Breda [Bredaw, Bredau, Brettau, Brede, Breda, Bredon, Bredaro, Berda, „Lorda“] Hans [Johann] Ludolf [Rudolf] Freiherr von

Breda [Bredaw, Bredau, Brettau, Brede, Breda, Bredon, Bredaro, Berda, „Lorda“] Hans [Johann] Ludolf [Rudolf] Freiherr von; Feldmarschallleutnant [um 1595 Zeestow-25.11.1640 bei Riebelsdorf] Hans [Johann] Ludolf [Rudolf] Freiherr von Breda [Bredaw, Bredau, Brettau, Brede, Breda, Bredon, Bredaro, Berda, „Lorda“][1] auf Deutsch-Gabel[2] und Lämberg,[3] aus niederländisch-böhmischem Adel stammend, Sohn des Joachim von Breda(w) aus dem Hause Breda-Breda, auf Zeestow,[4] war kaiserlicher Kämmerer und Obrist,[5] später kaiserlicher Feldmarschallleutnant.[6] Er war verheiratet mit Katharina Freifrau von Donin aus dem Hause der Burggrafen zu Dohna.[7] Am 18.2.1634 war er in den Reichsfreiherrnstand erhoben worden. Das böhmische Inkolat[8] im Herrenstand datiert vom 17.11. 1636.[9] Die Hundt’schen Lebensbeschrei-bungen im Stadtarchiv Breslau (VIII, 584) nennen Breda einen „tapferen, aber ziemlich cruelen“[10] Soldaten.[11]

Im Frühjahr 1631 quartierte sich sein Regiment[12] zu Pferd, 300 Mann stark, in der Oberen Pfalz in Schnaittach,[13] das verschont bleiben sollte, ein und beging dort die üblichen Exzesse. Auf die Beschwerde der Amberger[14] Regierung stellte Tilly[15] die Bestrafung Bredas in Aussicht.[16] Ob sie auch erfolgte, ist bisher nicht ersichtlich. Im Juli 1631 muss zumindest ein Teil des Regiments in Förste[17] bei Hildesheim[18] gelegen haben. Der Hildesheimer[19] Arzt, Ratsherr und Chronist Dr. Conrad Jordan[20] notiert in seinem Tagebuch unter dem 24.7./3.8.1631: „Vergangene Nacht fallen etzliche Reuter in Voerste, nemen dem Freyherrn von Farneberg[21] unter Obr. Breda einem Rittmeister[22] etzliche 1000 Thaler, schießen ihm seinem Secraitarium und Diener todt, und komen mit der Beut davon“.[23] Vom 26.7. bis 30.12.1631 haben sich acht Schreiben Bredas mit dem Obristwachtmeister[24] seines Regiments, Stefan Binder,[25] über die Ereignisse in Süddeutschland (Hanau,[26] Wertheim,[27] Ulm[28]) erhalten.[29]

Das Regiment Breda wurde Ende 1631 in die zugewiesenen Winterquartiere[30] nach Schwaben abgezogen.

In der Kriegsliste von 1632 werden neun Kompanien[31] „hochdeutsche“ Reiter Bredas aufgelistet,[32] ebenso 1633 und 1634.[33] Zu den Kriegsereignissen 1632 heißt es: „Die schwedischen[34] Parteien und ihre Verbündeten gingen in der Folge daran, das gesamte Hochstift Bamberg systematisch einzunehmen. Feldmarschall Horn[35] zog dazu alle entbehrlichen Besatzungen[36] aus dem Raum Nürnberg[37] zusammen. Der markgräflich-kulmbachische Oberst Muffel[38] begann damit, die befestigten Orte in der Fränkischen Schweiz einzunehmen und besetzte Pottenstein.[39] Obwohl Bischof Johann Georg[40] alle Hebel in Bewegung setzte, die katholischen Verbündeten zu mobilisieren, war deren Unterstützung für das Bistum anfangs nur halbherzig. Der bayerische Feldzeugmeister[41] und seit 1. Januar Kommandant der Oberpfalz Johann Philipp Cratz von Scharfenstein,[42] der in Garnison in Auerbach[43] lag, hatte sich bereits am 12. Februar mit 300 Mann zu Roß und zu Fuß nebst etlichen Geschützen zusammen mit dem Grafen Albig von Sulz[44] auf den Weg gemacht, um Forchheim[45] zu unterstützen. Auf halber Strecke kam ihm der Fürstbischof, welcher sich auf die Reise nach Vilseck[46] begeben hatte, mit ‚etlichen 40 Reisigen[47] und Kutschenpferden‘ entgegen. Gemeinsam zog man zurück nach Auerbach (Soden I, S. 188). Dort bat der Fürstbischof den Feldzeugmeister noch einmal eindringlich um Unterstützung. Cratz zeigte sich erbötig, meinte jedoch, er benötige zu einer erfolgreichen Intervention mindestens noch 2 Regimenter zu Fuß und eines zu Pferd. Aus Kronach[48] schrieb der Statthalter Wolfgang Philipp Fuchs von Dornheim[49] am 15. Februar 1632, daß ‚heute Sonntag zwischen 11 und 12 Uhr der gewesene Rat und Festungshauptmann Carl Neustetter, Stürmer genannt, gestorben ist‘. Der Statthalter und die Beamten von Kronach bekamen am 16. Februar den Befehl, den Ausschuß[50] und das Landvolk in der Hauptmannschaft und in den umliegenden Ämtern zu mobilisieren und für einen möglichen Einsatz bereitzuhalten. Von diesem war jedoch wenig zu erhoffen: so wurde dem Fürstbischof am 17.2. aus Kupferberg[51] und Stadtsteinach[52] gemeldet, daß der Ausschuß nicht mehr nach Kronach will. In Kronach gewähre ihnen die unwillige Bürgerschaft nicht einmal eine Bank zum Niedersitzen. Sie wollten lieber zu Hause bei den Ihrigen für das Stift sterben. Von Amberg wurden 300 Zentner Pulver und 300 Zentner Lunten in die Festung Forchheim transportiert. Am 14. Februar sagte auch der bayerische Kurfürst Maximilian[53] den benötigten Sukkurs (Verstärkung, Zuzug, Entsatz) zu. Nach seiner Anordnung sollten Generalleutnant[54] Tilly 4000 Mann zu Fuß und 1000 Pferde, Graf Cratz 1600 zu Fuß und 1000 Pferde zur Verfügung stellen. Dazu komme der Obrist d’Espaigne[55] mit seinen 5 Cornets[56] Arkebusieren[57] (627 Pferde nach einer Musterung vom 15.1.1632) und der Ausschuß. (Looshorn VI, S. 202, 215ff.). Am 26. Februar besetzte eine Abteilung aus 300 Mann des Regiments Muffel Hollfeld[58] und am folgenden Tag Waischenfeld.[59] Oberst Muffel trug dem Amt auf, innerhalb von 6 Tagen 2400 Reichstaler zu erlegen. Die Bürgerschaft wurde entwaffnet und die gesamte Ausrüstung nach Kulmbach[60] transportiert (ebd. S. 232).

Anfang März 1632 machten die Kaiserlichen Ernst und schritten zur Rückeroberung des Hochstifts. Am 5. März schrieb zu Auerbach Sekretär Beringer zum Bischof nach Vilseck, daß das Volk des Generals Cratz unversehens Hollfeld überfallen habe, die ‚Garnison,[61] ungefähr 300 stark, darunter ein Leutenant,[62] ganz und gar ufgeschlagen und den Hauptmann[63] Guttemberger [Wolff Gerhard von Guttenberg aus dem Regiment Muffel][64] neben einem Leutenant und Fähndrich gefangen bekommen‘. Nach dem Bericht der Schwester Junius (S. 53) erfolgte der Überfall auf Hollfeld durch Reiter des Regiments d’Espaigne, welche dort ‚Bey 500 schwedten angetroffen, die noch in der Ruh gelegen und sich gar nicht besorgt haben […], welche sie alle nidter gemacht haben / in aller Stille dan es nur Bysch, Basch gangen ist […]‘ (eine erstaunliche Wortwahl für eine Nonne). Cratz nahm sein Quartier zuerst in Pottenstein und schlug am folgenden Tag das Hauptquartier in Pretzfeld[65] auf. Nach Angabe des Pottensteiner Vogts Schmelzing bestand seine Streitkraft aus etlichen 1000 Mann. (Looshorn VI, S. 237). […]

Der bayerische Generalleutnant Tilly war am 22. Februar 1632 mit 72 Fähnlein[66] zu Fuß und 60 Cornets zu Pferd von Nördlingen[67] aufgebrochen. Nach Hurter (Bd. 10, S. 506), betrug die Stärke der Armee 14.500 Mann zu Fuß und 6000 Reiter. Am 27. Februar stand Tilly in Neumarkt,[68] wo er ‚Generalrendezvous‘ hielt. Die Stärke der Truppen soll dabei auf 20.000 Mann, darunter allerdings 8000 Mann neugeworbener bayerischer Ausschuß, und 22 Geschütze gemustert worden sein (Theatr. Europ. II, S. 526). Der bayerische Generalquartiermeister[69] Lorenz Münch von Steinach[70] (Looshorn (Bd. VI, S. 234) nennt ihn von Rinach) beziffert in einem Brief an den Bamberger Fürstbischof aus Nördlingen die voraussichtliche Truppenstärke Tillys mit nur 8000 zu Fuß und 3000 Reitern, ohne jedoch die neugeworbenen Truppen zu berücksichtigen. Tilly selbst spricht in seiner 1632 in Augsburg[71] gedruckten Relation von 12.000 Mann, wobei auch er die 8000 Mann neugeworbenen Ausschusses außer Acht läßt. Die Zahlen werden von Looshorn (Bd. VI, S.2 43/244) bestätigt, welcher in Berufung auf M. Wieland (S. 14f.) die Hauptmacht Tillys mit 12.000 Mann (einschl. der Cratz’schen Truppen von 2000-3000 Mann) plus 8000 Mann bayerischer Landmiliz angibt.

Am 3. März brach Tilly in der Oberpfalz auf und erreichte über Altdorf[72] (4. u. 5. März), Lauf[73] (6. u. 7. März), Neunhof,[74] Eschenau[75] und Neunkirchen[76] am 8. März mit seiner ‚Leibguardj‘ Forchheim (Soden I, S. 192f.). Dort traf er den Generalfeldzeugmeister Johann Philipp von Scharfenstein, der nach Maximilians früherer Anordnung über zusätzlich mindestens 800 Pferde und 1600 Mann zu Fuß verfügte, welche sich vom Hauptquartier Pretzfeld Richtung Hirschaid[77] in Bewegung setzten. Die Truppenstärke des Generalfeldzeugmeisters muß jedoch, wie auch der Pottensteiner Vogt Johann Schmelzing bestätigt, wesentlich größer gewesen sein, denn u. a. gehörten auch drei kaiserliche Regimenter, nämlich das Fußregiment des Grafen Albig von Sulz sowie die berittenen Regimenter Bredau [Johann Rudolf Frh. von Bredau, auch Breda, welcher 9 Kompanien[78] deutsche Kürassiere[79] führte] und das wallonische[80] Regiment Jung-Merode[81] aus 10 Kompanien Dragonern[82] dazu (Soden I, S. 187 und DBBTI/LKKA V, S. 388, 403).

Nach einer Verpflegungsordonnanz des schwedischen Generalkommissärs[83] Sigmund Heußner von Wandersleben[84] (Looshorn VI, S. 223) betrug die Gesamtstärke der Truppen des schwedischen Feldmarschalls Horn in Bamberg 96 Kompanien Infanterie und 54 Cornets[85] Kavallerie, mithin ca. 9600 Mann zu Fuß und 4300 Reiter, insgesamt 14.000 Mann […].

In Pottenstein ließ Cratz eine Garnison von 57 Musketieren[86] zurück, weswegen die Bewohner den auf der Durchreise von Auerbach nach Forchheim befindlichen Fürstbischof am 8.3. baten, sie von diesen Soldaten zu befreien, die ‚ganz undeutsch sind und die man hier nit verstehen kann‘ (Looshorn VI, S. 238). Es handelte sich dabei um im Bistum Lüttich geworbene Wallonen des Jung-Merodischen Regiments. Der Fürst begab sich am gleichen Tag weiter nach Forchheim, um dort mit Tilly zusammenzutreffen. Dem Dienstag den 9. März brach man nach Bamberg[87] auf. In Hirschaid, eine Stunde vor Bamberg, wurde Kriegsrat gehalten. Es war schon gegen Abend und Tilly schickte eine Kompanie Kroaten[88] vom Regiment Fugger[89] und eine Kompanie Dragoner zum Rekognoszieren voraus (Der bayerische Generalwachtmeister Ottheinrich Graf Fugger führte, außer seinem starken Fußregiment, das einzige bayerische Kroatenregiment, bestehend aus 500 Reitern in 6 Kompanien, geworben 1631, außerdem eine Kompanie Dragoner. Das ‚fuggerische croatisch Regiment‘ ging im Jahr 1635 mit einer Bestallung als Oberst an den späteren kurbayerischen Generalwachtmeister zu Roß und Feldmarschall-Leutnant[90] Georg Truckmüller.[91]

Mittlerweile hatten sich auch Bamberger Bürger, dem Herannahen des Ersatzheeres ermutigt, gegen die schwedischen Besatzungstruppen gestellt. Da mehrere seiner Leute bereits von Bürgern getötet worden waren, mußte Horn erhebliche Anstrengungen unternehmen, um die schwedische Armee von einem Blutbad abzuhalten. Trotzdem fielen etwa 20 Bürger den Soldaten zum Opfer. Die offiziellen Berichte verschweigen, wie nahe Bamberg damals einer Katastrophe entging.

Gustav Horn hatte die Befestigung Bambergs mit Verstärkungen versehen lassen, welches, wie die Nonne vom Heiligen Grab schreibt, nur langsam vor sich ging weil der Boden teilweise noch gefroren war: ‚[…] da haben sie bey unsern closter angefangen zu schantzen / aber es ist so hart gefroren gewessen / das sie nicht haben hauen könen / allso haben sie dissen tag gar wenig gearbeit‘. Horn selbst machte am 9.3. gegen Abend eine ‚Tour um die Retranchements'[92] um die arbeitenden Soldaten anzufeuern, die noch nicht vollendeten Befestigungsabschnitte zu schließen. Ein Teil der Regimenter war deshalb noch mit Schanzarbeiten[93] beschäftigt, als die kaiserlich-bayerischen Truppen heranrückten.

Als Horn die Annäherung der bayerischen Vortruppen bemerkte, schickte er den Grafen Solms[94] zu seinem vor der Stadt an der Seeßbrücke (der späteren Kettenbrücke) mit Schanzarbeiten beschäftigten Regiment, um ein frühzeitiges Engagement mit dem Feind zu verhindern. Parallel dazu schickte Horn jedoch auch durch den Obersten Kochtitzky[95] dem Reiterregiment (Wolf Heinrich von) Baudissin,[96] welches die ‚Reiterwacht hatte‘, den Befehl, sich in Bereitschaft zu halten. Dieser Befehl wurde allerdings von dem überbringenden Boten fehlinterpretiert, so daß sich das Baudissin’sche Regiment unter dem Oberstleutnant[97] Johann von Bülow[98] zum Angriff schickte und ‚gar weit gegen das Holz, da der Feind sich sehen lassen avancirt‘. Nachdem Horn dieses bemerkte, begab er sich mit dem Oberst Solms zur Brücke und erteilte dem Bülow’schen Regiment den Befehl sich zu retirieren und hinter den Verschanzungen aufzustellen.

Es war jedoch schon zu spät. Von den bayerischen Kroaten und Dragonern sowie 300 Musketieren unter Feldzeugmeister Cratz und Graf Waldemar von Fahrensbach[99] angegriffen, wurden die Bülow’schen Reiter in Unordnung gebracht und zogen in ihrer Flucht die Solms’schen Knechte, welche eigentlich die Verschanzungen an der Regnitzbrücke sichern sollten, mit sich. Obwohl Horn und Solms sich nach Kräften bemühten, die eigenen Truppen zum Stehen zu bringen und zur Verteidigung zu bewegen, drangen die Bayern in die Stadt ein. Graf Solms wurde bei dieser Attacke ins Bein geschossen. Vom Regiment des jungen Grafen (Johann Jakob von) Thurn[100] unterstützt, gelang es Horn, die bayerischen Truppen wieder über die Brücke zurückzudrängen, welche daraufhin abgeworfen wurde, und die Verschanzungen mit Solms’schen und Muffel’schen Knechten zu besetzen. Die schwedischen Musketiere standen hinter einer Brustwehr aus mit Erde gefüllten Weinfässern und es entspann sich nun ein hartnäckiges Feuergefecht, das bis in die Nacht dauerte. Der Hasselhof sowie viele Gebäude in der Wunderburg und in der Gärtnerei brannten dabei ab. Nachdem Tilly in einem Garten zwei Geschütze hatte auffahren lassen (an dem der Brücke gegenüberliegenden Gasthaus zum Einhorn, jetzt Deutsches Haus) begannen Horns Truppen, sich zwischen 1 und 2 Uhr nachts zurückzuziehen (aus den Stadttoren bei St. Jakob, auf dem Kaulberg und dem ‚Pfeufersthore‘).

Die kaiserlichen Regimenter bemächtigten sich nun der Stadt. Tilly kommandierte sofort seine Reiter zur Verfolgung der flüchtenden schwedischen Truppen. Die Kroaten, eine Anzahl Dragoner sowie die Reste des kaiserlichen Regiments Bredau und des bayerischen Regiments d’Espaigne erreichten die schwedische Nachhut und verbreiteten unter ihr Tod und Verderben. Nach der Jesuitenchronik gelang es dem Baudissin’schen Oberstleutnant Johann von Bülow knapp die Flucht mit nur wenigen Begleitern, welche unterwegs niedergehauen wurden, so daß Bülow alleine entkam. Der schwedische Oberst Georg Wulf von Wildenstein[101] und sein Oberstleutnant Limbach[102] gerieten in Gefangenschaft[103] (BHVB 48, 20, 23). ‚Das Nachsetzen und Verfolgen hat auf unterschiedlichen Straßen von 2 bis 3 Meilen Wegs continuiert [1 deutsche Meile betrug 7, 415 km][104] und sind hierunter auch von den katholischen Bauern viele Schweden erlegt worden, also daß die schwedische Infanterie, so in allem 5 [?] Regimenter gewesen in diesem und hievorgenannten gegen Hallstadt[105] und selbiger Seite gelegenen Bergen geschehenen Nachsetzen ganz dissipiert[106] und zerstrümmert worden‘. (Nach der Anzahl der 96 Kompanien zu schließen umfaßte die schwedische Infanterie mindestens 12 Regimenter). Auch die schwedische Reiterei erlitt großen Schaden. Insgesamt verloren die Schweden 3000 bis 4000 Mann. Die meisten jedoch durch Überläufer, da viele Soldaten, welche nach der Niederlage von Breitenfeld[107] untergesteckt[108] worden waren, wieder zu ihren alten Fahnen zurückkehrten. Auch Feldmarschall Horn war bereits von 2 Kroaten gefangen worden, als ihn 17 seiner Reiter wieder befreiten. Die bayerisch-kaiserliche Seite hatte nur wenige Tote zu beklagen, doch waren der kaiserliche Oberst Graf Albig von Sulz und ein Oberstleutnant vom bayerischen Regiment Fahrensbach gefallen. Das Kürassierregiment des Obersten Bredau erbeutete bei der Verfolgung das Gepäck und Silbergeschirr des Grafen Solms. Auch die gemeinen Soldaten machten durchwegs gute Beute[109] ‚und oft mancher gemeine Knecht ein gutes Bündel mit Geld, des Silbers, schöne Kleider, Pferde u. a.‘ Die schwedischen Truppen zogen sich nun auf beiden Seiten des Mains, teils über Hallstadt, welches sie anzündeten, teils über Eltmann[110] und Haßfurt[111] in Richtung Schweinfurt[112] zurück. Um die Verfolgung zu erschweren, ließ man die Brücken bei Hallstadt und Eltmann über den Main abbrennen. In Haßfurt sammelte Horn seine Armee so gut wie möglich wieder. Die schweren Geschütze ließ er in der Nacht von den Lafetten heben, in Schiffe laden und nach Schweinfurt führen. 20 leichte Regimentsstücke, welche 3 und 4 Pfund schossen, 3000 schöne neue Musketen[113] samt allem Zubehör, 100 Zentner Pulver, 130 Zentner Lunten und 136 Fäßlein mit Musketenkugeln fielen jedoch den kaiserlich-bayerischen Truppen in die Hände. Nach dem Bericht Gustav Horns an den König verloren beide Seiten an Toten nur jeweils 400 Mann. Am meisten Schaden erlitten das Solms’sche und das Muffel’sche Regiment, speziell die Kompanien des Oberstleutnants Wolf Gerhard von Guttenberg und des Hauptmanns Georg Wilhelm von Künsberg.[114]

Bamberg war die erste große Niederlage, welche die Schweden seit ihrer Landung in Deutschland erlitten. Beim Abzug wollten sie bei der Seeßbrücke 2 Tonnen Pulver anzünden, ‚alles zersprengen‘ und dem Gegner den Einzug unmöglich machen, ‚aber Gott, der die seinigen nicht verlest / hat gnad geben / das zwey alte eheleüdt die do gewondt haben solches gwar wordten / und alls Balten wiederumb gelescht / haben aber sich mechtig verbrent / wie sie dan nicht lang darnach alle zwey gestorben seint‘. Auch in vielen Gassen und in den Häusern selbst in den Betten hatte man Pulver und Stroh gelegt um die Stadt zu zerstören, welches die Bürger jedoch verhindern konnten. Bischof Johann Georg kam am Mittwoch den 10. März in die Stadt, welches der Tag der Erhebung des h. Kaisers Heinrich war, und hielt im Domstift wiederum die erste Messe. (Looshorn VI, 239f.; Maria Anna Junius in BHVB Nr. 52, S. 61)„.[115]

„In Neumarkt bekam Tilly den Befehl Maximilians I., zur Verteidigung Bayerns heranzurücken. Er brach am 1.4. [1632; BW] von dort auf und kam am 3. April in Ingolstadt[116] ein. Man beschloß, Augsburg zu befestigen und mit einer Besatzung von 6 Kompanien zu Pferd unter Hans Rudolf von Bredau sowie 10 Kompanien zu Fuß von den Regimentern (Ottheinrich Graf) Fugger und (Egon Graf) Fürstenberg[117] zu besetzen“.[118]

Später stand Breda im Kurfürstentum Sachsen, wo im August 1632 zusammen mit den Regimentern Piccolomini[119] und Raymond d’Espaigne[120] Oelsnitz[121] niedergebrannt wurde. Breda erschien danach wieder in der Oberen Pfalz. „Am 14. September war ein Teil des Regiments in der Oberen Pfalz im Schloss Thanhausen[122] bei Bärnau[123] im Quartier; der Koch des Rittmeisters goss eine Menge Schmalz ins Feuer. Der dadurch ausgebrochene Kaminbrand zerstörte das Schloss“.[124] „Die meisten Klagen veranlaßte das Verhalten der aus lauter Wallonen bestehenden 2 Rgt. z. Pf. und z. F. Merode,[125] sowie des Rgt. z. Pf. Bredau. Burhuß[126] schilderte sie als ‚über die Maßen üble Leute‘ „.[127]

Breda nahm mit „10 Kompagnien deutscher Pferde“[128] an dem Vernichtungsfeldzug Holks[129] gegen Sachsen teil.

„Die vereinten Heere Wallensteins[130] und Maximilians von Bayern wandten sich nach Norden mit dem ursprünglichen Plan, den sächsischen Kurfürsten Johann Georg[131] in Dresden[132] anzugreifen. Schon vorher, bereits in den ersten Augusttagen, hatte Wallenstein den Generalfeldzeugmeister Heinrich Holk damit betraut, bei Forchheim ein festes Lager zu beziehen, um die Flanke der schwedischen Stellungen abzudecken und den Weg nach Böhmen offenzuhalten. Am 10. August 1632 bekam Holk, mit gleichzeitiger Ernennung zum Feldmarschall-Leutnant, den Befehl, mit ca. 12 000 Mann nach Sachsen einzurücken, zur ‚Bestrafung‘ des sächsischen Kurfürsten, dessen Truppen unter Generalleutnant[133] Hans Georg von Arnim[134] nach Schlesien und in die friedländischen Herrschaften Sagan[135] und Großglogau[136] eingedrungen waren“.[137] In der Regimentsliste des Hofer[138] Amtsschreibers, der am 25.8.1632 eine Regimentsliste nach Kulmbach einsandte, war auch sein Regiment aufgeführt.[139]

Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611-11.12.1688][140] aus dem „Hunger- und Haberland“[141] schreibt: „8 tage nach der Breittenbrunner[142] verlust marchirte von Jochimsthal[143] herauß der keyßerliche Obrist-Leutnant Hans Rudolph von Breda den 13. September [1632; BW] mit 17 Compagnien zue Pferd, Plunderten[144] 5 stunden lang in Wiesenthal und erschoßen Jochim Eschern auf dem Felde in Behmischen Wiesenthal, marchirten auf Annenberg[145] zue und lag der Stab und 3 Compagnien darvon in Annenberg des Nachts, die andern uffn land umbher. Sie kosteten uber 1500 thl. und begehrete noch ein attestatum von der Stadt, daß Er wehre from gewesen“.[146]

Im August belagerte Breda zusammen mit Annibale Gonzaga[147] das vor Oelsnitz gelegene Schloss Voigtsberg,[148] den Sitz des für das obere Vogtland zuständigem kurfürstlichen Amtsschössers Johann Flessa von Seibitz. „Der bemühte sich verzweifelt, mit seiner kleinen Besatzung, von der viele schon davongelaufen waren, Widerstand zu leisten. Holck selbst erschien an dem Tor der alten Veste, um Flessa deshalb Vorwürfe zu machen. Er hielt ihn auch für den verantwortlichen Kommandanten der Stadt und fragte ihn ‚mit ungestümmen wortten’, warum er in Oelsnitz ein solches Blutbad angerichtet habe und weshalb er aus dem Schlosse feuern lasse. Flessa erklärte, dass Oelsnitz einen Offizier des Starschedelschen[149] Defensionsregiments zum Kommandanten[150] hätte, er selbst aber sich, so lange er sichs getraut habe, seiner Pflicht erinnert und sich gewehrt hätte. Das schrieb er einige Tage später auch an seinen Kurfürsten. Er übergab das Schloß, das die Truppen vollständig ausplünderten, wobei auch Flessa und seine Familie um alle Habe kam“.[151]

Am 1.9.1632 war Breda mit den Regimentern Piccolomini[152] und d’Espagne[153] im oberpfälzischen Weiden[154] erschienen, um dann über Nabburg,[155] Schwandorf[156] weiter zu ziehen, um sich den Truppen Wallensteins[157] anzuschließen.[158] „Am 14. September war ein Teil des Rgt. z. Pf. Bredau im Schloß Donhausen[159] bei Bärnau im Quartier; der Koch des Rittmeisters[160] goß eine Menge Schmalz in das Feuer, wodurch ein Kaminbrand entstand, dem das ganze Schloß zum Opfer fiel“.[161]

Aus Colditz[162] wird unter 1632 berichtet: „Während dem hatte man in Colditz gedachten 10. October [20.10.1632; BW] Mittags, durch einen von Rochlitz[163] abgesandten Boten bereits erfahren, daß ein Regiment kaiserlicher Dragoner[164] die Rochlitzer Brücke passirt habe, mit dem Auftrag, Colditz von der Seite des Thiergartens her, anzugreifen und einzunehmen. Da dieses Regiment aber durch den bei sich habenden Boten ganz irrig, nämlich über Geringswalda,[165] Waldheim,[166] Döbeln[167] und Leisnig[168] geführt worden war, so kam dasselbe erst gegen Mitternacht auf dem Hainberge an. Mittlerweile war schon Abends zwischen 4 und 5 Uhr der kaiserliche Oberst Bredow mit einem Reiterregiment auf der gewöhnlichen Straße von Rochlitz auf dem Tauerberge angekommen, stellte seine Truppen daselbst auf, und schickte einen Parlementair nebst Trompeter[169] bis an die Mulde herab, der die Stadt zur Uebergabe auffordern mußte. Unterdessen zogen sich die Truppen vom Tauerberg herab auf die Ebene und ein Theil bis auf das an die Mulde gelegene Stadtfeld. Von der Bürgerschaft waren auf dem rechten Ufer der Mulde mehrere Schanzen und Brustwehren aufgeworfen, und diese nicht allein besetzt, sondern es waren auch auf dem Felde des Diaconi eine ziemliche Anzahl Bürger aufgestellt, um den Uebergang der Kaiserlichen durch den hier befindlichen Furth zu verhindern. Auf die von dem Parlementair ertheilte Nachricht, daß der Obrist Bredow selbst bis an die Mulde kommen wolle, um zu unterhandeln, wenn man nicht schießen würde, ward dies zugegeben, worauf er auch mit einigen Officieren und Reitern bis an die Mulde kam. Er eröffnete hier, daß das ganze kaiserliche Heer, 80,000 Mann stark, in der Nähe sey, der Generalissimus diese Nacht sein Hauptquartier in Grimma[170] habe, und er befehligt sey, sich des hiesigen Platzes um jeden Preis zu bemächtigen; würde man ihm jedoch gutwillig den Einzug gestatten, so solle niemand ein Leid widerfahren. Die ihm hierauf ertheilte Antwort bestand darinnen, daß er seine Leute zurückziehen, der Obrist selbst aber sich an die Brücke begeben solle, wo man zu unterhandeln Willens sey. Dies geschah, und es ward hier die Uebereinkunft getroffen, daß man die Stadt übergeben wolle, die Defensioner und bewaffneten Bürger sollten desarmiret[171] werden und die Stadt 1000 Thaler – – Ranzion bezahlen. Noch denselben Abend legte sich zu Folge dieses Accords[172] der Obrist Bredow mit seiner Leibkompagnie in die Stadt, sämmtliche hier befindlichen bewaffneten Defensioner und die Bürgerschaft stellten sich auf dem Markt auf und wurden desarmiret, obgleich von ersteren die Meisten schon Nachts vorher von den Wachten gelaufen waren und sich blos die Defensioner von Rötha,[173] Brandis[174] und Mügeln[175] noch anwesend befanden. Sie erhielten sämmtlich die Erlaubniß, sich nach ihrer Heimath zu begeben.

Das auf dem Hainberge angekommene Regiment ward durch einen starken, zwischen dem Hainberg und der Thiergartenmauer angelegten Verhau verhindert, sogleich in die Stadt zu rücken, und brachte die ganze Nacht mit dessen Wegräumung zu. Früh Morgens rückte dasselbe, 10 Fähnlein starck, durch das Hainthor in die Stadt, aber auch sofort, ohne daß ein Reiter vom Pferde steigen durfte, wieder zum Baderthore hinaus.

Der Obrist Bredow marschirte ebenfalls diesen Tag, als den 20. October, mit dem Regiment, dessen übriger Theil in den Dörfern in den Dörfern Möseln,[176] Hohnbach,[177] Leupahn,[178] Thierbaum[179] und Thumirnicht[180] einquartirt gewesen war, ab, und nahm, als man ihm die als Lösegeld[181] geforderten 1000 Thlr. – – nicht völlig bezahlen konnte, zwei Rathspersonen, Stell und Kathe, als Geißeln mit nach Eilenburg,[182] die jedoch durch Bürgschaft bald wieder freigelassen wurden.

Als Besatzung blieben blos ein vom General Gallas[183] aus Freiberg[184] als Sauvegarde[185] abgeschickter Lieutenant[186] mit 12 Mousquetiers[187] im Schloß, die Stadt hatte aber vom 20. October an bis zu der am 6. November erfolgten Schlacht bei Lützen,[188] von der immerwährenden Einquartierung[189] der durchmarschirenden kaiserlichen Truppen, sehr viel zu leiden“.[190]

In der Delitzscher[191] Chronik heißt es: „Zu gleicher Zeit [Anfang November 1632; BW] forderte der Oberste Bredaw (unter Colloredo),[192] welcher Eilenburg gegen 2000 Gülden Auslösung besetzt hatte, eine gleich große Summe von hiesiger Stadt. Man versprach und suchte sie durch Aufnahme von Darlehen, freiwillige Beiträge, Vorschussnahme von der Tranksteuer und Hilfsgelde von der eingeflüchteten Landschaft aufzubringen, schütze aber, als man die Annäherung der Schweden und Lüneburgischen Hilfsvölker erfuhr, die Unsicherheit des Transportes vor, bat um sicheres Geleit, welches bei dem wichtigeren Geschäfte des Bredaw, um sicheres Geleit, welches bei dem wichtigeren Geschäfte des Bredaw, das Heer gegen den vermutlichen Einfall der Sachsen und zu ihnen stoßenden Lüneburger von Torgau[193] aus zu decken, vor der Hand unbeachtet lieb und kam, da inmittelst die Schlacht bei Lützen einfiel, mit Behaltung des Geldes glücklich durch“.[194] „Es ist oben bemerkt, daß der Oberste Bredaw, als sich Eilenburg ergeben, hiesiger Stadt gleichen Akkord zusagte und es dürfte der Erhaltung wert sein, was der Rat in Eilenburg auf Bredaws Befehl dem hiesigen schriftlich zukommen ließ.

‚Unsere freundliche Dienste bevor, Ehrenveste, Achtbare, Wolgelarte und Wolweise besonders großgünstige liebe Nachbarn, Denenselben sollen und können wir auf heutigen Tages von der Röm. Kays. Maj. unsers allergnädigsten Herren Generalwachtmeisters[195] Ihr Gnaden Herren Graffen Colloredo etc. empfangenen gnädigen befehlich unangedeutet nicht laßen, Nachdem wir von Kays. Armee nechstverwichenen Sonnabends den 20. dieses um 7. Uhr gegen Abend attaquirt und solcher gestalt aufgefordert worden, binnen 2 Stunden gegen den Herrn Obersten Hansen Rudolffen von Bredow sich zu resolviren, und zu erklären, ob man das Schloß und die Stadt auf Akkord gutwillig aufgeben, oder eines andern gewärtig seyn wolle, und dieser Anstand zwar sich bis gegen Morgen verweilet, so hat uns doch von morgen früh an länger nicht als noch 2 Stunden Frist indulgiret[196] werden wollen, das also, weil die große Menge Kriegsvolk und Macht vor uns gesehen, länger nicht aufhalten, sondern zu einem leidlichen Akkord schreiten und solchen mit obwohlgedachten Herrn Obersten über das Schloß, Amt und Stadt schließen und vollziehen müsse, auf Mas und Weise wie inliegend zu ersehen, hätten sonst unsere damals vor Augen schwebende Leibes und Lebens Gefahr und gänzliche Ruin auszustehen und zu erwarten gehabt; Wenn dann Ihr Gräfl. Gn. Herrn Generalwachtmeisters aufs Begehren, uns hierinnen unterthaniges Gehorsam nachzukommen oblegen, so haben wir euch diesen unsern Zustand zu erkennen geben, und erinnern sollen, ob durch diese Abgeordnete bey hochgedachter Gräfl. Gn. Herrn Generalwachmeister, so sein Quartier itzo am Markte bei der Frau Mr. Christoph Kempffen alhier hat, ihr euch je eher je besser angeben, und selbst um Gnade und Saluaguardi zu Verhütung sorglicher Gefahr gebürender Maßen anhalten laßen wollet, welches weil euer Wolfarth daran gelegen, zu euer aller Discretion[197] und ferneren Nachdenken gestellet wird, und verbleiben auch sonsten zu angenehmen Diensten jederzeit ganz willig.

Datum den 24. October An. 1632.

Der Herren

Dienstwillige

Bürgermeister und Rath zu Eilenburg’.

‚Nach Verlesung dieses werden die Herren es den andern zum nächsten benachbarten zuzuschicken, eine Recognition[198] zu ertheilen, und dem Boten von hieraus zu entrichten wißen.

Denen Ehrenvesten, Achtbaren, Wolgelarten und Wolweisen Herrn Bürgermeister und Rathe der Stadt Delitzsch, Dieben,[199] Bitterfeld,[200] Zörwigk,[201] und Gräfenhainichen,[202] vnsern besonders günstigen lieben Herren und freundlichen, lieben Nachbarn“.

Beilage

„Eilenburgischer Accord, geschloßen den 21. Octobris 1632. Demnach durch den von der Röm. Kays. Maj. unsers Allergnädigsten Herrn Generalissimi, Abgeordneten, den Woledlen, Gestrengen, Vesten und Manhaften Herrn Hannß Rudolffen von Bredaw, Kays. Wolbestalten Obersten Amt und Stadt durch das bei sich habende Kriegsvolk aufgefordert zu Kays. Devotion; So ist hernach folgende Antwort aufgerichtet und bis auf Ratifikation des von hochgedachten Herrn Generalissmi von den Parteyen vollzogen worden als 1. Wie stark die Garnison aufs Schloß und in die Stadt eingelegt werden solle, würde bei des Herrn Generalissimi Anordnung gelaßen.Desgleichen 2. soll auch der Unterhalt für die Garnison auf Ratification des Herrn Generalis stehen. 3. Solche Garnison soll dergestalt in guter Disciplin gehalten werden, daß in Amt noch der Stadt weder Manns- noch Weibspersonen von ihnen einigerley Weise beleidiget, auch die Wirthe, alda die Einquartierten ihre Losire nutzen, mit Ueberführung[203] der Gäste, oder anderen Molestien[204] gänzlich verschonet werden. 4. Für Amtssassen und alle Unterthanen auch die Schriftsassen[205] und Freigüter[206] darunter mit begriffen, sollen mit keinerley Incommodität[207] bedrauet werden. 5. Sollen in den Quartieren mehr nicht als die sonst gewöhnlichen seruitia[208] gereicht werden. 6. Die Bestellung der Wachen, ob sie von den Soldaten und Bürgern conciunctim,[209] auch die Schlüßel zu Thoren in des Rathes Verwahrung zu laßen, soll von des Herrn Generalissimi Anordnung erwartet werden. 7. In der Religion und Exercition[210] derselben in der reinen Augsburgischen Confession sowohl auch in dem Ministerio und in Schulen soll im Geringsten keine Neuerung, Aenderung und Eingriff zugemuthet, auch der Kirchenornat und was derselben anhängig und das Geläute unviolirt gelaßen werden, und bei diesem Punct die ganze Diöces, sowohl alle itzo in der Stadt befindlichen Kirchen- und Schuldiener, so wohl welche alhier und auf dem Lande, unter Schrift- und Amtssassen,[211] bedienet seyn, gemeint und begriffen seyn. 8. Bei dem jure patronatus[212] soll auch jedes Orts Obrigkeit verbleiben. 9. Die Amts- und Stadt-Policey belangend, so soll Amt und Rath bey voriger Administration allenthalben ungeturbiret gelaßen werden. 10. Die Bürgerschaft soll ihre arma auf das Rathaus in Raths-Verwahrung liefern, und wie es damit gehalten werden solle, auf Ratification des Herrn Generalissimi gestellet seyn. 11. Geistliche und andere priviligirte Personen, darneben Witwen und Waisen sollen bei ihren Immunitäten[213] und Exemtionen[214] gelaßen werden. 12. Plünderung, Abnehmung der Pferde und Extorsion[215] weniger Brand oder Abnehmung Geldes und Gutes und dergleichen Pressuren sollen gänzlich eingestellt, auch den Kirchen, Gotteshäusern und den Unterthanen unterm Amt und in der Stadt zusammt dem daselbst befindlichen Adel und Unadel, so ihren Recurs[216] dahin genommen, einige Gewalt nicht angemuthet, auch der Soldatesca dergleichen nicht verstattet werden. 13. Allen denen in Amt und der Stadt ab und zu, aus und einzureisen mit allen ihren Mobilien, Pferd und Wagen und allen andern damit zu handeln und zu wandeln, ungehindert zugelaßen seyn, ihnen zum Bedarf Paß auch Convoy ohne Geld mitgetheilet werden. 14. Ein Jeder ohne Unterschied soll die völlige Administration aller seiner Güter wie zuvor behalten und von Plünderung und anderen gänzlich befreiet seyn. 15. Den Vorrath in den Scheunen an Früchten und Getraidicht, auch das Bier in den Bergkellern und alles andere Getränke soll von der Soldateska ihres Gefallens nicht absumiret,[217] sondern zu des Amts und der Stadt Nothdurft behalten, und einen Jeden des Amts und Stadt Unterthanen das Seinige mit Frieden verbleiben. 16. Wenn die Kayserl. Guarnison in die Stadt intrudiciret[218] wird, so sollen in dem und der Stadt gelegene Güter, Rittersitze, Freie Güter, und Dorffschaften mit andern Guarnisonen nicht beleget, sondern verschonet bleiben, auch das Amt und die Stadt über die accordirte Guarnison, jedoch auf Ratification des Herrn Generalissimi. 17. Die Einquartierung des Capitains,[219] Befehlshaber und Knechte[220] soll von des Amts und Raths Anordnung und Discretion verbleiben. 18. Hiesige Defensioner[221] und Officiere, Bürger und Bauern sollen ohne Ranzion auf freien Fuß gelaßen werden. 19. Wenn die Soldaten gänzlich abziehen, sollen sie alle Amts- und Rathsunterthanen unbeleidiget laßen, dagegen auch das Amt und der Rath dafür seyn, daß dieselben mit alle dem, was sie bei sich haben, der Kaiserischen Armee auch sicher und ungehindert folgen mögen. 20. Das Rath und das Amt erbieten sich, diesen Accordspuncten stets nachzusetzen, auch die Guarnison alhier verbleibend mit demselben reciproce[222] treulich und ohne Gefehrde umzugehen, vor Schaden zu warnen, und sollen die zwischen des Amts und Raths Unterthanen entstandene Misverstände bey der ordentlichen militairischen, Amts- oder Raths-Obrigkeit, dahin ein jeder gehörig, Cognition und Rechtfertigung finden.

Diesem allen soll aufrecht mit teutscher Treue und guten Glauben nachgelebet und von allen Theilen, wie obstehet, darüber unverbrüchlich gehalten, und darwider kein einigerley Weise oder Wege nicht attentiret[223] werden, und um beständiger vester Haltung willen haben diesen Accord allerseits Accordanten eigenhändig unterschrieben und mit ihrem respective angebornen, Amts und andern Siegel bekräftiget, sonder Gefehrde, Actum und geschehen vt supra[224]

(L. s.)                                             (L. s.)                                 [L. s.)

Hans Rudolf von                   Balzer Hellig                     Martin Frenzel

Bredaw, Obr. Mp.[225]                 Lieutenant, mpr.               N. P.[226] und Amtsschr.

In Abwesen des Herrn

Amtsschössers[227] mpr.

(L. s.)

Der Rath zu Eylenburgk“.[228]

Breda bewährte sich am 16.11.1632 auch in der Schlacht bei Lützen, wo er ein Kürassierregiment[229] aus 300 Mann in 6 Kompanien befehligte.[230] Am 15.1.1633 lag Bredas Regiment wieder in der Oberen Pfalz in Auerbach,[231] Eschenbach,[232] Kemnath,[233] Pressath[234] und Kirchenthumbach.[235]

In Holks Liste vom 26.5.1633 wird er mit 8 Kompanien zu insgesamt 600 Reitern geführt,[236] die in Enzowan[237] bei Leitmeritz[238] und Auscha[239] lagen.[240]

Breda scheint am 8.7.1633 bei Hessisch Oldendorf[241] in der verlustreichen Schlacht der Kaiserlich-Ligistischen gegen die schwedisch-hessisch-braunschweigischen Konföderierten vorübergehend in Gefangenschaft geraten zu sein, denn er wird als Obristwachtmeister „Brede“ in dem Bericht aus „Cassel[242] vom 1. Julii 1633“[243] erwähnt.

Vom 6.8.1633 datiert ein Befehl Holks an die Obristen Uhlfeldt,[244] Breda sowie die Obristleutnants Tavigny[245] (Regiment Lamboy[246]) und Notario[247] vom Regiment Neu-Piccolomini, am 10.8. in Eger[248] zu erscheinen, um den Kroaten-Obristen Orosi,[249] der sich anscheinend inzwischen freigekauft hatte, zu den am 26.4.1633 gegen Taupadel[250] erlittenen Verlusten zu befragen.[251]

Breda nahm auch an Holks zweitem Einfall in Sachsen teil.

„Am 4. August 1633 war der Befehl Wallensteins an den Feldmarschall ergangen, ‚allda dem Feind eine diversion zu machen‘, damit der ‚Kurfürst zu Sachsen desto ehender den Frieden zu suchen verursacht werden wird‘ (Droysen/Holcks Einfall in Sachsen etc.; Hallwich, ADB 12, S. 743, nennt den 11. August als Datum des Einmarschbefehls). Einer der Hauptgründe war freilich, daß die Verpflegungssituation der in Böhmen um Eger, Pilsen[252] und Brüx[253] liegenden kaiserlichen Regimenter unhaltbar geworden war, und man sich von einem Zug nach Sachsen Verbesserung erhoffte. Tatsächlich stand auch der Plan, die Expedition nach Leipzig[254] auszudehnen und dort reiche Beute zu machen, von Anfang an fest. Holk beeilte sich deshalb, die an der Grenze Böhmens stehenden Regimenter zusammenzuziehen, um auf Wallensteins Befehl hin ‚unversehener Weise etwas zu tentiren, Chemnitz,[255] Freiberg und Zwickau[256] berennen zu lassen, dass wir zu leben können haben und, ehe Volk dahin einkommt, sie zu überraschen‘ (ebd.). – – Nach dem Hofer Chronisten und Organisten Jobst Christoph Rüthner [1598-1648] trafen die abgeordneten Obristen, darunter auch Breda, erst am 5./15. in Hof ein und brachen den andern Tag wieder auf.[257] – – Der Angriff auf Sachsen begann am Sonntag, dem 14.8., in drei Hauptstoßrichtungen mit drei getrennten Truppenabteilungen, welche sich am 15. und 16.8. in Zwickau vereinigen sollten, um dann über Altenburg weiter nach Leipzig zu ziehen. Während das Korps unter dem Feldmarschall-Leutnant Melchior von Hatzfeld[258] über Hof und Plauen[259] Zwickau erreichen sollte, hatte der östliche Heeresteil unter dem Obersten Franz von Ulfeld[260] die Aufgabe, auf Freiberg, die Gebiete vor Dresden und Chemnitz vorzudringen, während das Hauptheer unter Holk von Joachimsthal (Jáchymov),[261] wo ‚Rendezvous‘ gehalten worden war, auf direktem Wege über Schwarzenberg,[262] Aue[263] und Schneeberg[264] Zwickau erreichen sollte. Hatzfeld, welcher die leichte Reiterei und die Kroaten befehligte, war in Eger aufgebrochen und zog zunächst über Hof nach Adorf:[265] ‚[…] zu Hof, Wunsiedel[266] und andern Orten haben sie alle Thor zerhauen, dann keine Stadt mehr versperrt sein soll‘. Am 15. August rückte Hatzfelds Korps von Adorf gegen Oelsnitz[267] vor, welches am 16.8. kapitulierte, woraufhin das dortige Schloß in Brand gesteckt wurde, schließlich nach Plauen, welches am gleichen Tag besetzt, die Stadt geplündert und die Tore ausgebrannt wurden. Weiter ging die Spur der Verwüstung nach Mylau[268] und Reichenbach[269] und schließlich über Reichenbach nach Werdau.[270] Werdau, ‚wo sie die Rathspersonen und sonderlich Bürgermeister Sausen mit Radeln[271] heftig marterten, wurde gänzlich ausgeplündert, Stollberg[272] von einem Reiterhaufen erst gebrandschatzt,[273] dann doch in Brand gesteckt. Mehrere Rathsherren, die kurz zuvor das Geld beigeschafft hatten, wurden mit Stroh verbrannt‘. (Droysen/Holck etc.). In Zwickau, welches, von der Pest[274] entvölkert, widerstandslos eingenommen wurde, war die Vorhut bereits am 16.8. eingetroffen, während die letzten Kompanien erst am 17.8. Plauen verließen.

Der Oberst Franz Graf von Ulfeld war am 14.8. mit 24 Kompanien Reitern, den Dragonern und einem Kroatenregiment aus dem Gebiet von Dux (Duchcov)[275] und Brüx (Most) in Böhmen aufgebrochen. Bereits am 15.8. zeigten sich einige seiner Reitertruppen vor Freiberg, allen voran die Kroaten unter dem Obersten Daniel Beygott,[276] ‚eine fast längliche Person mit einem rotgülbligten Barte, so doch gut Deutsch geredt‘. Freiberg weigerte sich aber, seine Tore zu öffnen, weshalb Ulfeld, der sich nicht zu lange verweilen wollte, seinen Weg weiter nach Chemnitz nahm, welches am 16.8. aufgefordert und eingenommen wurde.

Altenburg wurde am Abend des 17.8. (Mittwoch) von einem 3000 Pferde starken Reiterkorps, bestehend aus den Regimentern Hatzfeld, Neu-Piccolomini, Bredau und Orossy[277] unter dem Hatzfeldischen Obersten Hans Rudolf von Bredau überfallen, welcher mit seinen Regimentern von Plauen über Reichenbach und Crimmitschau[278] gleich weiter in Richtung Altenburg vorgedrungen war: ‚[…] da ging alsobalden die scheckliche Plünderung an allenthalben. In welchen Häusern niemand vorhanden, denen haben sie zehn Mal so arg mitgefahren; wo Bier in Keller gewesen, ist dasselbe weggelassen worden; der Hausrath zerstümmelt auf die Gassen geworfen und zertreten […]. Wohl in die hundert Leichen sind anitzo zu begraben, weil gestern und vorgestern niemand hat begraben werden können. Vorgestern ist auch dem Lazaristen[279] das Pferd, so die leichen hinaus geschafft, auch gestohlen und dessen Wärter entlaufen. Jetzo hat man mit grosser Mühe ein anderes geschafft‘. (Droysen/Holcks Einfall in Sachsen etc.). Nach der Aussage des Theatrum Europaeum (Bd. III, S. 109), welches den Einfall in Altenburg drastisch, jedoch in üblicher Manier etwas propagandistisch übersteigert schildert, waren die kaiserlichen Truppen ‚gantz plötzlich und unversehens mit vier Tausend Pferdten allda ankommen / alles geplündert / die Weibs-Personen zu todt geschändet[280] / und die Mannspersonen zu todt geschraufft[281] / geprügelt / und auff allerley Marter[282] und Weis getödtet. Kirchen / Schulen / Pfarrhäuser wurden geplündert […], die Todten wurden aus den Särcken geworffen / die Weiber ranzioniert und geschändet / Tafeln und Flügel aus der Kirchen genommen / der Syndicus erschlagen / die Apothecken in grund verderbet [usw.]‘.

Leipzig erreichte man bereits in der Frühe des 18. August. Nachdem am 21.8. der Feldmarschall Holk und Feldzeugmeister Rudolf Colloredo mit der Artillerie eingetroffen waren, wurde die Stadt von Mitternacht an 12 Stunden lang heftig beschossen, so daß am 22.8. ein Akkord abgeschlossen und die Stadt übergeben wurde. Leipzig mußte 70.000 Reichstaler Ranzion erlegen und eine große Menge an Handelswaren, welche die Kaufleute in der Stadt zurücklassen mußten, fiel in die Hände der kaiserlichen Truppen. Lediglich die Pleissenburg,[283] auf welcher der kursächsische Oberstleutnant Christoph von Trandorf[284] befehligte, konnte sich den Eindringlingen widersetzen. (Chemnitz II, S. 121; Krebs/Hatzfeld, S. 271 nennt August Adolf von Trandorf)“.[285]

In der Delitzscher Chronik ist festgehalten: „Am 15. August erhielt der Rat durch den Rittmeister des Obersten Bredaw, Schönecke,[286] folgende Order des Feldmarschalles zur Ansicht und Abschrift:

‚Der Römischen Kaiserlichen Majestät Herr Oberster Bredaw wird auf sich und seine Unterhaber des Regiments, auf daß sie zu leben und kein Ursach auszureiten haben, sondern bei ihrer Standara[287] verbleiben müßen, hiermit angewiesen an die Stadt Delitzsch, deswegen er dahin kann schicken und kraft dieses Jemanden zu sich erfordern, der wegen des Unterhaltes mit ihm accordire; So fern sie sich beschweren, kann er Fußvolks mächtig werden, die sie dazu zwingen und auf so einen Fall mit ihnen, wie sich gebüret, ungern zum Exempel procediren, Sollten sie aber einen, oder mehr zur Salvaguardia von ihm begehren, kann er’s, nachdem sie sich accomodiren, geschehen laßen, doch daß er zweene Rathspersonen zu sich nehme zu deren Versicherung’.

Geben zu Leipzigk, d. 23/15 Augusti Ao. 1633.

(L. S.) H G Hulck mpr’.[288]

Die Ratsherren, der Bürgermeister Mr. Andreas Fischer und Mr. Franze, welche sich auf diese Schrift unter sicherer Bedeckung nach Leipzig begaben, wurden, weil sich Holke bei dem Gerücht von der Annäherung Tupadels[289] und der Sachsen zurückzog, als Geiseln zunächst nach Altenburg mitgenommen. Hier verlangte Bredaw erst 12 000 Taler, erließ aber auf Vorbitte des Syndikus Johann George Bohne aus Halle,[290] der sich auch als Geisel daselbst befand, 9 000 Taler, erlaubte auch, dass Mr. Franze zurückgehen könne. Die erste Nachricht von ihnen gab Bohse. Franze wurde auf dem Rückwege von Altenburg rein ausgeplündert und kam erst nach mehreren Tagen zurück. Unterm 28. August gab Bredaw dem Rate von Zwickau aus einen Sicherheitsbrief zu den Verhandlungen, die Annäherung der Schweden und Sachsen beschleunigte aber den Rückzug nach Böhmen und der Bürgermeister Fischer mußte bis Eger folgen, wo er dem Kommandanten Oberstleutnant Johann Gordon[291] übergeben ward. Bredaw cedirte[292] die Forderung an diesen und obgleich der Sächsische Ober-Kriegskommissar[293] Haubold von Schleinitz[294] behilflich sein wollte, daß das Geld der Stadt erhalten würde, so geschah doch nichts und die 3 000 Taler, welche man mit Not aufbrachte, wurden dem Gordon durch Wechsel auf Hamburg[295] gewährt. Am 24. November kam der Bürgermeister Fischer über Leipzig wieder an. Zu Deckung der erborgten 3 000 Taler brachte man vom Brauerbe[296] 10 Taler, vom Pfahlhause[297] 5 und 2 ½ , vom Hausgenossen[298] 1 Taler aus“.[299]

Holck hatte ein durchaus kritisches Verhältnis zu seinen Offizieren. „So beklagte er in einem Brief an Hatzfeld während des zweiten Feldzuges nach Sachsen, und unmittelbar nach einer Inspektion bei dessen Regiment, dass er ‚nicht genugsam der Offiziere zu Roß und Fuß Unfleiß berichten’ könne: Breda habe nicht nach der Order gefragt und an einer Kanone keine Wache gehabt, Kanonen und Hauptquartier seien überhaupt ohne alle Wacht, Uhlfeldt nicht auf seinem Posten gewesen, und Piccolomini hätte ebenfalls niemand auf Wache geschickt. Er – Holck – wolle am nächsten Tage ‚inquirieren’, an wem die Schuld läge und den verantwortlichen Offizier beim Kopf nehmen“.[300]

„Bernhard[301] hatte in der Zwischenzeit Deggendorf[302] eingenommen. Als er vom Heranzug Wallensteins hörte, eilte er noch am 3. Dezember nach Cham,[303] um ihm eine Feldschlacht anzubieten. Dieser verließ jedoch am 4.12. sein Hauptquartier Furth[304] und zog sich wieder nach Pilsen zurück, worauf sich Herzog Bernhard wieder in Richtung Donau und Isar bei Plattling[305] begab. Mittlerweile waren dort seine Kavallerieregimenter Herzog Ernst von Weimar,[306] Johann Bernhard von Öhm[307] und Georg von Uslar[308] in den Dörfern Geltolfing[309] und Aiterhofen[310] bei Straubing[311] von einem kaiserlichen Kürassierkorps unter Generalwachtmeister Giacomo von Strozzi[312] überfallen worden. Die kaiserlichen Obristen Franz Graf von Ulfeld (ein Däne) und Johann Rudolf von Bredau hatten diese Überrumpelungsaktion zusammen mit dem bayerischen Reiterobristen und Kommandanten in der Oberpfalz Johann von Werth[313] und dem späteren Feldmarschall-Leutnant Maximilian von Billehe[314] am 7. Dezember gegen zwei Uhr morgens durchgeführt. Die Kaiserlichen erbeuteten dabei 7 Standarten. (Hagstorf an Maximilian, StA München Akten 30jähr. Krieg, T. 203).

Andere Quellen berichten nur von 2 erbeuteten Standarten, die anderen verbrannten. Bernhards Regimenter verloren mehr als 1200 Mann. ‚Bei diesem Verlauf hat der Johann de Werth das seinige wohl treulich praestiert,[315] dann er den Einfall und ersten Angriff getan und samt den Seinigen von Anfang bis zum End in den Feind gesetzt. Der Strozzi aber hat in dem Feld in völliger Pataglia[316] gehalten [sic !], zu diesem Ende, damit er entweder auf den erforderten Notfall in der Bereitschaft sei, dem Johann de Werth zu succurirn[317] oder auf ereignete Occasion den flüchtigen Feind zu persequirn‘.[318] (Konrad Albrecht an Graf Werner Tilly vom 8.12.1633. Hallwich/Briefe Bd. 4, S. 481, bei Lahrkamp/Werth, S. 31). Bernhard führte seine Truppen daraufhin in die Umgebung von Regensburg und Straubing zurück und legte sie am linken Donauufer in die Winterquartiere,[319] zu welchem Zweck er die Städte Cham, Amberg und Neumarkt mit Kontributionen belegte“.[320]

Der Hofer Organist Jobst Christoph Rüthner [1598-1648] berichtet über die Anwesenheit Bredascher Truppen: „Freytags den 30. august, da eben die avisen von herrn generalfeldmarchall Heinrich Holckens tod[321] mit einkam, muste man von haus zu hauß brod colligiren[322] und in die quartier Sachsgrün,[323] Kautendorff[324] und angränzende ort verschaffen. Es kam selbiges tages auch herr obrist Adelshoffen[325] in die stadt. Und kurz nach seinen abreisen geschahe ein unverhofter schrecken wegen der schwedischen einfall von tauboldischen[326] und rosyschen[327] regiment, überfielen die croaten über Oßeck[328] in ihren quartiren, wurden in der stadt 3 niedergemacht, in der Vorstadt, was angetroffen ward, viel verwundet, und bekamen die schweden viel pferd. Der obriste Orosio Pauli[329] hat sich durch das verkriechen salvirt und ist davongekommen. In der nacht wurden obrist Bredam volck in 5 oder 6 trouppen commandiret, den schwedischen nachzusezen, sind dahero in mitternacht viel häuser im marckte spoliret[330] worden“.[331]

Wallenstein wandte sich am 12.11.1633 aus Görlitz[332] an Gallas: „Waß nun wegen derer von des herrn Churfürsten in Bayern Lden gegen dero Landen besorgender feindtsgefahr Ihr Kay. Mtt. vnß, auch deroselben wier hinwieder zugeschrieben, sowol waß bemelte Ihre Lden solcherwegen selbst vnlengst vndt gleich yetzo wiederumb an vns gelangen laßen vnd wieder dero hingegen damals vnd aniezo darauf geantwortet, solches alles hat der herr auß den samentlichen einlagen gnugsam zuersehen. Vnd weiln wir hierauf in alle wege bey der Intention verbleiben, daß der herr gedachten Graf Strozzi mit ein 25. Comp. Reütern vnd 5. Compagn. Dragonern ohne pagagy,[333] vmb den feindt zwischen der Dohnaw vnd Böhmen zu costigiren[334] vnd deßelben weitern vorbruch zuverhindern, fortschiken solle: Alß wirdt Er diesem also nachkomben vndt, wie wir vermeinen, hierzu von des Obr. Bredaw sowol des Vlefeldts, dan des Lamboy reutterey so viel, das in allem 25 Comp. sein, abordnen oder auch, da sich ettliche reutterey in Eger befindet, dieselbe ihme zugeben vnd hingegen so viel compagnien, als er alsdan bekompt, von besagter Bredawischen, Vlefeldischen vnd Lamboyschen reutterey zurükverbleiben vnd diselbe nebenst allem dem ѷberrest bey sich in Böhem behalten, auch benebenst bemeltem Graf Strozzi einbinden, dafern der feindt sich gegen Meißen, vmb sich mit dem Arnimb zu conjungiren, wenden thäte, daß er alßbaldt sich in Böhmen zurükbegeben vnd mit vns zusambenstoßen, auch keinesweges vber den Dohnawstrom, es wehre dan, daß der Hertzog von Weinmar gleichergestalt hinüber gienge, passiren solle“.[335] Am 29.12.1633 hatte sich Wallenstein aus Pilsen an Strozzi gewandt, eine Abschrift war auch an Breda gegangen: „Wir berichten den herrn hiermit, welcher gestaltt Ih. Mai. auf des herrn Churf. in Beyern D. instantien[336] vns abermals gnädigst anbefohlen, eine anzahl volks naher Beyern zuschiken vnd den feindt von dannen gäntzlich zurück zu treiben. Nun halten wir zwar solches bey dieser winters Zeitt für vnmöglich, indem anders nichts daraus erfolgen, dann das selbiges volk in die euserste ruin gerahten vnd aufn Früling Ih. Mai. dienst nicht, wie sichs gebührt, verrichtet vnd den feindt würde begegnet werden können; nichts desto weniger woltten wir hieruntter Ih. Mait. gnädigsten willen gern vollziehen, zuvor aber von dem hohen officiern bey der aramada vernehmen, was sie dießfals zu thun rahtsam befinden, inmassen wir dann dem Graven von Altringen,[337] vns hierüber sein guttachten durch einen offier eilfertigst zu communiciren, zugeschrieben. Vnd erinnern dahero den herrn, zu gleichmesigen ende den Obristen Bredow alsbald nach empfahung dieses anhero zu senden vnd seine meinung, was bey dieser winterszeit, damit Ih. Mai. dienst nichts praejudiciret[338] vnd das noch übrige volk vollendts ruiniret werden dürffe, vor die handt zu nehmen möglich vnd thunlich, durch denselben zu eröfnen“.[339]

Breda hatte am 12.1.1634 den 1. Pilsener Schluss mit unterzeichnet,[340] aber nicht den 2., da er zu diesem Zeitpunkt abwesend war. Wallenstein hatte sich am 24.1.1634 aus Pilsen an Aldringen selbst gewandt: „Wir werden berichtet, welchergestaltt der Herr von dem vnterhabenden Volk ettliche Regimenter im Landt Ob der Enns zu logiren vorhabens. Allermassen nun die höchste vnmöglichkeit ein solches nicht zulaß vnd vnß bereits von Ihr Mayt. Schreiben zukommen, das die Vlefeldische vnnd [Bred]awische Reütterey wegen grosser vnvermögenheit des Landes herausgenommen vnd anderwerts logiret werden sollen, deßwegen wir vnnß aber, zumaln dieselbe anderßwo zu accomodiren vnmöglich vnd dies Königsreich Behem ohne das dergestallt mit Volck vberhaufft, das es den nothwendigen [vnderhaldt nicht mehr haben khasn] entschuldiget: Alß erinnern wir den Herrn, hochstgedachter Ihr Mayt. vorigen gnädigsten resolution gemeß die infanterie nebenst 20 Comp. reüttern im Ertzstift Saltzburg, es geschehe per amor oder per forza, zu logiren, die vbrige Cavallerie aber vnterm Commando des Herrn von Scherffenberg[341] in vnterösterreich zu incaminiren.[342] Vnnd weiln vnß gern wegen recroutirung[343] des volcks, zumaln vnß der Sommer, ehe wir vermainen, aufn Halß kommen wirdt, vnd sonsten mit den Herrn vnterreden wollten, als würde vnß, dafern es Ihm möglich, sehr angenehm sein, das, nachdem die Logirung des Volks erstgedachtermassen zu werk gesezt, Er einen Postritt zu vnß anhero auf sich nehmen vnd verrichten thäte“.[344]

Am 27.1.1634 hatte sich Ferdinand II. aus Wien in dieser Angelegenheit wieder an Wallenstein gewandt: „Vnnß haben vnsere treugehorsamiste Land Ständt vnsers Erezherczogthumbs Össterreich Ob der Enß wehemüettig zuvernehmen geben, wasgestalt ihnen vber vorhero im Landt habende ѷberheüffige Reütterey, zu deren Quarttier: vndt vndterhaltung sie bey weitten nit erkleckten, noch drei Regimenter, als Bredaw, Vlefeldt: vnd Davigny,[345] vnd also in allem sechs vnd sibentzig Compag. sambt drey General Stäben[346] angewisen vndt eingelegt worden, warbey, wie sie nun einmahl vnder der Last gancz vnd gar erligen müesten, vnß vmb allergnedigste hülf vnd remedierung[347] angelangt. Weil wir dan wegen wissentlichen kleinen bezirckh selbiger Landschafft befinden vnnd bekhennen müessen, daß aus solcher einquarttierung gewiß nichts anders als die völlige ruin vnd verwüestung desselben zu gewartten, vnd dannenhero die eheiste remedierung mit sonderbahren tragenden verlangen gern sehen möchten: Als haben wir dieselbe auch hiemit zue D. Ld. befindenden guten discretion vertreülich stellen wollen, waß etwoh von solcher ѷberhaufften Reütterey vnndt Stäben irgendt anderer Orthen transferirt oder aber, da ia solche etwoh aus dem Vrsachen, weil man wegen deß nachenden Feindts dz Volckh an der Thonau beisamben halten müesse, nit wol an andere weitab gelegene Orth vmbgelegt werden könten, wie zum wenigisten ein gueter theil solcher aualleria etwas besser hinnauf an dem Ynn auanziert vnndt aller Orthen die wider die publicierten Ordinanzen fürlauffende Insolentien[348] vnndt gewalttätige bezwangnussen mit ernst abgestelt wurden, wolten wir so dan auf erfindtliche mittel vnd weeg trachten lassen, wie von diesen oder andern vnsern Landen denselben etwoh mit der Zuefuhr geholffen vnd sie dardurch solches alzuschwären Lasts dannochter in etwas enthebt vnd subleuirt[349] werden möchten“.[350] Am 21.2.1634 wandte sich Servatione Hardone v. der [de la] Fossen[351] aus Wodňan[352] wahrscheinlich an Piccolomini: Wallenstein reise angeblich am nächsten oder übernächsten Tag nach Prag ab. Die in Mähren und den Nachbarländern stehenden Truppen seien beordert worden, nach Prag zu marschieren. Im Interesse der kaiserlichen Sache dürften aber Ilows[353] und Trčkas[354] Befehle nicht befolgt werden. Er selbst erstatte seine Berichte und bitte um weitere Befehle. In der vorigen Nacht sei ein Offizier von Gallas‘ Dragonern durch Protowin[355] geritten mit dem Befehl, gewisse Regimenter sollten aus Mähren nach Prag marschieren und bloß den Befehlen Wallensteins gehorchen. Er selbst habe den Kommandanten darauf aufmerksam gemacht, dass solche Leute in Zukunft auf der Stelle verhaftet werden sollten. Man müsse Verbindung mit Pilsen herstellen, dessen Bürger treu seien. Eine Abteilung von Breda marschiere in Richtung Strakonitz.[356]

Breda diente dann unter Piccolominis Kommando. Er war ein unbedingter Anhänger Wallensteins und einer der in Sonderdeputation abgesandten Offiziere gewesen, die Wallenstein im Januar 1634 baten, das Kommando nicht niederzulegen.[357] Trotzdem machte sich Caretto di Grana,[358] der eifrigste Verfolger der Wallenstein-Anhänger, beim Kaiser für Breda stark, damit dieser Niemanns[359] Haus – Niemann war zusammen mit Wallenstein in Eger ermordet worden – in Prag bekam. Nach Wallensteins Ermordung konnte Breda dessen Herrschaft Lämberg[360] erwerben und das Schloss in barockem Stil umbauen. Von Breda gelangte die Herrschaft an die Grafen von Gallas (danach Clam-Gallas).

Vom 14.5. bis zum 28.12. haben sich dreissig Berichte Lodovico Gonzagas[361] an Piccolomini über die Kämpfe im Reich erhalten, im Rheinland und in der Umgebung von Fulda,[362] über die Korporation der Obristen Corpes,[363] Diodati,[364] Suys[365] und Breda sowie über militärische Operationen gegen Bernhard von Sachsen-Weimar,[366] Banér[367] und das französische Heer, das Heidelberg[368] von den kurbayerischen Truppen der Reichsarmada erobert habe.

„Im Oktober [1634; BW] hatten die Kroaten Meiningen[369] und Salzungen[370] geplündert, und als sie gegen Suhl[371] vorrückten, war Eisenach[372] um sein eigenes Schicksal so sehr in Sorge, daß man nicht wagte, den fürstlich sächsischen Amtmann Moritz Hartmann von Butlar zu bestatten, der aus Salzungen geflohen war und am 18. Oktober hier verstorben war. Man setzte ihn eilends in der Georgenkirche bei, und erst im März des folgenden Jahres fand das Leichenbegräbnis unter entsprechender Feierlichkeit statt. Die Kroaten wurden zwar durch die Reiterei Herzog Wilhelms von Weimar[373] zurückgetrieben, dafür zog aber am 22. Oktober der unter dem General Banér stehende Graf von Hoeditz[374] in die Stadt ein und brachte außer seinem ganzen Regiment zu Roß noch dreihundert Mann Fußvolk mit. Es muß hier eingeschaltet werden, daß der zweite Teil der schwedischen Armee, welcher [welchen auf Weisung ?; BW] Oxenstierna[s][375] in Heilbronn[376] der General zum Führer erhalten hatte, inzwischen nach Böhmen vorgedrungen, dort aber zurückgeschlagen worden war und sich über Meißen[377] durch das Altenburgische nach Thüringen zurückzog. Auf diesem Marsch traf jetzt Oberst von Hoeditz in Eisenach ein.

Ohne von der Anwesenheit der Truppen Kenntnis zu haben, versuchten am 4. November sechshundert Kroaten, denen sich etwa ebensoviele aus dem Fuldaischen und Fränkischen zusammengelaufene Bauern angeschlossen hatten, Eisenach zu überfallen. Das Vorhaben wurde aber rechtzeitig bemerkt, und das Hoeditzsche Fußvolk, unterstützt von dem bewaffneten Eisenacher Bürgerausschuß, rückte gegen die Angreifer aus. Es kam zu einem regelrechten Treffen, in dem der Feind unter schweren Verlusten zurückgeschlagen wurde. Allein fünfundzwanzig Kroaten lagen im Georgental in der Nähe des Vachaer Berges tot auf der Straße; außerdem war eine große Anzahl von Bauern im Walde niedergemacht worden, die sich dort versteckt hatten und vom ‚Ausschuß‘ beim Durchsuchen des Gebüsches aufgespürt worden waren. Neunzehn von ihnen, darunter ein polnischer Edelmann, wurden gefangen genommen und lebend in die Stadt gebracht. Man fand bei ihnen Schwefel, Pulver, Flachs und Salz vor und konnte daraus unzweifelhaft schließen, daß es auf Brandlegung und Plünderung Eisenachs abgesehen gewesen war. Nach Kriegsrecht wurden sie deshalb zum Tode verurteilt und vor dem Tore an Bäumen aufgeknüpft. Nur zwei Knaben, die sich noch im allzu jugendlichen Alter befanden, ließ man laufen“.[378]

„Auf Aufforderung Piccolominis hatte der Feldmarschall Rudolf Colloredo zu Mitte September 1634 aus Schlesien ein Truppenkontingent nach Franken kommandiert, welches am 4. Oktober unter dem Generalwachtmeister Wilhelm von Lamboy in Eger eintraf (DBBTI V/1002, 1009; Braun/Leopold, S. 51). Die ursprünglich von Piccolomini angenommene Truppenstärke Lamboys von 8000 Mann wurde jedoch bei weitem nicht erreicht, oder Lamboy hatte unterwegs Truppen disloziert. Jedenfalls wird in einem Bericht Hatzfelds an Gallas die Truppenstärke Lamboys mit 2500 Mann angegeben (Krebs, S. 214), eine Zahl, die sich exakt auch mit der bei der wenig später erfolgten Ankunft der Lamboy’schen Völker in Coburg[379] deckt (Karche I, S. 205). Über Marktleuthen[380] und Münchberg[381] näherten sich Lamboys Truppen der brandenburgischen Stadt Kulmbach.

Aus seinem Quartier in Kirchenlamitz[382] forderte der Generalwachtmeister die Herren ‚Bürgermeistern und Rath gemeiner Statt Culmbach‘ mittels eines Schreibens zur Übergabe auf: ‚[…] Nachdeme Ich mit Zwölftausend Mann zu Rosß vnd Fueß Kayserlichen Kriegsvolckhs dießerorten im Anzug, Alß werden Sie durch dießes der gepühr vnd ernstlich erinnert, alsobalden nach empfang dieses die schleunige Anordnung zu thun, daß vor die obbemelte mihr vndergebene Kayserliche Armee nottwendiger Proviandt ahn Bier, Brodt vnd anders Nottwendigliche unfehlbar verschaffet und stündlich fertig gehalten [wird], Vnd daneben auch in einer Summa Sechstausend Reichsthaler zur handt gebracht vnd erleget werden […]. Geben Kirchenlamitz den 26. Octobris [Donnerstag] Anno 1634. Der Röm: Key: auch zu Hungarn vnd Böheim Königl. Meytt: Cammerer, GeneralVeldt=Wachtmeister vnd Obrister zu Rosß – Lamboy‘ (StaB Rep. C 48/208).

Bei der Stärke seiner Truppen hatte Lamboy, nach üblicher Manier, kräftig übertrieben. Andererseits muß man berücksichtigen, daß der Troß mindestens ein zusätzliches Drittel an Personen umfaßte und Lamboy möglichst nicht nur für einen, sondern für mehrere Tage Proviant erlangen wollte.

Dieses Schreiben wurde am folgenden Tag, Freitag, den 17./27. Oktober durch einen Trommelschläger überbracht. Die Stadt entschuldigte sich: ‚[…] weil aber diese arme Stadt […] lange Zeit von der kayserlichen Soldateska‘ notorisch geplündert worden sei, ‚und über dieses alles, das gantze Land und Fürstenthum albereit vor geraumer Zeit von allerhöchstgedachter Kayß: Mayt: und [dem] Churfürsten S. D. von Bayern wie auch dem Stifft Bamberg in Contribution gesetzt worden‘, könne man unmöglich diese Forderungen erfüllen. Gleichzeitig versuchte man einen kleinen Kunstgriff, um die Soldaten vom Betreten der Stadt abzuschrecken, indem man anführte, daß ‚durch die sehr hefftig noch graßirende giftige Seuch und plag der Pestilenz viel hundert persohnen verstorben […]‘. Unterzeichnet ist das Antwortschreiben mit ‚Datum Culmbach den 17. Octobris A: 1634. Bürgermeister vnd Rath daselbst‘. (StaB Rep. C 48/208). Tatsächlich hatte die Stadt gerade eine Pestepidemie überstanden, so daß sich kaum mehr als 40 wehrhafte Bürger in der Stadt befanden.

Mit dieser Antwort konnte sich Lamboy natürlich nicht zufrieden geben. Am folgenden Tag, Samstag, den 18./28. Oktober ließ er die Stadt durch einen Trompeter mittels eines Schreibens aus seinem Quartier in Stadtsteinach[383] erneut zur Übergabe auffordern. Gleichzeitig präsentierte sich der Feind in voller Schlachtordnung ‚auf dem Mühlberg oberhalb dem Eichgrund Cauerndorf[384] und [hat] den ganzen Tag daselbsten in Bataille gestanden‘. Mittlerweile hatte sich der Hauptmann der Plassenburg,[385] Hans Christoph Muffel, der weiteren militärischen Vorgehensweise angenommen. Er nutzte die Gelegenheit, den ‚Trompeter, so itzunder vor die steinern brucken kommen will'[,] nach der Truppenstärke des Feindes auszufragen. Muffel notiert dabei: ‚zu Pferd, 3 Regiment: Hatzfeld, Lamboy, Brettau; 3 Regiment zu Fuß: Adelzhoffen, Wangler,[386] daß dritte Regiment weiß er nicht‘. In einer nachträglichen Notiz ergänzt Muffel diese Informationen: ‚1. Brettau, 10 Comp., 2 zu 80 pferd [gemeint ist das Kürassierregiment Johann Rudolf von Bredau, welches zu diesem Zeitpunkt allerdings nur 9 Kompanien hatte]. 2. Lamboy Corazzen 10 Comp. [Arkebusierregiment Lamboy]. 3. Hatzfeld halb Corazzen[387] und halb lange Rohre [Kürassierregiment Melchior von Hatzfeld, 7 Kompanien unter OL Adolf Krafft,[388] die Hälfte davon Arkebusiere]. 4. Wangler zu Fueß [10 Kompanien unter Johann Wangler d. Ä.]. 5. Adelzhofen 11 Comp. zu Fueß [Fußregiment Johann von Adelshofen]. 6. Gallas 8 Comp. [Fußregiment Gallas unter OL Bernhard Heinrich von Westerholt[389]]. S[umma] bey 3000 Mann‘. (C 48/208, ergänzt durch LKKA/DBBTI V). Muffel schätzt die Stärke der Lamboy’schen Truppen erstaunlich gut ein, vielleicht hatte er die Zahl auch über den Trompeter erfahren. Die Stärke der Regimenter zu Pferd dürfte demnach zwischen 250 und 350 Pferden gelegen haben, die Fußregimenter hatten im Schnitt 600 Köpfe.

Interessant ist der Weg der Übermittlung der Übergabeaufforderungen an den Markgrafen Christian.[390] Diese wurden von Muffel jeweils mit einem eigenen Anschreiben versehen und solchermaßen auf die Plassenburg expediert, was die Kommunikation wohl nicht gerade beschleunigte. Die Antwort des Markgrafen Christian auf diese zweite durch den Trompeter überbrachte Aufforderung war abschlägig: die Übergabe der Stadt, vor allem aber die der vornehmen Hauptfestung Plassenburg stünde nicht in seiner Entscheidungsgewalt, er wolle ‚aber mit dero confoederirten davon communiciren, inmittelst sollte er sich [Lamboy] in 14. Tags gedulden‘. Eine solche Antwort war nun überhaupt nicht nach dem Geschmack des Generalwachtmeisters, denn am gleichen Tag (28.10.) ‚Nachmittags vm 2. Vhr [hat] eine starke Trouppe von ungefehr 40. Pferden über die Kauerndorffer Aue herein in voller curir [Carriera = Galopp] gegen die steinern Bruken zugesezet. Nachdeme ihnen mit Musqueten[391] und FeuerRohren [Radschloßgewehren] anfangs zihmlich zugepfiffen worden, haben sie sich gegen die Aue hinunter auf Bürbitsch [Pörbitsch, heute Kulmbacher Stadtteil] und gegen den berg hineinretiriret, da ihnen dan unsere Reuter stark nachgesezet und auffeinander starck Feuer geben; darüber aber noch zwey starcke Trouppen zu ungefehr 50. Pferden von Cauernburg herzukommen, und ihr secundirten, auch zugleich das Fusvolk ganz unversehens von Folschniz [Fölschnitz[392]] herein bey der Pulvermühl sich presentirte vnd auf die unsrigen Feuer geben, so haben die Soldaten und Burger die steinern Bruken verlassen, und sich gegen die Vestung und in die Stad zu salviren gezwungen befunden; und weilen aus größter Verwahrlosung und Unachtsamkeit alle Thore offen gestanden, auch die Wachen schlecht bestellt gewesen, ist der Feind wider alles verhoffen ohne einigen Widderstand und Gegenwehr alsobalden in die Stad und Vorstad gekommen, sich derselbigen bemächtiget und die ganze Nacht hindurch mit Aufhauung der Gewölber, Gemächer, Truhen und Kisten alles ausspoliret […]‘.

Kulmbach wurde während der Nacht von Samstag auf Sonntag völlig ausgeplündert, so daß der Chronist den entstandenen Schaden auf 2 Tonnen Goldes (200.000 Gulden) schätzte. Als man schließlich damit begann, Feuer in die Stadt zu legen und bereits 9 Häuser und 2 Städel in der Fischergasse vor dem ‚GrünWehrer Thor‘ in die Asche gelegt waren, erklärte sich die Stadtobrigkeit am folgenden Tag, Sonntag, den 29.10.[,] zu Unterhandlungen bereit. Man einigte sich schließlich auf eine Brandschatzung von 2440 Reichstalern.

Der Übergabevertrag wurde zwischen Bürgermeister und Rat der Stadt Culmbach und Giovanni Battista Picchi,[393] ‚Ihr: Röm: Keyß: Mayt: deß löblichen Adolßhoffischen Regiments zue Fueß bestellter Obrister Wachtmeister in Namen des Herrn Wilhelmen Freiherrn von Lamboy‘ verhandelt und ist mit 19./29. Oktobris Ao. 1634 datiert. Möglicherweise war Lamboy zu diesem Zeitpunkt mit einem Teil der Truppen schon in Richtung Kronach weitergezogen, denn am 30.10. kamen diese bereits vor Coburg an. Der Worlaut des Akkords nennt eine Ranzionssumme von 2000 Reichstaler für Lamboy und eine nicht näher spezifizierte Summe für die Unterbefehlshaber, zur Hälfte innerhalb von 4 Tagen, der Rest innerhalb von 14 Tagen zu erlegen. Diese Summe wurde von den Bürgern der einzelnen Stadtviertel erhoben und eingesammelt. Die offiziellen Erhebungslisten, welche die jeweiligen von den Bürgern entrichteten Teilbeträge enthalten, nennen eine Gesamtsumme von 2660 Reichstalern (StAB C 48/208). Möglicherweise liegt hier ein Schreibfehler im Bericht von Longolius vor.

Die problemlose Einnahme Kulmbachs durch die Truppen Lamboys war ein relatives Glück für die Stadt, denn es wurden nur 5 Einwohner getötet, darunter der ehemalige Hofsattler Heinrich Hauck, den man ‚vor einen alten Pfaffen angesehen‘, der Krämer Hans Stängel und der Schmied auf dem Markt. ‚Herr Matthias Haßfurther, Bürgermeister, ist in seinem Hauß dermaßen übel tractiret vnd zugerichtet worden, daß er den dritten Tag hernach verstorben‘. Die Verluste der Angreifer waren unerheblich, obwohl einige der Plünderer bei der Abführung ihres Raubes erschossen wurden, ‚auch ihrer drey bei der Pulvermühl liegen geblieben, welche das ungeziefer meistens verzehret‘. Auch berichtete man, daß eine Anzahl gefallener Angreifer mit nach Kronach geführt und dort begraben wurde.

An der Plassenburg über Kulmbach versuchte sich der Feind überhaupt nicht erst: ‚Dan ob derselbe wol die Stadt Culmbach mit gewalt eingenommen, vnd gantz ausgeplündert, konte er doch der Festung nichts anhaben, sondern ward genötiget die Stadt, alldieweil aus der festung mit Stücken vnd granaten starck hineingespielet worden, auch zu verlassen‘. (Chemnitz II, S. 581). Daß die Truppen aufgrund der Beschießung von der Plassenburg abzogen[,] darf bezweifelt werden – eine solche wäre mit Sicherheit noch vor Abschluß des Übergabevertrags erfolgt. Man kann annehmen, daß nach Abschluß des Akkords und der Zusage zur Leistung der Zahlungen der glimpfliche Ausgang der Belagerung nicht mehr durch unnötige Aktionen gefährdet werden sollte. Die Lamboy’schen Völker zogen größtenteils noch am Sonntag, den 29.10.[,] über Kronach in Richtung Coburg ab und nahmen bis zur Erlegung der noch ausstehenden Geldforderungen zwei Geiseln mit“.[394]

„Herzog Wilhelm versuchte nun erneut den Feldmarschall Johan Banér, der sich zwischenzeitlich zu einer Unterredung bei dem schwedischen Reichskanzler Oxenstierna aufgehalten hatte, zu einem Vorstoß über den Thüringer Wald zu überreden. Am 4. November traf man sich ohne Ergebnisse in Erfurt[395] und am 8.11. kam es zu einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen den beiden bei Leipzig. Banér verließ daraufhin am 11. November Erfurt und begab sich in das Stift Magdeburg. Seine Truppen ließ er in den Quartieren um Erfurt. Herzog Wilhelm mußte sich nun nach anderen Verbündeten umsehen. Bereits am 18.10. hatte er sich auf Vermittlung des Kommissärs Heußner von Wandersleben[396] mit dem Landgrafen Wilhelm V. von Hessen,[397] dem persönlich sehr an einer Vereinigung mit den weimarischen Truppen gelegen war, in Eisenach getroffen. Dort schlug er dem Landgrafen vor, alles Volk, daß er nicht unbedingt zur Besetzung seiner Pässe und Festungen benötigte, möglichst 3000 Mann zu Fuß und 2000 Reiter, zusammenzuziehen und sich in Richtung Thüringen in Bewegung zu setzen. Der Hessische Landgraf hatte sich generell dazu bereit erklärt, jedoch war Herzog Wilhelm in seiner schwankenden Haltung und durch seine Hinwendung zu Banér zwischenzeitlich wieder von diesem Plan abgekommen.

Nach dem Ausfall Banérs schienen dem weimarischen Herzog erneut alle möglichen Alternativen recht. Den Kommissär Heußner von Wandersleben sandte er zu Herzog Bernhard und Oxenstierna nach Mainz.[398] Auf dem Weg dorthin sollte er bei dem Landgrafen Wilhelm von Hessen intervenieren. Am 16. November traf Heußner in Kassel ein. Der Landgraf war sofort bereit, einen Teil seiner Truppen, 4 Regimenter zu Roß (etwa 1500 bis 2000 Reiter) und 400 kommandierte Musketiere, unter dem Generalmajor Kurt von Dalwig[399] nach Vacha[400] an der Werra zu entsenden, wo sie sich mit den Truppen Herzog Wilhelms vereinigen sollten. Die hessischen Truppen machten sich sofort auf den Weg und standen am 21.11. bei Rotenburg[401] an der Fulda. Am 22.11. waren sie bei Vacha angelangt, wo sie aber weder Herzog Wilhelm, noch seine Truppen vorfanden. (Huschke, S. 256-261).

In der Zwischenzeit hatten sich Melchior von Hatzfelds berittene Truppen unter dem Generalmajor Johann Rudolf von Bredau und einige von Isolanos[402] kroatischen Einheiten unter dem Obersten Marcus Corpes, zusammen 8 Regimenter zu Pferd und 400 Dragoner unter Oberst Wilhelm Gall a Bourg,[403] im Stift Fulda gesammelt und Dalwig sah keine andere Möglichkeit, als sich auf Hersfeld[404] zurückzuziehen. Dort kam es am 27.11.1634 zu einem folgenschweren Zusammenstoß, als die Kaiserlichen die Hessischen, welche gerade von Hersfeld (die zeitgenössischen Quellen schreiben Hirschfeld) abziehen wollten, in dichtem Nebel umringten und überwältigten. Viele Reiter wurden niedergehauen, die meisten Reiter und Offiziere (etwa 700), einschließlich des Generalmajors Dalwig, wurden gefangengenommen. Nur wenige Reiter retteten sich nach Spangenberg[405] und Kassel, von denen die meisten am 8. Januar des folgenden Jahres 1635 überfallen und endgültig vernichtet wurden. (Chemnitz II, S. 584; Theatr. Europ. III, S. 385).

Damit waren die Truppen des Landgrafen von Hessen, bis auf einige wenige Garnisonen in Hessen und Westfalen, fast völlig eliminiert, worüber der Landgraf verständlicherweise äußerst ungehalten war und aus seiner Schuldzuweisung an Herzog Wilhelm von Hessen in einem Brief keinen Hehl machte: ‚Es heißt schlecht Abschied gehalten, wenn einer so eilig aufmahnt und einer so willig ist, bleibt aber hernach aus. Es wird mich klug machen, auf ein andermal nicht so kostfrei zu sein‘. (Huschke, S. 262)“.[406]

Der schwedische Hofhistoriograph Bogislaw Philipp von Chemnitz [9.5.1605 Stettin-19.5.1678 Hallsta, Gem. Västerås] berichtet unter dem November 1634: „Nun bemühete sich zwar der Land-Graff von Hessen / dem Feinde zubegegnen / vnd nicht allein die grassirende Croaten einzuhalten / sondern auch denen / der enden aufgewiegelten / bauren zusteuren: Wie dan die seinige dieser eine gute anzahl im Städtlein Hünefeld angetroffen / vnd / nachdem Sie durch eine petarde[407] das thor eröffnet / was sich von ihnen im gewehr gefunden / niedergemachet. War aber dem wercke / weil der Feind sich je länger / je stärcker machte / vnd immer mehr vnd mehr trouppen an sich zog / allein zu schwach: Derhalben Er den Königl-Schwedischen FeldMarschalck / H. Johan Baner / vnd / Hertzog Wilhelm zu Sachsen / Weimar / unb Hülfe ersuchet. Darauff Hertzog Wilhelm Ihm durch Gen-Commissarium Heusner zuwissen gethan: Welcher gestalt Er mit gedachtem FeldMarschalck Sich vereinigt / dreytausend pferde / vnd zwey tausend einhundert zu fus zusammen zubringen / solche zu den seinigen zustossen / vnd ob man den Feind in etwas zurück treiben könnte / gesambter hand einen versuch zuthun; Auch dieselbige also marchiren zulassen / damit Er gegen den elfften oder zwelfften tag WinterMonats sich ohnfehlbarlich bey Vacha oder Eisenach einstellen möchten. Allein solches schlug gar anders aus / dan wie der LandGraff gehoffet. Sinthemahlen in deme Er / dem verlas zufolge / von reiner reuterey vier Regimenter / vnterm Obristen Cord von Dallwig[408] / nebenst vierhundert Commendirten Knechten / zu bestimter zeit dahin geschicket / erlangten diese doch nicht allein keine nachrichtung von den andern / sondern warteten auch in dritten tag vergebens auf: Wie Sie endlich aus noth wieder aufbrechen müssen / vnd sich gegen Hirschfeld begeben. Von dannen der Feind / gleicher gestalt wie in Vach beschehen / gewichen war / indessen aber / über diesen langen verzug / sich aus vielen orten mit acht Regimentern zu pferde / vnd vierhundert dragonern zusammengezogen hatte. Damit Er / den siebenzehenden WinterMonats / die Hessische / als Sie eben von Hirschfeld abziehen wollen / in einem grossen nebel vnversehens übereilet / fast gantz ümbringet / getrennet vnd geschlagen. Worüber / ausser denen / so aufm platze todt geblieben / sambt dem Obristen Cord von Dallwig selbst / vnd vielen andern Officirern / in die siebenhundert Gemeine / an reutern vnd knechten / gefangen / vnd also diese Hessische völcker durch solche wiederwertige faction[409] fast gar capot geworden. Den überbliebenen vnd entrunnenen hieng das vnglück so gar an / das es Ihnen auch bis in Hessen gefolget: Allwo der Obriste Breda / gegen ausgang des ChristMonats / zu Dresaw[410] bey Ziegenhain[411] / deren theils überfallen vnd vollends zu nichte gemachet. Wodurch die Trouppen / so der Land-Graff / ausser der nothwendigen Guarnisonen / in Hessen bey sich hatte / mehrentheils darauff gegangen / vnd Er nur noch in Westpfalen an reuttern vnd Knechten etwas übrig behalten“.[412] Das „Theatrum Europaeum“[413] berichtet dazu: „Nach dem die Käyserl. bißhero in dem Stiffte Fulda ziemblich starck eingenistet / vnd die Hessische / daß es in die länge kein gut thun würde / vermeynet / haben sie sich mit den Bannier- vnd Lüneburgischen bey Erffurt[414] zu conjungiren vnderstanden / vnd vmb Hirschfeld ihren Rendevous anzustellen vermeynet. Es ist aber solches der Hessischen Beginnen dem Obristen Breda vnd General Zeugmeister Hatzfeld zeitlich verkundschafft / vnd sie dergestalt praevenirt[415] worden / daß die Bredawische Cavallery / als sie nun im marchiren vnder Hirschfeld begrieffen / in dem damahl dicken Nebel auff sie avancirt / vnd also ruinirt / daß daß Hatzfeldische Regiment neben dem Hessischen General Wachtmeister vnd Obristen Court von Dalwigen / noch ein Rittmeister / ein Leutenant / ein Serganten[416] / ein Corporal[417] vnd 2. fliegende Cornet überkommen.

Das Wallische[418] Tragoner Regiment / 3. Capitäyn / 2. Leitenant / 1. Fähnrich[419] / 2. Feldwäbel[420] / 6. Serganten / 1. Fourir[421] / 7. Coporaln / 1. Capitäyn de Armis,[422] 352. Knecht / 1. Leutenant zu Pferdt / 1. Cornet zu Pferdt.

Obr. Corpus, den Obr. Leutenant Daniel[423] / vnder dem Hanawischen[424] Regiment / 4. Rittmeister / 4. Leutenant / 3. Cornet / 1. Wachtmeister[425] / 1. Quartiermeister[426] / 16. Corporaln / 87. Soldaten zu Pferdt.

Das Bredawische Regiment aber 231. Reuter / 4. Rittmeister / 4. Fliegende Cornet / 3. Cornett ins Wasser gejagt / vnd seyn in allem bey 1500. auff der Wallstatt[427] geblieben“.[428] Am 29.11.1634 berichtete Piccolomini Gallas, der Feind habe eine Abteilung bei Hersfeld zurückgelassen. Darauf sei Breda mit seinem Regiment, vier Hatzfeldischen Kompanien und den Dragonern ausgeschickt worden. Das Ergebnis des Gefechtes sei günstig (!) gewesen.[429]

Im Dezember 1634 lag Breda zunächst krank in Fulda.[430] Er unterrichtete Melchior von Hatzfeldt von dem Überfall schwedischer Truppen bei Eisenach und deren Rückzug in den Thüringer Wald.[431] Wie Breda Hatzfeldt weiter informierte, lag Piccolomini in Schweinfurt.[432] Der hessische Generalleutnant Melander[433] und Georg von Braunschweig-Lüneburg[434] seien auf dem Marsch aus einer Garnison im Stift Münster, die an die Generalstaaten[435] übergeben werden solle, nach Kassel. Unter Beilage eines Berichtes des Obristen Steinheim[436] für Piccolomini unterrichtete er ihn von der Eroberung von Chemnitz durch Feldmarschall-Leutnant Colloredo. 6.000 schwedische Soldaten ständen bei Arnstadt.[437] Er habe Späher zur Feststellung der schwedischen Kriegspläne ausgesandt.[438]

Erwähnt wird Breda in der „Denkschrift über den Ruin der Landgraffschaft [Hessen-Darmstadt; BW] infolge des Überzugs besonders durch die Kaiserlichen, aus dem Dezember 1634“: „Herr graf Philipp von Manßfeld,[439] herr graf Egon von Fürstenberg,[440] herr generalcommissarius von Ossa,[441] herr obrister und commissarius Lerchenfeld,[442] sonderlich aber herr obrister von Bredau und herr obrister Corps[443] und andere erweisen sich aller geneigten guten affektion. Aber der schad ist doch vorhanden, welchen unser gnäd. fürst und herr alle übrige lebenstage, da auch schon seine fürstl. gnaden noch 100 jahr in vivis[444] sich befinden sollten, schwerlich wird verwinden können“.[445]

„Am 26. Dezember 1634 trafen 6000 Franzosen zu Fuß, 1000 Karabiniers[446] und 3 Kompanien zu Pferd unter dem Befehl der Marschälle de Brézé[447] und Marquis de la Force[448] bei Bernhard ein, der in der Gegend um Ladenburg[449] am Neckar und Weinheim[450] nordöstlich Mannheim[451] mit seinen restlichen Truppen lag. Am 31. Dezember 1634 setzte sich diese Armee zum Anmarsch gegen Mansfeld, der mittlerweile um Frankfurt[452] lagerte, in Bewegung. Dieser ging über den Main zurück und stellte die Verbindung mit Piccolomini her, der von Würzburg[453] heranmarschierte und dessen Kroaten bis Fulda und Hersfeld streiften. Bönninghausen vereinigte sich mit dem kaiserlichen Obristen von Breda, den Piccolomini vorausgeschickt hatte, um die Avantgarde des bei Gelnhausen[454] stehenden Herzogs Bernhard anzugreifen. Bernhard beabsichtigte einen Anschlag auf Friedberg,[455] ging jedoch auf Frankfurt zurück, nachdem er eine französische Garnison in Gelnhausen[456] zurückgelassen hatte, mit dem Befehl, die Stadt bis zum Äußersten zu verteidigen. Abgesessene Reiter und Dragoner Bredas und Bönninghausens erstiegen jedoch in der Nacht zum 25. Januar 1635 die Mauern. Als erste drangen die Dragoner des Regiments Gallas ein. 8 französische Kompanien wurden zersprengt und meist niedergemacht, der Kommandant Oberstleutnant Redovin[457] und der Obristwachtmeister Chambre[458] gefangen, 8 Standarten erbeutet. Bönninghausen berichtete Mansfeld, er habe die Standarten für ihn abgefordert, doch habe der Kommandeur des Regiments Gallas sie verweigert, um sie Gallas selbst zu überbringen“.[459] „Um den Fortschritten Mansfeld’s entgegenzutreten, beschloß Bernhard von Weimar, welcher bei Arheiligen,[460] nördlich von Darmstadt,[461] seine Armee durch Heranziehung der französischen Hilfstruppen (6000 Mann) und das Corps des Rheingrafen Otto Ludwig[462] auf 20 000 Mann completiert hatte, einen Zug an den Main und die Kinzig. Er hegte dabei die Hoffnung, daß sein Bruder, Herzog Wilhelm und General Baner aus Thüringen und Hessen gegen das Stift Fulda oder Franken avancierten, um so den ziemlich auseinanderliegenden Feind mit vereinten Kräften anzugreifen und zu vernichten. Den Vortrupp bildeten 7 Kompanien zu Pferde unter Oberst Bouillon,[463] der den Auftrag hatte, sich mit der Besatzung des Generalmajor Ramsay[464] in Hanau[465] für einen etwaigen Ausfall gegen die Mansfeldischen zu vereinigen. In der Tat kam auch ein solcher bereits in der Neujahrsnacht 1634/35 auf Alzenau[466] mit Erfolg zur Ausführung.

Bei den schlechten Wegen und der grimmigen Kälte, die in jenem Winter herrschte, kam jedoch die Hauptarmee des Herzogs nur langsam vorwärts. Mansfeld gewann dadurch genügend Zeit, seine im Biebergrund und auf dem Spessart bis herab ins Freigericht[467] und in Gelnhausen gelegenen Abteilungen bereits am 3. Januar [1635; BW] früh nach Aschaffenburg[468] zusammen zu ziehen, sich an den beiden Ufern des Mains zu verschanzen und das Maingebiet bis nach Miltenberg[469] durch Kroaten zu sichern.

Mittlerweile hatte die Piccolominische Armee das Hessenland überschwemmt; Isolani, Breda und Corpus waren mit ihren Kroaten ins Hersfeldische und Fuldaische Gebiet eingedrungen, und es erschien nun eine Verbindung der weimarischen und hessischen Truppen, wie sie Herzog Bernhard erhofft hatte, aussichtslos. Er sah sich daher genötigt, auf den Gedanken an eine Feldschlacht zu verzichten, plante jedoch, den Feind von der Wetterau,[470] die, so arg sie schon mitgenommen, für die Truppen immer noch hinlängliche Vorräte an Lebensmittel bot, abzuschneiden und ihn ohne Schwertschlag durch Hunger zu ruinieren. Am 6. Januar traf der Herzog mit seinem Stabe in Hanau ein; das Hauptquartier verblieb dort mehrere Tage und wurde dann nach Marköbel[471] verlegt, während die inzwischen eingetroffene Armee am 9. auf dem rechten Ufer der Kinzig in dem Dreieck zwischen Hanau, Gelnhausen und Büdingen[472] Stellung nahm. Die Spitze des linken Flügels drang dabei über Gelnhausen, welches vom Feinde bereits verlassen, bis Wächtersbach[473] vor, wo eine noch zurückgebliebene Besatzung der Kaiserlichen überfallen, mehrere Leute derselben getötet, eine Anzahl Offiziere und Soldaten gefangen und der ganze Troß[474] eines Regiments erbeutet wurde.

Als Mansfeld, dessen Armee durch 9 kaiserliche und 6 bairische Regimenter verstärkt worden war, durch das Freigericht am linken Ufer der zugefrorenen Kinzig bis nahe an Gelnhausen vorrückte, standen sich so beide Armeen einige Tage unmittelbar gegenüber, ohne daß jedoch die eine oder andere wagte, die Offensive zu ergreifen.

Wie Herzog Bernhard vernahm, daß der Gegner die Bredaschen Truppen aus dem Stift Fulda sowie das Corps, welches sein Schloß zu Würzburg belagert, und am 8. Januar erobert hatte, mit entsprechenden Lebensmitteln an sich zog, sah er sich in seinen Hoffnungen völlig getäuscht. Er machte Kehrt und langte, in Gelnhausen und Wächtersbach Besatzungen zurücklassend, am 15. Juni [Januar; BW] wieder in Hanau an. Er selbst verweilte dort mit seinem Generalstabe und der Artillerie, die er aus dem Kinzigtal zurückgezogen hatte, bis zum 18.; der Marsch führte dann über Frankfurt und Darmstadt[475] nach der Bergstraße,[476] wo sein Heer sich mit dem Gros der Franzosen vereinigte. Unmittelbar nach seinem Abzuge begann Mansfeld, sich mit seinen Truppen wieder mehr nordwärts auszubreiten. Am 15. [a. St.; BW] Januar nachmittags erfolgte bereits ein Vorstoß gegen die Wächtersbach gebliebene Besatzung. Der Kaiserliche Obrist Breda berannte mit seinen Reitern die Stadt, griff sie in der darauffolgenden Nacht mit Fußvolk und Dragonern an und nahm sie im Sturm ein. 60 bis 70 Dragoner, die sich unter einem Kapitain tapfer gewehrt, aber ihre Munition verbraucht hatten, wurden dabei ohne Raccord[477] niedergemacht“.[478]

Breda hatte Hatzfeldt im Januar vom Gefecht mit Bernhard von Sachsen-Weimar bei Salmünster[479] unterrichtet. Er stand dann in Schlüchtern[480] und informierte Hatzfeldt über die Eroberung von Schloss Wächtersbach[481] und Gelnhausen.[482] Chemnitz berichtet unter dem Januar 1635: „Die / vom Hertzog besetzt gelassene / beyde ort / Wechtersbach vnd Gellhausen / giengen / so bald Er sich fast moviret / sambt denen / darin gewesenen / knechten verlohren. Wechtersbach / Städtlein vnd Schlos / anderthalb stunde über Gellhausen gelegen / berandte der Obriste Bredaw den fünffzehenden tag Jenners / nach mittage / durch die reuterey / vnd griff es den sechszehenden zu nacht / mit fusvolck vnd dragonern an: Die solches / vnangesehen der / darin gelegene / Capitain / sambt seinen ohngefähr sechszig oder siebenzig dragonern / sich tapffer gewehret / dennoch endlich / da dieselbige sich gantz verschossen gehabt / erstiegen / vnd die darin fast alle ohne vnterscheid / ob Sie wohl ümb accord gebeten / auch sich / in verweigerung dessen / letztlich zu rançon erboten / niedergemachet. Zu Gellhausen wurden stracks hernach die Rüttwenische[483] dragoner vom Feinde vnvermuthlich überrumpelt / theils in die panne gehawen / vnd der rest sambt ihrem Commendanten gefangen / auch dragoner-fahnen dem Feinde zu theil“.

Eine etwas andere Darstellung findet sich im „Verlauff mit Gellhausen, auß des Obersten Bredas beyden Schreiben, sub dato, den 14./24. und 17./27. Januarij 1635.

Als gedachter Obrister mit 3 Regimentern zu Roß und 1 Dragonern, gehabter Ordinantz nach Fulda biß auf Salmünster marchiret, Herren veldtmarschalchen Graffen von Mannßfeldt die Hand zu bieten, ist Herzog Bernhard seiner gewar worden, und in Person neben 10 Regimentern auf Ihn avanzirt, weil aber gedachter Bredaw auch aldo gestanden, hat er den Feindt durch seinen Obristen Wachtmeister, Dunckel[484] genanndt, mit 300 Pferden die Avantguardia chargiren[485] und bey die 200 Pferde davon niderhauen lassen, darauf sich der Feindt, weiln er von einem Soldaten der Unserigen berichtet worden, daß Veldtmarschalch Piccolomini mit allen Trouppen im anzuge, widerumb gewendet, sich gegen Hanau und Franckfurth retiret und die Stadt Gelhausen mit 2 Regiment Dragonern und 200 Mann zu fuß besetzet hinderlaßen, davon interim der General Wachtmeister Benigkhausen mit etlichen Trouppen Manßfeldischer Armeé bey gedachtem Obristen Bredaw angelanget, und seyndt sie zusammen fürters uff Gellhausen zu marschiret, selbigen Ortt attaquiret und mit Gewalt erobert, darinn 9 Fändel, ein Obr. Leutenant, ein Obr. Wachtmeister, ein Haubtmann und Leutenant, 4 Fändrich neben mehr andern unter Officirern und Soldaten gefangen bekommen, und den uberrest nidergehauen …“[486]

In diesem Januar hatte Reichsvizekanzler Stralendorf[487] Hatzfeldt von den schwedischen und hessen-kasselischen Angriffen gegen das Stift Hersfeld und den siegreichen Gegenangriff Bredas bei Hersfeld unterrichtet.[488] Zwischen dem 26.1. und dem 14.2.1635 hatte Isolano in sieben Schreiben Beschwerden über die schlechte Militärzucht und gegenseitige Angriffe[489] der kaiserlichen Soldaten an Piccolomini gesandt, die nach seiner Ansicht durch eine mangelhafte Aufteilung und schlechte Quartiere verursacht seien. Bei Hanau sei es zu Schlägereien zwischen Kroaten und Soldaten Bredas gekommen. Letztere hätten wie Räuber den Tross des Kroatenregiments Révay[490] geplündert und einen kroatischen Leutnant erschlagen. Die kursächsischen Soldaten lägen in Eisenach und verhielten sich nicht feindselig. Aber zwischen deutschen Dragonern und Kroaten fänden Raufereien in den Gassen der Städte statt, wo sie einquartiert seien. Er lege den Text eines Verhörs der Deutschen sowie die Aussage eines polnischen Rittmeisters bei. Er habe Homburg[491] vom Feind gesäubert und diesen verjagt.[492]

„Am 18. Februar weilte Bönninghausen wieder in Friedberg, von wo aus er Breda mitteilte, er sei Meister der ganzen Wetterau, da er Weilburg,[493] Homburg[494] und Butzbach[495] besetzt halte. Breda hielt sich in Fulda auf und plante einen Einfall in Hessen, da Herzog Bernhard mit seinen Verbündeten auf das linke Rheinufer ausgewichen war, wo er Mitte März mit der Belagerung Speyers[496] begann“.[497]

Im März konnte Breda Hatzfeldt seine Ernennung zum Generalfeldwachtmeister mitteilen.[498]

Wie G. B. Minetti[499] am 19.4.1635 Piccolomini schrieb, hatte Bernhard von Weimar erneut den Rhein überschritten, um Mansfeld anzugreifen. Breda und Suys hätten sich aber rechtzeitig mit ihm verbinden können.[500] Nach Mitteilung Piccolominis an Gallas habe der kaisertreue Georg II. von Hessen-Darmstadt[501] angeboten, Rekrutierungen für die kaiserliche Armee vorzunehmen.[502]

Breda informierte Hatzfeldt im Mai über den Streit mit dem zwischen Büdingen und Moltenberg[503] liegenden Philipp von Mansfeld wegen der Quartiere im Stift Fulda.[504] Breda beglückwünschte Hatzfeldt im August zur Erhebung in den Grafenstand.[505]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603-1676][506] aus dem von Eger[507] abhängigen Marktredwitz[508] erinnert sich an den März 1636: „Den 23. dito ist der kais[er.] Generalwachtmeister, Herr von Brettau samt seiner Frau und 2 Kindern mit 80 Pferden durch Eger passiert. Er hat zu Mittag hier gezehret, sich freund[lich] erwiesen und alles mit Dank bezahlt.

Dieser ist der erste, der in diesem ganzen Kriegswesen seine Zehrung bezahlt hat, welches uns sehr fremd und wunderseltsam vor[ge]kommen. Als dieser General Brettau zu Eger den 26. dito auf[ge]brochen und in [= nach] Böhmen reisen wollte, da mangelte er seinen besten Hund. Deswegen er bei He[rrn] Reichenauer zum Erker oder Fenster herab geschrieen und geschworen: wo [= wenn] sie ihm den Hund nicht wieder zur Stelle bringen wollten, so müßte ihm die Stadt 100 Dukaten geben. Aber in [zu] seinem größten Zorn stellte sich der Hund wieder ein“.[509] Am 27.6. mussten die Wunsiedler,[510] so Leopold, Breda wider Willen Nachtquartier geben.[511]

„Am 16. Juli [1636; BW] ging von München ein in sehr entschiedenem Ton gehaltenes Schreiben ab, in dem Werth beschuldigt wurde, er habe zwischen Fußvolk und Reiterei keine ‚Gleichheit‘ gehalten, möge darüber „umbstendlich‘ Rechenschaft ablegen und sich der Infanterie eifriger annehmen. Generalwachtmeister Schnetter[512] solle sich beim Fußvolk aufhalten; wenn er aber wegen seiner Verwundung – worüber Werth hätte berichten müssen – seine Charge nicht wahrnehmen könnte, habe Graf Götz[513] Vollmacht, einen anderen qualifizierten Offizier zur Führung der Infanterie abzuordnen“.[514] Werth seinerseits ordnete Lüdinghausen[515] nach München ab. „Lüdinghausens Ausführungen verfehlten nicht ihren Eindruck auf Maximilian, der zwei Tage [5.10.1636; BW] später ihm und damit Werth Antwort erteilte. Er entzog dem kaiserlichen Generalwachtmeister Beck,[516] über den sich Lüdinghausen mündlich beschwert hatte, das Kommando über bayerische Truppen. Der inzwischen genesene Schnetter solle ihm nicht länger Gehorsam leisten. Werth, Schnetter und der soeben in Arras[517] eingetroffene Generalkriegskommissar von Schütz[518] wurden angewiesen, beim Kardinal-Infanten[519] um Audienz nachzusuchen, das kurfürstliche Kreditiv einzureichen und Abhilfe der Beschwerden zu erbitten. Die Regimenter hätten dem Kaiser, dem katholischen Wesen und dem Haus Österreich so ansehnliche, tapfere und ersprießliche Dienste geleistet, daß man sie nicht zugrunde gehen lassen dürfe. Die Äußerungen und die Maßnahmen des Infanten seien unverzüglich nach München zu melden.

Da der Kurfürst auf die Anklagen gegen Werth nicht mehr zurückkam, ihm vielmehr am 27. Oktober reiches Lob zollte und ihm Belohnungen in Aussicht stellte, muß angenommen werden, daß seine Ankläger ihre Beschuldigungen angesichts der Verteidigung Werths nicht aufrecht erhalten konnten. Der Feldmarschall-Leutnant bedankte sich am 8. November aus Arras für die Befehle, die Lüdinghausen aus München zurückgebracht habe. Er war mit Schnetter und Schütz zum Infanten geritten, erlangte jedoch keine Audienz, weil der Prinz krank lag. Für die Winterquartiere schlug Werth das Erzstift Trier, die Eifel und das Land Jülich vor. Am 20. November reiste der Kriegskommissar Forstenhäuser[520] zur Berichterstattung von Arras nach München ab. Der Infant hatte sich – ohne Audienz nach Douai[521] und weiter nach Brüssel begeben; dem Verlauten nach werde auch Piccolominis Artillerie und Kavallerie unter Generalwachtmeister von Breda ins Erzstift Trier und nach der Eifel rücken, während die kaiserlichen Fußtruppen unter Beck im Lande Trier Winterquartiere beziehen würden. Am 23. [11.1636, BW] berichteten Werth, Schnetter und Schütz gemeinsam, daß sie stündlich Marschbefehl erwarteten; vom Prinzen Thomas[522] sei aus Douai mündlich Ordre ergangen, man werde am 25. abrücken. Die Spanier seien bereits in ihre Garnisonen marschiert; Bayern und Kaiserliche lägen in den Dörfern, wo keine Handvoll Stroh zu finden. Von Löhnung und Waffenlieferungen höre man nichts, ‚von weme solches impediert[523] würt, hat man zu vernehmen‘. Der so aussichtsreiche Feldzug war beendet und hinterließ bei den Bayern eine tiefe Enttäuschung; der Kampf um gute Winterquartiere hob erneut an“.[524]

Am 17.12.1636 schrieb Piccolomini Ferdinand III. zum beschwerlichen Rückzug nach Luxemburg, dass die Kavallerie, die an dem Frankreichzug teilgenommen hatten, unter Bredas Befehl im Trierer Land untergebracht werde.[525] Im Dezember hatte Piccolomini aus Namur[526] Breda mit über 2.000 Reitern zu Hatzfeldt nach Westfalen abgeordnet.[527] Bredas und Hatzfeldts Truppen erhielten Winterquartiere in Westfalen.[528]

Für Elspe[529] ist unter dem 13.1.1637 festgehalten: „Jost Kramer auss Forchten des ankommenden Bredaweschen Kriegsvolcks sein viehe hinauss getrieben und von deren einem durch Haubt geschossen und ermordet worden“.[530] Der in Elspe liegende Breda informierte Hatzfeldt in diesem Januar von seinem bevorstehenden Marsch nach Dringenberg[531] und seinem Übergang über die Weser bei Lüchtringen.[532] Breda stand dann in Rittmarshausen[533] und korrespondierte mit Melchior von Hatzfeldt wegen der Ranzionierung von Offiziersfrauen. Er schlug darauf sein Quartier zu Düna[534] auf.[535] Im Februar unterrichtete Breda Hatzfeldt über die Plünderung von Denstedt,[536] die Lage in Erfurt und die Beschießung von Jena.[537] Breda stand dann in Weißenfels[538] und Leipzig.[539] Im März ersuchte Breda Hatzfeldt um Urlaub nach Böhmen. Er berichtete ihm von seiner Ankunft in Bornitz[540] und der Weiterreise nach Wien.[541]

„Auch mit dem inzwischen zum Generalwachtmeister ernannten Hans Rudolf von Breda war Bönninghausen verfeindet, was noch von der Verleihung der 4 besten Kompanien seines alten Kürassierregiments an Breda nach der Lützener Schlacht herrühren mochte. Die von beiden 1635 unternommene Erstürmung Gelnhausens hatte die Eifersucht zwischen ihnen vermehrt, da jeder sich das maßgebende Verdienst daran zuschrieb“.[542]

Breda hielt sich im Juli in Köln auf. Im August 1637 berichtete Breda, der Holks Prager Haus 1638 von dessen Witwe Hilleborg Krase zu Egholm, die er am 22.6.1628 in Kopenhagen geheiratet hatte und die erst siebenundzwanzig Jahre beim Tod des Feldmarschalls gewesen war,[543] erwarb, Melchior von Hatzfeldt von der Ausplünderung durch den Kommissar Britzky.[544] Im gleichen Jahr lief in Prag eine Untersuchung gegen den gewesenen Rittmeister Britzky wegen des Nachlasses Holks.[545]

Am 17.8.1637 schrieb der Kaiser an Gallas, an ihn ergehe der Befehl, Götz‘ Feldzug in keiner Weise aufzuhalten und die bei diesem befindlichen Regimenter mit den Truppenteilen Bredas bei der Hauptarmee zu belassen, und sofern einige von ihnen bereits abmarschiert seien, sie zurückzurufen und bei der Armee zu behalten.[546] Während Pommern von Gallas verwüstet und ausgeraubt wurde, stürmte Walter Deveroux[547] im September 1637 in Mecklenburg das Schloss Plau.[548] Im November erstürmte er gemeinsam mit Breda die Stadt Triebsees.[549] Damit war für die Kaiserlichen das Tor nach Vorpommern offen.

Im November 1637 stand der kaiserliche Rittmeister Balthasar Wesselius[550] bei Prenzlau[551] und informierte Gallas über den Wunsch des Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg[552] – das Schreiben an Gallas lag in Kopie bei – nach Zuweisung von Truppen. Ein weiteres Schreiben betraf die Lage in Vorpommern, das sich auf den Bericht Bredas an Gallas aus Triebsees wegen der Räumung von Ribnitz[553] und Damgarten,[554] der Besetzung von Loitz[555] und Greifswald[556] durch schwedische Truppen stützte.[557]

Im „Caesar victoriosus“ (1640) des Helvicus heißt es zu der Eroberung des von schwedischen Truppen besetzten Triebsees durch Breda[558] am 4.11.1637: „Es hat aber doch endlich Herr GeneralLeutenant Graff von Gallas denen Schwedischen eine solche Schlappen angehenget / der ihnen rechtschaffen wehe gethan / in dem er in höchster geheim / davon nur zween Keyserische hohe Officirer gewust / einen spanischen TragonerObristen[559] Caraßko[560] / nach Tribsees commandiret / vnd anbefohlen / daß das Volck in keinen Dörffern / sondern in Wälden quartieren / auch keine Wachtfewer / damit der Feind in Sicherheit verbleibe / vnd davon eintzige Kundschafft nicht bekomme / machen sollte. Als nun das Volck in die vier Tage lang still gelegen / vnd vber die Pene / so ein kleines Wasser / aber vmb vnd vmb sehr tieffer Morast ist / wo Reuter vnd Fußvolck vberkommen können / einen Paß erfunden / haben sie die Schantze[561] angefallen / solche wie auch Triebsees ohne Verlust erobert / in achtzig Mann darinnen nidergemacht / ausser eines Hauptmans vnd Fähndrichs / so gefangen genommen / der Rest hat sich in das Schloß retterirt / welche aber alsobalden accordiret[562] / vnd wie ihnen Herr Obr. Ebronx[563] auf Schottländisch zugesprochen / sich vnterhalten lassen. [564]Von denen Schwedischen ist ein eintziger Soldat entlauffen / der hat avisirt / wie daß Keyserisch Volck vorhanden were / darauff die Cavalleria zu Felde gerückt / so ist aber der Gen. Wachtmeister Herr von Breda / welcher mit etlichen außerlesenen Regimentern dem Spanischen Tragoner Obristen allgemach nachgefolget war / gleicher gestalt zugegen gewesen / welcher alsbald die Schwedische mannlich angegriffen / anfangs deß Oxenstirns[565] Schottländische[566] Regiment gantz zu Boden ruinirt / daß nicht mehr als der Obriste Wachtmeister Isaac Achsel[567] / vnd ein Rittmeister davon / sich beym Leben befunden / vnd deß Feindes Reuterey getrennt / darnider gemacht / vnd theils gefangen / also daß in 800. Cörper auff der Wahlstatt geblieben / fünff Regimenter zertrennet / 25. Cornet[568] erobert / 4. Stück Geschütz ihnen abgenommen / vnd sonst die Keyserische mit trefflicher Beuthe vnd vielen Pferden wieder angelangt“.[569] Nur geringfügig weicht die Darstellung im „Theatrum Europaeum“ (1644) davon ab: „Vnter dessen hat Herr General Leutenant Graff Gallas in höchster Geheim / darvon nur zwey Officirer gewust / einen Spanischen Tragoner / Obristen Caraßko / nach Tribsees commandirt vnd anbefohlen / daß das Volck in keinen Dörffern / sondern in den Wäldern quartieren / auch keine Wachtfewer / damit der Feind in Sicherheit verbleibe / vñ davon eintzige Kundtschafft nicht bekom̃e / machen solte. Als nun das Volck in die 4. Tage lang still gelegen / vnd vber die Pene / so ein kleines Wasser / aber vmb vnnd vmb sehr tieffer Morast ist / wo Reuter vnd Fußvolck vberkommen können / einen Paß erfunden / haben sie die Schantze angefallen / solche wie auch Triebsees ohne Verlust erobert / in 80. Mann darinnen niedergemacht / ausser eines Hauptmanns vnd Fähnderichs / so gefangen genommen / der Rest hat sich in das Schloß reterirt / welche daher also balden accordiret / vnd wie ihnen H. Obr. Ebronx auff Schottländisch zugesprochen / sich vnterhalten lassen / von denen Schwedis. ist ein eintziger Soldat entlauffen / der hat avisirt / wie das Käys. Volck vorhanden were / darauff die Cavallerie zu Felde geruckt / so ist aber der Gen. Wachtmeister H. von Breda / welcher 2 Regim. zu Malchin[570] stehen lassen / mit seiner Reuterey gleicher gestalt zugegen gewesen / vñ den Feind chargirt / anfangs deß Ochsenstirns Schottländische Reg. gantz zu Bodē ruinirt / dz nit mehr als d‘ Obr. Wachtmeister Isaac Achsel / vñ ein Rittm. davon / sich beym Leben befunden / vnd deß Feinds Reuterey getrennet / darnider gemacht / vnd theils gefangen / also daß in 800. Cörper auff d‘ Wahlstatt gebliebē“.[571]

Der Historiker Samuel Freiherr von Pufendorf [8.1.1632 Dorfchemnitz-26.10.1694 Berlin] hält unter dem 23.10.1637 die folgenden Ereignisse fest: „Unterdessen kam ein Pommerischer Edelmann Kußow zu Gallassen[572] / und versprach ihm einen Paß in Pommern zu weisen / dem er viel Promessen that / und Bredauen zurück schickte; Er hingegen blieb mit einigen Trouppen noch bey Treptow.[573] Bredau ging nach Triebseß / und kam des Nachts glücklich durch / indem ihm Kußow und noch einer George Behr[574] den Weg wiesen / als welche darauff ungehalten waren / daß ihnen die Schweden die Pferde genommen. Zu dem Ende wurden von Malchin 2. Kähne auff der Achse fortgeführet / und eine viertel Meile[575] über Triebseß mit Stricken auff den Sümpfen biß in den Fluß gezogen / darauff denn 100. Mann zu Fuße meistentheils Unter-Officirer hinüber gebracht worden. Als sie an die Festung kamen / redete ein Officirer aus Schottland die Schild-Wache / welche der Oberste Fleetwood[576] unlängst in Engeland geworben / gar freundlich an: Sie solten nicht dencken / daß etwas widerwärtiges vorginge / und keinen Tumult machen. Und allerdinges versahens dieselben Engländer[577] / daß sie nicht einmahl dieselben Breter / die man an statt der Brücken brauchte / des Nachts zurücke nahmen. Denn also kunten die Kayserlichen leicht vermittelst solcher Breter in die Festung kommen, Da sie denn alles nieder machten / und den Commendenten selbst im Bette antraffen. Hierauff eilten 19. Regimenter Reuter und 3. Regimenter Dragoner / welche an den Fluße fertig stunden / herzu / und drungen über die Zug-Brücke / die man alsofort hernieder ließ / hinein. Als es Tag wurde / ergab sich die Stadt nebst allen Soldaten in des Feindes Willen. Also gingen fünff Compagnien von Fleetwoods Regimente verlohren. Solcher Einfall wurde mitten in der Nacht durch einen Englischen Soldaten / der aus der Festung entlauffen / der Reuterey in ihren Qvartiren zu wissen gethan / welche alsofort zusammen kamen / und 50. Mann auff Kundschafft ausschickten; Inzwischen berathschlagten sich die Officirer zusammen / und beschlossen endlich zu dem Fuß-Volcke / und zu der Artollerie / welche nicht weit davon lag / zu marchiren. Eben dieses hatte ihnen auch der Feldmarschall[578] anbefohlen / als er von dem Tumulte Nachricht erhalten. Da sie sich nun auf den Weg machten / kam Vitzthum[579] / und brachte mit / daß der Feind allen Ansehen nach auff Grimme[580] gehen würde; damit sie nun folgen möchten / blieb Vitzthum stehen / da er auff der Seite einige Trouppen merckte / doch ließ er seine Leute im Felde nicht in Ordnung stellen / sondern schickte einen Corporal[581] mit einigen Reutern / welche vernehmen solten / ob sie Freund / oder Feind wären / welcher aber geschwinde wieder kam / und versicherte / daß der Feind mit einem grossen Heer angezogen käme. Drum ließ Vitzthum diesen Weg / und eilete ins Läger[582] / da die Fuß-Völcker waren. Indem aber alles langsam und confuse unter einander herging / kam der Feind spornstreichs auff der Seite an / und jagte die Schweden mit leichter Müh in die Flucht; Bekam auch von dem Ost-Gothischen Regimente 4 Estandarten[583] / und machte einige Oberste Lieutenante von den Finnischen[584] und Upländischen Regimentern / wie auch andere Officirer nieder. Hierauff flohen sie biß zu den Güntersbergischen[585] und Kinnemundischen[586] Regimentern / welche nicht weit davon in einem Flecken waren / und der Feind setzte ihnen allenthalben nach. Also entkam Vitzthum noch mit den übrigen / weil man nicht weit davon die Stücken[587] hatte / vor welchen sich die Kayserlichen furchten. Hier waren verständige Leute mit Vitzthumen nicht zufrieden / daß er sich nicht alsofort / nach der andern Officirer Abrede / zu der Infanterie gemacht / damit man mit gesamter Hand den Feind angreiffen / und Abbruch thun mögen / dem er allein freylich nicht gewachsen war. Andere wolten noch auff was garstigers muthmassen. Zum wenigsten sahe man / daß es ihm an Standhafftigkeit gefehlet; Nach dieser Niederlage begab sich Vitzthum nach Gripswalde[588] / allwo die zerstreueten Reuter wieder zusammen kamen / und ohngefähr 1200. Mann austrugen. Doch wurde Wrangel wegen der wenigen und gantz abgematteten Soldaten zurückgehalten / daß er den Feind nicht alsofort aus Pommern vertreiben kunte / ehe noch die übrigen Völcker mit Gallassen dazu kamen. Drum beschloß er erst eilfertig Hülffe von Banern zu verlangen / immassen die Infanterie über den Fluß / und die Cavallerie bey Torgau[589] gar leicht fortkommen kunten. Weil aber diese Hülffe allbereit zu langsam kommen würde / indem Gallas mit der gantzen Armee schon auf Triebseß ging / so wolte man lieber auff die Befestigung der vornehmsten Plätze dencken / und als er erfuhr / daß Bredau nach Barte[590] gekommen wäre / so besorgte er: Man möchte ihm den Weg nach Stralsund[591] verlegen: Drum ging er mit allen bey sich habenden Völckern dahin / und lagerte sich in den Flecken Ludershagen[592] / allwo er die Bürger bat / sie möchten ihn doch mit seiner Soldatesca und Artollerie einnehmen. Allein sie begehrten biß auff den dritten Tag Bedenck-Zeit / und wolten endlich doch in solch Begehren nicht willigen / mit Vorgeben; Die Stadt wäre ohne dem mit Leuten überfüllet / man hätte kein Getreide / und auch wenig Mühlen / solches zu mahlen. Die deutschen Soldaten wären insgemein gar aufrührisch / und der König Gustav hätte sie davon befreyet; Unterdessen kam Zeitung / daß Bredau mit 1.000 Mann zu Fuße / und etlichen 1000. Mann zu Pferde ehestens zu Franshagen[593] ankommen würden. Drum ließ Wrangel den Obersten Salter[594] mit einigen Trouppen bey Stralsund / und er begab sich eilfertig nach Gripswalde. Die meiste Reuterey ließ er in die Insel Usedom[595] marchiren / und von dem Fuß-Volcke schickte er einige nach Wolgast[596] / andere nach Anklam.[597] Zu Gripswalde brachte er alles in Ordnung / befahl seinem Sohne / Carl Gustaven[598] / das Commando / und begab sich zu Schiffe nach Stralsund / allwo erst nach langer Verweigerung des Schwedische Regiment Gustav Otto Steinbocks[599] eingenommen wurde. Hingegen das deutsche Regiment unter Felsen[600] / wie auch Harald Stackens[601] Trouppen musten abziehen / unerachtet man ihrer sehr nothwendig bedurffte / zu Kundschafften uñ Ausfällen wider allerhand Gewaltthätigkeiten / dergleichē die Feinde mit Rauben und Morden alle Tage biß unter das Thor wagē durften. Vitzthum ging in Schweden / da der Respect so gar zu fallen begunte / und wollte daselbst von seinen Verrichtungen Rechenschafft geben / und zugleich um Dimißion anhalten / welche ihm so leicht nicht kunte abgeschlagen werden. Ob er nun wohl nicht gäntzlich zu entschuldigen war / so beliebte doch Oxenstiern[602] / daß man ihn mit guter Reputation los laßen solte. Doch ein Jahr hernach machte er sich heimlich aus Schweden / welches die Regierung gar gern sahe / indem sie eine verdrüßliche Sache loß wurden / weil er die Schuld mit auff Herman Wrangeln schieben wollte“.[603]

Der katholische irische Feldkaplan[604] Thomas Carve [um 1590 Mobarnan (County of Tipperary)-1664 Wien/1672 ?] des Regiments[605] Butler,[606] dann Deveroux,[607] berichtet: „Nicht fern von Damin[608] war ein Insel genandt Vsedom[609] / auff welche sich etliche Compagnyen mit allem ihrem Plunder[610] begaben / vmb also von vns sicher zu bleiben. Diese vermerckte Bredaw / versamblete viel Schiff an den Fluß Pein / in welchen er den zehenden December [1637; BW] vnsere Dragoner vnd andere Reuter vbersetzen liesse. Den Verlauff hatte der Obriste Meider[611] / darnach folgte Silhoë[612] Deveroux,[613] vnd Corraschi,[614] vnd als sie erfuhren wie starck der Feindt war / fielen sie den dritten Jenner [3.1.1638; BW] in die Feinde, erschlugen sie alle / vnd brachten die Beuthe ins Läger“. [615] Arnold berichtet dazu: „Bey noch währender Belagerung des Schlosses zu Wolgast ließ der Kayserliche General-Major, Johann Rudolph von Breda, etliche versenckte Schiffe aus dem Wasser hervor ziehen, und auf selbigen etliche Compagnien Dragoner samt 2000. Reutern nach der Insul Usedom übersetzen. Nachdem die Dragoner sogleich eine schwedische Schantze am Wasser überwältiget, und die allda gefundene 80. Mann gefangen genommen, rückten sie mit gedachter Reuterey auf die Stadt Usedom, schlugen allda etliche Compagnien zu Pferd, wobey sie des Feld-Marschalls Wrangel Bagage eroberten, und machten sich Meister von der gantzen Insul. Dieser Verlust kränckte den General Bannier nicht wenig, er schickte also etliche Schiffe mit Volck dahin, welches aber von den Kayserlichen mit Verlust wieder abgetrieben ward“.[616]

Im März 1638 beschwerte sich Breda bei Hatzfeldt wegen der widerrechtlichen Einquartierung des Obristen Wilhelm von Westphalen[617] im Amt Steinbach.[618]

Am 6.4.1638 schrieb Breda aus Breese im Bruche[619] an Gallas: Befehlsgemäß werde er mit seinen Regimentern (dem Münsterschen,[620] Husmanschen[621] und mit Leslies[622] Wagenlenkern) ruhig im Raum Dannenberg[623] verbleiben und weitere Befehle abwarten. Laut Mitteilung des Lüneburger Hofmarschalls wollten die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, was die Quartiere anging, auf keine Unterhandlungen eingehen und lieber ihre Untertanen in die Städte ziehen lassen und der Armee das entvölkerte Land überlassen. Er zweifle daran, Verproviantierung und Rekrutierungen sichern zu können.[624] Unter dem 29.3./8.4. notierte Dr. Jordan in seinen Aufzeichnungen: „Weil ein Tag oder acht Illmus seine Gesannten nach Mechelburg gehabt das unkeusche Anmuthend der Kayserl. Armee unter Grâl. Graf Matthias von Gallas in die Br: und Lüneburg. Fürstenthümber abzuwenden, sind heut früh Marschall Johan Eberhardt Staeding,[625] CamerRath Lud[w]ig Ziegenmeyer[626] nacher Braunschweig[627] gesandt, wohin die Kayserl. Quartiermeister Obrister Breda & auch komen, mit denen zu tradirn, ob es mit Gelde abzuwenden die Quartierung oder gleich Illmi Soldaten zu tractiren, in übrigen die Defensionem so juris nôe et gentium[628] vorzunemen. Weil aber diese Tractaten nichts verfangen wollen, seynd die gesannten nach dem Kayserl. Feldmarschall Hatzfeld gereiset. Im mittels kamen etzliche Regimenter, so sich ins Amt Meinerßen[629] und Gifhorn[630] logirten, so wurden auch 6 Compagnia durch Newstadt[631] gelaßen nach der Grafschaff[f]t Schomburg“.[632] Unter dem 15./25.4. heißt es bei Dr. Jordan: „Der Ka[i]serl. General-Quartiermeister Breda komt herein Mittag um 12 Uhr“.[633] 24.4./4.5.: „Als gestern die Tractaten mit dem gesamten Haus Braunschw: und den Kayserl. Völkern, so einquartirt werden sollen, richtig worden, zogen alsbald die Zellischen[634] Legaten und heute die Braunschweigischen Legaten Heinrich Julius von Kniestedt,[635] Marschalk, Hofrichter Fritz Ganß,[636] Obrist-Luitnand und Dr. Johan Schwa[r]tzkopf[637] von hinnen, und wollte das gesamte Haus 115 Compagnia Pferde einnemen, dem Illmo Georgio 45 mit dem Stift uf Calenberg[638] und Land zue Göttingen[639] zugetheilet worden. Es mußten aber der Graf von Rethberg[640] und Oberist Breda nebest dem Gene[r]-Commissario Schönfelt[641] einen überaus starken Revers unterschreiben, (daß) sie mit dieser Einquartirung durchaus keine Praetention ufs Stift Hildesheimb suchten, weinig sich Illmi ordonanze nicht gemäß verhalten“.[642]

Am 3.6.1638 schrieb Georg von Braunschweig-Lüneburg an Breda: Er erklärte die Umstände des feindlichen Einfalls zu Münder[643] und versicherte ihm, dass der Verfall untersucht würde und dass diejenigen, die sich vor dem Gegner nicht geziemend verhielten, bestraft würden. Er beteuerte seine Kaisertreue, wies aber auf die elende Lage seines Territoriums hin, die es ihm unmöglich mache, allen Forderungen nach Ergänzung und Ausrüstung der Truppe nachzukommen.[644] Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe [1587-nach 1642][645] erwähnt Breda in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 10.[20.; BW] Juni haben die heßischen Völcker die keyserlichen, im Stift Minden[646] liegende Völcker überfallen in den Quartiern und vier gantze Regimenter mehrentheils niedergehauen, darunter auch der Obriste Wachmeister mit todt blieben und sollen 9 Keyserliche Rittmeister gefangen worden seyn, hierunter ist das Brouische Regiment, und hierüber sind auch von dem Bredawischen Regiment vier Compagnien ruiniret worden“.[647] Am 4.9.1638 teilte Ferdinand III. Gallas mit, dass Breda zusammen mit Goltz[648] an den Oberrhein abkommandiert werde.[649]

In diesem Jahr verkaufte die Böhmische Kammer Holks Haus in Prag im Auftrag seiner Witwe an den wirtschaftlich glänzend situierten Breda.[650]

Der Landdrost und Obrist Wilhelm von Westphalen berichtete Hatzfeldt im Januar 1639, Breda und das Regiment Sparr[651] seien in Dringenberg erschienen.[652] Am 18./28.1. schrieb der gewöhnlich gut unterrichtete Dr. Jordan in seinem Tagebuch, wobei er einer Falschmeldung aufsaß: „Kam D(omi)nus Henrich Julius Weinrow,[653] Illmi Georgii Commissarius, wieder von der Weser, hatte General-Wachtmeister Johan Rudolff von Bredaw mit seinen Troupen uf Corbey[654] confoyrt, da er verstanden, das Churfürst Ferdinand von Cölln[655] Todes verfahren“.[656] Im Februar wandte sich Ferdinand von Köln wegen der Einquartierung Bredas im Stift Paderborn an den Kaiser.[657] Der in Schwelm[658] stehende Breda berichtete in diesem Februar Hatzfeldt von der Hinrichtung bzw. Erschießung raubender Soldaten und den üblichen Schwierigkeiten bei der Verteilung der Winterquartiere. Aus Wipperführth[659] schilderte er ihm die mangelhafte Befestigung der Stadt. Zudem häuften sich die Überfälle staatischer Soldaten in der Grafschaft Mark. Außerdem wurden ein entschiedenes Eingreifen gegen Schnapphähne[660] sowie die Exemtion des Kirchspiels Hückeswagen[661] und der Herrschaft Gimborn[662] und die Verhandlungen mit Adam Graf von Schwarzenberg thematisiert.[663] Im März ging es um die Folterung von Schnapphähnen.[664] Der Obrist Oer von Palsterkamp[665] beschwerte sich in diesem März bei Hatzfeldt, dass er den fähigen Obristwachtmeister von Donop[666] an Breda abtreten sollte.[667] Oer von Palsterkamp musste jedoch in diesem März Donop als Obristleutnant an Breda ab, Donops Stelle übernahm Karl Christoph von Spaur.[668]

Im April informierte er Hatzfeldt von seinen Vorbereitungen zum Abmarsch nach Franken.[669] Der Jurist Melchior Adam Pastorius [1624 Erfurt-1702 Nürnberg], ab 1658 Bürgermeister und Oberrichter in Bad Windsheim,[670] hält in seiner „Kurtzen Beschreibung“ fest: „Den 6. May kamen die beede kaiserlichen Generalen / Graf Melchior von Hatzfeld und Predau / denen man viel Proviant und Vivres verschaffen muste“.[671] Breda stand im Mai noch in Kitzingen,[672] wie Anselm Casimir von Mainz[673] Hatzfeldt mitteilte.[674] Bei dem Kitzinger Pfarrer und Chronisten Bartholomäus Dietwar [1592-1670][675] heißt lediglich: „Allenthalben war große Unsicherheit und Drangsal, weil die Hatzfeldsche Armee um Kitzingen ankam“.[676] In diesem Mai erging der Befehl Piccolominis an Hatzfeldt, der über Gemünden[677] nach Kissingen[678] gezogen war, sich mit dem noch in Würzburg[679] stehenden Breda zu vereinigen und den Marsch nach Böhmen bzw. Prag anzutreten.[680] In der weiteren Korrespondenz ging es um die Zusammenziehung ihrer Truppen bei Klattau[681] und in Kraschditz.[682] Im Juli stand er in Scheraditz.[683] Breda informierte Hatzfeldt im Dezember von der Gefahr eines schwedischen Angriffs auf Leitmeritz[684] während der Feiertage. Schwedische Truppen waren auch bei Saaz[685] erschienen. Der schwedische Überfall auf Rokytzan[686] beschäftigte ihn ebenfalls in diesem Monat.[687]

Im Januar 1640 korrespondierte Breda mit Hatzfeldt wegen des Abmarsches nach Tudor.[688]

Aus Schweinfurt[689] wird unter dem April berichtet: „Ein Eilbote ging am 9. April hier durch Würzburg, wo General Hatzfeld mit andern Generalen sich aufhielt, der sagte aus, dass die Schweden auf Coburg zu marschirten. Es war aber falsch; denn Piccolomini berichtete kurz darauf: Daß dem Schwedischen General Banner bey Zwickau vom Generalwachtmeister Breda bey 10 Regimenter zu Grunde gerichtet worden wären“.[690] Am 16.4.1640 schrieb der kaiserliche Obrist Mislik von Hyršov[691] an H. Černin:[692] Der aus neun Regimentern bestehende linke Flügel der Schweden habe nach dem Rückzug unter Wittenberg[693] sein Lager bei Plauen aufgeschlagen. Banér stehe mit der Artillerie in Zwickau, die Infanterie in dessen Umgebung. Der rechte Flügel der schwedischen Armee liege zwischen Zwickau und Altenburg. Erzherzog Leopold Wilhelm[694] und Piccolomini hätten beschlossen, einen Teil der Reiterei nach Plauen zu schicken, wohin auch sein Regiment und etliche andere Regimenter, insgesamt 3.000 Reiter, unter Bredas Befehl kommandiert worden seien. Ihnen seien dann weitere Truppen gefolgt. Am 14.4. seien die Kaiserlichen bei Oelsnitz und dann noch einmal bei Plauen zum Angriff auf die Polen[695] übergegangen; der Gegner sei gewichen. Horn,[696] einige höhere Offiziere und mehrere hundert schwedische Soldaten seien gefangen genommen und zwei Fahnen erbeutet worden.[697] Der Hofer Rüthner berichtet über die Einquartierung Bredascher Truppen im April 1640: „Den 4. aprilis [a. St.; BW] sind in 3000 kayserliches volck unter den generalmajor Breda zu Olßnitz und Plauen eingefallen, eben da die hießigen abgeordneten in besten accord begriffen geweßen, und von ihnen auf die stadt 4000 thaler erfordert worden. Da dann die schwedischen sich ins feld gemacht, mit den kayßerlichen zu fechten. Weilen aber die kayßerlichen neben einen regiement curasierer auch ein regiement dragounrer gehabt, haben die schwedischen weichen müßen und sind bis auf Elßenburg[698] verfolget worden. Den 5. am heyligen Osterabend kam um Mittag Adam Fischer, der eine abgeordnete, von Plauen wieder anheim, und weilen unterwegens kayßerliche reuther auf sie gestoßen und [die hofer abgeordneten] voneinander kommen, also kam gegen abend magister Johann Georg Wolf[699] mit den zweyen bothen nach, die referirten den verlauf, als obstehet, und dass sie zu keinen schluß kommen könten. Die kayßerlichen gingen wieder zurück und nahmen hierum und zu Rehau,[700] auch sonst allenthalben, wo sie durch, alles vieh, über 1000 stück, mit, vorgebende, sie müsten dem feind die victualien benehmen, damit sie keine sustentation fänden. Was auch diese streifende kayßerliche vor crudelitaeten und insolentien mit raiteln[701] und torquiren[702] auf dem lande vorgenommen, nicht zu beschreiben ist, wie sie dann auch dem burgermeister zu Schwarzenbach an der Saal[703] zimlich an dem membro virili[704] torquiret, item den richter Gabriel Waltern sehr übel tractiret und viel andere unerhörte thaten begangen. Des mausens, plackens, plünderns und reitelns war um diese zeit kein ende, also dass es zu beschreiben und alle specialia zu melden nicht möglich.

Den 10. aprilis kam abermahls um Mittage eine kappaunische[705] parthey von Plauen hieher vor das thor, hatte etliche stück vieh feil, und weil man ihnen nichts abkaufen wollte, hatten sie in march eine kuhe tod geschossen und liegen laßen. […]

Den 11. april gar früh 8 uhr kamen quartiermeistere von 3 regiementern, als obrist Widtmans,[706] Montecuculi und Saradetzky [Zahrádecký; BW], hatten ordre vom general Breda eigener hand, quartier dieß orths zu geben, darauf man quartier verstatten muste. Ob auch wohl darbey ihre ordre scharf genug, dass die officierer gut regiement halten sollten, so gingen doch nichtsdestoweniger solche pressuren und gewalt[t]hätigkeiten für, dass nicht zu beschreiben, was geld erprest wurde. Daß continuirte den 12., und wurde den 13. der gefangene graf [Hans Christoph; BW] von Buch[h]eim gegen die Neustadt fortgeführet, welcher gegen den jungen Gustav [Horn (1614-1666); BW] ausgewechselt werden solten. Auch kam gleich wieder ordre von dem general Breda, weil herr burgermeister und rath über die grosen insolentien sich beklaget, dass dieselben bey leib- und lebensstrafe eingestellet werden solten. So obristen Wittmann etwas übel empfund, doch haben auch nach diesen die bösen landesknechte nicht nachgelassen, einer magd, so bey herrn burgermeister Thomas Schneider gedienet, nachzusezen, dass sie ziemlich hoch von hauß hinten heraus, und darüber ein bein zersprungen. Endlich kamen kayßerlicher mayestät herrn bruder[s], Erzherzog Leopoldt von Oestreich, [und] von Lichau[707] als fürstlich brandenburgischer kriegscommissarius von Adorf hieher, brachten eigentliche sehr scharfe ordre, dass sie noch dieses tages solten aufbrechen. Weil sie aber nur dilation bis morgenden tages gebethen und die bagagie, so albereit in anmarch, noch nicht zur stell, verblieb der aufbruch. Hingegen wurde die Altenstadt, Vorstadt, Fischergaßen und Graben dermaßen mit wägen, pferden und bagagie beleget, dass es alles wimmelte und aufeinander gehockt voll lag. Dießen abend hielten die völcker auf dem marckt allhier ihre catolische bethstunde auf folgende weiße: Nachdem ein herr paucker 3 mahl aufgeschlagen und 4 trompeter 3 mahl die trompeten bestoßen, sind sie aufs stroh ein wenig niedergekniet, und darauf wieder etliche feldstücklein[708] aufgemacht, und unter wehrender solcher andacht sich bald hier bald da ein reuther getummelt und unter die bürgerschaft gesprenget. Inzwischen kamen die marquetener[709] von den regiementern, so um die stadt loschirten, häufig zum thor herein, bier und andere victualien einzukaufen, weil das land allenthalben ruiniret und daselbst nichts mehr zu erhalten.

Darbey dann vorgeklagte insolentien nicht aufgehöret, sondern täglich erwachßen, wie dann diesmahl ein fein mensch, eines bauren tochter, [nach] Sachßgrün[710] gehörig, so eine braut geweßen, sich nicht nothzüchtigen[711] lassen wollen, sich selbst erstochen. […]

Den 14. aprilis geschahe endlich frühe um 6 uhr der aufbruch mit grosen unmuth und wiederwärtigkeit, indem solche völcker, jedoch ohne ursache, bald den obristlieuthnant von Lichau,[712] bald Friedrich Weigand von Lichau, beede vettern und dießmahl verordnete commissarios, tod haben wolten. Und war dieser tag recht unglücklich, dann es entstunde nachmittags schrecken wegen feuer bey dem Rödel vor der Untern Steinerne Brücken. So hatten sich die marquetener und musquetierer, so herein nach victualien gangen, sehr betruncken, die machten nebst denen auf dem Graben liegenden croaten genug ungelegenheit. Wäre auch bald ein gänzler auflauf entstanden, in dem sie die krüge den bürgern endlich viel mit gewalt nehmen wolten. Darüber sich die bürgerschaft zur wehr gesezet, bis der tag sich geneigt und der meiste unrath verlaufen. Und endete auch dießer tag mit einem ganz traurigen todesfall eines redlichen bürgers, indem zu nachts um 8 uhr 2 kayßerliche musquetierer den guten erlichen mann Wolf Maurern, welcher in seinem hauße, nechst den Hohen Steg gelegen, stehend auf seinen gang durch den kopf geschossen, dass er stracks todes verblichen“.[713] Aus Zwickau[714] wird berichtet: „Den 4. Aprilis [1640; BW] war der Heilige Abend für dem Oster-Fest / haben die Kaiserischen unter dem General Major Johann Rudolph Freyherrn von Breda / den lincken Flügel der Bannirischen Armee / welchen der General Major Wittenberg geführet / unweit Reichenbach und Gräitz[715] gegen Plauen / überfallen und übel geschlagen: Darauff hat sich genanter Wittenberg mit allem seinen Volck in der Osternacht gen Zwickau begeben / und vor dem Frauenthor in Gärten und auff den Anger gesetzt. Es war diese Nacht stockfinster / darumb haben sie in Dörffern / wo sie zu und durch gezogen / ingleichen für das Stadt Zwickau Häuser und Scheunen angezündet / daß sie sehen können“.[716]

Der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg[717] schreibt in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“: „Nach Königgrätz[718] [am 19.2.1640 erobert; BW] haben die Schweden alle örther in Böhmen / Budeweiß[719] / Thabor[720] / Leutmaritz[721] / vnd andere / außgenommen die eintzige Stadt Zwickaw verlassen / vnd sind in Thüringen biß auff Erffurt gewichen. Aber die Oesterreichischen folgeten ihnen hinten nach / vnd der General-Wachtmeister Bredaw hat ihren lincken Flügel vnter dem General Wittenberg bey Plauen ereylet / vnd dermassen geschlagen / daß er als ein Sieger zehen Obristen / alle Fähnlein / Geschütze / Beute vnnd andern Kriegsvorrath / zum Ertzherzoge in das Läger gebracht“.[722] Am 27.4.1640 schrieb der schwedische Gesandte Salvius[723] an den berühmten Völkerrechtler Hugo Grotius:[724] „Obwoln von Leipzig undt andern feindtlichen Orthen viel anhero geschrieben worden, ob solte der keysserliche Generalwachtmeister Breda mit etzlich taussent Mann den Herrn Generalmaior Wittenberg[725] überfallen undt ihme etzliche Regimenter ruinirt, so haben wir doch von Erffurt undt andere Orthen her, dass zwar der keysserlichen Anschlag dahin gewesen, der Verlust aber bey weitem nicht dahin raichet, alss sie spargirt, sondern ausser etzlichen gemeinen, deren Zahl sich nicht hoch erstreckt, undt zweyer Stantarden, von den unsrigen kein Officier gemisst, oder sonsten einiger Schaden angefügt, undt vielmehr die Keysserlichen nicht ohne Verlust durch Herrn Generalmaior Königsmarck[726] undt Obristen Schlang[727] repoussirt[728] worden“. [729]

Ende September 1640 sollte Breda unter dem Befehl Leopold Wilhelms an der Eroberung Höxters[730] teilnehmen. In einer Chronik aus Höxter heißt es: „In diesem 1640. jahr hat der ertzhertzog Leopold alß er mit der kayserlichen armee von 60.000 mann den Bannier verfolgete, hat er auch die statt Huxar belagert, dieselbige auch per accordt nach dreymahligen, andere tagen funffmahligen sturm erobert, eß haben darin 900 mann Braunschweigische völcker unter dem obristen Brauns[731] gelegen, wie nuhn diese belagerung abgangen, kann man aus folgenden besehen. Den 29./19. Septembris. Nach dem ihre kayserliche mayestät bruder eine geraume zeit hero gegen den schwedischen feldmarschallen Johan Bannier zu Fritzlar[732] und Wildungen[733] zue felde gelegen, undt nach dem auffbruch auff Warburg undt ferner auf Höxer zog, hat er den 19. Septembris durch generall von Gleen[734] die statt mit 5000 pferden berennen laßen, undt folgenden abents und nachts mit seinem gantzen krieges heer gefolget, alsobalt die stücke gepflantzet,[735] undt unterschidtliche läger von Bruchhausen[736] an bis ober der statt von der Klippmühlen an unter dem Bielenberg heer bis an den Brenckhaüser thurn, undt von dannen unter dem Roseberg heer bis nach Albexen[737] (seindt also das ganze läger in die sechtzigtausendt mann bestanden) schlagen lasen, darauff auch alsobalt angefangen mit 12 stücken an zweyen unterschidtlichen örthern auff den Stumrigen walle an den mauren presse zu schiesen, das Peters thoer abgebrandt, undt über 825 grose kugelen (so weit mann nachrichtung hatt) in die statt geschoßen; wie aber die belagerten unter dem commando herrn obristen Brauns undt den dreyen hauptleuten, Milert,[738] Fischers[739] und Wilcken[740] sich tapfer gewehret, undt mit allerhandt mit mittelen (worzu sie auch etliche immekörbe[741] gebrauchet, welche sie über die mauren unter den feindt gewoffen) fünff generalsturm, worunter einer 3 stunden ohne auffhören gewehret, hurtig abgeschlagen, das dem bericht nach über 70 mann todt undt viell gequetschet worden, entlich aber wie noch 5000 mann beordert worden, abermahlß einen sturm zu thun, undt nach eroberung keines menschen zu verschonen, hat der gnädige Gott gegen den abendt ein groses schreckliches blitzen undt donner wetter erwecket, dabey ein ungewöhnlicher regen gefallen, das dem feindt alles pulfer naß undt untüchtig worden: Dannenhero die kayserlichen bewogen worden, den belagerten einen accordt anzubieten; sie wolten anfangklich nichtes davon hören, doch entlich, wie der entsatzs ausblieb undt ein klägliches wintzelen undt wehklagen in allen ecken der statt ware, der obriste auch von den belagerten gahr starck hierzu angehalten wurdt, gingen sie den accord ein, da dan verwilliget worden, bey sonnenschein selbigen tages noch mit sack undt pack undt mit fliegenden fahnen, krieges gebrauch nach über die Weeser außzuziehen, wie sie sich aber etwas über bestimte zeit in der statt verweilten, wardt ihnen der accord nicht gehalten, sondern alle miteinander (ausgenohmen den obristen, capitäinen, lietenanten undt fendrichen) sich unterstellen müsen, darauff ist der obriste Mercii[742] mit seinem regiment gelegt worden in Huxar, folgender tages ihre ertzherzogliche durchlaucht Leopold Wilhelm selber, Ottavio Picolomini, der herr von Stadien,[743] Teütscher Meister, generall von Gleen, von Hannibal de Gonzago,[744] general Breda, general Mercy,[745] graff von Tattenbach,[746] graff von Wolckenstein,[747] graf von Altenhann,[748] ein fürst von Hohenzollern,[749] baron de Hoye,[750] baron de Rhodan,[751] generalwachtmeister Fernemundt,[752] obriste Rackenwitz,[753] obriste Zaradetzky,[754] obrist Bonell,[755] obrister Aegydi,[756] obrister Install,[757] obrister de Meers,[758] obrister Güsenberg,[759] obrister Zweyer,[760] undt viele andre obristen undt hohe officier mehr mit ihrem sämbtlichen hoffstäben[761] in die stadt logert und seindt bis über die 8000 pferde bis in den vierten tag still darinn gelegen, welche alles getrayt ausgetroschen, bey die 1200 malter rocken,[762] ohne was verfuttert, unter die füse getretten undt über die seiten gebracht, das also kein korn, obst gemüß, oder etwas anders, womit man sich hette laben können, übrig geplieben“.[763]

In diesem Jahr wurde Breda zum Feldmarschallleutnant befördert.

Der Chronist Leopold erinnert sich an den Oktober 1640: „Am 5. Oktober ist des Kaiser. Generalwachtmeisters Gory[764] Quartiermeister mit etlichen Reitern hie[r]hero [ge]kommen und [hat] für seinen General und dessen Volk, welches seinem Vorgeben nach allbereit[s] heranmarschierte, Quartier begehrt. Weil wir dann gehofft, daß wir solches abwenden oder aber das meiste von uns [ab]schieben sollten, bin ich ihm [zusammen mit] Herrn Vetter Christof Hagen entgegengeschickt worden. [wir] haben aber bei ihm [nur] ein Geringes zu erhalten verspüren können, als wir ihn, mit dem Regiment stillhaltend, oberhalb Waldershof[765] [an]getroffen. Doselbst [hat]er sich nit anders(t) erklärt, als daß er mit uns herabreiten und rekognoszieren wollte. Sobald er hierher[ge]kommen [war], hat er das Hauptquartier hier in den Markt [nehmen] und die Regimenter auf die Dörfer ordnen und anstellen wollen. Weil aber ein Geschrei vom Feind erschollen [ist], (also) hat er alles Vieh beisammen gehalten und [auch] solchergestalt einquartiert. Er selbst(en) hat neben dem Oberst(en) Cabo,[766] Oberstleutnant Clari,[767] dem Sohn des Piccolomini,[768] Herrn Generalwachtmeister von Brettau [und] seiner Gemahlin sein Quartier vor dem Badtor genommen. Die anderen Oberst[e] sind mit den Regimentern in den Stadeln vor dem Obertor und dem Untertor gelegen. Es ist also bei diesem Marsch niemand in dem Markt, auch niemand – außer den Pollacken, welche zu Oberrebitz logierten – auf den Dörfern gelegen, sondern [er ist] mit allem Volk – also mit 6 Regimentern zu Fuß und 2 Regimentern zu Roß – in den Städeln und Vorstädten über einen Haufen liegen(d) (ver)blieben.

Über diese 8 Regiment[er] [hinaus] sind auch 200 Polacken mit marschiert, welche – wie ob[en] gehört – zu Oberredwitz logierten: Einige sind auch in Dörflas[769] einquartiert worden. Obwohl wir hier im Mark[t] kein Quartier gehabt, so haben wir doch des Generals Tafel versehen und herrlich in die Küche (ver)schaffen müssen. Auch haben wir für die Regiment[er] hinaus[ge]geben 800 Brot[e], 800 Maß Bier und 2 Rinder. Überdies hat (ein)jeder Bürger, der seinen Stadel nicht zugrund reissen oder gar verbrennen lassen wollte, hinaus[ge]geben Fleisch, Fisch, Futter, Bier, Brot und Geld. [Es] ist dadurch auch sehr wenig erhalten worden, denn fast in jedem Stadel [hat] eine Kompanie gelegen, welche (dann) alles Heu, Stroh, ungedroschenes Getreide, Holz und Bretter aus den Stadeln in das Feld getragen. Es sind daraus Hütten gemacht und hernach meistens verbrannt [worden]. Um das, was liegen geblieben war, haben sich die Nachbarn auch [noch] gezankt. Sie haben auch alle Zäun[e] um die Gärten, Planken [und] Um(b)schrote[770] umgehauen und verbrannt. Alle(e) unser[e] Fischkästen,[771] [von denen] ein [jeder] vorher um 50 K[ronen][772] erkauft [worden war], haben sie in einer Geschwind[igkeit] eingehauen, zerrissen, hinweggetragen und in Grund verdorben. [Auf] dem neuen Freithof, welcher erst neu gemacht worden war, haben sie die Schindel[n] abgeschlagen und sam(b)t dem Tor verbrannt. In Summa, diese Leute haben einen großen Schaden getan in dem ungedroschenen Getreide, Futter, (Ge)stroh und holz. [Sie haben auch] fast alle Stadel im Grunde zerschlagen und das Gezimmer verbrannt; denn die Kälte war sehr groß. Daher [haben] sie auch außer[halb] der Stadel noch über 1000 Feuer angezündet und gehalten. Was sie in den Vorstädten ertappt haben, [das haben] sie (hinweg)genommen und das Vieh geschlachtet. Die Nacht [über] hat die ganze Bürgerschaft auf Befehl des Generals um und um auf der Mauer im Gewehr stehen und wachen müssen. Ungeachtet dessen aber sind die Musketiere(r) doch an vielen Stellen über die Mauer hereingestiegen, [sind] in die Ställ[e] eingebrochen, [haben] kleines Vieh erwürgt und was sie sonst [noch] bekommen konnten, [haben sie] mitgenommen und [sind dann] wieder hinausgewischt. Dies geschah (nun) an vielen Orten, [so] daß wir also genug(samb) zu wehren und solches zu verhindern hatten. Die Tor[e] hatte er selbst(en) besetzt und mit seiner Wacht versehen.

Auch auf dem Land ist es übel hergegangen. Alles ist spoliieret worden. Des anderen Tags ist er mit allen Regimentern aufgebrochen und auf Eger marschiert. Er hat selbige [Stadt] auch sehr bedrängt, wie wir [später] hören werden. Er hinterließ uns einen Fähn(d)rich zur Salva Guardi[a]. Die Regiment[er] ließ er alle von hier [ab]rücken. Da er auch eine große Menge Bagage bei sich hatte, wurde alles Volk, zusammen mit dem Troß, über 6000 Mann stark geschätzt. Bei ihrem Aufbruch hatte man genug(samb) zu tun, daß man an etlichen Orten das aufgegangene Feuer mit Gottes hilfe wieder (er)löschen konnte“.[773]

In diesem Jahr war Treysa[774] (Hessen-Kassel) durch Truppen Bredas zum größten Teil aus Vergeltung eingeäschert worden, der eine Taktik der verbrannten Erde betrieb. Loshausen,[775] Niedergrenzebach,[776] Steina,[777] Leimbach,[778] Ransbach,[779] Zella[780] und Salmshausen[781] waren von ihm vollständig niedergebrannt worden.

Das „Theatrum Europaeum“ stellt die Kämpfe anhand eines Stiches, der „Velitatio[782] ad Ziegenhain“, sehr ausführlich dar: „Als Obrist Rheinhold von Rosen seinen Anschlag an den Bentzenauischen[783] im Homburg[784] verrichtet / vnd oberwehntes Volck zusammen gezogen / auch Friedberg versehen hatte / marchirte er zurück nach Ziegenhain / und legte sich in das nechste Städtlein Treysen. Die Käiserische gedachten den Homburgischen Schaden wieder zu holen / darum die zween General-Wachtmeister / als Gilles de Hasi,[785] und Herr Mercy[786] / mit dem Obristen von Neuneck[787] / vnd vier Croaten Obristen / auff ihn zu giengen / unter denen 1000. Curassier / und noch darzu 200. Tragoner waren. Sie wurden aber so hart empfangen / daß 2. Obriste Wachtmeister darüber vnd andere Officirer todt blieben / ein Rittmeister und viel Reuter gefangen wurden / deren Wort Leopoldus,[788] und das Feldgeschrey / kein Quartier[789] / gewesen. Der von Rosen hat darüber dieses Stättlein verlassen und sich nach der Vestung Ziegenhain begeben / darüber die Käiserischen das Städtlein eingenommen / und selbiges sammt umliegenden Dörffern angesteckt / für dißmal aber nichts mehrers verrichtet haben.

Dem Obersten von Rosen wurden von seinem Major Johann von Ratschin[790] / vom alten Regiment 6. Compagnien zugebracht / darum konnte er abermahlen nicht feyen / sondern nahm seinen Vettern Volmarn / den Tollen[791] zu sich / und überfiele noch selbige Nacht / von Ziegenhain auß / deß Croatischen Obristens / Peter Logy[792] Regiment und Quartier zu Allendorff[793] / die noch andere 6. Compagnien Rubländischer[794] Tragoner bey sich hatten, darüber der Obriste durch einen Pistolen-Schuß selbsten verwundet worden / der sich deßwegen auff den Kirchhoff salviret / aber sein Obrister Lieutenant todt geblieben / in angestecktem Quartier neun Standarten verbronnen / eine Standarte und ein Capitän mit Beuten und Pferden darvon geführet / und sie alle so hefftig aufgeschlagen worden / daß wann der Obriste Fetuari[795] nicht nahe im Anzug gewesen / so wäre dieses gantze Regiment gantz und gar zu scheitern gegangen. Hierauff wurden die Käis. um so viel begieriger ihren erlittenen Schaden um so viel desto eiferiger zu rächen / und wurden deßwegen auff den von Rosen zu gehen commandiret / zuforderst der General Feld-Marschall Lieutenant Baron de Bredau, und neben demselben der General-Wachtmeister Gill de Hasi, welche in drey tausend Pferden von 24. Esquadronen[796] deren zum besten berittenen Reuter / ausserhalb Fußvolcks / bey sich hatten / deren der Herr Obriste von Rosen bey der Vestung Ziegenhain erwartete. Als nun wolgedachter Baron de Bredau den 13. Novemb. styl. vet.[797] bey Ziegenhain anlangte / ordnete er den Obristen Druckmüller[798] zur Avantgarde / der mit 5. Esquadronen auff den Rosen zwar mit grosser Furi angienge / desselben aber die Rosischen nicht viel achteten / sondern liessen ihn wohl ankommen. Der Obriste von Rosen commandirte wider solche 3. Compagnien seines alten Regiments / die trieben diese Druckmüllerische zurück / so weit sie fast herkommen waren / und verfolgten sie mit stätigem Scharmütziren[799] / daß ihrer viel darüber blieben / und gefangen wurden. Es wurde auch hierüber der General-Wachtmeister de Hasi in einen Schenckel geschossen. Der von Bredau hatte selbigen Tag zum Feldgeschrey außgegeben / Gott mit uns / und das Wort war / der Teuffel mit dem Rosen. Es zoge sich hierüber der von Bredau zurück auff 2. Stunden lang / biß nach Neukirchen[800] / und setzte sich mit seiner Reuterey und Fußvolck dem von Rosen entgegen: er hatte auch um mehrer Hülffe von 2000. zu Fuß / und 1000. Pferd zurück geschickt / deren er erwartete / in Hoffnung / den von Rosen gewiß zu ruiniren. Es war auch General-Wachtmeister Mercy mit 2500. Pferden / und so viel Fußvolck im marschiren / und schon beschlossen / den von Rosen auff beyden Seiten des Wassers Schwalme anzugreiffen. Was nun an jüngst angesteckten Dörffern noch übrig war / das liesse Bredau noch gar in die Asche legen / deme von Rosen die Fourage[801] zu benehmen. Es wurde dem von Rosen der Obriste Müller[802] / und General Adjutant de Charlouna,[803] biß 750. Pferd starck / eben so wohl zu Hülff geschickt / welche den 14. Novembris um 2. Uhr Nachmittag ankommen.

Ob nun wohl der von Rosen sich noch nicht Bastant[804] genug befande / der Käiserl. Anzahl gleich zu seyn / hatte er doch resolviret / auff den von Bredau zu gehen / und nicht zu erwarten / biß er ihn besuchte : derohalben er auff seines Feindes Vorwacht von vngefehr drey hundert starck auff ein viertheil Stund lang gegen Abend avancirte / der noch ein viertheil Stund lage.

Er hielte daselbsten mit den Seinigen in einem Wald biß an den Morgen / und giengen auff diese Vorwacht den 15. vorbesagten Monats Novembris, mit anbrechendem Tag in vollen Gallop, welches eben der Tag Leopoldi war. Als Bredau solches vernahme, præsentirt er sich mit 24. Squadronen ungesaumt zu Feld / und liesse seinen lincken Flügel von 8. Squadronen hindereinander stehen / auff deß von Rosen altes Regiment treffen / seinen rechten Flügel aber diesem Regiment / und dem rechten Rosischen Flügel die Fronte bieten: der Obriste Müller aber gienge diesem Flügel in die Flancque / und ob es wol Anfangs sehr hart hielte / und das Glück sich wanckelmüthig erzeigete / so wurde doch dem von Rosen / und den Seinigen / allen das Glück gegeben / daß sie vermittels tapfferer Resolution und mannlicher Anführung den von Bredau und die Seinigen in die Flucht schlugen / darüber Herr General Lieutenant von Bredau selbsten geblieben / und gefangen wurden / von dannen auß sie weiters biß auff ein paar Stunden lang / und zwar biß an die Gegenwart Bredauischen Succurs verfolget worden. Und ist an diesen Tag deß von Bredau gegebenes Wort und Feldgeschrey gewesen Sancta Maria, kein Quartier: deß von Rosen Wort aber / Louys, und das Feldgeschrey / Gott mit uns“.[805]

Arnold, der sich später auf die Angaben im „Theatrum Europaeum“ stützte, berichtet zu dem Zusammenhang der Operationen: „Als die Kayserlichen in Ober-Hessen zu Kirchhayn ihr Hauptquartier angeleget hatten, giengen sie auf Begehren des Churfürsten zu Mayntz vor Amöneburg[806] und beschossen es 2. Tage, worauf die Hessischen sich ergaben, und am 7. November mit Sack und Pack nach Ziegenhayn abzogen. Hiernächst gedachten sich die Kayserliche Generals, Gilles de Hasi und Mercy an dem Obersten Rosen wegen des Homburgischen Uberfalls zu rächen, sie überfielen ihn also in dem Städtlein Treysa, wiewohl mit so schlechtem Erfolg, daß 2. Majors und andere Officiers erleget, ein Rittmeister aber und viele Reuter gefangen wurden. Da hernach der Oberste Rosen sich in Ziegenhayn zog, legten die Kayserlichen Treysa nebst den umliegenden Dörfern in die Asche. Gleich darauf überfiel gedachter Oberste, nachdem er sich mit 6. Compagnien verstärcket, des Croatischen Obersten, Peter Logy, Quartier zu Allendorff, wo er selbst mit seinem Regiment und 6. Compagnien Dragonern lag; hierbey gieng es sehr hitzig her, der Oberste Logy bekam einen Pistolen Schuß, sein Oberst-Lieutenant blieb todt, 9. Standarten verbrannten, 1. Capitain wurde samt vielen Pferden, einer Standarte und andere Beute weggeführet, den übrigen aber setzten die Weimarischen so hefftig zu, daß, wann der Oberste Fetuari nicht im Anzug gewesen, das gantze Regiment darauf gegangen wäre. Dieser Uberfall frische die Kayserlichen noch stärcker zur Rache an; wie dann der General-Lieutenant, Baron von Breda, und der General-Wachtmeister, Gilles de Hasi, mit 3000. Reutern und vielem Fußvolck am 13. November st. v. bey Ziegenhayn anlangten. Der Oberste Druckmüller that mit 5. Squadrons den Angriff, ward aber mit Verlust zurück getrieben, wobey der de Hasi einen Schuß in den Schenckel bekam. Der General von Breda, welcher selbigen Tag das Feld-Geschrey: Gott mit uns ! und das Wort: Der Teufel mit dem Rosen, ausgegeben, setzte sich hierauf bey Neukirchen, um daselbst noch 200. zu Fuß und 1000. Pferde zu erwarten, und alsdann samt dem General Mercy, welcher auch mit 3000. Mann erwartet wurde, die Weimarischen auf beyden Seiten der Schwalm anzugreiffen. Der Oberste Rosen bekam den 14. November auch 750. Pferde unter dem Obersten Müller zu Hülfe, und faßte darauf den Schluß, den Kayserlichen, ehe sie noch mehr verstärcket, auf den Hals zu gehen. Nachdem er in der folgenden Nacht mit seinem Volck in einem Wald gestanden, brach er am 15. November mit dem Tage hervor; der von Breda zeigte sich alsobald mit 24. Squadronen, und griff des von Rosen altes Regiment muthig an; da aber der Oberste Müller ihm in die Flanquen gieng, hatte er verspielet, sein Volck nahm die Flucht, er selbst blieb auf dem Platz, und im Nachsetzen wurden viele erleget oder gefangen. Die Anzahl der Todten belief sich auf 550. Officiers und Gemeine, worunter 2. Oberst-Lieutenants, 2. Majors, und 3. Rittmeisters; unter den Gefangenen aber, deren bey 600. Waren, befanden sich ein Oberst-Lieutenant, ein Major, 9. Rittmeisters, 1. Capitain, 4. Lieutenants und 3. Cornets; dagegen man auf Seiten der Weimarischen nur 50. Todte und Verwundete zehlte“.[807] Der Leichnam Bredas wurde nach Ziegenhayn verbracht.

Am 23.11.1640 schrieb Peringer von Pernberg[808] an Wenzel Eusebius von Lobkowitz:[809] Aus dem erzherzoglichen Feldlager bei Kirchheim [Kirchhain ![810]] sei die Nachricht vom 14.11. gekommen, dass Breda den Gegner überfallen, ihn bis gegen Kassel verfolgt habe und dort, da der Gegner aus der Festung Verstärkung erhalten habe, mit 300 Mann [bei Riebelsdorf[811]] tot liegen geblieben sei.[812] Der Überlieferung nach soll Breda durch eine Kugel Kapitän Muhlys,[813] Kommandant der bereits 1539 begründeten Bürgerwehr Ziegenhains, die im Frieden die Festungswache versah, getötet worden sein.[814] Bei Dr. Jordan heißt es unter dem 4./14.11. lapidar: „Obrist Rosa nebest dem Obristen Moller von der Weymarschen Armee schlagen den Kayserlichen Grãl.-Feldmarschall. Luitnand mit 3 000 auscommandirten Pferden bey Ziegenhein. Breda bleibt“.[815]

Historisches Zeugnis soll das seither im Rathaus aufbewahrte „Bredaschwert“, „Schantz“ genannt,[816] gewesen sein. 1843 wurde bei Riebelsdorf das Velten Muhly-Denkmal von der Stadt Ziegenhain gestiftet, das die historische Begebenheit veranschaulicht. Eine Säule steht am Platz des Schützen und am Platz, an dem Breda fiel, wurde eine Pyramide errichtet.[817]

[1] Er selbst schrieb sich Bredaw. Vgl. SCHMIDT-BRENTANO, Die Generale, S. 75ff.
[2] Deutsch Gabel; [Německé Jablonné; seit 1650 Jablonné v Postještě, Tschechien]; HHSBöhm, S. 109f.
[3] Lämberg [Lemberk, seit 1955 Lvová, Bez. Böhmisch Leipa]; HHSBöhm, S. 315. boehmen.nilius.net/2_laemberg.htm: Zippe, Franz Xaver Maximilian, Allodial-Herrschaft Lämberg: „Im Jahre 1623 kaufte Albrecht von Waldstein, nachmaliger Herzog von Friedland, die Herrschaft Lämberg um 50.300 Schock meißnisch, und verkaufte sie später als Lehn an Hans Rudolph, Freiherrn von Bredau um 72.350 Gulden, welchem sie nacher als freies Eigenthum überlassen wurde“.
[4] Zeestow, heute Ortsteil von Brieselang [LK Havelland].
[5] Obrist [schwed. överste, dän. oberst]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld und 400 fl. für Aufwärter. In besetzten Städten (1626) wurden z. T. 920 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15). Nach Wallensteins Verpflegungsordnbung (1629) standen ihm als Obrist und Hauptmann der Infanterie 800 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Zur brandenburgischen Armee heißt es; OELSNITZ, Geschichte, S. 64: „Fälle, daß die Obersten mit ihren Werbegeldern durchgingen, gehörten nicht zu den größten Seltenheiten; auch stimmte bei den Musterungen die Anzahl der anwesenden Mannschaften außerordentlich selten mit den in der Kapitulation bedingten. So sollte das Kehrberg’sche [Carl Joachim v. Karberg; BW] Regiment 1638 auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Es wurde dem Obersten der Proceß gemacht, derselbe verhaftet und kassirt. Aehnlich machte es der Oberst Rüdiger v. Waldow [Rüdiger [Rötcher] v. Waldow; BW] und es ließen sich noch viele ähnliche Beispiele aufführen“. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nichts anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. OELSNITZ, Geschichte, S. 64f.: Der kurbrandenburgische Geheime Rat Adam Graf zu „Schwarzenberg spricht sich in einem eigenhändigen Briefe (22. August 1638) an den Geheimen Rath etc. v. Blumenthal [Joachim Friedrich Freiherr v. Blumenthal; BW] sehr nachtheilig über mehrere Obersten aus und sagt: ‚weil die officierer insgemein zu geitzig sein und zuviel prosperiren wollen, so haben noch auf die heutige stunde sehr viele Soldaten kein qvartier Aber vnter dem schein als ob Sie salvaguardien sein oder aber alte reste einfodern sollen im landt herumb vagiren vnd schaffen ihren Obristen nur etwas in den beutel vnd in die küch, Es gehöret zu solchen dantz mehr als ein paar weißer schue, das man dem General Klitzingk [Hans Kaspar [Caspar] v. Klitzing; BW] die dispositiones vom Gelde und vonn proviant laßen sollte, würde, wan Churt borxtorff [Konrad [Kurt] Alexander Magnus v. Burgsdorff; BW] Pfennigmeister vnd darvber custos wehre der katzen die kehle befohlen sein, wir haben vnd wissen das allbereit 23 Stäbe in Sr. Churf. Drchl. Dienst vnd doch ist kein einsiger ohne der alte Obrister Kracht [Hildebrand [Hillebrandt] v. Kracht; BW] der nit auß vollem halse klaget als ob Man Ihme ungerecht wehre, ob Sie In schaden gerieten, Man sol sie vornemen Insonderheit die, welche 2000 zu lievern versprochen vnd sich nit 300 befinden vndt sol also exempel statuiren – aber wer sol Recht sprechen, die höchste Im kriegsrath sein selber intressirt vnd mit einer suppen begossen“. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 504. Die z. T. für den gesamten Dreißigjährigen Krieg angenommene Anzahl von rund 1.500 Kriegsunternehmern, von denen ca. 100 bis 300 gleichzeitig agiert hätten, ist nicht haltbar, fast alle Regimentsinhaber waren zugleich auch Kriegs- bzw. Heeresunternehmer. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; BOCKHORST, Westfälische Adelige, S. 15ff., REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[6] Feldmarschallleutnant [schwed. fältmarskalk lieutenant, dän. feltmarskal løjtnant]: Der Feldmarschallleutnant war ein militärischer Dienstgrad, der gleichzeitig mit dem des Feldmarschalls im 17. Jahrhundert aufkam. Der Kriegsherr pflegte einem Feldmarschall einen „Untermarschall“ oder „Leutnant“ beizugeben, der den Feldmarschall zu unterstützen und zu vertreten hatte. Zu seinen Pflichten gehörten u. a. die Aufsicht über Proviantplätze und -straßen, die Kontrolle der Wachen usw. kaiserliche Generalkriegskommissare wie Ossa standen meist im Rang eines Feldmarschallleutnants.
[7] PROCHÁZKA, Ergänzungsband, S. 111; PROCHÁZKA, Genealogisches Handbuch, S. 74, 75. Böhm. Inkolat im Herr. 17.11.1636.
[8] Inkolat: durch Geburt oder förmliche Aufnahme erworbene Zugehörigkeit zum Herren- oder Ritterstand in den (alt)österreichischen und böhmischen Ländern.
[9] MERAVIGLIA-CRIVELLI, Der böhmische Adel, S. 107.
[10] cruel: grausam.
[11] PROCHÁZKA, Ergänzungsband, S. 111; PROCHÁZKA, Genealogisches Handbuch, S. 74, 75. Böhm. Inkolat im Herr. 17.11.1636.
[12] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl. eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[13] Schnaittach [LK Lauf/Pegnitz]; HHSD VII, S. 671f.
[14] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.
[15] Johann ‘t Serclaes Graf v. Tilly [Feb. 1559 Schloss Tilly, Gemeinde Villers-la-Ville/Villers; Herzogtum Brabant-30.4.1632 Ingolstadt], ligistischer Feldmarschall. Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.
[16] HELML, Die Oberpfalz, S. 87.
[17] Groß Förste, heute Ortsteil von Giesen [LK Hildesheim].
[18] Hildesheim [LK Hildesheim]; HHSD II, S. 228ff.
[19] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[20] Dr. Conrad Jordan [10.11.1591 Bockenem-23.10.1659 Hildesheim], Chronist, seit 1620 Arzt, seit 1629 in Hildesheim wohnhaft, ab 1635 mehrfach Ratsherr, Stadtarchivar; SCHLOTTER, Acta; SCHLOTTER, Hans, Der Rat der Stadt Hildesheim von 1300-1634, in: Norddeutsche Familienkunde Heft 4, 1986, S. 581-585; SCHLOTTER, Hans, Die Bürgermeister und Ratsherren der Stadt Hildesheim 1147-1634, in: Norddeutsche Familienkunde Heft 3, 1979, S. 551-558.
[21] Gemeint ist möglicherweise Christoph Ferdinand Freiherr v. Fernberger auf Eggenberg [ -1671], kaiserlicher General.
[22] Rittmeister [schwed. ryttmåstere, dän. kaptajn]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, in besetzten Gebieten wurden schon einmal 240 Rt. monatlich erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15), während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich datiert gewesen. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[23] SCHLOTTER, Acta, S. 32f.
[24] Obristwachtmeister [schwed. Major, dän. oberst sergent]: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 40 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] oder 50 fl. – nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 240 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460, in besetzten Städten (1626) wurden z. T. 320 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , also 600 fl. (900 R.) jährlich, was 1634 dem Monatssold eines Obristen entsprach oder dem Jahresgehalt eines bayerischen Hofrats – entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht. Daneben war er zum Teil auch Rittmeister, um seinen Sold aufzubessern.
[25] Stephan Binder [Pinder] [ -April 1637 ?], kurbayerischer Obrist.
[26] Hanau [Main-Kinzig-Kr.]; HHSD IV, S. 199ff.
[27] Wertheim [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 880ff.
[28] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.
[29] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 74, S. 43.
[30] Winterquartier: Zugewiesenes Quartier, das – angesichts der um 1, 5 º tieferen mittleren Jahrestemperatur mit extremen Kälteperioden überlebensnotwendig – in der Regel vom November bis zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni beansprucht wurde und in dem andere, höhere Verpflegungssätze galten. Natürlich versuchten deshalb Magistrate und Stände immer wieder, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten und ihrem Tross führen musste.  Dazu kam der enorme Bedarf an Feuermaterial, wobei alles nur einigermaßen Brennbare durch die Truppen beschafft wurde. Der Chronist und Bürgermeister Leopold aus Marktredwitz berichtet über den November/Dezember 1640; BRAUN, Marktredwitz, S. 129: „Über diese 8 Regiment[er] [hinaus] sind auch 200 Polacken mit marchiert, welche – wie ob[en] gehört – zu Oberredwitz logierten: Einige sind auch in Dörflas einquartiert worden. Obwohl wir hier im Mark[t] kein Quartier gehabt, so haben wir doch des Generals Tafel versehen und herrlich in die Küche (ver)schaffen müssen. Auch haben wir für die Regiment[er] hinaus[gegeben] 800 Brot[e], 800 Maß Bier und 2 Rind[er]. Überdies hat (ein)jeder Bürger, der seinen Stadel nicht zugrund reissen oder gar verbrennen lassen wollte, hinaus[ge]geben Fleisch, Fisch, Futter, Bier, Brot und Geld. [Es] ist dadurch auch sehr wenig erhalten worden, denn fast in jedem Stadel [hat] eine Kompanie gelegen, welche (dann) alles Heu, Stroh, ungedroschenes Getreide, Holz und Brettern in das Feld getragen. Es sind daraus Hütte gemacht und hernach meistens verbrannt [worden]. Um das, was liegen geblieben war, haben sich die Nachbarn auch [noch] gezankt. Sie haben auch alle Zäun[e] um die Gärten, Planken [und] Um(b)schrote umgehauen und verbrannt. All(e) unser[e] Fischkästen, [von denen] ein [jeder] vorher um 50 K[ronen] erkauft [worden war], haben sie in einer Geschwindigkeit eingehauen, zerrissen, hinweggetragen und in Grund verdorben. [Auf] dem Freithof, welcher erst neu gemacht worden war, haben sie die Schindel[n] abgeschlagen und sam(b)t dem Tor verbrannt. In Summa, diese Leute haben einen großen Schaden getan in dem unausgedroschenen Getreide, Futter, (Ge)stroh und Holz. [Sie haben auch] fast alle Stadel im Grunde zerschlagen und das Gezimmer verbrannt; denn die Kälte war sehr groß. Daher [haben] sie auch außer[halb] der Stadel noch über 1000 Feuer angezündet und gehalten. Was sie in den Vorstädten ertappt haben, [das haben] sie (hinweg)genommen und das Vieh geschlachtet. Die Nacht [über] hat die ganze Bürgerschaft auf Befehl des Generals um und um auf der Mauer im Gewehr stehen und wachen müssen. Ungeachtet dessen aber sind die Musketiere(r) doch an vielen Stellen über die Mauer herabgestiegen, [sind] in die Ställ[e] eingebrochen, [haben] kleines Vieh erwürgt und was sie sonst [noch] bekommen konnten, [haben sie] mitgenommen und [sind dann] wieder hinausgewischt. Dies geschah (nun) an vielen Orten, [so] daß wir also genug(samb) zu wehren und solches zu verhindern hatten. Die Tor(e) hatte er selbst(en) besetzt und mit seiner Wacht versehen“. Natürlich versuchten die Magistrate und Stände, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats von Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226.
[31] Kompanie [schwed. kompani, dän. kompany]: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, doch wurden Kranke und Tote noch 6 Monate in den Listen weiter geführt, so dass ihre Ist-Stärke bei etwa 70-80 Mann lag. Eine Kompanie zu Pferd hatte bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[32] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, S. 401, 413.
[33] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, S. 435, 450.
[34] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 9/10 der Armee Banérs stellten deutsche Söldner; GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach von Castelen II, S. 130. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Vgl. auch das Streitgespräch zwischen einem kaiserlich und einem schwedisch Gesinnten „Colloquium Politicum“ (1632). Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.
[35] Gustav-Carlsson Horn af Kanckas, Graf af Björneborg [22.10.1592 Örbyhus im Kirchspiel Vendel-10.5.1657 Skara], schwedischer Feldmarschall. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13818.
[36] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie und Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger und Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.
[37] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[38] Hans Christoph Muffel v. Ermreuth „uff Neuses, Bieberswehr und Göppmannsbühl“ [ -1648], Amtshauptmann v. Kulmbach, Kommandant der Festung Plassenburg 1614-1636, Obristleutnant u. Obrist in brandenburg-kulmbachischen Diensten.
[39] Pottenstein [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 593.
[40] Johann Georg II. Fuchs v. Dornheim, Fürstbischof v. Bamberg [23.4.1586 Wiesentheid-29.31633 Spital am Pyrhn].
[41] Generalfeldzeugmeister [schwed. general för artilleriet, dän. generelt feldzeugmeister]: Der Generalfeldzeugmeister war Befehlshaber der dritten, wenn auch teilweise gering geschätzten Truppengattung, der Artillerie; bei Beförderungen wurden die vergleichbaren Ränge bei der Kavallerie, dann der Infanterie bevorzugt. Der Rang umfasste das Kommando über Artillerie. Er erhielt nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) monatlich 1.200 fl. Ihrem Befehlshaber fielen die sogenannten „Glockengelder“ [Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken und ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß. KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], zu, wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] und mehr sein konnte. Vgl. auch HOCHEDLINGER, Des Kaisers Generäle. Ihm unterstanden die Schanzmeister und die Brückenmeister, zuständig für Wege-, Brücken-, Lager- und Schanzenbau sowie die Anlage von Laufgraben vor Festungen.
[42] Johann Philipp Cratz Graf zu Scharfenstein [um 1590-6.7.1635 hingerichtet], bayerisch-ligistischer, dann kaiserlicher Obrist, 1631 Generalfeldwachtmeister, 1632 kurbayerischer Generalfeldzeugmeister, 1634 schwedischer Feldmarschall.
[43] Auerbach i. d. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.
[44] Alwig X. Graf v. Sulz [13.12.1586 Speyer-9.3.1632 Bamberg], kaiserlicher Obrist.
[45] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.; nach Maximilian I. „Schlüssel des Bayernlandes“; denn „mit Forchheim und Kronach steht und fällt das ganze Stift“ [zit. bei KUPFER, Forchheim, S. 64.].
[46] Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.
[47] Reisiger: Seit dem Mittelalter gewappnete Dienstleute oder berittene Begleitpersonen; im 16. Jahrhundert ein bewaffneter Reiter im Gegensatz zum Fußsoldaten, der nicht als Söldner galt, abgeleitet von „reisen“; „Reise“: Kriegsfahrt. DWB Bd. 14, Sp. 745, 53.
[48] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.
[49] Wolfgang Philipp Fuchs v, Dornheim [ -16.2.1644], Domherr zu Bamberg, Domkapitular zu Würzburg, Statthalter in Kronach, Vetter des Johann Georg II. Fuchs v. Dornheim, Fürstbischof v. Bamberg [23.4.1586 Wiesentheid-29.31633 Spital am Pyrhn].
[50] Bürgerwehr: (zumeist relativ wirkungslose, unzuverlässige und aufsässige) Miliz zur selbstständigen Landesverteidigung (vgl. Landwehr), die teilweise schon beim ersten Musketenschuss auseinanderlief oder als Kanonenfutter diente, wenn sie nicht unter dem Schutz von Soldaten eingesetzt wurde. Zum Dienst im Ausschuss konnten sowohl Bürger – meist kleine Handwerker und ärmere Bürger, reichere Bürger drückten sich vor diesem Dienst – als auch Bauern der städtischen Dörfer herangezogen werden. Üblich war die Stellung des 5. oder 10. Mannes. Die Erfurter Bürgerwehr soll aus 1.200 Mann bestanden haben; BEYER; BIEREYE, Geschichte, S. 537. Zur Nutzlosigkeit des Bürgerausschusses vgl. die Äußerungen des brandenburgischen Kanzlers Friedrich Pruckmann [1562-1630]; FADEN, Berlin, S. 144: Sie wurden „von ihrer zween angeführt, die ihr Lebetage wohl keinen toten Menschen im Felde gesehen. Da war ein Trommelschlagen, Platzen und Schießen, auch Schreien in beiden Städten [Berlin und Cölln] die ganze Nacht hindurch, dass ihrer wohl wenige dieselbe Nacht werden geschlafen haben. Denn es war alles besoffen, was da war. Da hätte man wohlbeschossene Musketiere sehen sollen; der eine schoß die Lunte mit hinweg; dem andern entfiel der Ladestecken, dem dritten die Forschett [Gabelstock]; dem vierten versagte die Muskete zwei- bis dreimal; der fünfte steckte die Nase gar in den Ärmel, wenn er schießen wollte, gleich den Mönchen, Pfaffen und Jesuiten, die vor etlichen Jahren zu Paris gassatim gingen, Die dann losgeschossen hatten, konnten zu keiner Ladung wieder kommen, also voll waren sie. Die Pikeniere trugen die Pike auch gar musterlich, zu geschweigen, dass sie solche sonsten zu gebrauchen sollten gewusst haben. Summa, man hat nur lauter Schimpf gehabt“. FADEN, Berlin, S. 153f. Vgl. auch die Einschätzung Herzog Friedrichs III. von Schleswig-Holstein-Gottorp; RATHJEN, Soldaten im Dorf, S. 39: „das landtvolckh ohngeubet zu fechten, kleinmüthig und verzagt sein, ihr hertz und muth zurück bei ihren hinterlassenen Eltern, Weib undt Kindern gelassen“. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 507 (1632): „Bald darauff sind die Bauern bewehret / und hinauff an Wald und Gräntzen verleget worden. Unter diesen waren ihr viel / die aus Mangel anderer Gewehr / Sensen an Stangen liesen machen / und darmit fort zogen / sie wurden aber zuvor am hindern Theil anders gerichtet / daß sie gerade wie Spiesse standen“. Der niederrheinische katholische Chronist von Kempen und Dekan des Stifts Kaiserswerth, Johannes Wilmius [1585-1655]; WILMIUS, Chronicon, S. 115, über die Ernsthaftigkeit von Verteidigungsmaßnahmen: „Im gleichen Jahr [1641; BW], als vorher im September in Deutschland alles vom Krieg verwüstet wurde und das kaiserliche Heer in Hessen gegen den Schwedengeneral Johannes Banèr lagerte, nahmen die Hessen unter Rabenhaupt [Karl Rabenhaupt von Sucha (1602-1675); BW] Kalkar im Klevischen zu nachtschlafender Zeit. Sie bedrohten uns schwer und kündigten feindselige Handlungen an. In panischem Schrecken befestigten die Kempener den Ort und widersetzten sich dem Amtmann [Johann Konstantin v. Neukirch, gen. Nievenheim; BW], der Soldaten aus ihrer Mitte ausheben wollte. Mit welchem Erfolg, wird die Zeit lehren. Jedoch auf einen Befehl des Fürsten hin, den der Amtmann unter Hinweis auf die Gefahr von ihm erwirkt hatte, wurden einige Abteilungen und Gruppen von Soldaten mit großem Aufwand der gesamten Gemeinde ausgehoben. Als Hauptmann wurde der Sohn des Amtmanns an ihre Spitze gestellt, ein Junge von neun oder zehn Jahren. Er sollte 60 Taler Sold monatlich bekommen. Hieraus kann man schließen, was die einfachen Soldaten erhalten werden. Gegen diese Aushebung erhoben die Vierter und die Gemeinde Einspruch, jedoch der Rat und die Schöffen wagten den Mund nicht aufzutun. Lieber wollten sie den Interessen ihres Vorgesetzten nachkommen, wenn auch die Stadt darüber zu Grunde ginge”.Teilweise wurde schon aus Kostengründen der Ausschuss von Städten abgelehnt; BRUNS, Hallenberg, S. 258f.; WALLHAUSEN, Defensio Patriae. „Daß die angestellte Landesdefension Erfolg haben konnte, wenn es sich bei den Übergriffen um kleinere Gruppen von Plünderern handelte, zeigte sich in unmittelbarer Nähe der Landeshauptstadt, als man in (Düsseldorf-)Gerresheim eine Gruppe brabantischer Soldaten gefangennahm, die ‚die Gerresheimer Kirch spoliert’ (geplündert) hatten. Dreizehn von ihnen wurden am 27. Januar 1625 gehenkt und sechs enthauptet“. STOMMEL, Johann Adolf Freiherr Wolff, S. 78.
[51] Kupferberg [LK Kulmbach], HHSD VII, S. 382.
[52] Stadtsteinach [LK Kulmbach], HHSD VII, S. 710f.
[53] Vgl. ALBRECHT, Maximilian I.
[54] Generalleutnant [schwed. generallöjtnant, dän. generalløjtnant]: Der Generalleutnant vertrat den General bzw. Feldherrn und war in der kaiserlichen, kurbayerischen, dänischen und schwedischen Armee der höchste Befehlshaber und Stellvertreter des Kaisers und des Königs/der Königin, mit weitgehenden politischen und militärischen Vollmachten. Über ihm stand nur noch der „Generalissimus“ mit absoluter Vollmacht. Als Rekompens erhielt er für seine Leistungen Landzuweisungen (zumeist aus eroberten Gebieten oder den sogenannten „Rebellengütern“) sowie die Erhebung etwa in den Grafen- oder Herzogsstand. Als Stellvertreter seines Dienstherrn führte er Verhandlungen mit den Ständen, erzwang die Depossedierung von Adligen und Absetzung von Territorialherrn in den besetzten Gebieten und lenkte durch seine Abgesandten auch Friedensverhandlungen. Wichtige Träger der gesamten Organisation des Kriegswesens waren dabei die Generalkriegskommissare und die Obristen, die in der Regel nach ihm oder nach seinen Vorschlägen bestallt wurden.
[55] Raymond d’Espaigne [La Spagne, Espagny, Despania] [ – Juli oder August 1640], kurbayerischer, dann kaiserlicher Obrist.
[56] Kornett: die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entsprach der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold; nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 60 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460; z. T. wurden allerdings 240 Rt. (!) in besetzten Städten (1626) erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermarck, S. 15). => Fähnrich; Fahne.
[57] Arkebusier [schwed. arquebusier, dän. arquebusier]: Leichter, mit einer Arkebuse bewaffneter Reiter, eigentlich berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß). Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr von ca. 1 m Länge, eine Waffe für bis zu über 100 g schwere Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Der Karabiner war leichter als die Muskete, die Geschosse waren ebenfalls leichter, ihre Durchschlagskraft war auch geringer. Gerüstet war der Arkebusier mit einem Kürass aus schussfreiem Brust- und Rückenstück (dieses wurde mit 11 Rt. veranschlagt) oder auch nur dem Bruststück. 1635 wurde von Nürnberger Plattnern ein Arkebusier-Harnisch, der vorn und hinten schusssicher war, für 3 Rt. angeboten; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1239. Seitenwehr war ein kurzer Haudegen, in den Sattelhalftern führte er 1 – 2 leichte Pistolen. Er wurde zumeist in kleineren Gefechten oder für Kommandounternehmen eingesetzt. In den Schlachten sollten sie die Flanken der eigenen angreifenden Kürassiere decken und in die von ihnen geschlagenen Lücken eindringen. Er erhielt als Verpflegung die Hälfte dessen, was dem Kürassier zustand, zudem auch weniger Sold. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 464ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123, BEAUFORT-SPONTIN, Harnisch, S. 96. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter, wenn die Mittel vorhanden waren, in Kürassierregimenter umgewandelt. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[58] Hollfeld [LK Bayreuth].
[59] Waischenfeld [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 781f.
[60] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.
[61] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie und Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger und Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.
[62] Leutnant [schwed. Löjtnant, dän. Løjtnant]: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-80 fl. – zumindest wurden in den besetzten Städten monatlich 80 Rt. (120 fl.) erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 -, was etwa dem Sold eines bayerischen Kriegsrats entsprach. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der infanterie 60 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 52f.: „Ein Leutenant wird von dem wörtlein Lieutenant, quasi locum tenens, Ort / Platz / Stell- oder Statthalter eines Capitains genant / diweil er in abwesen seines Capitains desselben Stell verwaltet / er könnte auch der Unterhaubtmann geheissen werden. Ein solcher sol ein dapferer / aufrichtiger / Kriegsgeübter / und praver Cavalier seyn / und ist dem Capitain der nächste: in dessen abwesen commandiert er follkommen / und hat auch in gegenwart des Capitains den gantzen Befehl über die Compagnie: dann wann dem Capitain von dem Regiment etwas anbefohlen wird / so gibt er dem Leutenant Ordre / wie er sich in einem und anderem verhalten solle / der dann durch seine nachgesetzte Officier den Befehl follstrecken laßt: Dieser sol auch des Capitains guten Namen / Ehr / und Reputation lieb haben und schirmen / alß sein eigen Leben und Ehr / und sich sonderlich dem Capitain um dapfere und versuchte Soldaten umschauen / auch wie er die Soldaten logiren und wol einquartieren möge: Darneben soll er fleissig achtung geben / daß alles gleich zugehe / nach guter ordnung und ohne klag. Alle Abend sol er sich auf der Parade finden lassen / und sehen / wo mangel erscheine: ob auch die Parade / Wacht / und Ordre wol angestellet und gehalten werden: dagegen sol er sich in seinem Commandement gravitetisch und ernsthaft erzeigen / daß ihn seine untergebene Officier und Soldaten ehren / und so wol alß den Capitain fürchten. Die Soldaten werden auch durch ihn gestraft / und ligt ihme aller Last auf dem hals: dann so er die Compagnie nicht versehen müßte / mangelte man keinen Leutenant. Sein Oberwehr ist eine Partisane / er thut keine Wacht / alß die Haubtwacht / da die Compagnie wachet. Er sol auch die Corporalschaften an Mannschaft gleich außtheilen / und keiner mehr versuchte Soldaten geben alß der anderen / daß einer die besten / ein anderer aber die schlechtesten Soldaten habe / woran in einer Occassion vil gelegen ist: Er sol den strafwürdigen streng / den gehorsamen aber gutthätig seyn: Er sol auch aller Soldaten humores erkennen. In summa / er sol wüssen in abwesen des Capitains die Compagnie mit satsamer genugthuung zuregieren / alß wann der Capitain selbst zugegen were / und beyde Officia unklagbar zuverwalten“.
[63] Hauptmann [schwed. kapten, dän. kaptajn]: Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet. Ein halbes Jahr Militärdienst galt als ausreichend für die Übernahme einer Hauptmannsstelle. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner bzw. Anwärter auf eine Stelle, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl., was dem Gehalt des Zahlmeisters in der spanischen Botschaft in Wien entsprach, nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630), in der brandenburgischen Armee soll er dagegen 300 fl. erhalten haben. In besetzten Territorien wurde nach der Verpflegungsordnung Wallensteins (1629) 200 Rt. monatlich verlangt; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch.
[64] Wolf Gerhard v. Guttenberg [ – ], brandenburg-kulmbachischer Obristleutnant.
[65] Pretzfeld [LK Forchheim].
[66] Fähnlein [schwed. fana]: militärische Einheit; die kleinste Gliederungseinheit beim Fußvolk, im 17. Jahrhundert allmählich durch die Bezeichnung „Kompanie“ verdrängt. In der kursächsischen Armee bestand ein Regiment zu Fuß aus 10 „Fendl“: ein Fähnlein umfasste ca. 300 Mann (100 Pikeniere, 160 Musketiere, 20 Hellebardiere und 20 Rundschildner), bei den Schweden z. T. bis 500 Mann. Es gliederte sich wiederum in Rotten von 10-15 Mann, die von einem Rottmeister angeführt wurden.
[67] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[68] Neumarkt in der Oberpfalz [LK Neumarkt in der Oberpfalz; HHSD VII, S. 505f.
[69] Generalquartiermeister, „Oberstfeldquartiermeister“ [schwed. kvarter allmänna, dän. generalkvartermester]: Der Generalquartiermeister leitete das Quartieramt (mit zwei Oberquartiermeistern und dem Stabsquartiermeister sowie drei weiteren Offizieren), unterstützt von der Kriegskanzlei. Die Eingänge wurden dem Feldmarschall vorgetragen und die Antwortschreiben dementsprechend zur Billigung vorgelegt. Für technische Fragen wurden Ingenieure des Stabs herangezogen. Die mündliche Befehlsübermittlung oblag zwei bis vier Generaladjutanten. Das Quartieramt lieferte je nach Eingang Berichte an den Kaiser, den Hofkriegsrat, Weisungen an die Kommandeure der Feldarmeen, an die örtlichen Kommandeure und Festungskommandeure, an alle zuständigen Verwaltungsbehörden und gab Lageberichte an hohe abwesende Generäle und Nachrichten an die Gesandten des Westfälischen Friedenskongresses heraus. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) erhielt er 400 fl. monatlich. Der Generalquartiermeister hatte als Dienstvorgesetzter alle Quartiermeister der einzelnen Regimenter unter sich, sein Amt war eine sehr lukrative Einnahmequelle wegen der „Verehrungen“, um Einquartierungen (gerade bei den Winterquartieren) abzuwenden oder zu erleichtern. Zudem war er meist auch Inhaber eines eigenen Regiments, das die besten Quartiere zu erwarten hatte.
[70] Lorenz Münch v. Steinach [Rynach] [ -19.1.1633 bei Memmingen], kurbayerischer Generalquartiermeister, Obrist.
[71] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[72] Altdorf bei Nürnberg [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 8.
[73] Lauf (Pegnitz) [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 393.
[74] Neunhof [Stadt Lauf/Pegnitz, LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 508f.
[75] Eschenau [Gem. Eckental, LK Erlangen-Höchstadt]; HHSD VII, S. 185f.
[76] Neunkirchen a. Brand [LK Forchheim]; HHSD VII, S. 509f.
[77] Hirschaid [LK Bamberg].
[78] Kompanie [schwed. kompani, dän. kompany]: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, doch wurden Kranke und Tote noch 6 Monate in den Listen weiter geführt, so dass ihre Ist-Stärke bei etwa 70-80 Mann lag. Eine Kompanie zu Pferd hatte bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[79] Kürassier, Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder) [schwed. kyrassiär, dän. kyrassér]: Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment – und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Schwert, Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens 16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[80] Wallonen: Französischsprachige Bevölkerung in den Niederlanden (Artois, Hennegau, Namur, Luxemburg, Limburg, Teile Flanderns und Brabants), z. T. im Fürstbistum Lüttich. Die Regimenter mit hohem Anteil an Wallonen (z. B. das Regiment Johanns II. von Mérode) waren bei Freund und Feind wegen ihrer Erbarmungslosigkeit seit Anfang des Krieges allgemein gefürchtet. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 459 (1619): „Die Wallonen und Ungern reissen sehr vom Spannischen Lager auß, weiln sie keine bezahlung haben können, die thun auff den Strassen deß Landts grossen schaden, greiffen die Leut auch gar in theil Vorstätten an, ziehen sie auß und hauens darnieder, wie sie dann den 26. diß drey Dörffer abgebrandt, daß man solches am Kalnberg selbsten zu Wien gesehen“. Zur Einschätzung bei den eigenen Verbündeten (10.1.1632): Man „weiß wohl, wie die Wallonen beschaffen, nur auf Plackherey und rauberey, doch zum fechten seyn sy wenig nuz, es heißt wol dem gemeinen Sprichwort nach: vill geschrey und wenig wohl. Thuet doch den armen undertanen wol soviel plagen als ein ganzes volles Regiment“. HELML, Oberpfalz, S. 121. Nach Ansicht des Grafen Albig von Sulz sei bei ihnen „gantz kein Rgt. zu halten“. HELML, Oberpfalz, S. 87; ENGELBERT, Wallonen. Vgl. auch MITHOFF, Chronik von Rodenberg, S. 235ff. (1629). BECKMANN, Historie 3. Teil, S. 297 (Zerbst 1626): „Den 1. Aug. sein bei 370. Wallonen / mehrentheils ungesundes und dabei boßhaftiges Volck herein gebracht / und im Frauen-Viertel einquartieret worden / wodurch die Stat / welche ohne deß wegen Menge des hereingeflüchteten Volcks voller Kranckheiten gewesen / vollends inficiret worden / so daß manchen Tag 10. biß 12. Personen begraben müssen werden. Gedachte Wallonen aber sein / nachdem sie über 10. Wochen hier gelegen / und viele gute Leute gantz ausgezehret / den 14. Octobr. wiederumb weg machiret“. Vgl. auch das harte Vorgehen Hatzfelds 1637 gegen kaiserliche Marodeure, die hauptsächlich aus Wallonen und Franzosen bestanden; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 791. => „Merode-Brüder“.
[81] Johann II. Graf v. Mérode-Waroux [Meroda, Merodi] [1584 oder um 1589-10.7.1633 Nienburg], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister. Vgl. HALLWICH, Merode.
[82] Dragoner [schwed. dragon, dän. dragoon, frz. dragon]: leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. So sprechen auch Zeitgenossen in der Regel von Reitern und Dragonern. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise machte man auch Unberittene zu Dragonern, indem man ihnen ein Pferd und eine Muskete gab; SCHWARZ, Die Neumark, S. 52. Des Öfteren führten Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Ein schwedisches Dragonerregiment soll zu einem Drittel aus Zigeunern bestanden haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[83] General(kriegs)kommissar [schwed. allmänt krig kommissionär, dän. generalt war kommissær]: Der General(kriegs)kommissar war das oberste Aufsichts- und Kontrollorgan für das gesamte Kriegswesen, Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontributionen), zur Kontrolle der Kriegskommissare und übernahm auch militärische Aufgaben. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) erhielt er monatlich 600 fl. Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung). Der Generalkommissar, der entweder erfahrener Heeresverwaltungsbeamter oder selbst Obrist war, war der Dienstvorgesetzte aller dieser Kommissare, der wiederum seinen Anteil bei seinen untergebenen Kommissaren einforderte. Zudem waren die oft korrupten Generalkriegskommissare verpflichtet, alle Vorkommnisse im Feld und in der Garnison an den obersten Kriegsherrn einzuberichten, weshalb sie nicht zu Unrecht als die „Augen und Ohren“ etwa Maximilians I. bei der Truppe bezeichnet wurden. Sie besuchten bzw. kontrollierten die vom Hauptquartier entfernt operierenden oder liegenden Regimenter. Bei der Truppe waren sie aufgrund ihrer umfangreichen Kontrollfunktionen im Allgemeinen verhasst. Zudem hatten sie die Weisung, die Kosten der Kriegs- und Truppenfinanzierung zu senken und Reduktionen durchzuführen, was zu ständigen, teilweise handfesten Konflikten mit den Obristen als Kriegsunternehmern führen mussten, da die Generalkriegskommissare auch für den Transport und die Auszahlung des Soldes zuständig waren. Bei besonders unruhigen Truppenteilen waren sie auch für die Ausgabe der Munition zuständig. Der Generalkriegskommissar hatte zudem die Aufgabe, in den besetzten Gebieten nach lohnender Beutekunst (Altäre, Gemälde, Bücher etc.) Ausschau zu halten und gemäß seinen Weisungen zu beschlagnahmen. Der Generalkriegskommissar trat als Militärsachverständiger bei Liga-, Kurfürsten- und Reichstagen auf und war bei Friedensverhandlungen (z. B. beim Abschluss des Lübecker Friedens 1629) und Gesandtschaften beteiligt. Zum Teil kam er durch seine vielfältigen Aufgaben, Einnahmen (Sold etwa 5000 fl., Anteil an Kontributionen ca. 1800 fl. pro Jahr ohne diverse andere Einnahmen) und Belohnungen zu einem beträchtlichen Vermögen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Da die Generalkriegskommissare den Schriftverkehr mit der Kriegskanzlei bzw. dem obersten Kriegsherrn führten, gaben sie oft anders lautende, kritische oder auch gefälschte Berichte weiter. DAMBOER, Krise, S. 27:  „Im Schreiben des Generalkommissars Schäfer an Maximilian vom 13. Dezember 1644 schrieb dieser, die Generalkommissare suchten nichts als des Kurfürsten und der Armada Interesse und würden trotzdem immer verfolgt, gehasst und beneidet“. Vgl. auch KAPSER, Die bayerische Kriegsorganisation, S. 101ff.
[84] Sigismund [Sigmund] Heusner [Heussner, Heußner, Häussner, Heysener, Heisener, Heißler, Heißner, S. v. Wandersleben] v. Wandersleben [17.4.1592 Coburg-12.4.1645 Wittenberg], schwedischer, dann kaiserlicher Generalkriegskommissar.
[85] Kornett: die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entsprach der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold; nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 60 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460; z. T. wurden allerdings 240 Rt. (!) in besetzten Städten (1626) erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermarck, S. 15). => Fähnrich; Fahne.
[86] Musketier [schwed. musketerare, musketör, dän. musketeer]: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 2 – 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm] verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet 1634, dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe; SCHLOTTER, Acta, S. 194. Der Bad Windheimer Chronist Pastorius hält unter 1631 fest; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 100: „1631. Den 10. May eroberte der General Tylli die Stadt Magdeburg / plünderte sie aus / eine Jungfrau hatte ihres Bruders Kleider angezogen / und sich in ein groß leeres Weinfaß verstecket / ward endlich von einem Reuter gefunden / der dingte sie für einen Knecht / deme sie auch drey Monat treulich die Pferde wartete / und als in einem Treffen der Reuter umkam / und sie von denen Schweden gefangen gen Erffurt kam / ließ sie sich für einen Musquetirer unterhalten / dienete fünff Jahr redlich / hatte in etlichen Duellen mit dem Degen obsieget / wurde endlich durch eine Müllerin / wo sie im Quartier lag / verrathen / daß sie ein Weib wäre / da erzehlete sie der Commendantin allen Verlauff / die name sie zu einer Dienerin / kleidete sie / und schenckte ihr 100. Ducaten zum Heyrath-Guthe“. Weiter gibt es den Fall der Clara Oefelein, die schriftliche Aufzeichnungen über ihren Kriegsdienst hinterlassen haben soll. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß, S. 43ff., über die Bedienung; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[87] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.
[88] Kroaten: kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten, des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteien“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Vgl. GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 85 (1630): „Die Crabaten litten dieser Zeit von den Schwedischen viel schaden / weil es bey ihnen viel stattliche Beuten gab. Dann sie hatten theils Gürtel voller Gold und Silber vmb den Leib / auch gantze Blatten von Gold vnd Silber geschlagen vor der Brust“. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“, S. 75: „In einer Supplik der niederhessischen Stände an Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel aus dem Jahr 1637 heißt es beispielsweise, die „unchristlichen Croaten“ hätten ‚den Leute[n] die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die augen außgestochen, Nägel in die Köpff und Füsse geschlagen, heis Blech, Zinn und allerhand Unflat, durch die Ohren, Nasen und den Mund, in den Leib gegossen [und] etzliche durch allerhand Instrumenta schmertzlich gemartert’ “. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „. METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 41: „Diese [Kroaten; BW] nach dem sie die Thor deß Stättleins [Penkun (LK Vorpmmern-Greifswald); BW] zerbrochen / haben sie mit grossem Grimm auff dem Schloß / in der Kirche / in der Pfarr / in den Häusern / Ja auch unerhörter Weise in den Todtengräbern gesuchet: Das Korn theils außgetroschen vnnd hinweg geführet / theils auch zertretten / die Inwohner hefftig geschlagen vnnd biß auff den Todt gemartert / daß sie solten sagen / on sie Gelt vergraben hetten / vnder denselben haben sie auch deß Pastorn nicht verschonet / der ihnen doch vor diesem alle Ehr vnnd Freundschafft erwiesen: Vnnd welches das allerärgste / haben sie Weibspersonen genothzüchtiget vnd geschändet / vnnd so sich etliche im Wasser vnder dem Rohr / oder sonst verborgen / haben die Crabaten / als deß Teuffels rechte Spürhund / solche auffgesucht / vnd wie das Vieh zur Vnzucht vor sich hergetrieben / auch ein theils Mannspersonen / so ihre Weiber vnnd Kinder wider solchen Teufflischen Muthwillen vnnd Gewalt vertheidigen wollen / jämmerlich erschossen vnd nidergehawen. Vnd dergleichen Vnzucht haben sie auch an Mägdelein von acht vnnd zehen Jahren zu treiben vnd am hellen Tag auff den Kirchhöfen / öfffentlichen Gassen vnd Gärten zu begehen / sich nicht geschewet“. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“, bzw. die Aufzeichnungen des Pfarrers Lucas, Trusen (Anfang Januar 1635); LEHMANN, Leben und Sterben, S. 129: „[…] die Dorfschaften sind nacheinander alle ausgeplündert, die Leute übel geschlagen und beraubt worden, einige tot geblieben, Elmenthal und Laudenbach und Heßles sind ganz ledig [menschenleer] diese Zeit über gestanden, alles an Heu, Stroh, Holz hinweg ist geführt worden, das Getreide in den Scheunen ist ausgedroschen oder sonst verdorben worden, die Häuser sind zerschlagen, das Eisenwerk an Türen und Läden, Bratkacheln, Ofenblasen sind ausgebrochen und hinweg genommen worden [ …] sind über 300 Kroaten zu Elmenthal und Laudenbach gewesen, dort geplündert und folgenden Tag nach Brotterode gezogen und dort auch großen Schaden verübt, indem sie allein 100 Pferde allhier weggenommen, des anderen Viehs zu geschweigen, mancher Mensch ist übel traktiert worden, viele sind in großen Schaden gekommen, zu Herges sind alle Pferde hinweg genommen, desgleichen mehrentheils auch die Schafe und jungen Lämmer, in der Auwallenburg sind über 3 Kühe nicht verblieben, sondern alle hinweg genommen worden […]“.THEATRUM EUROPAEUM 2. Band, S. 630 (1631): „Den 10. Martii sind die Crabaten ein halbe Meil von der Prager Newstatt / zimblich starck zu Roß vnnd Fuß ankommen / ein schönes Dorf Micheln genant / in Brand gesteckt / Mann / Weib / vnnd Kinder / was nicht entlauffen können / entweder nidergehawen oder ins Fewer gejaget : ist also groß Elend gewesen. Das verbrandte Stroh hat der Wind / weil er gleich darbey entstanden / biß nach Prag gar auff die Brücke getrieben. Die Sächsische haben sich zwar alsbald zu Roß vnnd Fuß hinauß begeben / in Meynung sich an die Crabaten zumachen: aber selbige hatten sich vor jhrer Ankunfft schon weg gemacht / vnd vnderwegens noch etliche Dörffer angezündet“. WERTHER, Chronik der Stadt Suhl 1. Bd., S. 226f. (1634): „In einem Umlaufschreiben wies die gemeinschaftliche Regierung und das Consistorium zu Meiningen darauf hin: ‚Es gehen viele und große Sünden wider das sechste und siebente Gebot im Schwange, da die Weibspersonen sich leichtfertig an die Croaten gehänget“. Gefangene Kroaten wurden schon unter Gustav II. Adolf von den Schweden in ihre Kupferbergwerke verbracht; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 349; METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 87.
[89] Ott Heinrich Fugger, Graf v. Kirchberg-Weißenhorn [12.1.1592 Augsburg-12.10.1644 Augsburg], bayerischer, kaiserlicher Generalleutnant.
[90] Feldmarschallleutnant [schwed. fältmarskalk lieutenant, dän. feltmarskal løjtnant]: Der Feldmarschallleutnant war ein militärischer Dienstgrad, der gleichzeitig mit dem des Feldmarschalls im 17. Jahrhundert aufkam. Der Kriegsherr pflegte einem Feldmarschall einen „Untermarschall“ oder „Leutnant“ beizugeben, der den Feldmarschall zu unterstützen und zu vertreten hatte. Zu seinen Pflichten gehörten u. a. die Aufsicht über Proviantplätze und -straßen, die Kontrolle der Wachen usw. kaiserliche Generalkriegskommissare wie Ossa standen meist im Rang eines Feldmarschallleutnants.
[91] Georg Druckmüller [Truckmüller, Truckmiller] v. Mühlburg, Freiherr zu Prunn, Herr zu Roggenstein [ -27.4.1659], kurbayerischer Feldmarschallleutnant.
[92] Retranchement: der nicht mehr zu verteidigende Teil einer Festung, der vom übrigen Befestigungswerk durch Brustwehr, Schanzkörbe und Palisaden abgetrennt wurde; allgemein: Verschanzung durch starke Brustwehr und Graben. Vgl. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 24: „Es sind Abschnitte / Afterschantzen / oder neue Brustwehren / welche man / so der Feind einen Wall schier in hat / innerlich dagegen aufwirft / den Feind weiter abzuhalten“.
[93] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Nach DILICH, Krieges-Schule, S. 42, hatte der Rumormeister „Huren und Buben“ zu dieser Arbeit zu zwingen. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser harten Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale, S. 64f.. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255). Bei den Schweden wurden bevorzugt die Finnen zu diesen schweren Arbeiten herangezogen. Aus Iglau wird unter 1647 berichtet, wie der schwedische Kommandant Österling die nur noch 299 [von ehemals 13.000) Einwohner fassende Stadt während der Belagerung durch die Kaiserlichen zur Schanzarbeit trieb; STERLY, Drangsale, S. 64f.: „In das kaiserliche Lager langte immer mehr und mehr schweres Geschütz an; als dieses der Kommandant erfuhr; ließ er er voll Grimm die Einwohner wie das mit aller Gewalt auf die Schanzarbeit treiben, und erließ das strengste Verboth, daß außer dieser Arbeit sich keine Manns- noch Weibsperson sehen lasse. Was war dieses für ein Trübsal unter den armen Bürgern ! dieselben hatten ihren geringen Vorrath an den nothwendigsten Lebensmitteln bereits aufgezehrt, und konnten sich bei dem bestehenden strengsten Verbothe, nicht auszugehen, keine andere beischaffen; vom Hunger und Durst gequält, und daher ganz erschöpft, mussten sie sich dennoch den schwersten Arbeiten unterziehen. Der Kommandant war taub gegen alles Bitten und Flehen; verlangten einige die Erlaubniß, sich aus der Stadt zu entfernen, so ließ er sie in den Zwinger einschließen, ihnen des Tags ein bischen Brot und ein wenig Wasser reichen, dafür aber unter Schlägen zur Arbeit anhalten. Als der Kommandant die Deserzion zweier seiner Leute am vorhergehenden Tage erfuhr, und besorgte, daß Mehrere diesem Beispiele folgen dürften, so ließ er den Arbeitenden Fußeisen anlegen“. Augsburg 1632; STETTEN, Geschichte 2. Bd., S. 211: „Den 14. Septembris ließ der Gouverneur Oxenstirn [Bengt Bengtson Freiherr v. Oxenstierna; BW] etliche Bischöfliche, Capitlische und Fuggerische Beamte und Vögte, so ihre Unterthanen bey der Schantz-Arbeit zu erscheinen nicht angehalten hatten, zur Straffe durch den Profosen etliche mal um das höltzerne Roß oder Esel herumführen“. Fehlte es auf Grund von grassierender Pest an zwangsverpflichteten Bürgern, mussten auch Soldatenfrauen Schanzarbeiten leisten. Zur Schanze vgl. auch STUHR, Die Schanze.
[94] Heinrich Wilhelm Graf zu Solms-Laubach-Sonnenwalde [21.3.1583 Laubach-30.3.1632 Schweinfurt], schwedischer Obrist.
[95] Andreas Freiherr Kochczitz [Kochciki, Kochtiký, Kotizky, Kaftitzky] der Jüngere [ -17.2.1633], schwedischer Obrist.
[96] Wolf Heinrich v. Baudissin [1579 (1597 ?) Schloss Lupa-4.7.1646 Elbing (Belschwitz)], schwedischer, dann kursächsischer Generalleutnant. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=19088.
[97] Obristleutnant [schwed. Överstelöjtnant, dän. oberstløjtnant]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] und 150 fl. bezog – in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 400 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , in der brandenburgischen Armee sogar 300 fl. Nach Wallensteins Verpflegungsordnbung (1629) standen ihm bei der Infanterie 320 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian I. hatte Tilly den Ersatz der „unkatholischen“ Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann oder Rittmeister einer Kompanie, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[98] Johann v. Bülow [ – ], schwedischer Obristleutnant.
[99] Georg Volmar [Woldemar, Waldemar] Graf v. Farensbach [Fahrensbach] [1586-29.5.1633 Regensburg hingerichtet], kaiserlicher, dann schwedischer Obrist.
[100] Johann Jakob Graf v. Thurn [ -gefallen 5.1.1643 vor Hirschberg], schwedischer Obrist.
[101] Georg Wolf [Wulf] v. Wildenstein [Willenstein] [ -16.11.1632 bei Lützen], schwedischer Obrist.
[102] Carl Freiherr v. Limbach [Limpach] [ -9.8.1638 bei Wittenweier], schweedischer Obristleutnant, kaiserlicher Obrist.
[103] Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Man Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold  freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke und Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt und wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktoner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14.
[104] Meile: 1 Meile = ca. 7,420 km, eine schwedische (auch große) wie auch westfälische große Meile wurde mit 10 km bzw. 10, 044 km gerechnet. In der Regel kein bestimmtes Maß, sondern eine Strecke, „die ein Fußgänger ohne Anstrengung in zwei Stunden zurücklegen“ konnte. HIRSCHFELDER, Herrschaftsordnung, S. 192.
[105] Hallstadt [LK Bamberg]; HHSD VII, S. 266f.
[106] dissipiert: zerstreut.
[107] 1. Schlacht bei Breitenfeld am 17.9.1631: Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf und die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. Happes Zahlen liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen und 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen und 2.000 Schweden ums Leben gekommen. Zeitgenössische Flugschrift „Relation / vnd nunmehr recht gründlicher Bericht / von dem Grossen Haupt Treffen vnd Grimmigen Schlacht so … den 7. Septbr. Anno 1631 zu Breitenfeld … gehalten. 1631″, zitiert bei RUDERT, Kämpfe, S. 74: „Die Todten liegen von Leipzig an biß auf die Hohe Leine / seynd noch viel lebendige vnter den Todten / denen Hände vnd Füsse abgeschossen seyn / bitten umb das Jüngste Gericht man soll sie nur todt schiessen / daß sie ihrer Marter loß kommen / wollen sie sich laben / müssen sie Christen Blut trincken“. Der protestantische Schuhmacher Rudolf von Bellinckhausen 1632 über die Lage nach der Schlacht im kaiserlich besetzten Osnabrück; BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 194: „Als Gott der Herr fur dießer zeyt wie noch itzundt auf diesem heutigen tag und stundt gute victoria durch seinen werck zeugenn Koniglich May[estät] in Schwedn, den h[errn] Churfursten von Sachsen, h[errn] Landgraffen [Wilhelm V.; BW] von Heßenn geben, dafur wir Gott hoch lobenn und danckenn sollenn, darmit die feynde der warheyt und tyrannen der armen christlichen kirchen itzt gesturtzet und gedempfet werdenn. Dannoch die h[errn] Jesuiten mit ihrer gantzn h[heiligen] societet, mit schulern und studentenn wie auch munchs orden und Papistenn, betenn und singenn alle tag in ihrenn kirchenn, Gott wollte den ihrn victorii geben“.
[108] Untersteckung, Unterstoßung, „Unterstellung“, „Unterhaltung“: (zwangsweise) Eingliederung von (insbesondere gefangen genommenen) Soldaten in bestehende unvollständige Verbände. „Die ‚Untersteckung‘ von gefangenen Soldaten des Kriegsgegners war in der frühen Neuzeit allgemein üblich, wurde für gewöhnlich von den Betroffenen ohne Widerstände akzeptiert und scheint gar nicht selten die Zusammensetzung eines Heeres erheblich verändert zu haben“ (BURSCHEL, Söldner, S. 158). In der kurbayerischen Armee – Maximilian I. von Bayern war grundsätzlich gegen die Untersteckung wegen der Unzuverlässigkeit in Schlachten – wurden sie als Kugelfang beim Angriff oder Sturm auf eine Stadt vorausgeschickt; SEMLER, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 67. Franz von Mercy hatte nach seinem Sieg bei Tuttlingen (24.11.1643) an die 2000 Franzosen untergesteckt. HEILMANN, Kriegsgeschichte, S. 69f. Doch wurden schon seit dem Böhmischen Krieg Gefangene, die die Untersteckung verweigerten, oft hingerichtet. HELLER, Rothenburg, S. 158: (1645): „Die [bayr.] Furir aber haben alle Häußer, wo Franz. oder Weimar. gelegen, außgesucht und was sie hinterlaßen, alles weggenommen. Wie sie denn im güldenen Greifen einen Weimarischen Feldscherer sampt seiner Feldtruhen, welcher allhie geblieben und hernach wollen nach Hauß ziehen in Holstein, ertapt, übel gemartert und geschlagen, endlich mit sich hinweggefürt und, wie man gesagt, weilen er ihnen nit wollen dienen, auf dem Feld erschoßen“. MAHR, Monro, S. S. 157, bei der Einnahme der Schanze bei Oppenheim: „Als unsere anderen Leute sahen, daß das Schloß gefallen war, rannten sie los, die vorgelagerte Schanze zu erstürmen, in der sich neun Kompanien Italiener mit ihren Fahnen befanden. Ihre Offiziere sahen nun, daß das Schloß hinter ihnen überrumpelt war und daß der Angriff vor ihnen losbrach, da warfen sie ihre Waffen weg und riefen nach Quartier, die ihnen auch gewährt wurde. Ihre Fahnen wurden ihnen abgenommen. Da sie alle bereit waren, in unsere Dienste zu treten, wurden sie vom König Sir John Hepburn zugewiesen, der nicht nur ihr Oberst wurde, sondern auch ein guter Schutzherr, der sie in guten Quartieren unterbrachte, bis sie neu eingekleidet und bewaffnet waren. Aber sie zeigten sich undankbar und blieben nicht, sondern liefen in Bayern alle davon. Nachdem sie einmal die warme Sommerluft verspürt hatten, waren sie vor dem nächsten Winter alle verschwunden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70f. (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, daß die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. => Kriegsgefangene.
[109] Beute: Beute war im allgemeinen Verständnis das Recht des Soldaten auf Entschädigung für die ständige Lebensgefahr, in der er sich befand und das Hauptmotiv für den Eintritt in die Armee. BURSCHEL, Söldner, S. 206ff. Für den lutherischen Theologen Scherertz galten allerdings nur der Bestand der Christenheit, die Reinheit des Glaubens und der Erhalt der Gerechtigkeit aus hinreichender Grund; BITZEL, Sigmund Scherertz, S. 153. Dabei war Beute ein sehr weit gefasster Begriff, von Beutekunst wie sakralen Gegenständen, Altarbildern, Bildern, Büchern (wie etwa in der Mainzer Universitätsbibliothek; FABIAN u. a., Handbuch Bd. 6, S. 172), bis hin zu den Wertgegenständen der Bürger. STEGMANN, Grafschaft Lippe, S. 63: Interessant ist auch die Auflistung der von staatischen Truppen bei einem Überfall erbeuteten Wertsachen des ligistischen Generalproviantmeisters Münch von Steinach, darunter augenscheinlich auch Beutegut: „Ein gantz gülden Khetten mit zweyen Strengen. Daran ist gewesen ein gantz güldens Agnus Dei. Aber ein kleins auch güldens Agnus Dei Gefeß. Wieder eins von Silber und vergolt. Ein schönes Malekhidt-Hertz mit Goldt eingefast. Ein Goldtstückh mit einem Crucifix. Aber ein Goldstückh mit einem Kreutz. Aber ein Hertz von Jaspis vom Goldt eingefast, so für den bösen Jammer gebraucht wirdt. Ein großer Petschafftring von Goldt. Ein von Silber und vergolts Palsambüchsel. Ein Paternoster an silbern Tradt gefast. Ein Pethbuch. Dan an Geldt, so Herr General-Proviantmeister bey sich gehabt, 7 Thlr. 18 Gr. Von der Handt ein gülden verfachen Denckhring. Aber ein Petschafftring von Goldt, daß Wappen in Jaspisstein geschnidten. Ein gestickt Paar Handtschuch. Ein Paar von silberfarb Daffent Hosenbänder mit lang seiden Spitzen“. In Askola, einer Gemeinde in Südfinnland, nördlich der Hafenstadt Porvoo, befindet sich noch heute in der Holzkirche eine reich verzierte barocke Kanzel, die von finnischen Söldnern als Kriegsbeute mitgebracht wurde. Die Beutezüge wurden zum Teil mit Wissen der Offiziere unternommen, denen dafür ein Teil der Beute überlassen werden musste. Besonders wertvolle Stücke nahmen die Kommandierenden (oder auch die Marketender) den oft verschuldeten Soldaten gegen einen Bruchteil des Wertes ab. Auch Offiziersfrauen handelten mit Beute oder trieben damit Tauschhandel. Vgl. die Schadensliste vom März 1634 bei BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 58ff.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 32ff.; REDLICH, De Praeda; ZIEGLER, Beute; KAISER, „ … aber ich muß erst Beute machen“. Auf der Suche nach Beute wurden sogar Latrinen erfolgreich durchsucht; SAUERLÄNDER, Geschichte der Stadt Lüdenscheid, S. 107. Der Superintendent Braun (1589-1651), zit. bei ROTH, Oberfranken, S. 303f.: „Die Ursache dieses Übels wird jeder leicht verstehen, wenn er die völlig aufgelöste Disziplin der Armee näher bedenkt. Die Fürsten selber und die Heerführer bringen ihr Militär ohne Geld zusammen; das muß von schnödem Raub sich selbst erhalten. Sie öffnen ihnen damit die Tür zu aller Nichtswürdigkeit und Grausamkeit, und müssen zu allen abscheulichen Freveln die Augen zudrücken. Pünktlich bezahlte Löhnung erhält den Soldaten, auch den sehr unguten, durch die Furcht vor dem Kriegsrecht bei seiner Pflicht und hindert ihn an Übergriffen. Enthält man ihm hingegen die Löhnung vor, so verwildert er und ist zu jeder Schandtat bereit. Dazu kommt die schon erwähnte Lässigkeit der Führer beim Anwerben der Soldaten. Denen liegt ja an der reinen Lehre und an der Gottesfurcht gar nichts; sondern die blinde Beutegier treibt sie zum Kriegsdienst; dadurch geht alles zu grunde. Wird eine Stadt oder eine Festung eingenommen, so schenkt der Sieger den Mannschaften der Besatzung, wenn sie auch noch so sehr dem päpstlichen Aberglauben ergeben sind, ihr Leben und reiht die Feinde in seine Truppen ein, nicht ohne gewaltigen Schaden der evangelischen Verbündeten. Denn um ihre Niederlage gründlich zu rächen, speien diese Scheusäler unter dem Deckmantel der militärischen Freiheit alles Gift ihrer Seele aus gegen die Bekenner des evangelischen Glaubens und wüten auf alle Weise in unsäglicher Grausamkeit, Raub und Wegelagerei, zünden die Dörfer an, plündern die Häuser, zwingen die Bewohner mit Schlägen, zu tun, was sie verlangen und stehen in keiner Weise auch hinter den grimmigsten Feinden zurück. Wie viel unserer Sache durch den Zuwachs dieser ehrlosen Räuber gedient ist, sieht jedermann leicht ein“.
Bei der Plünderung Magdeburgs hatten die Söldner 10 % des Nominalwertes auf Schmuck und Silbergeschirr erhalten; KOHL, Die Belagerung, Eroberung und Zerstörung, S. 82. Profitiert hatten nur die Regimentskommandeure bzw. die Stabsmarketender. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222: „Wie demoralisierend der Krieg auch auf die Landeskinder wirkte, ergibt sich aus einem fürstlichen Erlaß mit Datum Dessau, 6. März 1637, in dem es heißt: ‚Nachdem die Erfahrung ergeben hat, daß viele eigennützige Leute den Soldaten Pferde, Vieh, Kupfer und anderes Hausgerät für ein Spottgeld abkaufen, dadurch die Soldaten ohne Not ins Land ziehen und zur Verübung weiterer Plünderungen und Brandstiftungen auf den Dörfern, zum mindesten aber zur Schädigung der Felder Anlaß geben; sie auch oft zu ihrem eigenen Schaden die erkauften Sachen wieder hergeben müssen und dadurch das ganze Land dem Verderben ausgesetzt wird, befehlen wir (die Fürsten) hierdurch allen unseren Beamten und obrigkeitlichen Stellen, daß sie allen Einwohnern und Untertanen alles Ernstes auferlegen, Pferde, Vieh und sonstige Dinge von den Soldaten nicht zu kaufen“ ’. Gehandelt wurde mit allem, was nur einigermaßen verkäuflich war. Erbeutete Waffen wurden zu Spottpreisen an Städte und Privatleute verkauft; SEMLER, Tagebücher, S. 27f. Der Überlinger Pflummern berichtet in seinem Tagebuch unter dem 4.5.1635; SEMLER, Tagebücher, S. 199: „Vmb dise zeitt daß rauben, stehlen vnd plündern auff dem landt, sonderlich vmb die statt Veberlingen daß tägliche handwerckh geweßt, dan nirgendts ein remedium, kein zucht noch kriegsdisciplin, vnd hatt obrist von Ossa zu Lindaw selbst denen, so vmb abstellung diser straßenraubereyen bei ihme angehalten (der jedoch auf dieses landts defension vom kayßer patenten empfangen) sollche abzustellen nicht möglich, dan wie er discurrirt, müeße der kayßer knecht haben, die knecht müeßen geessen haben, müeßen auch wol gemundirt seyn, vnd müeßen noch darzu fir andere ihr notturfft ein stuckh gellt im peüttel haben, ergo sollen vnd mögen sie stehlen, rauben vnd plündern, waß vnd wa sie finden“. Teilweise waren sogar Pfarrer mit auf Beute ausgezogen“. STÜNKEL, Rinteln, S. 20: „Im Oktober [1623; BW] erhält der Rat Kenntnis von einer für die Stadt sehr unangenehmen Angelegenheit, die unter Umständen die schwerstwiegenden Verwicklungen nach sich ziehen konnte. Uns aber zeigt dieses Vorkommnis, wie sehr schon in den ersten Jahren des Krieges die Moral der Bürgerschaft gelitten hatte. Es handelt sich um folgendes: Bürger der Stadt haben von den kaiserlichen Kriegsvölkern Seiner Exzellenz des Grafen von Tilly, die links der Weser von Exten bis Hemeringen lagerten, unter anderem gestohlenes Vieh gekauft und es durch Tillysche Soldaten nach Rinteln bringen lassen. Bei der Rückkehr von der Stadt in ihre Quartiere haben diese Kriegsknechte die Kirche in Hohenrode aufgebrochen und ausgeplündert. Als der Rat am 2. Oktober davon erfährt, ordnet er sofort eine Untersuchung über diese Vorkommnisse unter den Bürgern und Bürgerschützen an. Dabei stellt sich heraus, daß nicht nur einzelne Bürger im Tillyschen Lager gewesen sind, sondern daß auch Schützen aus allen Korporalschaften die scheinbar billige Kaufgelegenheit wahrgenommen haben und daß in diese schmutzige Angelegenheit, denn es handelt sich ja meist um gestohlene Sachen, nicht nur die Männer, sondern auch deren Ehefrauen und Dienstmädchen und auch die Schutzjuden verwickelt sind. Bürgermeister Curt Hanes Magd hat von den Soldaten Kleider gekauft, ein Knecht dem Juden Leaser eine geringe Kuh für einen Taler abgenommen, ein Fremder hat zwei große Kessel mitgebracht, die Frau von Carl Schnar hat elf Kuhhäute für 4 Tonnen Broihan eingehandelt, Carsten Bohne hat einen Krug für 2 ½ Groschen, Jürgen Bennemanns Magd einige Kleider, Lewin Storck eine Kuh für 2 ½ Taler, Hans Rosemeyer zwei Kühe und ein Rind für 7 Taler gekauft. Andere haben eingehandelt ein Pferd für fünf Koppstück, eine Büchse für einen Taler, Kessel, Messingkannen, Schaffelle, ein Leibstück für drei Brote, fünf Schlösser, die aus dem Hause von Wartensleben in Exten stammten – der Käufer behauptet aber, sie dem früheren Besitzer schon wieder angeboten zu haben – , Feuerschlösser, 15 Stück Leder, Mäntel und Leinwand, ein altes Feuerrohr, Degen, einen Messingkessel für einen Hut, einen kupfernen Kessel für zwölf Groschen, ein Bandelier, eine Kuhhaut, ‚so durchschossen‘, für 2 Koppstück, einen kleinen ‚Pott‘, ein Leinenlaken, ein Stück Samt, Wollgarn usw. Einer kaufte eine Axt von einem Soldaten, ‚der ihn Hungers halber um Gottes Willen gebeten, ihm ein Brot dafür zu geben‘ “.
[110] Eltmann [LK Hassberge], HHSD VII, S. 172ff.
[111] Haßfurt [LK Haßberge]; HHSD VII, S. 273f.
[112] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[113] Muskete [schwed. musköt, dän. musket]: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung hatten jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete mit Forquette (Stützgabel), Bandelier und Kugelform kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5-4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm]. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote von 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber und langem Lauf, die von Scharfschützen verwendet wurden. Zum Teil machte man aus Unberittenen Dragoner, in denen man ihnen Musketen gab. SCHWARTZ, Die Neumark, S. 52. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Der Preis für eine Muskete lag je nach Qualität zwischen 4 und 6 Rt., also zwischen 6 und 9 fl.
[114] Georg Wilhelm v. Künsberg [1583-1642], brandenburg-kulmbachischer Hauptmann.
[115] ENGERISSER, Von Kronach, S. 41ff. (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).
[116] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[117] Egon VIII. Graf v. Fürstenberg-Heiligenberg [21.3.1588 Speyer-14.8.1635 Konstanz], bayerisch-ligistischer Obrist.
[118] ENGERISSER, Von Kronach, S. 55f.
[119] Ottavio Piccolomini Pieri di Sticciano [Picoloni, Picolomnini, Bicolomini] P. d’Aragona, Herzog von Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).
[120] Raymond d’Espaigne [La Spagne, Espagny, Despania] [ – Juli oder August 1640], kurbayerischer, dann kaiserlicher Obrist.
[121] Oelsnitz [Vogtlandkreis]; HHSD VIII, S. 263f.
[122] Thanhausen, heute Ortsteil von Bärnau [LK Tirschenreuth].
[123] Bärnau [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 73.
[124] HELML, Der Dreißigjährige Krieg, S. 126f.
[125] Johann II. Graf v. Mérode-Waroux [Meroda, Merodi] [1584 oder um 1589-10.7.1633 Nienburg], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister. Vgl. HALLWICH, Merode.
[126] Johann Ulrich Burhus auf Ottengrün [ – ], kurbayerischer Rat, Kriegskommissar u. Pfleger v. Tirschenreuth.
[127] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 121.
[128] FRITZSCHE, Stadt Altenburg, S. 16.
[129] Heinrich Reichsgraf v. Holk [Holck, Holcke, Holcky, Holka] [28.4.1599 Kronborg auf Sjælland-9.9.1633 Troschenreuth], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. ARENDT, Wallensteins Faktotum.
[130] Vgl. CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’; MORTIMER, Wallenstein.
[131] Johann Georg I. Kurfürst v. Sachsen [5.3.1585 Dresden-8.10.1656 Dresden].
[132] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[133] Generalleutnant [schwed. generallöjtnant, dän. generalløjtnant]: Der Generalleutnant vertrat den General bzw. Feldherrn und war in der kaiserlichen, kurbayerischen, dänischen und schwedischen Armee der höchste Befehlshaber und Stellvertreter des Kaisers und des Königs/der Königin, mit weitgehenden politischen und militärischen Vollmachten. Über ihm stand nur noch der „Generalissimus“ mit absoluter Vollmacht. Als Rekompens erhielt er für seine Leistungen Landzuweisungen (zumeist aus eroberten Gebieten oder den sogenannten „Rebellengütern“) sowie die Erhebung etwa in den Grafen- oder Herzogsstand. Als Stellvertreter seines Dienstherrn führte er Verhandlungen mit den Ständen, erzwang die Depossedierung von Adligen und Absetzung von Territorialherrn in den besetzten Gebieten und lenkte durch seine Abgesandten auch Friedensverhandlungen. Wichtige Träger der gesamten Organisation des Kriegswesens waren dabei die Generalkriegskommissare und die Obristen, die in der Regel nach ihm oder nach seinen Vorschlägen bestallt wurden.
[134] Hans Georg v. Arnim-Boitzenburg [1583 Boitzenburg-28.4.1641 Dresden], polnische, dann schwedische Dienste, 1627 kaiserlicher Obrist, Feldmarschall, 1630 kurbrandenburgischer u. kursächsischer Feldmarschall, 1635 Ausscheiden wegen Prager Frieden, 1637 Verschleppung nach Schweden u. Flucht, ab 1641 Reorganisation der kursächsischen Armee. Vgl. STADTMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 30ff.
[135] Sagan [Żagań, LK Żagań]; HHSSchl, S. 462ff.
[136] Oberglogau [polnisch Głogówek, früher auch: Klein Glogau oder Kraut Glogau, schlesisch: Kraut Glôge, tschechisch: Malý Hlohov; auch Horní Hlohov, LK Prudnik].
[137] ENGERISSER, Von Kronach, S. 118.
[138] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[139] Staatsarchiv Bamberg Rep. C 48, Nr. 185, fol. 307.
[140] SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann.
[141] „Hunger- und Haberland“: Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann und Pfarrer [11.11.1611 – 11.12.1688] berichtet; SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann, S. 133: „Spottweise nennen dieses Gebirge die böhmischen Papisten und Mammelucken das Hunger- und Haberland, den beständigen Exulanten zum Schimpf, die sich meist bei der böhmischen Verfolgung von 1624 bis 50 in dieses Gebirge retterirt (= gerettet) und niedergelassen haben, teils sind (sie) wider hineingelaufen nach den Ägyptischen Fleischtöpfen, das davon ein Sprichwort entstanden: So lange ein Teil Exulanten in Beckers Psalter singen und was zuzubüßen haben, sind sie gute Lutheraner, wenn sie aber müssen in dem Habermann beten und schmal leben, da liefen sie wieder nach dem böhmischen Mehl und Knödlein“.
[142] Breitenbrunn/Erzgeb. [Erzgebirgskreis].
[143] Sankt Joachimsthal [Jáchymov; Bez. Karlsbad; Tschechien]; HHSBöhm, S. 540ff.
[144] Plünderung: I. Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung von Festungen und Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen und Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kann nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich, S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, dass wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, dass wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt’ “. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames und ausbeuterisches Verhalten auffielen, die von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. von Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 101f. Vielfach wurden die Plünderungen auch aus Not verübt, da die Versorgung der Soldaten bereits vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper. II. zum Teil aber auch bei Ausschreitungen der Bevölkerung, die sich an den Gütern der Flüchtlinge bereicherte, so z. B. 1629 in Havelberg: „Im Tempel war viel Gut in Kasten und Kisten, wovon die rechtmäßigen Besitzer das Wenigste wiederbekamen. Das meiste wurde den königlichen [Dänen], die während des Brandes darüber hergefallen waren, die Kirche zu plündern, und später den kaiserlichen Soldaten zuteil. Auch einigen Einwohnern und Benachtbarten, die keine Rechte daran hatten. Summa: Ihrer viele wurden arm; etliche mit unrechtem Gut reich“. VELTEN, Kirchliche Aufzeichnungen, S. 76-79, bzw. BRAUN, Marktredwitz, S. 84f., über die auch anderweitig übliche Plünderungsökonomie: „Hingegen ihre Herbergsleute, die sich vor diesem als Tagelöhner bei ihnen erhalten, die haben sich jetzt sehr wohl befunden; denn diese hatten keine Güter, daher gaben sie auch keine Kontribution. Und ein solcher Gesell hat allezeit so viel gestohlen, daß er sich [hat] erhalten können. Wie er ein paar Taler zusammengebracht, hat er gesehen, daß er von den Soldaten eine Kuh [hat] erkaufen können. Oder aber, er hat den Soldaten etwas verraten, do er dann von ihnen eine geschenkt und umsonst bekommen. Do [hat] er dann solche an einen anderen Ort getrieben und soviel daraus erlöst, daß er hernach 3 oder 4 von den Soldaten hat (er)kaufen können. Denn es ward so ein Handel daraus, daß man auch aller christlichen Liebe vergaß; vielweniger fragte man auch mehr nach Ehrbarkeit und Redlichkeit. Wie es dann auch soweit gekommen [ist], daß die Soldaten in einem Dorf das Vieh genommen und hinweg getrieben, und die Bauern als ihre Nach(t)barn in dem nächsten Dorf haben solches Vieh von den Soldaten erkauft und alsbald bei Nacht weiter getrieben und wieder verkauft. Und war schon fast ein allgemeines Gewerbe daraus. Ihrer viel[e] hatten sich auf diesen ehrbaren Handel gelegt, denn wenn ein Soldat eine Kuh gestohlen, wußte er schon seinen gewissen Kaufmann. Und wenn an manchem Ort eine Partei Soldaten mit einer geraubten Herd[e] Vieh ankam, da war bei etlichen gottlosen Menschen ein freudenreiches Zulaufen und Abkaufen, nit anders(t) als wenn zu Amsterdam in Holland eine indianische Flotte anlangte. Ein jeder wollte der nächste sein und die schönste Kuh er(kaufen); ungeachtet der armen Leute, denen das Vieh abgenommen worden, [die] allernächst auf der Seite mit jämmerlichen Gebärden standen und sich wegen der Soldaten nichts (ver)merken lassen durften“. Zum Teil plünderten auch Nachbarn die Hinterlassenschaft ihrer geflüchteten oder abgebrannten Mitbürger; KRAH, Südthüringen, S. 95.: „So berichtete Suhl, daß ‚sich noch etliche volks- und ehrvergessene Leute allhier und anderswo gelüsten lassen, sich an der armen verbrannten Sachen, so nach der Plünderung und Brand in Kellern, Gewölben und sonderlich im Feld und in den Wäldern geflüchtet und übrig geblieben, zu vergreifen und dieblich zu entwenden. Wie dann etliche – auf frischer Tat allzu grob begriffen und darum zu gefänglicher Verhaftung gebracht‘ seien. Auch Benshausen erhielt seine Salvaguardia, um dem täglichen Plündern, nicht nur durch streifende Soldaten zu wehren !“
[145] Annaberg-Buchholz [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 5ff.
[146] LEHMANN, Kriegschronik, S. 52.
[147] Annibale de Gonzaga [Cinzago] marchese di Mantova, principe di Bozzolo [1602 Bozzolo-2.8.1668 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.
[148] Voigtsberg [Oelsnitz]; HHSD VIII, S. 262.
[149] Ernst Dietrich v. Starschedel [ -2.3.1641 Dresden], kursächsischer Obrist.
[150] Martin Letzschka [ – ], kursächsischer Obristwachtmeister.
[151] ARENDT, Wallensteins Faktotum, S. 124.
[152] Ottavio Piccolomini Pieri di Sticciano [Picoloni, Picolomnini, Bicolomini] P. d’Aragona, Herzog von Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).
[153] Raymond d’Espaigne [La Spagne, Espagny, Despania] [ -Juli oder August 1640], kurbayerischer, dann kaiserlicher Obrist.
[154] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.
[155] Nabburg [LK Nabburg]; HHSD VII, S. 491f.
[156] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.
[157] Vgl. CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’; MORTIMER, Wallenstein.
[158] HELML, Der Dreißigjährige Krieg, S. 113.
[159] Thanhausen, heute Ortsteil von Bärnau [LK Tirschenreuth].
[160] Rittmeister [schwed. ryttmåstere, dän. kaptajn]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, in besetzten Gebieten wurden schon einmal 240 Rt. monatlich erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15), während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich datiert gewesen. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[161] HELML, Der Dreißigjährige Krieg, S. 126f.
[162] Colditz [LK Leipzig]; HHSD VIII, S. 49ff.
[163] Rochlitz [LK Mittelsachsen]; HHSD VIII, S. 303ff.
[164] Dragoner [schwed. dragon, dän. dragoon, frz. dragon]: leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. So sprechen auch Zeitgenossen in der Regel von Reitern und Dragonern. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise machte man auch Unberittene zu Dragonern, indem man ihnen ein Pferd und eine Muskete gab; SCHWARZ, Die Neumark, S. 52. Des Öfteren führten Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Ein schwedisches Dragonerregiment soll zu einem Drittel aus Zigeunern bestanden haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[165] Geringswalde [LK Mittelsachsen]; HSSD VIII, S. 113f.
[166] Waldheim [LK Mittelsachsen]; HHSD VIII, S. 355.
[167] Döbeln [LK Mittelsachsen]; HHSD VIII, S. 61f.
[168] Leisnig [LK Mittelsachsen]; HHSD VIII, S. 197ff.
[169] Trompeter: Eigener, mit 12 fl. monatlich – teilweise wurden in besetzten Städten 12 Rt. (18 fl.) herausgepresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15); Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461 – der Trommelschläger recht gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.
[170] Grimma [LK Leipzig]; HHSD VIII, S. 128ff.
[171] desarmiert: entwaffnet.
[172] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen erwarteten je nach Lage der Dinge meist einen ehrenvollen Abzug und zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Auch wurde festgelegt, z. B. 1634 Landsberg/Warthe beim Abzug der kaiserlichen Garnison; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 196: „Ingleichen sollen sie vor- vnd bey dem Abzug einigen Einwohner / Bürger vnnd Schutzverwandten / er sey Geist- oder Weltlich / im geringsten nicht beleydigen / vielmehr aber / was jedweder Officierer vnnd Soldat der Burgerschafft schuldig / so entlehnet / oder mit Gewalt abgenommen / vorm Abzug richtig bezahlen“. Vgl. auch die genauen Festlegungen im Akkord von Dömitz (26.12.1631; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 497ff.). Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden, z. B.. wegen der Undiszipliniertheit ihrer Truppen oder weil die Abziehenden gegen den Akkord verstießen, nicht eingehalten. CHEMNITZ über durch Wallenstein gewährten Akkord für die Besatzung von Glogau (1633), Königlichen Schwedischen [ …] Krieg, 1. Buch, 60. Kap., S. 273: „Schrieten also die / darin gelegene / hohe Officirer zum accord / Den der Hertzog von Friedland / mit sack vnd pack / brennenden lunten / fliegenden Fähnlein auszumachiren / vnd gerade auf Landsberg begleitet zu werden / bewilliget / doch schlecht gehalten, in deme Er sie bald vor / bald hinter sich zurücke geführet / dadurch den Soldaten abgemattet / vnd dergestalt schwierig gemacht / das letztlich erst im WinterMonat fast weinig vnd ohngefehr dreyhundert mann davon in Pommern überkommen“. Der Markgröninger Dekan Wendel Bilfinger unter dem 3.12.1634; BILFINGER, Wahrhaffte Beschreibung, S. 233: „Und seind disen tag uf dem Asperg ankommen 3. Stuckh Officiers, ein Leutenant, Fendrich und Corporal, welche von dem Tubadelischen [Georg Christoph v. Taupadel; BW] Volckh, so von Schorndorff außgezogen [25.11. war Schorndorf gefallen; BW], entrunnen, dann ihnen die kaiserische den accord nit gehalten, Sie betrüglicher weiß 6. Tag umbgefüert, hernacher erst gezwungen sich underzustellen, oder sollten nidergemacht werden: Und seind alle Officier dabey gefangen genommen worden“.
[173] Rötha [LK Leipzig].
[174] Brandis [LK Leipzig].
[175] Mügeln [LK Nordsachsen]; HHSD VIII, S. 236ff.
[176] Möseln, heute Ortsteil von Colditz [LK Leipzig].
[177] Hohnbach, heute Ortsteil von Colditz [LK Leipzig].
[178] Leupahn, heute Ortsteil von Königsfeld [LK Mittelsachsen].
[179] Thierbaum, heute Ortsteil von Bad Lausick [LK Leipzig].
[180] Thumirnicht, heute Ortsteil von Colditz [LK Leipzig].
[181] Ranzion, Rançon, ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Teilweise wurde Offizieren gestattet, zum „Rekompens“ drei bis Häuser zu ranzionieren; FRITSCH, Tagbuch, S. 129. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade auch der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten je nach Rang in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht gelassen worden“.
[182] Eilenburg [LK Nordsachsen]; HHSD XI, S. 100ff.
[183] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[184] Freiberg [LK Mittelsachsen]; HHSD VIII, S. 99ff.
[185] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Raub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266. Teilweise wurde nur ein einzelner Salvaguardist einquartiert, teilweise aber ging die Zahl je nach Kriegs- und Ortslage erheblich in die Höhe. 1635 hielt Heinrich Graf Schlick 100 Mann zum Schutz seiner Herrschaft Plan für notwendig; SENFT, Geschichte, S. 124.
[186] Leutnant [schwed. Löjtnant, dän. Løjtnant]: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-80 fl. – zumindest wurden in den besetzten Städten monatlich 80 Rt. (120 fl.) erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 -, was etwa dem Sold eines bayerischen Kriegsrats entsprach. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der infanterie 60 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 52f.: „Ein Leutenant wird von dem wörtlein Lieutenant, quasi locum tenens, Ort / Platz / Stell- oder Statthalter eines Capitains genant / diweil er in abwesen seines Capitains desselben Stell verwaltet / er könnte auch der Unterhaubtmann geheissen werden. Ein solcher sol ein dapferer / aufrichtiger / Kriegsgeübter / und praver Cavalier seyn / und ist dem Capitain der nächste: in dessen abwesen commandiert er follkommen / und hat auch in gegenwart des Capitains den gantzen Befehl über die Compagnie: dann wann dem Capitain von dem Regiment etwas anbefohlen wird / so gibt er dem Leutenant Ordre / wie er sich in einem und anderem verhalten solle / der dann durch seine nachgesetzte Officier den Befehl follstrecken laßt: Dieser sol auch des Capitains guten Namen / Ehr / und Reputation lieb haben und schirmen / alß sein eigen Leben und Ehr / und sich sonderlich dem Capitain um dapfere und versuchte Soldaten umschauen / auch wie er die Soldaten logiren und wol einquartieren möge: Darneben soll er fleissig achtung geben / daß alles gleich zugehe / nach guter ordnung und ohne klag. Alle Abend sol er sich auf der Parade finden lassen / und sehen / wo mangel erscheine: ob auch die Parade / Wacht / und Ordre wol angestellet und gehalten werden: dagegen sol er sich in seinem Commandement gravitetisch und ernsthaft erzeigen / daß ihn seine untergebene Officier und Soldaten ehren / und so wol alß den Capitain fürchten. Die Soldaten werden auch durch ihn gestraft / und ligt ihme aller Last auf dem hals: dann so er die Compagnie nicht versehen müßte / mangelte man keinen Leutenant. Sein Oberwehr ist eine Partisane / er thut keine Wacht / alß die Haubtwacht / da die Compagnie wachet. Er sol auch die Corporalschaften an Mannschaft gleich außtheilen / und keiner mehr versuchte Soldaten geben alß der anderen / daß einer die besten / ein anderer aber die schlechtesten Soldaten habe / woran in einer Occassion vil gelegen ist: Er sol den strafwürdigen streng / den gehorsamen aber gutthätig seyn: Er sol auch aller Soldaten humores erkennen. In summa / er sol wüssen in abwesen des Capitains die Compagnie mit satsamer genugthuung zuregieren / alß wann der Capitain selbst zugegen were / und beyde Officia unklagbar zuverwalten“.
[187] Musketier [schwed. musketerare, musketör, dän. musketeer]: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 2 – 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm] verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet 1634, dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe; SCHLOTTER, Acta, S. 194. Der Bad Windheimer Chronist Pastorius hält unter 1631 fest; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 100: „1631. Den 10. May eroberte der General Tylli die Stadt Magdeburg / plünderte sie aus / eine Jungfrau hatte ihres Bruders Kleider angezogen / und sich in ein groß leeres Weinfaß verstecket / ward endlich von einem Reuter gefunden / der dingte sie für einen Knecht / deme sie auch drey Monat treulich die Pferde wartete / und als in einem Treffen der Reuter umkam / und sie von denen Schweden gefangen gen Erffurt kam / ließ sie sich für einen Musquetirer unterhalten / dienete fünff Jahr redlich / hatte in etlichen Duellen mit dem Degen obsieget / wurde endlich durch eine Müllerin / wo sie im Quartier lag / verrathen / daß sie ein Weib wäre / da erzehlete sie der Commendantin allen Verlauff / die name sie zu einer Dienerin / kleidete sie / und schenckte ihr 100. Ducaten zum Heyrath-Guthe“. Weiter gibt es den Fall der Clara Oefelein, die schriftliche Aufzeichnungen über ihren Kriegsdienst hinterlassen haben soll. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß, S. 43ff., über die Bedienung; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[188] Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse [HAPPE I 295 v – 302 r; mdsz.thulb.uni-jena]. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen; BRZEZINSKI, Lützen 1632; MÖRKE, Lützen als Wende; WALZ, Der Tod, S. 113ff. Vgl. www.ra.se/kra/0425.html; 0425 a Sveriges krig, Krieget i Tyskland 1628-1648) unter 0425:03:107 „Keÿserliche Schlacht Ordnung Wie solche durch den General Walenstein ist gestellet vnd gehalten worden den 6. Novembris Anno 1632. vnd diese Schlachtordnung ist bestanden in nachfolgenden Nehmlichen 26,000 Mann Zue Fues, 2000. Dragons, 8000 Curassier, 5000 Herquebuss: 3000 Croat: insumma 44,000 Mann, die Fronte ist breit 979 Ruthen Reinlandisch macht 4895 Pass“. – Lützen [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 286f.
[189] Einquartierung: Die kostenaufwendige Einquartierung von Truppen versuchten die Betroffenen oder ihre Vertreter nach Möglichkeit durch „Verehrungen“ bei den zuständigen Kommandierenden, Kriegskommissaren und Quartiermeistern abzuwenden. Gelang das nicht, so wurden je nach Rang, Vermögen und Steueraufkommen und auch der Religionszugehörigkeit der Betroffenen Mannschaften und Pferde in die Häuser eingelegt, wobei die Soldaten die besten Räume für sich in Anspruch nahmen. Billette (Einquartierungszettel) sollten zwar Unterkunft, Verpflegung (oder ersatzweise Geldleistungen) der Soldaten und Abgabe von Viehfutter durch ihre „Wirte“ regeln, was aber nicht nur zu Streitigkeiten in der Bürgerschaft selbst, sondern auch unter den Soldaten führen musste. Ausgenommen von der Einquartierung waren in der Regel bei eigenen Truppeneinlagerungen Kleriker (aber nicht deren Klöster), Universitätsangehörige, Bürgermeister, Ratsherrn, Apotheker, Ärzte und Gastwirte. Auf die Beschwerden der Bürgerschaft wurde die Einquartierung durch den Rat der Stadt „als eine gerechte und für eure vielfältigen Sünden wohl verdiente Strafe Gottes“ bezeichnet; BORKOWSKY, Schweden, S. 20. Nach dem Überlinger Dr. Pflummern; SEMLER, Tagebücher, S. 393 (1642); sind „dise völckher zu roß vnd fůß nicht darumb zu vnß kommen, vnß oder daß land vor dem feind zu sichern, oder gegen denselbigen sich im veld sehen zu lassen, sonder allein hinder den mauren oder vnderm tach den bauch vnd seckhel zu füllen vnd alßdan den weeg weitter zu nemmen vnd vnß dem feind zum raub zu hinderlassen“. In den Quartieren gab es zudem Mord und Totschlag unter den Mannschaften, gewalttätige Übergriffe gegen Bürger und Bauern waren trotz errichteter Quartiergalgen und hölzerner Esel alltäglich. Teilweise wurde sogar Quartiergeld für die von Offizieren mitgeführten Hunde verlangt; SODEN, Gustaph Adolph III, S. 359. Teilweise wurde auch der Abzug vorgetäuscht, um Abzugsgelder zu erpressen; TRÄGER, Magister Adrian Beiers Jehnische Chronika, S. 60. Der protestantische Schuhmacher Bellinckhausen über die kaiserlichen Truppen in Osnabrück (1630); BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 36: „Was denn inquartirten soldaten bey uns thut anlangen, ist ein gottlos diebisch und mordrisch volck, stehlenn jeymlich und rauben offenbar, saufen und fressen, dominirn tag und nacht, spielen und doblen, parten und beuten, ruffen und jautzen, schießen und morden sich unter andern, schlagen sich mit den burgern, verfuhrn der burger weiber und kinder und haben manig magd zur hurn gemacht. Die burger konnen bey abendts oder nacht zeyt nicht uber die straßen gehen. Sie schlagen dieselben, habe auch solchs zweymall von dem gesind leyden m mußen“. Beschwerdeschreiben Wernigerodes über Hamiltons Schotten (1632); NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 108.: „die hier liegenden Schottischen Soldaten wollten mit ihren Wirthen und deren Lägern nicht zufrieden sein, trieben die Leute aus ihren Ehebetten, brächten Gesellschaft mit, gingen mit Sporen und Stiefeln zu Bett, aus denen sie dreitätige Kindbetterinnen jagten. Würde ihnen etwas gesagt, prügelten sie die Leute; sie vernichteten ihrer Wirthe Handwerkszeug. Kein Quartier sei ihnen gut genug, sie wollten stattliche Palatia haben. Wären die Wirthe nicht zu Hause, schlügen sie die Thüren ein. Der Oberste perturbire den Magistrat in seinen, indem er die Preise der Dinge vorschreibe, unter den Vorgeben, der Rath setze sie ihm zum Tort so hoch. Wollte man diese Waren für diese Preise nicht hingeben, so drohte er, sie gerade wegzunehmen“. Eine längere Einquartierung konnte den Ruin ganzer Gemeinden und Städte bedeuten. Zudem wurden die Quartiere verwüstet. So der Abt Friesenegger von Andechs über die einquartierten katholischen „welschen“ Truppen Ferias (Winter 1634): „Das Dorf stand ganz in Unflat, und Wüste, alles zum Grausen, und für Menschen unbegreiflich. In den Häusern wie auf den Gassen lagen nichts als abscheuliche Lumpen, zerschlagener Hausrat, Köpfe, Füße, und Gedärme von verzehrten Pferden, Menschen Unrat, und mehrere Toten Körper. In den Häusern waren nur Stuben, Kammer und Kuchl bewahret, das übrige davon hatte ein Dach, keinen Mantel, keine Mittelwand, keinen Balken, und meistens standen dieselben nur auf vier Säulen. Die Zäune, Planken, und schönste Obstbäume in den Gärten waren alle verbrennet. Auch aller Hausrat von Bänken, Kästen, Bettstätten, Geschirren, und die Baufahrnisse von Wägen, Pflügen, und was immer von Holz war, ging in den Flammen auf. Selbst in beiden Kirchen war ein Greuel zu sehen. Türen, und auch Fenster waren zerbrochen. Alles, was darin aufbewahret, und zum Gebrauch war, wurde geraubet. In der Frauenkirche brannten sie wenigst die letzte Woche eines, und in der Pfarrkirche stets 2 Feuer. Alles hölzerne Kirchengerät mußte hierzu dienen. Das Gemäuer war voll Rauch und Ruß, und der Boden voll Unrat. Auf dem Friedhofe konnte man vor Menschen-Unflat keinen Fuß mit Ehren setzen, und die Sakristei brauchten sie für ihr geheimes Ort. In der Kirche zu U. L. Frau lagen auch 4 unbegrabene Toten-Körper, die man außer der Kirche auf der Nordseite, wo schon mehrere lagen, in ein Grab zusammen warf“. Auch der Abzug musste je nach Vermögen erkauft werden (1644): „Zum Abzuge mußte dem Obristen von jedem Pfluge 20 Rtlr. und das beste Pferd gegeben werden.“ WALCZOK, Barsbüttel, Gott und die Welt. Vgl. den Bericht der Kapitelherren in Zeitz (1635), BORKOWSKY, Schweden, S. 65: „Keine Brauerei, keine Krämerei ist mehr im Stift, keine Feldbestellung, kein Ackerpferd, keine Kuh, kein Kleinvieh. Hie und da müssen sich Manns- und Weibspersonen in die Pflüge und Eggen spannen – was sonst nur als barbarische Grausamkeit aus der Türkei berichtet war. Häuser und Hütten stehen ohne Dach. Die Menschen haben keine Kleidung mehr. Viele sind im Winter erfroren, andere an Hunger, Krankheit und Mangel an Arznei dahingestorben. Die Leichen liegen unbegraben. Weiber und Kinder fallen den Kommunen zur Last. Viele Bürger laufen zu den Soldaten über. Die Kirchen- und Schuldiener können nicht mehr besoldet werden. Die Jugend bleibt unerzogen. Hospitäler und Armenhäuser werden nicht mehr unterstützt. Viele Menschen sind so jämmerlich gekleidet, dass sie sich nicht getrauen, zum Gottesdienst und zum Abendmahl zu gehen …“ VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. Leipzig 1643; VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 609: „Den 2 Augusti hat sich ein 70jähriger Mann / Richter zu Zwey Nauendorff / aus Furcht / weil er von dem Käyserlichen Anmarch gehöret / selbst erhencket“.
[190] BELLGERN, Historische Beschreibung, S. 192f.
[191] Delitzsch [LK Nordsachsen]; HHSD XI, S. 73f.
[192] Rudolf [Rudolfo] Graf Colloredo [Coloredo, Coloreto, Coleredo, Colredo, Kolloredo]-Waldsee [Wallsee] [2.11.1585 Budweis-24.2.1657 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.
[193] Torgau [LK Nordsachsen]; HHSD XI, S. 467ff.
[194] LEHMANN, Chronik der Stadt Delitzsch, S. 67.
[195] General(feld)wachtmeister [schwed. Generalmajor]: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer. In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten und verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen und dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.
[196] Indulgieren: nachgiebig sein, willfahren.
[197] Diskretion: Entscheidung.
[198] Rekognition: [gerichtliche oder amtliche] Anerkennung der Echtheit einer Person, Sache oder Urkunde.
[199] Bad Düben [LK Nordsachsen]; HHSD XI, S. 93ff.
[200] Bitterfeld, heute Ortsteil von Bitterfeld-Wolfen [LK Anhalt-Bitterfeld]; HHSD XI, S. 44ff.
[201] Zörbig [LK Anhalt-Bitterfeld]; HHSD XI, S. 530f.
[202] Gräfenhainichen [LK Wittenberg].
[203] Überfütterung ? gemeint sind wohl die alltäglichen Gastereien der Offiziere.
[204] Molestien: Belästigungen.
[205] Schriftsasse: Untertan, der einem Herrn oder dessen Kanzlei unmittelbar untersteht, im Gegensatz zum Amtsassen.
[206] Freigut: von Steuern und Abgaben befreites Gut, auch freie Ware.
[207] Incommodität: Beschwerlichkeit.
[208] Servitia: Servis war das Holz, das Licht und die Liegestatt (Heu und Streu), die ein Hauswirt den bei ihm im Krieg einquartierten Soldaten zu gewähren hatte, sowie die Steuer dafür. Im Niedersächsischen kam noch Salz dazu. Darüber hinaus wurden verbotener Weise auch Kleidung und Ausrüstung sowie zahlreiche Gänge an Essen und Trinken eingefordert bzw. erpresst, da dem einfachen Soldaten von der Verpflegungsordnung her nur 2 Pfd. Brot (zu 8 Pfg.), 1 Pfund Fleisch (zu 16 Pfg.) und 1 Kanne Dünnbier (2,02 Liter zu 8 Pfg.) zustanden. Selbst diese Grundration wurde in Krisensituationen noch gekürzt. In der schwedischen Armee nannte man Servis auch „Tractament“.
[209] coniunctim: gemeinsam.
[210] Exercition: Ausübung.
[211] Amtsasse: der Vogtei, dem Amt als niedrigem Gericht unterworfener Untertan.
[212] jure patronatus: Patronatsrecht: Schirmherrschaft eines Landes- oder Grundherrn über eine Kirche, die auf seinem Gebiet liegt.
[213] Immunität: verfassungsrechtlicher und kirchenrechtlicher Sonderstatus von geistlichen Personen bzw. von deren Grund und Boden. Immunität umfasste ganze Kloster-Bezirke oder auch z. B. die so genannte Dom-Freiheit, in der sich die Domkirche und auch die Höfe der Domherrn befanden.
[214] Exemtion: Befreiung, z. B. von Steuern.
[215] Extortion: Erpressung.
[216] Recurs: Zuflucht.
[217] absumieren: vergeuden.
[218] intrudicieren: einführen, einlegen.
[219] Kapitän [schwed. Kapten, dän. kaptajn]: Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl., d. h. 1.920 fl. jährlich, ein bayerischer Kriegsrat erhielt 1637 jährlich 792 fl. Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Der tägliche Unterhalt für einen Kapitän betrug in der brandenburgischen Armee (1631) 2 Rt.
[220] Knecht, gemeiner: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr., in der brandenburgischen Armee auf 8 fl. 10 gr. = 7 Rtl. 2 Gr; nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 6 fl. 40 kr. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung. In den Feldlagern (über)lebte er unter den schwierigsten Bedingungen bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 3, 4 Jahren. Bei Gefangennahme oder Stürmen auf eine Stadt lief er immer Gefahr, getötet zu werden, da für ihn keine Ranzion (Lösegeld) zu erwarten war, oder wenn eine Untersteckung unter die eigenen Truppen nicht notwendig erschien. Generell wurden jedoch „teutsche Knechte“ gegenüber etwa den „Welschen“ bevorzugt übernommen.
[221] Defensioner: Angehörige der Landmiliz.
[222] reciproce: wechselseitig.
[223] attentieren: unternehmen, versuchen.
[224] ut supra: wie oben.
[225] manu propria: mit eigener Hand.
[226] N. P.: notarius publicus: öffentlicher Notar.
[227] Amtsschösser: Der Schösser nimmt die Wirtschaftsverwaltung eines Amtes wahr, vor allem die Einnahmen durch Schoss, Zinsen, Gefällen. Der Schoss war eine allgemeine Vermögensabgabe, die zwar vom Schösser in regelmäßigen Abständen eingezogen wurde, bei Bedarf jedoch extra und auch in vielfacher Höhe erhoben werden konnte. Der Schösser führt das Rechnungswesen des Amtes. Schösser und Amtmann bezeichnen im 17. Jahrhundert häufig den Träger derselben Verwaltungsfunktion, deshalb ist auch der Terminus Amtsschösser gebräuchlich. [mdsz]
[228] LEHMANN, Chronik der Stadt Delitzsch, S. 68ff.
[229] Kürassier, Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder) [schwed. kyrassiär, dän. kyrassér]: Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment – und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Schwert, Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens 16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[230] BRZEZÍNSKI; Lützen 1632, S. 26.
[231] Auerbach i. d. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.
[232] Eschenbach i. d. OPf. [LK Neustadt/Waldnaab], HHSD VII, S. 186.
[233] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.
[234] Pressath [LK Neustadt a. d. Waldnaab].
[235] HELML, Die Oberpfalz, S. 117. – Kirchenthumbach [LK Neustadt a. d. Waldnaab].
[236] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 368.
[237] Enzowan [Encovany, heute Ortsteil von Polepy [Bez. Litoměřice; Tschechien].
[238] Leitmeritz [Litoměřice, Tschechien]; HHSBöhm, S. 324ff.
[239] Auscha [Úštěk; Bez. Litoměřice, Tschechien].
[240] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S.
[241] Schlacht bei Hessisch-Oldendorf am 28.6./8.7.1633: Schwedisch-hessische Truppen unter Dodo von Knyhausen, hessische unter Melander (Holzappel) und Georg von Braunschweig-Lüneburg schlagen die kaiserlich-ligistische Armee unter Gronsfeld, Mérode-Waroux und Bönninghausen, die an die 4000 Tote Verlust haben. In einer zeitgenössischen Flugschrift war auf die ungewöhnlich hohen Verluste in dieser Schlacht verwiesen worden; COPIA KÖNIGL. MAY. IN DENNEMARCK / ERGANGENES SCHREIBEN: „Vnnd ist der eigentliche Bericht von den Gräfflichen Schaumbergischen Dienern einbracht / daß derselben auffs höchste etwa in die vierhundert Mann / die man alle hätte zählen können / in Münden [Minden; BW] ankommen wehren / vnnd ist eine solche Schlacht geschehen / daß weder in der Leipzischen Anno 1631. noch Lützischen Schlacht / Anno 1632. so viel Todten auf der Wahlstatt gefunden vnnd gesehen worden / wie jetzo“. Abgesehen von der reichen Beute hatte der Sieg bei Hessisch-Oldendorf jedoch eine nicht zu unterschätzende Wirkung im protestantischen Lager, glaubte man doch, dass „deß feindes force vollents gebrochen sein solle“; Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 112 (Ausfertigung): Johann Casimir von Sachsen-Coburg an Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach, Coburg, 1633 VII 04 (a. St.). In der COPIA KÖNIGL. MAY. IN DENNEMARCK / ERGANGENES SCHREIBEN hieß es: „Bei den Konföderierten sind fast alle Reuter Reich worden / vnnd ist Silber Geld vnnd Pferde gnug zur Beute gemacht worden / denn der Feind allen seinen Trost bey sich gehabt: Deßwegen vnsere Hohe- vnnd Nieder Officirer vnnd alles Volck dermassen Resolut zum fechten gewesen / daß nit zu glauben / noch gnugsam außzusprechen / vnd ist abermahls der Papisten Ruhm / in der Compositione pacis prächtig angeführt: Daß die Evangelische keine offene FeldSlacht wider die Papisten niemals erhalten / durch Gottes Krafft zu nicht vnd zur offnen Weltkündigen Lügen geworden“. Nach einer Nachricht in den Akten des Staatsarchivs Bückeburg aus dem Jahr 1633 betrug nach der Schlacht bei Hessisch-Oldendorf (1633) die Zahl der Gefallenen 6.534, die der Gefangenen zwischen 1.700 und 1.800 Mann; ZARETZKY, Flugschrift, S. 7, 3; darunter waren allein 1.000 Weiber; RIEZLER, Baiern Bd. 4, S. 170. Das Flugblatt „HAMMLLISCHE SCHLACHT“ [VD17 1:092231H] geht von 2.000 Gefangenen aus. In einem Bericht aus Bericht aus Osterode, 1633 VII 01 (a. St., Kopie); Postskriptum, heißt es sogar: „Ferner kompt bericht, daß in etlichen unseren kirchen und schulen der herrlichen vittory halber welche höher als die iüngste vor Lützen erhaltene schlacht zu æstimiren, gebetet und gesungen“ [worden]. Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 146 v.
[242] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[243] „Cassel vom 1.Julii 1633“; Kungliga Biblioteket Stockholm Svea Krig, Nr. 223 a.
[244] Frantz [Frands, Franz] Graf v. Ulfeldt [Uhlfeldt, Ulefeld, Ulenfeld, Olfeldt, Oldenfeld, Ahlefeld, Wullifield] [30.10.1601-?], kaiserlicher Obrist, Generalfeldwachtmeister.
[245] Florenz [Florent] Freiherr (Baron) v. Ouren zu Tavigny [ -Februar 1634], kaiserlicher Obrist.
[246] Wilhelm [Guillaume de] Freiherr (1634), Graf (1649) v. Lamboy [Lamboj, Lambri, Lamboji, Lampoi, Lambey] [um 1590-13.12.1659 Schloss Dymokury], kaiserlicher Feldmarschall.
[247] Johann [Hans] Lucas Notario [Notteirio] [ – ], kaiserlicher Obristleutnant.
[248] Eger [Cheb, Tschechien]; HHSBöhm, S. 119ff.
[249] Pal [Paul, Pauli] Orosi [Orosio, Orossi, Orosy, Rosy, Rose, Horatius, Horatio, Horosie] [ – September 1633], kaiserlicher Obrist.
[250] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Taubadel, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, „Raupartl“, Teupold] [um 1600 Fichtenberg-12.3.1647 Basel], schwedischer Generalleutnant.
[251] KREBS, Hatzfeldt, S. 187.
[252] Pilsen [Plzeň, Tschechien]; HHSBöhm, S. 444ff.
[253] Brüx [Most, Bez. Most, Tschechien]; HHSBöhm, S. 79ff.
[254] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[255] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff. Vgl. auch FIEDLER, Mit Sengen und Brennen, S. 8ff.
[256] Zwickau [LK Zwickau]; HHSD VIII, S. 380ff.
[257] KLUGE, Hofer Chronik, S. 27 (eine sehr gut kommentierte Edition zur Geschichte Hofs und seines Umlandes).
[258] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.
[259] Plauen [Vogtlandkreis]; HHSD VIII, S. 279ff.
[260] Frantz [Frands, Franz] Graf v. Ulfeldt [Uhlfeldt, Ulefeld, Ulenfeld, Olfeldt, Oldenfeld, Ahlefeld, Wullifield] [30.10.1601-?], kaiserlicher Obrist, Generalfeldwachtmeister.
[261] Sankt Joachimsthal [Jáchymov; Bez. Karlsbad; Tschechien]; HHSBöhm, S. 540ff.
[262] Schwarzenberg [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 328f.
[263] Aue [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 10ff.
[264] Schneeberg [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 320ff.
[265] Adorf [Vogtlandkreis]; HHSD VIII, S. 1f.
[266] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.
[267] Oelsnitz [Vogtlandkreis]; HHSD VIII, S. 263f.
[268] Mylau [Vogtlandkreis]; HHSD VIII, S. 240f.
[269] Reichenbach [Vogtlandkreis]; HHSD VIII, S. 298f.
[270] Werdau [LK Zwickau]; HHSD VIII, S. 357f.
[271] raiteln, reuteln, radeln: zügeln, züchtigen, quälen, insbesondere foltern. Bei dieser Foltermethode wurde ein Strick um die Stirn oder den Unterleib gelegt und mittels eines Holzpflocks zusammengezogen. Am Unterleib traten auf diese Weise die Gedärme hervor. Am Kopf traten die Augen aus den Höhlen, die Kopfhaut wurde eingeschnitten und am Ende brach, so wird berichtet, die Schädeldecke. Eine zeitgenössische Beschreibung liefert der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing: „Diese ‚Tortur’ besteht darin, dass sie ihrem Opfer den Kopf bis zur Stirnhöhe (cerebrotinus) mit einem Bündel Seiden- oder Leinenfäden, die sie zu einer Schnur drehen, umwinden. Dabei pressen sie durch immer strafferes und strengeres Herumdrehen die Hirnschale immer fester und so lange zusammen, bis die Augäpfel mehr und mehr aus den Augenhöhlen hervorquellen und in abscheulicher Weise herausgetrieben werden“. SIGL, Wallensteins Rache, S. 151.
[272] Stollberg [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 337ff.
[273] Brandschatzung: von der jeweiligen Armee bzw. den Kommandeuren willkürlich festgelegte Summe, die die Einwohner aufzubringen hatten, um das Abbrennen ihrer Stadt, Gemeinde etc. zu verhindern, die von den Offizieren möglichst hoch festgelegt wurde, um sich dann auf die von ihnen beabsichtigte Summe herunter handeln zu lassen. Bei den Armeen gab es seit dem Mittelalter sogenannte Brandmeister, Spezialisten im Schätzen und bei Nichtbezahlung der Brandschatzung im Feuerlegen. Erzherzog „Leopold Wilhelm musste bereits zwei Monate [20.11.1645; BW] nach seiner ersten Weisung mit einem neuerlichen Befehl die Einhaltung der Disziplin und Abstellung der Exzesse energisch einfordern: Er verhängte ein komplettes Ausgangsverbot in seiner Armee, um Delikte wie Kirchenplünderung, Mord, Brandschatzung und die schendung der weibsbilder zu verhinden“. REBITSCH, Gallas, S. 218.
[274] Pest: Eine während des gesamten Krieges immer wieder auftretende Seuche war die Pest (die „zur frühen Neuzeit wie das Amen in der Kirche“ gehörte, ULBRICHT, Seuche, S. 10) als demographische Katastrophe für einzelne Landstriche, von HAPPE [mdsz.thulb.uni-jena.de: I 87r] und seinen Zeitgenossen neben Krieg und Hunger zu den drei Hauptstrafen Gottes gerechnet; vgl. dazu auch LANG, Pestilentz, S. 133 f. Truppenbewegungen, Zerstörungen, Hungerkrisen bzw. chronische Unterernährung, mangelnde Hygiene etc. trugen zur Verbreitung der Pest bei, die in vier Formen auftrat: 1. die abortive Pest als „leichte“ Variante: Symptome waren leichtes Fieber sowie Anschwellen der Lymphdrüsen. War die Infektion überstanden, wurden Antikörper gebildet, die eine etwa 10 Jahre anhaltende Immunisierung gegen die drei anderen Formen bildete. MARX mdsz.thulb.uni-jena.de] starb 10 Jahre nach der Pest von 1625 an der Pest von 1635. 2. die Beulenpest (Bubonenpest nach griech. bubo = Beule), die nach ca. 9 Tagen zum Tod führen konnte, wenn der Erreger ins Blut eintrat, die Letalität konnte zwischen 60-80 % liegen). Die Ansteckungszeit lag zwischen wenigen Stunden und etwa einer Woche, Symptome waren Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Benommenheit, Schlaflosigkeit, später treten Bewusstseinsstörungen und Ohnmachtsanfälle auf. Im Bereich des Flohbisses bildeten sich stark anschwellende und äußerst schmerzhafte Beulen am Hals, an den Leisten und Achselhöhlen. Diese Beulen erreichten eine Größe von ca. 10 cm und waren durch die die Blutungen in den Lymphknoten dunkelblau bis schwarz eingefärbt. Sie fielen nach Vereiterung in sich zusammen. Die Beulenpest an sich war nicht tödlich, da die Beulen von selbst abheilen konnten. Das Aufschneiden der Beulen war insofern gefährlich, da die Bakterien über das Blut in andere Organe gelangen konnten. Bei den unbehandelten Patienten kam es wohl bei 30-50 %r zur gefährlichen Lungenpest. Die Beulenpest verbreitete sich im Winter kältebedingt langsamer als im Sommer und erreichte ihren Höhepunkt im Herbst. 3. die Pestsepsis (Pestseptikämie), wenn die Bakterien in die Blutbahn eintraten, entweder über offene Wunden oder beim Platzen der Pestbeulen nach innen. Symptome waren hier hohes Fieber, Kopfschmerzen, Anfälle von Schüttelfrost, danach kam es zu größeren Haut- und Organblutungen. Der Tod trat bei Nichtbehandelten wohl spätestens nach 36 Stunden auf. 4. die Lungenpest, bei der die Erreger durch die Pestsepsis in die Lunge kamen oder von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion übertragen wurde, bei der der Tod angeblich in 24 Stunden, zumeist aber unbehandelt in 2 bis 5 Tagen eintrat und die eine Letalität von 95 % hatte. Angeblich konnte man sich in nur 1 bis 2 Tagen anstecken. Symptome waren eine starke Atemnot, Husten, blaue Lippen und blutiger Auswurf. Das führt zu einem Lungenödem, verbunden mit dem Zusammenbruch des Kreislaufs. MARX’ Angaben [mdsz.thulb.uni-jena.de] lassen vermuten, dass es sich bei der Pest von 1625 um die Beulenpest gehandelt haben muss. Geschlecht, sozialer Status und Ernährung waren Determinanten, die über Ansteckung und Abwehrkräfte entschieden. Der Pestbazillus wurde durch Rattenflöhe, Wanzen, Läuse und andere Parasiten übertragen. Das Bakterium blieb z. B. in Flohkot, Staub, Kleidung, Pelzen, Wasser und Erde wochenlang virulent. Zumindest scheint man in Erfurt 1625 recht sorglos mit der Ansteckungsgefahr umgegangen zu sein, HEUBEL, S. 42 [mdsz.thulb.uni-jena.de]. Möglicherweise hatte der Rat jedoch durch eine strenge Quarantäne von vierzig Tagen Versorgungsengpässe befürchtet und wollte die Handelsbeziehungen nicht gefährden. Zur Pest in Wismar (1630) heißt es: BALCK, Wismar, S. 50f.: „Auf Wallensteins Anordnung wurden Gegenmaßregeln getroffen: Der Stadtsyndikus erhielt den Auftrag zur Beschaffung der notwendigen Heilmittel, außerdem wurde ein Pestbarbier angenommen, die infizierten Häuser, Buden und Keller wurden gesperrt, Pflegerinnen und auch besondere Totengräber bestellt. Trotzdem erlosch die Seuche nicht, was man vor allem auf die Fahrlässigkeit und Gleichgültigkeit der Soldaten schob. Sie begruben ihre Toten zum Teil selbst, Kranke stiegen aus den Fenstern ihres Quartiers und besuchten Gesunde, die ihrerseits auch wieder zu den Kranken kamen; ja sie nahmen sogar die Kleider der Gestorbenen an sich. Deshalb wurden auf Wengerskys Befehl vom 4./14. Januar 1630 die Kranken durch besondere Abzeichen kenntlich gemacht, ferner von jedem Regiment ein Feldscherer bestellt und, soweit nötig, die infizierten Häuser durch Posten bewacht. Am 16. August 1630 ordnete schließlich [der kaiserliche Kommandierende; BW] Gramb an, daß 12 wüste Häuser, auf jede Kompagnie eins, bestimmt werden sollten, in denen dann die infizierten Soldaten zu isolieren seien“.Aus Schweinfurt wird 1628 berichtet; HAHN, Chronik 2. Theil, S. 377 (Datierung nach dem a. St.): „Der Rath ließ am 27. December bekannt machen: Daß diejenigen, welche mit der jetzt grassirenden Pest entweder persönlich angesteckt, oder nur aus angesteckten Häusern und Orten wären; sich der gemeinen Badstuben und anderer gemeinen Versammlungen äussern und enthalten sollten“. Auf die seltsamste Weise versuchte man sich übrigens damals vor Ansteckung zu schützen: So legte man frisches, warmes Brot auf die Toten und im Sterbezimmer wurden Zwiebeln aufgehängt, da man glaubte, beides ziehe das Pestgift aus der Luft“ [http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1600-1700]. Die Kurfürsten äußerten im Oktober 1630 ihre Befürchtungen, die aus Italien zurückkehrenden Soldaten würden Pest und Syphilis mitbringen; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 33, S. 32. Allerdings scheint die in der Forschung vertretene Meinung, dass gerade die unteren Schichten die Angst vor der Pest beiseite geschoben hätten (ULBRICHT, Seuche, S. 44), so nicht stimmig. Mehr als 50 Pestheilige, angeführt von den Heiligen Sebastian und Rochus, wurden angerufen. Gebet, Frömmigkeit, Sittenreinheit und Liebe zu Gott galten aus theologischer Sicht als wirksamer Schutz vor der Pest. Man glaubte sich durch die Umwicklung mit Stroh auch der Leichen vor der Ansteckung mit der Pest schützen zu können. HAHN, Chronik 2. Teil, S. 375 (Schweinfurt 1627): „Von dem Rathe dahier wurde am 4. December beschlossen, dass alle an der Pest Gestorbene bey Nacht und ohne Procession begraben werden sollten“. Pestzeiten boten einen durchaus lukrativen Erwerb für die verachteten Totengräber, der von „ehrlichen“ Berufsgruppen ausgeübt wurde, da z. T. pro Begräbnis bis zu 20 Rt. (BRAUN, Marktredwitz, S. 52f.) verlangt wurde, aber auch von Angehörigen der ärmeren Bevölkerungsschicht. RUTHMANN, „Was damals fruchtbar und gebauet“, S. 78f. II. Zum Teil wurden ansteckende Krankheiten seit dem Mittelalter als „peste“ (z. B. die „Ungarische Krankheit“) bezeichnet. Vgl. die Ausführungen des Arztes Johann Gigas (1582-1635-1638; PRINZ, Johann Gigas), des Leibarztes v. Kurfürst Ferdinand von Köln u. des Osnabrücker Bischofs Franz Wilhelm von Wartenberg, der auch Anholt u. Tilly behandelte; SÖBBING, Eine Beschreibung, S. 13, 15: „10 Unnd weil die pest niemandt leichtlich angreifft, er sei dan dazu disponirt, daß ist, habe viel ungesunde feuchtigkeitenn bei sich, alß ist guet, bei gueter zeitt purgiren, aderlaßen, schwitzen etc., dan diese entwedder frey sein, oder aber lichtlich konnen errette[t] werden. 11 Hiezu ist auch gehoerigh mäßigh unnd zuchtigh lebenn, ordentliche diaet, naturlicher schlaeff, bewegungh des leibs, kunheit unnd zulaßige freuwde, dann die traurigenn unnd forchtsamen ins gemein die ersten sein. 12 Endtlich weill dießes alles von Godt, ist ein christlich eifferigh gebett, godtsehliges lebenn, meidungh der sunden, daß aller wrombste, soll nicht allein hinder, sondern warnen und allenhalben in acht genommen werden“. Vgl. die Beschreibung der Symptome bei dem erzgebirgischen Pfarrer u. Chronisten LEHMANN, der die Pest mehrfach erlebte: „Diese entsetzliche Seuche führt unzählig viel ungewöhnliche Zufälle und Beschwerden mit sich, nachdem das Gift und Patient beschaffen. Sie fället an mit ungewöhnlichem Frost, auch Schrecken und Schwindel, innerlicher Hitze und Unruhe, Mattigkeit in allen Gliedern, Hauptschmerzen, Rücken- und Seitenstechen, schwerem Odem, hitzigen Augen, Vertrocknung des Mundes, brennendem Durst, Blutstürzen, Achsel-, Ohren- und Seitenschmerzen. Sonderlich ist dabei große Herzensangst, Traurigkeit, Ohnmacht, tiefer Schlaf oder stetes Wachen und Rasen. Der Magen empfindet vom giftigen Ferment lauter Unlust, Aufstoßen, Erbrechen, Durchlauf, daher erfolgen oft gefährliche Spasmi, Konvulsionen, Schwindel, Fresel [Krämpfe; BW], Zittern und Schlagflüsse. Es schießen Karfunkel und Branddrüsen auf in den Weichen, unter den Achseln, hinter den Ohren. Die mühlselige Natur ängstigt sich, daß allerhand rote, gelbe, grüne, blaue, dunkelbraune Giftflecken ausschlagen. Das Angesicht wird ungestalt, gilbicht und grünlicht, der Puls schlägt hitzig, zitternd, unordentlich, die Glieder erkalten oft, es bricht die Herzensangst mit großem Schweiß aus, und zeigen die Schmerzen, Stiche, Flecken, Schlag, Wüten, Toben, Drüsen und Schwären, Urin und Exkremente an, welche innerlichen Hauptgliedmaßen am meisten leiden müssen. Ist also kein Wunder, daß die Pest, nachdem sie mit einem und anderm Zufall auf das schrecklichste grassieret, so vielerlei Namen führet“. LEHMANN, Erzgebirgsannalen, S. 96ff. 1624 ließ sich der Stadtmedikus in Neumarkt (Oberpfalz) durch die beiden Nürnberger Pestilentiarii über die Erscheinungsformen der in Nürnberg ausgebrochenen Pest informieren: „Das pestilenzialische Contagium dieser Stadt ist theils ein unmittelbares, theils ein mittelbares. Uebrigens weil bei den praktischen Aerzten das durch Gegenstände verbreitete Kontagium wie das in Distanz wirkende gleichmässige Kontagium genannt wird (denn man gebraucht es sowohl zur Bezeichnung eines Ansteckungsstoffes als auch der infizirten Luft), so ist zu bemerken, dass wir unter demselben nichts anderes verstehen, als einen Krankheits-Herd (Fomes). Das Pest ‚Miasma‘ ist Gott Lob bei uns zur Zeit nicht durch die Luft verbreitet worden. Daher ergreift die Pest die Menschen bei uns entweder durch einen besonderen Zunder (Fomes) oder durch unmittelbare Berührung. Auf die erste Weise nahm die Krankheit ihren Anfang, auf die zweite gewann sie Verbreitung. Was die Kranken selbst betrifft, so werden diese meist gleich vom Anfang an von einer bedeutenden Hinfälligkeit ergriffen mit Gefühl von Frost oder Hitze, Brechreiz, wirklichem Erbrechen und zuweilen von Bewusstlosigkeit, worauf sich in Kürze Anthraces und Bubonen, theils von verschiedener Farbe, theils von der Farbe der Haut selbst bilden. Doch sind diese Symptome nicht bei allen gleich, sondern verschieden, je nachdem diese oder jene Theile zuerst mit dem Ansteckungsstoff in Berührung kommen. Denn einige werden mit Kopfschmerz, Hinfälligkeit, Ohnmacht befallen, andere klagen über unstillbaren Durst, Fieberhitze und Schlaflosigkeit, auf welche bald Delirien folgen, wieder bei anderen erscheinen sogleich die charakteristischen Zeichen der Pest und zwar oft ohne die den Pestbeulen gewöhnlich vorhergehenden heftigen Schmerzen. Bei einigen Pestkranken entstanden unter den Erscheinungen der Euphorie Abscesse, bei anderen war damit unter heftige Ohnmacht verbunden. Bei einigen beobachtete man bloss Anthraces, bei anderen traten Anthraces und Bubonen zugleich auf. Diejenigen, bei welchen in entfernteren Theilen, z. B. der Leistengegend, Bubonen ausbrachen, wurden fast alle geheilt, während die, bei denen sie auf der Schulter oder der Brust ausbrachen, fast alle starben. Nicht selten trat übrigens der Tod plötzlich, unter scheinbar günstigen Symptomen ein, aber eben so oft sah man auch solche, welche durch die Heftigkeit der Erscheinungen in der äussersten Lebensgefahr zu schweben schienen, gegen alle Erwartung der Gefahr entrinnen und genesen. So gross ist die Täuschung und Bösartigkeit dieser Krankheit“. 1631 erhielt der „Pestilential-Chirurgus“ in Zwickau lediglich freie Wohnung und wöchentlich 1 ½ Rtlr.; HERZOG, Chronik von Zwickau 2. Bd., S. 417. Vgl. auch LAMMERT, Geschichte; RUFFIÉ; SOURNIA, Die Seuchen, S. 17ff.
[275] Dux [Duchcov, Bez. Teplitz]; HHSBöhm, S. 118f.
[276] Daniel Beygott z Reinderštatu [Beygold, Beygoldt, Beigoldt, Beigolt, Beygoth, Beycott, Beuchold, Peygott, Peigoldt, Peigolt, Peycott] [ -um 1650 ?], kaiserlicher Obrist.
[277] Pal [Paul, Pauli] Orosi [Orosio, Orossi, Orosy, Rosy, Rose, Horatius, Horatio, Horosie] [ – September 1633], kaiserlicher Obrist.
[278] Crimmitschau [LK Zwickau]; HHSD VIII, S. 53ff.
[279] Die Lazaristen, auch Vinzentiner, (lat.: Congregatio Missionis, CM) sind ein katholischer Männerorden, der 1625 vom heiligen Vinzenz von Paul für den Dienst an den Armen in Paris gegründet wurde.
[280] Vergewaltigung, „Schändung“, „Schwechung“: Vergewaltigung war in den Kriegsartikeln aller Armeen ausdrücklich verboten und mit der Todesstrafe bedroht, war aber von Anfang an eines der häufigsten Delikte, wenngleich z. T. in den offiziellen Kriegsberichten an den Kriegsherrn absichtlich unterschlagen, aber auch in den Taufregistern immer wieder auftauchend. Auf Vergewaltigung stand schon in den Kriegsartikeln Gustav II. Adolfs von 1621 die Todesstrafe. THEATRUM EUROPAEUM 3. Band, S. 617: „So ist auch ein Polnischer Edelmann / welcher sampt seinem Knecht / ein Weibsbild geschändet / und deßwegen bey seinem Obristen angeklagt gewesen / zur Rede gestellt / unangesehen er eine grosse Summa Gelts für sein Leben geboten / gleichwol anfangs der Knecht in Gegenwart und Ansehen deß Edelmanns / enthauptet / und hernach er folgenden Tags auch mit dem Schwerd hingerichtet worden“. Im Taufregister der Kirche zu Wiesa wird als Vater eines am 7.8.1633 getauften Kindes eingetragen: „drey Soldaten“, für den am folgenden Tag getauften Sohn einer Witwe werden „zwene Soldaten“ aufgeführt. UHLIG, Leidenszeiten, S. 11.; vgl. die Zweifel der Pfarrer bei GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 14, 66; Balgstedt im Besitz der Herren von Heßler und von Schieck 1616-1744: „1634 läßt Frau Thiele Zwillinge taufen; ihr Mann Hans Thiele hatte sie verlassen und war in den Krieg gezogen. In dem selben Jahre wird der außereheliche Sohn der Anna Schild getauft, welche sagt, sie sei voriges Jahr nach Pfingsten nach Laucha gegangen und auf dem Heimwege unterm Hain beim Spillingsgarten von einem Reiter überfallen worden, weshalb das Kind „Hans Reuter“ getauft wird“. Zur Schändung auch von Schwangeren vgl. HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 54. Teilweise waren selbst Reiterjungen daran beteiligt; BLUME; RUNZHEIMER, Gladenbach, S. 323: „2 Jungen / Reiterjungen / habenn Cuntzen heintzgenn Hansenn metgen notzüchtigen wollen, habens uff die Erde geworffen undt das Maul zu gehalten. Sey ohngefehr 13 Jahr alt. Der Hoffmeister aber hab diese Jungen der maßen gezüchtigt, das sies nit wohl leugnen können“. Im 1658 erschienenen „Schwedenspiegel“ heißt es unter dem 6. Gebot: „Deß Königs Gustavi Bastard Sohn Gustavus Gustavessen – wie er in Osenbrug [Osnabück; BW] Gouverneur gewesen – eröffnet bey nächtlicher Zeit alda einem ehrlichen Bürger sein Hauß – nimbt ihm seine Tochter – schändet sie – und sendet ihm solche hernach wieder zu Hauß. Wann solche Schelmstück – in Feindes Landen weren verübet worden – so were es ja mehr dann Gottloß – aber dieses alles ist geschehen – wie der Schwed ihr Beschützer seyn sollen“. Zit. bei STRAHLMANN, Wildeshausen, S. 91, Anm. 2. Über Sperreuter heißt es z. B. auch: „Der Bürgermeisterin von Wemding soll er die Pistole an den Kopf gehalten haben, als diese ihm nicht ihre 13-jährige Pflegetochter überlassen wollte. In Nördlingen soll er eine 12-jährige[n] Lohweberstochter genötigt haben, die er dann sogar zum weiteren Gebrauch mit nach Augsburg nahm“. KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 154f. Die Dunkelziffer von Vergewaltigungen mag aus verständlichen Gründen um ein Vielfaches höher gelegen haben.Vgl. auch MAHR, Monro, S. 56f.; Denkschrift über den Ruin der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt infolge des Durchzugs, besonders durch die Kaiserlichen, aus dem Dezember 1634; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 108ff.: „Das kaiserliche, hispanische und ligistische volk ist alles auf unsern gnädigen fürsten und herren gezogen, liegt auch dessen noch ein namhafter anteil im land; jetzo ziehen wieder 4 regimenter hindurch, brauchen einen wunderlichen weg, nicht nach der straßen, sondern gar umschweifig nach einem circumflexu. Wollen viel geld haben, dessen doch bei so vielfältigen, ganz grundverderblichen durchplünderungen keines vorhanden. Vieh, frucht ist alles weg; der wein, den man nicht austrinken können, in die erde gelassen. Die besten flecken und dörfer liegen in der asch. Etlich tausend weibspersonen seind geschändet, – ja gar auch junge knaben, quod horrendum – in der schändung gar getötet. Dem herrn kammerpräsidenten Karspach ist bei seiner lieben alten mutter begräbnis in unversehener behendigkeit eine trupp auf den hals kommen, haben 16 adeliche weibspersonen in der trauer an der mahlzeit befunden, deren 8 sobald genotzüchtigt, eine adeliche jungfrau, so eine Schelmin von Bergen (eine einige tochter ihrer eltern) gar auf den offenen markt gelegt und publice geschändet; 8 derselben adelichen damen seind entloffen, haben sich in ein hühnerhaus verkrochen, bis daß der sturm vorüber gewesen. Zween tag vor unsers gnädigen fürsten und herrn wiederanlangung in dero landen ist ein jählicher einfall in dero flecken Oberrosbach [Ober-Rosbach/Kr. Friedberg; HHSD IV, S. 356f.; BW] geschehen, seind alle und jede sich darin befindende weibsbilder (nur 4 ausgenommen) violento stupro vitiiert worden. Hin und wieder im land seind noch sehr viel weibspersonen verloren, von denen man nicht weiß, wohin sie kommen“. Sogar Reiterjungen waren an solchen Vorgängen beteiligt; BLUME; RUNZHEIMER, Gladenbach, S. 323: „2 Jungen / Reiterjungen / habenn Cuntzen heintzgenn Hansenn metgen notzüchtigen wollen, habens uff die Erde geworffen undt das Maul zu gehalten. Sey ohngefehr 13 Jahr alt. Der Hoffmeister aber hab diese Jungen der maßen gezüchtigt, das sies nit wohl leugnen können“. Das Kriegstagebuch des Rüthener Bürgermeisters Christoph Brandis (ca. 1578-1658) über die hessische Einquartierung 1636 hält fest; CONRAD; TESKE, „Sterbzeiten“, S. 309f.: „Den 7ten April geschah eine schaendliche That. Ein Soldat Namens Mathes quartirte in D-s Hause (c. Da der Name dieses Buergers noch wirklich in Ruethen existirt, so fand ich vor gut ihn hinweg zu lassen.). Dieser Mathes hatte ihn schon vorher durch Einschlagung der Fenster, Thueren und Tischen, ja selbst durch schwere Pruegelsuppen viel molestiert [= belästigt], nun fehlte pro coronide ceterarum crudelitatum [= als Krönung weiterer Gefühllosigkeiten] noch das schlimmste. Am 7ten Morgens, als mehrbesagter Mathes noch auf der Buehne [= dem Lagerboden] lag, rief er herunter, man sollte ihm einen Pott voll Milch bringen oder er wollte alles zusammenhauen. D. schickt seine Tochter ein wackeres 17 Jahr altes Maedchen, ins Nachbarshaus, um welche zu bekommen. Weil nun das Maedchen ein wenig lange ausgeblieben, hat der Mathes destomehr gelermt, bis sie endlich gekommen und ihr Vater ihr gesagt: Sie sollte es dem Soldaten hinauftragen. Sie war iussu Patris [= auf Geheiß des Vaters] kaum heraufgekommen, als sie der Mathes zu seinem Willen haben wollte, sie wehrte sich, so gut sie konnte, und rief nach Huelfe, der Soldat aber stak ihr die geknueffte (geballte) Faust ins Maul. Indeß hatte der Vater doch etwas davon gehoert, er eilte mit seiner Hausfrauen herauf, Mathes aber hatte die Thuer schon zugeschallert [= zugeriegelt], und die armen Eltern mußten durch ein Loch, das Mathes schon einige Zeit zuvor in die Thuer gehauen hatte, ihr eignes Kind schaenden sehen ohne ihr helfen zu koennen. Der Kerl hatte ihr benebens [= dabei] die rechte Brust (d. Im Original steht eine andere bloß in Westfalen uebliche Benennung.) weil es sich vermuthlich zu stark gewehrt hatte, ganz und gar aufgerissen, so daß ein ganzes Stueck nachhero herausgefallen, und das Maegdlein ganz unmenschlich zugerichtet, unter unaufhoerlichen Schmerzen 14 Tage darauf verstorben. Der Vater gieng heute mit mir zu dem Hauptmann, um sich wegen des mehr besagten Mathes zu beklagen; aber er gab uns trozig zur Antwort, wenn es einmal todt seye, koenne er nicht mehr helfen. Er bestrafte auch den Mathes keinesweges, sondern ließ ihn, wie andere frei herumgehen. Der Vater ist untröstlich, und jedem dauert das arme Maegdlein, requiescat in pace [= Möge es in Frieden ruhen !]“. Die Einfügungen in eckigen Klammern stammen von den Herausgebern, in runden Klammern von dem 1. Hg. Cosmann (1789). Die Bestrafung wurde in der Tat sehr unterschiedlich gehandhabt, vgl. etwa die Aufzeichnungen des Schmalkaldener Chronisten Pforr; WAGNER, Pforr, S. 141: „Den 22. 9br: [1636] sollte ein [schwedischer] cornet gerichtet werden, weil er eine magd genotzüchtiget. Weil aber sein knegt die magd geehligt, dem er 2 pferd geben und 20 thlr in die kirchen gebüst, ist ihme das leben geschenckt worden“. WAGNER, Pforr, S. 133: „Den 27. Jan: [12635; BW] hat [ist] ein corporal von Mersinisch[en; Mercy, BW] regiment vollerweiße ins siechenhauß kommen, die arme leuht darin ubell geschlagen und ein sichen magd genotzüchtigt. Deßwegen der cornet von hießiger compagnia hinaußgeschickt worden, den corporal dieser thatt wegen in arest zu nehmen. Weil sich aber der corporal zur wehr gestellet, hat ihn der cornet todtgeschoßen“. Vgl. auch THEIBAULT, Landfrauen, S. 32, über einen einzigen derartigen Fall in der Werra-Region. Auf Klagen bei Kommandierenden hieß es z. T.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 122: „es sei aus unterschiedenen regimentern kommandiert volk und unter denselben Spanier, Neapolitaner, Burgunder, Italiener etc., die man nicht also in zaum halten könnte“. Vgl. die Vorgänge in Zerbst 1626; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 114: „daß auch ehrliebenden weibspersonen Unzucht, die abgenommenen sachen dardurch wieder Zu erlangen, Zugemuthet, vnd vnlengsten Bürgermeister Rühlen S. tochter, als sie in der schantze arbeiten müssen, von einem Soldaten mit gewalt geschändet, vndt ihrer ehren beraubet worden“.Vergewaltigung gehörte auch zur üblichen Topik in zeitgenössischen Berichten oder bei Geburt unehelicher Kindern; vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 52. SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 58, die Schwängerung der Elschen Stovener, Amt Ravensberg (1631), die trotz Eides den Verdacht nicht unbedingt ausräumt, dass der eigene Vater die Tochter geschwängert hatte: „Anno 1631, den 3ten Junij Johan Stovener mit seiner Tochter Elschen, so geschwengert, gefenglich angenommen, und obwoll im gemeinen geschrey, alß sollte der vatter dieselbe geschwengert haben, so hatt doch die Tochter eidtlich beteuret, das ein soldate, so einen blauwen rock angehabt, sie ubergeweltiget und sie also geschwengert. Weil dieselbige nun grob schwanger, alß ist sie biß dahin, der banden entbunden, erlaißen und hat Aloff Varenbruck und was er an gelde alhie im lande hatt (38, 5 Rtl. bei 6 Schuldnern), zu burgen gestellett, diesergestaldt, das, wan sie ihrer weiblichen burde entbunden, sich jeder zeit widder einstellen soll. Zeugen. Und ist g(enante)r Johan Stovener, eine urpheide zue thuen, aufferlagt, welche auch in gegenwart Jorgen Kraecks prestiert“. Bei der Nonne Maria Anna Junius aus Bamberg, HÜMMER, Bamberg, S. 222, heißt es ausdrücklich, dass sich die Schweden in der ganzen Zeit „züchtig und ehrerbittig“ verhalten hätten. Vgl. JANSSON, Soldaten und Vergewaltigung, S. 197; THEIBAULT, Landfrauen; BERG, Administering justice; die Beschwerden der Pommern’schen Gesandten (1630); THEATRUM EUROPAEUM Bd. 2, S. 190, CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 309f.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 108ff. Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet zu 1632 über die Rache von Frauen; DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 22: „Im Dorff Kienblad [Kühnblatt; BW] im Stift Wirtzburgk, wie ein Kais. Soldat mitt eines bauern Tochter zue grob scherzen wollen, ist Er von ihr vnd andern Weibern vbermeistert, castriret vnd in ein Teich erseufft worden“. Zum Teil wird diese Gewalt gegen Frauen auch mit „schwechen“ umschrieben. Zum Teil scheint man Versuche nicht besonders ernst genommen zu haben. Aus Zwickau (1632) wird berichtet; WILHELM, Descriptio, S. 181: „Den 14. Wurde ein Soldat auffm Esel gesetzt / welches zuvorhin offt geschehen / das er einem WeibesVolck Vnehr angemutet vnd sie zwingen wollen / dem wurden Stöcke an die Füsse gelegt / so dem guten Bruder sehr vexiret / welches gewähret / biß nach Mittag vmb 3. Vhr / do gehet ein Soldaten Jung vorvber / deme befehlen andere alda stehende Soldaten / er sollte dem die Stöcke von Füssen thun / so er verrichtet / vnnd solche auff einen Holtzwagen / so gleich vorvbergegangen geworffen / Es ist aber derselbe folgende Nacht auff die leiter gebracht worden / vnnd gehencket werden sollen / darbey grose Ceremonien vorlieffen / in deme man den Commendanten vnterschiedlich zu geruffen / vñ vmb gnade geschrien / so eine gute halbe Stunde gewehret / allein es hatte endlich das ansehen / als wen es nur zur Pravada wehre angestellet gewesen“.
[281] schrauffen, schrauben: DWB 15, Sp. 1653: „als thätigkeit des henkers: schrauben einen, ist eigentlich eine henkers arbeit, torquere aliquem cochleis adhibitis Frisch 2, 223c; jemanden die daumen schrauben, eine art der tortur Adelung; man wird dich auf die tortur schrauben“. „Dabei werden der Daumen oder andere Finger in eine Zwinge gespannt und deren durch Gewinde miteinander verbundene Backen schraubenförmig zusammengezogen. Dieser Prozess ist äußerst schmerzhaft und nicht selten mit Frakturen verbunden, welche bleibende Schäden an der Hand verursachen können“. [wikipedia].
[282] Kriegsgräuel: Kriegsgräuel waren die Begleiterscheinung dieses Krieges von Anfang an. Der Jesuit, Hofbeichtvater und Begleiter Maximilians I. von Bayern, Jeremias Drexel, auf dessen böhmischen Feldzug (1620), zur Eroberung von Pisek am 30.9.1620; PÖRNBACHER, Barock, S. 325f.: „Heute um die dritte Stunde des Nachmittags ist Biska gleich beim ersten Eindringen in die Stadt erobert worden. Alle, die drinnen waren, hat man zusammengehauen und umgebracht. Besonders die Soldaten des Bucquoi haben niemand geschont, kein Geschlecht noch Alter, auch das Kind, das im Bett saß, wurde mit einem Gewehrschuß hingestreckt. Ein gar erbärmlicher Anblick war das, wohin die Einwohner oder die Besatzungssoldaten auch flohen, sie fielen in die Hände der Unseren und wurden getötet oder gefangen. Der Anführer wurde in der Stadt in tausend Stücke zerhauen. Einer Schwangeren, die im Schrecken gebar, wurde der Kopf gespalten, das Kind an der Wand zerschmettert. Man sagt, Bucquoi habe sein Schwert und den Regimentsstab zerbrochen, als er dem Gemetzel Einhalt bieten wollte, aber die Raserei der Soldaten war stärker. Mehrere stürzten sich ins Wasser, um wenigstens so zu entkommen, aber auch dort trafen sie die Kugeln und so starben sie fast einen doppelten Tod. Man sagt, es seien zwölfhundert Schützen in dieser Stadt gewesen, die schon an sich, und auch durch ihre Lage aufs beste befestigt war. Aber nicht einmal einen ganzen Tag hat sie diesem doppelten Heer, dem unsern und dem des [Charles Bonaventure de; BW] Bucquoi, widerstehen können. An diesem Abend liefen von den Böhmen 130 Soldaten ins Lager unseres Fürsten über. Überall herrscht unter unseren Feinden Furcht, Schrecken und großes Zittern, und das ist kein Wunder: schon kennt man den bayerischen Löwen“. HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 163f., Anm. 2: „Den 17. November 1621 Abends fielen sieben Cornet Reuter, unter Commando des Bayerischen General-Feld-Wachtmeisters Grafen von Anholt [Johann Jakob v. Anholt; BW] Commando in den [kurpfälzischen BW] Flecken Beerfelden, plünderten, ohnerachtet ihrer Verpflegung, denselben aus, nahmen 21 Pferde, und tractierten die Leute unmenschlich, daß sie, um ihr Leben zu retten, sich in die Wälder flüchteten. Folgenden Tags wurde durch den continuirenden Nach- und Rückzug von etlichen tausend Mann von der Bergstraße gegen Moßbach [Mosbach; BW] in dem Amt Freyenstein [Freienstein; BW] vollends alles aufgerieben, auch die Kirche ihres Kelchs und Ornats beraubet, der Pfarrer [Heinrich Lambinus; BW] erbärmlich geschlagen, und mit Stricken dermaßen geknebelt [=> geraitelt; BW], daß ihm Gesicht und Gehör vergangen, das Blut zu den Augen herausgedrungen, und er in wenig Tagen sterben müssen. Sie nannten ihn anders nicht, als einen Lutherischen Schelmen und wollten ihn mit Bedrohung der Castration zwingen, daß er den Kirchen-Gesang: »Erhalt uns, Herr, bey deinem Wort usw.« verschweeren sollte. Sie preßten ihm auch durch große Marter 600 fl. aus“. Hans Sonnenbächer, Schultheiß, in seiner Zeugenaussage; KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 206: „Mansfeldische Reiter, uf 30 stark, seien bei ihnen durchgestreift. Philipp Stumpf sei uf Schultern gehauen worden, denen sie als ein alten eisgrauen Mann gestöckt und gepleckt, ins Dorf genommen, mit Füßen ufgehängt, mit Lunten gebrennet, auch salvo honore [= mit Verlaub zu sagen (Entschuldigungsformel)] in Mund Urinam reddiert [= uriniert], endlich herab ufs Genick sehr übel fallen und schlagen lassen“. Der Pfarrer von Mönchsdeggingen, Christian Spradtler, am 4.1.1634 über die am 13.12.1633 erfolgte Plünderung und seine Marter; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 51f.: „und einer unter ihnen, der sich des Ochsenwürthen, würthen von Nereßheim, welchen man vor diesem verbrand, Sohn genennet, sich öffentlich vernemen lassen, habe sich dem leibigen Satan ergeben ewiglichen. Alsobalden die anderen dreyen seine Spießgesellen gerufen, deren sich dann ein jeder mit seinen Instrumenten baldt gefaßt gemacht. Der erste mit einem hültzern reiteltopff, mich damit zu reiteln, der ander mit einem langen Strickh, mich damit zu binden, der dritte mit einem Schraufzeig mich damit zu klueben, Der vierte mit einem großen erdenen Topff darinnen etliche maß wasser, so sie den schwedischen trunckh nennen, gema(h)nt, mir damit den garauß zu machen“. Hans Hoxer in seiner Zeugenaussage; KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 213: „Ewald Weißen Frauen hätten sie die Nasen abgehauen. Ihm, Zeugen selbst, ein Strang um den Kopf gelegt und geknebelt, daß er ihnen etwas an Geld, so er in einem Säckel im Garten gescharret gehabt, geben, womit sie aber nicht content [= zufrieden] gewesen, sondern fürbaß [= weiter] einen Strang an beiden Armen gemacht, das Seil hinterrücks über ein Apfelbaumen Äste geworfen, schwebend ufgezogen, auch eine gut Weil hängen und sich bedencken lassen. Zeug aber [durch]gehalten und ferner nicht geschnellt [= hochgezogen worden]. Sonsten hätten sie in Gewölbe, darinnen er sein und anderer Leut Sachen verwahret gehabt, ufgebrochen und alles genommen, dabei zu verstehen geben, das hätte man unserm gnädigen Fürsten und Herrn [dem Landgrafen] zu danken. Vom Schänden wäre viel gehört worden, dann mit seines Nachbarn Barthel Schelches Eheweib hätten sie Schande geübt und doruf ins Wasser geworfen, welche kürzlich hernach, vermutlich aus Schrecken, gestorben“. Heinrich Clodius, Schulmeister, in seiner Zeugenaussage; KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 215: „Die Weimarischen hätten ihn, Zeugen selbst, in die Scheuer geführt, geknebelt, die Hände uf den Rücken gebunden, mit brennenden Lunten Pulver in die Hosen geblasen, auch deromaßen mit ihme übel gehaust, daß er den Mund noch nicht recht öffnen könne. Sie haben Jakob Schäfern mit dem Hals ufgehängt und ein Weil hängenlassen, bis er ihnen das Geld zu geben verwilliget. Niklas Glappacher hätten sie ein Kordel um die Pudenda [= Geschlechtsteile] gemacht, so lange zugezogen, bis er ihnen ufs 60 Gulden geben. Matthes Hammans Weib, samt andern viel mehr, Daumen ufgeschraubt um willen, Geld zu geben und zu verraten“. Pfarrer Heinel von Waldkirchen (1632), zit. nach www.krumhermersdorf.de/literatur/urkunden: „Weil man etliche Soldaten unten im Dorfe abgesetzet und [ihnen] die Pferde genommen [hat] welches nicht nur hiesige Leute, sondern auch benachbarte verübet, [haben] General Holcks Völker [Soldaten] auf ihres Generals Befehl das Dorf angestecket [angezündet]; niedergehaun, was sie angetroffen, also daß sie etlichen die Köpfe in einem Hieb abgehauen [haben] und der Kopf den Berg [hin]abgelaufen, das Corpus [Körper] aber liegengeblieben [ist], welches jämmerlich zu sehen gewesen. Und sonst übel verfahren, wie die Rudera [Spuren] noch ausweisen „. Der Chronist und Bürgermeister Leopold aus Marktredwitz; BRAUN, Marktredwitz, S. 23f.: „Zu dieser Zeit ging Jammer und Not an in unserem Lande und hat gewähret bis auf das 1637. Jahr; do man dann bald nichts anderes hörte als Rauben, Stehlen, Morden, Sengen und Brennen. Die armen Leut[e] wurden niedergehauen, gestochen, geschossen, auch gereitelt. Vielen [wurden] die Augen ausgestochen [und] Arm[e] und Bein[e] entzweigeschlagen. Ohren und Nasen, auch männliche Glieder und säugende Brüste wurden ab- und ausgeschnitten. Etliche [wurden] von ferne beim Feuer gebraten, (teils) im Rauchschlot aufgehenkt und Feuer unter sie geschüret. Etliche [sind] in die Backöfen gestoßen, Stroh vorgemacht und angezündet [worden]. Kein und Schwefel [wurde ihnen] unter die Nägel gesteckt und angezündet. Die Daumen [wurden] geschraubet, spitzige Knebel ins Maul gestecket, [so] daß das Blut haufenweiß heraus geloffen [ist]. Hernach(er) [ist] der ganze Leib durch den Mund mit Urin und Mistwasser gefüllet [worden], die Fußsohlen [wurden] aufgeschnitten, hernach Salz hineingestreuet, Riemen aus den Leibern geschnitten und vielen die Rippen in dem Leib entzwei geschlagen. In Summa, die große Pein und vorhin unerhörter Marter – davon auch der Teufel in der Höll[e] Mitwissenschaft haben mochte – so sie den Menschen in vielen Wegen (an)getan, bis sie gestorben oder verschmachtet oder preßhaft worden, ist nicht zu beschreiben. Da hat manches fromme Herz in solcher Marter und Pein bekennen, Hab und Gut, Weib und Kind, auch wohl seines Herrn oder Nächsten Sachen, die lange verwahret gewesen, verraten müssen. Da wurde weder alt noch jung, edel und unedel, auch der Schwangern und Sechswöchnerin[en] mit Schänden nicht verschonet. Und welches ja ein Greuel anzuhören: achtjährige Mägdlein sowohl, [als] auch 60 bis 80jährige Weibspersonen [sind] zu Tode gemartert, hernach ausgezogen, in die Teich geworfen oder auf der Straße liegen [ge]lassen [worden]. Zuletzt durft[e] sich kein Mensch mehr in Wäldern betreten lassen, denn da war auch niemand mehr sich, [ganz] gleich [ob es] im Morast oder in gebirgigen Steinklüften war, denn da hatten sie Hund[e], welche auf die Menschen abgerichtet [waren, so] daß also kein Mensch in Steinklüften bleiben konnte. Ach, da sind viel[e] Leut[e] in den Wäldern hin und wieder erschossen und niedergehauen worden; auch unbegraben liegen [ge]blieben“. THEATRUM EUROPAEUM Bd. III, S. 278f., über die Lage in Schlesien nach der verlorenen Schlacht bei Liegnitz am 13.5.1634, in der die kursächsische Armee unter Hans Georg von Arnim die kaiserliche unter Johann von Götz und Rudolf Graf Colloredo schlug: „Die Kayserische nach deme sie bey der Lignitz geschlagen / haben sie in Schlesien besonders zwischen Lignitz und Glatz gar übel gehauset / sonderlich dieweil sie zumahl kein Oberhaupt gehabt / alles was sie gekönt / außgeplündert / und die Inwohner allen Orten wegen grosser angelegter Marter und Peinigung verjagt / auch auß den Wälden / dahin sie sich umb sicherheit willen begeben / gleich wie das Wild auff dem Felde gehetzet / das Frauenvolck wie ein Heerd Vieh zusammen in ihr quartier getrieben / und nackend und bloß mit ihnen zu tanzen / und sonsten zu gehorchen gedrungen: über das dz arme Volck beym Feuer und in Backöfen gebraten / die Augen außgestoßen / Riemen auß den Rücken lebendig geschnitten / Arm und Beyn / Ohren und Nasen / die männliche Glieder und säugende Brüste abgeschnitten / oder darmit empor gehoben / mit Spännern und Hämmern zerklopfft / angeschnürt / umb geführt / Kühn und Schwefel unter die Nägel und in die heimliche Ort gesteckt / angezündt / und damit biß zum Hertzen hinauff gebrent und also verbrent: mit Pistolstöcken die Daumen geschraubt / mit den Bärten und Haren auff den Steinen herumb geschleppt / zerbrochene spitzige Stecken in Hals gesteckt / biß das Blut hauffenweise herauß gelauffen / den Mund unnd Bauch mit Mistpfitzen / Urin / und anderer Unsauberkeit angefüllt / in die Brunnen geworffen / von Dachrinnen gewipffet / die Fußsohlen auffgeschnitten und Salz drein gestreuet / Arm / Bein und Rippen im Leib entzwey geschlagen und zertretten / Hände / Nasen und Ohren abgeschnitten / auffgehenckt / und Feuer unter die Füsse gemacht / und darmit weder Alter noch Jugend / weder Mann noch Weib / weder Edel noch Unedel / weder Schwangern noch Sechswöcherin / noch keines anderen Unterschiedes verschonet / den Eltern die Kinder auß den Armen gerissen / und in stücken zerhauen /zerrissen oder wider die Wände geschmissen / die Augen den armen Leuten auß dem Kopff gerättelt / wie sie reden / und unsäglichen Marter / Schmertzen und Pein angethan / als nicht alles zubeschreiben / wie die zu Goldberg / Reichenbach / und an anderen Orthen und Stätten / Flecken / und Dörffern erfahren: sonderlich zu Reichenbach / welche doch allezeit den Keyserischen / wie billich / miltiglich contribuiret / und alle mögliche Hülff und Vorschub gethan / welchen auch die Bürgermeister auffgewartet / ihnen entgegen gangen / und mit Glimpff der Statt bestes reden wollten / aber nicht gehört / sondern nur die Gewaltthätlichkeiten mit Morden / Schänden / Plündern in Kirchen und Häusern / auch biß für und auff den Altaren und Gotteshäusern verübet / wie darvon in Truck außgelassene offene Schrifften und Klagten bezeugen“. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 237, Bericht der Amberger Regierung vom 19.3.1646: „Wie dan auch dergleichen unmenschlich procedur den 13. diss auch vorgangen, indeme Georg Schmid, untertan zu Kemnath, welcher mit 5 kleinen kindern beladen von Hirschau nacher hauss und futter gehen wollen, ist er von 9 reuttern erdappt, in das wirtshaus geführt und von ihm begehrt worden, speckh, butter und früchte zu weisen, weiln er aber nichts gewußt, haben sie ihn mit prügeln, eisernen stenglein, schrodhacken und säbeln anfangs uf die schienbein, daß dieselbige ganz zerschmettert, so lange geschlagen, bis die spreissel davon gefallen, hernach ins creuz, in die rechte seiten, über den rückhen und lenden mit einer schrothacken also getroffen, das er etlichsmal zu boden gefallen. Andern morgen früe vortags haben sie ihn mit eisernen stänglein abermahlen jemerlich geschlagen, den urin und koth in einen hafen gelassen, under einender gerührt und ainer, den sie den türkhen genannt, nachdem die andern ihne uf die arm gestanden, das maul mit einem eisernen stänglein aufgespreizt und diesen unflath also unbarmherzig hineingegossen und abwärts im hals gestrichen. Nach diesem allen haben sie ihn wieder ufs geführt und alss er inen uf starkes zusprechen nicht anzeigen khönnen, zu boden geschlagen, mit füssen getretten, gestoßen und mit sporn gestochen und alss er mit weiters laufen müssen, hat ine der türk mit einem prügel über den Arm, rückhen, lenden, füß und fußsohlen unaufhörlich geschlagen, mit ins holz geführt, einen strickh an halss gelegt und an einen paumb gehängt, doch daß er die erden mit den zehen berühren khönnen, bis ihn endlich der zehnte reutter, so bei diesen gewest, abgehauet, und nach hauss zu gehen haissen“. Vgl. die Rechtfertigung der Kriegsgräuel bei dem Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich [Gustav Horn gewidmet], dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kan nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, Discurs, S. 6, 19. Vgl. NEITZEL; HORATH, Kriegsgreuel; KAISER, „Ärger als der Türck“. „Je länger der Krieg dauerte, um so ärger wurde es. Eine Beschwerde der anhaltischen Fürsten vom 22. Januar 1639 an den Kaiser schildert die Zustände im Lande wie folgt: ‚Die meisten Völker haben sich von der Armee abgetan und unser Fürstentum durch und durch gestreift, Dörfer und Städte, derunter Jeßnitz und Raguhn, ausgeplündert, Adlige und andere Standespersonen ermordet und verwundet, Dörfer in Brand gesteckt, teils ohne Not niedergerissen, Bauernkinder geschlachtet, den Weibern die Brüste abgeschnitten und gegessen, dazu das Land dermaßen verderbt, daß fast niemand sich auf dem Lande aufhalten und das Feld bestellen, noch die Reichsanlage abführen kann“. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 152f.: „In Ruppertsgrün [bei Elsterberg] trennten sie [die Schweden 1640; BW] dem 83jährigen Pfarrer mit glühenden Eisen Ellenbogen, Kniescheiben, Fußzehen ab und marterten ihn zu Tode. Seiner Haushälterin gaben sie Mistjauche zu trinken und zerschlugen ihr mit Pistolen das Gesicht. Anderen Dorfbewohnern banden sie die Köpfe unter den Beinen zusammen und hängten sie verkehrt herum auf. Dann schlugen sie auf diese ein oder legten Feuer unter die Unglücklichen. Einen Bauern ließ man im Backofen ersticken, einem anderen schnitt man die Ohren auf, und gab sie ihm kleingehackt zu essen“. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
„Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „. VOLLBRECHT, Dreißigjähriger Krieg, S. 57f.: „So zündeten die schwedischen Soldaten am 5. Mai [1636; BW] die Glandorfer Glandorf [LK Osnabrück; BW] Kirche und das ganze Dorf an. Das soll eine Strafaktion gewesen sein, weil einige Zeit vorher Glandorfer Bürger bei der Verteidigung ihres Ortes einige schwedische Soldaten getötet hatten. Hierbei kam es auch zu Greueltaten gegenüber den Wehrlosen. Es wird berichtet, dass die schwedischen Soldaten von den drei Töchtern des Hofes Schultewerth eine kreuzigten und eine andere über dem Herdfeuer erstickten“. Während des Dreißigjährigen Krieges massakrierten schwedische Truppen am 18.6.1633 einen Großteil der männlichen Bevölkerung von Kirchhofen. Die Opfer wurden bei lebendigem Leib in einer Weinpresse zu Tode gequetscht. Insgesamt wurden dabei rund 300 Bauern aus Kirchhofen, Ehrenstetten und Pfaffenweiler als angebliche Rebellen niedergemetzelt. Vgl. auch FURTENBACH, Ober-Ländische Jammer- Und Straff-Chronic, S. 67ff. über die Einnahme Memmingens durch die Kaiserlichen (1633). „Bis ins Jahr 1636 war Pruntrut von den in der Umgebung lagernden Kaiserlichen blockiert. Die Mißhandlungen der Landleute draussen in den Dörfern bis ins Delsbergertal durch die Truppen blieben an der Tagesordnung. So wurde in Courchavon wie zwei Jahre vorher in Fontenais der Schmied, ein armer alter Mann am Strohfeuer zu Tode gesengt. In Bassecourt liess man den Sohn einer guten Familie, absichtlich zu diesem Zwecke eingesperrt, verhungern. Ein anderer musste in Vermes angesichts eines mit Speisen wohlbesetzten Tisches den gleichen Tod sterben; dessen Vater, in einem nahen Speicher eingeschlossen, musste ebenfalls verhungern. Einem armen Kinde, das einen harmlosen Brief von Prunstrut nach Delsberg tragen sollte, ließ der Obristleutnant Mora ein Ohr abhauen. => Kriegsverbrechen in den „Materialien“.
[283] Pleissenburg: 1549 als Festung über einem dreieckigen Grundriss neu errichtet. Die neue Pleißenburg war an das Befestigungssystem der Stadt angegliedert und vom Hauptwall durch einen eigenen Wassergraben getrennt, so dass sie die Funktion einer Zitadelle übernahm. Sie war mit Kasematten versehen und an der Feldseite mit einer dreieckigen Bastion ausgestattet [wikipedia].
[284] Christoph v. Trandorf [Drandorff] [ -1650], kursächsischer Obrist.
[285] ENGERISSER, Von Kronach, S. 187ff.
[286] N Schöneck [ – ], kaiserlicher Rittmeister.
[287] Standarte: an einer Stange als => Fahne angebrachtes Feldzeichen berittener Truppen, deren Verlust im Kampfe oder bei der Kapitulation als Verlust der Ehre empfunden wurde. Im Kampf und bei Belagerungen erbeutete Standarten waren dagegen Zeichen des bewiesenen Mutes der Einheit und einzelner Soldaten, so dass ihre Anzahl in zeitgenössischen Berichten meist verzeichnet war.
[288] LEHMANN, Chronik der Stadt Delitzsch, S. 74.
[289] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Taubadel, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, „Raupartl“, Teupold] [um 1600 Fichtenberg-12.3.1647 Basel], schwedischer Generalleutnant.
[290] Halle a. d. Saale; HHSD XI, S. 177ff.
[291] John [Johann] Gordon [Hubert Seger ?] [ -1649 Danzig], kaiserlicher Obrist.
[292] cedieren: abtreten.
[293] General(kriegs)kommissar: Der General(kriegs)kommissar war das oberste Aufsichts- und Kontrollorgan für das gesamte Kriegswesen, Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontributionen), zur Kontrolle der Kriegskommissare und übernahm auch militärische Aufgaben. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) erhielt er monatlich 600 fl. Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung). Der Generalkommissar, der entweder erfahrener Heeresverwaltungsbeamter oder selbst Obrist war, war der Dienstvorgesetzte aller dieser Kommissare, der wiederum seinen Anteil bei seinen untergebenen Kommissaren einforderte. Zudem waren die oft korrupten Generalkriegskommissare verpflichtet, alle Vorkommnisse im Feld und in der Garnison an den obersten Kriegsherrn einzuberichten, weshalb sie nicht zu Unrecht als die „Augen und Ohren“ etwa Maximilians I. bei der Truppe bezeichnet wurden. Sie besuchten bzw. kontrollierten die vom Hauptquartier entfernt operierenden oder liegenden Regimenter. Bei der Truppe waren sie aufgrund ihrer umfangreichen Kontrollfunktionen im Allgemeinen verhasst. Zudem hatten sie die Weisung, die Kosten der Kriegs- und Truppenfinanzierung zu senken und Reduktionen durchzuführen, was zu ständigen, teilweise handfesten Konflikten mit den Obristen als Kriegsunternehmern führen mussten, da die Generalkriegskommissare auch für den Transport und die Auszahlung des Soldes zuständig waren. Bei besonders unruhigen Truppenteilen waren sie auch für die Ausgabe der Munition zuständig. Der Generalkriegskommissar hatte zudem die Aufgabe, in den besetzten Gebieten nach lohnender Beutekunst (Altäre, Gemälde, Bücher etc.) Ausschau zu halten und gemäß seinen Weisungen zu beschlagnahmen. Der Generalkriegskommissar trat als Militärsachverständiger bei Liga-, Kurfürsten- und Reichstagen auf und war bei Friedensverhandlungen (z. B. beim Abschluss des Lübecker Friedens 1629) und Gesandtschaften beteiligt. Zum Teil kam er durch seine vielfältigen Aufgaben, Einnahmen (Sold etwa 5000 fl., Anteil an Kontributionen ca. 1800 fl. pro Jahr ohne diverse andere Einnahmen) und Belohnungen zu einem beträchtlichen Vermögen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Da die Generalkriegskommissare den Schriftverkehr mit der Kriegskanzlei bzw. dem obersten Kriegsherrn führten, gaben sie oft anders lautende, kritische oder auch gefälschte Berichte weiter. DAMBOER, Krise, S. 27:  „Im Schreiben des Generalkommissars Schäfer an Maximilian vom 13. Dezember 1644 schrieb dieser, die Generalkommissare suchten nichts als des Kurfürsten und der Armada Interesse und würden trotzdem immer verfolgt, gehasst und beneidet“. Vgl. auch KAPSER, Die bayerische Kriegsorganisation, S. 101ff.
[294] Hans Georg Haubold v. Schleinitz [30.1.1599 Kospoda-8.4.1666 Zeitz], kursächsischer Obrist.
[295] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.
[296] Brauerbe: Besitzer einer Realgerechtigkeit, Bier zu brauen.
[297] Pfahlhaus: unbekannter Begriff.
[298] Hausgenosse: Mieter ohne Bürgerrecht; Mitglied einer Haus- oder Wohngemeinschaft, wer (zur Miete) im Hause eines anderen wohnt; Beisasse; Hausgesinde; Dorfbewohner, Hofgenosse.
[299] LEHMANN, Chronik der Stadt Delitzsch, S. 74.
[300] ARENDT, Wallensteins Faktotum, S. 195.
[301] Bernhard Herzog v. Sachsen-Weimar [16.8.1604 Weimar-18.7.1639 Neuenburg am Rhein], schwedischer, dann französischer General. Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst; RÖSE, Herzog Bernhard der Große.
[302] Deggendorf [LK Deggendorf]; HHSD VII, S. 132ff.
[303] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.
[304] Furth i. Wald [LK Cham]; HHSD VII, S. 221f.
[305] Plattling [LK Deggendorf]; HHSD VII, S. 588f.
[306] Ernst I. der Fromme, Herzog v. Sachsen-Gotha-Altenburg [25.12.1601 Altenburg-26.3.1675 Gotha]. Vgl. JACOBSEN; RUGE, Ernst der Fromme; KLINGER, Der Gothaer Fürstenstaat.
[307] Johann Bernhard v. Ehm [Ehem, Öhm, Öhme] [26.3.1587 Schloss Böckelheim-15.9.1657 Basel], schwedisch-weimarischer, dann französischer Obrist.
[308] Georg v. Uslar [Isler, Islar] [10.9./20.9.1584 Waake-2./12.3.1638 Waake], schwedischer Obrist.
[309] Geltolfing [LK Straubing-Bogen].
[310] Aiterhofen [LK Straubing-Bogen].
[311] Straubing; HHSD VII, S. 723ff.
[312] Giacomo [Jakob] Strozzi [Strotz, Stro(t)zki], Strozza], Graf v. Schrattenthal [ -1636], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[313] Jan Freiherr v. Werth [1594 Büttgen-16.9.1652 Benatek], bayerischer, kaiserlicher General der Kavallerie. Vgl. LAHRKAMP, Jan von Werth; KAISER: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/W/Seiten/JanvonWerth.aspx [17.6.2014].
[314] Maximilian [Maximilien] Freiherr v. Billehé [Bilhe, Pillehe, Bülecke, Billay, Ballay, Büleche, Biler, Bille ?, Balle, Bely], Sire de Valensart [ -6.9.1634 bei Nördlingen], ligistischer Feldmarschallleutnant.
[315] prästiert: geleistet.
[316] Battaglia: hier: Schlachtaufstellung, auch Kampf, Schlacht. In der Regel wurde 1 Stunde für die Aufstellung von 1.000 Mann für notwendig gehalten.
[317] sukkurieren: Hilfe leisten.
[318] persequieren: verfolgen.
[319] Winterquartier: Zugewiesenes Quartier, das – angesichts der um 1, 5 º tieferen mittleren Jahrestemperatur mit extremen Kälteperioden überlebensnotwendig – in der Regel vom November bis zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni beansprucht wurde und in dem andere, höhere Verpflegungssätze galten. Natürlich versuchten deshalb Magistrate und Stände immer wieder, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten und ihrem Tross führen musste.  Dazu kam der enorme Bedarf an Feuermaterial, wobei alles nur einigermaßen Brennbare durch die Truppen beschafft wurde. Der Chronist und Bürgermeister Leopold aus Marktredwitz berichtet über den November/Dezember 1640; BRAUN, Marktredwitz, S. 129: „Über diese 8 Regiment[er] [hinaus] sind auch 200 Polacken mit marchiert, welche – wie ob[en] gehört – zu Oberredwitz logierten: Einige sind auch in Dörflas einquartiert worden. Obwohl wir hier im Mark[t] kein Quartier gehabt, so haben wir doch des Generals Tafel versehen und herrlich in die Küche (ver)schaffen müssen. Auch haben wir für die Regiment[er] hinaus[gegeben] 800 Brot[e], 800 Maß Bier und 2 Rind[er]. Überdies hat (ein)jeder Bürger, der seinen Stadel nicht zugrund reissen oder gar verbrennen lassen wollte, hinaus[ge]geben Fleisch, Fisch, Futter, Bier, Brot und Geld. [Es] ist dadurch auch sehr wenig erhalten worden, denn fast in jedem Stadel [hat] eine Kompanie gelegen, welche (dann) alles Heu, Stroh, ungedroschenes Getreide, Holz und Brettern in das Feld getragen. Es sind daraus Hütte gemacht und hernach meistens verbrannt [worden]. Um das, was liegen geblieben war, haben sich die Nachbarn auch [noch] gezankt. Sie haben auch alle Zäun[e] um die Gärten, Planken [und] Um(b)schrote umgehauen und verbrannt. All(e) unser[e] Fischkästen, [von denen] ein [jeder] vorher um 50 K[ronen] erkauft [worden war], haben sie in einer Geschwindigkeit eingehauen, zerrissen, hinweggetragen und in Grund verdorben. [Auf] dem Freithof, welcher erst neu gemacht worden war, haben sie die Schindel[n] abgeschlagen und sam(b)t dem Tor verbrannt. In Summa, diese Leute haben einen großen Schaden getan in dem unausgedroschenen Getreide, Futter, (Ge)stroh und Holz. [Sie haben auch] fast alle Stadel im Grunde zerschlagen und das Gezimmer verbrannt; denn die Kälte war sehr groß. Daher [haben] sie auch außer[halb] der Stadel noch über 1000 Feuer angezündet und gehalten. Was sie in den Vorstädten ertappt haben, [das haben] sie (hinweg)genommen und das Vieh geschlachtet. Die Nacht [über] hat die ganze Bürgerschaft auf Befehl des Generals um und um auf der Mauer im Gewehr stehen und wachen müssen. Ungeachtet dessen aber sind die Musketiere(r) doch an vielen Stellen über die Mauer herabgestiegen, [sind] in die Ställ[e] eingebrochen, [haben] kleines Vieh erwürgt und was sie sonst [noch] bekommen konnten, [haben sie] mitgenommen und [sind dann] wieder hinausgewischt. Dies geschah (nun) an vielen Orten, [so] daß wir also genug(samb) zu wehren und solches zu verhindern hatten. Die Tor(e) hatte er selbst(en) besetzt und mit seiner Wacht versehen“. Natürlich versuchten die Magistrate und Stände, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats von Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226.
[320] ENGERISSER, Von Kronach, S. 210ff.
[321] Holk starb am 9.9.1633 neuen Stils in Adorf, die Nachricht kam also noch am selben Tag in Hof an.
[322] colligieren: sammeln.
[323] Triebel-Sachsgrün [LK Vogtlandkreis/Sachsen].
[324] Döhlau-Kautendorf [LK Hof].
[325] Johann Christoph v. u. zu Adelshofen [Adelshöfer, Adelshöffer, Adelßhoff, Adelzhoffen, Adelhoff] auf Trochtelfingen [ – Januar ? 1649], kaiserlicher Generalwachtmeister.
[326] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Taubadel, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, „Raupartl“, Teupold] [um 1600 Fichtenberg-12.3.1647 Basel], schwedischer Generalleutnant.
[327] Friedrich [Fritz] v. Rosen [Roschau, Rossau, Rossow, Rosa] [ – ], schwedischer Obrist.
[328] Hof-Osseck.
[329] Pal [Paul, Pauli] Orosi [Orosio, Orossi, Orosy, Rosy, Rose, Horatius, Horatio, Horosie] [ – September 1633], kaiserlicher Obrist.
[330] spoliert: geplündert.
[331] KLUGE, Hofer Chronik, S. 32f.
[332] Görlitz; HHSD VIII, S. 119ff.
[333] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscher, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.
[334] costigiren = castigieren: einschränken, bändigen, zügeln, zurückhalten, ersticken, unterdrücken.
[335] HALLWICH, Wallenstein‘s Ende 2. Bd., S. 87.
[336] instantien: dringliche Bitten, Vorstellungen.
[337] Johann Graf v. Aldringen [Aldringer, Altringer] [10.12.1588 Diedenhofen-22.7.1634 Landshut], ligistischer Obrist, später kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager II. Johann Aldringen; DUCH, Aldringen (Aldringer), Johann Frhr.
[338] präjudiziert: zum Nachteil gereicht.
[339] HALLWICH, Wallenstein‘s Ende 2. Bd., S. 178.
[340] HALLWICH, Wallenstein‘s Ende 2. Bd., S. 187.
[341] Johann Ernst Freiherr v. Scherffenberg auf Spielberg [Scharffenberg, Schafftenberg] [1588-10.1.1662], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[342] incaminieren: in Gang bringen, bewegen. einleiten.
[343] Rekrut: neugeworbener Soldat. Valentin v. Winter, Kommandant von Olmütz, 20.11.1646 an Carl Gustav Wrangel; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 236. „Er klagt, dass das ihm vnterstehende brave Regiment viel an Mannschaft verloren habe ‚hiesigen orthes aber bey so schlecht einkommenden Mitteln ihm wenige hülffe geschehen kann, viel recruten auch anhero zu spediren von nöthig achte, sintemalen an diesem vngesunden orthe, wie auch sonsten dieser landen geworbene, nicht thauern, noch Füss halten, sondern da sie schon gantz versperret gehalten werden, dennoch alle mittel, wiederumb zu entgehen suchen“. Zur Werbung: Der jeweilige Kriegsherr schloss mit einem erfahrenen Söldner (Obrist, Obristleutnant, Hauptmann) einen Vertrag (das sogenannte „Werbepatent“), in dem er ihn eine festgelegte Anzahl von Söldnern (auch „Neugeschriebene“ genannt) anwerben ließ. Dafür wurde ihm ein der von Städten und Territorien wegen der Ausschreitungen gefürchteter => Musterplatz angewiesen. Zudem erhielt der Werbeherr eine vereinbarte Geldsumme, mit der er die Anwerbung und den Sold der Geworbenen bezahlen sollte (=> Werbegeld). Manchmal stellte der Werbende auch Eigenmittel zur Verfügung, beteiligte sich so an der Finanzierung und wurde zum „Gläubiger-Obristen“ des Kriegsherrn. Zudem war der Werbeherr zumeist Regimentsinhaber der angeworbenen Truppen, was ihm zusätzliche beträchtliche Einnahmen verschaffte. Manche Rekruten wurden von den Werbeoffizieren doppelt gezählt oder unerfahrene, z. T. invalide und mangelhaft ausgerüstete Männer als schwerbewaffnete Veteranen geführt, um vom Obristen eine höhere Summe ausgezahlt zu erhalten. Auch Hauptleute, meist adliger Herkunft, stellten Kompanien oder Fähnlein auf eigene Kosten dem Kriegsherrn bzw. einem Obristen zur Verfügung, um dann in möglichst kurzer Zeit ihre Aufwendungen wieder hereinzuholen und noch Gewinne zu erzielen, was zu den üblichen Exzessen führen musste. Teilweise wurde die Anwerbung auch erschlichen oder erzwungen. Auf der Straße eingefangene Handwerker wurden für Wochen ins Stockhaus gesteckt und durch die Erschießung von Verweigerern zum Dienst gezwungen; SODEN, Gustav Adolph II, S. 508. Wie schwierig Werbungen bereits 1633 geworden waren, zeigen die Aufzeichnungen des Dr. Molther aus Friedberg; WAAS, Chroniken, S. 141: „Im Junio [1633] hat die hiesige Stadt und allenthalben die Grafschaften und adeligen Örter Volk geworben, welches zu Heilbrunn [April 1633] ist beschlossen worden, und hat die Stadt alhier 24 Mann sollen werben. Es ist aber keiner zu bekommen gewesen. Man hat einem zu Fuß geboten 10, 20, auch 30 Thaler, wohl auch 40, und hat doch fast niemand bekommen können. Derowegen hat der Officier, so das Volk abholen sollen, die Soldaten, so die Stadt Wetzlar geworben, hero geführet, so 16 Mann sind gewesen, und so lang hier behalten, bis die Stadt ihre 24 Mann hat gehabt. Darbei noch gedrohet, er wollte, so sie nicht balde geworben, die Burger und deren Söhne mitnehmen”. Für Anfang 1643 heißt es in den Aufzeichnungen aus Mühlhausen über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte”. In einem Bericht aus Wien (Dezember 1634) heißt es: „Aus Schwaben und Bayern kommen wegen der großen Hungersnoth viele tausend Menschen auf der Donau herab, so dass man immer von Neuem werben und die Regimenter complettiren kann“. SODEN, Gustav Adolph III, S. 129. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f. (1637) über den Werbeplatz Sporcks: „Den 4. April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren”. Für Anfang 1643 heißt es über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte”. Vgl. RINKE, Lippe, S. 20f.; Die Hildesheimer Handwerksmeister berichteten dem Rat am 12./22.11.1638, dass „die Handwercksbursch […] vor den Stadtthoren nicht allein angehalten und befragt worden, ob sie Lust haben, sich alß Soldaten gebrauchen zu laßen, sondern auch überredet werden, daß sie keine Arbeit allhier bekommen können […] und wann sie sich deßen verweigern, die Werber […] sie dahin nötigen, daß sie Geldt nehmen oder […] ihnen die Bündel vom Halße schneiden undt anders, waß sie sonsten bey sich tragen, nehmen, biß sie sich zu der Soldaten Charge sich verstehen wollen”. PLATH, Konfessionskampf, S. 482. Unter 1642 heißt es in Raphs Chronik von Bietigheim (BENTELE, Protokolle, S. 200) , dass der kaiserliche Obristwachtmeister Dusin 1642, weil er „mit Werbung eines Regiments und Musterung desselben gegen dem Bayerfürsten großen Falsch gebraucht, auch andere tyrannische Untaten in der Marggrafschaft Durlach und anderswo unerhört verüebt, hingegen mit Klaidungen Tractamenten und Dienern sich mehr als fürstlich haltend und hierdurch alles Geld, üppiglich vergeudet hat, zu Tüwingen [Tübingen; BW] uff der Burgstaig seinem Verschulden nach mit dem Schwert gerichtet worden. Sein Großvatter soll ein Großherzog zu Venedig gewesen sein”. Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“ zum April 1623: „Dietrich von Falkenstein ein Mansfeldischer Werber, so vor wenig tagen zue Breslau eingezogen, ist gerichtet, der Andere, so catholisch geworden, ist beim Leben erhalten“. DUVE, Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium, S. 26. Vgl. auch ERB, Die Werber in Schwallungen 1620; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 275ff.
[344] HALLWICH, Wallenstein‘s Ende 2. Bd., S. 196.
[345] Florenz [Florent] Freiherr (Baron) v. Ouren zu Tavigny [ -Februar 1634], kaiserlicher Obrist.
[346] Generalstab: die Summe aller ranghohen Offiziere, die der obersten militärischen Führung zuarbeiten. Der Generalstab umfasste das Quartieramt, die Kriegskanzlei, die Generaladjutantur, das Kriegskommissariat, das Kriegszahlamt, die Generalauditoren, den Generalprofos, die Feldapotheke, das Feldpostamt und die Generalwagenmeister. 1640 sollen der General- und Hofstab Piccolominis 1.200 Personen umfasst haben; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 123.
[347] Remedierung: Abhilfe.
[348] Insolentien: Unverschämtheiten, Beleidigungen, Grobheiten; Ungebührlichkeiten.
[349] subleviert: erleichtert.
[350] HALLWICH, Wallenstein‘s Ende 2. Bd., S. 448f.
[351] Servatione [Servatio] Hardone v. der [de la] Fossen [Fossa ?, Fosse, Florent de la Fosse] [ – ], kaiserlicher Obrist, gehörte zu den Mitunterzeichnern des 1. Pilsener Schlusses vom 12.1.1634 [LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 399 Anm.].
[352] Wodňan [Vodňany, Bez. Strakonitz, Tschechien]; HHSBöhm, S. 669f.
[353] Christian Freiherr v. Ilow [Illo, Illow, Illau] [um 1585 Sternberg-25.2.1634 in Eger ermordet], kaiserlicher Obrist, Feldmarschall.
[354] Adam Erdmann Graf Trčka z Lipy [Terzka] [1584, 1599, 1600-25.2.1634 Eger], kaiserlicher Obrist, Feldmarschallleutnant.
[355] Protiwin [Protivin, Bez. Pisek, Tschechien].
[356] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 734, S. 240f. – Strakonitz [Strakonice, Bez. Strakonice, Tschechien]; HHSBöhm, S. 587f.
[357] PEKAR, Wallenstein 2. Bd., S. 290.
[358] Francesco [Antonio] Caretto [Carretto, Carretti, Caretti, Claretti], marchese di Grana [Marquis de Grande, Marqui de Grane, Gran, Grane v. Corretto, Coretto u. Grane] de Savona e Caretto, conte di Millesimo [1594/1590/1592-9.11.1651/1652], kaiserlicher Feldmarschall.
[359] Dr. Heinrich Niemann [ -25.2.1634], Rittmeister u. Kanzler in Wallensteins Diensten.
[360] Lämberg [Lemberk, seit 1955 Lvová, Bez. Böhmisch Leipa]; HHSBöhm, S. 315.
[361] Lodovico [Luigi, Louis] Gonzaga di Bozzolo, principe de Castiglione, marchese di Mantova [1599 San Martino dall’Argine-1660], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[362] Fulda; HHSD IV, S. 154ff.
[363] Markus v. Corpes [Corpus, Corpitz, Corps, Cörber, Coepus, Korpus, Korbitz] [ -9.7.1638 bei Benfeld], kaiserlicher Kroaten-Obrist.
[364] Giulio [Julio] Diodati [Diodat, Deodati, Deodatti] [27.6.1594-22.7.1635 Mainz], kaiserlicher Obrist.
[365] Ernst Roland, Baron de Grysort [Grisart, Chrisom], Graf v. Suys [Soise, Soisse, Sois, Suis, Suise, Suisi, Soy, Suse, Suy, Suyss, Duys] u. Tourabel [ -1645], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[366] Bernhard Herzog v. Sachsen-Weimar [16.8.1604 Weimar-18.7.1639 Neuenburg am Rhein], schwedischer, dann französischer General. Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst; RÖSE, Herzog Bernhard der Große.
[367] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall. Vgl. BJÖRLIN, Johan Baner.
[368] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.
[369] Meiningen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.
[370] [Bad] Salzungen [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 36ff.
[371] Suhl; HHSD IX, S. 426ff.
[372] Eisenach [LK Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.
[373] Wilhelm IV. Herzog v. Sachsen-Weimar 11.4.1598 Altenburg-17.5.1662 Weimar], schwedischer Generalleutnant. Vgl. HUSCHKE, Wilhelm IV.
[374] Zdenko [Zdeňek] Graf v. Hoditz v. Hoditz u. Wolframitz [Hodický z Hodic a Olramovic; Hoditsch, Hoeditz] [ -29.7.1641], schwedischer Obrist.
[375] Axel Gustafsson Oxenstierna Greve af Södermore [16.6.1583 Fanö bei Uppsala-28.1.1654 Stockholm], schwedischer Reichskanzler. Vgl. WETTERBERG, Axel Oxenstierna; FINDEISEN, Axel Oxenstierna; BACKHAUS (Hg.), Brev 1-2.
[376] Heilbronn [Stadtkreis]; HHSD VI, S. 315ff.
[377] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.
[378] PETER, Eisenach, S. 27f.
[379] Coburg; HHSD VII, S. 127f.
[380] Marktleuthen [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].
[381] Münchberg [LK Hof]; HHSD VII, S. 464.
[382] Kirchenlamitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].
[383] Stadtsteinach [LK Kulmbach], HHSD VII, S. 710f.
[384] Kauerndorf, heute Ortsteil von Ködnitz [LK Kulmbach].
[385] Plassenburg [Stadt Kulmbach]; HHSD VII, S. 587.
[386] Johann der Ältere Freiherr v. Wangler [Wangeler, Wagler] [1561-1636 oder 14.4.1639], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.
[387] Kürassier, Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder) [schwed. kyrassiär, dän. kyrassér]: Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment – und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Schwert, Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens 16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[388] Adolf Krafft [ – ], kaiserlicher Obristleutnant.
[389] Bernhard Hackfort [Berent Ackfort] Freiherr v. Westerholt [Westerholtz] zu Lembeck [1595-18.11.1638 vor Vechta gefallen], ligistischer Generalwachtmeister.
[390] Christian Markgraf v. Brandenburg-Bayreuth [30.1.1581 Cölln an der Spree-30.5.1655 Bayreuth]. Vgl. STICHT, Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach.
[391] Muskete [schwed. musköt, dän. musket]: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung hatten jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete mit Forquette (Stützgabel), Bandelier und Kugelform kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5-4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm]. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote von 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber und langem Lauf, die von Scharfschützen verwendet wurden. Zum Teil machte man aus Unberittenen Dragoner, in denen man ihnen Musketen gab. SCHWARTZ, Die Neumark, S. 52. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Der Preis für eine Muskete lag je nach Qualität zwischen 4 und 6 Rt., also zwischen 6 und 9 fl.
[392] Fölschnitz, heute Ortsteil von Ködnitz [LK Kulmbach].
[393] Giovanni Battista [Johann Baptist] Picci [Picki, Pichi, Picchi] [ – ], kaiserlicher Obristwachtmeister.
[394] ENGERISSER, Von Kronach, S. 395ff.
[395] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff. Vgl. STIEVERMANN, Erfurt, S. 35ff.
[396] Sigismund [Sigmund] Heusner [Heussner, Heußner, Häussner, Heysener, Heisener, Heißler, Heißner, S. v. Wandersleben] v, Wandersleben [17.4.1592 Coburg-12.4.1645 Wittenberg], schwedischer, dann kaiserlicher Generalkriegskommissar.
[397] Wilhelm V. Landgraf v. Hessen-Kassel [14.2.1602 Kassel-21.9.1637 Leer]. Vgl. ALTMANN, Wilhelm V.; KEIM, Landgraf Wilhelm V. v. Hessen-Kassel I, II; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel; GEYSO, Beiträge I-III.
[398] Mainz; HHSD V, S. 214ff.
[399] Kurt [Cord, Court] v. Dalwigk [Dallwig]-Schauenburg [ -27.11.1634 bei Hersfeld] hessen-kasselischer Obrist, Generalmajor.
[400] Vacha [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 447f.
[401] Rotenburg a. d. Fulda [LK Hersfeld-Rotenburg]; HHSD IV, S. 387ff.
[402] Goan Lodovico Hector Graf Isolano [Isolani, Isolary, Isolan, Isolana, Isalon, Iselon, Isolani, Isolam] [1586 Görz-März 1640 Wien], kaiserlicher Kroaten-Obrist.
[403] William [Wilhelm] Graf Gall [Gaill, Gill, Galles, Gallas] de Burgo [v. Burch, à Bourck, Bourg] [ -1655], kaiserlicher Obrist.
[404] Bad Hersfeld [LK Hersfeld-Rotenburg]; HHSD IV, S. 20ff.
[405] Spangenberg [Schwalm-Eder-Kreis]; HHSD IV, S. 417f.
[406] ENGERISSER, Von Kronach, S. 386ff.
[407] Petarde: durch Petardiere angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren. Zum Teil wurden Soldaten durch Sonderzahlungen zu dieser unter Umständen lebensgefährlichen Tätigkeit gebracht; THEATRUM EUROPEUM 5. Bd., S. 535 (1644). FEIL, Die Schweden, S. 461 Anm.: „Petarden (Pétara Polyclastra, Sprengkessel), zum Aufsprengen von Festungsthoren, Zugbrücken, Fallgittern, Palissaden, Ketten, Minen u. s. w. bestimmt, waren aus Stückgut oder Eisen gegossene Kessel, mit gutem Kornpulver gefüllt, welche mit der breiten Mündung auf einem starken Brett (Mandrill-Brett) befestiget und dann an das zu sprengende Objekt (z. B. Thor) entweder angeschraubt, oder mittels eines Balkens mit starkem Stachel angestemmt, oder auf einem Karren soweit angetrieben wurden, bis sie hafteten. Losgebrannt wurden sie mittels Lauffeuers oder Lunten“. „Sie dienten zum Zerstören von solchen Objekten, denen man durch direkten Kanonenschuss nichts anhaben konnte. Besonders häufig wurden sie zum Sprengen von Toren und Eindrücken von Contre-Escarpen beim Sappe-Durchbruch oder zum Sprengen von Pallisaden etc. verwendet. Die Petarde war ein mörserartiges bronzenes Gefäss, welches mit 0,5 bis 100 kg Pulver geladen [normal waren 6-8 Pfd. Pulver; BW] und nach gehöriger Dämmung mittels Schrauben, Ketten oder Seilen an ein beschlagenes Brett befestigt wurde. Man brachte die Petarde unter Schutz der Dunkelheit an den Ort der Verwendung (meist durch Freiwillige) und hängte sie dort an. Sie wurde dann durch eine lange Feuerleitung durch die im Boden angebrachte Brandröhre zur Explosion gebracht. Die Anwendung soll 1574 von den Franzosen herrühren. Die Kaiserlichen unter FM Adolf v. Schwarzenberg sprengten mit Hilfe zweier Petarden bereits am 29.3.1598 zwei Tore der von Türken verteidigten Festung Raab. Sie waren unter der Leitung des FZM Johann Albrecht v. Sprinzenstein auf seine eigenen Kosten in Wien erzeugt worden. Die Gefäße hielten der Explosion stand und konnten wieder verwendet werden ! Sprinzenstein hatte eine Reihe von Verbesserungen bei der Artillerie eingeführt und eine Reihe von Erfindungen gehen auf sein Konto. Er hatte für Herzog Wilhelm V. v. Baiern ein Geschütz mit gezogenem Rohr als Hinterlader hergestellt. (Der Herzog schenkte es späte Kaiser Rudolf II.) Die Petarden hatten ein großes Gewicht. Auf 5 kg Ladung wurden 40 kg Metall gerechnet, eine leere Petarde für 100 kg Ladung wog 2,5 Zentner !“ [http://www.kuk-wehrmacht.de/regiment/artillerie/artgesch.html].
[408] Kurt [Cord, Court] von Dalwig [Dallwig]-Schauenburg [ -27.11.1634 bei Hersfeld] hessen-kasselischer Obrist, Generalmajor.
[409] Faktion: Gruppe, Tatgemeinschaft.
[410] Treysa, heute Teil von Schwalmstadt [Schwalm-Eder-Kreis].
[411] Ziegenhain, heute Stadtteil von Schwalmstadt [Schwalm-Eder-Kreis]; HHSD IV, S. 483ff.
[412] CHEMNITZ, Königl. Schwedischer […] Kriegs Ander Theil, S. 584f.
[413] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.
[414] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff. Vgl. STIEVERMANN, Erfurt, S. 35ff.
[415] praevenieren: zuvorkommen.
[416] Sergeant [schwed. sergeant, dän. sergent]: Der Sergeant war Unteroffiziersdienstgrad. Der Feldwebel war ein vom Obristen oder Hauptmann eingesetzter Gehilfe in der Infanterie. Er wirkte zunächst an der Einteilung und Aufstellung der Schlachtordnung des Fähnleins mit. Im 17. und 18. Jahrhundert übernahm diese Funktion der Major/Obristwachtmeister, und im Zuge dessen beschränkten sich die Aufgaben des Feldwebels auf den inneren Dienst: auf Empfang und Ausführung der Kommandos der höheren Offiziere, die Abholung und Weitergabe der Losung an die Korporale und Gefreiten, die Aufsicht über die Disziplin der Compagnie und die Erfüllung der herrschaftlichen Dienstverpflichtungen, auf das Schreib- und Rechnungswesen. Der Feldwebel wurde teilweise auch Sergeant genannt, bei Artillerie und Kavallerie hieß er Wachtmeister. Im Schultheißengericht, der genossenschaftlichen und von den Kriegsherren weitgehend unabhängigen Rechtsinstanz in den Landsknechtsheeren (die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges von den Unter[kriegs]gerichten abgelöst wurde) dienten Feldwebel als Gerichtsoffiziere. 1620 erhielt er in der kurbrandenburgischen Armee monatlich 15 fl. , der tägliche Unterhalt war 1631 mit 9 Groschen angesetzt.
[417] Korporal [schwed. korpral, dän. korporal]: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich; „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes, in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 24 Rt. erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461. DESING, Historia auxilia 2. Bd., S. 186: „Corporal ist ein Unter-Officier, der viel zu thun hat: Darumb seynd bey einer Compagnie zwey, drey oder vier. Für seine 15. Mann, welche man eine Rott nennt, empfängt er vom Capitain d’Armes das Gewehr, vom Fourier das Quartier, vom Muster-Schreiber das Geld, vom Sergeanten die Ordre, gehört nit zur Prima plana“. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 60: „Die Corporalen sollen gute / redliche / und versuchte Soldaten seyn / die schreiben / lesen / und rechnen können. In dem commandieren sollen sie gleiche ordnung halten / die Schiltwachten zu guter zeit aufstellen / und ihr Ansehen bey den Soldaten erhalten: Sie sollen gantz eiserne Ladstecken / Krätzer / und Kugelzieher an ihren Musqueten haben / daß sie den Soldaten zu hülff kommen mögen“.
[418] Oliver [Olivier] Wallis [Waller, Walli, Wallisch, Walsh, Wallis of Carrickmines], Freiherr v. Karighmain [1600–21.6.1667 in Ungarn], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.
[419] Fähnrich [schwed. fänrik, dän. fændrik]: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Zum Teil begannen junge Adelige ihre militärische Karriere als Fähnrich. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f. In der brandenburgischen Armee erhielt er monatlich 40 fl., nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 50 fl. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 48 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460.
[420] Feldwebel [schwed. fältväbel, dän. sergent]: Unteroffiziersdienstgrad. Der Feldwebel war ein vom Obristen oder Hauptmann eingesetzter Gehilfe in der Infanterie. Er wirkte zunächst an der Einteilung und Aufstellung der Schlachtordnung des Fähnleins mit. Im 17. und 18. Jahrhundert übernahm diese Funktion der Major/Obristwachtmeister, und im Zuge dessen beschränkten sich die Aufgaben des Feldwebels auf den inneren Dienst: auf Empfang und Ausführung der Kommandos der höheren Offiziere, die Abholung und Weitergabe der Losung an die Korporale und Gefreiten, die Aufsicht über die Disziplin der Compagnie und die Erfüllung der herrschaftlichen Dienstverpflichtungen, auf das Schreib- und Rechnungswesen. Der Feldwebel wurde teilweise auch Sergeant genannt, bei Artillerie und Kavallerie hieß er Wachtmeister. Im Schultheißengericht, der genossenschaftlichen und von den Kriegsherren weitgehend unabhängigen Rechtsinstanz in den Landsknechtsheeren (die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges von den Unter[kriegs]gerichten abgelöst wurde) dienten Feldwebel als Gerichtsoffiziere. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 20 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) hatte er Anspruch auf 21 fl.; 1634 erhielt er beim Fußvolk 9-14 fl. Sold. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 46ff.
[421] Fourier, Fouragier, Fourageur: Der Fourier übte eine ähnliche Aufgabe wie der Quartiermeister aus, indem er vor allem die Verpflegung der Truppe und die Beschaffung von Viehfutter in den besetzten Gebieten sicherstellen sollte. Geschickte Fouriere konnten gerade in ausgezehrten Landstrichen wichtig für das Überleben der Einheiten werden. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 24 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Die herbei geschafften Nahrungsmittel stammten zum größten Teil aus Plünderungen. Daneben leisteten die z. T. weit herum kommenden Fouriere auch Kundschafterdienste.
[422] Capitain d’armes [schwed. capitain d’armes, dän. capitain d’armes]: Unteroffizier einer Kompanie, der die vorrätigen Bekleidungsstücke, Waffen etc. beaufsichtigt und ausgibt. 1620 erhielt er in der kurbrandenburgischen Armee monatlich 15 fl.
[423] N Daniel [ -27.11.1634 bei Herzfeld]; kaiserlicher Obristleutnant.
[424] Augustin v. Hanau [10.8.1591-24.8.1661 Gamig], kursächsischer, kaiserlicher Obrist u. Generalwachtmeister.
[425] Wachtmeister [schwed. sergeant, dän. sergent]: Unteroffiziersdienstgrad. Der Wachtmeister war zuständig für die Sicherheit des Lagers und der Truppen sowie für die Einteilung, Aufstellung, Beaufsichtigung der Wachen und Ausgabe der Losung. Selbst ein Wachtmeister hatte noch 3 Knechte, 1 Jungen und 5 Pferde, manchmal sogar noch einen Narren als Begleitung; WAGNER; WÜNSCH, Notabilia, S. 110. Mit der Einrichtung stehender Heere wurde die Bezeichnung „Wachtmeister“ synonym für Feldwebel verwendet. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 32 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Ein Wachtmeister der Reiterei erhielt in der brandenburgischen Armee monatlich 40 fl. Erpresst wurden in besetzten Städten z. T. 48 Rt.; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15.
[426] Quartiermeister [schwed. kvartermästare, dän. kvartermester]: Bei Einquartierungen in Dörfern und Städten besorgte der Quartiermeister, in Abstimmung mit den lokalen Obrigkeiten, von den Bewohnern Unterkunft und Verpflegung für die Kompanie. Zunächst wurde der Stab einlogiert, dann wurden die Quartiere für die Hauptleute bestimmt. Die Kompanie des Obristen hatte die weitere Wahl, dann die des Obristleutnants, darauf die des Obristwachtmeisters. Die restlichen Kompanien spielten die übrig gebliebenen Quartiere unter sich aus. Das führte bei engen Quartieren teils zur Überbelegung bei den einzelnen „Wirten“, teils zum Kampieren unter freiem Himmel auf dem Markt, was zu Unruhen führen konnte. Dem Quartiermeister, der je nach Truppengattung zwischen 40 und 60 fl. Monatssold erhielt – In besetzten Städten (1626) wurden z. T. 80 Rt. monatlich erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15) – , war die Kriegskasse anvertraut. Dazu kamen allerdings erhebliche Nebeneinkünfte der meist korrupten Quartiermeister, die dieser mit dem Obristquartiermeister teilte. Die Quartiermeister operierten sehr oft mit gefälschten Listen der einzuquartierenden Soldaten, um die Differenzbeträge in die eigenen Taschen zu stecken. Der Regimentsquartiermeister Bartelme Vogel schrieb am 4.7.1648 aus Landshut an den Abt der Benediktinerabtei Prüfening, Matthias von Trauner ?; SOLMS-LAUBACH; MATTHAEI, Wetterfelder Chronik, S. 67, Anm. 1: „weil ihn der Abt nicht so viel gewürdigt, daß er ihm sein jüngstes Schreiben mit einem einzigen Wort beantwortet noch viel weniger einen einzigen Heller oder dergleichen zur Zehrung geschickt hatte, ‚da doch’, fährt der Schreiber fort, ‚alle meine Kammeraten von ihren Ortern zu 2 : 3 : 4 : Im die 500 Rthr. neben ihrer Zehrung Schon auf rechnung hieher bekommen haben vnd darf Sich der Herr (nämlich Abt) gar nicht einbilten, das er So sehr werde aufgehen, oder aber ich Seinetwegen alhier mein eigenes Gelt verzehren will, Stellt sich der Herr (Abt) mit diessem Botten nicht ein, So Soll er versichert Sein, daß nicht allein sein Gloster vnd Dörffer, Sondern alles da herumb ligente Getreit Am lengsten soll gestanden haben, den alhier vber 400 Pfert vorhanten, die auff Anders nichts warten, alls das Sie die vngehorsamen darunter der herr der furnehmsten einer ist mit feuer vnd Schwert Strafen Sollen, welches ich dem Herrn mit wenigen zur Nachricht vermelten vnd vor Schaden gewarnt haben will, hab Jüngstens für meinen herrn Obristen eines hantpferdes vnd f ü r m i c h e i n e s guten Glöpers (Kleppers, Gauls) gedacht, aber derowegen kein Antwort bekom, allem vermerckhen nach mus der herr nicht wissen was die Regiments Quartirmeisters Scharschy (Charge) auf Sich hat, den Sonst würt er mir mit anderer Disgrezion begegnen, hat aber nichts auf Sich Soll ihm schon in einem andern vergolten werden Sonst für dißmahl ein mehrers nicht alls Gott bevohlen“. Zudem führten Quartiermeister auch kleine Streifkorps an.
[427] Walstatt: Schlachtfeld, Kampfplatz. ursprünglich mhd. „Leichenfeld“, „von Leichen bedecktes Schlachtfeld“ oder überhaupt „Ort, wo gekämpft worden ist“; DWB Bd. 27, Sp. 1360, 62.
[428] THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 385.
[429] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1094, S. 341.
[430] Fulda; HHSD IV, S. 154ff.
[431] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 23.
[432] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 23.
[433] Peter Melander Graf v. Holzappel [8.2.1589 Niederhadamar-17.5.1648 Augsburg], hessen-kasselischer, kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. HÖFER, Peter Graf Holzappel; GEISTHARDT. Peter Melander; LEINS, Soziale und räumliche Mobilität; LEINS, Peter Melander von Holzappel. Militärwirtschaft, Bündnisdiplomatie und Miniaturherrschaft im späten Dreißigjährigen Krieg. Phil. Diss. [in Arbeit].
[434] Georg Herzog v. Braunschweig-Lüneburg [17.2.1582 Celle-2.4.1641 Hildesheim], kaiserlicher Obrist, 1631 schwedischer General. Vgl. DECKEN, Herzog Georg.
[435] Generalstaaten: Die protestantische Republik der Vereinigten Niederlande, die sich nach dem Zerfall der Niederlande 1581 in einen nördlichen (protestantischen) und einen südlichen (katholischen) Teil [Spanische Niederlande] konstituiert hatte, von Anfang an in den Krieg mit Söldnern und finanzieller Unterstützung involviert war und am 15.5.1648 in Münster durch Friedensschluss mit Spanien offiziell den „Aufstand der Niederlande“ beendete.
[436] Veit Dietrich v. Steinheim [Stainhain, Steinheimb, Steinhammer] auf Seeberg zu Haslau [ -5.4.1657], kaiserlicher Obrist.
[437] Arnstadt [Ilm-Kreis]; HHSD IX, S. 18ff.
[438] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 23.
[439] Philipp (V.) Graf v. Mansfeld-Vorderort zu Bornstedt [1589-8.4.1657 Raab], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. die Erwähnungen bei SEIDEL, Die Grafen von Mansfeld.
[440] Egon VIII. Graf v. Fürstenberg-Heiligenberg [21.3.1588 Speyer-14.8.1635 Konstanz], bayerisch-ligistischer Obrist.
[441] Wolf Rudolf Freiherr v. Ossa [Oßen] [ca. 1574-16.9.1639 Regensburg], kaiserlicher Generalkriegskommissar, Feldmarschall u. katholischer Hardliner.
[442] Christoph Freiherr v. Lerchenfeld [ -1649], kurbayerischer Generalkriegskommissar.
[443] Markus v. Corpes [Corpus, Corpitz, Corps, Cörber, Coepus, Korpus, Korbitz] [ -9.7.1638 bei Benfeld], kaiserlicher Kroaten-Obrist.
[444] in vivis: am Leben, lebendig.
[445] HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 110f.
[446] Reiter mit Karabiner: kurzes Reitergewehr mit Radschlossmechanismus, im Sattelhalfter oder am Schulterriemen zu tragen (die in Suhl gefertigten Karabiner hatten eine Gesamtlänge von 1 Meter bei 16,2 mm Kugeldurchmesser). Vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 561f. Über die maximale Schussweite ist nichts bekannt. Um Hinweise wird gebeten !
[447] Urbain de Maillé, premier marquis de Brézé [30.3.1598 Brézé-13.2.1650], maréchal de France.
[448] Jacques Nompar duc de Chamont de La Force [30.10.1558-10.5.1652 Bergerac], maréchal de camp.
[449] Ladenburg [Rhein-Neckar-Kreis]; HHSD VI, S. 439ff.
[450] Weinheim [Rhein-Neckar-Kreis]; HHSD VI, S. 870f.
[451] Mannheim; HHSD VI, S. 501ff.
[452] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[453] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[454] Gelnhausen [Main-Kinzig-Kr.]; HHSD IV, S. 164ff.
[455] Friedberg [Wetteraukreis], HHSD IV, S. 145ff.
[456] Gelnhausen [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 164ff.
[457] N Redovin [ – ], französischer Obristleutnant
[458] N Chambre [ -3.8.1645 bei Alerheim ?], französischer Obrist.
[459] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 309.
[460] Arheiligen, heute Stadtteil von Darmstadt.
[461] Darmstadt; HHSD IV, S. 79ff.
[462] Otto Ludwig Wild- u. Rheingraf v. Salm in Kirburg, Mörchingen u. Tronecken [13.10.1597-16.10.1634 Speyer], dänischer, dann schwedischer General.
[463] David Bouillon [Bullion, Bullian, Bullier] [ – ], schwedischer Obrist.
[464] Sir James Ramsey „the Black“ [1589-28.6.1639 auf Schloss Dillenburg], schwedischer Obrist. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 3315.
[465] Hanau [Main-Kinzig-Kr.]; HHSD IV, S. 199ff.
[466] Alzenau > Freigericht [hess. Kr. Gelnhausen und bayr. Kr. Alzenau]; HHSD IV, S. 143f.
[467] Freigericht [hess. Kr. Gelnhausen und bayr. Kr. Alzenau]; HHSD IV, S. 143f.
[468] Aschaffenburg; HHSD VII, S. 33ff.
[469] Miltenberg [LK Miltenberg]; HHSD VII, S. 448ff.
[470] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.
[471] Marköbel, heute Ortsteil von Hammersbach [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 323f.
[472] Büdingen [Wetterau-Kreis]; HHSD IV, S. 66f.
[473] Wächtersbach [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 443f.
[474] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) und bildete sich, neben den Offiziers- und Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern und Heilkundigen, Köchen und Handwerkern, Händler/innen und Marketender/innen, Invaliden und Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen und Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen und zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Nach der Kapitulation der Kaiserlichen 1632 in Zwickau rückten angeblich 1150 Infanteristen, 800 Kavalleristen (zumeist Kroaten), 2100 Huren und Troßbuben ab; HERZOG, Chronik von Zwickau 2. Bd., S. 427. Der schwer bewegliche Tross („Geschlaif und Geschlepp“: Bezeichnung aus Württemberg; SIEBER, Oberamt Besigheim, S. 43) und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, und war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Der Aufwand für die eigenen Bedürfnisse Erzherzog Leopold Wilhelms und seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte‘ „. PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 119 (Bad Windsheim 1635), S. 119: „1635. den 11. Martii zogen die beede Schwäbischen Compagnien unterm Hauptmann Rödeln und Richtern aus der Stadt / solten 421. Mann seyn / aber als man sie unter dem Thore zehlete / warens 1800. Köpffe in allem mit Weib und Kindern“.[474]Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombatanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S. 19.
[475] Darmstadt; HHSD IV, S. 79ff.
[476] Bergstraße; HHSD IV, S. 43f.
[477] Akkord.
[478] KREUTER, Gelnhausen III, S. 69f.
[479] Salmünster, heute Ortsteil von Bad Soden-Salmünster [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 395f.
[480] Schlüchtern [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 404ff.
[481] Wächtersbach [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 443f.
[482] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 23.
[483] Wahrscheinlich Truppen des Patrick [Patricius, Peter, Padruig, Patkell] Ruthven [Ruthwen, Rutwen, Ruthuen, Rudtwein, Redwen, Reddewin, Retwin, Rittwein, Rudven, Rödwijn, Rödven, Rödwen, Rutwein, Rüttwein, „Rotwein“] of Forth and Brentfort [ca. 1572 Ballindean -24.1.1652 in oder bei Buxtehude], schwedischer Feldmarschall.
[484] Wilhelm Dunkel [Doneckel, Dunckel] [ – 2.7.1646], kaiserlicher Obrist.
[485] chargieren: angreifen.
[486] KÖNNECKE, Quellen 1. Bd. 144.
[487] Peter Heinrich v. Stralendorf [1577 oder 1580-19.10.1637 Wien] Geheimer Rat, seit 1605 Reichshofrat, 1624 Reichsvizekanzler, mit dem Astonomen Johannes Kepler bekannt; CASPAR, Kepler, S. 221; 1622 Herr auf dem enteigneten Maria Kulm [Chlum Sv. Maří, Bez. Falkenau]; HALLWICH, Kölbel, S. 372; BIRELEY, Religion and Politics, S. 19.
[488] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 40.
[489] Konflikte unter der Truppe: SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 606 [Zwickau 1640]: „Den 29. May [1640] ist bey früer Tagzeit / ein Troupp Reuter / etwan von 25. Pferden / vor dem Frauenthor ankommen / die haben in die 800. Schaffe zu verkaufen mitbracht. Als aber die Reuter gegen Abend in trunckener Weise davon geritten / hat einer den andern / wegen eines Hundes / welchen er verwundet / vom Pferde geschossen / daß er noch zeitlicher als der Hund / auff dem ersten Stück Acker am Frauen-Anger gestorben. So hoch achteten diese Leute einen Menschen / auch ihres eigenen Volcks“.
[490] Paul [Peter] Freiherr v. Révay [Rewaj, Rewai] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[491] Homburg a. Main [Gem. Triefenstein, LK Main-Spessart]; HHSD VII, S. 319.
[492] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1148, S. 359.
[493] Weilburg [Limburg-Weilburg]; HHSD IV, S. 452f.
[494] [Bad] Homburg v. d. Höhe [Obertaunuskreis]; HHSD IV, S. 23ff.
[495] Butzbach [Wetterau-Kreis]; HHSD IV, S. 73f.
[496] Speyer; HHSD V, S. 350ff.
[497] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 310.
[498] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 23. Nach wikipedia.org/wiki/Liste_der_kaiserlichen_Generale_der_Frühen_Neuzeit wurde er am 20.4.1635 Generalfeldwachtmeister.
[499] Giovanni Battista Minetti [ – ], Piccolominis Agent in Wien.
[500] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 8.
[501] Georg II. Landgraf v. Hessen-Darmstadt [17.3.1605 Darmstadt-11.6.1661 Darmstadt]; „Hessen-Darmstadt, Georg II. Landgraf von“, in: Hessische Biografie <http://www.lagis-hessen.de/pnd/118884352> (Stand: 8.3.2012). Vgl. DIEHL, Georg II.; BECK, Die Neutralitätspolitik Landgraf Georgs II.; WACHENDORFER, Möglichkeiten und Grenzen.
[502] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 14.
[503] Moltenberg: nicht identifiziert. ? Molsberg [Oberwesterwaldkr.]; HHSD V, S. 237f. ?
[504] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 23.
[505] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 23.
[506] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[507] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[508] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.
[509] BRAUN, Marktredwitz, S. 64.
[510] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.
[511] BRAUN, Marktredwitz, S. 69.
[512] Caspar Freiherr v. Schnetter [Schmetter, Schnitter, Schneder] [ -Oktober ? 1644], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister
[513] Johann Graf v. Götz [Götzen, Götze] [1599 Zehlendorf-6.3.1645 bei Jankau gefallen], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.
[514] LAHRKAMP, Werth, S. 61f.
[515] Michael Heinrich Lüdinghausen, gen. Wolff [ -Sept. 1637], kurbayerischer Obrist.
[516] Johann Freiherr v. [der] Beck [Bec] [1588-21.8.1648 Arras], kaiserlicher Generalfeldmarschall, ab 1642 Zivil- und Militärgouverneur des Herzogtums Luxemburg u. der Grafschaft Chiny.
[517] Arras [Frankreich, Dép. Pas-de-Calais].
[518] Johann Philipp Schütz v. Schützenhofen [ – ], kurbayerischer Obristleutnant, Obrist.
[519] Don Fernando de Austria [16. oder 24.5.1609 Madrid-9.11.1641 Brüssel], spanischer Kardinalinfant.
[520] Anton Otto v. Forstenhäuser [ -1661], kurbayerischer Kriegskommissar, Hofrat u. Pfleger.
[521] Douai [Frankreich, Dép. Nord].
[522] Tommasso Francesco di Savoia, principe di Carignano [21.12.1596 Torino-22.1.1656 Torino], spanischer General.
[523] impediert: verhindert.
[524] LAHRKAMP, Werth, S. 64f.
[525] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 371.
[526] Namur [Span. Niederlande, h. Belgien].
[527] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 37.
[528] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 381.
[529] Elspe [LK Olpe]; HHSD III, S. 201f.
[530] SENGER, Der Tod, S. 111. SENGER spricht hier v. Truppen, die an der Belagerung Bredas (!) 1624/25 teilgenommen u. nun als Versprengte das Sauerland unsicher gemacht hätten.
[531] Dringenberg [LK Warburg]; HHSD III, S. 174.
[532] Lüchtringen, heute Stadtteil von Höxter [LK Höxter].
[533] Rittmarshausen, heute Ortsteil von Gleichen [LK Göttingen]; HHSD II, S. 397f.
[534] Düna [LK Osterode am Harz].
[535] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 39.
[536] Denstedt, heute Ortsteil von Kromsdorf [LK Weimarer Land]; HHSD IX, S. 75f.
[537] Jena; HHSD IX, S. 215ff.
[538] Weißenfels [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 487ff. Vgl. REICHEL, Weißenfels.
[539] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 39.
[540] Bornitz, heute Dorf der Gemeinde Liebschützberg [LK Nordsachsen].
[541] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 39.
[542] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 320f.
[543] BÜCHELER, Von Pappenheim zu Piccolomini, S. 89; ARENDT, Wallensteins Faktotum, S. 251.
[544] Johann Friedrich v. Britzky [Britzke, Pricks, Brix, Brixi, Brixius] [ – ], kaiserlicher Obristwachtmeister. – ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 39.
[545] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 559.
[546] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 496.
[547] Walter Deveroux [Deverock, Deureux, Deudreux, Deberoix, Ebrox, Deberol] [ -Januar 1640 Prag], kaiserlicher Obrist.
[548] Plau am See [LK Ludwigslust-Parchim]; HHSD XII, S. 81f.
[549] Tribsees [LK Vorpommern-Rügen]; HHSD XII, S. 305f.
[550] Dr. Balthasar Wesselius [Veselý] [ – ], Direktor der Kriegskanzlei Wallensteins. Vgl. die Erwähnungen bei PEKAŘ, Wallenstein; FÖRSTER, Wallenstein, S. 451ff.
[551] Prenzlau [LK Uckermark]; HHSD X, S. 320ff.
[552] Georg Wilhelm Kurfürst v. Brandenburg [13.11.1595 Kölln-1.12.1640 Königsberg].
[553] Ribnitz, heute Stadtteil von Ribnitz-Damgarten [LK Vorpommern-Rügen]; HHSD XII, S. 91ff.
[554] Damgarten, heute Stadtteil von Ribnitz-Damgarten [LK Vorpommern-Rügen]; HHSD XII, S. 91ff.
[555] Loitz [Vorpommern-Greifswald]; HHSD XII, S. 232f.
[556] Greifswald [LK Vorpommern-Greifswald]; HHSD XII, S. 194ff.
[557] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 43.
[558] Hans Ludolf [Rudolf] Freiherr v. Breda [Bredaw, Bredau, Brettau, Brede, Breda, Bredon] [um 1595-14.11.1640 bei Riebelsdorf gefallen], kaiserlicher Feldmarschall.
[559] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise führten die Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[560] Don Felipe de [Philippo di] Carrasco [Carrasco, Carssos, Carasko, Korasko, Corasco, Cattrecho] Cisnero [Dessineros] [ -November 1646], kaiserlicher Obrist.
[561] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser harten Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale, S. 64f.. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255).Bei den Schweden wurden bevorzugt die Finnen zu diesen schweren Arbeiten herangezogen. Aus Iglau wird unter 1647 berichtet, wie der schwedische Kommandant Österling die nur noch 299 [von ehemals 13.000) Einwohner fassende Stadt während der Belagerung durch die Kaiserlichen zur Schanzarbeit trieb; STERLY, Drangsale, S. 64f.: „In das kaiserliche Lager langte immer mehr und mehr schweres Geschütz an; als dieses der Kommandant erfuhr; ließ er er voll Grimm die Einwohner wie das mit aller Gewalt auf die Schanzarbeit treiben, und erließ das strengste Verboth, daß außer dieser Arbeit sich keine Manns- noch Weibsperson sehen lasse. Was war dieses für ein Trübsal unter den armen Bürgern ! dieselben hatten ihren geringen Vorrath an den nothwendigsten Lebensmitteln bereits aufgezehrt, und konnten sich bei dem bestehenden strengsten Verbothe, nicht auszugehen, keine andere beischaffen; vom Hunger und Durst gequält, und daher ganz erschöpft, mussten sie sich dennoch den schwersten Arbeiten unterziehen. Der Kommandant war taub gegen alles Bitten und Flehen; verlangten einige die Erlaubniß, sich aus der Stadt zu entfernen, so ließ er sie in den Zwinger einschließen, ihnen des Tags ein bischen Brot und ein wenig Wasser reichen, dafür aber unter Schlägen zur Arbeit anhalten. Als der Kommandant die Deserzion zweier seiner Leute am vorhergehenden Tage erfuhr, und besorgte, daß Mehrere diesem Beispiele folgen dürften, so ließ er den Arbeitenden Fußeisen anlegen“.
[562] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.
[563] Wahrscheinlich George Hepburn [ – ]. Vgl. MURDOCH SSNE ID 2651.
[564] sich unterhalten lassen: in die Dienste des Gegners treten.
[565] Ture Gabrielsson Oxenstierna af Croneberg [1614-15.12.1669 Stockholm] schwedischer Obrist. Vgl. die Erwähnungen bei BACKHAUS, Brev 1-2.
[566] Schotten: Von 1626-1632 dienten 25.000 Schotten unter Christian IV. u. Gustav Adolf, was etwa 10 % der Gesamtbevölkerung Schottlands entsprach; PARKER, Military Revolution, S. 200, Anm.17. 1630 hatte Gustav Adolf 13 Schottenregimentern mit fast 1.000 Offizieren unter seinem Kommando; MINHA, Walter Graf Leslie, S. 139, Anm. 23: Damit „wurde das Schwedenheer zur großen Kriegsschule des anglo-schottischen Adels für den späteren Machtkampf zwischen König und Parlament in der Heimat“. Zur Motivation schottischer Söldner MAHR, Oberst Robert Monro, S. 54: „Hier ist auch zu sehen, dass der Baron von Foulis edlen Andenkens es nicht für eine Beeinträchtigung seines Ansehens hielt, zuerst meinem Lord Reay und seinem Regiment als Freiwilliger zu folgen, bis er einige Gefechte gesehen und einige Erfahrung gesammelt hatte. Dann begann er mit einer Kompanie und wurde zuletzt mit Ansehen Obrist eines Regiments zu Fuß und zu Pferd. So ermunterte er andere seines Namens und seiner Verwandtschaft, seinem Beispiel zu folgen und ehrenvoll im Ausland zu leben, anstatt ihren Freunden zu Hause, wie es viele tun, zur Last zu fallen. Dabei müssen sie, wie wir in Schottland sagen, für einen halben Laib Brot springen, während andere aufgrund ihrer Tapferkeit nobel im Ausland leben, sich Diener leisten können und von silbernen Tellern speisen“. In erster Linie heranziehen ist die große Datenbank von Steve MURDOCH, SSNE; dort auch jeweils die neueste Literatur, bzw. dessen Veröffentlichungen => Literaturregister. Bei der Zusammensetzung der schwedischen Armee Gustavs II. Adolf bis Ende 1632 werden folgende Zahlen angenommen: Schweden 8.000 (5, 5 %), Finnen 3.000 (2, 0 %), Deutsche Söldner: Alte Regimenter (vor Juli 1630 aufgestellt) 15.000 (10, 5 %) Neue Regimenter 65.000 (44, 5 %) Britische Söldner 7.000 (5, 0 %) Verbündete: Sachsen 17.000 (11, 5 %) Brandenburg 6.000 (4, 0 %) Hessen-Kassel 6.000 (4, 0 %) Mecklenburg 4.000 (2, 5 %) Stadtmilizen ca. 15.000 (10, 5 %) Gesamtzahl 146.000. Von diesen ca. 150.000 Mann war etwa die Hälfte im Garnisonsdienst eingesetzt, der Rest war auf die verschiedenen Armeekorps aufgeteilt, deren Größe zwischen 3.000 und 20.000 Mann lag. Im Falle einer möglichen Schlacht wurden diese dann vorübergehend zusammengezogen. Angaben nach BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 69; ENGERISSER, Von Kronach. Je nach Kriegslage schieden nach Gustav II. Adolfs Tod Verbündete wieder aus, der Anteil der Deutschen unter schwedischer Fahne stieg jedoch weiter an. Vgl. MILLER, Swords for hire.
[567] Isaac Axelsson [Axesyn, Achsel] [ – ], schwedischer Obrist.
[568] Cornet: „bei den soldaten ist das cornet dasjenige zeichen, so die helden bei frewd und mut erhaltet, darnach sie alle sehen, und wo dieses verloren, so ist herz und mut und die ganze compagni, das ganze regiment, das feld verloren. Philand. 2, 327“ [DWB].
[569] HELVICUS, Caesar victoriosus, S. 444.
[570] Malchin [LK Mecklenburgische Seenplatte]; HHSD XII, S. 61f.
[571] THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 874f.
[572] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[573] Altentreptow [LK Mecklenburgische Seenplatte]; HHSD X, S. 111ff.
[574] Georg Behr [1591-3.10.1650 Rustrow], kaiserlicher Obrist. Vgl. BOHLEN-BODENDORF, Georg Behr.
[575] Meile: 1 Meile = ca. 7,420 km, eine schwedische (auch große) wie auch westfälische große Meile wurde mit 10 km bzw. 10, 044 km gerechnet. In der Regel kein bestimmtes Maß, sondern eine Strecke, „die ein Fußgänger ohne Anstrengung in zwei Stunden zurücklegen“ konnte. HIRSCHFELDER, Herrschaftsordnung, S. 192.
[576] Fleetwood [Fletewood, Fleetwodt,Fledwudh, Flitwud, Flitut, Flituuth], George [10.7.1605-11.6.1667 Jälunda], schwedischer Obrist. Vgl. MURDOCH, SSNE ID 2008. [in Bearbeitung]
[577] Engländer: Unter den englischen Truppen befand sich ein hoher Anteil an von den Lord Lieutenants zwangsrekrutierten, aus dem Königreich ausgewiesenen Kriminellen und Asozialen, den „masterless men,“ [BEIER, Masterless Man; allgem. auch GEREMEK, Geschichte der Armut; z. B. auch die Chronik des Heinrich v. Weseken aus Wesel (1614); BAMBAUER; KLEINHOLZ, Geusen und Spanier, S. 354: „28. Novembr[is] ist hier auff dem Marckt ein Schott auffgehenckt, der Tags zuvor begangenen Einbruchs und Diebstals halber gefangen, die anderen sind weg kommen“] die unter der Bedingung amnestiert worden waren, z. T. unter Androhung der Todesstrafe, nie wieder nach England zurückzukehren [MASSON, Register of the Privy Council of Scotland. Second Series 1: 1625-1627, S. 385, 542f.; BRUCE, Calendar of State Papers. Domestic Series 1628-1629, S. 395, 568; OGLE; BLISS, Calendar of the Clarendon State Papers Preserved in the Bodleian Library I: Domestic 1628/29, S. 395, 568; FISHER, The Scots in Germany, S. 91]. Schon bei der Aushebung der Truppen für Mansfeld hatten die Lord Lieutenants befehlsgemäß die für die Landesdefension benötigten „trained bands“ geschont und Gesindel rekrutiert [LOCKYER, Buckingham, S. 207f. Das galt auch für die Rüstungen 1625-1627; FORTESCUE, A History of the British Army Bd. 1, S. 191-194; allgem. auch COGSWELL, The Blessed Revolution, für die Zeit 1621-24, zu den englischen Zwangsabgaben CUST, The Forced Loan. Vgl. die Nachrichten über englischen Truppen für Christian IV., die zuerst in den Generalstaaten unterhalten wurden; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten schwarz 51, fol. 155′ (Konzept): Maximilian I. an Ferdinand II., München, 1626 XI 04]. Das war eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, mit Randgruppen fertig zu werden [Nach HAY, War, S. 117ff., eine Möglichkeit der Verringerung der Kriminalität (so auch BEHRINGER, Mörder), was SHARPE, Crime, S. 62-63, 119ff., allerdings in Frage stellt] und gleichzeitig seine Verpflichtungen gegenüber seinen Verbündeten zu erfüllen.
[578] Herman Wrangel [29.6.1587 Estland-11.12.1643 Riga], schwedischer Feldmarschall.
[579] Hans (VI.) (Johann) Vitzthum v. Eckstädt [1595-11.1.1648 Sommerschenburg], schwedischer Obrist.
[580] Grimma [LK Leipzig]; HHSD VIII, S. 128ff.
[581] Korporal [schwed. korpral, dän. korporal]: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich; „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes, in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 24 Rt. erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461. DESING, Historia auxilia 2. Bd., S. 186: „Corporal ist ein Unter-Officier, der viel zu thun hat: Darumb seynd bey einer Compagnie zwey, drey oder vier. Für seine 15. Mann, welche man eine Rott nennt, empfängt er vom Capitain d’Armes das Gewehr, vom Fourier das Quartier, vom Muster-Schreiber das Geld, vom Sergeanten die Ordre, gehört nit zur Prima plana“. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 60: „Die Corporalen sollen gute / redliche / und versuchte Soldaten seyn / die schreiben / lesen / und rechnen können. In dem commandieren sollen sie gleiche ordnung halten / die Schiltwachten zu guter zeit aufstellen / und ihr Ansehen bey den Soldaten erhalten: Sie sollen gantz eiserne Ladstecken / Krätzer / und Kugelzieher an ihren Musqueten haben / daß sie den Soldaten zu hülff kommen mögen“.
[582] Feldlager: Einfache Soldaten bauten je nach Jahreszeit ihre Zelte aus Brettern, Türen, Dielen, Getreidegarben, Stroh und Laub, stabilisiert mit Spießen und mit Tüchern verhängt, während Offiziere fertige wetterfeste Zelte, die zum Teil gefüttert waren, mit sich führten. LANGER, Hortus, Abb. 62. Zum Feldlager mit Holzhäusern für Offiere und den Hütten und Zelten für die Gemeinen vgl. WAGNER, Tracht, S. 230. Der Salemer Mönch Bürster hat die Beschreibung eines französischen Lagers hinterlassen: „Ein groß Wunder war zu sehen, wie es von Rückenbach bis Mimmenhausen hinunder nit ist zu schreiben noch zu malen, wie die Berg aussehen. Schier ein Hütten an der andern, von weitem sehe es wie eine große Stadt so abgebränt. Ueber die Aach waren hin und wieder Steg und Brücken, ass sie frei von und zu allen Orten könnten reiten; die Hütten machten sie schön aneinander, in Mitten aber hin und wieder zu reiten große Straßen und Plätz gleich wie in großen Städten; etliche machten’s von Stroh, Gras und Heu, andere aus Mayen, darum sie großen Schaden thaten an den jungen Büchlein, andere mit Hanf und Früchten insonders mit Roggen, denn es eben in der Erndt und in 8 Tagen der Liechtenberg sollte werden geschnitten … andere von Thüren, Tafeln und Brettern, so sie aller Orten, insonders aber im Gotteshaus abgebrochen etc. etc.“ GONZENBACH, Erlach, Band 2, S. 287, Anm.; LAHRKANP, Dreißigjähriger Krieg, S. 198. Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. Die Feldlager waren entsprechend dem Tross kaum noch kontrollierbar. Die Beute- und Solidargemeinschaft der Soldatenfamilien bot einen gewissen Schutz, solange man kranke und verwundete Soldaten nicht in den Städten zurückließ und deren Frauen und Kinder fortschickte, die ums Überleben kämpfen mussten. Zudem gab es angesichts der schlechten hygienischen Bedingungen die üblichen Lagerseuchen, so dass wohl 20 % der Soldaten als Kombattanten ausfielen. Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi.
[583] Standarte: Bezeichnung für die auch bei der Reiterei üblichen Fähnlein: die kleinste Gliederungseinheit beim Fußvolk, im 17. Jahrhundert allmählich durch die Bezeichnung „Kompanie“ verdrängt. In der kursächsischen Armee bestand ein Regiment zu Fuß aus 10 „Fendl“: ein Fähnlein umfasste ca. 300 Mann (100 Pikeniere, 160 Musketiere, 20 Hellebardiere und 20 Rundschildner). Es gliederte sich wiederum in Rotten von 10–15 Mann, die von einem Rottmeister angeführt wurden.
[584] Finnen [auch hagapells, hakkapeller genannt, nach hakkaa päälle: hau drauf]: Sammelbegriff für Finnen, Lappen und Finnlanddeutsche im schwedischen Heer. Bei den finnischen Verbänden wäre zu differenzieren zwischen Finnländern und Finnlandschweden (Soumen Ruotsalaiset), Deutschen in Finnland. Vgl. die zahlreichen Arbeiten von PLEISS. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. In der schwedischen Propaganda wurden die Finnländer – als „Truppe des Schreckens“ – als Pendant zu den in kaiserlichen Diensten stehenden Kroaten aufgebaut, die Gustav Adolf als des „Teufels neuen Adel“ bezeichnete. Die Wirklichkeit jedoch sah anders aus, auch wenn sie von Zeitgenossen als wild und brutal beschrieben wurden. Zudem standen sie im Verdacht, Wetter machen zu können und den Teufel anzubeten. Vgl. WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 241 (1647): „So ist aber ein solches ungewüdter, luft, saußen und braußen eben zur selben zeit, wol 2 oder 3 tag und nacht lang, angestanden, daß vermaint, eß werde alle heyßer und palest zue haufen werfen, also und daß sich kain schüff von dannen sich möchte bewögen; hat man auch gänzlich dafürgehalten, haben solches (weilen diese Lapp- und Seeländer in dißer und dergleichen hexen- und unholden künsten wol erfahren und bey ihnen für ain freye kunst gehalten und paßirt) ungewidter selbsten gemacht und verzoberet. Dan man für gewiß gesagt, dass ain ganzes regiment under ihnen dem schwarzen Caspar ergeben und verschriben seye, welcher ihnen den weg naher dem Haagen als vorher geloffen und paßiert. Wie dan auch von Eyßne oder Kämpten wird bericht, daß sie ihnen den M. Hämmerlein in ainem glaß gezaiget: diß seye ihr obrister, deme seyen sie verlobt und geschworen, deßen seyen sie mit leib und seel versprochen, dere ihnen trewlich halt und sie ihme redlich dienen“. Auch in Zeitzeugnissen wurden sie als „gottlose, schändliche Menschen, Saumagen“ bezeichnet (so WINTER, Möser’s Aufzeichnungen, S. 46). Aus Staßfurt wird unter 1639 berichtet; GEIß, Chronik, S. 136: „Es war muthwilliges Gesindel, das sich nicht commandiren lassen wollte. Den 9. [19.; BW] zogen diese Finnen wieder nach Quedlinburg, weil der Fähndrich sich beklagt hatte, daß er sie weder mit Worten noch mit Prügeln zwingen könnte“.
Die Finnländer – „von Natur aus gesetzlose Viehdiebe“ (BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 56), die anfangs noch unzureichend montiert zum Teil mit Pfeil und Bogen in den Kampf zogen – standen sozial auf der untersten Stufe des schwedischen Heeres, wurden bei Angriffen als erste aufgeopfert und zu Arbeiten herangezogen, die der gewöhnliche Soldat ablehnte oder nur unter Zwang verrichtete. Sofern eine Entlöhnung überhaupt erfolgte, wurden sie regelmäßig vergessen, oder es wurden ihnen nie eingelöste Verschreibungen ausgestellt. Obwohl die Finnländer nur geringe Chancen hatten, sich in Deutschland in Sicherheit zu bringen, war ihre Desertionsquote mindestens doppelt so hoch wie diejenige der schwedischen Soldaten. Jeder 5. Finne desertierte. Zwischen 1638-1649 waren 15.933 regulär Eingezogene nach Deutschland gebracht worden, daneben Geworbene und Gezwungene. Finnische Reiterregimenter wurden z. B. schlechter besoldet als nationalschwedische. Vgl. die Äußerungen Axel Oxenstiernas über die in Königshofen im Grabfeld liegenden Finnen gegenüber dem schwedischen Statthalter in Franken, Krafft von Hohenlohe, Schleusingen, 1632 XI 27; PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 49: „Wie ich vorgestrigen dages nahe Königshofen offen, befinde ich die wenige Finnen, so daselbst in Guarnison ligen, zimblich nackhendt und unbeklaidt, auch etwas verdrossen daß sie so gar übel accomodiret, dannenhero sie auch umb dimission, inn ihr vatterlandt widerumb zu ziehen, mir instendig nachgeruffen. Weil dann ich sie zur verdrossenheit ohnedem geneigt weiß, zumahlen sie eine so geraume zeit hero stets an selbigem ort inn guarnison gelegen, unnd nicht wie andere knechte, so zu felde gebrauchet werden, ihnen etwas profit machen oder unnterhalt verschaffen können … bitte, die anordnung zu machen, daß von der regierung daselbst zu einem kleidigen ausgetheilet werde, damit sie gleichwol inn etwas contentement und ergetzlichkeit wider haben mögen“. Vgl. auch BECK, Chronik, S. 26 [Schweinfurt 1631]: „Mit dem König war auch ein Regiment Finnen zu Pferde eingezogen, und hatte auf dem Markte Halt gemacht. Ihr schwaches und mattes Aussehen, ihre geringe, wetterfarbene Bekleidung, ihre kleinen und unansehnlichen Pferde ließen eben nicht viel erwarten, und hätte nicht die Welt von ihren Thaten zu Leipzig gehört gehabt, hätte man wohl fast zweifeln mögen, ob sie auch einen Marsch bis Würzburg auszuhalten im Stande seien. Aber die Bewunderung abnöthigende Schnelligkeit ihrer Bewegungen und die prompte Ausführung jedes Commando’s, ja jedes Winkes der Offiziere erweckte bald bessere Begriffe, die sich, da man noch nicht so ganz wußte, wie die Sache ablaufen werde, allmählig beinahe in Furcht verwandelten“. Vgl. auch die zeitgenössische Einschätzung; GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 72: „An den Finnen und Schweden hette der König diese Vortheil: 1. Könnten sie Frost vnd Kälte besser als Hitze vertragen. 2. Lieffen eher nicht / biß sie gleichsam mit der Natur fechten müsten. 3. Behülffen sie sich kläglich. 4. Ohne alle Meutenacion. 5. Weren vnverdrossen / vnd mit devallisiren fest nit zu erschöpffen / so weit es nicht leicht ein ander Herr mit seinen Vnterhanen gebracht“. Bei dem Rothenburger Chronisten Dehner heißt es unter 1632; HELLER, Rothenburg, S. 94f.: „lauter Schweden und Finnen, darunter auch Lappländer und Irrländer gewest, die hat man den Burgern einquartiert bey 8. 9. 10. u. mehr, haben mit den Burgern für gut genommen, mit ihnen gebetet und gesungen fast in allen Quartieren“. In den Generalstaaten hieß es im August 1633; PLEISS, Der Zug, S. 27: „Ist wacker Volk, die allezeit unter des Königs Batalien gewest seyn … Solche Macht und wacker Volk hat man niemalen in diesen Landen gesehen“. Das „Theatrum Europaeum“, 3. Bd., S. 108f., unter 1633: „Die Schwedische vnd Finnen allesampt ansehenliche starcke starcke Männer / machten die andern Niderländer in dreyen Dingē schamrot / nemlich 1. in Gehorsam / 2. in Ordnung / vnd 3. in Gottesforcht / dann alle Morgen / wann sie auffbrachen / schlossen sie einen Ring / vnnd auff den Knien rufften sie Gott an / beteten vnd sungen / etc“. Ein zeitgenössischer Beobachter schreibt in einem Flugblatt „Schreiben Auß Dem Königklichen Schwedischen Läger. o. O. 1631, S. 43“: „Muß man derhalben rund bekennen daß dem König seine Schweden und Finnen trewlich dienen: Die Finnen sind der mehrtheils kortze Leut ihrer statur halben / aber darbey hertzhafft vnd der Arbeit gewonnet / leben mit wenigem / behelffen sich karglich: wüssen von Wollüsten vberal nichts: den Teütschen Lufft auch mitten im Winter finden sie gar zam / gegen dem ihrigen gehalten. Es sind rechte Eisenbeisser / die niemahlē von hinden sind verwundet worden. Welcher vnder ihnen dem Feind wurde den rucken kehren / der wirdt nie für ihren Landtsman gehalten. Vnnd ist freilich lächerlich / wer die sicht aufziehen. Sie haben Schleiffstein an der seiten hangend / vnnd so bald man anhebt zum Lermen vnnd träffen die Trommel rühren / so wetzen sie ihre dägen / von weitem meint einer nichts ander alsdann es were eine schaar Metzger / oder in hauffen der beysammen / da ein stuck matten solten abmeyen: Aber es laßt sich nicht mit ihnen schimpfen weil es ernst gilt. Der inneren Finlenderen spraach ist gantz von der Schwedischen Nortwegischen / Gottischen vnd Dennenmärckischen / die da vberein stimmen / gescheiden / vnnd ist allein den Finlenderen gemein vñ den Mitternächtigen Völckeren / welche man Lappen nennet“.[584] Zum Teil waren sie noch aus Mangel an Ausrüstung noch mit Bogen bewaffnet. Kommandierender der 1. Finnen-Schwadron war Torsten Stålhandske. Vgl. LANGER, Formen der Begegnung, S. 84f. Zum zeitgenössischen Bild der Lappländer (auch sarkastisch „Lippenländer“, etwa „gefräßige Personen“ genannt) vgl. OPEL; COHN, Dreißigjähriger Krieg, S. 242ff. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. Nach dem Krieg wurden zerstörte Orte wie z. B. Torgelow [LK Uecker-Randow/Mecklenburg-Vorpommern] auf Befehl Christinas von Schweden mit Finnen und Livländern neu besiedelt. Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; 1625 soll Banérs Armee bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) meist als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Eine Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die von Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, und den von den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten bastanten Armeen erscheint jedoch überflüssig. Nach ENGLUND, Die Verwüstung Deutschlands S. 76, waren 1630 bereits jeder 10. Schwede und jeder 5. Finne desertiert. Nach LUNDKVIST, Schwedische Kriegsfinanzierung S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 1651 wurde festgestellt, dass 50 % der Kavallerie und 41 % der Infanterie aus Finnen bestand; PLEISS; HAMM, Der Dreißigjährige Krieg, S. 41. Nach GUTHRIE, The Later Thirty Years War, S. 59, soll Banérs Armee im Juli 1638 um 9.000 Schweden und 5.000 Finnen verstärkt worden sein, was wohl zu hochgegriffen erscheint. Zu den Verlusten LINDEGREN, Frauenland, S. 145: „Grob gerechnet kann man behaupten, daß in der ganzen Periode von 1620 bis 1720 ca. 75 % aller Todesfälle auf Krankheiten und andere Entbehrungen zurückzuführen sind. Ca. zehn Prozent starben in Kriegsgefangenschaft. Die restlichen 15 Prozent fielen bei Kampfhandlungen. Ungefähr ein Drittel dieser direkt kampfbezogenen Todesfälle geschah im übrigen im Zusammenhang mit Belagerungen. Große Feldschlachten und kleinere Gefechte forderten im allgemeinen nicht besonders viele Todesopfer, vergleicht man sie mit dem Alltag des Krieges. […] Die Zahl der toten Soldaten kann total auf 1,7 Millionen geschätzt werden. Von diesen starben gut eine Viertel Million im Feld oder infolge von Kampfhandlungen; gut eineinviertel Millionen fielen dem ‚Alltag des Krieges‘ zum Opfer“. => Mortalität.
[585] N Güntersberg [ – ], schwedischer Obrist.
[586] John [Johann], Kinnemond [Kininmund, Kindmundt, Kinnemund, Kinnimundus, Kinnmoth, Kinnimouth, Kuningmund] [ -Oktober 1647 vor Prag], schwedischer Major.
[587] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt].
Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.
[588] Greifswald [LK Vorpommern-Greifswald]; HHSD XII, S. 194ff.
[589] Torgau [LK Nordsachsen]; HHSD XI, S. 467ff.
[590] Barth [LK Vorpommern-Rügen].
[591] Stralsund [LK Vorpommern-Rügen]; HHSD XII, S. 292ff.
[592] Lüdershagen LK Vorpommern-Rügen].
[593] Franzhagen, heute Ortsteil von Schulendorf [Herzogtum Lauenburg].
[594] N Salter [ – ], schwedischer Obrist.
[595] Usedom [LK Vorpommern-Greifswald].
[596] Wolgast [LK Vorpommern-Greifswald]; HHSD XII, S. 317ff.
[597] Anklam [LK Vorpommern-Greifswald]; HHSD XII, S. 153ff.
[598] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesborg, Freiherr zu Lindeberg u. Ludenhof, Herr zu Skokloster, Bremervörde, Wrangelsburg, Spycker, Rappin, Ekebyhov, Gripenberg u. Rostorp [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Feldmarschall. Vgl. auch die Erwähnungen bei BACKHAUS, Brev 1-2; ASMUS, Unter der schwedischen Krone, S. 52ff.; ASMUS, Das Testament des Grafen, S. 193ff.
[599] Gustav Otto Gustavsson Stenbock [Steenbock, Steinbock] [7.9.1614 Torpa (Västergötland)-24.9.1685 Stockholm], schwedischer Generalmajor.
[600] Graf Caspar Colonna v. Fels [Völs] [1594-31.3.1666 Oppeln], schwedischer Obrist.
[601] Harald Stake [20.6.1598 Hönsäter-28.9.1677 Hönsäter], schwedischer Obrist. Vgl. SCHLÖTER, Schwedische Biographie 1. Bd., S. 459ff.
[602] Axel Gustafsson Oxenstierna Greve af Södermore [16.6.1583 Fanö bei Uppsala-28.1.1654 Stockholm], schwedischer Reichskanzler. Vgl. WETTERBERG, Axel Oxenstierna; FINDEISEN, Axel Oxenstierna.
[603] PUFENDORF, Schwedisch- und Deutsche Kriegs-Geschichte, S. 384f.
[604] Kaplan: katholischer Priester in den ersten Jahren nach seiner Weihe, in denen er in der Regel einem Pfarrer unterstellt ist und noch keine Alleinverantwortung für eine Pfarrei trägt. Der Kaplan eines kaiserlichen Fußregiments erhielt monatlich 30 fl.
[605] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[606] Walter Graf v. Butler [Buttler, Puttler] [um 1600-25.12.1634 Schorndorf], kaiserlicher Obrist.
[607] Walter Deveroux [Deverock, Deureux, Deudreux, Deberoix, Ebrox] [ -Januar 1640 Prag], kaiserlicher Obrist.
[608] Demmin [LK Mecklenburgische Seenplatte]; HHSD XII, S. 175ff.
[609] Usedom [LK Vorpommern-Greifswald].
[610] Plunder: „zunächst kleidung, bettzeug und sonstiges hausgerät, dann überhaupt allerlei gerät und zeug, besonders unwerte sachen, woraus sich dann der begriff des geringschätzigen, verächtlichen entwickelt hat“ [DWB].
[611] Lambert [Lamprecht] v. Velrath [Fellrod, Fallenrath], gen. Meutter [Meuter, Meider] [ -nach 1657], kaiserlicher Generalwachtmeister.
[612] N Silhoë [Sichöë] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[613] Walter Deveroux [Deverock, Deureux, Deudreux, Deberoix, Ebrox] [ -Januar 1640 Prag], kaiserlicher Obrist.
[614] Philipp [Philippo] de Carrasco [Corraschi, Cauraso] [ -August ? 1643], Hauptmann, Obrist.
[615] CARVE, Reyßbüchlein, S. 219.
[616] GOTTFRIED, Historische Chronick, S. 678.
[617] Wilhelm v. Westphalen [1590-1656], Landdrost, kaiserlicher Obrist. Vgl. NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 107ff.
[618] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 151; Amt Steinbach im Herzogtum Berg.
[619] Breese im Bruche, heute Ortsteil von Jameln [LK Lüchow-Dannenberg].
[620] Christian v. Münster [ -2.11.1642 bei Breitenfeld] [ -2.11.1642 bei Breitenfeld], kaiserlicher Obrist.
[621] Friedrich Ruprecht Freiherr Husman [Husmann, Hausmann, Haußmann] v. Namedy [Nameda] u. Andernach [ -1666], kaiserlicher Obrist.
[622] Walter Graf Leslie [Lesle, Lessle, Leßle, Lesly, Lesel, Lesky] [1606 Fettermaer House, Aberdeenshire-4.3.1667 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.
[623] Dannenberg [LK Lüchow-Dannenberg]; HHSD II, S. 106f.
[624] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 588.
[625] Johann Eberhard v. Steding [ -1642 Hannover], braunschweig-lüneburgischer Hofrat, 1636 Geheimer Rat u. Hofmarschall.
[626] Ludwig Ziegenmeyer [1590 Herzberg-20.2.1642 Hildesheim], braunschweig-lüneburgischer Kammerrat u. Geheimsekretär Georgs v. Braunschweig-Lüneburg.
[627] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.
[628] juris nôe et gentium: gemäß unserem Recht und des Völkerrechts.
[629] Meinersen [LK Gifhorn]; HHSD II, S. 325f.
[630] Gifhorn [LK Gifhorn]; HHSD II, S. 167ff.
[631] Neustadt am Rübenberge [Region Hannover]; HHSD II, S. 343ff. Vgl. REESE, Neustadt bzw. WINKEL, Geschichte.
[632] SCHLOTTER, Acta, S. 282. – Schaumburg, heute Ortsteil von Rinteln [LK Schaumburg]; HHSD II, S. 413.
[633] SCHLOTTER, Acta, S. 283.
[634] Celle [LK Celle]; HHSD II, S. 94ff.
[635] Heinrich Julius v. Kniestedt [1586-1644], braunschweig-lüneburgischer Hofmarschall, Vize-Hofrichter u. Großvogt.
[636] Friedrich Wilhelm v. Gans [1585-1648], seit 1623 braunschweig-lüneburgischer Obristleutnant.
[637] Dr. jur. utr. Johann Schwartzkopf [28.11.1596-27.11.1658 Wolfenbüttel], Kanzler v. braunschweig-Wolfenbüttel.
[638] Calenberg [Region Hannover]; HHSD II, S. 91ff.
[639] Göttingen [LK Göttingen]; HHSD II, S. 178ff.
[640] Johann IV. Graf v. Rietberg [Rethberg] u. Ostfriesland [31.5.1618-7.8.1660], kaiserlicher Obrist.
[641] Johann Nikolaus Freiherr v. Schönfeld [Schönfeldt, Schönfelt] [6.4.1588 Lothringen-12.1.1663 Prag], kaiserlicher Generalkommissar, Obrist u. Kriegsrat.
[642] SCHLOTTER, Acta, S. 284f.
[643] [Bad] Münder am Deister [LK Hameln-Pyrmont]; HHSD II, S. 27f.
[644] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 626.
[645] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[646] Minden [LK Minden-Lübbecke]; HHSD III, S. 517ff. Vgl. NORDSIEK, Die schwedische Herrschaft.
[647] HAPPE II 205r; mdsz.thulb.uni.jena.de.
[648] Martin Maximilian Freiherr v. der Goltz [Goltz von der Kron, von Kranz ?; Golz, Goltzke, Golonitz, Gölnitz] [1593-10.5.1653], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[649] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 684.
[650] ARENDT, Wallensteins Faktotum, S. 248.
[651] Otto Christoph Freiherr v. Sparr [1605 Lichterfelde-9.5.1668 Prenden], kaiserlicher, brandenburg-preußischer Generalfeldmarschall. Vgl. GÖSE, Der erste brandenburgisch-preußische Generalfeldmarschall.
[652] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 151.
[653] Heinrich Julius Weinrebe [ – ], braunschweig-lüneburgischer Kommissar.
[654] Corvey [Stadt Höxter]; HHSD III, S. 146ff.
[655] Ferdinand v. Bayern, Kurfürst v. Köln [7.10.1577-13.9.1650 Arnsberg]. Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.
[656] SCHLOTTER, Acta, S. 295.
[657] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 52.
[658] Schwelm [Ennepe-Ruhr-Kr.]; HHSD III, S. 679f.
[659] Wipperfürth [Rhein.-Berg.-Kr.]; HHSD III, S. 789ff.
[660] Schnapphahn: Strauchdieb zu Pferd, Straßenräuber. Zunächst bezogen auf adlige oder zumindest berittene Wegelagerer, dann auch Scheltwort für einen Kriegführenden: „Partheigänger im Kriege, der widerrechtlich auf Beute ausgeht. Auch die Bauern, wenn sie sich im Kriege in ein Versteck, Hinterhalt etc. legen, und den Soldaten auflauern, welche sich von der Armee oder von ihren Detachements entfernt haben, oder auch wohl als Ermattete dem Korps nachziehen, um sie zu plündern oder todt zu schlagen, werden Schnapphähne genannt. Ferner auch Straßenräuber, als eine gelindere Benennung“ [KRÜNITZ]. => Merodebrüder sowie auf Wegelagerer, Räuber und Diebe im Allgemeinen bezogen. Teilweise erhielten sie bei ihrer Gefangennahme Pardon, wenn sie in die Armee eintraten, teilweise wurden sie auch als Bauerntruppen von Amts wegen gegen feindliche Truppen eingesetzt. Vgl. RATHJEN, Soldaten im Dorf, S. 211ff. Vgl. „Snapphanar och friskyttar“, unter: http://www.historiesajten.se/handelser2.asp?id=44.
[661] Hückeswagen [Oberbergischer Kreis]; HHSD III, S. 350f.
[662] Gimborn, Schloss [Oberbergischer Kreis]; HHSD III, S. 256f.
[663] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 170.
[664] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 193.
[665] Caspar v. Oer [Oher, Ohr, Öhr] zu Palsterkamp [ -1652], kaiserlich-ligistischer Obrist.
[666] Simon Moritz v. Donop [Donnöpp, Donab] [28.3.1613-2.7.1676 Wöbbel], kaiserlicher Obrist.
[667] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 193.
[668] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 193. – Karl Christoph Graf v. Spaur, Pflaum u. Valor [ -Mai ? 1640], kaiserlicher Obrist.
[669] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 193.
[670] Bad Windsheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 63f.
[671] PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 123.
[672] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.
[673] Anselm Casimir Wambold v. Umstadt [30.11.1579 Speyer (?)-9.10.1647 Frankfurt/M.], Kurfürst u. Erzbischof v. Mainz. Vgl. BRENDLE, Reichserzkanzler.
[674] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 300.
[675] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 71f.
[676] DIETWAR, Chronik, S. 78.
[677] Gemünden a. Main [LK Main-Spessart]; HHSD VII, S. 232f.
[678] [Bad] Kissingen; HHSD VII, S. 58f.
[679] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[680] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 132.
[681] Klattau [Klatovy, Bez. Klatovy, Tschechien]; HHSBöhm, S. 262ff.
[682] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 170; Kraschditz [Bez. Klattau, Tschechien].
[683] Scheraditz, nordöstlich von Pilsen.
[684] Leitmeritz [Litoměřice, Tschechien]; HHSBöhm, S. 324ff.
[685] Saaz [Žatec, Bez. Laun, Tschechien]; HHSBöhm, S. 535ff.
[686] Rokytzan [Rokycany, Tschechien], HHSBöhm, S. 522f.
[687] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 170.
[688] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 170; Tudor: nicht identifziert.
[689] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[690] MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 524.
[691] Johann Sigismund [Jan Zigmund] Freiherr Mislík [Myslík, Misslig, Mißling, Mistling, Mislich, Mißlich] v. Hyršov [Mislík z Hyršova] [1606-3.11.1666], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[692] Heřman Černin z Chudenic [Tzscherein, Tzschernin] [24.7.1576 Nedrahovice-6.2.1651 Kost], kaiserlicher Rat u. böhmischer Obristkämmerer (1650-1651), Generalproviantmeister u. Obrist.
[693] Arvid [Arwid, Ernst, Arfulch] Wittenberg [Wittenbergk, Wirtenberg, Wirtenburg, Württemberg(er), Württenberg, Wütenberg, Wüttenberg] v. Döbern u. Nyborg [1606 Porvoo-7.9.1657 Zamość], schwedischer Generalmajor.
[694] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien], kaiserlicher Feldherr. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[695] Polen, Polacken [„Husacken“, „Hussaria“]: Die übliche, zunächst nicht pejorative Bezeichnung für die im kaiserlichen Heer wenig geschätzten polnischen Truppen, die hauptsächlich von Spanien besoldet und in habsburgischen Diensten standen. Vgl. Wallenstein an Gallas, 30.1.1633; NÉMETHY, Das Schloß Friedland, S. 106: „wenn die nacion siehet das ihnen einer nachgiebt oder ihrer von nöthen hat so seind sie insuportabili [unerträglich; BW]“. Die Kampfkraft dieser Truppen galt als gering. Einerseits galt ihre Führung als schwierig, andererseits waren sie wegen ihrer Tapferkeit und Geschicklichkeit im Umgang mit Muskete, Pistole, Säbel, Lanze und Wurfspeer gesuchte Söldner. Von Philipp Graf v. Mansfeld-Vorderort gegenüber Ilow stammt die negative Beurteilung; HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 512: „Die Beschaffenheit vnserer Pohlen habe Ich gestern dem Herren ausführlich, sowohl dem Herren Veldtmarschalch auch ieczo bey diesem überschriben. Der Herr zweifle nur nit, daß ihnen nicht viel hunderterler persvasiones eingeprediget, getruncken vndt geßen worden; die Bestien haben auch capiret, aber viel eher aus dem gedechtnüß verlohren, alß der Wein aus dem Kopf und Magen verdeyet worden. Sie freßen wohl weder Sambstag noch Freytag Butter oder Ayer; sich aber sonsten für den catholischen glauben, daß Römische Reich oder auch ihr aigeneß Vatterlandt ainige Vngelegenheit zue machen, seindt sie gancz keine leüth. Warheit oder Ehr hat bey ihnen nicht lenger bestandt, alß weil es ihnen zum profit dienet; wan der aufhöret, schwehren sie für fünff groschen einen Aydt, daß Gott nie zur Welt gebohren. Mit diesen ehrlichen Leuthen habe Ich diese Tage hero meine Zeit zuebringen müßen; kehme es nur endtlich zue nuczbahren diensten deß Kaysers, möchte man alleß deßen vergeßen. […] mitlerweile mich bey Herrn Veldtmarschalch helffen entschuldigen, daß Ich mit diesen Leuthen nicht eher erscheine, ist ia ie ein pur lautere Vnmöglichkeit geweßen, sie ehender fort zue bringen; hoffe zu Gott, wir werden noch entlich zue rechten Zeit kommen, inmaßen dann dieser Canali nur in der ersten furi arbeit vndt action geben werden muß, worauf dieselbe inmittelß, doch ohne maßgeben, bestermaßen bedacht sein wollen“. Vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik (Oktober 1636), S. 89: Die polnischen Reiter „soffen sehr viel bier auß, machten es mit Plündern, schenden erger denn alle feinde, ritten uff die welde, durchschändeten die Weibsbilder, dass Sie nicht gehen kundten, nötigten die Steinalten Weiber, dass Sie starben, zernichteten alles in heußern, weil ihrethalben alles uff die Welder und in die Städte gewichen wahr, haben viel vergrabene sachen aufgesucht, vermaurete keller gefunden, zien und kupfer mitgenommen, kirchen erbrochen, kelche, leichen- und Altartücher mitgenommen. Den 31. October s. n. fiel das Fest aller heiligen ein, drumb blieben Sie liegen, feyerten es mit fasten und speisen nur von öhl, Eßig und fischen, wo sies haben kundten, wahren aber nichts desto frömmer und brachen an Sontag frühe auf und marchirten auf Presnitz und Wiesenthal. Das ärgste und grausambste an ihnen wahr, dass Sie schöne kinder, gleich wehren Sie Turcken oder Tartarn, mitgenommen“. WAGNER, Pforr, S. 129. THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 616f.: „Vnder diesen Crabaten vnd Pollacken ward eine scharpffe Kriegs-Disciplin vnnd gute Ordnung gehalten / wie dann drey ihrer Soldaten / welche in einem Dorff auß einer Kirchen etwas gestohlen / vnnd darüber ergriffen worden / eine harte Straff haben außstehen müssen / in deme sie alle drey an Pfählen angebunden / vnd lebendig im Fewer verbrändt worden. So ist auch ein Polnischer Edelmann / welcher sampt seinem Knecht / ein Weibsbild geschändet / vnd deßwegen bey seinem Obristen angeklagt gewesen / zur Rede gestellt / vnangesehen er eine grosse Summe Gelts für sein Leben gebotten / gleichwol anfangs der Knecht in Gegenwart vnnd Ansehen deß Edelmanns enthauptet / vnd hernacher folgenden Tags auch mit dem Schwerd hingerichtet worden“. Bei dem Rothenburger Chronisten Dehner werden die polnischen Kosaken aus der Ukraine als „Husacken“ bezeichnet; HELLER, Rothenburg, S. 20. Vgl. auch SCHWARTZ, Die Neumark, S. 53ff.
[696] Gustav-Carlsson Horn af Kanckas, Graf af Björneborg [22.10.1592 Örbyhus im Kirchspiel Vendel-10.5.1657 Skara], schwedischer Feldmarschall. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13818.
[697] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1024.
[698] Elsterberg [Vogtland]; HHSD VIII, S. 87f.
[699] Johann Georg Wolf, genannt „Sensen-Magister“ [ – ], Magister, Advokat in Hof.
[700] Rehau [LK Hof]; HHSD VII, S. 613.
[701] raiteln, reuteln, radeln: zügeln, züchtigen, quälen, insbesondere foltern. Bei dieser Foltermethode wurde ein Strick um die Stirn oder den Unterleib gelegt und mittels eines Holzpflocks zusammengezogen. Am Unterleib traten auf diese Weise die Gedärme hervor. Am Kopf traten die Augen aus den Höhlen, die Kopfhaut wurde eingeschnitten und am Ende brach, so wird berichtet, die Schädeldecke. Eine zeitgenössische Beschreibung liefert der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing: „Diese ‚Tortur’ besteht darin, dass sie ihrem Opfer den Kopf bis zur Stirnhöhe (cerebrotinus) mit einem Bündel Seiden- oder Leinenfäden, die sie zu einer Schnur drehen, umwinden. Dabei pressen sie durch immer strafferes und strengeres Herumdrehen die Hirnschale immer fester und so lange zusammen, bis die Augäpfel mehr und mehr aus den Augenhöhlen hervorquellen und in abscheulicher Weise herausgetrieben werden“. SIGL, Wallensteins Rache, S. 151.
[702] torquieren: foltern, quälen.
[703] Schwarzenbach an der Saale [LK Hof].
[704] membrum virile: männliches Glied.
[705] Albrecht Vejkart Freiherr v. Kapoun [Kappaun, Kapaun, Kappun, Koppaun, Capaun, Cappaun, Compaun, Cospaun, Copaun, Copan] ze Svojkova [Soyhau, Schogkau, Svojkau] [1609-1664], schwedischer, dann kaiserlicher Obrist, Freiherr seit dem 27.6.1644.
[706] N Widtmans [Wittmann] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[707] Friedrich Weigand v. Lüchau zu Hartungs [ -November 1646], kurbrandenburgischer Kriegskommissar.
[708] Feldstück: Im April 1629 gelang es der königlichen Gießerei Stockholm, den ersten Dreipfünder herzustellen, der mit 123 kg sehr beweglich war. Wenig später wurde das Gewicht sogar auf nur 116 kg reduziert. Der Name Regimentstücke für diese neue Feldartillerie blieb erhalten. Durch Gustav II. Adolf eingeführt, indem er jedem Infanterie-Regiment ständig zwei leichte Geschütze zuordnete. Die Bedienung übernahmen erstmals besonders eingeteilte Soldaten. Die Regimentsstücke waren meist 3-Pfünder-Kanonen. Sie wurden durch eine Protze im meist zweispännigen Zug, gefahren vom Bock. d. h. der Fahrer saß auf der Protze, beweglich gemacht [wikipedia]. „Kurtze Feld-Stücke haben zugespitzte Kammern, und sind kürtzer, wie die gewöhnlichen Stücke, schiessen eiserne Kugeln von 6. bis 10. Pfunden, auch allerhand Hagel- und Ketten-Kugeln. Die Regiments-Stücke schiessen 4. bis 6. Pfündige Kugeln“. FAESCH, Kriegs- Ingenieur – Artillerie- und See-Lexicon, Dresden 1735, S. 287. Wahrscheinlich ist hier oft die meist als Feldschlange bezeichnete „Halbe Schlange“ gemeint: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34faches Kaliber (10, 5-11, 5 cm), schoß 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt.
[709] Marketender/In: Dem Heer nachziehende Händlerin oder Händler, der oder die vom Obristen befugt war, den Soldaten Lebensmittel zu verkaufen. Dafür hatten sie ihm z. B. von jedem Eimer Wein oder Bier 2 Maß für die Küche abzugeben und zumeist 10 Prozent ihrer Einkünfte. Sie waren auch zum Kranken- und Munitionstransport verpflichtet, falls die üblichen Rüstwagen nicht ausreichten. Marketender und Marketenderinnen handelten auch mit Beutegut, wobei das Beutegut weit unter Wert angenommen wurde. Die Frauen unter ihnen waren nicht nur Händlerinnen, sondern auch Helferinnen, Partnerinnen, Krankenschwestern, häufig Prostituierte. Bei einem im April 1634 in Dinkelsbühl einquartierten Regiment fanden sich bei 950 Soldaten 11 Marketender, aber 26 Marketenderinnen; HEILMANN, Kriegsgeschichte S. 465 Anm. Obwohl bekannt war, dass kein Heer ohne Marketender/Innen existieren konnte, standen diese – wie die übrigen Trosser – in schlechtem Ansehen: Sie traten als Geldverleiher auf, und so mancher Söldner war bei ihnen verschuldet. Sie standen zudem in dem Ruf, für die materielle Not vieler Söldner verantwortlich zu sein, indem sie bei Nahrungsmittelknappheit und Ausbleiben der Soldzahlungen das Heer verließen und ihre Fahne in den Wind besserer Märkte hängten. Gewalttätige Übergriffe auf die Marketender durch Bauern, Bürger und eigene Soldaten waren vielfach die Folge, zumal diese z. T. zum 15fachen Preis Waren an die Bürger verkauften, die von diesen auf den Druck einquartierter Soldaten hin erstanden werden mussten (BRAUN, Markredwitz, S. 45). Vgl. KLUGE, Hofer Chronik, S. 163: „Das rauben und plündern war um diese zeit [April 1640] sehr arg, wie dann die kayßerlichen ihre eigenen marquetener, so zu Culmbach wein und vieh erhandelt und erkauft, ganz ausgeplündert, auch zugleich ein 800 thaler darzu an geld abgenommen“. Häufig wurden sie als Spione verdächtigt. Auch Juden wurden als Marketender geduldet, so Tilly über die Beschwerden der Stadt Münden wegen der Juden in seiner Armee (1626); LOTZE, Geschichte der Stadt Münden, S. 80f.: „Die Juden, die sich in der Stadt einlagern, habt ihr alsbald auszuweisen; es sei denn, daß sie aus ihrem eigenen Seckel zehren und das Herbergsgeld zu entrichten im Stande sind. Wir dulden die Juden nur deshalb bei unserer Armada, damit sie derselben Lebensmittel und anderweitigen Bedarf zuführen und billig verkaufen“. Die Aussicht auf großen Gewinn ließ Zivilisten oder Amtsträger (vgl. PFEILSTICKER, Tagebuch) häufig für einige Zeit zu Marketendern werden. REDLICH, Marketender; Continuatio Der Siegreichen Victorien, S. 4f. Der Salemer Mönch Bürster hielt den Erwerb der Amtleute fest; WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 220: „So seyen auch unsere amptleute fast alle marketender, damit sie süch, weib und künd ernehren und außbringen möchten, seyen naher Constanz gefahren, wain flaisch, vüsch, käß und brod, salz, schmalz, unschlig, schmer, gflügel, in summa allerlay sachen uff- und im läger widerumb den soldaten verkauft, daß sich also mancher zümlich und wohl darbey befunden und hindurchbringen hat kenden“.
[710] Triebel-Sachsgrün [Vogtlandkr./Sachsen].
[711] Vergewaltigung, „Schändung“, „Schwechung“: Vergewaltigung war in den Kriegsartikeln aller Armeen ausdrücklich verboten und mit der Todesstrafe bedroht, war aber von Anfang an eines der häufigsten Delikte, wenngleich z. T. in den offiziellen Kriegsberichten an den Kriegsherrn absichtlich unterschlagen, aber auch in den Taufregistern immer wieder auftauchend. Auf Vergewaltigung stand schon in den Kriegsartikeln Gustav II. Adolfs von 1621 die Todesstrafe. THEATRUM EUROPAEUM 3. Band, S. 617: „So ist auch ein Polnischer Edelmann / welcher sampt seinem Knecht / ein Weibsbild geschändet / und deßwegen bey seinem Obristen angeklagt gewesen / zur Rede gestellt / unangesehen er eine grosse Summa Gelts für sein Leben geboten / gleichwol anfangs der Knecht in Gegenwart und Ansehen deß Edelmanns / enthauptet / und hernach er folgenden Tags auch mit dem Schwerd hingerichtet worden“. Im Taufregister der Kirche zu Wiesa wird als Vater eines am 7.8.1633 getauften Kindes eingetragen: „drey Soldaten“, für den am folgenden Tag getauften Sohn einer Witwe werden „zwene Soldaten“ aufgeführt. UHLIG, Leidenszeiten, S. 11.; vgl. die Zweifel der Pfarrer bei GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 14, 66; Balgstedt im Besitz der Herren von Heßler und von Schieck 1616-1744: „1634 läßt Frau Thiele Zwillinge taufen; ihr Mann Hans Thiele hatte sie verlassen und war in den Krieg gezogen. In dem selben Jahre wird der außereheliche Sohn der Anna Schild getauft, welche sagt, sie sei voriges Jahr nach Pfingsten nach Laucha gegangen und auf dem Heimwege unterm Hain beim Spillingsgarten von einem Reiter überfallen worden, weshalb das Kind „Hans Reuter“ getauft wird“. Zur Schändung auch von Schwangeren vgl. HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 54. Teilweise waren selbst Reiterjungen daran beteiligt; BLUME; RUNZHEIMER, Gladenbach, S. 323: „2 Jungen / Reiterjungen / habenn Cuntzen heintzgenn Hansenn metgen notzüchtigen wollen, habens uff die Erde geworffen undt das Maul zu gehalten. Sey ohngefehr 13 Jahr alt. Der Hoffmeister aber hab diese Jungen der maßen gezüchtigt, das sies nit wohl leugnen können“. Im 1658 erschienenen „Schwedenspiegel“ heißt es unter dem 6. Gebot: „Deß Königs Gustavi Bastard Sohn Gustavus Gustavessen – wie er in Osenbrug [Osnabück; BW] Gouverneur gewesen – eröffnet bey nächtlicher Zeit alda einem ehrlichen Bürger sein Hauß – nimbt ihm seine Tochter – schändet sie – und sendet ihm solche hernach wieder zu Hauß. Wann solche Schelmstück – in Feindes Landen weren verübet worden – so were es ja mehr dann Gottloß – aber dieses alles ist geschehen – wie der Schwed ihr Beschützer seyn sollen“. Zit. bei STRAHLMANN, Wildeshausen, S. 91, Anm. 2. Über Sperreuter heißt es z. B. auch: „Der Bürgermeisterin von Wemding soll er die Pistole an den Kopf gehalten haben, als diese ihm nicht ihre 13-jährige Pflegetochter überlassen wollte. In Nördlingen soll er eine 12-jährige[n] Lohweberstochter genötigt haben, die er dann sogar zum weiteren Gebrauch mit nach Augsburg nahm“. KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 154f. Die Dunkelziffer von Vergewaltigungen mag aus verständlichen Gründen um ein Vielfaches höher gelegen haben.Vgl. auch MAHR, Monro, S. 56f.; Denkschrift über den Ruin der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt infolge des Durchzugs, besonders durch die Kaiserlichen, aus dem Dezember 1634; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 108ff.: „Das kaiserliche, hispanische und ligistische volk ist alles auf unsern gnädigen fürsten und herren gezogen, liegt auch dessen noch ein namhafter anteil im land; jetzo ziehen wieder 4 regimenter hindurch, brauchen einen wunderlichen weg, nicht nach der straßen, sondern gar umschweifig nach einem circumflexu. Wollen viel geld haben, dessen doch bei so vielfältigen, ganz grundverderblichen durchplünderungen keines vorhanden. Vieh, frucht ist alles weg; der wein, den man nicht austrinken können, in die erde gelassen. Die besten flecken und dörfer liegen in der asch. Etlich tausend weibspersonen seind geschändet, – ja gar auch junge knaben, quod horrendum – in der schändung gar getötet. Dem herrn kammerpräsidenten Karspach ist bei seiner lieben alten mutter begräbnis in unversehener behendigkeit eine trupp auf den hals kommen, haben 16 adeliche weibspersonen in der trauer an der mahlzeit befunden, deren 8 sobald genotzüchtigt, eine adeliche jungfrau, so eine Schelmin von Bergen (eine einige tochter ihrer eltern) gar auf den offenen markt gelegt und publice geschändet; 8 derselben adelichen damen seind entloffen, haben sich in ein hühnerhaus verkrochen, bis daß der sturm vorüber gewesen. Zween tag vor unsers gnädigen fürsten und herrn wiederanlangung in dero landen ist ein jählicher einfall in dero flecken Oberrosbach [Ober-Rosbach/Kr. Friedberg; HHSD IV, S. 356f.; BW] geschehen, seind alle und jede sich darin befindende weibsbilder (nur 4 ausgenommen) violento stupro vitiiert worden. Hin und wieder im land seind noch sehr viel weibspersonen verloren, von denen man nicht weiß, wohin sie kommen“. Sogar Reiterjungen waren an solchen Vorgängen beteiligt; BLUME; RUNZHEIMER, Gladenbach, S. 323: „2 Jungen / Reiterjungen / habenn Cuntzen heintzgenn Hansenn metgen notzüchtigen wollen, habens uff die Erde geworffen undt das Maul zu gehalten. Sey ohngefehr 13 Jahr alt. Der Hoffmeister aber hab diese Jungen der maßen gezüchtigt, das sies nit wohl leugnen können“. Das Kriegstagebuch des Rüthener Bürgermeisters Christoph Brandis (ca. 1578-1658) über die hessische Einquartierung 1636 hält fest; CONRAD; TESKE, „Sterbzeiten“, S. 309f.: „Den 7ten April geschah eine schaendliche That. Ein Soldat Namens Mathes quartirte in D-s Hause (c. Da der Name dieses Buergers noch wirklich in Ruethen existirt, so fand ich vor gut ihn hinweg zu lassen.). Dieser Mathes hatte ihn schon vorher durch Einschlagung der Fenster, Thueren und Tischen, ja selbst durch schwere Pruegelsuppen viel molestiert [= belästigt], nun fehlte pro coronide ceterarum crudelitatum [= als Krönung weiterer Gefühllosigkeiten] noch das schlimmste. Am 7ten Morgens, als mehrbesagter Mathes noch auf der Buehne [= dem Lagerboden] lag, rief er herunter, man sollte ihm einen Pott voll Milch bringen oder er wollte alles zusammenhauen. D. schickt seine Tochter ein wackeres 17 Jahr altes Maedchen, ins Nachbarshaus, um welche zu bekommen. Weil nun das Maedchen ein wenig lange ausgeblieben, hat der Mathes destomehr gelermt, bis sie endlich gekommen und ihr Vater ihr gesagt: Sie sollte es dem Soldaten hinauftragen. Sie war iussu Patris [= auf Geheiß des Vaters] kaum heraufgekommen, als sie der Mathes zu seinem Willen haben wollte, sie wehrte sich, so gut sie konnte, und rief nach Huelfe, der Soldat aber stak ihr die geknueffte (geballte) Faust ins Maul. Indeß hatte der Vater doch etwas davon gehoert, er eilte mit seiner Hausfrauen herauf, Mathes aber hatte die Thuer schon zugeschallert [= zugeriegelt], und die armen Eltern mußten durch ein Loch, das Mathes schon einige Zeit zuvor in die Thuer gehauen hatte, ihr eignes Kind schaenden sehen ohne ihr helfen zu koennen. Der Kerl hatte ihr benebens [= dabei] die rechte Brust (d. Im Original steht eine andere bloß in Westfalen uebliche Benennung.) weil es sich vermuthlich zu stark gewehrt hatte, ganz und gar aufgerissen, so daß ein ganzes Stueck nachhero herausgefallen, und das Maegdlein ganz unmenschlich zugerichtet, unter unaufhoerlichen Schmerzen 14 Tage darauf verstorben. Der Vater gieng heute mit mir zu dem Hauptmann, um sich wegen des mehr besagten Mathes zu beklagen; aber er gab uns trozig zur Antwort, wenn es einmal todt seye, koenne er nicht mehr helfen. Er bestrafte auch den Mathes keinesweges, sondern ließ ihn, wie andere frei herumgehen. Der Vater ist untröstlich, und jedem dauert das arme Maegdlein, requiescat in pace [= Möge es in Frieden ruhen !]“. Die Einfügungen in eckigen Klammern stammen von den Herausgebern, in runden Klammern von dem 1. Hg. Cosmann (1789). Die Bestrafung wurde in der Tat sehr unterschiedlich gehandhabt, vgl. etwa die Aufzeichnungen des Schmalkaldener Chronisten Pforr; WAGNER, Pforr, S. 141: „Den 22. 9br: [1636] sollte ein [schwedischer] cornet gerichtet werden, weil er eine magd genotzüchtiget. Weil aber sein knegt die magd geehligt, dem er 2 pferd geben und 20 thlr in die kirchen gebüst, ist ihme das leben geschenckt worden“. WAGNER, Pforr, S. 133: „Den 27. Jan: [12635; BW] hat [ist] ein corporal von Mersinisch[en; Mercy, BW] regiment vollerweiße ins siechenhauß kommen, die arme leuht darin ubell geschlagen und ein sichen magd genotzüchtigt. Deßwegen der cornet von hießiger compagnia hinaußgeschickt worden, den corporal dieser thatt wegen in arest zu nehmen. Weil sich aber der corporal zur wehr gestellet, hat ihn der cornet todtgeschoßen“. Vgl. auch THEIBAULT, Landfrauen, S. 32, über einen einzigen derartigen Fall in der Werra-Region. Auf Klagen bei Kommandierenden hieß es z. T.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 122: „es sei aus unterschiedenen regimentern kommandiert volk und unter denselben Spanier, Neapolitaner, Burgunder, Italiener etc., die man nicht also in zaum halten könnte“. Vgl. die Vorgänge in Zerbst 1626; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 114: „daß auch ehrliebenden weibspersonen Unzucht, die abgenommenen sachen dardurch wieder Zu erlangen, Zugemuthet, vnd vnlengsten Bürgermeister Rühlen S. tochter, als sie in der schantze arbeiten müssen, von einem Soldaten mit gewalt geschändet, vndt ihrer ehren beraubet worden“.Vergewaltigung gehörte auch zur üblichen Topik in zeitgenössischen Berichten oder bei Geburt unehelicher Kindern; vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 52. SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 58, die Schwängerung der Elschen Stovener, Amt Ravensberg (1631), die trotz Eides den Verdacht nicht unbedingt ausräumt, dass der eigene Vater die Tochter geschwängert hatte: „Anno 1631, den 3ten Junij Johan Stovener mit seiner Tochter Elschen, so geschwengert, gefenglich angenommen, und obwoll im gemeinen geschrey, alß sollte der vatter dieselbe geschwengert haben, so hatt doch die Tochter eidtlich beteuret, das ein soldate, so einen blauwen rock angehabt, sie ubergeweltiget und sie also geschwengert. Weil dieselbige nun grob schwanger, alß ist sie biß dahin, der banden entbunden, erlaißen und hat Aloff Varenbruck und was er an gelde alhie im lande hatt (38, 5 Rtl. bei 6 Schuldnern), zu burgen gestellett, diesergestaldt, das, wan sie ihrer weiblichen burde entbunden, sich jeder zeit widder einstellen soll. Zeugen. Und ist g(enante)r Johan Stovener, eine urpheide zue thuen, aufferlagt, welche auch in gegenwart Jorgen Kraecks prestiert“. Bei der Nonne Maria Anna Junius aus Bamberg, HÜMMER, Bamberg, S. 222, heißt es ausdrücklich, dass sich die Schweden in der ganzen Zeit „züchtig und ehrerbittig“ verhalten hätten. Vgl. JANSSON, Soldaten und Vergewaltigung, S. 197; THEIBAULT, Landfrauen; BERG, Administering justice; die Beschwerden der Pommern’schen Gesandten (1630); THEATRUM EUROPAEUM Bd. 2, S. 190, CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 309f.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 108ff. Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet zu 1632 über die Rache von Frauen; DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 22: „Im Dorff Kienblad [Kühnblatt; BW] im Stift Wirtzburgk, wie ein Kais. Soldat mitt eines bauern Tochter zue grob scherzen wollen, ist Er von ihr vnd andern Weibern vbermeistert, castriret vnd in ein Teich erseufft worden“. Zum Teil wird diese Gewalt gegen Frauen auch mit „schwechen“ umschrieben. Zum Teil scheint man Versuche nicht besonders ernst genommen zu haben. Aus Zwickau (1632) wird berichtet; WILHELM, Descriptio, S. 181: „Den 14. Wurde ein Soldat auffm Esel gesetzt / welches zuvorhin offt geschehen / das er einem WeibesVolck Vnehr angemutet vnd sie zwingen wollen / dem wurden Stöcke an die Füsse gelegt / so dem guten Bruder sehr vexiret / welches gewähret / biß nach Mittag vmb 3. Vhr / do gehet ein Soldaten Jung vorvber / deme befehlen andere alda stehende Soldaten / er sollte dem die Stöcke von Füssen thun / so er verrichtet / vnnd solche auff einen Holtzwagen / so gleich vorvbergegangen geworffen / Es ist aber derselbe folgende Nacht auff die leiter gebracht worden / vnnd gehencket werden sollen / darbey grose Ceremonien vorlieffen / in deme man den Commendanten vnterschiedlich zu geruffen / vñ vmb gnade geschrien / so eine gute halbe Stunde gewehret / allein es hatte endlich das ansehen / als wen es nur zur Pravada wehre angestellet gewesen“.
[712] Wolf Siegmund v. Lüchau [Lichau] auf Tanndorf [1604-1647], schwedischer Obristleutnant, 1640-1641 brandenburgischer Kriegsrat.
[713] KLUGE, Hofer Chronik, S. 159ff.
[714] Zwickau [LK Zwickau]; HHSD VIII, S. 380ff.
[715] Greiz [LK Greiz]; HHSD IX, S. 167ff.
[716] SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 604.
[717] Everhard Wassenberg [9.11.1610 Emmerich-nach 1668], Historiograph, Diplomat. Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[718] Königgrätz [Hradec Králové, Tschechien]; HHSBöhm, S. 269ff.
[719] Böhmisch Budweis [České Budějovice, Tschechien]; HHSBöhm, S. 46ff.
[720] Tabor [Tábor, Tschechien]; HHSBöhm, S. 592ff.
[721] Leitmeritz [Litoměřice, Tschechien]; HHSBöhm, S. 324ff.
[722] WASSENBERG, Florus, S. 358.
[723] Johan Adler Salvius [1590 Strängnäs-24.8.1652 Stockholm], schwedischer Reichsrat u. Gesandter. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=5540; LUNDGREN, Johan Adler Salvius; DROSTE, Johan Adler Salvius i Hamburg; DROSTE, Ein Diplomat, ENGSTRÖM, Johan Adler Salvius.
[724] Hugo Grotius [Huigh oder Hugo de Groot] [10.4.1583 Delft (Niederlande)-28.8.1645 Rostock], politischer Philosoph, reformierter Theologe, Rechtsgelehrter und früher Aufklärer.
[725] Arvid [Arwid, Ernst, Arfulch] Wittenberg [Wittenbergk, Wirtenberg, Wirtenburg, Württemberg(er), Württenberg, Wütenberg, Wüttenberg] v. Döbern u. Nyborg [1606 Porvoo-7.9.1657 Zamość], schwedischer Generalmajor.
[726] Hans Christoffer Graf v. Königsmarck [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall. Vgl. [N., N.], Leben und Thaten.
[727] Erik Klarson Slang [Slange, Schlange, Schlang, Schleng, Schläge] [1600-2.11.1642 Breitenfeld], schwedischer Generalmajor.
[728] repoussiert: zurückgeschlagen.
[729] Groot, Hugo de, Briefwisseling van Hugo Grotius. Deel 11, S. 233.
[730] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.
[731] N Braun(s [ – ], braunschweig-lüneburgischer Obrist.
[732] Fritzlar [Schwalm-Eder-Kreis]; HHSD IV, S. 149ff.
[733] Bad Wildungen [LK Waldeck-Frankenberg]; HHSD IV, S. 35ff.
[734] Gottfried Huyn van Geleen, Freiherr u. Graf v. Amstenrade u. Geleen [um 1598-27.8.1657 Alden Biesen],bayerischer u. kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[735] pflanzen: (ein Geschütz) in Stellung bringen.
[736] Bruchhausen, heute Stadtteil von Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 122.
[737] Albaxen, heute Stadtteil von Höxter [LK Höxter].
[738] Nikolaus Milert [Milard] [ – ], braunschweig-lüneburgischer Hauptmann.
[739] August[us] Fischer [ – ], braunschweig-lüneburgischer Hauptmann.
[740] N Wilcke [ – ], braunschweigisch-lüneburger Hauptmann.
[741] Immekörbe: Bienenkörbe.
[742] Caspar Freiherr v. Mercy [ -5.8.1644 bei Freiburg], kurbayerischer Generalwachtmeister.
[743] Johann Kaspar Graf v. Stadion [21.12.1567 Belfort-21.11.1641 Ammern], Hochmeister.
[744] Annibale de Gonzaga [Cinzago] marchese di Mantova, principe di Bozzolo [1602 Bozzolo-2.8.1668 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.
[745] Franz Freiherr v. Mercy [Merci, Merse], Herr zu Mandre u. Collenberg [zwischen 1580 u. 1590 Longwy (Lothringen)-3.8.1645 Alerheim], kurbayerischer Feldmarschall. Vgl. HERBERT, Franz von Mercy.
[746] Wilhelm Leopold Graf v. Tattenbach-Reinstein [1609-1661], kaiserlicher Gesandter u. Kämmerer des Erzherzogs Leopold Wilhelm.
[747] Maximilian Felix Freiherr v. Wolkenstein-Eberstein [ -1686], kaiserlicher Obrist.
[748] Michael Johann Graf v. Althan [1607-1649], kaiserlicher Gesandter.
[749] Eitel Friedrich II. Fürst v. Hohenzollern-Hechingen [Januar 1601 Hechingen-11.7.1661 Issenheim], kaiserlicher Obrist.
[750] Achilles Baron Precipiano de Soye [Soy, Hoye, Soiani, Sove] [ -2.11.1642 bei Leipzig gefallen], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.
[751] Freiherr Gerhard v. Rodoan [Rodovan, Rhodan, Rodean] [ –  ], kaiserlicher Obrist.
[752] Johann Franz Barwitz [Barwith], Freiherr v. Fernemont [Fernamont, Fernamond, Fernemundt, Vernemund, Vernamont] [1597- nach dem 13.9.1667 Glogau], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[753] Nicola [Nikol, Nicolai] Rajkovič [Radowitz, Ragowitz, Ragewitz, Rackewitz Rackenwitz, Rackonitz, Rackoniz, Radowitz, Raickowitz, Raikowitz, Rackowitz, Reckowitz, Reckewitz, Rejkowitz, Reickowitz, Rockowitz, Ritkowitz, Royckowitz, Rubenitz, Rübenitz, Renko ?] [ -17.4.1644], kaiserlicher Obrist.
[754] Wenzel [Václav, Wenzelslaus] Freiherr v. Zahrádecký [Zahradetzky, Saradetzky, Zaredek, Zaro, Zaroatz, Sarratetz, Sarratezca, Sarradeschky, Zaharadesky; Sarratesci, Zaradeck, Zaroatz, Sarradatesky] z Zahrádek [ -1647], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[755] N Bonell [ – ], kaiserlicher Obrist
[756] N Aegidius [ – ], kaiserlicher Obrist.
[757] N Install [Zestell] [ – ], kasiserlicher Obrist.
[758] Franz [François] Freiherr v. [de] Mers [de Mers, Mersch, Mörsen, Mörisch] [ -1667], kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister.
[759] N Giesenberg [Güsenberg] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[760] Sebastian Peregrin Zwyer v. Evebach [Zweyer, Zweier] [1597-1661], kaiserlicher Obrist. Vgl. ZURFLUH, Sebastian Peregrin Zwyer von Evebach.
[761] Komitat: Anhang, Begleitung, Geleit, Gefolge, Hofstaat. Dieser mobile Hofstaat aller Offiziere, Unteroffiziere und ihrer Ehegattinnen trieb die Einquartierungskosten zusätzlich in die Höhe. Leone Cropello de Medicis hatte 1628 bei sich: einen Gesellschafter von Adel, Haushälter, Kornett, Hofmeister, Kammerdiener, Sekretär, Gestlichen mit Jungen, Tafeldecker, Aufwärter, 3 Pagen, Trompeter, Koch mit Jungen, Schneider, zwei Sattler und ein Pferdeschmied mit Frauen, Feuereinmacher, Aufwärter in der Küche, Küchenfrau, Domestiken und Musikanten, ingesamt 51 Personen; KELLER, Drangsale, S. 91, Anm. Auch Köche, Possenreißer etc. wurden mitgeführt. Am 24.5.1630 schrieb Maximilian I. von Bayern dem Obristen Cronberg, es sei ein „unverantwortliches procedere, da die Obersten sich den Fürsten gleich halten wollen, werden die Quartieer ruinirt und erschöpft“. OMPTEDA, Die von Cronberg, S. 521. Dass auch Offiziersfrauen selbst z. T. ein großes Gefolge (50 Personen und 50 Pferde) mit sich führten, erwähnt HELML, Oberpfalz, S. 59. Das Amtsprotokoll (1626 VIII 29), SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg , S. 281, täuscht hinsichtlich der Gesamtzahl: „Die Gravin von Ahnolt hat 9 pferdt, darzu wirdt außm ambt Stromberg contribuirt. Obrist Gallas hat 15 pferdt. Der ist nit hier. Der haubtmann hat 10 pferd, capitanleutenant 7, drey fendriche 12, cap(itan) S(t). Eloi 4, drei veltwaibell 9, drey furier 3, aventurier 12, ingenieur 5“. Dies waren lediglich die in Wiedenbrück stehenden Pferde. Die anti-kaiserliche „36. Extraordinari. 1634“ teilte unter dem 14./24.6.1634 mit; Archives Municipales Strasbourg AA 1065: „Mit Regenspurg hat es / Gott lob / kein Noth / wie deßwegen Ihre Fürstliche Gn. vor Forchheim von demselben Commendanten [Lars Kagge; BW] wider Schreiben bekommen / auch gestern glaubhaffter Bericht eingelangt / daß sich der Feindt darvor sehr ruinire vnd consumire / auch schon durch Gegenwehr / Absterben vnd Entlauffen in zehen tausendt Mann verlohren / gelte im Läger ein pfundt Roßfleisch acht Kreuzer / sey zwar grosse Zufuhr / weiln aber der Vngarische König eine grosse Hoffstatt von ohngefehr 3000. Vngar- Böhm- vnnd Oesterreichischen Herrn / welche widerumb ihre Diener haben / vmb sich hat / so alles zu sich ziehen / als kompt dem gemeinen Soldaten wenig zu theil“.
[762] Das würde einer Gesamtmenge von 170.400 bis 340.800 Liter entsprechen.
[763] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 101f.
[764] Eindeutig ein Lesefehler des Hg. oder ein Schreibfehler Brauns. Gemeint ist Alessandro Freiherr (Graf) v. [del] Borri [Borro, Borrel, Bohre, Borey, Boery, Buori, Pori, Barre, Broy, Gory] [1600-1656], kaiserlicher Obrist, Feldmarschall.
[765] Waldershof [LK Tirschenreuth].
[766] Johann Philipp Ritter v. Caba [Cabo, Gabo, Gabe] [ -14.11.1643 Brieg], kaiserlicher Obrist.
[767] Hieronymus [Geronimo] Freiherr de Clary [Clari] [Francesco Clario de Riva aus Riva del Garda] [10.4.1610 Riva-19.11.1671], kaiserlicher Obrist.
[768] Piccolomini starb ohne Nachkommen. Gemeint ist hier wahrscheinlich sein Neffe Don Guiseppe Silvio Max Graf v. Piccolomini d’Aragona [1623-6.3.1645 bei Jankau], kaiserlicher Obrist. Vgl. ELSTER, Die Piccolomini-Regimenter.
[769] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].
[770] Umschrot: ein zur Umzäunung verwendeter Holzprügel, Zaun, Geländer.
[771] Fischkasten: Als Fischkasten oder Bünn werden Behälter zur Aufbewahrung von lebenden Fischen bezeichnet. Die heute aus unterschiedlichen Materialien wie Holz, Kunststoff oder Metall gefertigter Kästen sind seit dem Mittelalter bekannt. Für die unerlässliche Zufuhr von Sauerstoff beziehungsweise Frischwasser sorgen Löcher im Boden- und Wandbereich, Deckel verhindern das Entkommen der Fische. In geeigneter Weise ins Wasser platziert, können Fische so einige Zeit aufbewahrt werden. [wikipedia]
[772] Krone: „nach der Frankfurter taxordnung von 1623 war die welsche crone 2 fl., spanische und französische crone 2 fl. 4 kr., silberkrone 1 fl. 44 kr“ [DWB].
[773] BRAUN, Marktredwitz, S. 128ff.
[774] Treysa, heute Teil von Schwalmstadt [Schwalm-Eder-Kreis].
[775] Loshausen, heute Ortsteil von Willingshausen [Schwalm-Eder-Kreis].
[776] Niedergrenzebach, heute Stadtteil von Schwalmstadt [Schwalm-Eder-Kreis].
[777] Steina, heute Ortsteil von Willingshausen [Schwalm-Eder-Kreis].
[778] Leimbach, heute Ortsteil von Willingshausen [Schwalm-Eder-Kreis].
[779] Ransbach, heute Ortsteil von Willingshausen [Schwalm-Eder-Kreis].
[780] Zella, heute Ortsteil von Willingshausen [Schwalm-Eder-Kreis].
[781] Salmshausen, heute Ortsteil von Schrecksbach [Schwalm-Eder-Kreis].
[782] Velitatio: Geplänkel; Neckerei.
[783] Hans Matthias Freiherr v. Pienzenau [Bentzenau, Bentzenauer, Bentenau, Benzennau, Banzenau, Penzenau] v. u. zu Wildenholzen [ – ], kurbayerischer Obrist.
[784] [Bad] Homburg v. d. Höhe [Obertaunuskreis]; HHSD IV, S. 23ff. Vgl. THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 200.
[785] Gil [Gilles, Gilli, Chill] de [di] Haes [Hasi, Haas, Haß, Hasa, Hassia, „Schillerhaas“] [22.4.1597-1657], bayerischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[786] Franz Freiherr v. Mercy [Merci, Merse], Herr zu Mandre u. Collenberg [zwischen 1580 u. 1590 Longwy (Lothringen)-3.8.1645 Alerheim], kurbayerischer Feldmarschall. Vgl. HERBERT, Franz von Mercy.
[787] Alexander v. Neuneck [Neinögg] zu Glatt [1598-1645], kurbayerischer Obrist.
[788] Gemeint ist Leopold III., genannt „der Heilige, der Milde oder der Fromme“ [1073 Gars am Kamp oder Melk-15. 11. 1136 bei Klosterneuburg], der Landespatron v. Österreich, dessen Gedenktag eben der 15.11. ist.
[789] Es sollten keine Gefangenen gemacht werden => Quartier: Pardon, Gnade. Das hing zumeist von den Möglichkeiten ab, sich zu ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 450. Nach Lavater, KRIEGSBüchlein, S. 66f., hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „Wann aber ein Soldat eine eiserne / zinnerne / in speck gegossene / gekäuete / gehauene / oder gevierte Kugel schiesset / sol man ihm kein Quartier halten. Alle die / so gezogene Rohre oder Füseschlosse führen führen / haben das Quartier verwürckt. Item / alle diejenigen / die von eisen geschrote / vieregkichte / und ander Geschröt / und Stahel schiessen / oder geflammete Tegen haben / sol man todtschlagen: auch alle diejenigen / so man in einem Land / welches preis gegeben wird / vor dem Feind antrift / sol man henken lassen: Auch alle Spionen haben kein Quartier / sonder sollen ohn alle gnad gehenkt werden. Alle Nachtvögel / so die Strassen unsicher machen / und keinen Herren haben / sol man henken lassen. Item / alle diejenigen / so ohne Paßporten zum Feind überlauffen / und wider ergriffen werden / sol man todtschlagen“. Auch wurde beim Angriff zum Teil die Parole ausgegeben, kein Quartier zu gewähren; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 609f. (Treffen bei Haselünne 11.1.1636). Doch selbst die Gewährung von Quartier bedeutete nicht, danach noch getötet zu werden.
[790] Johann v. Ratschin [Rašín] [ – ], schwedischer Major.
[791] Vol[l]mar [Wolmar, Woldemar] v. Rosen [ -1645 in Basel erstochen], französisch-weimarischer Obrist.
[792] Peter [Pál, Petrus] Freiherr v. Losy [Losey, Loysen, Loosi, Loßi, Loschi, Loschy, Lossii, Lossy, de Laucy, Lohse, Logy] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[793] Allendorf, heute Ortsteil von Bad Sooden-Allendorf [Werr-Meißner-Kreis], HHSD IV, S. 33f.
[794] Johann Christoph Freiherr v. der Ruebland [Rübländer, Rübeland, Rübelant, Rubland] [ -1655], kaiserlicher Obrist.
[795] Nikolaus Földvary [Felduari, Felduary, Feldtwari] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[796] Schwadron, Esquadron [schwed. skvadron, dän. squadron]: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug). Die Schwadron war in der Regel eine taktische, selbstständig operierende Infanterie- oder Kavallerieeinheit, die nur für die jeweilige Schlacht aus verfügbaren Einheiten gebildet wurde, meist aus einem Regiment bestehend. Nach Bedarf konnten a) bestehende zahlenmäßig starke Regimenter geteilt oder b) schwache Regimenter zu einer Schwadron zusammengelegt werden; SCHÜRGER, Archäologisch entzaubert, S. 380.
[797] Muss heißen stylus novus: neue Zeitrechnung !
[798] Georg Druckmüller [Truckmüller, Truckmiller] v. Mühlburg, Freiherr zu Prunn, Herr zu Roggenstein [ -27.4.1659], kurbayerischer Feldmarschallleutnant.
[799] Scharmützel [schwed. skärmytsling, dän. skirmish: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“: Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin [Valten Hanke; BW] genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.
[800] Neukirchen [Schwalm-Eder-Kreis]; HHSD IV, S. 342f.
[801] Fourage: Viehfutter, auch Unterkunft und Verpflegung für die jeweilige Einheit. Die Fourage musste von der betreffenden Garnisonsstadt und den umliegenden Dörfern aufgebracht werden und war an sich genau geregelt; vgl. auch die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Wrangels Kammerordnung, Bregenz, 20.2.1647, sah vor; HELLER, Rothenburg, S. 362: „Fourage: Auf jedeß Dienst Pferd Monatlich 8 Scheffel Haber Erfurtisch Meeß [1 Scheffel = 59, 6132 Liter], 360 Pfund Hewe, 6 Gebund Stroh; auf die Bagagepferd wird halb so viel Futter alß auf ein Dienst Pferd gereicht“. Natürlich wurde gegen die Bestimmungen immer wieder verstoßen.
[802] Johann Müller [Miller, Moller] [ – 24.8.1641 bei Asseburg], schwedischer Obrist.
[803] N de Charlouna [ – ], weimarisch-französischer Generaladjutant.
[804] Bastant: zum Widerstand bereit.
[805] THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 200f.
[806] Amöneburg [LK Marburg-Biedenkopf]; HHSD IV, S. 10ff.
[807] GOTTFRIED, Historische Chronicka 2. Teil, S. 751.
[808] Georg Gregor Peringer v. Pernberg [ – ], kaiserlicher Hofbeamter.
[809] Wenzel [Václav] Eusebius Fürst v. Lobkowitz [z Lobkovic], Herzog v. Sagan [30.1.1609-22.4.1677 Raudnitz], kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister, Kriegsratsvizepräsident. Vgl. WOLF, Lobkowitz; GMELINE; BARKER, Army, S. 112-117.
[810] Kirchhain [LK Marburg-Biedenkopf]; HHSD IV, S. 269f.
[811] Riebelsdorf [LK Ziegenhain].
[812] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1104; WREDE, Wehrmacht III/2, S. 436. Bei HOLTZ, Holtz, S. 80, lag die Ursache darin, dass Breda ohne die Verstärkung durch Franz von Mercy abzuwarten voreilig angegriffen habe.
[813] Velten [Valentin] Muhly [ -Juni 1656 Ziegenhain], Kapitän in Ziegenhain.
[814] HHSD IV, S. 483.
[815] SCHLOTTER, Acta, S. 327.
[816] So REHM, Handbuch der Geschichte beider Hessen, S. 420. Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Heiko Meckbach konnte bei Rückfragen im Rathaus sowie im Museum der Schwalm ein „Bredaschwert“ nicht nachgewiesen werden
[817] Vgl. auch wikipedia.org/wiki/Gefecht_am_Riebelsdorfer_Berg.
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