Clary [Clari], Hieronymus [Geronimo] Freiherr von [de]

Clary [Clari], Hieronymus [Geronimo] Freiherr von [de]; Obrist [10.4.1610 Riva – 19.11.1671] Clary,[1] seit 1651[2] Freiherr, seit dem 23.1.1666 Graf von Clary und Aldringen, seit 1637 verheiratet mit Anna von Aldringen, der Schwester Johann von Aldringens, stand als Obristleutnant, Obrist bzw. Generalwachtmeister in kaiserlichen bzw. spanischen Diensten.

Er kam mit seinem Vater nach Deutschland, wo er 1626 in dem kaiserlichen Heere unter Marradas diente. 1629 war er noch Fähnrich im Wallenstein’schen Regiment, wurde bald darauf zum Hauptmann und am 28.1.1637 zum Obristen befördert.

Im Rang eines Obristleutnants nahm er an der Schlacht von Nördlingen[3] am 5./6.9.1634 teil.

Ende Dezember 1634 bis Mitte Januar Dezember logierte der Generalstab der bayerischen Armee in Wimpfen.[4] Die Reichsstadt war völlig überschwemmt von Soldaten unter Obrist[leutnant][5] Clary.

Im August 1637 wandte sich Johann Georg I. von Sachsen wegen des Streites zwischen dem Obristen August von Hanau und Clary an den kaiserlichen Generalleutnant Melchior von Hatzfeldt.[6] In diesem August informierte Hatzfeldt über die Verdächtigungen Augustin von Hanaus durch Clary und dessen Inhaftierung in Dresden.[7] Der kaiserliche Obriststallmeister Graf Max von Waldstein ersuchte Hatzfeldt aus Wien im November um die Übernahme des Josua von Mittlau als Obristleutnant in das Hatzfeldt unterstellte Regiment und berichtete ihm von dem Streit zwischen Mittlau und Clary.[8]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603 – 1676] [9] aus dem von Eger[10] abhängigen Marktredwitz[11] erinnert sich an den 30.5.1640: „Den 30. dito sind von Eger aus 40 Wagen, 31 Karren, auch an [die] 100 Schubkarren, alle mit Brot und Mehl beladen, neben einer starken Konvoi nach Thiersheim[12] und weiter gegen Weißenstadt,[13] Kronach[14] [ge]gangen, die dem Kaiserl. Lager zu Saalfeld[15] zugehen sollten. [Als] sie aber zu Thiersheim Kundschaft erlangt, daß zu Hof[16] 1200 Pferde schwedischen Volkes an[ge]kommen, haben sie sich hie[r]her(o) gewendet und [haben] auf Kemnath[17] zu gehen, auch über Nacht hier (ver)bleiben wollen. Wie dann die Wagen und Karren alle vor dem Obertor auf dem Marktweiher zusammengeführt [waren], auch der Konvoi – wobei sich auch neben anderen Offizieren Oberst Clari befunden – dahin [gebracht] und Bier und Brot gegeben und gespeist worden [war], da ist (doch) nachts um 9 Uhr(en) ein Kurier von Eger [ge]kommen mit Ordonnanz, aß sie mit den Proviantwagen eilends auf Mitterteich,[18] Waldsassen[19] und wieder nach Eger zu fahren sollten. Und als sie nach Waldsassen gekommen [waren], ist ihnen wieder Order entgegen[ge]gangen, daß sie fortfahren und ihren Weg gegen Erbendorf,[20] Kemnath und Kronach richten sollten“.[21]

Und zum Oktober 1640 schreibt Leopold: „Am 5. Oktober ist des Kaiser. Generalwachtmeisters Gory[22] Quartiermeister mit etlichen Reitern hie[r]hero [ge]kommen und [hat] für seinen General und dessen Volk, welches seinem Vorgeben nach allbereit[s] heranmarschierte, Quartier begehrt. Weil wir dann gehofft, daß wir solches abwenden oder aber das meiste von uns [ab]schieben sollten, bin ich ihm [zusammen mit] Herrn Vetter Christof Hagen entgegengeschickt worden. [wir] haben aber bei ihm [nur] ein Geringes zu erhalten verspüren können, als wir ihn, mit dem Regiment stillhaltend, oberhalb Waldershof[23] [an]getroffen. Doselbst [hat]er sich nit anders(t) erklärt, als daß er mit uns herabreiten und rekognoszieren wollte. Sobald er hierher[ge]kommen [war], hat er das Hauptquartier hier in den Markt [nehmen] und die Regimenter auf die Dörfer ordnen und anstellen wollen. Weil aber ein Geschrei vom Feind erschollen [ist], (also) hat er alles Vieh beisammen gehalten und [auch] solchergestalt einquartiert. Er selbst(en) hat neben dem Oberst(en) Cabo [Caba; BW], Oberstleutnant Clari, dem Sohn des [Andrea ?, BW] Piccolomini, Herrn Generalwachtmeister von Brettau [Breda, BW] [und] seiner Gemahlin sein Quartier vor dem Badtor genommen. Die anderen Oberst[e] sind mit den Regimentern in den Stadeln vor dem Obertor und dem Untertor gelegen. Es ist also bei diesem Marsch niemand in dem Markt, auch niemand – außer den Polacken, welche zu Oberrebitz logierten – auf den Dörfern gelegen, sondern [er ist] mit allem Volk – also mit 6 Regimentern zu Fuß und 2 Regimentern zu Roß – in den Städeln und Vorstädten über einen Haufen liegen(d) (ver)blieben.

Über diese 8 Regiment[er] [hinaus] sind auch 200 Polacken mit marschiert, welche – wie ob[en] gehört – zu Oberredwitz logierten: Einige sind auch in Dörflas[24] einquartiert worden. Obwohl wir hier im Mark[t] kein Quartier gehabt, so haben wir doch des Generals Tafel versehen und herrlich in die Küche (ver)schaffen müssen. Auch haben wir für die Regiment[er] hinaus[ge]geben 800 Brot[e], 800 Maß Bier und 2 Rinder. Überdies hat (ein)jeder Bürger, der seinen Stadel nicht zugrund reissen oder gar verbrennen lassen wollte, hinaus[ge]geben Fleisch, Fisch, Futter, Bier, Brot und Geld. [Es] ist dadurch auch sehr wenig erhalten worden, denn fast in jedem Stadel [hat] eine Kompanie gelegen, welche (dann) alles Heu, Stroh, ungedroschenes Getreide, Holz und Bretter aus den Stadeln in das Feld getragen. Es sind daraus Hütten gemacht und hernach meistens verbrannt [worden]. Um das, was liegen geblieben war, haben sich die Nachbarn auch [noch] gezankt. Sie haben auch alle Zäun[e] um die Gärten, Planken [und] Um(b)schrote umgehauen und verbrannt. Alle(e) unser[e] Fischkästen, [von denen] ein[jeder] vorher um 50 K[ronen] erkauft [worden war], haben sie in einer Geschwind[igkeit] eingehauen, zerrissen, hinweggetragen und in Grund verdorben. [Auf] dem neuen Freithof, welcher erst neu gemacht worden war, haben sie die Schindel[n] abgeschlagen und sam(b)t dem Tor verbrannt. In Summa, diese Leute haben einen großen Schaden getan in dem ungedroschenen Getreide, Futter, (Ge)stroh und Holz. [Sie haben auch] fast alle Stadel im Grunde zerschlagen und das Gezimmer verbrannt; denn die Kälte war sehr groß. Daher [haben] sie auch außer[halb] der Stadel noch über 1000 Feuer angezündet und gehalten. Was sie in den Vorstädten ertappt haben, [das haben] sie (hinweg)genommen und das Vieh geschlachtet. Die Nacht [über] hat die ganze Bürgerschaft auf Befehl des Generals um und um auf der Mauer im Gewehr stehen und wachen müssen. Ungeachtet dessen aber sind die Musketiere(r) doch an vielen Stellen über die Mauer hereingestiegen, [sind] in die Ställ[e] eingebrochen, [haben] kleines Vieh erwürgt und was sie sonst [noch] bekommen konnten, [haben sie] mitgenommen und [sind dann] wieder hinausgewischt. Dies geschah (nun) an vielen Orten, [so] daß wir also genug(samb) zu wehren und solches zu verhindern hatten. Die Tor[e] hatte er selbst(en) besetzt und mit seiner Wacht versehen.

Auch auf dem Land ist es übel hergegangen. Alles ist spoliieret worden. Des anderen Tags ist er mit allen Regimentern aufgebrochen und auf Eger marschiert. Er hat selbige [Stadt] auch sehr bedrängt, wie wir [später] hören werden. Er hinterließ uns einen Fähn(d)rich zur Salva Guardi[a]. Die Regiment[er] ließ er alle von hier [ab]rücken. Da er auch eine große Menge Bagage bei sich hatte, wurde alles Volk, zusammen mit dem Troß, über 6000 Mann stark geschätzt. Bei ihrem Aufbruch hatte man genug(samb) zu tun, daß man an etlichen Orten das aufgegangene Feuer mit Gottes Hilfe wieder (er)löschen konnte“.[25]

Am 26.9.1642 wurde in Neapel im Namen von Gallas zwischen dem kaiserlichen Obristen Clary und dem Herzog Medina de las Torres, Vizekönig von Neapel, ein Vertrag über Werbungen in Deutschland abgeschlossen. Es sollten 12 Infanteriekompanien zu je 200 Mann und 6 Kompanien zu 250 Mann; weitere Rekruten könnten in Gruppen von je 50 Mann abkommandiert werden; jeder sollte mindestens 13 Rt. erhalten.[26] Sechs Originale bzw. Drucke dieser Verträge zwischen Medina de las Torres und Clary sowie A. Meßner über die Anwerbung oberdeutscher Knechte sind erhalten.[27]

[1] Vgl. die Erwähnungen bei HARRACH, Tagebücher.

[2] Nach HALLWICH, Clary, S. 256f., erst 1659.

[3] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff. Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei  ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.

[4] Bad Wimpfen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 51f. michls.de/mauern-von-wimpfen/30jaehrigerkrieg.html.

[5] Obrist: Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Selbstzeugnissen, Chroniken etc. nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt.

[6] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 32.

[7] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 40; Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[8] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 379.

[9] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[10] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[11] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.

[12] Thiersheim [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[13] Weißenstadt [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 803f.

[14] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.

[15] Saalfeld [Kr. Saalfeld]; HHSD IX, S. 369ff. Zum Lager vgl. auch STURNBRICH („Quelle 18“).

[16] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[17] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.

[18] Mitterteich [LK Tirschenreuth].

[19] Waldsassen [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 785ff.

[20] Erbendorf [LK Tirschenreuth].

[21] BRAUN, Marktredwitz, S. 119.

[22] Eindeutig ein Lesefehler des Hg. oder ein Schreibfehler Brauns.

[23] Waldershof [LK Tirschenreuth].

[24] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].

[25] BRAUN, Marktredwitz, S. 128ff.

[26] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1325.

[27] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1324.

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