Burggraf [Borgraff, Borghref], Julius de (von)

Burggraf [Borgraff, Borghref], Julius de (von); Obristleutnant [ – ] Burggraf stand zumindest ab 1625 als Hauptmann in kurbayerischen Diensten, wohl zunächst unter dem Kommando Hans Wolf von Salis‘.[1] Der hessische Chronist Joh. Philipp Götzenius aus Friedberg[2] erinnert sich: „1625 kamen hierzu den 15. Martii Hauptmann Burggraf, so aber hernach bald wider fortgezogen“.[3] 1627 soll er die Garnison in Gelnhausen[4] kommandiert haben.[5]

Bei Götzenius heißt es weiter: „Anno 1629 ist Hauptmann Burggraf mit seiner halben Compagnia wider herein kommen. 1630 den 4. April ist Hauptmann Burggraf weg- und Hauptmann Harff mit seiner Compagnia herkommen“.[6] Unter dem 25.03.1631 nennt Pappenheim ihn in einem Beglaubigungsschreiben seinen „aufwärter vnd Capitain Julius de Borgraff“.[7]

„Zum Schutze der Stadt wurde in den ersten Tagen des April 1632 der Dachauer[8]- und Wolfratshausener[9]-Landfahnen,[10] im ganzen 1022 Mann stark, nach München verlegt. Der Kommandant des Dachauerlandfahnen, Hauptmann Sebastian Sandtmann, führte den Befehl in der Stadt bis zum 12. April, an welchem Tag der auf kurfürstliches Anfordern von General Tilly zur Übernahme des Kommandos in München ebendahin geschickte kriegserfahrene Hauptmann Julius Burggraf vom Pappenheimischen Regiment zu Fuß in der kurfürstlichen Residenzstadt eintraf. Burggraf wurde beim Gastgeber Friedrich Freihaimber einquartiert, dem ‚in Abschlag dessen, was Burggraf bei ihm verzehrte, am 12. Mai 1632‘ 100 Thaler bezahlt wurden.

Der schlechte und vollständig ungenügende Zustand der Verteidigungseinrichtungen ließ aber an einen ernstlichen Widerstand nicht denken. In dieser Erkenntnis erging schon am 16. April ein kurfürstliches Schreiben an Burggraf, daß ‚wofern es mit Unserer Stadt München auf des Feindes ankommende Gewalt zu einem accordo kommen solle‘, er sich für seine Person nach Wasserburg zu begeben habe. Zu diesem accord kam es am 15. Mai; am 16. Mai zog König Gustav Adolph in München ein. Befehlsgemäß verließ Burggraf mit einigen Reitern die Stadt, um nach Wasserburg[11] zu gehen. Auf dem Wege dahin erlebte er ein unangenehmes Abenteuer. Aiblinger[12] Bauern, die über die Kapitulation Münchens erbittert waren, überfielen ihn, raubten ihn aus, mißhandelten ihn und legten ihn sogar in Eisen. Ernst nach dem Eintreffen des kurfürstlichen Oberjägermeisters Grafen [Wilhelm] von [Hohenwaldeck-]Maxlrain wurde er wieder losgelassen. Den betreffenden Bauern wurde später der Prozeß gemacht und Arrest und Geldstrafen über sie verhengt“.[13]

1634 war er Obristleutnant im Regiment Wurmser.

„Bei der verbündeten katholischen Armee hatte man nicht lange gefeiert und sich mittlerweile Gedanken um die möglichst effektive Ausnutzung des Sieges gemacht. Der geplante Eroberungszug sollte nach Württemberg gehen und man beabsichtigte zunächst, daß König Ferdinand mit dem kaiserlichen Heer am linken Neckarufer und der Kardinalinfant mit dem spanischen Volk am anderen Ufer neckarabwärts ziehen sollte, so daß man sich innerhalb von 4 Stunden hätte vereinigen können.

Der Spanier entschloß sich jedoch für eine Trennung von Ferdinand. Mit seinen nun hauptsächlich italienischen Truppen, 7000 Mann zu Fuß und 2000 zu Pferd, wozu ihm allerdings vom König noch 6 kaiserliche Regimenter mit ca. 6000 Mann unter dem Generalkommissär Wolf Rudolf von Ossa im Range eines Feldmarschall-Leutnants beigegeben wurden, zog er an den Main nach Miltenberg.[14] Am 29. September 1634 ließ er das Schloß, wohin sich Graf Wolfgang Ernst von Löwenstein-Wertheim samt seiner Familie und Graf Wolfgang Georg von Castel[l] geflüchtet hatten, durch den Oberstleutnant des Regiments Wurmser, Julius von Burggraf, angreifen und und den dort liegenden Kapitän des schwedischen Regiments Lilliesparre zur Übergabe nötigen. Die gräflichen Familien wurden geplündert und gefangengenommen“.[15]

„Der Kardinalinfant zog also im Bogen an Hanau[16] und Frankfurt[17] vorbei und quartierte sich, einen schwedischen Anschlag befürchtend, in enger Formation am 4. Oktober um Gelnhausen[18] ein. Von dort nahm er am 6.10. die Reichsstadt Friedberg in Hessen ein, welche eine große Menge Proviant liefern mußte, ebenso am 7.10. durch einige kommandierte Truppen die Hohenburg (Bad Homburg[19]). In Limburg[20] wehrte sich die dort liegende französische Besatzung nach Kräften. Die davor kommandierten spanischen Regimenter Wurmser und Salm wurden mit Verlust von 40 Toten, darunter ein Major und etliche Hauptleute, abgeschlagen wurden (7.10.)“.[21]

Im Februar/März 1635 war sein Regiment[22] – es umfasste nur noch 282 einsatzfähige Männer – in Umstadt[23] (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) einquartiert. „Den 17. Februar kam der herr obristleutnant vom Wormbserischen regiment Julius de Burggraf allhier mit dem ganzen regiment zu fuße. Den 23. Februar ist der obrist Grisart [Suys; BW] mit seinem regiment zu pferd wieder abgezogen, das Wormbserische regiment zu fuß aber allhier geblieben. Den 18. Martii ist das Wormbserische regiment, nachdem der obristleutnant von dem schwedischen kommandanten auf Breuberg,[24] herrn grafen Gottfried von Erbach gefangen worden, ein leutnant zu fuß aber mit 40 musketieren allhier gelassen worden, den 20. Martii aber ganz abgezogen“.[25] Möglicherweise wurde das Regiment in diesem Jahr aufgelöst.

[1] SALIS-SOGLIO, Hans Wolf von Salis, S. 22.

[2][2] Friedberg; HHSD IV, S. 145ff.

[3] WAAS, Chroniken, S. 131.

[4] Gelnhausen; HHSD IV, S. 164ff.

[5] KREUTER, Gelnhausen I, S. 64.

[6] WAAS, Chroniken, S.147.

[7] KRAUSE, Urkunden Bd. 2, S. 149 (Nr. 2).

[8] Dachau [LK Dachau], HHSD VII, S. 129ff.

[9] Wolfratshausen [LK Bad Tölz-Wolfratshausen]; HHSD VII, S. 828f.

[10] Die entsprechend dem sogenannten Landesdefensionwerk in einem Gericht ausgehobenen Mannschaften bildeten Landfahnen.

[11] Wasserburg am Inn [LK Rosenheim]; HHSD VII, S. 790ff.

[12] Bad Aibling [LK Bad Aibling]; HHSD VII, S. 56f.

[13] ROCK, Münchner Stadtkommandanten, S. 16f.

[14] Miltenberg [LK Miltenberg]; HHSD VII, S. 448ff.

[15] ENGERISSER, Von Kronach, S. 350.

[16] Hanau; HHSD IV, S. 199ff.

[17] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[18] Gelnhausen; HHSD IV, S. 164ff.

[19] Bad Homburg v. d. Höhe [Obertaunuskr.]; HHSD IV, S. 23ff.

[20] Limburg; HHSD IV, S. 292ff.

[21] ENGERISSER, Von Kronach, S. 352.

[22] Vgl. ENGERISSER; HRNČİŘİK, Nördlingen, S. 202f.

[23] Groß-Umstadt [Kr. Dieburg]; HHSD IV, S. 189.

[24] Breuberg [Gem. Neustadt, Kr. Erbach]; HHSD IV, S. 62f.

[25] HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 156f.

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