Baden-Durlach, Karl Magnus Markgraf von

Baden-Durlach, Karl Magnus Markgraf von [27.3.1621 Durlach-29.11.1658 Durlach]

Karl Magnus, Markgraf von Baden-DurlachKarl Magnus, geboren auf der Karlsburg,Durlach_Karlsburg_Hofansicht_1652 [=> Abb. links] war der Sohn aus erster Ehe von Markgraf Friedrich V. von Baden und Barbara von Württemberg (4.12.1593-8.5.1627), der Tochter des Herzogs Friedrich I. von Württemberg. Er heiratete am 23.1.1650 in Schillingsfürst die Gräfin Marie Juliane von Hohenlohe-Waldenburg (23.3.1622-1675), die Tochter des Grafen Georg Friedrich II. von Hohenlohe-Waldenburg. Karl Magnus stand 1640/41 als Rittmeister in schwedischen Diensten.

In Hildesheim[1] war es im November 1640 zu einem gewaltigen Trinkgelage gekommen, wohin sich viele höhere Offiziere begeben hatten, um an einer von Banér einberufenen Konferenz teilzunehmen. Dr. Jordan berichtet unter dem 30.10./9.11.: „General Johann Banner kompt herein und wurde zweimahl 2 Schwedische Salve vom Hohen Rundel mit Stücken gegeben. Aus 2 Stücken umb 2 Uhr da kamen erstlich die Weymarschen. Er, Banner, kam umb 7 Uhr zur Nacht, – da auch 2 Stücke mehr gelöset wurden – , hatte bey sich Obristwachtmeister Pfuhl [Pfuel; BW], Wittenbergk, Schleng [Slange; BW] (und) Königsmarck, die Obristen Herr von Tzerotin [Bernhard von Žerotin; BW], ein Mährischer Freiher, Zabellitz [Zabeltitz; BW], den jungen Wrangel, Hake, Mortaigne, Hoikhing [Heuking; BW], Steinbock [Steenbock; BW], Bellingkhusen [Bellinghausen; BW], Gregersohn [Andeflycht; BW]. It. Ein Markgraf [Friedrich VI.[2]; BW] von Durlach, des Banners Schwager. Von der Heßischen Armee war Obrist von Gundroth, von Braunschweig Bohn; von Zelle[3] D. Langerbeck.

Von der Weimarschen Armee (die) Directoris Obrist Comte de Guebrian, Otto Wilhelm, Graf von Nassaw, Oheimb. It. Mons. Glocsi, Gral.-Intendant Extraordinari.

Ferner Herzog Philipp Ludwig von Holstein, Rittmeister, Landgraf Christian von Hessen, Caßelscher Linie Maximiliani Filius,[4] Graf Otto von Schomburg [Schaumburg; BW]. Diese letzten beiden nebst den Herrn Tzerotin starben über ein wenig Tagen innerhalb 24 Stunden“.[5]

In der Hauschronik des Georg Leopold aus aus dem von Eger[6] abhängigen Marktredwitz[7] heißt es für den Dezember 1640: „Den 29. dito früh um 9 Uhr ist ein Trupp Reiter vor das Untertor hierhero [ge]kommen. Sie berichteten, daß der schwedische Generalmajor H[err] Württemberg(er) [Wittenberg; BW] mit etlich[en] Regimentern auf hie[r]hero im Marsch begriffen sei, der hier das Frühstück einzunehmen begehrte. Wir sollten es dahero zurichten. Wir waren in Schrecken und höchsten Forchten, [da wir] nit wußten, ob dem also [sei] oder ob es auf eine Plünderung abgesehen wäre. Jedoch mußten wir uns auf ein Frühstück gefaßt machen und es Gott befehlen. Andere (her)nachkommende Reiter berichteten, der General würde bald kom-men. Wir gingen ihm entgegen und (be)fanden ihn auch allernächst mit den Regimentern herbeimarschieren. Wir baten ihn, er wolle uns arme Leute in seinen Schutz nehmen, uns mit Quartierung verschonen und wider alle Gewalt beschirmen. Der fragt[e] uns [nur] allerlei und begab sich mit herein.

Es befanden sich damals bei ihm H[err] Markgraf von Durlach [Karl Magnus von Baden-Durlach, BW], ein Graf [Kaspar] von Eberstein, H[err] Generalmajor Schlang [Slange, BW], H[err] Oberst[leutnant] Witzleben und viele andere hohe Offiziere, auch Rittmeister, Leut[nante] und Kornetts, ungefähr an die 200 Mann. Sie kamen [alle] mit herein. Die Regimenter mußten hinten[her]um über den Marktweiherdamm reiten und alle auf dem Reiserberg im Feld stehen [bleiben] und halten. Sie waren auf das wenigste an die 5000 Mann stark, alle wohl bewehrt, bekleidet und beritten. Sie hatten weder Troß noch Bagage, auch keine Huren bei sich. Als der General mit dem Oberst[leutnant] unterdessen in dem Wirtshaus Tafel gehalten – die anderen Offiziere haben sich in anderen Häusern befunden – ließ er [von] uns durch H[errn] Oberst[leutnant] Witzleben für Quartier und Brandschatzung 1000 Dukaten begehren. Weil wir aber die höchste Armut und Unmöglichkeit – wie sie auch wirklich vonnöten war – erwiesen und vorgewandt, daß wir als wahre und beständige evangelische Christen um der heiligen Religion [willen] viel haben leiden und ausstehen müssen, ist endlich mit ihnen auf 200 Dukaten, also gleich 600 K[ronen], die innerhalb 10 Tagen zu bezahlen [waren], geschlossen worden.

Unter dieser [Ver]handlung sind beide Vorstädt[e] und Dörflas[8] ganzlich spoliiert, das Bier ausgetrunken [und] auch alles Getreide (hin)weggenommen worden. Desgleichen sind auch die Stadel, die allererst wieder ein wenig zugerichtet worden [waren], sehr zerrissen und das vom jüngsten Marsch übriggebliebene Holz und [Ge]stroh gar verbrannt [worden]. Was aber unverbrannt von den Stadeln übrig und stehen(d) blieb, ist hernach meistentheils vom Wind (gar) über einen Haufen geworfen worden.

Und obwohl wir, wie oben gedacht, wegen der Ranzion akkordiert und in schwedischen Schutz aufgenommen worden sind, so sind doch etlich[e] 100 [Mann] über die Mauern herabgestiegen und [haben] genommen, was sie in der Eile ertappen konnten, worauf der General etliche kommandierte, solchen Einfall zu verwehren. Doch haben sie nit an allen Orten sein und solches hindern mögen, [so] daß endlich das Volk sehr viel herein[ge]kommen ist. Als die übrigen auch zum Tor [her]einbrechen wollten, hat sich H[err] General neben H[errn] Generalmajor Schlang(en) sehr erzürnt. Sie haben solchen Einbruch mit bloßem Degen zurückgebracht und auf diesen Lärmen [hin] auch alsbald zu Pferd blasen [lassen]. [Sie haben] den Aufbruch mit guter Order genommen und [haben] abmarschieren lassen. Sie sind von hier durch Waldershof[9] und noch am selben Abend zu Kulmain[10] angelangt. Doselbst(en) [haben] sie ihr Nachtquartier genommen. Vor ihrem Aufbruch haben wir ihnen eine Obligation wegen der 600 K[ronen] stellen und uns solchergestalt verschreiben müssen, daß wir nämlich solche Summe innerhalb 10 Tagen bezahlen und uns weder von Feind noch von Freund wollen abhalten und hindern lassen. So wir in[nerhalb] solcher zeit nit zuhalten würden, geben wir ihnen freie Macht und Gewalt, daß sie nach Belieben mit uns, unser[en] Weib[ern] und Kindern, unserer Hab[e] und unseren Gütern mit Grimm, Rache, Feuer und Schwert verfahren können“.[11]

Nach der Darstellung Franzins gegenüber W. E. von Lobkowitz vom 22.3.1641 aus Regensburg[12] habe Karl Magnus sich mit dem in Neunburg vorm Wald[13] eingeschlossenen Slange Erzherzog Leopold Wilhelm ergeben und sei erst nach Regensburg, dann nach Wien verbracht worden.[14]

Slange nahm auf dem Rückmarsch von der fehlgeschlagenen Belagerung Regensburgs[15] 1641 durch Banér mit dem kleinerem Teil seines Regiments in Burglengenfeld,[16] mit dem größeren in Schwandorf[17] Quartier.

Er zog die Besatzung von Burglengenfeld an sich und marschierte am 17.3. abends nach Neunburg vorm Wald[18] ab, wo er am 18.3. um 3 Uhr morgens eintraf. Die ihm unterstellten Nabburger[19] Regimenter wies er an, unverzüglich nach Neunburg zu marschieren. Diese warteten jedoch, bis die Korps von Auerbach[20] und Vilseck[21] eintrafen und brachen erst am 19. 3. nach Neunburg auf. Der Vortrab der Kaiserlichen und Bayerischen, 7.400 Kavalleristen unter Caspar von Mercy am 17.3. Burglengenfeld, das von den Schweden bereits aufgegeben worden war, und brach am 18.3. gegen Cham[22] auf. Slange wartete in Neunburg das Eintreffen der beiden Nabburger Regimenter nicht ab und marschierte am 19.3. nach Cham ab. Bei Neukirchen-Balbini[23] stieß er auf die Vorhut unter Mercy und wurde nach Neunburg hineingeworfen. Über 600 Wagen, alle Handpferde und die Frauen der Offiziere fielen in Mercys Hände.

Zur Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit ließ Slange in Neunburg 41 Häuser niederreißen, alles Vieh aus den Ställen auf die Straße treiben, seine Pferde hineinstellen und verschiedene Bollwerke errichten. Die beiden Nabburger Regimenter hatten sich am 18.3. mit den Garnisonen aus Auerbach und Vilseck vereinigt und marschierten am 19.3. von Nabburg ab. Sie fanden jedoch Neunburg bereits von kaiserlichen und bayerischen Truppen eingeschlossen. Ein Ausfall Slanges ermöglichte es ihnen in die Stadt zu gelangen. Am 19.3. zog Báner von Cham über Furth[24] und Taus[25] ab. Geleen traf in der Nacht vom 19./20.3. vor Cham ein und nahm sofort die Verfolgung auf. Erzherzog Leopold Wilhelm leitete den Angriff auf Neunburg, der am 19.3. in Neukirchen-Balbini sein Hauptquartier aufschlug. Der Ort wurde von den Kaiserlichen bis auf sieben Häuser völlig niedergebrannt.

Slange „machte Piccolomini, der an der Spitze seiner Reiterei am Ort erschienen war, sogleich klar, daß er nicht daran denke, aufzugeben. Neunburg lag auf dem Weg nach Cham, und um weiter vorrücken zu können, mußten die Kaiserlichen zuerst Slangs Truppe bezwingen. Die Infanterie der kaiserlichen Hauptmacht wurde herangeführt, und am Morgen des 10. [20.] März war auch die gesamte kaiserliche Artillerie herangefahren und aufgeprotzt. Der Angriff konnte beginnen. […] Die einfachste Methode, eine Festung einzunehmen, war das Zernieren, was ein feineres Wort dafür war, daß man alle Ausgänge der Festung verstopfte und dann einfach wartete, bis der Hunger die Menschen in ihrem Inneren zwang, zu kapitulieren. […] Eine Zernierung konnte hier bei Neunburg nicht in Frage kommen, auch eine regelrechte Belagerung nicht. Die Kaiserlichen hatten keine Zeit. Sie mußten Slang und seine Männer schnell aus dem Weg räumen, um weitermarschieren zu können und das schwedische Heer in Cham einzuschließen. Also blieb ihnen nur eine Erstürmung. Es waren stets blutige und gewagte Operationen, im Kreuzfeuer mit Hellebarden und Äxten und Handgranaten anzustürmen und sich auf unangenehm hohe Leitern zu schwingen oder auf blutig geschrammten Händen und Füßen durch eine mit Sprengsteinen gefüllte Bresche in einer Mauer zu kriechen.

Auch solche Festungskämpfe folgten einem bestimmten Ritual. Zunächst verlangte der Angreifer, daß der Verteidiger sich ergeben solle. Die Antwort war in neunundneunzig von hundert Fällen ein Nein, und zwar ungeachtet der Lage. Ohne Kampf aufzugeben machte einen schlechten Eindruck und tat der Ehre Abbruch.[26] Häufig folgte danach ein verbales Spiel von Drohung und Trotz, in dem die Angreifer schworen, zu stürmen und allen und allem den Graus zu machen, während der Verteidiger stolz gelobte, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Dann begann der Kampf. Tatsächlich kam es äußerst selten dazu, daß Mann gegen Mann kämpfte. Sobald die Verteidiger keine Möglichkeit mehr sahen, die Angreifer zurückzuhalten, gaben sie auf, aller wackeren Rhetorik zum Trotz. Oft genügte es, daß der Angreifer eine Bresche in die Mauer schoß.

Diese ritualisierten Kämpfe waren immer üblicher geworden, ein weiteres Anzeichen dafür, daß der Konflikt einiges von seiner Hitze zu verlieren begonnen hatte. Viel von dem merkwürdigen, schönen und trügerischen Licht, das die innere Landschaft der Ideologen erhellt, hatte inzwischen angefangen zu verblassen. Der religiöse Bürgerkrieg war fast ganz vorbei, und an seine Stelle war ein Krieg zwischen verschiedenen europäischen Großmächten getreten. Die von brennendem Geist erfüllten Kreuzfahrer und Fanatiker waren einer nach dem anderen von der Bühne abgetreten, und ihr Platz war von den Condottieri, den Landsknechten und geworbenen Haudegen eingenommen worden. Die Leiden und das Elend der Zivilbevölkerung waren unverändert entsetzlich, aber in bestimmten Kriegssituationen war doch eine gewisse Zurückhaltung zu erahnen. Sie entsprang zum Teil dem mittelalterlichen Ritterideal, das in Europa weiterlebte, aber auch der klassen- und berufsmäßigen Gemeinsamkeit der Krieger. Fanatismus ist etwas für ideologisch Überzeugte, nicht für Männer, die den Krieg zu ihrem Beruf und zu einer Lebensart gemacht haben.

Den ganzen Mittwoch über sprühte die kaiserliche Artillerie Projektile gegen Neunburgs Mauern, die rasch in rollenden Explosionswolken von Staub und kantigen Sprengsteinen zermahlen wurden. Die Aufgabe war nicht besonders schwer, denn die Festungswälle waren wie gesagt vom senkrechten, alten Typ und außerdem in einem Zustand fortgeschrittenen Verfalls, und den Verteidigern fehlten zu allem Unglück eigene Geschütze, um das Feuer zu erwidern. Gegen Abend war ein klaffendes Loch in der Mauer entstanden. Der kaiserliche Befehlshaber entsandte zu diesem Zeitpunkt einen seiner Obersten, um, wie der Brauch und das Ritual es verlangten, zu fragen, ob Slang und seine Männer jetzt bereit seien zu kapitulieren. Die Schweden hatten jedoch die Bresche mit Brettern und Balken wieder geschlossen, und Slang wies die Vorschläge des Obersten glatt zurück und drohte stolz, ihn zu erschießen, falls er es noch einmal versuchte. Eine Weile später wurde ein kaiserlicher Trommler vorgeschickt, um einen neuen Vorschlag zu machen, aber kaum hatte er sich gezeigt, als er mit einem gutgezielten Schuß von dem löcherigen Festungswall niedergestreckt wurde. Die Antwort kam auf der Stelle, dichte Sturmkolonnen wälzten sich durch die Frühjahrsnässe heran, erreichten die Mauern, wurden aber mit hohen Verlusten zurückgeschlagen.

Am Tag darauf wurde die kaiserliche Artillerie näher in Stellung gebracht, und zwei der Türme der Stadt zerbröckelten bald unter dem Beschuß grober Kaliber. Gruppen kaiserlichen Fußvolks rückten durch den Staub vor und kamen den Löchern in der Mauer so nahe, daß sie mehrere Straßen der Stadt mit Musketenfeuer bestreichen konnten. Nun wollten einige von Slangs Offizieren aufgeben; sie hatten alles getan, was von ihnen erwartet werden konnte. Doch Slang lehnte ab. Als sie daraufhin klagten, daß ihre Munition nur Neige gehe, hatte der halsstarrige Oberst sogleich die Antwort parat: »Statt Kugeln können wir Steine nehmen. Davon gibt es genug. Laß die Leute suchen  und sammeln !«. Es ist unwahrscheinlich, daß die schwedischen Reiter dazu kamen, Steine auf ihre Feinde zu werfen, denn sogleich richteten sich die Schauer brummender Kanonenkugeln gegen die Mauer zwischen den beiden zusammengeschossenen Türmen, und binnen kurzem sackte auch sie krachend in sich zusammen. Die kaiserlichen Kanoniere konnten jetzt direkt in die Stadt hineinsehen, bis zum Marktplatz. Nun hatte auch Slang genug, und er beugte sich dem gesunden Menschenverstand des Belagerungsrituals. Er ließ Trompeter die Kaiserlichen anblasen und erklärte sich zur Kapitulation bereit, falls seine Offiziere nicht gefangengenommen würden (die gemeinen Soldaten sollten zurückgelassen werden). Die Gegner lehnten ab. Die Schweden mußten sich auf Gnade und Ungnade ergeben, bedingungslos. Aus der zerschossenen Stadt trotteten rund 90 Offiziere, 1600 Reiter und 180 Musketiere. Neunburg war gefallen. Der Weg nach Cham war frei“.[27]

Slange, Rudolf von Berkefeld, Obrist Heuking, der Kommandant von Nabburg, Karl Magnus von BadenDurlach und [Jaroslav Petr] Kinský gerieten in Gefangenschaft, wurden nach Regensburg und weiter nach Wien gebracht.[28]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet über diese Vorgänge: „Der Obrist Schlange lag / wie schon obgemelds / mit seinem Regiment und Volck voran / zu Schwandorff[29] / hatte darvon bey 40. Dragoner im Schloß Burglengenfeld[30] / und mag darvon desselben in der verbrandten Stadt auch etwas herunter gelegen haben / inmassen seine Partheyen von darauß nach Regenspurg[31] / so nur vier kleine Meylen darvon gelegen / wo nicht auch auß dem Regenstauffischen[32] / so halber Weg ist / fast täglich gegangen / die andere Obriste / als Heukhing und Herr Kintzky lagen in Nabburg[33] / und ihres Volcks auch theils an der Vilß zu Vilßeck[34] und Auerbach[35] / so als der weiteste Weg auff sieben guter Meilen von Schwandorff / Nabburg aber nur zwey kleiner darvon ist / ligend hatten / desto bessern Auffenthalt zu haben.

Als nun obenerwehnte drey Brücken[36] / in Eyl darüber zu kommen / fertig und zu vorderst alles Käis. und Bäyr. Fuß-Volck / sampt der Artigleria bey Kelheimb[37] in der Still gesamlet und vorhanden gewesen / wurde die Marche mit völliger Käiserl. und Bäyr. Armada / die man auff 20000. starck geschätzet / Sambstags den 6. 16. Martii von Phöringen[38] an der Donau / eine Meyle oberhalb von Neustatt[39] mit starcker Reuterey und wenigem Fuß-Volck / so Herr General Piccolomini und Mercy im Vorzug geführet / und den Nachzug deß Herrn Ertz-Hertzogen Hochfürstl. Durchl. überlassen / so mit übriger Cavallerie angefangen / und theils fuß-Volck / Sonntags den 7. 17. diß gefolget / darauff Montags das Bagagy in Convoy der 10. dabey gelassenen Regimentern / und Dienstags den 9. 19. diß die Artiglioria in Begleitung deß de Suys Regiment fortgangen : welcher gantzer Zug den Weg bey der Stadt am Hof[40] vorbey / theils auff die lincke Hand nach Burglengenfeld / theils zur Rechten über die Regenbrücke bey Weix[41] gerad gegen Wald-Neuburg[42] / da der Schwedische Obriste von Bürckenfeld [Berkefeld; BW] gelegen / zugenommen / deß Fürhabens / dem Schlangen / daß er zu seinem Herrn Generalen nach Chamb[43] nicht mehr kommen sollte / den Weg zu vorderst abzuschneiden.

Es hatte aber der Obriste schlang dessen zuvorhero schon etwas Nachricht / so er den genenneten beyden Obristen mitgetheilet / sie auch / daß er und sie / die unter seiner Conduite waren / Ordre habe sich nach Chamb zu retiriren / wissen liesse / die dann ihren nächsten Weg dahin / auf Wald Neuburg / so von Nabburg nur drey Meylen entlegen / zu nehmen gehabt.

Als nun der Käiserl. und Bäyr. starcke Vortrab sich Burglengenfeld unversehens / und zwar Sonntags den 7. 17. Martii bemächtiget hatte / welches der Obriste Schlang / in den ersten zweyen Stunden zu Schwandorff wissen konnte / verließ er seinen Befelch gemäß / Schwandorff / avisirte es beyde Obristen zu Nabburg dessen / und kam er Sonntags den 7. 17. dieses / deß Nachts um 3. Uhren nach Wald-Neuburg / kleiner dritthalb Meylen von Schwandorff / vermeynend der andern zweyen daselbsten zu erwarten / alsdann solches billich / weilen sie unter seiner Conduite gewesen / also seyn sollen. Es hatten aber diese beyde Volck / so zu Vilßeck und Auerbach gelegen / nicht dahinden lassen wollen / welches die Hinderungs-Ursach gewesen / daß sie mit einander im Wald-Neuburg hald hernach ertappet worden. Dann ob sie wol um den 9. 19. Martii daselbsten ankommen / haben sich doch die Käyserl. und Bäyr. schon so starck mit ihrem Vortrag diß Orts befunden / daß ihnen Schlang und Bürckenfeld entgegen ziehen / und sie sich gesampter Hand durch und in Neuburg schlagen müssen : darauff man sie plötzlich eingeschlossen / und ihnen weder Tag noch Nacht Ruhe gelassen / biß sie sich zu rantzioniren versprochen / sonst haben sie vermeynet biß auff den Tod sich zu wehren / und nicht nachzulassen / unangesehen ihre letzte Wehr nur mit Steinen gewesen.

In specie, so viel uns möglich / hiervon zu melden / seyn die Käiserl. und Bäyerischen so starck fortgerucket / daß sie den 9. 19. Martii nicht nur allein mit den Schlangischen deß Tags gefochten / sondern auch sie in Wald-Neuburg noch selbigen Tags eingesperret / und umzingelt / die Nacht noch das Geschütz darvor gebracht / und den 10. 20. diß den Ort beschossen / der Schlang aber die Bresse deß Nachts etwas wieder verbauet / das den Tag über beschehene Stürmen abgeschlagen / dardurch die Käiserl. und Bäyrischen von 5. à 600. erleget und beschädiget / unter denen ein Obrister-Lieutenant und etliche andere Officirer geblieben / und der Obriste Herr von Bemmelberg gefährlich verwundet worden / daran er nachmals gestorben : und haben sich die in Neuburg den 11. 21. dieses mit Steinen noch etwas gewehret / doch selbigen Tags mit Vorbehalt der Rantzion auff Discretion ergeben.

Haben demnach diese ergebene alsbalden herauß lieffern müssen / 1500 gerüster Pferd / nach welchen sich die Personen gefangen gestellet / nehmlich vier Obriste : als

Schlang / Schwedischer Leibguardien Commendant.

Jobst Rudolf von Bürckenfeld / sampt seiner Frauen und Kindern.

Wilhelm Heukhing.

Janißlaus Kinßky.

4. Obriste Lieutenant.

3. Obr. Wachtmeister.

23. Rittmeister / worunter Marggraff Cal Magn. von Baden Durlach.

3. Capitän Lieutenant.

23. Lieutenant.

26. Cornet.

3. Regiments Quartiermeister oder Corporalen.

16. Compagnien Quartiermeister.

2. Capitäin zu Fuß.

2. Lieutenant zu Fuß.

26. Standarten.

200. Soldaten zu Fuß.

1800. Montirte Reuter.

400. Dienst und andere Pferd.

500. Roß-Jungen und Knecht / etc.

Welche alle noch selbigen Tag auff Regenspurg fortgeschicket / und über die Steinerne Brücken eingebracht / die vornehmste Officirer / in die Landshüter Herberg / zum Pfauen / und schwarzen Adler eingewissen / die andere zurück herüber nach dem Hoff[44] und Weichs[45] / ins Bäyrische kleine Schlößlein einquartiret / alle Wehrloß gemachet / und fürters daselbsten verwachet worden seyn / von welchen die jenigen / so vor diesem in Käiserl. und Bäyr. Diensten gewesen / sich zu denselben zeitlich wiederum eingestellet / und die vornehmste Officirer / daß sie Wehrloß mit ihrer Wacht in die Kirchen / und / anderswohin nach ihrem Belieben gehen mögen zur Gnad empfangen.

So viel nun auß unterschiedlichen guten Berichten. Es ist uns aber auch über alles dieses eine Delineation deß Orts / sampt etwas mehrern Particularitäten von der Eroberung / durch Beförderung deß Käiserl. Ingeniero Herrn Carolo Cappi, zuhanden kommen / so von obigem nicht sehr discrepirt / darum wir beydes das darüber gefertigte Kupfferstück / und was er zugleich davon berichtet / sampt der darinnen gesetzten Ziffern bedeutung / anhero beyfügen lassen / also lautend:

Als die Käiserliche und Bäyerische armada den 6. 16. Martii von Föringen[46] auffgebrochen / den 7. 17. desselben / über die Nab bey Riglingen / vermittelst einer in sechs Stunden gemachter Schiff-Brücken gegangen / haben noch selbigen Abend Herr Feld-Marschall Piccolomini / und der Bäyrische General Feld-Zeugmeister Herr Franciscus Mercy, mit sechs hundert Pferden / und zwölff hundert commandirten Mußquetirern den Vorzug genommen / und Ihrer Hochfürstl. Durchl. mit übriger Armada den Nachzug gelassen. Den dritten Tag hernach / als den 8. 18. Martii / hat die Avantgarde besagter Trouppen / geführet der General-Wachtmeister Herr Caspar Mercy / den Obristen Schlangen mit dreyen Regimentern zu Roß nahend bey Neuburg an der Schwarzach[47] angetroffen / welcher / als er die Käiserl. Trouppen gesehen / sich in diese Stadt begeben / in deren er von den Käiserlichen umringet worden. Als Ihre Hochfürstl. Durchl. dessen erinnert / und dieselbige mit dem Nachzug / und folgender Armada schon zu Neukirchen[48] ankommen waren / und deren Herr Feld-Marschalck Piccolomini diß Orts erwartet / seynd sie mit mit der Infanteria und Canonen / den 9. 19. Abends für die Stadt geruckt / daselbsten ihre Hochfürstl. Durchl. dem Conte de Suys, General Feld-Zeug-meister Ordnung gegeben / die Artigleria zu plantiren / auff dem Posto mit A. bezeichnet / von dannen man den 10. 20. diß angefangen / die Mauer / an dem Ort / da sie schon vor diesem angegriffen / und mit Holz widerum verwahret war / zu beschiessen. Als man nun innerhalb vier Stunden ein ziemliches daran nieder-geworffen / und doch die in der Stadt mit Erden / und allerlei anderer Matery daran wiederum erbauet gehabt / sind etliche Soldaten commandiret worden / die Bresse zu recognosciren / und sich daran / wo möglich zu logiren. Inzwischen aber wurde ein Hauß mit B. bezeichnet / angesteckt / welches die Käiserliche Soldaten beschädigte / es gieng auch folgende Nacht in der Bresse mit C. bezeichnet / ein Feuer auff / so in einem Keller oder Gewölb unter der Bresse sich gezogen / die Bresse aber mit Holz bedecket / und die Mauer darvon eingefallen war / deßwegen man die Canonen an andere Ort gestellet / mit D. bezeichnet / und angehenden Morgens den 11. 21. Martii den Thurn mit E. gezeichnet angegriffen / durch welchen die Käiser-liche Soldaten in die Stadt kommen / und auff die Schwedische getroffen / welche als sie alle Bereitschafft zum Sturm gesehen / sich auff Ertzhertzogliche Clementz ergeben / und seyn denselben Tag noch außgezogen der Obriste Schlang / Bürckenfeld / Hekhin / Kintzky / und Herr Marggraff von Durlach / mit 2000. Pferden / 250. Fußknechten / 26. Reuter-Fahnen / unter denen General Banners Leib-Fahnen gewesen / dabeynebens auch drey Carrozzen mit Frauenzimmer und gefangener Officirer Weiber / die alle der Käiserl. Majest. nach Regenspurg zugeführet worden.

Infanteria.

1. Regiment di Caretto

2. Reg. Suys

3. Reg. Savelli.

4. Reg. Happach und Günther.

5. Reg. Haßlang.

6. Reg. Mercy.

7. Reg. Honolstein.

Cavalleria

8. Regiment Gayling.

9. Reg. di Vera.

10. Reg. Rodoan.

11. Reg. Gonzaga.

12. Reg. Nicolas.

13. Reg. Spiegel.

14. Reg. Ester.

15. Reg. Briganza.

16. Das alte Regiment Piccolomini.

17. Ihrer Hochfürstl. Durchl. Guardia.

18. 700. Cavalli so von dem Obristen Kolben und Sporcken commandirt worden.

19. Die Käiserlichen Mußquetirer“.[49]

Im Theatrum Europaeum heißt es weiter: „Den 13. 23. Martii hat man mit den Gefangenen / die 6. Compagnien Kürassirer begleitet / diesen Einzug zu Regenspurg gehalten / daß in jeden Glied 4. Kürassirer geritten / und zwischen jedem Glied 2. Standarten geführet worden / also mit solchen der Glieder 13. gewesen / so die 26. Standarden eingebracht / auff welche die Principal-Gefangenen / als Obrist Schlang / neben ihm zur Rechten / Marggraff Carl Magnus, alsdann die 3. Obr. Kintzky / Hinkhing und Bürckenfeld gefolgt / auff welche 20. andere Officirer zu Fuß gangen : nach denen die andere kommen : und seyn in das Schlößlein Weix ihrer bey 203. Personen einlogiret worden / unter welchen 14. Rittmeister / 16. Lieut. und 18. Cornet / die sich unterhalten lassen / gewesen. Man hat aber die gefangene 4. Obristen sampt herrn Marggraffen / der nur in Qualität eines Rittmeisters gefangen worden / länger nicht als biß auff den letzten Martii styl. vet. in Regenspurg behalten / sondern sie selbigen Tags fort zu Schiff nach Wien geführet / von denen man nachmals / daß Obr. Schlang und die andern 3. auff Paroles frey herum gehen / außgewechselt zu werden / und daß ihnen von Käiserl. Maj 1000 fl. sampt einer Gutschen mit 6. Pferden verehret / Herr Marggraf aber nach der Neustadt[50] geführet worden sey / geschrieben. Doch haben S. F. Gn. keine Wacht vorm Zimmer gehabt / in der Burg auch frey herum gehen / und im Garten schiessen dörffen“.[51]

Karl Magnus weilte im Januar 1647 in Dinkelsbühl[52] und bat um Erteilung eines Passes.[53]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[2] Vgl. Badura; Kočí, Der große Kampf, Nr. 1176.
[3] Celle; HHSD II, S. 94ff.
[4] Mauritii Filius.
[5] SCHLOTTER, Acta, S. 327.
[6] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[7] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.
[8] Dörflas, heute Stadtteil der Großen Kreisstadt Marktredwitz.
[9] Waldershof [LK Tirschenreuth].
[10] Kulmain [LK Tirschenreuth].
[11] BRAUN, Marktredwitz, S. 132f.
[12] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[13] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.
[14] Badura; Kočí, Der große Kampf, Nr. 1176.
[15] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[16] Burglengenfeld [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 117f.
[17] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.
[18] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.
[19] Nabburg [LK Nabburg], HHSD VII, S. 491f.
[20] Auerbach i. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.
[21] Vilseck LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.
[22] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.
[23] Neukirchen-Balbini [LK Schwandorf].
[24] Furth i. Wald [LK Cham]; HHSD VII, S. 221f.
[25] Taus [Domažlice]; HHSBöhm, S. 598ff.
[26] Für die kampflose Aufgabe einer Festung erfolgte im Regelfall die Hinrichtung des Kommandanten !.
[27] ENGLUND, Verwüstung, S. 246ff.
[28] Nach den Mitteilungen Franzins an W. E. v. Lobkowitz, Regensburg, 1641 III 22,  habe sich Slange mit dem Markgrafen von Durlach und 2.000 Reitern Leopold Wilhelm ergeben, sei nach Regensburg und dann nach Wien gebracht worden. Slanges Reiterei bilde angeblich den Kern von Banérs Kavallerie und bestehe größtenteils aus Finnen. Badura; Kočí, Der große Kampf, Nr. 1176.
[29] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.
[30] Burglengenfeld [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 117f.
[31] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[32] Regenstauf; unter Neuburg a. d. Donau, HHSD VII, S. 501.
[33] Nabburg [LK Nabburg]; HHSD VII, S. 491f.
[34] Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.
[35] Auerbach [Vogtland]; HHSD VIII, S. 12f.
[36] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 607: „Käiserl. Majest. liesse die Stadt Regenspurg mit 2. Regimentern auff 800. Mann zu Fuß geschätzet / alsbalden stärcker besetzen / und die Herren Stände / wie bey obigem Reichstags-Verlauff befunden / zum verharren vermahnen : auch wurde Volck bey Kelheim zusammen geführet / dergleichen auch bey Ingolstatt. Herr General Piccolomini / und der von Geleen reyseten unterschiedlich hin und wieder / und gaben Ordre : auch waren sie und andere / zu forderst deß Herrn Ertz-Hertzogen Hochfürstl. Dl. bey Käiserl. Maj. zu Regenspurg / und wurde Kriegs-Rath gehalten : unter anderm 3. Brücken / eine bey Kelheim / über die alte Mühle / die andere bey Sintzing über die Laber / und die dritte bey Rigling und Ort über die Nab geschlagen / das zusammenziehende Volck in Eyl gegen dem Regen über zu bringen : es wurden auch etlich tausend auß Oesterreich herauff zu kommen erfordert / und nichts was zur Defension / und Resistentz nöthig war / unterlassen“.
[37] Kelheim [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 349ff.
[38] Pförring [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 582f.
[39] Neustadt a. d. Donau [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 513.
[40] Stadtamhoff [Stadt Regensburg]; HHSD VII, S. 708f.
[41] Weichs [LK Dachau]; HHSD VII, S. 793f.
[42] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.
[43] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.
[44] Stadtamhoff [Stadt Regensburg]; HHSD VII, S. 708f.
[45] Weichs [LK Dachau]; HHSD VII, S. 793f.
[46] Pförring [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 582f.
[47] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.
[48] Neukirchen-Balbini [LK Tirschenreuth].
[49] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 607ff.
[50] Wiener Neustadt; HHSÖ I, S. 614ff.
[51] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 612.
[52] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.
[53] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 164; vgl. ferner KELLER; CATALANO, Tagebücher.
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