Bree [Bré], N de

Bree [Bré], N de; Obristleutnant [ – ] Bree stand zumindest ab1622 als Obristleutnant in pfalz-neuburgischen Diensten und nahm an der Eroberung von Soest[1] im Mai 1622 teil.

„Soest beherbergte zwar im Mai 1622 kaum noch fremde Soldaten in seinen Mauern, wurde aber damit zu einem verlockenden Angriffsziel für die katholische Partei. Am 17. Mai standen plötzlich der kaiserlich-spanische Generalkommissar, der in Hattingen[2] residierte, und 14 Kompanien zu Fuß mit sechs groben Geschützen in der Feldflur vor Soest. Ein Trompeter und ein Leutnant forderten den Rat dreimal im Namen des spanischen Königs, im Namen des Pfalzgrafen von Neuburg und im Namen des Kaisers auf, die Tore zu öffnen. Als sich einige Reiter und Soldaten der Stadt näherten, schossen die Soester aus ihren Gewehren, wobei das Pferd des Generalkommissars getötet wurde. Daraufhin ließ dieser sofort seine Geschütze auf die Stadt richten und mehrfach hineinschießen. Die Soester schossen kräftig zurück, bis die Spanier um vier Uhr am Nachmittag das Feuer einstellten. Danach schickten sie den sie begleitenden pfalz-neuburgischen Kommissar von Etzbach an das Tor, der die Soester noch einmal aufforderte, die Kaiserlichen einzulassen. Und obgleich die Soester kaum noch Pulver und Munition hatten, denn Christian von Braunschweigs Truppen hatten fast den ganzen Vorrat mitgenommen, und sie deshalb einer längeren Belagerung nicht hätten standhalten können, wollte die Bürgerschaft keine neue Garnison in die Stadt lassen. In zu guten Erinnerungen waren die Beschwerlichkeiten, die man gerade ausgestanden hatte. Die Bürger beschlossen, die Katholischen nicht hineinzulassen und die wenigen noch in der Stadt vorhandenen niederländischen Reiter hinauszuwerfen. Die Belagerer zogen sich danach auf den Haarstrang zurück. Von hier aus fielen sie täglich in die Börde ein und raubten den schon mehr als zuviel ausgeöseten Hausleuten Pferde, Kühe und andere Biester und Hausgeräte, wenn sie noch etwas fanden.

Am 25./15. Mai 1622 rückten die Spanier wieder vor. Am nächsten Morgen um 3 Uhr begannen sie, aus groben Geschützen und mit Feuerkugeln die Stadt zu beschießen. Soest kapitulierte, und etliche Kompanien zu Fuß und zu Roß zogen in die Stadt. Die verbliebenen niederländischen Soldaten wurden gefangengenommen. Wie der Soester Rat schrieb, hielten sich die Spanier drei Tage und zwei Nächte in Soest auf und hausten mit Rauben, Plündern, Fressen und Saufen. Der Hauptteil des Kriegsvolks zog weiter ins Lager vor Hamm,[3] das schon länger eine spanische Besatzung hatte. Zurück blieben Obristleutnant Bree mit etlichem Volk und ein Kapitän mit einer Kompanie, die von den Soestern verpflegt werden mußten. In der Rentmeisterrechnung von 1622 sind Ausgaben von 7.136 Mark für den Kapitän Meven und die Soldaten verbucht“.[4]

Bree unterstützte auch den Versuch einer Gegenreformation in Radevormwald[5] (Herzogtum Berg). „War es Ende 1625 der Jesuit Malberg, der am 1. Weihnachtstag für die Soldaten in der Gerkammer, also der Sakristei, die Messe zelebrierte und am folgenden Tag ‚mira protervitate‘ den Predigtstuhl, also die Kanzel bestieg, so waren es bald Arnold von Grotfeld und im Hintergrund der Jesuit Wilhelm Boos, die unter dem Schutz der Soldaten des Hauptmanns Johann Christoph Langenow zu Strelitz und des Leutnants Edmund Schwan die Rückgewinnung der Kirche und ihres Vermögens betrieben. Dem Zugriff auf die Kirche an Weihnachten 1625 wurde offenbar vorläufig Einhalt geboten durch eine Beschwerde des Rates, die Adolf Sundermanns Sohn Johannes und der Ratsverwandte Claß Bockhacken in Düsseldorf[6] übergaben. Dann aber erschien am 15. Januar 1626 Arnold von Grotfeld in der Stadt. Energisch ging er ans  Werk. Am 16. Januar veranlaßte er die Soldaten, in Anwesenheit ihres Kommandanten die Trommel zu schlagen, die Gewehre zu fassen und den Zugang zur Kirche zu versperren, um selbst die Messe halten zu können. Als ihm am folgenden Sonntag der Zutritt verwehrt wurde, lud Malberg den Bürgermeister Ümminghaus in sein Quartier auf das Rathaus. Grotfeld protestierte heftig, weil man ihm die Kirche verschlossen hatte. In Gegenwart des Leutnants Edmund Schwan, der tatenlos zusah, schlug Grotfeld den Bürgermeister schwarz, blau und ‚blutrennig‘. Der Magistrat bat nun den Landesherrn, ‚auch den Officier hieselbst in hoc vel alio casu zu befehlen, mit dem brachio saeculari‘ einzuhalten. Darauf erschien Oberstleutnant de Bree mit etwa 300 Soldaten in der Stadt, um die Angelegenheit zu erkunden. Er nahm drei Radevormwalder Bürger fest: den Bürgermeister, den Gerichtsschreiber Andreas Schulte und den Kirchmeister Adolf Bauendahl ließ er am 6. Februar gefangen nach Düsseldorf bringen. Ende März 1626 wurden durch Wachtmeister Ingenhoven auf Grotfelds Betreiben Johann Sundermann und Claß von Bockhacken festgenommen. Sundermann wurde unter anderem vorgeworfen, er habe sich mit dem Feind verständigt und es hätten sich durch sein ‚antreiben derer eine gute anzall nit weit von Raden ahn der Kreywinckler Brugge befunden‘. Am 6. April werden die Angeklagten gegen Kaution freigelassen. Dies waren deutliche Feuerzeichen am Horizont“.[7]

„Die militärischen Aufträge waren nicht immer eine Freude. Besonders undankbar war der Auftrag des Herzogs, [Wolfgang Wilhelm v. Pfalz-Neuburg; BW] sich um seine beiden persönlichen Regimenter zu kümmern. Nach einer Inspektion des herzoglichen Leibregiments in Ratingen[8] musste Johann Adolf [Freiherr Wolff genannt Metternich zur Gracht; BW] seinem Herrn berichten, dass er von den vier Kompanien (800 Mann) nur noch 97 Soldaten angetroffen habe, nämlich vom Obersten[9] Bré 40, von Oberst Wieland 11, von dem Langemann noch 16 und von dem Oberst von Schweik noch 30. Johann Adolf erkannte, wie schwer es für ein kleines Land, das seine Neutralität waren wollte, war, die Soldaten bei der Stange zu halten. Es konnten bei der kämpfenden Truppe bedeutend mehr verdienen. Etwas besser war es um des Herzogs Jungprinzenregiment bestellt, da es personell und ausrüstungsmäßig noch ziemlich intakt war. Johann Adolf schlug den ‚Oberstleutnant’ Bré als Kommandanten vor und unterbreitete dem Herzog den Plan, mit dem Jungprinzenregiment die gefährdete nordöstliche Landesgrenze zu besetzen und, wie bei der bisherigen Landesdefension schon praktiziert, eine gute Nachrichtenverbindung, ‚eine gute Kundschaft, aufzubauen. Diesmal akzeptierte der Landesherr den Vorschlag ohne Zögern, vielleicht, weil in Düsseldorf bei Regierung und Volk wegen der sich zuspitzenden Kriegslage im Sommer 1625 ziemliche Ratlosigkeit herrschte und Angst vor der Zukunft sich ausbreitete“.[10]

„Am 8. Juni 1626 schrieb Johann Adolf in seinen Kalender: ‚100 brandenburgische Soldaten haben Elberfeld[11] überfallen und Oberstleutnant Bré gefangen’. Bré, der durch seine Frau, eine geborene von Vlatten, mit Johann Adolf verwandt war, brauchte allerdings nicht lange in Gefangenschaft zu leiden. Zehn Tage später schon besuchte er mit seiner Frau Johann Adolf in Düsseldorf, um sich bei ihm für die Auslösung aus der brandenburgischen Haft zu bedanken“.[11]

[1] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.

[2] Hattingen [Ennepe-Ruhr-Kreis]; HHSD III, S. 295f.

[3] Hamm in Westfalen; HHSD III, S. 286ff.

[4] WIDDER, Soest Bd. 3, S. 774.

[5] Radevormwald [Rhein-Wupper-Kr.]; HHSD III, S. 618.

[6] Düsseldorf; HHSD III, S. 185ff.

[7] EHRENPREIS, Dreißigjähriger Krieg, S. 241f.

[8] Ratingen [LK Düsseldorf-Mettmann]; HHSD III, S. 622f.

[9] Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Selbstzeugnissen, Chroniken etc. nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt.

[10] STOMMEL, Johann Adolf Freiherr Wolff, S. 79f.

[11] STOMMEL, Johann Adolf Freiherr Wolff, S. 80.

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