtigen detaillierten Bericht davon geben kann; im allgemeinen melden die Briefe, daß man Frieden stiften und einen neuen böhmischen König erheben wolle, wozu die Krone mit großer Feierlichkeit nach Prag gebracht werde. Der Oberst Cratz, der dem Kaiser gedient hat und hierher nach Frankfurt gekommen ist, bekräftigte das zuvor Gesagte vom General Wallenstein und von seiner großen Unlust gegenüber dem Kaiser, sonderlich [verursacht] durch die Ankunft des Herzogs von Feria und geheime Nachrichten, wonach man diesen Herrn zum Generalat befördern wolle, so daß viele der Meinung sind, dafür halten und darauf wetten, daß der General Wallenstein ihm selbst eine gute Partie bieten und die evangelischen Stände dazu zu Hilfe nehmen werde“.[182]

„Der schwedische Oberst, Freiherr Kratz-Scharffenstein, stürmte gegen Donaustauf,[183] zertrümmerte mit seinen Geschützen die Mauern und legte die Burg in Asche. Von da aus ging sein Marsch zum Kloster Frauenzell,[184] das er plünderte und brandschatzte. Die alten Ritterburgen Brennberg[185] und Heilsberg[186] verwandelte der Schwedenoberst in Schutt und Asche. Von da zog er nach Wiesent,[187] der Besitzung Lintelo’s, welches er ausraubte und zum Teil in Brand steckte“.[188]

Am 25.12.1633 begann Kratz mit der Belagerung der Feste Donauwörth,[189] die am 16.1.1634 übergeben und gesprengt wurde. 1634 wurde er schwedischer Feldmarschall. Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[190] von Marktredwitz[191] schreibt anlässlich der Einquartierung der kaiserlichen Kroatenbanden von Morzin im Frühjahr 1634: „Vor solchen feindlichen Einfällen haben wir uns (ganz) nicht gefürchtet, sondern aus großer Ungeduld uns oft gewünschet, daß nur der Feind kommen und alles niederhauen, sengen und verbrennen möchte, damit nur unseres Jammers und Elends ein End würde. Einen solchen Anschlag hat der schwedische Ober[st] Cra(t)z – welcher hernach zu Wien gerichtet worden – auf hiehero gehabt, ist auch schon auf dem Weg gewesen, aber nit vollbracht etc“.[192]

„In Kronach[193] hatte nach wie vor Wolfgang Philipp Fuchs von Dornheim, Vetter des inzwischen verstorbenen Fürstbischofs Johann Georg, das Statthalteramt inne. Die Nachfolge Johann Georgs hatte seit dem 3. August 1633 der neue Fürstbischof Franz von Hatzfeld[194] angetreten. Dessen Bruder, der kaiserliche Feldmarschall-Leutnant Melchior von Hatzfeld, war am 27.6.33 persönlich nach Kronach gekommen, und hatte auf Veranlassung Wallensteins den Leutnant Hans Wilhelm Amman aus dem Hatzfeldischen Regiment ‚Adoltzhofen‘ als Hauptmann über die Bürgerschaft vorgestellt. Amman warb eine Kompanie zu 300 Mann in der Hauptmannschaft Kronach, wurde jedoch im Herbst des Jahres wieder nach Eger[195] abkommandiert. Anstatt seiner wurde der Hauptmann Johann Jacob Bruckher zum Kommandanten ernannt. (Zitter 1666, S. 37). Bruckhner warb bis Ende des Jahres 2 Kompanien, je eine zu Roß und zu Fuß. Der Ausschuß der Hauptmannnschaft drang hingegen auf die Errichtung zweier selbstständiger Kompanien aus den eigenen Reihen (Fehn, S. 224). Die von Bruckher geworbenen beiden Kompanien zu Roß und Fuß wurden deshalb, auch auf nachdrückliches Betreiben der Kronacher Bürger, welche diese mit unerträglichem Aufwand unterhalten hatten, gegen Ende Dezember 1633 an das Regiment Neu-Hatzfeld zurückgeschickt. Eine gewisse Anzahl Reiter (nach Zitter zwischen 20 und 30 Pferde) waren jedoch unter dem Wachtmeister Ratlisch (s. weiter unten) in der Stadt verblieben, bzw. Bis zum Frühjahr 1634 neu geworben worden. Von weiteren Werbungen, auch von Vergrößerung des Ausschusses, wird nicht berichtet. Die Ausschußtruppen unter dem Kapitän Michael Steinmüller werden deshalb wohl auch im Frühjahr 1634 die 130 Mann, welche am 28.7.1633 gemustert worden waren (Fehn, S. 226), nicht wesentlich überschritten haben. Die wehrhafte Bürgerschaft bestand nach wie vor aus etwa 500 Mann.

Seit Februar 1634 hatte Bamberg wieder eine schwedische Besatzung. Provoziert durch die kontinuierlichen Übergriffe der Forchheimer[196] Garnison waren unter dem Kommando des weimarischen Generalmajors Georg von Uslar am 22.2. die bisher in der Umgebung Schweinfurts liegenden Regimenter zu Pferd Uslar und Johann Bernhard von Öhm [Ehm], zu Fuß das Regiment Bartholomäus von Zerotin sowie die beiden schottischen Abteilungen der Obersten Jakob (James) King und Ludowick Leslie in Bamberg eingerückt (BHVB 48, S. 58). Zu Anfang März kamen diese Regimenter unter den Befehl des erst im Januar in schwedische Dienste übergewechselten, designierten Feldmarschalls, Grafen Johann Philipp Cratz von Scharfenstein. Bereits am 13. März 1634 gegen Abend war die Nachricht in Kronach eingetroffen, daß sich etliche Squadrons Reiter in Hummendorf,[197] Küps[198] und den umliegenden Dörfern einquartiert hätten. Die Kronacher Bürgerschaft war beunruhigt, und der Kommandant Bruckher schickte etliche Berittene nach Neuses[199] (Dorf südlich von Kronach) um die Situation zu erkunden. Diese wurden jedoch von den überlegenen feindlichen Truppen bedrängt und wieder zum Rückzug nach Kronach gezwungen.

‚Den 14. Martij praesentirn sich etliche Regimenter von General Graff Kratzen, welcher nun in Schwedischen Diensten vnd zu Bamberg logirte, oberhalb Neusses herauf bis vffn Sand [bei der Hammermühle], schickte etliche parthey herüber zum Gericht welche vnsere wenige Reüther unter welchen sich der Rittmeister Ratlitsch, so damals noch Wachtmeister, sich befande, sich stelleten vnd den gantzen Tag mit ihnen im Veld scharmutzierten, tapffer Feüer vff einander gaben, biß zween vom Feind herabgeschossen wurden, der Feind kombt mit stärckern Partheyen angehieben, jagte unsere Reuther herauff, vnd da sie von vnsern Mußqvetirern, so im Sieghaus[200] lagen nicht secundirt, den kürtzern gezogen haben möchten.

Den 15. Dito stellete sich obernante Kratzische Reütherey nicht allein unterhalb der Statt, sondern giengen auch die Trouppen gerings herumb, daß sich niemand mehr hinaus wagen dorffte, gegen den Haßlacher Berg aber, allwo sich unterschiedliche truppen sehen liessen, setzten die Burger vnd Mußqvetirer an sie vnd scharmutzirten mit ihnen, daß unterschiedliche von Pferden gefallen, vnd den Unserigen zu theil worden.

Derweilen wir Uns nun anders nichts als einer Belägerung zu versehen, unangesehen noch von keinem Fueßvolck Nachrichtung bekommen köndten, in dem alle Lutherische Dörffer vnd Innwohner noch gut Schwedisch, so wurden allerhand nützliche Vorsehung vnd Anstalt gemacht, bevorab daß die hohen Häuser in der Vorstadt, welcher der Stadtmauern zu nahe waren, abzudecken, vnd die Gibelwänd zu Boden zulegen. Item auch die drey Brucken in der Vorstadt als Kaulängerer, Spithal, vnd Haßlacher mit Plöchern zuverpolwercken, die Schranken zu repariren vnd alle päß in obacht zunehmen weren, wie dann beschehen.

Den 16. Dito und 17ten parthierte des Feinds Reütherey vmb die Vorstädte, da es jederzeit scharmützel[201] gab, vnd brachten auch unsere reüther etliche gefangene ein, die berichten, daß der Hertzog Bernhard von Sachsen Weinmar [!] mit seiner Armee von Regenspurg aus im march begriffen vnd derentwegen der General Graff Cratz von Scharpffenstein die stadt solang ploquirt halten solte, biß ermelter Hertzog mit der Armee darbey komme‘.

Die Tatsache, daß Bernhard von Weimar die Belagerung Kronachs nicht auf die leichte Schulter nahm, geht aus seinem ausführlichen Brief vom 18. März 1634 aus dem ‚Haubtquartier Neuses vor Cronach‘ an den schwedischen Reichskanzler Oxenstierna[202] hervor: ‚Nun finden wir zwar solchen plaz, [mehr] alls irgend einen andern wol versehen, so wohln wegen der stärck der guarnison unnd werck [Befestigungen] an ihme selbsten, alls [auch] seiner provision [Vorräte], hingegen der umbliegenden landen ruin und beschwernuss, darinn zu leben; unndt dann des feinds anwesen- und gelegenheit ess zu entsetzen, dahero die belagerung nicht allein viel zeit und ceremonien erfordern, sondern auch ein zimblichen hazard auf sich tragen, da [wenn] selbige nicht mit sonderm eyfer manuteniert [in Angriff genommen] unndt den hindernussen in zeiten vorgebauet würde. […] hoffen daher mitt göttlicher hülff in wenig tagen weit zu kommen, wann wir nur von dem feind auss Böheimb nicht gehindert werden. Ess ist aber derselbe umb Eger zimblich starck unnd in vollem motu [Bewegung], kan in wenig stunden hier sein unnd unss in difficulteten setzen […]‘ (Skrifter II Bd. 7, S. 157f.).

Chemnitz schreibt über die Truppen Bernhards vor Kronach, daß ‚er mehr nicht / als sein Regiment zu pferde [Leibregiment] vnd drey Brigaden zu fus / nemlich das alte blawe / Mizlaffische / vnd seine eigne bey sich gehabt‘, welche Tatsache Bernhard in seinem Brief an Oxenstierna bestätigt (Chemnitz II, S. 338). Die schwedischen Brigaden waren Formationen, die nur für den Kampfeinsatz gebildet wurden und setzten sich ab dem Jahr 1631 aus jeweils 3 ‚Squadrons‘ oder Halbregimentern zu je 4 Kompanien oder effektiv 1512 Mann plus 128 Offizieren zusammen. Anfang 1634 waren die Regimenter Bernhards jedoch so stark zusammengeschmolzen, daß mit Ausnahme des generell starken ‚Alten Blauen‘ Regiments, welches für sich eine Brigade bildete, die übrigen Brigaden, anstatt aus Squadrons, aus jeweils 2 bis 3 schwachen Regimenter[n] zusammengesetzt werden mußten.

Für das Frühjahr 1634 liegen uns leider nur teilweise Regimentslisten des weimarischen Korps vor, allerdings lassen sich aus den bekannten Grundformationen der Regimenter, wie auch der Kenntnis um die Sollstärke der betreffenden Brigaden, relativ zuverlässige Zahlen ableiten. Demnach hatte Herzog Bernhards Leibregiment zu Pferd unter Oberstleutnant Bouillon 12 Kompanien in einer Gesamtstärke zwischen 600 und 800 Pferden aufgeteilt auf 2 Squadrons. Die ‚Alte Blaue Brigade‘ bestand im Prinzip nur aus dem ‚Alten Blauen‘ Regiment unter Oberst Hans Georg aus dem Winckel, dessen Sollstärke 16 Kompanien umfaßte. Oberst Winckel war jedoch mit einigen Kompanien dieses Regiments in Garnison in Augsburg zurückgeblieben, wo er seit April 1633 die Stelle eines Stadtkommandanten bekleidete. Für dieses Regiment liegt eine Verpflegungsordonnanz vom Ostermontag 1634 aus Nördlingen[203] vor, wonach es zu diesem Zeitpunkt 980 Mann plus Offiziere zählte (Brzezinski/Cavalry, S. 47). Das Regiment war kurz vor Kronach mit einigen neugeworbenen Kompanien verstärkt worden. Dennoch dürfte seine Stärke 1100-1300 Mann nicht überschritten haben.

Die Brigade Mitzlaff bestand aus den Regimentern Gersdorf (dessen ehemaliger Kommandant, Oberst Gersdorf, war bei Lützen[204] gefallen, der Oberstleutnant ist nicht bekannt) mit ca. 500 Mann in 8 Kompanien, Joachim Mitzlaffs eigenem Regiment mit ca. 700 Mann in 12 Kompanien und dem Regiment des Obersten Friedrich (Fritz von Rosen) mit ca. 600 Mann in 8 Kompanien, insgesamt ca. 1800 Mann. Bernhards eigene Brigade, auch ‚Grüne Brigade‘ genannt, bestand aus folgenden Regimentern: Herzog Bernhards Grünem Leibregiment zu Fuß mit ca. 800 Mann in 12 Kompanien. Dessen Oberstleutnant Johann Winckler war bei Lützen gefallen. Das Regiment wurde seither von Oberstleutnant Rüdiger von Waldau kommandiert. Das ursprünglich zu dieser Brigade gehörige Regiment Wildenstein (Georg Wulff von Wildenstein war ebenfalls bei Lützen gefallen) hatte dessen ehemaliger Oberstleutnant von Limbach als Oberst übernommen. Dieses Regiment war jedoch nach der Belagerung Regensburgs derart dezimiert, daß nach einer Musterungsanweisung Herzog Bernhards 566 Mann fehlten (Skrifter II Bd. 7, S. 113). Schließlich gehörte zu Herzog Bernhards Brigade noch ein schottisches Regiment unter Oberst Ludovick Leslie und dem Major Alexander Barclay mit 400-600 Mann in 8 Kompanien. Zusammen dürfte die Stärke von Bernhards Brigade 1800 Mann betragen haben.

Die Gesamtstärke von Herzog Bernhards Truppen vor Kronach umfaßte also etwa 4700-5000 Mann zu Fuß und 800-1000 zu Pferd. Dazu kamen einige Kompanien des Markgrafen Christian von Brandenburg-Kulmbach. Unklar ist, welchen Anteil die um Bamberg logierenden Truppen des Feldmarschalls Johann Philipp Cratz von Scharfenstein an der eigentlichen Belagerung Kronachs hatten. Cratz‘ Infanterie war, bis auf Ludovick Leslies Regiment, welches zu Bernhards Grüner Brigade gehörte, in Bamberg verblieben (vgl. BHVB 53, S. 176). Seine Reiterei umfaßte ca. 800 Pferde. Jedenfalls berichtet Bernhard in dem erwähnten Brief an Oxenstierna: ‚[…] haben über die Blaue, Mizlafische und unsere Brigade, neben unserm regiment zu pferdt, die in Bamberg gelegene trouppen bey unss, dabey ein zimblichen canon unnd materialia‘.

‚Den 18. Martij Nachmittag sahe man die Weinmarische Armee über den Krautsberg in batalia[205] herein marchiren, da allzeit 3. in 4. Brigaden nebeneinander hielten, vnd allgemach fort gieng ungezweiffelt uns zum Schrecken, daß wir die grosse Macht erkennen vnd sehen sollten, wie dann in Ansehung dieses so Sieghafften Fürsten, bey uns das Lachen gar theüer war. Die Regimenter zu Fueß marchirten bey Höffles [Höfles[206]] hinab vff Vockendorf [Vogtendorf[207]] vnd ferner durch das Holtz den Sternberg neben der Rodach herab, biß vff den Seeg-Anger, da sie viel PfälHoltz antraffen, vnd sich verbaueten, ruckten theil am Mittelgriß unter der Stein-Mühl, vnd hätte die gantze Infanterij diß zum Vortheil, daß man wegen unserer hohen Kirchen vnd des Pfarrhoffs aus dem Hauß Rosenberg [Festung[208]] keinen gewissen Schuß aus Stucken in ihr Läger thun kondte, man muste dann durch die Tächer also blind schiessen, welches sie gleichwohl nicht ohne Schaden empfunden haben.

Des andern Abends [18.3.] hat zwischen 4. vnd 5. Uhren ein Schwedischer Trompeter unweit der Brucken bei dem Spital [Spitalbrücke] mit der Trompeten angestossen, welchen die daselbst befindliche Wacht die Augen verbunden, zu dem Regierenden Bürgermeister [Barthel Sünder, gen. Mahler] in die Stadt vnd fürters zu mehrgemeltem Stadthaltern Wolff Philipp Fuchs von Dornheimb, etc. vnd Herrn Commendanten Hanß Jacob Pruckern vffs Hauß Rosenberg geführt, die Herrn Bürgermeister vnd Rath auch so balden zu dessen Anbringen vnd Außsag beruffen worden. Welcher mündlich angebracht, daß sein Fürste Hertzog Bernhard von Sachsen Winmar etc. Ihne abgesandt, vnd befohlen, daß er mit seiner Armada hier vor der Stadt ankommen, vnd in Nahmen der Cron Schweden das Schloß vnd die Stadt hiemit auffgefordert haben wolte, es were nun alles vergebens, und kein Hoffnung mehr, ob man sich schon biß Dato gegen der Cron Schweden vnd dero Bevollmächtigte gewehret, vnd darbey grosse insolentien gegen die benachbarte Fürsten vnd den Adel verübt; daß unser Bischoff sein Lebtag das Bistumb [nicht] mehr betretten, oder Uns ferner schützen werde, welcher nur ein Edelmann, sein Herr aber ein geborner Fürst were, vnd eine grosse Macht uff den Beinen hätte; würde man sich ergeben, so wolte er den Commendanten nicht allein hoch erheben, sondern auch den Rath vnd Burgerschafft in seinen Schutz vnd Schirm nehmen, mit einer gar geringen Guarnison belegen, wo aber nicht, hätte man sich nichts anders zugetrösten, als daß er seine Macht vnd Gewalt anlegen, vnd das Kind im Mutterleib nicht verschonen würde.

Dem Trompeter gab man Essen und Trincken, tractirt ihn wohl, vnd wiederumb diß mündlich zur Antwort, daß man gegen der Röm. Keyserl. Majest. vnd dem Hochstifft Bamberg wie auch gegen Unsern Gnädigen Landes-Fursten vnd Herrn, Herrn Francisco Bischoffen zu Bamberg vnd Würtzburg solches nicht verantworten, [noch viel] weniger in dieses Begehren einwilligen köndten; were sein Herr ein gebohrner Fürst, liessen wirs darbey bewenden. Unser Lands-Fürst aber aus dem Uralten Adeligen Geschlecht deren von Hatzfeld, [welcher] zu einem Dombherrn,[209] vnd fürters wegen seiner grossen Tugenden, als das vornehmste subjectum zum Fürsten des Römischen Reichs erwehlet, welcher keinem gebohrnen Fürsten an hohen Verstand vnd Fürstl. Sitten das wenigste zuvor liesse [um nichts nachstünde], deme hätten wir Pflicht geleistet, bey diesem wolten wir leben vnd sterben; da [wenn] sein Fürst gegen uns einige feindseligkeit vornehmen werde, hätte er nichts gewissers, als daß wir nothwendiger Gegenwehr uns gebrauchen müsten.

Als wir nun diese Nacht, weiln der Trompeter noch nicht abgereist, und keines Einfals vom Feind besorgten, jedoch aber alle Posten vnd Wachten vffs beste bestelleten, unterdessen der Trompeter als ein listiger schlauher Gast viel Vffschnied [Aufschneiderei] vorbracht, vmnd vnder andern daß sich der Bischoff zu Eystätt [Eichstätt] vnd mehr Catholische Bischoffen auch damals erst seinem Herrn untergeben hätten, dahero wir es zu keinem Gewalt kommen lassen solten, hätten uns doch keiner Hülffe zugetrösten‘.

‚Zu Nacht umb 10 Uhr [18.3.] wird Lermen [Alarm] in der Vorstadt, kombt die ganze Wacht, so wir hinter die Steinmühl gestelt, welches der nechste Posten an den Feind war vor das Haßlacher Thor, vnd berichtet, der Feind setze mit gantzer Macht an, sie haben ihn angeschreit, er darauff geantwortet gut Freund, gleichwohl aber hab die Wacht nicht gewust, ob sie Feuer geben dörffen, oder nicht, in deme der Trompeter noch vffm Schloß vnd nit abgefertiget, alß [also] hetten sie sich zurück begeben; diß war eine einfältige Rotte, welche dem Feindt viel Mannschafft erlegen können, ehe er in die Mühl kommen, lassen also den Feind in die Vorstadt einbrechen, ohne einigen Schuß, da wurde Lermen vff allen Posten, die Wachten vff der Spittal Brucken vnd Ziegelanger [heute Bahnhofsplatz] musten ihre Posten verlassen, vnd hatten grosse Zeit das ihnen der Paß [Zugang] in die Stadt nicht abgeschnitten wurde.

Der Feind bemächtiget sich der Vorstadt umb den Spittal, der Rosenau vnd Ziegelanger vnd stelleten so balden ein Wacht in des Knellendorffers Haus am Mühlgraben gegen dem Pfarrhof hinüber, die Schildtwacht stundte heraussen am Eck [bei der Steinmühlgasse]  vnd fieng gegen den unserigen im Zwinger vnd oben vff der Stadtmauern zuschreyen, zuschänden vnd zuschmähen, unsere Leuth begegneten ihnen mit dergleichen, vnd gaben auch vielmahls Feuer hinaus, diese Nacht war man nun allerseits allert[210] vnd in armis. Den Trompeter wolten die Burger todtschlagen, daß sein Herr Feindlich angesetzet, ehe er die Antwort zuruck bekommen, derentwegen [er] mit etlichen Officirern vom Schloß hinab zu den seinigen begleitet werden mußte.

Des andern Tags [19.3.] sahe man daß der Feind zwo Battry am Haßlacher Berg neben dem Mahlers Garten bauete vnd hernach etliche Veldschlangen vnd Feuer Mörschner darauff pflanzete, dann in das Haus vor der Steinmühl bey der Stigen genant, oben vffm Boden zwey Stücklein brachte, vnd sobalden gegen den Pfarrthurn, Pfarrhoff, in Zwinger und in die Stadtmauern zuspielen anfienge, daß sich fast niemand mehr vffm Pfarr-Saal erblicken lassen dörffte. Wir begegneten denen vffm hauß weiln es gantz nahe, mit kleinen Stücklein vnd Doppelhäcken von dem Thurn hindern Pfarrhoff [Pfarrturm] dapffer, daß sie manchmal in 2. Stunden keinen Schuß mehr auffbringen kondten vnd viel darbey sitzen blieben.

Der Feind fienge den dritten Tag [20.3.] an vom Haßlacher Berg mit Stucken in die Stadt zuspielen vnd wurffe viel Feuer-Ballen [Brandgeschosse] vnd Centners Granaten herein, deren eine eine Wand in Pfarrhoff heraus schluge, die ander des Hansen Stöltzlein sein Hauß am Kirchhof durch Fall vnd Schlag in einem Augenblick zu Boden legte, darinnen 14. Menschen, deren man 13. durch Abräumen der Palcken vnd Raiser darunter sie gesteckt, salvirt, die Haußfrau [Anna Stöltzlein] aber todt blieben. Andere solche schwere Granaten so er diese Täg über herein wurffe, geriethen vff das Pflaster, vnd schlugen tieffe weite Löcher hinein, mit Außwürffung der Pflastersteinen Haußhoch, doch Gottlob ohne Schaden der Menschen. Mit Stucken spielete er deßgleichen vom Haßlacher Berg herüber vnd thäten die Kirchen vnd Häußer dort darumb sehr zerlestern, dem steinern Gang, so vom Pfarrhof hinüber in den Thurn gehet, legte er mit schiessen zu boden, daß niemand mehr hinüber kondte, vnd dieselbe schöne Wehr uns benommen wurde.

Uffm Hauß Rosenberg feyrete man zwar auch mit stucken nicht [war man mit Geschützen auch nicht untätig], vnd spielete gegen ihre Batteryen am Haßlacher Berg, wie auch in ihr Läger, aber mit geringen effect, weiln wir mit schlechten Constabeln versehen, vnd der beste wie vorn gemeldet erschossen worden. Der Feind besätzte alle nahe gelegene Häuser an der Stadtmauern mit Mußquetierern, daß ehe sich einer von uns vff der Mauern erblicken ließe, geschwind 10. Oder mehr Schüß vff ihne geschahen, wie dann durch solches hinaußsehen, Herr Michael Steinmüller Capitain über den Außschuß, Herr Paulus Leicht des Raths, vnd Erasmus Glaidsman Wachtmeister erschossen worden. Es war gar ein gefährlicher Handel, indeme der Feind in denen Häusern nechst der Stadt der Stadtmauern logirte, auch in des Wolff Frölichs Wirthshauß zwey Stücklein vffm Saal hinauff vnd ein großes Stuck in der untern Stuben pflantzen ließ, welche vff unsere Wercklein von Holtz gebauet, vnd vff die Stadtmauern continuirlich Feuer gaben‘.

‚Kein Mittel war zufinden, den Feind aus der Vorstadt zubringen, als durch das Feuer, derentwegen vom grösten biß zum kleinsten Burger beschlossen wurde, es möcht treffen, wem es wolte, die Vorstadt anzuzünden, gleich wie unsere Vor-Eltern vor 200 Jahren in An. 1430 gethan, da die Hußiten aus Böhmen herausser gezogen, das Land verheeret vnnd verbrandt, sich der Vorstadt allhie bemächtiget, vnd nicht wider hinaus zubringen gewesen, biß die Vorstadt an unterschiedlichen Orthen angezündet, vnd die Ketzer also vertrieben. Also spendirten Herr Stadthalter, H. Comendant, wie auch Bürgermeister vnd Rath, denen Personen so sich darzu gebrauchen liessen viel Geld aus, daß sie sich hinaus wagten, und Feuer in die Vorstadt, wo sie heimlich beykommen kondten, einlegten. Man wurffe auch Feuer Ballen[211] mit eisernen Zacken gemacht von der Mauern hinder der Kirchen hinaus vff die Häuser der Vorstadt unter der Mauern, welche mit Schindeln gedeckt waren, die da stecken blieben, und die Häuser von obenhinein anzündeten.

Durch diese Mittel wurde die Vorstadt umb und umb in Brand angesetzt, daß die Flammen herein in die Stadt schlugen, die inner Stadt in grosser Gefahr stunde, vnd man vff der seiten gegen der Haßlach die Häuser an den Gibel-Wänden continuirlich mit wasser begießen mußte. Der Feind wurde aus den Häusern vnd vielen Posten zuweichen genöthiget, gleichwol aber als das Feuer hinab in des Tampiers Hauß vffm Platz am Mühlgraben gegen dem Pfarrhof hinüber geriethe, dessen Flammen des Heinrich Murmans Hauß so jenseits des Mühlgrabens gelegen, welches unten mit einem steinern Stockwerck versehen, den Gibel berührte vnd anzündete, hat solches der Feind dermassen zuleschen sich unterstanden, daß unangesehen wir mit gezogenen Feuer-Rohrn vffm Pfarr-Saal vnd Mußqueten in Zwinger ihme biß in die Mitternacht stettig auffgepast, vnd wo sich einer nur erblicken ließ, wie die Spatzen von Tächern herunder geschossen.

Gleichwohl aber [haben] die Officirer, wie wir augenscheinlich gesehen, die Mußquetirer mit kurzen Wehren vnd blossen Degen, dermassen dieses Hauß, alwo sie ihr Hauptwacht gehabt, zuleschen angetrieben, daß [indem] sie große Wisch mit Stroh an die Stangen gebunden [und] sowohl aus denen Bodenlöchern als unten vff der erden in dem fürüberfliessenden Mühlgraben eingetunckt [und] das Wasser an die Gibelwändt geschlagen. Do sich dan diejenigen von Bodenlöchern gantz frey herausser begeben müssen, vnd ob wir zwar einen nach den andern hinweg bürtschten [pirschten], wurde doch allezeit widerumb ein frischer dahin vermüssiget, auff diese weiß zuleschen, welches Hauß vffs wenigst dem Feind in 30. Mann gekostet, biß endtlich deß vorgemelten Tampiers Hauß zugrund gienge, vnd die flammen sich legten, das es keines leschens mehr gebrauchet, vnd der Feind vff solche weiß selbiges zu seinem Vortheil erhalten, hernach aber zu [bei] seinem Abzug selbsten angezündet, vnd biß vff das Gemäuer abgebrendt.

Vnder wehrenter diser action mit dem Feind, setzete mit den Prücknerschen Reutern dessen Wachtmaister der Ratlitsch ein Croat in 20. oder 30. Pferden starck täglich zum obern Thor [nördl. Stadttor in Richtung Festung] hinauß vnder den Feindt, stellete sich alß wan er jhres Volcks were, daß er manchmal, wie man vffm Schloß alles sehen könde, durch vil FeindsTrouppen geritten, vnd vmgeben war. Wan er alßdan seinen Vortheil ersahe, namb er etlich gefangen, vnd führete sie herein; deren er so viel einbrachte, das aller Thürn vnd Gefengnus zu wenig, vnder welchen auch der Hauptmann Muffel von Culmbach sich befunde, vnd etliche Wochen vff dem Hauß Rosenberg gefangen saß, jedoch seinen Tisch bey Herrn Statthaltern Wolff Philipp Fuchsen von Dornheim etc. hette, biß er sich hernach rantionierte, viel Landsknecht oder Trossen, weilen man sie nit zuerhalten wüste, schuß er [Ratlitsch] negst der Waßmühl nider, und ließ sie liegen, das er also dem Feind nit geringen Abbruch thete.

Vnd nach dem wir oben an der Haßlach beim Biengäßlein von Erden vnd Stein zuvorhin ein Schänzlein gebauet, selbiges nur des tags über mit Mußquetirern ungefehr 15 oder 20 besetzten, dem Feind bißweilen etwas abzuzwacken, kombt der Hertzog Bernhard von Weinmar mit in 10 oder mehr Cavalirn unten vom Ziegel-Anger hinder den Häusern die gärten herauff zu recognosciren [erkunden] geritten, welches unsere Mußquetirer gewahr worden, und sich in die Schußlöcher einlegten, bis er etwas näher hinzu kommen möchte, solte auch unfehlbar in unsere Hand kommen sein, wo nicht das Unglück einen Stadtknecht aus der Stadt unversehens darzu geführt, welcher, nach dem er ersehen, daß die gantze Wacht in postur ligt, angeschlagen, vnd gleich Feuer geben will, vffs lauteste zuschreyen anfängt, halt inn, halt innen, es seind heüt unsere Reüther hinausgeritten, das möchten diese sein, vff welches Geschrey der Hertzog der unserigen gewahr wird, sich vff die Seiten wendet, vnd die Flucht gegen den Haßlacher Berg nimbt, alwo sie dann so balden mit Stucken vff das Schänzlein Canonirn, daß sich keiner mehr ersehen lassen dörffte.

In dem nun die mehrste Vorstadt hinweg gebrandt, unter welcher Zeit wir gleichwohl des Feinds intent etwas vffgezogen [verzögert], umb Keyserl. Succurs in Böhmen geschickt, vnd das Feuer sich gelegt, hat mehrermelter Hertzog und seine Generaln getrachtet, wie sie grobe Stuck in die Vorstadt pflantzen möchten, der Stadtmauern etwas nähender zusein, dahero etliche gemäuer, alwo die Häuser zwar abgebrandt gewesen angetroffen, unter andern in Andreas Pohrnschlegels Metzgers gewesenen Schlachthauß am Mühlgraben hinder der unter Badstuben gelegen, zwo halbe Carthaunen [24-Pfünder], neben diesen in Hanß Christen Haus eine halbe Carthaunen, vnd neben des alten Behrn Mistung ein drey viertel Carthaunen [33-35-Pfünder] gebracht, vnd vorn sich gegen der Stadtmauern etwas vergraben, an welchen sie Tag und Nacht starck gearbeitet, nach dem nun alles fertig, vnd wie vorgemelt nechst darober in Wolfen Fröhligs Hauß auch drey Stuck eingepflantzet waren, fieng der feind an von Tag zu Tag mehrer aus Stucken, wie auch vom Haßlacher Berg aus gegen die Stadt zuspielen, Granaten und Feuer einzuwerffen, daß es sausete und krachte, vnd einem die haar gegen Berg gestanden sein möchten. Alle Wehren nahm er uns mit Stucken hinweg, vom Hauß Rosenberg aus kundte man ihme diß Orts den wenigsten Schaden zufügen, wie man dann auch wegen der hohen Pfarrkirchen das Läger, so hinter der Steinmühl vffm Mittelgrieß bis hinab vffm Seeganger geschlagen, mit Stucken fast nicht berühren [konnte], man muste dann durch das Kirchentach schiessen‘.

An dieser Stelle ist es aufschlußreich, einen Blick auf die Belagerungstaktik der weimarischen Truppen zu werfen. Bei Betrachtung des ersten genauen Stadtplan Kronachs von 1853 zeigt sich, daß noch zu dieser Zeit die Häuser der heutigen Schwedenstraße einreihig standen, also noch keine Hinterhäuser besaßen. Eine Ausnahme bildete die untere Badstube (heute Rosenau 1, die Reste der Badstube sind dort noch zu sehen). hinter dieser, zum Mühlgraben hin, hatten die Belagerer zwei halbe Kartaunen in Andreas Bornschlegels Schlachthaus gepflanzt, und gleich daneben,in das Haus des Hans Christ, an Stelle des heutigen Hinterhauses der Schwedenstraße Nr. 8, eine weitere halbe Kartaune in Stellung gebracht. Die beiden davorliegenden Häuser (heute Schwedenstr. 9 und 10) waren bis auf die Grundmauern abgebrannt. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. Die erwähnten drei schweren Geschütze bildeten also die mauerbrechende Mittelbatterie. Zur südlichen Seite (bei der Mistung des alten Behr – wahrscheinlich anstelle des Hinterhauses Schwedenstraße 7) hatte man die dreiviertel Kartaune plaziert, während auf der nördlichen Seite (im Gasthaus des Wolf Frölich anstelle Schwedenstr. 11) ein weiteres schweres Geschütz positioniert war. Auf den Saalboden des Gasthauses im ersten Stock hatte man zwei kleinere Kanonen geschafft, die dazu dienten, die Verschanzungen der Verteidiger auf der Mauer zu zerstören und die Kronacher daran hindern sollten, die Bresche auszubessern.

Nach der damaligen Belagerungstheorie (z. B. Schildknecht etc.) lag die optimale Entfernung zum Brescheschießen bei 200-250 Schritt, den Schritt zu 2, 5 Fuß, d. h. ca. 0, 75 m gerechnet. Diese konnte hier natürlich nicht eingehalten werden. Trotzdem muß man davon ausgehen, daß die Belagerer sich, allein schon aus Gründen der eigenen Sicherheit, ziemlich nahe an den Mühlgraben zurückbegeben hatten. Belagerungsgeschütze dieser Zeit, wenn es sich nicht um Steilfeuergeschütze, also Mörser oder Haubitzen handelte, konnten bis zu einer maximalen Erhöhung von 10 bis 13 Grad gerichtet werden. Das bedeutet, daß bei maximaler Elevation eine Entfernung von mindestens 50 Metern zur Mauer hätte eingehalten werden müssen, um diese in einer Höhe von 9-11, 5 Metern zu treffen. Wollte man höher schießen, mußte der Lafettenschanz eingegraben werden, was für das Material sehr strapaziös war, da die Lafette beim Schuß auf diese Weise nicht mehr zurücklaufen konnte. Ein weiteres Problem war die Überwindung des Mühlgrabens. Eine halbe Kartaune wog einschließlich Lafette annähernd 3, 5 Tonnen, die dreiviertel Kartaune mehr als 4 Tonnen. Von der Rosenau kommend führten noch im letzten Jahrhundert nur kleinere Holzstege für Fußgänger über den Mühlgraben. Man hatte also diesen entweder teilweise verfüllt oder eine massive Notbrücke errichtet. Der Aufwand war in jedem Fall erheblich, und man kann davon aus, daß man, nach dem die Feuersbrunst abgeklungen war, den 20. März und die darauffolgende Nacht für diese Vorbereitungen benötigte.

Die Bürgerschaft Kronachs, von der Verteidigung der Stadt völlig ermattet, rechnete fest mit einem erneuten Ansturm der Belagerungstruppen. Bürgermeister und Stadtrat ließen zur Stärkung der Moral etliche Eimer Bier unter die Verteidiger austeilen. Am nächsten Morgen (22.3.1634) sah man jedoch mit Erleichterung, daß der Feind in Richtung Neuses abzog. Zwei Squadrons Reiter deckten den Abzug und begannen im Anschluß damit, die übriggebliebenen Häuser der Vorstadt, die Schneidmühlen und Holzlagerplätze anzuzünden. Einzig und allein die Steinmühle, obwohl bereits in Brand gesteckt, konnte durch die Kronacher  von den Flammen gerettet werden.

Mit dem Abtransport der schweren Belagerungsgeschütze, die am Haßlacher Berg oberhalb des Scharfengartens in Stellung gebracht worden waren, hatte die weimarische Artillerie Probleme. Obwohl man zwischen 24 und 30 Pferde an eines spannte und sich den ganzen Vormittag bemühte, konnte man sie nur mit Mühe wieder aus den Schanzen den Berg hinauf bringen. Da nur etliche Cornets Reiter zu deren Schutz abkommandiert waren, versuchten die Kronacher einen Ausfall zur Eroberung der Geschütze. Dieser scheiterte jedoch an der fehlenden Unterstützung durch die Festungsartillerie, welche aus Mangel an guten Konstablern ‚nicht ein Mann oder Pferd getroffen, dahero unser Anschlag vergebens‘ (Zitter 1666, S. 48). Dies war vielleicht gut  so, denn wir erinnern uns an mehrere Situationen der vorhergehenden Belagerungen, in denen die Kronacher, ermutigt durch den Abzug des Feindes, voreilig ausfielen und jeweils bitter einbüßen mußten. Die Bürger taten also gut daran, ihrem Schutzpatron zu danken. ‚Wurde also mit der Hülff Gottes vnd deß H. ErtzEngels Michaels, deme wir alß Patronum Ecclesiae jnständig vmb Beystand anruffeten, dieses Stättlein von eines so grausamen Feinds Belegerung wiederumb befreyet‘.

Der Grund des Abzuges wird von etlichen Quellen mit einem drohenden Entsatz Kronachs durch kaiserliche Truppen unter dem General Gallas erklärt. Tatsächlich hatten die Kronacher während der Belagerung den kaiserlichen Rittmeister Georg Erasmus Heuß von Eusenheim mit der Bitte um Hilfe zu Gallas nach Eger geschickt. Dieser schrieb auch am 5. April nach Kronach und sagte Unterstützung zu. Gleichzeitig instruierte er den uns bekannten Kommandanten von Eger, den Obersten Johann Gordon, die Kronacher mit einer Lieferung Pulver zu unterstützen. Dieser berief sich hingegen auf den Generalwachtmeister Rudolf von Morzin (Marazin), welcher gerade dabei war, mit einem Korps von ca. 5000 Mann über Marktredwitz[212] in das Fichtelgebirge vorzurücken, wo er in Waldershof[213] ein Lager bezog. Beider Schreiben, Gordons vom 7. April und Morzins vom 5. bzw. 8. April (n. St.), kamen erst einige Tage später in Kronach an.

Währenddessen plünderte Morzin mit seinen aus Ungarn, Polen, Kroaten, Italienern, Franzosen und nur wenigen Deutschen bestehenden Truppen die Gegend um Weißenstadt,[214] Münchberg[215] und Helmbrechts[216] aus. Bad Steben,[217] Helmbrechts und Naila[218] wurden gebrandschatzt. Die Stadt Lichtenberg[219] bei Bad Steben wurde am Montag den 31. März/10. April von streifenden Kroaten samt Kirche und dem erst 5 Jahre zuvor von Markgraf Christian neu aufgebauten Schloß komplett eingeäschert. Die Lichtenberger Chronik vermutet, daß diese streifende Abteilung unter einem Obristen ‚Corbitz‘ aus der Kronacher Garnison kam. Die Kronacher Garnison stand aber unter dem kroatischen Leutnant Ratlitsch, welcher mit seinen Reitern erst im Mai, allerdings auf dem Weg über Bayreuth[220] nach Eger zog. In den kaiserlichen Kriegslisten von 1634 von 1634 ist ein Oberst oder Befehlshaber Namens ‚Corbitz‘ nicht verzeichnet. Möglicherweise handelte es sich um Reste des am 5.3.1634 von Christoph von Taupadel zersprengten kroatischen Regiments des Obersten Marcus Corpes, wahrscheinlich jedoch um eine streifende Abteilung Morzins. Nach der kaiserlichen Musterungsliste vom Frühjahr 1634 (Theatr. Europ. III, S. 283) hatte Rudolf von Morzin in seinem Reiterregiment 4 Kompanien Kroaten. Auch erfolgte der Angriff nicht aus Kronacher[,] sondern Hofer Richtung über die Selbitzmühle, wie auch Georg Leopold in seiner Chronik bestätigt, daß die von Wunsiedel her streifenden Morzin’schen Kroaten am 10. Lichtenberg ganz abbrannten. (Zitter, S. 50f.; Holle/Dreißigjähriger Krieg, S. 30-34; Braun/Leopold, S. 41, 43; Sticht, S. 192; Lichtenberger Chronik des Pfarrers Friedrich Küffner von 1699; Chemnitz II, S. 337).

Eine wesentliche Verstärkung Kronachs war, trotz vieler wohlwollender Schreiben und einer Lieferung Morzins über 8 Zentner Pulver, für welches gefangene Frauen in Münchberg die Säcke nähen mußten, nicht in Kronach eingetroffen.

Vielmehr mußten der Kronacher Stadtfähnrich und Rat Nikolaus Zitter und der Viertelmeister Tobias Fleischmann vom Rat der Stadt Kronach nach Eger zu dem Kommandanten Gordon geschickt werden, um zusätzliches Pulver und Munition abzuholen. Die beiden Kronacher durften sich nun zwar die Geschichte der Ermordung Wallensteins von Johann Gordon persönlich erläutern lassen, mußten sich dann aber selbstständig wieder auf den Heimweg machen, wobei ihnen Pferd und Wagen zum Transport von etlichen Fäßlein Pulver und 50 Handgranaten nur bis Hohenberg[221] an der Eger geliehen wurden. Dafür gab ihnen Gordon zur Weiterbegleitung seinen Hauptmann und Kommandanten von Hohenberg Voit von Rieneck mit, der, anstatt Verstärkung heranzuführen, in Kronach ‚viel Völcker vor das Cordonische Regiment alhie geworben‘ hat.

Zu allem Unglück für die Stadt und für die markgräflichen Untertanen wurden im Frühjahr 1634 die in Kronach liegende Bruckner’sche Reiterkompanie unter dem kroatischen Leutnant Ratlitsch von dem Oberstleutnant Veit Dietrich von Steinheim nach Eger abgefordert, welche sich plündernd über Bayreuth nach Eger auf dem Weg machte. Bürgermeister und Rat der Stadt Kronach waren über diese Entscheidung gelinde gesagt äußerst ‚befrembd‘, wie sich Zitter ausdrückt, der stets bemüht war, die schwachen Unterstützungsaktionen der kaiserlichen Generalität in Eger wohlwollend zu umschreiben. Die Stadträte Johann Nikolaus Zitter und Johann Pottu der Ältere wurden deshalb zusammen mit dem jüngeren Hans Stauff wieder nach Eger zu dem besagten Oberstleutnant Steinheim (seit 23. Juni Kommandant in Eger) expediert. Dieser ließ die Herren erst einmal vierzehn Tage warten, um sie dann ohne Unterstützung nur mit der frohen Botschaft der kaiserlichen Wiedereroberung Regensburgs versehen (26.7.) versehen, wieder nach Kronach abzufertigen, wohin sie ‚in gröster Gefahr Leibs vnd Lebens durch des Feinds Land […] passirt, vnd allein die Nacht zu Hülff nehmen musten‘. […]

Bernhard von Weimar war mit seinen Truppen, wie wir wissen, bereits am 22. März 1634 (n. St.) von Kronach in Richtung Süden abgezogen und begab sich nach Coburg,[222] wo das Heer 14 Tage lagerte. Die Bedrohung durch kaiserliche Truppen kann nicht der ausschlaggebende Grund für den Rückzug gewesen sein, denn Generalwachtmeister Morzins Truppenkontingent, nicht mehr als 5000 Mann stark, befand sich nach seinem eigenen Schreiben am 8. April (n. St.), also mehr als 2 Wochen später, erst in Wunsiedel. Man kann vielmehr davon ausgehen, daß die großen Verluste seiner Regimenter vor Kronach und seine relativ schwache Truppenstärke, ihn die Zwecklosigkeit seiner Aktion einsehen ließen. Dies wog um so mehr, da er Kronach eben nur mal schnell im Vorbeizug zu erobern gedachte, quasi zur Überbrückung der Wartezeit bis zu einer Antwort aus Kursachsen. Die Verluste des weimarischen Heeres waren, wie gesagt, erheblich. Die vor Ort Gefallenen begruben die Regimenter zum Teil selbst, ein Teil wurde nach dem Abzug von den Kronachern begraben. 6 Wagen mit Toten führten die protestantischen Truppen mit nach Coburg. Etwa 300 Verwundete wurden ebenfalls mit nach Coburg genommen, und im dortigen Konvent, Spital und Seelenhaus untergebracht, welche jedoch fast alle dort gestorben sind. Unter den Gefallenen befand sich ein großer Teil an Offizieren, wie Oberstleutnants, Majore, Hauptleute und Rittmeister, welche in der Moritzkirche zu Coburg begraben wurden, wo man noch geraume Zeit die dort aufgesteckten Fahnen und Totenschilde sehen konnte, deren Inschriften den Tod der Betroffenen vor Kronach bezeugten (Karche I, S. 200; Zitter, S. 49). Im Gegensatz zu den vielen überlieferten Namen der in der Kirche in Wöhrd bei Nürnberg begrabenen schwedischen Gefallenen, sind uns aus der Coburger Moritzkirche keine Namen der Bestatteten erhalten geblieben.

Die Zeit in Coburg nutzte Herzog Bernhard für die Vorbereitung seiner weiteren Aktionen. Für die Verproviantierung seiner Truppen, vor allem derjenigen, welche noch in der Oberpfalz weilten, mußte das Fürstentum 120 Wagen bereitstellen, um das aus Thüringen ankommende Getreide im April und Mai 1634 nach Nürnberg zur Armee schaffen zu können. Den angeheuerten Fuhrleuten wurden allerdings pro Wagen 17 Reichstaler als Fuhrlohn vergütet. Zur Bedeckung dieser Transporte mußte der General Cratz eine Kompanie Reiter stellen, welche die Stadt neben zwei Monro’schen und vier limbachischen Kompanien zu Fuß für mehrere Wochen zu verpflegen hatte“.[223]

„Herzog Bernhard weilte am 26. März/5. April noch in Coburg. Zusätzlich zu den Proviantlieferungen, die er aus Thüringen nach Nürnberg schaffen ließ, kümmerte sich Bernhard auch um den Nachschub an Kriegsmaterial. Binnen weniger Tage mußten aus dem Schloß in Würzburg 100 Zentner Pulver, 45 Zentner Lunten, 50.000 Musketenkugeln sowie 750 dreipfündige, 400 zwölfpfündige und 300 halbe Kartaunenkugeln (24pfündige) nach Schweinfurt transportiert werden. In Coburg erwartete man vergeblich den Zuzug von zusätzlich 9 kursächsischen[224] Regimentern[,] die sich mit Bernhard vereinigen sollten. Die sächsische Armee[225] unter Hans Georg von Arnim wandte sich jedoch nach Schlesien, wo sie am 13. Mai 1634 in der Schlacht bei Liegnitz[226] den Kaiserlichen unter Johann von Götz und Feldmarschall Colloredo eine empfindliche Niederlage beibrachte. Herzog Bernhard war deshalb bereits am Freitag dem 7. April mit seinen Truppen von Coburg aufgebrochen.

Nach dem Tagebuch der Dominikanernonne Maria Anna Junius traf der Herzog am gleichen Tag in Begleitung seines älteren Bruders Herzog Albert,[227] des Feldmarschall Cratz und einem Großteil der Reiterei gegen Abend um 5 Uhr in Bamberg ein, wo er am Abend des nächsten Tages (8.4.) das Kloster der Nonnen zum Heiligen Grab besuchte: ‚[…] alls wir nun zu abent Calatz [kleine Abendmahlzeit, Vesper] gehalten, da leüd man stark bei uns herrein und schreyt, der fürst hertzog Bernhart kum […], so Balt wir das thor auff machen geht hertzog Bernhart gantz fröllich mit lacheten munt auff uns zu, giebt einer schwester nach der andern die hant und fragt wie wir leben […] da hat sich der fürst nur auff die banck bey dem Crutzevix gesetzt und gar freündlich mit den schwestern geredet […] da lauff ich geschwind mit den zweyen schallen vol köstlicher ein gemachter sachen die stiegen rab […], neige mich und sprich zu ihm / ich bitte eüher fürstliche gnaden sie wollen zuvor etwas aus der schallen nehmen / da lacht der fürst und greüffte in die schallen, nimmt einen zitteronen schelfen [Zitronenschale] und iste gleich darvon / da sprich ich wiederumb / eüher fürstlich gnaden wolle auch einen haubtgriffen [großes Stück] nehmen / da sagt er es ist genug, ich thue mich dessen betancken und geht gleich fort‘. (BHVB Nr. 53, S. 181f.).

Am Sonntag, den 9. April, brach Herzog Bernhard bereits wieder von Bamberg auf. Zurück ließ er den Feldmarschall Johann Philipp Cratz, der sein Quartier in des Bürgermeisters Lorbers Haus beim Prediger-(Dominikaner)-Kloster nahm, und den Generalmajor Georg von Uslar, der in das bischöfliche Schloß Geyerswörth[228] zog (ebd. S. 184), zusammen mit 3 Regimentern zu Roß (Uslar, Philipp Sattler und Cratz‘ eigenes Regiment) und 3 zu Fuß (Bartholomäus v. Zerotin, Georg Friedrich von Brandenstein und James King), zusammen zwischen 2000 und 2500 Mann (Chemnitz II, S. 468, 524)“.[229]

Feldmarschall Cratz, zur Versicherung Frankens bisher in Bamberg zurückgeblieben, war mit dem Auftrag, Auerbach in der Oberpfalz zurückzuerobern, am Dienstag, den 3. Mai, mit allem Volk von Bamberg aufgebrochen. Diesem setzte jedoch die Forchheimer Besatzung dermaßen zu, daß er wenig später mit einer großen Zahl Verletzter nach Bamberg zurückkehren mußte.

Über die weitere Vorgehensweise wurden die Bamberger Kommandeure uneins, so daß der Generalmajor Georg von Uslar, der in Bamberg bleiben wollte, und der Oberst[e] Bartholomäus von Zerotin sogar mit dem Degen aufeinander losgingen (BHVB 53, S. 188). Schließlich brachen Cratz und Zerotin am 28.5. auf Anordnung Herzog Bernhards mit einem Teil der Truppen nach Fürth[230] auf. Von dort begab sich sich der Feldmarschall nach Gostenhof [231]und weiter nach Wendelstein,[232] wo er von Herzog Bernhard den Befehl bekam, mit seinen Truppen unter Zerotin noch eine Zeit lang liegenzubleiben, um die Stadt Nürnberg zu schützen. Die mangelnde Disziplin seiner Soldaten war jedoch eine arge Belastung für die Bevölkerung. ‚Seine Reiter streiften auf dem Lande herum, raubten und plünderten und brannten in Lauf[233] 32 Häuser ab‘, weshalb der Rat von Nürnberg ihn ersuchte, mit seinen Truppen wieder nach Bamberg zurückzukehren. Am 9. Juni brach Cratz schließlich mit seiner Soldateska von Wendelstein nach Neumarkt[234] auf, wohin er von Herzog Bernhard kommandiert worden war. (Soden II, S. 499; Murr/Beiträge, S. 79)“.[235]

„Bernhard marschierte zuerst nach Abensberg,[236] wo er sich über Nacht, zum Schutz vor den verfolgenden Kroaten, mit seinen Truppen in einer Wagenburg verschanzte. Da er meinte, den Übergang bei Kelheim[237] nicht gefahrlos gebrauchen zu können, begab er sich mitsamt seiner auf Wägen mitgeführten Schiffbrücke bis nach Pförring[238] zwischen Vohburg[239] und Neustadt a. d. Donau.[240] Eine Abteilung kaiserlicher Reiter von ca. 2000 Mann, die ihm gefolgt war, konnte zugetrieben werden, wobei allerdings der Oberstleutnant des Livländischen Regiments, Fritz von Lewen, gefangen wurde.

Bernhard überquerte die Donau am 27. Mai/6. Juni und langte am 10. Juni (n. St.) wieder in Neumarkt an. Im weimarischen Heer herrsch[t]e mittlerweile akuter Nahrungs- und Futtermangel, ‚in deme sie innerhalb vierzehen Tagen wenig bekommen, auch keiner orten fast das geringste anzutreffen war‘.

Bernhard hoffte mit Hilfe der Stadt Nürnberg die Truppen zu regenerieren, um sie dann erneut gegen Regensburg zu führen (Chemnitz II, S. 392). In Neumarkt traf er am gleichen Tag mit dem General Cratz zusammen, den er, wie wir weiter oben er-fahren haben, mit einem Teil des ihm unterstellten Truppenkontingentes unter dem Obersten Bartholomäus von Zerotin dorthin beordert hatte (Soden II, S. 501, 502). Die vereinte weimarische Armee, zusammen nur noch 16.000 Mann stark, brach bereits am 12. Juni von Neumarkt auf und marschierte nach Feucht,[241] ‚weil die große Hungersnoth sie hin und her getrieben‘. Das Kriegsvolk raubte und plünderte in der dortigen Gegend[,] was es nur bekommen konnte.

Vor allem auf Glocken hatte es die Soldateska abgesehen, weil Bernhard die Absicht hatte, etlche ‚Stücke nach jetziger neuer Manier‘ in Nürnberg gießen zu lassen, der gortigen Geschützgießerei jedoch die Rohmaterialien fehlten. Aus Alfeld, Pommelsbrunn[242] und Kunreuth[243] wurden die Glocken geraubt, auch messingne Epitaphien zu diesem Zweck aus den Kirchhöfen gestohlen. Der Landbevölkerung wurde Kupfer, Zinn und messingnes Geschirr abgenommen. Die Verluste der Weimaraner lagen mittlerweile bei 4000 Mann, wobei der größte Teil durch Hunger, Strapazen und Seuchen ums Leben gekommen war.

Der Plan Bernhards zielte dahin, sich bei der nächsten Gelegenheit mit dem Feldmarschall Horn im Schwabacher Grund zu vereinigen. Weil er ‚aber doch still liegen müsse‘, wollte er inzwischen versuchen, ob er nicht Forchheim einnehmen könnte (ebd. S. 503, 504). Der Herzog wandte sich zuerst nach Lauf, Rückersdorf[244] und Eschenau.[245] Bei dieser Gelegenheit machte er einen Eroberungsversuch der bayerisch besetzten Festung Rothenberg[246] bei Schnaittach, zu welchem Zweck er etliche Regimenter dort zurückließ. Diese begannen am 15.6. mit der Unterminierung[247] der Festung, ‚wozu Nürnberg alle seine Steinbrecher geschickt hatte‘, haben jedoch ‚nur wenig verrichtet, außer daß der Wald von Rückersdorf angezündet und viel Holz vernichtet worden‘. (Murr/Beiträge, S. 77; Heilmann II, S. 471).

Bernhard selbst begab sich mit dem Hauptheer weiter in Richtung Forchheim, wobei er von 8 Regimentern Kroaten und 4 Regimentern deutscher Reiter unter Johann von Werth verfolgt und beobachtet wurde.

Über die Garnison und die inneren Zustände Forchheims zu diesem Zeitpunkt erhalten wir einige interessante Einzelheiten von einem ehemals dort stationierten Überläufer, dessen Aussage in den Nürnberger Akten über den Schwedenkrieg (Bd. 37b) protokolliert sind. Danach bestand die Garnison aus 3 Kompanien zu Fuß, 50 Dragonern und 50 Reitern, darunter etliche bambergische Beamte mit ihren Knechten, die sich zu Ausfällen gebrauchen ließen. Ihre Stärke betrug zusammen etwa 900 Mann. Von der Bürgerschaft waren nur noch 225 Mann vorhanden. Deren Belastung durch die einquartierten Truppen war immens, worauf der bayerische Oberst Fritz von Schletz, Kommandant in Forchheim, allerdings keine Rücksicht nahm. Seine Meinung war, daß wenn nur noch 9 oder 10 Bürger da wären, so müßten sie doch seinen Soldaten Unterhalt verschaffen.

An Mehl und Munition war in Forchheim großer Vorrat vorhanden. Zudem stand der Stadt eine große Anzahl an schwerem Geschütz zur Verfügung. Der persönlich knauserige Kommandant (die Stadt Kronach mußte diese Eigenschaft mehrmals erfahren, als sie um Zusendung von Pulver bat) ging jedoch aus Furcht vor einer Belagerung sehr sparsam mit den Pulvervorräten um. Dies ging soweit, daß die Soldaten nur bei Ausfällen das nötige Pulver erhielten, welches sie auch noch für ihr eigenes oder dem der Bürgerschaft abgepreßten Geld erkaufen mußten. Viele zogen daher auf die Wache, ohne einen Schuß Pulver bei sich zu haben. Als ein Forchheimer Trupp ausfiel, um einen von der damals schwedischen Bamberger Garnison begleiteten Getreidetransport abzupassen, erhielt jeder Musketier nur zwei Schuß Pulver. Die Forchheimer, obwohl 250 Mann stark, konnten deshalb nichts ausrichten und mußten sich erfolglos zurückziehen. (Soden II, S. 509). Zur Belagerung dieser Festung hatte Herzog Bernhard aus Würzburg und Nürnberg 4 ganze und 12 halbe Kartaunen angefordert. 500.000 Pfund Brot und 200.000 Pfund ‚Bisquoten‘ (Zwieback) mußte die Stadt Nürnberg liefern (ebd. S. 513).

Vor Forchheim kam Bernhard jedoch erst am 20. Juni an, da er in Nürnberg am 7./17. Juni an der Beerdigung Courvilles teilgenommen hatte. […] Währenddessen versuchte Herzog Bernhard, der sein persönliches Hauptquartier in Eschenau hatte, mit dem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln die Belagerung Forchheims voranzutreiben. Man begann damit, die Wiesent abzugraben, um die Mühlen der Stadt außer Betrieb zu setzen. ‚Es wollte jedoch mit einem Dinge recht fort, dann nicht allein Tupadel durch die Amberger etwas Schaden gelitten, und etliche Standarten verloren,[248] sondern auch die am Rotenberg hinterbliebene Trouppen allerhand difficulteten vorgeschützet‘. Bernhard zog deshalb die Belagerungstruppen von der Festung Rothenberg wieder an sich und machte sich, da zwischenzeitlich schlechte Nachrichten aus Regensburg einliefen, wieder zum Aufbruch dorthin fertig. (Chemnitz II, S. 466).

Kelheim war am 16./26. Juni nach tapferer Verteidigung durch den Obristen Friedrich von Rosen in die Hände der Kaiserlichen gefallen. Am 17./27. Juni faßte Bernhard den Entschluß dieses zu entsetzen, da er von seiner bereits geschehenen Übergabe noch nichts wissen konnte, und brach am 18./28. Juni von Forchheim auf, um den Oberst Rosen, dessen Garnison unter starker Lebensmittelknappheit litt, zu unterstützen ‚zu dem ende er 1000 [!] säcke in bereitschaft bringen, in einen vierzig pfund mehl abfassen vnd Sie also zurichten lassen, damit ein reuter einen dergleichen mit Mehl gefülleten sack beqvemlich hinter sich zu pferde führen können‘ (Chemnitz II, S. 468). Zur weiteren Blockade der Festung Forchheim ließ er den Grafen Cratz mit einer Mannschaft von 2200 Mann zurück (Soden II, S. 519, 537)“.[249]

„General Aldringen[250] war mit dem bayerischen Heer am 22. Mai vor Regensburg eingetroffen und hatte die Einschließung der Stadt vollzogen. Eine in Wien gefertigte und in Amberg[251] gelagerte Schiffbrücke wurde in 15 Schiffen auf der Vils und Naab nach  Regensburg gefahren und dort über die Donau geschlagen.

Bernhard von Weimar zog von Herrieden[252] in sehr bedächtigem Zeitmaß über Roth,[253] Neumarkt nach Kelheim, ging hier über die Donau und auf dem rechten Ufer gegen Regensburg vor; er hatte 20 000 Mann bei sich, während die Kaiserlichen 60 000 Mann stark waren. Als Bernhard am 31. Mai vor Regensburg ankam – er bog südlich der Stadt aus und erschien im Osten, auf der Straubinger[254] Seite – zogen sich die auf dem rechten Ufer befindlichen Belagerer, 8 000 Pferde und 5 Rgt. z. F., über die Schiffsbrücke bei Donaustauf[255] auf das linke Ufer zurück; über 400 Mann der Nachhut wurden durch die Schweden niedergemacht. Am 1. Juni folgte Bernhard auf das linke Ufer nach; die Kaiserlichen, bei welchen am 1. Kurfürst Maximilian von Bayern eingetroffen war – seit Dezember 1632 hielt er sich in Braunau[256] auf – stellten sich zwischen Naab und Regen in Schlachtordnung auf, gingen jedoch bei dem weiteren Vorrücken der Schweden auf den Galgenberg zurück, auf welchem sie  am 2. 30 halbe Kartaunen auffahren ließen. Bernhard wagte keinen weiteren Angriff mehr, beließ in Regensburg 4 000 Mann unter dem General Kagge, dem Grafen [Heinrich v.; BW] Thurn, den Obersten Hastver und Brink und zog am 3. über Abensberg[257] ab. Am 4. ging er bei Pförring auf einer Schiffbrücke auf das linke Ufer, blieb vom 5. bis 12. Juni in Neumarkt, wo er mit dem oft erwähnten, früher in kaiserlichen Diensten gestandenen General Craz zusammentraf. Hier scheint ein Angriff auf die Festung Rothenberg und Forchheim beschlossen worden zu sein. Bernhard brach am 12. nach Feucht, am 13. von da nach Lauf[258] an und griff am 15. Rothenberg an, jedoch ohne Erfolg. Oberst Taupadel war mit der Sicherung dieses Unternehmens beauftragt, wurde am 15. bei Hohenstadt[259] von der Amberger Besatzung angegriffen und besiegt; er verlor mehrere Standarten.

Johann von Werth[260] war Bernhard nachgefolgt, erschien am 16. mit 12 Rgt. z. Pf. zwischen Altdorf[261] und Lauf, streifte bis an die Tore vor Nürnberg, ging jedoch dann wieder nach Ingolstadt[262] zurück. Am 16. lagerte Bernhard im Schwabacher Tal zwischen Rothenberg und Forchheim, am 17. war er für seine Person in Nürnberg, Craz in Bamberg. Am 21. begann Craz in Gegenwart Bernhards den Angriff auf Forchheim“.[263]

Die Pfarrchronik von Bruck[264] berichtet für den 18.6.1634: „Hat der Gottesdienst auch nicht nicht können verricht werden, nicht allein wegen meiner Leibsschwachheit, sondern auch wegen des weinmarischen Kriegsvolks, so umb diese Zeit ankommen in diesem Land und sehr übel gehauset, daß niemand vor ihnen bleiben können“.[265] […] 20.6.: „Eben diesen Tag ist das weinmarische Volk für Forchheim gerückt und solches zu blockieren angefangen. Helf Gott, daß etwas Guts gericht werde“. Die Pfarrchronik von Eltersdorf[266] hielt fest (19.6.1634): „Am Montag nach dem 1. Trinitatis ist das weinmarische Volk für Forchheim geruckt, auch vorher bei 14 Tagen im Land gelegen, alles verderbt und unsicher gemacht, daß in etlichen Wochen niemand gewohnet“.[267] Die anti-kaiserliche 36. Extraordinari. 1634 teilt unter dem 13.6./23.6. aus dem Feldlager vor Forchheim noch mit: „Mit vnserer Belägerung gehet es zwar langsam her / gleichwol kan nunmehr niemandt weder auß noch eyn. Das Bawren Volck ligt mit ihrem Vieh / Weib vnd Kindern vnder den Stücken / aber der Mangel an Fütterung wirdt sie endlich zu einer andern Resolution treiben. Herzog Bernhards Fürstl. Gn. lassen jetzo vmb die Statt herumb 5. Forten legen / vnd mit verborgenen Lauffgräben an einander hencken / damit ihnen solcher Gestalt alle Mittel benommen werden / vnnd man desto besser approchiren / vnd die Statt beschiesen kan: So ist den Belägerten bereits das Wasser / so die Mühlen vor vnd in der Statt treibt / benommen vnd abgeleitet / vnd vns die Notturft an Proviandt vnd anderm von Bamberg zuzuführen / eine Brücke vber den Mayn geschlagen worden. Unter dem 14./24.6. hieß es: „Die Forchheimer schießen tapfer herauß / die haben ihre Aussenwerck mit ihrem Außschuß besetzt. Es ist zwar von Herzog Bernhardts Fürstl. Gn. noch kein Schuß hinein geschehen / aber es wirdt mit Schanzen starck gearbeitet / vnd die Armee in vier Theil abgetheilet / vmb ehisten vnderschiedlichen Orten etwas darauff zu tentiren“.[268]

„Wir wollen uns vorerst wieder den Ereignissen in Franken zuwenden, wo wir den jetzt schwedischen Feldmarschall Johann Philipp Cratz von Scharfenstein mit seinem 2200 Mann starken Heereskorps bei der Belagerung der Festung Forchheim zurückgelassen hatten, die noch unter Herzog Bernhard am Dienstag, dem 20. Juni 1634, begonnen worden war. Zu diesem Zweck hatte Cratz auch an eben diesem Tag die bisher noch in Bamberg liegenden Kavallerieregimenter unter dem Generalmajor Georg von Uslar nach Forchheim abberufen. Am folgenden Tag, 21. Juni, wurden auch die Cratz’schen Fußtruppen in Bewegung gesetzt, wodurch die Belagerungstruppen kurzzeitig auf eine Stärke von ca. 3000 Mann zu Fuß und 800 zu Pferd anwuchsen.

Die Aktionen um Forchheim und die Festung Rothenberg bei Schnaittach liefen jedoch nicht sehr erfolgversprechend an. Bereits am 21. und 22. Juni wurde eine große Anzahl Verwundeter und Toter nach Bamberg zurückgeführt, darunter viele Offiziere. Die Dominikanernonne vom Heiligen Grab schreibt darüber etwas spöttisch: ‚[…] nach mitag hat man schon einen wagen vol beschetigter soltaden nacher Bamberg geführt / welche schon den vorcheimer towack versuchet haben wie dan etliche officirer zu früh, alls sie ihren abschiet von uns genuhmen haben, gesagt haben sie wollen zu vorcheim wacker dowack sauffen,[269] welches mir nicht zweiflet sie werden des dowacken, so auff der Basteyen und mauhern zu vorcheim hin naus geBlassen wird, genug empfinden. […] Donerstag den 22. hat man schon 3 schellig [Schelch = Lastkahn] vol verwunden schweden nacher schweinfurt gefürt, welche vor vorcheim und dem rothen Berg haben eingebüst. […] auff den abent kumt ein Büeblein zu uns welches den soltatten einen Bündel nacher vorcheim hat tragen müssen / der sagt uns das volck so alhie weg gezogen sey liege nur eine halbe meil von vorcheim und hertzog Bernhart lieg Im Höltzlein In welches die vorcheimer mechtig schiesen / die reüdterey las sich wol Bisweilen ein wenig sehen werd aber gleich wiederumb zuruckgetrieben / die schweden haben noch keinen schus in die stadt gethon […] Den 23. alls am freidtag zu früh hat man wiederumb 100 geschedigter soltadten nacher Bamberg Bracht / es scheint auch heüt im leger etliche drachoner bey samen gesessen, haben mit einander dowack geschnupt seint gar lustig gewessen / da kumt ungefer [unvermutet] ein falkanet[270] kugel auss der statt under sie 7 macht mechtig rauhm / deren etliche davon hieher zum Badter im steinweg seind kumen und haben sich verbinden lassen welche solchiges selbsten erzelt haben‘. (BHBB 53, S. 195, 196).

Auch am Samstag, dem 24. Juni, wurden wieder 4 Schelche voll Verwundeter auf der Regnitz nach Bamberg geführt. Die Teuerung im Forchheimer Lager hatte mittlerweile solche Ausmaße angenommen, daß eine Maß Bier 4 Batzen und eine Maß Wein einen Reichstaler kostete[271] und doch nicht zu bekommen war. Den Belagerern machte vor allem das starke Schießen der Forchheimer mit schwerem Geschütz zu schaffen, welche nicht nur ‚einen schus auff einmahl, sondern creutzweis in ein ander‘ feuerten. Auf eine Übergabeaufforderung Herzog Bernhards am Sonntag den 25.6. antworteten die Forchheimer, ‚sie wollen sich wehrn Bies auff den letzten man, sie fragen nichts danach wan sie [die Schwedischen] schon alles hinweg Brenen / dan sie haben noch Bier und wein genug das sie mit leschen könen‘ (ebd. S. 197) Die Belagerer zündeten daraufhin 9 Dörfer in der Umgebung der Stadt an.

Die Forchheimer fühlten sich so sicher, daß sie jede Nacht zwei mal sowie gegen Morgen um 8 Uhr in das schwedische Lager ausfielen, auch jeden Morgen ihre Frauen vor die Mauern zum Gras holen schickten. Sobald die Belagerungstruppen sich der Stadt näherten, wurden sie durch heftiges Geschützfeuer zurückgetrieben. Um die Angreifer zu provozieren, ließ der Forchheimer Kommandant Friedrich von Schletz sogar vor den Stadtmauern mustern, welches die Schwedischen mit ansehen mußten, ohne angreifen zu können[,] weil sie sich ‚wegen des mechtigen schiessens nicht haben nahen dörffen‘. So jedenfalls berichtete der Quartiermeister des (Georg Friedrich von) Brandenstein’schen Regiments bei seiner Rückkehr nach Bamberg am Montag dem 26. Juni. Auch wußte er von folgender Begebenheit aus dem Forchheimer Lager zu berichten: ‚es saßen auch drey drachoner Bey samen die schnupfen dowack da kumt unversehens ein kugel aus der statt geflogen die nimmt den einen seinen rechten ellenbogen und drey finger von der hant auch den linken arm hinweg / dem andern hat sie das rechte Bein weggenuhmen aber den dryten hat sie den halben kopf hin weg genuhmen / also das sie gleich alle drey tod Blieben seind‘. (Ebd. S. 199).

Nachdem Herzog Bernhard am 28.6. aus dem Lager bei Forchheim zum Entsatz Kelheims und Regensburgs aufgebrochen war, schien die geringe Autorität, die der Feldmarschall Cratz bei seinen höheren Offizieren hatte, vollends zu schwinden. Die Nonne vom hl. Grab schreibt darüber: ‚Den 30. Alls am freidag ist der oberste ussler [Gen. Maj. Georg von Uslar] sampten dem obersten mejor Beckert von Bamberg weg gezogen dan sie haben ihre empter resi[g]nirt und haben ihr volck andern über geben / aber es ist eigentlich nicht so gewessen sondern sie habens nur fürgeben sie resinirten das sie von vorcheim seint hinweg kumen, dan sie haben mit dem meineidigen Gratzen gar nicht vereinigen können‘.

Auch die einfachen Mannschaften waren schwierig geworden: ‚sie halten darvor man hab sie daher geführt das man ihrer ledig werd dan wan sie lenger in lenger [im Lager] Bleiben müssen so werden sie noch alle nider geschossen und hungers sterben dan die obersten machen sich gar fein aus dem staub und die armen soltaden müsen ihr leben und gesunden leib ein Büssen‘. Am Samstag, dem 1. Juli machten die Forchheimer einen Ausfall in das schwedische Lager und töteten bzw. verwundeten 300 der Belagerer. Eine große Anzahl toter und verwundeter schwedischer Offiziere wurden am gleichen Tag nach Bamberg geführt. Mit ihnen kam auch der Quartiermeister der Schotten (von Ludowick Leslies schottischem Regiment), welcher diese Nachrichten im Dominikanerkloster berichtete.

Über die Verteidigungsstrategien des Kommandanten Schletz weiß die Nonne vom hl. Grab einiges zu berichten: ‚Montag den 3. zu frü zwischen 3 und 4 Uhr ist der comentant wieederumb mit 1000 man in das schwedische leger gefahlen / alls aber die vorcheimer gesehen das der schweden Bey 4000 seint / seind sie wiederumb auff die statt zu / da haben ihnen die schweden mit Begirt nach gesetzt, die [Forchheimer] reüderey ist gleich in die statt kumen, das fusvolck aber hat sich vor der statt zertheilt / welches der comentant befohlen hat / alls Balt hat er 5 gar grosse stück in einander richten lassen / alls nun die schweden […] auff sie zu geeilt, da hat der Comentant die stuck loss Brennen lassen / also hat dieses erschröckliche schiessen die gantze Batallia [Schlachtordnung] der schweden in die lufft auffgehoben / auff das mal seint wiederumb auf die 400 schweden Blieben welches ich von den schweden selbsten gehört hab‘. Besonders hebt die Nonne den Drill der Forchheimer Garnison und die Befehlstaktik ihres Kommandanten hervor: ‚[…] dan die vorcheimer seind so mechtig ab gericht gewessen / dan wan sie hinaus gefahlen so haben sie nur auff den Comentanten gesehen da haben sie schon gewiest was sie thun sollen / dan der Comentant hat allezeit ein rodes und weisses feltzeigen [Feldzeichen] auch eine rodte und weisse fedtern Bey sich gehabt / wan die soltadten gesehen haben daß er das weisze feltzeigen hat so haben sie sich gar nicht förchten törffen / wan er aber das rode hat angehabt so haben sie wol gewiest das sie flucht geben müssen‘. (BHVB 53, S. 200, 201).

Cratz hatte am 1. Juli von der Stadt Nürnberg, deren Vorräte anscheinend unerschöpflich waren, zwei Regimentsstücke, die dazu nötige Munition, mehrere Büchsenmeister und Kriegsvolk, Granaten, Spaten, Hacken, den nötigen Proviant für die Büchsenmeister und Fuhrknechte und schließlich Speis und Trank für die Küche des Grafen angefordert. Der Rat gab, was in seinen Möglichkeiten stand, entschuldigte sich jedoch für die Zukunft, weil die Stadt bei fortgesetzter Blockierung solche Lasten nicht weiter tragen könne. Bereits vorher hatte er 8 Geschütze mit 200 Begleitung nach Forchheim geschickt. Diese Geschütze hatten allerdings wenig Effekt, wie die Nonne Maria Anna bestätigt: ‚Dem 5. alls an der mitwochen haben die schweden etliche stücklein Bekumen welche sie Bey der nacht haben einpflanzen wollen, auch Basteyen [Verschanzungen] auff gebaud / aber der Comentant hat so erschröcklich hinnaus schiessen lassen, das er alles zerschmedern hat lassen, auch die Brucken so die Schweden über das wasser gebaud haben sie alle hinweg geschossen‘.

Dem General Cratz verehrte der Nürnberger Rat ein Faß Wein und ein Kalb. Damit begnügte sich der Graf jedoch nicht, son-dern schickte seinen Sekretär nach Nürnberg, der vom Rat der Stadt eine Summe Geld für die vor Forchheim liegenden Regimenter forderte. Dieser lehnte die Geldforderung ab, schickte aber Proviant für die Soldaten und 4 Zimmerleute. Deren Verpflegung scheint denkbar schlecht gewesen zu sein, denn am 8. Juli kam der nürnbergische Schanzmeister Hans Martin aus Forchheim in die Stadt und beschwerte sich, man hätte ihm und seinen 12 Gesellen bei ihrer schweren und gefährlichen Arbeit bisher weder Sold noch Brot gereicht. Kaum hatte der Rat diesen Lohn und Lebensmittel nach Forchheim gesandt, so kam eine Forderung der fränkischen Kreisräte nach 50 Zentnern Pulver und Lunten für den Feldmarschall. Cratz wiederholte die Forderung am 20. Juli und begehrte dazu 70.000 Pfund ‚Biscottenbrot‘. Nürnberg leerte daraufhin seine Magazine und schickte alles nach Forchheim. (Soden II, S. 537). Diesen Aufwand erforderte bereits eine kleine Armeeabteilung von knapp 3000 Mann. Die reichhaltige Ernte rings um Nürnberg[s] konnte wegen der Gefahr ausfallender Abteilungen und aus Festungen Rothenberg und Forchheim nicht eingebracht werden, zumal die Hälfte der Untertanen von Haus und Hof gejagt waren. Auch aus den eigenen Reihen drohte Gefahr. Die Dragoner des Hippolit Endres Imhoff raubten und plünderten die Bevölkerung aus und schnitten das Getreide ab.

Die Koordination der Forchheimer Belagerung wurde zunehmend schwieriger, denn zu allen Mengelzuständen, unter welchen die Belagerer zu leiden hatten, erkrankte der Feldmarschall Cratz und mußte sich am 14. Juli nach Bamberg führen lassen, wo er sein Quartier im fürstbischöflichen Schloß von Geyerswörth nahm. Die Nonne Maria Anna Junius vermutete dazu: ‚[…] aber soliche kranckheit ist i[h]m nur von kümernus gewesen, dan er sich mechtig geschemt hat, das er zu vorcheim nichts hat könen aus richten, sondern täglich gar vil volck eingebüst / auch seind die vornehmsten obersten und officirer von ihm gewiegen [gewichen] dan sie haben wol gesehen, das soliches nicht zu gewienen ist / weil aber der meynadige [meineidige] Cratz dem hertzog Bernhart versprochen, er wolle ihm vorcheim gewinen ohne Brauchung einiges stuck [Geschütz] / deswegen haben ihme vil obersten soliche ehr gar wol gegünd und sich hinweg gemacht‘. (BHVB, S. 203f.).

Ganz so desolat, wie dies die fromme Dominikanernonne schildert, war die Situation zwar noch nicht, jedoch war der Zustand der schwedischen Truppen vor Forchheim denkbar schlecht. Cratz ließ deshalb auch von Bamberg aus mit seinen Forderungen an den Rat von Nürnberg nicht nach. Der General bat am 24. Juli erneut um Verstärkung seines Kriegsvolkes. Für die Befriedigung der Forderungen seiner Offiziere verlangte er 6000 Taler. Im Falle einer Weigerung drohte er dem Nürnberger Rat mit der Aufgabe der Belagerung. Am 29. Juli war Cratz noch in Bamberg und forderte von dort aus Nürnberg Stücke, Feuerkugeln, Mörser, Munition und Biskotte (Zwieback) an. Außerdem beschwerte er sich über die schlechte Qualität des gelieferten Pulvers. (Soden II, S. 540).

Am Mittwoch, dem 2. August, führte man wieder eine große Anzahl verwundeter Soldaten nach Bamberg. Auch nahm wegen des anhaltenden Mißerfolges die Moral unter den protestantischen Belagerungstruppen kontinuierlich ab. Eine erhebliche Anzahl von Soldaten desertierte, darunter auch viele Offiziere, ‚deswegen der Cratz mechtig erzörnet [war] dan er hat gesagt, er wolle einen Besundern Baum nehmen daran er die ridtmeister und officirer wolle hencken lassen‘. Am 3. August wurde ein Bote abgefangen, der einen Brief von Kronach nach Forchheim transportieren sollte.

In den „48. Ordentliche[n] Wochentliche[n] Zeitungen. 1634“ heißt es in einer Meldung aus Franken vom 27.7./6.8.: „Herrn FeldMarschalcks Cratzens Volck vor Forchheim hatt sich also vergraben / daß man ihnen nicht beykommen kan. Wie die Gefangene berichten / haben die Belägerten Mangel an Proviand / Salz / Kugeln / daß auch die Bürger ihr Zinn zum Kugelgiessen hergeben müssen / seynd in 2. Tagen sehr still gewesen / haben nicht viel geschossen / seydhero sie vorgestern im Außfall also gebutzt worden“.[272]

Die Cratz’schen Truppen wurden schließlich aufgrund mangelnder Bezahlung und Verköstigung so schwierig, daß sie in der Umgebung zu plündern begannen. Als 9 mit Getreide beladene Wagen am 11. August von Windsheim[273] nach Nürnberg fahren wollten, wurden sie bei Seukendorf[274] in der Nähe von Cadolzburg[275] von 50 Cratz’schen Reitern überfallen, die mit der Forderung ‚Geld oder Blut‘ auf sie zusprengten. Als sich die Windsheimer Bürger weigerten, wurden zwei von ihnen sofort erschossen, ebenso ein Knecht von Illesheim.[276] 11 Karrenleute wurden verwundet, die Pferde ausgespannt. Das Getreide blieb auf freiem Felde stehen. Den General bat man um Bestrafung der Placker. (Soden II, S. 543).

Der Nürnberger Rat kam schließlich zu der richtigen Überzeugung, das Forchheimer ‚Blokament‘ schade Nürnberg mehr als Forchheim. Allein an Naturalien, Werkzeug und Munition hatte die Stadt bisher Waren im Wert von 10.271 Reichstalern geliefert. Der General Cratz mußte letztendlich auch zu der Einsicht kommen, daß bei solch dürftigen Voraussetzungen an eine Eroberung der Festung nicht zu denken war. Aus Mangel an Truppen konnte er die Stadt nur zur Hälfte blockieren und dadurch den eigentlichen Zweck einer Belagerung nicht erreichen.

Bedingt durch die nun fehlende Rückendeckung Nürnbergs gab Cratz schließlich entnervt auf und begab sich von Bamberg nach Schweinfurt, offiziell aus Krankheitsgründen, jedoch wird die Enttäuschung über die Aussicht auf irgendeinen Erfolg ein Übriges getan haben. Jedenfalls berichtet die Bamberger Nonne: ‚[Sonntag] den 13. hat man den obersten Cratzen in einem sessel hinab auffs wasser getragen / welchen man auff einen schieff nacher schweinfurt geführt wegen grosser kranckheit wie er für geben, aber seine eigne soltaden haben gesagt er mache sich nur kranck weil er diese fesstung nimmer gewinen kön‘. (BHVB 53, S. 206).

Am folgenden Montagabend des 14. August wurde auch die Blockade Forchheims aufgehoben. Der Abzug der Truppen wurde wegen der Abwesenheit des Generals von den verbliebenen Offizieren ins Werk gesetzt und verlief ziemlich chaotisch. Zwei Geschütze, Munition und ein Teil der Verpflegung fielen beim Abzug über die Regnitz ins Wasser. Noch in der Nacht kamen große Einheiten nach Bamberg, wo sie Stadt und Bürger in Angst und Schrecken versetzten, die Kaufläden erbrachen und die Häuser plünderten. Am Samstag dem 19. August brachen allerdings die Cratz’schen Regimenter und sämtliche schwedischen Garnisonstruppen wieder in Bamberg auf und nahmen ihren Zug über Eltmann weiter auf Schweinfurt und Kitzingen,[277] wo sie sich am 23. August mit den zurückgebliebenen Truppen des Generalmajors Lars Kagg vereinigten und so auf eine Gesamtstärke von etwa 4- 5000 Mann kamen. Kagg selbst begab sich anschließend weiter nach Schweinfurt, um von dort seine Reise nach Schweden fortzusetzen. Der Generalmajor James King zog mit einem Teil seines Fußregiments zu Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg. Die zurückbleibenden Truppen waren gerade dabei, sich am Main einzuquartieren, als den Feldmarschall Cratz der Ruf Bernhards nach Unterstützung erreichte. Am 27. August wurden die Regimenter um Uffenheim[278] zusammengezogen und marschierten über Rothenburg zur Hauptarmee. (Soden II, S. 544, 550; Chemnitz II, S. 525, 526)„.[279]

„Auch Oberst Kratz [Cratz zu Scharffenstein], der die Belagerung nach Herzog Bernhards Abzug am 20. [30.] Juni weiterführte, konnte trotz erheblicher Lieferungen an Kriegsmaterial, Proviant und Personal aus Nürnberg keinen Erfolg verzeichnen. So hob er schließlich die Blockade am 4. [14.] August wieder auf und zog sich über Bamberg nach Schweinfurt zurück – ‚in geradezu schmählicher Eile‘. Mit knapper Not gelang es den Nürnbergern, wenigstens ihre Hilfstruppen und einen Teil ihrer Artillerie zu retten; drei Geschütze warfen sie in die Regnitz, aus der sie die Forchheimer wieder herauszogen. Nun hatte Obristleutnant von Schletz erneut freie Hand und nutzte dies zu einem schon lange befürchteten Rachefeldzug“.[280] „Später, im November 1634, nannte Schletz gegenüber einem Nürnberger Unterhändler die Belagerung Forchheims ‚ein närrisches Beginnen, wenn man einen solchen Platz mit einem Händlein voll Volks‘ angreifen wolle. Nach der Aufhebung der Belagerung habe er ‚ein gar gutes Schreiben an den Rat von Nürnberg erlassen, der es aber keiner Antwort gewürdigt‘. Da habe er endlich ‚als Soldat, der um Reputation und Geld diene, etliche Parteien [ab-]kommandiert, welche die der Stadt zunächst gelegenen schönen Dorfschaften in Asche zu legen befehligt worden. Diesen überaus großen Schden hätte man mit guter Manier und dem Anerbieten von 1000 Dukaten verhüten können‘. […] Schletz scheint überhaupt sehr von sich eingenommen gewesen zu sein“.[281]

Die Pfarrchronik von Bruck (bei Erlangen) hielt Stationen dieses Rachefeldzugs fest [14.8.]: „Ist die Blockierung und Belagerung Forchheim[s] wieder kassiert und aufgehoben worden. Nun helfe Gott uns Verlassenen !“.[282]

Obristleutnant Steinheim teilte Melchior von Hatzfeldt im August dieses Jahres mit, dass Kratz um Schweinfurt, Eltmann[283] und Bamberg stehe.[284] In diesem August meldete der Hofkriegssekretär Johann Friedrich Vischer Hatzfeldt, dass Kratz die Belagerung  von Forchheim[285] wieder aufgehoben habe.[286]

Die Pfarrchronik von Eltersdorf (bei Erlangen) hielt unter 14.8. fest: „Ist man von Forchheim unverricht wieder abgezogen, da sie also eben 10 Wochen davor gelegen“.[287]

Die Vacher[288] Pfarrchronik verzeichnet unter dem 14.8.: „In heut vergangener Nacht ist der Obrist Kratz, nachdem er 9 Wochen vor Forchheim gelegen, aufgebrochen [und] durch Bamberg auf Schweinfurt zu gezogen. Darauf heut, den 5., Dienstag, die Forchheimer ausgefallen, haben Groß-[289] und Kleinreuth[290] [h. d. V.], Buch,[291] Almoshof,[292] Lohe,[293] Kraftshof[294] und andere Dörfer angesteckt, in die 60 Personen, mehrersteils Bauren, erschossen und jämmerlich zerhauen. Nachmittags haben sie das hiesige Dorf an 4 Orten anstecken wollen, doch auf große Bitt Georgen Kerns, Becken, sein Stadel bei der Brucken abgebrannt, das Haus ist etwas errettet worden“.

6. [16.] August. „Heut haben die Forchheimer Flexdorf,[295] Atzenhof[296] und Ritzmannshof[297] angesteckt. Den 6. [richtig: 7.] in Gründlach[298] das schöne Schloß und Kirchen, Bruck, Eltersdorf und Tennenlohe“. Am 6. [16.] (oder erst am 16. [26.] ?) August wurden, wie aus einem Bericht des Baiersdorfer Richters Hans Ludwig Roder hervorgeht, von den Forchheimern auch die letzten Häuser in Erlangen zerstört, die 1632 noch stehen geblieben waren“.[299]

Aus Eltersdorf (bei Erlangen) wird berichtet: 6./16. August: „Sind die Forchheimber ausgefallen und haben mit Brennen in den nächsten Dörfern umb die Stadt großen Schaden getan“. 7. [17.] August: „Sind sie wieder heraufkommen bei eiteler Nacht, ungeacht ein groß und sehr schweres Wetter gewesen, und schröcklich geblitzt, gedonnert und geregnet; und haben wiederumb dergleichen Grausam- und Feindseligkeit mit Brennen verübt, unter andern auch hie haben sie neben anderm das schöne und wohlerbaute Pfarrhaus angesteckt und abgebrennt; zu Bruck desgleichen Pfarrhaus, das Gemeinhaus, die Mühl, ja fast alles, was noch gestanden. Zu Gründlach das Pfarrhaus, Schloß, Kirchen, auch sonst etliche Zimmer [Gebäude]“.[300] In der Großgründlacher Pfarrchronik ist unter dem 17. August verzeichnet: Hat Fritz von Schletz, der römischen kaiserlichen Majestät und kurfürstlichen Durchlaucht in Bayern zu Forchheim kommendierter Obristleutnant (denn also hat sich dieser Landsverderber geschrieben) … diese Kirch, sambt dem adeligem Sitz, neben noch viel anderen Gebäuden … in Brand gesteckt, und in die Aschen gelegt“.[301] „Angeblich war die Einquartierung einer Kompanie Reiter des Obristen Kratz in Gründlach die Ursache, daß der Ort trotz der nach Forchheim gezahlten Kontribution eingeäschert wurde“.[302]

„Die Nachricht von dem Fall Regensburgs, die Herzog Wilhelm am 3. August erhielt, versetzte ihn in lebhafte Unruhe. Er wies seine Offiziere an, ihre Truppen so zu quartieren, daß er ‚ihrer jederzeit mächtig sei‘, befahl dem noch bei Hildesheim[303] stehenden Oberstleutnant Günther, sich zum Aufbruch nach Thüringen bereit zu halten, und rief den Generalmajor Georg von Uslar zu sich nach Weimar,[304] um mit ihm zu ‚konferieren, was zu tun sei‘. Den in Frankfurt[305] versammelten Ständen gegenüber erklärte er sich bereit, mit 1200 Reitern, 1500 Mann zu Fuß und der Artillerie nach Franken zu marschieren, wenn sie ihm eine Entscheidung wegen seiner Charge zukommen ließen. Darüber hinaus tat er jedoch nichts. Den Bitten des Grafen Cratz um Abfolgung der thüringischen Regimenter, die dieser mit seinen Truppen zu einem Korps zum Schutz Frankens gegen feindliche Streifscharen vereinigen wollte, gab er ebensowenig nach wie der Aufforderung Oxenstiernas, dem Grafen die Regimenter zuzusenden. Er war nicht bereit, seine Truppen dem Kommando eines anderen zu unterstellen, verlangte jetzt auch, als er hörte, daß Graf Cratz die Blockade Forchheims wegen der andringenden Reiterschwärme Johann von Werths und Strozzis aufgehoben hatte und sich gegen Würzburg und Schweinfurt zurückziehen wollte, sein altes Leibregiment zu Fuß unter Oberst von Brandenstein, dessen Abfolgung ihm Herzog Bernhard einst verweigert hatte und das an der Blockade beteiligt gewesen war, zurück und wies ihm Quartiere im Hennebergischen[306] an.

Inzwischen liefen immer bedrohlichere Nachrichten aus dem Süden ein. Am 18. August meldete Graf Cratz, der Feind habe die Donau überschritten, am 20., er sei im Marsch auf Dinkelsbühl,[307] Rothenburg[308] und Windsheim. Herzog Bernhard sei ziemlich schwach, und der Feind dringe ziemlich stark auf ihn, Herzog Wilhelm möge daher möglichst schnell nach Franken kommen, damit er Bernhard unterstützen und den Feind von einem Einbruch in Franken abhalten könne. In Oxenstiernas und der Stände Namen erschien am 22. August der Generalkommissar Heusner in Weimar. Er berichtete, der Feind habe bei Ingolstadt die Donau überschritten und sei im Marsch gegen die vier oberen Kreise. Graf Cratz werde bei Ochsenfurt[309] oder Schweinfurt eine ‚volante armée‘ zur Versicherung des fränkischen Kreises zusammenziehen, und Herzog Wilhelm solle seine Truppen zu ihm stoßen lassen. Der Herzog könne versichert sein, daß ihm die Truppen, wenn er ‚deren wieder bedürftig, nicht sollen vorenthalten, sondern wieder gefolgt und passiert werden‘.

Jetzt entschloß sich Wilhelm, seine Regimenter im Hennebergischen zusammenzuziehen, um ‚auf des Feindes Vornehmen gegen das Land zu Franken‘ achtzugeben. Er ließ die im Stolbergischen,[310] Hohensteinischen[311] und Mühlhäusischen[312] liegenden Kompanien und die Regimenter Brossard und Günter zum Marsch nach Süden aufbrechen. Das in Thüringen liegende Regiment des schwedischen Obersten Heßler ließ er sich bei Erfurt sammeln. Seinem bereits in Henneberg[313] liegenden Oberstleutnant Wolframsdorf befahl er, Truppenabteilungen nach Bamberg und Kronach gehen zu lassen, um den Feind zu beobachten.

Die Truppen aber einem anderen zu übergeben, war er auch jetzt nicht geneigt. Jetzt bot sich ihm die schon lange ersehnte Gelegenheit, mit einer eigenen Armee aufzutreten. Er wollte sie nicht genützt vorübergehen lassen. Sein Ziel war die Führung einer obersächsischen Kreisarmee.

Für Heusner verfaßte er am 28. August eine ausführliche ‚Resolution‘, die dieser dem Reichskanzler überbringen sollte. Er erklärte darin, er habe zwar Ursache genug, auf sein ‚Privatinteresse und Konservation‘ zu sehen, dennoch wolle er dieses jetzt  zurückstellen und das ‚publicum mehr als das privatum anderen zum guten Exempel vorziehen‘. Seine Regimenter wolle er marschieren lassen, auch sich selbst zu Graf Cratz begeben, um sich mit ihm zu unterreden. Er fordere aber, wenn er sich mit ihm vereinige, das Kommando für sich. Wenn Thüringen in Gefahr käme, verlange er Hilfeleistung, da nicht nur seine Lande, sondern auch andere thüringische Stände die Mittel für seine Armee aufgebracht hätten.

Tags darauf verließ er Weimar, um seine ‚erteilte Resolution zu Werk zu richten‘, und begab sich nach Schleusingen,[314] wo wir ihn am 1. September finden. Hier, in der Grafschaft Henneberg, befand sich bereits die Artillerie (Maßfeld[315]), das alte Leibregiment zu Roß unter Wolframsdorf (zwischen Meiningen,[316] Themar[317] und Römhild[318]) und das alte Leibregiment zu Fuß unter Brandenstein (im Amt Schleusingen). den Obersten Brossard, der mit dem neuen Leibregiment zu Roß und seinen Dragonern noch im Schmalkaldischen lag, ließ er sofort nach Meiningen aufbrechen. Ihm folgte das neue Leibregiment zu Fuß unter Günter. Am 1. und 2. September wurden die Reiter und Dragoner gemustert.

Herzog Wilhelm hatte die Absicht, sich mit Graf Cratz zu unterreden und seine Regimenter mit dessen Truppen bei Kitzingen zu vereinigen. Da erhielt er die Nachricht, daß der Graf von Herzog Bernhard den Befehl bekommen hatte, sofort zu ihm zu kommen. Cratz hatte seine Truppen bei Ochsenfurt zusammengezogen und war nach Kitzingen marschiert. Von hier bat er am 25. August den Herzog ‚zum allerhöchsten, Dero Volk ehestens so viel möglich an seinem Marsch zu befördern‘. Er selbst habe nur 3000 Mann, Herzog Bernhard sei entschlossen, gehen den Feind zu gehen. ‚Da nun dieser Streich etwas widerwärtig fallen sollte, kann E. f. G. ermessen, was ich alsdann mit so wenig Volk ausrichten kann‘. Als sich Wilhelms Truppen noch immer nicht zeigten, verließ er schließlich den Main, bat den Herzog am 3. September aber nochmals, ihn für den Fall, daß die Regimenter noch kämen, zu benachrichtigen.

Inzwischen waren aus der Markgrafschaft Bayreuth Meldungen von dem Vordringen des kaiserlichen Obersten Wahl eingetroffen, bald darauf die Kunde von dem Fall Bayreuths.[319] Da Herzog Wilhelm fürchtete, daß dieser gegen Franken vorgehen, sich mit ‚dem aufstehenden Landmann der beiden Bischoftümer Bamberg und Würzburg‘ verbinden und dadurch ‚solchen fränkischen Staat in gänzlichen Ruin‘ bringen wolle, entschloß er sich, seinen Plan zu ändern, nicht zu Cratz zu ziehen, sondern auf Wahl Obacht zu geben. Er gab dem Syndikus der Stadt Schweinfurt, Markus Heberer, den Auftrag, zu Herzog Bernhard zu reisen und ihm die Nachricht zu überbringen, daß er entschlossen gewesen wäre, zu Graf Cratz zu ziehen; da dieser aber abmarschiert sein solle, habe er seinen Plan geändert und wolle auf den Anzug des Obersten Wahl achtgeben. Wegen der Unterhaltung der Truppen wolle er mit den thüringischen und fränkischen Ständen reden. Zum Schluß sprach er die Bitte aus, Herzog Bernhard möchte ihm vier Regimenter zu Fuß und ein Reiterregiment zuschicken. Da Heberer ‚wegen einer ihm unverhofft zugestoßenen häuslichen Widerwärtigkeit‘ seinen Auftrag nicht durchführen konnte und der Herzog inzwischen die Nachricht von der Nördlinger Katastrophe erhielt, unterblieb jedoch die Absendung“.[320]

„Mit diesem Kontingent machte sich Cratz in Richtung Uffenheim[321] auf den Weg, wo ihn am 27.8. ein Kurier Herzog Bernhards erreichte. Sofort ließ er die Truppen zusammenziehen und eilte über Rothenburg in Richtung Nördlingen. Seltsamerweise stand er dann am 3.9. in der Nähe von Schwäbisch Gmünd[322] und erreichte erst am 5. September das Hauptheer“.[323]

Kratz kämpfte in der Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634[324] und geriet in Gefangenschaft.

„Seit dem 8. September befand sich der Herzog [Wilhelm IV.; BW] wieder in Schleusingen. Hier kamen ihm am 9. aus Würz-burg die ersten ‚widerwärtigen Avisen‘ von der Armee Bernhards und Horns zu, die ihm die fränkischen Kreisräte übersandten: Die Armee sei ‚so stark geschlagen, daß die Walstatt ganz dick voller Toten liege‘ und ‚die Unsrigen alles verloren‘ hätten. Die Nachricht erfüllte ihn mit Sorge, sie schien ihm aber übertrieben: ‚Wollen zu Gott hoffen, es soll so arg nicht sein, als man sich einbildet‘. ‚Wir stehen noch in Hoffnung, es sollte Cratz bei solch unglücklichem Streich nicht gewesen sein‘. Man solle den General sofort zurückrufen. Seine Reiterei unter Georg von Uslar ließ er sofort kehrtmachen und befahl dem Generalmajor, die Mainpässe zu bewachen, besonders Schweinfurt, Ochsenfurt, Kitzingen und Würzburg in acht zu nehmen. Dem Obersten Philipp von Zehm übertrug er die Verteidigung der Veste Coburg. Die Städte Koburg, Heldburg[325] und Eltmann ließ er durch Fußtruppen besetzen.

Am 10. September erhielt er durch einen von Herzog Bernhard an ihn abgesandten Trompeter die Bestätigung des am 6. September geschehenen Unglücks, in das auch Graf Cratz hineingezogen worden war“.[326]

Rittmeister La Fontaine, der Kratz in der Schlacht gefangen genommen[327] und dem er 30.000 Rt. Lösegeld versprochen hatte, lieferte Kratz jedoch dem Kardinal-Infanten aus.[328] Auch ein Auslösungsversuch gegen den auf der Würzburger Festung Marienberg internierten Regensburger Bischof Albert IV. von Törring schlug fehl. Kratz wurde auf Betreiben von Hofkriegsrat Schlick nach Wien ins Gefängnis überführt und zum Tode verurteilt. Am 26.3.1635, einen Tag vor seiner Hinrichtung gelang ihm in Mönchskleidern die Flucht aus dem Gefängnis. Er wurde jedoch von Husaren des Grafen Stephan Pálffy vor der schlesischen Grenze wieder eingefangen, wobei er vier Husaren eigenhändig niederhieb, wurde er zu seiner Hinrichtung nach Wien überführt, „welche auch albald den 6. Julii New. Cal. Morgens früh um 6. Uhren im Rathaus / doch nicht öffentlich / fürgenommen: und er darselbsten decolliert: folgends in der Nacht zwischen 9. und 10. Uhr ist er gar schlecht in der Jesuiter Kirche begraben / und zur Erden bestattet worden“.[329]

[1] Vgl. auch die Erwähnungen bei KELLER; CATALANO, Tagebücher.

[2] Die Burg Rýzmberk (deutsch Riesenburg; so auch HHSBöhm, S. 397) befindet sich in der Nähe des Städtchens Kdyně (dt. Neugedein), in der Region Plzeň (Tschechien). Die gotische Burg wurde auf Wunsch des Königs Ottokar II. Přemysl in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts angelegt. Als einer der ersten Besitzer wird 1279 Diepold Schwihau von Riesenberg erwähnt. Die Burg diente damals zur Bewachung des Passes am Regensburger Steig an der Hauptverbindung von Prag nach Regensburg. In der Folgezeit kam es mehreren Umbauten, die größten nach dem Brand 1448 und unter Břetislav Schwihau von Riesenberg im Jahr 1508. Die Burg wurde weiter befestigt und galt als uneinnehmbar. 1620 wurde die Burg durch kaiserliche Armee unter Führung des Generals Don Maradas eingenommen, 1641 durch die Schweden erobert und verwüstet. [WIKIPEDIA]

[3] Scharfenstein, Burg [Rheingaukr.]; HHSD IV, S. 398.

[4] Kiedrich [Rheingaukr.]; HHSD IV, S. 267f.

[5] Rüdesheim am Rhein [Rheingaukr.]; HHSD IV, S. 389ff.

[6] Salzburg [Château-Salins, Dép. Moselle] ?

[7] Saaralben [Sarralbe, Dép. Moselle].

[8] Saargemünd [Sarregemines; heute Frankreich]. Angeblich gegen Rýzmberk (Riesenburg) eingetauscht.

[9] KÖLLNER, Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann. Bd. 1.

[10] SCHANNAT, Eiflia 2. Bd., 1. Abt., Worms, S. 500f.; HHSD V, S. 410ff.

[11] Kralowitz [Kralovice]; HHSBöhm, S. 294.

[12] Rakonitz [Rakovník]; HHS, S. 308f.

[13] Vgl. WOLF, Winterkönig; BILHÖFER, Nicht gegen Ehre und Gewissen; http://www.hdbg.de/winterkoenig/tilly

[14] MILGER, Gegen Land und Leute, S. 93.

[15] MILGER, Gegen Land und Leute, S. 94.

[16] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.

[17] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2238, fol. 375 (Ausfertigung): Tilly an Maximilian I., Haid, 1621 VI 20.

[18] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.

[19] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2238, fol. 371 (Konzept): Maximilian I. an Tilly, 1621 VI 24.

[20] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2238, fol. 398f. (Ausfertigung): Tilly an Maximilian I., Haid, 1621 VI 26.

[21] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[22] Etzelwang [LK Amberg-Sulzbach].

[23] Adlholz, heue Ortsteil von Hahnbach [LK Amberg-Sulzbach].

[24] Atzmannsricht [LK Amberg-Sulzbach]

[25] Vgl. KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.

[26] Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.

[27] Großschönbrunn, heute Ortsteil von Freihung [LK Amberg-Sulzbach]; Kleinschönbrunn, heute Ortsteil von Freihung [LK Amberg-Sulzbach.

[28] Freihung [LK Amberg-Sulzbach].

[29] Ebersbach, heute Ortsteil von Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.

[30] Thansüß, heute Ortsteil von Freihung [LK Amberg-Sulzbach].

[31] Gressenwöhr, heute Ortsteil von Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.

[32] Gebenbach  [LK Amberg-Sulzbach].

[33] Axtheid, heute Ortsteil von Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.

[34] Kaltenbrunn, heute Ortsteil von Weiherhammer [LK Neustadt a. d. Waldnaab].

[35] Ensdorf [LK Amberg-Sulzbach].

[36] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 29f.

[37] Vilshofen, HHSD VII, S. 772f.

[38] Rieden [LK Amberg-Sulzbach].

[39] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 35f.

[40] DAMBOER, Krise, S. 10.

[41] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 54.

[42] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „.

[43] Recklinghausen; HHSD III, S. 625f.

[44] STOMMEL, Johann Adolf Freiherr Wolff, S. 79.

[45] Vgl. auch CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[46] KÖLLNER, Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann, S. 258.

[47] Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.

[48] KÖLLNER, Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann, S. 256.

[49] Langenburg [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 448f.

[50] Kirchberg an der Jagst [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 400f.

[51] Michelfeld [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 528f.

[52] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.

[53] Bad Wimpfen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 51f.

[54] nach: michls.de/mauern-von-wimpfen/30jaehrigerkrieg.html.

[55] Kraichgau; HHSD VI, S. 427.

[56] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[57] Kraichgau; HHSD VI, S. 427f.

[58] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[59] Bretten [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 116.

[60] MAIER, Unterpfalz, S. 82f.

[61] Schwäbisch Hall; HHSD VI, S. 723ff.

[62] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 172.

[63] Vorstadt Unterlimpurg.

[64] den Rat.

[65] MORHARD, Haller Haus-Chronik, S. 133.

[66] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.

[67] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.

[68] Rheinhausen [LK Moers]; HHSD III, 638f.

[69] Darmstadt; HHSD IV, S. 79ff.

[70] Höchst; HHSD IV, S. 226ff.

[71] MAIER, Unterpfalz, S. 84f.

[72] Gochsheim [LK Schweinfurt] ; HHSD VII, S. 239.

[73] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[74] WEBER, Gochsheim, S. 198.

[75] Sennfeld; unter Gochsheim; HHSD VII, S. 239.

[76] WEBER, Gochsheim, S. 200.

[77] Krempe [Kr. Steinburg]; HHSD I, S. 140f.

[78] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 2.

[79] Beelitz [LK Potsdam-Mittelmark].

[80] SCHNEIDER, Chronik der Stadt Beelitz, S. 28.

[81] DÖBLIN, Wallenstein, S. 309.

[82] Vgl. ARENDT, Wallensteins Faktotum.

[83] ARENDT, Faktotum, S. 104.

[84] SCHMIDT-BRENTANO, Kaiserliche und k. k. Generale, S. 22.

[85] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2260, fol. 481 (Reinschrift): Maximilian I. an Lintelo, 1632 I 07.

[86] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.

[87] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[88] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[89] Tirschenreuth; HHSD VII, S. 747f.

[90] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.

[91] Mitterteich [LK Tirschenreuth].

[92] Vgl. STICHT, Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach.

[93] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.

[94] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.

[95] STICHT, Markgraf Christian, S. 138.

[96] Donaustauf [LK Regensburg]; HHSD VII, S. 145ff.

[97] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.

[98] Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.

[99] Auerbach [LK Eschenbach]; HHSD VII, S. 41f.

[100] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.

[101] Pottenstein [LK Pegnitz]; HHSD VII, S. 593.

[102] Creussen [LK Pegnitz]; HHSD VII, S. 129.

[103] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[104] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.

[105] Reisiger: Seit dem Mittelalter gewappnete Dienstleute oder berittene Begleitpersonen; im 16. Jahrhundert ein bewaffneter Reiter im Gegensatz zum Fußsoldaten, der nicht als Söldner galt, abgeleitet von „reisen“; „Reise“: Kriegsfahrt. GRIMM; GRIMM, DWB Bd. 14, Sp. 745, 53.

[106] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.

[107] Kupferberg [LK Kulmbach], HHSD VII, S. 382.

[108] Stadtsteinach [LK Kulmbach], HHSD VII, S. 710f.

[109] Hollfeld [LK Bayreuth].

[110] Waischenfeld [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 781f.

[111] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.

[112] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 130f.

[113] Pottenstein [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 593.

[114] Pretzfeld [LK Forchheim].

[115] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[116] Neumarkt i. d. OPf.; HHSD VII, S. 505f.

[117] Bürgerwehr: (zumeist relativ wirkungslose, unzuverlässige und aufsässige) Miliz zur selbstständigen Landesverteidigung (vgl. Landwehr), die teilweise schon beim ersten Musketenschuss auseinanderlief oder als Kanonenfutter diente, wenn sie nicht unter dem Schutz von Soldaten eingesetzt wurde. Zum Dienst im Ausschuss konnten sowohl Bürger – meist kleine Handwerker und ärmere Bürger, reichere Bürger drückten sich vor diesem Dienst –  als auch Bauern der städtischen Dörfer herangezogen werden. Üblich war die Stellung des 5. oder 10. Mannes. Die Erfurter Bürgerwehr soll aus 1.200 Mann bestanden haben; BEYER; BIEREYE, Geschichte der Stadt Erfurt, S. 537. Zur Nutzlosigkeit des Bürgerausschusses vgl. die Äußerungen des brandenburgischen Kanzlers Friedrich Pruckmann [1562-1630]; FADEN, Berlin, S. 144: Sie wurden „von ihrer zween angeführt, die ihr Lebetage wohl keinen toten Menschen im Felde gesehen. Da war ein Trommelschlagen, Platzen und Schießen, auch Schreien in beiden Städten [Berlin und Cölln] die ganze Nacht hindurch, dass ihrer wohl wenige dieselbe Nacht werden geschlafen haben. Denn es war alles besoffen, was da war. Da hätte man wohlbeschossene Musketiere sehen sollen; der eine schoß die Lunte mit hinweg; dem andern entfiel der Ladestecken, dem dritten die Forschett [Gabelstock]; dem vierten versagte die Muskete zwei- bis dreimal; der fünfte steckte die Nase gar in den Ärmel, wenn er schießen wollte, gleich den Mönchen, Pfaffen und Jesuiten, die vor etlichen Jahren zu Paris gassatim gingen, Die dann losgeschossen hatten, konnten zu keiner Ladung wieder kommen, also voll waren sie. Die Pikeniere trugen die Pike auch gar musterlich, zu geschweigen, dass sie solche sonsten zu gebrauchen sollten gewusst haben. Summa, man hat nur lauter Schimpf gehabt“. FADEN, Berlin, S. 153f. Teilweise wurde schon aus Kostengründen der Ausschuss von Städten abgelehnt; BRUNS, Hallenberg, S. 258f.; WALLHAUSEN, Defensio Patriae.

[118] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[119] Altdorf bei Nürnberg [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 8.

[120] Lauf (Pegnitz) [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 393.

[121] Neunhof [Stadt Lauf/Pegnitz, LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 508f.

[122] Eschenau [Gem. Eckental, LK Erlangen-Höchstadt]; HHSD VII, S. 185f.

[123] Neunkirchen a. Brand [LK Forchheim]; HHSD VII, S. 509f.

[124] Hirschaid [LK Bamberg].

[125] Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager I. Johann Merode.

[126] Wallonen: Französischsprachige Bevölkerung in den Niederlanden (Artois, Hennegau, Namur, Luxemburg, Limburg, Teile Flanderns und Brabants), z. T. im Fürstbistum Lüttich. Die Regimenter mit hohem Anteil an Wallonen (z. B. das Regiment Johanns II. von Mérode) waren bei Freund und Feind wegen ihrer Erbarmungslosigkeit seit Anfang des Krieges allgemein gefürchtet. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 459 (1619): „Die Wallonen und Ungern reissen sehr vom Spannischen Lager auß, weiln sie keine bezahlung haben können, die thun auff den Strassen deß Landts grossen schaden, greiffen die Leut auch gar in theil Vorstätten an, ziehen sie auß und hauens darnieder, wie sie dann den 26. diß drey Dörffer abgebrandt, ass man solches am Kalnberg selbsten zu Wien gesehen“. Zur Einschätzung bei den eigenen Verbündeten (10.1.1632): Man „weiß wohl, wie die Wallonen beschaffen, nur auf Plackherey und rauberey, doch zum fechten seyn sy wenig nuz, es heißt wol dem gemeinen Sprichwort nach: vill geschrey und wenig wohl. Thuet doch den armen undertanen wol soviel plagen als ein ganzes volles Regiment“. HELML, Oberpfalz, S. 121. Nach Ansicht des Grafen Albig von Sulz sei bei ihnen „gantz kein Rgt. zu halten“. HELML, Oberpfalz, S. 87; ENGELBERT, Wallonen.

[127] Vgl. HABERER, Ott Heinrich Fugger.

[128] Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon.

[129] Retranchemant: der nicht mehr zu verteidigende Teil einer Festung, der vom übrigen Befestigungswerk durch Brustwehr, Schanzkörbe und Palisaden abgetrennt wurde; allgemein: Verschanzung durch starke Brustwehr und Graben.

[130] Hallstadt [LK Bamberg]; HHSD VII, S. 266f.

[131] dissipieren: zerstreuen.

[132] Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf und die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. HAPPES Zahlen (msdz.thulb.uni-jena.de) liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefan-genen und 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen und 2.000 Schweden ums Leben gekommen.

[133] Eltmann [LK Hassberge], HHSD VII, S. 172ff.

[134] Haßfurt [LK Hassberge]; HHSD VII, S. 273f.

[135] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[136] ENGERISSER, Von Kronach, S. 41ff. (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[137] Regenstauf [LK Regensburg].

[138] Leonberg, heute Ortsteil von Maxhütte-Haidhof [LK Schwandorf].

[139] Pielenhofen [LK Regensburg].

[140] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.

[141] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.

[142] Ansbach; HHSD VII, S. 26ff.

[143] Schwabach; HHSD VII, S. 681f.

[144] Roth [LK Roth]; HHSD VII, S. 634f.

[145] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[146] Eichstätt [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 160ff.

[147] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.

[148] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 2, S. 647; MILGER, Gegen Land und Leute, S. 240. Das „Zitat“ bei MILGER ist gekürzt und sprachlich unzutreffend.

[149] raiteln: zügeln, züchtigen, quälen, insbesondere foltern. Bei dieser Foltermethode wurde ein Strick um die Stirn oder den Unterleib gelegt und mittels eines Holzpflocks zusammengezogen. Am Unterleib traten auf diese Weise die Gedärme hervor. Am Kopf traten die Augen aus den Höhlen, die Kopfhaut wurde eingeschnitten und am Ende brach, so wird berichtet, die Schädeldecke. Eine zeitgenössische Beschreibung liefert der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing: „Diese ‚Tortur’ besteht darin, dass sie ihrem Opfer den Kopf bis zur Stirnhöhe (cerebrotinus) mit einem Bündel Seiden- oder Leinenfäden, die sie zu einer Schnur drehen, umwinden. Dabei pressen sie durch immer strafferes und strengeres Herumdrehen die Hirnschale immer fester und so lange zusammen, bis die Augäpfel mehr und mehr aus den Augenhöhlen hervorquellen und in abscheulicher Weise herausgetrieben werden“. SIGL, Wallensteins Rache, S. 151.

[150] MILGER, Gegen Land und Leute, S. 240.

[151] Vgl. generalrobertmonro.com [in Bearbeitung].

[152] Wülzburg [Stadt Weißenburg i. Bayern]; HHSD VII, S. 835f.

[153] MAHR, Monro, S. 174.

[154] Heidenheim [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 577.

[155] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.

[156] accordiert ?

[157] Berolzheim [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 88f.

[158] artefax.de/geschichte/heidenheimelf/html: Heidenheim von A-Z: Der Dreißigjährige Krieg in der Heidenheimer Gegend, S. 3f.

[159] Landshut; HHSD VII, S. 386ff.

[160] EBERMEIER, Landshut, S. 46.

[161] LEISTIKOW, Sperreuter, S. 23.

[162] Landsberg a. Lech; HHSD VII, S. 385f.

[163] BUCHNER; BUCHNER, Bayern, S. 141f.

[164] Vach, heute Stadtteil von Fürth.

[165] Höchstadt a. d. Aisch [LK Erlangen-Höchstadt]; HHSD VII, S. 301.

[166] GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29.

[167] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2406, fol. 520-521′ (Konzept): Maximilian I. an Ruepp, 1632 III 17.

[168] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.

[169] Kempten (Allgäu); HHSD VII, S. 352ff.

[170] Gemeint sind die Kämpfe an der Alten Veste [Gem. Zirndorf, LK Fürth]; HHSD VII, S. 14.

[171] ENGERISSER, Von Kronach, S. 137.

[172] Heimertingen [LK Unterallgäu].

[173] Gemeint ist Cronberg.

[174] Grönenbach [LK Unterallgäu]; HHSD VII, S. 249.

[175] HABERER, Fugger, S. 280ff.

[176] ENGERISSER, Von Kronach, S. 154.

[177] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[178] ASOB II/7, S. 205, 206.

[179] Liegnitz [Legnica]; HHSSchl, S. 283ff.

[180] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 458.

[181] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[182] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 334.

[183] Donaustauf [LK Regensburg]; HHSD VII, S. 145ff.

[184] Frauenzell [Gem. Brennberg, LK Regensburg, OPf.]; HHSD VII, S. 207f.

[185] Brennberg [LK Regensburg]; HHSD VII, S. 107.

[186] Heilsberg, bei [Wiesent [LK Regensburg]. Die Burgruine zu Heilsberg (nahe dem Pangerlhof), erstmals Mitte des 12. Jahrhunderts erwähnt, von den Truchsessen von Heilsberg und Eggmühl erbaut, im 16. Jahrhundert aufgegeben. Heute sind nur noch Teile von Bergfried und Ringmauer erhalten. http://www.notthafft.de/sitze/heilsberg.htm.

[187] Wiesent [LK Regensburg]; HHSD VII, S. 816.

[188] GEGENFURTNER, Wiesent, S. 63.

[189] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[190] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[191] Marktredwitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.

[192] BRAUN, Marktredwitz, S. 45.

[193] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.

[194] Vgl. WEBER, Würzburg und Bamberg.

[195] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[196] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.

[197] Hummendorf, Ortsteil von Weißenbrunn [LK Kronach].

[198] Küps [LK Kronach].

[199] Neuses [heute Ortsteil von Kronach].

[200] Siechenhaus.

[201] Scharmützel : Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.

[202] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.

[203] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[204] Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse; I 295 v – 302 r mdsz.thulb.uni-jena.de.. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen.

[205] Schlachtordnung.

[206] Höfles, heute Stadtteil von Kronach.

[207] Vogtendorf, heute Stadtteil von Kronach.

[208] Rosenberg, Festung Die Festung Rosenberg ist wohl das bedeutendste Geschichtsdenkmal des südlichen Frankenwalds. Der Grund-fläche nach ist sie das ausgedehnteste Festungsbauwerk Deutschlands. Sie gilt als ein herausragendes Beispiel deutscher Wehrbau-kunst und steht seit Jahrhunderten beschützend über der Stadt Kronach. Die Festung wurde in einer Höhe von 378 Metern über Normalnull auf dem Rosenberg in einer strategisch hervorragenden Lage erbaut. Die drei zu ihren Füßen zusammenlaufenden Täler, der Haßlach, der Kronach und der Rodach wurden von ihr beherrscht und sie konnte dadurch wichtige Übergänge nach Thüringen und in den Frankenwald sperren oder kontrollieren. Vom Steinernen Haus über die gotische Burg und das Schloss der Renaissance wurde die Festung Rosenberg von berühmten Baumeistern der Kriegsbaukunst des Barocks zu einer der stärksten mittelalterlichen Fes-tungsanlagen Deutschlands ausgebaut. Im Laufe ihrer langen Geschichte wurde die Festung Rosenberg nie von feindlichen An-greifern eingenommen. [wikipedia]

[209] Domherr: „Mitglied einer kollegial verfassten geistlichen Körperschaft an einer Bischofskirche oder als Kanonikerkapitel an einer Stiftskirche. Primäre Aufgabe war die Feier der Gottesdienste. Die Kanoniker waren zur Einhaltung der Statuten verpflichtet, die die Verfassung des Kapitels und die Rechte und Pflichten der Kanoniker festhielten. Die wichtigsten Rechte waren Bischofswahl und Regierung des Bistums in der Zeit zwischen dem Tod des alten und der Amtsübernahme des neuen Bischofs. Es stellte den vornehmsten Stand auf den Landtagen und war an der Regierung des Bistums beteiligt. Neben der Feier der Domliturgie, bei der sie ihrerseits von den Vikaren unterstützt wurden, zählte die Unterstützung des Bischofs zu den Aufgaben der Domherren. Die Domherren waren zur Einhaltung der Gelübde (Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit) verpflichtet und widmeten sich der Seelsorge. Das Domkapitel war nur „Adligen“ bzw. „Ritterbürtigen“ bei den Vorfahren vorbehalten, die z. T. 8 oder sogar 16 Ahnen nachweisen mussten. Der Kanoniker konnte auch an anderen Domkapiteln Kanonikate besitzen und gegebenenfalls dort residieren. Aufnahmebedingungen waren in der Regel eheliche Geburt, die uneingeschränkte Ehrenhaftigkeit und das Fehlen körperlicher Mängel. Domherrnstellen wurden auf Lebenszeit verliehen und wurden so auch Versorgungsstellen für nachgeborene Söhne von Adligen. Die Übertragung der Präbende und die Aufnahme mit Sitz und Stimme in die Kapitelversammlung lagen zeitlich auseinander. Als Voraussetzungen zur Beförderung zum stimmberechtigten Kapitular galten die Vollendung des 24. Lebensjahrs und die Weihe zum Subdiakon. Dazu kam die sogenannte Residenzpflicht. Die Sicherung des Unterhalts erfolgte vorwiegend über Pfründen; die sie innehabenden Kanoniker wurden durch die mit einem Kanonikat verbundenen Besitzungen und Anrechte versorgt. Die Höhe der Pfründe hing von der Anzahl der Domherren (20-30) sowie vom Ertrag der Kapitelgüter ab. Die Einkünfte der Domherren in Mainz selbst sollen 2.000 Rt. im Jahr betragen haben. Domherren, Dompröpste und Domdechanten hatten in der Regel eigene Höfe, wenn sie nicht wegen der Knappheit der Wohnungen anderweitig untergebracht werden mussten. Das Domkapitel beinhaltet eine Reihe von Ämtern wie die beiden wichtigsten Dompropst und Dekan, sowie Domscholaster, Kantor und Kustos“. [mdsz]

[210] alert (franz. Lehnwort): wachsam, munter.

[211] Karkassen: Brandgeschosse, die aus einem schmiedeeisernen, mit Leinwand ummantelten und mit einem Brandsatz gefüllten Gerippe bestehen.

[212] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.

[213] Waldershof [LK Tirschenreuth].

[214] Weißenstadt [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 803f.

[215] Münchberg [LK Hof]; HHSD VII, S. 464.

[216] Helmbrechts [LK Hof]; HHSD VII, S. 282.

[217] Bad Steben [LK Hof].

[218] Naila [LK Hof]; HHSD VII, S. 492.

[219] Lichtenberg [LK Naila]; HHSD VII, S. 406f.

[220] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.

[221] Hohenberg a. d. Eger [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 307f.

[222] Coburg; HHSD VII, S. 127f.

[223] ENGERISSER, Von Kronach, S. 232ff.

[224] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab November 2012).

[225] Vgl. neuerdings SENNEWALD, Kursächsische Armee.

[226] Liegnitz [Legnica]; HHSSchl, S. 283ff. Schlacht bei Liegnitz am 13.5.1634: Die kursächsische Armee unter Generalleutnant Hans Georg von Arnim schlug die Kaiserlichen unter GeneralmajorJohann von Götz und Feldmarschall Rudolf von Colloredo: Die Kaiserlichen büßten 40 Fahnen, die gesamte Artillerie und 4000 Tote ein. Auch in dem mittlerweile wieder schwedisch besetzten Osnabrück wurde dieser Sieg entsprechend gefeiert, wie der protestantische Chronist Bellinckhausen berichtet; BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 281 f.

[227] Herzog Albrecht (Albert) von Sachsen-Weimar (1599-1644), ab 1640 Herzog von Sachsen-Eisenach.

[228] Stadtschloss in der Bamberger Altstadt. Es ist benannt nach der Familie Geyer aus Nürnberg, die sich im 14. Jahrhundert in Bamberg niederließ und die Anlage errichten ließ. Im Jahr 1580 fiel – nach vorherigen Teilaufkäufen seit der Regierungszeit des Fürstbischofs Veit II. von Würzburg – das Gelände wie auch das Schloss der Familie Geyer an das Hochstift Bamberg. Fürstbischof Johann Georg I. Zobel von Giebelstadt (regierte von 1557 bis 1580) ließ südlich des Schlosses einen heute nicht mehr vorhandenen Park anlegen. Nach Umbau im Stile der Renaissance – unter Einbeziehung des Altbaues – diente das Gebäude als Stadtsitz der Fürstbischöfe – als Bauherr gilt Fürstbischof Ernst von Mengersdorf – und war wohl bis zum Ende der Bauarbeiten an der Neuen Residenz Hauptsitz der regierenden Bischöfe. [wikipedia]

[229] ENGERISSER, Von Kronach, S. 260f.

[230] Fürth; HHSD VII, S. 219ff.

[231] Gostenhof, heute Stadtteil von Nürnberg.

[232] Wendelstein [LK Roth]; HHSD VII, S. 807.

[233] Lauf (Pegnitz) [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 393.

[234] Neumarkt i. d. OPf.; HHSD VII, S. 505f.

[235] ENGERISSER, Von Kronach, S. 265.

[236] Abensberg [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 2.

[237] Kelheim [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 349ff.

[238] Pförring [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 582f.

[239] Vohburg a. d. Donau [LK Pfaffenhofen/Ilm]; HHSD VII, S. 774f.

[240] Neustadt a. d. Donau [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 513.

[241] Feucht [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 196.

[242] Pommelsbrunn [LK Nürnberger Land].

[243] Kunreuth [LK Forchheim]; HHSD VII, S. 380f.

[244] Rückersdorf [LK Nürnberger Land].

[245] Eschenau [Gem. Eckental, LK Erlangen-Höchstadt]; HHSD VII, S. 185f.

[246] Rothenberg, Festung [Gem. Schnaittach, LK Lauf/Pegnitz, Mfr.]; HHSD VII, S. 635f.

[247] minieren: graben, untergraben: Anlegen von Untergrabungsgängen unter dem Mauerfuß einer belagerten Festung. Diese Minengänge zielten entweder auf den Einsturz der Mauer oder auf ein Eindringen in die Festung. Über die Unterhöhlung hinaus konnten sie mit einer Pulverladung versehen und zum Sprengen der Mauer benutzt werden. Da man die Arbeitsgeräusche bald hören konnte, wurden Gegenminen gelegt und zur Explosion gebracht. Teilweise wurden die Minen auch dem Gegner gezeigt, um ihn zum Aufgeben zu bewegen.

[248] Taupadel war mit der Sicherung des Unternehmens gegen Rothenberg beauftragt, wurde jedoch am 16.6. bei Hohenstadt von der Amberger Besatzung angegriffen und besiegt, er verlor mehrere Standarten.

[249] ENGERISSER, Von Kronach, S. 265ff.

[250] Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager II. Johann Aldringen.

[251] Amberg, HHSD VII, S. 20ff.

[252] Herrieden [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 288f.

[253] Roth [LK Roth]; HHSD VII, S. 634f.

[254] Straubing; HHSD VII, S. 723ff.

[255] Donaustauf [LK Regensburg]; HHSD VII, S. 145ff.

[256] Braunau a. Inn; HHSÖ I, S. 24ff.

[257] Abensberg [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 2.

[258] Lauf (Pegnitz) [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 393.

[259] Hohenstadt, heute Ortsteil von Pommelsbrunn [LK Nürnberger Land].

[260] Vgl. LAHRKAMP, Jan von Werth.

[261] Altdorf bei Nürnberg [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 8.

[262] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.

[263] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 149f.

[264] Bruck [LK Erlangen].

[265] GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 37.

[266] Eltersdorf, heute Stadtteil von Erlangen.

[267] GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 39.

[268] Archives Municipales Strasbourg AA 1065.

[269] Tabak trinken: Das Rauchen selber hat sich vermutlich aus der Räucherzeremonie der Priester und Medizinmänner entwickelt (vgl. Rauchopfer). Tabaksaft wurde bei Initiationsbräuchen gereicht und medizinische Verwendung fanden etwa Tabakblätter zur Versorgung von Hautverletzungen. Europäer lernten Tabak bereits bei ihren ersten Begegnungen mit den Menschen Amerikas kennen. Als Christoph Columbus am 12. Oktober 1492 auf den Bahamas landete, brachten die Inselbewohner ihm Präsente, darunter auch Tabakblätter. Mit diesem Geschenk konnte er erst etwas anfangen, als zwei seiner Männer auf der Insel Kuba die Eingeborenen sich die Blätter in den Mund stecken, diese anzünden und dann den Rauch „trinken“ sahen. […] Die Verbreitung des Tabaks einerseits und diese Kontrollversuche andererseits führten im 17. Jahrhundert in Europa und auch in einigen asiatischen Ländern zu einer Krise. Etwa war London zu einem führenden Tabakhandelszentrum und das Pfeiferauchen in Großbritannien sehr schnell zur weit verbreiteten Sitte geworden. Tabak war ein teures Gut, um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert den zehnfachen Preis von Pfeffer wert. Jakob I., zu dieser Zeit König von England, veröffentlichte 1603 seine Schrift „Der Rauchgegner oder ein königliches Scherzstück über den Tabak“, eine Streitschrift gegen den Tabak. Der König brachte seine Abscheu dem Tabak und seine Verachtung den „ausschweifenden und liederlichen“ Rauchern gegenüber zum Ausdruck und bezweifelte dessen medizinische Wirkung. In Deutschland wurde die neue Gewohnheit des Rauchens anfänglich mit Verwunderung begutachtet, weitete sich dann aber schnell aus. Die Soldaten des Dreißigjährigen Krieges machten sie in der gesamten Bevölkerung bekannt, bei jung und alt, Mann oder Frau. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts gab es in Kursachsen, Bayern, den habsburgischen Erblanden in Österreich und vielen Kleinfürstentümern Verbote des Verkaufs von Tabak. Erlaubt war nur die Abgabe in Apotheken, wenn der Tabak als Medizin verkauft wurde. [wikipedia: Geschichte des Tabakkonsums]. Allerdings glaubte man damit auch Verstopfung und Parasitenbefall bekämpfen zu können. „Rauchen“ setzte sich erst im Laufe des 17. Jhs. durch, bis dahin sprach man in Analogie zum Trinken von Rauch- oder Tabaktrinken. Der Aichacher Stadtrat erließ am 18. Juni 1655, ein „Tabackh Verbott“ für die Gasthäuser der Stadt. In Rathausprotokoll von 1655 ist zu lesen: „Den Wirthen vnnd Preuen (Brauer) wirde bei 2000 Stain straff auftragen, kheinen Tabackh in Iren Heüsern zetrinkhen.“ (Den Begriff Rauchen gab es damals nicht, man nannte es „Tabak trinken“.) „1656 durfte Tabak nur mehr in Apotheken zur Bekämpfung von Krankheiten verkauft werden. Begründet wurde das Tabakverbot mit der Brandgefahr in den Häusern. Auch der extreme Gestank wurde angeführt. Trotz Geldbußen und kurzfristigen Gefängnisstrafen wurde das Verbot des Handels und Konsums von Tabak von den Bürgern und Bauern konsequent missachtet. Mit dieser Tatsache musste sich auch der bayerische Kurfürst abfinden“. augsburger-allgemeine.de/aichach/Stadtrat-verbietet-schon-1655-Tabak-zu-trinken-id8066841.html.

[270] Falkonett: leichtes Feldgeschütz, das von einem Pferd gezogen werden konnte. Das Falkonett verschoss 3-pfündige Eisengeschosse bei einem Kaliber von 7, 2 cm.

[271] Dafür bekam man in Schweinfurt schon einen halben Eimer guten Frankenwein.

[272] Archives Municipales Strasbourg AA 1065.

[273] Bad Windsheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 63f.

[274] Seukendorf [LK Fürth].

[275] Cadolzburg [LK Fürth]; HHSD VII, S. 122f.

[276] Illesheim [Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim].

[277] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.

[278] Uffenheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 758.

[279] ENGERISSER, Von Kronach, S. 294ff.

[280] GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 39. >  ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 23: Schletz an Melchior v. Hatzfeldt, August 1634.

[281] GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 98, Anm. 136.

[282] GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 39.

[283] Eltmann [LK Hassfurt], HHSD VII, S. 172ff.

[284] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 17.

[285] Bei ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 23, fälschlich Pforzheim.

[286] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 23.

[287] GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 39.

[288] Vach, heute Stadtteil von Fürth.

[289] Großreuth hinter der Veste, heute Stadtteil von Nürnberg.

[290] Kleinreuth hinter der Veste, heute Stadtteil von Nürnberg.

[291] Buch, heute Stadtteil von Nürnberg.

[292] Almoshof, heute Stadtteil von Nürnberg.

[293] Lohe, heute Stadtteil von Nürnberg.

[294] Kraftshof [Stadt Nürnberg]; HHSD VII, S. 371f.

[295] Flexdorf, Dorf zu Fürth gehörig.

[296] Atzenhof, Dorf zu Fürth gehörig.

[297] Ritzmannshof, Dorf zu Fürth gehörig.

[298] Großgründlach [LK Fürth]; HHSD VII, S. 250f.

[299] GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 40.

[300] GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 40.

[301] GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 41.

[302] GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 99, Anm. 141.

[303] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[304] Weimar; HHSD IX, S. 473ff.

[305] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[306] Die Grafschaft Henneberg-Schleusingen wurde nach dem Tod des letzten Grafen auf Grund der Erbverbrüderung von 1554 (de facto seit 1583) von den beiden wettinischen Linien, den sächsischen Albertinern und den thüringischen Ernestinern, bis 1660 gemeinsam verwaltet. Die Grafschaft Henneberg gehörte 1631 zu den von den Truppendurchzügen und Einquartierungen am schlimmsten betroffenen Territorien. An das Aufbringen der Kontribution nach Erfurt war kaum zu denken, das Rentamt in Schleusingen verfügte über keine Mittel. Die Landstände wurden bewogen, innerhalb der nächsten zwei Monate 2.500 Rt. aufbringen zu wollen. Ein weiterer schwerer Schlag wurde nach dem Bericht des kursächsischen Oberaufsehers Marschalk der Grafschaft im Oktober 1634 durch den Einbruch der Truppen Piccolominis versetzt. Vgl. HEIM, Leiden; HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 255; KÖBLER, Lexikon, S. 247f. [mdsz.thulb.uni-jena.de].

[307] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.

[308] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.

[309] Ochsenfurt [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 557.

[310] Stolberg [Kreis Harz]; HHSD XI, S. 453ff.

[311] Hohnstein [Kr. Sebnitz]; HHSD VIII, S. 151f.

[312] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.

[313] Henneberg [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 193ff.

[314] Schleusingen [Kr. Suhl]; HHSD IX, S. 382ff.

[315] Ober- und Untermaßfeld [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 319ff.

[316] Meiningen [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.

[317] Themar [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 436f.

[318] Römhild [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 353ff.

[319] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.

[320] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 231ff.

[321] Uffenheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 758.

[322] Schwäbisch Gmünd [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 720ff.

[323] ENGERISSER, Von Kronach, S. 312.

[324] Vgl. die Erwähnungen bei ENGERISSER; HRNČIŘÍK, Nördlingen (die umfassendste und detaillierteste Darstellung der Schlacht).

[325] Heldburg [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 192f.

[326] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 235f.

[327] WAGNER, Pforr, S. 127.

[328] WEINITZ, Des Don Diego de Aedo y Gallart Schilderung, S. 49, 52.

[329] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 499, 507.

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