Châtillon [Castillion], Caspar Coligny duc de

Châtillon [Castillion], Caspar Coligny duc de; Marschall [1605-1649] Châtillon stand als Marschall in den Diensten der Krone Frankreich.

Am 20.5.1635 schlugen die Franzosen unter dem Kommando des Herzogs von Châtillon fast gleichzeitig mit der Kriegserklärung die bei Namur[1] stationierten spanischen Truppen. Der Plan der Franzosen war, sich anschließend bei Maastricht[2] mit dem Prinzen von Oranien zu vereinigen. Der Kardinal-Infant selbst wandte sich am 1.6.1635 aus Tirlemont[3] an den kaiserlichen Generalleutnant: Die Franzosen seien unter den Marschällen Brézé und Châtillon zu den an die 40 000 Mann zählenden Truppen Truppen des Prinzen von Oranien gestoßen und hätten am heutigen Tage bei Maastricht die Maas überschritten, um dann in Brabant vorzudringen. Wegen der großen Feindlichen Übermacht bedürfe er, Fernando, seiner unverzüglichen Hilfe.[4] Aber die Holländer zierten sich, taktierten zu vorsichtig und unterschätzten den Eifer, die Beliebtheit und das militärische Können des Kardinalinfanten. Die entrüsteten Franzosen zogen sich daraufhin zurück. Fernando, verstärkt durch kaiserliche Truppen unter Piccolomini und durch die Kroaten Isolanis, konnte im Gegenzug bis Jahresende die Städte Diest,[5] Goch,[6] Gennep,[7] Limburg[8] und Schenk[9] einnehmen und Maastricht einschließen. Aus dem Feldlager hatte Piccolomini am 30.8.1635 an den Kardinal-Infant geschrieben, die Frage der Hilfe für Burgund sei noch immer offen. Er halte es nicht für ratsam, Truppen aus den Niederlanden abzukommandieren, sondern rate, sie aus Italien abzuziehen. Graf Châtillon habe sein Lager drei Wegstunden von Verdun[10] an der Mosel aufgeschlagen.[11] Roye[12] und Corbie[13] wurden am 25./26.8.[14] erobert und das Land wurde verwüstet. Am 26.8. schrieb Piccolomini aus Rosières[15] an T. di Savoia: Châtillon habe aus Compiègne[16] eine Salvaguardia für einige 3 bis 4 Wegstunden von Paris entfernte Orte angefordert. Er selbst könne nicht sofort vorrücken. Die Soldaten wagten sich auf undisziplinierte Weise in eine Entfernung von zwei Wegstunden von Paris vor; wenn die französische Armee käme, würden sie alle gefangen genommen. Wegen der Zuchtlosigkeit der Armee zweifle er trotz aller errungener Erfolge an einem endgültigen Sieg. Hierher nach Rosières habe er seine Truppen am 19.8. verschoben. Der Feind habe in Compiègne 6.000 bis 7.000 Mann. Er billige Tommasos Vormarsch nach Corbie und werde in Rosières warten, um den Feind zu binden und Tommaso die Besetzung von Corbie zu ermöglichen.[17] In einem Bericht Piccolominis an Gallas vom 28.8. aus dem Feldlager bei Corbie stellten sich die bisherigen Operationen so dar: Der Feind konnte nicht verhindern, dass seine Truppen an einer günstigen Stelle zwischen Bray und Corbie die Somme überschritten; die Spanier verloren 500 Mann in der Schlacht, doch der Übergang sei gesichert. Werth erreichte in einem Nachtmarsch Noyon,[18] überschritt dort die Oise und marschierte gegen Compiègne; Suys stieß zu ihm. Es sei zu einem Gefecht mit den Marschällen Châtillon und Brézé gekommen. Inzwischen unternahm Tommaso di Savoia einen Angriff auf Corbie. Weiter rückte man nicht mehr vor. Es wäre nötig gewesen, dem Feind ein Treffen zu liefern und ihn zu schlagen, solange er schwach war; der richtige Zeitpunkt sei jetzt aber vorbei. Nun wartet man auf Gallas‘ Angriff auf Burgund. Inzwischen konnten sich seine Soldaten in einer Kavalkade auf eine Entfernung von 3 bis 4 Wegstunden der Stadt Paris nähern; in der Stadt herrscht große Angst. Soisson ist degoutiert darüber, dass man ihm eine größere Armee überlassen hat, mit der er sich ihnen stellen könnte, Brézé ist nicht sehr fähig. Ludwig XIII. rief die Pariser Bürger zu den Waffen auf, vorgestern begab er sich angeblich zur Armee und kehrte dann zurück. Adelige, Offiziere und andere Gefangene sprechen sich gegen Richelieu aus und sehnen sich nach dem Frieden.[19]

Am 22.9.1636 beschwerte sich Picolomini aus Dusten[20] bei Ferdinand von Ungarn und erinnerte daran, dass er, der nicht den Oberbefehl über sämtliche Armeen besitze, vergeblich gefordert habe, den Franzosen keine Zeit zu Überraschungsaktionen zu lassen; seine Warnungen habe man nicht beachtet und nun hätten sich die Armeen unter Condé, La Force und Angoulême vereinigt. Sie zählten 28.000 Mann und rüsteten sich zum Angriff auf Corbie.[21]

Piccolomini informierte Gallas am 28.6.1637 aus Worms:[22] Der Feind habe den Hennegau betreten, wo er immer größeren Schaden anrichte. Laut Feldmarschall Lixheims Bericht ständen La Valette mit Infanterie und Kavallerie an den Grenzen der Provinzen Hennegau und Cambrai, La Meilleraye in Boulonnais,[23] Châtillon in der Champagne; die mit französischem Geld gekauften Holländer hätten ihre Truppen in drei Korps aufgeteilt.[24]

Wassenberg schreibt in seinem Florus zur Vorgeschichte und Eroberung von Saint-Omer:[25] „Vnd damals zwar hat der Marschalck de la Force, mit höchstem Lobe der Vorsichtigkeit / abzuziehen; der von Chastillion aber / wie auch vnterschiedliche Obriste / mit ihrem großen Schaden alldar zu verharren vor gut angesehen. Vnd diese zwar wolten ihre meinung also behaupten / daß sie einen grossen haffen Volcks hetten; vnd daß die dem Spanischen Volck angebohrne säumnuß / ihnen mit gewapneter Hand ins Läger einzufallen / sich nicht vnterstehen würde. Aber es hat Chastillion weit gefehlet: Dann es sind die säumigen Spanier in etwas ihrem Oceano gleich: Sie sind tieffsinnig / vnd wann sie es wol erwogen´ haben / so gehen sie langsam fort. So bald sie aber einmal auffgebracht / vnd zur Rache gereitzet worden / so werffen sie im ersten angriff alles vmb vnd vmb. Derwegen so hat sich endlich das Heer getheilet / vnnd haben die Spanier vnter dem Printz Thoma: Vnter dem Piccolomini (welcher dem Cardinal zu hülffe kommen war) die Keyserischen / damit eine Nation die andere desto eiferiger machen möchte / die Franzosen an vnterschiedlichen orten angegriffen. Vnd die Spanier zwar hatten zum ersten bey Newvliet[26] drey Schanzen mit gewapneter Hand erobert: Vnd als sie die zu hülff kommenden gleichsam mit einer Hand zu rück getrieben / so haben sie 400. hier von erschlagen / etliche hundert gefangen / acht Hauptleute / sampt viel Frantzösischen Edelen in das Gefängnuß geworffen. Als Piccolomini bey der andern Läger vnd Wachtstatt / Bacq[27] genant /n solches gesehen / so hat er ohne einiges Vntergraben / oder Einwerffung des Walles / die seinem Heer naheliegende Redoute mit Kriegeskrafft erobert / vnd alles was bewehrt gewesen / vmbgebracht. Von dar hat er sich an die Lägerstatt selbst gemacht / vnd nach dem er etliche Tage lang den Wall beschossen vnd nider gefället / sein gantzes Heer zum Sturm geordnet. Aber es haben die Frantzosen von Furcht gezittert / einen Hut auffgesteckt / vnd / daß sie sich ergeben möchten / gebetten; da sie dann etwas gelinder zu halten gewesen / weil sie deß ezussersten nit erwartet haben. Also sind 2000 Fußvolcks / meistentheils lauter Edle / vnnd 700 Reuter bloß mit dem Seitengewehr durch Ipern[28] / Cortray[29] / Brüssel / Namen[30] / vnnd Lützelburg[31] auff Metz[32] vnnd in Frankreich abgezogen. Vnd Piccolomini hat allen Vorrath zum Kriege / Proviant / vnd 16. grosse Stücke Geschützes ohne eintziges Blutvergiessen überkommen.

Da hat alsdann der von Chastillion zu verzweifeln angefangen / vnnd in der Nacht / in höchster stille / da er das grobe Geschütz voran geschickt / sampt dem gantzen Troß sich nach Ardres[33] zu rück begeben. Aber die Keyserische vnd die Spanische Reutterey hat durch der statt S. Omar Pforten den letzten hauffen ereilet / 4000 erschlagen / vnd die übrigen in die Flucht getriebë. Nach dem innerhalb vier Wochen zween überauß mächtige feinde überwunnen worden / so hat der Cardinal Infant durch gantz Spanische Niederland mit einer frölichen Dancksagung / Loßbrennung deß Geschützes / Fewerwerck / Glockenleuten / vnnd Frewdenfewren Siegespracht gehalten“.[34]

Vom 5.5. bis 27.8.1639 gingen 18 erhaltene Schreiben Becks an Piccolomini mit Berichten über die Kriegsoperationen in Frankreich, über Schwierigkeiten mit dem Unterhalt der Gefangenen, die lieber in Lamboys Truppen eintreten wollten, um frei zu werden, über die Zusammensetzung von Châtillons Armee und weitere Militärangelegenheiten.[35] Am 30.5.1639 schrieb Piccolomini an den Kardinal-Infanten: Beck habe gemeldet, dass der Feind Thionville[36] angreife und dass jenseits der Mosel Truppen Bernhards von Weimar marschieren und sich konzentrieren. Er habe sich schleunigst in Marsch gesetzt, um die feindlichen Absichten zu vereiteln.[37] Am 14.7.1639 berichtete Piccolomini dem Kaiser aus dem Feldlager bei Arras[38] über die feindliche Armee bei Hesdin.[39] Der König von Frankreich sei in Péronne.[40] Châtillon rüste sich zu neuen Angriffen von Avesnes[41] oder Quesnoy[42] aus, darum habe er Beck beordert, aus Luxemburg 1.000 Kroaten nach Avesnes zu kommandieren. Saint-Omer habe er mit 4.000 Mann und 2.000 Reitern gegen den Feind gesichert; diese hätten gleichzeitig die Aufgabe, sich in jedem in Flandern gefährdeten Ort schnellstens einzufinden. Die Anwesenheit des Königs und Richelieus bei der Truppe bewiesen, dass sie Hesdin nicht aufgeben wollten und neue Angriffe planten. Die von ihm, P., getroffenen Vorkehrungen und die Bereitschaft der spanischen Armee aber böten Garantien dafür, dass Flandern nicht fallen und der Feind sich weder des Artois noch des Hennegaus bemächtigen werde.[43] Den Kardinal-Infanten informierte Piccolomini am 17.7.1639, die Unsicherheit über die Pläne des Feindes gestatte ihm nicht, sich vom Kriegsschauplatz zu entfernen. Er habe Meldungen über feindliche Truppenkonzentrationen bei Montmédy[44] sowie über die Vorbereitungen und den Marsch Châtillons gegen Thionville erhalten. Seiner Meinung nach müssten die Stellungen zwischen Sambre und Maas bewacht und Quesnoy und Avesnes gehalten werden. Ludwig XIII. wolle angeblich selbst kommen und Guise[45] besetzen, die Städte Hesdin und Durlan[46] seien auch bedroht. Man dürfe die Armee nicht durch eine Abkommandierung schwächen, ebenso müssten die von Beck kommandierten Reserven und das Regiment Ruebland am Ort bleiben.[47] Karl IV. von Lothringen ließ Beck am 24.7.1639 aus Sierck[48] die Nachricht zukommen, dass die schwedische Vorhut an der Saar erschienen sei.[49] An diesem Tag hatte sich der Kardinal-Infant aus Gent[50] an Beck gewandt: Châtillon hege die Absicht, durch Luxemburg nach Thionville zu ziehen. Beck möge ihn als Kommandant von Luxemburg daran hindern oder nach Rücksprache mit Piccolomini nach Thionville eilen und die Verteidigung der Stadt stärken. Die nächste Aufgabe sei die Entsendung von Hilfstruppen nach Metz, um den Widerstand seines zaudernden Gouverneurs zu festigen.[51] Beck informierte Piccolomini am 26.7.1639 aus Arlon:[52] Er breche nach Thionville auf, da Ludwig XIII. am heutigen Tag Mouzon[53] erreiche, um Späheraussagen zufolge Thionville anzugreifen. Die Gerüchte über französische Versuche gegen Sedan[54] seien eine List zur Fortlockung der kaiserlichen Truppen gewesen. Er, B., habe in der Nähe von Arlon den Obristen Heister mit seinen Kroaten zurückgelassen, einesteils zum Schutz der Stadt, andernteils zur Auskundschaftung der Bewegungen des Feindes. Sollte er sich nach seiner Ankunft in Thionville davon überzeugen, dass der Feind eine Aktion gegen die Stadt plane, werde er alle ihn begleitenden Reiter zu Heisters Kroaten zurückschicken, damit sie zusammen die Franzosen überfallen, die vor Thionville liegen.[55] Am 29.7.1639 schrieb Beck aus Thionville erneut an Piccolomini: Der von ihm, B., in Givet zurückgelassene Obrist habe gemeldet, dass Charlemont[56] sehr schwach besetzt sei und Obrist Jacob mit 1.000 Mann zwischen Philippeville[57] und Marienbourg[58] stehe. Er habe nur das aus 500 kroatischen Reitern und wenigen Infanteristen bestehende Regiment Heister sowie das 130 Reiter zählende Regiment Ruebland zur Verfügung. Der Feind treffe große Vorbereitungen bei Metz, Meldungen zufolge sei am 28.7. Ludwig III. nach Verdun[59] gekommen. Proviant und Munition würden hingebracht und täglich kämen Verstärkungen an. Einige Truppen habe der König in Mouzon gelassen, scheinbar für einen Angriff auf Juois.[60] Zwischen dem Juli und Oktober gingen 11 Briefe Piccolominis an Beck, in denen er ihn u. a. über seine Kriegspläne informierte, ihm Befehle erteilte, sowie von den mit der Abkommandierung der Armee zur Unterstützung des Kaisers nach Böhmen verbundenen Problemen und neuen Werbungen schrieb.[61] 4 Briefe Piccolominis erreichten den Kardinal-Infanten zwischen dem 5. und 10.8. Die täglichen kleinen Scharmützel mit den Franzosen, die sich dann in ihre guten Quartiere zurückzögen, beunruhigten die Soldaten. Er habe beschlossen, auszurücken und ein Treffen mit Châtillon zu provozieren. Die Deutschen, die nach dem Tod Herzog Bernhards von Weimar in die französische Armee eingereiht wurden, seien laut Aussagen von Gefangenen unzufrieden. Mit den Verhandlungen mit dem Herzog von Bouillon fahre man fort. Er selbst sei bis Neufchâteau[62] gekommen, Beck habe Mouzon besetzt und Montmédy umzingelt. Der Feind liege zwischen Mouzon und Juois, Gefangene hätten ausgesagt, dass der König in Montmédy sei. Ein Gefangenenaustausch sei vorgenommen worden.[63]

„Als Bönninghausen zur Hauptarmee stieß, war Piccolomini im Begriff, in Verbindung mit dem Prinzen Thomas von Savoyen der Festung Saint-Omer Hilfe zu bringen, die der französische Marschall Châtillon seit Mitte Juni 1638 belagerte. Piccolomini entsetzte den festen Platz zu Beginn des Monats August“.[64]

Am 24.8.1639 informierte Crèvecoeur Piccolomini aus Avesnes: Marschall Châtillon liege mit seinem 20.000 Mann starken

Heer bei Mézières und Monthermé;[65] eben sei Ludwig XIII. dort eingetroffen. Die ganze Armee werde sich wohl in Marsch setzen, doch sei es ihm bisher nicht gelungen, die Marschroute auszukundschaften.[66] Aus Vance[67] schrieb der bereits in Böhmen erwartete Piccolomini am 1.9.1639 an den Kriegskommissar Ewald: Die Unzuverlässigkeit und Selbstsucht Hessen-Kassels stünden im Einklang mit der Gegenwart, die privaten Interessen vor Allgemeininteressen den Vorzug gebe. – Das ständige Drängen des Kaiserhofs beweise zwar, dass er, P., höchstes Vertrauen genieße, doch könne er nicht alles auf sich nehmen, einschließlich der Verteidigung Westfalens, als ob es keinen Hatzfeldt oder Gallas gäbe. Châtillon bewege sich noch immer in der Umgebung Verduns, wage es aber trotz seiner Übermacht nicht mehr, Piccolominis Armee anzugreifen. Ferner informierte er ihn über Beratungen mit dem Kardinal-Infanten und Melanders [Holzappel] Versuch, ins Land Berg einzudringen.[68] Am 22.10.1639 schrieb Piccolomini aus Brüssel an Ferdinand III.: Das Überschreiten der Mosel habe sich verzögert, da der Kardinal-Infant die Ersatztruppen, die die Grenze vor einer Bedrohung durch Châtillons Militär schützen sollten, nicht überstellt habe. Die Verteidigungsaufgaben seien von Suys, Beck und Lamboy übernommen worden. Geld für Werbungen habe der Kardinal-Infant zur Verfügung gestellt, aber Quartiere werde man in Jülich[69] wegen der Hindernisse, die Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg in den Weg stelle, nicht beschaffen können. Das Endziel sei ein gerechter Frieden, die erste Voraussetzung dazu die Vertreibung Banérs, dann der Angriff auf Frankreich. Mit General Melander [Holzappel; BW] sei eine weitere Friedensverhandlung im Gange. Der Kardinal-Infant wünsche, dass die für spanisches Geld ausgerüstete Armee nach Banérs Vertreibung an den Niederrhein zurückkehre und nicht unter Gallas‘ Kommando am Mittelrhein eingesetzt werde. Ferner versprach Piccolomini Erfolge gegen die Franzosen, sobald diese nicht mehr in der Übermacht wären, und gab seinen guten Hoffnungen für das kommende Jahr Ausdruck.[70] Am 4.11.1639 schrieb Beck aus Luxemburg wieder an Piccolomini: Der Kardinal-Infant habe ihn angewiesen, 1.000 Mann nach Givet abzukommandieren, die für den Fall eines feindlichen Angriffs auf Quesnoy oder Avesnes bereit stehen sollten. Ständig träfen weitere Meldungen über Châtillons Angriffspläne und Versuche, sich mit den Holländern zu verbinden, ein. Beck müsse die lange Grenze von Flandern bis Luxemburg gegen die Franzosen verteidigen. Abschließend informierte er ihn über seine Dislozierung der zusammengeschmolzenen Regimenter Ruebland, Heister und Fernemont.[71] Kurfürst Ferdinand von Köln wandte sich am 24.11.1639 aus St. Trond[72] an Piccolomini: Mit Befürchtungen verfolge er seinen Marsch nach Böhmen, obwohl er wisse, dass Piccolomini alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen habe. Die Weimarer rückten gegen die Mosel vor, um zu Châtillons Armee zu stoßen. Auch wenn Lamboy, Beck, Böhmer und Geleen hier geblieben seien, fühle er sich ohne Piccolominis sicheren Schutz verlassen. Er werde die üblichen Winterquartiere vorbereiten, bitte aber nur um Schonung des Gebietes zwischen Sambre und Maas, das durch die alljährlichen Truppeneinquartierungen erschöpft sei.[73]

Am 11.6.1641 schrieb Piccolomini an Malvezzi: Er wolle dem Haus Habsburg bis zum letzten Blutstropfen dienen. Gegenwärtig sei er in Braunschweig und Lüneburg in langwierige Auseinandersetzungen mit den Deutschen, Freunden und Gegnern, verwickelt. Seiner Meinung nach könne nur eine große siegreiche Schlacht auf Frankreichs Boden diesen Krieg beenden und den ersehnten Frieden herbeiführen. Diese Ansicht teile der Kardinal-Infant mit ihm. Der große Feldzug würde im Bündnis mit den regierungsfeindlichen französischen Fürsten unternommen,[74] auf die Piccolomini immer noch große Hoffnungen setzte. Lamboy hatte Piccolomini am 18.6.1641 aus Noirefontaine[75] bei Bouillon[76] über die Haltung der oppositionellen französischen Fürsten informiert, mit denen er sich zum Kampf gegen Châtillon verbinden wollte: „Euerer Exzellenz berichte gehorsambst, dass als ich uf I. H. Dt Herrn Cardinal Infante gnedigsten Befelich mit denen mit Creutzenach[77] abgeführten Völkern und drei meiner unterhabende[n] Regimenter die Moosel und Land von Lutzenburg, darinnen doch etliche spanische Regimenter zu mir gestossen, passirt, umb mich mit denen unirten Fürsten zu Sedan folgends zu coniungirn, und den Chastillon, so sich mit seinem Corpo noch nechst darbei befindet, zu attacquiren, ist mir gleich, wie ich heut bei Bouillon in 3 Stund darvon angelangt und weiters forgehen wollen, ein Abgefertigter von hochgedachten Fürsten entgegenkommen, welcher mir von denenselben eine schriftliche Instruction überbracht, wie E. E. hierbei in Abschrift gnedig zu ersehen. Weilen sie dann vor unratsamb halten noch zur Zeit etwas ohne mehrere Forza zu tentieren, sondern uf mehr Volk warten wollen und sie genzlich darfür halten, es werde sich der Herzog von Lothringen wiederumb herüber schlagen und ehists zu uns stossen, als habe für gut angesehen, mich nach ihrer Mainung zu conformiren und umb die Proviand desto näher an der Hand zu haben wieder wiederumb ein Paar Stund zurück gegen Neufchateau zu wenden, unterdessen ich höchstgedachten I. Dt Herrn Cardinal Infante darvon undertänigst Parte gegeben.

Es haben sonsten mehr hochgedachten Fürsten mich ihrer gefasten Resolucion und eifers höchlich versichern und weiters mündlich andeuten lassen, dass sie ihre Trouppen, so noch hin und wieder verstreuet, ufs schleunigst zusammenziehen, sich inwendig 8 Tagen ufs lengst mit mir coniungieren und alsdan uf den Chastillon, oder im Fall ihme nit beizukommen, recht in Frankreich gehen wolten, nit zweiflend, dass sie einen merklichen Zulauf haben, und gute Effecten tun würden.

Der Herzog von Guise ist gleich jetzt bei mir gewesen, und nachdeme er das Volk besehen, in Person uf Lutzenburg verreiset, um sich fürters zum Herzog von Lothringen zu begeben, mit demeselben mündlich zu underreden und seine endliche Resolucion zu vernehmen, damit das vorhabente Intent umb so viel besser zu Werk gesetzt werden möge. Will demnach der Sachen in etwas abwarten, meines Orts schuldigstenmassen mit cooperiren und E. E. des Erfolgs jedesmal gehorsamblich berichten.

Gleich jetzt avisiren mich mehr hochgedachten Fürsten, dass der Chastillon, nachdem er meinen Mar[s]ch vernommen, sich aus seinen Posten begeben, das Wasser Chier[78] passirt und sich zwischen demeselben und der Mass nechst Dousy[79] gelegt habe, aldar ihme nit wohl beizukommen, bleiben also die Fürsten bei obgedachten ihrer gefasten Resolucion“.[80]

[1] Namur [Belgien, Prov. Namur].

[2] Maastricht [Niederlande, Provinz Limburg].

[3] Tirlemont [Tienen; Belgien, Prov. Brabant].

[4] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 12.

[5] Diest [Span. Niederlande, h. Belgien, Prov. Flämisch-Brabant].

[6] Goch [Kr. Kleve]; HHSD III, S. 260f.

[7] Gennep [Niederlande, Prov. Limburg], n der Mündung der Niers in die Maas, etwa 20 km südlich von Nimwegen. Das Gemeindegebiet grenzt im Osten an die deutschen Städte Kleve und Goch.

[8] Limburg; HHSD IV, S. 292ff.

[9] Schenkenschanz [Gem. Salmorth, LK Kleve]; HHSD III, S. 665.

[10] Verdun [Bistum u. Stadt, Herzogtum Lothringen, h. Frankreich].

[11] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 88.

[12] Roye [Frankreich, Dép. Somme].

[13] Corbie [Frankreich, Dép. Somme]. Vgl. PETERS, Söldnerleben, S. 155: „Als wir scharmützelt haben vor dieser Festung, ist mancher sitzen geblieben [umgekommen], Mann und Weib. Denn es ist eine Kanone darin gewesen, dieselbige haben wir nur den Weiberhund genannt. Auf einmal haben sie mit der Kanone, in der Hütte neben meinem Zelt, dem Mann und dem Weib frühmorgens alle 4 Füße dichte am Arsch weggeschossen. Denn alle Schüsse haben sie mit dieser Kanone in unser Lager können schießen und haben großen Schaden getan. Den 16. August haben sie sich ergeben, denn wir sind mächtig auf ihn gedrungen und haben Feuer eingeworfen. Da sind sie abgezogen mit Sack und Pack, 2000 Mann. Hier sind wir ausgeritten auf Beute, ich auch, bis auf 10 Stunden [etwa 140 km] vor Paris“. Erst am 14.11.1636 musste der Kardinal-Infant Corbie wieder räumen u. – wahrscheinlich wegen der unzureichenden Unterstützung durch Gallas – seine Truppen aus Frankreich wieder abziehen; SCHULZE, Sommerfeldzug, S. 61; PARKER, Der Dreißigjährige Krieg, S. 235, nennt den 9.11.1636. Zu den Klagen Fernandos vgl. J. K. v. Schönburg an Ferdinand II., Madrid, 1636 XII 11; Österreichisches Staatsarchiv Wien Spanien Kart. 23, Konv. 14, fol. 129 (Ausfertigung).

[14] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf,Nr. 289, 118: Tommasso di Savoia an Piccolomini, Corbie, 1636 VIII 26.

[15] Rosières-aux-Salines [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].

[16] Compiègne [Frankreich; Dép. Oise].

[17] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 289.

[18] Noyon [Frankreich; Dép. Oise].

[19] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 293.

[20] Dusten: bisher nicht identifiziert.

[21] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 315.

[22] Worms; HHSD V, S. 410ff.

[23] Boulonnais [Frankreich; Landschaft].

[24] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 465.

[25] Saint-Omer [Frankreich, Dép. Pas-de-Calais].

[26] Nieuvwliet, heute Ortsteil von Sluit [Niederlande, Prov. Zeeland].

[27] Bacq: bisher nicht identifiziert.

[28] Ypern [Yepern; Span. Niederlande, h. Belgien].

[29] Courtrai [Kortrijk; Span. Niederlande, h. Belgien].

[30] Namur [Belgien, Prov. Namur].

[31] Lützelburg: alter dt. Name für Luxemburg.

[32] Metz [Bistum u. Stadt], Frankreich [Dép. Moselle].

[33] Ardres [Frankreich, Dép. Pas-de-Calais].

[34] WASSENBERG, Florus, S. 422ff.

[35] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 805.

[36] Thionville [Span. Niederlande, heute Frankreich, Dép. Moselle].

[37] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 830.

[38] Arras [Frankreich, Dép. Pas-de-Calais].

[39] Hesdin [Frankreich; Dép. Pas-de-Calais].

[40] Péronne [Frankreich, Dép. Somme].

[41] Avesnes-Chaussoy [Frankreich, Dép. Somme].

[42] Quesnoy [Le Quesnoy; Frankreich, Dép. Nord].

[43] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 861.

[44] Montmédy [Frankreich; Dép. Meuse].

[45] Guise [Frankreich, Dép. Aisne].

[46] Durlan, bisher nicht identifiziert.

[47] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 864.

[48] Sierck-les-Bains [Frankreich, Dép. Moselle].

[49] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 869.

[50] Gent [Gand; Span. Niederlande, h. Belgien, Prov. Ostflandern].

[51] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 870.

[52] Arlon [Belgien, Prov. Luxemburg].

[53] Mouzon [Frankreich, Dép. Ardennes].

[54] Sedan [Frankreich, Dép. Ardennes].

[55] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 873.

[56] Charlemont [heute Ortsteil von Givet an der Maas, Belgien]

[57] Philippeville [Prov. Namur, Belgien].

[58] Marienbourg [Belgien, Prov. Namur].

[59] Verdun [Frankreich, Dép. Meuse].

[60] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 876; Juois [Hgt. Luxemburg].

[61] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 879.

[62] Neufchâteau [Belgien, Prov. Luxemburg].

[63] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 883.

[64] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 325.

[65] Monthermé [Frankreich; Dép. Ardennes].

[66] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 889.

[67] Vance [westl. v. Arlon, Belgien, Prov. Luxemburg].

[68] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 898.

[69] Jülich [LK Jülich]; HHSD III, S. 367ff.

[70] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 929.

[71] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 936.

[72] Sint-Truiden [franz. Saint-Trond ; Belgien, Provinz Limburg], gehörte ab 1227 zum Fürstbistum Lüttich.

[73] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 940.

[74] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1208.

[75] Noirefontaine [Belgien, Prov. Luxemburg].

[76] Bouillon [Belgien, Prov. Luxembourg].

[77] Bad Kreuznach; HHSD V, S. 24ff.

[78] Chiers, Nebenfluss der Maas, der in Luxemburg entspringt und nach 14 km dann durch Frankreich fließt.

[79] Douzy [Frankreich, Dép. Ardennes].

[80] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1209.

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