Bünau [Binau, Bunow, Buna], Heinrich von

Bünau [Binau, Bunow, Buna], Heinrich von; Obrist [1591-1.11.1635 vor Dömitz] Bünau[1] wird 1625 als kursächsischer Kammerjunker erwähnt.[2]

1631 lag Bünau als Obristwachtmeister mit fünf Fähnlein Fußvolk[3] des Regiments Dietrich von Starschedel in Naumburg:[4] „Der trat nun als Kommandant der Stadt auf. Zweihundert Stamm Buchenholz wurden geschlagen, und aus ihnen wurden die Pallisaden gehauen, die vor den Toren eingeraumt werden mußten. Die Wehrgänge auf den Mauern und die Stiegen in den Türmen wurden neu gezimmert, die zerfallenen Zwingerbefestigungen wieder aufgebaut, die Türlein, die zu den Wallgräben führten, mit Steinen verrammelt. Und auf dem Marktplatz stand eine Hauptwache, aus Balken und Brettern errichtet, ‚damit die Soldaten ihr Gewehr trocken halten könnten’. Die Quartiere wies der Rat durch die Gassenmeister in den Bürgerhäusern an, und die Verpflegung durch die Hauswirte wurde nach einer kurfürstlichen Taxe recht und billig geordnet und bezahlt. Auf einem Zettel in den Ratsakten steht verzeichnet, ‚was an Victualien für Johann Wilhelms, Herzogs zu Sachsen, Hauptquartier täglich benötigt’. Und das ist nicht gering: ein Rinderviertel, zwei Kälber, zwei Lämmer, zwei Schöpse, ein halbes Schwein, drei alte und acht junge Hühner, zwanzig Tauben, zwei Kapaune, ein Indianischer Hahn,[5] zwei Gänse, dazu Schinken, Speck, Rinder- und Schafzungen, Reis, Graupen, Erbsen, Kirschen, Pflaumen, Äpfel, Sauerkraut, Gartengemüse, Oliven, Zitronen, Pomeranzen, Karpfen, Hechte, Aale, Schmerlen, Krebse, Strohbücklinge, geräucherter Lachs, Butter, Eier, Salz, Konfekt, Gewürze, Bier, Wein … Jeder hohe Offizier, besonders aber der Regimentsquartiermeister, konnte vom Rat ein besonderes Präsent erwarten.

Die Bürger fühlten in allem, was Krieg und Soldatentum ihnen zumutete, eine Last, die sie widerwillig hinnahmen, und sie waren keineswegs geneigt, Opfer für das Vaterland zu bringen, das sie nicht kannten. Die Musketiere aber und die Reiter, alle ebenso vaterlandslos und dazu stets auf abenteuerlicher Lebens- und Todesfahrt begriffen, sahen im seßhaften Stadtvolk eine unliebenswürdige, versteckte, abgeschlossene Masse, der man nur mit herrenhafter Anmaßung imponieren konnte. Sie machten sich mit ihren Troßweibern und Kindern und Soldatenjungen in den Stuben breit und drängten den Bürger in die Winkel seines Hauses. Im Standquartier gab es für sie keinen Exerzierdienst; selbst die Torwachen ließen die Offiziere bald wieder durch die Bürgersleute besetzen. In kurzer Zeit hatten die hungrigen Gesellen die Vorräte der Stadt verschlungen. Auch auf den Dörfern, in denen sich Reiter und Rosse eingelagert hatten, wurden Lebensmittel und Fourage knapp, und die Fährnisse der Landstraßen erschwerten vollends die Zufuhr. Am unleidlichsten war es, dass das Bier in den Kellern so schnell dahinschwand und das Malz zu neuem Bräu fehlte. Und das war zugleich ein empfindlicher Ausfall für den Handel, denn die Fuhrleute aus Buttstedt,[6] Eisleben,[7] Eckartsberga,[8] Querfurt,[9] Sangerhausen,[10] die bisher das Bier aus Naumburg geholt hatten, mußten mit leeren  Frachtwagen umkehren. Auch von ihren letzten Fässern mußten schließlich die Naumburger auf Geheiß der Gassenmeister ein amtlich berechnetes Quantum für die Garnison hergeben. Doch ohne Unterlaß schrieen die Soldaten, dass die in der Stadt ordonnanzmäßig zugemessene Kost – mit dem Dresdener Maße verglichen – viel zu knapp sei. Dann liefen die gequälten Bürger auf den Markt, lamentierten über die Tyrannei des Kriegsvolkes und erregten sich über die ‚Partiererei’ der Obrigkeit, die die großen Häuser der „nach kaiserlichem Recht privilegierten und graduierten Regiments-, Rechts-, Amts- und geistlichen Personen’ verschonte, um alle Quartierlasten in die kleinen Behausungen der Handwerker zu drängen. Sie begannen sich zu gemeinsamem Protest zusammenzuschließen, setzten in den sechs Stadtvierteln Punkt für Punkt ihre ‚Gravamina’ auf und überreichten sie durch ihre Gassenmeister auf dem Ratshause. Den Bürgermeistern aber hatte der Krieg inzwischen jedes Souveränitätsrecht aus der Hand genommen. Ihre Macht reichte nur zu einer väterlich-frommen Beschwichtigung hin: ‚Fürwahr, die Beschwerung ist unerträglich, aber ihr müsst sie als eine gerechte und für eure vielfältigen Sünden wohl verdiente Strafe Gottes erkennen … Anderen in diesem Kurfürstentum gelegenen Städten ergeht es in itziger Zeit nicht besser, und ihr habt doch wahrhaftig um eurer frommen Gesinnung wegen keinerlei Privilegium, prorogatio[11] oder Vorzug vor ihnen …. Unser gnädigster Landesherr weiß, daß alle die Kriegsnot doch zum Besten der armen bedrängten Christenheit und zur Fortpflanzung des reinen, allein seligmachenden Gotteswortes und der heiligen Sakramente dient … Nur mit einem bußfertigen Leben könnt ihr dem Allmächtigen in die Rute fallen, dass er die auferlegte Strafe mildert … Ruft ihn mit Gebet stündlich von Herzen an und tragt inmittelst das Leid mit Geduld !’ Der Rat warnte seine Untertanen vor Böswilligkeit und Widersetzlichkeit gegen die Soldaten und drohte den Unfolgsamen harte Strafe an.

Es war da etwas anderes, das der Obrigkeit einen Angstdruck auf die Seele legte, – die Furcht, dass die Stadt als ein Bollwerk dem feindlichen Ansturm entgegengehalten werden sollte. Der Kämmerer holte aus den alten Ratsbüchern eine Aufzeichnung hervor. Danach waren schon vor drei Menschenaltern, damals als der Schmalkaldische Krieg an die Saale rückte, zwei Hauptleute des Herzogs Johann Wilhelm mit einem Büchsenmeister aus Gotha gekommen, um die Mauern zur Wehr bereit zu machen. Allein als die Spanier anmarschierten, waren sie schnell entwichen, mit der Kundgabe, daß die Stadt gegen einen feindlichen Anlauf nicht zu halten wäre. … Nun aber nahmen die Bürger mit heimlichen Bangen war, wie der Obristwachtmeister Heinrich von Bünau sorgsam die zerfallenden mittelalterlichen Befestigungen flickte. Am 14. Juni reichte der Rat dem Kurfürsten eine Supplik ein: ‚Diese Stadt ist von Anfang nicht also angelegt, dass sie durch einiges Mittel sonderlich auf ein Eil also gefestigt werden könnte, dass sie wider einige Gewalt zu defendieren wäre. Denn zudem, dass es unmöglich ist, die Berge, die bis an den Stadtgraben gehen, zu removieren, so ist die Freiheit, so nächst davor gelegen, mit einer schlechten Ringmauer umfangen, die Vorstädte aber, die zusamt der Freiheit einen fast so großen Platz wie die Stadt begreifen, stehen ganz offen’. Der Kurfürst musste die Entscheidung seiner Generalität überlassen“.[12] Im August scheint Bünau mit seinen Truppen nach Torgau[13] abgezogen zu sein.[14]

Am 20.4.1633 wurde er zum Obristen eines Fußregiments bestallt, die Musterung wurde am 21.8.1633 in Wittenberg[15] vorgenommen.

Bei dem Naumburger[16] Floßmeister und Advokaten Johann Georg Maul[17] [? – nach 1656] heißt es: „Kam der schwedische General Banner hierher und wir hatten das v[on] Bunauische Regiment in der Stadt, das kostete mir

20 f 21 g 3 d an Contrib[ution] den 29. 8ctr. [= Oktober]

14 f   7 g 5 d zum Unterhalt derer Bünauischen.

120 f  – g  –  d an 4 schönen Pferden, sind mir an der Kösener Brücke genommen worden, und we[il] ich vor beständigen Schrecken krank geworden, habe ich vieles nicht aufgeschrieben“.[18]

Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611 – 11.12.1688][19] erwähnt Bünau unter 1634: „In Zwicka[20] kam den 7. December des Obristen Heinrichs von Bünau regiement, das die Stat mit Soltatenkranckheut angesteckt, jung und alt, umb sich zuestrecken, weggenommen und uff alle Commercien Zölle und Ungelder gelegt, daß weder handel noch wandel doselbst gewesen“.[21] Lehmann wiederholt den Vorgang: „Den 7. December 1634 wahr in Zwicka einlogirt worden des Obristen Heinrichs von Bünau regiement zue fuß, der hernach von Dömitz[22] in Mechelburg blieben, der steckte die Bürger mit der Soltatenkranckheit an, hielte uber [ubel ?; BW] regiement, nahmb die Manschaft weg, wo und wie er sie kriegte, und sterckte damit sein Regiement, legte Zoll auf alle wahren, daß weder handel noch wandel dohin ging, und wahr vor seinen soltaten Niemandt sicher weder inn Noch außer der Stadt. Diese Maußer haben vor Dömitz meist ins graß beißen müßen. Von diesen Regiement wurden den 31. Martii [1635] 23 Musquetirer in Marienberg[23] gelegt, die 12 wochen gelegen und von der Statt sind erhalten worden, biß Sie den 25. Julii abgefordert, und das gantze Regiement zur Armee geführet worden. Dem Obristen muste Marienberg contribuiren auf ao. 1634 und 35 545 thl“.[24]

Am 1.11.1635 fiel Bünau vor Dömitz im Kampf gegen schwedische Einheiten[25]

„Die Kaiserlichen waren noch fern, aber der Kurfürst Johann Georg von Sachsen bewährte sich als neuer treuer Bundesgenosse und überschritt mit einem stattlichen Heere Mecklenburgs Grenzen. Sein General Baudissin lagerte sich mit 7000 Mann Infanterie Ende November 1635 vor Dömitz, der schwedische Festungskommandant Jeßvitzky[26] ließ zu besserer Vertheidigung die Stadt in Brand stecken. Banèr aber sandte seinen General Ruthven, einen Schotten, mit 4000 Reitern und 800 Musketieren, die sich auf die Sachsen warfen, während gleichzeitig Jeßvitzky aus der Festung einen Ausfall machte; die Hälfte wurde getödtet, der Rest gefangen und den Schweden eingereihet; Baudissin selbst konnte sich nur schwimmend über die Elbe retten“.[27]

„Das benachbarte Neunhofen[28] war von den Kaiserlichen, die im September [1637; BW] von Teilen der Seydlitz’schen und Bünau’schen Regimenter verstärkt worden. Dabei ‚wurde fast das ganze Dorf bis auf wenige Häuserlein von den Soldaten zu Grunde gebrannt’. In der Kirchenrechnung des benachbarten Dorfes Kospoda[29] ist bezüglich dieses Einfalls vermerkt, daß es 1 Groschen und 6 Pfennige gekostet habe, ‚die von Polacken (wohl Kroaten) zerstümmelten Türen zu machen’. Den Weiraern[30] preßten die Seydlitz’schen Truppen 105, zwei andere kaiserliche Kompanien noch einmal 45 Gulden ab“.[31] Im Dezember mussten noch einmal 95 Gulden entrichtet werden.[32]

Das Fußregiment Joachim von Schleinitz wurde aus den Regimentern Eustachius Löser, Arnim, Joachim von Mitzlaff, dem in Torgau am 29.10.1639 reformierten Regiment Hans von der Pfort, Carl von Bose, Christoph Schneider sowie aus zwei Kompanien des bei Laubegast[33] bei Dresden[34] am 17.8.1637 reformierten Regiment Heinrich von Bünau gebildet.[35] Das Regiment Bünau wurde in zwei Fendl eingeteilt und mit dem Regiment Joachim von Schleinitz vereinigt.[36]

[1] Vgl. http://vonbuenau.wordpress.com.

[2] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 9.

[3] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer.

[4] Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 341ff.

[5] Truthahn.

[6] Buttstädt [Kreis Sömmerda].

[7] Eisleben [Kreis Mansfeld-Südharz].

[8] Eckartsberga [Burgenlandkreis].

[9] Querfurt [Saalekreis].

[10] Sangerhausen [Kreis Mansfeld-Südharz].

[11] Prorogation: Aufschub, Galgenfrist, Gnadenfrist, Moratorium, Verlängerung.

[12] BORKOWSKY, Schweden, S. 18ff.

[13] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.

[14] BORKOWSKY, Schweden, S. 24.

[15] SCHERER, Sächs. Regimenter, Fußreg. Nr. 14.

[16] Naumburg [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 341ff.

[17] Vgl. KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 160f.

[18] Wagner; Wünsch, Staffel, S. 113.

[19] SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann.

[20] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.

[21] LEHMANN, Kriegschronik, S. 86. Lehmann datiert nach dem alten Stil.

[22] Dömitz [Kr. Ludwigslust]; HHSD XII, S. 21ff.

[23] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.

[24] LEHMANN, Kriegschronik, S. 88.

[25] Dömitz [Kr. Ludwigslust]; HHSD XII, S. 21ff.

[26] Matthias v. Iltzwitzky [Jesuwitzky, Jesuitzky, Jewitzky, Jeswitzky, Iruschwitz, Jeßvitzky, Jißwinsky, Jißwitzky, Jitzwitzki, Jeschwitzki, Jetzwitzki, Gesewitschky] [ -9.11.1639 Bautzen], schwedischer Obrist.

[27] BALCK, Mecklenburg, S. 96.

[28] Neunhofen, heute Ortsteil v. Neustadt a. d. Orla [LK Saale-Orla-Kreis].

[29] Kospoda [Saale-Orla-Kr.].

[30] Weira [Saale-Orla-Kr.].

[31] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 115f.

[32] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 117.

[33] Laubegast, heute Stadtteil v. Dresden.

[34] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[35] SCHERER, Sächs. Regimenter, Fußreg. Nr. 6, Nr. 4.

[36] SCHERER, Sächs. Regimenter, Fußreg. Nr. 14.

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